Interview Karfreitag 2016 / HNA Wolfhager Allgemeinde 24.III.2016 1. Herr Prus, der Karfreitag zählt zu den höchsten Feiertagen aller christlichen Konfessionen. Mit welchen Gedanken begehen Sie diesen Tag? Der Karfreitag ist der Tag des Gedenkens an die Kreuzigung Jesu. Es ist ein Tag der Trauer, aber auch ein Tag der Hoffnung. Seinen Namen hat er vom althochdeutschen "kara", und das bedeutet Trauer oder Klage. Nach ältester Überlieferung wird in der kath. Kirche keine Eucharistie gefeiert. Stattdessen findet zur Todesstunde Jesu ein längerer Wortgottesdienst statt. Den Höhepunkt bilden die Verkündigung der Leidensgeschichte Jesu sowie die besondere Verehrung des Kreuzes durch alle Gläubigen mit einer Kniebeuge oder einem anderen Zeichen. An diesen Tag kommen mir in den Sinn die Worte des Apostel Johannes: „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat“ (J 3,16). 2. Jesus ist am Karfreitag am Kreuz gestorben. Welche Bedeutung hat dieses Ereignis für Christen? Der Tod Jesu am Kreuz ist ein historisches Ereignis und hat für den christlichen Glauben eine entscheidende Bedeutung. Der christliche Glaube sagt: Hier am Kreuz wurde die Menschheit erlöst. Gott, der Mensch geworden ist, der als Jesus von Nazaret in dieser Welt lebte, hat alle Schuld aller Menschen aller Zeiten ans Kreuz getragen. Er ist in den Tod gegangen, um den Tod zu besiegen. Der Apostel Paulus sagt über Jesus: Alles ist durch ihn und auf ihn hin geschaffen (Kol 1,16). Vom Urbeginn an, wartet die Schöpfung auf dieses Ereignis. Galaxien entstanden und entstehen und vergehen, Sterne entstanden und entstehen und vergehen. Alles ist dem Gesetz der Vergänglichkeit unterworfen, der Mensch ist dem Tod unterworfen, bis zu dem Tag, an dem der in den Tod geht, durch den und auf den hin alles geschaffen wurde. Karfreitag bedeutet: Der Tod ist nicht mehr tödlich. 3. Warum ist die Betonung des Leidens und Sterbens Christi so wichtig? Für uns Christen sind Leid und Tod die Folgen der Erbsünde. Die Bibel berichtet, dass durch die Sünde von Adam und Eva das Paradies verloren ging. Seitdem sündigen alle Menschen. Das bringt oft mit sich Leid und Tod. Jesus hat zu seinen Lebzeiten viele Menschen von Leid, Krankheit und Tod befreit. Seine Wunder an Kranken und Aussätzigen, an Menschen mit Behinderungen und an Toten waren vor allem Hinweise darauf, dass er kam, um allem Leid ein Ende zu setzen und dem Tod endgültig die Macht zu nehmen. Er hat unsere Sünden auf sich genommen und unsere Schuld gesühnt. Er ist für uns gestorben und hat damit den Tod besiegt. Jeder Mensch kann nun mit ihm leiden und sterben, um dann mit ihm ins neue Leben einzugehen, wo es kein Leid, keine Tränen und keinen Tod mehr gibt (Vgl. Offb 21,4). In diesem Glauben werden wir dankbar, preisen den Tod Jesu Christi, bekennen, dass er lebt, und hoffen auf sein Kommen in Herrlichkeit. 4. Wenn mit dem Tod Jesu die Sünden der Menschen aufgehoben werden, gibt dieser an sich schwermütige Tag nicht auch Anlass zu Freude? Ich würde sagen: Es wurde die Trennung zwischen Gott und den Menschen, die durch die Erbsünde entstand, aufgehoben. So haben alle Menschen die Möglichkeit mit Gott zusammen zu leben und an seinem Leben teilzunehmen. In der Karfreitagsliturgie Liturgie singen wir:„Dein Kreuz, o Herr, verehren wir, deine Auferstehung preisen und rühmen wir. Denn siehe, durch das Holz des Kreuzes kam Freude in alle Welt.“ Wir können diesen Hymnus verstehen, wenn wir an eine tödliche Krankheit denken, die unerwartet überwunden wurde. Man sagt dann: ein Glück, dass alles so gut verlaufen ist. Ähnlich denken die Christen, wenn sie das Geheimnis des Karfreitags überdenken. Sie sind glücklich, denn durch das Holz des Kreuzes kam Freude in alle Welt. 5. Wie sollten Gläubige den Karfreitag verbringen? Der Karfreitag erinnert an die Kreuzigung Christi. In der evangelischen Kirche gilt er als einer der höchsten Feiertage. Für Katholiken ist er einer der beiden Fast- und Abstinenztage neben dem Aschermittwoch. In der Regel um 15 Uhr, zur überlieferten Todesstunde Jesu, erinnert ein Wortgottesdienst mit Kommunionfeier an das Leiden und Sterben Christi. Mancherorts findet im Anschluss eine sogenannte Feier der Grablegung statt. Das „Heilige Grab“ mit dem niedergelegten Kreuz ist bis zum Karsamstag für die Gläubigen zum Gebet zugänglich. Ob Christen sich nun entscheiden, Karfreitag zu „feiern“ oder nicht: Die Ereignisse am Tag der Kreuzigung sollten uns immer im Gedächtnis sein, denn der Tod Christi am Kreuz ist von größter Bedeutung für den Glauben eines Christen. 6. Das Fest der Auferstehung wird am Ostersonntag gefeiert. Wie sollten die Menschen diesen Tag erleben? Wer als Christ "richtig" Ostern feiern will, der geht natürlich in die Kirche, und zwar – um den vollen Sinn des Festes mitzuerleben – ganze drei Mal: Am Gründonnerstag, am Karfreitag und in der Nacht zum Ostersonntag. Denn alle drei Tage (sog. Triduum Sacrum), gehören zusammen. Dahinter steht die Überzeugung, dass Leiden, Tod und Auferstehung Christi in ihrer Bedeutung nicht voneinander zu trennen sind. Die Feier der Auferstehung des Herrn wird am späten Abend oder am frühen Morgen gefeiert also in der Osternacht. Denn nach den biblischen Berichten ist Jesus in der Nacht auferstanden. Die Frauen fanden am frühen Morgen das leere Grab vor (Vgl. Joh 20). Wird der Gottesdienst am Abend gefeiert, kann die Auferstehung durch Kerzenlicht symbolisiert werden. Feiert man in den Morgen hinein, wird es von selbst hell. Die aufgehende Sonne am ersten Tag der Woche steht als Symbol für die Auferstehung Christi. Übrigens, jeden Sonntag erinnern sich die Christen und feiern die Auferstehung des Herrn. Zu Ostern aber auch sonst sind alle herzlich eingeladen mitzufeiern. In diesem Sinne: Gesegnetes Osterfest.
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