mfe-Tarifkommission: zuversichtlich, aber kritisch

OFFIZIELLE MIT TEILUNGEN
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Zum Stand der Tarifrevision
mfe-Tarifkommission:
zuversichtlich, aber kritisch
Heidi Zinggeler Fuhrer, Rolf Temperli
Wie sich der Tarifvorschlag auswirken wird, lässt sich noch nicht abschätzen, weil
die Einarbeitung der Rückmeldungen läuft und entscheidende Puzzleteile fehlen.
Konkrete Berechnungen folgen aber schon sehr bald – und dann können wir uns
ein Urteil bilden.
Am 29. März 2016 soll der neue Tarif publiziert werden
Der neue Tarif wird nicht alle Forderungen erfüllen
– mit allen Taxpunkten, Sparten und qualitativen
können, weil sich diese teilweise diametral widerspre-
Abgrenzungen. Vor der Delegiertenversammlung der
chen. So besteht zum Beispiel kein Konsens darüber,
FMH am 20. April wird also nur sehr wenig Zeit blei-
ob und allenfalls aus welchen Gründen einzelne Fach-
ben, um die Auswirkungen des neuen Tarifs abzu-
ärzte lediglich auf Grund ihres Titels mehr verdienen
schätzen und eine Empfehlung zur Zustimmung oder
sollten als andere.
Ablehnung zu formulieren. Bekanntlich werden der
Mit dem Individuellen Ärztlichen Faktor IAF soll –
Zentralvorstand, die Delegiertenversammlung und die
ausserhalb des Tarifs und erst nach der Revision – ver-
Ärztekammer FMH über den Tarif entscheiden, bevor
sucht werden, modulierende Faktoren zu finden, mit
es allenfalls im Juni zu einer Urabstimmung kommen
denen Qualität belohnt werden kann. mfe ist an diesen
wird.
Arbeiten, die noch ganz am Anfang stehen, beteiligt.
Noch arbeiten die Tarifkommissionen und die Fachteams auf Hochtouren an den Details. So führen die
von vielen gewünschten qualitativen Abgrenzungen –
sie schaffen definitiv weit mehr Probleme, als sie lösen
Redaktionelle
Verantwortung:
Sandra Hügli, mfe
Neuer Tarif muss in Zukunft angepasst
werden können
können – zu enormen Diskussionen wie zum Beispiel
Wir werden den Tarif Anfang April evaluieren und
der, ob ein Haus- oder Kinderarzt einen Prick-Test ab-
dann Stellung beziehen müssen, auch wenn noch viele
rechnen darf. Ende März, wenn der komplettierte
Fragen offen bleiben, wie zum Beispiel die Haltung der
Tarifbrowser steht, sollte es der Tarifkommission und
Krankenkassen, des BAG, des Preisüberwachers und
allen FMH-Mitgliedern dann möglich sein, mit einem
des Bundesrates.
von der FMH zur Verfügung gestellten Umrechnungs-
Der neue Tarif muss künftig zwingend – und im Gegen-
Tool erste Vergleiche zwischen dem Revisionsvor-
satz zum jetzt seit elf Jahren geltenden Tarmed – regel-
schlag und dem aktuell geltenden Tarif vorzunehmen.
mässig überprüft, allenfalls korrigiert und den wirt-
Völlig unklar sind nach wie vor die möglichen Aus-
schaftlichen Veränderungen angepasst werden.
wirkungen der vom Bundesamt für Gesundheit (BAG)
mfe besteht auf einen fairen Tarif, der allen Fachärzten
verlangten, aber von der Ärzteschaft als unsachgerecht
– unabhängig von der gewählten Fachrichtung – ein
erachteten Kostenneutralität. Die Mengenzunahme an
ähnliches Einkommen ermöglichen soll. Nur so kann
Taxpunkten wird nach Lesart des BAG zu linearen
der Auftrag der Politik an die Revisionspartner nach
Kürzungen führen und somit diejenigen am meisten
einer Besserstellung der Haus- und Kinderärzte erfüllt
treffen, welche ihr Taxpunktvolumen nicht gesteigert
werden.
haben.
PRIMARY AND HOSPITAL CARE – ALLGEMEINE INNERE MEDIZIN
2016;16(6):104