Notes - Soulfire Köln

Soulfire Köln: Wer wir sind und was wir sein wollen
Teil 4: Bibel, Geist und Tradition
Lesung:
„Aber jetzt gehe ich zu dem, der mich gesandt hat. Und keiner von euch fragt mich: ›Wohin gehst
du?‹ Denn ihr seid erfüllt von tiefer Traurigkeit über das, was ich euch sage. Doch glaubt mir: Es ist
gut für euch, dass ich weggehe. Denn wenn ich nicht von euch wegginge, käme der Helfer nicht zu
euch; wenn ich aber gehe, werde ich ihn zu euch senden. Und wenn er kommt, wird er der Welt
zeigen, dass sie im Unrecht ist; er wird den Menschen die Augen öffnen für die Sünde, für die
Gerechtigkeit und für das Gericht. Er wird ihnen zeigen, worin ihre Sünde besteht: darin, dass sie
nicht an mich glauben. Er wird ihnen zeigen, worin sich ´Gottes` Gerechtigkeit erweist: darin, dass
ich zum Vater gehe, wenn ´ich euch verlasse und` ihr mich nicht mehr seht. Und was das Gericht
betrifft, wird er ihnen zeigen, dass der Herrscher dieser Welt verurteilt ist. Ich hätte euch noch viel
zu sagen, aber ihr wärt jetzt überfordert. Doch wenn der ´Helfer` kommt, der Geist der Wahrheit,
wird er euch zum vollen Verständnis der Wahrheit führen. Denn was er sagen wird, wird er nicht
aus sich selbst heraus sagen; er wird das sagen, was er hört. Und er wird euch die zukünftigen
Dinge verkünden. Er wird meine Herrlichkeit offenbaren; denn was er euch verkünden wird,
empfängt er von mir. Alles, was der Vater hat, gehört auch mir. Aus diesem Grund sage ich: Was er
euch verkünden wird, empfängt er von mir.« (Johannes 16,5-15)
Wenn du auf unsere Webseite soulfirekoeln.de gehst, findest du im Menü den Punkt
„Dienstphilosophie“, mit den Unterpunkten „Grundwerte“, „Struktur“ und „Vision“.
Zur Zeit gehen wir durch diese „Dienstphilosophie“, um uns neu damit zu befassen, wer wir als
Gemeinde sind bzw. wer wir sein wollen. Im vierten Teil heute geht es um den letzten Part der
„Grundwerte“: um die Rolle von Bibel, Geist und Tradition.
Wenn man näher hinschaut, sieht man, dass diese drei Punkte total miteinander verknüpft sind:
Die Bibel ist das Herzstück christlicher Tradition, sie ist vom Heiligen Geist inspiriert, bestätigt und
bewahrt. Um sie zu verstehen, braucht man den Heiligen Geist. Und der Heilige Geist wirkt seit fast
2000 Jahren in der Gemeinde – in den verschiedensten Epochen. Auf ihn zu hören bedeutet
deswegen zuerst einmal zuzuhören, was er schon gesagt und bewirkt hat. Lebendige Tradition ist
aufgebaut auf der Bibel und bestätigt vom Heiligen Geist.
Der christliche Glaube ist ein Offenbarungsglaube, das Christentum ist eine Offenbarungsreligion:
Es gibt einen Gott, und weil er so unendlich schön, perfekt und transzendent ist, könnten wir ihn
nicht kennen, wenn er sich nicht offenbaren würde. Aber er hat sich geoffenbart.
Die Offenbarung durch Schöpfung: Durch jedes Kunstwerk oder Handwerk teilen wir uns
mit. Gott kommuniziert sich selbst durch die Schöpfung.
„Der Himmel verkündet die Herrlichkeit Gottes und das Firmament bezeugt seine
wunderbaren Werke. Ein Tag erzählt es dem anderen, und eine Nacht teilt es der anderen
mit. Ohne Sprache und ohne Worte, lautlos ist ihre Stimme, doch ihre Botschaft breitet sich
aus über die ganze Erde und ihre Worte über die ganze Welt.“ (Psalm 19,2-5)
„...weil das von Gott Erkennbare unter ihnen offenbar ist, da Gott es ihnen offenbar
gemacht hat; denn sein unsichtbares Wesen, nämlich seine ewige Kraft und Gottheit, wird
seit Erschaffung der Welt an den Werken durch Nachdenken wahrgenommen“ (Römer
1,19b-20b)
Gott teilt sich mit – die Schöpfung hat was zu sagen. Sie ist nicht nur Ästhetik – wunderschön, aber
ohne Botschaft. Sie redet Tag und Nacht. Oder besser: In ihr redet Gott Tag und Nacht. Seine
Schönheit und Macht, sein unsichtbares Wesen, seine ewige Kraft und Gottheit – das ist das
Göttliche, das uns durch die Schöpfung entgegenweht. Der Philosoph Francis Bacon schrieb
deswegen von den „zwei Büchern Gottes, der Schrift und der Schöpfung“.
Dann wurde Gottes Reden allerdings noch konkreter. Er sprach direkt zu einzelnen Menschen, um
dann durch sie zu weiteren Menschen zu reden. Manchmal hatten diese Propheten eine Botschaft,
manchmal wurden sie selbst zur lebendigen Botschaft Gottes – von dem, was Gott seinem Volk,
aber auch anderen Völkern zu sagen hatte.
„Viele Male und auf verschiedenste Weise sprach Gott in der Vergangenheit durch die
Propheten zu unseren Vorfahren.“ heißt es deswegen im Hebräerbrief. „Jetzt aber, am Ende
der Zeit, hat er durch ´seinen eigenen` Sohn zu uns gesprochen. Der Sohn ist der von Gott
bestimmte Erbe aller Dinge. Durch ihn hat Gott die ganze Welt erschaffen. Er ist das
vollkommene Abbild von Gottes Herrlichkeit, der unverfälschte Ausdruck seines Wesens.
Durch die Kraft seines Wortes trägt er das ganze Universum.“ (1-13)
Jesus Christus ist das menschgewordene Wort Gottes. Er ist alles, was Gott uns zu sagen hat. Denn
er ist selber Gott, der Sohn. Das ist weder vom Inhalt noch in der Form steigerungsfähig. Gott teilt
sich selber mit. Jesus ist die Botschaft, das Evangelium.
Aber ist Jesus falsch verstanden, falsch interpretiert worden? Natürlich. Sowohl von seinen
Zeitgenossen als auch von den ersten Irrlehrern der frühen Kirche. Menschen, die für sich in
Anspruch nahmen, mit göttlicher Hilfe die Wahrheit zu sagen.
Bis heute geht es eigentlich nur um die Frage, wer Jesus richtig verstanden hat. Wie das „Ereignis
Jesus“ zu interpretieren ist. Welches Zeugnis über ihn ist zuverlässig und vertrauenswürdig? Jeder,
der zum Beispiel sagt: 'Für mich ist Jesus ein großartiger Lehrer mit einer tollen Botschaft – die
aber nicht einzigartig ist, weil am Ende alle Religionen das gleiche predigen.' lehnt damit (vielleicht
ohne es zu wissen) die Bibel und die Kirche als zuverlässige Zeugen der Wahrheit über Jesus ab.
C. S. Lewis schrieb: "Ich möchte jeden davor bewahren, sich jener weitverbreiteten,
äusserst beschränkten Aussage über ihn anzuschliessen: ›Ich kann Jesus als grossen ethischmoralischen Lehrer akzeptieren, aber nicht seine Ansprüche auf Gottheit.‹ Diese
Behauptung ist unhaltbar. Wer als gewöhnlicher Sterblicher solche Dinge sagt, wie Jesus es
getan hat, der kann gar kein grosser ethischer Lehrer sein. Er wäre entweder ein
Wahnsinniger - wie einer, der behauptet, er sei ein Huhn - oder er wäre der Teufel
persönlich. Vor dieser Wahl stehen wir. Entweder war und ist dieser Mann Gottes Sohn oder er war ein Verrückter oder Schlimmeres."
(...) "Man kann ihn als Verrückten einsperren, ihn anspeien und als Teufel umbringen oder
aber zu seinen Füssen niederfallen und ihn Herr und Gott nennen. Doch den groben
Unsinn, ihn als grossen humanistischen Lehrer hinzustellen, sollten wir bleibenlassen. Diese
Möglichkeit hat er selbst uns nicht gelassen. Es lag auch nicht in seiner Absicht."
Die Apostel waren zuerst einmal Augenzeugen von Jesu Leben und Auferstehung. Aber auch der
Wahrheitsgehalt ihrer Zeugenaussagen basiert auf der Tatsache der Inspiration. Denn was ich
eingangs gesagt habe, bleibt bestehen: Nur Gott kann sich selbst erklären und mitteilen. Paulus
würde einige Jahre nach der Auferstehung schreiben:
„sondern wie geschrieben steht: "Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und in
keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben." Uns
aber hat Gott es offenbart durch den Geist, denn der Geist erforscht alles, auch die Tiefen
Gottes. Denn wer von den Menschen weiß, was im Menschen ist, als nur der Geist des
Menschen, der in ihm ist? So hat auch niemand erkannt, was in Gott ist, als nur der Geist
Gottes. Wir aber haben nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist, der aus
Gott ist, damit wir die Dinge kennen, die uns von Gott geschenkt sind.“ (1. Korinther 2,9-13)
Das sind also die Schichten von Gottes Reden, seiner Selbstoffenbarung:
Schöpfung
Propheten
Jesus Christus
Apostel
Kirche
Schrift
Tradition
gläubige Einzelperson
nichtgläubige Einzelperson
Die Heilige Schrift der Juden und Christen berichtet vom Reden Gottes in Schöpfung, Propheten
und Christus. Es sind Texte über das Reden und Wirken Gottes in der Geschichte. Die Bibel beginnt
mit der Schöpfung, erzählt dann vom Zeitalter der Propheten, der Geschichte Israels. Dann erzählt
sie die Geschichte von Christus, durch die Evangelien. Und schließlich die ersten Schriften der
Gemeinde. Ausgewählt wurden diese Schriften von der Gemeinschaft der Gläubigen.
Deswegen hat auch die Gemeinschaft der Gläubigen, die Kirche/Gemeinde die Deutungshoheit.
Denn wer Jesus als Person ablehnt, wird logischerweise auch bei seiner Interpretation der Texte an
einem ganz anderen Punkt rauskommen.
Die Bibel ist in ihrem Zeugnis von Gott und Christus zuverlässig und im Bezug auf ihre Absicht
fehlerlos. Sie ist der Kanon, die Richtschnur, an dem sich die Kirche immer wieder neu ausrichten
muss. Denn durch diese Schnur bleiben wir mit den Aposteln und durch die Apostel mit Christus
selbst verbunden.
Wenn du die Bibel liest – und dich damit befasst, wie Christen sie verstehen – begibst du dich in die
Gemeinschaft der Gläubigen und hörst damit auf das, was Gottes Geist zu sagen hat.
Die Bibel zeigt auch, dass Gott der Heilige Geist von Anfang an in der Gemeinschaft wirkte und
redete – auf eine sehr persönliche Art und Weise. Dabei geht es meistens nicht um absolute
Wahrheiten an sich, sondern darum, was Gott konkret im Leben des Einzelnen und der Gemeinde
tut. Der Heilige Geist ist das Leben der Gemeinde. Er macht eine Gruppe von Menschen zu einem
lebendigen Organismus. Durch ihn stärkt eine Gemeinde sich selbst.
Wir sollten erwarten, dass Gott zu uns redet, uns unterstützt und hilft – durch die
Gemeinde. Wenn wir praktisch mit anpacken, beten, reden, werden wir Werkzeuge Gottes,
durch die er seine Gemeinde baut! Durch ihn wird ein Gottesdienst oder ein Treffen oder
eine Situation zu einer Begegnung mit Jesus.
Wenn wir das glauben, wird sich vieles dadurch verändern! Wenn du glaubst, dass Gott
durch dich wirkt, kommst du mit einer anderen Einstellung zu den Gottesdiensten. Dein
Verhältnis zur Gemeinde ändert sich. Wenn du glaubst, dass Gott dir etwas zu sagen hat
und dir dienen möchte, kommst du ebenfalls mit einer anderen Einstellung zu den
Gottesdiensten. Das Maß unseres Glaubens an den Heiligen Geist, unserer Erwartung,
bestimmt darüber, wie intensiv wir sein Wirken tatsächlich erleben. Ob wir es wirklich
sehen und checken. „Es geschehe dir nach deinem Glauben“, wie Jesus sagte.
Um unseren Hunger nach Gott zu stillen, begeben sich Christen also zuerst an die Bibel und in die
Gemeinschaft von Christen. Natürlich bleiben sie offen für Gottes Reden in der Schöpfung und
überall. Aber der Anker der christlichen Spiritualität ist in der Bibel und der Gemeinde.
Gerade weil es sich oft nicht an etwas Sichtbarem festmacht, geht es hier um echten
Glauben und echtes Hoffen. Ein altes Buch. Eine Gruppe von ganz normalen Leuten. Sind
wir bereit, neu daran zu glauben, dass Gott hier wirkt?