Unternehmensbesuch Inklusion Fendt-Caravan GmbH

Unternehmensbesuch Inklusion
Fendt-Caravan GmbH
Dienstag, 22.03.2016 um 10:00 Uhr
Fendt-Caravan GmbH, Konferenzraum
Gewerbepark Ost 26, 86690 Mertingen
Statement
Bertram Brossardt
Hauptgeschäftsführer
vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V.
Es gilt das gesprochene Wort.
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Sehr geehrte Damen und Herren,
herzlichen Dank für die freundliche Begrüßung.
Ich freue mich, mit Herrn Dr. Schwab vom
Bayerischen Wirtschaftsministerium heute hier in
Mertingen bei der Fendt-Caravan GmbH zu sein.
Mit unserem Besuch möchten wir auf ein Thema
aufmerksam machen, das auch für die bayerische
Wirtschaft von großer Bedeutung ist:
Die Inklusion von Menschen mit Behinderung.
Bedeutung von Inklusion für die Wirtschaft
Ich spreche bewusst nicht von Integration,
sondern von Inklusion – die über die bloße
Integration weit hinausgeht.
Inklusion bedeutet die vollwertige Teilhabe am
gesellschaftlichen und beruflichen Leben.
Sie ist eine wichtige sozialpolitische Aufgabe.
Hinzu kommt – bitte erlauben Sie mir diese
ökonomische Betrachtungsweise:
In unserer alternden Gesellschaft ist die Inklusion
von Menschen mit Behinderung auch aus
wirtschaftlicher Perspektive immer wichtiger.
Unternehmensbesuch Inklusion Fendt-Caravan, Datum 22.03.2016
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Alleine in Bayern droht bis 2020 eine
Arbeitskräftelücke von ca. 230.000 Personen.
Um den Bedarf unserer Unternehmen an
Fachkräften zu decken, müssen wir alle
vorhandenen Potenziale ausschöpfen.
Kein Talent darf verloren gehen.
Das schließt selbstverständlich Menschen mit
Behinderung ein.
Viele Menschen mit Behinderung sind gut oder
sehr gut qualifiziert und können einen wichtigen
Beitrag zur Fachkräftesicherung leisten.
Arbeitslose Menschen mit Schwerbehinderung
sind im Schnitt sogar besser qualifiziert als nichtschwerbehinderte Arbeitslose.
Und wenn Beschäftigte ihren Beruf infolge einer
im Laufe des Lebens erworbenen
Schwerbehinderung nicht mehr ausüben können,
verlieren die Unternehmen wertvolle Fachkräfte.
Würdigung Fendt-Caravan GmbH
Den wertvollen Beitrag, den Menschen mit
Behinderung am Arbeitsmarkt leisten, verdeutlicht
die Fendt-Caravan GmbH ganz ausgezeichnet.
Unternehmensbesuch Inklusion Fendt-Caravan, Datum 22.03.2016
Bertram Brossardt, Statement
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Ihr Unternehmen verhält sich beim Thema
Inklusion seit vielen Jahren vorbildlich.
Mit großem Einsatz unterstützen Sie Ihre
Mitarbeiter dabei, Ihre Tätigkeit auch bei einer
Schwerbehinderung weiter auszuüben.
Von Ihrem beispielhaften Engagement für die
Inklusion zeugt die Verleihung des bayerischen
Integrationspreises „JobErfolg“ im Jahr 2009.
Ich bin gespannt, was Ihre Mitarbeiter über ihre
Erfahrungen aus der Praxis berichten werden.
Hohes Engagement der Unternehmen für Inklusion
Fendt-Caravan beweist, dass Menschen mit
Schwerbehinderung heute ein
selbstverständlicher Teil der Belegschaften sind.
Das zeigen auch die Zahlen der Bundesagentur
für Arbeit:
In Deutschland arbeiten über 1,1 Millionen
Menschen mit Schwerbehinderung,
Das ist ein Plus von fast 20 Prozent im Vergleich
zum Jahr 2007!
In Bayern fällt die Steigerung sogar noch
deutlicher aus:
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In Bayern arbeiten heute gut 185.000 Menschen
mit Schwerbehinderung – fast ein Drittel mehr als
noch 2007!
Die Wirtschaft bildet auch immer mehr
Schwerbehinderte aus:
Wir haben heute in Deutschland 20 Prozent mehr
Azubis mit Schwerbehinderung als 2007.
Hinzu kommt, dass die Zahl der
schwerbehinderten Beschäftigten stärker
gestiegen als die Zahl der insgesamt hier
lebenden schwerbehinderten Menschen.
Dies zeigt:
Das Beschäftigungswachstum bei Menschen mit
Schwerbehinderung ist keine Folge der
demografischen Entwicklung, sondern Ergebnis
der Anstrengungen der Unternehmen.
Ziel: mehr Menschen mit Schwerbehinderung in Beschäftigung
Das ist gut für die Schwerbehinderten, gut für die
Wirtschaft – und gut für die Gesellschaft.
Zur Deckung des Fachkräftebedarfs unserer
Unternehmen müssen wir alle vorhandenen
Potenziale ausschöpfen.
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Das heißt: Weg mit noch vorhandenen
Vorurteilen!
Schwerbehindert heißt nicht automatisch
leistungsgemindert.
Im Gegenteil:
Menschen mit Behinderungen sind – wenn sie
richtig eingesetzt und eingebunden werden – voll
leistungsfähige und hochmotivierte Mitarbeiter.
Sie zu beschäftigen und weiter im Beruf zu halten
ist ein Zeichen wirtschaftlicher Vernunft. Das zeigt
auch das Beispiel Fendt-Caravan!
Weitere Schutzvorschriften grenzen eher aus
Fest steht: Wir brauchen mehr Schwerbehinderte
in Arbeit.
Wie können wir die Beschäftigungsquote von
Menschen mit Schwerbehinderung weiter
erhöhen?
Keine Lösung ist es jedenfalls, die bestehenden
Schutzvorschriften weiter zu verschärfen.
Das ist vielleicht gut gemeint, wird aber den
gegenteiligen Effekt haben.
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Durch weitere gesetzliche Sonderregelungen
entstehen den Unternehmen neue
Einstellungshemmnisse.
Zudem bergen schärfere Schutzvorschriften auch
die Gefahr, mögliche Vorurteile gegenüber
Schwerbehinderten zu verstärken.
Das kann nicht im Sinne der Betroffenen sein!
Deshalb gehen auch Bestrebungen, die
Ausgleichsabgabe oder die Beschäftigungsquote
zu erhöhen, in die falsche Richtung.
Sie wären für das freiwillige Engagement unserer
Unternehmen hinderlich.
Menschen mit Schwerbehinderung sind
vollwertige Mitarbeiter und verdienen es auch, als
solche behandelt zu werden.
Wir müssen ihnen Türen in die Beschäftigung
öffnen – und sie nicht verschließen.
Stattdessen: bessere Bewusstseinsbildung und Best Practices
Was wir stattdessen brauchen, ist ein
Bewusstseinswandel, dass wir auf die Arbeitskraft
von Menschen mit Schwerbehinderung nicht
verzichten können.
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Die größten Barrieren sind in den Köpfen!
Auch deshalb sind wir heute hier – wir wollen und
müssen mehr für das Thema Inklusion werben!
Damit Inklusion auch in der Praxis gelingt,
brauchen Unternehmen umfassende
Informationen
 über die Chancen der Beschäftigung von
Menschen mit Schwerbehinderung sowie
 über die rechtlichen Vorgaben und
Fördermöglichkeiten.
Ebenso wichtig für eine bessere Teilhabe am
Arbeitsleben sind professionelle Hilfe sowie
erfolgreiche Best-Practice-Beispiele.
Hier sind vor allem
 die Arbeitsagenturen,
 die Reha-Träger,
 und nicht zuletzt die Integrationsämter und
Integrationsfachdienste
gemeinsam gefordert.
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Beitrag der Wirtschaft
Viele Unternehmen setzen sich aktiv für die
Teilhabe von Menschen mit Behinderung am
Arbeitsleben ein.
Sie engagieren sich bei der beruflichen
Integration und bei der Ausbildung.
Fendt-Caravan ist hier ein leuchtendes Beispiel.
Zudem hat die Wirtschaft verschiedene Initiativen
zur Inklusion gestartet.
Hinzuweisen ist zum Beispiel auf die Initiative
Inklusion gelingt! der Spitzenverbände der
deutschen Wirtschaft oder das Projekt Wirtschaft
inklusiv.
Beide Initiativen zielen darauf ab, Unternehmen
für die Ausbildung und Beschäftigung von
Menschen mit Schwerbehinderung zu gewinnen
und sie dabei zu unterstützen.
Bedeutung der Prävention
Meine Damen und Herren,
lassen Sie mich bitte noch auf einen wichtigen
Punkt hinweisen:
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Neben der Inklusion von Menschen mit
Behinderung ist auch die Prävention wichtig.
In Deutschland leben rund 7,5 Millionen
schwerbehinderte Menschen.
In nur vier Prozent der Fälle ist die Behinderung
angeboren.
Weit häufiger ist eine Schwerbehinderung die
Folge einer im Laufe des Lebens aufgetretenen
Erkrankung oder von Unfällen.
Unternehmen liegt viel an Arbeitnehmern, die bis
ins hohe Alter gesund und leistungsfähig bleiben.
Wie Sie bei Fendt-Caravan zeigen, gewinnt das
betriebliche Gesundheitsmanagement immer
mehr an Bedeutung.
In Bayern unterstützen wir unsere
Mitgliedsunternehmen mit mehreren Projekten
 Erstens haben wir das Projekt gesund(me) ins
Leben gerufen.
In regelmäßigen Veranstaltungen und
Workshops unterstützen wir unsere
Mitgliedsunternehmen aus der Metall- und
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Elektroindustrie bei ihren Maßnahmen zur
Gesundheitsförderung.
 Sehr gut angenommen werden etwa unsere
bayernweiten Workshops zu praktischen
Fragen des Betrieblichen
Eingliederungsmanagements.
 Zweitens. Unser Programm „Psyche und
Arbeitswelt“ schult Verantwortliche im Umgang
mit psychischen Erkrankungen am
Arbeitsplatz.
Oberstes Gebot ist auch hier die Prävention.
Teil des Projekts ist auch ein telefonischer
Beratungsservice.
 Ein drittes Serviceprojekt stellt die
Herausforderungen der Unternehmen durch
alternde Belegschaften in den Mittelpunkt. Es
heißt: „Demografie(me)“.
Wir unterstützen die Unternehmen bei der
Entwicklung einer demografiefesten
Personalpolitik mit Tools,
Weiterbildungsangeboten sowie persönlicher
Beratung und Trainings.
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Schluss
Meine Damen und Herren,
die Inklusion von Menschen mit Behinderung ist
nicht nur eine sozialpolitische Aufgabe, sondern
ist auch aus ökonomischen Gründen sehr wichtig.
Wir müssen dafür auch in Zukunft einen
tatkräftigen Beitrag leisten.
Nun freue ich mich auf einen interessanten
Austausch mit Ihnen.
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