Klima und Stadt 184 / 2-2016 184 / 2

März/April 2016
RaumPlanung
Titelfoto: © http://www.ccvision.de
Fachzeitschrift für räumliche Planung und Forschung
Klima und Stadt
K 5158
Weitere Themen:
Integrale
Wasserwirtschaft
als Motor
Stadtentwicklung.
Ein Jahr nach
der
undGerd
Freiraumentwicklung
demStadtTod von
Albers
im
Emschergebiet
Integrale
Wasserwirtschaft als Motor
der Stadt- und Freiraumentwicklung
im Emschergebiet
184 / 2-2016
Klima und Stadt
Schwerpunkt
6 Oscar Reutter, Stephan Wilforth:
Klima und Stadt
8 Doris Gstach:
Hitzefrei?
16 Josefine Korbel, Detlef Kurth:
Klimaanpassung als Aufgabe
der Stadtentwicklung
24 Matthias Wangelin:
Anforderungen an klimaschutzorientierte Quartierskonzepte
30 Achim Hamann:
Unterschätzte Potenziale
38 Oscar Reutter, Miriam Müller:
Benchmark: Klimaschutz im
Stadtverkehr
46 Jan Benden:
Auffangbecken Straße
52 Manfred Poppe:
Klimaschutz und
Klimafolgenanpassung in Städten
im globalen Süden
4
RaumPlanung 184 / 2-2016
Weitere Themen
60 Mathias Kaiser, Heiko Sieker,
Guido Geretshauser:
Das Kooperationsmodul ZUGABE
Rubriken
3 Editorial
64 Notizen
63 Campus
Wissenschaftswelt
Wissenschaftliches
Kolloquium 2016
69 Rezensionen
70 IfR Intern
73 Kalender
74 Impressum
8
46
52
Hinweis: Aus Gründen der Lesegewohnheit und der sprachlichen Vereinfachung wird bei Personen die männliche
Substantivform verwendet, wenn keine geschlechtsneutrale Formulierung möglich ist. Gemeint sind immer beide Geschlechter.
RaumPlanung 184 / 2-2016 5
Klima und
Stadt
D
ie 195 Staaten der Welt haben sich auf der Klimakonferenz in Paris am 12. Dezember 2015 erstmals
in einem völkerrechtlich verbindlichen Abkommen
zum Klimaschutz geeinigt: Sie wollen darauf hinarbeiten den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur
deutlich unterhalb von 2 °C gegenüber dem vorindustriellen Level zu halten und Anstrengungen zu unternehmen, den Temperaturanstieg auf 1,5 °C oberhalb des
vorindustriellen Niveaus zu begrenzen (Conference of
the Parties 21st session, Paris, 30 November to 12 December 2015, Adoption of the Paris Agreement; http://
unfccc.int/resource/docs/2015/cop21/eng/l09.pdf ).
Dafür ist viel zu tun: ambitioniert und entschlossen – weltweit und in Deutschland.
Das Ziel der Bundesregierung für die deutsche Klimaschutzpolitik ist eine Reduktion der Treibhausgasemissionen von mindestens 40 Prozent bis 2020 und 80 bis 95
Prozent bis 2050 gegenüber 1990 (Nationale Klimapolitik (Stand 09.04.2014);http://www.bmub.bund.de/themen/klima-energie/klimaschutz/nationale-klimapolitik/).
Deutschland soll also in nur noch 34 Jahren nahezu klimaneutral werden – eine große Aufgabe!
Dafür sind alle Akteure gefordert: Politik und Verwaltung,
Wirtschaft und VerbraucherInnen, Zivilgesellschaft und
Einzelne, Medien und Wissenschaft - und zwar auf allen
Ebenen: in Bund, Ländern, Regionen, Städten, Kommunen,
Quartieren und Gebäuden.
Auch für die räumliche Planung sind Klimaschutz und Klimafolgenanpassung wichtige Aufgaben. Die Profession ist
gefragt, ihren Beitrag zur Einhaltung der globalen ZweiGrad-Grenze bis 2050 und darüber hinaus zu leisten, die
städtischen Treibhausgasemissionen drastisch zu verrin-
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gern und die bereits erkennbaren räumlichen Folgen des
Klimawandels zu bewältigen. Diese gesamtgesellschaftliche und generationenübergreifende Aufgabe für eine zukunftsfähige Raumentwicklung wird vielerorts erkannt und
bearbeitet. In etlichen Städten und Regionen werden dazu
Pläne, Programme und Projekte erstellt und umgesetzt.
Die Beiträge in diesem Heft behandeln die Leitfrage nach
den Realisierungsmöglichkeiten: Wie können Klimaschutz
und Klimafolgenanpassung in der Stadt erfolgreich voran
gebracht und wie können Hemmnisse überwunden werden?
Die hier zusammengestellten wissenschaftlichen Beiträge
sind aus Vorträgen entstanden, die auf der Tagung Klima
und Stadt. Große Aufgaben – Gute Beispiele am 12. und 13.
November 2015 in Eschborn bei Frankfurt am Main gehalten wurden. Diese gemeinsame Jahrestagung des Informationskreis für Raumplanung (IfR) e.V. und der Vereinigung
für Stadt-, Regional- und Landesplanung (SRL) e.V. wurde
gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zu-sammenarbeit (GIZ) in den Räumen der GIZ
in Eschborn veranstaltet und von 120 TeilnehmerInnen
aus der Stadt- und Regionalplanung, der Verkehrs-, Landschafts- und Umweltplanung, von Energie- und Klimaschutzbeauftragten sowie von WissenschaftlerInnen und
Studierenden besucht.
Bei den in diesem Heft zusammengestellten Beiträgen stehen folgende Fragen im Mittelpunkt: Wie gelingt lokaler
Klimaschutz wirkungsvoll? Was sind Erfolg versprechende
Wege und gute, vorbildhafte Beispiele? Wie kann kommunaler Klimaschutz richtungssicher und größenordnungssicher gestaltet werden? Was sind Potenziale und Erfolgsfaktoren? Wie können Hemmnisse überwunden werden? Und:
Wie kann mit den bereits vielerorts spürbaren Folgen des
Klimawandels wie Starkregen und Hochwassern, Hitzesommern und Stürmen raumplanerisch umgegangen werden?
Facheditorial
Die ersten beiden Beiträge befassen sich gesamtstädtisch
mit dem Widerspruch zwischen dem Leitbild einer kompakten Stadt und dem Ziel der Erhaltung und Erweiterung von
städtischen Grün- und Freiflächen zur Pufferung der Folgen
des Klimawandels. Doris Gstach diskutiert die Frage einer
klimaoptimalen Stadtstruktur zwischen Dichte und Durchgrünung aus der Perspektive der Grün- und Freiraumplanung
innerhalb der klimaorientierten, integrierten Stadtentwicklung. Josefine Korbel und Detlef Kurth demonstrieren am
Beispiel der Region Stuttgart, wie Klimafolgenanpassung als
neue Aufgabe der Stadtplanung in die räumlichen Leitbilder
zur Stadtentwicklung aufgenommen werden kann.
Auf der Quartiersebene zeigen zwei Beiträge, wie der Klimaschutz erfolgreich mit der Stadterneuerung verbunden
und damit schnell und wirksam in die Breite gebracht werden kann. Matthias Wangelin entwickelt Anforderungen an
klimaschutzorientierte Quartierskonzepte, um die Verringerung der Treibhausgasemissionen mit der nachhaltigen
Entwicklung bestehender Quartiere zu verbinden. Achim Hamann verdeutlicht die bislang unterschätzten Potenziale der
Nicht-Wohngebäude, also zum Beispiel Produktionsgebäude,
Gewerbe, Handel, Kindergärten, Schulen, Krankenhäuser
usw., für eine klimaschutzorientierte Stadterneuerung und
gibt Empfehlungen zur Erschließung dieser Potenziale.
Zwei Artikel zeigen, was im Stadtverkehr und im Straßenraum für Klimaschutz und Klimafolgenanpassung getan
werden kann. Oscar Reutter und Miriam Müller stellen die
Stadtverkehrskonzepte der bisherigen acht Europäischen
Umwelthauptstädte vor, die den aktuellen Benchmark für
die Gestaltung eines klimaschonenden Personenverkehrs
in der Stadt markieren. Jan Benden erläutert, wie Straßen,
Wege und Plätze gezielt als Auffangbecken für die großen
Wassermassen aus zunehmenden Starkregenereignissen
durch den laufenden Klimawandel genutzt werden können.
Der Beitrag von Manfred Poppe thematisiert Klimaschutz
und Klimafolgenanpassung in den Städten im globalen
Süden. Denn: die weltweite Aufgabe Klimaschutz und Klimafolgenanpassung in der räumlichen Planung stellt sich
in Entwicklungs- und Schwellenländern genauso wie in
Deutschland. Er schildert dortige aktuelle Ansätze und
weist auf die kommunalen Klimapartnerschaften hin, um
wechselseitig voneinander zu lernen.
Klimaschutz und Klimafolgenanpassung in der Stadt sind
machbar. Das ist eine große Aufgabe. Die vorliegende Fachzeitschrift gibt mit guten Beispielen Orientierung und Anregungen für das lokale Handeln.
Oscar Reutter, 1958, IfR und SRL,
Prof. Dr.-Ing., Dipl.-Ing. Raumplanung,
Wuppertal Institut für Klima, Umwelt,
Energie und Bergische Universität
Wuppertal
Stephan Wilforth, 1972, IfR,
Dr.-Ing. Raumplanung, Geschäftsführer
der 1995 gegründeten
tetraeder.com gmbh
sowie der 2009 gegründeten
Tochtergesellschaft
tetraeder.solar gmbh Dortmund
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