German Ritz: Barocke Welten und barocke Imagination in der Slavia Do 14-16 ALLGEMEINES: Wer Handbücher oder Lexika zum Barock konsultiert, bemerkt, dass der slavische Barock in seinen verschiedenen Ausgestaltungen bei den West-, Ost- und Südslaven kaum erwähnt wird und meistens ganz fehlt. Dieses Versäumnis wiegt umso schwerer, als der Barock die erste Stilperiode ist, die, wenn auch in sehr unterschiedlicher Form, die ganze Slavia prägt und Osteuropa kulturell neu ordnet. Die Veranstaltung will Grundzüge und Eigenart des slavischen Barocks beschreiben. Das andere barocke Osteuropa kartographieren. Fragen beantworten wie: Warum Tschechen und Russen eine eigene barocke Tradition zu negieren versuchen, die Ukrainer im Barock den zentralen Ausgangspunkt ihrer nationalen Identität sehen und das sarmatische Polen seine Ausdehnung nach Osten mit dem Barock verbindet? Im Vordergrund stehen nicht die Textanalyse und die Aufarbeitung des jeweiligen nationalen barocken Kanons. Die Veranstaltung ist primär kulturhistorisch, komparatistisch und interdisziplinär ausgerichtet. wobei das barocke Erbe in den nationalen Kulturen uns besonders interessiert. Die poetologische Rahmung bleibt aber Grundvoraussetzung der einzelnen kulturhistorischen Zugänge. ORGANISATION DER VERANSTALTUNG UND PROGRAMM Das Programm richtet sich nach dem Interesse und den sprachlichen Möglichkeiten der TeilnehmerInnen und kann darum nur virtuell konzipiert werden. Einige Themen sind für ein Seminar auf Masterebene bestimmt und verlangen gute Sprachkenntnisse (Polnisch, Tschechisch, Kroatisch, Russisch). Das Programm gliedert sich in folgende Blöcke. • 1. Einführung in den Barock und in den slavischen Barock (Gemeinsam) • 2. Der barocke Mensch (Schwerpunkt des Seminars) o Autobiographische Schriften des Barock Die Frau im Barock als Subjekt und Objekt des Schrifttums • Černina, Sobieski, Anna Stanisławska Transakcyja Reisen ins Ausland bzw. ins Heilige Land • • • • • Russen in Westeuropa, Polen in Russland (während der Smuta) Pilgerfahrt ins Heilige Land im slavischen Vergleich Juraj Križanić ein Kroate in Moskau - zwischen Gegenreformation und Orthodoxie Die Frage nach der Konfession • Komenskys evangelischer Welt- und Ichentwurf • Paseks sarmatisches Ich o Theatralisierung Herrscher-Panegyrik zwischen Barock und Klassizismus • Zwischen Lomonosov und Deržavin o Vanitas und Tod Buslaev (RL), Thema in allen Barocktraditionen o Amor divinus und Cupido Präpariertes Material in der polnischen Tradition Liebeslyrik von Gundulić, Đorđić 3. Poetik des Barocks – zwischen Rhetorik und raffinierter Bildlichkeit o Die Bedeutung der Rhetorik Europäische Rhetorik – Slavische Rhetorik • Die Ostwanderung der Rhetoriken. Der rhetorische Beitrag der Polen, Russen, Ukrainer und Kroaten im Vergleich zu der westeuropäischen Tradition. o Barocke Figurativität und Bildlichkeit in Kunst und Dichtung Acumen, agudeza als Ausdruck barocken Stils, Concettismus Carmen figuratum (Polockij), Emblematik, Allegorie, Allegorisierung 4. Zwischen Manierismus und Gegenreformation – dichterische Glanzpunkte des Barock o Höhepunkte des Manierismus Naborowski, Morsztyn, Michna z Otradovic u.a. Manierismus und kroatischer Barock Manieristisches Prag o Religiöse Lyrik zwischen gegenreformatorischer Strategie und Mystik Insbesondere in der tschechischen und polnischen Lyrik • Bridel, Kochowski
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