Life Sciences and Health Care Strategische

Life Sciences and Health Care
Strategische Personalbedarfs­
planung im Krankenhaus
1. Warum strategische Personalplanung für
Krankenhäuser unabdingbar ist
Der deutsche Krankenhaussektor ist durch eine Vielzahl
von Veränderungsprozessen geprägt. Neben politischen
und ökonomischen sind auch unterschiedliche gesell­
schaftliche Entwicklungen zu nennen. So wird von der
Gesundheitspolitik ein Beitrag zur Dämpfung der Staats­
ausgaben erwartet, der einer stetig steigenden Nach­
frage nach einer qualitativ hochwertigen Versorgung
und einer rasanten medizintechnischen Entwicklung
gerecht werden muss.
Auf Grund dieses Zielkonfliktes befinden sich Kranken­
häuser zunehmend in einem dynamischen Marktumfeld
mit einem permanenten Anpassungs- und Entwicklungs­
bedarf hinsichtlich der strategischen Unternehmens- und
Personalführung.
Die demografische Entwicklung in Deutschland, mit
einem stark ansteigenden Anteil der Bevölkerung über
65 Jahren, führt in vielen Wirtschaftsbereichen zu einer
Verknappung des Fachkräfteangebotes. Im Gesund­
heitssektor ist der Fachkräftemangel schon heute all­
gegenwärtig: Hochrechnungen zeigen, dass 2014 bei
Allgemeinen Krankenhäusern (>50 Betten) mehr als
2.000 Arzt- und über 2.300 Pflegestellen (Vollkräfte)
nicht besetzt werden konnten. Gleichzeitig werden die
Auswirkungen der demografischen Entwicklung auf den
Arbeitsmarkt der Krankenhäuser nochmals verschärft, da
sie mit einer Ausweitung der Nachfrage nach Gesund­
heitsleistungen einhergehen.
Vor dem Hintergrund der beschriebenen Herausfor­
derungen des Personalmanagements im Krankenhaus
und den sich permanent verändernden Rahmenbedin­
gungen des Kliniksektors, ist es erforderlich, dass der
Personalbedarf im Krankenhaus nicht operativ, sondern
frühzeitig und strategisch bestimmt wird. Hiermit soll
gewährleistet werden, dass proaktive Maßnahmen unter
Berücksichtigung von externen Entwicklungen eingelei­
tet werden können, um langfristig und nachhaltig den
Risiken des Fachkräftemangels entgegenzuwirken.
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2. Häufige Ausgangssituationen in deutschen
Krankenhäusern
Krankenhausmanagern sind der Nutzen und die Dring­
lichkeit einer langfristig ausgerichteten Personalplanung
durchaus bewusst. In der Praxis sind jedoch viele Perso­
nalabteilungen auf Grund einer hierarchischen Organi­
sationsstruktur, unzureichender personeller Ausstattung
oder fehlender fachlichen Qualifikation vor allem mit
administrativen Tätigkeiten beschäftigt. Dies hat zur
Folge, dass wenige Ressourcen für andere Aufgaben,
wie der Personalplanung, zur Verfügung stehen. In den
meisten Personalabteilungen von Krankenhäusern ist das
Drängende so präsent, dass strategische Implikationen
nicht betrachtet werden und somit keine Entwick­
lung von systematischen und langfristig ausgelegten
Ansätzen erfolgt. Die Personalabteilungen werden eher
als externer Dienstleister statt als integrierter Partner in
der Unternehmensführung betrachtet.
Zur Planung ihres Personalbedarfes ziehen Krankenhäu­
ser unterschiedliche Methoden hinzu, wie beispielsweise
Anhaltszahlen, Zeit-Verfahren oder auch Arbeitsplatzund erlösorientierte Methoden. Die dargestellten Instru­
mente werden in der Praxis vor allem für die kurzfristige
Personalbedarfsermittlung mit einem Fokus auf der
derzeitigen Situation oder unmittelbaren Zukunft (Pla­
nungshorizont <1 Jahr) genutzt. Die Organisation des
Personaleinsatzes und der Personalgewinnung erfolgt
in den meisten Fällen ad hoc, sofern operativer Bedarf
festgestellt wird. Dabei werden häufig nur einzelne
Stellen betrachtet und keine gesamtunternehmensbezo­
gene Entwicklung mit externen Faktoren in die Planung
miteinbezogen. Eine systematische und auf die Zukunft
ausgerichtete Personalplanung ist kaum verbreitet.
3. Unsere Vorgehensweise
Als Basis für die strategische Personalbedarfsplanung
dient die Unternehmensstrategie mit einem definierten
Leistungsprogramm und der dazugehörigen Finanzpla­
nung (siehe Abb. 1). Davon ausgehend wird der strategi­
sche Personalbedarf unter Beachtung relevanter externer
und interner Einflussfaktoren bestimmt. Zu den externen
Parametern gehören beispielsweise neben der Politik auch
Vorgaben von Fachgesellschaften oder das Arbeitsrecht.
Die internen Einflussfaktoren umfassen unter anderem
die unternehmensspezfische Organisation, die baulichen
Gegebenheiten und die derzeitige Mitarbeiterstruktur.
Mittels einer Kombination aus Kennzahlenmethode
und Szenariotechnik ist die quantitative Bestimmung
der zukünftig erforderlichen Mitarbeiter möglich. Zum
anderen kann durch dezidierte Anforderungs- und Quali­
fikationsprofile die benötigte Mitarbeiterqualifikation defi­
niert werden. Durch den Abgleich mit dem derzeitigen
Personalbestand und dem zukünftigen Bedarf können
somit die Notwendigkeit der Anpassung bestimmt und
zielgerichtete Maßnahmen entwickelt werden.
Die typische Vorgehensweise von Deloitte Consulting zur
Bestimmung des strategischen Personalbedarfes umfasst
drei wesentliche Schritte. Zu Beginn erfolgt eine Analyse
der Ist-Situation mit Bestimmung der quantitativen und
qualitativen Personalstruktur sowie der wesentlichen
Implikationen aus der Unternehmensstrategie. Darauf
basierend ist die Bestimmung des strategischen Per­
sonalbedarfes unter Beachtung der krankenhaus- und
kundenspezifischen Gegebenheiten möglich, der dann
zur Entwicklung notwendiger Maßnahmen hinsichtlich
der Personalgewinnung und -qualifikation genutzt wird
(s. Abb. 2).
Abb. 1 – Strategische Personalbedarfsplanung
Externe Einflussfaktoren
Unternehmensstrategie
Wirtschaftspolitik
Fachgesellschaften
Arbeitsrecht
Gesundheitspolitik
DRG-Fallpauschalen
Leistungsprogramm
Strategischer
Personalbedarf
Personalbedarfsbestimmung
Finanzplanung
Organisation
Behandlungsleitlinien
Bauliche
Funktionalität
Mitarbeiterstruktur
Technische
Funktionalität
Interne Einflussfaktoren
Abb. 2 – Vorgehensweise Deloitte
Analyse Ist-Situation
• Analyse der derzeitigen
Personalstruktur
• Quantitativ
• Qualitativ
• Identifikation der Implikationen
der strategischen Planung für
den Personalbereich
Prognose des strategischen
Personalbedarfes
• Bestimmung des zukünftigen
Personalbedarfes unter Einbindung der Entwicklung
von externen und internen
Faktoren
• Quantitativ und Qualitativ
• Brutto- und Nettopersonalbedarf
Ableitung von
Handlungsempfehlungen
• Entwicklung notwendiger
Maßnahmen zur Schließung
der Lücke zwischen derzeitigen
Personalbestand und strategischem Personalbedarf, z.B. im
Bereich der
• Personalbeschaffung
• Personalentwicklung
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4. Ihr Nutzen
Die Entwicklung einer strategischen Personalbedarfspla­
nung mit Deloitte trägt dazu bei, dass sich sowohl die
Geschäftsführung als auch vor allem die Personalabtei­
lung systematisch mit der Zukunft auseinandersetzt. Sie
sensibilisiert Verantwortliche, langfristige Entwicklungen
und die Unternehmensumwelt in operative Entschei­
dungen miteinzubeziehen. Dies führt dazu, dass durch
antizipierende, proaktive und vorausschauende Maßnah­
men zum einen Kostenvorteile geschaffen werden; zum
anderen durch einen angepassten und den Gegebenhei­
ten des Krankenhauses entsprechenden Personaleinsatz
die Mitarbeiterzufriedenheit sichergestellt wird.
Durch eine strategische Personalplanung kann auf
Marktveränderungen bei der wichtigen Ressource
Personal effizient und vorausschauend reagiert und
interne Erfolgspotenziale gesichert werden. Dies trägt
dazu bei, dass ein Klinikum anpassungs-, handlungsund innovationsfähig im dynamischen Wettbewerbsfeld
des Krankenhaussektors ist. Somit stellt der Fachkräf­
temangel im Gesundheitssektor kein Risiko mehr dar,
sondern vielmehr eine Chance sich gegenüber anderen
Krankenhäusern durch den Aufbau langfristiger Wettbe­
werbsvorteile zu differenzieren.
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Stand 2/2016