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Psychi
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sche
Krankenpflege
beiS
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zophreni
e
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Erwachsenenpsychiatrie Handout
Fortbildung
Psychiatrische Krankenpflege bei Schizophrenie
Inhaltsverzeichnis
1
Ursachen / Entstehung der Erkrankung / Symptome ......................................................... 2
1.1 Drei-Phasen-Modell der Entwicklung von Psychosen aus dem schizophrenen
Formenkreis ............................................................................................................................. 2
1.2 Erworbene biologische Bedingungen .............................................................................. 2
1.3 Vererbung........................................................................................................................ 2
1.4 Psychische und soziale = psychosoziale Einflüsse ......................................................... 3
1.5 Die Verletzlichkeit für Schizophrenie ............................................................................... 3
1.6 Krankheitszeichen (Symptome)....................................................................................... 4
1.6.1 Positiv-Symptome...................................................................................................... 4
1.6.2 Negativ-Symptome .................................................................................................... 5
1.6.3 Ich-Störungen ............................................................................................................ 5
1.6.4 Formale Denkstörungen ............................................................................................ 6
2
Medikamentöse Behandlung .............................................................................................. 6
2.1 Wirkungen der Neuroleptika ............................................................................................ 6
2.2 Pharmakologie................................................................................................................. 6
2.2.1 Neuroleptische Potenz .............................................................................................. 6
2.2.2 Typische Neuroleptika ............................................................................................... 7
2.2.3 Atypische Neuroleptika.............................................................................................. 7
2.2.4 Tabellarische Übersicht der Neuroleptika.................................................................. 7
2.3 Nebenwirkungen.............................................................................................................. 8
3
Psychiatrische Pflege bei schizophren erkrankten Menschen ........................................... 9
3.1 Exkurs: Medizinische und Pflege-Diagnosen .................................................................. 9
3.2 Integration in die Zusammenarbeit mit den PatientInnen ................................................ 9
3.3 Prioritäten von Pflegediagnosen? (Mögliche Kriterien) ................................................. 10
3.4 Praxisbezug: Gleiche medizinische Diagnose ⇒ unterschiedliche Pflegediagnosen..... 10
3.5 Allgemeine Hinweise zur psychiatrischen Pflege bei Schizophrenie:............................ 11
3.5.1 Paranoid-Halluzinatorische Schizophrenie (ICD 10 - F20.0)............................... 12
3.5.2 Hebephrene Schizophrenie (ICD 10 - F20.1) ...................................................... 14
3.5.3 Katatone Schizophrenie (ICD 10 - F20.2) ........................................................... 15
3.5.4 Schizophrenia simplex (ICD 10 - F20.6).............................................................. 16
3.5.5 Zönästhetische Schizophrenie (ICD 10 - unter "Sonst. Schizophrenie" F20.8)....... 17
3.5.6 Schizophrenes Residuum (ICD 10 - F20.5)......................................................... 19
3.6 Coping-Mechanismen.................................................................................................... 20
4
Rückfallvorbeugung .......................................................................................................... 21
4.1 Frühwarnzeichen ........................................................................................................... 21
4.2 „Nachsorge“ / Psycho- und Soziotherapie..................................................................... 21
4.3 Wie lange sollte man behandeln? ................................................................................. 21
4.4 Rezidivprophylaxe mit Depotneuroleptikum .................................................................. 22
4.5 Der Krisen- und Notfallplan ........................................................................................... 22
4.5.1 Krisenplan zur Selbsthilfe ........................................................................................ 23
4.5.2 Behandlungsvereinbarung....................................................................................... 24
In diesem Handout wurde auf geschlechtsneutrale Formulierungen verzichtet. Zu Gunsten der einfacheren Lesbarkeit wird
sowohl für die männliche wie die weibliche Form die männliche Form verwendet, ggfs auch umgekehrt.
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Psychiatrische Krankenpflege bei Schizophrenie
1 Ursachen / Entstehung der Erkrankung / Symptome
1.1
Drei-Phasen-Modell der Entwicklung von Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis
__________________________________________________________________________
1.2
Erworbene biologische
Bedingungen
z.B. im Verlauf der Schwangerschaft,
während der Geburt, oder kurz danach
(Sauerstoffmangel, Infektionen,
körperliche und psychische Belastungen
der Mutter)
>>> Veränderungen im Gehirnaufbau und Gehirnstoffwechsel
__________________________________________________________________________
1.3 Vererbung
In genetisch belasteten Familien ist die Auftrittswahrscheinlichkeit schizophrener Erkrankungen erhöht. Keinesfalls muss die Erkrankung in jedem Einzelfall zum Ausbruch kommen.
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Psychiatrische Krankenpflege bei Schizophrenie
Die Genain -Schwestern sind
eineiige Vierllinge. Die alle an
Schizophrenie leiden. Ihr Fall war
für Psychiater hinsichtlich der
Ätiologie dieser Krankheit sehr
aufschlussreich. Obwohl die vier
Frauen identische Gene besitzen,
zeigt jede eine andere Ausprägung
der Krankheit.
Magnetresonanzbilder der Gehirne
zweier eineiiger Zwillinge, von denen
nur einer an Schizophrenieerkrankt ist,
zeigen, dass mit der Schizophrenie
Strukturveränderungen im Gehirn
einhergehen. In diesem Fall hat der
schizophrene Zwilling (rechts) deutlich
vergrößerte Ventrikel (dunkle,
schmetterlingsförmige Höhlen), die auf
einen Verlust an Gehirngewebe hindeuten.
__________________________________________________________________________
1.4 Psychische und soziale = psychosoziale Einflüsse
Zu einer besonderen Verletzlichkeit für Schizophrenie können vor allem mehrdeutige, widersprüchliche und für das Kind schwer einschätzbare Gefühlsäußerungen und Verhaltensweisen beitragen; und zwar dann, wenn solche Kommunikationsmuster wichtige Bezugspersonen betreffen und über längere Zeit vorherrschen
1.5 Die Verletzlichkeit für Schizophrenie
hat nie nur eine einzige Ursache. Sie entsteht vielmehr durch das Zusammenwirken unterschiedlicher Bedingungsfaktoren, die man in zwei große Bereiche einteilen kann:
• Biologische Bedingungen
• Psychische und soziale = psychosoziale Einflüsse
Plötzliche oder andauernde Belastungen können bei
einem für Schizophrenie verletzlichen Menschen Stress
auslösen, ihn überfordern und damit in den
Grenzbereich einer akuten Psychose bringen. Dabei
muss es sich nicht um besonders schwerwiegende
Belastungen (Schicksalsschläge) handeln. Auch
Anforderungen alltäglicher Art können zeitweise zur
Überforderung führen.
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Erwachsenenpsychiatrie 1.6
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Psychiatrische Krankenpflege bei Schizophrenie
Krankheitszeichen (Symptome)
1.6.1 Positiv-Symptome
sind solche, die unter normalen (gesunden) psychischen Zuständen nicht auftreten (es
kommt also etwas hinzu).
•
Wahn, Halluzinationen (Trugwahrnehmungen, „Stimmen“)
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Seltsame Leibgefühle
Seltsame Geschmackswahrnehmungen
Wahngedanken
Die Überzeugung, verfolgt zu werden
Die Überzeugung, eine andere, wichtige Persönlichkeit zu sein
Denkstörungen
Zerfahrenheit
Gedankenflucht
Gedankenabreißen
Gefühls- und Verhaltensänderungen
Erregungszustände
Innere Anspannung
Angst
Lachen und Weinen, scheinbar ohne Grund
__________________________________________________________________________
1.6.1.1 Wahnkriterien
•
•
•
subjektive Gewissheit
Unkorrigierbarkeit
Unmöglichkeit des Inhaltes
Aufbau des Wahns:
• Wahnstimmung
Patient hat die Gewissheit, dass etwas „passiert“, gibt Ereignissen nicht nachvollziehbare
Bedeutungen, ohne dass der genaue Inhalt angegeben werden kann oder konkrete
Wahnideen formuliert werden (Anmutungserleben).
Immer starke affektive Beteiligung (Unheimlichkeit, verändert sein, Angst, Bedrohung,
auch Euphorie oder Glück)
Beispiel: „Irgendetwas geht hier vor.“ Patient fragt bei alltäglichen Vorkommnissen ängstlich nach deren Bedeutung, was mit ihm gemacht werde.
•
Wahnwahrnehmung (zweigliedrig)
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o
•
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Psychiatrische Krankenpflege bei Schizophrenie
Die wahnhafte Umdeutung einer an sich richtigen Sinneswahrnehmung. Die
Wahrnehmung erhält eine ihr nicht zukommende falsch, wahnhafte Bedeutung
(Beziehungssetzung ohne Anlass).
Sie ist zweigliedrig: Erst eine Sinneswahrnehmung, dann das falsche Urteil über
die Wahrnehmung. Meist wird die Wahrnehmung auf den Betroffenen selbst bezogen (= Eigenbeziehung) Die Wahnwahrnehmung gilt von allen Wahnphänomenen als am charakteristischsten für die Schizophrenie.
Wahneinfall (eingliedrig)
Kleinste geistige Einheit des Wahns. Plötzliches einfallen von wahnhaften Meinungen
(=Wahneinfall) oder dauerhaftes wahnhaftes Denken (=Wahnidee, Wahngedanken)
1.6.1.2 Unterschiede zwischen Halluzination und Illusion
•
•
•
Illusion:
Etwas wirklich gegenständlich Vorhandenes wird für etwas anderes gehalten, als es tatsächlich ist, oder einer realen Wahrnehmung wird etwas hinzugefügt.
Beispiel:
Ängstliches Kind verkennt nachts Büsche als Personen
Halluzination:
Wahrnehmungserlebnisse ohne entsprechende Reizquelle. Die Erlebnisse werden für
wirkliche Sinneswahrnehmungen gehalten. Typisch bei Schizophrenie (v.a. akustische
Halluzinationen), manchen organischen Störungen (v.a. optische Halluzinationen), selten
bei affektiven Störungen.
__________________________________________________________________________
1.6.2 Negativ-Symptome
Bei den Negativ-Symptomen kommt es dagegen zu einer Beeinträchtigung bzw. Minderung
von psychischen Funktionen, die in „gesunden“ Zeiten vorhanden sind (es wird also etwas
weniger).
 Affektverflachung, Interessen- und Initiativverlust, Inaktivität, sozialer Rückzug.
__________________________________________________________________________
1.6.3 Ich-Störungen
Bei Ich-Störungen erlebt der Betroffene die Grenzen zwischen "Ich" und "Umwelt" als durchlässig. Die Psychiatrie unterscheidet folgende Ich-Störungen:
• Depersonalisation: Eigene Gedanken oder Gefühle empfindet der Betroffene als fremd,
als nicht zu sich gehörig.
• Derealisation: Die Umwelt wird als unwirklich und andersartig erlebt.
• Gedankenausbreitung: Der Schizophrene hat das Gefühl, dass sich seine Gedanken im
Raum ausbreiten und andere sie hören können.
• Gedankenentzug: Betroffene glauben, dass ihre Gedanken von außen entzogen bzw.
weggenommen werden.
• Gedankeneingebung: Der Betroffene glaubt, dass seine Gedanken von außen eingegeben sind.
• Fremdbeeinflussung: Eigenes Handeln wird als von außen gesteuert erlebt. Betroffene
fühlen sich wie eine Marionette.
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1.6.4 Formale Denkstörungen
Bei einer formalen Denkstörung ist der Denkablauf verzerrt.
Die Betroffenen verschmelzen zum Beispiel verwandte Sachverhalte (sog. Kontamination).
Teilweise erfinden Sie Wörter neu, die völlig absurd klingen können und keinen Sinn zu haben scheinen (sog. Neologismen).
Ihr Denken ist zerfahren, mit sprunghaften und unlogischen Gedankengängen (Zerfahrenheit) bis hin zu willkürlichen Verknüpfungen von Worten (Wortsalat, Schizophasie). So können Sie zum Beispiel in einem Satz über völlig unterschiedliche Dinge reden, sodass der
Zuhörer gar nicht weiß worüber der Betroffene gerade spricht. Oder sie sagen einfach Wörter vor sich hin, ohne Sinn, Grammatik und besonderen Inhalt.
Bei manchen Betroffenen kann das Denken in einem Gespräch plötzlich ohne erkennbaren
Grund abbrechen (sog. Gedankensperrung).
2
2.1
Medikamentöse Behandlung
Wirkungen der Neuroleptika
In der akuten Psychose wirken sie gegen das psychotische Erleben, sie unterdrücken die
Symptome und wirken beruhigend.
In der Langzeitbehandlung dienen sie zur Abschirmung und als Schutz vor psychischer
Überlastung, sie beugen somit einem „Rückfall“ vor. Bei weiterhin vorhandenen Symptomen
werden diese unterdrückt.
__________________________________________________________________________
2.2
Pharmakologie
2.2.1 Neuroleptische Potenz
Nach Einführung der Neuroleptika hatte man festgestellt, dass ein Medikament umso stärker
antipsychotisch wirkte, je größer seine extrapyramidal-motorischen Nebenwirkungen waren.
Man führte daher den Begriff der neuroleptischen Potenz ein, der ein Maß für diese Nebenwirkungen ist. Erst mit der Einführung des Clozapin im Jahre 1971 kamen Medikamente auf
den Markt, bei denen dieser Zusammenhang nicht besteht und die als atypische Neuroleptika bezeichnet werden. Die neuroleptische Potenz wird im Chlorpromazin-Index (CPZi) angegeben.
CPZ-Äquivalent: 1 mg der Substanz entspricht x mg Chlorpromazin.
Zum Beispiel: Chlorpromazin als Standardwirkstoff hat einen CPZi = 1, Haloperidol CPZi =
50, Perphenazin CPZi = 10; dies heißt, das 1 mg Haloperidol eine neuroleptische Potenz
vergleichbar mit 50 mg Chlorpromazin und Perphenazin 1 mg mit 10 mg Chlorpromazin besitzen.
Je nach der Potenz werden klassische Neuroleptika in drei Klassen unterteilt:
niederpotente Neuroleptika (CPZi ≤ 1,0)
Beispiele: Promethazin, Levomepromazin, Thioridazin, Promazin
mittelpotente Neuroleptika (CPZi = 1,0-10,0)
Beispiele: Chlorpromazin, Perazin, Zuclopenthixol
hochpotente Neuroleptika (CPZi > 10,0)
Beispiele: Perphenazin, Fluphenazin, Haloperidol, Benperidol
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Erwachsenenpsychiatrie Die Zahlenangabe der Potenz eines Neuroleptikums sagt wenig über den Effekt der Substanz im Einzelfall (beim konkreten Patienten) aus, da individuell das Ansprechen auf eine
Dosis sehr verschieden sein kann.
__________________________________________________________________________
2.2.2 Typische Neuroleptika
Herkömmliche (typische) Neuroleptika sind antipsychotisch wirksame Arzneistoffe mit einer
weitgehend einseitigen Wirkung auf die sogenannte Positiv-Symptomatik der Schizophrenie
(zum Beispiel Halluzinationen, Wahnvorstellungen). Pharmakologisch sind sie Antagonisten
des Dopamins am D2-Rezeptor. Zu den typischen Neuroleptika gehören (geordnet nach abnehmender neuroleptischer Potenz u. a.:
• Haloperidol
• Flupentixol
• Fluspirilen
• Chlorprothixen
• Prothipendyl
• Levomepromazin
__________________________________________________________________________
2.2.3 Atypische Neuroleptika
Als „atypisch“ werden Neuroleptika bezeichnet, die die typischen Nebenwirkungen der Neuroleptika seltener hervorrufen, insbesondere extrapyramidal-motorische Störungen (EPMS)
und Spätdyskinesien.
Als atypische Neuroleptika gelten:
• Clozapin
• Olanzapin
• Quetiapin
• Risperidon
• Paliperidon
• Amisulprid
• Ziprasidon
• Aripiprazol
• Sulpirid
2.2.4 Tabellarische Übersicht der Neuroleptika
Neuroleptikum
(Arzneistoff)
Stoffklasse
CPZmittlere (-max.) Dosis
Äquivalent X je Tag in mg
Benperidol
Butyrophenon
75
1,5–20 (–40)
Haloperidol
Butyrophenon
50
1,5–20 (–100)
Bromperidol
Butyrophenon
50
5–20 (–50)
Flupentixol
Thioxanthen
50
3–20 (–60)
Fluspirilen
DPBP
50
1,5–10 mg/Wo. (max.)
Olanzapin
Thienobenzodiazepin 50
5–20 (max.)
Pimozid
DPBP
50
1–4 (–16)
Risperidon
Benzisoxazolderivat
50
2–8 (–16)
Hochpotente N.:
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Erwachsenenpsychiatrie Fluphenazin
Phenothiazin
40
2,5–20 (–40)
Trifluoperazin
Phenothiazin
25
1–6 (–20)
Perphenazin
Phenothiazin
15
4–24 (–48)
Zuclopenthixol
Thioxanthen
5
20–40 (–80)
Clopenthixol
Thioxanthen
2,5
25–150 (–300)
Chlorpromazin
Phenothiazin
1
25–400 (–800)
Clozapin
Dibenzodiazepin
1
12,5–450 (–900)
Melperon
Butyrophenon
1
25–300 (–600)
Perazin
Phenothiazin
1
75–600 (–800)
Quetiapin
Dibenzothiazepin
1
150–750 (max.)
Thioridazin
Phenothiazin
1
25–300 (–600)
Pipamperon
Butyrophenon
0,8
40–360 (max.)
Triflupromazin
Phenothiazin
0,8
10–150 (–600)
Chlorprothixen
Thioxanthen
0,8
100–420 (–800)
Prothipendyl
Azaphenothiazin
0,7
40–320 (max.)
Levomepromazin Phenothiazin
0,5
25–300 (–600)
Promazin
Phenothiazin
0,5
25–150 (–1.000)
Promethazin
Phenothiazin
0,5
50–300 (–1.200)
Amisulprid
Benzamid
0,2
50–1.200 (max.)
Sulpirid
Benzamid
0,2
200–1.600 (–3.200)
Mittelpotente N.:
Niedrigpotente N.:
!"#$%&"'()*+,-".($+'/$+0)1+&0%(%$)234" 5)$*#6
@*I
8$941/2*)6"2)"
!"#$%%&'(%)*+,#,-!"-,".
+$2,($:,".
2.3 Nebenwirkungen
(Häufigkeit ca. 30%)
"#$%#&'()*• Parkinsonoid /(0123,
EF?$?(,:!&>$F
Versteifung und Verlangsamung der Bewegungsabläufe
• Frühdyskinesien
(ca. 20%)
45!"-,6789%!":6;!-,"<.
7!G?>="H#,8
Unwillkürliche Bewegungen mit Zungen-, Schlund- und Blickkrämpfen und anderen Be;&=>9$?$,
4@)ABC)D=-<
wegungen, die
meist mit großer
Angst erlebt werden, Auftreten meist in den ersten Tagen, meist von zu schneller Dosissteigerung, Sprechen gut auf Akineton (ParkinsonMittel) i.v. an
•
•
Tremor (Zittern)
Folge herabsetzen oder absetzen des Medikamentes, es entstehen keine Dauerschäden
Akathisie (Bewegungsunruhe)
Wird häufig als quälend erlebt.
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Psychiatrische Krankenpflege bei Schizophrenie
Kann zu dem Problem führen, dass es schwierig wird festzustellen, ob die Bewegungsunruhe ein Symptom der Krankheit oder medikamentöser Akathisie ist.
Spätdyskinesien (ca. 20%)
Bewegungsabläufe wie Mundbewegung (Schmatzen), Auftreten meist erst nach Jahren
durch lange hochdosierte Neuroleptikatherapie
Vegetative Störungen
Blutdrucksenkung, Mundtrockenheit, vermehrter Speichelfluss, erhöhte Leberwerte, Blutbildveränderung, Gewichtszunahme, Potenz-, Konzentrationsstörungen, depressive Verstimmung
reduzierte Lebensfreude und emotionale Abstumpfung
Antriebsschwäche
depressive Verstimmungszustände
Allergien
Milchfluss
Herabsetzen der Krampfschwelle des Gehirns
extrem selten: malignes neuroleptisches Syndrom
„Akkomodationsstörungen“: unscharfes, verschwommenes Sehen
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
3 Psychiatrische Pflege bei schizophren erkrankten Menschen
3.1
Exkurs: Medizinische und Pflege-Diagnosen
•
Medizinische und pflegerische Diagnosen ergänzen sich.
•
Medizinische Diagnosen (ICD-10) beschreiben in einer Kurzform die Gesundheitsprobleme/ Krankheiten selbst,
•
Pflegediagnosen (z.B. POK) beschreiben in einer Kurzform die individuellen Folgen/ Begleiterscheinungen der Krankheiten/Behandlungen und die Reaktionen der Betroffenen
auf Risiken, Vulnerabilität, Krankheit, Behandlung
•
Pflegediagnosen fassen das Ergebnis des pflegerischen Assessments (der pflegerischen
Situationseinschätzung) zusammen
3.2
•
Integration in die Zusammenarbeit mit den PatientInnen
Die PatientInnen über die Pflegediagnostik informieren:
z.B. "Wir formulieren hier für alle Patienten die Hauptprobleme, an denen wir arbeiten,
wir nennen das die Pflegediagnosen".
•
Diagnosen möglichst schon während einem Assessment-gespräch stellen:
z.B."Nach dem, was Sie mir jetzt erzählt haben, denke ich, dass es Sinn macht, dazu eine Pflegediagnose zu stellen. Ich würde dieses Problem folgendermassen zusammenfassen:.....
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Erwachsenenpsychiatrie 3.3
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Prioritäten von Pflegediagnosen? (Mögliche Kriterien)
•
Hat das Problem einen Einfluss auf den aktuellen Gesundheitszustand? Nein = keine PD
•
Kümmert sich bereits jemand anderes darum? Ja = keine PD oder inaktive PD
•
Ist das Problem innerhalb der voraussichtlichen Hospitalisationsdauer überhaupt beeinflussbar? Nein = keine PD oder inaktive PD
•
Gibt es Risiken, wenn das Problem nicht gelöst wird (Handlungsbedarf?)? Nein = Keine
oder inaktive PD
•
Möchte der Patient/die Patientin das Problem während dieser Hospitalisation angehen?
Nein = Keine oder inaktive PD
3.4
Praxisbezug: Gleiche medizinische Diagnose ⇒ unterschiedliche Pflegediagnosen
Psychiatrische
Diagnose:
Schizophrenie
Vereinsamungsgefahr
Patient A 37 Jahre
Gefahr von
Mangelernährung
Pflegediagnosen:
Einschlafstörung
Mangelnde
Compliance
Risiko für
Gewalttätigkeit
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Psychiatrische Krankenpflege bei Schizophrenie
Psychiatrische
Diagnose:
Schizophrenie
Patient B 45 Jahre
Erschöpfung
Überernährung
Pflegediagnosen:
Gute Compliance
Mangendes
Selbstbewusstsein
3.5
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Mangelnde
Körperpflege
Allgemeine Hinweise zur psychiatrischen Pflege bei Schizophrenie:
Die Bezugspflege als wichtigstes Kriterium und ein weitgehender Verzicht auf örtliche
und personelle Veränderungen sollten Vorrang haben, umgehend Zugang suchen (bei
Ablehnung der Person Wechsel des MA). Die Bezugspflegenden müssen ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Nähe und Distanz finden: Zu viel Nähe bedroht evtl., kann die
Bezugspersonen beeinflussen oder anderweitig die Krankheit verschlimmern. Zu viel Distanz verstärkt die Einsamkeit und lässt den Kranken mit seiner Angst alleine.
Empathie deutlich machen, jedoch keine Unterstützung des Wahnerlebens bieten. Die
Kontaktpersonen sollen nicht versuchen, dem Betroffenen seinen Wahn auszureden.
Dies gelingt ohnehin nicht, er hält seine Gedanken und Wahrnehmungen für absolut real.
Es kann aber den Wahn verstärken und somit den Kranken gefährden.
Reizabschirmung, wenn möglich Einzelzimmer anbieten
Patienten anfangs nicht mit Infos und Regeln überhäufen
Verhältnis von Nähe (Angst) zu Distanz (Abwehr) abwägen
Besonders in der ersten Zeit sind Kontrollen von Nahrungsaufnahme, Trinkmenge und
Ausscheidungen sehr wichtig
Auf (auto-) aggressives Verhalten vorbereitet sein, die Gefahr eines ausgeprägten Erregungszustandes mit akuter Fremd- oder auch Eigengefährdung ist oftmals gegeben,
hierzu sollte eine vorübergehende Fixierung auf ärztliche Anordnung hin bereits im Vorfeld rechtlich abgesichert und vorbereitet sein
Unbedingt die Medikamenteneinnahme (Initialdosis) kontrollieren
Wenn dann im weiteren Verlauf eine langsame Eingewöhnung in die neue Umgebung
stattgefunden hat, wenn mit Hilfe von entsprechenden Medikamenten eine Beruhigung
und durch empathisches Auftreten auch ein wenig Vertrauen entstanden ist, gelten folgende Richtlinien für eine kontinuierliche Weiterbetreuung:
o eine aktivierende Pflege mit behutsamer Förderung und enger Strukturierung der
alltäglichen Abläufe soll gegeben sein
o striktes Einhalten der individuellen Pflegeplanung versteht sich von selbst, gerade
schizophrene PatientInnen reagieren überaus empfindlich bei unterschiedlicher
Vorgehensweise der Pflegenden
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Psychiatrische Krankenpflege bei Schizophrenie
nach dem Abklingen der akuten psychotischen Symptomatik sollte auch seitens
der Pflege den unterschiedlichen Formen der Schizophrenie mit den entsprechenden Vorgehensweisen begegnet werden, da sich die vorherrschenden Symptome deutlich unterscheiden. Stets sollte man die Bezugspersonen möglichst
genau festlegen und die Planung in Abstimmung mit Ärzten und Therapeuten
durchführen.
Wichtig für schizophrene Pat. sind klare, einfache und übersichtliche Informationen. Der
Kommunikationsstil muss eindeutig sein. Ironische Bemerkungen, komplizierte Erklärungen und vage Aussagen werden vermieden (also „um 9.00 Uhr komme ich und spiele mit
Ihnen“ und nicht „vielleicht spielen wir nachher zusammen“)
Oft ergeben sich aus den Symptomen Hinweise auf mögliche seelische Konflikte, etwa
wenn eine Pat. immer die Stimme eines ehemaligen Bekannten hört, in den sie unglücklich verliebt war und der sie nun auffordert, sich auszuziehen. Solche Hinweise darf man
im Gespräch nicht einfach aufgreifen und bearbeiten, denn dazu ist das „Ich“ der Pat. in
der akuten Krankheitsphase nicht stabil genug. Konflikte und auslösende Bedingungen
werden erst besprochen, wenn die positiven Symptome abgeklungen sind.
Stark psychotischen Pat. ermöglichen die Pflegenden genügend Rückzugsmöglichkeiten.
Teilnahme an Therapien oder mehr als die notwendige Körperpflege werden nicht erzwungen. Um eine Beziehung zu diesen schwer kranken Pat. aufzubauen, eignen sich
besonders einfache gemeinsame Tätigkeiten. Vor Reizüberflutung durch Lärm, vor emotionalen Belastungen, zu vielen sozialen Kontakten oder Therapien werden die Kranken
geschützt.
Akut Kranke können manchmal wegen Vergiftungsängsten nicht essen. Solange sie genug trinken, kann diese Essensverweigerung für ein paar Tage toleriert werden. Manchmal hilft es, Obst oder originalverpacktes Essen anzubieten. Beispielsweise trinkt ein
Pat., der das Stationsessen verweigert, evtl. Säfte aus vor seinen Augen geöffneten Flaschen.
In jeder Krankheitsphase versuchen die Pflegenden, die gesunden „Anteile“ der Pat. zu
entdecken und zu fördern. Bemerkt man etwa, dass ein Pat. gerne spielt, kann diese
„gesunde“ Fähigkeit durch das regelmässige Schachspielen mit einer Pflegekraft einmal
täglich gestärkt werden. Für einen Pat., der wieder arbeiten möchte, ist nach ausreichender Stabilisierung die Arbeitstherapie geeignet.
o
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•
•
•
•
3.5.1 Paranoid-Halluzinatorische Schizophrenie
(ICD 10 - F20.0)
Definition:
Ist die häufigste Form der Schizophrenie. Bei dieser Form herrschen Verfolgungswahn und
andere Wahnideen, sowie akustische Halluzinationen vor.
Beginn/Auftreten:
In den meisten Fällen tritt sie zwischen dem 30. und dem 40. Lebensjahr auf, bei Männern
auch früher.
Der Verlauf ist schubförmig.
Prognose:
Bei etwa einem Dritter der Patienten heilt diese Form der Schizophrenie vollkommen aus.
Ein akuter Beginn läßt auf einen günstigen Verlauf hoffen.
Je jünger der Patient, desto schlechter ist allerdings die Prognose.
Symptome:
• Beziehungs- und/oder Verfolgungswahn
• Kommentierende, dialogisierende, bedrohende oder imperative Stimmen (akustische
Halluzination)
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weitere Halluzinationen (optische, olfaktorische, gustatorische, haptische, zoenästhetische)
ausgeprägte „Ich-Störungen“ (Entfremdungserleben, Gedankenausbreitung und eingebung, Fremdbeeinflussungsideen)
Psychiatrische Pflege:
• Reizabschirmung
• Betont ruhiger, empathischer Umgang
• Vermeiden von Wahnunterstützung
• Eigene Realität aufzeigen
• Die Pflegenden nehmen Wahnideen und Halluzinationen des Patienten ernst, bleiben
jedoch bei ihrer Sichtweise der Realität. Pflegende und Patienten einigen sich darauf
nicht einer Meinung bezüglich des Realitätswerts von Wahnvorstellungen zu sein (Konsens im Dissens).
• Medikamenteneinnahme überwachen
• Auf Nebenwirkungen achten
• Trinkmenge bei Bedarf begrenzen (cave: Nicht jeder Patient "spült"! Extreme Mundtrockenheit möglich! Bitte symptomatisch mitbehandeln lassen! z.B. Zitronenbonbons anbieten, die den Speichelfluß anregen!)
• Zur Körperhygiene motivieren
• Den Aufbau einer vertrauensvollen, therapeutischen Beziehung anstreben
• Rückzugsmöglichkeiten bieten
• In Angstsituationen Präsenz sicherstellen/Erkrankten begleiten
• Tagesstrukturen nach individueller Belastbarkeit ausrichten (Überforderung psychischer
und physischer Art sind unbedingt zu vermeiden!
Mögliche POK`s
POK 2 Körper
2.4. Körperpflege und Kleidung
• Äußeres Erscheinungsbild unangemessen
2.5. Ruhen und Schlafen
• Ruhelosigkeit
• Erschöpfung/ Müdigkeit
POK 3 Psyche
3.2. Kognitive und mentale Funktionen
• Bewusstsein verändert
• Sinneswahrnehmung veränderte
3.3. Persönlichkeit und
Selbstwahrnehmung
• Körperbild gestört
• Identität gestört
• Selbstwertgefühl gering
3.4. Stimmung / Affekt
• Affekt verändert
• Angst
POK 5 Soziales Leben
5.1. Alltagsbewältigung
• Umgang mit äußeren Reizen beeinträchtigt
5.5. Soziales Netz
• Soziale Isolation
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Erwachsenenpsychiatrie 3.5.2 Hebephrene Schizophrenie
(ICD 10 - F20.1)
Definition:
eine Form der Schizophrenie, bei der die affektiven Veränderungen im Vordergrund stehen ,
Wahnvorstellungen und Halluzinationen flüchtig und bruchstückhaft auftreten, das Verhalten
verantwortungslos und unvorsehbar ist und Manierismen häufig sind. Die Stimmung ist flach
und unangemessen.
Die hebephrene Schizophrenie beginnt schon sehr früh, meist zwischen dem 15.- und 25
Lebensjahr.
Prognose:
Eher ungünstig, durch meist schnelle Entwicklung der Minussymptomatik, besonderes Affektverflachung und Antriebsverlust.
Hauptsymptom:
Bei der Hebephrenie kommt es häufig zu einen läppischen Verhalten. Weiterhin verhalten
die Patienten sich enthemmt, Affektverflachung.
Die Gefühlswelt wird schwer erreicht, es besteht eine mangelnde Ansprechbarkeit der Gefühle. Pat. reagieren oft unpassend können schlecht Distanz zum Personal und Mitpatienten
halten.
Symptome:
• Affektverflachung
• Läppische Gestimmtheit
• provokantes Verhalten
• sozialer Rückzug
• zerfahrenes Denken
• auffälliger Leistungsknick
• Wahnvorstellungen
Schwerpunkte der psychiatrischen Pflege:
• Bezugspflege als wichtiges Krikterium und ein weitgehender Verzicht auf örtliche und
personelle Veränderungen sollten Vorrang haben.
• Nähe und Distanz Verhältnis je nach dem Bedürfnissen des Pat. anpassen.
• Pflege soll sachlich auftreten und nicht von gehobener Stimmung anstecken lassen.
• Engere Strukturen schaffen in Hinsicht auf Tagesablauf, Pflichten( AT), Freizeit, Konsequenz und Ausdauer, zur ständiger Motivation der Betroffenen anhalten und Provokationen aushalten evtl. " spiegeln"
• Alle Teammitglieder machen das Gleiche (= Gefahr der Spaltung)
Mögliche POK`s
POK 1 Gesundheit und Krankheit
1.1. Gesundheits- und Krankheitsverhalten
• Krankheitseinsicht, mangelnd
POK 3 Psyche
3.1. Antrieb / Psychomotorik
• Antrieb gesteigert
• Psychomotorik verändert
3.2. Kognitive und mentale Funktionen
• Denkprozesse verändert
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3.3. Persönlichkeit und Selbstwahrnehmung
• Selbstwertgefühl gesteigert
• Nicht altersentsprechende Reife
3.4. Stimmung / Affekt
• Affekt verändert
POK 5 Soziales Leben
5.2. Kommunikation
• Kommunikation beeinträchtigt
5.4. Soziale Kompetenz / Sozialverhalten
• Beziehungsgestaltung beeinträchtigt
• Umgang mit individuellen Grenzen eingeschränkt
3.5.3 Katatone Schizophrenie
(ICD 10 - F20.2)
Definition:
Erkrankung mit gestörter Willkürmotorik.
Die katatone Schizophrenie ist gekennzeichnet von dem im Vordergrund stehender psychomotorischen Störungen, die zwischen Extremen wie Erregung und Stupor sowie Befehlsautomatismus und Negativismus alternieren können.
Bei der katotonen Schizophrenie liegt der Krankheitsausbruch um das 25 Lebensjahr herum.
In den westlichen Industrieländern tritt diese Form aus ungeklärten Gründen seltener auf.
Prognose :
Die Prognose ist in vielen Fällen günstig, die Rate der vollständigen Genesung doppelt so
hoch wie bei den anderen Schizophrenien. Bei jungendlichen Patienten allerdings ist der
Verlauf eher ungünstig.
Symptome:
• Hypokinese bis hin zum Stupor
• Pat. bei vollem Bewußtsein, bewegungslos
• Mutistisch
• Typisch sind Haltungsstereotypen
• Flexibilitas cerea (wächserne Biegsamkeit)
• Hyperkinese und psychomotorische Erregungszustände
• Stereotypien in Bewegung und Sprache
• Nachahmung der Bewegung anderer (Echopraxie)
• Nachsprechen von Sätzen (Echolalie)
• Auftreten in Schüben, unterbrochen von symptomfreien Intervallen
• Wahnvorstellungen und Halluzinationen
• Lebensbedrohlich ist die perniziöse Katatonie. Sie geht einher mit akuter innerer Anspannung , die sich nach außen als Erregung oder Erstarrung zeigt, Symptome hiervon
sind hohes Fieber, Tachycardie, Kreislaufstörungen und Entgleisungen anderer Organfunktionen.
Schwerpunkte der psychiatrischen Pflege:
• Die Pflege sollte immer beachten das der Pat. egal in welchen Zustand er gerade ist,
alles um sich herum mitbekommt.
• Bei Verharren über eine längere Zeit in einer bizarren Position - Arzt _ Info! Da sonst die
Gefahr von organischen Schäden besteht.
• Bei Stupor alle wichtigen Prophylaxen (Dekubitus-, Pneumonie- und Kontrakturenprophylaxe)
• Auf Flüssigkeitsmangel achten!
• Keine Zwangsmethoden bei Nahrungsverweigerung, da dieses die Angst verstärkt.
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Bei Erregungszuständen auf Fremd- und Selbstgefährdung achten. Gefährliche Gegenstände entfernen. Patienten Rückzugsmöglichkeiten geben, engmassige Sichtkontrolle
und evtl. Bedarfmedikation.
Mögliche POK`s
POK 2 Körper
2.2. Bewegung und Mobilität
• Mobilität beeinträchtigt
• Dekubitusgefahr
• Kontrakturgefahr
2.3. Essen und Trinken
• Nahrungsaufnahme beeinträchtigt
• Flüssigkeitsdefizit
POK 3 Psyche
3.1. Antrieb / Psychomotorik
• Antrieb gesteigert
• Antrieb vermindert
• Psychomotorik verändert
POK 5 Soziales Leben
5.1. Alltagsbewältigung
• Tagesstruktur mangelnd
5.2. Kommunikation
• Kommunikation beeinträchtigt
3.5.4 Schizophrenia simplex
(ICD 10 - F20.6)
Definition:
Bei diesem Subtyp der Schizophrenie handelt es sich um eine Form, die mit einer ausgeprägten Negativsymptomatik einher geht und keine produktiven positiven Symptome kennt.
Prognose:
Bei schleichendem Beginn und chronischen Verlauf ist die Prognose eher ungünstig. Sofern
Behandlung etwas am Verhalten und sozialem Umfeld des Patienten ändern konnte, ist ein
selbstständiges Leben möglich.
Symptome:
• Patienten wurden in der Regel zuvor psychiatrisch nicht auffällig
• Verlauf schleichend und eher symptomarm
• Vorwiegendes Auftreten von Negativsymptomen, keine produktiven positiven Symptome
• Denkstörungen
• Körperlicher und geistiger Leistungsabfall
• Antriebsminderung
• Schlafstörungen
• Soziale Isolation
• Autismus
Psychiatrische Pflege:
• Aktivierende und ressourcenorientierte Maßnahmen stehen im Vordergrund. Z.B. Körperund Kleiderpflege, lebenspraktisches Training
• Angehörigenarbeit
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Rücksichtnahme auf die Belastbarkeit des Patienten.
Dem Patienten Rückzugsmöglichkeiten schaffen.
Mögliche POK`s
POK 1 Gesundheit und Krankheit
1.1. Gesundheits- und Krankheitsverhalten
• Krankheitseinsicht, mangelnd
POK 2 Körper
2.1. Ausscheidung
• Obstipation
2.4. Körperpflege und Kleidung
• Äußeres Erscheinungsbild unangemessen
2.5. Ruhen und Schlafen
• Erschöpfung/ Müdigkeit
• Schlafstörungen
POK 3 Psyche
3.1. Antrieb / Psychomotorik
• Antrieb vermindert
3.2. Kognitive und mentale Funktionen
• Gedächtnisleistung beeinträchtigt
• Bewusstsein verändert
3.3. Persönlichkeit und Selbstwahrnehmung
• Selbstwertgefühl gering
3.4. Stimmung / Affekt
• Stimmungslage gedrückt / traurig
• Angst
POK 5 Soziales Leben
5.1. Alltagsbewältigung
• Lebenspraktische Fertigkeiten mangelnd
5.2. Kommunikation
• Kommunikation beeinträchtigt
5.5. Soziales Netz
• Soziale Isolation
3.5.5 Zönästhetische Schizophrenie (ICD 10 - unter "Sonst. Schizophrenie"
F20.8)
Definition:
Form der Schizophrenie, bei der körperl. Mißempfindungen im Vordergrund stehen)
Auftreten der Erkrankung:
Häufig schleichend um das 30. Lebensjahr
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Kernsymptome:
• Leibliche Beeinflussungserlebnisse, d.h. der Pat. leidet unter einer Veränderung der eigenen Körper- und der Sinneswahrnehmung ( daher synonyme Begriffe wie Körper-/
Leibeshalluzinationen)
• Typisch ist die starke Positivsymptomatik mit eigenartigen Leibesempfindungen; andere
schizophrene Symptome fehlen in vielen Fällen.
• "Schmerzen + Missempfindungen sind prinzipiell nicht von Körperhalluzinationen zu
trennen". "Halluzinationen sind Wahrnehmungen ohne entsprechende reale Reizquelle,
die Erlebnisse werden für wirkliche Sinneswahrnehmungen gehalten"
Leibesmissempfindungen äußern sich in:
• Taubheits- oder Fremdheitsgefühl an den Gliedmaßen
• Verschieden Arten von Schmerzen (häufig in Verbindung mit vegetativen Symptomen
wie Herzrhythmusstörungen, Schweißausbrüche, Brechreiz, Schwindel)
• Unerklärliche Hitze- und Kälteempfindungen
• in Kombination mit:
o Die Vorstellung Körperteile würden bewegt, gedrückt oder gezogen.
o Das Erleben unnatürlicher Schwere oder Leichtigkeit, Verkleinerung und
Schrumpfung
• Dabei hat der Patient nur selten das Gefühl, seine Empfindungen würden von Außen
("Fremden") zugefügt.
Beispiele:
• "Ich spüre elektrische Wellen von einem Sender durch meinen Bauch ziehen"
• "Ein Schmerz, wie wenn ein Messer durch meinen Körper wandert und Gedärme anritzt"
(= Bizarre Mißempfindung)
• "Ein Messer wandert durch meinen Körper und ritzt Gedärme an" (=Steigerung: Kriterium
des Gemachten)
• "Ein Sender in meinem Bauch bestrahlt mich"
• "In meiner Haut bohrt Ungeziefer, es juckt ständig"
Prognose:
• recht günstig
• die Symptome bilden sich jedoch nicht immer vollständig zurück
Psychiatrische Pflege:
• Dem Patienten viel Raum für Gespräche geben, in denen sie ihre Empfindungen beschreiben können ( "Gesprächsbereitschaft signalisieren")
•
"Gute Patientenbeobachtung" (insbesondere der Mimik/Gesichtsausdruckes, da es Patienten häufig sehr schwer fällt, ihre Leibesmißempfindungen in Worte zu fassen)
•
•
Auf suizidale Tendenzen achten !
(CAVE: "Quälende Schmerzen können den Patienten in den Suizid treiben")
Mögliche POK`s
POK 1 Gesundheit und Krankheit
1.3. Selbst- und Fremdgefährdung
• Suizidgefahr
POK 2 Körper
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Erwachsenenpsychiatrie 2.7. Vitale/ Sinnesfunktionen
• Schmerz
POK 3 Psyche
3.2. Kognitive und mentale Funktionen
• Sinneswahrnehmung veränderte
3.3. Persönlichkeit und
Selbstwahrnehmung
• Körperbild gestört
POK 4 Sinn und Werte
4.1. Lebenssinn und -ziele
• Verzweiflung
3.5.6 Schizophrenes Residuum
(ICD 10 - F20.5)
Definition:
Nach ICD-10 chronisches Stadium in der Entwicklung einer Schizophrenie, welches folgende
Bedingungen erfüllt:
• Vorherrschen einer Minussymptomatik ohne wesentliche psychotische Symptome (z.B.
Wahn)
• anamnestischer Nachweis mindestens einer früheren psychotischen Episode
• deutliche Verschlechterung des persönlichen und sozialen Leistungsvermögens im Vergleich zur prämorbiden Leistungsfähigkeit.
Ein Zustand eines Patienten nach mehreren schizophrenen Schüben, in dem der Patient
einzelne Symptome zeigt, die sich weder bessern noch verschlimmern (lat. Residuum, d.h.
es bestehen bleibende Restsymptome nach der akuten Phase einer Erkrankung), eine akute
Symptomatik tritt jedoch selten auf.
Kernsymptome:
• Ausgeprägte Negativ- bzw. "Minussymptomatik"
• Konzentrations-, Denk- und Gedächtnisstörungen
• Mangelnde körperliche und geistige Belastbarkeit
• Inadäquater Affekt (u.a. erhöhte Erregbarkeit, Intoleranz gegen Streß)
• Minderung von Antrieb, Ausdauer und Geduld (psychomotorische Verlangsamung)
• Verlust des Selbstvertrauens
• Affektverflachung
• Vegetative Störung (z.B. Schlafprobleme)
• Verringerung von Mimik und Gestik
• Vernachlässigung der Körperpflege
• Sozialer Rückzug (Passivität, Initiativenmangel)
• Mangelnde Selbstpflege bis zur Verwahrlosung
Prognose:
Patienten mit dieser Form der Schizophrenie haben eine schlechte Prognose und sind häufig
auf eine lebenslange Unterstützung durch das Umfeld der eigenen Familie oder einer Wohngemeinschaft angewiesen.
Psychiatrische Pflege / Hauptaufgabe:
• Dauerhafte Aktivierung des Patienten (z.B. Motivierung zur Teilnahme an AT/BT, pflegerische Freizeitgruppen) im Sinne von "Fördern durch Fordern". (>>> mangelnde Aktivierung und Isolation verstärken die Residualzustände durch Unterstimulation)
• Größtmögliche Selbstverantwortung und Eigenständigkeit ("Hilfe zur Selbsthilfe")
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Aufrechterhaltung oder Wiedererlangung verloren gegangener Selbständigkeit, d.h. "dem
Patienten nichts abnehmen, was er noch selbst erledigen kann". ("Höchstes Maß an Geduld")
•
"Je besser und intensiver die individuelle, pflegerische Betreuung ist, desto größer ist die
Wahrscheinlichkeit eines positiven Entwicklungsverlaufes!" (daher sollte die Pflegeplanung
schwerpunktmäßig auf breite Ressourcenförderung zielen)
CAVE: Auf suizidale Tendenzen achten! ( Gefahr des "Bilanz-Suizids")
Mögliche POK`s
POK 1 Gesundheit und Krankheit
1.1. Gesundheits- und Krankheitsverhalten
• Krankheitsbewältigung, unwirksam
POK 2 Körper
2.4. Körperpflege und Kleidung
• Körperpflege eingeschränkt
2.5. Ruhen und Schlafen
• Schlafstörungen
POK 3 Psyche
3.1. Antrieb / Psychomotorik
• Antrieb vermindert
3.2. Kognitive und mentale Funktionen
• Denkprozesse verändert
3.3. Persönlichkeit und Selbstwahrnehmung
• Selbstwertgefühl gering
• Gefühl der Machtlosigkeit
3.4. Stimmung / Affekt
• Stimmungslage gedrückt / traurig
POK 5 Soziales Leben
5.1. Alltagsbewältigung
• Tagesstruktur mangelnd
5.4. Soziale Kompetenz / Sozialverhalten
• Beziehungsgestaltung beeinträchtigt
5.5. Soziales Netz
• Soziale Isolation
3.6
Coping-Mechanismen
Folgende Bewältigungsstrategien (= "Coping-Mechanismen") der Patienten sind für die
psychiatrische Pflege von großer Bedeutung, da sie als überaus wichtige Ressourcen genutzt werden können:
•
•
•
•
Vermeidungsmechanismen (z.B. Pat. gehen potentiell negativen Situationen aus dem
Wege
Kompensationsmechanismen (etwa die Herabsetzung des Arbeitstempos)
Adaptionsmechanismen (die Störungen nicht allzu ernst nehmen)
Willensmäßige Anstrengungen (bewußt gegen die Krankheit ankämpfen)
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• Übungsmechanismen (das Trainieren geschwächter Fähigkeiten)
(nach Gross, 1986)
Praxisbeispiele:
"Wenn ich meine Haare gegen den Strich kämme, treten starke Schmerzen unter der
Schädeldecke auf; deswegen habe ich meine Frisur verändern müssen und kämme mir
jetzt die Haare nach vorne".
"Kaufhäuser sind unerträglich, viel zu anstrengend, ich kann deswegen nur noch in ganz
kleinen Läden einkaufen".
"Fernsehen ist wegen der schnellen Bilderfolge unerträglich; ich habe deswegen den
Fernseher abbestellt."
"Im Gegensatz zu früher, als mir solche Situationen direkt Spaß machten, kann ich nicht
mehr unter Zeitdruck arbeiten und vermeide deswegen jede Hetze, muß alles in Ruhe
regeln."
•
•
•
•
4 Rückfallvorbeugung
4.1
Frühwarnzeichen
Wichtig ist, dass sich psychotische Krankheitsphasen durch Frühwarnzeichen ankündigen
können, die oft Tage bis Wochen vor Ausbruch der eigentlichen schizophrenen Symptomatik
bestehen. Diese zu erkennen ist wichtig, um schnell mit einer entsprechenden Therapie beginnen zu können. Zu solchen Frühwarnzeichen gehören:
Ruhelosigkeit
Nervosität und Gespanntheit
Stimmungsschwankungen
Schlafstörungen
Schwierigkeiten bei der Arbeit, Überforderungsgefühle
Konzentrations- und Gedächtnisstörungen
sozialer Rückzug
4.2
„Nachsorge“ / Psycho- und Soziotherapie
In der Behandlung der Schizophrenien haben neben der Pharmakotherapie psychosoziale
Interventionen mit therapeutischen Schwerpunkten auf Information, Edukation, Training sozialer Fertigkeiten und Beratung einen wichtigen Stellenwert.
Zu den Maßnahmen der Psycho- und Soziotherapie schizophrener Erkrankungen werden
gerechnet:
• Psychotherapeutische Begleitung im alltäglichen Leben
• Trainingsverfahren zum Problemlösen und zum Umgang mit anderen Menschen
• Familientherapie/Angehörigenarbeit
• Ergotherapie
• Spezifische Rehabilitationsprogramme zur Wiedereingliederung der Patienten (z.B. Tagesstätten, Wohngruppen etc.)
4.3
Wie lange sollte man behandeln?
Ohne neuroleptische Rezidivprophylaxe liegt neusten Studien zufolge nach einer schizophrenen Ersterkrankung die Rückfallrate im ersten Jahr bei 60% und im zweiten Jahr bei
80%.
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Nach der 2. Phase der Erkrankung liegt die Rückfallrate sogar noch höher: im ersten Jahr
bei 75%, im zweiten Jahr zwischen 80 und 90%. Nach Abklingen einer akuten schizophrenen Episode müssen daher die Medikamente für unterschiedliche Zeitintervalle weitergegeben werden.
•
Therapie nach schizophrener Ersterkrankung und vollständigem Verschwinden der Symptome: Erhaltungsdosis für 1 - 2 Jahre und langsames Absetzen über 3 -6 Monate
•
Therapie nach der 2. Krankheitsphase und vollständigem Verschwinden der Symptome:
Langzeitmedikation über mindestens 5 Jahre und sehr langsames Absetzen (Dosisreduktion von ca. 20% alle 6 Monate)
•
Therapie bei chronischen Schizophrenien: lebenslange Medikation.
4.4
Rezidivprophylaxe mit Depotneuroleptikum
Grundsätzlich lässt sich eine rezidivprophylaktische Langzeittherapie oral durchführen. Oft ist
jedoch die Gabe von intramuskulär injizierbaren Depotneuroleptika angesagt. Ein erster Absetzversuch darf immer nur als langsames Ausschleichen, nie plötzlich, erfolgen. Er sollte
frühestens nach 12 Monaten Symptomfreiheit durchgeführt werden, jedoch umso später, je
mehr Krankheitsphasen vorher aufgetreten sind. Die wichtigsten Gründe für zahlreiche Wiedererkrankungen sind unregelmäßige Medikamenteneinnahme bzw. abruptes Absetzen des
Präparates.
4.5
Der Krisen- und Notfallplan
Der Krisen- und Notfallplan besteht aus mehreren, sich ergänzenden Teilen:
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A Frühsymptome
Wie erkenne ich rechtzeitig, dass ich in eine seelische Krise gerate, was kann ich vorbeugend tun
B Krisenplan
Wie kann ich mir selbst helfen
C Notfallplan
Wie kann ich mir Hilfe holen, wenn ich es alleine nicht mehr schaffe
D Behandlungsvereinbarung
Wie kann ich durch vorherige Absprache meine Behandlung im Notfall positiv beeinflussen
4.5.1 Krisenplan zur Selbsthilfe
In einer seelischen Krise sind das Denken und Fühlen gestört – Gedanken drehen sich im
Kreis, sind zerstreut, zu unklar oder funktionieren nach dem Alles-oder-Nichts-Prinzip – Gefühle sind nicht wahrnehmbar oder zu intensiv – Angst, Wut, Leere, Enttäuschung, Hoffnungslosigkeit, Trauer, Einsamkeit sind übermächtig. Daher ist es in Krisen wichtig, sich
nicht mit Ihrem Innenleben zu beschäftigen, sondern die Außenwelt bewusster wahrzunehmen und nach Ihrem Krisenplan aktiv zu werden. Dadurch können Innen- und Außenwelt
wieder in Balance kommen.
Krisenplan für zu Hause, nachts und unterwegs:
Die hier aufgeführten Ideen wurden vonBetroffenen zusammengestellt. Sie waren für viele
Menschen hilfreich. Sie sollten die Liste auf jeden Fall mit Ihren individuell hilfreichen Maßnahmen ergänzen.
Ideen für schwere Krisensituationen
• Notfallplan bereithalten
• Einfache Wahrnehmungsübungen zur Selbstregulation (Zählen von Gegenständen in der
Wohnung, z.B. Bücher)
Entspannungsübungen sind in schweren Krisensituationen oft nicht ratsam, weil sie die Innenbetrachtung und Anspannung eher verstärken.
Vorschläge zur Krisenbewältigung
Gespräche mit Freunden, Bekannten und Verwandten
• Heiße Dusche oder Wechseldusche (vorher Körper abbürsten, nachher eincremen, dadurch verstärkt sich die Körperwahrnehmung)
• Coolpack oder Wärmflasche
• „Rescue“-Tropfen (Notfalltropfen) einnehmen oder auf Schläfen und/oder Innenseite
Handgelenk (Puls) einreiben
• Mit chinesischem Heilpflanzenöl die Schläfen einreiben
• Intensive Gerüche einsetzen, z.B. Kaffee, Gewürze, Duftöle
• Malen und schreiben
• Musik hören
• Singen, Musikinstrument spielen
• Leichte Hausarbeit (bügeln, aufräumen, abstauben)
• An die frische Luft gehen und Wohnung kräftig durchlüften
• Igelbälle drücken, Füße massieren
• Fahrrad fahren, joggen
• Spazieren oder Schwimmen gehen
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4.5.2 Behandlungsvereinbarung
(z.B. bei Aufnahme im Krankenhaus)
Die Behandlungsvereinbarung soll im Vorfeld mit dem behandelnden Arzt / der behandelnden Ärztin und dem zuständigen Krankenhaus abgesprochen werden. Im Akutfall sind diese
Absprachen meist nicht mehr möglich.
Folgende Personen sollen benachrichtigt werden:
Eine Behandlungsvereinbarung liegt mit folgender Klinik vor:
Im Krisenfall sind folgende Medikamente hilfreich:
Im Krisenfall hat sich folgendes Vorgehen als hilfreich erwiesen:
Spezielle Wünsche an die Krisenbehandlung:
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