Schizophrenie Offene Türen Gallinat Kopie

Klinik und Poliklinik für
Psychiatrie und Psychotherapie
Hamburg im Wandel für eine
Öffnung der Akutpsychiatrie
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
J. Gallinat
Klinik und Poliklinik für
Psychiatrie und Psychotherapie
Zwangsmaßnahmen sind mehr von der
Situation als von der Diagnose abhängig
Migon et al. 2008
Klinik und Poliklinik für
Psychiatrie und Psychotherapie
WünscheaneinklinischesSe.ng...
WenigerSuizide
Reduk.onvonGewalt
VerbesserungvonKrankheitseinsichtoderBehandlungsbereitscha=
KeinBehandlungsabbruch
SteigerungderBehandlungsqualität
VerbesserungderArzt/Pa.entBeziehung
VerantwortungsübernahmedurchdenPa.enten
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Psychiatrie und Psychotherapie
Suizid im psychiatrischen Krankenhaus
•  5% der Suizide (Steblaj et al. 1999)
•  Ca. 1/3 der Suizide ereignen sich auf der Station, 50-85% im
erlaubten Ausgang (Wolfersdorf 2006, Hübner-Lieberman et al. 2004, Sundquist-Stensman
et al. 2006)
•  Suizide auf der Station werden in 75% durch Erhängen
ausgeführt (von 234 Suiziden auf Stationen in England; Gunnell 2005)
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Psychiatrie und Psychotherapie
Reduktion stationärer Suizide
durch geschlossene Station?
•  Weniger Suizide bei „Offener Tür“
Tokyo; Fujimori & Sakaguchi 1986)
(schizophrene Patienten Matsuzawa Hospital
•  Von 99 Suiziden, 60 auf geschlossenen, 39 auf offenen
Stationen (Koester und Engels)
•  Geschlossene stationäre Behandlung erhöht die Suizidgefahr
(Bochnik & Gärtner-Huth 1989; Pohlmeier 1994; Venzlaff 1996)
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Psychiatrie und Psychotherapie
WünscheaneinklinischesSe.ng...
WenigerSuizide
Reduk4onvonGewalt
VerbesserungvonKrankheitseinsichtoderBehandlungsbereitscha=
KeinBehandlungsabbruch
SteigerungderBehandlungsqualität
VerbesserungderArzt/Pa.entBeziehung
VerantwortungsübernahmedurchdenPa.enten
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Prädiktoren für Gewalt auf Station
•  geschlossene Stationstür, Zwangsmaßnahmen, richterliche Anhörungen
(Abderhalden et al. 2006)
•  unangenehme Nebenwirkungen von Medikamenten
•  Verweigerung von Wünschen, rigide Stationsregeln (Duxbury et al. 2006;
Lanza 1988; Nijman et al. 1997)
•  Geringe emotionale Verfügbarkeit des Personals (Alexander 2006)
•  Ungerechtigkeiten, Mangel an Respekt, mangelnde Erfahrung des
Personals (Ilkiw-Lavalle & Grenyer 2003, Whittington & Richter 2006, Abderhalden et al.
2006, James et al. 1990, Rasmussen & Levander 1996)
•  niedrige Bettenmessziffer, Überbelegung (Lanza et al. 1994, Palmsternia et al.
1991)
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•  Patienten geben als Ursachen für Gewalttätigkeit das Verhalten
des Personals an, nicht verstanden zu werden, nicht akzeptiert
zu werden (Ilkiw-Lavalle & Grenyer 2003)
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Reaktionen der Patienten auf Restriktionen werden als
Zeichen der Krankheit interpretiert
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WünscheaneinklinischesSe.ng...
WenigerSuizide
Reduk.onvonGewalt
VerbesserungvonKrankheitseinsichtoderBehandlungsbereitscha=
KeinBehandlungsabbruch
SteigerungderBehandlungsqualität
VerbesserungderArzt/Pa.entBeziehung
VerantwortungsübernahmedurchdenPa.enten
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Entweichung von Station
•  Insgesamt entweichen bis zu 65% der Patienten von
geschlossenen Stationen (Dickens & Campell 2001)
•  50-80% entweichen beim ersten genehmigten Ausgang
(Dickens und Campell 2001, Bowers et al. 1998, Falkowski et al. 1996)
•  Häufigere Entweichungen bei geschlossener Tür (Vachutka &
Mrna 1990)
•  Bis zu 20% der Entweichungen ereignen sich während die
Türen geschlossen sind und Personal sich im Türbereich
aufhält (Bowers et al. 1998)
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Erhebung in Berlin über 2x12 Monate
Über 12 Monate
Tür OFFEN
Tür ZU
(75% offene Tage)
(9% offene Tage)
Anzahl der Patienten
161
176
p=0.979
Geschlecht
97 m
111 m
p=0.128
Affektive
25
21
Sucht
21
18
Schizophrenie
100
103
18.8±14
18.5±20
p=0.928
Entweichungen
15
34
p=0.011
Tage bis Wiederaufnahme
34
20
p=0.026
Beh.dauer
Statistik
Lang et al. 2010 EJP
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Gründe für Entweichungen
•  Sorge um die Zustände zu Hause (Lewis und Kohl 1962, Muller 1962, Falkowski et al.
1990, Short 1995, Meehan et al. 1999, Bowers et al. 1999)
•  Unruhige Stationsatmosphäre, keine Privatsphäre (Lewis und Kohl 1962,
Muller 1962, Falkowski et al. 1990, Short 1995, Meehan et al. 1999, Bowers et al. 1999)
•  Langeweile, mangelhaftes therapeutisches Angebot (Lewis und Kohl
1962, Muller 1962, Meyer et al. 1967, Mc Indoe 1986, Falkowski et al. 1990, Short 1995, Andoh 1999, Meehan
et al. 1999, Bowers et al. 1999)
•  Bedürfnis nach mehr Aufmerksamkeit durch Personal (Meyer et al. 1967,
Meehan et al. 1999)
•  Gefühl, eingesperrt zu sein (Bowers et al. 1999)
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•  Eine substantielle Reduktion von Behandlungsabbrüchen gelingt
durch komplexe integrierte Versorgung
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Wünsche an ein klinisches Setting...
WenigerSuizide
Reduk.onvonGewalt
VerbesserungvonKrankheitseinsichtoderBehandlungsbereitscha=
KeinBehandlungsabbruch
SteigerungderBehandlungsqualität
VerbesserungderArzt/Pa4entBeziehung
VerantwortungsübernahmedurchdenPa4enten
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Maßnahmen zur Gewaltreduktion
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AufoffenenSta4onen....
… zeigen Patienten eine höhere Zufriedenheit (Müller et al. 2002)
… fühlen sich aus Therapie nicht ausgeschlossen (Kuosmanen et al.
2007)
… erreichen mehr Autonomie (Meehan et al. 1999, Bowers et al. 1999)
… erreichen eine längerfristige Compliance (Lewis und Kohl 1962, Muller
1962, Falkowski et al. 1990, Short 1995)
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Auf der Station...
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Erfahrenes Personal (James et al. 1990; Rasmussen & Levander 1996)
Patientenorientierung, Bezugspflege (Richter 1999; Kunze 2007)
Respektvoller Umgang (Whittington & Richter 2006; Abderhalden et al. 2006)
Gute Stationsatmosphäre (Richter 2006) Normalität, Mitgestaltung,
Liberalität, Geschlechtermischung (Gebhardt & Steinert 1999)
•  Freiwillige Medikamenteneinnahme (Spießl et al. 1998)
•  Nebenwirkungsarme Behandlung
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Auf der Station...
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gute Personalausstattung
ansprechende und moderne Räumlichkeiten
Diagnostisch durchmischte Stationen (Gebhardt u. Radtke 2003)
Keine Überbetten (Lion et al. 1976, Lanza et al. 1994, Palmsternia et al. 1991)
Keine Konzentration von Akutpatienten (Gebhardt & Radtke 2003; Lion et al.
1976)
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Auf der Station...
•  Freier Zugang zu Essen und Getränken; Fernsehgerät im
Raucherraum (Alexander 2006)
Stationäre Behandlung
Krankenhaus
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entfremdete, unruhige und teils von
Gewalt geprägte Atmosphäre
häufiger Wechsel von Personal und
Mitpatienten
unübersichtliche und unwohnliche
Räumlichkeiten
Viele Regeln, uneinfühlsamer und teils
autoritärer Umgang
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Psychiatrie und Psychotherapie
Soteria
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Kleines, normales, entspannendes,
reizgeschütztes Milieu
Behutsame und kontinuierliche
mitmenschliche Begleitung
Wenige, aber kontinuierliche
Bezugspersonen
Klare, gleichartige Informationen für
Patienten, Angehörige und Betreuer
Erarbeitung von gemeinsamen konkreten
Zielen (Wohnen, Arbeit etc.)
Bildung von realistischen, vorsichtig positiven
Zukunftserwartungen
Sparsame Verwendung von Neuroleptika
Fokussierung auf Vorbotensymptome,
Belastungen und Bewältigungsstrategien
Stationäre Behandlung
Krankenhaus
Soteria
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Soteria der Psychiatrischen
Universitätsklinik der Charité im
St. Hedwig-Krankenhaus
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Psychiatrie und Psychotherapie
Ein entspannendes und spannungslösendes Ganzes, einschließlich der
Architektur als günstige Konstellation entsprechend der expressed
emotion Hypothese (Linszen et al. 1997 )
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Psychiatrie und Psychotherapie
BundesweiterInnova4onsweGbewerb–Gesundheitspreis2015
1.Preis„WeddingerModell:ZusammenspielalsChance“
„Ein Best-Pratice-Modell der
Psychiatrischen Universitätsklinik der
Charité im St. Hedwigs-Krankenhaus
Ein Behandlungskonzept, das
ausgehend von der Lebenslage des
Patienten individuelle
Behandlungslösungen entwickelt.
Ganz bewusst umgeht man dabei
tradierte Zusammenarbeitsstrukturen
und Krankenhaushierarchien und setzt
stattdessen auf eigens
zusammengestellte Teams von
Bezugstherapeuten.
Ihre Kompetenzen werden
aufgewertet und gestärkt....“
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Psychiatrie und Psychotherapie
offene Stationskonzepte
Kompetente Berater
Hohe Dialogbereitschaft
Erkennbar stützende Haltung
Teilnahme an Visiten
Angehörige
Gesundheitsbegleiter
Schulung Frühwarnzeichen
Begleitung
Beratung
Team und Behandler
Eigene Ziele
individuelle Sichtweise
Achtung subjektiver Gründe
Annahme der Genesung
Enthusiasmus!
Patienten
Verantwortungsübernahme
Später Weitergabe der
Erfahrung an Mitpatienten
Komplexe
Integrierte
Versorgung
Soteria
Transparenz!!
Klare Informationen
Konsistente Informationen
Einheitliche Haltung des Teams
Kommunikation
Suche nach gemeinsamen
Meinungen zur Erkrankung
Thematisierung
der Diagnose
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Vielen Dank für Ihre
Aufmerksamkeit!
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