altersdepression und wege zu neuer leichtigkeit

ALTERSDEPRESSION UND WEGE ZU NEUER LEICHTIGKEIT
10. März 2016
Drei Fragen an den Chefarzt
Von Herbert W. Rabl (HR)
Altersdepression ist ein modernes Etikett, das dann gerne älteren Menschen
angeheftet wird, wenn Schwermut sich breit macht. Der Chef des
„Gerontopsychiatrischen Zentrums“ am Psychiatrischen Zentrum Nordbaden in
Wiesloch hat dazu einen klaren Standpunkt: „Altersdepression gibt es nicht“. Damit
meint der Fachpsychiater, dass eine Depression jeden treffen kann und es kein
alterstypisches Phänomen ist. Gerechnet auf ein ganzes Leben liegt jedem vierten
Menschen in Deutschland – das sind 25 Prozent - irgendwann einmal so Vieles auf
der Seele, dass die Ärzte von psychischen Problemen mit Behandlungsbedarf
sprechen. Und im Alter sind das nicht mehr Menschen als in jungen Jahren. Nur die
Gründe sind anders gelagert.. Bei jungen Leuten bedingen mehr genetische Anlagen
oder biologische Ursachen eine Depression. Bei älteren Menschen lösen vermehrt
äußere Anlässe, Schicksalsschläge oder der Verlust von geliebten Menschen eine
Depression aus. Die gute Nachricht ist in jedem Fall: Depressionen sind im Alter
genauso erfolgversprechend behandelbar wie in jungen Jahren. Jochen Gebhardt
spricht am 17. März im Rahmen der Vortragsreihe „Altersfragen? Wissenswertes über
das Älterwerden“ im Heidelberger AGAPLESION Bethanien Krankenhaus zu dem
Problemfeld „Unruhig, ängstlich, depressiv – Wege aus der Altersdepression“. Der
Eintritt zu der Vortragsreihe ist frei. Die RNZ hat dem ausgewiesenen Experten drei
Fragen zu dem Thema gestellt:
Frage: Sie sagen „Altersdepression gibt es nicht“. Wie meinen Sie das?
Jochen Gebhardt: Aus psychiatrisch-medizinischer Sicht ist an dem Krankheitsbild
„Depression“ nichts alterstypisches. Vielleicht hat sich diese Bezeichnung deshalb
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eingebürgert, weil die Auslöser dieser seelischen Krankheit im Alter leichter verstanden
werden können. Wer Verluste verschmerzen muss, den Verlust von Fähigkeiten und
von Unversehrtheit oder den Verlust des Lebenspartners und geliebter Menschen,
kann nachvollziehbar auch die Freude am Leben verlieren und Ängsten viel Raum
geben. Für junge und ältere Menschen gelten aber die gleichen diagnostischen und
therapeutischen Ansätze, mit ähnlich guten Erfolgsaussichten.
Frage: Gibt es Möglichkeiten, sich gegen eine Depression im Alter zu schützen?
Jochen Gebhardt: Königswege, die sicheren Schutz bieten, gibt es nicht. Dennoch
können auch ältere Menschen viel zur Vorbeugung tun und haben dank ihres Alters
und ihrer Lebenserfahrung dafür sogar bessere Werkzeuge als jüngere Menschen.
Aktiv bleiben, Hobbys beibehalten, Freundeskreise pflegen, achtsam eine Balance
herstellen zwischen notwendig zu Tuendem und angenehmen Dingen, das sind gute
Methoden. Überhaupt ist Achtsamkeit „Was tut mir gut“ ein wichtiger Schlüssel, sich
auch im Alter Lebensqualität zu erschaffen.
Frage: Sehen Sie einen Unterschied zwischen Schwermut im Alter, Altersverstimmung
und Altersdepression?
Jochen Gebhardt: Wir müssen schon unterscheiden zwischen einer Trauer über
Verluste, Schwermütigkeit, dass nicht mehr alles ist wie früher, und einer Krankheit der
Seele. Die Betroffenen, ihre Angehörigen und wir Ärzte sollten da genau hinschauen,
denn eine unbehandelte Depression kann schwere Folgen haben. Je nach
Schweregrad der Depression kommen im Alter psychotherapeutische Interventionen
ggf. in Kombination mit Medikamenten zum Einsatz. Und ich möchte betonen,
Psychotherapie funktioniert bis ins hohe Alter. Genau hinschauen und sich Rat holen,
ist sicher schon der Beginn einer erfolgreichen Behandlung.
Der Vortrag von Chefarzt Jochen Gebhardt zum Thema „Unruhig, ängstlich, depressiv
– Wege aus der Altersdepression“ findet am Donnerstag, 17. März, 17 Uhr, im
AGAPLESION Bethanien Krankenhaus Heidelberg, Rohrbacher Str. 149, statt. Der
Eintritt ist frei. Die von der RNZ unterstützte Vortragsreihe „Altersfragen?
Wissenswertes über das Älterwerden“ ist jedem zugänglich.
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Kontakt:
Katrin Becker, Beauftragte für Öffentlichkeitsarbeit
Rohrbacher Str. 149, 69126 Heidelberg
T (06221) 319-1608, E-Mail: [email protected]
www.bethanien-heidelberg.de
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