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der Stadt Linz
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Informationsunterlage zur Pressekonferenz von Wirtschaftsstadträtin
Susanne Wegscheider zu Stärken und Schwächen des Linzer Arbeitsmarktes am Donnerstag, 10. März 2016, um 10 Uhr im Pressezentrum des
Alten Rathauses
Stärken und Schwächen des Linzer Arbeitsmarktes
Hohe Arbeitslosenzahlen aber auch gute Jobaussichten
prägen die Entwicklung des Linzer Arbeitsmarktes
Ende Februar gab es in Linz-Stadt 10.165 Arbeitslose und 2.225 offene Stellen. Das bedeutet in beiden Bereichen neue Höchststände bei den FebruarWerten. „Trotz Rekordarbeitslosigkeit suchen Linzer Unternehmen wie selten zuvor dringend qualifizierte Arbeitskräfte. Seit dem zweiten Halbjahr
2015 gibt es einen starken Anstieg bei den offenen Stellen. Vor allem in den
Metall- und Elektroberufen und in den technischen Berufen herrscht eine
große Nachfrage nach Arbeitskräften mit zum Teil mehr offenen Stellen als
Arbeitslose“, weist Wirtschaftsstadträtin Susanne Wegscheider auf starke
Impulse aus der Linzer Wirtschaft hin.
In den vergangenen sechs Jahren fanden zusätzlich 4.700 Linzerinnen
und Linzer (+ 6,0 Prozent) einen Job. Trotz dieses Beschäftigungswachstums stiegen in den vergangenen Jahren die Linzer Arbeitslosenzahlen durch die massive Zunahme der Linzer Bevölkerung und
dem Anstieg der Erwerbsquote geradezu sprunghaft an und haben sich
seit 2009 mehr als verdoppelt.
Im Jänner 2016 erreichten die Arbeitslosenzahlen für Linz-Stadt mit
10.457 Arbeitslosen und einer Arbeitslosenquote von 11,3 Prozent den
höchsten Stand der vergangenen Jahrzehnte. Im Februar gab es einen
Rückgang auf 10.165 Arbeitslose (Arbeitslosenquote voraussichtlich
rund 11 Prozent). Nach den zweistelligen Zuwachsraten in den letzten
Jahren wurde im Februar erstmals nur mehr ein leichter Zuwachs von
3,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat verzeichnet. Nach der sai-
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sonal höheren Winterarbeitslosigkeit sollten die Arbeitslosenzahlen in
den nächsten Monaten weiter rückläufig sein.
Entwicklung der Arbeitslosenzahlen
Die Grafik zeigt, wie massiv die Arbeitslosenzahlen in Linz-Stadt (ohne die Zahlen
für Urfahr-Umgebung, der ebenfalls zum AMS-Bezirk Linz gehört) in den vergangenen fünf Jahren gestiegen sind. Im vergangenen Jahr gab es aber nur mehr
einen geringfügigen Anstieg. Besonders gravierend ist die Zunahme im Vergleich
mit dem „Vollbeschäftigungsjahr“ 2008, mit damals nur 3.737 Arbeitslosen.
Im Februar waren in Linz-Stadt neben den 10.165 arbeitslos gemeldeten
Personen weitere 2.264 Personen in Schulungen und damit 12.429 Linzerinnen und Linzer auf Jobsuche.
Großes Engagement des AMS für den Linzer Arbeitsmarkt
Mit 2.264 Linzerinnen und Linzern in aktiven Arbeitsmarktmaßnahmen entfallen knapp 22 Prozent aller oberösterreichischen MaßnahmenteilnehmerInnen
auf Linz-Stadt, obwohl der Anteil von Linz am oberösterreichischen Arbeitskräftepotenzial nur rund 14 Prozent beträgt.
Knapp zwei Drittel der Linzer SchulungsteilnehmerInnen, die sich in Arbeitsmarktmaßnahmen befinden, haben nur einen Pflichtschulabschluss oder
nicht einmal einen solchen.
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Hoher Anteil in Linz an Personen mit Pflichtschulabschluss
Von den 12.429 LinzerInnen auf Jobsuche haben 7.383 Personen und damit
knapp 60 Prozent, maximal einen Pflichtschulabschluss. Im oberösterreichischen Durchschnitt liegt dieser Anteil bei nur rund 50 Prozent.
Knapp 2.900 Personen beziehungsweise 23 Prozent haben eine abgeschlossene
Lehrausbildung. Der Rest verteilt sich auf Personen mit höherer Bildung. Auch
wenn in diesem Bereich ebenfalls die Arbeitslosenzahlen gestiegen sind, zeigt
sich, dass diese in der Regel viel rascher wieder einen Job finden.
Das Kernproblem der im Vergleich zur oberösterreichischen Entwicklung
überdurchschnittlich hohen Linzer Arbeitslosenzahlen, liegt in großer Anzahl
von arbeitslosen Personen mit geringer Qualifikation.
Der Ausländeranteil an den Linzer Jobsuchenden beträgt Ende Februar
38,1 Prozent. Bei der Gruppe von Jobsuchenden mit maximal einem Pflichtschulabschluss beträgt der Ausländeranteil 47,4 Prozent.
Ein besonderes Augenmerk gilt auch der Tatsache, dass von den 2.245 Linzer
Jugendlichen (unter 24 Jahre), die arbeitslos (1.298) oder in Schulungen (947)
sind, ebenfalls zwei Drittel bzw. 1.507 Jugendliche, nur maximal einen Pflichtschulabschluss haben. Im Vorjahr hat der Linzer Gemeinderat auf Initiative des
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Wirtschaftsressorts gemeinsam mit dem Sozial- und Bildungsressort die Finanzierung für ein Maßnahmenpaket (zusätzliche Sprachkurse und Lernunterstützung, „Learnfit“, Berufsinformation, Potenzialanalyse) beschlossen, mit dem die
Stadt Linz heuer einen Beitrag gegen die Jugendarbeitslosigkeit im Ausmaß von
200.000 Euro leistet.
Linzer Arbeitslosenzahlen im Vergleich
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Auch wenn der Anstieg der Linzer Arbeitslosenzahlen in den vergangenen
Jahren sehr massiv war, so zeigt sich, dass die Stadt Linz mit diesen Zahlen
im Vergleich der Landeshauptstädte nunmehr im Mittelfeld liegt. In der Vergangenheit hatte die Stadt Linz immer die besten Werte im Städtevergleich.
Der AMS-Bezirk Linz hatte im Jahresdurchschnitt 2015 eine Arbeitslosenrate
von 8,0 Prozent und lag damit unter dem Österreich-Schnitt von 9,1 Prozent.
Eine Detail-Auswertung der Jahresarbeitslosenquote des AMS-Bezirkes Linz
ergibt für das Vorjahr für Linz-Stadt eine Arbeitslosenquote von 9,9 Prozent
und für Urfahr-Umgebung von 3,3 Prozent. Auch in diesen unterschiedlichen
Zahlen ist das spezifische Arbeitsmarktproblem von Linz-Stadt erkennbar.
Obwohl Linz als Wirtschafts- und Arbeitsplatzzentrum rund doppelt so viele
Arbeitsplätze bietet als das Linzer Arbeitskräftepotenzial beträgt, gibt es in
Linz einen zu großen Anteil an gering qualifizierten Arbeitskräften, die diesen
Heimvorteil nicht nützen kann.
Linz als Arbeitsplatzzentrum
Die Position von Linz als Stadt mit besonders vielen Arbeitsplätzen und besonders vielen offenen Stellen zeigt sich auch in der Stellenandrangsziffer.
Trotz hoher Arbeitslosenzahlen punktet Linz mit einer im Städtevergleich
niedrigen Stellenandrangsziffer von 5,9 Arbeitslosen pro offener Stelle im
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abgelaufenen Jahr. Nur die Stadt Salzburg hat im Städtevergleich bessere
Jobaussichten für Arbeitslose als Linz.
Linzer Arbeitsmarkt nach Berufen
Im Jänner und Februar sind die Zahlen für die offenen Stellen in Linz nochmals massiv angestiegen. Dieser Anstieg begründet sich jedoch zum Teil auf
eine Umstellung in der statistischen Zuordnung bei nicht sofort verfügbaren
offenen Stellen. Mit 2.225 offenen Stellen Ende Februar in Linz-Stadt ist dies
statistisch sogar ein historischer Höchststand. Bereinigt um diese statistische
Umstellung zeigt sich aber noch immer, dass es nur im Februar 2007 und
2008 (Vollbeschäftigungsjahre) mehr offene Stellen im Februar gegeben hat
als derzeit.
Aktuell kommen in Linz-Stadt auf 10.165 Arbeitslose 2.225 offene Stellen.
Das ist eine Stellenandrangsziffer von 4,6. Bei der Auswertung der offenen
Stellen nach Berufen liegen nur die Angaben für den AMS-Bezirk Linz vor.
Mit Urfahr-Umgebung weist der AMS-Bezirk Linz 2.503 offene Stellen und
11.498 Arbeitslose aus und kommt damit ebenfalls auf eine Stellenandrangsziffer von 4,6.
Arbeitskräftemangel bei Metall- und Elektroberufen und TechnikerInnen
Am gravierendsten ist der Arbeitskräftemangel bei den technischen Berufen
zu sehen. Für 597 sofort verfügbare offene Stellen sind im AMS-Bezirk nur
424 TechnikerInnen (358 Männer und nur 66 Frauen) arbeitssuchend gemeldet. Das ist eine Stellenandrangsziffer von 0,7. Bei der Untergruppe „TechnikerInnen für Maschinenbau und Elektronik kommen auf 297 offene Stellen
nur 83 Stellensuchende, womit eine Stellenandrangsziffer von 0,3 gegeben
ist.
Beste Jobaussichten gibt es auch bei den Metall- und Elektroberufen. Mit
536 offenen Stellen bei nur 815 Stellensuchenden - davon nur 24 (!) Frauen kommen nur rund 1,5 Bewerber auf eine offene Stelle. Besonders gesucht
sind Schmied(e)Innen, SchlosserInnen, WerkzeugmacherInnen.
Einen besonderen Mangel gibt es auch an Elektrikerinnen und Elektriker.
216 offene Stellen stehen nur 178 Stellensuchenden gegenüber.
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Lehrlinge dringend gesucht
Positive Aussichten gibt es derzeit vom Linzer Lehrstellenmarkt für alle Lehrstellensuchenden zu vermelden. Im AMS-Bezirk Linz waren Ende Februar
108 Lehrstellensuchende und 158 sofort verfügbare offene Lehrstellen gemeldet. Weitere 924 zu vergebende Lehrstellen haben die Betriebe in Linz
und Urfahr-Umgebung für heuer bereits dem AMS zur Besetzung gemeldet.
„Wer heuer noch eine Lehrausbildung beginnen will, sollte sich unbedingt
jetzt beim AMS melden, um Kontakte mit gewünschten Lehrbetrieben aufzunehmen“, rät Stadträtin Wegscheider allen Jugendlichen und Eltern.
In den Metall- und Elektroberufen stehen 21 Lehrstellensuchenden 29 sofort verfügbare offene Lehrplätze gegenüber. Weitere 350 (!) Ausbildungsplätze sind dem AMS bereits gemeldet. Das zeigt, wie sehr sich die Betriebe
für die Ausbildung neuer Fachkräfte in diesem Bereich engagieren.
Einen ausgeprägten Lehrlingsmangel gibt es bei den Fremdenverkehrsberufen. Für 56 sofort verfügbare offene Lehrstellen sind beim AMS nur 6
Lehrstellensuchende gemeldet.
Auch bei dem in der Vergangenheit als überrannt gegoltenen „Modelehrberuf“ Friseur/Friseurin, zeigt sich nicht nur am Linzer Arbeitsmarkt eine große
Auswahl an offenen Stellen für ausgelernte Fachkräfte. Auch beim Nachwuchs haben es die Linzer Friseurbetriebe nicht mehr so leicht, Lehrlinge zu
finden. Aktuell stehen 13 sofort verfügbaren Lehrstellen nur 7 gemeldete BewerberInnen gegenüber.
Mit Aktivitäten wie der Linzer Lehrlingscard, der Linzer Lehrlingsmesse oder
den Powergirls, versucht das Wirtschaftsressort der Stadt Linz gemeinsam
mit Partnern, die Attraktivität und das Image der Lehrlingsausbildung hervorzuheben und Lehrbetriebe zu unterstützen.
Wie wichtig die Bewusstseinsbildung für die duale Ausbildung bei SchülerInnen und Eltern im urbanen Bereich und insbesondere bei Familien mit Migrationshintergrund ist, zeigt die überdurchschnittlich hohe Zahl an arbeitslosen
Linzer Jugendlichen ohne Lehrabschluss und ohne weitere schulische Bildung. Eine Berufslaufbahn ohne abgeschlossene Lehrausbildung oder höhere Schule führt meist in eine „Karriere“ aus Gelegenheits- und Hilfsarbeiterjobs in Abwechslung mit immer wiederkehrender Arbeitslosigkeit.
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