Fahrradfahren mit Hund Sobald das Wetter etwas schöner wird, ist man etwas mobile und holt den Drahtesel aus dem Keller raus. Warum dann nicht den Hund bei den Fahrradtouren mit dabei haben? Etwas mehr Abwechslung und eine etwas dynamische Art der Bewegung tun Menschen und Hund ganz gut. Mal andere Wege auskundschaften, ohne erst mit dem Auto hinfahren zu müssen. Denn die neuen Eindrücke in eine unbekannten oder wenige vertrauten Umgebung stärken das Selbstbewusstsein des Hundes und lasten ihn mental viel mehr aus, als die ritualisierten „Pinkelwiesenrunden“. Ganz davon abgesehen, dass der Trabgang, das für den Hund gesündeste Bewegungsmuster ist. Alle Muskeln werden zugleich beansprucht und durch den Aufbau werden auch so Gelenke entlastet. Das Laufen am Fahrrad macht dem Hund (Aktion, Dynamik) Spaß und tut Mensch wie Tier gut. Diese Art der Bewegung hat für beide Wesen viele Vorteile: - für den Hund ist in leichter Trab die ideale Gangart kleine Speckpolster schwinden schneller beim Mensch und Hund durch die gleichmäßig- dynamische Bewegung die Muskulatur wird rundum aufgebaut/gestärkt es lässt sich viel Zeit sparen ( ½ h Fahrradfahren = 1 h Spazierengehen) es bleibt mehr Zeit für Beschäftigungsspiele (auch Unterwegs) kleine Einkäufe können unterwegs auch erledigt werden (Fahrradtasche) abwechslungsreiche Erlebnisse auf den Fahrradtouren rechtliche Aspekt: im Straßenverkehr ist es erlaubt, Hunde am Rad zu führen. Natürlich gelten auch hier ein paar wichtige Regeln zu beachten. Die Gewöhnung an das Fahrrad Man kann den Hund an das Objekt Fahrrad schon relativ früh (10 -12 Monat) ranführen. Jedoch sollte „Bello“ vorerst nur im Gehen am Fahrrad laufen dürfen. Dafür muss auch eine Führung an der rechten Fahrradseite aufgebaut werden. Lt. der Straßenverkehrsordnung, darf der Hund nur von der Straßenabgewandten Seite geführt werden. Ich benutze dafür das Kommando „ran“ (Bild 3). Als Unterscheidung zur dem üblichen Kommando „Fuß“ (Bild 2 -Hund geht an der linken Seite am Bein), wird der Hund lernen auch an der rechten Seite des HF zu gehen. Strenggenommen, ist eine stabile Leinenführigkeit des Hundes (Hund geht an lockeren Leine dicht am Bein des HF) einer der Grundvoraussetzungen um den Fahrradtraininmg darauf aufzubauen. Wenn dies nicht der Fall ist, muss eine Leinenführigkeit vorab aufgebaut werden! Diese kann dann beim Fahrradgehen noch zusätzlich stabilisiert werden. Auch die Kommandos „ links“ und „ rechts“ sind später bei einer Fahrradtour ins besondere beim Abbiegevorgang sehr nützlich. Besteht doch gerade in diesen Situationen bei ungeübten Hunden die Gefahr, in das Vorderrad zu laufen. Das Kommando „stopp“ und „langsam“ können schon bei der Grunderziehung des aufgebaut werden. Aufbau der Kommandos Die Kommandos können jederzeit und auch ohne Fahrrad aufgebaut werden. Es geht darum, dass der Hund die Kommandos noch bevor er an das Fahrradfahren rangeführt wird, gut und zuverlässig befolgt. Das geht natürlich am besten über eine positive Konditionierung mit Belohnung, geduldigen Anleitung durch den Menschen und viele Wiederholungen. Wichtig auch; Laufen Sie mit dem Hund nicht nur gerade aus. Wechseln Sie öfter die Richtung und laufen Sie auch mal im Kreis. Das „stopp“ (Bild 1)Kommando kann vom Hund jedes Mal wenn Sie anhalten, abgefordert werden. Ich persönlich bevorzuge die Stoppvariante im Stehen. Das ständige Stoppen des Hundes mit Sitz finde ich ehe übertrieben und fürs Fahrradfahren nicht immer geeignet. ( Bild 1) Wenn Sie anhalten, muss der Hund stehen bleiben. (K: Stopp“) Das Kommando „links“ und „ rechts“ kann dem Hund bei täglichen Abbiegevorgängen auf den Spazierrunden auch ohne Fahrrad beigebracht werden. Eine immer wieder benutzte Ansage; „rechts“ wenn man mit dem Hund nach rechts abbiegt und „links“ beim Abbiegevorgang konditioniert den Hund und bringt langfristig eine erfolgreiche Ritualisierung mit sich. Das Gleiche gilt für die Ansage „ langsam“. Ich baue sie so auf, dass es für den Hund akustisch noch verständliche wird in dem ich das Wort „Langsam“ in die Länge ziehe; „Laaaaanngssam“! Auch hier kann bei erfolgten Umsetzung durch den Hund (Hund geht langsamer) der Clicker als Bestätigung/Verstärkung eingesetzt werden. Am besten konditioniert man dieses Kommando wenn der Hund an der Leine geführt wird. Erst wenn der Hund zuverlässig auf die Kommandos reagiert, dh. bei 10 Wiederholung setzt der Hund es 7-8 mal zuverlässig um, können Sie langsam mit dem Fahrradtraining beginnen. Das am Radlaufen langsam aufbauen (Bild 2) Erstmal links neben dem Fahrrad laufen lernen (K: „Fuß“) Ganz klar, gern würden wir uns bei einem schönen Wetter sofort aufs Fahrrad schwingen und „Bello“ mitnehmen wollen. Investieren Sie aber trotzdem liebe vorher mehr Zeit in das Vorbereitungstraining. Führen Sie den Hund behutsam und langsam an die neue Disziplin ran. Die erste Begegnung mit dem Fahrrad wird nicht von jedem Hund mit Begeisterung aufgenommen. Manche Hunde legen dann die Ohren eng am Kopf an, weichen aus, bellen das Objekt an. Helfen Sie dem Hund dann mit einem Leckerchen und lassen Sie ihm selbst die Entfernung zum Fahrrad bestimmen. Sie können auch das Fahrrad abstellen und mit dem Hund in unmittelbare Nähe spielen. Verhält sich Ihr Hund neutral, kann die Distanz nach und nach verringert werden und anschließend werden ein paar Meter am Fahrrad (Hund geht links) gegangen. Später kommt auch die Klingel zum Einsatz. Reagiert ihr Hund etwas ängstlich, gilt auch hier ein Desensibilisierungstraining durchzuführen. Mit Hilfe von Clikertraining geht dies am schnellsten. (Bild 3) Dann lernt der Hund rechts am Fahrrad zu laufen (K: „ran“) Im nächsten Schritt lassen wir etwas mehr Dynamik zu; schieben Sie das Rad – von links, der Hund ist rechts. Das Rad ist also zwischen Ihnen beiden. Wenn sich der Hund immer noch sehr weit vom Rad entfernt, bleiben Sie immer wieder stehen und werfen in die Fahrradnähe Leckerchen hin, so dass er immer näher an das Rad herankommen muss. Trainieren Sie in kleinen Abschnitten; 1 -2 Mal täglich für 3-5 Minuten, nicht länger. Anschließend eine Pause mit Trinken, Schnüffeln und zum Abschluss vielleicht eine Übung wiederholen. (Bild 4) Ganz langsam die ersten Meter fahren (K: „Langsam“). Wenn der Hund sich an das geschobene Rad gewöhnt hat, fangen Sie an am Fahrrad zu fahren. Die Leine sollten Sie dabei so halten, dass Sie die in Notsituationen jederzeit loslassen können (geht nicht beim Einsatz von Flexileinen)! Beginnen sie mit 3- 5 Minuten Fahrzeit. Pro Trainingstag können Sie die Fahrzeit minutenweise steigen. Jetzt geht es los! Beginnend mit 10 Minuten können wir die Dauer der Tour von Woche zur Woche je 5 – 10 Minuten steigen. Auch das Tempo sollte zwischendurch abwechslungsreich sein. Erst ein langsames Losfahren, nach 5 Minuten kurze Pause, dann 1 Minute schnelle fahren (Hund trabt), dann wieder mal langsam fahren etc. Natürlich sollte man nicht gerade in der Mittagshitze eine Fahrradtour starten lassen. Da bieten sich die Frühmorgenstunden oder der frühere Abend besser dafür. Auch das ausschließliche Laufen über dem harten Boden (Asphalt kann auch sehr heiß werden!), tut keinem Hund gut. Die Pfoten des Hundes leiden unter der harten und heißen Oberfläche sehr darunter. Auch an Verschnaufpausen zwischen durch sollte gedacht werden. Allein schon wegen der Bedürfnisse (Notdurft), sollte am Anfang und auch Zwischendurch bei jede Tour daran gedacht werden. Der Hund braucht auch unterwegs Zeit zum Schnüffeln um die neue Umgebung zu erkunden. Für längere Touren sollte der Hund gut vorbereitet werden. Wie wir Menschen, müssen auch Hunde ihr Training langsam aufbauen. Für Radtouren muss ein Hund ausgewachsen sein: der Hund sollte mindestens ein Jahr alt sein, bis er die erste Tour mitmachen kann. Bei den großen, schweren Rasen, sollte ehe ab einem Alter von eineinhalb Jahren mit den Fahrradtouren begonnen werden. Auch bei den alten Hunden sollte die Vernunft entscheiden, ob man es dem Hund noch zumuten kann. Da gilt den Bewegungsbedarf des Hundes gut zu beobachten; wird er langsamer, bleibt öfter zurück, hechelt stark schon nach eine kurzen Zeit, dann ist ehe davon abzuraten den Hund am Fahrradlaufen zu lassen. Auch kranke Hunde sollten keinen Radsport betreiben. Die ideale Gangart für den Hund, die er auch über längere Distanzen durchhält, ist der Trab. Beim Traben werden jeweils zwei diagonal zueinander stehende Beine gleichzeitig gesetzt. Der Hund läuft dabei leicht schräg zur Laufrichtung. Es ist die eleganteste und die Gelenke schonender Gangart, in der die meisten Hunde bei 924 km/h laufen. Es können auch einzelne Sequenzen im Galopp eingebaut werden. Beim Galopp werden die Hinterbeine "springend" zwischen die Vorderbeine gesetzt, der Rücken wird stark gekrümmt und zeitweise sind alle Beine in der gleichzeitig Luft. Das Laufbild wechselt praktisch dauernd zwischen "Kugel" (Rücken extrem gekrümmt, Hinterbeine zwischen den Vorderbeinen) und "Strich" (alle Beine in der Luft, Hund ganz gesteckt). Es wird eine sehr hohe Geschwindigkeit erreicht. Der langsame Galopp wird (bei mittelgroßen Hunden) mit 25-29 km/h und der schnelle mit 30-35 km/h gelaufen. Spitzengeschwindigkeiten von über 40 km/h sind zwar möglich, aber nicht empfehlenswert. Achten Sie darauf, dass zwischen der letzten Mahlzeit und dem Beginn der Fahrradtour mindestens eine Stunde dazwischen liegt. Noch besser ist es den Hund nach der Tour zu füttern. Ausstattung / Ausrüstung - - Fahrrad (Verkehrssicher!) Leine (1, 50 m)* Flexileine bedingt (unter Vorbehalt) und nur bei sehr erfahrenen Hunden im Feststellmodus einsetzbar! Hundegeschirr Trinkwasser Neben einem stabilen Fahrrad benötigt man nur die normale Leine (circa 1,50 Meter) an der der Hund geführt wird. Ich rate zu einem gut sitzenden Geschirr, das nicht scheuert (nur eine Handbreite sollte zwischen Geschirr und dem Hundekörper passen)und unter dem das Tier nicht zu sehr schwitzt (z.B. Faltmann, oder YGeschirr). Von den schweren, gepolsterten K9 Geschirren ist ehe abzuraten. Sollte doch ein abruptes Abbremsen notwendig sein, geht der Ruck nicht wie beim Halsband auf die empfindliche Kehlkopfstelle (Luftröhre) sondern verteilt sich dieser über den Körper des Hundes gleichmäßig aus. Die Leine sollte nicht um den Lenker oder die Hand gewickelt werden, sonst liegt man in ganz brenzligen Situationen samt Fahrrad und Hund schnell auf dem Boden. Natürlich sollte an die üblichen Sicherheitsvorkehrungen (Helm) und der Beachtung der STRV (rechts vor links etc.) auch gedacht werden. Alle weiteren allgemeinen Regeln und Hinweise zum Thema Fahrradfahren findet man auch in der kostenlosen Broschüre „ Das sichere Fahrradfahren“ von DGUV (www.risiko-raus.de/Infomaterial/Broschüre/). Sonstige Ausstattungen/Hilfen ■ “Springer“ Abstandhalter zum Führen eines Hundes am Fahrrad (Alternativ zur Führungsleine) ■ ■ Hundewagen - Fahrradanhänger (für Hunde 10 – 40 kg) Körbchen für kleine Hunde (< 10 kg) Bei großen Hunden kann ein „Springer“ oder Abstandhalter-Aufbau“ am Rad sinnvoll sein. Achten Sie darauf, dass er gut verarbeitet ist. Fragen Sie ruhig einen Hundetrainer oder Hundefreunde die lange Erfahrung mit dem Hund-Radsport haben, nach ihrer Erfahrungen mit Herstellern und Produkten. Schlecht verarbeitete Hilfsartikel sind gefährlich (bergen Verletzungsgefahr durch scharfe Kanten), unzuverlässig (brechen nach kurze Zeit ab) und könnten jeder Fahrradtour ganz schnell zur Nichte machen. Für längere Touren sollte an der Anschaffung eines Transport-Korbes (für kleine Hunde unter 10 kg) oder eines Hundewagens (mittlere - große Hunde max. 40 kg) gedacht werden. Da kann der Hund bei ersten Anzeichen von Ermüdung mit Hilfe diese mitgenommen werden (Gewöhnungsaufbau auch hier nötig!). Auch beim Fahrradfahren ist zu beachten; Übertreibung führt nicht unbedingt zur mehr Auslastung bei. Da ist ehe weniger, mehr! Auch hier gilt: wenn es am schönsten ist, beenden. Ein guter Durchschnitt wäre dann zweimal bis dreimal in der Woche mit dem Hund Fahrrad zu fahren. So kann sich die Muskelstruktur zwischenzeitlich erholen und es ist auch genug Zeitspielraum für andere Betätigungen da. Denn eine sehr häufige oder ausschließliche Bewegung am Fahrrad, bewirkt, dass Sie dann einen „vierbeinigen Athleten“ an ihrer Seite haben (starke Muskelaufbau), der aber anschließend zu Hause angekommen, immer noch nicht müde ist, sondern noch mehr Beschäftigung/Bewegung einfordert. Das ausschließliche Laufen am Fahrrad ersetzt in keine Weise die mentale Auslastung des Hundes! Der gesunde Mix aus Bewegung + Beschäftigung + Gehorsamtraining + Ruhe und der gemeinsam verbrachten Kontaktzeit (Streicheln, Schmusen, Körperpflege) lasten einen Hund langfristig aus und prägen/ formen eine harmonische und stabile Mensch-Hund Beziehung! Wünsche Ihnen und Ihrem Vierbeiner eine schöne Fahrradzeit! Ihrer Dorothea Gawol
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