Fluch und Segen zugleich

VÖHRINGEN · SULZ
Nummer 56
n Meinung
Dienstag, 8. März 2016
der Leser
Selbstbestimmte Gesellschaft
BETRIFFT: Leserbrief: »Keine Erfindung der AfD« vom
5. März
Herr Sänze hat Recht, in BadenWürttemberg gibt es für die
Abgeordneten inzwischen zwei
Arten der Pension. Bei den Altansprüchen wird mit Pensionsberechtigung ausbezahlt und
bei den »neuen« Abgeordneten
wird vorausbezahlt.
Für diese monatliche Vorauszahlung der Altersversorgung
in Höhe von 1587 Euro müsste
ein Langzeitarbeitsloser, laut
Wahlprogramm der AFD, 180
Stunden gemeinnützige Arbeit
erbringen, allerdings nicht für
die Altersversorgung, sondern
um seinem Lebensunterhalt sicher zu stellen. Im Übrigen
bleibt es dabei, egal ob Kon-
sumausgaben oder Investitionsausgaben, dass über Steuern
und Abgaben 50 Prozent wieder in die öffentlichen Haushalte zurückfließen.
Wenn Herr Sänze fragt, welche
Interessenslage mich geführt
hat, ist das ganz einfach: Ich
möchte, dass unsere Kinder und
Enkel in einer freiheitlichen, offenen und selbstbestimmten
Gesellschaft leben dürfen. Da
passen einfach keine populistischen Parteien rein, die zu allem auch noch den Klimawandel durch CO2-Ausstoß leugnen.
Lothar Kopp | Sulz
Jürgen Hoh (links) führt seine Gäste Lencke Steiner (Mitte) und Gerhard Aden (rechts) durch seinen Betrieb; im Hintergrund Dennis
Hoh, der die Firma seines Vaters übernehmen wird (Zweiter von rechts).
Foto: Danner
Diskussion geht daneben
BETRIFFT: Bürgerentscheid zur Abschaffung der unechten
Teilortswahl
Zu den bisherigen auf Zahlen
und Fakten basierenden Pround
Kontra-Lesermeldungen
kann ich nur sagen, dass dies alles gut oder nicht gut ist. Die
Diskussion am Kirchturmdenken der Gemeinderäte aufzumachen, geht daneben und ist
Quatsch. Diese Zeit haben wir
trotz oder gerade wegen der
unechten Teilortswahl lange
hinter uns. Um die Wortwahl
des Kollegen Schätzle aufzugreifen, alles kann als Kaffeesatzleserei aufgegriffen werden.
Er kann keinesfalls belegen,
dass die kleineren Ortschaften
bei der Abschaffung der unechten Teilortswahl nicht »hinten
herunterfallen« würden.
Ist es gerecht, wenn einige kleinere Ortschaften im Gemeinderat nicht mehr vertreten
sind, nur weil sie weniger Einwohner haben? Wo bleibt der
auch von der SPD immer geforderte Schutz der Minderheiten? Gilt er auf einmal nicht
mehr, nur weil er nicht ins politische Konzept der SPD passt?
Ich habe schon wiederholt ausgeführt, dass es bei der Frage
um Beibehaltung oder Abschaffung der unechten Teilortswohl
auch darum geht, einige kleine
Teilorte von der Mitwirkung an
der Entwicklung unserer Gesamtstadt auszuschließen. Und
genau dies will ich nicht, es sollen alle dabei sein.
Ich habe die Befürchtung (Kaffeesatzleserei?), dass die Abschaffung der unechten Teilortswahl nicht integrierend ist,
sondern spaltend.
Deshalb am Sonntag »Nein« ankreuzen.
Robert Trautwein
Sulz-Dürrenmettstetten
Sulz gut vorangebracht
BETRIFFT: Leserbrief von Klaus Schätzle »Lauter leere
Versprechungen«
Die Bürger haben am Sonntag
die Möglichkeit mit ihrer Abstimmung beim Bürgerentscheid, unsere, in sich stimmige
und funktionierende Gesamtstadt zu stärken, wenn sie mit
Nein abstimmen.
Die unechte Teilortswahl ist ein
in der Gemeindeordnung Baden-Württemberg verankertes
Wahlrecht, welches hervorragend und wie angegossen jetzt
und in Zukunft zu Sulz passt.
Daher verwahre ich mich als
Mitglied
im
Gemeinderat
gegen die Aussage von Stadtrat
Klaus Schätzle, mit der Beibehaltung der unechten Teilortswahl dem »Wohl der Stadt«
nicht zu dienen und meinen Eid
zu missachten. Die unechte
Teilortswahl hat Sulz zu dem
gemacht, was es heute ist. Wir
haben Sulz in der Kernstadt
und in allen Stadtteilen gut vorangebracht. Die Bürger fühlen
sich gerade durch die unechte
Teilortswahl wohl. Wollen wir
dieses sehr gute Miteinander in
Am 13. März geht’s in Sulz
zur Wahlurne.
Foto: Sauer
der größten Flächenstadt des
Landkreises ins Wanken bringen. Wollen wir nach außen als
zerstritten und uneinig wahrgenommen werden und unsere
Entwicklung in der Gesamtstadt hemmen? Ich denke nicht.
Ein Vergleich mit umliegenden
Städten, die die unechte Teilortswahl abgeschafft haben,
passt nicht. In den genannten
Städten wurden die Zuständigkeiten der Ortschaften deutlich
ausgebaut, auch mit finanziellen
Mitteln. Bei uns wurde darüber
nie beraten. Daher steht nur die
unechte Teilortswahl ohne Erweiterung der Zuständigkeit
der Ortschaften am Sonntag
zur Abstimmung. Und das immer wieder erwähnte Ortsbudget in Sulz bedeutet für jeden
Bürger 2,20 Euro pro Jahr. Also
für Holzhausen 2200 Euro pro
Jahr. Schauen Sie da mal andere
Städte und deren Finanzausstattung in den Stadtteilen an.
Jeder Stadtrat kümmert sich
immer um das Gesamtwohl der
Stadt und bringt zudem die
Ortskenntnis aus seinem Stadtteil und sein Wissen ein. Das
hilft bei den Entscheidungen.
Gerade wenn alle Stadtteile im
Gemeinderat vertreten sind,
wird keine Kirchturmpolitik gemacht.
Lutz Strobel | Sulz-Holzhausen
Schreiben Sie uns!
Schwarzwälder Bote | Holzhauser Straße 2
72172 Sulz a. N. | Fax: 07454/95 18 06 19
E-Mail: [email protected]
Ihre Briefe müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen.
Wir behalten uns Kürzungen vor. Bitte vergessen Sie nicht Ihren
Absender.
Fluch und Segen zugleich
FDP-Wahlkampf | Lencke Steiner spricht bei Firma Hoh zur Unternehmensnachfolge
Auf der Wahlkampftour
des FDP-Landtagskandidaten Gerhard Aden trafen
gestern Nachmittag zwei
Generationen aufeinander.
Lencke Steiner, Mitglied
der Bremischen Bürgerschaft, sprach über ihre
Vorstellung von Unternehmensnachfolge.
n
Von Marcella Danner
Vöhringen. Die 30-Jährige gehört dem Bundesvorstand der
FDP an und ist selbst Unternehmerin. Bei der Vöhringer
Firma Hoh diskutierte sie mit
Gerhard Aden, Mitgliedern
der
Wirtschaftsjunioren
Schwarzwald-Baar-Heuberg
sowie der CDU-Mittelstandsvereinigung im Landkreis
über moderne Unterneh-
mensstrategien. Zuvor gab’s
von Firmenchef Jürgen Hoh
eine Führung durch seinen
metallverarbeitenden Betrieb.
Er hatte sein Unternehmen
1981 gegründet und zunächst
fünf Jahre lang neben seiner
Festanstellung bei der Oberndorferer Firma Mauser geführt. 1987 wagte er schließlich den Sprung in die Selbstständigkeit. Zunächst war er
auf Schweißarbeiten spezialisiert, mittlerweile liefert er
komplette Bauteilkomponenten – vom Rohmaterial bis hin
zum Endprodukt. Die Firma
Hoh ist beispielsweise Premiumlieferant von Trumpf in
Schramberg und beschäftigt
14 Mitarbeiter.
Hohs 23-jähriger Sohn Dennis wird den Betrieb in absehbarer Zeit übernehmen. Der
junge Mann hat eine Ausbildung zum Zerspanungsmechaniker und anschließend
ein
MaschinenbautechnikStudium absolviert. Mitte des
Jahres will Jürgen Hoh seine
Firma in eine GmbH umwandeln und seinen Sohn mit in
die Geschäftsführung aufnehmen. Vorbildlich, wie Lencke
Steiner findet. Denn ein geordneter Übergang sollte
ihrer Meinung nach gut vorbereitet und frühzeitig erfolgen.
Aus einer Unternehmerfamilie zu stammen, sei Fluch
und Segen zugleich, so die Erfahrung der Bremerin. Es werde einem ein Unternehmen
anvertraut, für dessen Mitarbeiter man Sorge zu tragen
habe. Eine Chance, der auch
eine große Verantwortung innewohne.
Die Unternehmerin sieht
aber auch die Politik in der
Pflicht. So könne eine zu rigide Regelung der Erbschaftssteuer oder aber die Einfüh-
rung der Vermögenssteuer dazu führen, dass mancher Betrieb womöglich nicht mehr
profitabel geführt werden
könne.
Ganz wichtig sei es zudem,
die Betriebe ins moderne Zeitalter zu führen. Dazu gehöre
eine moderne Führungsstruktur. Sie selbst gehöre zu einer
Generation, bei der der
Wunsch nach Flexibilität, Mobilität und Sinnhaftigkeit im
Mittelpunkt stehe, während
früher eher Macht und Geld
die Motivation für Unternehmer gewesen seien.
Dennis Hoh hörte der Referentin aufmerksam zu und begleitete viele ihrer Aussagen
mit einem Kopfnicken. Der
angehende Firmenchef fühlt
sich offensichtlich verstanden.
Bei der Firma Hoh jedenfalls
scheint der Übergang zu funktionieren. Vater und Sohn ziehen an einem Strang.
Musikverein hat seine Schulden abbezahlt
Hauptversammlung | Sondertilgung macht’s möglich / 2016 soll es ruhiger werden
Vöhringen-Witterhausen
(ah). Ein Jahr der Superlative
liegt hinter dem Musikverein
»Lyra« Wittershausen. Mit
dem Staudenfestival, dem
Backhausfest, dem Konzertabend und dem Theaterauftritt mit den Partnervereinen
hatte die »Lyra« Veranstaltungen mit Rekordergebnissen.
Bei der Hauptversammlung
berichteten der Vorsitzende
Holger Bässler und Kassiererin Christine Klausmann, dass
der Verein per Sondertilgung
im Dezember nun schuldenfrei sei. Nach 13 Jahren sei das
Musikerheim abbezahlt. »Für
den Musikverein Wittershausen ist das tolle Gebäude Gold
wert«, sagte Holger Bässler.
Einziger Kritikpunkt: Der
Probebesuch der Aktiven hätte besser sein können. In diesem Jahr, so Dirigent Laszlo
Papesch, gelte es, die musikalische Qualität zu verbessern.
Der Dirigent freute sich über
die gelungene Premiere von
Marco Fuentes, der sein neuer
Stellvertreter ist. Auch sieht er
Romy Kräutle im Jugendbereich als neue Hoffnungsträgerin.
Aktuell hat der Musikverein
Wittershausen 203 Mitglieder, davon sind 61 aktiv. »Der
Verein hat mich mit dem sogenannten Tagesgeschäft schwer
in Atem gehalten. Das Staudenfestival hat uns an unsere
Grenzen geführt«, stellte der
Vorsitzende fest. Da sei es gut
gewesen, dass der Förderverein die Organisation und den
Ablauf des Backhausfestes
übernommen habe. 2016 soll
es ruhiger werden, versprach
Bässler. Neben dem Backhaufest am 3. September und der
Theaterveranstaltung soll es
nur ein kleines Sommerfest
geben.
Zwischen 450 und 500 Buchungen
hatte
Christine
Klausmann in ihrem ersten
Jahr als Kassiererin vorgenommen. Mit viel Humor lieferte Nicole Lämmle ihren
letzten Schriftführerbericht
ab. Vom »Büschele« machen
bis zur Blasmusikverbandsversammlung plauderte die
Schriftführerin aus dem Nähkästchen.
Für neuen Schwung in der
Jugendarbeit möchten Romy
Kräutle und Marco Fuentes
sorgen. Ein Dutzend Kinder
besuchen den Blockflötenunterricht. In der Jugendkapelle, die mit dem Musikverein Bergfelden betrieben
wird, sind 25 Jugendliche. Sie
hatten acht Auftritte. Bei der
Entlastung bedankte sich
Ortsvorsteherin Kerstin Jauch
für die Unterstützung bei der
Einweihung des Backhauses.
Bei den Wahlen konnte für
Schriftführerin Nicole Lämmle keine Nachfolgerin gefunden werden, als Jugendwarte
wurden Marco Fuentes und
Romy Kräutle zunächst für ein
Jahr gewählt. Zu aktiven Beisitzern wur-
den Fabian Fischer und Siegfried Gruhler gewählt, bestätigt wurden Steffen Thiel als
passiver Beisitzer und Kassenprüfer Hubert Leicht.
In eine weitere Amtsperiode
geht Holger Bässler, der seit
acht Jahren erfolgreich an der
Spitze des Vereines steht.
Nachdem die vergangenen
Jahre vom Festen und Geld
verdienen geprägt waren, sind
für dieses Jahr Arbeitsdienste
im Musikerheim geplant. Es
soll auch einen Tagesausflug
und im nächsten Jahr ein
Zweitages-Ausflug angeboten
werden. Zum Schluss gab es
einen Geschenke-Marathon.
Holger Bässler selbst hatte den
besten Probenbesuch zu verzeichnen.
Mit einem Führungsdoppel soll die Jugendarbeit beim Musikverein Wittershausen intensiver werden, Marco Fuentes und Romy Kräutle sind motiviert. Von links: Fabian Fischer, Holger Bässler,
Marco Fuentes, Romy Kräutle und Siegfried Gruhler