Insektenforscher identifiziert fast 2.000 Falter

URL: http://www.uni-jena.de/Forschungsmeldungen/FM160314_Faltervielfalt.pdf
Inventur der Nachtfalter
Artenvielfalt: Insektenforscher identifiziert fast 2.000 Falter-Arten in den
Anden
Foto: Gunnar Brehm/FSU
Oenoptila anetteae - eine von Dr. Gunnar Brehm beschriebene Nachtfalterart der
ecuadorianischen Anden.
Die Bergregenwälder der tropischen Anden gehören zu den artenreichsten Regionen der Erde.
Doch eine Vielzahl der Ameisen, Laufkäfer und Schmetterlinge, die sich hier in einmalig großer
Zahl tummeln, sind noch weitgehend unerforscht. Ein internationales Forscherteam hat nun die
Familie der spannerartigen Nachtfalter (Geometridae) in Ecuador einer eingehenden Inventur
unterzogen. Ihr Ergebnis: Die Vielfalt dieser Schmetterlingsfamilie ist noch weitaus größer als
bisher angenommen. Das berichten die Forscher um Dr. Gunnar Brehm von der
Friedrich-Schiller-Universität Jena in der aktuellen Ausgabe des Magazins "PLOS ONE" (DOI:
Inventur der Nachtfalter
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10.1371/journal.pone.0150327).
Mindestens 80 Prozent mehr Arten als bisher geschätzt
Im Podocarpus-Nationalpark im Süden Ecuadors zwischen 1.000 und 3.000 Metern Meereshöhe
hat das Team Nachfalterarten gesammelt und bestimmt. 1.857 unterschiedliche Arten gingen den
Forschern dabei in die Falle - das sind rund 80 Prozent mehr als bisherige Schätzungen ergeben
hatten. "Wir gehen davon aus, dass die tatsächliche Faltervielfalt noch weitaus höher ist", sagt Dr.
Brehm, der Leiter der Studie. Mindestens 2.350 Arten vermutet der Insektenforscher vom Institut
für Spezielle Zoologie und Evolutionsbiologie mit Phyletischem Museum hier.
Zum Vergleich: In ganz Europa gibt es weniger als 1.000 Spanner-Arten. Das untersuchte Gebiet
in Ecuador ist aber nur rund 25 Quadratkilometer groß, das entspricht etwa einem Viertel des
Stadtgebiets von Jena. In den Regenwäldern Borneos, die ebenfalls für enormen Artenreichtum
bekannt sind, leben "nur" rund 1.100 Arten Geometridae. "Besonders bemerkenswert ist, dass die
Artenvielfalt auf 3.000 Metern Höhe ähnlich hoch ist wie auf 1.000 Metern", sagt Dr. Brehm. Ein
solches Muster sei äußerst ungewöhnlich, denn die meisten Tiergruppen werden in größeren
Höhen artenärmer.
Schnelle und präzise Bestimmung mittels DNA-Barcodes
Den deutlichen Anstieg der Artenanzahl gegenüber früheren Schätzungen und Untersuchungen
erklären die Forscher aus Deutschland, Kanada, den USA und Österreich hauptsächlich mit einer
besseren Methodik bei der Bestimmung der Falter. Brehm selbst und Kollegen der Universität
Wien haben eine Bestimmungsmethode angewendet, mit der sich Arten schnell und präzise
zuordnen lassen. Sie nutzen "DNA-Barcodes" - definierte Regionen in der Erbinformation der
Falter - die fast jede Art unverwechselbar kennzeichnet. "Auf diese Weise gelingt es, auch ähnlich
aussehende und nah verwandte Arten schnell und verlässlich zu unterscheiden", sagt Brehm.
Seit 1999 hat Gunnar Brehm sechs Forschungsreisen nach Ecuador unternommen und insgesamt
mehr als 30.000 Falter-Exemplare untersucht. Diese "Inventur der Nachtfalter" ist auch ein Wettlauf
gegen die Zeit. Denn: Der Artenreichtum der tropischen Regenwälder ist in großer Gefahr. In den
kommenden zwei Jahrhunderten, so Prognosen, werde rund die Hälfte aller Arten aussterben, da
Klimawandel oder Abholzung ihre Lebensräume zerstören. "Dies gilt auch für die Bergregenwälder
der Anden", hat Brehm vor Ort beobachtet. Jahr für Jahr werden in Ecuador viele hundert
Quadratkilometer Wald gerodet und abgebrannt. Da die Zeit drängt, wollen Brehm und Kollegen
als nächstes die Vielfalt von Faltern 1.000 Kilometer weiter südlich in den peruanischen Anden
erforschen.
Originalpublikation:
Brehm G et al. Turning up the heat on a hotspot: DNA barcodes reveal 80% more species of
geometrid moths along an Andean elevational gradient. PLOS ONE, 2016,
DOI:10.1371/journal.pone.0150327
Kontakt:
Dr. Gunnar Brehm
Institut für Spezielle Zoologie und Evolutionsbiologie mit Phyletischem Museum
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Erbertstraße 1, 07743 Jena
Artenvielfalt: Insektenforscher identifiziert fast 2.000 Falter-Arten in denAnden
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Tel.: 03641 / 949184
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