2 Ausgangssituation und Informationsbedarf Allein im Jahr 2015 kamen mehr als eine Million Menschen aus Kriegs- und Krisengebieten nach Deutschland auf der Suche nach Sicherheit, Frieden und einem besseren Leben. Die wachsende Zahl an Flüchtlingen stellt alle Kommunen, so auch Ansbach, vor immer neue Aufgaben und Herausforderungen. Die Ansbacher Stadtverwaltung sorgt mit großem Einsatz unterstützt durch ein vorbildliches ehrenamtliches Engagement für eine bestmögliche Unterbringung und Versorgung der Flüchtlinge. In einem weiteren Schritt müssen die Menschen, die bei uns bleiben, in unsere Gesellschaft und unseren Arbeits- und Ausbildungsmarkt integriert werden. Zudem muss der notwendige Wohnraum geschaffen werden. Doch auch in der Zwischenzeit - also zwischen Ankommen und einer Entscheidung bezüglich ihres Asylantrages oder einer möglichen Duldung - sollten die Flüchtlinge bereits aktiv über ihr neues Umfeld informiert werden. Denn meist sind sie weder mit unserem alltäglichen Leben, unseren gesellschaftlichen Regeln, noch dem Umgang mit Behörden, Straßenverkehrsregeln, deutschem Recht und auch nicht mit der deutschen Sprache vertraut. Die überwiegende Mehrheit gehört zudem nicht dem christlichen Glauben an. Um ein reibungsloses und achtungsvolles Miteinander von Neuankömmlingen und einheimischer Bevölkerung zu ermöglichen und die Flüchtlinge dabei zu unterstützen, sich in unserer Stadt und Gesellschaft leichter zurechtzufinden, bedarf es grundlegender, teilweise auch detaillierter Informationen über unterschiedlichste Bereiche. Informationsbausteine "ANkommen in Ansbach" für Flüchtlinge Hier setzt das Projekt "ANkommen in Ansbach" an. Mit einer Reihe aus mehreren jeweils eineinhalbstündigen Informationsbausteinen sollen die Flüchtlinge aktiv über Gesellschaft, Recht und tägliches Leben in ihrem Gastland/Ansbach informiert werden. Angedacht sind derzeit folgende Bausteine: Deutschland – Leben in der Demokratie (Staatsform, deutsche Verfassung, Grundrechte, Pflichten der Bürger, Verfassungsorgane, Staatssymbole, Gleichberechtigung) Recht & Gesetz (Grundprinzipien des deutschen Zivil- und Strafrechts, rechtliche Seite von Ehe, Familie und Kindererziehung) Ansbach – Leben in der neuen Heimat (Geschichte, Besonderheiten, Stadtverwaltung und andere Behörden, Orientierung in Ansbach mit mehrsprachigem Stadtplan: Behörden, Einkaufen, Schulen und Kindergärten etc.) 3 Mensch & Gesellschaft (Alltagskultur; Gleichberechtigung/Gleichbehandlung von Frau und Mann in Familie, Gesellschaft und Berufsleben; interkulturelle Unterschiede; Zusammenleben und Umgang in Alltag und Beruf, in Familie und Nachbarschaft) Friedliche Koexistenz der Religionen (Religionsfreiheit, religiöse Vielfalt in Deutschland und in Ansbach, christliche Tradition Deutschlands, friedliches und achtungsvolles Miteinander der Religionen) Sicherheit im Straßenverkehr (Polizei und Überwachungskräfte- wer ist für was zuständig, Verkehrs- und Verhaltensregeln, Gefahren im Straßenverkehr für Fußgänger und Radfahrer etc.) Schule, Arbeit und Ausbildung (das deutsche Bildungssystem, Frühförderung, Kindergarten, Schule, duale Berufsausbildung/Weiterbildung, Studium, Wege in Arbeit, praktische Tipps für den Arbeitsplatz) Organisation und Durchführung der Inforeihe "ANkommen in Ansbach" "ANkommen in Ansbach" startet am 01. März 2016. Die organisatorische Betreuung der Reihe "ANkommen in Ansbach" leistet die VHS der Stadt Ansbach in Zusammenarbeit mit dem Sozialreferat. Für die Durchführung der einzelnen Bausteine wurden geeignete Fachleute angesprochen, die diese mit entsprechenden Inhalten füllen. Die Justiz (Präsident des Landgerichts Dr. Gerhard Karl), die Polizei (Polizeidirektor Heinz Prießmann), die Dekane der evangelischen und katholischen Kirche (Dekan Hans Stiegler, Regionaldekan Hans Kern), der islamische Verein DiTiB zusammen mit dem Imam, die Agentur für Arbeit Ansbach-Weißenburg (Vorsitzende der Geschäftsleitung Claudia Wolfinger, Pressesprecherin Claudia Suttner) und das Jobcenter der Stadt Ansbach (Geschäftsführerin Gabriele Lender-Mieke) unterstützen das Projekt. Zudem wurden von der VHS Dozenten für die Bausteine "Deutschland", "Ansbach" und "Mensch & Gesellschaft" beauftragt. Dolmetscher stellen die Übersetzung der Vorträge in aktuell sieben Sprachen sicher. Die Informationsbausteine finden als Vortragsreihe, jeweils an einem bestimmten Wochentag und getrennt nach Sprachen statt. Es werden insbesondere städtische Veranstaltungsräume zentral in der Innenstadt genutzt, um eine gute Erreichbarkeit zu gewährleisten. Zum Start wird die Informationsreihe „ANkommen in Ansbach“ einmal für alle derzeit bereits in Ansbach befindlichen Flüchtlingen konzentriert durchgeführt. Anschließend ist ein vierteljährlicher Turnus der Informationsreihe geplant, um auch die neu ankommenden Flüchtlinge zu erreichen. Um eine möglichst hohe Teilnehmerquote zu gewährleisten, wird in den Unterkünften mit Werbematerialien in Landessprache und unter Einbindung von ehrenamtlichen Helfern geworben. Die amtlichen Anlaufstellen geben ebenfalls Info-Flyer an die Flüchtlinge aus. Zudem sollen Stempelkarten, wo sich die Flüchtlinge ihre Teilnahme an den Informationsbausteinen bestätigen lassen können, einen weiteren Anreiz bieten. Schließlich ist unter allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die mindestens einmal alle Informationsbausteine besucht haben, eine Verlosung von Preisen geplant. 4 Die Kosten für Dozentenhonorare, Übersetzungen und Räumlichkeiten inklusive technischer Ausstattung belaufen sich auf etwa 16.000 €. Bisher konnten leider keine Fördermittel generiert werden. Spendengelder sind zur finanziellen Unterstützung willkommen, ebenso aktive Unterstützung hinsichtlich der praktischen Durchführung, wie z.B. bei den Übersetzungen. "ANkommen in Ansbach" als Infomaterial Nach ersten Erfahrungen mit der Veranstaltungsreihe "ANkommen in Ansbach", ist vorgesehen, die Inhalte der einzelnen Bausteine parallel auch verschriftlicht und in attraktiver Form als Informationsmaterial aufzubereiten sowie anschließend in mehrere Sprachen zu übersetzen. "ANkommen in Ansbach" kann so auch der weiteren Information im Eigenstudium der Flüchtlinge dienen. Kosten für die Ersterstellung, Gestaltung und Vervielfältigung können derzeit noch nicht abgeschätzt werden. Es ist aber davon auszugehen, dass sich diese auf mehrere Tausend Euro belaufen werden. Auch hier wird die Inanspruchnahme von Fördermitteln geprüft bzw. sind Spenden willkommen. Kleines Projekt - große Wirkung Insgesamt ist "ANkommen in Ansbach" ein kleines und verhältnismäßig unaufwändiges Projekt, das aber durch seinen direkten, unmittelbaren Nutzen für Flüchtlinge und angestammte Bevölkerung und seine längerfristigen Effekte von großem Wert sein kann. Denn das Projekt "ANkommen in Ansbach" bietet Flüchtlingen die Möglichkeit, sich rasch vor Ort zurechtzufinden, ihr neues Umfeld kennenzulernen – und in diesem Sinne „anzukommen“. Dies nützt den Neuankömmlingen ebenso, wie der Ansbacher Bevölkerung und kann unnötige Spannungen vermeiden helfen. Zudem bietet das Projekt die Basis für erste Schritte zu einer späteren erfolgreichen Integration. Ansbach, 1. März 2016 Carda Seidel Oberbürgermeisterin
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