Vorträge am 16.03.2016 Familie und Selbstverwirklichung - zwischen Wunsch und Wirklichkeit Referent: Robert Naderi Die Familie unterliegt historisch gesehen einem ständigen Wandel. Aktuell ist dies vor allem durch die Auswirkungen auf die demografische Entwicklung relevant, die unmittelbar mit Fragen der Selbstverwirklichung, Paarbeziehung und Elternschaft verknüpft ist. In Deutschland findet die viel diskutierte Alterung der Gesellschaft zu allererst wegen eines dauerhaft niedrigen Geburtenniveaus statt. Der Rückgang der Geburten folgte zeitlich nicht zufällig den gesellschaftlichen Veränderungsprozessen der 1960er Jahre. Diese sind u.a. durch die Infragestellung von Rollenbildern, einer höheren Bildungsbeteiligung von Frauen und dem steigendem Wunsch sich individuell entfalten zu können gekennzeichnet. Sind Familie und Selbstverwirklichung konkurrierend oder ist die Familiengründung ein Element individueller Erfüllung persönlicher Lebenswünsche? Welche Aspekte der Wirklichkeit tragen dazu bei, dass es (scheinbar) so schwierig ist verschiedene Lebensziele, vor allem beruflicher und familiärer Natur zu vereinbaren? Diesen Fragen soll in dem Vortrag nachgegangen werden. Dabei wird zunächst die historische Entwicklung nach dem zweiten Weltkrieg in Deutschland, mit einem Fokus auf Familie und Demografie, beleuchtet. Ein besonderer Schwerpunkt ist dabei der Wertewandel in dieser Zeit hin zu individualistischeren Perspektiven. Im zweiten Teil des Vortrags soll auf empirischer Basis das eben angesprochene Spannungsfeld verschiedener Lebensziele im Vergleich zwischen Frauen und Männer erörtert werden. Hierzu werden Ergebnisse verschiedener aktueller Studien referiert. Neben den Lebenszielen werden dabei die Paarsituation (u.a. Konflikte), Zufriedenheit, Kinderwunsch, Rollenvorstellungen und Vereinbarkeitsfragen thematisiert. Das Leben als Fragment? Deutung von Um- und Abbrüchen Referentin: PD Dr. Maike Schult wird nachgereicht Vorträge am 17.03.2016 Kinder und Jugendliche heute – gesellschaftliche Bedingungen und biografische Herausforderungen des Aufwachsens Referentin: Dr. Sabine Maschke Kinder und Jugendliche haben heute vielfältige Herausforderungen biografisch zu bewältigen. In unserem Workshop wollen wir näher in den Blick nehmen, welche Auswirkungen die hohen Leistungserwartungen für die Heranwachsenden haben, wie sie mit den Medien und persönlichen und gesellschaftlichen Krisen umgehen usw. Angedacht ist zudem der Einsatz der narrativen Landkarte. Dabei handelt es sich um eine biografische Methode, mit der wir retrospektiv die eigene Jugendzeit vergegenwärtigen. Wir werden nach Antworten auf die Frage suchen, was Jugendliche heute von Erwachsenen erwarten; müssen Erwachsene verstärkt Vorbild sein und wie können wir die Heranwachsenden unterstützen? Die Basis für diese Diskussion bieten Daten aus verschiedenen Jugendstudien, Bilder und Filmausschnitte bspw. dazu, was sich Jugendliche von der Familie wünschen, ob sie Erwachsenen vertrauen, welche Rolle die Peers spielen usw. Das emotionale Familienklima Zum Zusammenhang von elterlicher Paarbeziehung und kindlicher Entwicklung Referent: Prof. Dr. Hantel Quitmann Ein negatives emotionales Familienklima ist nach der KIGGS-Studie – neben einem niedrigen sozio-ökonomischen Status – der größte Risikofaktor für die kindliche Entwicklung, ein positives emotionales Familienklima dagegen der wichtigste Schutzfaktor. Was ist ein emotionales Familienklima? Einführend berichte ich von einem Fallbeispiel einer Familientherapie. Anschließend werden folgende Themen vorgestellt: Beziehungen und Emotionen, intergenerationelle Transmission, Konflikte und Familienklima, Grundformen des emotionalen Familienklimas, elterliche Paarbeziehung und Familienklima, mentalisierungsbasierte Familientherapie, ein herzliches Familienklima als Resilienzfaktor. Workshops am 16.03.2016: Workshop 1: Unerfüllte Kinderwünsche – Ursachen, Folgen, Handlungsoptionen Referentin: Jasmin Passet-Wittig Wenn es mit der Umsetzung des Kinderwunsches nicht klappt - was dann? Fast keiner macht sich darüber vorher Gedanken, aber dann ist die Situation auf einmal da. Dabei machen heute mehr Menschen als früher diese Erfahrung. Das liegt vor allem daran, dass die Frauen und Männer immer später einen Partner finden und sich immer später mit dem Thema Familiengründung auseinandersetzen. Der Workshop soll eine Einführung in die Thematik geben und im Dialog werden wir uns mit den Ursachen, Folgen und Handlungsoptionen für die Betroffenen beschäftigen. Workshop 2: Wenn das Leben aus den Fugen gerät Referentin: PD Dr. Maike Schult Der Workshop setzt das Vortragsthema fort, stellt nun aber die Erfahrungen der Teilnehmenden in den Mittelpunkt. Mit interaktiven Methoden (Fragebarometer, Stummer Dialog etc.) bietet er Raum zur Auseinandersetzung mit der eigenen Lebens- und Berufsgeschichte. Wie geht der Wunsch nach Ganzheit zusammen mit der Wirklichkeit des gelebten Lebens? Wie finden wir eine Identität, die Unvollkommenes integriert? Und welche Rolle spielen religiöse Vorstellungen bei der Deutung eines von Gott geschenkten, aber oft mühevollen Lebens? Workshop 3: Der Verstand ist nicht alles. Was bei einer Demenz vom Leben übrig bleibt Referent: Erich Schützendorf Ausgehend von konkreten Beispielen ( u.a. Filmaufnahmen) aus der häuslichen und stationären Altenpflege sollen in dem Workshop - je nach Interessenschwerpunkt der Teilnehmer - folgende Fragen besprochen und auf die Beratungspraxis (Pflegende Angehörige, MitarbeiterInnen in der Altenpflege) bezogen werden: 1. Frage Können wir entspannter, gelassener, liebevoller, verwöhnender, zärtlicher mit dem Eigensinn der Menschen, die sich auf einer Reise vom Verstande weg befinden, umgehen, wenn wir unsere Vorstellungen von Würde nicht einseitig an Rationalität, vernünftigem Handeln und funktionaler Autonomie orientieren würden? 2.Frage Wäre es nicht hilfreicher, zurückzublicken (respectare), sich den Menschen zur Verfügung zu stellen, innezuhalten und ihnen zu begegnen, wo sie stehen, statt sie abzuholen, wo sie stehen? 3. Frage Sollten wir nicht Biotope schaffen für die Menschen, die bei ihrer Reise ihre Gefühle, ihre Impulse und auch ihre Ausscheidungen immer weniger kontrollieren und beherrschen können? 4.Frage Müssen wir nicht wieder eine Vorstellung von Vergänglichkeit entwickeln und anerkennen, dass Menschen vergehen, verwelken, verblühen, nachlassen und abbauen, damit wir erkennen, dass geistiger Abbau nicht nur Verlust bedeutet? 5. Frage Warum orientieren wir uns zu sehr an dem apollinischen und zu wenig an dem dionysischen Lebensprinzip? 6.Frage Sind Passivitäten nicht höher einzuschätzen als Aktivitäten, da sie doch wesentlich zum Wohlbefinden der Menschen mit Demenz beitragen? 7. Frage Könnte der Umgang mit den Menschen mit Demenz leichter gelingen, wenn wir sie nicht als Kranke, sondern als Partner in einer schwierigen Beziehung verstünden? 8. Frage Was wäre, wenn wir die Reise vom Verstande weg in unseren Lebensentwurf einbeziehen und uns fragen, was mich als Mensch ausmacht, wenn der Verstand verloren geht? Workshop 4: Partnerschaft zwischen Wunsch und Wirklichkeit - Das Wagnis der Intimität Referent: Prof. Dr. Wolfgang Hantel-Quitmann Die Unterschiede zwischen Wunsch und Wirklichkeit in Paarbeziehungen betreffen alle Bereiche des gemeinsamen Liebens, Lebens und Leidens: Partnerschaftliche Kommunikation, emotionale Nähe, Respekt und Wertschätzung für den Anderen, Veränderungswünsche für die Partnerschaft, unterschiedliche geschlechtsspezifische Wahrnehmungen, das Paar mit Kindern in der Entwicklung, Sexualität und Intimität, die Beziehung zwischen Familie und Arbeit, die partnerschaftliche und familiäre Arbeitsteilung, der Umgang mit Konflikten, das Geld und die Liebe, die Unzufriedenheit der Frau mit Ehe, Partnerschaft und Familie und die relative Zufriedenheit der Männer, die Priorität des Mannes für die Arbeit, die Zeit füreinander und das Konstrukt eines glücklichen Lebens. Zu Beginn der AG präsentiere ich anhand von Beispielen aus Paartherapien und Theorien der Paarpsychologie folgende Themen: Paare in der Entwicklung, Stress und Konflikte im Alltag, Teamarbeit durch dyadisches Coping, Erfolgskriterien für partnerschaftliche Zufriedenheit und Stabilität, das Wagnis der Intimität. Workshops am 17.03.2016: Workshop 5: Jugend im Fokus – vom Leben, Aufwachsen, Wünschen und Leiden in einer multioptionalen Gesellschaft Referentin: Prof. Dr. Sabine Maschke Was „bewegt“ Jugendliche heute? Von dieser Frage ausgehend werden Ergebnisse aus aktuellen Jugendstudien vorgestellt, die in einer Art „Rundumblick“ das Leben, Aufwachsen, die Wünsche, aber auch Probleme und Sorgen der Heranwachsenden in den Blick nehmen. Kritisch verknüpft werden diese Ergebnisse mit aktuellen gesellschaftlichen Diagnosen, die sich bspw. mit den Schlagwörtern Multioptionalität, Beschleunigung, Selbstoptimierung oder Erschöpfung verbinden. Workshop 6: Ansätze für psychosoziale Beratung mit Flüchtlingen und Helfenden Referent/in: Kathrin Dallwitz, Pfarrer Helge Hohmann Im Jahr 2015 sind ca. eine Million Flüchtlinge nach Deutschland gekommen. Die allermeisten stammen aus Bürgerkriegsgebieten, viele von ihnen sind durch Kriegsereignisse, Folter oder andere Gewalterfahrungen auch während der Flucht traumatisiert. Dieser Workshop soll einen Überblick über die Rahmenbedingungen für Flüchtlinge in der Erstaufnahme und im Asylverfahren und einen Einblick in die Arbeit mit traumatisierten Flüchtlingen geben. Außerdem soll der Aspekt bedacht werden, welche Hilfestellungen Ehrenamtlichen, die mit möglicherweise traumatisierten Flüchtlingen arbeiten, gegeben werden können und wo die Grenzen des ehrenamtlichen Engagements liegen. Workshop 7: Ressourcenorientierte Biografiearbeit Referent: Uwe Michalak Je nach Blick erscheint die eigene Biografie als Ursprung von Schwierigkeiten oder als Quelle vorhandener Kräfte. Die Beschäftigung mit bislang unbeachteten Ressourcen kann Mut und Hoffnung zu Veränderungsschritten fördern. Der Workshop vermittelt Grundlagen für eine ressourcenorientierte Arbeit mit Lebensgeschichten. Im Mittelpunkt stehen Ideen und Methoden, wie eine ratsuchende Person angeregt werden kann, bei der Beschäftigung mit der eigenen Biografie ihre Ressourcen zu aktivieren. Den Workshopteilnehmern wird dabei die Gelegenheit gegeben, in kleinen Übungen eine konsequente Ressourcenperspektive zu erproben. Inhalte • Einführung in die Idee "Die Vergangenheit ist eine Erfindung" • Aspekte einer ressourcenorientierten Biografiearbeit • Ressourcenorientierte Genogrammarbeit • Arbeit mit dem Familienbrett Workshop 8: Traumeltern – Erziehungsstile und Erziehungskompetenzen im Kulturvergleich Referentin: Gülay Incesu-Asar wird nachgereicht
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