Helden sind „in“!

Odilo Seisser, Angelika Kofler
Helden sind „in“!
Ergebnisse einer Repräsentativ-Studie der GfK Austria Sozialforschung, 2010
„Googelt“ man heute den Begriff „Helden“, so werden über 30 Millionen Einträge gelistet; Einträge
und Beiträge, welche die ganze „Buntheit“ des modernen Heldenbegriffes thematisieren. Helden
(griechisch: Heros) sind – nach einer Definition im Brockhaus – Akteure, „die sich mit
Unerschrockenheit
und
Mut einer
schweren
Aufgabe stellen
oder eine
außergewöhnliche,
bewunderungswürdige Tat vollbringen“. Der Held „ragt durch seine Taten und sein Schicksal aus der
Menge der anderen Menschen hervor und kann diesen so zum Vorbild werden“. Aus soziologischer
Sicht gehen vor allem Zeiten sozialer und wirtschaftlicher Umwälzungen mit einem starken Bedürfnis
nach Helden einher. Je schlechter die Zeiten sind, desto größer ist im Allgemeinen die Sehnsucht nach
neuen Helden als Vorbilder und Hoffnungsträger.
Angesichts der komplexen Bedingungen der modernen Arbeitswelt und einer Zeit, die vor
Dynamisierung und Unwägbarkeiten strotzt, sucht man nach Identifikationsfiguren; nach Figuren, die
den Herausforderungen mit außerordentlichen und rühmenswerten Taten begegnen und dem
Einzelnen über die Identifikation damit die Möglichkeit einräumen, Orientierung zu finden und sich
größer zu fühlen als man tatsächlich ist. Helden als Identifikationsobjekte finden Lösungen für schier
Unlösbares; sie wachsen in ihrem Tun und Handeln über sich und ihre Grenzen hinaus und geben
Orientierung, indem sie Problemlösungen vorleben.
Helden sind gefragt, denn die Gegenwart stellt an das Individuum große Herausforderungen. Die
Moderne ist, folgt man Max Weber, ein „Prozess der Entzauberung der Welt“; ein Prozess der
planbaren Logik, Rationalisierung und Berechenbarkeit. Und die Gegenwart kennzeichnet darüber
hinaus ein Ausmaß an Komplexität und Dynamik, das – verschärft durch Krisen – vielfach zu
emotionaler Verunsicherung und Desorientierung führt. Wir leben in einer dynamischen und
unwägbaren Zeit, die dem Einzelnen kaum Zeit lässt, sich neu zu orientieren und zurechtzufinden. Und
hier kommt die Vorstellung des „Helden“ zur Wirkung, denn Heldenmythen, unabhängig davon, aus
welchem Kulturkreis oder Jahrhundert sie stammen, sind stets nach einem gemeinsamen
Grundmuster gestrickt: Die Helden-Abenteuer und Helden-Herausforderungen vollziehen sich als eine
Art Road-Movie, als die Geschichte eines risikoreichen Weges. Der Held hat auf seiner Reise, seiner
Expedition etwas zu suchen, zu erforschen und zu finden und muss dabei schier unüberwindliche
Hindernisse und Herausforderungen bewältigen.
Welche Hindernisse und Herausforderungen der Gegenwart sind nun aus Perspektive der Österreicher
und Österreicherinnen maßgeblich, um durch deren Bewältigung zum „Helden“ zu werden?
Sind
es
die
Herausforderungen
des
alltäglichen
Lebens?
Ist
es
das
Überwinden
von
unvorhergesehenen Ereignissen, Krisen und Schicksalsschlägen? Ist es das Bestehen von fiktiven oder
lebensnahen Abenteuern oder die Erforschung und Gestaltung neuer Lebensfelder, die den Akteur
zum „Helden“ machen? Und welche Protagonisten eignen sich heutzutage aus Sicht der Bevölkerung
besonders dazu, als Held in Erscheinung zu treten?
Diesen und noch weiteren Fragen gingen die Sozialforscher und Sozialforscherinnen der GfK Austria
2010 in einer umfangreichen Untersuchung nach. Im Rahmen dieser Studie wurden zunächst
Gruppendiskussionen mit psychologischen Erhebungsmethoden durchgeführt, um die spontane
1
Vorstellungswelt zum Thema Helden zu erfassen. Diese Ergebnisse bildeten die Grundlage für eine
österreichweite Bevölkerungsbefragung von 2.000 Personen ab 15 Jahren. Die Befragung selbst wurde
als „Online-Befragung“ abgewickelt.
Helden sind – wenn man den Medien folgt – durchaus en vogue; sie beherrschten nicht nur die
Gedankenwelt der Antike, sondern prägen auch die Alltagssprache der Gegenwart. In diesem Kontext
sind beispielsweise Schlagwörter wie „Helden der Arbeit“, „heroische Anstrengung“, die „Helden von
New York“ oder auch die „Helden von Cordoba“ zu erwähnen. „Nelson Mandela“ – so der Redakteur
Richard Stengel vom „Time“-Magazin – „ist vielleicht der letzte echte Held auf unserer Erde. Er ist das
lächelnde Sinnbild für Opferbereitschaft und Rechtschaffenheit“ (zit. nach: Magazin „Spiegel“
29.03.2010).
Und vor wenigen Jahren, 2005, widmete sich die niederösterreichische Landesausstellung unter dem
Titel „Lauter Helden“ auch dem Wandel der Heldenbilder von der Antike bis in die Welt der Comics
und des Cyberspace. Gegenwärtig macht sich ein Autohersteller – unter dem Motto „Helden gesucht“
– gerade auf die Suche nach dem besten ehrenamtlichen Einsatzkräfteteam Österreichs; im
österreichischen Fernsehen läuft die Suche nach den „Helden von Morgen“ und im deutschen
Privatfernsehen kämpfen Menschen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten in der Mystery-Serie „Heroes“
gegen drohende Weltuntergangskatastrophen und tragische Ereignisse.
Als „Helden“ gelten im einen Fall die selbstlosen, freiwilligen und stets einsatzbereiten Helfer und
Retter im Krisen- und Notfall; im anderen Fall potentielle Idole der Unterhaltungsindustrie und im
nächsten Fall kämpfende Akteure mit „übermenschlichen“ Fähigkeiten. Unter dem Begriff „Held“ wird
also vielerlei subsummiert; der Begriff ist heute äußerst bunt und vielfältig; er ist manipulativ besetzt
und breitgetreten und löst Reaktionen aus, die von der totalen Ablehnung bis hin zur glorifizierenden
Verherrlichung reichen. Heute ist der „Held der Schlachten“, der „Kriegsheld“ zumindest in den
mitteleuropäischen Ländern längst aus der Mode gekommen und das Wort „Held“ wird im modernen
Sprachgebrauch vielmehr als Synonym für Star, Ikone, Idol oder Vorbild verwendet.
Dieser „Vielfältigkeit“ und „Schwammigkeit“ des modernen Heldenbegriffes wurde auch in der
vorliegenden Untersuchung Rechnung getragen, indem neben dem Begriff „Held“ auch die
Vorstellungen, die mit den Wörtern „Vorbild“, „Idol“ und „Ideal“ einhergehen, untersucht worden sind.
Helden sind stark!
In der Zuschreibung von Eigenschaften zu den vorgegebenen Begriffen „Held“, „Vorbild“, „Idol“ und
„Ideal“ sowie in der Erfassung des Selbstbildes der Befragten zeigt sich, dass der Helden-Begriff
Distinktion und Exzellenz, Akzeptanz und Distanzierung, Faszination und Irritation impliziert. Einerseits
kann man durch Höchstleistungen zum Helden/zur Heldin werden, andererseits steht der Held/die
Heldin gerade für Taten, die nahezu unerreichbar und übermenschlich sind. Helden und Heldinnen
evozieren somit Bewunderung, aber auch Abgrenzung.
Insgesamt wurden den Befragten 29 Eigenschaften/Attribute zur Beschreibung des „Helden“, des
„Vorbilds“, des „Idols“ bzw. des „Ideals“ vorgegeben. Klassifiziert man diese Attribute mit
mathematisch-statistischen
Methoden
(Faktorenanalyse),
so
resultieren
in
Bezug
auf
die
„Heldenbeschreibung“ vier zugrunde liegende Dimensionen, die in der folgenden Tabelle dargestellt
sind.
2
Tab. 1: Helden-Attribute – zugrunde liegende Dimensionen
KRAFT/STÄRKE
TUGEND
APPEAL
AFFEKT
Kräftig
Ehrlich
Sexy
Dumm
Aggressiv
Anständig
Attraktiv
Abgehoben
Mutig/Risikofreudig
Menschlich
Leidenschaftlich
Tragisch
Zäh
Hilfsbereit
Witzig
Gefährlich
Widerstandsfähig
Liebevoll
Charismatisch
Mächtig
Geradlinig
Gut
Schlau/Intelligent/Weise
Willensstark
Zielstrebig
Eigenständig
Sensibel
Selbstlos
Individuell
Quelle: GfK Austria, Sozial- und Organisationsforschung; Helden; Online-Studie 2010
Am meisten prägen den Held/die Heldin aus Sicht der Österreicher und Österreicherinnen
Eigenschaften, die hier in der Dimension „Kraft/Stärke“ zusammengefaßt sind; gefolgt von
einzelnen Aspekten aus dem Komplex der „(sozialen) Tugenden“. Der Held/die Heldin ist in den Augen
der Bevölkerung zuallererst mutig und risikofreudig, kräftig, aggressiv und kämpferisch, zäh und
widerstandsfähig. Zu den häufigsten Eigenschaften, die dem Helden/der Heldin attestiert werden
zählen vor allem jene, an denen es der eigenen Person mangelt; allerdings ohne allzu großen
Leidensdruck, denn sie werden zwar relativ selten der eigenen Person zugeschrieben (Selbstbild), aber
auch nur begrenzt als wünschenswert für die eigene Persönlichkeit erachtet (Wunschbild).
Mut, Kraft, Einsatzbereitschaft und Ausdauer befähigen den Helden/die Heldin letztendlich dazu, jene
Handlungen zu setzen, die dann – den jeweiligen sozialen und kulturellen Normen entsprechend – als
herausragend und rühmenswert wahrgenommen werden und den Handelnden in den Augen der
Mitwelt zum Helden/zur Heldin machen. Held-Sein setzt diese Eigenschaften folglich voraus und dies
wird von den Befragten durchaus erkannt. Zur Charakterisierung von Helden werden doppelt so häufig
Beschreibungskategorien, die mit Kraft und Stärke zu tun haben, verwendet, als Aspekte, welche
beispielsweise den „Appeal“ oder den „Affekt“ zum Inhalt haben. Um in den Augen der Bevölkerung
ein Held/eine Heldin zu sein, muss man also vor allem stark und kräftig und erst in zweiter Linie
attraktiv und charismatisch sein.
Helden weisen Kraft und Stärke auf; die eigene Person vor allem „Tugenden, die das Miteinander
bestimmen“. Die in der nachfolgenden Tabelle enthaltene Gegenüberstellung, welche Charakteristika
Akteure aufweisen müssten, um als Held/als Heldin zu gelten, und welche Merkmale die eigene
Person
charakterisieren
(Selbstbild,
Wunschbild),
verdeutlicht,
dass
für
den
Heldenstatus
Eigenschaften kennzeichnend sind, welche für die eigene Person von geringer Relevanz sind. In dieser
Darstellung sind all jene Werte mit Grauflächen unterlegt, die vom Durchschnitt der betreffenden
Spalte signifikant abweichen.
3
Tab. 2: Vergleich Heldeneigenschaften – Selbstbild – Wunschbild (gruppiert nach Dimensionen)
HELD muss
…sein
BIN ICH
MÖCHTE ICH
SEIN
Mutig, risikofreudig
54
45
68
Aggressiv, kämpferisch
45
26
26
Kräftig
50
48
62
Widerstandsfähig
43
79
85
Zäh
44
71
68
Mächtig
42
9
29
Ehrlich
32
96
75
Anständig
31
95
73
Menschlich
35
96
79
Hilfsbereit
35
96
75
Liebevoll
19
92
80
Geradlinig
32
79
72
Gut
36
89
79
Schlau, intelligent, weise
33
83
87
Willensstark
41
76
84
Zielstrebig
34
74
82
Eigenständig
31
82
78
Sensibel
14
79
47
Selbstlos, aufopfernd
37
54
43
Individuell
27
79
74
Sexy
18
30
56
Attraktiv
21
39
67
Leidenschaftlich
25
65
71
Charismatisch
35
49
65
Witzig
17
71
79
Dumm
10
2
2
Abgehoben
18
5
6
Tragisch
20
8
5
Gefährlich
35
6
7
Quelle: GfK Austria, Sozial- und Organisationsforschung; Helden; Online-Studie 2010
Weist der Held/die Heldin vor allem Kraft und Stärke auf, so kennzeichnen die eigene Person in erster
Linie Eigenschaften, die unter dem Titel „(soziale) Tugenden“ zusammengefaßt sind. Man sieht sich
selbst als ehrlich, menschlich, hilfsbereit, anständig und liebevoll. Nahezu alle Österreicher und
Österreicherinnen schreiben sich selbst derartige Tugenden zu (zwischen 92% und 96%) und wollen
dies auch sein (zwischen 73% und 80%).
Die ansprechende Wirkung auf andere, der Appeal, spielt, um Held oder Heldin zu sein eine
vernachlässigbare Rolle; für das eigene Bildnis hingegen nicht, denn in dieser Hinsicht ist die Distanz
zwischen Selbstbild und Wunschvorstellung am größten. Für den Held/die Heldin werden
diesbezügliche Eigenschaften nicht oder nur selten gefordert; für sich selbst hingegen schon. Etwa ein
Drittel der Befragten hält sich für „sexy“ und „attraktiv“, aber rund zwei Drittel äußern diesbezüglich
4
Wunschvorstellungen (möchte ich gerne sein). Man will sozial und fair und für andere sexy und
attraktiv sein; Stärke, Kraft und Macht kennzeichnen den Helden/die Heldin; für sich selbst spielt das
nur insofern eine Rolle, als man sich mehr Zuversicht, Mut und Ausdauer für die Schwierigkeiten des
Alltags wünscht.
Tab. 3: Eigenschaftsdimensionen: HELD, VORBILD, IDOL, IDEAL vs. Selbstbild – Wunschbild
HELD
VORBILD
IDOL
IDEAL
Selbstbild
Wunschbild
Stärke
46
29
19
24
46
56
Tugenden
31
57
28
43
84
73
Appeal
23
36
31
34
51
67
Affekt
21
6
10
11
5
5
Quelle: GfK Austria, Sozial- und Organisationsforschung; Helden; Online-Studie 2010
Im Vergleich von Held, Vorbild, Idol und Ideal mit dem Selbst- und Wunschbild ist
* der Held/die Heldin aus Perspektive der Bevölkerung vor allem durch Stärke und in zweiter Linie
durch Tugenden beschreibbar;
* das Vorbild durch Tugenden und – etwas abgeschwächt – durch Appeal;
* das Idol primär durch Statements, die den Appeal beinhalten;
* das Ideal durch Tugenden und Appeal;
* die eigene Person in erster Linie durch tugendhaftes Verhalten, sowie wunschgemäß auch durch
die positive Wirkung auf andere (Appeal).
Dies spiegelt wider, dass das Vorbild sowie das Ideal dem Individuum näher stehen als etwa der
Held/die Heldin oder das Idol. Held, Vorbild, Idol und Ideal sind – ausgehend von den vorliegenden
empirischen Daten – unterschiedliche Konstrukte. Das Idol wird beispielsweise am häufigsten durch
Eigenschaften gekennzeichnet, welche die Wirkung auf andere, den Reiz, den Appeal zum Inhalt
haben. Charisma und (ästhetische) Attraktivität stehen im Vordergrund. Hinzu kommen Eigenschaften
aus dem Komplex der (sozialen) Tugenden (schlau, willensstark, gut, ehrlich). Im Unterschied zum
Helden/zur Heldin muss das Idol allerdings nicht altruistisch und selbstlos, oder gar kräftig, aggressiv
und kämpferisch sein. Vorbild und Ideal werden hingegen – ebenso wie die eigene Person – vor allem
durch Tugenden beschrieben, die das Zusammenleben und den Umgang untereinander positiv
gestalten. Beide Identifikations- und Orientierungsobjekte werden vor allem mit Attributen aus dem
Themenkomplex sozialer Tugenden beschrieben. Um ein „Ideal“ zu sein, muss man – ebenso wie im
Bestreben, ein Vorbild zu sein – in erster Linie tugendhafte, soziale Werte verkörpern, also jene Werte
und Eigenschaften aufweisen, die auch der eigenen Person am häufigsten zugeschrieben werden. Ein
Ideal oder Vorbild ist folglich jemand, dem man auch mit den eigenen Verhaltensweisen und
Eigenschaften gezielt nahe kommen kann; ein Held oder Idol ist das hingegen nicht, denn hierfür sind
– neben Eigenschaften wie Mut, Stärke, Risikobereitschaft, Aggressivität, Attraktivität und Sexappeal auch äußere Umstände und spezifische Situationen erforderlich.
Der Heldenstatus setzt voraus, so die Mehrheit der befragten Österreicher und Österreicherinnen, dass
die Eigenschaften Mut, Kraft, Zähigkeit, Kampfeswillen und Mächtigkeit gegeben sind. Helden
vollbringen in aller Regel außergewöhnliche, heldenhafte Leistungen; Leistungen, die rühmens- und
bewundernswert, aber zumeist unerreichbar sind. Erreichbar sind dagegen Eigenschaften, Leistungen
und Verhaltensweisen, die von Vorbildern oder Idealen verkörpert werden, von Personen, die wirklich
leben und daher auch authentisch sind. Dies zeigt sich auch in der Zuschreibung von Eigenschaften zu
5
den Begriffen Held, Vorbild, Idol und Ideal, indem nämlich jene Eigenschaften, die aus Sicht der
Befragten Vorbilder und Ideale kennzeichnen, auch in der eigenen Person angelegt sind.
Helden sind „in“, aber Vorbilder sind wichtig!
Wenn es um Identifikationsobjekte und Orientierungsmöglichkeiten geht, ist in der Sprache der
Medien heutzutage kaum von Vorbildern oder Idealen, aber häufig von Helden die Rede. Dies mag
mitunter darin begründet sein, dass die Begriffe Vorbild und Ideal einen „pädagogischen
Beigeschmack“ aufweisen, während der Helden-Begriff auf Stärke, Durchsetzungsfähigkeit und Erfolg
hinweist. Aus Sicht der Österreicher und Österreicherinnen sind allerdings Vorbilder und Ideale von
größerer Bedeutung. 30% der Befragten schätzen Vorbilder auf einer 4-stufigen Skala für sehr wichtig
ein und weitere 44% für eher wichtig. Diese Haltung wird vor allem von älteren Personen sowie von
Familien mit Kleinkindern eingenommen.
Ideale als Orientierungsobjekte werden von 60% der Befragten als wichtig erachtet; das
Vorhandensein von Idolen von 31% und das Bildnis von Helden von 22%. Helden sind also im
gegenwärtigen Leben für den Einzelnen von relativ geringer Bedeutung; gefragt sind vielmehr
Vorbilder und Ideale, die als nachahmenswerte Identifikationsfiguren Orientierung geben. Vor allem
die ältere Generation (60+ Jahre) sowie Familien mit Erziehungsaufgaben sehen Vorbilder und Ideale
überdurchschnittlich häufig als wichtig ein.
Abb. 1: Subjektive Wichtigkeit von Helden, Vorbildern, Idolen und Idealen
GfK Custom Research
Sozial- und Organisationsforschung
2000er ONLINE 2010
Attribuierte Wichtigkeit von Helden, Vorbilder, Idole, Ideale
Basis: alle Befragten
Frage 5:
Bitte geben Sie an, für wie wichtig für Sie persönlich Helden, Vorbilder, Idole bzw. Ideale sind.
sehr wichtig (1)
Vorbilder
Helden
eher unwichtig (3)
30
Ideale
Idole
eher wichtig (2)
44
24
36
7
7
völlig unwichtig (4)
15
18
23
24
39
44
MW
weiß nicht (5)
6
12
26
30
2
6
2.01
2.24
4
2.88
4
3.02
Quelle: GfK Austria, Sozial- und Organisationsforschung, 2000er ONLINE 2010, n=2.000, 19.05. – 14.06.2010
Angaben in Prozent
Idole sowie Helden entsprechen hingegen eher der Bedürfniswelt von jüngeren Männern und
Personengruppen aus niedrigeren Bildungs- und Sozialschichten. Beide Identifikationsobjekte, Idole
6
und Helden, werden überdurchschnittlich häufig von unter 30-jährigen Männern und Personen, deren
höchster Bildungsgrad der Pflichtschulabschluss darstellt, als sehr oder eher wichtig für die eigene
Person beurteilt. Zieht man die Lebensphase, in der die Befragten stehen, in Betracht, so erweisen
sich am ehesten Jugendliche und junge Erwachsene als anfällig für Heldenvorstellungen, obgleich
auch unter ihnen die Begriffe „Vorbild“ und „Ideal“ hinsichtlich der Wichtigkeit den Vorrang erhalten.
Helden sind „real“ und gegenwärtig!
Der Heldenbegriff hat eine lange Geschichte, doch wer oder was Helden sind, wird immer wieder neu
und anders definiert. „Heldenbilder“ – so die Archäologin Prof. Dr. Marion Mayer vom Institut für
Archäologie der Universität Wien – „sind Spiegelbilder ihrer Verehrer, symptomatisch für ihre Werte
und ihr kulturelles Selbstverständnis“. Der Figur des Helden begegnet man zunächst im antiken Heros,
der durch Abstammung oder Vorzeichen angekündigt wird und durch seine erste außergewöhnliche
und „heroische“ Tat zum Helden wird. Zum Helden wird man dadurch, indem die Heldentat, die
Leistung, Anerkennung seitens Dritter findet und diese Anerkennung wiederum ist historisch und
kulturell geprägt. Ein Held entspricht also der Definition dessen, was in der jeweiligen Kultur als
lobenswert und vortrefflich gilt.
Die spontanen Antworten auf die Frage, wer als Held oder Heldin gilt, zeigen, dass für die befragten
Österreicher und Österreicherinnen vor allem real existierende Personen der Gegenwart, die sich bei
der
Bewältigung
von
Alltagsaufgaben
und
Krisen
durch
ihren
Einsatz
als
besonders
gemeinschaftsdienlich erweisen, Heldenstatus aufweisen. Der Held, so die Befragten,
- ist meist männlich (60%);
- fast immer eine „echte Person“ (92%);
- lebt in der Gegenwart (95%);
- ist aber in aller Regel „persönlich nicht bekannt“ (84%).
Helden/Heldinnen der Gegenwart sind vor allem Menschen, die sich im Alltag und im sozialen
Leben im besonderen Maß auszeichnen. Zu derartigen Alltagshelden und -heldinnen zählen aus
Bevölkerungsperspektive beispielsweise Einsatzkräfte, Katastrophenhelfer und (Lebens-)Retter, sowie
Personen, deren soziales Engagement weit über das übliche Maß hinausreicht. Fast jede zweite
spontane „Helden-Nennung“ beinhaltet sozial überaus aktive und engagierte Persönlichkeiten oder
Alltagshelden und Einsatzkräfte.
Grundsätzlich können Helden und Heldinnen aber – folgt man den Aussagen der Befragten – aus dem
gesamten Spektrum des sozialen und kulturellen Lebens kommen; aus der Politik ebenso wie aus dem
eigenen sozialen Umfeld; aus der Unterhaltungsindustrie und Fiktion genauso wie aus Wissenschaft,
Sport, Militär, Religion oder Kunst und Kultur.
Die häufigste Anerkennung finden allerdings diejenigen, die sich durch besonderen und selbstlosen
Einsatz für andere auszeichnen; gefolgt von Nennungen aus dem Bereich der Politik und dem eigenen
sozialen Nahumfeld (Familie, Freunde, Nachbarn). In dieser Einschätzung sind auch kaum
Unterschiede zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen auszumachen. Ob jung oder alt, männlich
oder weiblich, gut gebildet oder weniger gut gebildet, das außerordentliche und selbstlose
Engagement für andere trifft nahezu gleichermaßen auf Anerkennung.
7
Abb. 2: Persönliche Helden – spontane Nennungen nach gesellschaftlichen Bereichen
GfK Custom Research
Sozial- und Organisationsforschung
2000er ONLINE 2010
Persönliche Helden – Spontannennungen nach Bereichen
Basis: alle Befragten
Frage 6:
Bleiben wir bei den Helden: Wer sind für Sie persönlich Helden oder Heldinnen?
Alltagshelden/soziales Engagement
43
Politik
15
Famlilie, Freundeskreis, Nachbarn
13
Film/Zeichentrick
7
Medizin
6
Sport
4
Militär/Soldaten/Kämpfer
4
Wissenschaft
3
Religion
Kunst/Kultur
3
2
Quelle: GfK Austria, Sozial- und Organisationsforschung, 2000er ONLINE 2010, n=2.000, 19.05. – 14.06.2010
Angaben in Prozent
Helden der Kindheit/Jugend: von der Fiktion zum Alltagsleben
Ein knappes Drittel der befragten Österreicher und Österreicherinnen ab 15 Jahren hat auch in der
eigenen Kindheit oder Jugendphase Helden oder Heldinnen verehrt; jüngere Menschen etwas häufiger
als ältere; und Männer tendenziell etwas häufiger als Frauen. Auffällig ist, dass sich im Verlauf der
jeweiligen
biografischen
Entwicklung
eine
Modifikation
der
potentiellen
Orientierungs-
und
Identifikationsobjekte weg vom fiktiven hin zum realen Leben vollzogen hat.
Kinder und Heranwachsende suchen und finden ihre Helden und Heldinnen vorzugsweise über die
Medien. Das Fernsehen zum Beispiel hat mit Zeichentrickserien und Filmen auch immer wieder
mythische Themen aufgegriffen; Mythen der Antike und des Mittelalters, Mythen von Abenteuern im
Weltraum, mythische Erzählungen und Märchen. In vielen Kindermärchen finden sich ebenfalls
Identifikations- und Vorbildfiguren; sie bieten Anleitungen für die Identitätsbildung und Entwicklung
der Selbstständigkeit. Im Verlauf der biografischen Entwicklung lernen wir – so die Pädagogik –, dass
die fiktiven Helden und Heldinnen und ihre Vorbildfunktion den realen Anforderungen ungenügend
entsprechen, und neue, authentischere Identifikationsfiguren, etwa Idole, Stars und Vorbilder
kommen ins Spiel.
Diese Entwicklung bestätigt sich auch in dem Ergebnis, dass die Kindheits- und Jugendhelden der
Befragten häufig fiktiver Natur waren (43%), während die gegenwärtigen Helden und Heldinnen
zumeist „echte Personen“ darstellen (92%). Wird die Heldendefinition der Gegenwart von
Alltagshelden und uneigennützigen Helfern dominiert, so war der Heldenbegriff in der eigenen
Vergangenheit von Figuren aus Film und Zeichentrick bestimmt. Hinsichtlich der konkreten
Ausgestaltung der Heldenfiguren in der Kindheit sind erwartungsgemäß Unterschiede je nach
Alterskohorte anzutreffen. Was Tarzan, Winnetou, Robinson Crusoe und andere Figuren aus der
8
Abenteuerliteratur und deren Verfilmung für die Generation der 50+-Jährigen bedeuteten, stellen
Comic- und Zeichentrickfiguren für die unter 30-Jährigen dar.
Auffallend ist auch, dass Familie, Freundeskreis und Nachbarn, also das soziale Nahumfeld, in der
Retrospektive nur eine verschwindend geringe Bedeutung als verehrungswürdige Helden der Kindheit
einnehmen, aber in der Gegenwart – nach den uneigennützigen Helfern des Alltags und den Akteuren
der Politik – spontan am dritthäufigsten als Helden und Vorbilder genannt werden.
Abb. 3: Kindheits-/Jugendhelden – spontane Nennungen nach Lebensbereichen
GfK Custom Research
Sozial- und Organisationsforschung
2000er ONLINE 2010
Eigene/r Kindheits-/Jugendheld/in – Spontannennungen nach Bereichen
Basis: Held/Heldin in Jugend / Kindheit gehabt
Frage 7a: Und wer war das?
Film/Zeichentrick
42
Alltagshelden/soziales Engagement
24
Kunst/Kultur
22
Sport
7
Politik
3
Wissenschaft
1
Religion
1
Familie, Freundeskreis, Nachbarn
1
Quelle: GfK Austria, Sozial- und Organisationsforschung, 2000er ONLINE 2010, n=2.000, 19.05. – 14.06.2010
Angaben in Prozent
Helden machen Hoffnung und inspirieren.
Gilt jemand auf Grund seiner Leistungen und Eigenschaften als Held oder Heldin, so wird er/sie im
Regelfall insgeheim bewundert; sowie zum Objekt der Aufmerksamkeit und Kommunikation und
letztlich auch zum Ziel der persönlichen Annäherung. Ältere Personen (60+ Jahre) reagieren
diesbezüglich etwas zurückhaltender; man verfolgt zwar die allfällige Berichterstattung über den
Held/die Heldin in den Medien, setzt aber kaum Aktivitäten, um den Held/die Heldin für sich persönlich
greifbarer zu machen; beispielsweise durch das Sammeln von Fan-Artikeln, durch den Versuch der
Kontaktaufnahme, oder durch die Imitation von Auftreten und Verhalten der bewundernswürdigen
Person.
Zum Gesprächsstoff wird der Held/die Heldin bzw. seine/ihre lobenswerte Aktivität und Leistung bei
etwas mehr als einem Drittel der Befragten. Je jünger im Allgemeinen die Befragten sind, desto größer
ist die persönliche Relevanz eines potentiellen Helden/einer Heldin für das eigene Dasein. Man
versucht vergleichsweise häufig Artikel, Objekte zu sammeln, die im Zusammenhang mit dem
Held/der Heldin stehen, oder bemüht sich gar um persönlichen Kontakt. Auch die Vorbildfunktion des
Helden/der Heldin kommt bei jüngeren Bevölkerungssegmenten stärker zur Wirkung als bei älteren;
9
man versucht häufiger als dies ältere Personen tun, das Verhalten und Auftreten von Personen
nachzuahmen, die als Helden/als Heldin gelten. Der Held/die Heldin liefert Orientierung; seine/ihre
Heldentat macht Hoffnung und regt an, selbst seine Grenzen neu zu definieren.
Vom Protagonisten der Heldengeschichte geht ein Motivationsschub aus, der nicht nur, aber vor allem
die Generation der unter 30-Jährigen trifft. Rund ein Drittel der Österreicher und Österreicherinnen
geben
an,
dass
die
wahrgenommenen
und
beeindruckenden
Heldenleistungen
auch
die
Eigenverantwortung und die eigene Leistungsbereitschaft forcieren. Dies wird vor allem von unter 30Jährigen als positive Konsequenz anerkannt. Helden und deren außergewöhnliche Aktivitäten haben
aus Bevölkerungssicht auch eine ordnende und strukturierende Funktion; zum einen durch die
Definition, was richtig oder falsch ist und zum anderen durch die Herstellung von Ordnung und
Gemeinschaftsgefühlen.
Diese Ordnungs- und Definitionsmacht birgt allerdings auch gewisse Risiken. So geht ein knappes
Fünftel der Befragten auch davon aus, dass die Heldenverehrung manipulierbar macht. Helden und
Heldinnen übernehmen die Verantwortung. Diese Delegation von Verantwortung kann aber auch dazu
führen, dass Passivität entsteht. Weitere vereinzelt genannte Befürchtungen in Bezug auf die Funktion
von Helden und Heldinnen beziehen sich darauf, dass der unbedingte Einsatzwille von Helden und
Heldinnen, gepaart mit Stärke und Macht, zugleich Angst verursacht und letztlich für Unruhe im
Gemeinschaftsgefüge sorgen kann.
Abb. 4: Umgang mit Helden: Heldenverehrung
GfK Custom Research
Sozial- und Organisationsforschung
2000er ONLINE 2010
Riten: Eigene Heldenverehrung
Basis: alle Befragten
Frage 9: Wenn Sie an sich selbst denken, was davon machen Sie, wenn Sie jemand so sehr beeindruckt, dass er oder Sie für Sie ein Held/eine Heldin ist?
einfach nur bewundern für das, was er/sie
darstellt
50
Berichterstattung über ihn/sie in den
Medien verfolgen
40
über ihn/sie reden
36
Fan-Artikel, Dinge, die etwas mit ihm/ihr zu
tun haben, sammeln
8
den persönlichen Kontakt suchen
8
Nachahmen
etwas anderes
das kommt nicht vor, habe keine Helden
6
1
24
Quelle: GfK Austria, Sozial- und Organisationsforschung, 2000er ONLINE 2010, n=2.000, 19.05. – 14.05.2010
Angaben in Prozent
Klassifiziert man die Funktionen und Aufgaben, die von Helden und Heldinnen wahrgenommen
werden, so können im Wesentlichen vier Funktionsfelder (Faktoren) abgeleitet werden: eine ordnende
Funktion und Auswirkung (Ordnung), Motivierung, Ablenkung und Verunsicherung.
10
Tab. 4: Funktion von Helden: Vier Dimensionen
ORDNUNG
Übernimmt
Verantwortung
Schafft Ordnung
Schafft Geborgenheit
Schafft
Gemeinschaftsgefühl
Definiert, was
richtig/falsch ist
MOTIVIERUNG
ABLENKUNG
VERUNSICHERUNG
Erzeugt Begeisterung
Macht manipulierbar
Macht Angst
Regt Leistung an
Löst starke Gefühle
aus
Verursacht Passivität
Lässt Realität
vergessen
Verursacht Unruhe
Macht Hoffnung
Denkt für einen
Regt Eigenverantwortung an
Quelle: GfK Austria, Sozial- und Organisationsforschung; Helden; Online-Studie 2010
Am häufigsten tragen Helden und Heldinnen aus dem Blickwinkel der Befragten dazu bei, andere zu
motivieren. Insbesondere erwecken Helden Hoffnung und Begeisterung. Die zweithäufigste
Auswirkung von Heldentaten ist die „ordnende Funktion“. Die geringste Auswirkung bezieht sich aus
Sicht der Befragten auf die mögliche „Verunsicherung“. Die Dimension „Ablenkung“ kommt dagegen
häufiger zur Sprache, wobei vor allem die mögliche „Flucht aus der Realität“ und die
„Manipulierbarkeit“ Bedenken auslösen.
Potentielle Helden der Geschichte und Gegenwart
In einem abschließenden Fragenkomplex wurden den Befragten neun potentielle Akteure vorgegeben,
die dahingehend zu beurteilen waren, wie sehr sie Sympathie und Identifikation provozieren und in
welchem Ausmaß sie für einen Heldenstatus geeignet wären. Unter diesen Protagonisten mit
potentieller Heldeneignung befinden sich historische Persönlichkeiten (Prinz Eugen), Personen aus der
Politik (Bill Gates, Barack Obama), Wissenschaftler (Albert Einstein), nationale Sportler (Hermann
Maier), Actionhelden aus dem Film (James Bond), soziale und religiöse Persönlichkeiten (Mutter
Teresa), sowie anonyme Berufsgruppen (Krankenschwester) und Helfer (unbekannter Retter).
In den abgegebenen Sympathiewerten spiegelt sich wider, dass selbstlose Helfer im Notfall sowie
sozial aktive Personen, aber auch die (internationale) Politik, verkörpert durch Barack Obama, bei der
österreichischen Bevölkerung gegenwärtig einen großen Sympathiebonus genießen. Es sind jene
Personengruppen, die auch spontan am häufigsten als persönliche Helden aufgeführt werden: der
uneigennützige Retter, die aufopfernde Krankenschwester, die Mutter der Armen und der
amerikanische Präsident Obama. Dahinter folgen von den Sympathiewerten her Albert Einstein, der
integre und geniale Wissenschaftler; der stets das Böse besiegende Filmheld James Bond; Bill Gates;
Hermann Maier; und der historische Held der Türkenkriege, Prinz Eugen.
Die Wirkung, die diese Personen und Berufsgruppen auslösen, ist allerdings unterschiedlich. Nahezu
alle Österreicher und Österreicherinnen empfinden große Sympathie für Retter und Helfer, doch eine
persönliche Begegnung (würde ich gerne kennenlernen) wird mit jenen Personen angestrebt, die sich
unter anderem durch Charisma, Intellekt und Öffentlichkeitswirkung auszeichnen; nämlich mit Albert
Einstein (76%) und Barack Obama (74%). Nachahmenswert wiederum sind aus Sicht der Bevölkerung
eher jene, denen man mit einer hohen Sympathie gegenübersteht (Retter, Albert Einstein, Mutter
Teresa). Bedingungslose Hilfs- und Einsatzbereitschaft sowie persönliche Integrität und geniale
Intellektualität treffen bei den Österreichern und Österreicherinnen – emotional gesehen – auf größten
Zuspruch; zum Held/zur Heldin eignen sich aber primär jene, die sich durch Uneigennützigkeit, Mut
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und Zivilcourage auszeichnen, nämlich unbekannte Helfer und Retter bei Notfällen und Krisen und
unbeugsame, selbstlose Helfer im Sozialen. Prinz Eugen, der historische „Held am Schlachtfeld“ spielt
hingegen für die gegenwärtige Generation kaum eine Rolle. Hierin verdeutlicht sich, dass der
Heldenstatus - wie eingangs erwähnt – historisch und soziokulturell geprägt ist. Die Anerkennung und
Bewunderungswürdigkeit der vollbrachten Heldentaten hängt davon ab, wie sehr diese den aktuell
gültigen Werten und Normen entsprechen. Helden sind – folgt man dem Soziologen Axel Gehring –
nichts anderes als die „Projektion der integrierenden Werte einer Gruppe“ bzw. der jeweiligen
Gesellschaft.
Abb. 5: Potentielle exemplarische Helden: Persönliche Identifikation
GfK Custom Research
Sozial- und Organisationsforschung
2000er ONLINE 2010
Identifikation mit Potentialhelden an Beispielen
Basis: alle Befragten
Frage 11b:
Bitte geben Sie an, welche der folgenden Aussagen, die linke oder die rechte für Sie für die Person auf dem Bild eher zutrifft:
möchte gerne so sein wie er/sie
Prinz Eugen
James Bond
9
16
84
Bill Gates
37
Obama
71
35
Albert Einstein
Krankenschwester
Unbekannter bei Rettungsaktion
63
29
Mutter Theresa
Herman Maier
möchte nicht so sein wie er/sie
91
65
42
16
58
84
32
68
43
57
Quelle: GfK Austria, Sozial- und Organisationsforschung, 2000er ONLINE 2010, n=2.000, 19.05. – 14.06.2010
Angaben in Prozent
12
Abb. 6: Potentielle exemplarische Helden: Persönliche Identifikation
GfK Custom Research
Sozial- und Organisationsforschung
2000er ONLINE 2010
Heldenpotential an Beispielen
Basis: alle Befragten
Frage 11c:
Wenn es so etwas wie Schulnoten für die Eignung zum Helden gäbe: Welche „Note“ würde die Person auf dem Bild dann von Ihnen
bekommen? 1 bedeutet eignet sich „sehr“ als Held , 5 bedeutet eignet sich überhaupt nicht als Held, dazwischen können Sie fein
abstufen.
eignet sich sehr als Held (1)
Prinz Eugen
14
James Bond
Bill Gates
8
15
21
22
35
25
57
20
23
24
32
32
69
2.88
21
3.27
11
27
5
13
18
2.94
21
10
21
28
15
14
13
30
23
MW
eignet sich überhaupt nicht als Held (5)
36
19
Albert Einstein
Unbekannter bei
Rettungsaktion
(4)
21
Mutter Theresa
Krankenschwester
(3)
21
23
Obama
Herman Maier
(2)
7
2.42
6
1.82
2.69
12
20
22
3.06
9
22
6
7
21
2.25
1.44
Quelle: GfK Austria, Sozial- und Organisationsforschung, 2000er ONLINE 2010, n=2.000, 19.05. – 14.06.2010
Angaben in Prozent, MW
Helden sind gefragt, doch die Eignung dafür hält sich in Grenzen
Die Gegenwart kennzeichnet aus der Perspektive der Bevölkerung ein massiver Vertrauensverlust in
Autoritäten und führende Instanzen. Dieser Vertrauensverlust betrifft insbesondere die Welt der
Kirche, die Finanzwelt, die Politik, die Religionsstifter und das Bildungswesen. Das sind jene
Gruppierungen, die aus Sicht der österreichischen Bevölkerung heute „weniger als früher“ dazu
geeignet sind, einen Helden abzugeben. Auch das Militär und die Justiz sind heutzutage kaum dazu
prädestiniert, „Heldenhaftes“ zu leisten. Vom Helden werden nämlich besondere Fähigkeiten erwartet;
Fähigkeiten, die zum einen dem vorherrschenden Werte- und Normensystem entsprechen und sich
zum anderen in herausragenden, lobenswerten Handlungen niederschlagen. Und dazu wiederum
bedarf es auch der entsprechenden Anlässe.
Unter vorgegebenen beruflichen oder gesellschaftlichen Gruppierungen erzielen die „unbekannten
Alltagshelden“ im Hinblick auf die Heldeneignung in der Vergangenheit und Gegenwart die beste
Bilanz. 45% der Befragten gehen davon aus, dass die unbekannten, selbstlosen, einsatzwilligen und
couragierten Alltagshelden gegenwärtig „mehr als früher“ dazu geeignet sind, Heldenleistungen zu
vollbringen; 15% sind gegenteiliger Meinung („weniger als früher“ dazu geeignet). Anonyme
potentielle Alltagshelfer erfahren somit die mit Abstand günstigste Beurteilung hinsichtlich der
„Heldeneignung“, gefolgt von der Gruppe der Sportler, die von 47% der Österreicher und
Österreicherinnen heute als besser „heldentauglich“ als in der Vergangenheit bewertet werden,
allerdings von 34% auch eine skeptische Beurteilung erfahren (weniger als früher dazu geeignet).
Was bleibt, sind virtuelle, fiktive Helden. 38% der Befragten gehen davon aus, dass fiktive Helden –
angesichts der tristen realen Situation – heute eher dazu geeignet sind, einen Heldenstatus
einzunehmen als in früheren Jahren. Eine diesbezüglich positive Bilanz kann noch die Wissenschaft
13
und Forschung aufweisen; 36% halten Wissenschafter und Forscher heute für besser geeignet, einen
Helden abzugeben als früher, und 25% sind konträrer Ansicht.
Auch die Berufsgruppe der Ärzte hat in dieser Hinsicht aus Bevölkerungsperspektive noch eine
annähernd ausgeglichene Bilanz: Ärzte werden von 37% heute als „besser zum Heldentum als früher“
geeignet wahrgenommen und von 38% als „weniger als früher“ dazu geeignet beschrieben.
Prominente und Familienmitglieder liegen im Hinblick auf die grundsätzliche gegenwärtige
„Heldentauglichkeit“ ebenfalls noch im Vorderfeld, polarisieren allerdings deutlich. In beiden Fällen
sind etwas mehr Befragte der Ansicht, dass die Eignung zum Helden im Vergleich zu früher eher
abgenommen denn zugenommen hat.
Das Heldenbild der Gegenwart ist primär von den Herausforderungen und Handlungsoptionen im
Alltag geprägt; martialische, kämpferische, oder gar kriegerische Heldenleistungen der Vergangenheit
treffen auf keinen fruchtbaren Boden mehr. Gefordert ist viel mehr der selbstlose Helfer und Retter
bei Alltagskatastrophen; und „als Held“ gefordert ist heute auch – um den anstehenden Problemen
der Gesellschaft und der Subjekte Herr zu werden – eine überragende Lösungskompetenz von
Wissenschaft, Technik und Medizin.
Abb. 14: Helden: Entstehen und Vergehen
GfK Custom Research
Sozial- und Organisationsforschung
2000er ONLINE 2010
Entstehen ....
Basis: alle Befragten
Frage 12: Wie wird Ihrer Meinung nach jemand zum Held oder zur Heldin? Durch…
besondere Erlebnisse, Taten
86
Medien
25
Erziehung
20
Fantasiegeschichten
gar nicht
12
5
Quelle: GfK Austria, Sozial- und Organisationsforschung, 2000er ONLINE 2010, n=2.000, 19.05. – 14.06.2010
Angaben in Prozent, MW
14
Abb. 15: Heldeneignung von beruflichen und gesellschaftlichen Gruppierungen
GfK Custom Research
Sozial- und Organisationsforschung
2000er ONLINE 2010
.....und Vergehen
Basis: alle Befragten
Frage 13:
Bitte geben Sie an, ob die folgenden Personen/ Gesellschaftsgruppen heute mehr oder weniger als früher geeignet sind, ein Held
oder eine Heldin zu sein?
0
20
40
60
80
100
Politiker
Banker
Sportler
Unbekannte Alltagshelden
Wissenschaftler/Forscher/Entdecker
Künstler
Virtuelle, fiktive Helden
Religionsstifter, Heilige
Ärzte
Promis
Familienmitglieder
Lehrer
Richter
Priester
mehr als
früher
weniger als
früher
Ingenieure
Journalisten
Soldaten/Krieger
Quelle: GfK Austria, Sozial- und Organisationsforschung, 2000er ONLINE 2010, n=2.000, 19.05. – 14.06.2010
Angaben in Prozent, MW
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