Odilo Seisser, Angelika Kofler Helden sind „in“! Ergebnisse einer Repräsentativ-Studie der GfK Austria Sozialforschung, 2010 „Googelt“ man heute den Begriff „Helden“, so werden über 30 Millionen Einträge gelistet; Einträge und Beiträge, welche die ganze „Buntheit“ des modernen Heldenbegriffes thematisieren. Helden (griechisch: Heros) sind – nach einer Definition im Brockhaus – Akteure, „die sich mit Unerschrockenheit und Mut einer schweren Aufgabe stellen oder eine außergewöhnliche, bewunderungswürdige Tat vollbringen“. Der Held „ragt durch seine Taten und sein Schicksal aus der Menge der anderen Menschen hervor und kann diesen so zum Vorbild werden“. Aus soziologischer Sicht gehen vor allem Zeiten sozialer und wirtschaftlicher Umwälzungen mit einem starken Bedürfnis nach Helden einher. Je schlechter die Zeiten sind, desto größer ist im Allgemeinen die Sehnsucht nach neuen Helden als Vorbilder und Hoffnungsträger. Angesichts der komplexen Bedingungen der modernen Arbeitswelt und einer Zeit, die vor Dynamisierung und Unwägbarkeiten strotzt, sucht man nach Identifikationsfiguren; nach Figuren, die den Herausforderungen mit außerordentlichen und rühmenswerten Taten begegnen und dem Einzelnen über die Identifikation damit die Möglichkeit einräumen, Orientierung zu finden und sich größer zu fühlen als man tatsächlich ist. Helden als Identifikationsobjekte finden Lösungen für schier Unlösbares; sie wachsen in ihrem Tun und Handeln über sich und ihre Grenzen hinaus und geben Orientierung, indem sie Problemlösungen vorleben. Helden sind gefragt, denn die Gegenwart stellt an das Individuum große Herausforderungen. Die Moderne ist, folgt man Max Weber, ein „Prozess der Entzauberung der Welt“; ein Prozess der planbaren Logik, Rationalisierung und Berechenbarkeit. Und die Gegenwart kennzeichnet darüber hinaus ein Ausmaß an Komplexität und Dynamik, das – verschärft durch Krisen – vielfach zu emotionaler Verunsicherung und Desorientierung führt. Wir leben in einer dynamischen und unwägbaren Zeit, die dem Einzelnen kaum Zeit lässt, sich neu zu orientieren und zurechtzufinden. Und hier kommt die Vorstellung des „Helden“ zur Wirkung, denn Heldenmythen, unabhängig davon, aus welchem Kulturkreis oder Jahrhundert sie stammen, sind stets nach einem gemeinsamen Grundmuster gestrickt: Die Helden-Abenteuer und Helden-Herausforderungen vollziehen sich als eine Art Road-Movie, als die Geschichte eines risikoreichen Weges. Der Held hat auf seiner Reise, seiner Expedition etwas zu suchen, zu erforschen und zu finden und muss dabei schier unüberwindliche Hindernisse und Herausforderungen bewältigen. Welche Hindernisse und Herausforderungen der Gegenwart sind nun aus Perspektive der Österreicher und Österreicherinnen maßgeblich, um durch deren Bewältigung zum „Helden“ zu werden? Sind es die Herausforderungen des alltäglichen Lebens? Ist es das Überwinden von unvorhergesehenen Ereignissen, Krisen und Schicksalsschlägen? Ist es das Bestehen von fiktiven oder lebensnahen Abenteuern oder die Erforschung und Gestaltung neuer Lebensfelder, die den Akteur zum „Helden“ machen? Und welche Protagonisten eignen sich heutzutage aus Sicht der Bevölkerung besonders dazu, als Held in Erscheinung zu treten? Diesen und noch weiteren Fragen gingen die Sozialforscher und Sozialforscherinnen der GfK Austria 2010 in einer umfangreichen Untersuchung nach. Im Rahmen dieser Studie wurden zunächst Gruppendiskussionen mit psychologischen Erhebungsmethoden durchgeführt, um die spontane 1 Vorstellungswelt zum Thema Helden zu erfassen. Diese Ergebnisse bildeten die Grundlage für eine österreichweite Bevölkerungsbefragung von 2.000 Personen ab 15 Jahren. Die Befragung selbst wurde als „Online-Befragung“ abgewickelt. Helden sind – wenn man den Medien folgt – durchaus en vogue; sie beherrschten nicht nur die Gedankenwelt der Antike, sondern prägen auch die Alltagssprache der Gegenwart. In diesem Kontext sind beispielsweise Schlagwörter wie „Helden der Arbeit“, „heroische Anstrengung“, die „Helden von New York“ oder auch die „Helden von Cordoba“ zu erwähnen. „Nelson Mandela“ – so der Redakteur Richard Stengel vom „Time“-Magazin – „ist vielleicht der letzte echte Held auf unserer Erde. Er ist das lächelnde Sinnbild für Opferbereitschaft und Rechtschaffenheit“ (zit. nach: Magazin „Spiegel“ 29.03.2010). Und vor wenigen Jahren, 2005, widmete sich die niederösterreichische Landesausstellung unter dem Titel „Lauter Helden“ auch dem Wandel der Heldenbilder von der Antike bis in die Welt der Comics und des Cyberspace. Gegenwärtig macht sich ein Autohersteller – unter dem Motto „Helden gesucht“ – gerade auf die Suche nach dem besten ehrenamtlichen Einsatzkräfteteam Österreichs; im österreichischen Fernsehen läuft die Suche nach den „Helden von Morgen“ und im deutschen Privatfernsehen kämpfen Menschen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten in der Mystery-Serie „Heroes“ gegen drohende Weltuntergangskatastrophen und tragische Ereignisse. Als „Helden“ gelten im einen Fall die selbstlosen, freiwilligen und stets einsatzbereiten Helfer und Retter im Krisen- und Notfall; im anderen Fall potentielle Idole der Unterhaltungsindustrie und im nächsten Fall kämpfende Akteure mit „übermenschlichen“ Fähigkeiten. Unter dem Begriff „Held“ wird also vielerlei subsummiert; der Begriff ist heute äußerst bunt und vielfältig; er ist manipulativ besetzt und breitgetreten und löst Reaktionen aus, die von der totalen Ablehnung bis hin zur glorifizierenden Verherrlichung reichen. Heute ist der „Held der Schlachten“, der „Kriegsheld“ zumindest in den mitteleuropäischen Ländern längst aus der Mode gekommen und das Wort „Held“ wird im modernen Sprachgebrauch vielmehr als Synonym für Star, Ikone, Idol oder Vorbild verwendet. Dieser „Vielfältigkeit“ und „Schwammigkeit“ des modernen Heldenbegriffes wurde auch in der vorliegenden Untersuchung Rechnung getragen, indem neben dem Begriff „Held“ auch die Vorstellungen, die mit den Wörtern „Vorbild“, „Idol“ und „Ideal“ einhergehen, untersucht worden sind. Helden sind stark! In der Zuschreibung von Eigenschaften zu den vorgegebenen Begriffen „Held“, „Vorbild“, „Idol“ und „Ideal“ sowie in der Erfassung des Selbstbildes der Befragten zeigt sich, dass der Helden-Begriff Distinktion und Exzellenz, Akzeptanz und Distanzierung, Faszination und Irritation impliziert. Einerseits kann man durch Höchstleistungen zum Helden/zur Heldin werden, andererseits steht der Held/die Heldin gerade für Taten, die nahezu unerreichbar und übermenschlich sind. Helden und Heldinnen evozieren somit Bewunderung, aber auch Abgrenzung. Insgesamt wurden den Befragten 29 Eigenschaften/Attribute zur Beschreibung des „Helden“, des „Vorbilds“, des „Idols“ bzw. des „Ideals“ vorgegeben. Klassifiziert man diese Attribute mit mathematisch-statistischen Methoden (Faktorenanalyse), so resultieren in Bezug auf die „Heldenbeschreibung“ vier zugrunde liegende Dimensionen, die in der folgenden Tabelle dargestellt sind. 2 Tab. 1: Helden-Attribute – zugrunde liegende Dimensionen KRAFT/STÄRKE TUGEND APPEAL AFFEKT Kräftig Ehrlich Sexy Dumm Aggressiv Anständig Attraktiv Abgehoben Mutig/Risikofreudig Menschlich Leidenschaftlich Tragisch Zäh Hilfsbereit Witzig Gefährlich Widerstandsfähig Liebevoll Charismatisch Mächtig Geradlinig Gut Schlau/Intelligent/Weise Willensstark Zielstrebig Eigenständig Sensibel Selbstlos Individuell Quelle: GfK Austria, Sozial- und Organisationsforschung; Helden; Online-Studie 2010 Am meisten prägen den Held/die Heldin aus Sicht der Österreicher und Österreicherinnen Eigenschaften, die hier in der Dimension „Kraft/Stärke“ zusammengefaßt sind; gefolgt von einzelnen Aspekten aus dem Komplex der „(sozialen) Tugenden“. Der Held/die Heldin ist in den Augen der Bevölkerung zuallererst mutig und risikofreudig, kräftig, aggressiv und kämpferisch, zäh und widerstandsfähig. Zu den häufigsten Eigenschaften, die dem Helden/der Heldin attestiert werden zählen vor allem jene, an denen es der eigenen Person mangelt; allerdings ohne allzu großen Leidensdruck, denn sie werden zwar relativ selten der eigenen Person zugeschrieben (Selbstbild), aber auch nur begrenzt als wünschenswert für die eigene Persönlichkeit erachtet (Wunschbild). Mut, Kraft, Einsatzbereitschaft und Ausdauer befähigen den Helden/die Heldin letztendlich dazu, jene Handlungen zu setzen, die dann – den jeweiligen sozialen und kulturellen Normen entsprechend – als herausragend und rühmenswert wahrgenommen werden und den Handelnden in den Augen der Mitwelt zum Helden/zur Heldin machen. Held-Sein setzt diese Eigenschaften folglich voraus und dies wird von den Befragten durchaus erkannt. Zur Charakterisierung von Helden werden doppelt so häufig Beschreibungskategorien, die mit Kraft und Stärke zu tun haben, verwendet, als Aspekte, welche beispielsweise den „Appeal“ oder den „Affekt“ zum Inhalt haben. Um in den Augen der Bevölkerung ein Held/eine Heldin zu sein, muss man also vor allem stark und kräftig und erst in zweiter Linie attraktiv und charismatisch sein. Helden weisen Kraft und Stärke auf; die eigene Person vor allem „Tugenden, die das Miteinander bestimmen“. Die in der nachfolgenden Tabelle enthaltene Gegenüberstellung, welche Charakteristika Akteure aufweisen müssten, um als Held/als Heldin zu gelten, und welche Merkmale die eigene Person charakterisieren (Selbstbild, Wunschbild), verdeutlicht, dass für den Heldenstatus Eigenschaften kennzeichnend sind, welche für die eigene Person von geringer Relevanz sind. In dieser Darstellung sind all jene Werte mit Grauflächen unterlegt, die vom Durchschnitt der betreffenden Spalte signifikant abweichen. 3 Tab. 2: Vergleich Heldeneigenschaften – Selbstbild – Wunschbild (gruppiert nach Dimensionen) HELD muss …sein BIN ICH MÖCHTE ICH SEIN Mutig, risikofreudig 54 45 68 Aggressiv, kämpferisch 45 26 26 Kräftig 50 48 62 Widerstandsfähig 43 79 85 Zäh 44 71 68 Mächtig 42 9 29 Ehrlich 32 96 75 Anständig 31 95 73 Menschlich 35 96 79 Hilfsbereit 35 96 75 Liebevoll 19 92 80 Geradlinig 32 79 72 Gut 36 89 79 Schlau, intelligent, weise 33 83 87 Willensstark 41 76 84 Zielstrebig 34 74 82 Eigenständig 31 82 78 Sensibel 14 79 47 Selbstlos, aufopfernd 37 54 43 Individuell 27 79 74 Sexy 18 30 56 Attraktiv 21 39 67 Leidenschaftlich 25 65 71 Charismatisch 35 49 65 Witzig 17 71 79 Dumm 10 2 2 Abgehoben 18 5 6 Tragisch 20 8 5 Gefährlich 35 6 7 Quelle: GfK Austria, Sozial- und Organisationsforschung; Helden; Online-Studie 2010 Weist der Held/die Heldin vor allem Kraft und Stärke auf, so kennzeichnen die eigene Person in erster Linie Eigenschaften, die unter dem Titel „(soziale) Tugenden“ zusammengefaßt sind. Man sieht sich selbst als ehrlich, menschlich, hilfsbereit, anständig und liebevoll. Nahezu alle Österreicher und Österreicherinnen schreiben sich selbst derartige Tugenden zu (zwischen 92% und 96%) und wollen dies auch sein (zwischen 73% und 80%). Die ansprechende Wirkung auf andere, der Appeal, spielt, um Held oder Heldin zu sein eine vernachlässigbare Rolle; für das eigene Bildnis hingegen nicht, denn in dieser Hinsicht ist die Distanz zwischen Selbstbild und Wunschvorstellung am größten. Für den Held/die Heldin werden diesbezügliche Eigenschaften nicht oder nur selten gefordert; für sich selbst hingegen schon. Etwa ein Drittel der Befragten hält sich für „sexy“ und „attraktiv“, aber rund zwei Drittel äußern diesbezüglich 4 Wunschvorstellungen (möchte ich gerne sein). Man will sozial und fair und für andere sexy und attraktiv sein; Stärke, Kraft und Macht kennzeichnen den Helden/die Heldin; für sich selbst spielt das nur insofern eine Rolle, als man sich mehr Zuversicht, Mut und Ausdauer für die Schwierigkeiten des Alltags wünscht. Tab. 3: Eigenschaftsdimensionen: HELD, VORBILD, IDOL, IDEAL vs. Selbstbild – Wunschbild HELD VORBILD IDOL IDEAL Selbstbild Wunschbild Stärke 46 29 19 24 46 56 Tugenden 31 57 28 43 84 73 Appeal 23 36 31 34 51 67 Affekt 21 6 10 11 5 5 Quelle: GfK Austria, Sozial- und Organisationsforschung; Helden; Online-Studie 2010 Im Vergleich von Held, Vorbild, Idol und Ideal mit dem Selbst- und Wunschbild ist * der Held/die Heldin aus Perspektive der Bevölkerung vor allem durch Stärke und in zweiter Linie durch Tugenden beschreibbar; * das Vorbild durch Tugenden und – etwas abgeschwächt – durch Appeal; * das Idol primär durch Statements, die den Appeal beinhalten; * das Ideal durch Tugenden und Appeal; * die eigene Person in erster Linie durch tugendhaftes Verhalten, sowie wunschgemäß auch durch die positive Wirkung auf andere (Appeal). Dies spiegelt wider, dass das Vorbild sowie das Ideal dem Individuum näher stehen als etwa der Held/die Heldin oder das Idol. Held, Vorbild, Idol und Ideal sind – ausgehend von den vorliegenden empirischen Daten – unterschiedliche Konstrukte. Das Idol wird beispielsweise am häufigsten durch Eigenschaften gekennzeichnet, welche die Wirkung auf andere, den Reiz, den Appeal zum Inhalt haben. Charisma und (ästhetische) Attraktivität stehen im Vordergrund. Hinzu kommen Eigenschaften aus dem Komplex der (sozialen) Tugenden (schlau, willensstark, gut, ehrlich). Im Unterschied zum Helden/zur Heldin muss das Idol allerdings nicht altruistisch und selbstlos, oder gar kräftig, aggressiv und kämpferisch sein. Vorbild und Ideal werden hingegen – ebenso wie die eigene Person – vor allem durch Tugenden beschrieben, die das Zusammenleben und den Umgang untereinander positiv gestalten. Beide Identifikations- und Orientierungsobjekte werden vor allem mit Attributen aus dem Themenkomplex sozialer Tugenden beschrieben. Um ein „Ideal“ zu sein, muss man – ebenso wie im Bestreben, ein Vorbild zu sein – in erster Linie tugendhafte, soziale Werte verkörpern, also jene Werte und Eigenschaften aufweisen, die auch der eigenen Person am häufigsten zugeschrieben werden. Ein Ideal oder Vorbild ist folglich jemand, dem man auch mit den eigenen Verhaltensweisen und Eigenschaften gezielt nahe kommen kann; ein Held oder Idol ist das hingegen nicht, denn hierfür sind – neben Eigenschaften wie Mut, Stärke, Risikobereitschaft, Aggressivität, Attraktivität und Sexappeal auch äußere Umstände und spezifische Situationen erforderlich. Der Heldenstatus setzt voraus, so die Mehrheit der befragten Österreicher und Österreicherinnen, dass die Eigenschaften Mut, Kraft, Zähigkeit, Kampfeswillen und Mächtigkeit gegeben sind. Helden vollbringen in aller Regel außergewöhnliche, heldenhafte Leistungen; Leistungen, die rühmens- und bewundernswert, aber zumeist unerreichbar sind. Erreichbar sind dagegen Eigenschaften, Leistungen und Verhaltensweisen, die von Vorbildern oder Idealen verkörpert werden, von Personen, die wirklich leben und daher auch authentisch sind. Dies zeigt sich auch in der Zuschreibung von Eigenschaften zu 5 den Begriffen Held, Vorbild, Idol und Ideal, indem nämlich jene Eigenschaften, die aus Sicht der Befragten Vorbilder und Ideale kennzeichnen, auch in der eigenen Person angelegt sind. Helden sind „in“, aber Vorbilder sind wichtig! Wenn es um Identifikationsobjekte und Orientierungsmöglichkeiten geht, ist in der Sprache der Medien heutzutage kaum von Vorbildern oder Idealen, aber häufig von Helden die Rede. Dies mag mitunter darin begründet sein, dass die Begriffe Vorbild und Ideal einen „pädagogischen Beigeschmack“ aufweisen, während der Helden-Begriff auf Stärke, Durchsetzungsfähigkeit und Erfolg hinweist. Aus Sicht der Österreicher und Österreicherinnen sind allerdings Vorbilder und Ideale von größerer Bedeutung. 30% der Befragten schätzen Vorbilder auf einer 4-stufigen Skala für sehr wichtig ein und weitere 44% für eher wichtig. Diese Haltung wird vor allem von älteren Personen sowie von Familien mit Kleinkindern eingenommen. Ideale als Orientierungsobjekte werden von 60% der Befragten als wichtig erachtet; das Vorhandensein von Idolen von 31% und das Bildnis von Helden von 22%. Helden sind also im gegenwärtigen Leben für den Einzelnen von relativ geringer Bedeutung; gefragt sind vielmehr Vorbilder und Ideale, die als nachahmenswerte Identifikationsfiguren Orientierung geben. Vor allem die ältere Generation (60+ Jahre) sowie Familien mit Erziehungsaufgaben sehen Vorbilder und Ideale überdurchschnittlich häufig als wichtig ein. Abb. 1: Subjektive Wichtigkeit von Helden, Vorbildern, Idolen und Idealen GfK Custom Research Sozial- und Organisationsforschung 2000er ONLINE 2010 Attribuierte Wichtigkeit von Helden, Vorbilder, Idole, Ideale Basis: alle Befragten Frage 5: Bitte geben Sie an, für wie wichtig für Sie persönlich Helden, Vorbilder, Idole bzw. Ideale sind. sehr wichtig (1) Vorbilder Helden eher unwichtig (3) 30 Ideale Idole eher wichtig (2) 44 24 36 7 7 völlig unwichtig (4) 15 18 23 24 39 44 MW weiß nicht (5) 6 12 26 30 2 6 2.01 2.24 4 2.88 4 3.02 Quelle: GfK Austria, Sozial- und Organisationsforschung, 2000er ONLINE 2010, n=2.000, 19.05. – 14.06.2010 Angaben in Prozent Idole sowie Helden entsprechen hingegen eher der Bedürfniswelt von jüngeren Männern und Personengruppen aus niedrigeren Bildungs- und Sozialschichten. Beide Identifikationsobjekte, Idole 6 und Helden, werden überdurchschnittlich häufig von unter 30-jährigen Männern und Personen, deren höchster Bildungsgrad der Pflichtschulabschluss darstellt, als sehr oder eher wichtig für die eigene Person beurteilt. Zieht man die Lebensphase, in der die Befragten stehen, in Betracht, so erweisen sich am ehesten Jugendliche und junge Erwachsene als anfällig für Heldenvorstellungen, obgleich auch unter ihnen die Begriffe „Vorbild“ und „Ideal“ hinsichtlich der Wichtigkeit den Vorrang erhalten. Helden sind „real“ und gegenwärtig! Der Heldenbegriff hat eine lange Geschichte, doch wer oder was Helden sind, wird immer wieder neu und anders definiert. „Heldenbilder“ – so die Archäologin Prof. Dr. Marion Mayer vom Institut für Archäologie der Universität Wien – „sind Spiegelbilder ihrer Verehrer, symptomatisch für ihre Werte und ihr kulturelles Selbstverständnis“. Der Figur des Helden begegnet man zunächst im antiken Heros, der durch Abstammung oder Vorzeichen angekündigt wird und durch seine erste außergewöhnliche und „heroische“ Tat zum Helden wird. Zum Helden wird man dadurch, indem die Heldentat, die Leistung, Anerkennung seitens Dritter findet und diese Anerkennung wiederum ist historisch und kulturell geprägt. Ein Held entspricht also der Definition dessen, was in der jeweiligen Kultur als lobenswert und vortrefflich gilt. Die spontanen Antworten auf die Frage, wer als Held oder Heldin gilt, zeigen, dass für die befragten Österreicher und Österreicherinnen vor allem real existierende Personen der Gegenwart, die sich bei der Bewältigung von Alltagsaufgaben und Krisen durch ihren Einsatz als besonders gemeinschaftsdienlich erweisen, Heldenstatus aufweisen. Der Held, so die Befragten, - ist meist männlich (60%); - fast immer eine „echte Person“ (92%); - lebt in der Gegenwart (95%); - ist aber in aller Regel „persönlich nicht bekannt“ (84%). Helden/Heldinnen der Gegenwart sind vor allem Menschen, die sich im Alltag und im sozialen Leben im besonderen Maß auszeichnen. Zu derartigen Alltagshelden und -heldinnen zählen aus Bevölkerungsperspektive beispielsweise Einsatzkräfte, Katastrophenhelfer und (Lebens-)Retter, sowie Personen, deren soziales Engagement weit über das übliche Maß hinausreicht. Fast jede zweite spontane „Helden-Nennung“ beinhaltet sozial überaus aktive und engagierte Persönlichkeiten oder Alltagshelden und Einsatzkräfte. Grundsätzlich können Helden und Heldinnen aber – folgt man den Aussagen der Befragten – aus dem gesamten Spektrum des sozialen und kulturellen Lebens kommen; aus der Politik ebenso wie aus dem eigenen sozialen Umfeld; aus der Unterhaltungsindustrie und Fiktion genauso wie aus Wissenschaft, Sport, Militär, Religion oder Kunst und Kultur. Die häufigste Anerkennung finden allerdings diejenigen, die sich durch besonderen und selbstlosen Einsatz für andere auszeichnen; gefolgt von Nennungen aus dem Bereich der Politik und dem eigenen sozialen Nahumfeld (Familie, Freunde, Nachbarn). In dieser Einschätzung sind auch kaum Unterschiede zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen auszumachen. Ob jung oder alt, männlich oder weiblich, gut gebildet oder weniger gut gebildet, das außerordentliche und selbstlose Engagement für andere trifft nahezu gleichermaßen auf Anerkennung. 7 Abb. 2: Persönliche Helden – spontane Nennungen nach gesellschaftlichen Bereichen GfK Custom Research Sozial- und Organisationsforschung 2000er ONLINE 2010 Persönliche Helden – Spontannennungen nach Bereichen Basis: alle Befragten Frage 6: Bleiben wir bei den Helden: Wer sind für Sie persönlich Helden oder Heldinnen? Alltagshelden/soziales Engagement 43 Politik 15 Famlilie, Freundeskreis, Nachbarn 13 Film/Zeichentrick 7 Medizin 6 Sport 4 Militär/Soldaten/Kämpfer 4 Wissenschaft 3 Religion Kunst/Kultur 3 2 Quelle: GfK Austria, Sozial- und Organisationsforschung, 2000er ONLINE 2010, n=2.000, 19.05. – 14.06.2010 Angaben in Prozent Helden der Kindheit/Jugend: von der Fiktion zum Alltagsleben Ein knappes Drittel der befragten Österreicher und Österreicherinnen ab 15 Jahren hat auch in der eigenen Kindheit oder Jugendphase Helden oder Heldinnen verehrt; jüngere Menschen etwas häufiger als ältere; und Männer tendenziell etwas häufiger als Frauen. Auffällig ist, dass sich im Verlauf der jeweiligen biografischen Entwicklung eine Modifikation der potentiellen Orientierungs- und Identifikationsobjekte weg vom fiktiven hin zum realen Leben vollzogen hat. Kinder und Heranwachsende suchen und finden ihre Helden und Heldinnen vorzugsweise über die Medien. Das Fernsehen zum Beispiel hat mit Zeichentrickserien und Filmen auch immer wieder mythische Themen aufgegriffen; Mythen der Antike und des Mittelalters, Mythen von Abenteuern im Weltraum, mythische Erzählungen und Märchen. In vielen Kindermärchen finden sich ebenfalls Identifikations- und Vorbildfiguren; sie bieten Anleitungen für die Identitätsbildung und Entwicklung der Selbstständigkeit. Im Verlauf der biografischen Entwicklung lernen wir – so die Pädagogik –, dass die fiktiven Helden und Heldinnen und ihre Vorbildfunktion den realen Anforderungen ungenügend entsprechen, und neue, authentischere Identifikationsfiguren, etwa Idole, Stars und Vorbilder kommen ins Spiel. Diese Entwicklung bestätigt sich auch in dem Ergebnis, dass die Kindheits- und Jugendhelden der Befragten häufig fiktiver Natur waren (43%), während die gegenwärtigen Helden und Heldinnen zumeist „echte Personen“ darstellen (92%). Wird die Heldendefinition der Gegenwart von Alltagshelden und uneigennützigen Helfern dominiert, so war der Heldenbegriff in der eigenen Vergangenheit von Figuren aus Film und Zeichentrick bestimmt. Hinsichtlich der konkreten Ausgestaltung der Heldenfiguren in der Kindheit sind erwartungsgemäß Unterschiede je nach Alterskohorte anzutreffen. Was Tarzan, Winnetou, Robinson Crusoe und andere Figuren aus der 8 Abenteuerliteratur und deren Verfilmung für die Generation der 50+-Jährigen bedeuteten, stellen Comic- und Zeichentrickfiguren für die unter 30-Jährigen dar. Auffallend ist auch, dass Familie, Freundeskreis und Nachbarn, also das soziale Nahumfeld, in der Retrospektive nur eine verschwindend geringe Bedeutung als verehrungswürdige Helden der Kindheit einnehmen, aber in der Gegenwart – nach den uneigennützigen Helfern des Alltags und den Akteuren der Politik – spontan am dritthäufigsten als Helden und Vorbilder genannt werden. Abb. 3: Kindheits-/Jugendhelden – spontane Nennungen nach Lebensbereichen GfK Custom Research Sozial- und Organisationsforschung 2000er ONLINE 2010 Eigene/r Kindheits-/Jugendheld/in – Spontannennungen nach Bereichen Basis: Held/Heldin in Jugend / Kindheit gehabt Frage 7a: Und wer war das? Film/Zeichentrick 42 Alltagshelden/soziales Engagement 24 Kunst/Kultur 22 Sport 7 Politik 3 Wissenschaft 1 Religion 1 Familie, Freundeskreis, Nachbarn 1 Quelle: GfK Austria, Sozial- und Organisationsforschung, 2000er ONLINE 2010, n=2.000, 19.05. – 14.06.2010 Angaben in Prozent Helden machen Hoffnung und inspirieren. Gilt jemand auf Grund seiner Leistungen und Eigenschaften als Held oder Heldin, so wird er/sie im Regelfall insgeheim bewundert; sowie zum Objekt der Aufmerksamkeit und Kommunikation und letztlich auch zum Ziel der persönlichen Annäherung. Ältere Personen (60+ Jahre) reagieren diesbezüglich etwas zurückhaltender; man verfolgt zwar die allfällige Berichterstattung über den Held/die Heldin in den Medien, setzt aber kaum Aktivitäten, um den Held/die Heldin für sich persönlich greifbarer zu machen; beispielsweise durch das Sammeln von Fan-Artikeln, durch den Versuch der Kontaktaufnahme, oder durch die Imitation von Auftreten und Verhalten der bewundernswürdigen Person. Zum Gesprächsstoff wird der Held/die Heldin bzw. seine/ihre lobenswerte Aktivität und Leistung bei etwas mehr als einem Drittel der Befragten. Je jünger im Allgemeinen die Befragten sind, desto größer ist die persönliche Relevanz eines potentiellen Helden/einer Heldin für das eigene Dasein. Man versucht vergleichsweise häufig Artikel, Objekte zu sammeln, die im Zusammenhang mit dem Held/der Heldin stehen, oder bemüht sich gar um persönlichen Kontakt. Auch die Vorbildfunktion des Helden/der Heldin kommt bei jüngeren Bevölkerungssegmenten stärker zur Wirkung als bei älteren; 9 man versucht häufiger als dies ältere Personen tun, das Verhalten und Auftreten von Personen nachzuahmen, die als Helden/als Heldin gelten. Der Held/die Heldin liefert Orientierung; seine/ihre Heldentat macht Hoffnung und regt an, selbst seine Grenzen neu zu definieren. Vom Protagonisten der Heldengeschichte geht ein Motivationsschub aus, der nicht nur, aber vor allem die Generation der unter 30-Jährigen trifft. Rund ein Drittel der Österreicher und Österreicherinnen geben an, dass die wahrgenommenen und beeindruckenden Heldenleistungen auch die Eigenverantwortung und die eigene Leistungsbereitschaft forcieren. Dies wird vor allem von unter 30Jährigen als positive Konsequenz anerkannt. Helden und deren außergewöhnliche Aktivitäten haben aus Bevölkerungssicht auch eine ordnende und strukturierende Funktion; zum einen durch die Definition, was richtig oder falsch ist und zum anderen durch die Herstellung von Ordnung und Gemeinschaftsgefühlen. Diese Ordnungs- und Definitionsmacht birgt allerdings auch gewisse Risiken. So geht ein knappes Fünftel der Befragten auch davon aus, dass die Heldenverehrung manipulierbar macht. Helden und Heldinnen übernehmen die Verantwortung. Diese Delegation von Verantwortung kann aber auch dazu führen, dass Passivität entsteht. Weitere vereinzelt genannte Befürchtungen in Bezug auf die Funktion von Helden und Heldinnen beziehen sich darauf, dass der unbedingte Einsatzwille von Helden und Heldinnen, gepaart mit Stärke und Macht, zugleich Angst verursacht und letztlich für Unruhe im Gemeinschaftsgefüge sorgen kann. Abb. 4: Umgang mit Helden: Heldenverehrung GfK Custom Research Sozial- und Organisationsforschung 2000er ONLINE 2010 Riten: Eigene Heldenverehrung Basis: alle Befragten Frage 9: Wenn Sie an sich selbst denken, was davon machen Sie, wenn Sie jemand so sehr beeindruckt, dass er oder Sie für Sie ein Held/eine Heldin ist? einfach nur bewundern für das, was er/sie darstellt 50 Berichterstattung über ihn/sie in den Medien verfolgen 40 über ihn/sie reden 36 Fan-Artikel, Dinge, die etwas mit ihm/ihr zu tun haben, sammeln 8 den persönlichen Kontakt suchen 8 Nachahmen etwas anderes das kommt nicht vor, habe keine Helden 6 1 24 Quelle: GfK Austria, Sozial- und Organisationsforschung, 2000er ONLINE 2010, n=2.000, 19.05. – 14.05.2010 Angaben in Prozent Klassifiziert man die Funktionen und Aufgaben, die von Helden und Heldinnen wahrgenommen werden, so können im Wesentlichen vier Funktionsfelder (Faktoren) abgeleitet werden: eine ordnende Funktion und Auswirkung (Ordnung), Motivierung, Ablenkung und Verunsicherung. 10 Tab. 4: Funktion von Helden: Vier Dimensionen ORDNUNG Übernimmt Verantwortung Schafft Ordnung Schafft Geborgenheit Schafft Gemeinschaftsgefühl Definiert, was richtig/falsch ist MOTIVIERUNG ABLENKUNG VERUNSICHERUNG Erzeugt Begeisterung Macht manipulierbar Macht Angst Regt Leistung an Löst starke Gefühle aus Verursacht Passivität Lässt Realität vergessen Verursacht Unruhe Macht Hoffnung Denkt für einen Regt Eigenverantwortung an Quelle: GfK Austria, Sozial- und Organisationsforschung; Helden; Online-Studie 2010 Am häufigsten tragen Helden und Heldinnen aus dem Blickwinkel der Befragten dazu bei, andere zu motivieren. Insbesondere erwecken Helden Hoffnung und Begeisterung. Die zweithäufigste Auswirkung von Heldentaten ist die „ordnende Funktion“. Die geringste Auswirkung bezieht sich aus Sicht der Befragten auf die mögliche „Verunsicherung“. Die Dimension „Ablenkung“ kommt dagegen häufiger zur Sprache, wobei vor allem die mögliche „Flucht aus der Realität“ und die „Manipulierbarkeit“ Bedenken auslösen. Potentielle Helden der Geschichte und Gegenwart In einem abschließenden Fragenkomplex wurden den Befragten neun potentielle Akteure vorgegeben, die dahingehend zu beurteilen waren, wie sehr sie Sympathie und Identifikation provozieren und in welchem Ausmaß sie für einen Heldenstatus geeignet wären. Unter diesen Protagonisten mit potentieller Heldeneignung befinden sich historische Persönlichkeiten (Prinz Eugen), Personen aus der Politik (Bill Gates, Barack Obama), Wissenschaftler (Albert Einstein), nationale Sportler (Hermann Maier), Actionhelden aus dem Film (James Bond), soziale und religiöse Persönlichkeiten (Mutter Teresa), sowie anonyme Berufsgruppen (Krankenschwester) und Helfer (unbekannter Retter). In den abgegebenen Sympathiewerten spiegelt sich wider, dass selbstlose Helfer im Notfall sowie sozial aktive Personen, aber auch die (internationale) Politik, verkörpert durch Barack Obama, bei der österreichischen Bevölkerung gegenwärtig einen großen Sympathiebonus genießen. Es sind jene Personengruppen, die auch spontan am häufigsten als persönliche Helden aufgeführt werden: der uneigennützige Retter, die aufopfernde Krankenschwester, die Mutter der Armen und der amerikanische Präsident Obama. Dahinter folgen von den Sympathiewerten her Albert Einstein, der integre und geniale Wissenschaftler; der stets das Böse besiegende Filmheld James Bond; Bill Gates; Hermann Maier; und der historische Held der Türkenkriege, Prinz Eugen. Die Wirkung, die diese Personen und Berufsgruppen auslösen, ist allerdings unterschiedlich. Nahezu alle Österreicher und Österreicherinnen empfinden große Sympathie für Retter und Helfer, doch eine persönliche Begegnung (würde ich gerne kennenlernen) wird mit jenen Personen angestrebt, die sich unter anderem durch Charisma, Intellekt und Öffentlichkeitswirkung auszeichnen; nämlich mit Albert Einstein (76%) und Barack Obama (74%). Nachahmenswert wiederum sind aus Sicht der Bevölkerung eher jene, denen man mit einer hohen Sympathie gegenübersteht (Retter, Albert Einstein, Mutter Teresa). Bedingungslose Hilfs- und Einsatzbereitschaft sowie persönliche Integrität und geniale Intellektualität treffen bei den Österreichern und Österreicherinnen – emotional gesehen – auf größten Zuspruch; zum Held/zur Heldin eignen sich aber primär jene, die sich durch Uneigennützigkeit, Mut 11 und Zivilcourage auszeichnen, nämlich unbekannte Helfer und Retter bei Notfällen und Krisen und unbeugsame, selbstlose Helfer im Sozialen. Prinz Eugen, der historische „Held am Schlachtfeld“ spielt hingegen für die gegenwärtige Generation kaum eine Rolle. Hierin verdeutlicht sich, dass der Heldenstatus - wie eingangs erwähnt – historisch und soziokulturell geprägt ist. Die Anerkennung und Bewunderungswürdigkeit der vollbrachten Heldentaten hängt davon ab, wie sehr diese den aktuell gültigen Werten und Normen entsprechen. Helden sind – folgt man dem Soziologen Axel Gehring – nichts anderes als die „Projektion der integrierenden Werte einer Gruppe“ bzw. der jeweiligen Gesellschaft. Abb. 5: Potentielle exemplarische Helden: Persönliche Identifikation GfK Custom Research Sozial- und Organisationsforschung 2000er ONLINE 2010 Identifikation mit Potentialhelden an Beispielen Basis: alle Befragten Frage 11b: Bitte geben Sie an, welche der folgenden Aussagen, die linke oder die rechte für Sie für die Person auf dem Bild eher zutrifft: möchte gerne so sein wie er/sie Prinz Eugen James Bond 9 16 84 Bill Gates 37 Obama 71 35 Albert Einstein Krankenschwester Unbekannter bei Rettungsaktion 63 29 Mutter Theresa Herman Maier möchte nicht so sein wie er/sie 91 65 42 16 58 84 32 68 43 57 Quelle: GfK Austria, Sozial- und Organisationsforschung, 2000er ONLINE 2010, n=2.000, 19.05. – 14.06.2010 Angaben in Prozent 12 Abb. 6: Potentielle exemplarische Helden: Persönliche Identifikation GfK Custom Research Sozial- und Organisationsforschung 2000er ONLINE 2010 Heldenpotential an Beispielen Basis: alle Befragten Frage 11c: Wenn es so etwas wie Schulnoten für die Eignung zum Helden gäbe: Welche „Note“ würde die Person auf dem Bild dann von Ihnen bekommen? 1 bedeutet eignet sich „sehr“ als Held , 5 bedeutet eignet sich überhaupt nicht als Held, dazwischen können Sie fein abstufen. eignet sich sehr als Held (1) Prinz Eugen 14 James Bond Bill Gates 8 15 21 22 35 25 57 20 23 24 32 32 69 2.88 21 3.27 11 27 5 13 18 2.94 21 10 21 28 15 14 13 30 23 MW eignet sich überhaupt nicht als Held (5) 36 19 Albert Einstein Unbekannter bei Rettungsaktion (4) 21 Mutter Theresa Krankenschwester (3) 21 23 Obama Herman Maier (2) 7 2.42 6 1.82 2.69 12 20 22 3.06 9 22 6 7 21 2.25 1.44 Quelle: GfK Austria, Sozial- und Organisationsforschung, 2000er ONLINE 2010, n=2.000, 19.05. – 14.06.2010 Angaben in Prozent, MW Helden sind gefragt, doch die Eignung dafür hält sich in Grenzen Die Gegenwart kennzeichnet aus der Perspektive der Bevölkerung ein massiver Vertrauensverlust in Autoritäten und führende Instanzen. Dieser Vertrauensverlust betrifft insbesondere die Welt der Kirche, die Finanzwelt, die Politik, die Religionsstifter und das Bildungswesen. Das sind jene Gruppierungen, die aus Sicht der österreichischen Bevölkerung heute „weniger als früher“ dazu geeignet sind, einen Helden abzugeben. Auch das Militär und die Justiz sind heutzutage kaum dazu prädestiniert, „Heldenhaftes“ zu leisten. Vom Helden werden nämlich besondere Fähigkeiten erwartet; Fähigkeiten, die zum einen dem vorherrschenden Werte- und Normensystem entsprechen und sich zum anderen in herausragenden, lobenswerten Handlungen niederschlagen. Und dazu wiederum bedarf es auch der entsprechenden Anlässe. Unter vorgegebenen beruflichen oder gesellschaftlichen Gruppierungen erzielen die „unbekannten Alltagshelden“ im Hinblick auf die Heldeneignung in der Vergangenheit und Gegenwart die beste Bilanz. 45% der Befragten gehen davon aus, dass die unbekannten, selbstlosen, einsatzwilligen und couragierten Alltagshelden gegenwärtig „mehr als früher“ dazu geeignet sind, Heldenleistungen zu vollbringen; 15% sind gegenteiliger Meinung („weniger als früher“ dazu geeignet). Anonyme potentielle Alltagshelfer erfahren somit die mit Abstand günstigste Beurteilung hinsichtlich der „Heldeneignung“, gefolgt von der Gruppe der Sportler, die von 47% der Österreicher und Österreicherinnen heute als besser „heldentauglich“ als in der Vergangenheit bewertet werden, allerdings von 34% auch eine skeptische Beurteilung erfahren (weniger als früher dazu geeignet). Was bleibt, sind virtuelle, fiktive Helden. 38% der Befragten gehen davon aus, dass fiktive Helden – angesichts der tristen realen Situation – heute eher dazu geeignet sind, einen Heldenstatus einzunehmen als in früheren Jahren. Eine diesbezüglich positive Bilanz kann noch die Wissenschaft 13 und Forschung aufweisen; 36% halten Wissenschafter und Forscher heute für besser geeignet, einen Helden abzugeben als früher, und 25% sind konträrer Ansicht. Auch die Berufsgruppe der Ärzte hat in dieser Hinsicht aus Bevölkerungsperspektive noch eine annähernd ausgeglichene Bilanz: Ärzte werden von 37% heute als „besser zum Heldentum als früher“ geeignet wahrgenommen und von 38% als „weniger als früher“ dazu geeignet beschrieben. Prominente und Familienmitglieder liegen im Hinblick auf die grundsätzliche gegenwärtige „Heldentauglichkeit“ ebenfalls noch im Vorderfeld, polarisieren allerdings deutlich. In beiden Fällen sind etwas mehr Befragte der Ansicht, dass die Eignung zum Helden im Vergleich zu früher eher abgenommen denn zugenommen hat. Das Heldenbild der Gegenwart ist primär von den Herausforderungen und Handlungsoptionen im Alltag geprägt; martialische, kämpferische, oder gar kriegerische Heldenleistungen der Vergangenheit treffen auf keinen fruchtbaren Boden mehr. Gefordert ist viel mehr der selbstlose Helfer und Retter bei Alltagskatastrophen; und „als Held“ gefordert ist heute auch – um den anstehenden Problemen der Gesellschaft und der Subjekte Herr zu werden – eine überragende Lösungskompetenz von Wissenschaft, Technik und Medizin. Abb. 14: Helden: Entstehen und Vergehen GfK Custom Research Sozial- und Organisationsforschung 2000er ONLINE 2010 Entstehen .... Basis: alle Befragten Frage 12: Wie wird Ihrer Meinung nach jemand zum Held oder zur Heldin? Durch… besondere Erlebnisse, Taten 86 Medien 25 Erziehung 20 Fantasiegeschichten gar nicht 12 5 Quelle: GfK Austria, Sozial- und Organisationsforschung, 2000er ONLINE 2010, n=2.000, 19.05. – 14.06.2010 Angaben in Prozent, MW 14 Abb. 15: Heldeneignung von beruflichen und gesellschaftlichen Gruppierungen GfK Custom Research Sozial- und Organisationsforschung 2000er ONLINE 2010 .....und Vergehen Basis: alle Befragten Frage 13: Bitte geben Sie an, ob die folgenden Personen/ Gesellschaftsgruppen heute mehr oder weniger als früher geeignet sind, ein Held oder eine Heldin zu sein? 0 20 40 60 80 100 Politiker Banker Sportler Unbekannte Alltagshelden Wissenschaftler/Forscher/Entdecker Künstler Virtuelle, fiktive Helden Religionsstifter, Heilige Ärzte Promis Familienmitglieder Lehrer Richter Priester mehr als früher weniger als früher Ingenieure Journalisten Soldaten/Krieger Quelle: GfK Austria, Sozial- und Organisationsforschung, 2000er ONLINE 2010, n=2.000, 19.05. – 14.06.2010 Angaben in Prozent, MW 15
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