MRSA (Methicillin resistenter Staphylococcus aureus)

Hygienemerkblatt
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MRSA (Methicillin resistenter Staphylococcus aureus)
Meldepflicht:
Laut Infektionsschutzgesetz §6 (3) bei mehr als 2 Erkrankungen, bei
denen ein epidemischer Zusammenhang wahrscheinlich ist oder
vermutet wird, nicht namentlich melden (durch Hygienefachkraft), laut
Infektionsschutzgesetz § 7 (1) bei Nachweis in Blutkultur und/oder
Liquor namentlich melden an:
Gesundheitsamt, Abteilung Infektionsschutz
Paulstr. 22; 18055 Rostock
Fax: 0381 3815369
Formulare sind über www.imikro.uni-rostock.de bzw. im SAP
abrufbar.
Erreger:
Staphylococcus aureus
Infektiöses Material:
Je nach Lokalisation:
Atemwegssekrete, Wundsekrete, Blut (bei Bakteriämien)
Übertragungsweg:
Kolonisation vorrangig im Nasenvorhof, von dort Ausbreitung auf
andere Bereiche der Haut
Übertragung des Erregers vorrangig über kontaminierte Hände!
Die aerogene Übertragung spielt nur eine untergeordnete Rolle.
Inkubationszeit:
Besiedelung erfolgt direkt ohne Inkubationszeit.
Infektionen entwickeln sich innerhalb weniger Tage
Dauer der Infektiosität Ohne Sanierungsbehandlung:
Tage bis Jahre
Aufhebung der Isolierung:
Wenn 3 Tage nach Abschluss der Behandlung an 3 aufeinander
folgenden Tagen MRSA–negative Abstriche den Sanierungserfolg
bestätigen.
Siehe Instruktionen für Kontrollabstriche.
Diagnostik
(zum Erstnachweis bzw.
Für den Erstnachweis steht bei telefonisch durch einen Arzt
Verlauf):
übermittelter Dringlichkeit ein Nukleinsäuretest zur Verfügung.
Regelhaft erfolgt der Nachweis mit Kulturmethoden.
Hygienemaßnahmen/Schutzmaßnahmen:
Den Patienten wird die „Patienteninformation MRSA“ übergeben!
Die Lagerung der persönlichen Schutzausrüstung kann im bzw. vor dem
Patientenzimmer erfolgen.
Dabei sind die baulichen Gegebenheiten sowie etwaige Patienten-spezifische
Regelungen im Hygienemanagement entscheidend.
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Auszug Basishygieneordnung der Universitätsmedizin Rostock
Institut für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene
www.imikro.med.unirostock.de
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Isolierung:
Erforderlich bei Nachweis in Untersuchungsmaterialien aus den
Atemwegen.
Barrierepflege in Absprache mit der Krhs.-Hygiene bei Nachweis aus
Wunden und Urin ggf. ausreichend.
Eine gemeinsame Unterbringung mehrerer Patienten mit MRSA ist
möglich (Kohortenisolierung).
Bei Aufnahme bzw. Wiederaufnahme bekannter MRSA – Patienten
(z. B. bei Entlassung positive MRSA - Abstriche):
Entisolierung:
o
Initial Isolierung bzw. Barrierepflege
o
Aufhebung der Maßnahmen nach einmalig negativem
Kontrollabstrich
Nach 3 negativen Kontrollabstrichen.
Prozedere siehe unter Punkt
„Vorgehen bei MRSA –Kolonisation bzw. –Infektion“.
Kontaktpatienten:
Sind Patienten, die mit einem MRSA – Patienten auch nur für eine
kurze Frist in einem Zimmer gelegen haben.
Umgang mit Kontaktpatienten bis zum Nachweis negativer
Kontrollabstriche:
Strikte Einhaltung der Standardhygiene!
Besucher:
Die jeweiligen Patientenzimmer sind mit Isolierungstafeln zu
kennzeichnen.
Alle Personen (Besucher wie Mitarbeiter) müssen sich vor dem
Betreten des Zimmers im Stationsstützpunkt melden.
Das Anlegen von Schutzkleidung ist nicht erforderlich.
Händehygiene siehe unter Händedesinfektion
Ambulanter Bereich/
Aufwachraum:
Barrierepflege ist möglich.
Händedesinfektion:
Händedesinfektion gemäß Basishygieneordnung.
Wenn aus organisatorischen Gründen nicht möglich, muss der
Patient isoliert werden.
Alle im Hause verfügbaren Händedesinfektionsmittel sind geeignet.
Einwirkzeit beachten!
Patienten und Besucher werden durch das Stationspersonal zu
regelmäßiger Händedesinfektion aufgefordert
(Anleitung durch das Stationspersonal).
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Einmalhandschuhe:
Erforderlich bei Kontakt mit erregerhaltigem Material,
Körperflüssigkeiten oder Ausscheidungen.
Entsorgung im Zimmer.
Nach dem Ablegen hygienische Händedesinfektion!
Schutzkittel:
Erforderlich beim Umgang mit kontaminiertem Material, dem
Patienten selbst oder der kontaminierten Umgebung.
Schutzkittel/Schürze auch beim Bettenmachen!
Bei der Versorgung mehrerer Patienten im Zimmer zusätzlich
Patienten-bezogene Einwegschürze verwenden.
Schutzkittel wird im Zimmer entsorgt.
Mund–Nasenschutz:
Erforderlich bei Arbeiten im Bereich des Gesichtes und Ober-körpers
von nasal besiedelten Patienten, insbesondere wenn diese Zeichen
einer Atemwegsinfektion zeigen, sowie beim Bettenmachen bei allen
MRSA-Patienten.
Wäscheentsorgung:
Entsorgung im Patientenzimmer bzw. Schleuse.
Transport zur Wäscherei im fest verschlossenen Wäschesack.
Die Entsorgung im Plastiksack ist nur bei Durchfeuchtung notwendig.
Geschirr:
Geschirrspülautomat, Betriebstemperatur > 60°C
Sofern vorhanden, chemisch-thermische Desinfektion mit
Gewerbegeschirrspüler
Pflege-/ Behandlungsund Untersuchungsgeräte u.- Hilfsmittel
(Medizinprodukte):
Nach Gebrauch desinfizierend reinigen bzw. Aufbereitung nach
Herstellerangaben bzw. verwerfen
Vorratshaltung von Wäsche, Medikamenten und Sterilgut im Zimmer
auf ein Minimum reduzieren.
Nach Entlassung bzw. Verlegung alle Materialien im Zimmer
entsorgen bzw. nach Herstellerangaben aufbereiten.
Abfallentsorgung:
Normale Entsorgung (‘‘Krankenhausspezifische Abfälle‘‘ – AS
180104/180101/Abfallgruppe B);
Fäzes und Urin in die Kanalisation
Flächendesinfektion:
Desinfektion aller erreichbaren Flächen im Patientenzimmer mind.
1 x pro Tag (ca. 30 min nach dem Betten machen), bei Entlassung
bzw. sofortige Desinfektion nach Kontamination;
Desinfektionsmittel lt. Plan
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Patiententransfer:
Die Zieleinrichtung und das Transportpersonal sind über die
MRSA –Besiedlung/Infektion vorab zu informieren.
Der Bogen „MRSA-Aufnahmescreening/Überleitungsbogen“ ist bei
der Verlegung/Entlassung soweit wie notwendig ausgefüllt
mitzugeben.
Patient:
Erhält bei nachgewiesener nasaler und/oder pharyngealer
Besiedlung einen Mund-Nasenschutz.
Bei verständigem, sich offenkundig an die Hygieneregeln haltenden
Patienten ohne Zeichen einer Atemwegsinfektion kann wegen der
Stigmatisierung ggf. auf den Mund-Nasen-Schutz verzichtet werden.
Vor dem Verlassen des Zimmers sind die Hände zu desinfizieren.
Bei Wundinfektionen mit MRSA muss vor dem Transport ein
Verbandwechsel durchgeführt werden, wenn dieser durchfeuchtet ist
oder sich gelöst hat.
Erfolgt der Transport des Patienten im Bett, müssen die
Kontaktflächen des Bettgestelles vor Transport desinfiziert werden.
Personal:
Trägt Schutzhandschuhe und beachtet die Regeln zur
Händedesinfektion.
Nur bei direktem Kontakt zum Patienten z. B. beim Umlagern ist ein
Schutzkittel/Schürze und ggf. ein M-N-S anzulegen.
Nach Ablegen der Schutzausrüstung ist eine Hygienische
Händedesinfektion durchführen.
Nach dem Transport ist eine gezielte Flächendesinfektion von allen
Kontaktflächen durchzuführen.
Medizinprodukte:
Unmittelbar nach dem Transport Kontaktflächen desinfizieren.
Besonderheiten im
OP:
Es ist nicht notwendig infektiöse Patienten am Ende des Programms
zu behandeln.
Bei der Übernahme des Patienten sind Mund-Nasenschutz,
Schutzkittel/Schürze und Handschuhe anzulegen.
Nach Beendigung der Tätigkeit Schutzkleidung entsorgen.
Hier differenzieren – wo ist besiedelt - Maßnahme anpassen
Wenn kein Schutzkittel getragen wird, Wechsel der Bereichskleidung.
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Besonderheiten für
das Personal:
Siehe auch „Übersicht zur MRSA – Dekontamination und
Folgeabstriche - Personal“
Schwangere Mitarbeiterinnen:
Kontakt mit dem Patienten ist erlaubt.
Die Standardhygieneregeln werden genau eingehalten.
Kontrollabstriche:
Abstrich mit sterilem beflockten Tupfer + Röhrchen mit malvenfarbenen Deckel +
Trans¬portmedium für die Untersuchung mittels Bakterienkultur.
Für einen PCR-Schnelltest sind besondere Abnahmebestecke zu nutzen
(siehe IMIKRO-Homepage Einsenderhinweise – Nukleinsäurenachweise)
Eine routinemäßige Untersuchung von unverdächtigen Patienten und jeglichem medizinischem
Personal auf MRSA ist nicht notwendig.
Ein Abstrich - Kontrollabstriche (im Sinne eines Eingangsscreenings)- von:
o Beiden Nasenvorhöfen (mit einem Stieltupfer)
o Rachen (mit einem separaten Stieltupfer)
o ggf. Wunden (mit einem separaten Stieltupfer)
müssen durchgeführt werden:
Bei Patienten, die 1 der nachfolgenden Risikofaktoren aufweisen:
o Aufnahme auf einer Intensivstation
(sofern Screening nicht auf der vorherigen Station erfolgte)
o Präoperativ vor geplanten größeren Operationen mit anschließendem
ITS–Aufenthalt
o Mit bekannter MRSA – Anamnese
o Chronisch schwere Pflegebedürftigkeit (z. B. Pflegestufe 2; 3)
o Dialysepatienten
o Hautulcera/chronische Wunden
o Professioneller Kontakt zu Nutztieren/professioneller Umgang mit Fleisch (Produktion)
o Neu-und Frühgeborene unter 1500g Geburtsgewicht
o Aufenthalt in Einrichtungen/Land mit bekannt hoher MRSA Prävalenz
z. B. namentlich bekannte KH, Pflegeheime, Reha-Kliniken, Länder mit freiem Verkauf von
Antibiotika (z. B. Spanien, Großbritannien, Italien, USA)
Bei Patienten, die mindestens 2 der nachfolgenden Risikofaktoren aufweisen:
o Krankenhausaufenthalt in den letzten 6 Monaten (>3 Tage)
o Antibiotikatherapie in den letzten 2 Monaten
o Diabetes mellitus
o Über mind. 2 Wochen liegende Gefäßkatheter
o Brandverletzungen
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Vorgehen bei MRSA –Kolonisation bzw. – Infektion:
Patient:
Unter einer lokalen Sanierungsbehandlung bzw. unter einer MRSA- wirksamen Antibiotikatherapie (Antibiogramm ist zu beachten) sind Kontrollabstriche nicht sinnvoll!
o
2 Tage nach Beendigung einer lokalen Sanierungsbehandlung Kontrollabstriche von den
vorher nachweislich besiedelten und den sanierten Bereichen an 3 aufeinanderfolgenden
Tagen.
Bei Materialeinsendung dem Labor Untersuchungsanlass (‘‘Sanierungskontrolle‘‘)
unbedingt mitteilen!
o
Bei erfolgreich sanierten Patienten 1 x wöchentlich Abstriche von Nasenvorhöfen, Rachen
und ggf. Wunden.
Bei Materialeinsendung Untersuchungsanlass (‘‘Screening‘‘) dem Labor mitteilen.
o
Bei positiver Blutkultur je ein Kontrollabstrich von Nase, Rachen und ggf. Wunde wenn positiv: weiteres Vorgehen laut Merkblatt
Ein fehlender Dekolonisationserfolg kann folgende Ursachen haben:
o
Mangelnde Compliance bei der Umsetzung der Maßnahmen
o
Rekolonisationen u. a. durch Lebenspartner, unbelebten Umgebung
o
Bei nicht erfolgreichem erstem Dekolonisierungsversuch können weitere Versuche erfolgen
Kontaktpatienten:
Ein Abstrich von:
o
Beiden Nasenvorhöfen (mit einem Stieltupfer)
o
Rachen (mit einem separaten Stieltupfer)
o
Ggf. Wunden (mit einem separaten Stieltupfer)
Personal:
o
3 Kontrollabstriche der Nasenvorhöfe und des Rachens 3 Tage nach Beendigung einer
Sanierungsbehandlung.
Sanierung:
Patient:
(siehe auch „Übersicht zur MRSA–Dekontamination und Folgeabstrichen Patient“)
o
Persönliche Gegenstände (Rasierer, Ohrstöpsel von Walkman o. ä., etc.) sind im Zimmer
zu belassen und zu desinfizieren bzw. auszutauschen.
o
Als Deodorant ist Spray zu verwenden, angebrochener Deoroller ist zu verwerfen!
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Sanierung der Nase:
o
Die Applikation von antibiotischer bzw. antiseptischer Nasensalbe (z. B. Octenisan Nasengel) ist zu empfehlen (3 x täglich über 5 Tage in beide Nasenvorhöfe).
o
Alternativ können PVP-Jod-Präparate oder andere lokal applizierbare Antibiotika mit
nachgewiesener Wirksamkeit eingesetzt werden.
Dekontamination der Mundhöhle:
o
Nach dem Zähneputzen Mund- und Rachenraum mit einem getränkten Tupfer ausstreichen
oder Mundspülung vornehmen bzw. Gurgeln
(z. B. mit Octenidol oder 0,12%-igem Chlorhexidin).
o
Zahnbürste, ggf. auch Zahnprothese, in Octenisept einlegen, bis diese komplett bedeckt
sind (EWZ 1 min; danach mit Trinkwasser abspülen).
Die Lösung ist nach Gebrauch zu entsorgen.
Sanierung von MRSA –infizierten bzw. –kolonisierten Wunden oder Hautläsionen:
Vor einem Sanierungsversuch muss die Wunde von jeglichen schmierigen, eitrigen oder
nekrotischen Belegen gründlich gereinigt werden. Ggf. ist der behandelnde Arzt bzw. die
Wund-/Enterostomatherapeutin über geeignete Techniken zu befragen.
o
Bei kleinen Hautläsionen < 3 cm² (kleine Ekzeme oder Druckulcera) lokale Anwendung von
Mupirocinsalbe möglich
(bei großen Wunden Gefahr der Resistenzentwicklung).
o
Bei allen größeren Hautläsionen Aufbringen von Octenisept. Behandlungsdauer
mindestens 5 Tage; Frequenz 3 x täglich.
o
Um Wundverbände nicht 3x täglich wechseln zu müssen, können alternativ MRSA wirksame Wundauflagen verwendet werden
(ev. Rücksprache mit der Wund-/Enterostomatherapeutin).
Personal:
(siehe auch „Übersicht zur MRSA –Dekontamination und Folgeabstriche - Personal“)
o
In der Regel nach Absprache mit der Klinik-/Stationsleitung und/oder dem betriebsärztlichen Dienst, unter Beratung durch die Krankenhaushygiene.
Sanierung der Nase und Dekontamination der Mundhöhle:
o
Vorgehensweise siehe unter Patient
Der Einsatz von MRSA – kolonisiertem Personal im Patientenbereich ist individuell zu
entscheiden und mit dem Krankenhaushygieniker abzustimmen.
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