arsenal

januar februar märz 16 april mai juni juli august september oktober november dezember
arsenal
institut für film und videokunst e.V.
2 märz 16 inhalt
William Raban:
Raum, Zeit, Struktur> 24
Filmspotting: Erkundungen
im Filmarchiv der
Deutschen Kinemathek> 28
Kosmos und Alptraum:
Die Filme von
Kidlat Tahimik> 4
Vincent Grenier zu Gast> 28
Die DEFA-Stiftung
präsentiert> 26
Monica Vitti – Ikone, Diva …
Komödiantin!> 14
Magical History Tour
Theater und Film> 18
Arsenal Filmatelier: Grosses
Kino, kleines Kino #3> 26
Buchpräsentation:
Ortsbestimmungen.
Das Dokumentarische zwischen
Kino und Kunst > 27
FilmDokument> 27
Vaginal Davis präsentiert
Rising Stars, Falling Stars –
Briefe aus der Garderobe> 29
Klassiker
nicht nur für Kinder> 29
editorial märz 16 3
Neu im Verleih> 30
Kalendarium> 31
Die Basis des Make-Up
(Nr. 266) > 36
arsenal freundeskreis –
Sind Sie dabei?> 37
Impressum> 39
Der Titel eines Films ist ein Versprechen. Er weist eine
Richtung, ruft Assoziationen oder Erinnerungen hervor,
weckt Interesse. Wollte man ein Monatsprogramm entlang
von Klang und Originalität der versammelten Filmtitel präsentieren, dann hätte der März im Arsenal eine ganze Menge zu bieten. Wer wissen möchte, wohin Titel wie BALIKBAYAN #1 – MEMORIES OF OVERDEVELOPMENT REDUX III, DER
PARFÜMIERTE ALPTRAUM, WHO INVENTED THE YOYO?
WHO INVENTED THE MOON BUGGY?, WHY IS YELLOW THE
MIDDLE COLOR OF THE RAINBOW? oder BUBONG. ROOFS OF
THE WORLD UNITE! führen und woher sie kommen, der
sollte sich die erste vollständige Retrospektive des philippinischen Filmemachers Kidlat Tahimik und seine LiveAuftritte nicht entgehen lassen. Und wem IL DESERTO ROSSO und L’AVVENTURA nicht mehr Verheißung genug sind,
den laden wir ein, Monica Vitti in LA RAGAZZA CON LA PISTOLA und DRAMMA DELLA GELOSIA als Komödiantin zu erleben – auch das ein Erlebnis, versprochen.
A film’s title is a promise. It points in a direction, triggers
associations, arouses interest. If we wanted to present a
monthly program based on the originality of the collected
titles, then March at Arsenal would have plenty to offer.
Those who want to know where titles such as BALIKBAYAN
#1 – MEMORIES OF OVERDEVELOPMENT REDUX III, DER
PARFÜMIERTE ALPTRAUM, WHO INVENTED THE YOYO?
WHO INVENTED THE MOON BUGGY?, WHY IS YELLOW THE
MIDDLE COLOR OF THE RAINBOW? or BUBONG. ROOFS OF
THE WORLD UNITE! lead to and where they originated
should not miss the first complete retrospective of Filipino
filmmaker Kidlat Tahimik and his live appearances. While
those to whom IL DESERTO ROSSO and L’AVVENTURA no
longer offer enough promise are invited to experience
Monica Vitti as a comedian in LA RAGAZZA CON LA PISTOLA
and DRAMMA DELLA GELOSIA – that too is something, we
promise!
Ihr Arsenal-Team
4 märz 16 kosmos und alptraum: die filme von kidlat tahimik
Kosmos und Alptraum: Die Filme von Kidlat Tahimik
Als im Forum 2015 der Caligari-Preis an Kidlat
Tahimiks BALIKBAYAN #1 – MEMORIES OF OVERDEVELOPMENT REDUX III (RP 2015 | 6. & 20.3.)
vergeben wurde, hatte die Jury „einen energetischen Kometen des ‚Dritten Kinos‘“ gesehen,
„der nach fast 40 Jahren Produktionszeit in die Gegenwart eingeschlagen ist.“ Kidlat Tahimik versetzt sich ins 16. Jahrhundert, schlüpft in die Rolle von Enrique de Malacca, des Leibsklaven von
Ferdinand Magellan, und stellt fest, dass nicht
der portugiesische Seefahrer der erste Weltumsegler war, sondern sein Diener, dessen Geschichte freilich rasch wieder vergessen wurde.
BALIKBAYAN #1 erzählt aber auch die abenteuerliche Odyssee des Filmemachers Kidlat Tahimik
auf dem Weg zur Fertigstellung eines Films, den
er schon 1982 zum „eternal work in progress“ erklärt hatte. In Berlin schloss sich mit BALIKBAYAN #1 noch ein anderer Kreis. Der „leise Blitz“ –
so die Übersetzung des Künstlernamens Kidlat
Tahimik – aus den Philippinen war vor fast 40 Jahren schon einmal im Forum eingeschlagen. Sein
Debütfilm DER PARFÜMIERTE ALPTRAUM (RP/F/
BRD 1977 | 1. & 15.3.) erzählt die grandiose Ge-
schichte eines philippinischen Jeepney-Fahrers,
der von einem Flug zum Mond träumt und dem
auf einer Europareise klar wird, dass er den falschen Vorbildern nachläuft. DER PARFÜMIERTE
ALPTRAUM avancierte zum Kultfilm des postkolonialen Kinos und wurde für Kidlat Tahimik zum
Vehikel, das auch ihn um die Welt trug und es ihm
ermöglichte, weiter Filme zu machen.
Aber obwohl Tahimik als Pionier des unabhängigen philippinischen Kinos gilt, sind seine übrigen Filme selbst Experten nur gerüchteweise
bekannt. Diese Rezeptionslücke endlich zu
schließen, war der Antrieb für Kosmos und Alptraum: Die Filme von Kidlat Tahimik. Die erste
vollständige Retrospektive stellt einen unbeugsamen Rebellen des Kinos vor, der abseits konventioneller Produktionswege ein schillerndes
und einzigartiges Werk geschaffen hat. Kidlat
Tahimik, dessen „post-screening appearances“
legendär sind, wird vom 1. bis 12. März anwesend
sein. Um für das Werk dieses kinematografischen Weltbürgers einen Kontext aufzumachen,
bereichert das Programm eine Mini-Retrospektive des philippinischen Kinos sowie eine asso-
kosmos und alptraum: die filme von kidlat tahimik märz 16 5
BALIKBAYAN #1 –
MEMORIES OF OVERDEVELOPMENT REDUX III
(Kidlat Tahimik, RP 2015)
ziative Auswahl internationaler Filme, zu denen
Spuren aus dem Werk führen oder hier gelegt
werden. Die ausgewählten philippinischen Klassiker waren zum Teil noch nie in Deutschland zu
sehen und werden mehrheitlich in kürzlich restaurierten Fassungen gezeigt.
Kidlat Tahimiks Filme sind nicht nur „Botschaften aus der Dritten Welt“, als welche DER PARFÜMIERTE ALPTRAUM seinerzeit gefeiert wurde,
sondern Produkte und Spiegel einer bis ins Private hinein globalisierten Welt, freilich bevor der
Begriff „Globalisierung“ in aller Munde war.
Wenn im ALPTRAUM durch Parallelmontage die
Konstruktion eines bayrischen Zwiebelturms
mit dem Bau eines Jeepney-Busses verglichen
wird, oder wenn in Tahimiks zweitem Film TURUMBA (RP 1981 | 4. & 12.3.) ein philippinischer
Weiler zum Sweatshop wird, in dem der „Olympia-Waldi“ (das Maskottchen der Münchner
Olympiade 1972) im Akkord produziert wird, so
wird hier eine lange schon stattfindende Hybridisierung filmisch dargestellt.
War hier gerade zweimal von Bayern die Rede?
1972 kam Kidlat Tahimik nach einer abgebroche-
nen Karriere bei der Entwicklungshilfeorganisation OSZE nach München, um sich während der
Olympiade als Souvenirverkäufer das Startkapital für ein Künstlerleben zu verdienen. Er wurde
für einige Jahre zum Wahlbayern, lebte in einer
Kommune im Münchner Umland und geriet als
Komparse ins Umfeld der Münchner Filmschule
– was ihm unter anderem eine Nebenrolle in Werner Herzogs Kaspar-Hauser-Film Jeder für sich
und Gott gegen alle (1974) einbrachte. Dass er dem
deutschen Kinopublikum somit erstmals als Nasenpfeife spielender „Indio“-Häuptling begegnete, gehört zu den vielen Merkwürdigkeiten dieser
bayrischen Geschichte, die Tahimik zur Einführung von TURUMBA am 4.3. selber erzählen wird.
Womöglich sollte man Tahimiks Frühwerk sogar
als eine Facette des Neuen Deutschen Films
rezipieren. Denn bevor er mit seiner Familie auf
die Philippinen zurückkehrte, drehte er in Oberbayern seinen zweiten Film WHO INVENTED THE
YOYO? WHO INVENTED THE MOON BUGGY? (RP/
BRD 1978/82 | 2. & 14.3.), den er jedoch erst nach
TURUMBA fertigstellte. Der YOYO-Film ist von
derselben Spiel- und Bastelfreude geprägt wie
6 märz 16 kosmos und alptraum: die filme von kidlat tahimik
der PARFÜMIERTE ALPTRAUM und erzählt nun
von einem Filipino in Lederhosen, der immer
noch auf den Mond reisen will und der auf dem
bayrischen Bauernhof auch die Hardware dafür
zur Hand hat: eine Zink-Badewanne, ein ausgedientes Futtersilo, ein Huhn für die Tierversuche
und genug Zwiebeln für Biogas. WHO INVENTED
THE YOYO? gehört zu den sträflich übersehenen
Schätzen der Filmgeschichte. Vielleicht kommt
diese Deutschlandpremiere aber noch nicht zu
spät, um uns davon zu überzeugen, dass der
erste Mann auf dem Mond eine Frau war.
Seine nächsten beiden Filme, TURUMBA und
YAN KI MADE IN HONGKONG (HK/CH 1980 | 3.3.),
profitierten von schweizerischer Entwicklungshilfe. In OLYMPISCHES GOLD (RP 1981 | 3.3.), der
TV-Fassung von TURUMBA, zuletzt ausgestrahlt
im Oktober 1981, präsentiert Tahimik dem verdutzten Publikum gleich zum Auftakt sein
„Bambusmikrofon“ als eine Metapher für die
Kulturproduktion im globalen Süden, die seither
immer wieder in seinem Werk auftaucht. YAN KI
endet mit einem chaplinesken Epilog, in dem
Tahimik als emsiger Hosenschneider unter den
Produkten seiner Akkordarbeit begraben wird.
In beiden Filmen gerät die zwischen Groteske
und Betroffenheit springende Filmsprache Tahimiks in einen unfreiwillig komischen Kontrast
zu den deutschen Synchronstimmen.
1984 begann Tahimik mit dem essayistischen
Langzeitprojekt WHY IS YELLOW THE MIDDLE
COLOR OF THE RAINBOW? (RP 1984–1994 | 5. &
17.3.). Wie konnte ein derart vielschichtiges Zeitbild der 80er Jahre, der Marcos-Diktatur auf den
Philippinen, des Kalten Kriegs und der Globalisierung hierzulande so völlig übersehen werden? Der Film hat eine ähnlich ausgedehnte
Entstehungsgeschichte wie BALIKBAYAN #1,
wobei die Stadien des Prozesses durch die politischen Ereignisse markiert wurden – das Attentat auf den Oppositionellen Benito Aquino, die
„gelbe Revolution“ gegen die Marcos-Diktatur,
den Abzug des US-Militärs von den Philippinen
–, aber auch von Tornados und Stromausfällen
und den Dramen und Epiphanien in Kidlats Familie auf ihren Reisen zwischen Arizona und
Ingolstadt. Unter dem Titel „I Am Curious
­(Yellow)“ wurde der Film in einer Frühfassung
kosmos und alptraum: die filme von kidlat tahimik märz 16 7
TURUMBA
(Kidlat Tahimik, RP 1981)
WHO INVENTED THE YOYO? WHO INVENTED THE MOON BUGGY?
(Kidlat Tahimik, RP/BRD 1978/82)
YAN KI MADE IN HONGKONG
(Kidlat Tahimik, HK/CH 1980)
schon einmal Mitte der 80er Jahre gezeigt, dann
jedoch wieder zum Work-in-progress erklärt,
nachdem sich die in Präsidentin Corazon Aquino
gesetzten Hoffnungen nicht erfüllten und die
Menschen wieder auf die Straße gingen.
Der eine ganze Epoche umspannende YellowFilm gibt den Anlass, um am 5.3. mit Kidlat Tahimik zentralen Motiven seines Œuvres in kürzeren Arbeiten nachzugehen, die parallel oder
etwas später entstanden. TAKEDERA MON
AMOUR (RP/J | 5.3.) war nicht nur der erste von
mehreren „japanischen Filmen“ Tahimiks, sondern auch sein erster „Tagebuch-Film“. Er
selbst beschrieb ihn so: „It is a diary of the bamboo connection between the crazy family of a
Filipino filmmaker and the conservative family
of a Buddhist priest in Japan“. Auch TAKEDERA
brauchte sieben Jahre Entstehungszeit (1982–
1989) und Tahimik wechselte zwischendurch von
16 mm auf Video, was den Film auch zu einer
Reflexion über die medialen Bedingungen seiner
Arbeit werden lässt. Auch das anschließende
Kurzfilmprogramm widmet sich den JapanReferenzen in Tahimiks Filmen und seiner ei-
genwilligen Form des Videotagebuchs. Dabei
folgen OUR FILM-GRIMAGE TO GUIMARAS (RP/J
2006), BUBONG. ROOFS OF THE WORLD UNITE!
(RP/J 2006), SOME MORE RICE (RP/J 2000) und
JAPANESE SUMMERS OF A FILIPINO FUNDOSHI
(RP/J 1996 | alle am 5.3.) der Chronologie rückwärts in die Vergangenheit: von einem „Heilritual“ an der von einer Ölhavarie betroffenen Insel
Guimaras, über eine kleine Philosophie der Dächer der Welt, eine Hommage an einen japanischen Reisbauern hin zu einem halbstündigen
Essayfilm, der etwa in der Mitte des Gesamtwerks entstand und in dem sich dessen Charakteristika bündeln. In JAPANESE SUMMERS entdeckt Kidlat Tahimik an seinen eigenen Hüften
ein Band, das Japan und die Philippinen verbindet: den Lendenschurz – japanisch „fundoshi“,
in Kidlats Heimat „bahag“. Wie Weberschiffchen
flitzen Tahimiks Assoziationen hin und her, verflechten Reisebegegnungen und Kunstaktionen,
die Pobacken seiner Söhne, die Beine Marilyn
Monroes, eine Bambusbrücke und die Hiroshima-Bombe zu einem erstaunlich soliden Patchwork.
8 märz 16 kosmos und alptraum: die filme von kidlat tahimik
Der Sonntag, 6.3., steht im Zeichen des neuen
Films BALIKBAYAN #1. Die Figur des Sklaven,
der seinen Herrn überrundet, ist nicht nur der
Geist, der diesen Film über 40 Jahre am Leben
hielt. Sie kursiert auch wie ein Gerücht durch
andere Filme Tahimiks, die unterdessen entstanden. MEMORIES OF OVERDEVELOPMENT (RP
1984 | 6.3.), begonnen 1980, hieß die mit einfachen, aber fabelhaften Requisiten gedrehte erste Rumpffassung, die schließlich gänzlich in den
neuen Film eingegangen ist. In den beiden Video
Diaries ORBIT 50: LETTERS TO MY 3 SONS (RP
1992) und CELEBRATING THE YEAR 2021, TODAY
(RP 1995) sowie dem einstündigen dokumentarischen Essay BANAL KAHOY (RP/J 2003 | alle
6.3.) kommen viele wiederkehrende Motive von
Tahimiks Filmen zur Geltung: der staunende
Blick auf die eigene Familie, die Idee der Kreisläufe und des Recycling, die Sympathie für die
japanische Kultur und nicht zuletzt die Wertschätzung der Ifugao, eines Bergvolks der Kordilleren mit einer langen Geschichte des Widerstands. Der Schamane und Holzschnitzer Lopez,
dem wir in seinen Filmen immer wieder begeg-
nen und dessen Artefakte Kidlat Tahimik gerne
zu den Filmvorführungen mitbringt, steht aber
womöglich weniger für zeitlose indigene Weisheit, sondern ist ein Verbündeter in einem ständig sich wandelnden Kampf.
Kontextfilme: Philippinisches Kino und entferntere Verwandte
Auch wenn sich Kidlat Tahimik als filmischer Autodidakt und Selbstversorger versteht, sind seine
Filme eingebunden in die heimlichen Absprachen und Wahlverwandtschaften, die es zwischen Filmen immer gibt. Einigen solchen Bezügen geht eine Auswahl an Kontextfilmen nach,
wobei „Kontext“ beim idiosynkratischen Gesamtwerk Tahimiks ein weiter Begriff bleiben muss.
Allein fünfmal gibt es die seltene Gelegenheit,
sich mit Schlüsselfiguren des philippinischen
Kinos bekannt zu machen, die Tahimik vorausgingen, oder – im Fall von Ishmael Bernal und
Lino Brocka – seine Zeitgenossen waren. Ein
Höhepunkt dieser kleinen „Retro in der Retro“
ist sicher Manuel Condes GENGHIS KHAN (RP
1950 | 13.3.). Wenn man von diesem auf sein Ge-
kosmos und alptraum: die filme von kidlat tahimik märz 16 9
WHY IS YELLOW THE MIDDLE COLOR OF THE RAINBOW?
(Kidlat Tahimik, RP 1984–1994)
JAPANESE SUMMERS OF A FILIPINO FUNDOSHI
(Kidlat Tahimik, RP/J 1996)
GENGHIS KHAN
(Manuel Conde, RP 1950)
© National Film Archives of the Philippines &
Film Development Council of the Philippines
samtwerk schließen kann, muss Conde einer
der großen Meister des philippinischen Kinos
gewesen sein – aber leider sind die meisten seiner Filme verschollen. Mit einem winzigen Budget gelingt es ihm hier, die Geschichte des mongolischen Führers in einem Stil zu erzählen, der
an Dreyers Passion de Jeanne d’Arc, Eisensteins
Mexiko-Fragment oder Orson Welles’ Shakespeare-Verfilmungen erinnert. Gezeigt wird die
für das Film Development Council of the Philippines jüngst restaurierte Fassung, die 2015 das
Herzstück des philippinischen Pavillons auf der
Biennale in Venedig war.
GILIW KO (RP 1939 | 19.3.) ist vermutlich der älteste, heute noch existente Film aus den Philippinen – ein Schatz, der sich nur als DVD-Kopie
erhalten hat. Antonio ist Dirigent eines JazzOrchesters in Manila. Bei einem Besuch auf der
Hacienda seiner Familie entdeckt er das Gesangstalent seiner Stiefschwester und überzeugt sie, in Manila ihr Glück als Sängerin zu
versuchen. Das Bambus-Radio, an dem ein Arbeiter auf der Hacienda in seiner Freizeit baut,
und das Bambus-Orchester, das zur Hochzeit
aufspielt, verweisen auf Metaphern wie die
Bambus-Kamera, mit denen Kidlat Tahimik vier
Jahrzehnte später in seinen Filmen operiert.
Die philippinische Kolonialgeschichte, in der die
USA 1898 die Spanier als Kolonialherren ablösten, brachte eigentümliche Ambivalenzen im
Kino hervor. Wenn GILIW KO die von den Spaniern geerbte Plantagenwirtschaft als das „Eigene“ gegen Jazz und städtisches Nightlife in Anschlag bringt, so spielt auch Lamberto Avellana
in A PORTRAIT OF THE ARTIST AS FILIPINO (RP
1965 | 19.3.) das spanische Erbe gegen die als
amerikanisch kodierten Laster der Geldgier und
des Opportunismus aus. Der Film basiert auf
einem erfolgreichen Theaterstück von Nick Joaquin, in dem ein prominenter, in die Jahre gekommener Maler sich in seinem Atelier in der
Altstadt von Manila verbarrikadiert – gehegt von
zwei unverheirateten Töchtern und belagert von
Erbschleichern und Geldmachern. Der Stil des
Films wäre mit dem Titel einer Kurzgeschichtensammlung Joaquins gut bezeichnet: Tropical
Gothic. Gezeigt wird die von L’Immagine Ritrovata in Bologna restaurierte Fassung.
10 märz 16 kosmos und alptraum: die filme von kidlat tahimik
An gleicher Stelle restauriert wurde auch MANI- „Es gibt keine Wunder! Wir machen die Wunder
selbst!“ ruft Elsa in der Schlussszene von HIMALA IN THE CLAWS OF LIGHT (RP 1975 | 18.3.), das
neorealistische Großstadtmelodram, das Lino
LA (RP 1982 | 12.3.) all denen zu, die an sie und
Brocka international bekannt machte. Ein junger
ihre Heilkräfte geglaubt hatten. Ishmael Bernals
„Provinciano“ kommt auf der Suche nach seiner
wütende Parabel über ein philippinisches Dorf,
verschwundenen Freundin in die Großstadt Ma- das sich in einen Wallfahrtsort verwandelt, ist
nila, wo er sich mit Gelegenheitsjobs und Prosti- einer der großen Klassiker des philippinischen
tution durchschlagen muss. Die Zeitgenossen
Kinos. Man denkt an die ketzerischen Filme von
Kidlat Tahimik und Lino Brocka markieren zwei
Pasolini und Arabal. HIMALA war in den Philipextreme Pole des unabhängigen philippinischen
pinen einer der erfolgreichsten Filme der 80er
Films, wenn auch beide ihre kreative Energie aus Jahre und zugleich der erste philippinische Film,
der Rebellion gegen die herrschende Ungerech- der im Wettbewerb der Berlinale lief.
tigkeit schöpfen. Den großzügigen und offenen
Die Nähe von Pathos und Pathologie, die Bernal
Genius Brockas hat Christian Blackwood in sei- in Szene setzt, mag auch Werner Schroeter annem Porträt SIGNED: LINO BROCKA (USA 1987 |
gezogen haben, als er DER LACHENDE STERN
(BRD/RP 1983 | 15.3.) drehte, eine essayistische
18.3.) kongenial eingefangen. Man sieht Brocka
bei Dreharbeiten zu einem der kommerziellen
Annäherung an die Philippinen in der Endphase
Auftragsfilme, mit denen er sich seine sozialkri- der Marcos-Diktatur. Eine Fülle von historisch
tischen Werke finanzierte. In langen Interview- hoch interessantem Material, zum Teil selbst
passagen spricht er darüber, wie er nach dem
gedreht, zum Teil found footage, montiert
Krieg auf den Philippinen aufwuchs, über seinen
Schroe­ter zum Porträt einer schizophrenen GeWeg zum Film, seine Homosexualität und seine
sellschaft. Der Film steht im spannungsreichen
politische Arbeit, die ihn während der Marcos- Kontrast zu Kidlat Tahimiks offenen und improDiktatur kurzzeitig ins Gefängnis brachte.
visierten Filmkonstruktionen aus der selben Ära.
kosmos und alptraum: die filme von kidlat tahimik märz 16 11
A PORTRAIT OF THE ARTIST AS FILIPINO
(Lamberto Avellana, RP 1965)
© National Film Archives of the Philippines &
Film Development Council of the Philippines
SIGNED: LINO BROCKA
(Christian Blackwood, USA 1987)
CONTRAS’ CITY
(Djibril Diop Mambéty, Senegal 1969)
Zu den wenigen Filmemachern, denen Kidlat
Tahimik in seinen Filmen eine direkte Hommage
erweist, gehört der japanische Ausnahmeregisseur Shinsuke Ogawa. Bekannt wurde er durch
seine Dokumentationen der politischen Kämpfe
der 60er und 70er Jahre, legendär durch einen
Zyklus von Langzeitdokumentationen über ein
Dorf im Zao-Gebirge, in dem er die Spuren der
gesamten Geschichte Japans vorfand: von frühgeschichtlichen Schalentieren über die Kata­
strophe des Zweiten Weltkriegs bis hin zum
Nachkrieg-Wirtschaftswunder. Wir zeigen DAS
DÖRFCHEN FURUYASHIKI (J 1983 | 10.3.), das
erste dieser entschleunigten Filmabenteuer.
Mit Mohammed Ousfour und Djibril Diop Mambéty wird Tahimik in die Gesellschaft zweier Filmemacher des afrikanischen Kontinents gerückt, die wohl von ihm so wenig wussten wie er
von ihnen. Ousfour gilt als der erste Marokkaner,
der einen Film in Marokko gedreht hat, eine
Tarzan-Verfilmung auf 8 mm, uraufgeführt 1941
in einem Innenhof in Casablanca. Seine Leidenschaft für das Kino trieb ihn zu den aberwitzigsten filmischen Wagnissen und des Öfteren in den
Ruin. Zu den wenigen noch verfügbaren Filmen
Ousfours gehört LE FILS MAUDIT (MA 1958 | 11.3.),
eine noch vom Freigeist der Stummfilmzeit beseelte Geschichte über einen jungen Mann aus
nachlässigem Elternhaus, der unweigerlich auf
kriminelle Abwege gerät.
Der 1998 verstorbene Mambéty ist für viele der
wichtigste Filmemacher des afrikanischen Kontinents, was freilich nichts daran ändert, dass
auch er zu Lebzeiten ein Randgänger blieb. Vor
allem seine beiden ersten Filme, CONTRAS’ CITY
(Senegal 1969) und BADOU BOY (Senegal 1970 |
beide 11.3.), lassen an Kidlat Tahimiks Frühwerk
denken. Beide Filmemacher bewundern die Cleverness der Kinder, lieben bunte, klapperige
Sammeltaxis und himmeln ihre Idole an, um sie
umso besser verspotten zu können. „Oh süßes
Frankreich, du verträgst wohl die Sonne nicht?“
Während CONTRAS’ CITY eine brillante, expres­
sionistische De/Montage der postkolonialen
Stadt ist, kann man BADOU BOY als eine Sinfonie
Dakars beschreiben, inszeniert als Spießrutenlauf im Rhythmus des Funk.
Weit weg von Dakar, aber zur gleichen Zeit,
12 märz 16 kosmos und alptraum: die filme von kidlat tahimik
kau, um erstmals seit ihrer Flucht vor den deutdrehte Hans-Jürgen Syberberg SAN DOMINGO
(BRD 1970 | 16.3.), einen Spielfilm über eine an- schen Besatzern wieder das Dorf ihrer Kindheit
in Litauen zu besuchen. Beide haben darüber
archistische Landkommune in Bayern. Während
der Titel zu Recht an Kleist denken lässt, schie- einen Film gedreht, wir zeigen hier Jonas Mekas’
ßen einem in den ersten Einstellungen kurz
REMINISCENCES FROM A JOURNEY TO LITHUAWagner und der Märchenkönig Ludwig in den
NIA (USA 1971 | 14.3.), nicht nur, weil er wie die
Sinn, wenn ein blonder Eros aus Palmwedeln
Filme Kidlat Tahimiks vom Exil, vom Reisen und
auftaucht. Dann entpuppt sich die Szenerie je- Zurückkommen handelt, sondern weil er auch
doch als das Münchner Palmenhaus und der
in seiner dem Zufall offenen Form und seinem
Soundtrack von Amon Düül II setzt ein. In den
unverwüstlichen Humor Tahimiks Travelogues
Credits werden „die Rocker aus der Münchner
verwandt ist. Und nicht zuletzt führt auch Mekas’
Vorstadt“ und „die Mitglieder der Roten Zelle
Reise nach Deutschland, getrieben allerdings
Germanistik“ angekündigt und man ahnt, wo es
von den Erinnerungen an die Zwangsarbeit und
hingeht – und kommt doch aus dem Staunen
das vierjährige Überleben in den Lagern für
darüber nicht heraus, was hier alles zusammen- „displaced persons“.
kommt, sich küsst, prügelt, entführt und er- Der älteste Kontextfilm, der das assoziative
presst. Gedreht von Kameramann Christian
­Universum Kidlat Tahimiks bebildern hilft, ist
Blackwood, der auch mit SIGNED: LINO BROCKA
Raymond Bernards Stummfilmklassiker LE
im Programm vertreten ist, ist der Film eine
MIRACLE DES LOUPS (F 1924 | 7.3.). Warum das?
Zeitreise in das Bayern, in dem auch Kidlat
Als Kidlat Tahimik 1977 den PARFÜMIERTEN
­Tahimik Anfang der 70er Jahre gelebt hat.
ALPTRAUM ans Forum schickte, schlug er vor,
im Beiprogramm einen Film zu zeigen, den die
Gleiches Jahr, auch auf dem Land, aber ganz
woanders: 1971 nutzten Jonas und Adolfas Me- Cinémathèque française aufbewahre (Brief von
kas die Einladung zu einem Filmfestival in Mos- Henri Langlois lag bei), und in dem Georgette
kosmos und alptraum: die filme von kidlat tahimik märz 16 13
SAN DOMINGO
(Hans-Jürgen Syberberg, BRD 1970)
REMINISCENCES FROM A JOURNEY TO LITHUANIA
(Jonas Mekas, USA 1971)
LE MIRACLE DES LOUPS
(Raymond Bernard, F 1924)
© Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen
Baudry eine Schlüsselrolle spiele. Georgette
Baudry betrieb in Tahimiks ALPTRAUM (wie auch
im realen Leben) einen Eierstand auf einem Pariser Wochenmarkt. In Bernards schon damals
mit Griffith verglichenem Epos war aber gerade
sie es, die das titelgebende „Wunder der Wölfe“
ermöglichte. Denn nicht der weibliche Star
Yvonne Sergyl, sondern ihr Double Georgette
Baudry ging in der auch heute noch atemberaubenden Schlüsselszene mit den Wölfen auf
Tuchfühlung. Mit 40-jähriger Verspätung soll
Kidlat Tahimiks Wunsch in Erfüllung gehen, ihr
mit LE MIRACLE DES LOUPS eine Hommage zu
erweisen.
Kosmos und Alptraum: Die Filme von Kidlat Tahimik wurde ermöglicht durch eine Förderung
des Hauptstadtkulturfonds und zusätzlich unterstützt vom Goethe-Institut Manila. Das Programm wird kuratiert von Tilman Baumgärtel
und Tobias Hering. Teil des Projekts ist ein öffentliches Werkstattgespräch mit Kidlat Tahimik
in der unabhängigen Filmschule filmArche am
9. März (www.filmarche.de). (tb/th)
The first complete retrospective of Kidlat Tahimik
introduces the work of the internationally revered yet largely enigmatic “father of independent cinema in the Philippines”. His debut THE
PERFUMED NIGHTMARE (1977) and the most
recent BALIKBAYAN #1: A WOODCARVER’S TALE
(2015) frame a wildly original oeuvre of travelogues and collages which dealt with “post-colonial critique” and “globalized identities” avant
la lettre. Suggesting affinities and afiliations, the
program combines Tahimik’s renegade films
with a selection of Filipino classics, e.g. Manuel
Conde’s GENGHIS KHAN (1950) and Lamberto
Avellana’s PORTRAIT OF THE ARTIST AS FILIPINO
(1965), as well as an eclectic selection of films by
contemporaries like a.o. Jonas Mekas, Djibril
Diop Mambéty and Hans-Jürgen Syberberg,
whose almost forgotten SAN DOMINGO (1970) is
a time travel to the decade of communal living
and radical politics in the Bavarian countryside
in which Kidlat Tahimik, believe it or not, made
his first steps as a filmmaker. Tahimik will be in
attendance from March 1 to 12. A public lecture
by Tahimik at the film school “filmArche” takes
place on March 9.
14 märz 16 monica vitti – ikone, diva … komödiantin!
L’ AVVENTURA
(Michelangelo Antonioni, I/F 1960)
MODESTY BLAISE
(Joseph Losey, GB 1966)
Monica Vitti – Ikone, Diva … Komödiantin!
Entrückt, cool, von hinreißender Schönheit,
­ nnahbar, ätherisch – nach vier Jahren und
u
ebenso vielen Filmen mit Regisseur und Lebenspartner Michelangelo Antonioni hatte sich
Monica Vitti Anfang der 60er Jahre als herausragende Schauspielerin etabliert und war zugleich
zum Inbegriff der undurchdringlichen „Diva der
Stille“ geworden. Ein Image, was sie im zweiten
Teil ihrer Schauspielkarriere überraschend unterwanderte. In einer Reihe berühmter italienischer Komödien präsentierte sich eine völlig
­andere Monica Vitti: witzig, temperamentvoll, lebenslustig. Wir widmen der großen italienischen
Schauspielerin eine Hommage mit acht Filmen
aus den 60er bis 80er Jahren.
Monica Vitti, 1931 als Maria Luisa Ceciarelli in
Rom geboren, studierte Schauspiel an der Accademia d’Arte Drammatica und begann anschließend ihre Karriere beim Theater. 1957
lernte sie als Synchronsprecherin für Il Grido
Antonioni kennen, mit dem sie in den frühen 60er
Jahren in kurzer Abfolge vier Filme drehte. In
Antonionis Studien der Entfremdung des Menschen in der Moderne, der Einsamkeit und Be-
ziehungslosigkeit wurde sie mit ihrem reduzierten und konzentrierten Spiel zur Ikone der Unnahbarkeit.
Ab Mitte der 60er Jahre wandte sie sich der
Commedia all’italiana zu, ein populäres Kino,
das realistischen Humor und bissige Satire mit
der Kritik an den Gewohnheiten des Bürgertums
und an den herrschenden Verhältnissen verband. Sie avancierte zum weiblichen Star der
italienischen Komödie, die ansonsten von Männern dominiert war und drehte auch im europäischen Ausland mit Regisseuren wie Joseph
Losey und Luis Buñuel. Monica Vitti spielte in
über 50 Filmen fürs Kino und Fernsehen mit,
bevor sie sich aus dem Schauspielgeschäft zurückzog, selber unterrichtete, schrieb und Regie
führte.
L’ AVVENTURA (Michelangelo Antonioni, I/F 1960
| 22. & 28.3.) Der erste Teil der italienischen Trilogie und die erste Zusammenarbeit von Anto­
nioni und Monica Vitti ist ein Schlüsselwerk der
filmischen Moderne. Bei einem Bootsausflug zu
den Liparischen Inseln verschwindet eine junge
Frau (Lea Massari). Die Suche nach ihr bleibt er-
monica vitti – ikone, diva … komödiantin! märz 16 15
folglos. Wenig später beginnt ihr Freund (Ga­
briele Ferzetti) eine Beziehung mit der besten
Freundin (Monica Vitti) der Verschollenen. Die
Story tritt hinter Antonionis intensiven Beobachtungen einer Gruppe von Menschen zurück, die
er zwischen imposanten Bauten und Monumenten ansiedelt. „Ich weiss nicht, ob ich eine gute
Schauspielerin bin, ob ich so gespielt habe, wie
ich sollte, oder ob ich schlecht war. Ich weiss nur,
dass ich für einen aussergewöhnlichen Film alles gegeben habe, was ich konnte.“ (Monica Vitti)
MODESTY BLAISE (Joseph Losey, GB 1966 | 23. &
29.3.) ist eine kunterbunte, auf einer ComicVorlage basierende Persiflage auf die Spionagefilme der 60er Jahre, mit Monica Vitti als Doppelagentin Modesty Blaise. Vom britischen
­Geheimdienst wird sie beauftragt, eine Diamantenlieferung an einen arabischen Scheich zu
beaufsichtigen. Ihr auf den Fersen sind ihre
Widersacher Mr. und Mrs. Fothergill. Der Plot ist
Nebensache in der fantasievoll inszenierten Komödie von Joseph Losey, in der sich Monica ­Vitti
mit ihrem kehligen Lachen wie alle anderen
Darsteller_innen prächtig zu amüsieren scheint.
LA NOTTE (Die Nacht, Michelangelo Antonioni,
I/F 1961 | 24. & 31.3., Einführung: Uta Felten) Ein
Tag im Leben des Ehepaars Giovanni (Marcello
Mastroianni) und Lidia (Jeanne Moreau). Zwischen dem Besuch eines todkranken Freundes
(Bernhard Wicki) im Krankenhaus, der im Verlauf des Films stirbt, und der Party eines Großindustriellen in Mailand verlaufen 24 Stunden
der sukzessiven Auflösung einer Beziehung.
Eine Begegnung mit Valentina (Monica Vitti), der
Tochter des Industriellen, verschärft die Spaltung – während Giovanni sich unwiderstehlich
von ihr angezogen fühlt, erkennt Lidia darin den
Verlust ihrer Liebe. Ohne jeglichen dramatischen Effekt, dafür mit gestochen scharfen, klaren Schwarzweiß-Einstellungen entwirft Antonioni eine Geometrie der Einsamkeit.
DRAMMA DELLA GELOSIA (Eifersucht auf Italienisch, Ettore Scola, I/Spanien 1970 | 24. & 27.3.)
Der Maurer Oreste (Marcello Mastroianni) steht
vor Gericht: Er hat ein frischvermähltes Paar
attackiert. Wie es dazu kam, erzählt eine Rückblende, die damit beginnt, dass der betrunkene
Oreste eine Erscheinung auf einem Karussell
16 märz 16 monica vitti – ikone, diva … komödiantin!
LA RAGAZZA CON LA PISTOLA
(Mit Pistolen fängt man keine Männer, Mario Monicelli,
I 1968)
IL DESERTO ROSSO
(Die rote Wüste, Michelangelo Antonioni, I/F 1964)
IO SE CHE TU SAI CHE IO SO
(Ich weiß, dass du weißt, dass ich weiß,
Alberto Sordi, Italien 1982)
erblickt. Es ist die Blumenverkäuferin Adelaide
(Monica Vitti), mit der ihn sogleich eine leidenschaftliche Liebesgeschichte verbindet. Dass er
eigentlich verheiratet ist, tut dem keinen Abbruch. Bei einer Demonstration der kommunistischen Partei freundet er sich mit dem Pizza­
bäcker Nello (Giancarlo Giannini) an, der sich
ebenfalls in Adelaide verliebt. Sie erwidert seine
Gefühle, möche aber Oreste nicht verlieren. Der
Versuch einer Ménage-à-trois geht mit einem
Selbstmordversuch unrühmlich zu Ende. Die
turbulente Dreieckskomödie, mit einer vor Vitalität übersprudelnden Monica Vitti, ist eine Sittenkomödie, die die Lebensumstände ihrer Protagonisten genau in den Blick nimmt und in
atemberaubendem Wechsel ständig zwischen
Drama und Humor schwankt.
L’ECLISSE (Sonnenfinsternis/Liebe 1962, Michel­
angelo Antonioni, I/F 1962 | 25. & 27.3.) ist der
Abschluss der italienischen Trilogie Antonionis.
Am Anfang steht eine Trennung: Nach einer langen Nacht voller Diskussionen verlässt Vittoria
(Monica Vitti) ihren Freund Riccardo. Über ihre
Mutter, eine leidenschaftliche Spekulantin, lernt
sie den Börsenmakler Pietro (Alain Delon) kennen. Die neue Beziehung steht aufgrund von
Kommunikationsunfähigkeit und fehlender Beziehungsbereitschaft unter einem schlechten
Stern. In zwingender Konsequenz entwickelt
sich aus der Auflösung sozialer Bindungen das
Verschwinden der Protagonisten. In einer langen Schlusssequenz zeigt Antonioni eine menschenleere Stadt, die zum Sinnbild des der Welt
verlustig gegangenen Menschen wird.
LA RAGAZZA CON LA PISTOLA (Mit Pistolen fängt
man keine Männer, Mario Monicelli, I 1968 | 25.
& 30.3.) Die schöne Sizilianerin Assunta (Monica
Vitti) wird vom jungen Vincenzo entführt, der
plant, sie dermaßen „entehrt“ heiraten zu können. Assunta ist von dieser Aussicht aber so
begeistert, dass Vincenzo vor lauter Angst nach
England flieht. Mit einer Pistole bewaffnet reist
Assunta ihm nach. In England angekommen,
steht nicht nur die Auseinandersetzung mit Vincenzo an, sondern auch die Begegnung mit einer
gänzlich anderen, liberalen Kultur. Seinen Witz
gewinnt LA RAGAZZA CON LA PISTOLA aus der
Gegenüberstellung von sizilianischem Tempe-
monica vitti – ikone, diva … komödiantin! märz 16 17
rament und britischer Lakonie und lebt dabei – so denkt er zumindest. Sein bürgerliches Weltbild wird erschüttert, als er erfährt, dass seine
ganz vom Charme, dem komischen Talent und
Frau Flavia (Monica Vitti) aufgrund einer Verder Persönlichkeit Monica Vittis.
IL DESERTO ROSSO (Die rote Wüste, Michelan- wechslung wochenlang von einem Privatdetektiv beschattet wurde. Die dabei entstandenen
gelo Antonioni, I/F 1964 | 26. & 30.3.) Die an ihrer
Super8-Aufnahmen schaut er sich heimlich in
lieblosen Ehe verzweifelnde Giuliana (Monica
seinem Landhaus an, um feststellen zu müssen,
Vitti) findet nach einem Unfall nicht wieder in ihr
alltägliches Leben zurück. Sie leidet an Angst- dass hinter seinem Rücken alles anders ist als
es scheint. (mg/al)
zuständen und kann sich nicht mehr um ihren
Ethereal, cool, enchantingly beautiful, aloof – by
kleinen Sohn kümmern. Der Umgebung, wie sie
sie wahrnimmt, wurde jegliches Leben ausge- the beginning of the 1960s, after four years and
just as many films with her partner of the time,
trieben. Sie besteht aus kalten Innenräumen
the director Michelangelo Antonioni, Monica
und zerstörten Industrieanlagen. Ihre Eindrücke
Vitti had established herself as an outstanding
verwandeln sich in apokalyptische Visionen des
Verfalls. Eine komplexe Farbdramaturgie, ge- actress and become the epitome of the opaque
brochenes Licht und vor allem die intensiven “silent diva”. She suppressed this image insistently during the second half of her career: In a
Rottöne bilden die farbliche Textur für diesen
series of famous Italian comedies, she presentFilm über Wahrnehmungsverschiebungen und
ed a very different Monica Vitti: witty, spirited, full
Realitätsverlust.
of life. We pay homage to the great Italian actress
IO SE CHE TU SAI CHE IO SO (Ich weiß, dass du
with eight films from the 1960s to the 1980s.
weißt, dass ich weiß, Alberto Sordi, Italien 1982 |
26. & 29.3.) Der leitende Bankangestellte Fabio
Mit freundlicher Unterstützung durch das Ita­
Bonetti (Alberto Sordi) führt ein mustergültiges
lienische Kulturinstitut Berlin.
Leben als liebender Ehemann und Vater in Rom
18 märz 16 magical history tour
DIE SCHAUSPIELERIN
(Siegfried Kühn, DDR 1988)
BEZIEHUNGSWEISEN
(Calle Overweg, D 2012)
Magical History Tour
Theater und Film
Den vielfältigen Verbindungen zwischen Film und
Theater gehen wir diesen Monat in unserer Filmgeschichtsreihe nach. Seit Beginn oszillierte das
Verhältnis zwischen Film und Theater zwischen
Abgrenzung – und damit Bekräftigung einer eigenen Ästhetik – und Inspiration und Annäherung.
Das frühe Kino befand sich in einer (auch ökonomischen) Konkurrenz zum traditionellen Medium
des Theaters. Obwohl das Theater die erste ästhetische Referenz des Films bildete, löste sich
dieser bald davon, um eine dem Film eigene
Form und Bildsprache zu finden. Auch wenn sich
der Film längst vom Theater emanzipiert hat, bezieht er sich doch immer weiter darauf – sei es im
Aufgreifen von Motiven, in der Arbeitsweise oder
im Rückgriff auf erprobte Formen. An Faszination
hat das Theater für den Film bis heute nicht verloren. In dieser Filmreihe soll der Theaterbegriff
erweitert werden und alle Formen von Theatralität, Inszenierung und Rollenspielen beinhalten.
Viele der Filme verhandeln die vielfältigen Verbindungen zwischen Leben und Theater, zwischen
Spiel und Realität und davon, wie diese Grenzbereiche überschritten werden.
DIE SCHAUSPIELERIN (Siegfried Kühn, DDR 1988
| 1. & 13.3.) Deutschland in den 1930er Jahren:
Die titelgebende Schauspielerin Maria Rheine
(Corinna Harfouch) verliebt sich in ihren jüdischen Kollegen Mark Löwenthal (André Hennicke). Sie wird zum Star, er findet Unterschlupf
am jüdischen Theater in Berlin. Aus Liebe folgt
sie ihm und gibt sich als Jüdin aus, bis sie an die
Gestapo verraten wird. Die Bühnenwelt, die Proben, Aufführungen und Kostümwechsel stehen
für das Spiel mit verschiedenen Realitäten und
Identitäten, Spiegelszenen werden zur eindringlichen Selbstbefragung zwischen Maria und den
von ihr dargestellten Rollen.
BEZIEHUNGSWEISEN (Calle Overweg, D 2012 |
2. & 8.3.) Drei Paare in der Krise suchen Rat in
einer Therapie. Sie tragen Kontroversen um Seitensprünge, Abtreibung und getrennte Schlafzimmer aus. Ein Film über Liebes-BeziehungsArbeit in progress. Die Versuchsanordnung: Im
nüchternen Ambiente eines Studios finden Therapiesitzungen statt. Die Klienten werden von
Schauspielern dargestellt, die Therapeuten sind
tatsächlich in diesem Beruf tätig und nicht in-
magical history tour märz 16 19
szeniert. Hinzu kommen in der Tradition des
epischen Theaters gestaltete Szenen aus dem
Alltag der Paare, die mit minimalem Dekor auskommen, sowie Werkstattgespräche, in denen
die Therapeuten dem Filmteam aus ihrer Praxis
berichten. Dokumentarische Elemente und improvisiertes Schauspiel gehen eine ungewöhnliche Verbindung ein und ergeben eine Spiel-Art
des Dokumentarischen, die mit Abstraktion und
Fiktion arbeitet und sich um Authentizität nicht
schert. In der offensichtlichen Laborsituation
und ihrer Künstlichkeit entstehen berührende
Momente voller Emotion.
L’ESQUIVE (Abdellatif Kechiche, Frankreich 2003
| 3. & 23.3.) Eine Schulklasse in der Pariser Banlieue probt Marivaux’ Liebeskomödie Das Spiel
von Liebe und Zufall und begibt sich damit in das
Theater des 18. Jahrhunderts. Lydia deklamiert
leidenschaftlich die Verse von Marivaux, wenn
sie sich nicht gerade mit anderen Jugendlichen
Rap-artige Wortduelle liefert. Der schüchterne
Krimo hingegen, heimlich in sie verliebt, versucht sich ihr über das Stück zu nähern, doch
sowohl Text wie Schauspiel stellen für ihn fast
unüberwindbare Hindernisse dar. „Diese Vororte werden dermaßen stigmatisiert, dass es fast
revolutionär erscheint, dort eine Geschichte anzusiedeln, bei der es nicht um Drogen, verschleierte Mädchen oder Zwangsheirat geht. Ich hingegen wollte verstehen, wie dort über die Liebe
und auch das Theater geredet wird. Ich wollte
eine andere, persönliche Sichtweise vermitteln.“
(Abdellatif Kechiche)
VARIETÉ (E.A. Dupont, D 1925 | 4. & 14.3., am
Klavier: Eunice Martins) Varietébühnen und Zirkusarenen als Sehnsuchtsorte entwirft Dupont
in diesem Übergangsfilm zwischen expressionistischer Ästhetik und Neuer Sachlichkeit. Trapezkünstler Boss (Emil Jannings) verlässt Frau
(Maly Delschaft) und Kind, um mit seiner neuen
Partnerin, der geheimnisvoll-verführerischen
Berta-Marie (Lya de Putti), auf und hinter der
Bühne des Wintergarten-Varietés ein neues Leben anzufangen. Als der berühmte und weltgewandte Artist Artinelli ein Auge auf Berta wirft,
wird der Salto mortale, den die drei allabendlich
vorführen, zu einem Schauspiel auf Leben und
Tod. Karl Freunds „entfesselte Kamera“ lässt
20 märz 16 magical history tour
VANYA ON 42ND STREET
(Louis Malle, USA 1994)
PARIS NOUS APPARTIENT
(Paris gehört uns, Jacques Rivette, F 1958–61)
LA RONDE
(Der Reigen, Max Ophüls, F 1950)
den Zuschauer hautnah in luftiger Höhe an den
schwindelerregenden Nummern in der Zirkuskuppel teilnehmen, um kurze Zeit später quasi
im Gegenschuss anhand von zahlreichen Aufnahmen von Operngläsern, Brillen und Monokeln die Position des Zuschauers vor der Bühne
des Lebens zu konstituieren.
OPENING NIGHT (John Cassavetes, USA 1977 |
5. & 11.3.) Gena Rowlands als „woman under
the influence“, als umschwärmter Theaterstar
Myrtle Gordon, für die Leben und Theaterrollen
zu einem unentwirrbaren Ganzen verschmolzen
sind. Als sie Zeugin eines Unfalls wird, bei dem
eine jugendliche Verehrerin getötet wird, verstärkt das Erlebte Myrtles Widerstand gegen das
Stück bzw. die Rolle einer alternden Frau, die sie
darin spielen soll. Die Probenarbeiten und erste
Testaufführungen werden zunehmend zum
Kampf, Myrtles hysterisches Dauer-Aufbegehren treibt sie selbst in den Alkohol und ihre Kollegen in die Verzweiflung. Die Premiere droht im
Eklat zu enden, als Myrtle völlig betrunken im
Theater erscheint.
VANYA ON 42ND STREET (Louis Malle, USA 1994
| 6. & 19.3.) Nahezu übergangslos gehen Leben
und Theater in Louis Malles Kammerspiel in­
einander über: Eine Gruppe von Theaterleuten
trifft im heruntergekommenen New Amsterdam
zusammen, einem alten Vaudeville- und Lichtspieltheater in New York. Hier sollen die Proben
zu Anton Tschechows Stück Onkel Wanja stattfinden. Ohne sichtbare Zäsur, ohne Schminke,
Kostümwechsel oder andere sichtbare Vorbereitungen tauchen die Schauspieler (darunter Wallace Shawn und Julianne Moore) in ihre Rollen
ein und wechseln von einer Sphäre in die andere.
LE DERNIER MÉTRO (Die letzte Metro, François
Truffaut, Frankreich 1980 | 9. & 18.3.) Paris 1942:
Im Théâtre Montmartre trifft die (Film-)Realität
der deutschen Okkupation auf den genuinen Ort
der Fiktionsproduktion – die Theaterbühne.
Doch Inszenierung, Rollenspiel und -wechsel,
Täuschungsmanöver und Theatertricks beherrschen nicht nur das Spannungsverhältnis zwischen Innen und Außen, sondern grundieren
zunehmend auch die Dynamik innerhalb des
Hauses bzw. zwischen Bühne und Keller, in dem
sich der jüdische Direktor des Theaters, Lucas
magical history tour märz 16 21
Steiner, vor den Nazis versteckt hält. Eingeweiht
in dieses Geheimnis ist einzig Steiners Frau Marion (Catherine Deneuve), die die Theatergeschäfte vermeintlich allein führt. Dabei kann ihr
Mann die Proben des neuen Stücks durch einen
Heizungsschacht verfolgen und greift über Marion immer wieder in die Regiearbeit ein. Die
Möglichkeit seiner Einflussnahme schwindet,
als Marion mit einem vielversprechenden Nachwuchsschauspieler (Gérard Depardieu) anbandelt.
PARIS NOUS APPARTIENT (Paris gehört uns,
Jacques Rivette, F 1958–61 | 10. & 16.3.) Eine Studentin aus der Provinz kommt nach Paris und
wird mit dem merkwürdigen Verhalten einer
Gruppe von Intellektuellen konfrontiert, die für
eine Aufführung von Shakespeares Perikles proben. Durch mysteriöse Todesfälle in ihrem Umkreis fühlen sie sich von einer weltweiten Verschwörung bedroht und im Visier einer Geheimorganisation. Philip, ein vor McCarthys Leuten
geflohener Amerikaner, scheint zu wissen, dass
die Organisation junge, idealistisch gesinnte
Franzosen liquidieren lassen will. Der Film er-
zählt die Geschichte einer Idee, die der Verschwörung. Und dass es zu einfach ist, die Welt
mit einer einzigen Idee erklären zu wollen. Rivettes unter schwierigen Bedingungen entstandenes Langfilmdebüt versammelt bereits seine
Lieblingsmotive: das Theater, die Verschwörung,
einen Irrgarten und die Stadt Paris.
LA RONDE (Der Reigen, Max Ophüls, F 1950 | 12.
& 20.3.) In einem virtuosen Liebesreigen nach
dem gleichnamigen Bühnenstück von Arthur
Schnitzler entwirft Ophüls ein soziales Panoptikum im Wien der Jahrhundertwende. Um einen
Spielführer (Anton Walbrook) herum gruppieren
sich die Liebespaare, vom Soldaten zum Dienstmädchen, vom Graf zur Schauspielerin, vom
Ehemann zum süßen Mädel in wechselnden Anordnungen und schließen sich am Ende zum
Kreis. Die schwebende Kamera setzt das Karussell der Liebe, der Affären, der Verführungen in
Bewegung, immer zwischen Komik und Melancholie changierend.
WAS TUN PINA BAUSCH UND IHRE TÄNZER IN
WUPPERTAL? (Klaus Wildenhahn, BRD 1982 | 15.
& 24.3.) In einem ehemaligen Kino in Wuppertal
22 märz 16 magical history tour
studiert Pina Bausch mit ihrem Ensemble die
Choreografie ihres Stücks „Walzer“ ein. Klaus
Wildenhahn beobachtet die Proben, das Erarbeiten von Gesten, Bewegungen, Haltungen, das
spielerische Ausprobieren, das sich langsam zu
einem Stück verdichtet. Gleichzeitig bettet Wildenhahn die Tänzer_innen in ihre Umgebung
ein: Porträtiert werden auch die Industriestadt
Wuppertal und die Menschen, die dort lebten
und leben.
NARAYAMA BUSHIKO (Die Ballade von Narayama, Keisuke Kinoshita, Japan 1958 | 17. & 28.3.)
Das japanische Kabuki-Theater, das sich durch
eine streng stilisierte Form auszeichnet, war ein
wichtiger Referenzpunkt in der Entwicklung des
japanischen Films. In frappant farbigen Studiokulissen erzählt Kinoshita die Geschichte von
einem Dorf, in dem es die Tradition will, dass alle
70-Jährigen sich zum Sterben auf den Berg
Narayama begeben. „Zum Faszinierenden und
Zeitlosen in dieser im besten Sinn eigenwilligen
Verfilmung gehören das Spiel mit der Künstlichkeit, die den Realismus betont meidet. Die Anlehnung ans Theater ist unübersehbar, gleich-
zeitig nutzt Kinoshita die Mittel des Kinos, mit
denen er den Bühnenraum durchbricht und
einzelne Szenen grandios auseinander hervorgehen lässt, fließend, als wechsle er einfach den
Bühnenraum.“ (Walter Ruggle)
MUEDA: MEMORIA E MASSACRE (Mueda: Erinnerung und Massaker, Ruy Guerra, Mosambik 1979
| 22. & 30.3.) zeigt eine antikoloniale Erinnerungsarbeit, ein öffentliches, von Laien in Szene
gesetztes Reenactment des von den Portugiesen
verübten Massakers von Mueda, wo am 16. Juni
1960 portugiesische Soldaten das Feuer auf eine
protestierende Menge eröffneten und hunderte
Menschen töteten. Das Massaker ging als Auslöser des antikolonialen Kampfes in die Geschichte Mosambiks ein und wurde bereits seit
1968, noch während des Befreiungskrieges
(1964–74), in populären Theaterinszenierungen
erinnert. Repräsentiert werden nicht nur die
Brutalität der Kolonialmacht, sondern auch die
Ignoranz und Lächerlichkeit ihres Personals sowie die schmähliche Rolle ihrer Kollaborateure.
TO BE OR NOT TO BE (Ernst Lubitsch, USA 1942 |
26. & 31.3.) Eine Schauspieltruppe probt 1939 in
magical history tour märz 16 23
WAS TUN PINA BAUSCH UND IHRE TÄNZER IN WUPPERTAL?
(Klaus Wildenhahn, BRD 1982)
NARAYAMA BUSHIKO
(Die Ballade von Narayama, Keisuke Kinoshita, Japan 1958)
TO BE OR NOT TO BE
(Ernst Lubitsch, USA 1942)
Warschau das Anti-Nazi-Stück „Gestapo“ mit
Hitler als Hauptfigur. Als die Deutschen in Polen
einmarschieren, wird die Fiktion von der Realität
eingeholt. Die Schauspieler schließen sich dem
Widerstand an, wobei ihnen ihre Kostüme wunderbar zupass kommen. Lubitschs Verwechslungskomödie, die die Nazis der Lächerlichkeit
preisgibt, ist ein Film der Auftritte und Abgänge,
der vielfältigen Kostümierungen und Maskeraden, des Rollenspiels und des Rollentauschs.
Die „Welt“ dringt ins Theater, wie auch außerhalb des Theaters viele kleine und große Bühnen
entstehen. (mg/al)
This month, our film history series will examine
the many and varied links between cinema and
theater. From the very start, the relationship between cinema and theater vacillated between
delimitation – and thus the reinforcement of an
own aesthetic – and inspiration and approximation. Early cinema stood in (also economic) competition with the traditional medium of theater.
Although theater was the first aesthetic point of
reference for cinema, it soon detached itself
from it so as to come upon a unique cinematic
form and visual language. Even if cinema has
long emancipated itself from theater, it repeatedly makes reference to it – be it by taking up
theatrical motifs, in regard to the working method, or by falling back on tried and tested forms.
24 märz 16 william raban: raum, zeit, struktur
THAMES FILM
(GB 1986)
SUNDIAL
(GB 1992)
William Raban: Raum, Zeit, Struktur
Seit den 70er Jahren hat William Raban, der zu
den bekanntesten Filmemachern und Künstlern
des experimentellen Filmschaffens zu zählen ist,
ein vielfältiges Œuvre geschaffen, das im Raum
des Expanded Cinema, des strukturellen Films
und des experimentellen Dokumentarfilmschaffens zu verorten ist. Bereits 1976 waren installative Arbeiten von William Raban beim Interna­
tionalen Forum des Jungen Films zu sehen, 1979
war er erneut als einer der Künstler der London
Filmmakers’ Coop mit experimentellen Werken,
die sich der strukturellen Erforschung räumlicher Wahrnehmungsmuster widmeten, im Forum vertreten.
William Rabans Experimentalfilme entfalten einen reflexiven Erfahrungsraum, der stets die
Wahrnehmungs- und Denkfähigkeit des Zuschauers herausfordert. Durch die Umkreisung
wiederkehrender Themen und Motive – das Leben der Menschen im Londoner East End und die
sich abzeichnenden Veränderungen im architektonischen Stadtbild – wird Raban, ob mittels einer streng strukturellen, einer poetischen oder
fast rein dokumentarischen Narration, zum Seis-
mografen der politischen Veränderungen im Zeichen des Neokapitalismus. William Raban ist an
zwei Abenden im Arsenal zu Gast und präsentiert
Arbeiten aus den letzten drei Jahrzehnten.
THAMES FILM (GB 1986) vermittelt, aus der subjektiven Perspektive der Themse selbst, anhand
einer vielfältigen Textur an dokumentarischen
Aufnahmen wie Archivmaterial und einem dichten Soundteppich die Geschichte East Londons
und der Themse aus einer ökonomie- und kulturhistorischen Perspektive.
Das Londoner East End wird in SUNDIAL (GB
1992), A13 (GB 1994), ISLAND RACE (GB 1996) und
TIME AND THE WAVE (GB 2013) zum Spiegel der
sozioökonomischen Verhältnisse und der Gentrifizierung des Stadtteils während und zum
Ende der Thatcher-Ära. (8.3.)
Die fragmentarischen Außenansichten des One
Canada Square im Bürokomplex Canary Wharf
in SUNDIAL und die wuchtigen Hochbauten des
Canary-Wharf-Komplexes, die sich in A13 abzeichnen, setzen eindrücklich die monumentalen Zeichen der spätkapitalistischen Ära und
den ihnen innewohnenden Gestus der Macht ins
william raban: raum, zeit, struktur märz 16 25
Bild. Ein Bild der Entfremdung. ISLAND RACE
kontrastiert kommentarlos alltägliche Ereignisse mit rechtsextremen Aktionen, antirassistischen Gegendemonstrationen und wird zum
filmischen Porträt des englischen Nationalbewusstseins in den späten 90er Jahren. Gefilmt
2012 und 2013, konzentriert sich TIME AND THE
WAVE auf Londoner Schlüsselereignisse, um
Großbritannien im Zustand der spätkapitalistischen Krise zu exponieren. (8.3.)
In MM (GB 2002), einer Meditation über Zeit, wird
der Millennium Dome zum architektonischen
Symbol des neuen Jahrtausends. ABOUT NOW
MMX (GB 2011) entwirft eine kinematografische
Landkarte, die eine Neubewertung des städtischen Raums und unserer Beziehung innerhalb
desselben anstrebt, wenn die Kamera größtenteils im Zeitraffer über die zu ihren Füßen liegende City of London schwenkt. Der ethnografische
Blick auf die Not der Obdachlosen im nächtlichen
London verweist in THE HOUSELESS SHADOW (GB
2011) auf die Kontinuitätslinien zwischen dem
Londoner Nachtleben von heute und seiner Beschreibung von vor 150 Jahren. (9.3.)
Die wichtigen kreativen Impulse, die in den 70er
Jahren vom Londoner East End ausgingen, werden eindrücklich in Rabans 72–82 (GB 2014), einer Dokumentation aus seltenem Archivmate­
rial und Interviews über die Künstlerkooperative
Acme, ins Gedächtnis gerufen. Als Mitglied des
Künstlerkollektivs und Zeitzeuge der Ausstellungen und Performances in der Acme Gallery
rekonstruiert Raban die ersten zehn Jahre einer
sehr kreativen Künstlerszene, an der er maßgeblichen Anteil hatte. (9.3.) (ara)
William Raban, one of the most famous filmmakers and artists of experimental cinema, has
created an eclectic oeuvre since the 1970s. His
films unfurl a realm of experience that always
challenges the viewer’s perception and mental
skills. By orbiting around recurring themes and
motifs – life in London’s East End and looming
architectural changes in the urban landscape –
Raban becomes a seismograph of socio-economic changes in view of neo-capitalism. William Raban will be our guest.
Mit freundlicher Unterstützung des British
Council.
26 märz 16 RANGIERER
(Jürgen Böttcher, DDR 1984)
© DEFA-Stiftung, Thomas Plenert
Die DEFA-Stiftung präsentiert
Junges Kino trifft „alte“ DEFA-Filme – Robert
Thalheim präsentiert: Aus Anlass des 70. Jahrestages der DEFA-Gründung im Mai 2016 lädt
die DEFA-Stiftung junge Regisseur_innen ein,
im Arsenal einen DEFA-Film vorzustellen, der
sie besonders beeindruckt und beeinflusst hat.
DIE SCHLÜSSEL (Egon Günther, DDR 1973) ist
eine tragisch endende Liebesgeschichte um ein
ungleiches Paar, das sich bei einem Urlaub in
Polen näher kennenlernen will. Ein ästhetisch
experimentierfreudiger Film, dessen Reflexionen über die deutsch-polnischen Beziehungen
für Zensurprobleme sorgten. Drei Dokumentarfilme von Jürgen Böttcher aus den Jahren 1972
bis 1984 geben Einblicke in die Arbeitswelten von
jungen Lehrlingen im REWA­TEX-Werk BerlinHeinersdorf (WÄSCHERINNEN), Eisenbahnern
auf dem Güterbahnhof Dresden-Friedrichstadt
(RANGIERER) und einer 68-jährigen Trümmerfrau in Berlin-Rummelsburg (MAR­THA). Alle Filme werden in neuen, digital bearbeiteten Fassungen gezeigt. (jh) A program of important DEFA
films curated by director Robert Thalheim. (7.3.)
Arsenal Filmatelier:
Grosses Kino, kleines Kino #3
Was klingt, kratzt, raschelt da im Film? Seit das
erste Mal im Jahr 1895 Filme gezeigt wurden, wurden dazu Klänge und Musik gespielt. Unterschiedlichste Klänge, Musiken und Geräusche
werden dabei auf der Tonspur zusammengesetzt.
Bevor wir selbst mit Klängen und Geräuschen experimentieren und gemeinsam Ideen für einen
Soundtrack zu dem Film DWIGHTIANA von Marie
Menken (USA 1959) erfinden und live spielen, entdecken wir, was in sechs Kurzfilmen zu sehen und
zu hören ist: VALSE TRISTE von Bruce Conner
(USA 1979): Ein kleiner Junge träumt. SUSAN
THROUGH CORN (Kathleen Laughlin, USA 1974)
zeigt einen Gang im Maisfeld und in EARLY ABSTRACTIONS (Ausschnitt, Harry Smith, USA 1933–
56) sehen wir Formen und Bewegungen von Licht.
In Buster Keatons THE BALLOONATIC (Ausschnitt,
USA 1923) fliegen wir plötzlich in einem Ballon und
in Joyce Wielands SAILBOAT (Kanada 1968) hören
wir das Meer. (em) Experimenting with sound/music and playing live for a short film after exploring
the sound of six experimental short films. (13.3.)
märz 16 27
SELF MADE
(Gillian Wearing, GB 2010)
Buchpräsentation: Ortsbestimmungen. Das
Dokumentarische zwischen Kino und Kunst
Die Kunstwelt hat den documentary turn ausgerufen. Ein jüngst erschienenes Buch nimmt dies
zum Anlass, nach den Bedingungen und Problemen der Ausstellung von Filmen sowie nach dokumentarischen Verfahren wie der Arbeit mit
Found Footage und Reenactment zu fragen, die
in der Kunst genutzt werden, ohne nur dort beheimatet zu sein. Behandelt werden auch Filme,
die die Grenzen zwischen Kunst und Kino obsolet
erscheinen lassen, weil sie hier wie dort gezeigt
und kommentiert werden. Die Herausgeberinnen Eva Hohenberger und Katrin Mundt stellen
Gillian Wearings Film SELF MADE (GB 2010) vor,
der Laien bei einem Method Acting Workshop
begleitet, in dem sie ausgehend von eigenen Erfahrungen fiktive Versionen ihrer selbst entwickeln. Angesiedelt zwischen Reality-Format und
Sozialexperiment, werden die Grenzbereiche
von Selbstreflexion und Selbstentblößung beleuchtet. (eh/km) In Kooperation mit dfi/Verlag
Vorwerk 8. Presentation of a book on questions
of documentary in the arts. (21.3.)
FilmDokument
Weibliche Lebenswirklichkeiten in Ost und
West: In FRAUEN-LEBEN (BRD 1980), Teil der dokumentarischen Langzeitstudie Prosper-Ebel –
Chronik einer Zeche und ihrer Siedlung lassen
Christa Donner und Gabriele Voss die Frauen der
Bergarbeiter aus ihrem Leben berichten. „Arbeit
gab es immer – mehr als genug. Arbeit im Haus,
im Garten, mit den Kindern, dem Mann“, sagt
eine der Mitwirkenden. Im Gespräch mit den
Frauen aus drei Generationen werden Veränderungen und Kontinuitäten weiblicher Lebensläufe erkennbar. Petra Tschörtner hingegen
sucht in ihrem Diplomfilm an der Filmhochschule in Babelsberg, HINTER DEN FENSTERN (DDR
1983), drei Ehepaare um die 30 in einem Hochhaus in Potsdam auf und lässt sie über ihr Leben
nachdenken: Raum für Wünsche, Sehnsüchte,
aber auch Selbstkritik. (ft) Two films on the reality of being a woman in East and West Germany.
Eine Veranstaltung von CineGraph Babelsberg
in Zusammenarbeit mit dem BundesarchivFilmarchiv und der Deutschen Kinemathek. Mit
einer Einführung von Britta Hartmann. (21.3.)
28 märz 16 TABULA RASA
(Vincent Grenier, Kanada 1993–2004)
Vaginal Davis im Arsenal 2
MODERN TIMES
(Moderne Zeiten, Charles Chaplin, USA 1936)
Filmspotting: Erkundungen im Filmarchiv
Vincent Grenier zu Gast
der Deutschen Kinemathek
Der kanadische Filmemacher und Künstler Vincent Grenier zeigt neue und ältere Arbeiten. PräDer Science-Fiction-Fantasy-Film THE WILD
BLUE YONDER (D/GB/F 2005) ist ein Paradebei- sentiert werden die beiden Programme von Ute
spiel für Werner Herzogs virtuoses und humor- Aurand und James Edmonds (Light Movements).
volles Spiel mit Fiktion und Wirklichkeit: Doku- „Von Beginn an widmete er sich in seiner Arbeit
essentiellen Fragen des Kinos, insbesondere
mentarisches Material, u.a. Filmreste von der
NASA und spektakuläre Unterwasseraufnah- des Lichts und projiziertem Schatten, den Konmen von Henry Kaiser, wird zu einer aberwitzi- turen eines gegebenen Raums, der Dauer. Die
Strategien, die er anwendet, sind immer einfach:
gen Geschichte über einen Alien montiert, der
Zeit ist das Herz all seiner Filme, jedesmal stellt
die verlassene Erde als mögliche neue Heimat
besucht. Herzogs kreativer Umgang mit doku- er wieder ein Ritual her; seine Kamera achtet
genau auf die Bewegung, auf die kleinste Vermentarischen Formen wird auch in dem kürzlich
schiebung. Seit seinen ersten Filmen konzenterschienenen Band „Werner Herzog – An den
riert sich Greniers Interesse auf die einfachen
Grenzen“ (eine Zusammenarbeit der Deutschen
Gesten des Alltags. Die Abstraktion aufzulösen,
Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen
mit dem Einstein Forum) untersucht. Im An- die Aufmerksamkeit auf die exakten Details
während des Drehens zu lenken, führt zu etwas
schluss spricht Rüdiger Zill mit der Künstlerin
sehr Poetischem und entdeckt das Individuelle
Klara Hobza über ihre Erfahrungen in Herzogs
hinter dem Mechanischen und der Routine.“ (NiRogue Film School sowie Herzogs Einfluss auf
cole Gingras) The Canadian filmmaker and artist
die bildenden Künste. (ah) In his ironic science
Vincent Grenier is Arsenal’s guest for one evenfiction film THE WILD BLUE YONDER, Werner
ing. Mit freundlicher Unterstützung durch die
Herzog combines NASA footage and underwater
Botschaft von Kanada. (25.3.)
shots to illustrate an absurd voyage. (29.3.)
märz 16 29
Vaginal Davis präsentiert Rising Stars,
­Falling Stars – Briefe aus der Garderobe
Seit Jahren taucht Filmexpertin Vaginal Davis
allmonatlich ins Arsenal-Archiv, um Juwelen
zum Vorschein zu bringen. Nun sind unsere analogen Filme ins silent green im Wedding gezogen – und Ms. Davis zieht hinterher! Ab Mai findet die Reihe zwar nur noch alle drei Monate, dafür aber größer und glamouröser im Kuppelsaal
des ehemaligen Krematoriums statt. Für die
letzte Veranstaltung am Potsdamer Platz wählte
Ms. Davis einen Westberliner Kultfilm: In TAXI
ZUM KLO (BRD 1980) spielt der Regisseur Frank
Ripploh selbst einen schwulen Lehrer, der versucht, zwischen Klassenzimmer, den damaligen
Tuntenbällen und Klappe Privates und Berufliches voneinander zu trennen. Wie immer lädt sie
anschließend zum Drink ins Rote Foyer. Wir danken Vaginal Davis und ihrem Mitstreiter Daniel
Hendrickson für all die wundervollen Abende im
Kino 2 und freuen uns auf den gemeinsamen
Neuanfang! (stss) For the last time at Potsdamer
Platz: RSFS will move to the silent green in Wedding. Come and say good-bye! (27.3.)
Klassiker nicht nur für Kinder
M ODERN TIMES (Moderne Zeiten, Charles Chaplin, USA 1936, 20. & 27.3.) Chaplins zweiter Tonfilm – in dem aber die Figur Charlie selber nicht
spricht – ist eine berühmte sozial- und gesellschaftskritische Tragikomödie über den Menschen im Räderwerk der modernen Technik.
Charlie, der Tramp, erlebt am Fließband einer
Fabrik, später als Testperson einer „Frühstücksmaschine“ und unfreiwilliger Streikführer die
Absurdität eines reglementierten Lebens, das
die Menschen zu Anhängseln der Apparaturen
degradiert. Auch das kleine Paradies, das er für
sich und ein armes Straßenmädchen errichtet,
erweist sich als trügerisch; am Ende zieht Charlie mit seiner Freundin auf der Landstraße davon. Eine Komödie von bitter-ironischer Schärfe;
mit einfachsten Mitteln, viel Bildwitz und Galgenhumor gestaltet, setzt der Film die vitalen
Bedürfnisse des Menschen gegen die übertriebene Rationalisierung und Mechanisierung des
Lebens. (mg)
Classics not only for children show MODERN
TIMES by and with Charles Chaplin.
30 märz 16 arsenal distribution
BALIKBAYAN #1 – MEMORIES OF OVERDEVELOPMENT REDUX III
(Kidlat Tahimik, Philippinen 2015)
Neu im Verleih
B ALIKBAYAN #1 – MEMORIES OF OVERDEVELOPMENT REDUX III von Kidlat Tahimik. Balikbayan
ist das philippinische Wort für Gastarbeiter. Tahimiks alternative Version der ersten Welt­
umseglung stellt Ferdinand Magellans philippinischen Sklaven Enrique von Malakka in den
Mittelpunkt – als ersten Menschen, der die Welt
tatsächlich umsegelte. BALIKBAYAN #1 ist ein
farbenprächtiges Epos, eine Studie des Kolonialismus, ein Korrektiv der Geschichte, ein
Homemovie und eine Hommage an das, was
­Tahimik „Indio-Genius“ nennt. Zu Beginn des
Films wird ein Karton mit Filmrollen aus der
Erde gegraben. 1980 gedreht, erzählen die Bilder
die Geschichte jener Weltumseglung, bei der
Magellan kurz vor Ende umkam und verfügte,
dass Enrique nach seinem Tod ein freier Mann
sein solle. BALIKBAYAN #1 verwebt die offizielle
mit Enriques Geschichte und dem Director’s Cut
der Version, die Tahimik 35 Jahre zuvor auf der
Suche nach der Wahrheit zu erzählen begann
und 2013 in einem Dorf in der Provinz Ifugao
fortsetzte. Der 150-minütige Film startet in
­
der deutsch untertitelten Originalfassung am
10. März, begleitet von der Caligari-FilmpreisTournee in Anwesenheit des Regisseurs: 6.3.,
Kino Arsenal, Berlin; 14.3., Werkstattkino, München; 17.3., Filmhaus im Künstlerhaus, Nürnberg; 18.3., Kino im U, Dortmund; 30.3., Audimax
der TU Darmstadt; 31.3., Kommunales Kino Freiburg.
In BALIKBAYAN #1 – MEMORIES OF OVERDEVELOPMENT REDUX III Kidlat Tahimik tells the story
of Enrique of Malacca, the slave of Ferdinand
Magellan, who was arguably the first person to
circumnavigate the globe. BALIKBAYAN #1 is a
home movie, a flamboyant epic, a study of colonialism, a historical corrective and an homage
to what Tahimik calls ‘Indio Genius’. Opens
March 10th.
programm märz 16 31
1
19.00»1 Kidlat Tahimik Eröffnung Mababangong Bangungot Der parfümierte Alptraum
Kidlat Tahimik Philippinen/BRD/Frankreich 1977 16 mm | engl. OF | 94 min | 15.3.
  Zu Gast: Kidlat Tahimik, Einführung: Tilman Baumgärtel und Tobias Hering
S. 4
Di
20.00»2 Magical History Tour *Die Schauspielerin
Siegfried Kühn DDR 1988 Mit Corinna Harfouch
2
Mi
DCP | 87 min | 13.3.| S. 18
 19.30»2 Magical History Tour *Beziehungsweisen
Calle Overweg Deutschland 2012
Blu-ray | 85 min | 8.3. | S. 18
 20.00»1 Kidlat Tahimik Sinong Lumikha ng Yoyo? Sinong Lumikha ng Moon Buggy? Who Invented
the Yo-Yo? Who Invented the Moon Buggy? Kidlat Tahimik Philippinen/BRD 1978/82
 Im Gespräch: Ulrich Gregor und Kidlat Tahimik
16 mm | engl. OF | 94 min | 14.3. | S. 5
 3
Do
19.30»2 Magical History Tour L’Esquive
Abdellatif Kechiche Frankreich 2003
35 mm | OmU | 117 min | 23.3. | S. 19
 20.00»1 Kidlat Tahimik Yan Ki Made in Hongkong
Kidlat Tahimik Hongkong/Schweiz 1980 16 mm | deutsches Voiceover | 45 min
Olympisches Gold TV-Fassung des Films „Turumba“
Kidlat Tahimik Philippinen 1981  Zu Gast: Kidlat Tahimik
DVD | DF | 45 min | S. 6
4
Fr
19.30»2 Magical History Tour Varieté E.A. Dupont D 1925
 Am Klavier: Eunice Martins Mit Emil Jannings
20.00»1 Kidlat Tahimik Turumba  Zu Gast: Kidlat Tahimik
5
Sa
Kidlat Tahimik Philippinen 1981
35 mm | 105 min | 14.3. | S. 19
 16 mm | OmU | 95 min| 12.3.
 S. 5
16.00»1 Kidlat Tahimik Takedera mon amour Kidlat Tahimik RP/J 1990
Our Film-Grimage to Guimaras Kidlat Tahimik RP/J 2006
Bubong. Roofs of the World, Unite! Kidlat Tahimik RP/J 2006
Some More Rice Kidlat Tahimik RP/Japan 2000
Japanese Summers Kidlat Tahimik RP/Japan 1996
 Zu Gast: Kidlat Tahimik
VHS | engl. OF | 60 min
DVD | engl. OF | 10 min
DVD | engl. OF | 20 min
DVD | engl. OF | 19 min
16 mm | engl. OF | 35 min
S. 7
19.30»1 Kidlat Tahimik Bakit Dilaw Ang Kulay ng Bahaghari
Why Is Yellow the Middle Color of the Rainbow? Kidlat Tahimik Philippinen 1984/1994
 Zu Gast: Kidlat Tahimik
16 mm | engl. OF | 175 min | 17.3. | S. 6
 20.00»2 Magical History Tour *Opening Night John Cassavetes USA 1977
Mit Gena Rowlands, John Cassavetes, Ben Gazzara
35 mm | OmU | 144 min | 11.3. | S. 20
 6
So
15.00»1 Kidlat Tahimik Memories of Overdevelopment
Kidlat Tahimik Philippinen 1984
DVD | engl. OF | 33 min
Orbit 50: Letters to my 3 Sons Kidlat Tahimik Philippinen 1992
DVD | engl.OF | 18 min
Celebrating the Year 2021 Today! Kidlat Tahimik Philippinen 1995
DVD | engl. OF | 25 min
Banal Kahoy Kidlat Tahimik Philippinen/Japan 2003
Beta SP | engl. OF | 68 min
 Zu Gast: Kidlat Tahimik
S. 8
19.00»1 Kidlat Tahimik *Balikbayan #1 – Memories of Overdevelopment Redux III Kidlat Tahimik
Philippinen 2015  Zu Gast: Kidlat Tahimik
DCP | OmU | 150 min | 20.3. | S. 4
 19.30»2 Magical History Tour *Vanya on 42nd Street Louis Malle
USA 1994 Mit Wallace Shawn, Julianne Moore
35 mm | OF | 120 min | 19.3. | S. 20
 »1 arsenal 1 | »2 arsenal 2 | OF Originalfassung | DF Deutsche Fassung | OmU Original mit deutschen Unter­
titeln | OmE Original mit engl. Untertiteln | OmF Original mit französischen Untertiteln | Zwt. Zwischentitel |  Wiederholung |  Veranstaltung mit Gästen | ♛ Nur für Mitglieder. Mitgliedschaft kann an der Kasse erworben
werden | Die Längenangaben im Programm beziehen sich auf die reine Filmlänge | * Kopie des Arsenal – Institut für
Film und Videokunst | * Kopie der Deutschen Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen
32 märz 16 programm
7
Mo
19.00»2 DEFA-Stiftung *Die Schlüssel Egon Günther DDR 1973
 Zu Gast: Robert Thalheim, Moderation: Ralf Schenk
DCP | 97 min
S. 26
20.00»1 Kidlat Tahimik Le miracle des loups Das Wunder der Wölfe Kopie der Cinémathèque française  Zu Gast: Kidlat Tahimik
Raymond Bernard F 1924
35 mm | OmE | 133 min | S. 12
21.00»2 DEFA-Stiftung *Wäscherinnen Jürgen Böttcher DDR 1972
*Martha Jürgen Böttcher DDR 1978
*Rangierer Jürgen Böttcher DDR 1984
 Zu Gast: Robert Thalheim, Moderation: Ralf Schenk
8
Di
19.00»1 William Raban Thames Film William Raban  In Anwesenheit von William Raban
20.00»2 Magical History Tour *Beziehungsweisen Digital file | OF | 68 min
S. 24
GB 1986
Calle Overweg 21.00»1 William Raban Sundial William Raban GB 1992
A 13 William Raban GB 1994
Island Race William Raban GB 1996 Time and the Wave William Raban GB 2013
 In Anwesenheit von William Raban
9
Mi
DCP | 23 min
DCP | 56 min
DCP | 22 min
S. 26
D 2012
Digital file | OF | 2 min
Digital file | ohne Dialog | 13 min
Digital file | OF | 27 min
Digital file | OF | 15 min
S. 24
19.00» Kidlat Tahimik Öffentliches Werkstattgespräch mit Kidlat Tahimik
Ort: Filmschule filmArche e.V., Lahnstraße 25, 12055 Berlin
S. 13
19.00»1 William Raban MM William Raban GB 2002
About Now MMX William Raban GB 2010
The Houseless Shadow William Raban GB 2011
 In Anwesenheit von William Raban
20.00»2 Magical History Tour Le dernier métro Mit Catherine Deneuve, Gérard Depardieu
21.00»1 William Raban 72–82 William Raban  In Anwesenheit von William Raban
10
Do
Fr
19.00»1 Kidlat Tahimik *Nippon-koku Furuyashiki-mura
Das Dörfchen Furuyashiki Shinsuke Ogawa Japan 1983  Im Gespräch: Ulrich Gregor und Kidlat Tahimik
16 mm | OmU | 210 min
S. 11
Paris gehört uns
35 mm | OmU | 125 min | 16.3. | S. 21
 19.30»2 Magical History Tour *Opening Night John Cassavetes Mit Gena Rowlands, John Cassavetes, Ben Gazzara
19.00»1 Kidlat Tahimik Sa
DCP | OF | 61 min
S. 25
GB 2014
20.00»1 Kidlat Tahimik Le fils maudit Mohammed Ousfour Kopie des Centre Cinématographique Marocain
Contras’ City Djibril Diop Mambéty Senegal 1968
Badou Boy Djibril Diop Mambéty Senegal 1970
 Einführung: Brigitta Kuster, zu Gast: Kidlat Tahimik
12
Digital file | OF | 13 min
Digital file | OF | 27 min
Digital file | OF | 19 min
S. 25
Die letzte Metro François Truffaut F 1980
35 mm | OmU | 131 min | 18.3. | S. 20
 20.00»2 Magical History Tour *Paris nous appartient Jacques Rivette Frankreich 1959
11
Turumba Kidlat Tahimik Blu-ray | 85 min | S. 18
USA 1977
35 mm | OmU | 144 min | S. 20
Marokko 1958
Philippinen 1981
35 mm | OmE | 50 min
16 mm | OmE | 22 min
16 mm | OmE | 59 min
S. 11
16 mm | OmU | 95 min | S. 5
20.00»2 Magical History Tour­ *La ronde Der Reigen Max Ophüls Frankreich 1950
Mit Anton Walbrook, Simone Signoret, Gérard Philipe
35 mm | OmU | 110 min | 20.3. | S. 21
 »1 arsenal 1 | »2 arsenal 2 | OF Originalfassung | DF Deutsche Fassung | OmU Original mit deutschen Unter­
titeln | OmE Original mit engl. Untertiteln | OmF Original mit französischen Untertiteln | Zwt. Zwischentitel
programm märz 16 33
13
21.00»1 Kidlat Tahimik So
Himala Ishmael Bernal­ DCP | OmE | 124 min | S. 10
RP 1982
16.00»1 Arsenal Filmatelier: Grosses Kino, kleines Kino #3
Was klingt, kratzt, raschelt da im Film? Kurzfilmprogramm und Klangwerkstatt für alle ab 8
*Valse triste Bruce Conner USA 1979 16 mm | 5 min
*The Balloonatic (Ausschnitt) Buster Keaton USA 1923 16 mm | engl. Zwt. | 5 min
*Early Abstractions (Ausschnitt) Harry Smith USA 1933–56 16 mm | 2 min
*Susan through Corn Kathleen Laughlin USA 1974 16 mm | 2 min
*Sailboat Joyce Wieland Kanada 1968 16 mm | 3 min
*Dwightiana Marie Menken USA 1959 16 mm | 4 min
 Klangwerkstatt und Moderation: Eunice Martins, Laura Mello
S. 26
19.00»2 Magical History Tour 20.00»1 Kidlat Tahimik 14
Miracle Mo
*Die Schauspielerin Genghis Khan Siegfried Kühn Manuel Conde DDR 1988
Philippinen 1950
19.00»1 Kidlat Tahimik *Reminiscences from a Journey to Lithuania
Jonas Mekas USA 1971
DCP | 87 min | S. 18
DCP | OmE | 88 min | S. 8
16 mm | OF | 83 min | S. 12
20.00»2 Magical History Tour Varieté E.A. Dupont D 1925
 Am Klavier: Eunice Martins Mit Emil Jannings
35 mm | 105 min | S. 19
21.00»1 Kidlat Tahimik Sinong Lumikha ng Yoyo? Sinong Lumikha ng Moon Buggy?
Who Invented the Yo-Yo? Who Invented the Moon Buggy?
Kidlat Tahimik Philippinen/BRD 1978/82
16 mm | engl. OF | 94 min | S. 5
15
Di
19.00»1 Kidlat Tahimik Der lachende Stern BRD/Philippinen 1983
Werner Schroeter
Blu-ray | OmU | 109 min | S. 10
20.00»2 Magical History Tour *Was tun Pina Bausch und ihre Tänzer in Wuppertal?
Klaus Wildenhahn BRD 1982
Beta SP | 120 min | 24.3. | S. 21
 21.00»1 Kidlat Tahimik Kidlat Tahimik 16
Mi
Do
Der parfümierte Alptraum
16 mm | engl. OF | 94 min | S. 4
19.30»2 Magical History Tour *Paris nous appartient Jacques Rivette Frankreich 1959
20.00»1 Kidlat Tahimik 17
Mababangong Bangungot Philippinen/BRD/F 1977
San Domingo Paris gehört uns
Hans-Jürgen Syberberg 19.30»2 Magical History Tour Narayama bushiko Keisuke Kinoshita Japan 1958
35 mm | OmU | 125 min | S. 21
BRD 1970
35 mm | 138 min | S. 12
Die Ballade von Narayama
35 mm | OmU | 98 min | 28.3. | S. 22
 20.00»1 Kidlat Tahimik Bakit Dilaw Ang Kulay ng Bahaghari Rainbow? Kidlat Tahimik Philippinen 1984/1994
Why Is Yellow the Middle Color of the
16 mm | engl. OF | 175 min | S. 6
19.00»1 Kidlat Tahimik *Signed: Lino Brocka Christian Blackwood USA 1987 16 mm | OmU | 83 min | S. 10
18
20.00»2 Magical History Tour Le dernier métro Die letzte Metro François Truffaut
Fr
F 1980­ 19
Mit Catherine Deneuve, Gérard Depardieu
21.00»1 Kidlat Tahimik Maynila Sa Mga Kuko Ng Liwanag Lino Brocka Philippinen 1975
Sa
19.00»1 Kidlat Tahimik Giliw Ko Philippinen 1939
Carlos Vander Tolosa 35 mm | OmU | 131 min | S. 20
Manila in the Claws of Light
DCP | OmE | 125 min | S.10
DVD | OmE | 91 min | S. 9
 Wiederholung |  Veranstaltung mit Gästen | ♛ Nur für Mitglieder. Mitgliedschaft kann an der Kasse erworben
werden | Die Längenangaben im Programm beziehen sich auf die reine Filmlänge | * Kopie des Arsenal – Institut für
Film und Videokunst | * Kopie der Deutschen Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen
34 märz 16 programm
20
20.00»2 Magical History Tour *Vanya on 42nd Street Louis Malle
USA 1994 Mit Wallace Shawn, Julianne Moore
35 mm | OF | 120 min | S. 20
21.00»1 Kidlat Tahimik *A Portrait of the Artist as Filipino
Lamberto Avellana Philippinen 1965
DCP | engl. OF | 110 min | S. 9
16.30»1 Klassiker nicht nur für Kinder Modern Times Moderne Zeiten
So
Charles Chaplin USA 1936 Restaurierte Fassung
35 mm | OmU | 87 min | 27.3. | S. 29
 19.00»2 Magical History Tour *La ronde Der Reigen Max Ophüls Mit Anton Walbrook, Simone Signoret, Gérard Philipe
20.00»1 Kidlat Tahimik Kidlat Tahimik­ 21
Mo
Frankreich 1950
35 mm | OmU | 110 min | S. 21
*Balikbayan #1 – Memories of Overdevelopment Redux III
Philippinen 2015
DCP | OmU | 150 min | S. 4
19.00»2 FilmDokument Frauen-Leben Gabriele Voss, Christa Donner Hinter den Fenstern Petra Tschörtner DDR 1983
 Einführung: Britta Hartmann
BRD 1980
DVD | 45 min
Digi Beta | 42 min
S. 27
20.00»1 Buchpräsentation „Ortsbestimmungen. Das Dokumentarische zwischen Kino und Kunst“
Self Made Gillian Wearing GB 2010 Digi Beta | OF | 85 min
 Mit einer Einführung der Herausgeberinnen Eva Hohenberger und Katrin Mundt
S. 27
22
Di
19.30»1 Monica Vitti L’avventura Michelangelo Antonioni Mit Monica Vitti, Gabriele Ferzetti, Lea Massari 20.00»2 Magical History Tour *Mueda: Memoria e massacre Ruy Guerra Mosambik 1979
Italien/Frankreich 1960
35 mm | OmE | 143 min | 28.3. | S. 14
 Mueda: Erinnerung und Massaker
35 mm | OmU | 75 min | 30.3. | S. 22
 19.30»2 Magical History Tour L’Esquive Abdellatif Kechiche F 2003
23
20.00»1 Monica Vitti Modesty Blaise Joseph Losey GB 1966
35 mm | OmU | 117 min | S. 19
Mi
Mit Monica Vitti, Dirk Bogarde, Terence Stamp
24
Do
35 mm | OF | 119 min | 29.3. | S. 15
 19.00»1 Monica Vitti La notte Die Nacht Michelangelo Antonioni Italien/Frankreich 1961
Mit Marcello Mastroianni, Jeanne Moreau, Monica Vitti
35 mm | OmE | 122 min | 31.3. | S. 15
 20.00»2 Magical History Tour *Was tun Pina Bausch und ihre Tänzer in Wuppertal?
Klaus Wildenhahn BRD 1982
Beta SP | 120 min | S. 21
21.30»1 Monica Vitti Dramma della gelosia Eifersucht auf Italienisch Ettore Scola I/Spanien 1970
Mit Monica Vitti, Marcello Mastroianni, Giancarlo Giannini 35 mm | OmE | 105 min | 27.3. | S. 15
 25
Fr
19.00»1 Monica Vitti L’eclisse Liebe 1962 Michelangelo Antonioni
Italien/Frankreich 1962 Mit Monica Vitti, Alain Delon
35 mm | OmU | 126 min | 27.3. | S. 16
 19.30»2 Vincent Grenier zu Gast Intersection 2015 Watercolor Kanada/USA 2013 Interieur Interiors USA 1978 Les chaises Kanada 2008 Armoire, Prologue & Coda USA/Kanada 2007–2009  Präsentiert von Ute Aurand
Mend 1979 You USA 1990/2014
Tabula Rasa Kanada/USA 1993–2004 Time’s Wake USA 1978
Surface Tension #2 USA 1995–2005
Closer Outside 1981
 Präsentiert von James Edmonds, Light Movement
Digital file | 7 min
Digital file | 12 min
16 mm | 15 min
Digital file | 9 min
Digital file | 6 min
16 mm | 5 min
Digital file | 12 min
Digital file | 7 min
16 mm | 14 min
16 mm | 4 min
16 mm | 10 min
S. 28
programm märz 16 35
26
21.30»1 Monica Vitti La ragazza con la pistola The Girl with the Pistol Mario Monicelli I 1968
Mit Monica Vitti, Carlo Giuffrè, Stanley Baker
35 mm | OmE | 102 min | 30.3. | S. 16
 Sa
19.00»1 Monica Vitti Il deserto rosso Die rote Wüste Mit Monica Vitti, Richard Harris, Carlo Chionetti
Michelangelo Antonioni I/F 1964
35 mm | OmE | 122 min | 30.3. | S. 17
 20.00»2 Magical History Tour To Be or Not to Be Sein oder Nichtsein
Ernst Lubitsch USA 1942 Mit Carole Lombard
35 mm | OmU | 93 min | 31.3. | S. 21
 21.30»1 Monica Vitti Io so che tu sai che io so Ich weiß, dass du weißt, dass ich weiß Alberto
Sordi Italien 1982 Mit Monica Vitti, Alberto Sordi
35 mm | OmE | 113 min | 29.3. | S. 17
 27
16.30»1 Klassiker nicht nur für Kinder Modern Times Moderne Zeiten
Charles Chaplin USA 1936 Restaurierte Fassung
35 mm | OmU | 87 min | S. 29
19.00»1 Monica Vitti L’eclisse Liebe 1962 Michelangelo Antonioni
I/F 1962 Mit Monica Vitti, Alain Delon
35 mm | OmU | 126 min | S. 16
So
20.00»2 Rising Stars, Falling Stars *Taxi zum Klo  Präsentiert von Vaginal Davis
Frank Ripploh BRD 1980
16 mm | 97 min | S. 29
21.30»1 Monica Vitti Dramma della gelosia Eifersucht auf Italienisch Ettore Scola I/Spanien 1970
Mit Monica Vitti, Marcello Mastroianni, Giancarlo Giannini
35 mm | OmE | 105 min | S. 15
28
Mo
19.30»1 Monica Vitti L’avventura Michelangelo Antonioni Mit Monica Vitti, Gabriele Ferzetti, Lea Massari 20.00»2 Magical History Tour Narayama bushiko Keisuke Kinoshita Japan 1958
29
Di
Italien/Frankreich 1960
35 mm | OmE | 143 min | S. 14
Die Ballade von Narayama
35 mm | OmU | 98 min | S. 22
19.00»2 Filmspotting *The Wild Blue Yonder Werner Herzog
D/GB/F 2005
35 mm | engl. OF | 80 min
 Einführung: Kristina Jaspers, Gespräch im Anschluss: Klara Hobza und Rüdiger Zill
S. 28
19.00»1 Monica Vitti Io so che tu sai che io so Ich weiß, dass du weißt, dass ich weiß
Alberto Sordi Italien 1982 Mit Monica Vitti, Alberto Sordi
35 mm | OmE | 113 min | S. 17
21.15»1 Monica Vitti Modesty Blaise Joseph Losey Mit Monica Vitti, Dirk Bogarde, Terence Stamp
GB 1966
30
Michelangelo Antonioni I/F 1964
35 mm | OmE | 122 min | S. 17
Mi
19.00»1 Monica Vitti Il deserto rosso Die rote Wüste Mit Monica Vitti, Richard Harris, Carlo Chionetti
20.00»2 Magical History Tour *Mueda: Memoria e massacre Massaker Ruy Guerra Mosambik 1979
35 mm | OF | 119 min | S. 15
Mueda: Erinnerung und
35 mm | OmU | 75 min | S. 22
21.15»1 Monica Vitti La ragazza con la pistola The Girl with the Pistol Mario Monicelli I 1968
Mit Monica Vitti, Carlo Giuffrè, Stanley Baker
35 mm | OmE | 102 min | S. 16
31
Do
19.30»1 Monica Vitti La notte Die Nacht Michelangelo Antonioni I/F 1961
Mit Marcello Mastroianni, Jeanne Moreau, Monica Vitti, Bernhard Wicki
 Einführung: Uta Felten
35 mm | OmE | 122 min | S. 15
20.00»2 Magical History Tour To Be or Not to Be Sein oder Nichtsein
Ernst Lubitsch USA 1942 Mit Carole Lombard
35 mm | OmU | 93 min | S. 21
»1 arsenal 1 | »2 arsenal 2 | OF Originalfassung | DF Deutsche Fassung | OmU Original mit deutschen Unter­
titeln | OmE Original mit engl. Untertiteln | OmF Original mit französischen Untertiteln | Zwt. Zwischentitel
 Wiederholung |  Veranstaltung mit Gästen | ♛ Nur für Mitglieder. Mitgliedschaft kann an der Kasse erworben
werden | Die Längenangaben im Programm beziehen sich auf die reine Filmlänge | * Kopie des Arsenal – Institut für
Film und Videokunst | * Kopie der Deutschen Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen
36 märz 16 heinz emigholz
Die Basis des Make-Up (Nr. 266)
Das Fischungeheuer aus dem Park von Bomarzo
mit einem positiven wie negativen Teppichmuster in
seinem aufgerissenen Maul. Der dazugehörige Teppich hing einmal im Victoria and Albert Museum in
London. Ich habe ihn dort so oft wie möglich aufgesucht. Sieben Lachse springen auf dem Weg zu ihren Laichgründen einen Flußlauf hinauf, als Osmoregulierer aus dem Salzwasser ins Süßwasser. Eine
Barackenwand mit dreiteiligem Fenster und halb
heruntergelassenen Sichtblenden bildet hier das
aktuelle Tor zur Hölle, das sich nicht verdrängen
läßt. Ein Trupp islamistischer Schwarzer Witwen bei
ihren Schießübungen im Niemandsland. Menschen
töten ist wie Vögel abschießen. Das gilt für alle Beteiligten. Eine gefräßige Natur, versteinerte Menschen, Visionen im Bauch von Ungeheuern. Im Auge
des Monstrums spiegelt sich eine schnell dahinziehende Wolke, die von hinten von der Sonne beschienen wird. Es ist noch früh am Morgen, und die Atome sammeln sich nur langsam zu dem Entschluß,
noch einmal aufzustehen, um durch das Tor zu
schreiten. Mehr unter www.pym.de.
The fish monster from the Gardens of Bomarzo
with a carpet pattern and its negative inversion
within its open mouth. The matching carpet used
to hang in the Victoria and Albert Museum in London, where I would go and see it as often as possible. Six salmon spring from a roaring river on
their way to the spawning ground upstream, osmoregulation to manage the shift from seawater
to freshwater. A shed wall with a three-part window whose blinds are half-drawn forms the current door to hell, there’s no suppressing it. A
troop of Islamic Black Widows practice their target in no man’s land. Killing people is like shooting birds, which applies to all involved. The voracity of nature, people turned to stone, visions
in the belly of monsters. Within the eye of the
beast, the reflection of a passing cloud can be
made out, with the sun’s rays shining behind it.
It’s still early in the morning and the atoms are
only slowly assembling to decide to get up early
once again in order to pass through the door.
More at www.pym.de.
arsenal freundeskreis märz 16 37
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38 märz 16 anzeigen
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