Auszug aus dem Buch

1. DI E TEXTI NTE RPRETATION
B. Hauptteil
Leitfragen aus der Aufgabenstellung
oder
Leitfragen aus Arbeitsschritt 6 (wenn keine Leitfragen in der Aufgabenstellung)
C. Schluss
Aktualität des Gedichts oder
Versuch einer Wertung oder
literaturgeschichtliche Bedeutung
Sprache des Aufsatzes
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Textverweis
Schreibhaltung objektiv und distanziert
Präsens oder Perfekt (um Vorzeitigkeit auszudrücken) benutzen
Formulierungen kurz, sachlich und präzise
in Inhaltsangabe keine eigene Wertung, z. B. in Form wertender Attribute, und
keine Zitate
Umwandlung der direkten Rede in die indirekte Rede, dabei unbedingt Konjunktiv verwenden
vom Wortlaut des Textes lösen und in eigenen Worten schreiben
Behandlung der Leitfragen immer (Ausnahme: Inhaltsangabe) mit Textbezug
(Zitate!)
Fachbegriffe verwenden
Üben Sie die Umformung direkte Rede ➝ indirekte Rede in Ü 1 (Bd. 1) und Ü 2
(Bd. 1)! Üben Sie richtiges Zitieren in Ü 27 (Bd. 1)!
1.2.3 Fachbegriffe der Lyrik
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Fachbegriff
Erklärung
Alexandriner
Reimvers mit sechshebigem ➝ Jambus, der nach
der dritten Hebung eine deutliche Zäsur aufweist
(aus gr. „Zurückschlagen“)
Anapäst
dreisilbiger ➝ Versfuß, der aus zwei kurzen (unbetonten) Silben und einer langen (betonten) Silbe
besteht
1. DI E TEXTI NTE RPRETATION
Auftakt
unbetonte, der ersten Hebung vorangehende
Silbe(n) am Versanfang
Binnenreim
➝ Reimformen
Blankvers
reimloser, fünfhebiger ➝ Jambus
Daktylus
(gr. Finger)
dreisilbiger ➝ Versfuß, der aus einer langen
(betonten) Silbe und zwei kurzen (unbetonten)
Silben besteht
Gedankenlyrik
Gedicht, in dem philosophische oder theologische
Gedanken gestaltet werden
Jambus
(gr. „schleudern“)
zweisilbiger ➝ Versfuß, der aus einer kurzen (unbetonten) und einer langen (betonten) Silbe besteht
Kadenz
(zu lat. „fallen“)
Form des Versendes, einsilbig (= stumpfe oder
männliche Kadenz) oder zweisilbig (= klingende
oder weibliche Kadenz)
Konkrete Poesie
Form der modernen Lyrik, die sich der Sprache z. B.
unter visuellen oder akustischen Gesichtspunkten
bedient (z. B. in Form ornamentaler Anordnung)
Kreuzreim
➝ Reimformen
lyrisches Ich
Bezeichnung für den Sprecher im Gedicht
(= Erzähler in epischen Texten), darf nicht mit
dem Dichter verwechselt werden
Metrum
(gr. „Maß“)
Bezeichnung für Versmaß, das sich nach Betonung
und Dauer bestimmt und den Takt (Versfuß) als
kleinste rhythmische Einheit hat. Aufgrund der
natürlichen Sinnbetonung unterscheidet man z. B.
➝ Jambus, ➝ Trochäus, ➝ Daktylus, ➝ Anapäst.
Paarreim
➝ Reimformen
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1. DI E TEXTI NTE RPRETATION
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Fachbegriff
Erklärung
Reimformen
Binnenreim: Reimwörter innerhalb einer Verszeile
Kreuzreim: ab
Paarreim: aabb
umschließender Reim: abba
Schweifreim: aabccb
Rhythmus
(zu gr. „fließen“)
harmonische Sprachbewegung, die aus dem
Metrum und der dem natürlichen Sinn folgenden
Betonung resultiert
Schweifreim
➝ Reimformen
Sonett
(zu ital. „Ton“, „Klang“)
streng aufgebaute Gedichtform, bestehend aus
zwei Quartetten und zwei Terzetten
Takt
➝ Metrum
Terzine
Kettenreim (aba bcb cdc ded usw.), bestehend
aus fünffüßigen Jamben
Trochäus
(gr. „laufen“)
zweisilbiger Versfuß, der aus einer langen (betonten) und einer kurzen (unbetonten) Silbe besteht
umschließender Reim
➝ Reimformen
Vers
(lat. „Reihe“, „Zeile“, „Umwendung“)
gegliederte, poetisch gestaltete Wortfolge
(Gegensatz: Prosa)
Versfuß
➝ Metrum
1. DI E TEXTI NTE RPRETATION
1.2.4 Ausführung der Arbeitsschritte anhand eines Beispiels
Arbeitsaufgabe:
Interpretieren Sie das folgende Gedicht von Martin Opitz!
Martin Opitz, geboren 1597 in Bunzlau, gestorben 1639 in Danzig, „Vater der
deutschen Dichtung“, formulierte ein konsequentes Reformprogramm für die
deutschsprachige Dichtung: Buch von der Deutschen Poeterey (1624, erste
deutschsprachige Poetik)
Aufgabe
Info
Martin Opitz (1597–1639)
Francisci Petrarchae (um 1620)
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Ist Liebe lauter nichts / wie dass sie mich entzündet?
Ist sie dann gleichwol was / wem ist jhr Thun bewusst?
Ist sie auch gut vnd recht / wie bringt sie böse Lust?
Ist sie nicht gut / wie dass man Frewd’ aus jhr empfindet?
Lieb’ ich ohn allen Zwang / wie kan ich Schmertzen tragen?
Muss ich es thun / was hilfft’s dass ich solch Trawren führ’?
Heb’ ich es vngern an / wer dann befihlt es mir?
Thue ich es aber gern’ / vmb was hab’ ich zu klagen?
Ich wancke wie das Graß so von den kühlen Winden
Vmb Versperzeit bald hin geneiget wird / bald her:
Ich walle wie ein Schiff das durch das wilde Meer
Von Wellen vmbgejagt nicht kan zu Rande finden.
Ich weis nicht was ich wil / ich wil nicht was ich weis:
Im Sommer ist mir kalt / im Winter ist mir heiß.
Lesetext
(Aus: Gesammelte Werke. Hrsg. von George Schulz-Behrend. Bd. 2. Stuttgart 1979)
Lösungsvorschlag:
1. Text mehrmals genau lesen, unbekannte Wörter klären.
Lösung
2. Thema des Gedichtes in einem Satz oder in zwei Sätzen zusammenfassen.
Opitz beschäftigt sich bei seinem Versuch, das Phänomen „Liebe“ zu definieren,
mit den verschiedenen Erscheinungsformen dieser menschlichen Emotion.
3. Intention (Absicht) des Dichters feststellen und notieren.
Liebe entzieht sich einer klaren Definition, sie lässt sich nur in ihrer Widersprüchlichkeit beschreiben und erleben.
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