Gegen Gästetaxe wird mobilisiert

GRAUBÜNDEN
D i e n s t a g , 9. Fe b r u a r 2 0 1 6
Knut Rupprecht: «Wir spielen jetzt
in einer anderen Liga»
Die Swiss School of Tourism and Hospitality (SSTH) in Passugg befindet sich im Umbruch. Langfristig will die Schule von
250 auf 600 Studierende wachsen. Dafür sind Investitionen nötig, wie Direktor Knut Rupprecht erzählt.
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Gegen Gästetaxe
wird mobilisiert
Wie bereits in den Regionen Flims-Laax-Falera
und Disentis wird nun auch in Brigels und
Umgebung eine Interessengemeinschaft für
die Besitzer von Zweitwohnungen gegründet.
BRIGELS Das im Januar in Kraft getretene Gesetz
über die Gäste- und Tourismustaxen sorgt unter
den Zweitwohnungsbesitzern in Brigels und Umgebung für Unmut. Die Tourismustaxe werde von den
meisten Zweitwohnungsbesitzern als überrissen
und ungerecht empfunden, und sie habe «zu einer
Flut von Einsprachen» geführt. Mit der Gründung
einer Interessengemeinschaft sollen nun die Kräfte
gebündelt und die Interessen der Zweitwohnungsbesitzer gegenüber den Behörden besser vertreten
werden.
Ignaz Derungs, aufgewachsen in Tavanasa und
wohnhaft im Kanton Zürich, ist vom neuen Gesetz
direkt betroffen, und er ist Mitinitiant der IG Zweitwohnungsbesitzer. Grundsätzlich befürworte er
ein neues Gesetz, das den Tourismus in der Surselva schlagkräftiger mache, betont Derungs. Eine
Pauschalisierung der Gäste- und Tourismusabgaben, welche die bisherigen Einzelabrechnungen
ablöse, werde von ihm sogar begrüsst. «Die zu bezahlende Pauschale pro Quadratmeter Wohnfläche
lehnen wir jedoch vehement ab.» Auf diese Weise
würden sich die Taxen für mehrere Haushalte von
bisher rund 900 auf 2500 Franken im Jahr erhöhen.
Die Mitglieder der neu zu gründenden IG – Derungs
rechnet mit rund 100 Mitgliedern – werde sich für
massvolle Gebühren und Steuern und für deren
zweckmässige Verwendung einsetzen. (BT/KE)
▸ NA D JA M AU R E R
Zwei Jahre ist es her, dass die weltbekannte Ecole hôtelière de Lausanne (EHL) 75 Prozent des Aktienpaketes an der Hotelfachschule
Passugg (SSTH) übernommen hatte.
Das «in Seenot geratene Schiff», wie
das «Bündner Tagblatt» am 22. November Guglielmo L. Brentel, damals Präsident von Hotelleriesuisse, zitierte, könne nun wieder flottgemacht werden. «Auch wenn die
See noch rau ist», so Brentel.
Und rau, das ist sie. Im laufenden Jahr hat die SSTH mit 250 Personen so wenige Studierende wie
noch nie in ihrer 50-jährigen Geschichte. Das ist von Knut Rupprecht zu erfahren, der die Geschicke der Schule seit 1. März 2014 als
Direktor leitet. «Dies war aber gemäss Businessplan erwartet, da die
letzten starken Jahrgänge die Schule verlassen haben. Wir sind aber
jetzt auf dem richtigen Weg, damit
diese Schule wieder die Studierendenzahl erreicht, die sie einmal hatte», zeigt sich Rupprecht zuversichtlich.
IG-Gründung am Samstag, 20. Februar,
18 bis 19 Uhr im Hotel «Kistenpass» in Breil/Brigels.
Infos und Anmeldung: www.igzwb.ch
FDP und SP wollen breites
Öffentlichkeitsprinzip
Bachelor-Lehrgang ab 2018
Zwei Jahre nach der Übernahme der SSTH Passugg durch die Ecole hôtelière de Lausanne: SSTH-Schuldirektor
Knut Rupprecht zieht im Restaurant «Paulaner’s» an der Hotelfachschule Bilanz. (FOTO MARCO HARTMANN)
internationalen Markt stösst das
duale Schweizer Modell, welches
die berufliche und akademische
Ausbildung kombiniert, auf grosses
Interesse. In vielen Ländern herrsche eine Überakademisierung. Das
führe zu einer hohen Arbeitslosig-
«
Die Zeit, als ein
Tellerwäscher zum
Hoteldirektor
aufsteigen konnte,
ist vorbei
»
keit bei den Jugendlichen, «da sie
nicht auf die Arbeitswelt vorbereitet wurden», so Rupprecht. Das HFProgramm der SSTH, wo die Studierenden sowohl eine praktische
(Praktikum) als auch akademische
Ausbildung geniessen, sei eine Option, die andere Länder so nicht
kennen würden. «Doch dieses System zu erklären, ist die grosse Herausforderung», erklärt er. Es gebe
aber auch Märkte in Asien, wie beispielsweise Singapur, die das
Schweizer Modell mit beiden Laufbahnen schon anbieten würden,
oder Südkorea, wo die Politik das
duale Modell fördern wolle.
Investitionen von zwei Millionen
Änderungen gibt es auch beim Programm der Gastgewerblichen Fachschule Graubünden (GFG). Seit 1995
bildet die GFG in Passugg junge Leute zu Hotel- und Gastrofachleuten
aus und machte Graubünden damit
zum Vorreiter in dieser Ausbildung.
Laut Knut Rupprecht wird das Programm ab 2017 durch die Ausbildung Hotelkommunikationsfach-
frau/-fachmann EFZ ersetzt. «Auch
hier hoffen wir auf starken Zuwachs», sagt er.
Und Zuwachs kann das Schulhotel gebrauchen. Mit der Einführung des neuen HF-Programms, des
Bachelors und der neuen Ausbildung basierend auf dem GFG-Programm will die Schule für ebendiesen Zuwachs sorgen. «Wir wollen
bis 2020 um die 450 Studierende haben», formuliert Rupprecht das Ziel.
Längerfristig sollen es maximal 600
sein, also 450 Studierende auf dem
Campus, 150 im Praktikum. «Das
entspricht Zahlen, welche diese
Schule vor einigen Jahren schon
mal hatte», weiss er zu berichten.
Dieses Wachstum hat Investitionen zur Folge. Wie der Schuldirektor ausführt, sollen bis 2017 rund
zwei Millionen Franken in die Infrastruktur investiert werden. Damit
kommt die Schule dem Vertrag mit
dem Kanton nach, der vorsieht,
dass bis 2017 jährlich 600 000 Franken in die Infrastruktur fliessen. Bereits vier Millionen seien für Erneuerungen eingesetzt worden.
Weiterer Investitionsbedarf sei
in der Küche vorhanden sowie beim
Zimmerangebot für die Studierenden. «Die Küche ist immer noch
eine Hotel- und keine Unterrichtsküche», bemerkt Rupprecht. Nicht
ausgebaut werden müssten die
Unterrichtsräumlichkeiten. In welchem Umfang die Investitionen
konkret erfolgen werden, soll im
Frühling entschieden werden.
Auch wenn die Schule punkto
Studierendenzahl wachsen will, soll
es weiterhin kleine Klassen geben,
stellt Rupprecht klar. «Wir haben
maximal 30 Studenten in einer
Klasse. Das ist unsere Stärke.» Mit
dieser «familiären Stimmung» will
sich das Schulhotel auch gegenüber
der EHL, mit notabene 2500 Studierenden auf dem Campus, profilieren. «Auch wenn die Marke EHL ein
wahnsinnig starker Motor ist, um
unsere Marke aufzubauen, bleibt
Passugg eigenständig.»
Der internationale Markt im Visier
Nach wie vor unterstützt die EHL
die SSTH beim Liquiditätsbedarf,
denn noch ist die Anzahl Studierende zu tief für einen rentablen Betrieb. Rupprecht ist aber zuversichtlich, dass es ab nächstem Jahr wieder aufwärtsgeht. «Ab dem Semester 2017/18 werden wir etwa 350 Studierende haben», sagt er. Das im
Ausland wenig bekannte akademische und berufliche Ausbildungs-
CHUR Die FDP- sowie die SP-Fraktion des Bündner
Grossen Rates wollen einen Einbezug der Regionen
und Gemeinden unter das neue Öffentlichkeitsprinzip. Die FDP-Fraktion hat sich laut einer Mitteilung von gestern an ihrer Sitzung zur Vorbereitung
der kommenden Februarsession nach intensiver
Diskussion entschieden, beim Öffentlichkeitsgesetz die Kommissionsminderheit zu unterstützen.
Diese verlangt, dass als öffentliche Organe «die Behörden, Verwaltungen und Kommissionen des
Kantons, der Regionen und Gemeinden gelten» sollen. Der Vorschlag von Regierung und Kommissionsmehrheit hingegen will den Geltungsbereich
des Öffentlichkeitsprinzips auf den Kanton beschränken. Die SP-Fraktion ist ebenfalls überzeugt,
dass das Öffentlichkeitsprinzip auch für die Gemeinden und Regionen «ihre Richtigkeit» hat. Laut
einer Mitteilung wird die SP-Fraktion kommende
Woche in der Grossratsdebatte zum neuen Öffentlichkeitsgesetz den Minderheitsantrag geschlossen
unterstützen. (BT)
INSERAT
28.2.2016
«
2016 wird ein
wichtiges Jahr.
Wir müssen
beweisen, dass die
Pumpe jetzt läuft
»
angebot habe die Schule im internationalen Markt zurückgestellt. Das
will die neue Geschäftsleitung nun
ändern und vor allem international
für das Angebot weibeln. Gerade in
Asien habe sich die Hotellerie
enorm entwickelt, entsprechend
gross sei die Nachfrage nach Kadermitarbeitenden.
«Mit
unserer
Swissness geniessen wir im Ausland als Ausbildungsstätte hohe Attraktivität.»
Abschliessend sagt Rupprecht,
dass 2016 ein sehr wichtiges Jahr für
die SSTH werde. «Wir müssen beweisen, dass wir im Aufschwung
sind und die Pumpe jetzt läuft.»
Rudolf Kunz
Fraktionspräsident
FDP
«Die Investitionen in
eine nachhaltige
Sanierungslösung
zahlen sich aus.»
gotthard-sanierungstunnel-gr.ch
Komitee «Gotthard Tunnel sicher JA», Postfach 381, 7001 Chur
Mit der Übernahme der SSTH durch
die EHL, die inzwischen über
90 Prozent der Aktien besitzt, hat
sich die Ausbildung in Passugg im
Niveau stark erhöht, wie Rupprecht
ausführt. «Wir spielen jetzt in einer
anderen Liga als vorher.»
Ein erster Schritt in eine erfolgreiche Zukunft sei die Neubesetzung der Geschäftsleitung gewesen.
Bewährt habe sich auch, dass in
Lausanne der akademische Weg angeboten werde, in Passugg die praxisbezogene Ausbildung. «Jetzt
wollen wir die Brücke herstellen
zwischen der Berufsbildung und
der akademischen Bildung», erläutert Rupprecht. Ab 2018 soll dazu der
erste Bachelor-Lehrgang im Schulhotel in Passugg eingeführt werden.
Der Bachelor of Science in International Hospitality Management,
nach dem Lehrplan der EHL, richtet
sich an Absolventen der Höheren
Fachschule (HF), die nach ihrer Ausbildung drei Semester des anerkannten Bachelors in Englisch anhängen können.
Die ersten Studierenden aus
dem neuen HF-Studium in Passugg,
das letzten Sommer gestartet ist,
können im Herbst 2018 mit dem Bachelor loslegen und sind danach
laut Rupprecht für einen Master an
allen Universitäten zugelassen. Die
EHL und ab 2018 auch Passugg bieten damit den einzigen HospitalityBachelor in der Schweiz an, der vom
Bund anerkannt und am BolognaSystem angeschlossen ist. «Das ist
ein Pilotprojekt in der Schweiz», so
Rupprecht, «und für uns sehr spannend, hier die Vorreiterrolle spielen
zu können.» Er sei überzeugt, dass
das die Zukunft sei.
Denn die Komplexität für die
Führung eines grösseren Hotels (ab
150 Betten) ist laut dem Direktor
«unheimlich angestiegen». «Die
Zeit, als ein Tellerwäscher zum Hoteldirektor aufsteigen konnte, ist
vorbei.» SSTH-Absolvierende, die
eine breite Praxisausbildung erhalten und gleichzeitig den konzeptionellen Ansatz erlernen, «sind für
diese Industrie ideal». Gerade im
B ü n d n e r Ta g b l a tt