GESTALTETES GRÜN Lattenkopf abschrägen Fase Pfosten abschrägen Querriegel abschrägen Köpfe angespitzt Köpfe längs abgeschrägt Köpfe vorn abgeschrägt Lattenzäune – unterschiedliche Kopfausprägung Köpfe gerundet Die Grundstückseinfriedung ist mehr als ein funktionales Element. Sie ist auch deutlicher Ausdruck des Selbstbilds der Bewohner. Ganz besonders die Vielfalt der Holzzäune zeigt, wie sich die Einfriedung gekonnt in die Gesamtgestaltung einbinden lässt. DEGA-Autor Günter Mader stellt verschiedene Zauntypen vor. D er Mensch hat ein natürliches Bedürfnis, seinen engsten Lebensraum durch Mauern oder Zäune zu begrenzen. Für Grundstücke innerhalb geschlossener Siedlungsbereiche besteht in der Regel sogar eine so genannte „Einfriedungspflicht“, das heißt das Errichten eines Zaunes wird vom Gesetzgeber vorgeschrieben. Zwar ist die beabsichtigte Ausführung eines Zau- 9/2003 ornamentale Köpfe Köpfe mit Abdeckprofil Holzbau Holzzäune – Grenze und Rahmen des Gartens nes im Detail nicht genehmigungspflichtig, sie muss jedoch den Vorgaben der Landesbauordnung, des Bebauungsplanes oder der Ortsbausatzung entsprechen. In diesen Bestimmungen wird allerdings weniger die Art der Gestaltung, sondern vor allem die Höhe der Einfriedung festgelegt. Wer einen Zaun plant, wird sich angesichts der enormen Vielfalt der Gestaltungsmöglichkeiten als erstes fragen: Welcher Zaun ist stilistisch angemessen und welcher erfüllt die geforderten Funktionen am besten? Für die straßenseitige Einfriedung eines Grundstücks in einem alteingesessenen Villenviertel kann man sich guten Gewissens für einen etwas aufwändiger gestalteten, weiß lackierten Lattenzaun entschei- den, zur Einfriedung eines Grundstücks im dörflichen Umfeld kommt hingegen nur eine schlichte, unprätentiöse Lösung in Frage, zum Beispiel in Form eines naturvergrauten Staketenzaunes. Außerdem stellen sich die Fragen: Welche Anforderungen hat der Zaun zu erfüllen? Soll er einen wirksamen Einbruchschutz bieten, soll er in den Garten eindringende ■ Z AU N BAU Die Konstruktionselemente Um die Vielfalt der zur Verfügung stehenden Holzzäune mit einer gewissen Systematik zu betrachten, empfiehlt es sich, die einzelnen Konstruktionselemente – Pfosten, Riegel und Füllung – klar voneinander zu unterscheiden: Die Pfosten, deren Funktion oft auch von gemauerten Pfeilern oder monolithischen Natur- steinpfeilern übernommen wird, verankern den Zaun im Boden. Die Riegel oder Querriegel werden zwischen die einzelnen Pfosten oder Pfeiler gespannt und dienen als Befestigungsgrundlage für die Füllung, die aus Brettern, Latten, Rundhölzern, Halbhölzern, Flecht- oder Spalierelementen bestehen kann. 13 GESTALTETES GRÜN einfacher Weidezaun aus Spalthölzern Bretterzaun horizontal Lattenzaun mit Sockelmauer und Pfeiler Tiere fernhalten, soll er Sichtund Windschutz bieten oder soll er möglichst unauffällig sein und den freien Ausblick in die Landschaft nicht behindern? Mit der Planung eines Zaunes im Hanggelände ist eng die Frage verbunden, wie man eine optisch befriedigende Anpassung an den Geländeverlauf erreichen kann. Folgt die Oberkante des Zaunes mit einer abgeschleppten Kontur dem Hangverlauf oder reagiert man auf das Gefälle mit einer Ab- 14 treppung? Während ein hochwertiger Lattenzaun nach strikter Einhaltung der Horizontalen verlangt, kann ein Staketenzaun sich maßvoll dem Geländeverlauf anpassen und muss nicht perfekt horizontal ausgerichtet werden. Viele Zauntypen Die Auswahl an unterschiedlichen Zäunen ist so vielfältig wie das Baumaterial. Grob gegliedert lassen sich folgende Typen unterscheiden: ➜ Einfache Weidezäune aus Holz: Heute gibt es in den Landschaften Europas leider nur noch sehr selten eine lebendige Kultur von einfachen hölzernen Feld- oder Weidezäunen. Sie werden kaum benötigt, da das Vieh nur noch selten auf die Weide kommt oder weil die alten Holzzäune längst durch Stacheldraht- und Elektrozäune ersetzt worden sind. Wer ein Auge für die Schönheit sehr einfacher Dinge hat, wird begeistert sein von den derben Holzzäunen, die man gelegentlich bei Pferdeoder Rinderweiden sieht: gespaltene Eichenpfosten und grob gespaltene Kanthölzer als Querriegel. ➜ Staketenzäune: Eine der einfachsten, sehr rustikal wirkenden Gestaltungen eines Holzzaunes ist der aus geschälten oder ungeschälten Rundoder Halbhölzern gebaute „Staketenzaun“. Die einzelnen Staketen mit Längen zwischen 80 und 180 cm haben einen Durchmesser von etwa 6 cm und werden mit Abständen von 4 bis 6 cm an einem oberen und unteren Querriegel aufgenagelt. Die Köpfe der Staketen sind zumeist angespitzt. Die Pfosten stehen auf der Rückseite des Zaunes, und so wird auf Ein Staketenzaun kann sich maßvoll dem GELÄNDEVERLAUF anpassen der Vorderseite das schöne Bild einer gleichmäßigen Reihung nicht unterbrochen. ➜ Lattenzäune sind die heute gebräuchlichste Form von Holzzäunen. Es gibt sie in einer großen Ausführungsvielfalt und ihr Erscheinungsbild reicht von ländlich rustikal bis städtisch elegant. Das Grundelement eines Lattenzaunes ist die gesägte und meist glatt gehobelte Latte mit Profilabmessungen zwischen 15/60 mm bis 25/100 mm aus Weich- oder Hartholz. Die Latten werden in Abständen zwischen zwei Drittel und voller Lattenbreite auf die Querriegel aufgeschraubt oder aufgenagelt. Die üblichen Höhen von Lattenzäunen liegen zwischen 60 und 200 cm. Bei Einfriedungen zum öffentlichen Straßenraum werden Lattenzäune oft mit gemauerten Pfeilern und Sockelmauern kombiniert und bekommen dadurch eine besonders repräsentative Gestaltungsform. ➜ Bretterzäune: Für Einfriedungen, die einen möglichst guten Blick- und Windschutz gewährleisten sollen, sind hohe Bretterzäune am besten geeignet. Um ein weniger drastisch abschottendes, luftigeres und angenehmeres Erscheinungsbild herzustellen, werden die vertikalen Bretter oft wechselseitig auf die Querriegel aufgenagelt. In analoger Ausführung sind auch Konstruktionsformen mit horizontal angeordneten Brettern gebräuchlich. Hier wird auf die Querriegel verzichtet und die Bretter werden wechselseitig direkt auf die Pfosten genagelt. ➜ Palisadenzäune, die aus einer Reihe mehr oder weniger dicht nebeneinander eingeschlagener Rundpfosten beste- 9/2003 GESTALTETES GRÜN hen, wurden schon von den Römern beim Bau ihrer Befestigungsanlagen verwendet (zum Beispiel Limes). Auch von mittelalterlichen Burg- und Befestigungsanlagen sind solche Konstruktionen überliefert. Wie die fast 1,5 km lange und zwei Meter hohe Einfriedung des 1999 fertig gestellten neuen botanischen Gartens von Barcelona zeigt, ist der Palisadenzaun nach wie vor ein aktuelles Gestaltungsmittel. Die schier endlos wirkende Reihe der Rundhölzer mit einem Durchmesser von 12 cm, die im Abstand von 15 cm in den Boden geschlagen sind, ergibt ein sehr überzeugendes Bild, das durch die auffällige Abschrägung der Palisadenköpfe eine leichte und elegante Note bekommt. Man erkennt sofort, dass ein großer Vorteil solch eines Palisadenzaunes darin besteht, dass er sich ohne Zwang jeder beliebigen Geländebewegung anpasst. ➜ Flechtzäune: Wie mittelalterliche Malereien und Holzschnitte belegen, waren Flechtzäune früher in ganz Mitteleuropa eine der gebräuchlichsten Zaunarten. Aus biegsamen Weiden- oder Haselruten, oft in Verbindung mit Querrie- geln und Pfosten aus Nadelholz, wurden mehr oder weniger geschlossene Flechtwerke hergestellt. Sofern die Ruten frisch geschnitten waren und mit Erdkontakt eingebaut wurden, wurzelten sie, schlugen bald aus und es entstanden dann „lebende Flechtzäune“. Eine faszinierende 1995 beim „Festival de Jardin“ in Chaumont sur Loire, Frankreich, entstandene Zaunkonstruktion, die man gerne mit dem Prädikat „Gartenkunstwerk“ versehen würde, griff diese alte Praxis auf und gab ihr neue Aktualität. Obgleich Flechtzäune heute eher bei Heimat- und Freilichtmuseen oder als Kuriosa auf Gartenschauen zu finden Flechtzäune besitzen eine ungewöhnlich FEINE, LEBENDIGE und SCHÖNE Oberflächenstruktur www.ruv.de Lackierter Holzzaun in einem Innenhof in Kopenhagen/DK (Planung Charlotte Skibsted) R+V - Der Partner der Gärtner und Floristen sind, entdeckt man doch vereinzelt auch Beispiele in Privatgärten – vor allem in England und Skandinavien. Man möchte diesen Zäunen eine weitere Verbreitung wünschen, denn sie besitzen eine ungewöhnlich feine, lebendige und schöne Oberflächenstruktur. Die als 2 bis 5 Meter lange und 1,5 bis 2 Meter hohe Fertigelemente angebotenen Lamellenzäune sind eine viel verbreitete Sonderform der Flechtzäune. Sie bestehen aus regelmäßig gereihten vertikalen Kanthölzern und 5 bis 10 mm dicken, unbehandelten Holzstreifen, die zusammen eine geflechtartige Gesamtstruktur bilden. ➜ Spalierzäune zählen zu den anspruchsvollsten und pflegebedürftigsten Gestaltungsformen und sind nur in einer entsprechenden Umgebung angemessen. Die üblichen Lattenmaße liegen zwischen 15/40 mm und 20/80 mm. Sie wer- Wir bieten Ihnen kompetente Beratung, attraktive Konditionen betriebliche und private Altersversorgung für die und die passende Absicherung gegen Berufsunfähigkeit. Wir beraten Sie gerne. Wenden Sie sich an Ihren Landesverband. Zentralverband Gartenbau e.V. FACHVERBAND DEUTSCHER FLORISTEN e.V. GESTALTETES GRÜN Lackierter Lattenzaun mit Abdeckprofil in Karlsruhe Naturvergrauter Spalierzaun aus Esskastanie. Château Chamerolles, Loire/F den sowohl in horizontal/vertikaler Anordnung oder aber im 45°-Grad- Diagonalraster eingebaut und haben Abstände vom Ein- bis Zweifachen der Lattenbreite. Meist werden die Spalierfelder an den Rändern sowohl innen als außen mit einer umlaufenden Latte eingefasst. MATERIALIEN Für Holzzäune werden meist heimische Nadelhölzer verwendet. Bei einfachen Zäunen ohne Anstrich und Lackierung werden als Füllprofile Fichten- und Tannenhölzer verwendet und für die Pfosten und Querriegel wegen der besseren Witterungsbeständigkeit Schnitthölzer aus Kiefer, Lärche und Eiche. Bei hochwertigen, lackierten Zäunen sind Harthölzer unbedingt vorzuziehen, weil sie weniger quellen und schwinden. Grundsätzlich sollten nur Bauschnitthölzer der Güteklasse I verwendet werden. Da Holzzäune sehr gefragte Massenartikel sind, steht in den Angeboten der Baumärkte und Gartencenter eine große Produktpalette bereit. Wer die Ware auf konstruktive Qualitäten hin betrachtet, wird sich an die Lebensweisheit: „Billig ist teurer als richtig!“ erinnern. Es gibt hochwertige und gut konstruierte Fertigzäune aus Holz, doch diese rangieren in einer Preisklasse, die in jedem Fall mit dem Angebot eines Zimmermanns oder Schreiners für einen individuell gefertigten Holzzaun verglichen werden sollte. 16 An der Oberkante sollte zum Schutz der aufwändigen Konstruktion ein dachförmig abgeschrägtes Profil vorgesehen werden. Als rahmenartig geschlossene Elemente werden die Spalierfelder zwischen die Pfosten oder gemauerten Pfeiler eingehangen und meist werden sie durch eine Sockelmauer kniehoch vom Erdboden abgehoben. ➜ Mobile Zaunelemente: In England und Frankreich sieht man gelegentlich einfache Zaunelemente, die in dicken gebündelten Rollen angeboten werden. Diese Zäune bestehen aus Hartholzstaketen (zum Beispiel Esskastanie), welche mit verzinkten Drähten auf Abstand gehalten werden. Die Staketen sind unten angespitzt und werden etwa 30 cm tief in den Boden eingeschlagen. Die jeweils etwa 3 m langen Zaunelemente können mit Draht verbunden werden oder sie werden zur besseren Aussteifung an solide gegründeten Holzpfosten befestigt. Die beschriebenen Zäune werden oft für temporäre Einfriedungen verwendet. Sie sind durch ihre schöne Struktur, ihr legeres Erscheinungsbild und das rustikale Material ein charmantes Provisorium. Holzschutzmaßnahmen Da Holz im Freiraum unbedingt vor stehender Feuchtigkeit und den damit verbundenen Zersetzungen durch Pilze, Mikroorganismen und tierische Schädlinge zu schützen ist, müssen auch bei Zäunen die Forderungen des konstruktiven Holzschutzes beachtet werden. Weil die Holzteile im bodennahen Bereich durch Spritzwasser und Erdfeuchte besonders gefährdet sind, sollte ein möglichst großer Bodenabstand eingehalten werden, am besten sollten es 15 cm sein. Diese Forderung steht oft im Widerspruch zu der Absicht, mit dem Zaun auch eine funktionstüchtige Absperrung gegen eindringende Tiere zu schaffen. Die Zaunpfosten sind besonders fäulnisgefährdet. Da von der Unversehrtheit der Pfosten die Standfestigkeit des Zaunes abhängt, müssen hier vorbeugende Maßnahmen getroffen werden. Es empfiehlt sich, für die Pfosten Hartholz oder kesseldruckimprägniertes Nadelholz zu verwenden. Hölzerne Zaunpfosten, die üblicherweise 70 cm tief gegründet werden, dürfen nicht von bindigem Boden oder Beton umschlossen sein, sondern sollten in verdichtetem Kies oder Splitt eingebaut werden. Die baukonstruktiv beste, jedoch aufwändigste Lösung besteht in der Verwendung von Metallschuhen aus feuerverzinktem Stahl oder Edelstahl, die in Betonfundamenten verankert sind und die Holzpfosten etwa 15cm vom Erdboden fernhalten. Zur besseren Ableitung des Regenwassers werden die Pfostenköpfe abgeschrägt oder mit einer pyramidenförmigen Spitze versehen. Je nach gestalterischem Anspruch ist auch eine handwerklich solide ausgeführte Abdeckung mit Zinkblech denkbar. Die Füllelemente – ganz gleich ob Staketen, Latten oder Bretter – werden aus Gründen des konstruktiven Holzschutzes an der Oberseite ebenfalls abgeschrägt, angespitzt oder mit einem durchgehenden Holzprofil abgedeckt. Aus den baukonstruktiven Notwendigkeiten haben sich sehr vielfältige und dekorative Lösungen entwickelt (siehe Zeichnung). Nicht nur die Pfosten und Füllelemente, sondern auch die Oberseiten der Querriegel sollten zur Vermeidung stehender Feuchtigkeit abgeschrägt werden (siehe Zeichnung). Unabhängig vom konstruktiven Holzschutz kann die Lebensdauer eines Holzzaunes auch durch einen regelmäßig erneuerten chemischen Holzschutz und einen Anstrich deutlich erhöht werden. Lasuranstriche sind geeigneter als deckende, filmbildende Anstriche, die nach einigen Jahren unvermeidlich abblättern und dann nur mit relativ großem Aufwand in Ordnung zu bringen sind. Bei lackierten Holzzäunen ist Weiß eine der beliebtesten Farben. Daneben sind gedeckte Grünund Grautöne, gedämpfte dunkle Blautöne und in Richtung Ziegelrot oder Ochsenblutrot gebrochene Farbtöne verbreitet. Unter dem Licht der skandinavischen Länder sehen Lattenzäune auch in zarten Cremegelbtönen sehr gut aus. Text und Bilder: Günter Mader, Ettlingen Zeichnungen: Elke Zimmermann 9/2003
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