Die Hanseatische Akademie lehrt mediales Auftreten - Nicht jeder Kandidat verträgt den gnadenlos analytischen Blick des Objektivs Von Karin Hahn – Berliner Morgenpost «Eine Fernsehkamera verzeiht einem nichts. Jedes ¸äh´, jeder dumme Gesichtsausdruck, alles wird direkt übertragen.» Diese bittere Erkenntnis machte nicht nur Edmund Stoiber sondern auch Carsten Teubel, als er ein Medientraining bei der Hanseatischen Akademie für Marketing und Medien (Hamm) absolvierte. Danach war für ihn klar, dass er lieber nicht vor der Kamera agieren möchte. Medienkompetenz ist eine gefragte Eigenschaft. Nicht nur Moderatoren, auch Politiker, Experten aller Art und Konzernmanager bevölkern die Talkrunden oder müssen vor großen Menschenmengen eine gute Figur machen. Damit sie keine böse Überraschung erleben, bieten eine Hand voll Firmen ein Training für den Auftritt vor der Kamera an. Neben Ulrich Meyer und seiner Filmund Fernsehproduktionsgesellschaft Meta und der Journalistin Marion Uhrig bietet in Berlin die Hanseatische Akademie solche praxisorientierten Seminare an. Seit dem Frühjahr dieses Jahres hat die Akademie einen Zweitsitz in der Hauptstadt. «In Hamburg ist die Akademie seit den 50er Jahren als Talentschmiede für Marketing-, Kommunikation-, Design- und Medien-Fachleute bekannt», sagt Nicole Gauditz, Leiterin der Berliner Niederlassung. An Elbe und Alster hatte man zu Zeiten des Wirtschaftswunders mit der Ausbildung von Fachleuten für die Werbewirtschaft begonnen. Der Begriff Marketing war noch nicht geprägt, die Werbewirtschaft steckte noch in den Kinderschuhen, doch die Wirtschaft hatte erkannt, dass sie Konzepte brauchte, um die neu geschaffenen Konsumgüter an den Kunden zu bringen. Die Hamm ging mit speziell konzipierten Studiengängen auf die Anforderungen des Marktes ein. Das Credo lautete: «So viel Theorie wie nötig, aber so viel Praxis wie möglich.» Dieser Grundsatz wurde beibehalten, als Anfang der 90er Jahre der Fachbereich Medien entstand. Die Dozenten der Seminare kommen aus der Praxis, durch gut eingerichtete Film- und Fernsehstudios wird eine realistische Arbeitssituation geschaffen. «In Berlin sind wir eine Kooperation mit der Firma Atkon eingegangen, um die besten technischen Voraussetzungen für unsere Studierenden zu schaffen», so Nicole Gauditz. Geleitet wird das Medientraining von dem Diplom-Psychologen Cord Bitter, der seit Jahren als Trainer und Coach von TVModeratoren und Nachwuchsmoderatoren für diverse Fernsehsender und Produktionsfirmen tätig ist. «Wichtigstes Ziel des Medientrainings ist es, den Teilnehmern deutlich zu machen, wie sie von einer außenstehenden Person wahrgenommen werden. Sie sollen sich ihrer eigenen Stärken bewusst werden und diese entwickeln», betont Cord Bitter, «denn nur wer glaubwürdig ist, kann in der Medienbranche bestehen.» Gleich nachdem die Teilnehmer unter realen Studiobedingungen vor der Kamera agiert haben, wird der Auftritt analysiert. «Dabei erfährt man auch viel über sich selbst», weiß Carsten Teubel. Da dies auch sehr persönlich werden kann, ist das Medientraining eine Mischung aus Einzelcoaching und Gruppentraining. «Bei uns findet kein gegenseitiges Bloßstellen statt», unterstreicht Cord Bitter. Ganz billig ist das Wochenendseminar mit 1500 Euro plus Umsatzsteuer nicht. Doch es bietet eine gute Möglichkeit, sich auszuprobieren. Und so mancher, der von einer großen Fernsehkarriere träumt, erkennt, dass die Realität anders aussieht. Neben dem Medientraining bietet die Berliner Dependance der Hamm zurzeit Seminare in den Bereichen Eventmangement, Produktion von Magazinbeiträgen, Lighting Workshop, Ton und Musik als dramaturgisches Mittel für Beiträge, Rhetorik sowie Controlling für Agenturen und Dienstleister an. Langfristig ist das gesamte Hamburger Studienprogramm mit über 20 Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten auch für die Berliner Niederlassung geplant.
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