TAGUNGSBAND Hrsg.: B. K. Glück, S. Schmidt, E. Stein & J.-U. Raschke, H. Richter PHOTOVOLTAIK-MEETING Anwendungen - Qualität - Perspektiven 15.04.2015 Brandenburgische Technische Universität Cottbus – Senftenberg, Campus Senftenberg Anzeige Gesellschaft zur Förderung von Wissenschaft und Wirtschaft – GFWW – e.V. Die Gesellschaft zur Förderung von Wissenschaft und Wirtschaft – GFWW – e. V. wurde im Juni 1991 mit dem Ziel gegründet, den Aufbau einer modernen Wirtschafts- und Wissenschaftsstruktur zu unterstützen und neue Technologien in der Region zu etablieren. Ihr gehören Unternehmen und Persönlichkeiten an, die die Bereiche Wissenschaft, Wirtschaft, Politik, Bildung und Finanzen repräsentieren. Die GFWW verfügt über Kompetenzen in der Netzwerkarbeit sowie Know-how im Netzwerkmanagement in den Branchen Photovoltaik und Elektronik. Als Dialogplattform schlägt sie Brücken zwischen den Akteuren und nutzt ihre Potenziale für Vernetzung und Kooperation. Im Februar 2007 hat sie die „Matrix – angewandte Forschung Ltd. & Co. KG“ gegründet. Die GFWW hat enge Kooperationsbeziehungen über Brandenburg hinaus entwickelt, so zum Silicon Saxony e. V., Dresden, dem optonet e. V., Jena, dem AMA Verband für Sensorik und Messtechnik e.V., Berlin und zum Branchenverband SEMI Europe, Brüssel. Sie ist Mitglied bei der SEMI PV Group. Dies ermöglichte die 1992 begonnenen jährlichen Technologietage seit 2005 auch auf einen „Technologietag Mitteldeutschland“ zu erweitern, der abwechselnd in Brandenburg / Berlin, Sachsen und Thüringen stattfindet. Geschäftsstelle: Gesellschaft zur Förderung von Wissenschaft und Wirtschaft – GFWW – e.V. Prof. Dr. Hans Richter, Vorstandsvorsitzender Im Technologiepark 1 15236 Frankfurt (Oder) Telefon: +49(0) 335 - 5571780 Telefax: +49(0) 335 - 5571782 E-Mail: [email protected] Internet: www.gfww.de BTU CS 7. Photovoltaik-Meeting 2015 GFWW e.V. Impressum Herausgeber: BERNHARD K. GLÜCK (Prof. Dr.-Ing.) SINDY SCHMIDT (M. Eng. Dipl.-WI) ERHARD STEIN (Prof. Dr.-Ing.) Brandenburgische Technische Universität Cottbus – Senftenberg Fakultät 5 – Ingenieurwissenschaften und Informatik Großenhainer Str. 57, D-01994 Senftenberg E-Mail: [email protected] (für die Hrsg. / Red. der BTU CS, Fakultät 5) Internet: www.b-tu.de JÖRG-UWE RASCHKE (Dipl.-Inf.) HANS RICHTER (Prof. Dr. sc. techn. Dr.-Ing.) Gesellschaft zur Förderung von Wissenschaft und Wirtschaft – GFWW – e.V. Im Technologiepark 1, D-15230 Frankfurt (O.) E-Mail: [email protected] (für die Hrsg. der GFWWE e. V.) Internet: www.gfww.de © Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung und des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder Vervielfältigung auf anderen Wegen und Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werks oder von Teilen dieses Werks ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland vom 9.September 1965 in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Die Autoren sind für die Inhalte der Beiträge verantwortlich. Die Herausgeber übernehmen keine Haftung für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben sowie die Beachtung der Rechte Dritter. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechtsgesetzes. BTU CS | 15. April 2015 1 BTU CS 7. Photovoltaik-Meeting 2015 GFWW e.V. 7. PHOTOVOLTAIK-MEETING Anwendungen - Qualität - Perspektiven Brandenburgische Technische Universität Cottbus – Senftenberg, Campus Senftenberg, 15.04.2015 Inhalt Teil 1 – Qualität K. Henkel, M. Sowinska, D. Schmeißer: "Charakterisierung von TiO2 basierten ALD-Schichten und deren Nutzung für die Passivierung von SiPhotokathoden", BTU CS, Campus Cottbus 3 F. Weidhase et al: „Monitoring und Visualisierung stark fluktuierender Energieströme zur Steuerung des Lastverschiebungspotentials“, BTU CS, Campus Senftenberg 9 M. D. Nandana, B. K. Glück, S. Schicketanz: „Untersuchungen zum kapazitiven Verhalten von Photovoltaik-Zellen /-Modulen“, BTU CS, Campus Senftenberg 15 Teil 2 – Anwendungen R. Kohlenberg: „Anlagenqualität aus Sicht der Versicherungswirtschaft Versicherungslösungen - Schadenerfahrungen - Kriterien für ein sicheres Invest , Mannheimer Vers. AG El Ouardi, B. K. Glück: „Modellierung und Verifikation der Leistungsminderung von PV-Zellen- und -Modulen infolge Ablagerungen von Feststoffen“; BTU CS, Campus Senftenberg 22 E. Stein, S. Schmidt, H. Pietsch: „Maßnahmen zur Vermeidung von Blendwirkungen durch Solaranlagen", BTU CS, Campus Senftenberg 32 Teil 3 – Perspektiven K. Kalberlah: „Solartechnik 2015 – zukunftsweisende Systemlösungen“; Eurosun Energietechnik GmbH 39 8. Photovoltaik-Meeting: Mi (KW 16)., 20.04.2016 an der BTU CS, Campus SFB 2 BTU CS | 15. April 2015 BTU CS 7. Photovoltaik-Meeting 2015 GFWW e.V. Charakterisierung von TiO2-ALD-Schichten und deren Nutzung für die Passivierung von Si-Photokathoden K. Henkel1, C. Das1, M. Sowinska1, M. Tallarida1,2, D. Schmeißer1 H. Gargouri3, I. Kärkkänen3, J. Schneidewind3, B. Gruska3, M. Arens3 1 BTU Cottbus - Senftenberg, K.-Wachsmann-Allee 17, 03046 Cottbus ALBA Synchrotron, 08290 Cerdanyola del Vallès, Barcelona, Spanien 3 Sentech Instruments GmbH, Schwarzschildstraße 2, 12489 Berlin 2 Kurzfassung Wir berichten zunächst über den Einfluss der Methode der Atomlagenabscheidung auf die TiO2-Schichteigenschaften. Insbesondere wird der Zusammenhang zwischen Ti3+- sowie Interbandzuständen mit elektrischen Kennlinien und deren Einfluss auf funktionale Schichteigenschaften diskutiert. Anschließend werden Mikrostrukturierung, Grenzflächen-Engineering und konforme Abscheidung einer TiO2-ALD-Schutzschicht effektiv zur Performance-Steigerung von p-Si-Photokathoden angewendet. 1. Einleitung Titandioxid (TiO2) ist ein wichtiges Material für photo-katalytische Anwendungen, wie z.B. der Wasserspaltung [1,2]. In den letzten Jahren wurde TiO2 zunehmend als Schutzschicht gegen chemische oder photochemische Korrosion in photoelektrochemischen Prozessen genutzt [3,4]. Dünne TiO2-Schichten werden auch zur gezielten Beeinflussung der Oberflächeneigen-schaften von Materialien, wie z.B. deren Hydrophobie [5], oder für Speicherbauelemente mit resistiver Schalteigenschaft [6] angewendet. Ultra-dünne Schichten mit sehr präziser Dickenkontrolle (Atomlagenbereich) und extrem guter Homogenität können durch Atomlagenabscheidung (ALD) großflächig und oberflächenkonform bei geringen Prozesstemperaturen abgeschieden werden. Dabei erhöht die Plasma-unterstütze ALD (PE-ALD) die Prozessflexibilität und ermöglicht höhere Wachstumsraten der Schichten mit gleichzeitig geringeren Verunreinigungen. [7] Die ALD-Technik wird zur Performancesteigerung in Energie wandelnden Systemen eingesetzt. Dabei kann die Bauelementfunktion direkt (z.B. Lichtabsorption in Solarzellen), durch Grenzflächen-Engineering (z.B. Defektpassivierung in Solarzellen) oder durch Schutzschichten (Anti-Korrosion) beeinflusst werden. [8] In dieser Arbeit diskutieren wir zunächst die Beeinflussung spezifischer Eigenschaften von TiO2 durch die Wahl der ALD-Methode bzw. Sauerstoffquelle. Anschließend nutzen wir eine TiO2-Schicht als Schutzschicht gegen Photokorrosion an einer p-Si-Photokathode. BTU CS | 15. April 2015 3 BTU CS 7. Photovoltaik-Meeting 2015 GFWW e.V. 2. Experimentelles Für den Vergleich bzgl. der Wahl der ALD-Methode bzw. Sauerstoffquelle wurden TiO2-Schichten auf n-Si (100) Substraten im SENTECH Si ALD LL System [9,10] abgeschieden. Als Prekursor diente Tetra-Titan-Isopropoxid (TTIP, Ti(OCH(CH3)2)4). Für den Sauerstoff-Zyklus wurde bei der thermischen ALD (T-ALD) Wasser und bei der PE-ALD O2-Plama eingesetzt. Weitere Details finden sich in [11]. Die Abscheidung der T-ALD-Schutzschicht auf der p-Si (100) Photokathode erfolgte im BTU-ALD-Reaktor [12], die Details sind in [13] beschrieben. Photoelektronenspektroskopische (PES) Untersuchungen wurden an der UndulatorBealmline U49/2-PGM2 bei BESSY-II oder im Labor mittels Mg K-Anregung durchgeführt. Die photoelektrochemische Aktivität der Si-Photokathoden wurde mit dem Potenziostat VERSTAT4 in 3-Elektrodenanordnung (siehe Abb. 1) und einer Bestrahlung von 40 mWcm-2 bei 580 nm in einem Elektrolytmedium (0.1 M H2SO4 (pH = 1) untersucht. Für die Mikrostrukturierung der Si-Photokathoden kam ein elektrochemisches Ätzverfahren in einem HF(48%)-C2H5OH(99%)-H2O(1:1:2)Gemisch bei 40 mA/cm2 und Zeiten zwischen 5 und 60 Minuten zur Anwendung. Abb. 1: Schematischer Aufbau der Zelle zur Durchführung der photoelektrochemischen Messungen. 3. Ergebnisse 3.1 Beeinflussung der elektronischen Struktur durch Prozessart der ALD Zunächst diskutieren wir einen Vergleich zwischen TiO2-Schichten, die mit T-ALD bzw. PE-ALD hergestellt wurden. Die Schichten zeigten ausgezeichnete Homogenitäten von 99% (PE-ALD) bzw. 98 % (T-ALD) bei konstanten Wachstumsraten und wiesen dabei ein aus PES-Messungen bestimmtes O/TiVerhältnis nahe 2 auf [11]. Jedoch geht die PE-ALD mit einer deutlich höheren Wachstumsrate um etwa den Faktor 3 einher (0.51 zu 0.17 Å/Zyklus) [11]. Die PESTi2p-Rumpfniveauspektren ausgesuchter Proben sind in Abb. 2a dargestellt. Bei einer Bindungsenergie von etwa -458 eV weisen die Schichten eine ausgeprägte Schulter auf, die Ti3+-Zuständen zugeordnet wird. Aus der Kurvenzerlegung wurde das Ti3+/Ti4+-Verhältnis bestimmt. Dabei wurden Unterschiede zwischen den T-ALD (11.1*10-2) und den PE-ALD-Schichten (8.6*10-2) festgestellt. 4 BTU CS | 15. April 2015 3+ Ti 3+ 4+ Ti /Ti -2 [*10 ] PE-ALD 8.8 T-ALD 11.1 -468 -465 -462 -459 -456 Bindungsenergie[eV] a) 2 Ti2p 640 eV Stromdichte [A/cm ] 7. Photovoltaik-Meeting 2015 Normierte Intensität Normierte Intensität BTU CS VB 458.5 eV PE-ALD 0.26 T-ALD -12 -10 0.37 -8 -6 -4 -2 0 2 Bindungsenergie [eV] b) GFWW e.V. 12 T-ALD 10 PE-ALD TTIP/H2O 200°C 8 TTIP/O2 200°C 6 4 2 0 0 2 4 6 8 Elektrisches Feld [MV/cm] c) Abb. 2 Ti2p (a) Kernniveau- und Valenzbandspektren (b) sowie IV-Messungen (c) an T-ALD und PE-ALD TiO2-Proben. Die ALD-Substrattemperatur betrug jeweils 200°C. Die Ti3+/Ti4+-Verhältnisse sowie die Intensität der Interbandzustände sind in den Diagrammen vermerkt. Gleichzeitig registrierten wir Defektzustände in der Bandlücke (Bandlücken- bzw. Interbandzustände) ca. 1 eV unterhalb der Fermi-Energie, wie es in den Valenzbandspektren in Abb. 2b deutlich wird. Auch hier zeigen die T-ALD-Schichten höhere Intensitäten (s. relative Werte im Diagramm), woraus ein Zusammenhang zwischen den Ti3+-Zuständen und den Interbandzuständen vermutet werden kann. Die Strom-Spannungs (IV)-Messungen (Abb. 2c) zeigen ebenfalls höhere Leckströme für die T-ALD-Schichten. Daraus kann ebenfalls eine Verbindung zur Intensität der Interband- und Ti3+-Zustände hergestellt werden. Demzufolge kann geschlossen werden, dass durch die Wahl der ALD-Methode (T-ALD oder PE-ALD und damit auch Wahl der Sauerstoffquelle) diese Parameter und somit die funktionalen Eigenschaften der TiO2-Schichten für spezielle Anwendungen (Photokatalyse, Photovoltaik, resistive Speicher) gezielt beeinflusst werden können. 3.2 TiO2-Photokorrosionsschutzschicht auf p-Si Photokathoden In diesem Kapitel wird die Nutzung von TiO2-Schutzschichten gegen Photokorrosion an p-Si Photokathoden zur Wasserreduktion beschrieben. Dabei erfüllt p-Si gut die Anforderung, dass die energetische Lage des Leitungsbandminimums höher als die des Wasserreduktionspotentials liegt. Die Photokathode stellt dabei eine Halbzelle im Prozess der Wasserspaltung dar, an der der Prozess der Wasserreduktion bzw. Wasserstoffentwicklung (HER) stattfindet. Silizium allein erfüllt aufgrund seiner Bandlücke von 1.1 eV nicht die Bedingung der Wasserspaltung, für die im Idealfall mindestens 1.23 eV (Redoxpotential zur Wasserspaltung) notwendig sind. Deshalb sind für den Gesamtprozess Tandem- oder Tripple-Zellen notwendig. Wir untersuchen hier jedoch nur den Prozess der Wasserreduktion an der Photokathode. Dazu wurden planare und mikrostrukturierte Si-Oberflächen mit einer 3 bis 4 nm dicken T-ALD TiO2-Schutzschicht beschichtet. Mit den mikrostrukturierten Photokathoden (MSP) wird aufgrund der größeren aktiven Oberfläche eine erhöhte Effizienz angestrebt. Aufgrund der hohen Konformität des ALDBTU CS | 15. April 2015 5 BTU CS 7. Photovoltaik-Meeting 2015 GFWW e.V. Beschichtungsprozesses wird außerdem eine einheitliche Überwachsung der MSP mit der Schutzschicht erwartet. Die TiO2-Schutzschicht muss einerseits die aktive SiOberfläche vor dem direkten Kontakt mit dem Elektrolyten schützen, andererseits muss aber auch ein ausreichender Transport der im Si erzeugten Ladungsträger (Elektronen im Fall der HER) zum Elektrolyten gewährleistet sein. Die T-ALDMethode wurde hier ausgewählt, da die T-ALD-Schichten im Kapitel 3.1 höhere Leckströme aufwiesen (Abb. 2c). Damit zeigen wir ein Beispiel der dort beschriebenen Auswahl der ALD-Methode entsprechend den erforderlichen funktionalen Eigenschaften. Höhe der Mikrosäulen [µm] Bei der elektrochemischen Ätzung fanden wir eine Vergrößerung der Höhe der erzeugten MSP (Mikrosäulen) mit der Ätzdauer (tÄtz), jedoch verringert sich die mechanische Stabilität für tÄtz ≥ 30 Minuten, hier beginnen sich die Mikrosäulen zu verbiegen (s. Inset in Abb. 3a). Eine Ätzdauer von 20 Minuten mit einer einhergehenden MSP-Höhe von 22 µm (Abb. 3b) erwies sich als optimal, da sich bei kürzeren Zeiten zu dicke SiO2-Grenzflächenschichten bildeten, die einen effektiven Ladungsträgertransport zum Elektrolyten beeinträchtigen. 60 b) a) 50 Mechanische Instabilität SiO2 40 30 20 10 30min 0 0 10 20 30 40 20min 40µm 50 20µm 60 Ätzdauer [min] Abb. 3 Höhe der MSP-Mikrosäulen in Abhängigkeit der Ätzdauer (a) und rasterelektonenmikroskopische (REM) Aufnahmen der MSP-Mikrosäulen nach 20 (b) und 30 (Inset in (a)) Minuten Ätzdauer. Die SiO2-Grenzflächenschichtdicke wurde mit einem zusätzlichen FlusssäureÄtzschritt vor der ALD sowohl an den planaren als auch an den MSP-Kathoden optimiert [13], in den Abb. 4 und 5 wird der Bezeichnungszusatz „HF“ für die entsprechenden Proben verwendet. In den oberen Teilen der Abb. 4 ist sowohl für die planaren (Abb. 4a) als auch die MSP-Si-Photokathoden (Abb. 4b) ohne TiO2-Schutzschicht eine Degrada-tion der Performance (LSV: Linear-Scan-Voltametrie) anhand der Verschie-bung des OnsetPotentials zu negativeren Werten und der Verringerung des Photostromes ersichtlich. Die dafür verantwortliche Photokorrosion bzw. Oxi-dation der Si-Oberfläche ist im Si2p-PES-Spektrum in Abb. 4c (oben) beispielhaft für die planare Elektrode gezeigt, 6 BTU CS | 15. April 2015 BTU CS 7. Photovoltaik-Meeting 2015 GFWW e.V. wobei eine deutliche Zunahme der SiO2-Grenzflächendicke (Signal bei ca. -103.5 eV) auf mehr als das Doppelte (von 0.9 nm auf 2 nm) zu verzeichnen ist. Im Gegensatz dazu nimmt sie mit TiO2-Schutzschicht (Abb. 4c unten) bei gleicher Langzeitbelastung wesentlich geringfügiger zu (von 1 nm auf 1.3 nm). Damit einhergehend zeigen die LSV-Charakteristika sowohl für die planaren als auch die pH=1 blank Zyklus 1. 25. -20 0 -5 -10 TiO2 beschichet -15 -20 -1.6 -1.2 -0.8 -0.4 0.0 Spannung [V (RHE)] a) 0 22µm MSP + HF -5 -10 blank -15 -20 -25 -30 0 -5 -10 -15 TiO2 beschichtet -20 -25 -30 -1.2 -0.8 -0.4 Planares Si vor nach Langzeittest (10 h) 0.0 Intensität [will. Einh.] -15 2 -5 -10 planares Si Stromdichte [mA/cm ] 2 Stromdichte [mA/cm ] 0 Si2p Si (Mg K) Si 0 4+ blank 2 nm 0.9 nm vor Langzeittest Si0 nach 4+ Si 1.3 nm TiO2 beschichtet 1 nm 0.4 -108 -106 -104 -102 -100 -98 -96 Bindungsenergie [eV] c) Spannung [V (RHE)] b) MSP-Kathoden keine Degradation während der hier untersuchten Belastungsdauer. Abb. 4 Degradation der Performance der planaren (a,c) und mikrostrukturierten (b) Si-Photokathoden aufgrund von Photokorrosion (Oxidation). (a) und (b): LSVMessungen; (c): Si2p-Kerniveauspektren. Gezeigt sind jeweils die Daten vor und nach Langzeitbelastung. Die oberen Bildteile zeigen die ungeschützten Elektroden, während in den unteren Teilen deutliche Stabilitätsverbesserungen aufgrund der TiO2-Schutzschicht erkennbar sind. Planares Si 2 0 -5 -10 -15 -20 -25 -30 0 -5 -10 -15 -20 -25 -30 Stromdichte [mA/cm ] 2 Stromdichte [mA/cm ] Abb. 5 Verbesserung der Effizienz (a) und Langzeitstabilität (Chronoamperometrie) (b) der Si-Photokathoden durch Mikrostrukturierung (Vergleich der oberen und unteren Bildteile in (a) und (b)), Optimierung der SiO 2-Grenzflächenschicht (Vergleich innerhalb der Bildteile in (a)) und Verwendung der TiO 2Schutzschicht (Vergleich innerhalb der Bildteile in (a) und (b)). blank HF + TiO2 22µm MSP -1.2 -0.8 -0.4 0.0 0.4 Spannung [V (RHE)] a) 0 -5 -10 -15 -20 -25 0 -5 -10 -15 -20 -25 -30 @ -1V (RHE) pH=1 Planares Si blank TiO2 beschichtet @ -0.8V (RHE) pH=1 22µm MSP+HF blank TiO2 beschichtet 0 10 20 30 Zeit [h] 40 50 60 b) BTU CS | 15. April 2015 7 BTU CS 7. Photovoltaik-Meeting 2015 GFWW e.V. Abb. 5 fasst die Perfomance-Steigerungen dieser Arbeit zusammen. Die Effizienz (Abb. 5a) konnte für beide Systeme (planar, MSP) durch die Optimie-rung der SiO2Grenzflächendicke („HF“) und den Einsatz der TiO2-Schutz-schicht („TiO2“) erhöht werden, wofür die Verschiebung des Onset-Potentials zu positiveren Werten (planar, MSP) und die Erhöhung des Photostromes (MSP) Parameter darstellen. Außerdem zeigt der direkte Vergleich der oberen und unteren Bildteile in Abb. 5a, dass durch die Mikrostrukturierung deutliche Verbesserungen hinsichtlich beider Parameter erreicht wurden. Die Langzeitstabilität bei konstantem appliziertem Potential am Leistungs-maximum (Chronoamperometrie) konnte für beide Systeme durch die TiO2-Schutzschicht erhöht werden (Abb. 5b). Während die ungeschützten MSP schneller degradierten als die entsprechenden planaren Elektroden, konnten mit TiO2-Schutzschicht insbesondere an den MSP deutliche Verbesserungen mit konstanten Stromwerten während 60-stündiger Belastung erreicht werden. 4. Ausblick Derzeit arbeiten wir an der PE-ALD von TiOxNy-Schichten. Hier soll einerseits die Schichtqualität (Homogenität, chemische Zusammensetzung) und anderseits der Einfluss des Stickstoffeinbaus auf die elektronischen und damit funktionalen Eigenschaften der Schichten untersucht werden. Danksagung Diese Arbeit wurde durch das BMBF (FKZ: 03IN2V4A, 03IN2V4B) und die DFG (Schm 745/31-1) finanziell unterstützt. Literatur [1] A. L. Linsebigler, G. Lu, and J. T. Yates, Chem. Rev.95 (1995) 735. [2] U. Diebold, Surf. Sci. Rep. 48 (2003) 53. [3] Y. W. Chen et al., Nat. Mater.10 (2011) 539. [4] S. Hu et al., Science 344 (2014) 1005. [5] D. Barreca et al., ACS Appl. Mater. Interfaces 5 (2013) 7130. [6] R. Waser and M. Aono,Nat. Mater. 6 (2007) 833. [7] G. Dingemans, W. M. M. Kessels, J. Vac. Sic. Technol. A 30 (2012) 040802. [8] J. Bachmann: Beilstein J. Nanotechnol. 5 (2014) 245. [9] K. Henkel et al., J. Vac. Sci. Technol. A 32 (2014) 01A107. [10] K. Henkel et al., in B. K. Glück, S. Schmidt, E. Stein, J.-U. Raschke, H. Richter (Hrsg.): Tagungsband Photovoltaik-Meeting: Anwendungen-Qualität-Perspektiven, Senftenberg, Germany, 16.04.2014, pp. 7-14. [11] C. Das et al., J. Vac. Sci. Technol. A 33 (2015) 01A144. [12] M. Tallarida et al.: J. Nanosci. Nanotechnol. 11 (2011) 8049. [13] C. Das, M. Tallarida, D. Schmeißer, Nanoscale, DOI: 10.1039/C5NR00764J. 8 BTU CS | 15. April 2015 BTU CS 7. Photovoltaik-Meeting 2015 GFWW e.V. Monitoring und Visualisierung stark fluktuierender Energieströme zur Steuerung des Lastverschiebungspotentials Weidhase, F.; Fischer, G.; Opperskalski, St.; Götzel, St., Weigelt, I. 1 Die Diskrepanz zwischen Energieangebot und -verbrauch Die Erneuerbaren Energien haben ein unvorstellbar hohes Potential. Trotz vielfältiger Bemühungen sind sie weltweit noch in geringem Maß erschlossen. Obwohl nur ein Teil der eingestrahlten Energie durch die Atmosphäre bis auf den Erdboden gelangt, ohne zuvor absorbiert oder reflektiert zu werden, ist die auftreffende Energiemenge (1,5 x 1018 kWh/Jahr) rund 10.000 Mal höher ist, als der Energiebedarf der gesamten Menschheit (1,4 × 1014 kWh/Jahr)1. Insbesondere mit dem Stromeinspeisungsgesetz Anfang der 1990er Jahre und mit dem daraus hervorgegangenen EEG erhielten Kleinerzeuger die Möglichkeit, in die Stromnetze der großen Energieversorgungsunternehmen einzuspeisen und erhöhte Vergütungen zu erhalten. Damit erhöhte sich der Anteil erneuerbarer Energien im deutschen Stromnetz auf über 20,0 % des Gesamtstromverbrauchs. In Deutschland liegt das Ausbauziel bis zum Jahr 2020 bei 38,6 %2. Abbildung 1: Bruttostromerzeugung aus erneuerbaren Energien in Deutschland 1 2 http://www.solaranlage-ratgeber.de/solarenergie/energiequelle-sonne http://de.wikipedia.org/wiki/Erneuerbare_Energien BTU CS | 15. April 2015 9 BTU CS 7. Photovoltaik-Meeting 2015 GFWW e.V. Erneuerbare Energien stehen nur sehr stark fluktuierend zur Verfügung. Es gibt gravierende zeitliche Unterschiede zwischen Angebot und Bedarf. Zu Zeiten des höchsten Angebotes besteht leider oft die geringste Nachfrage. Abbildung 2: Typisches Missverhältnis von Energieangebot und Bedarf Abbildung 3: Jahresganglinie von Last, EE-Erzeugung und Residuallast; Legende: 80 %-Szenario3 Der Begriff Residuallast (lat. residuum „Rest“) bezeichnet die in einem Elektrizitätsnetz nachgefragte Leistung (Last) abzüglich eines Anteils fluktuierender Einspeisung von nicht steuerbaren Kraftwerken wie z.B. Windkraft. 3 http://www.vde.com/de/fg/ETG/Arbeitsgebiete/V2/Aktuelles/Oeffenlich/Seiten/StudieSpeicher ungsbedarf.aspx 10 BTU CS | 15. April 2015 BTU CS 7. Photovoltaik-Meeting 2015 GFWW e.V. 2 Das Lastverschiebungspotential der Industrie und Haushalte Keine der Stromspeichervarianten hat beim heutigen Stand der Technik die Chance zur volkswirtschaftlich relevanten Überbrückung der Diskrepanz zwischen fluktuierenden Angebot und Bedarf. Demgegenüber hat eine Verschiebung der zeitlichen Diskrepanz hohe volkswirtschaftliche Bedeutung. Große Industriebetriebe energieintensiver Branchen (z. B. Zement, Chlor, Chemie, Aluminium, Stahl, Papier) nehmen bereits heute am Regelenergiemarkt für Minutenreserve teil und bieten schätzungsweise rund 500 MW positive bzw. 125 MW negative Regelleistung an. Die Nutzung von Lastverschiebungspotenti al bietet oftmals eine kostengünstige Alternative zur Speicherung des elektrischen Stroms. Abbildung 4: Potenzial der abschaltbaren Leistungen in der Industrie4 In der Summe von 40,3 Mio. Haushalten der Bundesrepublik Deutschland ergeben sich Lastverschiebungspotenziale in Deutschland im Giga-Watt-Bereich. Abbildung 5: Lastverschiebungspotenzial der Haushalte Deutschlands5 4 https://www.ffe.de/download/article/353/von_Roon_Gobmaier_FfE_Demand_Response.pdf BTU CS | 15. April 2015 11 BTU CS 7. Photovoltaik-Meeting 2015 GFWW e.V. 3 Tool zur Untersuchung fluktuierender Energieströme Es wurde eine Tools zur Erfassung und Darstellung stark fluktuierender Energieströme zur qualifizierten Auslegung von Komponenten geschaffen. Abbildung 6: Darstellung einer semiautarken Versorgung mit Stromspeicher Mittels „Drag and Drop“ (d.h. Ziehen und Ablegen, Abbildung 6) lassen sich alternative Strukturen abbilden. Es können zurzeit PV-Anlagen, Windräder, Speicher und die Elektromobilität berücksichtigt werden. Jedes Objekt kann in seinen Eigenschaften individuell konfiguriert werden. Im dargestellten Fall wurden zusätzlich ein Sportboot mit Elektroantrieb und ein Elektrofahrrad zur Nachladung angeschlossen. Tageszeitliche, monatliche und jährliche Lastgänge und Ertragsgänge können bis hin zu einer Bewertung ökonomischer Effekte berechnet werden (Abbildung 7 und Abbildung 8). 5 VDE-Studie: „Ein notwendiger Baustein der Energiewende: Demand Side Integration Lastverschiebungspotenziale in Deutschland“ http://www.vde.com/de/fg/ETG/Arbeitsgebiete/V2/Aktuelles/Oeffenlich/Seiten/StudieDSI.aspx 12 BTU CS | 15. April 2015 BTU CS 7. Photovoltaik-Meeting 2015 GFWW e.V. Abbildung 7: Typischer tageszeitlicher Verlauf mit Stromspeicherung Abbildung 8: Break Even und Cash-Flow als ökonomische Kennzahlen Der Break-Even (Gewinnschwelle) stellt den Punkt dar, an dem Erlös und Kosten gleich hoch sind und somit weder Verlust noch Gewinn erwirtschaftet wird. Zu diesem Zeitpunkt hat sich eine Investition amortisiert. Die eindimensionale Darstellung des Break-Even wird von Ökonomen am häufigsten genutzt. Aussagekräftiger ist der Cash-Flow (dt. Kassenzufluss) bzw. das Return of Investment (Anlagenrentabilität). Abgesehen von verschiedenen Berechnungsmethoden sind all die abgeleiteten Varianten wirtschaftliche Messgrößen für die Wettbewerbsfähigkeit und Liquidität. Die prognostische Darstellung des Cash-Flow erfasst über einen längeren Zeitraum (typisch 20 Jahre) alle Ein- und Ausgaben. Eventuell ergeben sich auf diese Weise mehrere BreakEven. Im abgebildeten Fall sind alle sieben Jahre Zusatzausgaben für neue Akkumulatoren zu erkennen. BTU CS | 15. April 2015 13 BTU CS 7. Photovoltaik-Meeting 2015 GFWW e.V. Aus technischer Sicht haben wir es aber oft mit vielen Parametern zu tun, welche bei der Optimierung berücksichtigt werden sollten. So enthält z.B. die Darstellung links über 750 Einzelpunkte. Das Optimum zeigt sich in Form einer dreidimensionalen Darstellung (Gebirge) aussagekräftiger als in einem Schnittpunkt. Abbildung 9: Optimale Auslegung eines Stromspeichers 4 Steuerliche Anreize Erneuerbarer Energien und Zwischenspeicherung In der BRD wurde in den letzten Jahren eine Vielzahl steuerlicher Anreize beschlossen. Leider sind die Bestimmungen derart kompliziert, dass Tools zur Berechnung eine willkommene Hilfe sind. Die EEG-Umlagepflicht ist besonders strittig, da sie Bemühungen zur Erhöhung des Eigenstromverbrauchs zuwiderläuft. Hinweis (Ed.): Flussplan zum Beitrag als Einlage zum Tagungsband. 5 Danksagung In diesem Vortrag werden Teilergebnisse des Projektes „Innovativer regionaler Wachstumskern Autartec, Teilprojekt „SysInt“, Förderkennzeichen 03WKCH02H vorgestellt. Für Förderung des Projektes durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung sei an dieser Stelle ausdrücklich gedankt. 14 BTU CS | 15. April 2015 Photovoltaik-Meeting 2015; „Anwendungen – Qualität – Perspektiven“ – Einlage zum Beitrag Monitoring und Visualisierung stark fluktuierender Energieströme zur Steuerung des Lastverschiebungspotentials Weidhase, F.; Fischer, G.; Opperskalski, St.; Götzel, St., Weigelt, I. . BTU CS 7. Photovoltaik-Meeting 2015 GFWW e.V. Untersuchungen des kapazitiven Verhaltens von PV-Zellen und Modulen M. Dipta Nandana und Bernhard K. Glück BTU CS, Fakultät 5, Großenhainer Str. 57, D-01968 Senftenberg Kurzfassung Im Beitrag werden PV-Zellen hinsichtlich ihrer kapazitiven Eigenschaften untersucht. Ausgehend vom Ersatzschaltbild des pn-Übergangs bzw. Diode wird die zu erwartende Ortskurve qualitativ berechnet und es werden Ergebnisse zur Messung der Kapazität einer exemplarischen PV-Zelle bei verschiedenen Bestrahlungsdichten vorgestellt. Einleitung Die überwiegende Zahl der Photovoltaik-Elemente basiert auf dem Funktionsprinzip des inneren Photoeffekts [1] am pn-Übergang, wobei der pn-Übergang in Form einer großflächigen Diode das technische Funktionselement ist. Ausgangspunkte der Untersuchungen sind einerseits das Ersatzschaltbild des pnÜbergangs bzw. der Diode mit den zwei internen Kapazitäten der Raumladungszone CRLZ und der Diffusionskapazität CD im Bahngebiet und andererseits die Tatsache, dass die Flächen ARLZ = Apn der in den Modulen verstringten PV-Zellen 100 mm² (10 mm x 10 mm) bis 24025 mm² (155 mm x 155 mm) und mehr betragen. Diese Dimensionen sind gleich oder überschreiten bei weitem die Abmessungen bisher untersuchter pn-Übergänge anderer Anwendungsgebiete wie z.B. die der Leistungsdioden, wo Abmessungen von ca. 104 mm² ein Maximum darstellen. In einer vorangegangenen Schrift wurden die Auswirkungen der Vergrößerung der Geometrien der pn-Übergänge auf die Bauelemente-Eigenschaften bereits dargestellt [2]. Die Kapazität der Raumladungszone CRLZ, welche gegenüber der Diffusionskapazität CD deutlich größer ist, ist zudem abhängig von der Vorspannung am pn-Übergang, welche die Breite xRLZ der Raumladungszone (RLZ) festlegt. Insbesondere im Arbeitsbereich zwischen 0 und Flussspannung der Diode (typisch: 0 V – ca. 0,7 V) ist xRLZ sehr klein und die wirkende Kapazität steigt stark an. 0 Si A pn mit ε0 = µ0/c0² nach aktueller Festlegung [3] (1) C pn C RLZ x pn c0 = 2,99792458*108 m/s , µ0 = 4π *10-7 VsA-1m-1 In den Bahngebieten des pn-Übergangs befinden sich Ladungsträger infolge der Diffusion der beweglichen Ladungen QB aus den gegenüberliegenden Abschnitten und die dadurch wirkende Diffusionskapazität CD ist: C D QB / U dQB / dU (2) Wie das Ersatzschaltbild (ESB) in Abb. 1 zeigt, wirkt CRLZ parallel zu CD. Die Unterscheidung beider Kapazitäten kann über die Vorspannung U am pn-Übergang (U ~ CRLZ) und die in der Diode wirkende Ladungsänderung Q/U (~i) vorgenommen werden. Letzteres ist besonders beim Kleinsignalverhalten an Dioden BTU CS | 15. April 2015 15 BTU CS 7. Photovoltaik-Meeting 2015 GFWW e.V. maßgebend und soll im Weiteren nicht betrachtet werden. CRLZ = CP und CD können dann zur parallel wirkenden Kapazität CP zusammengefasst werden (s. Abb. 2). Interner Bereich der Diode Ihv ID1 UD1 D1 US I RS ID2 IRP iCRLZ iCD UD2 URP UP CRLZ CD D2 RP LS UL C BBMC-Design 2015 U RL Abb. 1: Ersatzschaltbild einer pn-Übergang basierenden PV-Zelle nach [2]; Ihν – Stromquelle; D1, 2 innere Dioden, RP – Parallel-Widerstand, RS – Serienwiderstand, LS – Serieninduktivität, RL – externer Lastwiderstand, CD – Diffusionskapazität in den Bahngebieten. Da bei pn-Übergang basierenden PV-Zellen die Bahngebiete konstruktiv bedingt relativ kurz ausgeführt sind, lässt sich die wirkende serielle Induktivität LS in erster Näherung vernachlässigen, kommt aber bei großen Stromdichten und extern bei langen Zuleitungen und bei der Verstringung der PV-Zellen zur Geltung. Theoretische Überlegungen Das ESB der Diode lässt sich stufenweise reduzieren, wenn folgende Annahmen gelten: Kein Kleinsignal-Betrieb, kein HF-Fall Wegfall von CD; nahezu ideales Generator-Verhalten Wegfall von Ihν (Stromquelle); D1, 2 . Resultierend für das Frequenzverhalten kann das ESB weiter umgeformt bzw reduziert werden, wobei bei höheren Schaltgeschwindigkeiten (hochfrequente Verschattung der PV-Zelle RS I u.a.) und längeren Strings in und zwischen den PVIhv ID1 IRP Modulen bzw. bei deren US iCRLZ U Verschaltung die Induktivität URP UD1 nicht ohne weiteres zu UP CRLZ = CP vernachlässigen ist: D1 RP LS C BBMC-Design 2015 UL RP I(U()) RS CP 16 BTU CS | 15. April 2015 LS Abb. 2: Reduziertes und umgeformtes ESB von Abb. 1. BTU CS 7. Photovoltaik-Meeting 2015 GFWW e.V. Die Impedanz Z3 der Ersatzschaltung berechnet [4] sich zu: (3) Abb. 3: Ortskurve Z3(ω) der Impedanz Z3. Für ω = 0 (statischer Fall) bestimmt die Reihenschaltung von RS und RP den Spannungsabfall in der PVZelle. Mit zunehmender Kreisfrequenz ω wird CP so lange wirksam, bis die Wirkung der Induktivität LS die kapazitive Eigenschaft kompensiert (Nulldurchgang); Serienwiderstand und Induktivität bestimmen das Verhalten in Richtung Asymptote bei (sehr) hohen Frequenzen; Für das Verhalten der PV-Zelle bzw. Modul ist die I(U)-Kennlinie bzw. die Kennlinie der beleuchteten Diode im 4. Quadranten zwischen einer Flussspannung von 0 V bis zu ca. 1 V maßgebend, ausgenommen inverses Betriebsverhalten. Dabei ist aus CMessungen bekannt, dass der C-Wert in der C(U)-Kennlinie wegen der Verengung der Weite der Raumladungszone am pn-Übergang xpn gemäß der Materialgleichung Gl. (1) ansteigt. Interessant sollte weiterhin sein, wie durch Bestrahlung der PV-Zelle sich der C-Wert verändert. Auch wenn die in Abb. 3 gezeigte Ortskurve qualitativer Art ist, kann erkannt werden, dass sich diese insbesondere durch große Kapazitäten so verändert, dass markante Blindanteile die Impedanz des pn-Übergangs bestimmen. Dies trifft zu, wenn kurzzeitige Schaltvorgänge (Verschattung) oder Schwingungen durch Anpassung der Last auftreten. Die weiteren Ausführungen zeigen, dass die Kapazität der PV-Zelle zudem stark vom Arbeitspunkt bzw. der Bestrahlungsdichte abhängt. BTU CS | 15. April 2015 17 BTU CS 7. Photovoltaik-Meeting 2015 GFWW e.V. Experimentelles Daten der exemplarisch untersuchten PV-Zelle: BSC 3BB-mono, c-Si, A = 206,28 cm², Imax (AM1.5) = 6,2 A, UF0 = 0,57 V, externe Spannungsquelle: Hameg HM 80402, Spannungsmessgerät: HP 34401A, Kapazitätsmessgerät: Hameg HM 8118, Lichtquelle W-Halogenlampe 400 W, Strahlungsmessgerät: KIMO SL100. Für die Messungen wurde eine stromrichtige Messschaltung gewählt. Das C-Meter wurde mit einer externen Vorspannungsquelle verbunden, um den Arbeitspunkt auf der C(U)-Kennlinie einzustellen. Der Lastwiderstand RL kann über mehrere Widerstandswerte zwischen Leerlauf und Kurzschluss eingestellt werden (s. Abb.4). K I DC Bias U DUT RL A HP HV K DUT A U RL LP LV CMeter C BBMC-Design 2015 DC Bias Abb. 4: Messschaltung zur Durchführung der I(U)-Messungen (oben) und C(U)-Messungen (unten) unter Bestrahlung der PV-Zelle. Es ist dabei zu beachten, dass der parallel zum C-Meter wirkende Spannungsmesser durch seine Eingangskapazität die C-Werte der Probe nicht verfälscht. Abb. 5: I(U)-Kennlinie, monokristalline PV-Zelle, c-Si, abgedunkelt bzw. 0 W/m². 18 BTU CS | 15. April 2015 BTU CS 7. Photovoltaik-Meeting 2015 GFWW e.V. Die I(U)-Kennlinie zeigt den zu erwartenden Verlauf einer Si-Diode mit der für diesen Diodentyp vergleichbar geringen Flussspannung von ca. 0,4 V. Der sich aus dem negativen Anstieg der Sperrkennlinie ergebende Widerstand im Sperrbereich liegt bei etwa 500 Ohm, also relativ niedrig, was durch die große Diodenfläche erklärbar ist. Die Kapazität C im µF-Bereich der exemplarisch untersuchten PV-Zelle steigt erwartungsgemäß mit abnehmender Sperrspannung U an, da sich die Weite xpn (s. Gl. 3; nicht weiter erläuterte, da allg. bekannt) der Raumladungszone des pnÜbergangs verkleinert und sich die resultierende Kapazität gemäß Gln. (1) und (3) mit einer quadratischen Proportionalität ergibt. Abb. 6: C(U)-Kennlinie der monokristallinen PV-Zelle(c-Si), abgedunkelt bzw. 0 W/m². Die Asymptote der C(U)-Kennlinie bei ca. +0,6 V wird durch den Flussfall der Diode, also für die Kapazität C als Kurzschluss wirkend, bestimmt. 2 x pn 0 Si q0 1 1 N A ND 1/ 2 U D U mit U D kT N A N D ln [5] q0 ni2 (3) BTU CS | 15. April 2015 19 BTU CS 7. Photovoltaik-Meeting 2015 GFWW e.V. Abb. 7: I(U)-Kennlinie der monokristallinen PV-Zelle, c-Si, beleuchtet mit 500 W/m² und 1000 W/m², eingetragen sind weiterhin die MPP-Arbeitspunkte und eine Möglichkeit zur Ermittlung von RS bzw. RP an der 1000 W-Kennlinie. Die weitere Betrachtung gilt der beleuchteten PV-Zelle. Die I(U)-Kennlinie für zwei Beleuchtungszustände ist in Abb. 7 einschließlich Hinweisen zu deren Auswertung gezeigt. Im Normalbetrieb der PV-Zelle ist eine Kapazität C(U) zwischen 0 V und +0,6 V von Interesse. Zu erkennen ist in Abb. 8, dass die Kapazität logarithmisch mit der Bestrahlungsdichte ansteigt und schon bei geringer Bestrahlung mehrere mF wirken, die bei voller Bestrahlung in den F-Bereich übergehen. Dazu wurden Einzelwerte unter abweichenden Bedingungen gemessen, welche nicht in Abb. 8 eingearbeitet sind. Dies bedeutet, dass das Lastverhalten (Impedanz) der PV-Zelle, respektive der PV-Anlage maßgeblich von der Kapazität der Sperrschicht mitbestimmt wird, die sich mit der Strahlungsintensität verändert. 20 BTU CS | 15. April 2015 BTU CS 7. Photovoltaik-Meeting 2015 GFWW e.V. Abb. 8: C(U)-Kennlinie der PV-Zelle bei verschieden intensiver Lichteinstrahlung Ergebnisse und Diskussion Ausgehend vom Ersatzschaltbild für den pn-Übergang bzw. Diode zeigt sich, dass die Kapazität der PV-Zelle einerseits anteilig das Frequenzverhalten analog der Ortskurve bestimmt und andererseits die Kapazität am Arbeitspunkt von der Bestrahlungsdichte, welche offenbar die Weite der Raumladungszone stark beeinflusst, abhängig ist. Dies wirkt sich absehbar auf das elektronische Anpassverhalten der an die PV-Zelle bzw. –Modul als elektrische Last angeschlossenen Komponenten (z. B. DC-DC-Wandler) aus. Literatur [1] M. v. Ardenne et al.: ”Effekte der Physik und ihre Anwendungen”, Verl. Harri Deutsch, 3. Aufl. 2005, S. 347 ff. [2] B. K. Glück: „Ersatzschaltungsmodelle von PV-Zellen und Bestimmung der Elemente“, Photovoltaik-Meeting, HS Lausitz, Senftenberg, 17.04.2013, Proc. S. 30 -35. [3] J. Stenger & J. H. Ullrich: „Für alle Zeiten und Culturen“; Physik Jour.13(2014) Nr. 11, S. 27 - 34. [4] M. Dipta Nandana: „Untersuchungen des kapazitiven Verhaltens von PV-Zellen / Modulen“, BA-Thesis, BTU CS, Fakultät 5, Senftenberg 31.03.2015. [5] B. K. Glück: „Photovoltaik“, Vorlesungsreihe BTU CS, Campus Senftenberg, 2015. BTU CS | 15. April 2015 21 BTU CS 7. Photovoltaik-Meeting 2015 GFWW e.V. Modellierung und Verifikation der Leistungsminderung von PVZellen- und -Modulen infolge Feststoff-Ablagerungen Said El Ouardi, Bernhard K. Glück, Sabine Schicketanz BTU CS, Fakultät 5, Großenhainer Str. 57, D-01968 Senftenberg Kurzfassung Gegenstand der Untersuchungen ist die unmittelbare Auswirkung von festen Verunreinigungen auf Photovoltaik- (PV-) Zellen bzw. –Module. Dabei werden einzelne opto-physikalische Effekte berücksichtigt und ebenso die verschiedenen Wirkungen exemplarischer Verunreinigungen. Gleichzeitig erschien es hilfreich, einen reproduzierbaren Messaufbau zu entwickeln und die Art und Weise des Aufbringens der Verunreinigungen auf eine Glas-Testfläche zu definieren. Die Auswirkungen auf eine PV-Zelle wurden nachfolgend überprüft. Es wird gezeigt, dass verschiede Arten von Verunreinigungen ebenso verschiedene, wie auch unerwartete Auswirkungen auf die Reduzierung des Strahlungseintrags einer PV-Zelle haben können. Einleitung Photovoltaik- (PV-) Module und –Zellen werden unter Standardbedingungen, z. B. AM1.5 zur Bestimmung der Leistungsparameter einem Testablauf unterzogen, dessen Ergebnis unter anderem das Messprotokoll und eine Klassifizierung sind. In der Anwendung als Energielieferant sind die PV-Anlagen verschiedenen Einflüssen unterworfen, welche dazu führen, dass eine Veränderung der Leistungsparameter – i. A. eine Verminderung der Kenndaten - festzustellen ist. Ursachen dafür können sein: o Degradation der Halbleiterwerkstoffe, welche den pn-Übergang und die Bahngebiete ausmachen; o Temperatur-Stress (dT/dt), Temperatur-Zeit-Produkt (T*t); o Mechanische Spannungen; o Korrosion an Kontakten und Ausbildung von Übergangswiderständen (Lötverbindungen der Strings, Anschlüsse, Verbindungsleitungen); o Eindiffusion von Wasserdampf durch die Versiegelung (EVA); o Verschmutzungen von Zellen und Modulen durch Umwelteinflüsse u.a. Da die Ertragsminderung diesen möglichen Ursachen nicht ohne weiteres zuzuordnen ist, soll untersucht werden, in welchem Umfang verschiedene Verschmutzungen der PV-Zellen und -Module wirksam werden. Theoretische Überlegungen Auf jeder Oberfläche der Solarmodule können sich unterschiedliche Stoffe je nach Standort ablagern wie z. B.: a) Größere Festkörper / Feststoffe / Ablagerungen wie z. B. Blätter, Äste, Baumnadeln, Insekten, Kleintiere, Vogelkot, Algenteppiche, Moose, Schnee b) Staub in Form von Salzen, Kalke, Erden, Sande, Ruß aus Heizung und Motoren, Konglomerate, Asche, Pollen, Sporen, Samen, c) Feinstäube: Mikropartikel , Einzelmoleküle, Mikroorganismen, 22 BTU CS | 15. April 2015 BTU CS 7. Photovoltaik-Meeting 2015 GFWW e.V. d) Flüssigkeiten wie z. B. Aerosole, Wasser, Filme, Öle. Einzelne Beiträge in der Fachliteratur [1 – 3] geben Hinweise zur Wirkung von Verunreinigungen [1] und zu Abhilfemaßnahmen [2, 3]. Eine Systematik zur Klassifizierung, zur Erfassung und zur Bewertung von Verunreinigungen konnte ebenso wenig gefunden werden wie spezifische analytische Zusammenhänge. Deshalb wurden den Untersuchungen zur Auswirkung der Verunreinigungen eigens lichtoptische Messungen an diesen Stoffen vorangestellt, um diese selbst hinsichtlich ihrer optischen Eigenschaften (Reflektion, Transmission, Absorption) abschätzen zu können (Abb. 1). Dabei werden die Glasoberfläche, die Grenzflächen Glas – Halbleiter und die Rückseite des Halbleiters als weitgehend ideal angesehen. Auch wenn in Abb. 1 nur feste Partikel dargestellt sind, ist bereits eine Vielzahl von Effekten und deren Kombinationen zu erkennen, ohne dass eine Vollständigkeit dieser Aufzählung besteht. Abb. 1: Varianten zur Wechselwirkung von Licht mit Partikeln auf einer Oberfläche der PV-Zelle: 1 – keine nennenswerten Verluste, Brechung; 2 – Reflektion am Partikel, keine nenneswerten Verluste, Brechung; 3 - Reflektion am Partikel, teilweise Absorption; 4 – Beugungseffekte mit nachfolgenden Verlusten z. B. durch Absorption; 5 – Reflektionsverluste an der Grenzfläche, Transmission durch den Partikel; 6 – Reflektion zum Nachbarpartikel; 7 – Totalreflektion am Partikel. 3 4 5 2 6 7 1 Glas pn EVA Experimentelles Für die Untersuchungen [4] kamen willkürlich ausgewählte exemplarische Werkstoffe und Gemische zum Einsatz, wobei diese aber einen Bezug zur Sachlage (Standorte, Intensität der Wirkung, Kristallisationsgrad u.a.) haben sollten: 1. Sand, Quarzwerke GmbH Hohenbocka 2002 – hier diskutierte Referenzprobe 2. Eisenhydroxysulfat-Gemisch (EHS) aus Gewässer Pößnitz (Meuro) 06/2014 3. Hematite de Bourgogne (Hämatit, Fe2O3), Frankreich 8/2013 4. Umbra, Roussillion, Frankreich 08/2013 5. Natriumchlorid (Kochsalz), Standard-Handelsware, Körnung 0,2 – 1 mm 6. Tonerde, naturbelassen, Fundort Großräschen 7. Ruß vom Hausbrand aus Feuerungsanlage Gemeinde Schipkau 20.11.2014 8. Holzasche vom Hausbrand aus Kiefernholz, Lindenau / Ortrand 13.11.2014 9. Kohlenasche vom Hausbrand aus Brikett, Welzow-Süd Lausitzer Braunkohle 13.11.2014. BTU CS | 15. April 2015 23 BTU CS 7. Photovoltaik-Meeting 2015 GFWW e.V. Es wurde ein Messaufbau (Abb. 2) entwickelt, bei welchem die zu untersuchende Probe in einer konstanten Kreisfläche (A = 12,57 cm²), definiert durch eine Zylindermanschette, auf eine Quarzglasscheibe (Dicke = 4 mm) aufgebracht wird. Unter der Glasscheibe wird die Strahlungsenergie gemessen (Kimo Solarmeter SL 100, +/- 5%, Spektralempfindlichkeit 400 bis 1100 nm) und das Ergebnis mit einer Referenzmessung ohne Verunreinigung der Oberfläche verglichen. Als Lichtquelle diente eine Quarz-Halogenlampe (Sygonix - 28924D). Die experimentellen Untersuchungen sollen am Beispiel von Quarzsand (Probe 1) erläutert werden: Der Abb. 3 ist zu entnehmen, wie sich die Einstrahlungsenergie zur Ablagerung des Quarzsandes auf dem Träger verhält. Abb. 2: Messaufbau [4] zur Bestimmung der relativen Abdeckung einer Fläche (4); (1) Strahlungsquelle, (2) Quarzglasscheibe; (3) Pyranometer. Der Referenzwert ohne Quarzsand-Ablagerung beträgt E = 833 W/m². Bei einer aufgetragenen Masse m = 0,66 g auf die o.g. Testfläche ist schon die Energie hinter der Messfläche auf 369 W/m² reduziert. Bei m = 2,3 g sind es bereits 90 W/m². Dies bedeutet, dass ca. 90 % der Einstrahlungsenergie wegen der Ablagerung des Sandes auf der Messfläche nicht transmittiert wurde. 24 BTU CS | 15. April 2015 BTU CS 7. Photovoltaik-Meeting 2015 GFWW e.V. Abb. 3: Kennlinie E(m) infolge Ablagerung von Quarzsand auf einer Messfläche. An die Daten ist eine Modellfunktion angepasst. Durch eine Exponentialfunktion der Form werden die Daten beschrieben. Um eine Prüfung vorzunehmen, wird versucht, solch eine Funktion mit den Daten zu verifizieren (durchgezogene Kurve) [4]. Es ist in Abb. 3 zu erkennen, dass die Fitfunktion mit den ermittelten Parametern (Tabelle in Abb. 3) die Messdaten mit geringen Abweichungen im Rahmen der Mess-Toleranzen (ca. 5 %, s. o.) beschreibt. Aus der Abb. 4 geht hervor, wie sich die relative prozentuale Veränderung der Einstrahlungsenergie mit der Verteilung des Quarzsandes auf der Messfläche auswirkt. Bei einer Belegung (Verteilung) der Messfläche mit 0 g/m² beträgt die relative Einstrahlungsenergie 100 %. Bei einer Belegung mit 522 g/m² hat sich die rel. Einstrahlungsenergie um 50 % verringert; bei 1830 g/m² ist nur ca. 10 % von der gesamten Einstrahlungsenergie übrig. Auch hier ist eine exp-Funktion wie in Abb. 3 erkennbar. Eine Modellfunktion der Form wurde angepasst. Mit den Fitwerten ergibt sich die Funktion , welche die Messwerte und die Gesamtcharakteristik hinreichend beschreibt. BTU CS | 15. April 2015 25 BTU CS 7. Photovoltaik-Meeting 2015 GFWW e.V. Abb. 4: Prozentuale Veränderung der Einstrahlungs-Energie mit der Verteilung der Verunreinigung (Quarzsand) auf der Messfläche [4]. Die Probe 1 ist in Abb. 4 weiter charakterisiert und zeigt charakteristische Strukturen der ausgesiebten Körnung. Als Vergleich ist die nicht gesiebte Probe 2 in Abb. 5 mit den Zählwerten in Tab. 2 gezeigt. 26 BTU CS | 15. April 2015 BTU CS 7. Photovoltaik-Meeting 2015 GFWW e.V. Abb. 5: Probe 1: Quarzsand, gleichmäßige Körnung ca. 90 – 400 µm; links Photographie der Messfläche, REM-Aufnahme (rechts, V = 80) [4]. ]. Die Tabelle 1 gibt dazu eine Statistik der Teilchengröße, am REM ermittelt an Tab. 1: Zählwerte aus den REM-Aufnahmen der Probe 1 – Quarzsand [4] Detektor Vergrößerung Mittelwert σ BSE 80 x 227,4 µm 48 µm Max Min Dichte 385 µm 87 µm 1,44 g/cm³ Abb. 5: Probe 2 (Eisenhydroxysulfat), Körnung ca. < 5 – 30 µm; links Photographie der Messfläche, REM-Aufnahme (rechts, V = 1300) [4]. Die Tabelle 2 gibt dazu eine Statistik der Teilchengröße, am REM ermittelt an. BTU CS | 15. April 2015 27 BTU CS 7. Photovoltaik-Meeting 2015 GFWW e.V. Tab. 2: Zählwerte aus den REM-Aufnahmen der Probe 2 (Eisenhydroxysulfat) [4] Detektor Vergrößerung BSE 1300 x Mittelwer t 11,1 µm σ Max Min 5,4 µm 29,1 µm 1,7 µm Dichte 0,98 g/cm³ In der Abb. 6 ist ein EDAX Spektrum von Probe 2 um darzustellen, welche Vielfalt an Elementen nur in einer relativ „typenreinen“ Verunreinigung zu erkennen ist. Abb. 6: EDAX-Spektrum der Probe 2 (EHS-Gemisch) mit den ersichtlichen Elementen O, S, P, Fe, Mn, Mg, Al, K, Ni (H bzw. Elemente < B sind nicht detektiert). Tab. 3: Transmission der Ablagerungen [4] Verteilung Sand [g/m²] T [%] 0 100 NaCl T [%] EHS T [%] Holzasche Kohlenasche Umbra T [%] T [%] T [%] Hämatit Tonerde Ruß T [%] T [%] T [%] 100 100 100 100 100 100 100 100 39,8 93,57 99,59 72,24 51,4 52,16 44,32 61,28 80,45 41,05 79,61 83,19 93,52 42,6 17,76 31,34 17,11 25,61 61,11 27,43 119,42 74,18 89,87 21,2 6,61 6,39 9,48 18,64 44,65 21,13 28 BTU CS | 15. April 2015 BTU CS 7. Photovoltaik-Meeting 2015 GFWW e.V. Abb. 7: Relative Transmission der Ablagerungen Die Änderung der Durchlässigkeit / Transmission (s. Tab. 3) für die Lichteinstrahlung infolge der verschiedenen Ablagerungen ist in der Abbn. 7, 8 zu sehen. Die Auswirkung der Abschattung durch diese Verunreinigungen folgt nicht in jedem Falle sofort einer Exp-Funktion, offenbar durch anfängliche Transparenz und Streuprozesse (s. Modell, Abb. 1) bedingt. Bei gleicher spezifischer Masse / Fläche verhalten sich die Verunreinigungen bedingt durch deren Form und stoffliche Charakteristik sehr verschieden. Auch nur geringe Mengen an Verunreinigungen (Asche, Erden, ferner: Ruß) ziehen deutliche Einbußen an Transmission der bestrahlten Oberfläche nach sich. Die Verunreinigungen verhalten sich differenziert, je nach individuellen optischen Eigenschaften. Es ist zu beobachten, dass Natriumchlorid und Sand über 85 % des Lichtes bei einer Verteilung von 80 g/m² transmittieren. Im Vergleich dazu lassen Ruß, Umbra, Hämatit, Kohlenasche, Holzasche und Tonerde weniger als ca. 50 % der Strahlung passieren. BTU CS | 15. April 2015 29 BTU CS 7. Photovoltaik-Meeting 2015 GFWW e.V. Die absoluten Auswirkung vergleichbarer Mengen an Verunreinigungen sind in Abb. 8 gezeigt, offenbar fein pigmentierte Oxide (Asche, Pigmente aus Erden) den größten Verlust verursachen. Abb. 30 8: Strom-Spannungs-Kennlinie einer Solarzelle mit verschiedenen Verschmutzungen; rote obere Kennlinie: Ausgangssituation an einer industriellen Solarzelle (Panasonic BP 748264, a-Si) unverschmutzt. BTU CS | 15. April 2015 BTU CS 7. Photovoltaik-Meeting 2015 GFWW e.V. Abb. 9: Prozentuale Anteile der Reduzierung der Leistung einer Solarzelle durch Verschmutzungen bei vergleichbaren Verunreinigungsmengen lt. Abb. 8 und Tab. 3. Literatur [1] Becker, H.: „Minderleistungen von Solargeneratoren aufgrund von Verschmutzungen“ in 12. Symposium Photovoltaische Solarenergie, Kloster Banz, 1997, Tagungsband S. 256 – 262. [2] Ch. Dürschner: „Fegen, Kratzen oder abwarten“ in Photovoltaik das Magazin für Profis, 01/2008//75212 www.photovoltaik.eu, Seite 64-67. [3] Ch. Dany: „Schmutz und Schnee ade“ in Sonne Wind & Wärme ISSN 1861 – 2607, www.sonnewindwaerme.de, Seite 114-116. [4] S. El Ouardi: „Untersuchungen des kapazitiven Verhaltens von PV-Zellen / Modulen“, MA-Thesis, BTU CS, Fakultät 5, Senftenberg 04/2015. BTU CS | 15. April 2015 31 BTU CS 7. Photovoltaik-Meeting 2015 GFWW e.V. Maßnahmen zur Vermeidung von Blendwirkungen durch Solaranlagen Prof. Dr.-Ing. E. Stein, M.Eng. Sindy Schmidt, Hans Pietsch Brandenburgische Technische Universität Cottbus - Senftenberg Einleitung Mit der Errichtung von Photovoltaik- sowie Solarthermie-Anlagen sowohl auf Dächern als auch an Fassaden in Gebieten, welche zu Wohnzwecken bestimmt sind, kommt es unter Umständen zu bestimmten Zeiten zu einer Blendwirkung durch Reflexionen des Sonnenlichtes an der Oberfläche der Module. Diese reflektierten Strahlungsanteile können zu regelmäßiger Beleuchtung gegenüber liegender Gebäude inklusive der darin befindlichen Fensteröffnungen sowie von Verkehrswegen führen. Die „Leitlinie des Ministeriums für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz zur Messung und Beurteilung von Lichtimmissionen“ des Landes Brandenburg (im Folgenden Licht-Leitlinie) vom 16.04.2014 legt wie folgt fest [1, p. 21]: „8.3 Maßgebliche Immissionsorte und –situationen Maßgebliche Immissionsorte sind: a) Schutzwürdige Räume, … b) Unbebaute Flächen in einer Bezugshöhe von 2m über Grund an dem am stärksten betroffenen Rand der Flächen, …“ Hieraus schlussfolgert, dass die Blendwirkung auf die Fassaden von Wohnhäusern ebenso unzulässig ist, wie die Blendwirkung auf Teile der zugehörigen Flurstücke. Eine solche Blendwirkung ist also grundsätzlich zu vermeiden. Diesbezüglich sieht die Licht-Leitlinie nachfolgende Möglichkeiten vor [1, p. 23]: „8.5 Mögliche Maßnahmen zur Verminderung und Vermeidung von Blendwirkungen Unterbindung der Sicht auf das Photovoltaikmodul in Form von Wällen oder blickdichtem Bewuchs in Höhe der Moduloberkante Optimierung der Modulaufstellung bzw. –ausrichtung oder –neigung Einsatz mit Modulen mit geringem Reflexionsgrad“ [1] Die einzelnen Möglichkeiten sollen im Folgenden kurz diskutiert werden. Der Einsatz von Modulen mit geringem Reflexionsgrad stellt zwar durchaus eine interessante Variante dar. Allerdings weist Solarglas i.d.R. bereits einen Grad der Energietransmission in Höhe von mindestens 90,7 % auf (Solarglas klar bei 4,0 mm Glasdicke)[2]. Die verbleibenden etwa 9 % der in der Solarstrahlung enthaltenen Energie in Form von Licht werden zum überwiegenden Teil reflektiert. Selbst die Erhöhung des Transmissionsgrades auf bis zu 95 %, würde die Blendwirkung nicht 32 BTU CS | 15. April 2015 BTU CS 7. Photovoltaik-Meeting 2015 GFWW e.V. vermeiden sondern nur in einem nicht ausreichenden Maß verringern. Diese Option muss daher als Maßnahme ausgeschlossen werden. Die Unterbindung der Sicht in Form von Wällen oder blickdichtem Bewuchs in Höhe der Moduloberkante kann insofern häufig ausgeschlossen werden, da gemäß §37 des Brandenburgischen Nachbarrechtsgesetzes (BbgNRG) ein „solcher Abstand zum Nachbargrundstück einzuhalten“ ist, dass nach Abs. 1 Nr. 3 „… für jeden Teil der Anpflanzung der Abstand mindestens ein Drittel seiner Höhe über dem Erdboden beträgt.“ [3] Wenn der Abstand zum Nachbargrundstück klein bzw. die Anlage sehr weit oben installiert ist, kann eine solche Schutzmaßnahme nicht realisiert werden. Als dritte Möglichkeit zur Verminderung bzw. Vermeidung von Blendwirkungen sieht die Licht-Leitlinie die Optimierung der Modulaufstellung bzw. –ausrichtung / –neigung vor. Bei an bzw. auf Gebäuden installierten Anlagen ist die Ausrichtung der Module grundsätzlich durch die Ausrichtung der Gebäude hinsichtlich der Himmelsrichtung vorgegeben. Eine Optimierung kann also häufig lediglich durch die Variation des Anstellwinkels realisiert werden. Im nachfolgenden Absatz zum Lösungsansatz soll insbesondere auf die Variation der Anstellwinkel und deren Auswirkungen eingegangen werden. Variation des Anstellwinkels Zur Betrachtung der Variation des Anstellwinkels ist zunächst festzustellen, dass die Blendwirkung dann gegeben ist, wenn die Sonne in einem Winkel auf die Solarmodule trifft, welcher dazu führt, dass die reflektierte Strahlung nach unten geleitet wird. Dies ist immer dann der Fall, wenn der Höhenwinkel der Sonne größer ist als der Anstellwinkel der Module. Die Abbildung 10 veranschaulicht den Verlauf der Strahlung und deren Reflexion zum Zeitpunkt 12 Uhr MEZ am 21.06. eines jeden Jahres bei Südausrichtung der Module und einem Breitengrad von . Abbildung 10: Verlauf der Strahlung am 21.06. um 12 Uhr MEZ bei einem Anstellwinkel von 45° und Südausrichtung BTU CS | 15. April 2015 33 BTU CS 7. Photovoltaik-Meeting 2015 GFWW e.V. Das Eintreffen der Strahlung zu einem anderen Zeitpunkt sowie bei einer Ausrichtung der Module, die von der Südausrichtung abweicht, kann dazu führen, dass die Strahlung auch nach unten reflektiert werden würde. Realisiert man nun Anstellwinkel der Module, welche verhindern, dass die Strahlung der Sonne oberhalb des Lotes der Modulebene eintrifft, so wird die Strahlung grundsätzlich entweder direkt im Lot oder nach oben reflektiert. Um nun diesen Zustand zu erreichen, dass die Strahlung immer unterhalb des Lotes der Modulebene eintrifft, wird der Grenzfall am 21.06. um 12 Uhr MEZ betrachtet. Zu diesem Zeitpunkt hat die Sonne in der oberen Erdhalbkugel jährlich ihren höchsten Stand, da an diesem Tag die Deklination ist. Die Berechnung des Sonnenstandes erfolgt gemäß Es ergibt sich mit , und Abbildung 11: Zustand bei einem Anstellwinkel von 28° und einem von vorn eintreffenden Sonnenstand von 62° Wird nun dieser Sonnenstand von als Lot für die Modulebene hinsichtlich des Anstellwinkels vorgegeben, so ergibt sich als Anstellwinkel Als Nachweis für die Berechnung sei erklärend auf Abbildung 11 hingewiesen. 34 BTU CS | 15. April 2015 BTU CS 7. Photovoltaik-Meeting 2015 GFWW e.V. Die Darstellung für die von abweichenden, grundsätzlich kleineren, Höhenstände der Sonne ist in Abbildung 12 der Zustand der eintreffenden und reflektierten Strahlung aufgezeigt, wenn die Sonne von vorn auf die Module trifft. Es ist erkennbar, dass die reflektierte Strahlung grundsätzlich nach oben geleitet wird, wenn die Sonne von vorn auf das Modul auftrifft und der Höhenstand der Sonne kleiner ist als das Lot der Module bezogen auf die Horizontale. Mit einem Anstellwinkel von wird also ein Teilziel erreicht. Gleichzeitig ist dieser Winkel größer als der Anstellwinkel, der i.d.R. benötigt wird, um die Reinigungswirkung durch Regen aufrechterhalten zu können. Abbildung 12: Zustand bei einem Anstellwinkel von 28° und einem von vorn eintreffenden Sonnenstand von 40° In den vorherigen Darstellungen der Reflexion in Abhängigkeit vom Anstellwinkel der Module und dem Höhenstand der Sonne wurde zunächst davon ausgegangen, dass die Sonne immer von vorn auf die Module trifft. Bei einer Ausrichtung der Module von bspw. (südwestlich) trifft die Sonne jedoch von hinten auf die Module, wenn die Richtung, aus der die Sonne auftrifft, folgende Bedingung erfüllt: Dies bedeutet jedoch, dass insbesondere morgens bzw. vormittags die Sonne aus östlicher Richtung von hinten auf die Module treffen kann. Dies wiederum führt dazu, dass eine Reflexion der Strahlung auch in eine Richtung erfolgen kann, welche unterhalb des Lotes der Ebene der Module liegt. BTU CS | 15. April 2015 35 BTU CS 7. Photovoltaik-Meeting 2015 GFWW e.V. Eine Darstellung der Zustände für diesen Fall ist in Abbildung 13 gegeben. Hier wird bereits davon ausgegangen, dass die Strahlung von einem Punkt eintrifft, der hinter dem Winkel liegt. Zusätzlich ist in die Zeichnung eine Ebene eingezeichnet, zu welcher die Strahlung der Sonne hinsichtlich ihrer Ausrichtung parallel verläuft. Eine Betrachtung der Zustände soll an folgendem Beispiel vorgenommen werden: Hiervon ausgehend kann die Neigung ermittelt werden zu: der Ebene über mehrere Zwischenschritte Abbildung 13: Strahlung von hinten - Definition der Berechnungsgrößen 36 BTU CS | 15. April 2015 BTU CS 7. Photovoltaik-Meeting 2015 GFWW e.V. Zur weiteren Betrachtung soll anschließend die eintreffende und reflektierte Strahlung aus einem Blickwinkel betrachtet werden, welcher die Ebene von der Seite zeigt. Dies ist in Abbildung 14 für den Fall dargestellt, dass ist. Es ergibt sich zunächst ein Winkel , unter welchem die Sonnenstrahlung bezogen auf die Neigung auf die Ebene einfällt. Dieser Einfallswinkel ergibt sich zu Abbildung 14: Richtungsermittlung der reflektierten Strahlung - Der Ausfallwinkel der reflektierten Strahlung ist selbstverständlich gleich dem Einfallwinkel . Der Winkel der reflektierten Strahlung zur Horizontalen ergibt sich aus Damit muss festgestellt werden, dass die reflektierte Strahlung auch bei einem Anstellwinkel der Module von noch zu einer Blendwirkung führen kann. Dies bezieht sich auf Situationen, wenn die eintreffende Strahlung aus einem Bereich auf die Solaranlage auftrifft, deren Richtungswinkel nicht der Maßgabe entspricht. Dies betrifft im betrachteten Beispiel die Zustände, wenn die Richtung der Sonne ist, also die Morgenstunden. Die einzige Möglichkeit, eine Eliminierung der Blendwirkung noch zu erreichen, liegt in der Abschattung der eintreffenden Strahlung, wenn diese aus einer Richtung von eintrifft. BTU CS | 15. April 2015 37 BTU CS 7. Photovoltaik-Meeting 2015 GFWW e.V. Eine Verhinderung der Bestrahlung der Module aus dem hinteren Bereich ist somit nur möglich, indem ein Verschattungselement angebracht wird, welches in seiner Größe und Ausbildung entsprechend dimensioniert ist. Nur durch die Kombination des Anstellwinkels von sowie geeigneter Verschattungselemente ist eine Blendwirkung im betrachteten Beispiel vollständig zu vermeiden. Literaturverzeichnis [1] Ministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz - Brandenburg, Leitlinie des Ministeriums für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz zur Messung und Beurteilung von Lichtimmissionen (Licht-Leitlinie), 2014. [2] SOLVIS GmbH & Co. KG, Solarglas Spezifikationen - E 58-M, Braunschweig, 2009. [3] Brandenburgisches Nachbarrechtsgesetz (BbgNRG), Potsdam, 2014. 38 BTU CS | 15. April 2015 BTU CS 7. Photovoltaik-Meeting 2015 GFWW e.V. Solartechnik 2015 – zukunftsweisende Systemlösungen Dr. Klaus Kalberlah, Eurosun Energietechnik GmbH Während weltweit die Solarstromtechnik nahezu unverändert boomt – für 2015 wird ein Zuwachs von 30% im Zubau von PV-Anlagen prognostiziert – erreicht der Zubau in Deutschland in 2015 mit voraussichtlich nur 1,6 GWp(gegenüber 7,6 GWp in 2012) einen neuen Tiefstand. Gemessen am Zubau von PV-Anlagen rangiert Deutschland, einstmals Nr. 1 der Weltrangliste, damit weit abgeschlagen sogar noch hinter dem sonnenarmen England. Prognosen für den Zubau 2015 (PHOTON News 01.04.2015) 1. 2. 3. 4. China 17,3 GWp Japan 10,4 GWp USA 9,5 GWp Europa 9,2 GWp davon England 3,5 GWp Dieses düstere Bild ist jedoch unvollständig; einerseits ist anzumerken - Dass ein nicht ganz kleiner Anteil ausländischer PV-Anlagen unter Beteiligung Deutscher Firmen errichtet wird, wobei allerdings der überwiegende Anteil der installierten PV-Module NICHT aus Europäischer Herstellung stammt. - Dass deutsche Hersteller von Produktionsanlagen einigermaßen optimistisch in die Zukunft blicken - Dass sich die Anzahl von kleinen Aufdach-PV-Anlagen (Zubau) in 2015 gegenüber2010 trotz stark reduziertem Gesamtvolumen mehr als verdoppelt. für PV wieder Andererseits ist zu vermerken, dass das Ausmaß des „Zusammenbruchs“ im deutschen Solarbereich derzeit überhaupt noch nicht voll überschaubar ist. Bedrohlich erscheint insbesondere die Übernahme von zukunftsweisender PVTechnologie und deutscher, im F&E-Bereich von PV-tätiger Firmen durch ausländische Investoren. Der globale Wettbewerb erzwingt also einen Strukturwandel im Deutschen Solarbereich, wobei eine genauere Analyse der Krise und ihrer Ursachen wertvolle Hinweise auf „Wege aus der Krise“ geben würde, an dieser Stelle aber unterbleiben soll. Es steht jedoch außer Frage, dass einer dieser Wege, wohlmöglich der aussichtsreichste, die Hinwendung zu solaren Systemen ist. BTU CS | 15. April 2015 39 BTU CS 7. Photovoltaik-Meeting 2015 GFWW e.V. Hierzu 4 Vorbemerkungen (1) Der Wandel war absehbar; im September 2009prognostizierte Dr. L. Podlowski, damals CTO der SOLON EG „In 4 Jahren werden wir keine Module mehr bauen, sondern diese aus China beziehen und SYSTEME liefern“. Diese Hinwendung zu Systemen (als standardisiertes Produkt industrieller Massenproduktion) hat bisher kaum stattgefunden. (2) Anders als der Überlebenskampfnamhafter PV-Hersteller ist der Zusammenbruch des Inland-Marktes (PV-Zubau in Deutschland) weniger eine Folge des globalen Wettbewerbs als vielmehr einer verfehlten Förderpolitik: die starke Absenkung der Einspeise-Vergütung, vor allem aber die Auflage der Ertragsspitzen-Kappung, hätte auf PV-Großsysteme beschränkt werden müssen. (3) Das u.a. Diagramm der Conergy AG aus dem Boom-Jahr 2012 signalisiert einen (unvermeidlichen) Klientel- und Systemwechsel BRD 2015: Solarparks sind „out“, Aufdachanlagen das System der Zukunft. 40 BTU CS | 15. April 2015 BTU CS 7. Photovoltaik-Meeting 2015 GFWW e.V. (4) Die nachfolgende, tabellarische Übersicht konkretisiert den Wandel, wobei zugleich deutlich wird: Solarthermie wird sträflich vernachlässigt! Die Zubau-Zahl der Solarthermie-Anlagen hat sich in 2014 gegenüber 2009 mehr als halbiert. Allerdings: im Erfolgsjahr 2012 wurden 2,5mal mehr thermische Anlagen als PV-Systeme auf deutschen Dächern installiert ! Trendwende in der Solartechnik (PV) - in 2000 waren ca. 53% der PV-Systeme Aufdach-Anlagen in 2009 nur noch 3,5 % in 2015 wird mit ca. 50% Aufdach-Anlagen gerechnet BTU CS | 15. April 2015 41 BTU CS I. 7. Photovoltaik-Meeting 2015 GFWW e.V. Zukunftsweisende Aufdach-Solarsystem I /1 Aufdach-PV-Systeme Kalifornien 2014: 4.000 Aufdach-Systeme pro Monat, Tendenz stark steigend Japan 2013: 1,3 GWpAufdach-Systeme, Tendenz steigend Modul-Entwicklung: solares Baumaterial (nicht unbedingt flexibel, aber glaslos) Dyesol Ltd. 600 MWp gebäudeintegriert (Türkei) Zellen-Technologie: weg vom Wirkungsgraddenken hin zum Kosten-Denken (im Gesamt-System) Hanergy verkauft 1,8 GWp GSED-Technologie Hybridisierung: Heizen+Kühlenmit PV zusammenfassen System-Entwicklung: Eigenbedarfs-Deckung ausweiten, also Solarstrom-Speicherung vorsehen typ. PV- Kosten typ. Akku-Kosten, optimiert min. 3.000 €/kWp Energie-Management/ intelligente Steuerung bis hin zur Einrechnung von Wetter-Prognosen „Erzeuger und Verbraucher müssen miteinander kommunizieren“ 42 BTU CS | 15. April 2015 1.800 €/kWp BTU CS 7. Photovoltaik-Meeting 2015 GFWW e.V. I /2 Aufdach-Thermie-Systeme - >85% des Energiebedarfs eines Haushalts ist Wärme Normale Solarthermie: Beitrag zum WW-Bedarf 65%, zum GesamtWärmebedarf <15% Sommer Abkoch-Problem, Winter fast keine Ernte(weil nur 1/8 Einstrahlung) Typ. BIPV-Fläche 50m², typ. Thermie-Fläche 10m² USA: „solar thermal, der vernachlässigte Milliardenmarkt“ Fazit: System-Änderung erforderlich, einfach und höchst erfolgversprechend I /3 Aufdach- PVT- Systeme - Kombi mit Wärmepumpe erfordert Umdenken: - Niedertemperatur ausreichend aber: große Durchflussmenge erforderlich - nicht Strahlungsabsorber (Sommerfunktion) sondern Umluft-Wärmetauscher (Winter-Funktion entscheidend) - Systemziel: monovalentes solares Heizen 20-Jahres-Rechnung PVT-Dach 50m² , Bertriebs- + Investkosten (ohne Verzinsung) Ohne PV Merke: „Solar-Systeme“ im Sinn dieses Vortrags sind nicht „Einzelkunstwerke“ , Netzstrom ct/kWh 28 30 32 35 sondern kosten optimierte+standardisierte Komplett-Pakete aus industrieller Massenkosten Gas ct/kWh 8 10 12 14 Stromeinem 4000 kWh/aKfz, das sich ebenfalls aus zahlreichen Komponenten fertigungJahresrechnung ….analog in € 1.148 1.200 1.280 1.400 zusammensetzt. Jahresrechnung Gas 16.650 kWh/a in € 1.332 1.665 1.998 2.331 Invest-Kosten Heizung+WW in € Gesamt-Kosten in 20 Jahren € Mit optimiertem PV und Förderung EEG-Vergütungssatz pro kWh Jahresrechnung Netz 1427 kWh in € Einspeisevergütung 0,12 €/kWh in 20 J Kosten norm. Netzstrom 20 J in € Kosten strom WP-Tarif 20 J in € Invest-Kosten 50 m² PVT-Dach Invest-Kosten 10 kW S/W Wärmepumpe Sonst. Investkosten incl. 7,4 kWh Akku Akku, Thermie und Wp-Förderung Gesamt-Kosten in 20 Jahren € 8.400 8.400 8.400 8.400 58.000 100% 65.700 100% 73.960 83.020 0,12 378 -4.632 7.560 16.380 13.000 7.000 12.300 -9.050 0,11 405 -4.246 8.100 15.400 13.000 7.000 12.300 -9.050 0,08 432 -3.088 8.640 17.500 13.000 7.000 12.300 -9.050 0,06 473 -2.316 9.450 19.600 13.000 7.000 12.300 -9.050 42.558 73,50% 42.504 65% 46.302 63% 49.984 60% BTU CS | 15. April 2015 43 BTU CS 7. Photovoltaik-Meeting 2015 GFWW e.V. Fazit: Normale PV-Systeme sind ab 2013 ein Verlustgeschäft! Optimierte PV-Systeme sind mit Förderung akzeptabel, nicht aber attraktiv PVT-Systeme sparen innert 20 J. 35% der norm. Energiekosten II. Andere zukunftsweisende Solar-Systeme (existent) II/1) solar cooling and solar air conditioning Klimageräte bis 4 kW: 2008 69 Millionen Stück solare Version “newbreeze” Solar aircon / solar cooling: ein riesiger, weitgehend unbearbeiteter Markt 44 BTU CS | 15. April 2015 BTU CS 7. Photovoltaik-Meeting 2015 GFWW e.V. II/2) Solar water purifying and desalination system 1,2 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser Solare Wasser-Aufbereitung: ein riesiger, weitgehend unbearbeiteter Markt Player am Markt ??: z.B.Meyer Burger Technology AG : “watersystemsdivision”…was geht solar als Massenprodukt ? II/3) Solar mini.gridsystems Export-Artikel: Solar-hybrides Kleinkraftwerk (PV+Wind+Diesel+Akku´s), verschiedene standardisierte Leistungsgrößen, betriebsfertig installiert in Container. Problematik: keine Optimierung/Standardisierung (Preis !) Finanzierung + Eigentum/Betrieb vor Ort BTU CS | 15. April 2015 45 BTU CS 7. Photovoltaik-Meeting 2015 GFWW e.V. II/4) solar applications, zum Beispiel solar coveredparking = altbekannt, jedoch aktuell wg. Elektromobilität solar drivenlighting = altbekannt, jedoch mit LED ggf. attraktiv (Werbung) Kombination von PV und Schallschutz……….. …via solar einen Mehrwert schaffen III. Zukünftige Solar-Systeme (derzeit noch in Entwicklung) III/1: Speicher-Systeme: „Power to gas“ III/2: Zellen-Technologie: „organic PV“, Perovskite-Technologie, dirtysilicon III/3: Elektronik-Entwicklungen, z.B. „Ultraverter“ III/4: virtuelle Großkraftwerke u.a. organisatorische Innovationen Das meist zukunftsweisende System wäre ein Umdenken und die Kooperation zwischen den verschiedenen Entscheidungsträgern/Aktivisten im Bereich Energietechnik 46 BTU CS | 15. April 2015 BTU CS 7. Photovoltaik-Meeting 2015 GFWW e.V. Notizen: BTU CS | 15. April 2015 47 BTU CS 7. Photovoltaik-Meeting 2015 GFWW e.V. Zur Information: 8. Photovoltaik-Meeting 2016: Mittwoch, 20.04.2016 an der BTU CS, Campus Senftenberg 48 BTU CS | 15. April 2015 Qualitäts-Photovoltaik „Made in Germany“ • Mit zertifizierter Qualität in neue Märkte • Premium-Qualität von Komponenten bis zu Systemlösungen und Service • Zugriff auf neueste FuE-Ergebnisse durch Kooperationen mit Hochschulen und Instituten ZIM-Kooperationsnetzwerk „Photovoltaik-Industrie – Handwerk – Endkunde“ GFWW e. V., Im Technologiepark 1, 15236 Frankfurt (Oder) www.solar-belt-quality.com Anzeige Herausgeber (Redaktion): B. K. Glück, S. Schmidt, E. Stein Brandenburgische Technische Universität Cottbus – Senftenberg Fakultät 5 – Ingenieurwissenschaften und Informatik Großenhainer Str. 57, D-01968 Senftenberg www.b-tu.de
© Copyright 2024 ExpyDoc