Kieler Kunsthistorische Studien N.F., Bd. 4 Leseprobe ©Verlag

Leseprobe ©Verlag Ludwig 2004
Kieler Kunsthistorische Studien N. F., Bd. 4
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Christine Onnen
Saint-Urbain in Troyes
Idee und Gestalt
einer päpstlichen Stiftung
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Für meine Eltern
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KIELER KUNSTHISTORISCHE STUDIEN N.F., Bd. 4
herausgegeben vom Kunsthistorischen Institut
der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Der Druck wurde großzügig gefördert von der:
PETER-HIRSCHFELD-STIFTUNG, KIEL
Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek
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Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem Papier
Printed in Germany
ISBN 3-933598-26-5
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INHALT
Vorwort
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Einleitung
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Forschungslage und Zielsetzung
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1.1 Quellenlage
1.2 Forschungsstand
1.3 Zielsetzung und Vorgehensweise
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Historische Voraussetzungen – Troyes im 13. Jahrhundert
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2.1 Die historisch-topographische Entwicklung der Stadt
2.2 Die klerikale Organisation der Stadt
2.3 Der Stifter von Saint-Urbain: Papst Urban IV.
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Entstehungsgeschichte nach den Schriftquellen
25
3.1
3.2
3.3
3.4
25
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Die Gründung durch Papst Urban IV.
Die Fortführung unter Papst Clemens IV.
Bauchronologie
Das Problem der Identität des Baumeisters
Baugestalt
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4.1 Der Grundriss
4.1.1 Die Problematik der existierenden Grundriss-Versionen
4.1.2 Der Grundriss
4.2 Der Außenbau
4.2.1 Der Chor
4.2.2 Das Langhaus
4.2.3 Das Querhaus
4.2.4 Das Strebesystem
4.2.5 Die Vorhallen des Querhauses und der Westfassade
4.3 Der Innenraum
4.3.1 Die Westfassade und die Querhausfassaden
4.3.2 Die Nebenapsiden des Chores und die Seitenschiffe
4.3.3 Zweigeschossige Wände
4.3.4 Das Chorpolygon
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4.4
4.5
4.6
4.7
4.3.5 Die Pfeiler
4.3.6 Die Piszinen des Chorpolygons und der Nebenapsiden
4.3.7 Die Glasfenster
Datierungsfragen und Abgrenzung der einzelnen Bauphasen
Zum Verhältnis von Außenbau und Innenraum
Restaurierungsarbeiten und Vollendung des Baus
im 19. und frühen 20. Jahrhundert
4.6.1 Die Restaurierungsarbeiten und die Vollendung
4.6.2 Überlegungen zur ursprünglichen Planung der Westfassade
Zusammenfassung
Die Stellung von Saint-Urbain in der gotischen Architektur
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5.1 Zum Wirken des ersten Baumeisters von Saint-Urbain
5.2 Formensprache und Raumauffassung
5.2.1 Grund- und Aufriss
5.2.2 Die Vorhallen
5.2.3 Das Maßwerk
5.2.4 Die Rayonnant-Architektur
5.2.5 Kleinarchitekturen
5.2.6 Das System der zweischaligen Wand
5.2.7 Zusammenfassung
5.3 Bautypen
5.3.1 Bautypus ›Kollegiatskirche‹?
5.3.2 Großbauten: Kathedralen und Abteikirchen
5.3.3 Die Kapelle
5.3.4 Zusammenfassung
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130
Saint-Urbain – ein singulärer Bau
133
Schlussbetrachtung
137
Anmerkungen
140
Anhang
151
Kapellen und Altäre
Quellenverzeichnis
Primärquellen
Quelleneditionen
Literaturverzeichnis
Abkürzungen
Literatur
Abbildungsnachweis
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VORWORT
Im Rahmen eines Seminars zur Kunst entlang
der Pilgerstraße nach Santiago de Compostela
auf einer Exkursion nach Frankreich begegnete
ich zum ersten Mal der Kirche Saint-Urbain in
Troyes. Dass dieser beeindruckende Bau bislang
noch nie Gegenstand einer umfassenden Untersuchung gewesen sein sollte, schien kaum möglich, und doch stellte sich bei näherer Beschäftigung mit der Forschungslage heraus, dass er zwar
in jedem einschlägigen Werk erwähnt wird und
dass man sich mit zahlreichen Einzelaspekten
intensiver beschäftigt hatte, er aber nie in seiner
Gesamtheit behandelt worden war. Mit der vorliegenden, für den Druck etwas gekürzten Fassung meiner 1999 von der Universität Kiel angenommenen Dissertation, soll diese Lücke zumindest ein Stück weit geschlossen werden.
Meinem Doktorvater, Prof. Dr. Uwe Albrecht,
der mich zur Bearbeitung dieses so aufwändigen
wie lohnenden Themas ermutigt hat, danke ich
für seine Anregung und seine fachliche Begleitung, Prof. Dr. Ulrich Kuder für die Übernahme des Korreferates.
Während meiner Forschungsaufenthalte in
Frankreich wurde ich stets freundlich aufgenommen und in meiner Arbeit bereitwillig unterstützt.
Besonders danken möchte ich Jean Brangbour
(Stadt Troyes), der es mir ermöglichte, Saint-Urbain und vor allem deren wegen Restaurierungsarbeiten eingerüsteten Bereiche jederzeit besuchen zu können, weiterhin Alain Vinum (Troyes)
für seine Auskünfte zur Restaurierung der Glasfenster, Frère Lingat für seine engagierten Kirchenführungen, den Mitarbeitern der Archives
Départementales in Troyes und der Direction des
Affaires Culturelles in Châlons-sur-Marne, verschiedener Bibliotheken in Troyes und Paris und
nicht zuletzt den Schwestern des Ordens des Hl.
Franz von Sales in Troyes, die mich während meines zweiten Forschungsaufenthaltes beherberg-
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ten und kulinarisch vorzüglich versorgten. Dank
schulde ich in diesem Zusammenhang auch dem
Französischen Außenministerium, das mir durch
ein großzügiges Reisestipendium meine dritte
Frankreich-Reise ermöglicht hat.
Für die Übersetzung mehrerer lateinischer
Quellen danke ich meinem Bruder Erik, für die
kritische Durchsicht von Teilen meines Manuskripts und wertvolle Anregungen Katharina
Henkel, Sandra Johannsen und Hubertus Lietzau und für die gründliche Endkorrektur meinem
Vater. Ihnen und allen Freunden und Bekannten möchte ich außerdem für ihren praktischen
und emotionalen Beistand während der langen
Jahre der Fertigstellung dieser Arbeit danken.
Der Peter-Hirschfeld-Stiftung in Kiel danke ich
für ihren großzügigen Beitrag zu den Druckkosten der vorliegenden Veröffentlichung und dem
Verlag Ludwig für seine Betreuung.
Schließlich aber wäre die Durchführung dieses
aufwändigen Vorhabens kaum möglich gewesen
ohne die bereitwillige und geduldige Unterstützung meiner Eltern, die mir in finanzieller und
moralischer Hinsicht stets zur Seite standen;
ihnen ist daher diese Arbeit gewidmet.
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EINLEITUNG
Im mittelalterlichen Stadtkern von Troyes, zwischen dem alten Kathedralbezirk im Nordosten
und dem jüngeren Teil der Stadt im Südwesten,
liegt die frühere Kollegiatskirche und heutige
Pfarrkirche Saint-Urbain, die im Jahre 1262 von
dem aus Troyes stammenden Papst Urban IV.
(um 1185–1264) gestiftet wurde. Ihre Nordseite
grenzt an eine der ältesten Straßen von Troyes,
die Grande Rue. Damit liegt sie in derselben
Achse wie die Kathedrale und die Pfarrkirche
Saint-Jean-au-Marché. Die dichte Bebauung um
die Kirche herum und ihre geringe Höhe sowie
das Fehlen eines Turmes seit 1761 bewirken, dass
nur von zwei Standpunkten aus freie Sicht auf
die Kirche aus größerer Entfernung gegeben ist.
Der eindrucksvollste Blick bietet sich aus südöstlicher Richtung von der Place de la Libération
auf den kürzlich restaurierten und gereinigten
Chor, die Querhausanlage und einen Teil des
Langhauses (Abb. 1). Von der Place Saint-Urbain
blickt man auf die Westfassade, die Langhauswände und die Querhausanlage (Abb. 2). Nähert
man sich aus dieser Richtung der Kirche, so
bestimmen ihre jüngeren Teile den ersten Eindruck, denn das obere Geschoss des Langhauses
und der größte Teil der Westfassade wurden erst
zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Zuge einer
umfassenden Restaurierung (1877–1912) vollendet. Bis zu diesem Zeitpunkt waren nur Chor
und Querhaus fertiggestellt, während das untere
Geschoss des Langhauses mit einem provisorischen Dach abschloss (Abb. 40).
Ungeachtet seiner im Vergleich zur Kathedrale von Troyes geringen Ausmaße 1 und seines
lange Zeit unvollendeten Zustandes hat der
Bau von Saint-Urbain schon seit langem Bewunderung hervorgerufen.2 Abgesehen von einer
massiven Sockelzone, scheint der Bau nur aus
schlanken Strebepfeilern und großen Glasflächen