Messung laserinduzierter Zerstörwellen

MESSUNG LASERINDUZIERTER
ZERSTÖRWELLEN
Lars Jensen
Spectaris-Wissensraum
Qualitätssicherung von
Hochleistungslaseroptiken
Laser Zentrum Hannover, Germany
26. März 2015
HOCHLEISTUNGSOPTIKEN
Moderne laserbasierte Bearbeitungsprozesse fordern steigende Laserleistungen und
Strahlführungsysteme höchster Qualität
 Entscheidender Entwicklungsprozess an den optischen Komponenten und
Beschichtungen
– Mehr Ausgangsleistung  weniger Verluste
– Mehr Pulsenergie
 Höhere Zerstörschwelle
– Längere Arbeitszyklen
 hohe Lebensdauer
 Messverfahren zur Qualitätssicherung
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Messung laserinduzierter Zerstörwellen
INHALT
Relevante Laserparameter
 Pulsdauer / Betriebsmodus
 Spektralbereich
Auswahl des Messprotokolls
 Anwendungsorientiertes Messen
 ISO 21254 und andere
Messen gemäß ISO Standard
 Zerstörwahrscheinlichkeit
 Charakteristische Zerstörkurve
 Wie sind Messergebnisse zu lesen
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Messung laserinduzierter Zerstörwellen
ZERSTÖRSCHWELLE - PULSDAUER
LIDT als Funktion der Pulsdauer
 cw – lange Pulse (µs)
 kontinuierliche Erwärmung durch Absorption
– thermische Ausdehnung
– Materialmodifikation
– Einkopplung von Leistung  Durchbruch
 kurze Pulse (ns - >10ps)
 lokale drastische Erwärmung an Defekten
– schlechte Wärmeanbindung
– lokale Plasmabildung
– stressbedingter Durchbruch
 elektronische Anregung von Elektronen ins
Leitungsband
 ultrakurze Pulse (<10ps – fs)
– Startprozess: Mehrphotonenabsorption
– Kaskaden und –Tunnelionisation
bevölkern das Leitungsband
– Durchbruch oberhalb einer krit.
Elektronendichte
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Messung laserinduzierter Zerstörwellen
EINSCHLUSSINDUZIERTE ZERSTÖRUNG
(KURZE PULSE)
Höhere Intensitäten auf Grund von gepulster Laserstrahlung
 Lokale Absorption
– Partikel
– Lokale Unterstöchiometrien
– Fehlstellen, Risse, Schichtübergänge
– …lokale höhere Absorption
 Optische Materialien weisen i.d.R. schlechte Wärmeleitung auf
 Starker Temperaturgradient am Absorptionszentrum
 Extrem hohe lokale Temperaturen
(oberhalb der Schmelztemperatur von Quarz)
– Plasmabildung
– Stressbedingter Durchbruch in der Schicht
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Messung laserinduzierter Zerstörwellen
ZERSTÖRSCHWELLE ALS FUNKTION DES
TESTSTRAHLDURCHMESSERS (KURZE PULSE)
Experiment: Defektinduzierte Natur vom NIR bis UV untersuchen
 Probensatz:
– Eine Materialkombination
für 4 Wellenlängen  SiO2/HfO2
(Effekt ist bekannt, Skalierung bis ins UV ist
Gegenstand der Untersuchung)
– Aus einer Beschichtungsanlage
 identische prozessspezifische Defekte
 Messprozedur:
– Standard Messung nach ISO 21254-2
– Rep.-Rate:100Hz,
Wellenlänge: 1064nm, 532nm, 355nm, 266nm
Pulsdauer:
11ns
8ns
6ns
5ns
Pulsanzahl: 10.000
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Messung laserinduzierter Zerstörwellen
Zerstörschwelle
– HR-Spiegel  kein Substrateinfluss
xx
x
x
x x x x
Strahldurchmesser
KRITISCHE TESTSTRAHLDURCHMESSER
2%-LIDT
10.000
2% LIDT
10.000
PulsePulse
ZkF ZkF
Energiedichte [J/cm²]
1000
100
10
1
1064nm
355nm
266nm
532nm
0,1
0
50
100
150
200
250
Strahldurchmesser [µm]
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Messung laserinduzierter Zerstörwellen
300
350
350
STRAHLDURCHMESSER  DEFEKTDICHTE
1064
532
krit. Strahlgröße[µm]
Defektdichte
emp. [1/cm²]
150
5.700
120
8.800
2% LIDT 10.000 Pulse
ZkF
1000
Energiedichte [J/cm²]
Wellenlänge
[nm]
100
10
1
355
100
12.700
532nm
0,1
0
50
100
150
200
250
Strahldurchmesser [µm]
266
<34
110.000
Morphologievergleich:
 Ähnliche Strukturen bei beiden UV
Wellenlängen
 Eindeutig ein einschlussinduzierter
Zerstörvorgang
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Messung laserinduzierter Zerstörwellen
l=355nm
l=266nm
300
350
ELEKTRONISCHE ZERSTÖRUNG (ULTRAKURZE PULSE)
 Freie Elektronen im
Leitungsband werden durch
die Absorption von Photonen
geheizt
(Mehrphotonenabsorption)
 Stoß- und Avalancheionisation
erhöhen die freien
Ladungsträger signifikant
Bandlücke
 Oberhalb von 1021 1/cm³
kommt es zum optischen
Durchbruch
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Höhere Photonenenergie
Messung laserinduzierter Zerstörwellen
Ratengleichung ne(t):
ne
  mW (qm I (t ) m )  ne (t ) I (t )  ne (t )
t
Material: synthetisches Quarzglas
ZERSTÖRSCHWELLE ALS FUNKTION DER BANDLÜCKE
(ULTRAKURZE PULSE)
Bandlücke und Intensität bestimmen
Zerstörschwelle:
 Größere Bandlücke  höhere Ordnung der MPA
notwendig
 Höhere Intensität  höhere Wahrscheinlichkeit
für MPA hoher Ordnung
Mero et al. Phys.Rev.B 51 (2005)
 Feldstärkeverteilung im Schichtstapel trägt bei!
35fs
100fs
200fs
500fs
1.1ps
4,5
2
Damage fluence (J/cm )
5,0

Fth 
(c1 E gap  c2 ) p
|F|
4,0
3,5
3,0
2,5
2,0
1,5
1,0
SiO2/HfO2 Mischungen
0,5
5,5
6,0
6,5
7,0
7,5
Band gap (eV)
Mero et.al PHYS. REV. B 71, 115109 (2005)
Jensen, Mende, Nguyen et al. SPIE 7842 (2010)
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Messung laserinduzierter Zerstörwellen
INHALT
Relevante Laserparameter
 Pulsdauer / Betriebsmodus
 Spektralbereich
Auswahl des Messprotokolls
 Anwendungsorientiertes Messen
 ISO 21254 und andere
Messen gemäß ISO Standard
 Zerstörwahrscheinlichkeit
 Charakteristische Zerstörkurve
 Wie sind Messergebnisse zu lesen
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Messung laserinduzierter Zerstörwellen
MESSPROTOKOLLE
 Akademische Großlaser
– Wenige Pulse
– Sehr große Optiken
– Sehr teure Optiken
 Weltraumanwendungen
– Viele Pulse
– Normale bis sehr kleine Optiken
– Kein Service möglich
 Lasersysteme
– Höchste Anforderungen
– Austauschbare Komponenten
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Messung laserinduzierter Zerstörwellen
www.rsta.royalsocietypublishing.org
https://www.flickr.com/photos/llnl/3421933297/
MÖGLICHE VORGEHENSWEISEN
Einzelne Defekte in der Optik finden
 Flächendeckend die Prüfoberfläche mit einem Laserstrahl abrastern (Rasterscan)
– Großer bis vollständiger Flächenanteil
– Geringe Pulsanzahl
– Messergebnis muss den Schwellwert nicht enthalten
(nur mehrfacher Wiederholung der Prozedur)
Detektion der Zerstörschwelle
 Statistisch verteilte Prüfpositionen mit variierter Energiedichte beaufschlagen
– Geringer Flächenanteil (ca. 1-2%)
– Beliebige Pulsanzahl
– Ergebnis: Schwellwert als Funktion der Pulsanzahl
Lebensdauer prüfen
 Evtl. nur 1 Position mit X Pulsen und gesetzter Energiedichte beaufschlagen
– Qualifizierung mit geringer Statistik
– Kein Schwellwert
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Messung laserinduzierter Zerstörwellen
DETEKTION DER ZERSTÖRSCHWELLE
1 on 1 (Einzelschuss)
 1 Puls pro Messposition mit variierender Energiedichte
S on 1 (Mehrpulsverhalten)
 S Pulse mit konstanter Energiedichte auf einer Position
 Variierte Energiedichte auf vielen Testpositionen
 Gewisse Probengröße notwendig
R on 1 (geringe Probengröße)
 Kontinuierlich erhöhte Energiedichte auf jeder Messposition
 Bestimmung der Zerstörschwelle an einer Messpositon
möglich (theoretisch)
 Konditionierungseffekt muss berücksichtigt werden
N on 1 (Sonderfall von R on 1)
 Wie R on 1, aber in Stufen: N Pulse bei konstanter
Energiedichte bevor zum nächsten Wert erhöht wird
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Messung laserinduzierter Zerstörwellen
S ON 1 GEGENÜBER RASTERSCAN
S on 1 Messung (ISO 21254)
Rasterscan
 ca. 160 Testpositionen auf einer
Probe (25mm)
 ca. 2400 Testpositionen auf
10×10mm² Testfläche (inkl. Überlapp)
 S Pulse pro Position
 1 Puls pro Position
 Ergebnis: Zerstörwahrscheinlichkeit
 Zählt Zerstörungen und gibt keine
Zerstörwahrscheinlichkeit
Laser Beam
Entnommen vom Vortrag von C.Stolz zur
SPIE Laser Damage 2010
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Messung laserinduzierter Zerstörwellen
INHALT
Relevante Laserparameter
 Pulsdauer / Betriebsmodus
 Spektralbereich
Auswahl des Messprotokolls
 Anwendungsorientiertes Messen
 ISO 21254 und andere
Messen gemäß ISO Standard
 Zerstörwahrscheinlichkeit
 Charakteristische Zerstörkurve
 Wie sind Messergebnisse zu lesen
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Messung laserinduzierter Zerstörwellen
1-ON-1 EINZELPULSMESSUNG
Schritte einer LIDT-Messung:
0 Kalibration Laserparameter
1 Wiederholung mind. 10- mal:
- frischer Punkt in den Strahl
- Beaufschlagung feste Energie
2 Wahl eines neuen Energiewertes
und Wiederholung von Schritt 1
Wiederholung Schritte 1 und 2
Für Energiewerte, die Bereiche
mit / ohne Zerstörung abdecken
bis Probenfläche erschöpft
Al-Spiegel, Ø25mm
Nd:YAG-Laser, TEM00
15ns; Strahl-Ø 250µm
3 Inspektion der Proben mit Nomarski-Mikroskopie und Zusammenstellung
4
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eines Datensatzes: (Energie Hk, Zerstörungszustand: D, ND)
Auswertung: Zerstörwahrscheinlichkeit als Funktion der Energie:
„Überlebenskurve“, Bestimmung der Zerstörschwelle
Messung laserinduzierter Zerstörwellen
1-ON-1 AUSWERTUNG
Schritte für die Auswertung:
1,0
1/e2 = 1.44 mm
1 Berechnung der Zerstör-
P
D

ND
N D  N ND
2 Wiederholung Step 1 für alle
gewählten Energiewerte
Damage probability
wahrscheinlichkeit P für
ausgewählte Energiewerte:
0,8
0,6
0,4
„Überlebenskurve“
1 on 1, TEA-CO2-Laser
 = 100 ns peak, 4.5µs tail
KBr-Fenster, 50St, 500Pos.
0,2
0,0
0
3 Auftragen PD(Hk) im linearen
4
100
200
300
400
500
Energy [mJ]
Koordinatensystem
LIDT = höchste Energiedichte mit 0% Zerstörwahrscheinlichkeit
lineare Extrapolation der „survival curve“ auf 0% Wahrscheinlichkeit
Protokoll: Information zu Testlabor, Proben und Messaufbau, Fehlerbudget,
Überlebenskurve, ausgewählte Nomarski Aufnahmen
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Messung laserinduzierter Zerstörwellen
600
700
ÜBERGANGSBEREICH IN ÜBERLEBENSKURVE
Pulsdauer: 11ns - Wellenlänge: 1064nm
Pulsdauer: 180fs - Wellenlänge: 780nm
 Schmale und breite Bereiche mit zerstörten und nicht-zerstörten Testpositionen möglich
 Zur Beschreibung sind evtl. komplexe Modelle notwendig (Gegenstand aktueller Arbeiten)
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Messung laserinduzierter Zerstörwellen
S-ON-1 MEHRPULSMESSUNG
Überlebenskurven
Char. Zerstörkurve
Signal [V]
1,2
1,0
0,8
Scatter
Energy
0,1
0,0
0
1000
2000
3000
4000
5000
6000
Pulse number
20
Messung laserinduzierter Zerstörwellen
7000
S-ON-1 AUSWERTUNG
Charakteristische Zerstörkurve
logarithmisches Diagramm:
Energiedichte für eine bestimmte
Zerstörwahrscheinlichkeit als
Funktion der Pulsanzahl N
Lebensdauer einer Komponente:
Extrapolation charakteristische
Zerstörkurve für N
H th ( N )  H th,
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H th,1  H th,

d
1
1  log 10 ( N )

Messung laserinduzierter Zerstörwellen
ZERSTÖRMORPHOLOGIEN
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Messung laserinduzierter Zerstörwellen
ZUSAMMENFASSUNG
 Zerstörmechanismen
– Als Funktion der Pulsdauer
– Als Funktion der Wellenlänge
– Relevante Messparameter:
 Messprotokoll an die Anwendung anpassen
– Mehrpuls vs Einzelpulsverfahren
– Flächendeckende Abrasterung
– Zerstörschwellenmessung gemäß ISO 21254
 Messdatenaufnahme und Auswertung gemäß ISO 21254
– Zerstörwahrscheinlichkeit
– Charakteristische Zerstörkurve
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Messung laserinduzierter Zerstörwellen