Ausgabe | 16 30. April 2015 powered by Gesundheitswirtschaft Verbraucherzentrale warnt vor Ausspähung von Gesundheitsdaten Besonders Smart-Watch-Nutzer sollten vorsichtig sein, wem sie Zugriff auf ihre Gesundheitsdaten geben D ie Verbraucherzentrale warnt vor dem leichtfertigen Umgang mit den eigenen Gesundheits-Daten beim Tragen der Apple Watch. Die Sensoren zur Überwachung der Körperfunktionen sind bei der Uhr nicht ausschaltbar. Mit den Daten könnten etwa Versicherer aufgrund eines schlechten Gesundheitsprofils Leistungen verweigern. Gut jeder dritte Smartphone-Nutzer kann sich vorstellen, diese Daten an die eigene Krankenkasse weiterzuleiten, so eine aktuelle Umfrage im Auftrag des Digitalverbands BITKOM. Bei den Nutzern ab 65 Jahren ist es sogar fast die Hälfte. „Die Daten können helfen, Patienten individuell zu informieren und zu beraten und sie medizinisch besser zu versorgen. Das sehen gerade ältere Menschen als Chance“, sagt Bernhard Rohleder, Hauptgeschäftsführer des BITKOM. „Selbstverständlich gibt es in einem so hochsensiblen Bereich auch viele Vorbehalte. Wie bei anderen telemedizinischen Anwendungen müssen Datensicherheit und Datenschutz bei Gesundheits-Apps an Datenschützer bemängeln, dass sich die Sensoren in Apples neuer Smartwatch nicht ausschalten lassen. Foto: flickr/Martin Hajek oberster Stelle stehen.“ Jeder fünfte Befragte wünscht sich im Gegenzug zu einer Weiterleitung seiner Daten Versicherungsrabatte, 10 Prozent eine Prämie, zum Beispiel in Form von Geld oder eines Gutscheins. 7 Prozent aller befragten Smartphone-Nutzer würden einer Weiterleitung ihrer Daten ganz ohne Gegenleistung zustimmen. Bei den Nutzern ab 65 Jahren sind es sogar 33 Prozent, die keine Gegenleistung erwarten. Doch die eingebauten Sensoren in der Apple Watch, die etwa die Herzfrequenz messen und Schritte zählen, lassen sich nicht ausschalten. „Verbraucher haben keine Wahl, auf die Sensoren zu verzichten. Sie sind in jeder Version der Uhr enthalten“, kritisiert Christian Gollner, Datenschutzexperte der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. In Verbindung mit dem iPhone erlaubt die Apple Watch technisch eine umfassende Kontrolle der körperlichen Aktivitäten. Spezielle Apps können mit den gesammelten Daten zum Beispiel nicht nur vage den Kalorienverbrauch errechnen, sondern auch eine gesunde oder ungesunde Lebensweise versuchen zu ermitteln. Das Gleiche gilt für die Fitness-Armbänder anderer Hersteller. Wer sich Körpersensoren aussetzt, sollte daher mehr denn je darauf achten, in welche Datenerhebung und -verwertung er bei der Einrichtung von Betriebssystemen oder Apps einwilligt, welche Datenschutzeinstellungen vorausgewählt sind und ob sich eine Änderung der Nutzungsbedingungen nachteilig auswirkt, so die Verbraucherzentrale. Analyse Pharmabranche setzt auf Medizin mit Geld-zurück-Garantie Mit dem Preiswettbewerb in der Branche steigt zunehmend der Druck auf die Gesundheitssysteme. Insbesondere Krebsmedikamente können für die Patienten und ihre Kassen teuer sein. Einige Hersteller testen daher die Methode, Kunden mit Geld-zurück-Garantien für Medikamente zu locken. Schlägt die Medizin bei einem Patienten nicht wie gewünscht an, gibt es das Geld zurück. Die Basler Pharmafirma Roche etabliert derzeit eine Reihe neuer Erstattungsmodelle, „die Gesundheitssystemen mehr Spielraum bei der Entscheidung über Kostenerstattung geben“, zitiert die Handelszeitung eine Roche-Sprecherin. Demnach verfüge Roche über Medikamente, die bei verschiedenen Krebser- krankungen zu besseren Behandlungsergebnissen führen, wobei jedoch der Nutzen für die Patienten teils sehr unterschiedlich sein kann. „Deshalb haben wir personalisierte Erstattungsmodelle mit differenzierten Preisen konzipiert, die den Nutzen der Behandlung für den Patienten widerspiegeln.“ In Deutschland übernimmt Roche seit 2007 einen Teil der Behandlungskosten für Patienten, wenn diese eine hohe Dosis des Krebsmedikaments Avastin erhalten. Im Erfolgsfall werden die ausgelegten Kosten von den Krankenkassen zurückerstattet. Dazu müssen Hersteller und Behörden einheitliche Erfolgskriterien für die Beurteilung der Behandlungserfolge be- stimmen. In einer Datenbank wird dann der Behandlungsfortschritt mitverfolgt. Die Anzahl der erfolgslosen Behandlungen bestimmt die Höhe der Rückerstattung. Die Preise in der Pharmabranche könnten so künftig immer stärker von den Behandlungsresultaten abhängen: Pharmakonzerne könnten je nach für den einzelnen Patienten erwartetem Erfolg unterschiedliche Preise für das gleiche Medikament verlangen. Die Erfassung in einer Datenbank sei allerdings mit zusätzlichem Bürokratie-Aufwand für die Ärzte verbunden, so Daniel Dauwalder vom Bundesamt für Gesundheit. Die Erhebung von Echtzeitdaten etwa über Gesundheits-Apps könnte in diesem Fall von Vorteil sein. 1 powered by Ausgabe | 16/15 Die Gesundheitsdaten sind in der Pharmaindustrie sehr begehrt. Mit Erweiterungen wie Apples Forschungs-Framework ResearchKit können Nutzer die Daten direkt per App für Studienzwecke an Forschungsinstitute weitergeben. Apple hat die Verarbeitung der Daten zudem bereits an IBM ausgelagert, der Konzern soll sie in der Cloud speichern und verarbeiten. Auch Krankenversicherungen bieten bereits Prämien an, wenn Nutzer ihre Daten zur Verfügung stellen. Die Zahl der Apps für Gesundheit und Fitness ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Sie zählen beispielsweise die zurückgelegten Schritte, ermöglichen Seh- oder Hörtests außerhalb der Arztpraxis oder geben Hinweise zur Überprüfung von Muttermalen und Hautveränderungen. Andere Apps erinnern den Patienten, wann welches Medikament in welcher Dosis einzunehmen ist. Insbesondere chronisch kranke Menschen können von den smarten Gesundheitshelfern profitieren: Wer beispielsweise an Diabetes, Bluthochdruck, Herzkrankheiten oder chronischen Schmerzen leidet, muss seine Vitalwerte regelmäßig messen und protokollieren und sich streng an einen ärztlichen Therapieplan halten. Auch dabei kann das Smartphone helfen. Ebenfalls nützlich sind Blutdruck- und Pulsmessgeräte oder Thermometer, die mit dem Smartphone verbunden werden können, sodass die gemessenen Daten automatisch auf das Gerät übertragen werden. Solche gesundheitsbezogenen Überwachungsfunktionen können nützlich sein, um einen genauen Einblick in die eigene Kondition zu erhalten. „Werden die höchst 30. April 2015 sensiblen Daten personenbezogen weitergegeben und ausgewertet, können sie Schaden anrichten“, erklärt Verbraucherschützer Gollner. „Unternehmen könnten ihre Werbung, Angebote und Preise anhand des Gesundheitsprofils zum Nachteil der Verbraucher anpassen oder ihnen wegen des Gesundheitszustands bestimmte Leistungen verweigern.“ Der beste Datenschutz besteht, wenn Daten gar nicht erst erhoben werden können. Die Verbraucherzentrale RheinlandPfalz setzt sich bei der Reform des EU-Datenschutzrechts für eine Umsetzung der Prinzipien „Privacy by Design“ und „Privacy by Default“ ein. Danach müssen Geräte und Dienste von Grund auf so gestaltet oder zumindest voreingestellt sein, dass sie nur die Daten erheben, die für die Nutzung tatsächlich erforderlich sind. Gesundheitspolitik Zuckersteuer soll Volkskrankheiten vorbeugen Ein Mehrwertsteueraufschlag auf zuckerhaltige Lebensmittel soll Diabetes und Übergewicht eindämmen D ie Große Koalition könnte schon bald eine gesonderte Steuer auf Zucker erheben. Erwogen wird die „volle Besteuerung von Süßwaren, Süßgetränken und Knabberzeug. Diese Produkte unterliegen bisher dem ermäßigten Steuersatz“, berichtet die Saarbrücker Zeitung. Auslöser dieses Vorstoßes ist der Wunsch, Diabetes, Fettsucht und Herz-Kreislauf-Erkrankungen innerhalb der Bevölkerung vorzubeugen, so jedenfalls die offizielle Aussage. Dabei geht es konkret um einen Mehrwertsteuer-Aufschlag bei zuckerhaltigen Lebensmitteln. Bei der Ausarbeitung eines Gesetzesentwurfs zur Zuckersteuer sollen die betroffenen Konzerne ein Mitspracherecht erhalten. Die SPD-Bundestagsabgeordnete Elvira Drobinski-Weiß meldete dazu: „Die Förderung einer gesunden Ernährung für alle ist unabdingbar im Kampf gegen den Anstieg chronischer Erkrankungen. Eine nationale Präventionsstrategie muss die gesundheitlichen Risikofaktoren von unausgewogener Ernährung und Bewegungsmangel berücksichtigen und wirksam gegensteuern. Wir wollen, dass gesunde Ernährung leichter wird, und zwar für alle Bürgerinnen und Bürger. Insbesonde- re dürfen Bildungsstand und Geldbeutel der Eltern nicht über die Ernährungsweise von Kindern entscheiden. Das ist ein Gebot sozialer Gerechtigkeit.“ Um dies zu gewährleisten, will die Abgeordnete neben verpflichtenden Qualitätsstandards für Schulverpflegung und öffentliche Kantinen auch die Wirtschaft mit einer nationalen Reduktionsstrategie für Zucker, Fett und Salz in Fertigprodukten in die Pflicht nehmen. Kinder und Eltern würden demnach heute regelrecht mit Angeboten und Werbung für ungesunde Lebensmittel überflutet. „Diese Flut wollen wir eindämmen – an Grundschulen und Kitas soll es keine Werbung mehr für ungesunde Lebensmittel geben. Dadurch kann Ernährungsbildung eine effektivere Wirkung entfalten. Nur wenn wir die Rahmenbedingungen für eine gesunde Ernährung verbessern, haben alle Kinder eine Chance auf ein gutes und gesundes Leben“, so Drobinski-Weiß. Die Große Koalition hat bereits eine Vereinbarung getroffen, wonach mit der Wirtschaft eine „nationale Strategie“ erarbeitet werden soll. Damit räumen SPD und CDU den Konzernen ein direktes Mitspracherecht beim Gesetzgebungspro- zess ein. In Dänemark, Indien, Finnland, Ungarn, Mexiko und Frankreich wurden bereits Zuckersteuern eingeführt. Am 5. März 2015 veröffentlichte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine neue Richtlinie, wonach nicht mehr als sechs bis zwölf Löffel Zucker pro Tag empfohlen werden. Die Steuer soll den Bürgern die Lust auf Süßigkeiten nehmen. Foto: flickr/svenwerk 2 powered by Ausgabe | 16/15 30. April 2015 Gesundheitsdaten Hilfe von Kollegen: Ratschläge direkt im Arztcomputer Hinweise von Kollegen sollen Ärzten künftig direkt in der Praxis bei schwierigen Diagnosen helfen Durch die Vernetzung mit den Kollegen können Ärzte bei schwierigen Diagnosen schnelle Ratschläge einholen. N iedergelassene Ärzte können bei schwierigen Patientenfällen künftig direkt online über ihre Praxissoftware Ratschläge von Fachkollegen aus dem gesamten Bundesgebiet einholen. Die direkt in die Arztsoftware integrierte Funktion „Kollegenfragen“ ermöglicht es ihnen, sich vom Praxisrechner aus mit den über 35.000 niedergelassenen Kollegen im Ärztenetzwerk änd (Ärztenachrichtendienst) zu verbinden. Bei schwierigen Patientenfällen können sie schnell und unkompliziert Ratschläge und Meinungen von Kollegen einholen – und rascher die optimale Therapieentscheidung treffen. Insgesamt mehr als 68.000 Nutzer von CompuGroup-Programmen haben dann die Möglichkeit, auf den Service zuzugreifen. Die CompuGroup Medical Deutschland AG und die Ärztenachrichtendienst Verlags-AG geben nach monatelanger Entwicklungsarbeit nun den Startschuss für den im Gesundheitswe- sen neuartigen Service. „Wir sind sehr stolz, dass wir diese Innovation gleich einem so beachtlich großen Nutzerkreis in der Ärzteschaft zur Verfügung stellen können. Unsere Ambitionen sind jedoch noch höher: Wir werden in nächster Zeit mit allen Anbietern von Arztinformationssystemen in Deutschland das Gespräch suchen, damit sie den neuen Service auch ihren Kunden anbieten können. Unser Ziel ist eine 100prozentige Abdeckung in Deutschland, gefolgt von einer Internationalisierung“, betont Henrik Crüger, Vorstandsvorsitzender der Ärztenachrichtendienst Verlags-AG. Jan Scholz, Vorstandsmitglied und Chefredakteur des änd, ergänzt: „Unser Ziel war es schon immer, nach neuen technischen Wegen zu suchen, die den niedergelassenen Ärzten die Kommunikation untereinander erleichtern. Gleichzeitig haben wir in den vergangenen Jahren beobachten können, wie groß die Foto: flickr/jfcherry Hilfsbereitschaft der änd-Mitglieder in den Diskussionsforen ist, wenn ein Kollege einen medizinischen Rat braucht. Daher ist der direkte Weg über die Praxissoftware der nächste logische Schritt. Wir hoffen, dass viele Ärzte und ihre Patienten von dem fachlichen Austausch über die neue Funktion ,Kollegenfragen’ profitieren können.“ Das auf Ärztekommunikation spezialisierte Medienunternehmen ÄND AG ist Betreiber des Portals www.änd.de – eine Verbindung aus unabhängigem Nachrichtendienst und aktiver Diskussionsplattform zum innerärztlichen Wissensaustausch. Es hat nach eigenen Angaben derzeit mehr als 44.000 Ärzte als Mitglieder. Die CompuGroup Medical ist eines der führenden eHealthUnternehmen weltweit und entwickelt Softwareprodukte zur Unterstützung aller ärztlichen und organisatorischen Tätigkeiten in Arztpraxen, Apotheken, Laboren und Krankenhäusern. 3 powered by Ausgabe | 16/15 30. April 2015 Medizintechnik Neue Ultraschall-Therapie gegen Bluthochdruck In einer Studie wird die nicht-invasive Behandlung gegen Bluthockdruck erstmals in Deutschland getestet Ultraschall soll künftig schonend und dauerhaft gegen Bluthochdruck helfen. I m Rahmen einer Studie wurde erstmals eine Patientin in Deutschland mit einer neuartigen Ultraschall-Therapie gegen Bluthochdruck behandelt. Im Universitätsklinikum Erlangen startete damit für Deutschland diese große scheinkontrollierte klinische Studie. „Die Studie mit dieser nicht-invasiven Methode könnte eine neue Ära in der Blutdruckbehandlung eröffnen“, so der Studienleiter Roland Schmieder. Die neue Surround-Sound-Therapie soll helfen, bestimmte Formen des Bluthochdrucks schonend und dauerhaft zu senken. Dabei werden die Bluthochdruck auslösenden Nierennerven per Ultraschallenergie ausgeschaltet. Ohne Operation und nur durch die gezielte äußerliche Abgabe von Ultraschallenergie an die Nierennerven soll die Hormonproduktion in den Nieren gedrosselt werden. Das bewirkt ein Absinken des Blutdrucks. Denn wenn die Nervenbahnen zwischen Niere und Gehirn überaktiv sind, kann dies zur Blut- druckerhöhung beitragen. Bisher war das „Abschalten“ der Nierennerven – die so genannte renale Denervierung – nur durch einen chirurgischen Eingriff mit Kathetern möglich. Die Studie untersucht in mehreren Ländern weltweit die Wirksamkeit und Sicherheit des Surround-Sound-Therapiesystems, das vom amerikanischen Hersteller Kona Medical entwickelt wurde. In drei vorhergehenden Studien waren die Ergebnisse vielversprechend: 75 % der Patienten zeigten nach sechs Monaten ein deutliches Absinken des Blutdrucks. Fünf deutsche Kliniken in Hamburg, Erlangen, Münster, Bonn und Frankfurt starten mit der Erprobung der Methode, eine Ausweitung auf Köln, Leipzig, Lübeck und München ist in Vorbereitung. Im Rahmen der Studie wird eine Patientengruppe mit der neuen Therapie behandelt, eine Vergleichsgruppe bekommt eine Scheinbehandlung. Foto: Screenshot Dadurch kann die Wirksamkeit sicher nachgewiesen werden. Die Patienten, die scheinbehandelt wurden, bekommen nach Ende der Studie die richtige Therapie umsonst angeboten. Surround Sound befindet sich allerdings derzeit in der Vorbereitung zur klinischen Prüfung zur Marktzulassung und ist noch nicht zum Verkauf zugelassen. Viele Menschen wissen nicht, dass sie einen zu hohen Blutdruck haben. Weil Bluthochdruck kaum Beschwerden verursacht, wird er auch als „stiller Killer“ bezeichnet. Bluthochdruck wird durch Blutdruckmessungen diagnostiziert. Oft werden Medikamente gegen Bluthochdruck verordnet. Außerdem rät man den Betroffenen zu einer gesunden Lebensführung mit viel Bewegung und zur Vermeidung von Übergewicht. Wenn ein gesunder Lebensstil und Medikamente den Blutdruck nicht senken, kann manchen Patienten mit der Nierendenervation geholfen werden. 4 powered by Ausgabe | 16/15 30. April 2015 Forschung Behandlung von Hirnschäden: Forscher züchten Nervenzellen aus Haut US-Wissenschaftlern ist es gelungen, normale Hautzellen in spezielle Typen von Nervenzellen zu verwandeln D Das Herstellungsverfahren hat er internationale Gesundheitsklare Vorteile gegenüber dem ZüchkonzeEs ist möglich aus verten von Nervenzellen aus Stammschiedenen Hautzellen neue Typen zellen: Einerseits können keine anvon Nervenzellen zu bilden. Das fanderen Zellarten entstehen - es ist also den Forscher heraus an der Washingleichter die gezüchteten Zellkulturen ton University in St. Louis nach einem nutzbar zu machen. Andererseits reiBericht von iflscience.com . Mit einem chen Proben der Haut des Patienten Mix wichtiger Stoffe, die im menschaus. So kann zusätzlich das Risiko milichen Körper auftreten, gelang es, nimiert werden, dass der Körper die die Sorte Gehirnzellen herzustellen, neuen Zellen nach der Injizierung die am meisten von der Erbkrankheit abstößt. Chorea Huntington betroffen ist. Die Das Verfahren funktioniert, weil Forschungsergebnisse veröffentlich- Die Forscher wollen mit den gezüchteten Hirnzellen Menschen mit genetisch bedingten Hirnschäden helfen. Foto: flickr/Alan Aljifo auch vollständig ausdifferenzierte – te das Team im Magazin Neuron. adulte – Hautzellen immer noch alle Die Wissenschaftler hoffen so eine erfolgreiche Behandlung dieser tödlich le, die die Wissenschaftler der Washington Erbinformationen in sich tragen. Sie „wissen“ verlaufenden Krankheit zu ermöglichen. University noch erreichen möchten. Bisher also auch was die Aufgabe einer Nervenzelle Bisher wurde jedoch nicht festgestellt, ob reicht ihr Wissen leider nur aus, um solche ist, wie sie funktioniert und woraus sie besteht. Nur, dass diese Informationen ungedie Hirnzellen dem Krankheitsverlauf entge- Zellen herzustellen. Die Arbeit des Teams offenbarte die nutzt in ihnen verstauben und erst von Progenwirken können. Bei Versuchen mit Mäusen konnten sie allerdings zeigen, dass die Möglichkeit, Hautzellen mithilfe von zwei teinen abgerufen werden müssen. Deshalb menschlichen Gehirnzellen funktionieren. RNA-Molekülen – RNA ist ähnlich DNA und können die Forscher auch Hautzellen als ZelDiese gingen sogar Verbindungen mit den übergibt ebenso Erbinformationen – in Ner- len im Gehirn nutzbar machen und müssen umliegenden Nervenzellen der Mäusegehir- venzellen zu verwandeln. Diese sogenannten nicht – so wie der menschliche Körper – auf „microRNAs“ beherbergen DNA-Sequenzen, Stammzellen zugreifen. ne ein und arbeiteten ähnlich. Betroffene der Huntington-Krankheit also Gene, die für die Zellidentität verantAn der Washington University in St. Louleiden unter den Folgen der fortschreiten- wortlich sind. Den Zellen wird mit diesen is demonstrierte das Team, dass die verwanden Zerstörung des Striatums. Dieser Teil Informationen quasi vorgegeben, welchem delten Zellen mindestens sechs Monate überdes Gehirns ist für Muskelsteuerung und Zelltyp sie angehören, deshalb passen sie lebten und sich ähnlich wie die eigentlichen grundlegende mentale Funktionen wichtig. sich an. Hierbei greifen spezielle Proteine, Nervenzellen verhielten, nachdem sie in die Durch ein fehlerhaftes Eiweiß, das infolge ei- genannt Transkriptionsfaktoren, auf die RNA Gehirne von Mäusen gesetzt wurden. „Diese nes Gendefekts auftritt, werden Gehirnzellen zu, aktivieren die Gene und führen so zur transplantierten Zellen überlebten nicht nur zerstört. Die Krankheit führt durchschnitt- Entwicklung von Nervenzellen. im Mäusegehirn, sie zeigten sogar funktioIn den Versuchen wurde ein Gemisch nierende Eigenschaften, ähnlich derer natilich 15 Jahre nach den ersten Symptomen zum Tod. Betroffene leiden zu Beginn an aus RNA und Transkriptionsfaktoren den ver Zellen“, so Dr. Andrew Yoo, assistierender Muskelzuckungen und psychischer Verwir- Hautzellen hinzugefügt und es entstanden Professor der Entwicklungsbiologie. rung, im fortgeschrittenen Stadium an Be- Nervenzellen. Durch die Verwendung andeUm die Zelleigenschaften erkrankter wegungsarmut, resultierend aus der Unfä- rer Transkriptionsfaktoren kann die Entwick- Zellen zu untersuchen, möchten die Forscher lung unterschiedlicher Zelltypen erzielt wer- nun Hautzellen von an Chorea-Huntingtonhigkeit, Muskeln zu steuern. Derzeit gibt es keine Heilung für die den. Die Forscher der Washington University Erkrankten nehmen und sie nach dem beKrankheit, allerdings könnte das Ersetzen der wählten solche Proteine, die auch in den Ner- schriebenen Verfahren verwandeln. Außerzerstörten Nervenzellen im Gehirn zu einer venzellen, der von Huntington betroffenen dem planen sie umgewandelte menschliche zukünftigen Behandlung gehören. Vorerst Gehirnregionen auftreten. Diese Kombina- Zellen in Mäuse mit einer Modellerkrankung muss allerdings sichergestellt werden, dass tion aus Transkriptionsfaktoren resultierte einsetzen, um zu sehen, ob so die Symptodie Zellen nicht vom Körper des Patienten direkt in der Entstehung der ganz speziellen me der Krankheit auf irgendeine Weise beabgestoßen werden. Das ist eines der Zie- Gehirnzellen. einflusst werden. Impressum Geschäftsführer: Christoph Hermann, Karmo Kaas-Lutsberg. Herausgeber: Dr. Michael Maier (V.i.S.d. §§ 55 II RStV). Chefredakteurin: Jennifer Bendele. Redaktion: Thomas Gollmann, Anika Schwalbe, Gloria Veeser. Sales Director: Philipp Schmidt. Layout: Elke Baumann. Copyright: Blogform Social Media GmbH, Kurfürstendamm 206, D-10719 Berlin. HR B 105467 B. Telefon: +49 (0) 30 / 81016030, Fax +49 (0) 30 / 81016033. Email: [email protected]. Erscheinungsweise wöchentliches Summary: 52 Mal pro Jahr. Bezug: [email protected]. Mediadaten: [email protected]. www.deutsche-gesundheits-nachrichten.de 5
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