- DEUTSCHE GESUNDHEITS NACHRICHTEN

Ausgabe | 16
30. April 2015
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Gesundheitswirtschaft
Verbraucherzentrale warnt vor Ausspähung von Gesundheitsdaten
Besonders Smart-Watch-Nutzer sollten vorsichtig sein, wem sie Zugriff auf ihre Gesundheitsdaten geben
D
ie Verbraucherzentrale warnt vor
dem leichtfertigen Umgang mit den
eigenen Gesundheits-Daten beim Tragen
der Apple Watch. Die Sensoren zur Überwachung der Körperfunktionen sind bei
der Uhr nicht ausschaltbar. Mit den Daten
könnten etwa Versicherer aufgrund eines
schlechten Gesundheitsprofils Leistungen
verweigern.
Gut jeder dritte Smartphone-Nutzer
kann sich vorstellen, diese Daten an die eigene Krankenkasse weiterzuleiten, so eine
aktuelle Umfrage im Auftrag des Digitalverbands BITKOM. Bei den Nutzern ab 65
Jahren ist es sogar fast die Hälfte. „Die Daten
können helfen, Patienten individuell zu informieren und zu beraten und sie medizinisch besser zu versorgen. Das sehen gerade
ältere Menschen als Chance“, sagt Bernhard
Rohleder, Hauptgeschäftsführer des BITKOM. „Selbstverständlich gibt es in einem
so hochsensiblen Bereich auch viele Vorbehalte. Wie bei anderen telemedizinischen
Anwendungen müssen Datensicherheit
und Datenschutz bei Gesundheits-Apps an
Datenschützer bemängeln, dass sich die Sensoren
in Apples neuer Smartwatch nicht ausschalten
lassen.
Foto: flickr/Martin Hajek
oberster Stelle stehen.“
Jeder fünfte Befragte wünscht sich im
Gegenzug zu einer Weiterleitung seiner Daten Versicherungsrabatte, 10 Prozent eine
Prämie, zum Beispiel in Form von Geld oder
eines Gutscheins. 7 Prozent aller befragten
Smartphone-Nutzer würden einer Weiterleitung ihrer Daten ganz ohne Gegenleistung zustimmen. Bei den Nutzern ab 65
Jahren sind es sogar 33 Prozent, die keine
Gegenleistung erwarten.
Doch die eingebauten Sensoren in der
Apple Watch, die etwa die Herzfrequenz
messen und Schritte zählen, lassen sich
nicht ausschalten. „Verbraucher haben keine Wahl, auf die Sensoren zu verzichten. Sie
sind in jeder Version der Uhr enthalten“, kritisiert Christian Gollner, Datenschutzexperte der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz.
In Verbindung mit dem iPhone erlaubt die
Apple Watch technisch eine umfassende
Kontrolle der körperlichen Aktivitäten. Spezielle Apps können mit den gesammelten
Daten zum Beispiel nicht nur vage den Kalorienverbrauch errechnen, sondern auch
eine gesunde oder ungesunde Lebensweise
versuchen zu ermitteln. Das Gleiche gilt für
die Fitness-Armbänder anderer Hersteller.
Wer sich Körpersensoren aussetzt, sollte daher mehr denn je darauf achten, in welche Datenerhebung und -verwertung er bei
der Einrichtung von Betriebssystemen oder
Apps einwilligt, welche Datenschutzeinstellungen vorausgewählt sind und ob sich eine
Änderung der Nutzungsbedingungen nachteilig auswirkt, so die Verbraucherzentrale.
Analyse
Pharmabranche setzt auf Medizin mit Geld-zurück-Garantie
Mit dem Preiswettbewerb in der
Branche steigt zunehmend der Druck
auf die Gesundheitssysteme. Insbesondere Krebsmedikamente können für die
Patienten und ihre Kassen teuer sein. Einige Hersteller testen daher die Methode, Kunden mit Geld-zurück-Garantien
für Medikamente zu locken. Schlägt die
Medizin bei einem Patienten nicht wie
gewünscht an, gibt es das Geld zurück.
Die Basler Pharmafirma Roche etabliert
derzeit eine Reihe neuer Erstattungsmodelle, „die Gesundheitssystemen mehr
Spielraum bei der Entscheidung über
Kostenerstattung geben“, zitiert die Handelszeitung eine Roche-Sprecherin.
Demnach verfüge Roche über Medikamente, die bei verschiedenen Krebser-
krankungen zu besseren Behandlungsergebnissen führen, wobei jedoch der
Nutzen für die Patienten teils sehr unterschiedlich sein kann. „Deshalb haben
wir personalisierte Erstattungsmodelle
mit differenzierten Preisen konzipiert,
die den Nutzen der Behandlung für den
Patienten widerspiegeln.“
In Deutschland übernimmt Roche
seit 2007 einen Teil der Behandlungskosten für Patienten, wenn diese eine hohe
Dosis des Krebsmedikaments Avastin
erhalten. Im Erfolgsfall werden die ausgelegten Kosten von den Krankenkassen
zurückerstattet.
Dazu müssen Hersteller und Behörden einheitliche Erfolgskriterien für die
Beurteilung der Behandlungserfolge be-
stimmen. In einer Datenbank wird dann
der Behandlungsfortschritt mitverfolgt.
Die Anzahl der erfolgslosen Behandlungen bestimmt die Höhe der Rückerstattung. Die Preise in der Pharmabranche
könnten so künftig immer stärker von
den Behandlungsresultaten abhängen:
Pharmakonzerne könnten je nach für
den einzelnen Patienten erwartetem Erfolg unterschiedliche Preise für das gleiche Medikament verlangen.
Die Erfassung in einer Datenbank
sei allerdings mit zusätzlichem Bürokratie-Aufwand für die Ärzte verbunden,
so Daniel Dauwalder vom Bundesamt
für Gesundheit. Die Erhebung von Echtzeitdaten etwa über Gesundheits-Apps
könnte in diesem Fall von Vorteil sein.
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Die Gesundheitsdaten sind in der
Pharmaindustrie sehr begehrt. Mit Erweiterungen wie Apples Forschungs-Framework
ResearchKit können Nutzer die Daten direkt per App für Studienzwecke an Forschungsinstitute weitergeben. Apple hat
die Verarbeitung der Daten zudem bereits
an IBM ausgelagert, der Konzern soll sie in
der Cloud speichern und verarbeiten. Auch
Krankenversicherungen bieten bereits Prämien an, wenn Nutzer ihre Daten zur Verfügung stellen.
Die Zahl der Apps für Gesundheit und
Fitness ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Sie zählen beispielsweise
die zurückgelegten Schritte, ermöglichen
Seh- oder Hörtests außerhalb der Arztpraxis oder geben Hinweise zur Überprüfung
von Muttermalen und Hautveränderungen. Andere Apps erinnern den Patienten,
wann welches Medikament in welcher Dosis einzunehmen ist. Insbesondere chronisch kranke Menschen können von den
smarten Gesundheitshelfern profitieren:
Wer beispielsweise an Diabetes, Bluthochdruck, Herzkrankheiten oder chronischen
Schmerzen leidet, muss seine Vitalwerte
regelmäßig messen und protokollieren
und sich streng an einen ärztlichen Therapieplan halten. Auch dabei kann das
Smartphone helfen. Ebenfalls nützlich
sind Blutdruck- und Pulsmessgeräte oder
Thermometer, die mit dem Smartphone
verbunden werden können, sodass die gemessenen Daten automatisch auf das Gerät
übertragen werden.
Solche gesundheitsbezogenen Überwachungsfunktionen können nützlich sein,
um einen genauen Einblick in die eigene
Kondition zu erhalten. „Werden die höchst
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sensiblen Daten personenbezogen weitergegeben und ausgewertet, können sie Schaden anrichten“, erklärt Verbraucherschützer Gollner. „Unternehmen könnten ihre
Werbung, Angebote und Preise anhand des
Gesundheitsprofils zum Nachteil der Verbraucher anpassen oder ihnen wegen des
Gesundheitszustands bestimmte Leistungen verweigern.“
Der beste Datenschutz besteht, wenn
Daten gar nicht erst erhoben werden können. Die Verbraucherzentrale RheinlandPfalz setzt sich bei der Reform des EU-Datenschutzrechts für eine Umsetzung der
Prinzipien „Privacy by Design“ und „Privacy by Default“ ein. Danach müssen Geräte
und Dienste von Grund auf so gestaltet
oder zumindest voreingestellt sein, dass sie
nur die Daten erheben, die für die Nutzung
tatsächlich erforderlich sind.
Gesundheitspolitik
Zuckersteuer soll Volkskrankheiten vorbeugen
Ein Mehrwertsteueraufschlag auf zuckerhaltige Lebensmittel soll Diabetes und Übergewicht eindämmen
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ie Große Koalition könnte schon bald
eine gesonderte Steuer auf Zucker
erheben. Erwogen wird die „volle Besteuerung von Süßwaren, Süßgetränken und
Knabberzeug. Diese Produkte unterliegen
bisher dem ermäßigten Steuersatz“, berichtet die Saarbrücker Zeitung. Auslöser
dieses Vorstoßes ist der Wunsch, Diabetes,
Fettsucht und Herz-Kreislauf-Erkrankungen innerhalb der Bevölkerung vorzubeugen, so jedenfalls die offizielle Aussage.
Dabei geht es konkret um einen Mehrwertsteuer-Aufschlag bei zuckerhaltigen
Lebensmitteln. Bei der Ausarbeitung eines
Gesetzesentwurfs zur Zuckersteuer sollen
die betroffenen Konzerne ein Mitspracherecht erhalten.
Die SPD-Bundestagsabgeordnete Elvira Drobinski-Weiß meldete dazu: „Die
Förderung einer gesunden Ernährung
für alle ist unabdingbar im Kampf gegen
den Anstieg chronischer Erkrankungen.
Eine nationale Präventionsstrategie muss
die gesundheitlichen Risikofaktoren von
unausgewogener Ernährung und Bewegungsmangel berücksichtigen und wirksam gegensteuern. Wir wollen, dass gesunde Ernährung leichter wird, und zwar für
alle Bürgerinnen und Bürger. Insbesonde-
re dürfen Bildungsstand und Geldbeutel
der Eltern nicht über die Ernährungsweise
von Kindern entscheiden. Das ist ein Gebot sozialer Gerechtigkeit.“
Um dies zu gewährleisten, will die
Abgeordnete neben verpflichtenden Qualitätsstandards für Schulverpflegung und
öffentliche Kantinen auch die Wirtschaft
mit einer nationalen Reduktionsstrategie
für Zucker, Fett und Salz in Fertigprodukten in die Pflicht nehmen. Kinder und Eltern würden demnach heute regelrecht
mit Angeboten und Werbung für ungesunde Lebensmittel überflutet. „Diese
Flut wollen wir eindämmen – an Grundschulen und Kitas soll es keine Werbung
mehr für ungesunde Lebensmittel geben.
Dadurch kann Ernährungsbildung eine
effektivere Wirkung entfalten. Nur wenn
wir die Rahmenbedingungen für eine gesunde Ernährung verbessern, haben alle
Kinder eine Chance auf ein gutes und gesundes Leben“, so Drobinski-Weiß.
Die Große Koalition hat bereits eine
Vereinbarung getroffen, wonach mit der
Wirtschaft eine „nationale Strategie“ erarbeitet werden soll. Damit räumen SPD
und CDU den Konzernen ein direktes Mitspracherecht beim Gesetzgebungspro-
zess ein. In Dänemark, Indien, Finnland,
Ungarn, Mexiko und Frankreich wurden
bereits Zuckersteuern eingeführt. Am
5. März 2015 veröffentlichte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine neue
Richtlinie, wonach nicht mehr als sechs
bis zwölf Löffel Zucker pro Tag empfohlen
werden.
Die Steuer soll den Bürgern die Lust auf Süßigkeiten nehmen.
Foto: flickr/svenwerk
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Gesundheitsdaten
Hilfe von Kollegen: Ratschläge direkt im Arztcomputer
Hinweise von Kollegen sollen Ärzten künftig direkt in der Praxis bei schwierigen Diagnosen helfen
Durch die Vernetzung mit den Kollegen können Ärzte bei schwierigen Diagnosen schnelle Ratschläge einholen.
N
iedergelassene Ärzte können bei
schwierigen Patientenfällen künftig
direkt online über ihre Praxissoftware Ratschläge von Fachkollegen aus dem gesamten Bundesgebiet einholen.
Die direkt in die Arztsoftware integrierte Funktion „Kollegenfragen“ ermöglicht es ihnen, sich vom Praxisrechner
aus mit den über 35.000 niedergelassenen Kollegen im Ärztenetzwerk änd (Ärztenachrichtendienst) zu verbinden. Bei
schwierigen Patientenfällen können sie
schnell und unkompliziert Ratschläge
und Meinungen von Kollegen einholen
– und rascher die optimale Therapieentscheidung treffen.
Insgesamt mehr als 68.000 Nutzer
von CompuGroup-Programmen haben
dann die Möglichkeit, auf den Service
zuzugreifen. Die CompuGroup Medical
Deutschland AG und die Ärztenachrichtendienst Verlags-AG geben nach monatelanger Entwicklungsarbeit nun den
Startschuss für den im Gesundheitswe-
sen neuartigen Service.
„Wir sind sehr stolz, dass wir diese
Innovation gleich einem so beachtlich
großen Nutzerkreis in der Ärzteschaft
zur Verfügung stellen können. Unsere
Ambitionen sind jedoch noch höher:
Wir werden in nächster Zeit mit allen
Anbietern von Arztinformationssystemen in Deutschland das Gespräch suchen, damit sie den neuen Service auch
ihren Kunden anbieten können. Unser
Ziel ist eine 100prozentige Abdeckung
in Deutschland, gefolgt von einer Internationalisierung“, betont Henrik Crüger,
Vorstandsvorsitzender der Ärztenachrichtendienst Verlags-AG.
Jan Scholz, Vorstandsmitglied und
Chefredakteur des änd, ergänzt: „Unser
Ziel war es schon immer, nach neuen
technischen Wegen zu suchen, die den
niedergelassenen Ärzten die Kommunikation untereinander erleichtern. Gleichzeitig haben wir in den vergangenen
Jahren beobachten können, wie groß die
Foto: flickr/jfcherry
Hilfsbereitschaft der änd-Mitglieder in
den Diskussionsforen ist, wenn ein Kollege einen medizinischen Rat braucht.
Daher ist der direkte Weg über die Praxissoftware der nächste logische Schritt.
Wir hoffen, dass viele Ärzte und ihre Patienten von dem fachlichen Austausch
über die neue Funktion ,Kollegenfragen’
profitieren können.“
Das auf Ärztekommunikation spezialisierte Medienunternehmen ÄND
AG ist Betreiber des Portals www.änd.de
– eine Verbindung aus unabhängigem
Nachrichtendienst und aktiver Diskussionsplattform zum innerärztlichen
Wissensaustausch. Es hat nach eigenen
Angaben derzeit mehr als 44.000 Ärzte
als Mitglieder. Die CompuGroup Medical ist eines der führenden eHealthUnternehmen weltweit und entwickelt
Softwareprodukte zur Unterstützung
aller ärztlichen und organisatorischen
Tätigkeiten in Arztpraxen, Apotheken,
Laboren und Krankenhäusern.
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Medizintechnik
Neue Ultraschall-Therapie gegen Bluthochdruck
In einer Studie wird die nicht-invasive Behandlung gegen Bluthockdruck erstmals in Deutschland getestet
Ultraschall soll künftig schonend und dauerhaft gegen Bluthochdruck helfen.
I
m Rahmen einer Studie wurde erstmals eine Patientin in Deutschland
mit einer neuartigen Ultraschall-Therapie gegen Bluthochdruck behandelt.
Im Universitätsklinikum Erlangen startete damit für Deutschland diese große scheinkontrollierte klinische Studie.
„Die Studie mit dieser nicht-invasiven
Methode könnte eine neue Ära in der
Blutdruckbehandlung eröffnen“, so der
Studienleiter Roland Schmieder.
Die neue Surround-Sound-Therapie soll helfen, bestimmte Formen des
Bluthochdrucks schonend und dauerhaft zu senken. Dabei werden die Bluthochdruck auslösenden Nierennerven
per Ultraschallenergie ausgeschaltet.
Ohne Operation und nur durch die
gezielte äußerliche Abgabe von Ultraschallenergie an die Nierennerven soll
die Hormonproduktion in den Nieren
gedrosselt werden. Das bewirkt ein Absinken des Blutdrucks. Denn wenn die
Nervenbahnen zwischen Niere und Gehirn überaktiv sind, kann dies zur Blut-
druckerhöhung beitragen. Bisher war
das „Abschalten“ der Nierennerven –
die so genannte renale Denervierung –
nur durch einen chirurgischen Eingriff
mit Kathetern möglich.
Die Studie untersucht in mehreren
Ländern weltweit die Wirksamkeit und
Sicherheit des Surround-Sound-Therapiesystems, das vom amerikanischen
Hersteller Kona Medical entwickelt
wurde.
In drei vorhergehenden Studien
waren die Ergebnisse vielversprechend:
75 % der Patienten zeigten nach sechs
Monaten ein deutliches Absinken des
Blutdrucks. Fünf deutsche Kliniken in
Hamburg, Erlangen, Münster, Bonn
und Frankfurt starten mit der Erprobung der Methode, eine Ausweitung
auf Köln, Leipzig, Lübeck und München
ist in Vorbereitung.
Im Rahmen der Studie wird eine
Patientengruppe mit der neuen Therapie behandelt, eine Vergleichsgruppe bekommt eine Scheinbehandlung.
Foto: Screenshot
Dadurch kann die Wirksamkeit sicher
nachgewiesen werden. Die Patienten,
die scheinbehandelt wurden, bekommen nach Ende der Studie die richtige
Therapie umsonst angeboten. Surround Sound befindet sich allerdings
derzeit in der Vorbereitung zur klinischen Prüfung zur Marktzulassung und
ist noch nicht zum Verkauf zugelassen.
Viele Menschen wissen nicht, dass
sie einen zu hohen Blutdruck haben.
Weil Bluthochdruck kaum Beschwerden verursacht, wird er auch als „stiller
Killer“ bezeichnet. Bluthochdruck wird
durch Blutdruckmessungen diagnostiziert. Oft werden Medikamente gegen
Bluthochdruck verordnet. Außerdem
rät man den Betroffenen zu einer gesunden Lebensführung mit viel Bewegung und zur Vermeidung von Übergewicht. Wenn ein gesunder Lebensstil
und Medikamente den Blutdruck nicht
senken, kann manchen Patienten mit
der Nierendenervation geholfen werden.
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Forschung
Behandlung von Hirnschäden: Forscher züchten Nervenzellen aus Haut
US-Wissenschaftlern ist es gelungen, normale Hautzellen in spezielle Typen von Nervenzellen zu verwandeln
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Das Herstellungsverfahren hat
er internationale Gesundheitsklare Vorteile gegenüber dem ZüchkonzeEs ist möglich aus verten von Nervenzellen aus Stammschiedenen Hautzellen neue Typen
zellen: Einerseits können keine anvon Nervenzellen zu bilden. Das fanderen Zellarten entstehen - es ist also
den Forscher heraus an der Washingleichter die gezüchteten Zellkulturen
ton University in St. Louis nach einem
nutzbar zu machen. Andererseits reiBericht von iflscience.com . Mit einem
chen Proben der Haut des Patienten
Mix wichtiger Stoffe, die im menschaus. So kann zusätzlich das Risiko milichen Körper auftreten, gelang es,
nimiert werden, dass der Körper die
die Sorte Gehirnzellen herzustellen,
neuen Zellen nach der Injizierung
die am meisten von der Erbkrankheit
abstößt.
Chorea Huntington betroffen ist. Die
Das Verfahren funktioniert, weil
Forschungsergebnisse veröffentlich- Die Forscher wollen mit den gezüchteten Hirnzellen Menschen mit
genetisch bedingten Hirnschäden helfen.
Foto: flickr/Alan Aljifo
auch vollständig ausdifferenzierte –
te das Team im Magazin Neuron.
adulte – Hautzellen immer noch alle
Die Wissenschaftler hoffen so
eine erfolgreiche Behandlung dieser tödlich le, die die Wissenschaftler der Washington Erbinformationen in sich tragen. Sie „wissen“
verlaufenden Krankheit zu ermöglichen. University noch erreichen möchten. Bisher also auch was die Aufgabe einer Nervenzelle
Bisher wurde jedoch nicht festgestellt, ob reicht ihr Wissen leider nur aus, um solche ist, wie sie funktioniert und woraus sie besteht. Nur, dass diese Informationen ungedie Hirnzellen dem Krankheitsverlauf entge- Zellen herzustellen.
Die Arbeit des Teams offenbarte die nutzt in ihnen verstauben und erst von Progenwirken können. Bei Versuchen mit Mäusen konnten sie allerdings zeigen, dass die Möglichkeit, Hautzellen mithilfe von zwei teinen abgerufen werden müssen. Deshalb
menschlichen Gehirnzellen funktionieren. RNA-Molekülen – RNA ist ähnlich DNA und können die Forscher auch Hautzellen als ZelDiese gingen sogar Verbindungen mit den übergibt ebenso Erbinformationen – in Ner- len im Gehirn nutzbar machen und müssen
umliegenden Nervenzellen der Mäusegehir- venzellen zu verwandeln. Diese sogenannten nicht – so wie der menschliche Körper – auf
„microRNAs“ beherbergen DNA-Sequenzen, Stammzellen zugreifen.
ne ein und arbeiteten ähnlich.
Betroffene der Huntington-Krankheit also Gene, die für die Zellidentität verantAn der Washington University in St. Louleiden unter den Folgen der fortschreiten- wortlich sind. Den Zellen wird mit diesen is demonstrierte das Team, dass die verwanden Zerstörung des Striatums. Dieser Teil Informationen quasi vorgegeben, welchem delten Zellen mindestens sechs Monate überdes Gehirns ist für Muskelsteuerung und Zelltyp sie angehören, deshalb passen sie lebten und sich ähnlich wie die eigentlichen
grundlegende mentale Funktionen wichtig. sich an. Hierbei greifen spezielle Proteine, Nervenzellen verhielten, nachdem sie in die
Durch ein fehlerhaftes Eiweiß, das infolge ei- genannt Transkriptionsfaktoren, auf die RNA Gehirne von Mäusen gesetzt wurden. „Diese
nes Gendefekts auftritt, werden Gehirnzellen zu, aktivieren die Gene und führen so zur transplantierten Zellen überlebten nicht nur
zerstört. Die Krankheit führt durchschnitt- Entwicklung von Nervenzellen.
im Mäusegehirn, sie zeigten sogar funktioIn den Versuchen wurde ein Gemisch nierende Eigenschaften, ähnlich derer natilich 15 Jahre nach den ersten Symptomen
zum Tod. Betroffene leiden zu Beginn an aus RNA und Transkriptionsfaktoren den ver Zellen“, so Dr. Andrew Yoo, assistierender
Muskelzuckungen und psychischer Verwir- Hautzellen hinzugefügt und es entstanden Professor der Entwicklungsbiologie.
rung, im fortgeschrittenen Stadium an Be- Nervenzellen. Durch die Verwendung andeUm die Zelleigenschaften erkrankter
wegungsarmut, resultierend aus der Unfä- rer Transkriptionsfaktoren kann die Entwick- Zellen zu untersuchen, möchten die Forscher
lung unterschiedlicher Zelltypen erzielt wer- nun Hautzellen von an Chorea-Huntingtonhigkeit, Muskeln zu steuern.
Derzeit gibt es keine Heilung für die den. Die Forscher der Washington University Erkrankten nehmen und sie nach dem beKrankheit, allerdings könnte das Ersetzen der wählten solche Proteine, die auch in den Ner- schriebenen Verfahren verwandeln. Außerzerstörten Nervenzellen im Gehirn zu einer venzellen, der von Huntington betroffenen dem planen sie umgewandelte menschliche
zukünftigen Behandlung gehören. Vorerst Gehirnregionen auftreten. Diese Kombina- Zellen in Mäuse mit einer Modellerkrankung
muss allerdings sichergestellt werden, dass tion aus Transkriptionsfaktoren resultierte einsetzen, um zu sehen, ob so die Symptodie Zellen nicht vom Körper des Patienten direkt in der Entstehung der ganz speziellen me der Krankheit auf irgendeine Weise beabgestoßen werden. Das ist eines der Zie- Gehirnzellen.
einflusst werden.
Impressum Geschäftsführer: Christoph Hermann, Karmo Kaas-Lutsberg. Herausgeber: Dr. Michael Maier (V.i.S.d. §§ 55 II RStV). Chefredakteurin: Jennifer
Bendele. Redaktion: Thomas Gollmann, Anika Schwalbe, Gloria Veeser. Sales Director: Philipp Schmidt. Layout: Elke Baumann. Copyright: Blogform Social Media GmbH, Kurfürstendamm 206, D-10719 Berlin. HR B 105467 B. Telefon: +49 (0) 30 / 81016030, Fax +49 (0) 30 / 81016033. Email: [email protected]. Erscheinungsweise wöchentliches Summary: 52 Mal pro Jahr. Bezug: [email protected]. Mediadaten: [email protected].
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