Hommage an Wangen zum 1200sten Geburtstag - Altstadt

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STADT
ANSICHTEN
ZEITREISE
DURCH
DIE
WANGENER
STADTGESCHICHTE
Grußpostkarten mit den wichtigsten
Sehenswürdigkeiten der Stadt Wangen,
um 1900
Willkommen in der Welt
der Wangener Stadtansichten
1200 Jahre Wangen im Allgäu – welcher Anlass
wäre wohl geeigneter, um die jüngere Entwicklung der Stadt anhand von historischen Bildzeugnissen zu präsentieren?
Aus dem reichen Sammlungsschatz an Postkarten,
Fotografien, Zeichnungen und Gemälden wurden
für diese Ausstellung die besonders aussagekräftigen Bildmotive ausgewählt. Besonders in den
Details gibt es hier viel Interessantes zu entdecken.
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Schokoladenseiten
Plätze, Hauptstraßen und
Sehenswürdigkeiten der Stadt
Kirchenburgartig thront die St. Martinskirche auf dem Geländesporn über der
Unterstadt. Im Uhrengeschoss des Kirchturms befindet sich die Hochwächterwohnung, an der Turmfassade eine
Sonnenuhr. Auf den Saumarkt führt
die alte Kirchenstiege hinab, die mit
dem Schlachthaus („Stadtmetzig“) verbunden ist. Auf dem Platz vor dem
„Klosenweberhaus“ rechts der gusseiserne Brunnen von 1871.
Die Fotografie ist eine der ältesten der Stadt Wangen. Sie stammt von Franz Xaver Bertele, der zwischen 1894
und 1897 sein Fotogeschäft in Wangen betrieb.
Die unteren Geschosse des Ravensburger Tores mit den 3 Wappensteinen von 1608 und den Historienmalereien von 1885 des Kunstmalers Oskar Wichtendahl aus Hannover. Ausschnitt aus einer Fotografie um 1900.
Das Ravensburger Tor mit Ritterhaus, Gasthof Krone und dem jüdischen Kaufhaus Dahlberg, das 1932
in die Gegenbaurstraße (heute Buchhandlung Ritter) umzog. Kolorierte Postkarte um 1910.
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Unter der alten Rathausstiege befand sich in den
1930er Jahren eine Benzin-Zapfsäule.
Der Postplatz mit Rathaus,
Pfaffentor und Waaghaus
Beinahe unverändert hat der Postplatz,
der 1611 noch als „Schweinmarkt“ bezeichnet wurde, die Zeiten überdauert.
Das Pfaffentor trennt die ältere Oberstadt
von der um 1400 entstandenen Unterstadt. Der auch „Ratloch“ genannte
Torturm gehört noch zur ersten Stadtbefestigung aus staufischer Zeit. Im Jahr
1621 wurde an das Rathaus das Waaghaus angebaut. Der heutige Name des
Platzes rührt von der historischen Poststation her. Sie war von 1750 bis zum
Jahr 1884 im Gasthof „Zur Sonne“
(heute: „Hotel Alte Post“) eingerichtet
und wechselte in diesem Jahr in das
Gasthaus „Mohren“ in der Herrenstraße.
Das alte Sonnensymbol ist im Dreiecksgiebel zu sehen.
Waaghaus, Rathaus und Pfaffentor in den 1930er Jahren.
Neben dem Fußgängerdurchgang der „NS-Stürmerkasten“.
Kolorierte Postkarte, um 1910. Links im Bild das Hotel „Alte Post“, rechts das ehemalige Gasthaus „Zum Hirsch“,
wie es nach dem Brand des Jahres 1874 aufgebaut wurde. Im Mesnerhaus befand sich eine Umspannstation.
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„Auf der Karte ist Wangen
eine Spinne mit fünf Beinen.
Die Straßen, deren Name sagt,
wohin sie führen, sind die Beine:
nach Bregenz, Isny, Leutkirch,
Ravensburg und Lindau;
außer Bregenz alle mit Wangen
verschwisterte Reichsstädte a. D.
Aber nicht wie in Bregenz, Ravensburg,
Isny und Leutkirch
haben die Straßen in Wangen
den Stadtkern rüde durchschnitten
und die architektonische Substanz
angefressen,
den Lärm und den Gestank
der Fahrenden in die Altstadt gelassen …“
Thaddäus Troll
Die Schmiedstraße, als sie noch keine Einbahnstraße war. Auf der Straßenseite des ehemaligen Café Brecht
eine Reihe von Parkuhren. Fotografie um 1970.
Die Schmiedstraße mit Blickrichtung stadtauswärts. Vorne rechts das Gasthaus „Grüner Baum“ mit
Schildausleger, um 1930. Das rechte Bild zeigt den Eingang zur Schmiedgasse mit der Bäckerei-Weinwirtschaft
zum Storchen („Jeni-Bäck“).
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Die Bindstraße
in der Unterstadt
Der Name „Bindstraße“ kommt von „Bünd/
Baind/Beund“. Der Begriff bezeichnet die
ehem. Nutzung als Baum- und Gemüsegärten der Stadtbewohner. Um 1400 erweiterte man die Stadt, indem eine neue
Stadtmauer entlang der Argen errichtet
wurde. Die Stadterweiterung zwischen
Argen und staufischer Stadtmauer war
nun die neue Unterstadt.
„Wangen ist eine sinnliche Stadt.
Nein, ich will die Geistlichkeit
nicht erschrecken
und berichtige mich:
Wangen ist eine sinnhafte Stadt.
Man muss sie erschnuppern.
Sie riecht barock.“
Viele Häuser in der Unteren Bindstraße entstanden nach den
Stadtbränden von 1858 und 1874, links das Gasthaus „Kreuz“.
Die Obere Bindstraße um 1900. Links das Bekleidungsgeschäft Bredl (Drogeriemarkt Müller), dahinter das
Spital, rechts die Wirtschaft und Bäckerei, die seit dem
16. Jh. als „Alberbäck“ nachweisbar ist.
Thaddäus Troll
Blick auf den Chor der Spitalkirche, davor eine elektrische Straßenlampe (seit 1893). Links die Bindstraße
mit der Brauerei und Stadtwirtschaft „Lanz“, rechts die Spitalstraße. Postkarte, um 1900.
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Die Spitalstraße in der Unterstadt
Die Spitalstraße ist nach dem 1440 in der Unterstadt neugegründeten Spital benannt. Zuvor lautete ihr Name „Im
Graben“, weil hier der erste Stadtgraben der staufischen
Stadtmauer verlief. Der Häuserzug entlang der Spitalstraße
charakterisiert den Mauerverlauf dieser ersten Stadtbefestigung. Nach der Stadterweiterung um 1400 wurde die
alte Mauer mit Fensteröffnungen durchlöchert und als
Wand für die hier entstandenen Häuser verwendet. Der
Graben wurde aufgeschüttet und zu einer Straße umgestaltet.
Blick in die Spitalstraße in Richtung Ratloch. Auf der linken Seite der nach 1588 entstandene Erweiterungsbau
des Heilig-Geist-Spitals. Kolorierte Postkarte, um 1900.
Die Spitalstraße in Richtung Eselmühle. Rechts das Spital, im Hintergrund die Stadtmetzgerei.
Links das Haus des Flaschners Riedle, in dem die Anfänge der Firma Waldner liegen.
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Romantisches Areal um den Pulverturm.
Kolorierte Postkarte, um 1910.
Der Pulverturm,
ein historisches Wahrzeichen
Er entstand kurz vor 1400 als „Wasserturm“ an der Argen. Später wurde er als
„Färberturm“ bezeichnet, weil hier die
gefärbten Tuchbahnen zum Trocknen aufgehängt wurden. Im Jahr 1596 erhielt er
seine heutige, grazile Form mit den oktogonalen Obergeschossen und der geschweiften Turmhaube. Nach Aufgabe
der Stadtbefestigung im 19. Jh. blieb der
Turm als einziger von sieben Türmen erhalten. Seinen Erhalt verdankt er vor
allem auch dem Umstand, dass er bei
der Elektrifizierung Wangens als Transformatorenhaus (1895) diente. Der Name
„Pulverturm“ verdrängte zu Beginn des
20. Jahrhunderts den Namen „Färberturm“.
Der Pulverturm mit den Anbauten des 19. Jahrhunderts
(im Rahmen der Stadtsanierung abgebrochen) und
den Gerüsten für die elektrischen Stromdrähte im
Obergeschoss.