Ausgabe 1 - ZEITGEIST

fehntjer zeitgeist nr.1 '15
Postwurfsendung | An alle Haushalte
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GESCHICHTE & GESCHICHTEN
Querdenker mit
Langzeitwirkung
Michael Till Heinze
Torfmutte „Delphin“
bald im Museumshafen
GESCHICHTE & GESCHICHTEN
Westrhauderfehn?
Explosion mit
großem Getöse
Ostrhauderfehn 1984
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GESCHICHTE & GESCHICHTEN
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Na so was! Schon wieder eine Neue! Fehntjer ZEITGEIST, was soll das denn? Die Neue ist anders.
Fehntjer ZEITGEIST spiegelt den Geist der Zeit, ohne „mainstreamig“ zu sein; Glattgebügeltes gibt es
genug. Fehntjer ZEITGEIST hinterfragt, was Zeitgeist ist, wie er entsteht, welche Geschichte er hat
und was er für die zukünftige Entwicklung bedeuten könnte. Die Antworten können befremdlich
wirken, beispielsweise wenn uns ein Bauern-Funktionär sagt, Kühe ausschließlich im Stall zu halten
und sie nicht mehr auf die Weide zu lassen, sei keine
artgerechte Tierhaltung.
Hörversion
INFO
Sie können sich alle Texte mit dem HörversionSymbol anhören. Dazu gibt es 3 Möglichkeiten:
Fehntjer ZEITGEIST will eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart schlagen und damit
andeuten, was zukünftig sein könnte. Geschichte ist
uns wichtig, weil wir durch sie wurden, was wir
sind. Fehntjer kennen den Spruch:
„Des Ersten Tod, des Zweiten Not, des Dritten
Brot“, der besagt, dass die Menschen in den
Fehnorten von dem profitieren, was Generationen vor uns geleistet haben. Manchmal
holt uns die Geschichte ein, wie im Jahr
1984 als in Ostrhauderfehn Panzerminen
explodierten, „Andenken“ aus dem Zweiten
Weltkrieg.
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GESCHICHTE &
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Die Welt, in der wir leben wurde von Menschen mitgestaltet, die sich stärker engagierten, als dies ihre berufliche Pflicht gewesen wäre.
Einer jener Fehntjer war Michael Till Heinze,
der als Lehrer eine Vorschule eingeführt hat, als
dieser Begriff noch nicht bekannt war. Indem er
Menschen zusammengeführt hat, die sich mit
lokaler Geschichte befassen, hat er die Grundlage
für den Erhalt des lokalen historischen Wissens
geschaffen und geholfen, es für nachfolgende
Generationen zu sichern.
Fragen? Gerne helfen wir Ihnen weiter:
Mo.-Do. 9.30 - 16.00 Uhr, Fr. bis 14.00 Uhr
Telefon (04952) 8907390
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fehntjer Zeitgeist Team
v.l. Heinz J. Giermanns, Kevin
Bönnemann, Kristina Taurat
und Peter J. R. Taurat
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fehntjer ZEITGEIST :: Infos zur Hörversion
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Traumgarten
Wie eng Geschichte, Gegenwart und Zukunft
miteinander verbunden sind und dass Einzelne
bedeutende lokalhistorische Leistungen erbringen
können, dafür ist das Engagement von Bernhard
Walker Beleg, der die auf der Wiese-Werft in Westrhauderfehn gebaute Torfmutte „Delphin“ auf das
Fehn zurückgeholt hat.
Inhalt
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Mit uns vom
Gartentraum zum
Querdenker mit Langzeitwirkung
Das fehntjer Freibad
AbL fordert Rückkehr zur
regionalen Landwirtschaft
„Delphin“ bald im Museumshafen
Westrhauderfehn?
Zeit für Spiel, Spaß, Spannung
Mühle aus Ruinen auferstanden
„Volksaufstand“ gegen das
Bombodrom
Explosion mit großem Getöse
Rätselzeit | Gewinnspiel
Das Letzte | Impressum
GEWINNE
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Seite 18
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Lang
In der Schule Backemoor nahm Heinze
Schülerinnen und Schülern die Angst
vor Schlangen.
Foto: Sammlung Heinze.
Heinze
Michael Till
Was ihn so besonders machte, hat seine Frau Helma in einem
Buch notiert, das sie ihrem Mann zu dessen 60. Geburtstag geschenkt hat. Darin heißt es: „Menschen seien für ihn Personen aus
Fleisch und Blut. Er stelle sich total auf sein Publikum ein, „um mit
Paulus zu sprechen, den Juden ein Jude und den Griechen ein Grieche.“ Jeder fühle sich von ihm persönlich angesprochen und in die
Pflicht genommen. Er habe ein Gespür für die Erwartungen und
Bedürfnisse des Publikums, besonders der Frauen. Mit missionarischem Eifer gehe er ans Werk, um sein Vorhaben zu verwirklichen.
Stets habe er eine Botschaft, und er wolle, dass jeweils ein konkretes Ziel angestrebt wird. Von Grundsatzdiskussionen, Konferenzen,
Kongressen und ähnlichem halte er nichts. Er sei eher dünnhäutig
und zum Geld habe er ein „Unverhältnis“. „Er hätte keine Probleme, die Millionen eines geknackten Jack-Pots innerhalb eines
Jahres restlos unter die Leute zu bringen.“
Er sei seiner Zeit stets um Nasenlängen voraus. „Die Zukunft ist
für ihn schon Gegenwart. Er hat eine Antenne für kommende
Entwicklungen und somit den anderen gegenüber einen Informationsvorsprung, sodass er stets Pionierarbeit leisten kann. Weil er
für exponierte Ämter zu empfindsam sei, halte es MTH mit Cäsar:
„Lieber König auf einem Rübenacker als ein kleines Rädchen im
Getriebe der Großstadt.“
Lehrer mit eigenwilligem
Lehrplan
Zunächst war er Lehrer, ein Pädagoge, der seine
„Spielregeln“ ein Stück weit selbst festlegte. „Er
lockerte den Unterricht auf, richtete Terrarien
und Aquarien, machte Ausflüge mit dem Fahrrad
in die Umgebung und zum Freibad, setzte neue
Akzente im Sport …, im Werken …, in der Kunst. Er
richtete nachmittags (ohne Bezahlung) AGs ein
für Tonarbeit, Basteln, Drucken (mit einem alten
Wäschewringer) und Englisch“, was damals in der
Volksschule noch kein Pflichtfach war.
Zudem habe er Sexualkunde in den Unterricht
eingeführt, obwohl es das laut Lehrplan noch nicht
gab. Sexualität sei damals in der Schule noch ein
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fehntjer ZEITGEIST :: Querdenker mit Langzeitwirkung
Tabuthema und
für ältere Lehrer
und Lehrerinnen
‚ein Buch mit
sieben Siegeln’“
gewesen“, hat
Heinz Giermanns in der Ausgabe 1 seines Magazins „Fehn-Leuchten“ wiedergegeben. Dort ist weiter zu lesen: „Von der Grundschule in Ostrhauderfehn, wechselte er zu Grundschule in Backemoor,
und als diese Schule endgültig geschlossen worden war, unterrichtete er an der Reilschule in der 1. Südwieke von Westrhauderfehn.
MTH habe es geschafft, den Schülern ihre Selbstachtung wiederzugeben. „Der Unterricht war handlungsorientiert. Ausrangierte
Mofas, Waschmaschinen, Kühlschränke, Elektroherde u. a. wurden
auseinander genommen, z. T. repariert und so die Funktionsabläufe kennen gelernt. Seifen und Parfüms wurden selbst gemischt.“
Mit vielen weiteren Aktivitäten bereitete er die Schüler auf ihre
Zeit in der Berufsschule sowie die Gespräche beim Arbeitsamt vor.“
Nachdem er Schulleiter in der „sterbenden“ Schule Backemoor
geworden war, führte er dort eine Vorschule zu einem Zeitpunkt
ein, als dieser Begriff allgemein noch ein Fremdwort war.
Eselhalter
Bekannt war Heinze auch für seine biologische Forschungsstation,
und er war der erste Eselhalter in der Region. Das Interesse MTHs
an Eseln lässt aus seinem pädagogischen Anspruch ableiten. „Esel…
kamen zwar in vielen Märchen und alten Geschichten, Sprichwörtern und Redewendungen vor und waren in den damaligen Schulbüchern noch allgegenwärtig, doch kein Kind weit und breit hatte je
einen lebendigen Esel gesehen. Selbst in den hiesigen Tierparks gab
es damals noch keine.“ Auf der Suche nach einem Esel, den er kaufen konnte, wurde MTH in Metzingen in Hitacker an der Elbe fündig.
Der Eigentümer bezog seine Esel aus dem damals sozialistischen
Jugoslawien, was MTH dazu animierte, den Eselhengst „Lenin“ zu
nennen. 400 Mark blätterte der Lehrer für das Grautier hin, viel Geld damals, bei einem Lehrergehalt von
1.000 Mark.
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Hörversion
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mth
Als Eselhalter war der Michael Till
Heinze Pionier in der Region.
Foto: Sammlung Heinze
„Der Esel konnte (im Käfer) einigermaßen stehen und sich auch
setzen und verhielt sich zivil… MTH überholte wie üblich auf
der Autobahn die langsameren Fahrzeuge. Deren Insassen rissen
manchmal vor Staunen die Augen und den Mund auf, wenn sie
statt eines menschlichen Wesens plötzlich einen Esel an sich
vorbeiziehen sahen. Irgendwann mussten wir auch tanken. Der
Tankwart, der damals noch jeden Autofahrer bediente, bekam den
Mund nicht wieder zu und hatte Gesprächsstoff für die nächsten
Tage.“
„schaffte MTH mehrere Lachtaubenpärchen und Unmengen Zebrafinken an.“ Die übrigen Schlangen wurden mit Mäusen, Küken und
Tauben gefüttert.
„Die Schulkinder gingen bald wie selbstverständlich mit den
Schlangen um. Sie beobachteten sie beim Züngeln und Fressen,
wussten, warum bald wieder eine Häutung fällig war, weil die
Augen dann trübe wurden und trugen die abgestreiften Häute wie
Trophäen nach Hause.“
Schlangenbändiger
Schwimmer
Während seiner Zeit als Leiter der Grundschule in Backemoor
wurde MTH zum „Schlangenbändiger“. Sein Ziel war es, den
Kindern die Angst vor diesen Reptilien zu nehmen. Nach und nach
schaffte er in jenen siebeneinhalb Jahren in Backemoor zunächst
eine braune Erdschlange, eine Schlingnatter, zwei Königpythons
und eine Eierschlange an. Im Unterricht zeigte er den Kindern,
wie man gefahrlos mit den Schlangen umgehen konnte, und es
gelang ihm, seinen Schülerinnen und Schülern sogar eine gewisse Begeisterung für die Reptilien zu vermitteln. Anders als die
anderen Schlangen fraß die Eierschlange keine lebenden Kleintiere
sondern nur Eier. „Sie hatte eine kleine Hornplatte im Rachen mit
scharfen Zacken, ähnlich wie bei einer Säge. Damit sägte sie die
Eierschalen auf. Sie verschlucke den Inhalt und spuckte die zusammengedrückte Schale nach etwa fünf Minuten wieder aus… Es
war spannender als jede Fernsehsendung, der Eierschlange beim
Fressen zuzuschauen.“ Sie fraß nur etwa alle drei Wochen, „dann
aber auch wohl sechs bis acht Taubeneier oder zehn bis zwölf Zebrafinkeneier hintereinander.“ Um die Schlange sättigen zu können
Heinze war auch ein guter Sportler. Er war froh, als im Jahr 1959
das Freibad am Langholter Meer eröffnet wurde. Ihm war bekannt,
dass die meisten Menschen in der Region nicht schwimmen
konnten. Das damals moderne Freibad wurde von den ostrhauderfehner Bürgern wenig genutzt. Er nahm sich vor, zumindest die
Jugend ans Schwimmen heranzuführen. In den Jahren 1964 und
1965 organisierte er Schwimmfeste im Freibad, die jeweils in der
Bevölkerung gut ankamen. Mit dem Rückenwind dieses Erfolges
wollte MTH beim SV Eiche eine Schwimmabteilung gründen, aber
daraus wurde nichts, weil der Vorstand beim Fußball bleiben wollte. Daraufhin gründete MTH mit einigen begeisterten Schwimmern sowie mit dem Arzt Dr. Spanier und dem Apotheker Clemens
Möller den Schwimmverein Lati. Der Name steht für „Langholter
Tief“. Im selben Jahr zeige TuRa 07 Westrhauderfehn Interesse an
dem Schwimmverein und es wurde die Schwimmabteilung TuRa
Lati gegründet. MTH trainierte den Schwimmnachwuchs zwei
Jahre lang, errang mit ihm diverse Titel auf Bezirksebene, dann
übergab er die Betreuung der Schwimmer an Hermann Hartel.
SEIT ÜBER 15 JAHREN IN RHAUDERFEHN

Nach Hause wurde er mit Heinzes VW-Käfer transportiert. Der Beifahrersitz wurde ausgebaut und
seine künftige Frau Helma nahm auf dem Rücksitz
platz. Einen Eimer voll Hafer hatte man dabei, um
das Grautier füttern zu können und einige Möhren
gegen den eigenen Hunger. Eine junge Singdrossel machte die Reise mit, weil sie jede Stunde mit
Regenwürmern gefüttert werden musste. Den
Hafer verschmähte der Esel, aber die Möhren fraß
er gerne.
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Einer der bedeutendsten Lokalhistoriker der Gegenwart war der
im Jahr 2013 verstorbene Lehrer Michael Till Heinze. Zu seinen
herausragenden Hinterlassenschaften zählt der von ihm vor 30
Jahren gegründete Arbeitskreis „Familiengeschichtliche Heimatforschung im Overledingerland“. Als „Zugereister“ hatte er sich
nach und nach in seine Wahlheimat hineinfallen lassen, um deren
Wesen, Geschichte, die Menschen aber auch die aktuelle Entwicklung zu erfassen, zu beleuchten und wo möglich gestaltend in die
Entwicklung einzugreifen.
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fehntjer ZEITGEIST :: Querdenker mit Langzeitwirkung
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Das fehntjer
Freibad
Erinnerungen
Mai 1959
Mit diversen sportlichen Wettbewerben und Schaueinlagen,
wurde das Freibad am Langholter Meer im Mai 1959 eröffnet.
Foto: Egon Taute
„Alles neu macht der Mai“, dieses Motto galt jahrzehntelang
auch für das Freibad am Langholter Meer. In jedem Jahr wurde die neue Badesaison im „Wonnemonat“ eröffnet, bis 1975
in Abhängigkeit von der Witterung, mal zu Pfingsten, mal früher, mal später. Seit in jenem Jahr die Warmwasserbereitung
in Betrieb genommen worden war, konnte das Bad bereits am
1. Mai geöffnet werden, zur Freude Einheimischer ebenso wie
zum Vergnügen der
Urlaubsgäste. Damals hatte es in
der Zeitung noch
geheißen, diese Investition habe
geschultert werden können,
weil die den Schwimmbad-Verband
tragenden Gemeinden Rhauderfehn und Ostrhauderfehn „an einem
Strang ziehen“ würden. Sie zogen sie 37
Jahre später vielleicht immer noch am
gleichen Strang aber nicht mehr in dieselbe Richtung. Der im Jahr 2013 gefasste Beschluss, das Freibad zu schließen, wurde nicht nur von vielen Bürgern der beiden Gemeinden bedauert, sondern er
bedeutete auch die Aufgabe einer historischen Errungenschaft und Verlust von heimatlicher Identität.
Die als Begründung vor allem vom Rat der Gemeinde Rhauderfehn genannten hohen Sanierungskosten trägt kaum, wie ein Blick in die Geschichte des Freibades zeigt, aus der hervorgeht, dass die
finanzielle Situation der Kommunen zur Zeit des Baus des Freibades mindestens ebenso angespannt
war wie im Jahr 2013.
Aus einem am 24. Februar 1955 im General-Anzeiger (GA) erschienen Artikel geht hervor, dass bereits
für das Vorjahr die Aushebung des Beckens für das Freibad vorgesehen war, dass anscheinend im
(nicht neben) dem Langholter Meer gebaut werden sollte. Die Witterung hatte diese Arbeit verhindert. Im selben Jahr hatte die Gemeinde Westrhauderfehn, die sich des Themas als Erste angenommen hatte, eine Wasserprobe aus dem Meer entnehmen und untersuchen lassen, um Gewissheit
darüber zu bekommen, dass die Wasserqualität gesundheitsunbedenklich sei.
In den folgenden Jahren wurde stetig in das Bad investiert, zunächst überwiegend in die Technik,
später mehr in Maßnahmen zur Steigerung der Attraktivität des Bades. Dazu trugen auch diverse
Schwimmfeste bei, das erste wurde von TuRa 07 Westrhauderfehn organisiert. Danach war zu lesen:
„Gelungenes Schwimmfest bei schönstem Sommerwetter“. Neben Schauvorführungen, Demonstrationen der Rettungsschwimmer und Schwimmwettbewerben konnten die 600 Zuschauer sich auch
an den Leistungen der Fußballer und Turner erfreuen, die sich im Wasserball ein spannendes Spiel
lieferten. Der Artikel endet: „Kurz vor dem Ende der Schwimmsaison ist also noch ein Schwimmfest
‚über die Bühne gegangen’, das erste Fest dieser Art im Oberledingerland.“ Später
organisierte der Lehrer Michael Till Heinze weitere Schwimmfeste.
Als die erste Badesaison beendet war, veröffentlichte der GA unter der
Überschrift: „Etwa 60.000 besuchten das Freibad“ eine erste Erfolgsbilanz.
„Seit heute morgen läuft das ‚Badewasser’ aus dem Becken – der Traum ist
aus, das Freibad hat Ruhe bis zum nächsten Frühjahr. Es hat nicht nur seine
Bewährungsprobe bestanden, sondern es ist gleich im ersten Sommer zu
einem Anziehungspunkt besonderer Art geworden.“ 30.000 Einzel- und 600
Jahreskarten seien verkauft worden. Viele Schulklassen hätten teils hier ihren Sportunterricht durchgeführt. „Der Glutsommer hat natürlich tüchtig
mitgeholfen, dass derartige Zahlen in der Endrechnung erscheinen konnten; trotzdem: das Freibad ist eine ‚runde Sache’ geworden… Augenblicklich
werden zwischen dem Schwimmbecken und dem Langholter Meer Sandaufschüttungen vorgenommen und zwar bis zu einem halben Meter hoch, damit eine bessere Abgrenzung möglich ist und Anpflanzungen vorgenommen
werden können. In dem Damm, der das Schwimmbecken einfasst, sollen oben
Lärchen, unten eventuell Pappeln als Windschutz und zur Verschönerung der Gesamtanlage gepflanzt
werden. Bei günstiger Witterung wird diese Arbeit bereits im Herbst vorgenommen. Leider wurde
wegen der Trockenheit aus der Grassaat innerhalb des Freibadgeländes nichts, so dass sich an manchen Tagen der Sand noch unangenehm bemerkbar machte… Der Bootsbetrieb wird im nächsten Jahr
fortgesetzt.“
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Am 29. Dezember 1955 war ein Artikel mit „Das Ei des Kolumbus im Langholter Meer – Die ideale
Stelle für eine Badeanstalt ist gefunden / Zukunftsvisionen“ überschrieben. Aus diesem Artikel geht
hervor, dass bei der kurz zuvor stattgefundenen Ortsbesichtigung auch das Gelände nördlich der
Straße als Alternative ins Auge gefasst wurde.
Im Jahr 1956 schien der Bau des Schwimmbades in Gefahr zu geraten. In einer Ratssitzung wurde
bekannt, dass die Gemeinde Westrhauderfehn in eine schwierige finanzielle Lage geraten sei, weil
der Bau der Mittelschule (im heutigen Schulzentrum) wesentlich teurer als geplant geworden sei. Es
vergingen weitere zwei Jahre, bis am 12. April 1958 war zu lesen, dass die Arbeiten für 83.537 D-Mark
an das Unternehmen Schumacher in Leer vergeben worden waren. Das Unternehmen Müsing in
Ihrhove erhielt den Auftrag für den Bau der Straße vom Leda-Jümme-Weg zum künftigen Schwimmbad und sollte dafür 11.000 D-Mark bekommen. Am 28. Mai 1959 wurde für den kommenden Sonnabend, 30. Mai, um 14.00 Uhr die Eröffnung des Freibades angekündigt.
Als am Montag, 1. Juni 1959 „Ein Tag der Freude für vier Gemeinden“ zu lesen war, hatte das Freibad
am Langholter Meer zwei Tage zuvor seine Tore geöffnet. Etwa 1.000 Bürger aus West- und Ostrhauderfehn, Langholt und Rhaudermoor waren bei der offiziellen Eröffnung zu Gast gewesen und hatten
die ersten Schwimmer in dem 14 Grad kalten Wasser beobachtet. Im Text heißt es. Es kostete unendlich Mühen, ungezählte Besprechungen und Verhandlungen, ehe im vergangenen Jahre der erste
Spatenstich getan werden konnte.“ Viel habe es am ersten Tag zu sehen gegeben, allerdings habe das
Wasser noch nicht so „einladend“ ausgesehen wie erwartet, weil die Umwälzpumpe erst mit Verspätung in Betrieb genommen werden konnte.
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fehntjer ZEITGEIST :: Das fehntjer Freibad
Diese Aufnahme aus dem
Jahr 1958 entstand bei den
Schalarbeiten für das künftige
Schwimmbecken.
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fehntjer ZEITGEIST :: Das fehntjer Freibad
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AbL fordert Rückkehr zur
regionalen Landwirtschaft
Anlässlich einer Milchtagung
überreichten der AbL-Landesvorsitzende Ottmar llchmann
(links), Josef Jacobi und Berit
Thomsen, beide AbL, dem
Niedersächsischen Landwirtschaftsminister Christian
Meyer (2. v. l.) ein Plakat, mit
dem sich die Organisation
gegen das Freihandelsabkommen TTIP und gegen Einsatz
der Gentechnik in der Landwirtschaft ausspricht.
Foto: AbL, uj011-b
Landesvorsitzender Ilchmann gegen TTIP und Gentechnik
Das in der Beratung befindliche
„Welthandelsabkommen“ TTIP
lehnt Ottmar Ilchmann ebenso
ab wie Massentierhaltung, die
Anwendung von Gentechnik in
der Landwirtschaft, den massenhaften Anbau von „Energiemais“ und die Großställe,
in denen Milchvieh gehalten
wird, das während seines
kurzen Lebens keinen Huf
mehr auf eine Weide setzt. Ilchmann,
Landesvorsitzender
der „Arbeitsgemeinschaft
bäuerliche
L andwir t schaf t“
(AbL) in Niedersachsen, fordert, dass die
Landwirtschaft wieder stärker regional
ausgerichtet
werden
müsse.
Betriebswirtschaftliche Überlegungen stehen im Zentrum seiner
Argumentation, obwohl er sich auch mit Globalisierungs-, Gentechnik- oder Energiemais-Gegnern in der Argumentation im Wesentlichen einig weiß. Als konventionell wirtschaftender Landwirt, der
mit 60 Milchkühen gut über die Runden kommt, dreht sich im Kern
alles um die Frage, ob eine politische Entscheidung, technische Entwicklung und Art der Bewirtschaftung in der Landwirtschaft, die
wirtschaftliche Perspektive des Betriebes fördert oder beeinträchtigt. „Wachsen oder Weichen“ ist für ihn keine sinnvolle Perspektive, der Einsatz von Gentechnik zur Produktionssteigerung ebenso
wenig.
„Dass wir in Deutschland und teils auch in Europa weitgehend gentechnikfrei produzieren, ist ein Vorteil, den wir gegenüber den USA
und anderen potenziellen Importländern haben, weil die Bevölkerung in der Mehrheit keine gentechnisch veränderten Produkte
haben wollen. Warum sollen wir etwas produzieren, was die Menschen nicht wollen?“, sagt er. Deshalb, aber nicht nur deswegen,
sind er und die in de AbL zusammengeschlossenen Landwirte gegen
das geplante Welthandelsabkommen TTIP. „Gegen die wirtschaftliche Macht Agrar-Industriebetriebe in Nordamerika können wir auf
Dauer nicht ankommen.“ Mehr noch als für „kleine“ deutsche Bauern gelte das für Landwirt in Staaten beispielsweise in Osteuropa,
die kaum eine Überlebenschance hätten.
Eine Überlebensgarantie seien auch die modernen Milchvieh-Stallungen für ihre Eigentümer nicht, die auch in der Region aus dem
Boden geschossen seien. Sie seien zwar arbeitstechnisch günstig,
weil darin große Milchviehbestände mit vergleichsweise wenig
Personal gehalten werden können, betriebswirtschaftlich seien sie
zweifelhaft, weil sie in der Regel einen hohen Kapitalbedarf haben.
Im Übrigen sei trotz Wasserbecken, Bürsten und anderen Annehmlichkeiten, artgerechte Tierhaltung in solchen Ställen nicht möglich. „Kühe, die nie auf die Weide kommen, werden nicht artgerecht
gehalten“, sagt Ilchmann.
Spargel
Jetzt noch genießen!
Die Landwirtschaft müsse wieder regional aus- Richtung Flächenbindung führe aber kein Weg
gerichtet werden. Der Import von immer mehr vorbei. Deshalb seien Fördergelder für die SepaFutter, mit dem beispielsweise immer mehr Milch rierung (Abtrennung) fester und besser transporproduziert werde, um sie dann zu einem großen tabler Güllebestandteile oder gar für den Bau von
Teil billig in andere Länder zu verkaufen, sei eben- Gülleaufnahme-Silos in den Ackerbauregionen
so unsinnig, wie der Transport
unsinnig und lediglich ein Beitrag
großer Teilmengen der von imzur Zementierung unsinniger Tiermer mehr Tieren verursachten
haltungs-Strukturen.“
Exkremente in entfernte Regionen. Ilchmann dazu in einer PresDie konsequente Rückkehr zur resemitteilung: „‚Es kann nicht sein,
gional ausgerichteten Landwirtdass die Agrarindustrie weiter auf
schaft ist ohne Einschränkung der
Infos finden Sie
Basis von klimaschädlichen Futproduzierten Mengen nicht mögauf Seite 2
termittelimporten ganze Regiolich. Daraus folgt, dass auch unsere
nen mit Nährstoffüberschüssen,
Ernährungs- und KonsumgewohnEmissionen und Pachtpreisexheiten überdacht werden müssen.
plosionen überzieht.’ Der auch
Beides wären Schritte hin zu einer
betriebswirtschaftlich unsinnige
nachhaltigen Wirtschafts- und Le‚Gülle- und Kot-Tourismus’ könbensweise und gleichzeitig kleine
ne allenfalls vorübergehend eine
auf dem Weg zu der von Dr. Niko
Notlösung sein - an einem zügiPaech geforderten „Postwachsgen Umbau der Tierhaltung in
tums-Ökonomie“.
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Hörversion
abl
Ottmar Ilchmann, Landwirt in
Klostermoor und Landesvorsitzender der „Arbeitsgemeinschaft
bäuerliche Landwirtschaft“ (AbL)
in Niedersachsen fordert Rückkehr zur regional ausgerichteten
Landwirtschaft.
Foto: AbL: Gruener
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Als die Mutte vor 85 Jahren vom Helgen der Wiesewerft in der
1. Südwieke von Westrhauderfehn ins Wasser glitt, dürfte niemand geahnt haben, dass dieses Plattbodenschiff zu einer Zeit
zum Fehn zurückkehren würde, in der nicht nur die Werft, auf der
sie gebaut wurde, sondern die fehntjer Schiffbau- und Schifffahrt
insgesamt längst Geschichte sein würde. Dort gebaut, wo heute
die Werftstraße zum Schulzentrum führt, sollte sie als Lastensegler Güter transportieren, wie Hunderte vor und nach ihr gebauten
Mutten, Tjalken und Poggen auch, ohne die es die heutigen Fehnorte nicht geben würde.
Dass das heute „Delphin“ genannte Schiff Westrhauderfehn als
Heimathafen hat und in den kommenden Wintermonaten im hiesigen Hafen zu sehen sein wird, hat der neue Eigentümer Bernhard
Walker bestimmt, für den das Schiff Teil der fehntjer Schifffahrtsgeschichte ist, die er im Verbund mit anderen stärker in das Bewusstsein der Bürgerinnen und Bürger bringen möchte. Er strebt
eine Kooperation mit dem Gymnasium an, die er unter das Motto
„segelndes Klassenzimmer“ gestellt hat. Schülerinnen und Schüler
aber auch andere Fehntjer und ihre Gäste werden mit
dem Schiff zu Turns aufbrechen können, allerdings in
begrenztem Umfang, denn für den Eigner sind Besitz
und Betrieb der „Delphin“ Hobby.
Damit das Schiff alle Anforderungen an sicheres Fahren und
historisches Feeling zugleich ermöglicht, wird es derzeit auf
der Bültjer-Werft in Ditzum umfassend überholt. Dies bedeutet
Reparatur, Modernisierung und Rückbau zugleich. Der Voreigentümer hatte Veränderungen vornehmen lassen, die ihm den Betrieb
des Schiffes erleichterten, aber dem historischen Charakter des
Schiffes nicht gerecht wurden. Nach der Komplettsanierung wird
die Mutte wieder als solche erkennbar sein, während das Innere
weitgehend an die aktuellen Erfordernisse angepasst sein wird.
„Versteckt“ eingebaute Elektronik wird sicheres Fahren unterstützen, es wird Schlaf-, Sanitär- und Kochgelegenheit vor allem aber
reichlich Gelegenheit geben, durch Tun nachzuempfinden, wie die
Schiffsführer (die nicht Kapitän genannt wurden) einst die Schiffe
durch die Wasserläufe führten. „Wo möglich, werden wir segeln“,
sagt Walker, aber es werde auch Gelegenheit geben, das Schiff
durch Treideln oder Staken vorwärts zu bewegen. Klar, dass „für
alle Fälle“ auch der Motor angeworfen werden kann.
Neben der „Delphin“ besitzt Walker ein zweites historisches
Schiff. „Die Gemeinde Westrhauderfehn besitzt drei historische
Schiffe, zusammen mit meinen Beiden wäre das eine Basis für den
Museumshafen, den ich in Westrhauderfehn initiieren möchte“,
sagt Walker und betont, dass er dieses Projekt auf eine breite
Basis stellen möchte. Als Vorstandsmitglied der Schiffergilde
Rhauderfehn und Mitglied mehrerer Museumshafen-Vereine weiß
er bereits viele Gleichgesinnte hinter sich. Gerne möchte er den
Schifferverein „Germania“, den Heimatverein, die Gemeinde und
weitere Interessenten „ins Boot holen“, um die fehntjer Schifffahrtsgeschichte möglichst umfassend in das Bewusstsein der
Menschen zu bringen.
10
fehntjer ZEITGEIST :: „Delphin“ bald im Museumshafen Westrhauderfehn?
In der historischen Rückschau müsse der Blick auf die heutige Reilschule gerichtet werden, deren Gebäude in der 1. Südwieke einst
als Navigationsschule errichtet wurde, um die künftigen Seeleute
in einem ersten Schritt auf ihre Arbeit an Bord vorzubereiten. Die
Zusammenarbeit mit dem Fehn- und Schifffahrtsmuseum würde
auch in die Frage einführen, welche Aufgaben die Fehnschifffahrt
einst hatte. Weitere Aspekte dieser historischen Arbeit sind denkbar, wenn Walkers Idee Unterstützung findet. „Nebenbei“ trüge
sein Projekt dazu bei, die Idee zu unterstützen, das ostfriesischoldenburgisch-emländisch-niederländische Fehngebiet als „Welterbe“ anerkannt zu bekommen.
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fehntjer ZEITGEIST :: „Delphin“ bald im Museumshafen Westrhauderfehn?
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Wie war das eigentlich früher, als es weder Kühlschränke
noch Truhen gab?
Lebensmittel-Vorrat für die Winterzeit
Bohnen wurden zum Trocknen aufgefädelt, Schinken geräuchert,
Wurst und Speck an der Küchendecke aufgehängt. Vieles wurde
eingekocht, auch Fleisch, das in Zwei-Liter-Gläsern bevorratet wurde.
Kartoffeln lagerte man, wo möglich, lose im Keller und Wurzelgemüse
wurde in Mieten für die Winterzeit gelagert, die im Garten angelegt
wurde. Grün- und Rosenkohl ließ man einfach im Garten stehen.
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Kraut und Schnippelbohnen legte man milchsauer ein, Arbeit und geselliges Ereignis in
der Nachbarschaft zugleich.
So vielfältig wie heute war das
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Lösungen: Der Hase isst immer mit zwei Löffeln (Ohren). // Mein Teekesselchen ist ein Hahn (Tier / Wasserhahn)
fehntjer ZEITGEIST :: Zeitgeistlein
Idafehn. Die Mühle in Idafehn ist ein Wahrzeichen des Ortes, das an jedem letzten Sonntag
im Monat auch von innen besichtigt werden kann. Wer sich an diesen Tagen in der Zeit
zwischen 10.30 Uhr und 18.00 Uhr zu einem Besuch entschließt, kann auch Backwaren
erwerben, die an diesen Tagen im Steinofen gebacken werden. Dass dieses touristische Kleinod von Einheimischen und Gästen erlebt werden kann, geht auf das
Engagement des 1993 gegründeten „Möhlenkring Idafehn e. V.“ zurück.
Zu diesem Zeitpunkt war von dem einst stolzen Mühlenensemble nur noch ein
Torso zu sehen, Folge eines Sturmes, der die Mühle am 13. November 1972 in Brand
gesetzt hatte. Ein Jahr nach der Gründung des Vereins erwarben die Mitglieder und
die Gemeinde Ostrhauderfehn den Achtkant von einer Mühle in Bösel. In den
Folgejahren wurde der Stumpf nach historischem Vorbild restauriert und im Jahr
2000 konnte der Achtkant aufgesetzt werden. Inzwischen zeigt sich die Mühle in
ihrer neuen alten Pracht.
Das 20 Meter hohe Gebäude ist eine zweistöckige Galerieholländermühle. Zusätzlich
besitzt sie einen zweistöckigen Anbau (Packhaus), der früher im Wesentlichen als
Maschinenraum diente. Dort arbeitete die 1914 installierte Dampfmaschine,
die als „Lokomobil" bezeichnet wurde.
Heute wird das Gebäude unter anderem als Versammlungsraum und für Ausstellungen genutzt. Brautpaare geben
sich gerne in der Mühle das Ja-Wort. Dazu wird
der untere Teil der Mühle in ein Standesamt auf
Zeit umgewandelt. Wer mehr über die Geschichte der Mühle Idafehn erfahren möchte ist
eingeladen, an einer Führung teilzunehmen, bei
der man auch Interessantes über das Müllerhandwerk erfährt.

muehle
Weitere Infos unter www.idafehn.de
Diese Aufnahme entstand anlässlich des
„Deutschen Mühlentags“ an Pfingstmontag des Jahres 2010.
Foto: Mühlenverein Idafehn
Möcht’ wohl wissen wer das ist,
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12
Mühle aus Ruinen auferstanden
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fehntjer ZEITGEIST :: Mühle aus Ruinen auferstanden
13
Mit fantasievoll gestalteten Plakaten und Transparenten und Plakaten brachten die Bürger des
Oberledinger- und des Saterlandes ihren Protest
gegen den geplanten Bomben-Abwurfplan im
Westermoor zum Ausdruck.
Fotos (2) Sammlung Klaus Braatz
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ZEITGEIST bewiesen haben auch die beiden
Pflegeeinrichtungen „Ambulante Krankenpflege Erika Pahl“ und das „Haus zwischen den
Wieken“.
Gemeinsam für Ostrhauderfehn - unter diesem
Motto haben die Geschäftsführer und Geschäftsführerinnen der oben genannten Pflegeeinrichtungen im vergangenen Jahr einen Kooperationsvertrag für eine gemeinsame Zusammenarbeit
und Versorgung pflegebedürftiger Menschen in
Ostrhauderfehn geschlossen.
In Ostrhauderfehn wohnen derzeit rund 500 Menschen, die älter als 80 Jahre sind. Diese Zahl wird
sich bis zum Jahr 2030 fast verdoppeln. Dies bei
einer leicht sinkenden Gesamteinwohnerzahl,
was bedeutet, dass der Anteil der über 80 jährigen an der Gesamtbevölkerung Ostrhauderfehns
von derzeit rund 4% bis zum Jahre 2030 auf knapp
10% ansteigen wird.
Die Kooperationspartner bieten unterschiedliche
Versorgungsformen für Pflegebedürftige an. Mit
ambulanter, teilstationärer und vollstationärer
Pflege (inkl. Kurzzeitpflege) wird durch die beiden Kooperationspartner das gesamte Angebotsspektrum der Altenhilfe erfasst. Somit sind die
Kooperationspartner in der Lage, die Versorgung
der pflegebedürftigen Bürgerinnen und Bürger
Ostrhauderfehns Hand in Hand und partnerschaftlich umzusetzen.
Durch die intensive Zusammenarbeit der Kooperationspartner soll es möglich sein, die Bürgerinnen und Bürger optimal, ihren Wünschen, Bedürfnissen und Ansprüchen entsprechend pflegerisch
zu versorgen.
Der Verbleib in der eigenen Wohnung steht dabei
immer im Vordergrund. Der ambulante Krankenund Altenpflegedienst Erika Pahl bietet hierzu
das gesamte Spektrum der häuslichen Pflege an.
Ergänzend zu diesem Leistungsangebot können
pflegebedürftige Menschen das Angebot der
Tagespflegeeinrichtung „Lüttje Huus Osterfehn“
nutzen.
Sollte dies nicht mehr möglich sein oder ein vorübergehender stationärer Aufenthalt (Kurzzeitpflege) sinnvoll und notwendig werden, kann hier die
wohnortnahe Versorgung durch die Pflege- und
Wohnpark GmbH Ostrhauderfehn, Haus zwischen
den Wieken sichergestellt werden.
Durch eine intensive Zusammenarbeit sollen für
die Pflegebedürftigen bei einem Wechsel der Versorgungsformen Ängste genommen und Sicherheit geschaffen werden. Die Kooperationspartner
handeln gemeinschaftlich, ausschließlich im Sinne und zum Wohle der Pflegebedürftigen.
Die Kooperation soll für den Pflegebedürftigen
und seine Angehörigen dazu führen, dass die unterschiedlichen Versorgungsformen fließend ineinander übergehen.
14
fehntjer ZEITGEIST :: „Volksaufstand“ gegen das Bombodrom
unter anderem Landwirte mit ihren Treckern für
Verkehrsberuhigung. Drei Tage später fand die
nächste, diesmal genehmigte, Demonstration in
Leer statt.
„Volksaufstand“
gegen das Bombodrom
Der 30. Mai des Jahres 1973 geht in die Geschichte als der Tag ein, an dem die
Bevölkerung des Oberledingerlandes mit einer nie da gewesenen Demonstration
zum Ausdruck brachten, dass sie nicht damit einverstanden waren, dass ihnen die
Politik im Westermoor einen Bomben-Abwurfplatz bescheren wollte.
Die Straßen waren verstopft, nichts ging mehr im Verkehr. Das Pfingstfest stand
bevor, und damit einige Urlaubstags, die manch einer an der Küste oder auf
einer der ostfriesischen Inseln verbringen wollte. Der Verkehrsfunk empfahl den
Autofahrern, das Saterland und das Oberledingerland weiträumig zu umfahren.
Aber das war nicht leicht, schließlich gab es 1973 weder die Autobahn noch die
Bundesstraße 72 als durchgehende Verbindung. Wer die Straße befuhr, musste bei
Potshausen über die Ledabrücke, und die wurde immer wieder geöffnet, weil sie irgendwer mit dem Boot passieren wollte. In stoischer Ruhe ließ sie der Brückenwärter runter und wieder hoch; auf beiden Seiten bildeten sich kilometerlange Staus.
Wer es über die Bundesstraße 70 versuchte, hatte nicht mehr Glück, dort sorgten
Einer der Initiatoren der Aktion, der Realschullehrer Klaus Braatz, fasste in einer Kreistagssitzung, die nach Rhauderfehn verlegt worden war,
zusammen, was diese machtvolle Demonstration
möglich gemacht hatte: „Was sich in den letzten
Wochen und Tagen ereignet hat, ist so neu, so
ungewohnt, so eindrucksvoll, dass man wohl
erst nach einigen Monaten Abstand dieses Phänomen wird erfassen und beurteilen können. Es
sind in Ostfriesland und in den Nachbarräumen
Dinge geschehen, wie sie der Bürger bisher nur
vom Fernsehschirm kannte – und plötzlich fand
er sich selber auf der Straße!
Man muss sich vorstellen: fast aus heiterem
Himmel stehen tausende von Menschen in der
größten Demonstration, die Ostfriesland je
erlebt hat, über 30 Schulen werden bestreikt,
Betriebe schließen sich an, der Oberkreisdirektor
kann nicht mehr für die Sicherheit seines Landkreises garantieren, Kreisparlamente erwägen
den Rücktritt als letzte Maßnahme. Der Grund?
Angst!

lige Apparat des
Staates ins Schleudern zu geraten
droht. Noch ehe
dem Bürger ein
Platz im Terminplan der Bürokratie angewiesen ist,
noch ehe er also
eigentlich ‚dran’
ist, angehört und
gefragt zu werden, hat er seine Antwort bereits
so deutlich zum Ausdruck gebracht, dass sich die
Frage selbst zu erübrigen scheint. Das ist allerdings nur möglich, weil die Bedrohung keine andere Wahl lässt. Alle können am gleichen Strang
ziehen, es gibt keine Gegner und Konkurrenten.
Gerade das ermöglicht der Bürgerinitiative eine
Offenheit nach allen Seiten, wie sie sich keine
andere Institution leisten kann.“
bomb
Wenig später wurde bekannt, dass die Bundesregierung den Plan eingestampft hatte. Als
später auf dem Gelände die Marine-Sendeanlage
eingerichtet wurde, verbreitete sich in der Bevölkerung das Gerücht, es sei nie politischer Wille
gewesen, den Bomben-Abwurfplatz einzurichten.
Der Plan sei lediglich Tarnung gewesen, weil man
von Beginn an vorgehabt habe, die „Radiostation“ einzurichten. Dies trifft nicht zu, denn in der
ursprünglichen Planung war von Beginn an auch
eine „Radiostation“ vorgesehen.
Wir fühlen uns bedroht – körperlich zunächst
durch den zu erwartenden Lärm, weit stärker jedoch durch die allgemeine Unsicherheit,
den Wust von Meldungen und Gerüchten, das
Schweigen der Behörden, das Hin- und Herschieben von Verantwortung, durch Geheimniskrämerei am falschen Ort. Das Gefühl der Ohnmacht,
das sich zunächst breit machte, ist umgeschlagen in Solidarität. Was die Behörden seines
Staates versäumt haben, vollzieht der Bürger nun
selbst: er nimmt sich ernst – er wird mündig.
Das tut er so spontan, so mutig, so ernsthaft, so
entschlossen, so gründlich, dass der schwerfäl-
Der Landschaftsgärtner Hermann Ewen sorgte
während der Demonstration dafür, dass bei der
Ledabrücke in Potshausen kein Durchkommen war.
fehntjer ZEITGEIST :: „Volksaufstand“ gegen das Bombodrom 15

getoese
Explosion mit
groSSem getöse
Ostrhauderfehn im Jahre 1984
Man schrieb das Jahr 1984. Endlich konnte mit den Bauarbeiten an
Hauptstraße in Ostrhauderfehn begonnen werden; das Provisorium, mit dem die Osterfehntjer seit dem Jahr 1973 leben mussten,
sollte bald ein Ende haben. Damals war die 1. Ostwieke zugeworfen und bepflanzt worden, die Verkehrsführung wurde nicht
geändert.
Die Anwohner interessierte das Geschehen bis dahin noch nicht
wirklich. Sie gingen ihren alltäglichen Beschäftigungen nach.
Vielleicht ärgerten sie sich über den Baulärm oder über die Beeinträchtigung ihres Lebens, die sie subjektiv empfunden haben
mögen. Insbesondere dürfte dies für die Geschäftsleute der Fall
gewesen sein, die Umsatzeinbußen befürchteten oder bereits
hinnehmen mussten. Aber das Ende der Bauarbeiten war absehbar,
und dann würde alles besser werden, mögen sie gedacht haben.
Dass es anders kam, geht auf den Entschluss des Baggerführers
zurück, sich seinen „Fund“ im Graben näher anzusehen.
Das Interesse der Anwohner wurde „knallartig“ geweckt, nachdem
ein „Kriegsandenken“, eine Riegelmine, mit großem Getöse mitten
im Ort explodiert war und diverse Fensterscheiben geborsten
waren. Nachdem weitere „Sprengmittel“ ausgegraben worden
waren, alarmierte man das Sprengkommando in Hannover.
Der mit dem Hubschrauber herbeigeeilte Sprengmeister stellte
fest, dass es sich bei den „Dingern“ um Riegelminen handelte, die
dazu gedacht waren, Panzer in die Luft zu sprengen. Die waren so
ausgelegt, dass sie erst auslösten, wenn der Auslöser von tonnenschweren Fahrzeugen betätigt wurde. Da aber die Berührung
mit einer Schaufel ausgereicht hatte, um die Mine hochgehen zu
lassen, wäre es zu gefährlich gewesen, die vier freigelegten Minen
aufzunehmen und anderswo unschädlich zu machen. Sie mussten
vor Ort im Zentrum von Ostrhauderfehn gesprengt werden.
Egon Taute, damals Gemeindebrandmeister in Ostrhauderfehn, hat
gesammelt, was über dieses „Ereignis“ und dessen Folgen in der
Presse veröffentlich wurde, und als passionierter Hobbyfotograf,
OPERA OP 803
der in seiner Eigenschaft als Chef der örtlichen Feuerwehr immer
dicht an das Geschehen herankam, hat er vieles auch im Bild
festgehalten.
In der Folgezeit wurden immer wieder Minen und andere Sprengmittel gefunden, die meist abtransportiert und am Rakeweg im
benachbarten Ramsloh gesprengt werden konnten. Nicht so am
9. August jenes Jahres. Erneut hatten die Mitarbeiter des Minenräumkommandos eine Riegelmine freigelegt, die vor Ort gesprengt
werden musste. Während sich die GA-Redaktion mit einer vergleichsweise knapp gefassten Meldung über das Ereignis begnügte, ging die „Ostfriesen-Zeitung“ ausführlicher darauf ein. Dort
war am 10. August zu lesen: „Neuer Minenfund: Wieder Sprengung – Suche in der Wieke geht weiter. Verrammelte Häuser, die
an eine verlassene Westernstadt erinnern, deuten die Tragweite
des Geschehens an, das kurz bevor steht: die Sprengung einer vier
Kilogramm schweren Riegelmine, die bei den Straßenbauarbeiten
in Ostrhauderfehn freigelegt wurde.
Am 7. November 1984 wurde gemeldet, dass die Bombenräumung
vorerst abgeschlossen sei. „Insgesamt wurden bei den Räumarbeiten 22 Schützenminen (Tretminen), sieben Riegelminen, eine
Tellermine, zehn Granaten vom Kaliber 9,5 bis 3,7 cm, eine Panzerfaust und diverse Stücke Maschinengewehrmunition“, war im
GA zu lesen. „Während der größere Teil der Minen und Granaten
vom Kampfmittelbeseitigungskommando Niedersachsen abtransportiert und unschädlich gemacht werden konnte, mussten die
Riegelminen an Ort und Stelle gesprengt werden. Trotz umfangreicher Sicherheitsmaßnahmen waren bei der Sprengung von vier
Riegelminen am 17. Juli an den umliegenden Häusern Schäden von
ca. 30.000 DM entstanden.“
Schon zehn Jahre früher waren bei Straßenbauarbeiten nach
„Kriegsandenken“ gesucht worden. Damals war an der Straßenkreuzung „Am Flinthörn und 3. Ostwieke“ Erde und Schlamm aus
der Wieke gebaggert worden. Damals sei noch gut in Erinnerung
gewesen, dass in der Umgebung dieser Kreuzung kurz nach dem
Krieg drei Menschen ums Leben gekommen waren, weil die Kreuzung zwar von den dort verlegten Minen geräumt worden war,
man die Sprengkörper aber nicht entschärft hatte.
Foto links
Als diese Aufnahme im Jahr 1984 entstand, wurden Anti-Panzerminen
im Zentrum von Ostrhauderfehn gezielt gesprengt. Foto: Egon Taute
Foto oben
Aus der Luft sah die Sprengung weniger gewaltig aus, als sie war.
Erde, die dabei in die Luft geschleudert wurde, flog teils bis an die
Fensterschieben das Rathauses, das vorne links zu sehen ist.
Foto: Sammlung Taute.
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Die heftige politische Auseinandersetzung, vor allem im Jahr 1972
um die Umsetzung der kommunalen Gebietsreform, hat zum
Zuschnitt der heutigen Gemeinden Rhauderfehn und Ostrhauderfehn geführt. Um Ostrhauderfehn wirtschaftlich überlebensfähig
zu machen, schlug man der Gemeinde das oldenburgische Idafehn
zu und teilte die ehemals selbständige Gemeinde Langholt in einen
rhauderfehner und einen ostrhauderfehner Teil.
Was will jeder werden, aber
keiner sein?
Diese Trennung hat zu manchem Kuriosum geführt, beispielsweise
als es um die Frage ging, wie im Ort künftig das Löschwesen organisiert werden sollte. Bezüglich der Freitagstraße haben die beiden
Gemeinden Jahrzehnte benötigt, um sie in „Nord“ und „Süd“ zu
unterteilen und damit Nicht-Ortskundigen die Unterscheidung
zwischen dem ostrhauderfehner und dem rhauderfehner Straßenabschnitt zu erleichtern.
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Bedenkt man die diversen anderen „Meinungsverschiedenheiten“
zwischen den Gemeinden, beispielsweise als es um die Schließung
des Freibades ging, sollte man vielleicht überlegen, an der Brücke
über die Rote Riede, dort wo Langholt geteilt ist, eine Grenzkontrolle einzuführen, bewacht, und vielleicht sogar mit Visapflicht!
Wie geht das denn?
1
Sudoku
Jüngstes Kuriosum ist die Überlegung der Verwaltung der Gemeinde
Rhauderfehn, Kinder aus dem ostrhauderfehner Teil Langholts
nicht mehr die Grundschule in Langholt besuchen zu lassen, um
dort die Kinder aus Burlage unterbringen zu können, die aber laut
Elternwillen nicht dahin sollen. Kinder, die heute noch ihre Schule in
Langholt (Westrhauderfehn) in wenigen Minuten erreichen können,
sollen ihr gewohntes Umfeld, ihre Lehrer und ihre Klassenkameraden aufgeben und den viel längeren Weg zur Middendorfstraße bewältigen, um in „ihrer“ Schule unterrichtet zu werden. Hier werden
Kinder wie Schachfiguren hin und her geschoben, ohne Rücksicht
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