Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung www.hessen-nanotech.de © WZR ceramic solutions GmbH Hessen-Nanotech NEWS Rückblick: Additive Fertigung auf dem Vormarsch Unternehmen im Fokus: Die Fabrik der Zukunft für das Zeitalter der Additiven Fertigung International: NANORA-Unternehmerreise nach Polen Aus der Forschung: Grüne Chemie trifft Nano Material im Fokus: Eisen und seine Oxide Technologie- und Firmennews 1 | 2015 Liebe Leserinnen und Leser, Editorial 3D-Druck, Lasersintern und andere sogenannte Additive Fertigungsverfahren sind derzeit bei vielen hessischen Unternehmen im Fokus. Bereits im vergangenen Jahr haben wir mit erfolgreichen Veranstaltungen die wirtschaftlichen Potenziale aufgezeigt. Eine dieser Veranstaltungen war ein Fachforum auf der EuroMold in Frankfurt; einen Rückblick darauf finden Sie in diesem Heft. Zudem werfen wir einen Blick auf ein hessisches Unternehmen, das nun mit additiver Fertigung konsequent den Weg zur industriellen Serienproduktion geht. INHALT Neue Verfahren und Konzepte reichen alleine aber oft nicht aus, um Ideen auf den Markt zu bringen. Hier können geeignete Kooperationen der Schlüssel sein. Aber wie den richtigen Partner für die neue Entwicklung finden? Eine mögliche Antwort kann das Enterprise Europe Network geben, das europaweit Kooperationspartner zusammenbringt. Auch Angebote des EU-Projekts NANORA können bei der Suche nach Nanotechnologie-Kooperationspartnern unterstützen, etwa mit der unter Leitung des hessischen Wirtschaftsministeriums aufgebauten Datenbank oder mit Zusammenkünften wie der NANORA-Reise nach Polen im vergangenen Jahr. Editorial 2 Nun wünsche ich Ihnen eine interessante Lektüre und ein erfolgreiches Jahr 2015. Tarek Al-Wazir Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung International Europaweite Unternehmenskooperationen 13 Neuigkeiten aus Wissenschaft und Wirtschaft 3 Im Konvoi geht es besser: NANORA-Unternehmerreise nach Polen 14 Ausblick Projekte Technologie- und Firmennews Material- und Nanotechnologien hautnah erleben 5 Rückblick Additive Fertigung auf dem Vormarsch Von Mikroskopen bis zur Solarzelle: Nanotechnologie in der Photonik und Optik revolutioniert unseren Alltag 6 8 Unternehmen im Fokus Die Fabrik der Zukunft für das Zeitalter der Additiven Fertigung 10 Leichtbauteile variabel verkleben 11 Grüne Chemie trifft Nano 20 Hessen-Nanotech NEWS 1/2015 Leichtere Wasserstoff-Hochdrucktanks durch neue Simulationsmethoden 16 Materialien im Fokus Aus der Forschung 2 Nicht zuletzt erwartet Sie 2015 ein Jahr mit spannenden Messen, auf denen regional und überregional die aktuellsten Entwicklungen und Innovationen der Material- und Nanotechnologien sowie der Photonik präsentiert werden. Mit der ACHEMA findet das Weltforum der chemischen Technik und Prozessindustrie wieder einmal in Frankfurt statt. Und als Branchentreff der Optik-, Elektronik- und MechanikIndustrie lädt zum zweiten Mal die W3+ FAIR ins mittelhessische Wetzlar ein. Nutzen Sie die Gelegenheiten, sich vor Ort in Hessen zu informieren, und besuchen Sie auch die Stände der Technologielinie Hessen-Nanotech. Eisen und seine Oxide – Zwei unverzichtbare alte Bekannte 18 Nano-Kommunikation Heraeus: Mit neuen Materialien in neue Märkte 22 Veranstaltungen / Termine 24 Impressum 24 Technologie- und Firmennews Schichtarbeit: Leichter Querlenker aus Faserverbunden integriert mehrere Funktionen Deutlich abspecken und gleichzeitig aufrüsten – das ist Wissenschaftlern des Fraunhofer-Instituts für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit LBF an einem Querlenker eines Mittelklassefahrzeugs gelungen. Das neuartige Leichtbauteil aus Kohlenstofffaser wiegt 35 Prozent weniger als ein vergleichbares aus Stahl. Darüber hinaus planen die Wissenschaftler, Funktionen in den Querlenker zu integrieren, damit dieser eine höhere Schadenstoleranz und gesteigerten Komfort im Gebrauch aufweist. Umgesetzt wird dies mit Structural Health Monitoring Systemen (SHM) und semi-aktiven Systemen, welche die Übertragung von Körperschall mindern. Prototyp eines Faserverbundquerlenkers (Quelle: Fraunhofer LBF) Den Forschern aus Darmstadt ist es in nur sechsmonatiger Entwicklungszeit gelungen, einen Querlenker aus Faserverbund auszulegen und zu fertigen. n www.lbf.fraunhofer.de Aus der Welt der Bionik: Flexible Bewegungen, automatisch gelernt Der Europäische Forschungsrat (European Research Council, ERC) fördert das Projekt „SKILLS4ROBOTS – Policy Learning of Motor Skills for Humanoid Robots“ von Jan Peters, Informatikprofessor an der TU Darmstadt und Forschungsgruppenleiter am MaxPlanck-Institut für Intelligente Systeme, mit einem der renommierten und begehrten ERC Starting Grants in Höhe von 1,41 Millionen Euro. Mit seinem Projekt plant Peters die bislang notwendige wiederholte und damit teure Roboterprogrammierung durch eigenständiges maschinelles Lernen zu ersetzen. n www.tu-darmstadt.de Leitfäden der Europäischen Kommission für sicheres Arbeiten mit technisch hergestellten Nanomaterialien veröffentlicht Die Europäische Kommission hat zwei neue Papiere zur Unterstützung von Arbeitgebern und Arbeitnehmern bei der Arbeit mit technisch hergestellten Nanomaterialien veröffentlicht. Die Leitfäden beschäftigen sich mit Fragen zu Risiken und Exposition von Nanomaterialien. Zum einen richten sie sich an Personen, die bei der Arbeit direkt mit Nanopartikeln konfrontiert werden. Dabei geben die Dokumente auch Hilfestellung für Maßnahmen zum Risikomanagement. Zum anderen sollen Arbeitgeber, Gesundheits- und Sicherheitsbeauftragte in Unternehmen dabei unterstützt werden, generelle Sicherheitsvorschriften im Umgang mit Nanomaterialien umzusetzen. n www.ec.europa.eu Wirtschaftsstaatssekretär Samson zu Gast beim Darmstädter FabLab (Quelle: Europäische Kommission) Als vorbildliche Unterstützung für Startups sowie kleine und mittlere Unternehmen hat Hessens Wirtschaftsstaatssekretär Mathias Samson das Darmstädter FabLab gelobt. Dort können sich Tüftler, Kreative, Forscher und Programmierer zum gemeinsamen Arbeiten mit 3D-Druckern, 3D-Scannern und anderen digitalen Produktionswerkzeugen treffen. „Mit der Einrichtung des FabLab stellt der IKT-Standort Darmstadt erneut sein innovatives Potenzial unter Beweis“, sagte Samson bei einem Besuch am 9. Dezember 2014. „Hessische Gründer und Unternehmen erhalten hier die Möglichkeit, durch den Zugang zu Spitzentechnologie die Chancen der Digitalisierung auszuschöpfen, um aus Ideen möglichst schnell marktfähige Produkte zu machen.“ n www.wirtschaft.hessen.de Über FabLab Die Einrichtung ist Teil des Forschungsprojekts Fabbing & Founding („Digitales Produzieren und Gründen“), bei dem die Technische Universität Darmstadt gemeinsam mit dem House of IT mit dem Fraunhofer IGD kooperieren. Das Projekt wird vom Hessischen Wirtschaftsministerium mit zirka 150.000 Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung gefördert. Es beschäftigt sich mit den Auswirkungen der digitalen Produktion auf das Wirtschaftsleben und den Potenzialen für kleine und mittelständische Unternehmen. Auch Beratung und Schulung sind wichtige Bestandteile des Projekts. Hessen-Nanotech NEWS 1/2015 3 Neuer BGR-Bericht zur Rohstoffsituation (Quelle: Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe) Ist die Rohstoffversorgung für den Technologiestandort Deutschland gesichert? Wie viel Rohstoffe produziert Deutschland im eigenen Land, was muss importiert werden? Welchen Anteil steuert das Recycling zur Deckung des Rohstoffbedarfs bei? Zur Beantwortung dieser und anderer wichtiger Fragen stellt der neue Rohstoffsituationsbericht der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) die nötigen Daten und Fakten zur Verfügung. Er liefert Informationen zur Rohstoffproduktion in Deutschland, zum Außenhandel, zur Preisentwicklung und zum Verbrauch im Hinblick auf die Versorgungssituation Deutschlands mit mineralischen Rohstoffen und Energierohstoffen. Mit Blick auf die Rohstoffversorgung für Deutschland wird auch die Entwicklung auf den internationalen Rohstoffmärkten dargestellt und bewertet. n www.bgr.bund.de Neues Förderprogramm „Fast Track to Innovation“ soll Ideen schneller auf den Markt bringen „Fast Track to Innovation“ (FTI) spricht speziell die Industrie an sowie Akteure, für die Horizont 2020 neu ist. In FTI-Projekten sollen fortgeschrittene Ideen innerhalb von drei Jahren nach Projektstart in marktfertige Produkte, Verfahren, Dienstleistungen oder Geschäftsmodelle transferiert werden. Für 2015 und 2016 stehen jeweils 100 Millionen Euro zur Verfügung. Antragsberechtigt sind Konsortien mit drei bis fünf Partnern mit Sitz in mindestens drei Staaten der EU oder in assoziierten Staaten. Die maximale Fördersumme pro Projekt beträgt drei Millionen Euro. Die Förderquote liegt für Unternehmen bei 70 Prozent. Anträge können jederzeit eingereicht werden. Die drei Stichtage im Jahr 2015 sind der 29. April, der 1. September und der 1. Dezember. n 4 www.nks-kmu.de Hessen-Nanotech NEWS 1/2015 Neue Generation von Detektorkonzepten für Teilchenbeschleuniger Eine neue Generation von Detektorkonzepten soll es künftig ermöglichen, die Energie von geladenen Teilchen oder Teilchenjets mit bisher nie erreichter Genauigkeit zu messen und so vielfältige Anwendungsgebiete zu erschließen. Dünne Kristallfasern aus anorganischem Szintillatormaterial spielen dabei eine zentrale Rolle. Bei der Optimierung dieser Fasern soll das kürzlich bewilligte EU-Projekt INTELUM („International and intersectoral mobility to develop advanced scintillating fibres and Cerenkov fibres for new hadron and jet calorimeters for future colliders”) mit Beteiligung der Arbeitsgruppe von Professor Kai-Thomas Brinkmann, II. Physikalisches Institut der Justus-LiebigUniversität Gießen, einen wesentlichen Beitrag leisten. Die Gießener Projekt-Beteiligung ist eine Konsequenz langjähriger Erfahrungen und Vorstudien auf diesem Gebiet der Detektorphysik. n www.uni-giessen.de EU Projekt „Graphene Flagship“ sucht weitere Industrie-Partner Das „Graphene Flagship“ verfolgt das Ziel, die Kommerzialisierung von Graphen und damit zusammenhängende Schicht- und Hybrid-Systeme in verschiedenen Anwendungen voranzubringen. Um dies zu erreichen, soll der Fokus der Projekt-Aktivitäten kontinuierlich weiterentwickelt werden. Dafür sucht das Graphene Flagship derzeit mit einer ‚open invitation‘ nach neuen Industrie-Partnern für die Horizon 2020 Phase vom 1. April 2016 bis zum 31. März 2018. Interessenten können sich auf der Projekt-Homepage informieren; ausgewählte neue Partner werden anschließend in die Projekte integriert. n www.horizon2020projects.com Material- und Nanotechnologien hautnah erleben Ausblick W3+ FAIR 2015 Wetzlar gehört zu den weltweit bedeutendsten Produktionsstätten der optischen Industrie und ist Standort vieler Unternehmen der ergänzenden Branchen Elektronik und Mechanik. Ein perfektes Umfeld für eine Fachmesse: die W3+ FAIR. Nach dem erfolgreichen Auftakt 2014, findet am 25. und 26. März in der Rittal Arena, Wetzlar, nun die zweite Auflage der Netzwerkmesse statt. Wieder werden rund 100 Aussteller und über 2.000 Fachbesucher an den beiden Tagen erwartet um sich über Neuerungen und Innovationen ihrer Branchen zu informieren. Die Technologielinie Hessen-Nanotech und das EUProjekt NANORA sponsern eine Startup-Area auf der Messe, auf der sich junge Unternehmen präsentieren können. Begleitend wird auch ein umfangreiches Seminarprogramm mit Vorträgen und Kursen, zum Beispiel den Short Courses des Netzwerks Optence e.V., angeboten. Nutzen Sie die Gelegenheit und besuchen Sie die neue Branchenmesse. Weitere Informationen zur W3+ FAIR finden Sie im Internet unter www.w3-messe.de ACHEMA 2015 Alle drei Jahre wird Frankfurt das Zentrum der Prozessindustrie. Dann findet in der Main-Metropole die ACHEMA, Weltforum und Internationale Leitmesse der Prozessindustrie, statt. In diesem Jahr treffen sich vom 15. bis 19. Juni die Vertreter von Anlagenbau, Messtechnik, Pharma-, Verpackungs- und Lagertechnik sowie von Werkstofftechnik und Arbeitsschutz bis hin zu den Fachverlagen auf der Messe Frankfurt. Mit mehr als 3.700 Ausstellern und mehr als 166.000 Besuchern stellt die ACHEMA einen der wichtigsten Events für die Chemie-Industrie dar. Und auch Hessen-Nanotech ist auf dieser Veranstaltung aktiv. Neben einem Gemeinschaftsstand zusammen mit den Technologielinien Hessen-Biotech und Hessen-Umwelttech (Foyer Halle 4.2) finden am 18. Juni zwei Vortragssessions statt: Vormittags geht es in die fachliche Tiefe rund um Oberflächen(beschichtungen) und Analytik, während am Nachmittag Insider erläutern, warum Fundraising mehr als nur das Einwerben von Geldern ist. Wer interessiert ist, sollte sich das Datum schon einmal vormerken. Übrigens: Das EU-Projekt NANORA wird am 17. Juni seine Final Conference mit Vertretern der EU-Kommission veranstalten. Weitere Informationen zur ACHEMA finden Sie im Internet unter www.achema.de EuroNanoForum 2015 Zum bereits siebten Mal findet in 2015 Europas größte Netzwerkkonferenz für Nano- und Materialtechnologien statt: das EuroNanoForum. Entsprechend der Tradition, die Veranstaltung im Land der jeweiligen EU-Ratspräsidentschaft durchzuführen, wird Riga in Lettland, vom 10. bis 12. Juni des Jahres der Treffpunkt für Europas Nanotechnologie-Akteure. Das durch die INTERREG IVb NWE Maßnahme geförderte EU-Projekt Nano Regions Alliance NANORA wird diese Gelegenheit nutzen, um das Projekt und seine Erfolge zu präsentieren. Unter Leitung des Hessischen Wirtschaftsministeriums hat das NANORAKonsortium in den vergangenen rund zwei Jahren die europäischen Nanotechnologie-KMU stärker miteinander verknüpft und die technologischen Kompetenzen in Nordwest-Europa verdeutlicht. Informieren Sie sich in Riga über NANORA-Aktivitäten wie Unternehmens-Convoys, Masterclasses oder die TINCA-Datenbank (Transnational Interactive Nanotechnology Competence Atlas) mit ihren rund 600 qualifizierten Einträgen, die das Projekt aufgebaut hat. Weitere Informationen zum EuroNanoForum finden Sie im Internet unter www.euronanoforum2015.eu Internationale Messen und Delegationsreisen 2015 IFAT EURASIA Ankara, Türkei 16. – 18.04.2015 RENEWABLE ENERGY ASIA Bangkok, Thailand 03. – 06.06.2015 MSV Brunn, Tschechische Rep. 14. – 18.09.2015 BAUMA CONEXPO AFRICA Johannesburg, Südafrika 15. – 18.09.2015 CREMONA MONDOMUSICA Cremona, Italien 25. – 27.09.2015 DELEGATIONSREISE Mailand, Italien 06. – 08.10.2015 DELEGATIONSREISE Indien 01. – 07.11.2015 THE BIG 5 SHOW Dubai, VAE 23. – 26.11.2015 www.hessen-international.de Hessen-Nanotech NEWS 1/2015 5 Additive Fertigung auf dem Vormarsch Rückblick Die EuroMold gilt als eine hervorragende Gelegenheit, sich über Themen rund um Werkzeug- und Formenbau sowie Verfahren zur additiven Fertigung in Deutschland und weltweit zu informieren. So strömten Ende November des vergangenen Jahres über 50.000 Messebesucher in die Frankfurter Messehallen, um sich bei etwa 1.000 Ausstellern und zahlreichen Vortragsangeboten auf den neuesten Stand bringen zu lassen. Ein zentraler Aspekt war dabei der Stellenwert der additiven im Vergleich zu etablierten Fertigungsverfahren. Dabei stellte sich die Frage nach den Vor- und Nachteilen der additiven Technologien ebenso wie die nach der Reife der Technik zur Serienproduktion von Bauteilen. Vor dem Hintergrund, dass sich auch immer mehr Global Player wie General Electric oder HewlettPackard ernsthaft mit der Thematik und ihren Möglichkeiten beschäftigen, ist das Potenzial dieses Marktes für die beteiligten Akteure von großem Interesse. Auf diese Fragestellungen reagierte Hessen-Nanotech, indem sie auf der EuroMold am 27. November eine Vortragsveranstaltung durchführte. Unter dem Titel „Prodolution – Lösungen für die industrielle Produktion durch additive Fertigung“ wurde eine breite Übersicht zu Möglichkeiten und Anwendungen additiver Fertigungsverfahren geboten und vor allem gefragt: Wie weit sind additive Prozesse für die industrielle Serienproduktion geeignet? Großer Andrang: Die Besucher der EuroMold interessierten sich sehr für das Forum von Hessen-Nanotech. (Foto: Hessen-Nanotech/ Roland Grün) 6 Hessen-Nanotech NEWS 1/2015 Den Auftakt machte Dr. Sascha Peters von Haute Innovation, einer von ihm gegründeten Agentur zum Thema Technik und Innovation. Eine seiner zentralen Erkenntnisse: „Nach dem Hype folgte der typische Absturz. Inzwischen kommt die additive Fertigung aber wieder aus dem Tal der Tränen heraus und erreicht die Phase der industriellen Implementierung.“ Zudem nannte Peters auch konkrete Zahlen: „Im letzten Jahr wurden 70.000 Drucker für den Heimgebrauch und etwa 10.000 Profigeräte verkauft.“ Angesichts der noch relativ hohen Gerätepreise zwar ein überschaubarer Markt, aber mit klarem Wachstum. Als eine der aktuellsten Entwicklungen im Bereich identifizierte der Innovationsanalyst die Verarbeitung von Formgedächtnislegierungen. Dies sind Werkstoffe, die ihre Form beispielsweise bei Temperaturabsenkungen oder -erhöhungen verändern. Sie finden eine breite Anwendung in der Medizintechnik, zum Beispiel als Stents, Gefäßstützen für die Aufdehnung verengter Blutgefäße. Ein mittelständisches Unternehmen, das sich mit additiver Serienfertigung beschäftigt, ist die FKM Sintertechnik GmbH aus dem mittelhessischen Biedenkopf bei Marburg. Seit seiner Gründung 1994 expandierte das Unternehmen und betreibt inzwischen 24 Anlagen. Pro Jahr werden etwa 5.000 Aufträge unterschiedlichen Umfangs abgearbeitet. Jürgen Blöcher, geschäftsführender Gesellschafter der FKM Sintertechnik, berichtete von seinen Erfahrungen mit Lasersintern in der industriellen Serienfertigung. Beim Lasersintern wird zur Formgebung das Material Schicht für Schicht gezielt mittels Laser aufgeschmolzen. Die FKM Sintertechnik verarbeitet vornehmlich Polyamide (PA), jedoch auch Polyurethane (PU) sowie Polyetheretherketone (PEEK), einen Hochleistungskunststoff. Bislang können pro Bau-Job, wie die in sich geschlossenen Fertigungsprozesse genannt werden, etwa 800 Einzelteile gefertigt werden. Damit sind die Anlagen des Unternehmens jeweils etwa 48 Stunden beschäftigt, zuzüglich einer fast ebenso langen Abkühlzeit. Beliefert werden unterschiedliche Branchen: Automotive-, Medizin- sowie Konsumgüterindustrie. Und Blöchers Vortrag belegte: Additive Fertigung eignet sich durchaus für die Serienproduktion, vor allem bei komplexen Bauteilen. Den Weg zum etablierten Unternehmen hat die 3DLaserdruck GbR aus Reutlingen noch vor sich. Auf der Veranstaltung stellten Philipp Albrecht und Sven Skerbis, zwei junge Ingenieure, die Aktivitäten ihres 2014 gegründeten Startups vor. Das Unternehmen verarbeitet durch selektives Laserschmelzen Werkzeugstähle, Edelstähle, Aluminium und Titanlegierungen. Es kann mit dieser Technik komplexere Geometrien darstellen, ohne dass höhere Kosten verursacht werden. Einschränkungen sieht das Unternehmen zum Beispiel bei äußerst kleinen Durchmessern von Bohrungen, da hier bislang die Oberflächenrauigkeiten eine entsprechende Präzision verhindern. Dabei umfasst das Angebot der Reutlinger alle Ingenieursleistungen rund um die Konstruktion. Die Basis sind die Fragen: Was wird gefordert und in welcher Qualität? Ein Ergebnis des jungen Unternehmens wurde in Form eines Greifersystems zum Teilehandling präsentiert. Dessen Gewicht reduzierte sich um 75 Prozent. Zudem verringerten sich die Kosten um 65 Prozent durch den Einsatz des additiven Verfahrens und der Kunde erhielt das Bauteil nun in einer deutlich kürzeren Lieferzeit. Dieses vielfältige Marktgeschehen versuchte Dr. Bernhard Langefeld von Roland Berger Strategy Consultants GmbH einzuordnen. Bei additiver Fertigung können Werkstoffe direkt in ein fertiges Bauteil geformt werden, so Langefeld. Dabei werden nahezu 100 Prozent des Materials verwendet; es gibt praktisch keine Abfälle. Darüber hinaus ermöglichen die additiven Fertigungsverfahren eine leichte Integration komplexer Geometrien. Einen Nachteil sah Langefeld bei der fehlenden Reduktion der Produktionskosten im Vergleich zu konventionellen Verfahren, wenn es zur Fertigung größerer Stückzahlen kommt. Auch stellte der Unternehmensberater die Frage nach der Veränderung der zukünftigen Geschäfte. Hier sah der Vertreter von Roland Berger drei Phasen: Zunächst einmal individualisiertere Produkte, dann neue Geometrien und Materialien sowie zuletzt eine Dezentralisierung der Produktionen. „Im Bereich der Prototypenfertigung haben sich die additiven Fertigungsverfahren durchgesetzt“, analysierte Langefeld. Jedoch scheitere die Serienfertigung noch häufig an der fehlenden Kostendegeneration. Bislang sei man in Kleinserien mit 200 bis 300 Stück wettbewerbsfähig. In Zukunft wird dieses dann auch in einem Bereich von 700 bis 900 Stück der Fall sein. Den Werkzeugmaschinenmarkt sah der Berater mit einem Volumen von 60 Milliarden Euro nicht gefährdet, denn in diesem Bereich sei das Volumen der additiven Fertigung um eine Zehnerpotenz geringer. Bislang sind die ökologischen Auswirkungen des 3DDruckens wenig untersucht. Diesem Forschungsgegenstand widmete sich Dr. Hartmut Stahl vom Öko- Additive Fertigung macht's möglich: Auch Produkte mit mechanischen Funktionen können so in einem einzigen Arbeitsgang gefertigt werden. (Foto: Hessen-Nanotech/ Roland Grün) Designer-Produkte, die das hessische Unternehmen Kegelmann Technik mittels Lasersintern in industrieller Serie fertigt. (Foto: Hessen-Nanotech/ Roland Grün) Institut e.V. Der Chemiker war bereits Projektleiter des Umweltkonzepts bei der Fußball WM 2006 in Deutschland. Bislang gelten additiv gefertigte Produkte gegenüber konventionellen als umweltfreundlicher. „Generell gibt es keine Studie, die das Thema bewertet“, so Stahl zum Forschungsgegenstand. Es zeige sich jedoch anhand von bestehenden Ökobilanzen, dass der oftmals als Gunstfaktor ins Feld geführte Teiletransport nur einen unwesentlichen Einfluss auf die ökologischen Auswirkungen hat. Den Vorteil additiver Fertigung sah Stahl beim geringeren Materialbedarf der gefertigten Teile und zitierte eine entsprechende Studie aus Amerika zur Serienproduktion. Abgerundet wurde die Veranstaltung durch Vorträge von Alexander Spiegel, EDAG Engineering AG, Stephan Kegelmann, Kegelmann Technik GmbH, Jurgen Laudus, Materialise NV aus Belgien sowie Peter Volz, 4D Concepts GmbH. Die durchweg gut besuchte Vortragsveranstaltung auf der Messe signalisiert den hohen Bedarf an Informationen für die Besucher und zeigte: Additive Fertigung ist in Teilen bereits für die industrielle Serienfertigung geeignet, besitzt aber weiteres Potenzial. Hessen-Nanotech NEWS 1/2015 7 Von Mikroskopen bis zur Solarzelle: Nanotechnologie in der Photonik und Optik revolutioniert unseren Alltag Rückblick In Deutschland gibt es nur wenige Orte, die im Bereich Photonik und Optik mit dem mittelhessischen Wetzlar mithalten können. Aus diesem Grund hatte die Technologielinie Hessen-Nanotech sich auch die Stadt an der Lahn als Ort für ihre Fachveranstaltung „Nanotechnologie für Photonik und Optik“ ausgesucht. Der Workshop am 11. November 2014 im Neuen Rathaus Wetzlar unterstrich die Bedeutung der Nanotechnologien für die Branche. Nanotechnologische Innovationen besitzen im Bereich Photonik und Optik ein enormes Potenzial. Das machte nicht zuletzt der diesjährige Nobelpreis für Chemie deutlich: Diesen erhielt der deutsche Physiker Stefan Hell zusammen mit den beiden Amerikanern Eric Betzig und William Moerner für die Entwicklung eines hochauflösenden Fluoreszenzmikroskops. Mithilfe dieses Mikroskops kann das bisher geltende „Abbe-Limit“ für Lichtmikroskope überwunden und Objekte dargestellt werden, die weit unter 200 Nanometer liegen. Das ermöglicht zukünftig, immer kleinere Strukturen sichtbar zu machen und zu erforschen. Das in Wetzlar angesiedelte Unternehmen Leica Microsystems CMS GmbH hat dieses Prinzip auf das erste kommerziell erhältliche STED-Mikroskop übertragen und damit einmal mehr die Bedeutung Hessens im Bereich der Nanotechnologie bestätigt. Eine Fachveranstaltung zum Thema Nanotechnologie für Photonik und Optik hätte somit keinen besseren Ort als Wetzlar finden können. Zumal die Veranstaltungsräumlichkeiten im Neuen Rathaus als ehemalige Unternehmensräumlichkeiten von Leica eng mit der Branche verbunden sind und nur wenige Laufmeter entfernt von der Leica Microsystems CMS liegen. Rund 50 Teilnehmer, die aus erster Hand erfahren wollten, wo die Branche aktuell steht, hatten sich für die Veranstaltung angemeldet. Ein Blick hinter die Kulisse eines hessischen Weltmarktführers Im Vorfeld des Vortragsprogramms konnten sich die Teilnehmer bei einer Betriebsbesichtigung von Leica Microsystems CMS einen eigenen Eindruck von der Arbeit eines Branchenführers verschaffen. „Das neueste STED-Mikroskop erreicht eine Auflösung unter 8 Hessen-Nanotech NEWS 1/2015 30 Nanometer“, erläuterte Dr. Kai Scheffler während der Führung zum aktuellen Entwicklungsstand bei Leica Microsystems CMS. Scheffler, Produktmanager für Auflichtsysteme und Softwareapplikationen, stellte neben den hochauflösenden Mikroskopen auch verschiedene Kamera- und Lasersysteme vor, die unter anderem in der Forensik und der Materialwissenschaft Anwendung finden. Teilnehmer bei der Betriebsführung Leica Microsystems CMS. (Foto: Hessen-Nanotech/ Oliver Heimann) Im Anschluss an die Unternehmensführung begrüßte der Wetzlarer Bürgermeister Manfred Wagner die Teilnehmer im Sitzungssaal des Neuen Rathauses und stellte dabei noch einmal die herausragende Rolle Wetzlars als eines der wichtigsten Optik-Standorte Europas mit zahlreichen namhaften Unternehmen heraus. Von der Spitzenforschung zum Dialog mit Industriepartnern Den Vortragsteil eröffnete danach Professor Dr. Martin Eickhoff von der Gießener Justus-Liebig-Universität. Eickhoff leitet dort die Arbeitsgruppe Nanotechnologische Materialien, die sich auf das Wachstum und die Charakterisierung von Halbleitermaterialien mit großer Bandlücke konzentriert. In seiner Präsentation skizzierte er die optischen Funktionalitäten von Nanotechnologien am Beispiel von Galliumnitrid-Nanodrähten, die gegenüber herkömmlichen Halbleiter-Nanostrukturen deutliche Vorteile aufweisen. So zeigen sie eine wesentlich temperaturstabilere Photolumineszenz, bieten größere Kontaktflächen für die Gasadsorption und ermöglichen daher durch Anregung und Detektion der Rückseite solcher Sensoren eine effiziente Medientrennung zwischen Reaktionsgefäß und Sensorik. Dem Übergang von der Forschung in die Entwicklung widmete sich im Anschluss Dr. Wolfgang Stolz in seinem Vortrag über die Arbeit seines Unternehmens, der NAsP III/V GmbH. Das KMU ist eine Ausgründung der Philipps-Universität Marburg und beschäftigt sich mit der Entwicklung und Integration optischer Datenübertragung. Eine wichtige Grundlage dafür bildet der für die Firma namengebende Mix aus Gallium, Stickstoff, Arsen und Phosphor. Damit sollen Halbleiter entwickelt werden, so die Hoffnung von Stolz, die es zukünftig ermöglichen, beispielsweise bei Computern die Rechengeschwindigkeit deutlich über die seit Jahren gängigen zwei bis drei Gigahertz zu erhöhen. Darüber hinaus war es ein besonderes Anliegen von Stolz, Akteure der Branche zu ermuntern, einen offenen Gedankenaustausch zu betreiben, da nur so gewinnbringende Kooperationen entstehen könnten. „Suchen Sie das Gespräch mit den Industriepartnern“, legte Stolz am Ende seines Vortrags den Zuhörern nahe. Teilnehmer nutzen die Kaffeepause für Fachgespräche (Foto: Hessen-Nanotech/ Oliver Heimann) Ein Produktbeispiel lieferte anschließend Andreas Dorbach von Leica Microsystems CMS, der in seiner Präsentation über den aktuellen Stand der Methoden zur Nanokorrektur von Präzisionsoptiken referierte. In seinem Vortrag ging Dorbach auf die Oberflächenbearbeitung von optischen Linsen durch die Nutzung von Ionenstrahlen ein, die im Gegensatz zu klassischen Verfahren ohne direkten mechanischen Kontakt agieren. Das ermögliche Feinstkorrekturen im Nano-Bereich, bei denen das herkömmliche Polieren an seine Grenzen stoße, sowie das Aufdampfen von Beschichtungen, so Dorbach in seiner Präsentation. Optische Nanotechnologie ist im Alltag angekommen Nach einer Kaffeepause bot Professor Dr.-Ing. Ubbo Ricklefs vom Zentrum für Nanotechnik und Photonik der Technischen Hochschule Mittelhessen weitere Einblicke in den aktuellen Stand der Forschung. Rick- lefs stellte die Forschungsergebnisse seiner Arbeitsgruppe in den Bereichen der Optik, Bildverarbeitung und Sensorik vor. Er beschäftigt sich mit dem Design von ASICs, Application Specific Integrated Circuits. Diese hochintegrierten Systembausteine sind heutzutage aus vielen Bereichen der Elektronik nicht mehr wegzudenken. Das Team um Professor Ricklefs erforscht insbesondere die Integration von Photodioden auf ASICs, so dass diese in optischen Messgeräten als hochintegrierte Signalverarbeitungseinheit eingesetzt werden können. Im letzten Vortragsblock wurden den Teilnehmern weitere Beispiele für nanotechnologische Produkte präsentiert, die bereits im Alltag angekommen sind. Dr. David Müller von der Merck KGaA sprach vom schier unbegrenzten Potenzial der Nanotechnologie im Bereich der Photovoltaik, aber auch über die wirtschaftlichen Herausforderungen von der Marktetablierung der „next generation“-Technologien. Hochspezielle Materialien und Beschichtungsprozesse auf der Nanometerskala spielten hierbei eine essenzielle „Enabling-Rolle“, so Müller. Allerdings verwies er auf die bestehenden Probleme in diesem Bereich. Zwar würden organische Solarzellen, DSSC (dye-sensitized solar cells; Farbstoffsolarzellen) oder Perowskit-Zellen hinsichtlich Form, Aussehen, sekundärer Leistungen und dem Umweltaspekt vielversprechende Ansätze bieten, erklärte Müller, doch im Hinblick auf Lebenszeit, Return on Investment und der primären Leistung seien die herkömmlichen Solarzellen momentan noch besser aufgestellt. Im Abschlussvortrag stellte dann Dr. Thomas Oberbillig von der COTEC GmbH mit nanoskaliger Anti-FingerPrint-Beschichtung ein Produkt vor, das sich am Markt bereits etabliert hat. Dr. Thomas Oberbillig von COTEC präsentierte mit der Anti-Fingerprint-Beschichtung Nanotechnologie, die bereits im Alltag Verwendung findet. (Foto: Hessen-Nanotech/ Oliver Heimann) Bei einem abschließenden Imbiss hatten die Teilnehmer dann die Möglichkeit, sich untereinander und mit den Referenten auszutauschen. Das praxisund forschungsnahe Vortragsprogramm bot hierfür reichlich Gesprächsstoff und die Teilnehmer nutzten die Gelegenheit intensiv. Hessen-Nanotech NEWS 1/2015 9 Die Fabrik der Zukunft für das Zeitalter der Additiven Fertigung Unternehmen im Fokus Seit mehr als 20 Jahren zählt FKM zu den europäischen Technologieführern auf dem Gebiet des Lasersinterns. Dabei versteht das Unternehmen Lasersintern schon lange als vollwertiges Produktionsverfahren weit über den Prototypenbau hinaus. Mit der Eröffnung seines neuen Werks im Juli 2014 in Biedenkopf bei Marburg startete das Unternehmen eine vollwertige Fabrik mit Lasersinteranlagen und brachte damit das ‚Additive Manufacturing‘auf das Niveau einer industriellen Fertigung. Das Besondere: Die neue Produktion wurde durchgängig nach industriellem Maßstab aufgebaut, unter Beachtung anspruchsvoller ökologischer Prinzipien. So wird beispielsweise der Energiebedarf mit Ökostrom gedeckt und durch konsequente Rückgewinnung von Wärmeenergie aus dem Produktionsprozess kommt die Fabrik ohne Heizungsanlage aus. Die zurückgewonnene Energie reicht dabei sowohl zur Bereitung von warmem Brauchwasser als auch der Beheizung des Gebäudes bis zu einer Außentemperatur von -15 Grad Celsius aus. Neue Laserfabrik der FKM Sintertechnik in Biedenkopf (Quelle: FKM Sintertechnik) Fertigungshalle mit 25 Lasersinteranlagen und automatisierter Steuerung der Materialkreisläufe (Quelle: FKM Sintertechnik) 10 Hessen-Nanotech NEWS 1/2015 Das Herzstück bildet eine Fertigungshalle von rund 3.000 Quadratmetern mit 25 Lasersinteranlagen für die Herstellung einbaufertiger Kunststoff- und Metallbauteile. Die Anlagen werden ausgehend von mehreren Silos mit zentraler Verteilerstation über einen geschlossenen Kreislauf vollautomatisiert mit Pulvermaterial versorgt. „So gewährleisten wir eine optimale Nutzung der Anlagen und der Kunde profitiert von kürzeren Vorlauf- und Lieferzeiten“, erläutert Jürgen Blöcher, geschäftsführender Gesellschafter der FKM Sintertechnik. Sämtliche vor- und nachgeschalteten mechanischen und oberflächentechnischen Be- und Verarbeitungsprozesse erfolgen in einer prozessoptimierten Infrastruktur. Eine flexible Produktionssteuerung managt und überwacht alle Abläufe von der Gütekontrolle des angelieferten Pulvermaterials bis zur Qualitätssicherung der fertigen Sinterteile. Abhängig von den individuellen Kundenanforderungen können unterschiedliche Materialien für die Fertigung eingesetzt werden. Kunden können sowohl in Kunststoff als auch in Metall fertigen lassen. Polyamide wie PA 11 und PA 12 , das flexible Elastomer TPU (thermoplastisches Polyurethan) mit seinen kautschukähnlichen Eigenschaften oder das chemikalien- und hitzefeste Polyetheretherketon PEEK HP3 sind im Kunststoffbereich einsetzbar. Bei den Metallen stehen Werkzeugstahl, Edelstahl und Aluminium ebenso zur Verfügung wie DirectMetal 20, ein bronzebasiertes Metallpulver, oder das extrem umgebungsresistente Inconel 718, eine Nickel-Chrom-Legierung für HochtemperaturAnwendungen, zum Beispiel für Turbolader oder Turbinenschaufeln. Aber nicht nur hinsichtlich des Materials zeigen sich diese Fertigungssysteme flexibel. Vielfältige Funktionalitäten und höchste Konstruktionsanforderungen können auf engstem Raum in einem einzigen Bauteil eingestellt werden. Ein beeindruckendes Beispiel für Funktionsintegration durch Lasersintern ist ein systemrelevantes Bauteil für Lackierroboter in der Automobilindustrie. „Ausgangspunkt war ein zylinderförmiges Aluminiumbauteil. Dessen Länge von 120 Millimetern ergab sich durch die Notwendigkeit, etwa 40 Kanäle in unterschiedlicher Richtung durch Bohren einzubringen. Mit einer lasersintergerechten Konstruktion mit verschlungenen und eng nebeneinander liegenden Kanälen ließ sich die Baulänge auf 21 Millimeter verkürzen“, erläutert Blöcher das Vorzeigeprojekt. Da das Bauteil mit dem Hochleistungspolymer PEEK HP3 umgesetzt wurde, konnte das Gewicht zudem von ursprünglich knapp vier Kilogramm auf 230 Gramm reduziert werden. „Natürlich mussten wir durch den Materialwechsel zunächst nachweisen, dass unser Produkt mit den AluminiumWerkstücken mithalten konnte“, führt Blöcher weiter aus, „aber Versuche mit Prototypen bestätigten nicht nur, dass wir gleichziehen konnten, sondern belegten sogar eine signifikant verbesserte Performance der Lackierroboter durch die Verwendung der neuen lasergesinterten Bauteile.“ Inzwischen ist es in die Serienfertigung der Lackierroboter integriert und FKM Sintertechnik hat bis Ende 2014 bereits eine vierstellige Anzahl dieser Bauteile ausgeliefert. Blick auf die Materialsilos und die zentrale Verteilerstation in der neuen Lasersinter-Fabrik (Quelle: FKM Sintertechnik) Die Symbolkraft des neuen Produktionswerks in Biedenkopf ist nicht zu unterschätzen. Es ist ein Zeichen dafür, dass die lange als Zukunftsvision gehandelte Idee der additiven Fertigung konsequent in die Tat umgesetzt wird. Gleichzeitig zeigt die Inbetriebnahme der Fabrik von FKM Sintertechnik auch den Wandel der Branche von der handwerklich geprägten Fabrikation im Manufakturstil zur prozessorientierten Fertigung im industriellen Maßstab. n Additiv erzeugtes PEEK Bauteil für Lackierroboter (Quelle: FKM Sintertechnik) Kontakt FKM Sintertechnik GmbH Jürgen Blöcher (Geschäftsführer) Zum Musbach 6, 35216 Biedenkopf Tel.: 06461 9551-0 E-Mail: [email protected] www.fkm-lasersintering.de Leichtbauteile variabel verkleben Aus der Forschung Neue Materialien ermöglichen leichtere Autos, Flugzeuge und Co. Das Problem: Viele dieser Werkstoffe lassen sich nicht schweißen. Doch es gibt eine Alternative: Gradientenklebstoffe halten Fügeteile über die gesamte Betriebsdauer sehr gut zusammen. Zudem sind sie besonders crashresistent. gramm mit welchen Leichtbaukomponenten die Hersteller auch wählen, etwas wollen sie alle realisiert wissen: die optimale und lebenslange Verbindung der Fahrzeugteile. Doch Duroplaste, die oftmals als Matrix für Faserverbundwerkstoffe dienen, lassen sich beispielsweise nicht verschweißen. Also braucht es eine andere Fügetechnik. Abspecken ist angesagt. Der weltweite Trend zur Gewichtsreduktion zeigt sich auch in der Automobilbranche. Immer leichter sollen die Fahrzeuge werden – zum Beispiel durch neue Materialien wie ultrahochfeste Stähle oder Karbon, kohlenstofffaserverstärkten Kunststoff. Doch egal welches Diätpro- Die beste Lösung ist das Verkleben. „Wir arbeiten vor allem mit strukturellen Klebstoffen, die Fügeteile dauerhaft verbinden und zusätzlich eine gewisse Formstabilität erzeugen“, sagt Dr.-Ing. Jan Spengler, Chemiker im Bereich Kunststoffe am FraunhoferInstitut für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässig- Hessen-Nanotech NEWS 1/2015 11 keit LBF in Darmstadt. Diese Klebverbindungen haben einen besonderen Vorteil: Sie sind deutlich crashresistenter als andere Verbindungstypen. Darüber hinaus besitzen Klebstoffe bessere Dämpfungseigenschaften als Metall und verbessern die NVH-Eigenschaften. Die Abkürzung steht für Noise, Vibration, Harshness und ist die Bezeichnung für als Geräusch hörbare oder als Vibration spürbare Schwingungen in Kraftfahrzeugen. „Die Klebschicht wirkt wie ein klassischer Dämpfer. So lässt sich Dämmmaterial und damit Gewicht einsparen“, sagt Dr.-Ing. Halvar Schmidt vom Bereich Betriebsfestigkeit des LBF. Wichtig für Leichtbau: Neue Gradientenklebstoffe ermöglichen, Bauteile sicher miteinander zu verbinden, die nicht geschweißt werden können. (Quelle: Fraunhofer LBF) Gleichzeitig hart und weich Dr.-Ing. Jan Spengler 12 Seit eineinhalb Jahren erforschen die Mitarbeiter der beiden Sparten ‚Kunststoffe‘ und ‚Betriebsfestigkeit‘ des LBF Dual-Cure-Klebstoffe. Deren Besonderheit: Sie härten in zwei Schritten aus. Diese Gradientenklebstoffe benötigen dabei Luftfeuchte, Wärme, anaerobe Bedingungen oder UV-Licht, um den ersten Härtungsmechanismus in Gang zu setzen. Ein anderer Aktivator initiiert anschließend die zweite Härtung. „Derartige Klebstoffe sind schon länger am Markt erhältlich. Bislang gibt es allerdings ausschließlich Produkte mit konstanter Elastizität. Sie weisen an jeder Stelle die gleiche Steifigkeit auf“, berichtet Spengler. „Uns ist es gelungen, einen innovativen Dual-Cure-Klebstoff mit variabler Elastizität herzustellen.“ Der erste, durch Wärme gestartete Härtungsmechanismus umfasst die gesamte Klebstoffschicht und liefert ein weiches, flexibles Produkt. Durch die Bestrahlung mit UV-Licht wird eine weitere Härtung in Gang gesetzt. Der Clou: Diese Reaktion lässt sich ganz gezielt an bestimmten Stellen star- Hessen-Nanotech NEWS 1/2015 ten. Lediglich an den UV-exponierten Orten vernetzen sich die Polymerketten zusätzlich. Das führt lokal zu einer größeren Steifigkeit. Auf diese Weise erhalten die Forscher vom LBF etwa ein Stück Kunststoff mit einer ganz weichen und einer ganz harten Hälfte. Dank des Steifigkeitsgradienten lässt sich die Lebensdauer solcher innovativen Klebverbindungen deutlich verlängern. Bei jeder Fahrt muss das Fahrzeug die auftretenden Schwingungsbelastungen verkraften. Beim Einwirken äußerer Belastungen verteilen sich die Spannungen stets ungleichmäßig über die Klebfläche. An den Rändern der Fuge bilden sich Spannungsspitzen. Dort wird die Verbindung übermäßig stark beansprucht. „Unser neu entwickelter Klebstoff mit spezifischem Steifigkeitsgradienten ist an den Rändern elastisch und macht die Verformung durch Belastungen besser mit. Die Spannungsspitzen werden abgefedert. In der Mitte wiederum wurde die Klebschicht lokal aufgehärtet und ist entsprechend fest, was für dauerhafte Formstabilität der Verbindung und der verklebten Fahrzeugkarosserie sorgt“, erläutert Spengler. Dabei ist die Anwendung in der Automobilindustrie nur der erste Schritt. Die neuen Werkstoffe könnten beispielsweise auch als Vergussmaterial für Elektronikbauteile eingesetzt werden. Bislang wurden die Materialsysteme allerdings möglichst breit gefächert untersucht. Die LBF-Forscher haben dabei alle gängigen Klebstoffe auf Basis von Epoxiden über Acrylharzen bis hin zu Urethanen getestet. Als nächster Schritt wird nun nach dem besten System gesucht, um dieses dann weiter in Richtung Marktreife zu entwickeln. Dabei sind die Darmstädter Wissenschaftler auch für Kooperationen mit interessierten Unternehmen offen. „Natürlich gibt es noch Forschungsbedarf“, räumt Spengler ein, „aber wir sind auf einem sehr guten Weg“. n Dr.-Ing. Jan Spengler Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit LBF Bartningstraße 47 64289 Darmstadt Tel.: 06151 705-8851 E-Mail: [email protected] Europaweite Unternehmenskooperationen International Hessische Unternehmen können von den Kooperationsdatenbanken des Enterprise Europe Network (EEN) profitieren, indem sie ihre Interessen oder Kooperationswünsche ihren EEN-Ansprechpartnern mitteilen. Die Kooperationsmöglichkeiten umfassen Geschäftskooperationen ebenso wie Angebote und Gesuche in allen Technologiebereichen. Das EEN ist ein Netzwerk der Europäischen Kommission zur Unterstützung von kleinen und mittleren Unternehmen. Es umfasst rund 600 Organisationen in über 50 Ländern. Das EEN Hessen besteht seit Beginn 2015 neben dem Koordinator Hessen Trade & Invest GmbH auch aus den Industrie- und Handelskammern Frankfurt/Main, Offenbach, RheinMainNeckar und der WI-Bank Hessen. Bei Interesse an diesen Vorschlägen oder weiteren Fragen nehmen Sie gern Kontakt auf. K O O P E R AT I O N S A N G E B O T E Implementing cold gas sprayed nanocomposite wear resistant coatings on medical implants TRNL20141126001 The production of cold gas sprayed nanostructured composite coatings on curved medical implants needs to be further developed. This company (part of a consortium) looks for innovative companies producing and developing medical implants, both the RD&Tdepartments as well as the production units. Furthermore other SME on powder production and deposition are welcome. http://bit.ly/1xXlBGQ Application of fibre reinforced unidirectional tape TONL20130912001 A Dutch company developed a flexible industrial process for impregnating glass and carbon fibres with different types of thermoplastic materials. This technology enables to produce unidirectional tapes with properties tailored to the specific needs of clients. The Dutch partner seeks contact with manufacturers of high-end composite parts and components that are interested applying these tapes in the frame of commercial agreements supported by technology transfer through technical assistance. http://bit.ly/1vA6j0m Highly fluorescent / luminescent materials TOFR20150112002 A French research laboratory has developed innovative highly fluorescent materials enhancing lighting lumino- sity properties & functionalities. That solution can be inserted into different kinds of structures such as LED, lightings, printings, sensors, probes, luminophores; thanks to inorganic nanoparticles (nanohybrids) as surface ligands. License agreement or R&D collaboration are sought with industries dealing with the above-mentioned materials. http://bit.ly/1AO4Gh3 Powerful composite sorbent for the removal of contaminants from water TOSK20150108003 Established Slovak research institute has developed a highly effective composite sorbent for the removal of contaminants from water. This includes heavy metals such as arsenic, antimony, chromium, cadmium, lead and others. The composite sorbent can be also used in wastewater treatment, including wastewater from chemical and electronic industry. Partners are sought through licensing agreement, financial agreement or technical cooperation agreement. http://bit.ly/172W0Hh Looking for partners to improve product chemical formulations and produce eco-label products TRCY20141114001 This Cypriot SME which manufactures chemicals is looking for a partner to improve its product formulations, prepare products which will be awarded the EU Ecolabel and learn about new methods of controlling the use of raw materials more efficiently to achieve significant cost savings and more competitive prices. The Cypriot SME is looking for service agreements. http://bit.ly/1DwznqM Hessen-Nanotech NEWS 1/2015 Olaf Jüptner n Ansprechpartner Olaf Jüptner Material-, Nano- / Mikrotechnologien Enterprise Europe Network Hessen Hessen Trade & Invest GmbH Telefon: 0611/95017-8469 E-Mail: [email protected] Internet: www.een-hessen.de 13 Im Konvoi geht es besser: NANORA-Unternehmerreise nach Polen International Nach dem erfolgreichen Aufbau des Netzwerks dreht sich seit Herbst 2014 bei NANORA, der Allianz europäischer Nanotechnologie-Regionen unter der Leitung des Hessischen Wirtschaftsministeriums (HMWEVL), alles um die Unternehmen im Allianzraum. Vom 17. bis 20. November setzte NANORA eine seiner ambitioniertesten Unterstützungsmaßnahmen für Nanotechnologie-KMU in den beteiligten Regionen in die Tat um und lud zu einer Nano-Unternehmerreise nach Polen. gestimmten Besuchen in ausgewählten Forschungszentren, mittelständischen Unternehmen und einschlägigen Clustern an den Standorten Posen, Warschau und Kattowitz. Die hohe Qualität des Programms verdankte sich nicht zuletzt den ausgezeichneten Kontakten des EEN Hessen zu den lokalen EEN-Agenturen in Polen sowie der wertvollen Unterstützung durch die Institution des HessischPolnischen Kooperationsbüros, das das HMWEVL in Posen unterhält. Die NANORA-Reisegruppe im NanoBioMedical Centre Posen. (Foto: Dr. Ulrike Niedner-Kalthoff) Besuch bei der Firma Prevac Precision and Vacuum Technology in Oberschlesien. (Foto: J. Pilszak, Europerspektywy) Der Clou dabei war, dass die Unternehmerreise zwar von hessischer Seite organisiert wurde – in tatkräftiger Kooperation von HMWEVL und dem bei der Hessen Trade & Invest (HTAI) angesiedelten Enterprise Europe Network (EEN) Hessen – dabei aber Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus dem gesamten NANORA-Projektraum offen stand. Was den kleinen und heterogenen Bereich der Nanotechnologie betrifft, so die Überzeugung der NANORA-Initiatoren, müssen regionale Egoismen unbedingt überwunden werden, um europäische Unternehmen im globalen Wettbewerb zu positionieren. Durch die Akquise einer Unternehmergruppe, die Teilnehmer aus Hessen, Frankreich, Irland und europäischen Institutionen umfasste, gewann die Reise für alle Beteiligten noch einmal an Attraktivität. Höhepunkte am Standort Posen bildeten die Besuche in zwei jungen und bestens ausgestatteten Forschungszentren: dem Wielkopolska Centre of Advanced Technologies, dessen anwendungsnahe interdisziplinäre Forschung sich überwiegend neuen Nano- und Biomaterialien für optische, elektronische und pharmazeutische Anwendungen widmet, und dem NanoBioMedical Centre, getragen von der Adam Mickiewicz-Universität und weiteren Posener Hochschulen, das Nanomaterialien und -strukturen insbesondere für die Bereiche Biosensoren, Tissue Engineering und Zellmanipulation nutzbar macht. Auf Polen als Zielland war die Wahl zum einen wegen der dortigen wissenschaftlichen Exzellenz im Bereich Nanotechnologie gefallen, zum anderen wegen der traditionell starken industriellen Basis der polnischen Wirtschaft. Die elf Mitreisenden der Gruppe profitierten von perfekt auf ihre jeweilige Expertise ab- 14 Hessen-Nanotech NEWS 1/2015 In Warschau stieß die Tour durch das Unternehmen Vigo System auf besonderes Interesse, dessen Produktportfolio Infrarotdetektoren, Infrarotkameras und Messausrüstung wie Vorverstärker beinhaltet. Zudem konnten die Reiseteilnehmer hier von zwei weiteren Veranstaltungen profitieren: Auf dem Programm stand zum einen ein Partnering-Event des CORNET-Netzwerks, in dem sich nationale und regionale Programme der Gemeinschaftsforschung in Europa zusammengeschlossen haben. Hier konnten sich die Teilnehmer – insgesamt über 100 – in Elevator Pitches vorstellen oder individuelle Kooperationsgespräche führen. Zum anderen richtete das Warschauer Institut für Hochdruckphysik einen Workshop aus, in dem die Reiseteilnehmer über die wirtschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen für Geschäftsaktivitäten im Bereich Nanotechnologie in Polen informiert wurden und Erfahrungsberichte zu Technologietransfer und Unternehmensgründung erhielten. Der Standort Kattowitz und Umgebung schließlich erwies sich als besonders reich an fruchtbaren Kontakten, nicht zuletzt da dort das Schlesische Nanocluster aktiv ist. So hatte die Reisegruppe nicht nur Gelegenheit, mit dem Schlesischen Zentrum für Bildung und interdisziplinäre Forschung ein weiteres hochkarätiges Forschungszentrum kennen zu lernen, sondern auch in B2B-Gesprächen mit den zahlreich erschienenen ortsansässigen Unternehmen über Kooperationschancen zu sprechen. Insbesondere die Besuche bei dem erfolgreichen mittelständischen Unternehmen Prevac, das Vakuumanlagen und weitere Komponenten und Baugruppen auf dem Gebiet der Mess-, Prüf- und Sensortechnik entwickelt und fertigt, sowie bei der Blut- und Zellenbank Kattowitz boten eine ausgezeichnete Basis für das Ausloten von Möglichkeiten konkreter Zusammenarbeit. Als sehr wertvoll erwies sich die Reise so beispielsweise für Oxford Instruments Omicron NanoScience. Die hessische Nanosparte von Oxford Instruments, die auf die Untersuchung von ultra-sauberen Oberflächen im Ultrahochvakuum in Physik, Chemie und Werkstoffwissenschaften spezialisiert ist, nahm in Person von Sales Manager Dr. Till Hagedorn teil. „Die Nanotechnologie-Unternehmerreise bot unserer Firma die einmalige Gelegenheit, neue Entwicklungen von Nanotechnologiezentren in Polen kennen zu lernen“, zeigte sich Dr. Hagedorn überzeugt. „Wir knüpften dort Kontakte mit Entscheidern und konnten unsere Chancen ungemein erhöhen, uns als Anbieter von Hightech-Analysegeräten zu positionieren, dadurch dass wir frühzeitig über Zeitachsen und Forschungsrichtungen informiert wurden.“ Auch Dr. Norman McMillan vom irischen Unternehmen Drop Technology, das auf Tropfen-Spektroskopie spezialisiert ist, betonte die Bedeutung, die die „wertvolle Reise“ für sein Geschäft hatte: „Die Gelegenheit kommt genau zum richtigen Zeitpunkt. Bis letzten Monat hätten wir noch keine Gespräche füh- ren können, da die Patentanmeldung noch im Gange war, und nächstes Jahr wäre zu spät. Perfekt.“ Prevac-Geschäftsführer Dr. Andreas Glenz erläutert sein Produkt. (Foto: J. Pilszak, Europerspektywy) Während die Kooperationsgespräche zwischen Mitreisenden und den besuchten polnischen Unternehmen und Einrichtungen im Nachgang der Reise weiter geführt werden, entfaltet dieses NANORA-Angebot auch darüber hinaus seine Wirkung: So ist inzwischen die Stiftung Nanonet Polen, die die zentrale Plattform für Nanotechnologieakteure in Polen organisiert, Mitglied im NANORA-Netzwerk geworden, das damit neue Verbindungen in Richtung Osteuropa unterhält. Das europäische Joint Undertaking ECSEL (Electronic Components and Systems for European Leadership) knüpft mit einer großen Veranstaltung in Polen im Frühjahr 2015 an politische Vorgespräche an, die in die NANORA-Unternehmerreise integriert waren. Und für einen Gegenbesuch einer polnischen Delegation in Hessen 2015 gibt es auch schon erste Überlegungen. NANORA wird neben einer Reihe von Fachveranstaltungen im Bereich Nanobeschichtungen, Nanomedizin, Nanokomposite und Nanoelektronik schon im Mai 2015 die nächste Unternehmerreise anbieten. Diesmal geht es in die USA, vor allem nach Tennessee, wo namhafte Unternehmen wie Alcoa, Cooper Standard und MAHLE bereits Bedarf an Besuch aus Europa angemeldet haben. Das Programm wird in Kürze auf www.nanora.eu verfügbar sein. n Dr. Ulrike Niedner-Kalthoff Referentin für Schlüsseltechnologien und Ressourceneffizienz Projektmanagerin NANORA Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung Tel.: 0611 815-2478 E-Mail: ulrike.niedner-kalthoff@wirtschaft. hessen.de www.wirtschaft.hessen.de, www.nweurope.eu Hessen-Nanotech NEWS 1/2015 Dr. Ulrike NiednerKalthoff 15 Leichtere Wasserstoff-Hochdrucktanks durch neue Simulationsmethoden Projekte Dieses Projekt (HA-Projekt-Nr.: 301/11-46) wurde im Rahmen von Hessen Modell-Projekte als KMU-Modell- und Pilotprojekt (MPP) aus Mitteln des Landes Hessen und der Europäischen Union (Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung – EFRE) gefördert. Die Sicherung unserer zukünftigen Energieversorgung sowie die spürbare Reduktion der Kohlendioxidemissionen und der Einsatz von regenerativen Energieträgern sind die wesentlichen Herausforderungen für eine zukünftige, nachhaltige, automobile Mobilität. Größere Fahrzeugreichweiten von bis zu 600 Kilometern können mittels Wasserstoff-Brennstoffzellen in elektrisch angetriebenen Fahrzeugen realisiert werden. Die Speicherung von Wasserstoff ist hierbei eine der wesentlichen Schlüsseltechnologien. Die Wasserstoffspeicherung in Form von komprimiertem Gas unter hohem Druck (bis 700 bar) ist die derzeit ausgereifteste Technologie für einen Markteintritt. Eine der wesentlichen Markteintrittsbarrieren sind die hohen Kosten für diese Druckbehälter, die bis zu 75 Prozent durch die hohen Materialkosten für die Kohlenstofffaser-Verbundmaterialien bestimmt sind. Für eine zukünftige Industrialisierung, die mit einer deutlichen Kostenreduktion einhergehen muss, sind innovative Konzepte für die Auslegung und Fertigung von Druckbehältern dringend erforderlich. Ein starkes Projektkonsortium Die Planung des Forschungsprojekts erfolgte durch eine intensive Diskussion zwischen Opel als Endanwender der Wasserstoff-Drucktanks, xperion als Entwickler und Hersteller dieser Faserverbund-Hochdrucktanks und dem Forschungsinstitut Konstruktiver Leichtbau und Bauweisen (KLuB) der TU Darmstadt, das die Entwicklung der theoretischen Grundlagen der Modellentwicklung vorantrieb. Die xperion Energy & Environment GmbH kann auf langjährige Erfahrungen im Bereich der Entwicklung von faserverstärkten Druckbehältern zurückgreifen. Für die Speicherung von Erdgas in Fahrzeugen konnte xperion bereits erfolgreich Lösungen für Serienanwendungen realisieren. Die Adam Opel AG hat eine erste, durchgängige Softwarelösung (Computer Aided Engineering (CAE) Prozesskette) zur numerischen Auslegung von Bauteilen aus Faserverbundwerkstoffen, wie Wasserstoff-Hochdrucktanks, etabliert. Dort kann ein Finite-Elemente-Netz sowohl zur statischen, als auch zur dynamischen Berechnung (Crash) erstellt werden. Die Forschung im KLuB-Institut fokussiert sich auf die Auslegung und Konstruktion hoch belasteter Faserverbund-Leichtbaustrukturen. Sowohl Abb. 1: Einbau von 700 bar Wasserstoff-Hochdrucktanks im Opel HydroGen4 (Quelle: Opel) 16 Hessen-Nanotech NEWS 1/2015 zum Thema „detaillierte Spannungs- und Festigkeitsanalyse von Faserverbunden“ als auch zum Thema „Druckbehälter“ wurde intensiv Grundlagenforschung betrieben. Mit weniger Material zu besseren Ergebnissen Ziel des Projekts war die Entwicklung eines Simulationswerkzeugs zur Abbildung und Berechnung des gesamten Produktionsprozesses eines 700 bar Typ 4Wasserstoff-Tanks. Eine der Herausforderungen ist es, den Fertigungsprozess exakt abzubilden und die so gewonnenen Daten bereits in der Auslegungsphase zu nutzen. Im Wickelprozess werden Kohlenstofffaser-Rovings – Bündel parallel angeordneter Filamente – mit Harz getränkt und, in vorher berechneten Mustern, auf der Tankoberfläche abgelegt. Für eine möglichst detailgenaue Simulation des Tanks unter Last muss eine Berechnung dieser Ablagemuster bereits in der Entwicklungsphase durchgeführt werden. Fertigungsabhängige Parameter, wie zum Beispiel unterschiedliche Faservolumenanteile oder Bandbreitenschwankungen aufgrund sich ändernder Oberflächenkrümmungen, können so bereits in der Designentwicklung berücksichtigt werden. Neben der Fertigungssimulation lag ein zweiter Schwerpunkt auf der Abbildung des nichtlinearen Werkstoffverhaltens des Faser-Kunststoff-Verbunds. Unter Last kommt es relativ früh zu Zwischenfaserbrüchen. Diese Degradationen führen aber nicht zum Versagen der Tankstruktur, da die lasttragenden Fasern unbeschädigt bleiben. Solche Degradationsmechanismen beeinflussen aber die Steifigkeit der einzelnen Schichten und sollten somit zur exakten Vorhersage der Spannungsverteilung berücksichtigt werden. Hierzu wurde eine Subroutine entwickelt, die den Schädigungsprozess in der Finite-ElementeSimulation abbildet. Durch die Berücksichtigung des Fertigungsprozesses und eine verbesserte Abbildung des Werkstoffverhaltens ist es den Projektpartnern gelungen, den Materialeinsatz der teuren Kohlenstofffaser durch optimierte Tankdesigns deutlich zu reduzieren. xperion Energy & Environment GmbH. Dort ist das Simulationstool universell einsetzbar; neben der Entwicklung von Wasserstoff- oder Erdgas-Drucktanks lässt es sich auch für Antriebswellen für den Automobilbau sowie Flugzeug-, Windkraft-, und Industrieanwendungen nutzen. Dadurch kann die xperion Energy & Environment GmbH ihr Produktportfolio entscheidend erweitern und Leichtbau-Tanks auch für weitere kundenspezifische Anforderungen effizient auslegen und kostenoptimiert produzieren. Die Adam Opel AG kann durch die neu entwickelten Simulationsmethoden bereits in der Frühphase eines Fahrzeugprojektes verlässliche Aussagen bezüglich Belastbarkeit, Masse und Kosten eines Tanks treffen, was langwierige und kostspielige Tests minimiert. Die Projektpartner arbeiten in der bewährten Konstellation bereits an einem Folgeprojekt. n n Projekt mit Potenzial Durch die computergestützte Simulation können in Zukunft hohe Kosten bei der Entwicklung von Hochdrucktanks eingespart und die Kommerzialisierung von alternativen Antriebstechnologien in Brennstoffzellen- und Erdgasfahrzeugen vorangetrieben werden. Das Auslegungs– und Fertigungs-Know-how für Leichtbautanks liegt beim Technologieunternehmen 3DSIM Tool Chain zur FEM-Simulation eines Wasserstoff-Hochdrucktanks (Quelle: KLuB, xperion, Opel) n xperion Energy & Environment GmbH Dr. Michael Kleschinski Dr. Jörg Strohhäcker Tel.: 0561/585490 www.xperion-energy.de Technische Universität Darmstadt Fachgebiet Konstruktiver Leichtbau und Bauwesen Nils Meyer Tel.: 06151/16-3660 www.klub.tu-darmstadt.de n n Adam Opel AG Fachbereich GME Vehicle CAE Thorsten Schütz Tel.: 06142/7-69507 www.opel.de InnovationGreen Dr. Volker Strubel Tel. 07666/88 13 164 www.innovationgreen.eu Renate Kirsch HA Hessen Agentur GmbH Projektmanagerin Hessen ModellProjekte Tel.: 0611/95017-8665 E-Mail: [email protected] www.innovationsfoerderung-hessen.de Hessen-Nanotech NEWS 1/2015 Renate Kirsch 17 Eisen und seine Oxide – zwei unverzichtbare alte Bekannte Materialien im Fokus Irgendwo ist vermutlich jeder Mensch schon einmal mit Eisen als gediegenem Metall oder seinen Oxiden in Kontakt gekommen, denn Eisen gehört zu den Elementen, die am häufigsten auf der Erde vorkommen und bereits seit Jahrtausenden von den Menschen genutzt werden. Daten und Wissen zu Nanomaterialien Aufbereitung gesellschaftlich relevanter naturwissenschaftlicher Fakten www.nanopartikel.info Nicht nur aus diesem Grund ist Eisen (chemisches Symbol Fe, lat. ferrum) eines der wichtigsten Metalle, das wir bis heute verwenden. Stahlträger für Brücken und Häuser, Walzbleche aus Eisen und Stahl, um zum Beispiel Autos zu bauen, Schrauben und Nägel: Sie alle bestehen aus Eisen beziehungsweise seiner veredelten Variante, dem Stahl. Eisen wird in Form von Eisenoxiden als Erz abgebaut; chemisch handelt es sich dabei um Fe2O3 beziehungsweise Fe3O4, sehr selten um FeO. Im Jahr 2000 wurde etwa eine halbe Milliarde Tonnen Eisen aus Eisenerz hergestellt, mit steigender Tendenz. Denn nicht nur seine vielseitigen und verlässlichen Eigenschaften als Konstruktionswerkstoff bei breiter Verfügbarkeit machen Eisen für uns Menschen so wertvoll. Es besitzt auch eine besondere Funktionalität, die es für unseren technologischen Fortschritt nahezu unentbehrlich macht. Eisen ist eines jener drei ferromagnetischen Metalle, ohne die die technische Nutzung des Elektromagnetismus nicht möglich wäre. Dieser wird unter anderem in Generatoren, Transformatoren, Drosseln, Relais oder Elektromotoren ausgenutzt. Hierbei wird Eisen rein oder legiert zur Führung von Magnetfeldern, zur Abschirmung von Magnetfeldern oder zur Erhöhung der Induktivität verwendet. Nicht nur metallisches Eisen, sondern auch einige seiner Oxide zeigen magnetische Eigenschaften, weshalb sie früher zum Beispiel in Tonbändern und Kassetten verwendet wurden. Später fanden solche Eisenverbindungen auch Eingang in Disketten/Floppy-Disks. Magnetische Speicherschichten werden bis heute in sehr großen Stückzahlen in modernen Computer-Festplatten eingesetzt, aber auch in Magnetbändern für große Datenarchive, wo der schnelle Zugriff auf die Daten weniger wichtig ist. In letzteren finden ferritische Verbindungen Verwendung. Nanometerkleine Strukturen werden sowohl in den Bändern als auch den Festplatten ausgenutzt, um Daten zu speichern, und erst diese extrem kleinen Struktu- 18 Hessen-Nanotech NEWS 1/2015 ren machten es in den 2000er Jahren möglich, auf Festplatten Datenmengen im Terabyte-Bereich zu speichern. Eisen ist nicht nur als Vollkörper oder Schicht von praktischem Nutzen. Auch Eisenoxid in Partikelform ist begehrt. Das Fe2O3 weist eine typische rostrote Farbe auf und findet Verwendung als Farbpigment. Wegen der hohen chemischen Stabilität ist Eisenoxid als Farbstoff lange haltbar und hat dadurch auch in antiken Malereien Jahrtausende überstanden. Eisenoxid kann aber auch unerwünscht sein: Die Oxidation des metallischen Eisens stellt das größte Problem bei seiner Nutzung als Konstruktionswerkstoff dar, denn diese Oxidation, bekannt unter dem Begriff „rosten“, kostet die Weltwirtschaft jährlich Milliarden. Beim Rosten verliert Eisen seine mechanische Stabilität und zerbröselt zu kleinen Rostteilchen. Auch in der belebten Natur ist Eisen weit verbreitet: Es spielt als Bestandteil des Hämoglobins in roten Blutkörperchen für die höheren Lebewesen eine ebenso entscheidende Rolle wie in dem Enzym Nitrogenase von Knöllchenbakterien, das an einigen Pflanzen die Selbst-Düngung bewerkstelligt. Ohne Eisen wären Mensch und Pflanzen nicht lebensfähig. Bei der Blutarmut (Anämie) werden Patienten mit Eisensalzgaben behandelt, um die Hämoglobinbildung zu unterstützen. Einige neuere diagnostische Verfahren, die meist noch in der Erprobungsphase sind, setzen (Nano-)Eisenoxid als Kontrastmittel für medizinische Bildgebungsverfahren ein. Solche magnetischen Verfahren sollen – wann immer möglich – die Strahlenbelastung bei medizinischen Untersuchungen verringern. Auch versprechen speziell beschichtete Eisenoxid-Nanopartikel Fortschritte in der Krebstherapie. Sicherheitsforschung Sowohl in der Medizin als auch in der Umwelttechnik wird der Einsatz von nanoskaligen Eisenoxidoder Eisenpartikeln untersucht. Wenn Eisenoxid-Nanopartikel vor allem medizinisch angewendet werden sollen (zum Beispiel als Kon- © Uyuni Bolivia c javarmann / fotolia.com trastmittel oder zur Tumortherapie) und somit direkt in den Körper eingespritzt werden, ist es wichtig, dass sie bei den verwendeten Dosierungen nicht toxisch wirken. Die momentan verwendeten superparamagnetischen Eisenoxid-Nanopartikel (SPION) bestehen aus zwei Komponenten: einem Kern aus Eisenoxid und einer Hülle aus einem wasseranziehenden Polymer. Diese Beschichtung verhindert die Agglomeration der Nanopartikel, reduziert ihre Toxizität und kontrolliert ihr Verhalten und ihre Verteilung im Körper. SPION-Partikel mit einer Hülle aus Dextran wurden bereits intensiv untersucht und sind für den klinischen Gebrauch von der US Food and Drug Administration (FDA) zugelassen. Intravenös gespritzte SPION werden vor allem von Makrophagen aufgenommen. In diesen Zellen wird die Polymerhülle abgebaut und dann über den Urin oder den Stuhl ausgeschieden. Das Eisen in den SPION wird in die körpereigenen Eisenspeicher eingebaut. Die geringe Toxizität von SPION erstaunt daher wenig, wenn man bedenkt, dass für medizinische Anwendungen nur relativ geringe Eisen-Konzentrationen (50 – 200 Milligramm/Person) verabreicht werden im Vergleich zu der relativ hohen Eisenmenge, die bereits natürlich im Körper gespeichert wird (zirka 4.000 Milligramm/erwachsene Person). Mit einer speziellen Polymerhülle, zum Beispiel Polyethylenglykol (PEG), versehene SPION werden weniger gut von Makrophagen aufgenommen. Diese Modifikation erhöht somit die Verweildauer von Verrostete Dampflokomotive in Bolivien (Foto: © javarman / fotolia.com) SPION im Körper und somit die Wahrscheinlichkeit, das gewollte Ziel (beispielsweise einen Tumor) zu erreichen. Eisenoxide kommen natürlich in Form von Erzen in der Erdkruste vor. Deshalb könnte eine Exposition mit Eisenoxid-Nanopartikeln dort schwer nachweisbar sein, wo auch natürliches Eisenoxid vorkommt. Eisenoxide sind unlöslich in Wasser und treten in natürlichen Gewässern auf, zum Beispiel, wenn sie durch Erzabbau-Tätigkeiten aus der Erdkruste freigesetzt werden. Nanoskaliges metallisches Eisen wird in der Umwelttechnik zur Zerstörung von Grundwasserschadstoffen eingesetzt. Eisenoxid-Partikel wie Magnetit eignen sich aufgrund ihrer magnetischen Eigenschaften hervorragend als Trägermaterialien für Katalysatoren. Sie können gemeinsam mit dieser katalytisch aktiven Beschichtung für die Reinigung von verschmutzten Grund- und Abwässern eingesetzt werden. Da diese Methoden sowohl materialals auch zeitsparend im Vergleich zu herkömmlichen Verfahren sind, ist ein verstärkter Einsatz von eisenbasierten Partikeln in der Ab- und vor allem der Grundwasserreinigung zu erwarten. Bei der Anwendung im Grundwasser verbleiben die Partikel nach der Zersetzung der schädlichen Chemikalien im Grundwasserleiter. Generell werden sie als wenig mobil eingeschätzt und man geht davon aus, dass sie am Ort des Einsatzes verbleiben. Was eine allgemeine Gefährdung durch Eisen angeht, sind derzeit keine Daten von epidemiologischen Studien verfügbar. Hessen-Nanotech NEWS 1/2015 Dr. Florian Paul 19 Grüne Chemie trifft Nano Aus der Forschung Eva-Maria Felix, Doktorandin in den Materialwissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt, stellt Nanoröhren aus Gold her – mit Hilfe von Vitamin C und anderen harmlosen Substanzen. Kaffee, Apfelsaft und Vitamin C: Was andere Leute täglich zu sich nehmen, ist für die Chemikerin EvaMaria Felix Experimentiermaterial. Die Doktorandin in der Arbeitsgruppe von Professor Wolfgang Ensinger, Fachgebiet Materialanalytik an der Technischen Universität Darmstadt, beschäftigt sich mit der Herstellung von Nanoröhren aus Gold. Sie scheidet das Edelmetall aus einer wässrigen Lösung auf einer vorbehandelten Folie mit vielen winzigen Kanälen ab. Die Kanäle geben die Form der Nanoröhren vor; die Folie wird anschließend aufgelöst. Die Technik an sich ist nicht neu, doch Felix hat sie modifiziert: „Die dafür üblicherweise verwendeten Chemikalien waren mir einfach zu giftig.“ Auf Cyanid und Formaldehyd, auf Arsen- und Schwermetallsalze wollte sie lieber verzichten. Ein Fachartikel von Forschern, denen die Silberabscheidung mit Kaffee gelungen war, spornte sie an. Mit Kaffee führte auch Felix ihre ersten Versuche durch. Doch mit dem dunklen Gebräu im Laborgefäß konnte sie die Reaktion nicht beobachten. Als nächstes testete sie Apfelsaft, dann Vitamin C. Das erschien ihr am besten geeignet, denn „bei Kaffee und Apfelsaft weiß man nie genau, was drin ist“. Vitamin C, im Fachjargon Ascorbinsäure, hingegen gibt es in reiner Form im Chemikalienhandel – die Voraussetzung für reproduzierbare Studien. Doch was hat das Vitamin mit der Abscheidung von Gold zu tun? Im Körper macht Vitamin C freie Radikale unschädlich, indem es Elektronen auf sie überträgt. „Nach demselben Prinzip funktioniert auch die Goldabscheidung. Nur dass sich das Vitamin hier keine Radikale schnappt, sondern Goldionen“, erklärt Falk Münch, Postdoktorand und Betreuer der Dissertation von Felix. Die im Abscheidungsbad gelösten Goldionen wandeln sich durch die Elektronenaufnahme in metallisches Gold um. Für den Prozess sind noch weitere Chemikalien erforderlich. Alle sind jetzt so harmlos, dass Doktorvater Ensinger sagt: „Ich würde die Lösung des Abscheidungsbades trinken. Das ist wirklich grüne Chemie.“ Grün ist das Verfahren aber nicht nur wegen der ungiftigen Substanzen, sondern auch weil es bei 20 Hessen-Nanotech NEWS 1/2015 Raumtemperatur und ohne äußere Stromzufuhr abläuft und so Energie spart. Im Gegensatz zu anderen Methoden sind zudem keine teuren Geräte erforderlich. Die Folie mit den Nanokanälen wird lediglich in das Abscheidungsbad gelegt. „Eigentlich unglaublich, dass man mit wässrigen Lösungen und einfachen Grundchemikalien so präzise Nanostrukturen produzieren kann“, findet selbst Postdoktorand Münch. „Green meets Nano“ lautet der Leitspruch der TUForscher. Das einzige noch nicht grüne an dem Verfahren sei die als Vorlage verwendeten Folien, bemerkt Ensinger. Tests mit biobasierten Kunststoffen stehen zwar schon auf der Agenda, aber noch bestehen die Folien aus Polycarbonat, aus dem auch CDs gefertigt werden, oder aus Polyethylenterephthalat, kurz PET, bestens bekannt von Plastikflaschen für Getränke. Um die formgebenden Mini-Kunststoffkanäle zu erzeugen, wird eine runde Folie mit einem Durchmesser von fünf Zentimetern senkrecht mit einem Ionenstrahl beschossen. Jedes Ion hinterlässt in der Folie eine geradlinige Spur, die anschließend zu einem feinen Loch, mikroskopisch betrachtet: zu einem Kanal, aufgeätzt wird. Dessen Durchmesser lässt sich exakt einstellen – bis auf deutlich unter 100 Nanometer. Die Goldnanoröhren sind daher einige hundertmal feiner als ein menschliches Haar. Ihre Wandstärke hängt sowohl von der Dauer der Abscheidung als auch von der Goldkonzentration der Ausgangslösung ab. Nach Auflösung der Folie erhält man – je nach Versuchsbedingung – eine Ansammlung einzelner Nanoröhren oder ein Array aus hunderttausenden miteinander verbundenen Röhren. Der Knackpunkt an der Technik: Um den Ionenstrahl zu erzeugen, braucht man einen Ionenbeschleuniger. Im GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung am Stadtrand von Darmstadt haben die TU-Wissenschaftler den idealen Partner für ihre Forschung gefunden, doch für eine spätere kommerzielle Anwendung eignet sich der GSI-Großbeschleuniger schon aus Kostengründen nicht. Nach Alternativen haben sich die TU-Wissenschaftler bereits umgeschaut. Ein amerikanisches Unternehmen etwa produziert ähnlich durchlöcherte Folien mit kleineren Beschleunigern. „Die Folien sind nicht so wohl definiert wie unsere, eignen sich aber auch“, sagt Münch. Zudem sind sie preiswert: eine ungefähr DIN-A4-große Folie kostet nur wenige Euro. Der Goldpreis fällt laut Ensinger übrigens nicht ins Gewicht, da die benötigten Mengen klein sind: „Mit einem Gramm Gold könnten wir für jeden Erdenbürger eine Nanoröhre machen.“ Eine einzelne Röhre nützt zwar niemandem, aber auch für Mikrosensoren, Mini-Durchflussreaktoren oder andere potenzielle Anwendungen braucht man nur wenig Material. Eine Einsatzmöglichkeit der Goldnanoröhren hat Ensingers Team bereits erfolgreich getestet: Sie eignen sich für den Bau von Sensoren zur Messung von Wasserstoffperoxid. Wasserstoffperoxid schädigt Nervenzellen und spielt vermutlich eine Rolle bei neurodegenerativen Krankheiten wie Alzheimer und Parkinson. Sowohl in der medizinischen Forschung als auch in der Diagnostik wäre daher ein Mikrosensor praktisch, der Wasserstoffperoxid im Körper misst. Als Nachweisreaktion dient die durch Gold katalysierte Umsetzung von Wasserstoffperoxid zu Wasser. Dabei werden Elektronen frei – es fließt also ein gut messbarer elektrischer Strom. „Bei geringen Konzentrationen ist die Stromstärke proportional zur Wasserstoffperoxid-Menge“, berichtet Münch. Die Goldnanoröhren leiten den Strom durch ihre eindimensionale Struktur besonders gut. Außerdem sind sie relativ lang und daher alterungsbeständiger als herkömmliche Nanopartikel. Letztere werden meist auf einem Träger fixiert, können sich aber mit der Zeit ablösen und zum Wandern neigen. „Nano meets Life“ lautet das zweite Motto der TUMaterialforscher. Sie denken zum Beispiel auch an den Einsatz der Nanoröhren zur Messung von Blutzucker. „Ein subkutaner Sensor könnte DiabetesPatienten ersparen, dass sie sich ständig in den Finger stechen müssen“, meint Ensinger. Auch hier punktet die grüne Herstellungsmethode, denn die Bauteile solcher Implantate sollten möglichst ohne giftige Chemikalien produziert werden. „Da schließt sich der Kreis“, betont der TU-Professor und fasst die beiden Leitsprüche zu einem zusammen: „Green meets Nano meets Life“. Autor: Dr. Uta Neubauer Kombinieren grüne Chemie und Nanotechnologie: Professor Wolfgang Ensinger, Doktorandin Eva-Maria Felix und Dr. Falk Münch (von links). (Foto: Sandra Junker/TU Darmstadt) Für die Herstellung der Nanoröhren wird Gold auf einer Folie abgeschieden. (Foto: Sandra Junker/TU Darmstadt) Publikation und Kooperation Im Fachjournal RSC Advances der britischen Royal Society of Chemistry (RSC) haben Eva-Maria Felix, Falk Münch und Wolfgang Ensinger ihr grünes Verfahren zur Herstellung von Goldnanoröhren und deren Eignung als Wasserstoffperoxid-Sensor kürzlich publiziert (RSC Advances 4, 24504-24510, 2014, DOI: 10.1039/c4ra03377a). Die Technik funktioniert so gut, dass die TU-Materialforscher jetzt auch Nanoröhren aus Platin, Palladium und anderen Metallen herstellen wollen. Ein anderes Projekt, das die Folientechnik mit biologischen Nanokanälen kombiniert, planen sie gemeinsam mit Kollegen aus dem Fachbereich Biologie der TU Darmstadt. Hessen-Nanotech NEWS 1/2015 21 Heraeus: Mit neuen Materialien in neue Märkte Nano-Kommunikation Ob für Brennstoffzellen oder Mobiltelefone: Die Entwicklung von neuen Materialien genießt für den Technologiekonzern Heraeus höchste Priorität, wie Rolf Najork, Mitglied der Geschäftsführung, erläutert. Herr Najork, Heraeus ist in vielen verschiedenen Branchen aktiv. Wo sehen Sie zukünftig die besten Marktchancen? Die potenziellen Zukunftsmärkte sind quasi deckungsgleich mit unseren konzernübergreifenden Clustern zu den Themen Erneuerbare Energien, Display & Consumer Electronics, Additive Manufacturing, Health/Life Science und Sensorik. Das sind die Zukunftsfelder, in denen Heraeus mit attraktiven Produkten und Materialinnovationen neue Märkte erobern will. Viele Märkte verändern sich rasant, vor allem getrieben durch neue Technologien. Seit Jahren erfolgreiche Produkte kannibalisieren oder substituieren sich, da die weltweite Konkurrenz immer mehr zunimmt. Produkt- und Innovationszyklen werden immer kürzer. Wir müssen uns diesem Tempo anpassen. ? Rolf Najork Was sind aktuell die vielversprechendsten Projekte in Ihrer Forschungspipeline? Ich will dies mit einem Beispiel aus unserem Cluster Display & Consumer Electronics beantworten. Die Palette der Produkte, in denen Know-how von Heraeus steckt, reicht von Smartphones, Tablets, Fernsehern über Spielkonsolen und Kameras bis hin zu Smart-Home-Modellen für das vernetzte Entertainment im ganzen Haushalt. Heraeus gestaltet diesen ? Leitfähige Polymere (Quelle: Heraeus) Über Heraeus Die Heraeus Holding GmbH mit Sitz in Hanau ist ein weltweit tätiges Familienunternehmen mit einer über 160-jährigen Tradition. Mit seinen sechs Geschäftsbereichen – Edelmetalle, Materialien & Technologien, Sensoren, Biomaterialien, Pharma- & Medizinprodukte sowie Quarzglas & Speziallichtquellen – erzielte der Konzern im Geschäftsjahr 2013 einen Produktumsatz von 3,6 Milliarden Euro und einen Edelmetallhandelsumsatz von 13,5 Milliarden Euro. Heraeus beschäftigt weltweit rund 12.500 Mitarbeiter in mehr als 110 Gesellschaften. Über Rolf Najork Rolf Najork, Jahrgang 1961, hat an der RWTH Aachen Maschinenbau studiert und war anschließend in verschiedenen leitenden Positionen bei den Ford Werken, bei Getrag Ford Transmissions und der Schaeffler Gruppe tätig. Seit April 2013 gehört er der Geschäftsführung von Heraeus an. 22 Hessen-Nanotech NEWS 1/2015 Wandel mit – mit Ideen und innovativen Materialien, die zum Beispiel ultradünne biegsame OLED-Displays oder unzerbrechliche, flexible Touchscreens möglich machen und dazu beitragen, dass die Geräte noch kleiner, nutzerfreundlicher und leistungsfähiger werden. Wie stellen Sie sicher, dass Sie nicht am Kunden vorbei entwickeln? Neue Materialien entwickeln wir in enger Zusammenarbeit mit unseren Kunden. Bei Entwicklungen für die Display-Branche setzt Heraeus auf Forschungskooperationen in Europa und Asien. In Taiwan arbeiten wir beispielsweise mit dem Industrial Technology Research Institute (ITRI) zusammen, vergleichbar einem Fraunhofer-Institut in Deutschland. ? Welche Rolle spielt die Energiewende für ? die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten von Heraeus? Green Technology und erneuerbare Energien sind auf jeden Fall Themen, die uns zu Innovationen antreiben. Ein Beispiel sind Brennstoffzellen für die Automobilindustrie: Obwohl in diesem Hochtechnologiefeld schon seit den 1960er-Jahren weltweit intensive Entwicklungsarbeit betrieben wird, steht der massentaugliche Durchbruch noch aus. Durch die verstärkte Suche nach emissionsarmen und CO2neutralen Antrieben gewinnt das Thema jetzt immer mehr an Dynamik. Wie trägt Heraeus zur Weiterentwicklung von Brennstoffzellen bei? Speziell die Verbesserung der Lebensdauer und der Leistung der Brennstoffzellen steht im Fokus. Unser Cluster Erneuerbare Energien leistet dabei Entwicklungshilfe, denn neue Materialien für die Elektroden der Brennstoffzelle können den Wirkungsgrad optimieren. In Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen sorgen Katalysatoren dafür, die chemische Reaktionsenergie von Wasserstoff und Sauerstoff in elektrische Energie umzuwandeln. Heraeus entwickelt dafür neue edelmetallhaltige Katalysator-Tinten, die als wirksame Elektroden-Beschichtungen genutzt werden können. Ziel des Clusters ist es, durch Know-how aus den verschiedenen Geschäftsbereichen Materialien zu entwickeln, die signifikante Produktverbesserungen zur Erzeugung, Umwandlung, Speicherung und Distribution von erneuerbaren Energien möglich machen. Zu den größten Herausforderungen der Zukunft gehört, Energie effizient zu nutzen und dabei Ressourcen und Umwelt zu schonen. ? Veranstaltungen/Termine 25. – 26.03.2015 Wetzlar W3+ FAIR. Drei Branchen. Ein Netzwerk. Eine Messe Deutschlands neue Netzwerk-Messe der Branchen Optik, Elektronik und Mechanik n www.w3-messe.de 13.04.2015 Hanau Materialforum Rhein-Main Veranstaltung des Materials Valley e.V. n www.materials-valley.de 16.04.2015 Wiesbaden Beratungstag „Hessen ModellProjekte – Förderung angewandter F&E-Projekte“ Beratungstag der HA Hessen Agentur GmbH n www.innovationsfoerderung-hessen.de 27. – 29.04.2015 Dresden i-WING 2015 Deutschlands Konferenz für Förderakteure aus den Material- und Werkstoffwissenschaften n www.i-wing2015.de 06.05.2015 Lauterbach Industrie 4.0 - Für die Zukunft gerüstet sein! Veranstaltung der IHK Gießen-Friedberg n www.ebusiness-lotse-mittelhessen.de 10. – 12.06.2015 Riga / Lettland EuroNanoForum 2015 Europas Netzwerk-Konferenz im Bereich der Nanotechnologien n www.euronanoforum2015.eu Die Technologielinie Hessen-Nanotech ist eine Maßnahme des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung Sebastian Hummel Kaiser-Friedrich-Ring 75 D-65185 Wiesbaden Tel.: +49 611 / 815 - 2471, Fax: - 492471 E-Mail: [email protected] Internet: www.wirtschaft.hessen.de Projektträger ist die Hessen Trade & Invest GmbH Dr. David Eckensberger (Projektleiter), Nicole Holderbaum Konradinerallee 9 D-65189 Wiesbaden Tel.: +49 611/950 17-83 26, Fax: -86 20 E-Mail: [email protected] [email protected] Impressum Herausgeber Technologielinie Hessen-Nanotech Hessen Trade & Invest GmbH Konradinerallee 9 D-65189 Wiesbaden Redaktion Nicole Holderbaum, Hessen Trade & Invest GmbH Dr. David Eckensberger, Hessen Trade & Invest GmbH Beiträge S. 8/9 Kevin Zdiara, genius GmbH S. 10/11 Jürgen Blöcher, FKM Sintertechnik S. 11/12 Dr. Jan Spengler, Fraunhofer LBF S. 16/17 Dr. Volker Strubel, InnovationGreen S. 22 Interview geführt von Dr. Uta Neubauer Bildquelle Titelbild: © WZR ceramic solutions GmbH Gestaltung Piva & Piva, Studio für visuelles Design Heidelberger Straße 93, 64285 Darmstadt Druck Druck- und Verlagshaus Zarbock GmbH & Co. KG Sontraer Straße 6, 60386 Frankfurt am Main Erscheinungsweise 4-mal pro Jahr (kostenlos) Auflagenhöhe 5.000 Stück 11.06.2015 Hanau Prozessautomatisierung in der Materialtechnologie (tbc) Gemeinsame Veranstaltung von Materials Valley, Hessen Trade & Invest und Umicore n www.materials-valley.de 15. – 19.06.2015 Frankfurt ACHEMA 2015 Weltforum und 31. Internationale Leitmesse der Prozessindustrie n 24 www.achema.de Hessen-Nanotech NEWS 1/2015 Newsletter-Abonnement hessen-nanotech.de/Newsletter Der Herausgeber übernimmt keine Gewähr für die Richtigkeit, die Genauigkeit und die Vollständigkeit der Angaben sowie für die Beachtung privater Rechte Dritter. Die in der Veröffentlichung geäußerten Ansichten und Meinungen müssen nicht mit der Meinung des Herausgebers übereinstimmen. Die Technologielinie Hessen-Nanotech wird kofinanziert aus Mitteln der Europäischen Union.
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