Presseinformation 30.04.2015 Stadt Nürnberg Museen der Stadt Nürnberg . Kontakt: „TUCHER-FLORILEGIUM“ Pflanzeninstallationen von Martin Weimar Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Vom 2. Mai bis 9. August 2015 präsentiert das Museum Tucherschloss die Sonderausstellung „‘TUCHER-FLORILEGIUM‘ – Pflanzeninstallationen von Martin Weimar“. Speziell zur Blauen Nacht am 2. Mai verzaubert ein „Meer tanzender Tulpen“ die Gäste des Hirsvogelsaals. Die gestalterisch und konservatorisch optimierte Neupräsentation der Schauräume im Erdgeschoss trägt künftig zu einem ganz besonderen musealen Erlebnis bei. Hirschelgasse 9-11 Der Dreiklang aus hochkarätiger Kunst, beeindruckender Architektur und wohltuender Natur inmitten einer Großstadt wie auch die historisch bedingte Offenheit des Tucherschlosses für die Begegnung von Tradition und Moderne haben den Künstler Martin Weimar beeindruckt und zu einem ganz individuellen Ausstellungprojekt animiert. Martin Weimar, 1959 in Ulm geboren, ist ein Grenzgänger zwischen Gärtnerei und freier Kunst. Er studierte an der Münchener Kunstakademie bei dem Schweizerischen Künstler und Tänzer Daniel Spoerri, einem der bedeutendsten Vertreter der „Objektkunst“. Zusammen mit Daniel Spoerri konzipierte Weimar beispielsweise 1985 das erste berühmte Grassofa: eine quasi „lebende“ Skulptur, die sich mit den Tages- und Jahreszeiten ständig verändert. Als Gärtner und Florist ausgebildet, bedient sich Weimar im Tagesgeschäft seiner „Kunst-und Lustgärtnerei“ im Schlosspark von Oberschleißheim bei München ganz selbstverständlich der üblichen – meist auf die Steigerung dekorativer Effekte abzielenden – Ausdrucksmittel von Floristik, Gartenbau oder Landschaftsarchitektur. Als Künstler verbindet er sein praktisches Wissen über und seine Liebe zu Pflanzen mit einer künstlerischen „Spurensuche“, für die er eine andere Sprache als die des Gärtners wählt. Als Künstler reduziert er radikal und stellt Bezüge durch raffiniert gesetzte, oft erst auf den zweiten Blick erkennbare Wechselbeziehungen und reizvolle Kontraste her. Immer recherchiert er gründlich, vertieft sich in die Geschichte und die Besonderheiten jedes seiner Ausstellungsorte. Zugleich weiß er um die historische Bedeutung der von ihm installierten Flora, die er im Ausstellungsambiente assoziativ einsetzt – oft überraschend, humorvoll und hintergründig. Hirschelgasse 9-11 90403 Nürnberg Telefon: 09 11 / 2 31-54 20 Fax: 09 11 / 2 31-1 49 81 [email protected] . Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal 90403 Nürnberg Telefon: 09 11 / 2 31-54 21 Fax: 09 11 / 2 31-54 22 [email protected] www.museen.nuernberg.de 30.04.2015 Seite 2 von 6 Speziell für das Nürnberger Museum Tucherschloss und den Hirsvogelsaal hat Martin Weimar nun seine neuesten Installationen mit lebenden Pflanzen entworfen und der Ausstellung den Titel „TUCHERFLORILEGIUM“ gegeben. Der lateinische Begriff „Florilegium“ bezeichnet im 17. Jahrhundert eine kostbare Blumensammlung in Buchform. Wie ein Kaleidoskop botanischer Schönheiten sind darin äußerst präzis gemalte, mitunter rare und immer höchst ästhetische Blumenporträts zusammengestellt. Weimars Nürnberger „TUCHER-FLORILEGIUM“ ist seine ganz persönliche, fiktive Pflanzensammlung, zu der den Künstler die einstige Lebenswelt der berühmten Patrizierfamilie inspirierte. Zum sinnlichen Begreifen nah platziert der „Kunstgärtner“ beständig wachsende florale „Akteure“ wie etwa Safranpflanzen live im sogenannten Empfangszimmer der ehemaligen „Tucherisch Compagnia“. Am Eingang zu den Ausstellungsräumen im Erdgeschoss des Schlosses dagegen erscheint die Flora auf Distanz und für den Betrachter unerreichbar fern: nordamerikanische Sumpfzypressen, versiegelt hinter Acrylglas, im hermetisch weißen Bildraum einer Großfotografie – als Alter Ego der Erbauer des Tucherschlosses, Lorenz II. und Katharina Tucher, die auf dem berühmten Doppelporträt von Hans Schäufelein aus dem Jahr 1534 in der ersten „Schatzkammer“ zu sehen sind. Weimar liebt die Spuren der Zeit, Inspiration holt er sich häufig auf Flohmärkten. Für seine Installation im Tucherschen Schlosshof greift er zu handelsüblichem Gärtnerzubehör. Mit mobilen Rollcontainern beispielsweise hebt er das rechteckige Beet eines Renaissancegartens auf Räder und macht diesen so mobil. Wie in den Gärten der Renaissance oder des Barock üblich, stellt der Objektkünstler besondere florale Schönheiten kultiviert in eigenen – nun jedoch alltäglichen – Gefäßen zur Schau. Weimar wählt für seine Schlosshof-Installation Pflanzen, deren Laub in der Form an die Flora auf Holzschnitten erinnert und farblich an nachgedunkelte Firnisschichten auf Gemälden des 16. Jahrhunderts denken lässt. Die purpurblättrige Silberkerze, eine im Sommer blühende Gartenstaude, wuchert, umgeben von Fachwerk, den Zwiebelturmhauben des Schlosses entgegen. Mit dem Schwarzen Schlangenbart, einer Grasart aus Neuseeland, spannt Weimar den Bogen zu berühmten PrachtFlorilegien des 17. Jahrhunderts, speziell zu den allegorischen Darstellungen fremdländischer Gewächse, die dort vielfach auf den illustrierten Frontispiz-Seiten gegenüber dem Buchtitel abgebildet sind. Eine besondere Überraschung erwartet die Besucher im Hirsvogelsaal, den der Patrizier Lienhart Hirsvogel in unmittelbarer Nähe des zeitgleich im Bau befindlichen Tucherschlosses als prächtig ausgestatteten Garten- und Tanzsaal errichten ließ. Um 1560 brachte der Diplomat und Botaniker Ogier Ghislain de Busbecq die erste Tulpenzwiebel von einem Aufenthalt in der Türkei mit in seine flandrische Heimat. Tulpensorten mit mehrfarbig geflammten Blüten wurden in der Folgezeit rasch beliebt und verbreiteten sich im Laufe des 17. Jahrhunderts in den Gärten Europas. 30.04.2015 Seite 3 von 6 480 Jahre nach dem Bau des Hirsvogelsaals, im Oktober 2014, pflanzte Martin Weimar eine Hundertschaft Horntulpenzwiebeln in schlanke hohe Anzuchttöpfchen. Ein halbes Jahr später präsentiert der Künstler diese rasch vergängliche Wildtulpen-Spezies auf den schachbrettartig verlegten Steinplatten des Hirsvogelsaals – spitzblütig, rotgelb geflammt und mit der Anmutung von sich grotesk bewegenden Moriskentänzern des 16. Jahrhunderts. Pünktlich zur Ausstellungseröffnung am 30. April sowie zur Blauen Nacht am 2. Mai sollen sie als spektakuläre Inszenierung blühen. Wo Schätze neu erstrahlen: Die Neugestaltung des Erdgeschosses Die Pflanzeninstallationen von Martin Weimar sind „naturgemäß“ äußerst kurzlebig. Mit der Neugestaltung der Eingangshalle und der angrenzenden Ausstellungsräume, der sogenannten Schatzkammern, soll die Attraktivität des Museums Tucherschloss mehr als 15 Jahre nach der letzten Neukonzeption längerfristig und nachhaltig verbessert werden. Nach der fast vollständigen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde das Tucherschloss ab 1964 wiederaufgebaut und ist seit 1968 der Öffentlichkeit als Museum zugänglich. Zusammen mit dem im Jahr 2000 wiederaufgebauten Hirsvogelsaal und dem großen Garten bildet die ehemalige Sommerresidenz eine einzigartige „Renaissance-Insel“ am Rand der Sebalder Altstadt. Im authentischen Ambiente des 1544 vollendeten Gartenanwesens lassen herausragende Ausstellungsobjekte die Wohnverhältnisse einer der einflussreichsten Nürnberger Patrizier- und Handelsfamilien lebendig werden. Nirgendwo wird in der Stadt das private Leben der führenden Eliten in Nürnbergs „Blütezeit“ eindrucksvoller dokumentiert als im Museum Tucherschloss. Zum ganz besonderen musealen Erlebnis wird künftig die gestalterisch und konservatorisch optimierte Neupräsentation der Schauräume im Erdgeschoss: Eine speziell für die Kunstwerke konzipierte Ausstellungsarchitektur und eine sensible Lichtinszenierung machen sie nun zu wahren „Schatzkammern“. Zu den herausragenden Exponaten der Tucher’schen Kulturstiftung zählen das Bildnis des „Jerusalemfahrers“ Hans VI. Tucher aus der Werkstatt des Dürer-Lehrers Michael Wolgemut und das Doppelporträt des ErbauerEhepaares Lorenz II. und Katharina Tucher von Hans Schäufelein, zeitweise ein Mitarbeiter Dürers. Der Kirchengemeinde St. Sebald gehören die Fragmente des im Zweiten Weltkrieg sehr stark beschädigten barocken Tucheraltars: das von Matthäus Merian dem Jüngeren gemalte Altarbild mit einer Ecce-Homo-Darstellung und die monumentale vergoldete Skulptur eines Christusknaben von Georg Schweigger. Glanzstück der „Schatzkammern“ ist aber zweifellos das 1483 geschaffene Gedächtnisbild für Adelheid Tucher mit der ersten präzisen Wiedergabe der heiligen Stadt Jerusalem. Diese und viele weitere Kunstschätze werden nun adäquat, größtenteils in maßgeschneiderten Vitrinen, präsentiert und erstrahlen – im wahrsten Sinn des Wortes – in neuem Licht. 30.04.2015 Seite 4 von 6 Die Eingangshalle des Gartenanwesens mit ihrem imposanten spätgotischen Sternrippengewölbe wird gerne für Trauungen genutzt. Von allen überflüssigen Möbeln und Dekorationen befreit, bietet der Raum jetzt Brautpaaren wie Museumsbesuchern einen freien Blick auf eines der schönsten Beispiele spätmittelalterlicher Nürnberger Glasmalerei: Veit Hirsvogels Verkündigungsfenster aus dem Jahr 1502, das auf einen Entwurf der Dürer-Werkstatt zurückgeht. Gleichzeitig stellt die Halle nun auch ein stimmiges Ambiente für kleinere Empfänge, Veranstaltungen und Ausstellungen dar. Beim Museumseingang heißt ein eleganter, vielseitig nutzbarer Empfangstresen die Gäste willkommen. Ein Leuchtdisplay stellt den gesamten Gebäudekomplex vor. Statt Texttafeln informiert eine innovative Medienstation anschaulich über die Bedeutung der Patrizierfamilie Tucher, wichtige Familienmitglieder, die Baugeschichte der Sommerresidenz sowie einige historische Besitztümer der Familie in und um Nürnberg. Tatsächlich wurde das kulturhistorische Kleinod Tucherschloss bislang von Passanten häufig „übersehen“, da die Straßenfassade, entsprechend der Nürnberger Bautradition, sehr schlicht gehalten ist. Daher macht nun eine augenfällige Leuchttafel bereits von außen auf die verborgenen Schätze des Museums und den idyllischen Garten aufmerksam. Umgestaltung Erdgeschoss Projektleitung und Konzeption: Ulrike Berninger M.A., Leiterin Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal Unterstützung: Hochbauamt der Stadt Nürnberg Architekt: Marius Schreyer Design, Nürnberg Mediengestaltung: bauer & bauer medienbüro GmbH, Nürnberg Schreinerarbeiten: Schreinerei Schmidt, Fürth Elektroarbeiten: Firma Elektro-Stiel, Nürnberg Schlosserarbeiten: Produktivgenossenschaft der Bau- und Kunstschlosser, Nürnberg Ausstellung „TUCHER-FLORILEGIUM“ Projektleitung und Konzeption: Ulrike Berninger M.A., Leiterin Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal Martin Weimar, Kunst- und Lustgärtnerei im Schlosspark Oberschleißheim bei München 30.04.2015 Seite 5 von 6 BEGLEITPROGRAMM ZUR AUSSTELLUNG Kunstgärtner trifft Kunsthistorikerin Kuratorenführung mit Martin Weimar und Museumsleiterin Ulrike Berninger Sa, 2.5.2015 („Blaue Nacht“), 20 und 21 Uhr So, 31.5., 26.7. und 9.8.2015, 15.30 Uhr Treffpunkt: Museumskasse Führungsgebühr: Teilnahme im Museumseintritt enthalten Teilnehmerbegrenzung: maximal 30 Personen Tulpen, Safran, Silberkerzen – Pflanzenkunst im Tucherschloss Führung für Erwachsene und Familien mit dem Kunst- und Kulturpädagogischen Zentrum der Museen in Nürnberg (KPZ) So, 7.6.2015, 11 Uhr Do, 2.7.2015, 15.30 Uhr So, 19.7. und 2.8.2015, 15.30 Uhr Treffpunkt: Museumskasse Führungsgebühr: 2 Euro zzgl. Museumseintritt Teilnehmerbegrenzung: maximal 30 Personen Informationen und Buchung: Tel.: 09 11 / 13 31-2 41 Fax: 09 11 / 13 31-3 18 E-Mail: [email protected] 30.04.2015 Seite 6 von 6 INFORMATIONEN KOMPAKT Laufzeit 2. Mai bis 9. August 2015 Eintritt Der Eintritt ist im Museumeintritt von 5 Euro, ermäßigt 3 Euro, bereits inbegriffen. Kontakt Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal Hirschelgasse 9-11 90403 Nürnberg Tel.: 09 11 / 2 31-54 21 Fax: 09 11 / 2 31-54 22 E-Mail: [email protected] www.museum-tucherschloss.de Öffnungszeiten So bis Do 10-17 Uhr, Fr und Sa geschlossen Verkehrsverbindung Bus 36: Haltestelle Innerer Laufer Platz Straßenbahn 8: Haltestelle Rathenauplatz U2/U3: Haltestelle Rathenauplatz Parkmöglichkeiten für PKW Parkhaus Sebalder Höfe, Äußere Laufer Gasse, 90409 Nürnberg Tiefgarage Maxtorhof, Maxfeldstraße 5, 90409 Nürnberg Informationen zur Barrierefreiheit Das Museum Tucherschloss ist aufgrund seiner historischen Bauweise für Rollstuhlfahrer leider nur sehr eingeschränkt zugänglich. Der Schlosshof und das Erdgeschoss des Museums können über eine niedrige Stufe zugänglich gemacht werden. Der Hirsvogelsaal kann ebenerdig über den Eingang Treibberg 6 besucht werden. Der Hirsvogelsaal verfügt zudem über eine induktive Höranlage für hörgeschädigte Menschen. Weitere Informationen erhalten Sie im Museum Tucherschloss unter Telefon 09 11 / 2 31-54 21 sowie bei der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Museen der Stadt Nürnberg unter Telefon 09 11 / 2 31-54 20.
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