Grand Tour of Switzerland

Profi Reisen Verlagsgesellschaft m. b. H., 1030 Wien, Seidlgasse 22, P.B.B. 02 – Z032784W – Verlagspostamt 1030
exklusiv
Schweiz-Sonderausgabe Frühjahr 2015
vom urlaubstraum
zum traumurlaub
Schweiz
Grand Tour of
Switzerland
Matterhorn calling.
Mit der Erstbesteigung des Matterhorns haben Edward Whymper und seine Seilschaft
vor 150 Jahren Alpingeschichte geschrieben. Um diese Pioniertat gebührend zu würdigen,
hat Mammut mit der Hilfe der Zermatter Bergführer die historische Erstbesteigungsroute,
den Hörnligrat, zum Leuchten gebracht. www.mammut.ch
2
erdmannpeisker / Robert Bösch
Etappe: Ort 1 – Ort 2 – ort 3
Editorial
D
ie Schweiz existiert nicht.“ Mit diesem Slogan
sorgte unser Nachbarland bei der Weltaus„
stellung 1992 in Sevilla für Erstaunen. Kein
Wunder. Spätestens seit wir unseren feschen Fußball-Nationaltrainer haben, wissen wir, dass das so wohl nicht stimmen
kann. Was dann, also?
Die Schweiz steht für so viele Erlebnisse, dass einfach
nicht alle unter einen Hut gebracht werden können. Das
liegt nicht nur an den gigantischen Felsmassen der 48 Viertausender und 1.161 Dreitausender. Vier Sprachregionen,
feine Boutique-Städte und menschenleere Gebirgstäler,
Palmen und Gletscher, Kuh und Kunst, Tradition und Internationalität, Innovation und moderne Architektur – die
Liste ließe sich noch lange fortschreiben. Und das alles auf
sehr kleinem Raum. Würde man die Schweiz, die nur halb
so groß wie das kleine Österreich ist, glatt bügeln, wäre die
Landesfläche wahrscheinlich größer als die Deutschlands.
Wer solche Gedankenexperimente anlegt, muss schon ein
gutes Maß an Selbstironie an den Tag legen. Und das tun
die Eidgenossen, sobald man sie ein bisschen näher kennen lernt. Mit ihrer Vorliebe für Superlative halten sie auch
nicht hinter dem Berg: die steilste Zahnradbahn der Welt,
der langsamste Schnellzug, die längste Höhle und der größte
Gletscher der Alpen, die höchste Brauerei und der höchste
Schoggi-Shop, um nur einige zu nennen.
Was steigt, fällt auch
Da all diese Einzelimpressionen erst in der gekonnten Kombination ein abgerundetes Bild ergeben, hat Schweiz Tourismus die Grand Tour of Switzerland kreiert. Die Kernroute
führt auf etwas mehr als 1.600 km „rundumä und quärdurä“ – rundherum und quer durch – das Land. Das Erlebnis
Schweiz bringen 44 Highlights entlang der Strecke nahe.
Manche liegen an der Route, manche sind nur mit einem
Schlenker zu erreichen, wie etwa das Benediktinerkloster
St. Johann im Münstertal / Val Müstair.
Ski Fahren können die Schweizer ja nicht so gut wie wir,
glauben wir jedenfalls. Beim Öffis Fahren – sie nennen das
ÖV für öffentlichen Verkehr – sind sie uns jedoch unbestritten überlegen. Optimal abgestimmte Fahrpläne von Bahn,
Der Rollibock am Aletschgletscher
mit Chefredakteurin Elo Resch-Pilcik (re.)
Bus und Schiff, kombiniert mit sprichwörtlicher Pünktlichkeit machen das Reisen auch ohne Auto nicht nur möglich,
sondern effizient und vergnüglich.
Unsere Redakteurinnen Christiane Reitshammer und
Susanna Hagen haben nach wochenlanger Recherche-Arbeit
vor Ort und am Computer die Highlights der Grand Tour
of Switzerland und der Grand Train Tour of Switzerland für
Sie aufgezeichnet. Schweizer Originale und Schweizereien
vervollständigen das Bild.
Auch wenn der Frankenkurs es derzeit mit den Schweizer
Berggipfeln hält, so tröstet doch die physikalische Grundregel: Was hinauf geht, fällt irgendwann auch wieder. Derzeit mag eine Reise in unser Nachbarland teuer sein, gönnen
Sie sich trotzdem das Vergnügen: Sprichwörtliche Qualität,
authentische Erlebnisse und reichlich Entschleunigung sind
es wert!
Wir wünschen viel Vergnügen beim Lesen und freuen uns,
wenn Sie sich von unserer Begeisterung inspirieren lassen.
Elo Resch-Pilcik
Chefredakteurin
Foto: Moshe Gilad
Impressum
reisetipps exklusiv Schweiz | Chefredaktion: Mag. Elo Resch-Pilcik | Redaktion: Susanna Hagen, Mag. Christiane Reitshammer | Lektorat: Christl Resch | Grafik & Layout: DI (FH) Martina Fuchs |
Titelfoto: Christian Perret / Luzern Tourismus | Bilder: swiss-image.ch, siehe auch Fotoverweise auf jeder Seite | Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: Profi Reisen Verlagsgesellschaft m.b.H.
A-1030 Wien, Seidlgasse 22, T: + 43 1 714 24 14, Auflage: 130.000 | Dieses Heft erscheint als Sondernummer des Urlaubsmagazins reisetipps. | Anmerkung: Die auf der Titelseite abgebildete „Axenstraße“
bei Luzern ist für den öffentlichen Verkehr nicht befahrbar.
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12 gute Gründe
für die Schweiz
Was hat die Schweiz, was wir in unserer
Alpenrepublik nicht haben?
Die Antwort ist klar: jede Menge!
Hier sind die schlagkräftigsten Argumente:
1 Die grandiose Landschaft
Einmalige Naturlandschaft, wohin man auch schaut –
Matterhorn und Prachtzüge wie den Glacier Express
haben eben wirklich die Schweizer erfunden.
2 Die einfache Erreichbarkeit
Egal, ob mit Auto, Flugzeug oder Bahn –
das Reiseziel liegt gleich nebenan!
3 Die freundlichen Schweizer
Stets höflich, bescheiden und zuvorkommend,
manchmal sogar ein wenig schräg mit reichlich
Selbstironie.
4 Die Sicherheit
Nicht umsonst wird der Papst seit 1506 von
Schweizern bewacht.
5 Die lustige Sprache
Aber hängen Sie bitte nicht überall
ein i an, das ist peinlich!
4
Auf Hochglanz poliert, nie zu groß und doch
immer interessant, echte Boutique-Städte.
7 Die perfekten Öffis
Pünktlich auf die Minute und zuverlässig
wie ein Schweizer Uhrwerk.
8 Die Nachhaltigkeit
Sanfte Mobilität (mehrere autofreie Ferienorte,
E-Busse, E-Bikes etc.) und ein großes Umweltbewusstsein sind allerorts präsent.
9 Die Sportmöglichkeiten
Wandern, Radfahren, Trekken, Bergsteigen,
Mountain-Biken, Canyoning, Sommerrodeln,
Gleitschirmfliegen, River Raften und, und, und...
10 Die coolen Erfindungen
Vom Schweizermesser über’s Bircher- Müsli, Zellophan
und Velcro bis zum Roten Kreuz, dem Bankgeheimnis
und dem Teilchenbeschleuniger – einfach genial.
11 Das Prestige
Statt sich über die zugegeben hohen Preise zu ärgern,
genießen Sie lieber Ihre Ferien – die paar Urlaubstage
können Sie allemal mithalten! Oddrr?
12 Die Grand Tour of Switzerland
Spannende Themenstraßen gibt es auch anderswo.
Aber keine, die über fünf Alpenpässe, durch vier
Sprachregionen, zu elf UNESCO-Welterbestätten und
zwei Biosphärenreservaten sowie an 22 Seen entlang führt.
Foto: Valais/Wallis Promotion – Christian Perret
D
ie Berge sind höher, die Landschaft imposanter,
die Öffis führen bis auf die Gipfel usw. Dass das
nicht billig ist, ist klar. Aber dafür gibt’s nicht
nur top Qualität, sondern auch jede Menge authentische
Erlebnisse, Natur pur, reichlich Entspannung und nicht zuletzt immer wieder schräge Begegnungen mit spannenden
Persönlichkeiten vom Alphorn-Öhi bis zum Gourmet-Chef.
Noch immer nicht überzeugt?
6 Die gepflegten Städte
Etappe: Ort 1 – Ort 2 – ort 3
Grand Tour
of Switzerland
S
Foto: Switzerland Tourism / Andreas Gerth
ie kennen die legendäre Route 66, haben die Grand
Ocean Road bereist und lieben die blühende Pracht
der südafrikanischen Garden Route? Dann wird
es in diesem Sommer höchste Zeit für die Grand Tour of
Switzerland, die neue Ferienstraße der Schweiz, auf der sich
unser Nachbarland von der schönsten Seite zeigt. Praktisch
direkt vor unserer Haustür.
Ok, Grand Tour ist ein großes Wort für ein kleines Land.
Aber stellen Sie sich vor, man würde die Alpen glattbügeln
oder die Größe an der Sprachenvielfalt, an Käse- oder Schokoladesorten messen – dann wäre die Eidgenossenschaft
zweifellos ganz vorne mit dabei.
Welcher Abschnitt der mehr als 1.600 Kilometer langen
Grand Tour-Route Sie am meisten faszinieren wird, müssen
Sie selbst herausfinden. Immerhin gilt es, fünf Alpenpässe zu überwinden, mindestens 22 Seen zu bestaunen, sich
durch vier Sprachregionen zu lavieren und die Vielzahl an
Eindrücken zu verarbeiten, die eine Reise durch Bilderbuchlandschaften und spannende Städte mit sich bringt.
Das Gefühl von Freiheit und Abenteuer stellt sich bei einer Reise mit dem Auto automatisch ein. Oben ohne – etwa
mit dem Cabrio oder im Sattel einer Harley – macht es noch
mehr Spaß, wie man aus diversen Road Movies weiß. Interessante Einblicke, große Ausblicke und überraschende Begegnungen sind praktisch vorprogrammiert. Letztere vor allem,
wenn das GPS einmal versagt und man inmitten einer Herde
von Kühen landet. Bis Sommer 2016 soll die komplette Route
mit Grand Tour-Wegweisern beschildert sein. Aber aufgepasst, auch wenn Sie wieder am richtigen Weg sind, kann es
Buchtipp
Gebrauchsanweisung für die Schweiz
Der Schweizer Thomas Küng kennt nicht nur die Schokoladenseiten
seiner Heimat. Mit Wortwitz und Ironie schreibt er über Mentalität, Gebräuche und Eigenarten seiner Landsleute. Das Buch ist im Piper Verlag
erschienen und auch als E-Book erhältlich.
gefährlich werden, vor allem, wenn Sie die Fahrregeln der
gestrengen Eidgenossen brechen. Es zahlt sich aus, strikt die
Geschwindigkeitsbegrenzungen einzuhalten. Nicht umsonst
behaupten böse Zungen scherzhaft, dass der Wohlstand der
Schweizer unter anderem darauf gründet, dass sie ahnungslosen Touristen exorbitante Geldstrafen aufbrummen.
Genuss, der sich auszahlt
Ansonsten brauchen Sie sich in der Schweiz kaum um etwas zu sorgen, als um den Zustand Ihrer Geldbörse – aber
als gelernter Österreicher wissen Sie, dass man nur einmal
lebt und es viel schöner ist, sich an jedem Kilometer seines
Urlaubs zu erfreuen, statt sich über Franken und Rappen
zu grämen. Angeblich kann man bei den Schweizern sogar
am Morgen auf dem Gletscher Skifahren und noch vor der
„Zvieri“-Nachmittagsjause unter Palmen in einen warmen
See springen – doch wollen Sie das wirklich? Muße ist doch
eigentlich eine der Hauptingredienzien für einen richtig guten Urlaub. Also nehmen Sie sich Zeit für Ihre ganz persönliche Reise durch die Schweiz, genießen Sie die Entschleunigung und werden Sie zum Grand Touristen!
Gut zu wissen
Grand Tour (dt. „große Reise“), weitere Bedeutungen: Kavaliersreise, Junkerfahrt, Bildungsreise. In der Folge bezeichnete der Begriff die
Kulturreise durch Europa, die junge englische Adelige, und später auch
Mitglieder des gehobenen Bürgertums, zur Abrundung ihrer Ausbildung unternahmen. Dabei sollten sie Kunst, Kultur und Sitten fremder
Länder kennenlernen, ihre Sprachkenntnisse und Manieren verfeinern
und auf diese Art ihren Horizont erweitern. Diese Horizonterweiterung
erstreckte sich oft auch auf die Horizontale, sprich, die jungen Herren
waren auf der Suche nach erotischen Abenteuern, im Ernstfall sogar
auf Brautschau. Listige Zimmerwirte offerierten damals den Reisenden gerne ein „garniertes Bett“, nämlich eines, in dem eine Gefährtin
bereits wartete.
5
13 Pilatus: Die Pilatus-Bahn gilt als
die steilste Zahnradbahn der Welt
6
24 Schweizerischer Nationalpark:
Das Tor zum ältesten Nationalpark
der Alpen liegt in Zernez
29 Seepromenade Ascona:
Sieht aus wie die Adria, ist aber
der Lago Maggiore
Fotos: Pilatus-Bahnen AG / Christian Perret, Switzerland Tourism /
Robert Boesch, Ticino Turismo / Remy Steinegger
Grand tour of Switzerland
44 Highlights
1 Laténium: Archäologisches Museum und Park
2 Städtchen Murten
3 Zähringerstadt Fribourg
4 Städtchen Gruyères
5 Chaletdorf Gstaad/Saanen
6 Jungfraujoch
7 Schifffahrt Brienzersee
8 Altstadt Bern
9 Emmentaler Schaukäserei
10 Biosphärenreservat Entlebuch
11 Wasserschloss Hallwyl
12 Kapellbrücke Luzern
13 Pilatus
14 Tellskapelle, Sisikon
15 Kloster Einsiedeln
16 Grossmünster Zürich
17 Rheinfall
18 Städtchen Stein am Rhein
19 Stiftsbezirk St. Gallen
20 Fassadenmalerei Appenzell
21 Schweizer Tektonikarena Sardona
22 Heididorf Maienfeld
23 Bergdorf Guarda
24 Schweizerischer Nationalpark
25 Benediktinerinnen-Kloster St. Johann, Müstair
26 Aussichtsberg Muottas Muragl
27 Rhätische Bahn Albula/ Bernina
28 Drei Burgen von Bellinzona
29 Seepromenade Ascona
30 Monte Brè Lugano
31 Monte San Giorgio
32 Alte Gotthard-Passstrasse Tremola
33 Schweizer Alpen / Jungfrau-Aletsch
34 Matterhorn
35 Bergdorf Grimentz
Fotos: Switzerland Tourism / Christian Perret / Christof Schuerpf
36 Abtei Saint-Maurice
37 Schloss Chillon Montreux
38 Lavaux Weinberg-Terrassen
39 Olympisches Museum Lausanne
40 Jet d’eau Genf
41 Felsarena Creux du Van
33 Schweizer Alpen, JungfrauAletsch: So geht Hochgebirge:
Felsen, Gletscher, Heidekraut
44 Kulturstadt Basel: Eine BoutiqueStadt vom Feinsten, mit reichlich
Kunst und Architektur
42 La Chaux-de-Fonds / Le Locle,
Stadtlandschaft & Uhrenindustrie
43 Städtchen St-Ursanne
44 Kulturstadt Basel
7
Etappe: Ort 1 – Ort 2 – ort 3
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Etappe: Zürich – St. Gallen
Zürich: trendig
und traditionell
Ganz idyllisch, mit Altstadt, einem Fluss, kleinen Gässchen und Plätzen, über 1.200 Brunnen
und schönen Kirchen, liegt die Stadt, die einst schon von den Römern besiedelt wurde, am
blauen, glitzernden Zürichsee. Wer denkt da sogleich an eine weltberühmte, kühle Bankenstadt, teure Boutiquen, hippe Clubs und quicklebendige Kunstszene? Aber Zürich hat das
alles zu bieten. Und ein Blick hinter die Fassaden lohnt sich immer wieder.
Foto: Switzerland Tourism / Gian Marco Castelberg & Maurice Haas
A
m besten man schaut immer da hinein, wo es
am Unspannendsten aussiehst“, erklärt Ursula,
„
Stadtführerin in der größten Stadt der Schweiz.
Und tatsächlich, geht man sozusagen eine Gasse weiter, einmal ums Eck, tun sich kreative Geschäfte auf, kleine Lokale,
alte Cafés oder z. B. eine alte Weinstube, die Oepfelchammer,
mit schweren Holzbalken und schrägen Wirtshausregeln
hinter der grauen, glatten Fassade. Ein Beispiel, das vielleicht
auch die Mentalität der Zürcher selbst widerspiegelt, ist das
Gebäude der Stadtpolizei, ein ehemaliges Waisenhaus, an der
Limmat: außen schlicht und geradlinig im Zwingli-Stil, wie
ein Großteil der Stadt. Betritt man jedoch die Eingangshalle,
findet man in Rottönen leuchtende Wände und Deckengewölbe mit Blumen-Ornamenten vor, die Blüemlihalle, die
1924 von Augusto Giacometti gestaltet wurde.
Einen ersten Überblick über die Altstadt verschaffen wir
uns an deren höchstem Punkt, am Lindenhof, wo tatsächlich immer noch große Lindenbäume stehen und Boule- und
Schach-Spieler Stunden verbringen. Wir blicken auf die
Altstadthäuser, das Grossmünster und das Rathaus, auf die
Limmat, die Brücken, die die zwei Teile der Altstadt verbinden, die Universität und die Eidgenössische Technische
Hochschule (ETH). Wir spazieren über die gepflasterten
Wege am Fluss entlang, z. B. durch die Schipfe, eines der
ältesten Viertel der Stadt, wo man einige kleine, individuelle
Geschäfte findet.
Auf der anderen Seite
Gegenüber liegt das autofreie Niederdorf, das Dörfli, mit
seinen kleinen Gassen, Plätzen, zahlreichen Restaurants
und Bars, das in der warmen Jahreszeit und seit der Liberalisierung des Sperrstundengesetzes zur Jahrtausendwende
– vorher war um Mitternacht Schluss – besonders quirlig ist.
Neben den allseits bekannten Läden haben sich auch einige
Galerien und Geschäfte abseits vom Mainstream angesiedelt, hier lohnt sich – wie bereits erwähnt – immer wieder
ein Blick „dahinter“.
Das Wahrzeichen der 400.000 Einwohnerstadt ist das
Grossmünster, im 16. Jahrhundert Ausgangspunkt der Reformation unter Zwingli und Bullinger. Abgesehen vom
religiösen Hintergrund besticht das Gotteshaus mit den
Zwillingstürmen auch durch moderne künstlerische Ambitionen: So wurden etwa die Glasfenster von Sigmar Polke und
Augusto Giacometti gestaltet. Wer sich außerdem die 187
Stufen auf den Karlsturm hinaufmüht, wird mit einer schönen Aussicht belohnt.
Weiter in Richtung Zürichsee – zwischen Bellevue, dem
einst ersten Hotel direkt am See, und Opernhaus – befindet
sich der Sechseläutenplatz („6-Uhr-Läuten“), ein ziemlich
großer, mit Quarzit gepflasterter Festplatz mit Bänken, Bäumen und Wasserelementen, der während des Jahres immer
wieder, z. B. vom Nationalzirkus, bespielt wird. Bekanntestes
Fest ist das „Sechseläuten“ im Frühling. Dabei wird jedes
9
Etappe: Zürich – St. Gallen
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Jahr der „Böögg“, eine Schneemannpuppe, auf einem Scheiterhaufen verbrannt, um den Winter zu verabschieden. Je
schneller er den Kopf verliert, umso schöner wird der Sommer, heißt es. Es ist auch die Gelegenheit für die 25 Zürcher
Zünfte, in Kostümen und Trachten, mit Pferden und Wagen
sowie Musikkompanien durch die Stadt zu ziehen. Interessant ist auch, dass das gesamte Gelände erst vor etwa 120
Jahren aufgeschüttet wurde, um Platz zu schaffen. Vorher
befand sich hier noch ein Teil des Sees.
Vom SchweinEmarkt
zum Bankenzentrum
Überquert man wieder die Brücke, gelangt man zur Bahnhofstraße, „der“ Einkaufstraße der Stadt und vor 150 Jahren
noch Stadtbefestigungsgraben. Sie führt auf 1,4 Kilometern
Länge bis zum Hauptbahnhof, vorbei am Paradeplatz, und
wird von zahlreichen Geschäften, Warenhäusern und Traditionshotels gesäumt, wobei sich die billigeren Shops in
Bahnhofsnähe befinden. Der Paradeplatz darf wirklich als
Geldumschlagplatz der Schweiz bezeichnet werden; im 17.
Jahrhundert noch „Säumärt“, also Schweinemarkt, haben
heute hier die Großbanken ihren Sitz. Außerdem gibt es auch
noch eine große Filiale der berühmten Confiserie Sprüngli.
Kleine Seitengassen wie der Rennweg oder die Augustinergasse mit ihren bunt bemalten Erkern und Fensterläden,
Plätze mit den ehrwürdigen Zunfthäusern, die zumeist auch
Restaurants der gehobenen Kategorie beherbergen, bringen
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uns wieder hinein in die beschaulichere Altstadt und auch
zum Fraumünster, einem weiteren Wahrzeichen und ehemaligen Machtzentrum (der Frauen!). Auch hier sind die färbigen Fenster besonderer Schmuck, gestaltet wurden sie z. T.
von Giacometti und Marc Chagall.
Die coole Gegend
Ein neues, ziemlich cooles Stadtgebiet hat sich in den vergangenen 15 Jahren mit „Zürich-West“ (Kreis/Bezirk 5)
entwickelt. Auf einem ehemaligen Industriegebiet um den
Escher-Wyss-Platz, wo früher u. a. Schiffe gebaut wurden,
spielt es sich richtig ab, besonders am Abend, wenn sämtliche Bars und Clubs, Kinos und die Kulturstätte Schiffbau
bevölkert werden. Eine Markthalle im Eisenbahnviadukt und
viele alternative und Second Hand-Geschäfte gibt es hier; so
auch den Freitag-Flaghsip-Store in einem 26 Meter hohen
Gebäude aus Schiffscontainern. Die Gebrüder Freitag produzieren die auch hierzulande sehr beliebten Taschen und Accessoires aus gebrauchten Lkw-Planen, Fahrradschläuchen
und Autogurten. 1.600 Taschen auf vier Ebenen machen die
Wahl zur Qual.
Der Prime Tower ist mit 126 Metern das höchste (Büro-)Gebäude der Schweiz. Ganz oben locken Bistro und Restaurant
sowie eine Aussicht auf Stadt, See und Berge. Beliebter Treffpunkt ist auch „Frau Gerolds Garten“, ein temporäres „Urban Gardening“-Projekt mit Biergarten und tatsächlichem
Garten, Kunst und Veranstaltungen und einer sonnigen
Etappe: Ort 1 – Ort 2 – ort 3
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Terrasse. Auch das ehemalige Rotlicht- und Arbeiterviertel
(Kreis 4), die Langstrasse, mausert sich immer mehr zum
vielfältigen und bunten Viertel. Multikulturelle Geschäfte
und Lokale, Bars und Clubs, Designer-Geschäfte etc. zeigen
Zürich von der alternativen Seite. Und wie uns gesagt wird:
„Nicht alle Schweizer sind reich! Bei Not wirst du kreativ“.
Fotos: Switzerland Tourism / Christof Sonderegger /
Samuel Mizrashi / Marcus Gyger / swiss-image.ch
Nah am Wasser gebaut
Zürich ohne Schifffahrt wäre nur der halbe Spaß. Wir
schwanken zwischen behäbigem Schaufelraddampfer, Themenfahrten wie Single Boat, Krimi-Abend oder Musikfahrt,
bevor wir uns für das Fondue-Schiff entscheiden. Es muss ja
nicht immer G‘schnetzeltes sein. Pappsatt, selbst der obligatorische Verdauungs-Kirsch hat nur wenig geholfen, lassen
wir der Vernunft den Vortritt und entscheiden uns für ein
wenig Bewegung. An der Seepromenade und am Bürkliplatz
trifft sich halb Zürich zum Promenieren, zum Skaten oder
Baden. Straßenkünstler und Musiker unterhalten ihr Publikum, auf der Wiese werden Würste „grilliert“.
Der Limmatquai führt durch die Altstadt entlang des
Flusses, der vom See abfließt, und lädt zum Flanieren ein.
Und „im Sommer ist ganz Züri eine Badi“, erzählt Stefan
von Zürich Tourismus. „Wenn es warm ist, spielt sich in der
Stadt alles draußen ab“, sagt er. Gebadet wird von Mitte Mai
bis Ende September in den 18 See- und Flussbädern („Badi“).
Viel besucht ist das Frauenbad Stadthausquai direkt in der
Limmat. Während untertags nur weibliche Gäste hineindür-
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HIgHlights
15 Kloster Einsiedeln: Pferdezucht, Weinkellerei und Stiftsbibliothek
16 Grossmünster Zürich: Wahrzeichen der heimlichen Hauptstadt
Einsiedeln
40 km
Zürich
48 km
Rheinfall
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Etappe: Ort 1 – Ort 2 – ort 3
Teures Pflaster
Zürich ist teuer, unbestritten. „Ausgehen ist verhältnismäßig
teuer. Aber es gibt auch viele Bars und Lokale, die leistbar
sind, selbst entlang des Sees.“ Ein Platz, den viele Zürcher zu
Mittag oder am Wochenende mit der ganzen Familie aufsuchen, um sich eine Bratwurst zu genehmigen, was oft ziemlich lange Schlangen verursacht, ist der Sternengrill (Niederdorf), wie Ursula verrät. „Nicht alle können sich Fein-Essen
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leisten.“ Bemerkenswert ist auch die „Ässbar“, ein Café im
Niederdorf, das Bäckereiwaren vom Vortag um den halben
Preis anbietet – gegen den Wegschmeiß-Trend. „Da gehen
nicht nur Studenten hin“, sagt die Insiderin. Vermeiden kann
man auch den Kauf von teurem Mineralwasser: „Jeder spricht
von den Banken in Zürich – es gibt tatsächlich 360, aber auch
über 1.200 Brunnen, die alle Trinkwasser spenden“, meint
Ursula. Große Brunnen haben oft auch ein kleines Becken
am Boden für Hunde. Das Wasser kommt zu 70 Prozent aus
dem See, 30 Prozent von Grundwasser und ist gratis.
Und apropos gratis: Kostenlos sind in Zürich auch Fahrräder auszuleihen. Einzig ein Depot von 20 Franken und eine
Kopie des Ausweises sind notwendig.
Unser Tipp
Markttag nützen
Jeden Tag findet ein Markt statt, immer an einem anderen Ort, auch
hier kann man günstig in Zürich einkaufen. Einen Geheimtipp gibt es
auch für Schokolade: Zwar ist Sprüngli mit exklusiver Schoggi Platzhirsch, aber auch die Eigenproduktion vom Supermarktriesen Migros,
Chocolat Frey, kann sich sehen lassen und ist günstig zu erstehen.
Fotos: Switzerland Tourism / Rubiano Soto / Markus Buehler-Rasom / Jan Geerk
fen, wird es am Abend für alle geöffnet, zudem verwandelt
sich die Badeanstalt in einen Club mit Musik. Ganz den
Männern vorbehalten, jedoch ebenso am Abend für alle offen, ist das Flussbad Schanzengraben mit gemütlicher Lage
zwischen den alten Stadtmauern. Geplantscht wird auch
gerne im Flussbad Unterer Letten oder im Seebad Enge mit
Blick auf die Alpen. Und wer sich gerne messen möchte: Jeden Sommer findet das Limmatschwimmen statt.
Wo die Zürcher noch gerne sind, ist der Uetliberg, der 871
Meter hohe Hausberg der Stadt, ob zum Spazieren, Radfahren oder zur Begehung des Planetenwegs. Von oben hat
man freie Sicht auf die Stadt, den See und auch ein klein
wenig auf die Alpen „Hinauf geht es z. B. mit der Uetlibergbahn, dann geht man den Rundweg, am Krater entlang,
und fährt von Adliswil mit der Felseneggbahn hinunter und
mit dem Schiff zurück in die Stadt“, so ein Routenvorschlag.
Im Winter werden die Wanderwege zu „Schlittelwege“ umfunktioniert.
Etappe: Zürich – St. Gallen
mit ecken und kanten
Der Tradition verpflichtet
Eine interessante Geschichte hat das 5-Sterne Hotel Widder
am Rennweg, dessen Planung und Umbau ganze zehn Jahre und viel Geld verschlang. Insgesamt hat die nicht unumstrittene Architektin Tilla Theus neun Altstadthäuser unter
Verwendung von kostspieligen Materialien, Glas und Stahl,
sowie der Erhaltung ursprünglicher Mauern, Erker, Balken
und Fresken miteinander zu einem baulichen Glanzstück
verbunden. Das Hotel- Restaurant AuGust besinnt sich
ganz auf die Tradition der Metzger-Zunft (mit dem Zeichen
Widder). Dementsprechend werden v. a. Fleischspeisen
und Würste auf hohem Niveau serviert. „Back to the roots“,
nennt das Marketing Manager Rene Bruggraber, der aus der
Steiermark stammt und seine junge Hotelkarriere im Hotel
Sacher in Wien begann. Das Restaurant soll „jedermann“
anlocken, wie es schon seit Jahren die Widder Bar tut. Ihr
USP sind die 150 verschiedenen Single Malt Whiskeys.
Ganz der Zunft (ehemals Leinenweber und Hutmacher) verpflichtet ist das Zunfthaus zur Waag am Münsterhof aus dem
14. Jahrhundert. Während sich im 1. Stock Restaurant und
Bankettsaal befinden, ist im zweiten Stock nach wie vor monatlicher Treffpunkt der Zunft bzw. einer Runde Geschäftsmänner, die auch im Besitz des Hauses sind. Frauen sind
heute wie damals nicht erlaubt. Im Restaurant jedenfalls, in
dem gerne Promis speisen, wird – für alle Geschlechter – u.
a. bestes Zürcher G‘schnetzeltes mit Butterrösti serviert. Das
Haus führen seit 2004 Sepp und Sandra Wimmer. Der Hausherr kommt, wie sollte es anders sein, aus Österreich und ist
selbst im „Gasthaus aufgewachsen“, wie er erzählt. Bereits
mit 21 Jahren führte er das erste Hotel in der Ostschweiz
(Toggenburg), später folgten Stationen in Buochs, Küsnacht
und Zürich. Einst fand seine Hochzeit in dem Haus statt,
heute ist er der Wirt und führt das Unternehmen fast wie
einen Familienbetrieb. „Man muss Emotionen wachrufen
und dem Haus ein Gesicht geben“, lautet Wimmers Motto.
Nicht zuletzt hat er auch eine Hausfrau angestellt, die für die
Rösti verantwortlich ist. 16.000 Portionen werden pro Jahr
im Zunfthaus zur Waag verspeist.
In der umgebung
Insel Ufenau: Klosterinsel im Zürichsee bei Rapperswil-Jona; Naturschutzgebiet mit mittelalterlichen Kirchen
Baden: [ 1 ] Die Kleinstadt an der Limmat wurde aufgrund von 18 Quellen mit heißem Thermalwasser zur Bäderstadt. Highlights: Altstadt,
Burgruine Stein (einst Sitz der Habsburger), das neu gestaltete Industrieviertel und Kulturfestivals. Das Kloster Wettingen ist besterhaltenes
Zisterzienserkloster der Schweiz.
Rapperswil: Der Ort gilt als „Riviera“ am oberen Zürichsee, wird auch
als Rosenstadt bezeichnet: In öffentlichen Gärten beim Kapuzinerkloster und auf der „Schanz“ blühen über 16.000 Rosenstöcke von über
600 Sorten.
Pfäffikon: Das Alpamare in Pfäffikon ist Europas größter gedeckter
Wasserpark mit 16 genialen Rutschen
Fotos: Switzerland Tourism / Heinz Schwab / Gian Marco Castelberg & Maurice Haas
Bubikon: besterhaltene Niederlassung des Johanniterordens in Europa mit Ursprüngen im 12. Jahrhundert.
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Winterthur: Das Oskar Reinhart Museum am Stadtpark
beherbergt etwa 600 Werke
schweizerischer, deutscher und
österreichischer Künstler.
Kloster Einsiedeln (Highlight Nr. 15): Kulturschätze mit Überraschungseffekt. Seit über 1000 Jahren ist der Ort Pilgerstätte, wobei das heutige
Kloster mit vier Innenhöfen in der Barockzeit errichtet wurde. In der Gnadenkapelle aus schwarzem Marmor steht die wunderschöne, ebenfalls
schwarze Madonna. Die Mönche betreiben neben mehreren Werkstätten
auch eine Kellerei für den klostereigenen Wein und Stallungen für die
Pferde aus eigener Zucht, die „Cavalli della Madonna“. Eine Führung (täglich außer Sonn- und Feiertage) gibt Einblick in den Alltag der Mönche, in
die nicht öffentlich zugängliche barocke Stiftsbibliothek und erklärt, warum die Madonna schwarz ist. Aber das sollten Sie selbst herausfinden!
Auf jeden Fall sehenswert
Kunsthaus: [ 2 ] Die bedeutendste Sammlung moderner Kunst in Zürich mit Werken von Alberto Giacometti, Picasso, Monet und Chagall,
Munch und Kokoschka, Rothko, Twombley, Beus und Baselitz.
Landesmuseum: größte kulturgeschichtliche Sammlung des Landes.
Das Gebäude ist etwa 100 Jahre alt und erinnert an ein Märchenschloss.
Museum Rietberg: Sammlung
außereuropäischer Kunst- und
Kultobjekte. 2007 wurde das
Gebäude um den „Smaragd“,
einen Pavillon aus grün-blauem
Glas, erweitert. Picknick-Körbe
im Sommer.
Art Space Guide: Ein Guide
zum Entdecken von Kunst-Offspaces und Galerien.
Opernhaus: Hochkultur für
Opern- und Ballett-Freunde
Cabaret Voltaire: In der
Spiegelgasse 1, etwa 100
Meter von Lenins Exilwohnung, nahm 1916 die DadaBewegung, die konventionelle
Kunstformen ablehnte, ihren
Anfang; Ausstellungen, Veranstaltungen, Bar, Bibliothek
und Shop mit Design- und
Kunstartikeln
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PortrÄt
Rolf Hiltl –
vom Wurzelbunker
zum In-Lokal
Man mag es kaum glauben, aber das
Land der Fleisch- und Wurstesser kann das
älteste vegetarische Restaurant für sich
verbuchen. Seit 1898 betreibt die Familie
Hiltl das gleichnamige Lokal, inzwischen
in vierter Generation.
es frei, sich so zu ernähren, wie sie wollen. Ebenso seien 80
Prozent der Besucher nur Teilzeit-Vegetarier, und viele Touristen, die ins Restaurant kämen, wüssten gar nicht, dass es
hier gar kein Fleisch gebe. „Es ist nicht angeschrieben.“ Hiltl
geht es um den „gesunden Genuss“, Vielfalt, Frische, Freundlichkeit, Leidenschaft und zukunftsweisende Innovationen,
wie er sagt; dazu gehören z. B. eigene Gewürzmischungen
aus 50 verschiedenen Gewürzen, jeden Tag frische, neue Gerichte, ein Tatar, das kaum als Gemüse erkennbar ist, Burger,
Geschnetzeltes, Würste aus Tofu, Seitan, Soja, Gemüse u.ä.
R
olf & Marielle, die das Haus 1998 übernommen
haben, haben mit À la carte-Restaurant, Take
away, Buffet und Catering an mehreren Standorten, Kochschule und Kochbüchern, Bar und Club sowie der
ersten vegetarischen Metzgerei inzwischen ein richtiges Imperium aufgebaut.
Wollen sie Zürich bekehren? „Ich will nicht missionarisch
unterwegs sein. Ich selbst bin Teilzeitvegetarier, d.h. ich esse
manchmal Fleisch und Fisch.“ Auch seinen Kindern stehe
14
Dass das so kommen würde, hätte wohl auch Urgroßvater
Ambrosius nicht geahnt, als er im Alter von 20 Jahren aus
Bayern nach Zürich kam und sich aufgrund von Rheumaproblemen zu einer vegetarischen Kost überreden ließ. Er ging
ins bestehende „Vegetarierheim und Abstinenz Café“ essen,
später übernahm er es auch. „Zur damaligen Zeit wurden
Lokal und Gäste als Wurzelbunker und Grasfresser bezeichnet. Am Besten, man nahm den Hintereingang“, erzählt Rolf
Hiltl. Einfluss auf die Küche hatte auch Großmutter Margrith, die einige Monate in Indien verbrachte, und dessen
Küche und Gewürze in Zürich einführte. 1973 gab es im Hiltl
außerdem das erste Salatbüffet der Stadt. Der Vegan-Trend
wird heute auch bei Hiltl teilweise umgesetzt, so werden Rezepturen zum Teil erneuert – sofern der Genuss bleibt.
„Schweiz ist ein Fleischland. Wir waren über Jahrzehnte
die Einzigen. Jetzt schießen die vegetarischen Lokale wie
Pilze aus dem Boden. Aber es kann nicht genug geben – so
werden weniger Tiere getötet. Wir müssen nur dran bleiben
und mit Innovationen zeigen, dass wir zukunftsorientiert
sind“, so Hiltl. www.hiltl.ch
Fotos: Hiltl, Adrian Bretscher
Der Prophet im Fleischland
Etappe: Zürich – St. Gallen
18
Fotos: Switzerland Tourism / Christof Sonderegger, Schaffhauserland Tourismus (2)
17
18
RHEINFALL
Vibrierende Wassermassen
STEIN AM RHEIN
idylle mit Ausblick
Was sind schon die Niagara Fälle? In der Nähe von Schaffhausen zeigt der Rhein, was er so kann – in der Form des
größten Wasserfalls Europas. Gewaltige Wassermassen
– man sagt, 600.000 Liter pro Sekunde – stürzen auf einer
Breite von 150 Metern 23 Meter in die Tiefe. Das macht ganz
schön viel Lärm, und für die Feuchtigkeit der Haut ist gesorgt. Mittendrin trotzt ein Felsen den Wassermassen. Auf
den Plattformen über dem Rhein drängeln sich die Menschen, um möglichst nahe an das tosende Naturspektakel zu
gelangen. Ganz Mutige, also wir, wagen sich per Boot an den
Monolith im Wasserbecken und klettern sogar hinauf – ohne
reinzufallen. Auch eine Kanu-Fahrt wäre verlockend, aber
wir belassen es lieber dabei (also doch nicht so mutig). Mit
dem Schiff geht es übrigens auch zu den Schlössern Wörth
und Laufen. Letzteres bietet eine interaktive Ausstellung
zum Rheinfall („Historama“), einen Erlebnisweg mit einer
Doppelaufzugsanlage und gewährt einen hindernisfreien
Zugang zum Wasserfall.
Wo der Bodensee wieder zum Rhein wird, am Untersee, da
liegt Stein. Stein am Rhein, um genau zu sein. Eine kleine,
charmante Stadt mit bemalten Fassaden und Fachwerkhäusern, einer toll erhaltenen mittelalterlichen Klosteranlage,
St. Georgen, und einer Burg, die, ca. 1200 erbaut, auf einem
Hügel über dem Ort thront und in der Burgstube sowie im
Rittersaal Speis und Trank mit traumhafter Aussicht auf den
Rhein als Dessert bietet. Hinauf kann man übrigens auch
mit einem Elektro-Tretroller, dem Trottinett, fahren. Apropos
Trank: Mit einem Boot auf dem Rhein fahren wir nach Schaffhausen, wo eine kurze Stadtbesichtigung eingelegt wird, und
wieder zurück. So viel Aktivität macht hungrig. Da kommt
uns der Besuch bei einem Winzer auf etwa halber Strecke
gerade recht. Das Museum Lindwurm haben wir in weiser
Voraussicht vor dem Ausflug eingeplant. Schließlich wirkt
das Haus samt seiner Einrichtung einer gutbürgerlichen Familie um 1850 so, als würde alles in jedem Moment lebendig
werden. Da will man nicht negativ auffallen.
HIgHlights (siehe Karte Seite 11)
17 Rheinfall: 600.000 Liter Wasser pro Sekunde stürzen in die Tiefe
18 Städtchen Stein am Rhein: mittelalterliche Fassaden am Untersee
Rheinfall
23 km
Stein am Rhein
63 km
St. Gallen
15
Etappe: St. Gallen – Maienfeld
Kontraste in
St. Gallen-Bodensee
Ganz nah an Österreich, aber auch an Deutschland und Liechtenstein, liegt die Ferienregion
St. Gallen-Bodensee, unsere nächste Etappe auf der Grand Tour. Gespannt sind wir auf den
UNESCO-Stiftsbezirk mit seiner berühmten Bibliothek und die schöne Altstadt in St. Gallen.
Was kann die Schweizer Seite des Bodensees? Oder die grünen Hügel des Appenzellerlandes?
V
oller Vorfreude peilen wir von Norden kommend
St. Gallen an. Zuerst geht es aber durch den Kanton
Thurgau, der im Volksmund aufgrund seiner großen Bestände an Obstbäumen „Mostindien“ genannt wird. Ob
wir den Bodensee damit auch Mostsee nennen dürfen, bleibt
unbeantwortet. Oberhalb von St. Gallen locken die Naturbäder
„Drei Weieren“ mit jugend(stil)lichem Charme, doch wir widerstehen – heute ist Sightseeing angesagt. Die Altstadt von
St. Gallen strahlt eine noble Großzügigkeit aus. In den gediegenen Gassen fügen sich die stattlichen Wohnhäuser der St.
Galler Textilbarone zu einem perfekten Ensemble zusammen.
Ein steifer Nacken ist nach einem Stadtrundgang vorprogrammiert, denn unweigerlich wandert der Blick hinauf zu den
phantasievoll geschnitzten Erkern, mit denen die Bürgerhäuser
verziert sind. Im Mittelalter und in der Renaissance dienten sie
dazu, mehr Licht in die Häuser zu bringen. Mit den Vorbauten
wollten die Reichen und Schönen zeigen, wie gut sie die Welt
kannten. Weltoffen sind die St. Galler heute noch – das beweist
auch der interessante Mix, mit dem sowohl die Kulturszene als
auch das kulinarische Angebot der jungen Universitätsstadt
aufwarten kann.
.
Stiftsbezirk St. Gallen:
UNESCO-Welterbe
Wo ein irischer Wandermönch – der namensgebende Gallus
– im Jahr 612 seine bescheidene Eremitage errichtete, ent-
16
stand im Jahr 719 ein Benediktinerkloster, das so erfolgreich
war, dass sich im 8. und 9. Jahrhundert rundherum die Stadt
St. Gallen bildete. Die Glocken in den beiden Türmen der
Kathedrale aus dem Spätbarock sind für ihren besonders sonoren Klang bekannt.
Sowohl beim Bau als auch bei der prunkvollen Innenausstattung der Kathedrale hatten Vorarlberger Meister ihre
Hände im Spiel. Seit 1983 gehört der gesamte klösterliche
Komplex, der so genannte Stiftsbezirk, zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Herzstück der großzügigen Anlage ist die berühmte Stiftsbücherei, die mit ihren 2.000 mittelalterlichen Originalhandschriften und 170.000 Druckwerken, von denen 400 älter als
1.000 Jahre sind, zu den bedeutendsten Klosterbibliotheken
der Welt zählt. Mit Filzpantoffeln an den Füßen und einem
Schuss Ehrfurcht betreten wir die „Heilstätte der Seele“, wie
die Stiftsbibliothek mit einer griechischen Inschrift über
dem Portal bezeichnet ist.
Es riecht wohltuend nach Büchern und altem Holz. Der
Parkettboden knistert. Wie die Kathedrale wurde die Bibliothek Mitte des 18. Jahrhunderts erbaut. Für ihre Ausstattung
brauchten die klösterlichen Kunsthandwerker neun Jahre
und 30 verschiedene Holzarten. In dem prächtig dekorierten
Saal steht auf zwei Etagen Buch an Buch in hölzernen Regalen geordnet. Ausgewählte Handschriften und Drucke
werden den Besuchern in wechselnden Jahresausstellungen
präsentiert.
19
Die Lokremise:
Verlockender Kulturgenuss
Fotos: Switzerland Tourism / Stephan Engler / Heinz Schwab, Thurgau Bodensee / Alex Buschor
Zeitgenössische Kultur und Stadtgeschichte treffen in der
Lokremise im Herzen von St. Gallen aufeinander. Das größte noch erhaltene Lokomotiv-Ringdepot der Schweiz wurde
in der Hochblüte der Ostschweizer Textilindustrie zwischen
1903 und 1911 erbaut und wird seit 2010 als Kulturzentrum
genutzt, das unter anderem eine Dependance des Kunstmuseums von St. Gallen beherbergt.
19
20
Unser Tipp
Radwandern am Bodensee
Zu lange Auto fahren ist ungesund! Steigen
Sie zwischenzeitlich auf zwei Räder um und
folgen Sie dem Bodensee-Radweg. So lässt
sich theoretisch der ganze See umrunden,
während Radler-freundliche Hotels mit dem
Gepäcktransport helfen. Der Radweg führt
direkt am Forum Würth in Rorschach vorbei,
wo eine tolle Ausstellung und ein Skulpturengarten kostenlos für künstlerische Inspiration
sorgen. www.bodensee-radweg.com
HIgHlights
19 Stiftsbezirk St. Gallen: barocker Prunk in der Stiftsbibliothek
20 Fassadenmalerei Appenzell: Generationen alte Wappen,
Zunftzeichen und Geschichtsdarstellungen
St. Gallen
18 km
Appenzell
60 km
Maienfeld
17
Etappe: Ort 1 – Ort 2 – ort 3
Etappe: St. Gallen – Maienfeld
Appenzell
Ein Bild von einem Dorf
Zeit für einen Abstecher zu den Appenzellern, vor denen
sich die Tiroler einst so fürchteten, dass es angeblich zu
Stoßgebeten kam wie: „Gott behüte uns vor der Pest und den
Appenzellern“ [ 1 ]. Doch weder im Dorf Appenzell, noch in
dessen grüner Umgebung finden wir etwas zum Fürchten.
Ganz im Gegenteil: In der autofreien Hauptgasse von Appenzell [ 2 ], die von Giebelhäusern mit prächtigen Fassadenmalereien und Zunftzeichen gesäumt ist, wähnt man sich
in einem – fast kitschigen – Bilderbuch. Obwohl die Kunstwerke, die Wappen oder ganze Geschichtsszenen darstellen,
schon einige Generationen überdauert haben, wirken sie allesamt, als ob sie erst gestern gemalt worden wären. Viele der
Häuser sind mit geschmiedeten Zunftzeichen bestückt, die
an die goldenen Zeiten des Handwerks erinnern.
Spaß macht es, sich durch das Dorf durchzukosten:
Das „quöllfrische“ Bier der Brauerei Locher, der heilsame
Alpenbitter Kräuterlikör oder der würzige Käse gehören
einfach dazu.
Sagenhaft ist die liebliche Landschaft im Appenzellerland,
darum führen gar so viele Bergbahnen in luftige Höhen –
auf den Hohen Kasten mit seinem Drehrestaurant etwa oder
auf den Kronberg mit seiner abenteuerlichen Rodelbahn.
Auf der Ebenalp ist das Berggasthaus Aescher schon alleine
wegen seiner spektakulären Lage mitten in den zerklüfteten
Felswänden des Alpstein-Gebirges einen Besuch wert.
Säntis: Sagenhafte
Sonnenuntergänge
Unser Tipp
Würstel ohne Senf
Die St.Galler Bratwurst wurde schon 1438 erfunden, kommt aber dennoch stets tagesfrisch auf den Tisch. Ihr zart-weißes Innenleben besteht
aus Kalbfleisch, Schweinespeck und Milch. Wer sie wie ein Einheimischer genießen möchte, siedet sie im Wasser und lässt den Senf weg.
18
Fotos: Appenzellerland Tourismus AI / Christof Sonderegger (2) / Christian Perret
Wahrzeichen der Bodenseeregion ist der 2.502 m hohe Säntis. Beliebt ist der höchste Gipfel im Alpsteingebiet [ 3 ] vor
allem als Paradies für Wander- und Bergtouren, aber auch
wegen der eindrucksvollen Blickachsen nach Deutschland,
Österreich, Liechtenstein, Italien und Frankreich. Zu den Panoramarestaurants auf dem Gipfel und damit auch zu den
sagenhaften Sonnenuntergängen gelangt man bequem mit
der Schwebebahn.
Schweizereien
Textilmuseum St. Gallen
stoff zum träumen
Michelle Obama, Sunnyi Melles und Mrs. Clooney können
nicht irren: Der Stoff, aus dem die Träume sind, kommt allzu
oft aus der Ostschweiz. St. Gallen – einst eines der weltweit
wichtigsten Herstellungsgebiete von Stickereien – punktet bis heute mit Spitze, die auf den Laufstegen von Paris
größten Anklang findet. Mehr dazu gibt es im 1886 eröffneten Textilmuseum im Palazzo Rosso in der Altstadt von
St. Gallen zu erfahren. Nicht zuletzt dank zahlreicher Schenkungen von privaten Sammlern, kann das traditionelle Haus
in seinen thematisch aufbereiteten Ausstellungen exquisite
Stickereien und Spitzen sowie prachtvolle Stoffe und extravagante Stücke aus aller Welt zeigen. Antike Modelle sind
ebenso Teil der Sammlung wie neueste Entwicklungen auf
dem Gebiet „Intelligente Textilien“. Die Musterbücher, Entwürfe, Modefotografien und –zeichnungen der umfassenden
Textilbibliothek werden bis heute von den heimischen Produzenten hoch geschätzt und verwendet. Zu sehen gibt es
auch Kreationen des Schweizer Luxuslabels Akris, das seinen Hauptsitz in St. Gallen hat. Von Akris stammte übrigens
auch das Kleid, das Michelle Obama zum Amtsantritt ihres
Mannes trug – ein Traum aus Spitze von der Firma Forster
Rohner, natürlich aus St. Gallen.
Fotos: swiss-image.ch / Andy Mettler, Silvia Groß / Textilmuseum
Unser Tipp
Spitze schlafen im Einstein
Inmitten von St. Galler Spitze und anderen schönen Stoffen kann man
sich neuerdings sogar zur Ruhe betten. Zur Untermauerung der Rolle
der regionalen Textilindustrie haben manche Ostschweizer Hotels einige ihrer Zimmer zu Textilzimmern umgewandelt. Besonders stilvoll ist
das Vier-Sterne-Superior-Hotel Einstein in St. Gallen, das seit 30 Jahren
in der Hülle einer ehemaligen Textilfabrik aus dem Jahre 1830 steckt.
Albert war zwar nie da, wohl aber Isaak David Einstein, dem das Haus
einst gehörte. Wenn sie „spitzenmäßig“ schlafen wollen, verlangen Sie
bei der Buchung nach dem Textilland-Zimmer! www.einstein.ch
PORTRÄT
Silvia Groß
Aparte Stimme
des Textilmuseums
„Wir sind ein kleines Haus mit multifunktionalen Mitarbeitern“, umschreibt Silvia Groß ihr weites Aufgabengebiet in
der Kommunikation des Textilmuseums St. Gallen. Die Erfahrungen, die sie zuvor im Vitra Design Museum in Basel
und im Vorarlberg Museum in Bregenz gesammelt hat, bringt
Silvia Groß seit 2013 in das Traditionshaus ein. Die Schweizer Tradition erlebt die in Deutschland aufgewachsene Österreicherin sehr positiv: „Am meisten fasziniert mich, wie
Brauchtum hier noch gelebt wird und welchen Stellenwert
es in der Gesellschaft einnimmt. Gleichzeitig wird aber offen
diskutiert, inwieweit Traditionen behalten oder geändert werden müssen“. Der Begriff Tradition ist ihrer Meinung nach
wesentlich unbelasteter als in Deutschland oder Österreich,
da die Schweiz als neutrales Land mit viel weniger Altlasten
aus der Vergangenheit zu kämpfen hat. Mit Sammlungen
hat die Kunstvermittlerin und Museumspädagogin nicht nur
beruflich gerne zu tun: Neben Art Deco-Silber und VintageKleidung sammelt sie alte Krawatten. „Die lassen sich wunderbar weiterverarbeiten!“. Ihr Wohn- und Arbeitsort gefällt
ihr gut: „St. Gallen liegt wunderschön zwischen See und Bergen, es ist eine überschaubare Stadt, und durch die Universität doch sehr international.“ www.textilmuseum.ch
19
Ambros Wirth
Wirt und
Wein-Reisender
„Der Wirt(h) kommt gleich!“ hat in den altehrwürdigen Gaststuben zum Schlössli in der Altstadt von St. Gallen doppelte
Bedeutung. „Grüezi Ambros“ tönt es von allen Tischen, wenn
der Wirt, der mit Nachnamen Wirth heißt, vorbeigeht. Er begrüßt die Stammgäste, kümmert sich aber ebenso aufmerksam um alle anderen. „Wir nehmen gute saisonale Grundprodukte und veredeln sie dann auf regionale Weise“, fasst
Ambros das Schlössli-Küchen-Credo zusammen. 14 Gault
Millau-Punkte beweisen, dass es greift. Besonders stolz ist er
auf exotische Zutaten wie Blaue St. Galler Erdäpfel oder aromatisches Almwiesenheu. Die große Schwäche von Ambros
ist eigentlich eine Stärke: Die Liebe zum Wein lässt ihn die
ganze Welt bereisen, denn es liegt ihm daran, die Menschen
zu kennen, deren Weine er serviert. Das Resultat? Eine mehr
als 20 Seiten dicke Weinkarte, die sich wie ein Reisekatalog
liest. Persönlich ist der Wirt ein Fan der Ostschweizer Winzer, über die er natürlich besonders gerne erzählt.
www.schloessli-sg.ch
20
Schweizereien
Forum Würth in Rorschach
Konzern mit Liebe zur Kultur
Ein Kunsterlebnis erster Klasse wartet im Forum Würth in
Rorschach. Darum geht es direkt ans Ufer des Bodensees,
dessen Grün sich in der Fassade des Würth Hauses spiegelt.
Der moderne Bau beherbergt eine der Schweizer Konzernfilialen des deutschen Schraubengroßhandelsimperiums,
das jährlich mehr als 10 Milliarden Euro umsetzt und insgesamt 66.000 Menschen beschäftigt. Das Schöne: Gemäß der
sympathischen Firmenphilosophie gehen die Würth’schen
Firmenaktivitäten stets mit der Vermittlung von Kunst und
Kultur einher. Deshalb verwundert es nicht, dass uns gleich
beim Eingang ein meterlanger, glitzernder Alligator von Niki
de Saint Phalle empfängt. Auf mehr als 600 m² werden seit
April 2013 hochrangige Kunstausstellungen gezeigt. Die Kuratoren, die übrigens noch 14 andere Würth-Foren in Europa
bespielen dürfen, schöpfen aus dem Vollen, denn die Sammlung des Konzernchefs Prof. Dr. Reinhold Würth umfasst
mehr als 16.000 exklusive Werke. Bis Januar 2017 läuft die
Ausstellung „Waldeslust“ mit Werken von namhaften Künstlern wie Christo, Max Ernst oder Alfred Hrdlicka. Ebenso
wie die wechselnden kleinen Ausstellungen im Foyer ist die
Waldeslust-Schau von April bis September täglich von 10 bis
18 Uhr zugänglich. Der Eintritt ist frei.
www.wuerth-haus-rorschach.ch
Fotos: Ambros Wirth, Forum Würth Rorschach / Damian Imhof, Speicher / Thies Wachter
PORTRÄT
PortrÄt
Kristina Koosanny
’S Heidi aus Mauritius
Kristina stammt aus Mauritius. Kreol, aber auch Deutsch, Englisch und Französisch spricht
sie fließend. An Stelle von Dirndl und blonden Löckchen sind langes schwarzes Haar und
ein strahlendes Lächeln ihre Markenzeichnen. Kristina ist eine von acht Heidis im STC.
Fotos: Susanna Hagen, Swiss Travel Center
D
ennoch ist sie Heidi, ebenso wie ihre acht Kolleginnen im jungen Team des Switzerland
Travel Center (STC) in Zürich. Mit „Grüezi
und herzlich willkommen! Wie kann ich Ihnen behilflich
sein?“ begrüßt sie die Gäste in der Chat-Box, die erscheint,
sobald man die Informationsplattform www.myswitzerland.
com aufruft. Seit dem Jahr 2013 ist Heidi die virtuelle Gesprächspartnerin, die alle Fragen zum Ferienland Schweiz
in Windeseile, sehr persönlich und humorvoll beantwortet.
Wochentags steht das Service zwischen 8 und 18 Uhr und
samstags zwischen 10 und 16 Uhr zur Verfügung. Wenn eine
neue Chatfrage herein kommt, sieht Kristina das ebenso wie
ihre Kolleginnen sofort am Bildschirm. Wer zuerst klickt,
führt den Chat. Kommunikationsprobleme treten selten auf,
denn gemeinsam bringen es die Heidis auf sechs Sprachen,
in denen sie ihre Kunden beraten können, gerne auch telefonisch oder per Email.
Auf die Frage, wie sie die richtigen Antworten gar so
schnell parat hat, meint Kristina mit Stolz in der Stimme:
„Wir sind sehr gut ausgebildet und gehen oft auf Schulungs-
reise. Dadurch verfügen wir über ein Netzwerk in der ganzen
Schweiz, das uns nötigenfalls rasch weiter hilft“. Insgesamt
beantworten die Heidis jährlich rund 65.000 Chats. Die österreichischen Kunden interessiert neben den Panoramazügen und Wanderrouten vor allem, welche Bahnkarte sie
am besten für ihren Urlaub wählen sollen, wie die aktuellen
Straßenverhältnisse sind oder wo sich der schönste Campingplatz an ihrer Reiseroute befindet.
„wo ist der geissen-peter?“
Kristina ist in Solothurn aufgewachsen, lebt nun in Zürich
und hat eine Lehre beim STC absolviert, ehe sie ins Chat
Center wechselte. Den Sonntag nutzt Kristina zum Relaxen
oder sie macht sich auf, die Schweiz noch genauer zu erforschen. Alle paar Jahre leistet sie sich ein Ticket nach Mauritius, um Verwandte zu besuchen und den Indischen Ozean
zu genießen. „Gibt es auch lustige Fragen?“ – „Ja“, grinst
Kristina, „ich wurde schon gefragt, ob der Geissen-Peter gerade auf der Weide ist!“
21
Etappe: Ort 1 – Ort 2 – ort 3
21
Tektonikarena Sardona
UNESCO-Welterbe
Von St. Gallen fährt man nur eine gute Stunde ins Herz der
Schweizer Tektonikarena Sardona, die sich über 300 km² im
Grenzgebiet der Kantone St. Gallen, Glarus und Graubünden erstreckt. Die gelbe Linie, die sich entlang der Felswände
um den Piz Sardona zieht, markiert die so genannte Glarner
Hauptüberschiebung – ein geologisches Phänomen von Weltformat. Der tiefste Punkt befindet sich in Ennenda auf knapp
540 m, die höchste Erhebung ist der Ringelspitz mit 3.257 m.
22
21
23
24
25
Heididorf Maienfeld
Meine Welt sind die Berge!
HIgHlights
21 Schweizer Tektonikarena Sardona: geologisches Phänomen
22 Heididorf Maienfeld: Wirklichkeit gewordener Kinderroman
23 Bergdorf Guarda: Schellen-Urslis Heimatdorf
24 Schweizerischer Nationalpark: ältester Nationalpark der Alpen
25 Schlenker: Benediktinerinnen-Kloster St. Johann, Müstair:
UNESCO-Weltkulturerbe mit Bauelementen aus zwölf Jahrhunderten
26 Aussichtsberg Muottas Muragl: Bergerlebnis im Engadin
Unser Tipp
Hier grüßt das Murmeltier: Die possierlichen Nager sind bei einer Wanderung im Val Trupchun am besten zu beobachten. Die meisten Murmeltier-Kolonien leben im vorderen Talabschnitt und im Gebiet der Alp
Trupchun. www.nationalpark.ch
22
65 km
Maienfeld
Guarda
32 km
22 km
St. Johann
Tektonikarena Sardona
Nationalpark
73 km
St. Moritz
99 km
Guarda
20 km
Schlenker: Kloster
6 km
Muottas Muragl
Fotos: Switzerland Tourism / Roland Gerth / Marcus Gyger
Auf geht‘s in den Norden Graubündens, in die Heimat der
wohl berühmtesten Schweizerin: Heidi! Berge, Tannen, Wiesen – im Heididorf oberhalb von Maienfeld können Liebhaber
des Kinderromans von Johanna Spyri und Fans der AnimeVersion der japanischen TV-Serie der 1970er-Jahre alle Klischees auskosten. Heidihaus und Geißstall – nur die drei
Tannen fehlen – versetzen uns zurück in die Schweizer Bergwelt des 19. Jahrhunderts. Noch schnell eine Karte mit dem
Heididorf-Sonderstempel für zu Hause und dann ist Zeit für
eine Stärkung, schließlich sind wir in der Bündner Herrschaft,
der wichtigsten Weinregion des Kantons. Die Blauburgundertrauben ergeben einen ausgezeichneten Pinot Noir. Übrigens,
Weinberge und -keller werden hier plakativ „Torkel“ genannt.
26
Etappe: Maienfeld – St. Moritz
Etappe: Ort 1 – Ort 2 – ort 3
Guarda
Zwischen Himmel und Erde
Ein weiterer Schweizer Held, der Schellen-Ursli, lebte in der
Bilderbuch-Phantasie seines Erschaffers Alois Carigiet in Guarda. Gut gewählt, denn das kleine Bündner Bergdorf sonnt
sich auf einer Südterrasse auf 1.653 Metern. Lange braucht
man nicht, um sich das Dorf anzusehen, aber die typischen
Sgraffito-geschmückten Engadiner Häuser aus der ersten
Hälfte des 17. Jahrhunderts rechtfertigen den Abstecher ebenso wie die gepflegten Wanderwege, die zu Ausflügen in die
märchenhafte Landschaft des Unterengadins verführen. Dem
besagten Schellen-Ursli ist sogar ein eigener Wanderweg gewidmet, der sich gut für Familien eignet, da man ihn in Etappen aufteilen kann. Im Herbst 2015 erscheint der SchellenUrsli-Film, der in der Unterengadiner Bergwelt gedreht wurde.
23
Schweizerischer Nationalpark
Nichts als Natur
Der 1914 gegründete Schweizerische Nationalpark im Engadin ist der älteste der gesamten Alpenregion. Er erstreckt
sich über mehr als 170 km² und ist mit 80 km Wanderwegen
und Lehrpfaden ein ideales Ziel für Naturliebhaber. Die Natur wird seit einem Jahrhundert konsequent geschützt. So
ist die Jagd strikt verboten und die Wanderwege dürfen nie
verlassen werden. Dafür ist die Chance groß, Rothirsche,
Steinböcke und Gämsen zu sehen oder auch Murmeltiere,
Eidechsen, Schneehasen sowie alpine Vogelarten wie die seltenen Steinadler oder Bartgeier. Der zuvor gefährdete Baumbestand konnte sich durch die Naturschutzauflagen wieder
erholen und die Artenvielfalt ist heute beispielhaft. Nützliche
Informationen hält das Besucherzentrum in Zernez bereit.
Fotos: Switzerland Tourism / Stephan Schacher / Bernard van Dierendonck / Heinz Schwab
Schlenker nach Müstair
Ab ins Kloster
24
Ein kurzer Schlenker bringt uns in den äußersten Südosten der Schweiz, in das abgelegene Müstair. Das Benediktinerinnen-Kloster St. Johann – auf Rätoromanisch Claustra Son Jon genannt – beherbergt seltene Bauelemente
aus der Zeit von Karl dem Großen. Seine außerordentliche kunsthistorische Bedeutung unterstreicht die Ernennung zum UNESCO-Weltkulturerbe im Jahr 1983. Die
Anlage setzt sich aus verschiedenen Gebäudeteilen aus
zwölf Jahrhunderten zusammen. Der älteste Teil und die
Klosterkirche mit ihren wertvollen romanischen Fresken
wurden zirka um 775 erbaut. Einblicke in das Leben der
Benediktinerinnen gibt das Museum im mittelalterlichen
Turm. Für besonders ruhebedürftige Reisende stehen in der
Klosteranlage Gästezimmer zur Verfügung. Und spätestens,
wenn sich die schwere Graubündner Kost zu sehr auf die
Hüften geschlagen hat, denkt man daran, auch einmal eine
der vom Kloster organisierten Fastenwochen zu buchen.
23
25
Etappe: st.
Ortmoritz
1 – Ort– 2Lugano
– ort 3
Tessin
Dolce Vita am fusse der alpen
Die nächste Etappe bringt uns ins Tessin, das sich am südlichen Zipfel der Schweiz zwischen dunkelgrünen Seen
und Bergen festklammert. Schon von weitem sind die drei
Burgen der Tessiner Hauptstadt Bellinzona zu sehen, die
zum UNESCO-Welterbe zählen. Weiter geht es nach Lugano, in die größte Stadt der italienischen Schweiz, die den
Dreiklang zwischen mondäner Metropole, Finanzplatz und
liebenswerter Kleinstadt ebenso virtuos meistert, wie den
Spagat zwischen Schweizer Zuverlässigkeit und entspannter Italianità. Die warmen Sommer, die italienische Architektur und das mediterrane Flair scheinen eine Art Sogwirkung zu haben, denn nicht nur Reisende wie uns, sondern
auch die deutsch- und französisch-sprachigen Eidgenossen
zieht es immer schon in Sachen „Dolce Vita“ an die Ufer
des Luganersees. Überzeugend sind auch die Verlockungen
der Tessiner Küche und des süffigen lokalen Merlots. Beides
schmeckt am besten, wenn man nach einer Wanderung bei
einem der urigen Bergheurigen – einem so genannten „Grotto“ – einkehrt. Nach der Jause fühlt sich das Leben plötzlich
ganz leicht an. Oder macht das die Standseilbahn, die uns
auf den Monte Brè hebt, wo uns ein herrlicher Ausblick auf
Lugano, die Walliser und die Berner Alpen erwartet?
29
Unser Tipp
Für die Schönheit des Tessins steht das ehemalige Fischerdorf Morcote, wo neben schattigen Arkaden und Cafés mit Seeblick, vor allem die
Blütenpracht im Scherrer Park besticht. Am Weg nordwärts lohnt sich
ein Stopp am UNESCO Welterbe Monte San Giorgio, der für seine wilde
Landschaft und rare Fossilienfunde bekannt ist. Achtung, am Lago Maggiore lauert Gefahr: Es könnte sein, dass Sie von der Seepromenade in
Ascona so lange Fotos schießen, bis die Speicherkarte endgültig voll ist.
St. Moritz >>
32
27 >>
28
29
30
31
HIgHlights
27 Schlenker: Rhätische Bahn Albula/Bernina:
Bahnwunder zwischen Thusis und Tirano (siehe Seite 72)
28 Drei Burgen von Bellinzona: eines von elf UNESCO-Welterben
29 Seepromenade Ascona: Mediterrane Pracht am Fuße der Alpen
151 km
st. Moritz
62 km
Schlenker: Thusis
Schlenker: St. Moritz
44 km
Bernina-Strecke Puschlav
30 Monte Brè Lugano: mit der Standseilbahn zu prächtiger Aussicht
Bernina-Strecke Puschlav (siehe Seite 68)
31 Monte San Giorgio: wilde Landschaft und rare Fossilienfunde
Bellinzona
24
25 km
Ascona
Bellinzona
42 km
135 km
Lugano
31 km
Lugano
M. San giorgio
Fotos: Switzerland Tourism / Renato Bagattini, Ticino Turismo / Christof Sonderegger
28
Etappe: Bellinzona – Andermatt –Zermatt
Etappe: Ort 1 – Ort 2 – ort 3
Fotos: Switzerland Tourism / Andre Meier / Christof Sonderegger,
Ticino Turismo / Christof Sonderegger / Remy Steinegger
32
32
Alte Gotthard-PassstraSSe
Tremola: Zum Zittern
Vier-Quellen-Weg
Mehr als nur Rhein & Reuss
Vom Valle Leventina aus peilen wir nun Andermatt im Kanton Uri an, bevor es ins Wallis weitergeht. Viel gemächlicher
als durch die Tunnel der Neuen Gotthard-Passstrasse ist
die Fahrt über das historische Kurvenwunder: die Tremola,
das längste Baudenkmal der Schweiz. Der Name kommt
nicht von ungefähr vom italienischen Verb „tremolare“, zu
Deutsch: zittern. Über enge Spitzkehren und einen Teppich
aus Kopfsteinen schlängelt sie sich von Airolo über den 2.106
Meter hohen Gotthardpass bis nach Andermatt. Bei der 37.
Kurve hören wir auf zu zählen...
Obwohl die steile Serpentinenstraße nach dem Zweiten Weltkrieg das Prädikat „unzeitgemäß“ erhielt, sodass
schließlich zwischen 1967 und 1977 die neue Passstraße
gebaut wurde, ist und bleibt die Tremola der Favorit für Genussfahrer. So lange Schnee liegt – und das kann durchaus
bis Pfingsten sein – ist sie allerdings gesperrt.
Im Gotthardmassiv entspringen die Flüsse Rhein, Reuss,
Ticino und Rhône. Eine spannende Tour für gut trainierte
Wanderer führt zu ihren Quellen. Der fast 85 km lange hochalpine Rundweg ist zwischen Mitte Juni und Anfang Oktober
begehbar und verläuft zwischen dem Oberalppass und dem
Furkapass. Für Übernachtungsmöglichkeiten ist gesorgt.
Wenn die Zeit für eine Fünftageswanderung fehlt, empfehlen sich die Tagesetappen, deren Start- und Endpunkte mit
öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sind. Belohnt wird
die Plage mit Almwiesen, Gebirgsseen und Hochmooren
und so mancher zufälligen Begegnung mit Murmeltier,
Gämse & Co.
www.vier-quellen-weg.ch
Unser Tipp
Wie geht Käse?
HIgHlight (siehe Karte Seite 24)
32 Alte Gotthard-Passstrasse Tremola:
das längste Baudenkmal der Schweiz
Bellinzona
81 km
St. Gotthard-Pass (Tremola) / Andermatt
Andermatt (über furkapass)
106 km
Zermatt
Ehe Sie sich in die Kurven legen, lohnt
sich ein längerer Blick in die Schaukäserei in Airolo. Jeden Vormittag werden dort
– gerne auch vor Publikum – rund 8.000
Liter Milch zu edlen Käsesorten verarbeitet. Der aromatischste davon heißt in
Anlehnung an die berühmte Passstraße
„Tremolo“. www.cdga.ch
25
Etappe: Ort 1 – Ort 2 – ort 3
Etappe: BelliNzona – Andermatt – zermatt
Furkapass: Höchster Punkt
der Grand Tour
Nach der harschen Felsenlandschaft am Gotthard tut das
saftige Grün des Urserentals gut. Kurz hinter Realp geht es
wieder los mit den Spitzkehren, die der Fahrerin erneut volle
Konzentration abverlangen. Mit dem Furkapass [ 1 ] auf 2.429
Metern erreichen wir den höchsten Punkt der Grand Tour.
Von dort geht es hinunter in den Kanton Wallis durch die Parade-Bergdörfer der Region Goms und vorbei am mächtigen
Aletschgletscher, dem Mittelpunkt des UNESCO-Welterbes
Schweizer Alpen/Jungfrau-Aletsch. Ein eisiges Erlebnis wartet im – übrigens seit 1951 autofreien – Feriendorf Saas-Fee.
Die Eisgrotte Mittelallalin im Bauch des Feegletschers auf
3.500 Metern ist mit einer alpinen U-Bahn erreichbar.
34
33
34
Eilig geht es durchs wilde Mattertal, denn wir wollen das
Gipfelglühen am „Horu“, wie die Oberwalliser das Matterhorn nennen, keinesfalls versäumen. Um ins autofreie Zermatt zu gelangen, lassen wir unseren fahrbaren Untersatz
im Parkhaus von Täsch zurück und steigen in die Bahn, die
uns zwölf Minuten später im mondänen Geburtsort des Alpentourismus wieder ausspuckt. Im letzten Sonnenlicht
zeichnet sich der pyramidenförmige Gipfel mit der charakteristischen Schlagseite gestochen scharf vom Himmel ab.
Das Klischee sitzt. Zermatt selbst ist ein Muster an Nachhaltigkeit: wer nicht gehen will, fährt mit dem Fahrrad, ElektroTaxi, E-Bus oder einer Pferdekutsche. Am 14. Juli 2015 jährt
sich die Erstbesteigung des 4.478 Meter hohen Gipfels durch
den Briten Edward Whymper und seine Seilschaft das 150.
Mal. Grund genug, ordentlich mit den Schweizern zu feiern!
Die Zermatter haben sich dazu eine lange Liste von Festen
und Festivals einfallen lassen. Eines der Highlights ist „The
Matterhorn Story“, ein Theaterstück über die dramatische
Erstbesteigung, das zwischen 9. Juli und 29. August hoch
droben am Gornergrat über die Freilichtbühne geht.
www.zermatt.ch
Unser Tipp
Saas-Fee: Jodeln am Gletscher
HIgHlights
34 Matterhorn: seine Erstbesteigung jährt sich heuer zum 150. Mal
33 Schlenker: Schweizer Alpen / Jungfrau-Aletsch:
klassische Alpenschönheiten
Zermatt
26
56 km
Fiesch (Tagesausflug zu Jungfrau-Aletsch)
Schweizer Jodelkunst ist etwas, was man einfach mit eigenen Ohren gehört haben muss.
Das denken sich offenbar viele Schweiz-Fans,
denn in Saas-Fee jodeln jährlich nicht weniger als 2.500 Stimmüberschlagswunder rund
30.000 hörwillige Besucher an. Das Motto
beim 28. Westschweizer Jodelfest von 3.–5.
Juli 2015 lautet „Jützu dum Gletscher naa“.
www.jodlerfest-saas-fee.ch
Fotos: Switzerland Tourism / Robert Boesch, Valais/Wallis Promotion – Christian Perret (2)
Matterhorn und Zermatt
Wiege des alpintourismus
Fotos: Ferienregion Andermatt, Valais/Wallis Promotion – Silvano Zeiter
PORTRÄTs
Bänz Simmen
Strahlendes
Andermatter Original
Déborah Métrailler
…die mit
den Kühen joggt
Bänz Simmen ist ein Andermatter, wie er im Buche steht.
In der Region aufgewachsen, gründete der bekennende
Nicht-Schifahrer 1987 eine der ersten Snowboardschulen der
Schweiz. Die große Weltoffenheit, die er den Andermattern
aufgrund der Nähe zum bedeutenden Alpenübergang am
Gotthard nachsagt, lebte er Anfang der 90er-Jahre selbst aus,
indem er mit dem Fahrrad von seiner Heimat bis nach Neuseeland strampelte.
„Die Reise war in vieler Hinsicht prägend“, resümiert
Bänz „Vor allem habe ich realisiert, dass Geschichte, Kultur
und Geografie untrennbar miteinander verknüpft sind“. In
Andermatt betreibt das weit gereiste Original ein InternetCafé, gerne ist er aber auch als Fremdenführer tätig. Sein
schier endloses Wissen über das Urserental, kombiniert mit
reichlich Lebenserfahrung, verpackt Bänz in fesselnd erzählte Schmankerln rund um Andermatt. Kein Wunder, dass
seine Mythen- und Sagenwanderung zur Teufelsbrücke in
der Schöllenenschlucht immer gut gebucht ist. Neben Radfahren hat er im Sommer ein traditionsreiches Hobby, das
ihn mehrmals die Woche in die Berge treibt. Bänz ist leidenschaftlicher „Strahler“, wie in der Schweiz Kristall- und
Mineraliensucher genannt werden.
Stierkämpfe kennt jeder. Aber Kuhkämpfe? Im Wallis ziehen
die traditionellen Ringkuhkämpfe im Sommer Zehntausende Zuschauer an. „In den Kämpfen entscheidet sich die Hierarchie in der Herde, das ist ein ganz natürliches Verhalten“,
weiß Déborah Métrailler, die gemeinsam mit ihren Eltern
und Geschwistern die kampfesfreudigen Eringer Kühe züchtet, die schon mit den Römern eingewandert sein sollen.
Mit der Kuh Pigalle eroberte Opa Robert Vuissoz anno
1971 den Titel „Königin der Königinnen“, was im Wallis etwa
dieselbe Bedeutung hat, wie hierzulande der Weltmeistertitel bei der Fußball-WM. Auf dem Hof der Familie in Loye
im Mittelwallis, hoch über dem Rhônetal, stehen nun auch
wieder einige siegreiche Kämpferinnen. Das ist größtenteils
Déborahs Verdienst. Ihr Erfolgsrezept: Drei- bis viermal pro
Woche geht sie mit den besten ihrer 50 Kühe im steilen Gelände zum Joggen. Reich wird man nicht bei der Sache, denn
als Milch- oder Fleischkühe machen die Eringer nicht viel
her. Das ist Déborah aber nicht wichtig: „Wer Eringer züchtet, tut das aus Leidenschaft – es geht um Ehre, Stolz und
Tradition, vor allem aber macht es viel Freude!“ Und schließlich hat die junge Frau bereits eine Ausbildung in Human
Resources abgeschlossen.
27
Etappe: Ort 1 – Ort 2 – ort 3
Etappe: Zermatt – Montreux – Lausanne
Wein im Wallis
Liebe auf den ersten Schluck
35
Der Kanton Wallis breitet seine Schönheit vom Rhônegletscher bis zum Ufer des Genfersees aus und hat unschlagbare Asse im Ärmel wie das ikonenhafte 4.478 Meter hohe
Matterhorn, den 23 km langen Aletschgletscher oder famose
Orte wie Crans-Montana, Saas Fee, Verbier, Leukerbad oder
Zermatt. Vor so einer Filmkulisse kann auf der Grand Tour
eigentlich nichts schiefgehen, wenn man in die Romantik
einsamer Bergdörfer eintaucht, imposante Täler erforscht
oder in einen der idyllischen Gasthöfe einkehrt.
Den würzigen Käse und das gute Roggenbrot erwartet man
fast. Die große Überraschung ist der Walliser Wein. Auf den
terrassierten Weinbergen der klimatisch verwöhnten Region
gedeihen an die 50 Rebsorten wie z.B. Pinot Noir, Gamay
oder Chasselas, auch Gutedel, der im Wallis Fendant genannt
wird. Der höchste Weinberg Europas, der sich zwischen 650
und 1.150 Höhenmetern ausbreitet, befindet sich in Visperterminen. In Saillon liegt der angeblich kleinste aller Weinberge, er misst gerade einmal 1,67 m² – und gehört – wer
hätte das geglaubt – dem Dalai Lama. Obwohl fast ein Drittel
der Schweizer Weine aus dem Wallis stammt, werden Sie im
Ausland nicht allzu viel davon abbekommen, denn sowohl
die französischsprachigen West- als auch die deutschstämmigen Ost-Walliser trinken ihren Wein am liebsten selbst.
Genau so wie auch die anderen Schweizer. Von der gesamten
Weinproduktion ist nur ein einstelliger Prozentsatz für den
Export bestimmt. Somit ist auch die Idee, die Urlaubserinnerung ans Wallis mit einem edlen Tropfen aus der heimatlichen Weinhandlung aufzufrischen, hinfällig. Besser Sie verkosten ihn auf den Weinpfaden entlang des Rhônetals. www.
lesvinsduvalais.ch
HIgHlight (siehe Karte Seite 32)
35 Bergdorf Grimentz: Gletscherwein, Ehringer Kühe,
schindelgedeckte Holzhäuser und Getreidekästen
Zermatt
77 km
Grimentz
Gletscherweinverkostung in Grimentz
Im Bergdorf Grimentz im Val d’Anniviers lagert auf 1.572 m, unterhalb
des Moiry-Gletschers, ein besonderer Schatz: Der Jahrhunderte alte
Gletscherwein. Der Sherry-artige Tropfen wird vorwiegend aus ErmitageTrauben produziert und in Lärchenholzfässern zehn bis 15 Jahre lang
gelagert. Die Fässer werden nie ganz geleert und jedes Jahr mit neuem
Wein aufgefüllt. Wer eine Tour beim Verkehrsbüro bucht, kann den Weinmythos und damit einen Teil der Walliser Kulturgeschichte genießen.
28
Fotos: Valais/Wallis Promotion – Christian Perret (4)
Unser Tipp
Etappe: Zermatt – Montreux – Lausanne
Fotos: Valais/Wallis Promotion – Christian Perret,
Switzerland Tourism / Thomas Senf, Martigny Tourismus
36
Schwarznasige Flauschbälle
1.500 Jahre ABTEI ST. MAURICE
Ach wie flauschig, wollig, entzückend, die kleinen Lämmchen! Mit ihren dunklen Schnauzen stoßen sie ihre Mutter
an, um an die Milch ranzukommen und dann wieder munter im Stroh herum zu springen. Das Schwarznasenschaf ist
eine recht genügsame und für das Hochgebirge geeignete,
also trittsichere Rasse des Hausschafes, die hauptsächlich im
Oberwallis gehalten wird. Nase, Augen, Ohren wie auch die
vorderen Knie und alle vier Füße haben eine schwarze Färbung, der Rest ist „normal“ weiß. Während der Nachwuchs
noch wuschelig lockig ist, hat die zottelige Wolle der erwachsenen Tiere eine Länge von über zehn Zentimertern. Da
wundert es auch nicht, dass ein Tier jährlich bis zu 4,5 Kilo
Wolle „liefert“. Zwei bis drei Lämmer bringt ein weibliches
Tier pro Jahr auf die Welt.
2015 sind es 1.500 Jahre, dass die Abtei Saint-Maurice als Stätte der Märtyrerverehrung aus der Taufe gehoben wurde. Die
römisch-thebäische Legion unter Hauptmann Mauritius war
hier im 3. Jhd. stationiert, verfolgt aufgrund ihres christlichen
Glaubens. Im 6. Jhd. ließ Sigismund, Sohn des Burgundenkönigs Gundobad, über deren Gräbern das Kloster errichten,
das in der Folge eine bedeutende Pilgerstätte wurde. Bei einer
Führung erschließen sich uns in dem Ort an der Rhône nicht
nur das Kloster, die Basilika und mittelalterliche Brücke, sondern auch unermessliche Schätze und Meisterwerke sakraler
Goldschmiedekunst. Eine Wasserkanne von Karl dem Großen
gesucht? Hier gibt es sie. Etwas nördlich der Abtei spüren wir
die „Feengrotte“, die unter einem Felsen über die Jahrtausende vom Wasser ausgespült wurde, auf. Klar, dass auch wir die
jeweils linke Hand ins Wasser des Feenbrunnens tauchen –
damit soll der Sage nach ein Wunsch erfüllt werden!
Unser Tipp
Mit dem Matterhorn Express von Zermatt nach Schwarzsee fahren, zur
Stafelalp wandern und die Schafe besuchen! Jeden Mittwoch von Ende
Juni bis Mitte Oktober gibt es eine geführte Wanderung (Reservierung
beim Hotel Julen in Zermatt) mit Apéro und jeder Menge Infos zu den
Tieren. www.julen.ch
HIgHlight (siehe Karte Seite 32)
36 Abtei Saint-Maurice: Grabstätte des Märtyrers Mauritius
Grimentz
78 km
Abtei Saint-Maurice
29
Schweizereien
Hund mit Fass
am Sankt Bernhard-Pass
W
ir sind in der „Fondation Barry“ in Martigny angekommen. Das Hundemuseum, das
in diesem Juni sein 10. Jubiläum feiert,
hält die Tradition des Schweizer Nationalhundes hoch und
ist nach dem sagenumwobenen Barry benannt, der sich zu
Beginn des 19. Jahrhunderts im Schutzhaus der AugustinerChorherren auf der Passhöhe des Großen Sankt Bernhard
einen Namen machte. Die gastfreundlichen Mönche, deren
Hospiz bereits im Mittelalter bekannt war, züchteten seit
dem 17. Jahrhundert Hunde als Lastenträger, die sich im unwegsamen und steinigen Gelände am 2.469 m hohen Alpenübergang bewährten. Bald kristallisierte sich heraus, dass die
Kreuzung aus Walliser Schäferhund und Dänischer Dogge
als Lawinenhund große Dienste leisten konnte. In seiner
steilen zwölfjährigen Karriere soll Barry nicht weniger als 40
Menschen aus misslichen Situationen wie Bergnot oder Lawinen gerettet haben.
Vom Helden zum Kuscheltier
Während Bernhardiner früher schwere Milchwagen ziehen
mussten, führen sie heute meist ein unbeschwertes Leben,
in dem es hauptsächlich darum geht, sich als gutmütiger Fa-
30
milienhund kraulen zu lassen. Sie sind stur, sabbern, haaren
und schnarchen, das wird beim Besuch der Zuchtbernhardiner klar, die sich im Zwinger der Fondation tummeln. Bei einer maximalen Schulterhöhe von 90cm und einem Gewicht
von bis zu 120kg brauchen sie eine Menge Platz und gelten doch, ebenso wie die anderen Schweizer SennenhundeRassen, als Inbegriff eines Haushundes. Zuletzt wurde noch
das Geheimnis vom Fässchen gelüftet: „Wein!“ lautete die
überraschende Antwort, denn unsere Theorie schwankte
zwischen Kirsch und Williams. Und: Nein, Bernhardiner
kommen nicht mit dem Fass um den Hals auf die Welt...
Unser Tipp
Wandern mit Barry & Co
Mehr als 30 Bernhardiner, von denen übrigens immer einer Barry heißt,
sind im Sommer in der Fondation Barry auf Almurlaub. Zu bestimmten
Terminen haben Besucher die Möglichkeit, sie auf Wanderungen zu begleiten. Infos und Buchung unter www.fondation-barry.ch
Fotos: Switzerland Tourism / Christian Perret / Christof Sonderegger
„Was ist nun eigentlich in dem Fass?“, endlich werden wir die Frage los,
die uns seit unserer heftigen Diskussion bei der Anreise auf der Zunge brennt.
Etappe: Zermatt – Montreux – Lausanne
Etappe: Ort 1 – Ort 2 – ort 3
Fotos: Switzerland Tourism / Christof Sonderegger / Lucia Degonda / Beat Mueller
37
CHÂTEAU CHILLON
Fixpunkt im Programm
MONTREUX
Die Liebe von Sisi und Freddie
Das Schloss Chillon am Ufer des Genfersees ist einer der
meistbesuchten Orte in der Schweiz. Das Wasserschloss
besteht aus 25 Gebäuden und drei Höfen. Beachtlich sind
die unterirdischen Gewölbe und die Wandmalereien aus
dem 14. Jahrhundert. Die „Paradesäle“ wurden einst von
den Savoyern als Festsäle genutzt, später von den Bernern
zur Rechtsprechung. Heutzutage – Partytime! – dienen sie
wieder rauschenden Festen und Konzerten als Veranstaltungsort. Bewunderung finden auch die original erhaltenen
Schlafzimmer, wenn sie auch ob ihrer Schlichtheit kaum als
Kuschel-Suite durchgehen würden. Aber fließendes Wasser
und Toiletten sind bemerkenswerterweise vorhanden. Von
diesem Ort ist es nicht weit nach Montreux bzw. Vevey, wo
eine Statue an einen berühmten Einwohner erinnert: Charlie Chaplin. Er verbrachte hier seine letzten 25 Lebensjahre
bis 1977. 2016 wird in Corsier-sur-Vevey ein neues Museum,
„Chaplin’s World“ eröffnet. www.chaplinmuseum.com
Das ist Urlaubsfeeling! Palmen, Zypressen, exotische Blumen
und Pflanzenskulpturen umrahmen den Blick von der Riviera
auf das blaue Wasser, das zwar kein Meer, aber immer noch der
große Genfersee ist, und den hier schon einst Kaiserin Sisi und
Freddie Mercury von Queen liebten. Über 13 km erstreckt sich
die Uferpromenade vom Schloss Chillon über Montreux [ 1 ] bis
nach Vevey, lang genug, um eine kleine Walking-Runde einzulegen. Entlang der Uferstraße würden wir uns gerne eine der
Villen aus der Belle Epoque als künftiges Domizil aussuchen,
wir belassen es jedoch – vorerst – bei einem Kaffee im prächtigen Fairmont Le Montreux Palace und genießen die luxuriöse
Atmosphäre. Die Altstadt schmiegt sich geradezu an die Hänge.
Noch weiter oben sind die Rochers-de-Naye, per Zahnradbahn
erreichbar – und da geht’s optisch und bei fast wolkenlosem
Himmel richtig ab: Zu sehen sind der Genfersee bis zum Jura,
die Savoyer Alpen, die Dents du Midi, das Trient-Gebiet und die
Waadtländer Alpen, wie die Gebirgszüge alle so heißen.
HIgHlight (siehe Karte Seite 32)
37 Schloss Chillon Montreux: Fixpunkt fast jedes Schweiz-Besuchs
Abtei Saint-Maurice
24 km
schloss Chillon
3 km
Montreux
31
Etappe: Zermatt
Ort 1 – Ort
– Montreux
2 – ort 3– Lausanne
38
LAVAUX
die Grand Crus der Schweiz
LAUSANNE
Alter STadtkern trifft Studenten
Zwischen Montreux und Lausanne hoch über dem Genfersee
liegt die Weinbauregion Lavaux, die zum UNESCO-Welterbe
zählt. Da sind wir wieder voll in unserem Element – wie auch
die Weinreben, die von der Sonne, den Wärme speichernden
Steinmauern und dem Licht reflektierenden See profitieren. 800ha Weinterrassen und die kleinen Weindörfer wie
St-Saphorin oder Dézaley und Epesses mit engen Gassen und
Winzerhäusern kann man zu Fuß oder per Rad entdecken.
Für die Bequemen rattern die Minizüge Lavaux Panoramic
und Lavaux Express aussichtsreich über die steilen Hänge.
Besonders begeistern uns die Weinproben der Grand Crus
und die Pinten, kleine Restaurants in den Winzerdörfern.
Nächstes Mal planen wir unsere Reise zur Weinlese, da dürfen wir dann mithelfen, degustieren und uns fast wie richtige
Winzer zwischen den herbstgefärbten Weinstöcken fühlen.
Lausanne ist luxuriös-beschaulich. Exklusive Hotels und
Restaurants finden wir in der Stadt, die auf drei Hügeln
gebaut wurde, ebenso vor wie Kunstmuseen, mittelalterliche Bauwerke, eine Schiffsflotte und Sportinstitutionen.
Lausanne ist neben Veranstaltungsort vieler Festivals nicht
zuletzt auch Hauptsitz des Olympischen Komitees. Das Olympische Museum wurde 1993 im Hafenviertel Ouchy eröffnet
und 2013 komplett renoviert. Modernste Computertechnik
bringt uns die geschichtsträchtige Sportveranstaltung und
deren Athleten nahe. Wo sich früher Lagerhallen befunden
hatten, wurde in den vergangenen Jahren ein modernes, lebhaftes Stadtviertel, das Flon-Quartier, entwickelt. Was uns an
der Stadt besonders beeindruckt, ist der lebhafte Mix aus gediegenem Flair der Altstadt und quirligem Studentenleben.
Wir mischen uns unters Volk und lassen die kreative Atmosphäre auf uns wirken, bevor wir nochmals in der autofreien
Altstadt die Läden inspizieren. www.olympic.org
39
38
38 Lavaux Weinberg-Terrassen: ein weiteres UNESCO-Welterbe
39 Olympisches Museum Lausanne: Geist und Geschichte der
Olympischen Spiele, spielerisch vermittelt
36
35
montreux
32
18 km
lavaux
18 km
lausanne
Fotos: Switzerland Tourism-BAFU / Marcus Gyger,
Switzerland Tourism / Christof Schuerpf (2)
HIgHlights
37
Etappe: Lausanne – Genf – NeuchÂtel
Etappe: Ort 1 – Ort 2 – ort 3
GENF
Mondäne Gemütlichkeit
Genf ist international, mondän und doch gemütlich. Der Völkerbundpalast ist der europäische Hauptsitz der UNO, das Rote
Kreuz hat hier vor 150 Jahren den Grundstein gelegt, 3.000
Menschen arbeiten allein im Cern, der Europäischen Organisation für Kernforschung. Und dennoch, kaum in der Stadt am
Genfer See angekommen, verfallen wir sofort ins Schlendern
– das muss wohl das französische „Savoir vivre“ sein, das sich
hier mit der Schweizer Akkuratesse mischt. Durch die Altstadt
bummeln wir, über den alten Place du Bourg-de-Four und
zur gotischen Kathedrale Saint-Pierre. Beim Wahrzeichen der
Stadt, dem Jet d’eau, kommt es auf den richtigen Zeitpunkt
an. Regelmäßig stößt der Brunnen einen Wasserstrahl von 140
Meter Höhe über den See. Gar nicht so einfach, einen guten
Schnappschuss zu erwischen! Nach einem Besuch des Quartier des Bains geben wir uns dem Nichtstun hin und lassen
uns völlig anstrengungsfrei über den See treiben – ganz nostalgisch per Schaufelraddampfer.
40
NEUCHÂTEL und CREUX DU VAN
jurahügel und felsarena
Fotos: Switzerland Tourism / Stephan Schacher / Roland Gerth
Als Nächstes steht ein Naturwunder am Programm. Neben den Alpen ist der Jura der zweite große Gebirgszug der
Schweiz. Spektakulär ist die Felsarena „Creux du Van“ mit
160 Meter hohen, senkrechten Felswänden, über einen Kilometer breit und Heimat für Gämsen, Steinböcke und sogar
Luchse. Gletscher und Bäche haben die Formation aus den
Kalkablagerungen eines urzeitlichen Meers geformt. Unsere
Spuren vom Restaurant bis zum Felsenkessel werden wohl
keine derartigen Furchen hinterlassen; wir haben unseren
Schoggi-Konsum inzwischen reduziert.
Städte am Wasser sind faszinierend. So auch Neuchâtel. Im
Hintergrund die Hügel des Jura, eine Altstadt mit fast südlichem Flair – man merkt, da ist was los, in den Cafés, an der
Strandpromenade, auf der Place des Halles, eine Kathedrale...
Schön! Richtig spannend ist das Laténium, ein Museumspark
für die Geschichte des Kantons von der Neandertalerzeit bis
ins Mittelalter, sehr modern und direkt am Wasser.
41
1
41
HIgHlights
40 Jet d’eau Genf: Springbrunnen im Genfer See
41 Felsarena Creux du Van: 160 m hohe senkrechte Felswände
1 Laténium: Archäologisches Museum und Park: sagt alles
lausanne
65 km
Genf
136 km
Creux du Van
28 km
laténium
40
33
Schweizereien
Wer dreht
an der Uhr?
Rolex, Omega, Swatch, Tissot, Maurice
Lacroix, Certina, TAG Heuer – die Namen
sagen Ihnen etwas, nicht wahr? Nicht nur die
Zeit. Auch Präzision, Qualität und Tradition
verbindet man mit den berühmten Marken.
Uhrengeschäfte gehören in der Schweiz in
jede Stadt, in jeden Ferienort, sogar in die
höchstgelegene Bahnstation Europas.
Blick ins Uhrwerk
Vevey: Hier kann man unter fachkundiger Anleitung von Lionel
und Julien Meylan ein Uhrwerk eigenhändig zusammenbauen.
www.lionel-meylan.ch
Genf: Die „Geneva Watch Tour“ führt durch das Zentrum an hundert
Uhrengeschäften und vielen historischen Stätten, die mit der Uhrenindustrie verbunden sind, vorbei. Das Patek Philippe-Museum lädt zu
einer 500-jährigen Zeitreise. Sehenswert ist auch das Watchland von
Franck Muller.
Le Sentier: Im innovativen Uhrenmuseum Espace Horloger taucht
man ein in die Geschichte der Zeitmessung und der Uhrmacher.
www.espacehorloger.ch
Biel/Bienne: Rolex, Omega, Swatch oder Tissot – im zweisprachigen
Biel investieren traditionelle Uhrenmarken in ultramoderne Manufakturen. Tipp: das Omegamuseum
34
Fotos: Swatch / Breguet, Switzerland Tourism / Peter Maurer
V
ielleicht liegt es an der Uhrenindustrie, dass man
den Schweizern so gerne unübertroffene Pünktlichkeit nachsagt? Wer so viele Uhren herstellt,
handelt und besitzt, muss ja rechtzeitig ankommen, liefern,
abfahren etc. Oder aber – umgekehrt – der Wille zur Genauigkeit, Verlässlichkeit und Pünktlichkeit machte die Nation
so erfolgreich. Aber wer jemals mit Schweizern zu tun hat
oder in die Schweiz reist, weiß, Ausnahmen bestätigen auch
hier die Regel.
Seit Jahrhunderten ist die Schweiz für die Uhrmacherei
bekannt. Im 16. Jhd. brachten die Hugenotten aus Frankreich ihre Handwerkskunst in die Schweiz. Die Fabrikation
von tragbaren Uhren begann in Genf, im 17. Jhd. auch in
Neuenburg, im 18. Jhd. kamen auch Pendeluhren hinzu, im
19. Jhd. breitete sich das Handwerk auch in den Kantonen
Solothurn und Bern aus und später auch in den Regionen
Biel, Basel und Schaffhausen. Bedeutende Erfindungen waren Kalender, Stoppuhr, die wasserdichte Uhr und schließlich die erste automatische Armbanduhr 1926 in Grenchen in
Solothurn. Während die Japaner und US-Amerikaner im 20.
Jhd. ihre Kräfte in die Entwicklung der Quarzuhr steckten,
beließen es die Schweizer bei der Verbesserung der mechanischen Uhren – was in der Mitte der 70er Jahre zu einem
drastischen Abstieg der Industrie führte. Aber was wäre die
Schweiz ohne ihre Erfindungen? 1983 kam die Swatch – eine
analoge Quarzuhr zum günstigen Preis – und sorgte für neuen Aufschwung, der bis heute anhält.
Etappe: NeuchÂtel – Basel
Etappe: Ort 1 – Ort 2 – ort 3
LA CHAUX-DE-FONDS / LE LOCLE
wiege der uhrenindustrie
Wie spät haben wir’s? Kein Grund, gleich auf die Uhr zu blicken. In La Chaux-de-Fonds und Le Locle haben wir während
unseres Aufenthalts noch tausende Male die Gelegenheit
dazu. Und nicht nur das: Wir erfahren hier so gut wie alles,
was man über die Uhrenindustrie und deren Geschichte in
der Schweiz nur wissen will. Darüber hinaus sind die beiden
Orte von städtebaulichem Interesse und seit 2009 zusammen
UNESCO-Welterbe. Wie es dazu kam? Die Uhrmacherei
begann in der Region im 18. Jhd. Nach mehreren zerstörerischen Feuersbrünsten im auf 1.000 Meter Höhe liegenden
La Chaux-de-Fonds und in Le Locle wurden die Orte fast
komplett neu und im Schachbrettmuster wieder aufgebaut.
Der hier begründete Sapinstil der Art-Nouveau-Bewegung,
der auf Geometrie und Reduktion basiert, zeigt sich in vielen
Kunstschmiedearbeiten und Kirchenfenstern. Berühmter
Sohn der Stadt ist Le Corbusier, einer der bedeutendsten Architekten und Stadtplaner des 20. Jhd.
Doch zurück zu den Uhren: Das Musée International
d‘Horlogerie (MIH) in La Chaux-de-Fonds widmet sich der
Geschichte der Zeitmessung. 4.500 Ausstellungsstücke verschaffen uns da einen kleinen Überblick… Ob Prestigeobjekte oder nützliche Zeitmesser, Restaurierungsarbeiten oder
Multimediashows, es gibt einiges zu sehen und manchmal
auch die Möglichkeit, an einem kleinen Experiment teilzunehmen. Also viel Zeit mitnehmen!
42
42
Ein paar Hundert Menschen leben in St-Ursanne am Ufer
des Doubs. Immer noch ruhig und entspannt, erinnert die
kleine Stadt an den Mönch Ursicinus, auf den die Gründung
des Ortes zurückgeführt wird. Mittelalterliche Bürgerhäuser,
enge Gassen, eine gotische Stiftskirche, die vierbogige Brücke und eine Burgruine auf einer Anhöhe bilden ein schönes
Postkarten-Ensemble. Die Einsiedelei von Ursicinus in einer
Grotte ist über eine steile Treppe erreichbar. Das Naturreservat Clos du Doubs ist ein Paradies für Fischer, Kajakfahrer,
Wanderer oder Mountainbiker.
43
Basel >>
Fotos: Switzerland Tourism / Peter Maurer / Tourisme Neuchatelois / Christof Sonderegger
ST-URSANNE
Mittelalterliches Naturparadies
43
HIgHlights
42 La Chaux-de-Fonds / Le Locle, Stadtlandschaft & Uhrenindustrie:
UNESCO-Welterbe-Stätte und Wiege der Uhrenindustrie
43 Städtchen St-Ursanne: Postkarten-Idylle an der Doubs
42
NeuchÂtel
St-Ursanne
21 km
63 km
La Chaux-de-Fonds
53 km
St-Ursanne
Basel
35
Etappe: Ort 1 – Ort 2 – ort 3
36
Etappe: NeuchÂtel – Basel
Basel: Messestadt
mit Hang zur Kunst
Kunst schreibt man in Basel ganz groß. Die Stadt im Dreiländereck Schweiz, Deutschland
und Frankreich ist lebendig – und das nicht nur in der Fasnacht, wenn die Bewohner drei Tage
und Nächte fast durchgehend am Feiern sind. Und Basel ist reich. Das hat es vor allem den
Chemie- und Pharmaunternehmen, die sich im Laufe der Jahrzehnte ansiedelten, zu verdanken, die wiederum ihren Beitrag zur Architekturkunst leisten. Ein Abstecher lohnt sich!
D
Foto: Switzerland Tourism / Andreas Zimmermann
ie mittelalterliche Universitätsstadt aus Kleinund Grossbasel, vom Rhein durchschnitten, mit
Einsprengseln aus Barock, Rokoko und Jugendstil, kleinen Gassen und Plätzen auf mehreren Ebenen, Brücken über den Fluss, farbenprächtigem Rathaus und Münster ist – neben Zürich und Lausanne – die einzige Schweizer
Stadt, die urbanes Feeling verbreitet. So sieht das Christine
vom Tourismusamt Basel. „Das kommt daher, dass viele kreative Leute in Basel sind. Im Juni findet die ‚Art Basel’ statt,
das ist nicht nur eine Kunstmesse. Die Museen stimmen die
Termine ihrer Ausstellungen und Programme auf die ‚Art’
ab und es gibt viele Begleitveranstaltungen, eine ganze Subkultur. Das ist eine spannende Woche!“ Eine weitere wichtige
Messe jedes Jahr ist die „Baselworld“, Uhren- und Schmuckmesse im Frühling. „Die Messen und die Kunst haben Einfluss auf das Leben und das internationale Flair.“
Ein anderes Messeflair
In der Praxis sieht das so aus: Das neue, 2013 eröffnete Messezentrum der Basler Stararchitekten Herzog & De Meuron
mit dem 105 Meter hohen Messeturm, der deutlich früher
errichtet wurde, sowie der Bar Rouge im 31. Stock von den
Architekten Morger / Degelo ist nicht bloß Veranstaltungskomplex, sondern gibt dem ganzen Viertel einen modernen,
spannenden Anstrich. Das Gebäude ist großzügig bemessen
in Anbetracht des begrenzten Stadtgebiets von Basel und
punktet auch aufgrund der auffallenden Architektur mit einer Fassade aus einem silberfarbenen, welligen Stahlgeflecht
und einer Kuppel über dem Vorplatz. Der riesigen Öffnung
wird man erst richtig gewahr, wenn man darunter steht.
Die Stadtarchitekten
Herzog & De Meuron sind so etwas wie die „Stadtarchitekten“.
Auch Fußballfans – und nicht nur FC Basel-Anhänger – kennen ihre Werke, wenn vielleicht auch nur aus dem Fernsehen,
etwa das Nationalstadion von Peking („Vogelnest“) oder die
Allianz Arena in München. Im September 2015 solle auch
der Roche Turm, das dann höchste Hochhaus der Schweiz,
eröffnet sein – allerdings nicht unumstritten, da er Kritikern
zu mächtig und gar störend erscheint. Außerdem zeichnen
die beiden Baumeister auch für das Museum der Kulturen,
das Schaulager und das VitraHaus in Weil am Rhein verantwortlich. „Man könnte meinen, das sei schon inflationär“, sagt
Christine, „aber sie haben keine Signature-Handschrift, jedes
Gebäude ist anders und mehr oder weniger spektakulär.“
Moderne Architektur beißt sich nicht mit der Altstadt. Im
Gegenteil ist sie eine Ergänzung. Z. B. im „Santihans“, dem
St. Johann Quartier, einem Viertel, in dem es sich Pharmariese Novartis nicht nehmen ließ, einen „Campus des Wissens“
zu errichten und dazu einige Stararchitekten wie Frank O.
37
Etappe: NeuchÂtel – Basel
Gehry, Diener & Diener, Saana oder Zaha Hadid zu engagieren. Im Rahmen einer Führung dürfen Design-Interessierte
das Gelände auch erkunden.
Fabriken im Blick
Viele „Expats leben“ in Basel, die in den etwa 20 Chemieunternehmen in und um die Stadt, die aus dem ehemaligen
Gewerbe der Seidenfärber entstanden waren, arbeiten und die
Nähe ihres Arbeitsplatzes zum Zentrum schätzen. Die Lage
der Firmen am Rhein in Blickweite von der Altstadt gehört für
die Basler zum gewohnten Stadtbild. Die Industrie ist wichtiger Arbeitgeber und Steuerzahler und macht Basel zu einer
reichen Stadt mit dem höchstem Pro-Kopf-Einkommen der
Schweiz. Aus dem benachbarten Raum Baden Würtemberg (D)
und dem Elsass (F) pendeln täglich fast 60.000 Personen in die
Nordwestschweiz. Umgekehrt sind es unter 1.000 Personen.
Nochmals zur Kunst. Auf Schritt und Tritt begegnen wir ihr
im öffentlichen Raum, dem Fasnachts-Brunnen von Tinguely, der Mondleiter von René Küng, der Gänseliesl am Rheinsprung, dem „44’ Hammering Man“ von Jonathan Borofsky.
Stolz ist Basel auf die Zahl seiner Museen, etwa 40 sind es,
zu denen die großartigen Institutionen Fondation Beyeler,
Kunstmuseum Basel oder das Tinguely Museum zählen.
Die Lebensader der Stadt ist der Rhein. „Das ist unser wichtigstes Naherholungsgebiet, da pulsiert das Leben, vor allem
im Sommer“, erzählt Christine. Aber so wie heute war es nicht
immer. Das Rheinufer wurde von der Stadt in den letzten Jahren für die Menschen zugänglicher gemacht, die Wasserqualität
deutlich gesteigert. Heute spazieren die Leute am Fluss entlang,
packen ihre Kleidung und Wertsachen in den wasserdichten
„Wickelfisch“ aus buntem Plastik und schwimmen oder lassen
sich den Rhein hinunter treiben. Zwei alte Jugendstilbäder, die
„Badhysli“, bei der Johanniterbrücke und im Breite-Quartier sowie die fünf Buvetten (Kioske) bieten die nötige Infrastruktur,
Essen und Trinken. Viele nehmen ihre eigenen Sachen mit und
„grillieren“. Und andere sitzen einfach am Ufer, auf den Stiegen und Bänken. „So verbringen wir die Abende und Wochenenden. Die Leute suchen die Wassernähe.“ Und die Altstadt als
Kulisse zum Schwimmen ist da fast unübertrefflich.
Richtig heiß wird es im Sommer. Dafür sorgen Festivals
aller Art. Eines davon ist das „Festival im Fluss“, bei dem die
Bands auf einem Floss, das vor der Mittleren Brücke ankert,
spielen, die Zuhörer sitzen gemütlich auf den Treppen am
Ufer. Das Tattoo ist das zweitgrößte Military Music Festival
nach Edinburgh und findet seit einigen Jahren immer im
Juli statt. Ursprung dafür war eigentlich die Basler Fasnacht.
Eine der Trommlergruppen, die „Top Secret“, bekannt für
die extrem schnelle Beherrschung der „drum sticks“, trat in
Edinburgh mit großem Erfolg auf und brachten in der Folge
das Festival mit internationalen Gruppen in die Schweiz.
Ein- und Ausblicke
Alt und Neu treffen in Basel immer wieder aufeinander.
Die Altstadt gehört gleichzeitig zu den besterhaltenen Eu-
38
Fotos: Switzerland Tourism / Gian Marco Castelberg & Maurice Haas (2)
Lebensader Rhein
Etappe: NeuchÂtel – Basel
ropas. Das Münster, die ehemalige Bischofskirche, ist in
romanischem und gotischem Stil erbaut und zählt zu den
Wahrzeichen der Stadt. Die anschließende Aussichtsterrasse „Pfalz“ gibt einen herrlichen Ausblick auf die andere Altstadtseite, auf den Rhein, auf die Mittlere Brücke, eine der
ältesten Rheinübergänge des Flusses, den Schwarzwald und
die Vogesen frei. Das Rathaus fällt allein schon durch die
rote Sandsteinfassade und die verspielte Malerei auf, Teile
davon stammen aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts. Spaziert man durch die Gassen, offenbart jede Ecke eine neue
Aussicht auf die schmucken Häuser mit schönen Innenhöfen, auf Durchgänge, Plätze und Brunnen. Das Spalentor
ist eines der schönsten Stadttore der Schweiz aus dem 14.
Jahrhundert und liegt ganz oben am Spalenberg. Unten am
Marktplatz werden wochentags Lebensmittel und Spezialitäten aus der Region angeboten. Die Freie Strasse bietet viele
bekannte Geschäfte, die üblichen Verdächtigen also. Anders
ist der Spalenberg. In der ansteigenden Gasse gibt es noch
einige individuelle und auch traditionelle Läden und Einzelhändler, sogar ein kleines Lebensmittelgeschäft, was selten
geworden ist. Ob Schmuck, Design, Kleidung, Delikatessen
– reichlich Gelegenheiten, die Geldbörse zu zücken.
Als multikulturell gilt die „andere“ Seite der Stadt, was sich
in entsprechenden Restaurants und Geschäften ausdrückt.
Gerade am Rhein entlang bzw. in der Rheingasse, früher von
Kanälen geprägt, tut sich viel, besonders auch am Abend. Eine
neue Szene v. a. auch im Design- und gastronomischen Bereich entwickelt sich außerdem in der Feldbergstrasse und in
der Klybeckstrasse. Was bisher als ärmere Gegend galt, ist inzwischen Nährboden für neue Konzepte und Zeichen dafür,
dass nichts stillsteht am Rhein.
44
HIgHlight
44 Kulturstadt Basel: Moderne Architektur und Kunst zuhauf
St-Ursanne
63 km
Basel
39
Etappe: NeuchÂtel
Ort 1 – Ort– 2Basel
– ort 3
In der Umgebung
Tipps für Kunst- & Designfreunde
Rheinhafen: Hier treffen Deutschland, Frankreich und die Schweiz aufeinander. Auf einer Schleusenfahrt nach Rheinfelden, bei einer Hafenrundfahrt mit der Weissen Flotte der Basler Personenschifffahrt oder mit
dem Rhytaxi kann die Stadt vom Wasser aus erkundet werden.
Fondation Beyeler: [ 2 ] Nicht nur architektonisches Highlight
(Architekt Renzo Piano), sondern auch Heimat einer der bedeutendsten
Werkesammlungen des 20. Jhd. und temporärer Ausstellungen von
Weltruf. www.fondationbeyeler.ch
Vitra Campus in Weil am Rhein (D): [ 1 ] Auf dem Gelände des Museums für industrielles Möbeldesign und Architektur finden sich Premieren: das erste Gebäude von Frank O. Gehry in Europa und der erste
Bau von Zaha Hadid überhaupt; zudem das VitraHaus von Herzog &
de Meuron, Zuhause der Vitra Home Collection. Gegründet wurde die
Möbelfirma Vitra 1950 von Willy Fehlbaum, 1977 übernahm die Leitung
Sohn Rolf. Alle wichtigen Stilepochen des industriellen Möbeldesigns
sind hier vertreten. www.design-museum.de
Kunstmuseum Basel: Malerei und Zeichnungen oberrheinischer und
flämischer Künstler von 1400 bis 1600 sowie internationale Kunst des
19. bis 21. Jahrhunderts; weltweit größte Sammlung von Arbeiten der
Holbein-Familie, Werke u.a. von Gauguin, Cézanne und Picasso. Wegen
Umbau bis April 2016 geschlossen. www.kunstmuseumbasel.ch
Städtchen Rheinfelden: Die älteste Zähringerstadt der Schweiz liegt
am höchsten Punkt des schiffbaren Rheins. Auf die von den Habsburgern geprägte Vergangenheit verweisen kunstvolle Fresken und Fassaden, Torbögen und Türme.
Feldschlösschen: Führendes Brauunternehmen der Schweiz, das mittels einer Führung Wissenswertes über die Bierherstellung preisgibt
Schaulager: Zuhause der
nicht ausgestellten Werke
der Emanuel Hoffmann-Stiftung. www.schaulager.org
Museum der Kulturen: Das Archiv des Hauses hütet etwa 300.000
Artefakte aus aller Welt. www.mkb.ch
Augusta Raurica: Römer-Erlebniswelt vor den Toren Basels, größtes
archäologisches Freilichtmuseum der Schweiz mit dem besterhaltenen
antiken Theater nördlich der Alpen, Römerhaus und Römischem Haustierpark, www.augustaraurica.ch
Basler Papiermühle: In einer mittelalterlichen Mühle untergebracht,
bietet das Haus eine Mischung aus Museum und Produktionsstätte.
www.papiermuseum.ch
Ermitage und Dom Arlesheim: Einziger Dom der Schweiz mit einer
1761 von Johannes Andreas Silbermann erbauten Orgel
Der Teufelhof: Kultur- und Gasthaus zugleich, Alltagsküche und Gourmetspezialitäten. www.teufelhof.com
Goetheanum Dornach: Zentrum der Allgemeinen Anthroposophischen
Gesellschaft, künstlerisch bedeutender Bau aus Stahlbeton
Gundeldinger Feld: Ehemaliges Fabrikareal, das in ein Zentrum für
Freizeit, Kultur und Gewerbe umgebaut wurde.
www.gundeldingerfeld.ch
Luftseilbahn Wasserfallen: Die einzige Luftseilbahn der Nordwestschweiz führt auf die Bergstation, von der aus Wanderungen möglich
sind.
40
Acqua, Kuppel & Garage: Drei Locations in den Gemäuern des Wasserwerks
Fotos: Vitra Design Museum, Switzerland Tourism /
Stephan Engler, Museum Tinguely / Samuel Oppliger
Museum für Musikdosen in Seewen: Das Museum zeigt über 600 Musikdosen, Jahrmarktorgeln und Orchestrions. Die ehemals private, seit
1990 öffentlich zugängliche und international bedeutende Sammlung
ist die größte ihrer Art in der Schweiz. www.seewen.ch
Tinguely Museum: [ 3 ]
Direkt am Rhein von Architekt Mario Botta errichtet,
beherbergt es die größte
Sammlung von Werken des
Schweizer Künstlers Jean
Tinguely.
www.tinguely.ch
portrÄt
Fährimaa Jacques
Auf dem Rhein zuhause
Vier Fähren verkehren in Basel seit dem 19. Jahrhundert zwischen den fünf Rheinbrücken.
Genannt werden sie die „Wilde Maa“, „Leu“, „Vogel Gryff“ und „Ueli“. Ohne Motor, nur durch
die Kraft der Strömung und via Drahtseil mit einer Stahltrosse verbunden, überqueren sie den
Fluss mehrmals am Tag. Einer der Fährmänner ist Jacques Thurneysen.
I
m rustikalen, bunten Strickpullover, der fast bis zu
den Knien reicht, begrüßt er seine Gäste am Steg,
um sie dann in wenigen Minuten mit der „Leu“, der
„Münsterfähre“, auf die jeweils andere Uferseite zwischen
Klein- und Grossbasel zu bringen. Der „Fährimaa“ hört auf
eine Glocke. Bimmelt sie, so kommt er. 1,60 Franken kostet
eine Fahrt. Zwei Mal pro Stunde fährt er, erzählt Jacques, im
Sommer von 9 bis 20 Uhr, im Winter von 11 bis 17 Uhr, und
das seit 1989.
Fotos: Christiane Reitshammer (2)
Luxusunternehmen
Da es mehrere Brücken über den Rhein gibt, wäre es nicht
notwenig, die Fähre zu nehmen. „Eigentlich bin ich ein Luxusunternehmen“, sagt er. „Es ist also für alle immer ein Vergnügen“. Was ihm gefällt, ist auch die Tatsache, dass „wir alle
in einem Boot sitzen.“ So sind es auch Jung und Alt, Familien, Touristen, Einheimische – ein bunt gemischtes Publikum, das die gemütliche Stimmung auf dem alten Holzboot
genießt und sich über das Wasser, manchmal in der Strömung schaukelnd, leiten lässt. 34 Leute darf er mitnehmen
pro Fahrt, wer keinen Platz findet, muss die nächste Fähre
nehmen, wenn er wieder zurück ist. Kassiert wird sofort,
schließlich ist nicht viel Zeit. „Derf y uffrunde?“, fragt er da
ohne Genierer. Wer würde sich trauen, „Nein“ zu sagen und
kein Trinkgeld zu geben?
eine Frechheit?
Jacques unterhält sich mit den Passagieren im breiten Dialekt. Uns so gut wie unverständlich. Zufällig befindet sich
auf unserer Fahrt ein TV-Team des Schweizer Fernsehens an
Bord. Geduldig macht der Redakteur seine Interviews, auch
drei Mal hintereinander, wenn es sein muss – er weiß auch
genau, an welcher Stelle er am besten ins Bild passt. Einem
Fahrgast gefällt es gar nicht, dass das Boot bei der Überfahrt gestoppt wird, um die Aufnahme in Ruhe zu erledigen.
„Eine Frechheit!“, schreit er, er will ja so schnell wie möglich
sein Ziel erreichen, während alle anderen Passagiere gelassen bleiben. Wie auch Jacques. „Das lassen wir schon drinnen!! Es muss ja auch schräge Vögel geben“, fordert er das
TV-Team auf. www.faehri.ch
41
Etappe: Ort 1 – Ort 2 – ort 3
Andrzej Koch
Käse mit viel Leidenschaft
Was macht ein Schweizer Käse-Liebhaber, den die Liebe nach Wien geführt hat? Er bleibt,
eröffnet ein Geschäft und zeigt den Österreichern, was die eidgenössischen Käser so drauf haben.
So geschehen bei Andrzej Koch.
S
eit Juni 2013 betreibt der Luzerner einen Laden in
der Wiener Wollzeile im 1. Bezirk mit dem Namen
„Der Schweizer“. Bereits die rote Fahne mit weißem Kreuz an der Außenfassade ist ein Hinweis auf die duftenden Delikatessen. „Wer sagt, der Käse stinkt, kennt sich
nicht aus. Höchstens riecht er ein wenig streng“, sagt der
Fachmann. Dabei hatte Koch trotz seines Namens bis vor einigen Jahren kaum mit Lebensmitteln zu tun. Er war Schweißer, Bildhauer, betrieb eine Bar in Luzern, war Webdesigner
und verbrachte eine Auszeit in Indien. Bei einem Zwischenstopp in Wien lernte er eine Frau kennen – was in späterer
Folge zum Pendeln zwischen der Schweiz und Wien führte.
Und jedes Mal dabei: ein Stück Käse aus der Heimat.
Aus einem Stück wurde schließlich ein ganzer 20 KiloLaib. „Ich habe dann in Österreich begonnen, auf den Markt
zu gehen“, erzählt er. Das war u. a. – und bis heute – am Karmelitermarkt im 2. Gemeindebezirk. Das Business lief nur
langsam an, aber seine Hartnäckigkeit zahlte sich aus. Heute
hat er den Shop in bester Lage. Zu Hilfe kommt ihm, dass
„die Wiener herrlich verfressen sind. Im positiven Sinn“, wie
er sagt. „Sie sind offen für gute Sachen.“
Seine Expertise entstand durch viel Probieren. Zudem
hat er Freunde und Käser, die ihm Produkte empfehlen,
wie etwa Xaver Suter, Hersteller seines Lieblingskäses, des
Entlebucher Biospährenkäses aus Finsterwald. Auch auf der
42
„Alp“ war er einmal, um die Produktion kennenzulernen. Im
Geschäft bietet er Schweizer Berg- und Almrohmilchkäse in
ca. 20 bis 30 Sorten an. Dazu gibt es auch etwa 20 Sorten
englischen Käse, v. a. Weichkäse. „Renner“ sind der Gruyère
(mindestens 18 Monate gereift) und der Sbrinz, ein extraharter Vollfettkäse, möglicherweise die „Mutter des Parmesans“.
Auch der Entlebucher ist begehrt – wird aber, da Käser Suter
in Pension geht, nicht mehr hergestellt. Natürlich gibt’s auch
die berühmten Sorten Appenzeller, Emmentaler, Vacherin
und Raclette-Käse sowie diverse Ziegen-, Schaf- und Büffelmilchkäsesorten im „Humidor“.
Und auch Fondue-Mischungen werden im Geschäft vorbereitet. Hochsaison ist bei Koch rund um Weihnachten und
Silvester. „Alle glauben, in das Fondue gehören drei Sorten,
Appenzeller, Emmentaler und Gruyère. In Wirklichkeit ist
das ein Kompromiss“, so Koch. Die drei Sorten würden drei
Schweizer Regionen von West nach Ost abbilden. „Ich halte
dagegen: Es kann auch nur eine Sorte sein.“ Und genauso
hat jede Region ihre typische Sorte oder Mischung. Die Region Appenzell etwa verwendet Appenzeller Käse, die Region
Fribourg Gruyère und Vacherin Fribourgeios, im Verhältnis
50:50 („moitié-moitié“). „Ich mach’s mit Entlebucher“, sagt
Koch. Und auch Raclette-Käse gibt er in den Topf (etwa 10%).
„Du kannst eigentlich fast jeden Käse nehmen, solange er
von guter Qualität ist.“ www.derschweizer.eu
porträt
Etappe: Ort 1 – Ort 2 – ort 3
Und was ist so besonders am Schweizer Käse? „Im Bregenzerwald z. B. sind Kühe und Milch gleich wie in der Schweiz.
Er schmeckt aufs Erste gut. Und trotzdem hat er nicht die
Cremigkeit und Elastizität. Das kriegen sie nicht so hin.“
Woran liegt’s? „Vielleicht ist der Grund, dass in Österreich
oft Bauern den Käse machen. In der Schweiz macht ihn der
Käser – und der macht sonst nix anderes.“
HIgHlight (siehe Karte Seite 56)
9 Emmentaler Schaukäserei: Alles nur Käse, von der
Herstellung bis zum Verzehr, dazu ein putziger Streichelzoo
So wird gegessen
Käsefondue-Grundrezept von A. Koch (4 Personen): Das „Caquelon“
mit einer Knoblauchzehe einreiben. 800 g Käse mit 4 TL Maizena vermischen und mit 3,5 dl Weißwein und einem TL Zitronensaft unter kräftigem Rühren aufkochen, bis der Käse geschmolzen ist. Ein Gläschen
Kirsch beigeben, mit Pfeffer und Muskat würzen und sofort servieren.
Auf dem Rechaud leicht weiterköcheln lassen und mit jedem Weißbrotbrocken umrühren (nicht nur Tunken!). Gut, aber gefährlich: das Brot
vor dem Eintauchen in den Käse mit Kirsch benetzen.
Raclette-Originalrezept (für 8 Personen): Halber Laib, ca. 2,5kg, Walliser Raclette AOP [ 1 ] (das europäische Gütezeichen für geschützte Herkunftsbezeichnung löst das franzöische AOC ab) unter einen Racletteofen stellen. Die geschmolzene Oberfläche mit einem Messer auf einen
gewärmten Teller abschaben („racler“). Dazu isst man kleine gekochte
Kartoffeln in der Schale, Essiggurken und Silberzwiebeln. Der Käse kann
auch in Raclettepfännchen oder urig am Lagerfeuer zubereitet werden.
Fotos: Valais/Wallis Promotion – Christian Perret, Engadin St. Moritz / Daniel Martinek,
Switzerland Tourism / Christof Sonderegger / Christian Perret, swiss-image.ch, Andrzej Koch
Andrzej Kochs Tipps
Als Käse-Reisetipps nennt „Der Schweizer“ die Alp Morgeten im Berner Oberland (Simmental): Hier wird die Milch
von Horn-Kühen verarbeitet. Gleichzeitig
gibt es eine Unterkunft mit rustikalen
Suiten (ohne Wasser) und Massenlager
für 40 Personen. Weiters das Muotatal
mit dem Käsemarkt im Herbst sowie Entlebuch. www.morgeten.ch
Weitere Empfehlungen: die Appenzeller
Schaukäserei sowie die von Gruyère und
Pringy, die Alpkäserei Moléson in den
Freiburger Voralpen mit Käserei-Themenweg. Und natürlich die Emmentaler Schaukäserei, eine Erlebniswelt mit
Dorfcharakter in Affoltern i. E. (Highlight Nr. 9). Käse vom Schweizer ist
zu finden in 1010 Wien, Wollzeile 15 oder in 1020 Wien, Karmelitermarkt
(Samstag Vormittag). www.alpkaesemarkt.ch, www.schaukaeserei.ch,
www.lamaisondugruyere.ch, www.emmentaler-schaukaeserei.ch
43
Etappe: Ort 1 – Ort 2 – ort 3
Etappe: NeuchÂtel – Interlaken
MURTEN, FRIBOURG: Röstigraben
in der Zähringer Stadt
2
Freiburg? Fribourg? Stimmt, wir befinden uns jetzt direkt an
der deutsch-französischen Sprachgrenze, auch „Röstigraben“
genannt. Aber hier wird niemand ausgegrenzt, im Gegenteil
gibt es hier die einzige zweisprachige Universität Europas.
Wodurch sich auch eine lebhafte Kultur- und Lokalszene
entwickelt hat! Kennen Sie z. B. Niki de Saint Phalle? Im
„Espace Jean Tinguely“ wird dem berühmten Künstlerpaar
aus Fribourg Tribut gezollt. Eine weitere Besonderheit: Die
„Zähringer“-Stadt konnte sich eine große Altstadt auf drei
Ebenen mit gotischen Fassaden und Kathedrale bewahren.
Die Standseilbahn „Funi“ verbindet zudem die Unterstadt
(Basse Ville) an der Saane mit dem modernen Teil von Fribourg. Apropos Zähringer: Auch Murten (Morat), 14 km von
Fribourg entfernt und am gleichnamigen See gelegen, ist
von dem Herzogsgeschlecht geprägt und lädt ein, den Ort
z. B. auf der Stadtmauer zu entdecken. Per Schiff geht es in
das kleine Weinbaugebiet Mont-Vully, wo nicht nur ein Blick
über das Drei-Seen-Land, sondern auch regionale Spezialitäten geboten werden.
3
Gruyères ist echt Käse. Eigentlich gehört der Name einer kleinen mittelalterlichen, großteils französischsprachigen Stadt,
auf Deutsch übrigens weniger melodisch „Greyerz“ genannt,
im oberen Saanetal. Das Schloss St. Germain aus dem 13.
Jahrhundert ist ihr ganzer Stolz, welches wiederum das Museum surrealer Kunst des Bildhauers und Malers HR Giger
beherbergt. Und dieser Künstler ist u. a. auch der Schöpfer
der Figuren aus den Oscar-gekrönten „Aliens“. Aber so außerirdisch sehen die Bewohner von Gruyère gar nicht aus,
die Inspiration holte er sich wohl woanders. Vielleicht direkt
in Hollywood. In eine ganz andere Richtung geht das TibetMuseum, das über 300 buddhistische Skulpturen und Werke
präsentiert. Aber abgesehen von all dem – der Ort ist berühmt
für den Hartkäse, den Gruyère nämlich, der in dieser Region
wohl seinen Ursprung hatte und hier u. a. produziert wird.
In der Schaukäserei in Pringy am Fuße des Schlosshügels
erfahren wir dazu auch alles Wissenswerte.
HIghlights: (siehe Karte Seite 50)
2 Städtchen Murten: optimaler Überblick von der Stadtmauer aus
3 Zähringerstadt Fribourg: Altstadt auf drei Ebenen
4 Städtchen Gruyères: surreale Kunst und 300 buddhistische Skulpturen
NeuchÂtel
44
4
25 km
Murten
40 km
Fribourg
15 km
Gruyères
Fotos: UFT / Christof Sonderegger / Thierry Pradervand / Christoph Schuetz
GRUYÈRES: Aliens, Buddhas
und reichlich käse
Uns können
Sie alle
gerne haben.
450 Mal.
Etappe: Ort 1 – Ort 2 – ort 3
Hören Sie auf Ihren guten Geschmack, wenn
Sie gerne auswählen. Rund 450 Käsesorten gibt’s in der
Schweiz. Vom Extrahart- über den Weich- bis zum
Frischkäse. Plus Ziegen- und Schafskäse noch dazu.
Mit Schweizer Käse werden alle Geniesser glücklich.
Schweiz. Natürlich.
Unser Schweizer Käse.
www.schweizerkaese.ch
45
Schweizereien
Wenn ich nur
aufhören könnt’!
Warum bloß wurde Schokolade erfunden?
Ein hinterhältiger Komplott, eine tägliche
Prüfung? Die süße Versuchung gehört zur
Schweiz wie…, ja, Käse. Und auch bei
einer Schweiz-Reise kommt man nicht daran
vorbei, zumindest ein paar Tafeln zu kosten
oder mit nach Hause zu nehmen.
Maison Cailler in Broc/Gruyère: Die berühmte Marke wurde ca. 1819
von Francois-Louis Cailler in Vevey gegründet, 1929 Fusion mit der Nestlé-Gruppe. Auf einer interaktiven Tour im Maison Cailler spielen Fakten,
Fantasie und alle Sinne die Hauptrollen. www.cailler.ch
Schokoladenzug: Ein gemeinsames Angebot von GoldenPass Services
und Cailler-Nestlé. Er führt von Broc über Gruyère nach Montreux und
beinhaltet u. a. die Besichtigung der Schaukäserei Gruyères und eine
Filmvorführung, Rundgang und Degustation bei Cailler-Nestlé.
www.goldenpass.ch
Besucherzentrum Chocolat Frey in Buchs: Die Traditionsmarke wurde
1887 von den Frey-Brüdern gegründet und 1950 von Migros übernommen. Die Tour führt über den Schokoladenweg, zu dem Schokoladenpoeten und Schokotank, zum Kino, zur Degustation, ins Duftlabor und
in die Fotostation. www.chocolatfrey.ch
Weitere Tipps: SchoggiLand der Maestrani Schweizer Schokoladen
AG in Flawil, Aeschbachs Chocowelt in Luzern, Museum Chocolat
Alprose in Caslano-Lugano, Favarger-Schokolade in Versoix (Genf),
L‘Espace Chocolat Confiserie Moret in Yverdon-les-Bains oder Confiserie
Poyet in Vevey
46
Die Alpenmilch macht den unterschied
Die Erfolgsgeschichte der Schweizer Schokolade begann in
der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit einigen Kakaofabrikanten und Konditoren wie etwa François-Louis Cailler in
Corsier bei Vevey und einem gewissen Philippe Suchard in
Neuenburg. Bis heute noch befindet sich das Zentrum der
Schokolade-Industrie in der Westschweiz. Nach und nach
fanden immer mehr Genießer Gefallen an dem Produkt
und es entstanden bereits größere Familienunternehmen.
Der Siegeszug startete aber um die Jahrhundertwende mit
dem Einsatz der guten schweizerischen Alpenmilch, die die
Schokolade bekömmlicher und schmackhafter machte. Als
Erfinder der Milchschokolade wird Daniel Peter in Vevey
genannt, während die Fondantschokolade Rodolphe Lindt
zugeschrieben wird. Die Verbindung mit der traditionellen
Milchwirtschaft und zudem das Kapital, das die Unternehmen einsetzten, um den Markt zu erobern, waren schließlich
die Basis für den Erfolg über die Grenzen hinweg.
Fotos: Switzerland Tourism / François Bertin
Schokolade-Erlebnisse
O
b Trüffel, Pralinen, Mousse, Tafel- oder Trinkschokolade, die verführerischen Köstlichkeiten
sind in aller Welt bekannt. Doch die größten
Schokolade-Fans sind die Schweizer selbst – im internationalen Vergleich ist es das Land mit dem höchsten Schoggi-Konsum, heißt es. Das Motto lautet: „9 von 10 Menschen mögen
Schokolade. Der 10. lügt.“
Funky Chocolate Club –
eine Freundschaft aus Schokolade
„Schmeckt wie Banane, oder?“ Wir probieren ein Stückchen Schokolade aus Madagaskar.
„Die Kakaobohnen nehmen den Geruch der Bananen auf der Plantage an“, erklärt Tatiana
Skolnikova. Gemeinsam mit ihrer Kollegin und Freundin Michaela Wlosokova betreibt sie
in Interlaken den Funky Chocolate Club.
Fotos: Funky Chocolate Club, Christiane Reitshammer (2)
S
chweizer Schokolade und darüber hinaus, ausgefallene Sorten und Geschmäcker, mit Fotos oder in
witziger Form bieten sie an. Wer mag, kann gleich
im Café die „echte, richtig üppige“ heiße Schokolade trinken
oder ein Schoko-Fondue teilen. Oder seine eigene Lieblingsschokolade kreieren.
Mehrmals täglich halten sie einen einstündigen Workshop
ab. So bewaffnen wir uns also mit Kochmütze und Schürze,
Schneebesen und allerlei Utensilien, um unsere eigenen Meisterwerke herzustellen. Bevor es losgeht, erklärt Tatiana noch
Herkunft und Produktion von Kakaobohnen und Schokolade. Dunkle und Milchschokolade stehen in sämig-flüssiger
Form zur Auswahl. Zuerst geben wir einen Schöpfer voll 40
Grad warmer Schokolade in den Kessel und mischen unter
festem Rühren kalte Schokoladeplättchen hinein, so lange,
bis sich warme und kalte Schokolade schön binden und
eine Temperatur von etwa 30 Grad erreichen. Dann kommt
unter weiterer Bewegung wieder warme Schokolade dazu.
„Die Kakaobutter muss gebunden werden. Wenn die Masse
schön glänzt, dann ist sie perfekt“. Wir füllen die flüssige
Schokolade mit einem Spritzsack in Tafelformen, schütteln
und streichen sie glatt. Je nach Geschmack bestreuen wir die
einzelnen Tafeln noch mit kleinen, nach Orange oder Zitrone schmeckenden Schokostückchen, mit Mandeln, Krokant,
weißer Schokolade usw., der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Dann kommt das Werk ins Kühlfach, und eine Stunde
später holen wir sie – inzwischen schön verpackt – ab.
schokolade ist gesund
Seit Sommer 2014 betreiben die zwei Tschechinnen [ 1 ], die
sich an der Universität kennengelernt, aus den Augen verloren und nach Auslandsaufenthalten bei einem JordanienUrlaub zufällig wieder getroffen haben, ihren Laden. Zusammengeführt hat sie auch ihre Begeisterung für Schokolade,
die sie mit einer Ausbildung zum Chocolatier professionalisierten. „Einen geeigneten Platz zu finden war schwierig,
aber nach ein paar Monaten haben wir es geschafft“, sagen
die Freundinnen und Geschäftspartnerinnen. Schokolade im
großen Stil wollen sie allerdings nicht produzieren. „Wir kaufen von kleinen Produktionen und konzentrieren uns auf die
Workshops.“ Ob sie jeden Tag Schokolade esse?, so die Frage
an Tatiana. „Ja, jeden Tag. Wir müssen ja auch die Samples
verkosten, aus Ecuador, Madagaskar, aus allen Ländern. Aber
immer nur ein Stück und nur gute Qualität. Schokolade ist
ja auch gesund!“ Und viel Sport betreibe sie auch, wie sie
zugibt. Das muss wohl die optimale Diät sein.
www.funkychocolateclub.com
47
Etappe: Ort 1 – Ort 2 – ort 3
Etappe: NeuchÂtel – interlaken
BRIENZERSEE
eine rasante Begegnung
7
7
Fünf Kursschiffe verkehren auf dem Brienzersee und verbinden Interlaken mit Brienz oder dem Giessbachfall, einem von
vielen Wasserfällen in der Region, der über 500 Meter und
über 14 Stufen in den See stürzt. Seit 2014 kann man auch
mit einem Jetboat über den 260 Meter tiefen See düsen. Simon
Hirtl, Ex-Sportler, -Sportmanager und –Inhaber einer Eventagentur, wollte in seinem „Paradies“ nicht nur wohnen, sondern auch arbeiten und hat mit einem Freund das Unternehmen Jetboat Interlaken, als erster in der Schweiz, gegründet,
wie er erzählt. „Das ist ein Angebot für die ganze Familie, nicht
nur Adrenalin-Action, sondern eine informative und spaßige
Fahrt.“ Eine Fahrt, die im Sommer etwa elf Mal am Tag angeboten wird, dauert 50 Minuten und kostet für den Erwachsenen (inklusive Abholung vom Hotel, Wetterausrüstung, Fotos
und Videoclips) ab 89 Franken. Was seine Gäste lieben, sind
360 Grad-Drehungen aus der vollen Fahrt. „Aber wir machen
auch viele Stopps. Das ist nicht nur ein Hin- und Her-Rasen
auf dem See, wir erzählen auch viel über die Region, die Fischerei, Geschichten zum Hotel Giess­bachfälle usw.“
www.jetboat.ch
GSTAAD – Spielplatz
für GroSS und Klein
7
HIghlights: (siehe Karte Seite 50)
5 Châletdorf Gstaad/ Saanen: autofreier Ort mit hoher Promi-Dichte
6 Jungfraujoch: Top of Europe
7 Schifffahrt Brienzersee: das erste Jetboat-Angebot des Landes
Gruyères
Interlaken
48
40 km
Gstaad
70 km
Interlaken
Schlenker: Jungfraujoch (mit der Jungfraubahn)
Fotos: Switzerland Tourism / Lorenz Andreas Fischer / Christof Sonderegger,
Interlaken Tourismus / Heinz Loosli / Stefan Schlumpf
Promis und Möchtegernstars genauso wie „Normalos“ mit
oder ohne Familien fahren gerne in die Region Gstaad-Saanenland, letztere Gruppe jedoch verstärkt in die Nachbardörfer. Gstaad, im Zentrum autofrei, lockt doch eher mit Luxus,
egal ob in Hotels, Gourmetrestaurants oder den noblen Geschäften in der kürzesten Shopping-„Meile“ der Schweiz. Die
Region hat aber z. B. mit dem Naturschutzgebiet am Lauenensee mit Wasserfällen und Hochmooren, dem historischen
Dorf Saanen [ 1 ] und dem kleinen Bergdorf Abländschen noch
mehr zu bieten, zudem ein dichtes Wegenetz für Wanderer
und Mountainbiker, Gelegenheiten für Wildwasser- und Kanuabenteuer sowie zum Gleitschirmfliegen und Klettern. Für
Kinder ist das Saanenland ein einziger Tollplatz: Baden in
Bergseen, Trottinettfahren, Sommerrodeln und Alpine Coaster oder Käse-Machen – das können keine faden Ferien sein!
Etappe: NeuchÂtel – Interlaken
Atemlose
Ausblicke
Manche Dinge im Leben brauchen mehrere Anläufe. Das Jungfraujoch ist so eines. Entweder
man hat Glück, und die zweieinhalbstündige Fahrt mit der Bahn von Interlaken bis ganz nach
oben gipfelt in der versprochenen Aussicht auf Bergwelt, Gletscher und Eis. Oder eben nicht.
Ein bisschen Flexibilität und ein entsprechender Wetterbericht können aber bei der Planung
helfen, damit weder Wolken noch Schneefall den Blick vernebeln.
T
Fotos: Jungfrau Region / Mattias Nutt
op of Europe“ wird das Jungfraujoch auch genannt,
schließlich befindet sich hier der höchstgelegene
„
Bahnhof Europas. Auf 3.454 Meter über dem Meer,
unterhalb des 4.158 Meter hohen Gipfels der Jungfrau. So nebenbei gibt es hier auch den höchstgelegenen Schoggi-Shop
von Lindt („Lindt Swiss Chocolate Heaven“) und ein UhrenGeschäft. Ja, Shopping ist überall. Einen Tag vor unserer Ankunft in luftigen Höhen hat ein Herr eine Uhr um 40.000
Franken erworben, wie uns der Hüter des Ladens berichtet.
Guter Ausgangspunkt für eine Fahrt nach oben ist Interlaken, wobei sich zwei Varianten anbieten. Von Interlaken
über Lauterbrunnen (mit der Berner Oberland-Bahn), vorbei
an Wengen bis Kleine Scheidegg (mit der Wengernalpbahn)
und dann durch das Felsmassiv hinauf zum Jungfraujoch
oder von Interlaken über Grindelwald, Kleine Scheidegg und
weiter. Wir machen beides, den einen Weg nach oben, den
anderen nach unten. Unmöglich zu sagen, welche Richtung
schöner ist.
Einmal einrasten
Kurz nach Zweilütschinen, wenn es bergauf geht, klickt der
Zug in das Zahnradsystem ein, auf flachen Stücken bewegen
wir uns auf Schienen. „Das System wurde vor über 100 Jahren erfunden und von den Schweizern als bewährtes System
übernommen“, erzählt Brigitte, pensionierte Wanderreiseleiterin und nun zeitweise für die Jungfraubahnen im Einsatz.
Von Station zu Station
Lauterbrunnen liegt in einem Tal zwischen Felswänden und
Gipfeln. 72 Wasserfälle stürzen über die Felswände ins Tal. Der
Staubbachfall ist einer der höchsten frei fallenden Wasserfälle
Europas. Am Bahnhof wird auch alles, was zum Leben notwendig ist, für die nächste Station, das auf 1.274 Meter liegende und
autofreie Wengen, verladen. Wir fahren vorbei an der berühmten
Lauberhorn Ski-Weltcup-Strecke und sogar über den Tunnel,
durch den die Herren bei der Abfahrt durchflitzen. „Wenn das
Rennen ist, fährt die Bahn rund um die Uhr und bringt untertags bis zu 25.000 Gäste rauf“, meint Brigitte. Die Bahn fährt 365
Tage im Jahr und im Sommer jede halbe Stunde.
Bit te Umsteigen!
Bei der Station Kleine Scheidegg heißt es ein letztes Mal umsteigen, nämlich in die rot-gelbe Jungfraubahn, und dann
wird’s dunkel, wenn der Zug über sieben Kilometer durch den
Berg fährt. Die Bahnstrecke gilt bis heute als Wunder der
Eisenbahntechnik. 16 Jahre dauerte der Bau, am 1. August
1912 fand die feierliche Eröffnung statt.
49
Etappe: NeuchÂtel
Ort 1 – Ort– 2Interlaken
– ort 3
Es geht wieder bergab. Vorbei an traumhaften Berglandschaften. „Der Bergfrühling im Juni und Juli ist wunderschön“, schwärmt Brigitte. „Alle Blumen blühen, das ist die
schönste Zeit!“ Die Temperaturen sind im Sommer oben
meist um 10 Grad niedriger als im Tal. Die Kühe kommen
allerdings nur bis Scheidegg, „pflegen“ die Almwiesen und
sorgen für die guten Milchprodukte, bis sie Anfang September wieder hinuntergetrieben werden.
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Die erste Haltestelle „Eigerwand“ im Berg ermöglicht durch
ein großes Fenster den Blick nach draußen Richtung Norden,
bei schönem Wetter bis zum Schwarzwald. Nächste Station ist
„Eismeer“, bereits auf 3.160 Metern, wo man beeindruckenderweise von Gletscher und Eis umgeben ist. Auf 3.454 Metern endet die Fahrt am Joch, unterhalb des Jungfrau-Gipfels
auf 4.158 Metern. Der erste Eindruck: Hier herrscht dünne
Luft! Die Mitarbeiter der Bahn sind es offenbar gewöhnt, wir
schalten erstmal einen Gang zurück. Der zweite Eindruck:
Wow! Ein faszinierender und erhebender Blick auf eine Welt
aus Eis, Schnee und Fels, weiß und glitzernd, auf den Aletschgletscher, der mit 22 km Länge der längste Eisstrom der Alpen
ist. Ja, das ist top, Top of Europe.
3
Eisige Ein- und Aussichten
Von der Aussichtsterrasse Sphinx gelangt man zur „Alpine
Sensation“ im Inneren des Berges. Auf einem Rundgang im
Tunnelsystem erfahren wir viel über die Geschichte der Bahn
und des Schweizer Berglebens, genießen eine audiovisuelle
Reise durch die Alpenwelt, sehen im Eispalast, der in den
30er Jahren von Bergarbeitern mit Pickel und Säge ausgeschnitten wurde, Höhlen und bläulich schimmernde Skulpturen aus Eis, Pinguine, Huskys, Bären und auch Sherlock
Holmes, bevor wir direkt beim Schokolade-Geschäft landen.
Schwer zu sagen, ob das beständige Schwindelgefühl mehr
der Höhe oder eher der überwältigenden Aussicht zuzuschreiben ist. Sportlich Aktive und Adrenalinjunkies kommen auch im Sommer im Schnee – und das vor grandioser
Kulisse – auf ihre Kosten. Bei Ski- und Snowboardfahren
auf einer präparierten Piste, beim Rutschen im Schlittelpark
oder mit dem Flying Fox über die Gletscherspalten. Mit einer
kurzen Wanderung gelangt man zur Mönchsjochhütte. Oder
aber man schließt sich einer geführten Zweitagestour über
die Gletscherlandschaft an. Wanderer nehmen auch gerne
ihren Weg von der Station Eigergletscher nach Kleine Scheidegg, wo es auch Übernachtungsmöglichkeiten gibt.
50
7
4
6
5
33
HIgHlights
Drei Schlenker als Tagesausflüge:
6 Jungfraujoch: hochalpine Wunderwelt aus Eis, Schnee und Fels
7 Schifffahrt Brienzersee: Passagierschifffahrt seit 1839
33 Schweizer Alpen / Jungfrau-Aletsch: UNESCO Weltnaturerbe
mit dem größten Gletscher der Alpen
Jungfraujoch
Brienzersee
Jungfrau-Aletsch
Unsere Tipps
Interlaken
Ein guter ausgangspunkt
Das Freilichtmuseum Ballenberg: Zu sehen sind 100 Jahrhunderte
alte Gebäude, original eingerichtet, aus allen Landesteilen der Schweiz,
Handwerke, Bräuche, landwirtschaftliche Arbeit u.v.m.
www.ballenberg.ch
Lateinisch „Inter Lacus“ heißt nichts anderes als „zwischen
den Seen“ – und genau da befindet sich der Ferienort Interlaken (mit den Orten Matten und Unterseen), nämlich zwischen Thunersee und Brienzersee und nicht weniger bemerkenswert zu Füßen des berühmten Bergdreigestirns Eiger,
Mönch und Jungfrau. Hotels, Restaurants, Casino, Geschäfte
und eine kleine Altstadt sorgen für die entsprechende touristische Infrastruktur der Region, die (besonders im Sommer)
viele tausende Menschen aus aller Welt anlockt. So tummeln
wir uns auch zwischen den Gruppen aus Indien, China oder
dem arabischen Raum, die das angenehme Klima, die Seen
und die Berge schätzen. Mit seinen Festivals ist Interlaken im
Sommer ein riesiger Spielplatz. Wer das Wandern liebt, auf
Canyoning, Raften und Paragliden steht (in der Hochsaison
landen Paraglider fast im Sekundentakt), gerne schwimmt
oder Boot fährt, ist hier bestens aufgehoben. Guter Ausgangspunkt ist Interlaken für eine Fahrt zum Jungfraujoch
oder anderen spektakulären Aussichtspunkten.
www.interlaken.ch
Die Alphornproduktion von Familie Tschiemer im Bergdorf Habkern.
Chästeilet Justistal: das Brauchtumsfest der Alphirten im September,
bei dem der Käse unter den Bauern aufgeteilt wird. Im Anschluss ziehen
die SennerInnen in Tracht mit den geschmückten Kühen ins Tal.
In der Umgebung
Grindelwald: Höhenwanderung von Grindelwald-First entlang des
Bachalpsees und zur Schynige Platte oder vom Männlichen auf die
Kleine Scheidegg – mit Ausblick auf Eiger, Mönch, Jungfrau; Adrenalinrausch mit dem „First Flieger“ oder beim Biken.
Mürren: traditionelles, autofreies Walser-Bergdorf unterhalb des Schilthorns auf 1650 m, Ausgangspunkt für Wanderungen
Fotos: Switzerland Tourism / Marcus Gyger,
Jungfrau Region / Jost von Allmen / Mattias Nutt
Schynige Platte: Wanderungen und Alpengarten; das Berghotel
Schynige Platte mit Panoramaterrasse ist nur im Sommer mit der Zahnradbahn erreichbar.
Harder Kulm: mit der Drahtseilbahn von Interlaken auf den Hausberg;
schlossartiges Restaurant mit Aussicht auf Dreigestirn, Thunersee und
Brienzersee
Kleine Scheidegg: spektakuläre Sicht auf die Eigernordwand, Bahnhof,
Restaurants und Hotels, viele Wandermöglichkeiten; im Restaurant Eigergletscher gibt es die Schokospezialität Eigerspitzli aus der höchstgelegenen Confiserie Europas.
Infos zu den Jungfraubahnen
Die Jungfraubahnen führen zu den Naturwundern im UNESCO-Welterbe Schweizer Alpen Jungfrau - Aletsch: Berner Oberland-Bahn, Wengernalpbahn, Jungfraubahn, Firstbahn, Schynige Platte-Bahn, Harderbahn,
Bergbahn Lauterbrunnen – Mürren:
Strecken und Preise unter www.jungfrau.ch
Fahrt Interlaken Ost – Jungfraujoch in der 2. Klasse hin und retour 204,40
CHF; Jungfrau VIP-Pass: 3 Tage Fahrt auf dem gesamten Streckennetz der
Jungfraubahnen (inkl. Jungfraujoch) 245 CHF (Stand März 2015)
51
Etappe: Ort 1 – Ort 2 – ort 3
Etappe: Interlaken – Bern – luzern
Bern
„Bärige“ stadt mit Zytglogge
8
Das ist also die Hauptstadt der Schweiz! Nicht Zürich, nicht
Genf, nein Bern ist das Epizentrum der eidgenössischen
Macht. Die Altstadt, vom Fluss Aare beinahe umschlossen, ist
außerdem auch noch UNESCO-Weltkulturerbe. Mit Fug und
Recht, wie uns nach 344 Stufen nach oben, keuch, ein großartiger Blick vom Münster auf das mittelalterliche Ensemble
bestätigt. Wieder auf festem Erdboden, stellen wir uns wie
alle Bern-Besucher zur vollen Stunde unter die „Zytglogge“
und beobachten das Bären-Figuren- und Glockenspiel; spazieren in den mittelalterlichen Arkaden, die sechs Kilometer durch die Stadt führen, durch die Gassen, vom Bahnhof
via Bundesplatz bis zum Bärenpark. Der Bär ist ja das lokale
Wappentier. Der frühere und nun erweiterte „Bärengraben“
beherbergt übrigens tatsächlich Bären, lebendige, die auf
nunmehr 6.000 m² ihren Auslauf genießen – wir sie lieber
aus der sicheren Entfernung.
Bei den Museen herrscht wieder einmal die Qual der Wahl:
Das Paul Klee-Museum ist stolz auf die weltweit größte
Sammlung des Künstlers, allein das Gebäude von Architekt
Renzo Piano ist ein Highlight. In dieser Hinsicht ist auch das
Westside, das Freizeit- und Einkaufszentrum, einen Abstecher
wert: Schließlich wurde es von Stararchitekt Daniel Libeskind
umgesetzt. Auch ein Museum für Kommunikation gibt es in
Bern; es beschäftigt sich mit Körpersprache, dem Dialog der
Kulturen, Neuen Medien etc. Und das Einstein Museum würdigt das Genie von Albert, der hier einst für ein paar Jahre
in der Kramgasse 49 lebte (und wer weiß, vielleicht springt
der Funke noch über!). Betörend ist der Duft im Rosengarten.
Über 200 Rosensorten, 200 Irisarten und zahlreiche Rhododendren befinden sich dort hoch über der Altstadt, die einem
fast den Blick vernebeln.
HIgHlightS (siehe Karte Seite 56)
8 Altstadt Bern: mittelalterlicher Stadtkern,
fast gänzlich umflossen von der Aare
9 Emmentaler Schaukäserei: alles Käse,
von der Herstellung bis zur Verkostung
Brienzer See
67 km
Bern
55 km
Emmental
Unser Tipp
Gurten bzw. Güsche heißt der Hausberg der Stadt, der sich 864 m
nach oben streckt und mit der Gurtenbahn, dem „Velo“ oder zu Fuß
erreichbar ist. Oben gibt’s nicht nur einen tollen Blick auf Bern, sondern
auch einen Park, Sportmöglichkeiten, zwei Restaurants (immer dienstags Fondue) sowie verschiedene Events und Kulturveranstaltungen.
52
Fotos: Switzerland Tourism / Terence du Fresne /
Gian Marco Castelberg & Maurice Haas / Stephan Engler
8
Kambly Erlebnis Trubschachen
Schweizer Feingebäck-Tradition seit 1910
Entdecken Sie die Erlebniswelt des bekanntesten und beliebtesten Schweizer
Biscuitherstellers in Trubschachen, mitten in der idyllischen Hügellandschaft des
Emmentals. Mit Licht und Ton werden Sie durch die über 100-jährige Kambly-Geschichte geführt. Schauen Sie unseren Maîtres Confiseurs über die Schultern und
erfahren Sie mehr über die Geheimnisse der Feingebäck-Kunst. Probieren Sie nach
Herzenslust rund 100 Biscuitsorten und lassen Sie sich im Kambly Café verwöhnen.
Ein passendes Geschenk finden Sie in unserer grossen Auswahl an exklusiven und
saisonal wechselnden Produkten.
Öffnungszeiten
Mo-Fr 08.30 - 18.30 Uhr, Sa & So 08.30 - 17.00 Uhr
Eintritt kostenlos. Parkplätze direkt vor Ort.
Für mehr Informationen:
www.kambly.ch, Tel.: +41 34 495 02 22
53
Etappe: Ort 1 – Ort 2 – ort 3
54
Etappe: interlaken – Bern – Luzern
Luzern und der
Vierwaldstättersee
In strahlendem Sonnenschein präsentiert sich Luzern adrett wie eine Postkartenschönheit
und ist doch eine Stadt, in der man gerne leben möchte. Entspannte Flanieratmosphäre, viel Kunst und Kultur, eine breite Palette an Ausflugszielen am Vierwaldstättersee,
hoch droben in der Bergwelt von Pilatus und Rigi oder in der facettenreichen UNESCOBiosphäre Entlebuch. Die übersichtliche 80.000-Einwohner-Stadt ist mehr als bloß ein
attraktiver Fixpunkt an der Grand Tour-Route.
Foto: Switzerland Tourism / Andreas Gerth
A
uf der einen Seite ein mittelalterlicher Stadtkern
mit Fresken geschmückten Zunfthäusern, auf
der anderen eine lebendige Neustadt voller kultureller Sehenswürdigkeiten, dazwischen die Reuss und darüber eine der ältesten gedeckten Holzbrücken der Welt, die
Kapellbrücke. Nach ihrer Erbauung im Jahr 1332 führte sie
geradewegs in die Kapelle, die ursprünglich der einzige Zugang zur Stadt war. Inzwischen wurde sie mehrmals umgebaut, versetzt und renoviert, brannte ab und wurde teilweise
mit alten Elementen wieder errichtet. Sie schnell zu überqueren ist im Sommer oft gar nicht einfach, denn alle paar
Meter stehen Trauben von Touristen aus Asien, die entweder
gerade ein Foto machen, oder jemanden suchen, der eines
von ihnen macht. „Cheese“ ist das geflügelte Wort.
Stramm steht auf der Kapellbrücke – mit dem imposanten
Pilatus-Massiv als Kulisse – der achteckige Wasserturm, der
früher eine Folterkammer barg, jetzt aber als Versammlungsraum wesentlich friedlicheren Zwecken dient. „Unter
dem Dach wohnen von Ende April bis Ende August Gäste aus
Afrika“, erklärt uns die Stadtführerin Christine, „die Alpensegler!“ Sie sehen aus wie überdimensionale Schwalben und
verbringen laut den Luzerner Stadt-Ornithologen den Großteil ihres Lebens im Flug. Da sie mit ihren kurzen Beinen
nicht vom Boden starten können, nutzen sie den 32 Meter hohen Wasserturm als Absprungschanze. Auch die 870 m lange
Museggmauer mit ihren Türmen ist bewohnt. Neben Mauer-
und Alpenseglern sind dort auch Turmdohlen, Gänsesäger,
Fledermäuse und Eidechsen eingezogen. Wie die Kapellbrücke gehörte die Mauer zur äußeren Befestigungsanlage, mit
der Luzern sich vor den Habsburgern schützte, die – vom
Ende des 13. bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts – die Stadt
beherrscht hatten.
Anders als in so vielen an sich schönen Städten Europas
dominieren in der malerischen Altstadt nicht Autos, sondern
Menschen das Straßenbild. Das ermöglicht auch einen ungestörten Blick auf das im italienischen Stil erbaute Rathaus
und den einladenden Rathausquai mit seinen Restaurants
und Cafés, auf das Löwendenkmal und die mit Fresken geschmückten Häuser, die viele Plätze der ehemaligen Handelsstadt säumen, wie zum Beispiel den Weinmarkt. Sakrale
Bauten wie die barocke Jesuitenkirche und die Hofkirche aus
der Spätrenaissance mit ihren beiden charakteristischen Türmen runden das harmonische Stadtbild ab. Auf dem Platz,
wo die Hofkirche heute steht, wurde nach angeblichen Lichterscheinungen im 8. Jahrhundert die erste Siedlung – das
Kloster Luceria – erbaut. Da das lateinische bzw. italienische
„lucerna“ auch für Leuchte steht, wird Luzern manchmal als
Leuchtenstadt bezeichnet.
Luzerns modernes Wahrzeichen ist das im Jahr 2000 eröffnete Kultur- und Kongresszentrum KKL, das unter anderem
einen Konzertsaal mit 1.840 Plätzen und das Kunstmuseum
beherbergt. Das futuristische Gebäude trägt die Handschrift
55
Etappe: Interlaken – Bern – Luzern
10
des französischen Stararchitekten Jean Nouvel und scheint
mit seinem statisch ausgeklügelten Dach aus 1.520 Aluminiumplatten, das 40 Meter über den Vierwaldstättersee hinausragt, leichtfüßig auf der Wasserfläche zu tanzen. Eine Schönheit in Rauchglas, und zudem der Schauplatz zahlreicher
Veranstaltungen, wie dem jährlichen Lucerne Festival, das
mit internationalen klassischen Orchestern und Solisten der
Festspielstadt Salzburg Paroli bietet. Das Gebäude sollte eigentlich am Wasser gebaut werden. Als das nicht bewilligt
wurde, leitete der Stararchitekt kurzerhand links und rechts
vom Eingang je einen Fluss in das Gebäude. Gleichzeitig bestand er darauf, dass keine Brüstung die Ästhetik des Designs stören dürfte. „In den ersten vier Jahren fielen rund
1.000 Konzertgäste ins Wasser. Zuerst hat man Badetücher,
Ersatzkleider und Haartrockner bereitgestellt, inzwischen
wurden aber doch Geländer angebracht“, amüsiert sich unsere Stadtführerin.
>
ch >
Züri
11
9
12
13
8
14
10
HIgHlightS
10 Biosphärenreservat Entlebuch: unberührte Moorlandschaft
12 Kapellbrücke Luzern: einst der einzige Zugang zur Stadt
13 Pilatus: Luzerner Hausberg mit der steilsten Zahnradbahn der Welt
14 Tellskapelle, Sisikon: Kapelle mit Szenen aus der Wilhelm Tell-Sage
Emmental
55 km
Schloss Hallwyl
Pilatus
56
13
52 km
Entlebuch
41 km
Sisikon
49 km
Luzern
65 km
Schloss Hallwyl
14 km
Zürich
Pilatus
Fotos: Switzerland Tourism / Max Schmid / Elge Kenneweg / Jan Geerk,
Pilatus Bahnen AG / Christian Perret
11 Wasserschloss Hallwyl: Märchenschloss auf zwei Inseln im Aabach
12
Unser Tipp
Nix‘s in der Laterne
Regionaler geht es nicht: Fangfrischer Fisch aus dem Vierwaldstättersee, Muotataler Ochsenschwanz, Zentralschweizer Kalbssteak oder
Käsevariationen aus dem Gütschtunnel. In seinem Lokal „Nix‘s in der
Laterne“ am Reussteg kocht der Österreicher Nikki Schwethelm seine
Gäste mit ihren eigenen Spezialitäten ein. www.nixinderlaterne.ch
Verkehrshaus
Bewegte Geschichte
Stehen Sie auf die Schweiz? Im Verkehrshaus – dem populärsten Museum des Landes – können Sie auch auf der
Schweiz stehen, denn dort gibt es ein 200 m2 großes Luftbild,
auf dem man ungeniert auch die Grand Tour-Routen abgehen
kann. Mit 20.000 m2 Ausstellungsfläche, einem Filmtheater
und einem Planetarium ist das Verkehrshaus Schweiz ein
ausgesprochen innovatives Museum mit tausenden Exponaten zu den Themen Verkehr, Mobilität und Kommunikation,
die nicht nur bestaunt, sondern auch angefasst und getestet
werden dürfen. Auf der Erlebnistour zwischen Dampfloks,
U-Booten, Riesenflippern, Formel I-Boliden und Modellbahnanlagen wird so mancher Besucher wieder zum Kind.
Die letzten Zweifler überzeugt mit Sicherheit das „Chocolate
Adventure“, wo man mit allen Sinnen erfahren kann, worum
es bei der Schokoladenherstellung geht.
www.verkehrshaus.ch
Fotos: Switzerland Tourism-BAFU / Marcus Gyger,
Switzerland Tourism / Franziska Pfenniger, Hotel Château Gütsch
Pilatus: Rüber, rauf und runter
Von Luzern aus bieten sich zahlreiche Touren ins Umland
an. Wer wie die Schweizer auf Superlative steht, kann zum
Beispiel mit der steilsten Zahnradbahn der Welt den Hausberg von Luzern – den 2.132 m hohen Pilatus – erobern. Im
Rahmen der so genannten „Goldenen Rundfahrt“ ist der
Ausflug auf den Pilatus zwischen Mai und Mitte Oktober
spielend in einem Tag zu bewältigen. Mit dem Schiff geht es
über den Vierwaldstättersee nach Alpnachstad. Dort wartet
schon die Zahnradbahn, die mit einer maximalen Steigung
von 48% den Pilatus-Kulm erklimmt. Erlebt man klares Wetter wie wir, raubt einem das spektakuläre Panorama aus Seen
und 73 Alpengipfeln den Atem. Wenn die Bergluft hungrig
macht, erfüllen sich zum Beispiel auf der Sonnenterasse
Hotel Pilatus-Kulm sämtliche kulinarischen Wünsche. Mit
der Luftseilbahn „Dragon Ride“, die im April 2015 eröffnet
wurde, und der Panorama-Gondelbahn geht es talwärts nach
Kriens und per Bus Nr. 1 zurück nach Luzern. Diese Tour
ist in umgekehrter Reihenfolge nicht minder schön und
lässt sich auch mit herrlichen Wanderstrecken, einer beschwingten Abfahrt auf der Sommerrodelbahn oder einer
Kletterpartie im Seilpark kombinieren.
Wandern: Waldstätterweg
und Weg der Schweiz
Zu den Schlagworten zum Vierwaldstättersee, die fast jeder
im Langzeitgedächtnis parat hat, gehört auf jeden Fall „Der
Schwur auf dem Rütli“. Der fast 120 km lange Waldstätterweg
führt von Brunnen am Urnersee [ 1 ] zu eben diesem Rütli,
wo sich laut dem Schweizer Nationalmythos einst Abgesandte aus den drei Kantonen Uri, Schwyz und Unterwalden mit
einem Schwur von den Habsburgern lossagten und damit
die Eidgenossenschaft begründeten. Wer die romantische
Tellskapelle in Sisikon aufsucht, wandelt auf den Spuren
von Wilhelm Tell. Kombiniert man den „Weg der Schweiz“
[ 2 ] mit dem Waldstätterweg, umrundet man den gesamten
Vierwaldstättersee mit all seinen Armen und Fjorden. Uferwege, Bergpfade und städtische Promenaden wechseln sich
ab. Und auch die Atmosphäre gestaltet sich facettenreich:
Vom mediterranen Flair an der Riviera bei Weggis bis zum
alpinen Klima auf dem Bürgenstock. Das Herauspicken einzelner Etappen oder elegante Abkürzungen per Schiff sind
jederzeit möglich. Der „Weg der Schweiz“ nimmt 35 km des
Weitwanderwegs ein und repräsentiert die 26 Kantone, wobei jeder Schweizer Staatsbürger durch einen 5 mm langen
Weg-Abschnitt in seinem Kanton symbolisiert ist.
Unser Tipp
Lunch im Gütsch
Das Château Gütsch [ 3 ], hoch über der Stadt Luzern gelegen, erstrahlt
seit Frühling 2014 in neuem Glanz. Der kurze Ausflug lohnt sich, auch
wenn Sie sich nicht gleich eine Suite im hübschen Belle Époque-Hotel
leisten möchten. Ein Lunch auf der Terrasse, wo erlesene Schätze aus
Küche und Keller serviert werden, schafft es nicht zuletzt wegen der
grandiosen Aussicht auf die Stadt und den Vierwaldstättersee garantiert
in die Top-Liste Ihrer Urlaubserinnerungen. www.chateau-guetsch.ch
57
Etappe: Luzern – Schwyz – Zürich
Biosphärenreservat Entlebuch
der Wilde Westen von Luzern
Cowboys? Colts? Koyoten? Keine Spur! Dafür liegt das Entlebuch aber westlich von Luzern und das Wilde bezieht sich
einerseits auf die weitläufigen Moorlandschaften, deren Artenvielfalt von der UNESCO als schützenswertes Welterbe
gewürdigt wurde. Andererseits gelten die Entlebucher als ein
ziemlich „wildes“ Völkchen, das mit großer Leidenschaft die
unberührte Natur, die althergebrachten landwirtschaftlichen
Techniken und ihre Traditionen zu verteidigen weiß. Überhaupt birgt kaum eine andere Region der Schweiz so viele
natürliche Schätze wie dieses erste Biosphärenreservat der
Schweiz. Sie besticht aber zudem mit Kleinoden wie dem
Dörfchen Flühli, in dessen Kneippanlage man so idyllisch
Wasser treten kann wie sonst nirgendwo in den Alpen, oder
Romoos, wo noch echte Köhler ihrem uralten Handwerk
nachgehen. Ein kühler Tag? Dann nichts wie ab in die exotische Pflanzenwelt im Tropenhaus von Wolhusen oder in die
Alp- und Erlebniskäserei Schlacht in Schüpfheim. Neu sind
die Tagestouren im umweltschonenden Elektrobus – dem
Switchbus -, die jeden Samstag ab Luzern angeboten werden.
Organisator ist Louis Palmer, der immerhin schon einmal
die Welt im Solartaxi umrundete.
Schloss Hallwyl
Ritterromantik auf zwei INseln
Eines der schönsten Wasserschlösser der Schweiz findet sich
im Kanton Aargau, in direkter Nähe zum Naturschutzgebiet
am Hallwilersee. Das Schloss Hallwyl thront auf zwei Inseln
im Aabach, am nördlichen Ende des Sees, und ist nur über
eine Ziehbrücke erreichbar. Ist sie einmal heruntergelassen,
macht es Spaß, die 800 Jahre alte Geschichte des Hallwyler
Niederadels vom Mittelalter bis zur Gegenwart nachzuverfolgen. Die Rekonstruktion eines Pfahlbaus an der Uferpromenade dokumentiert das Leben der allerersten Siedler. Wer
gerne wandert, wird den 20 km langen Seeuferweg genießen.
Weniger sportlich ambitionierte Besucher können die Wanderung mit einer Schifffahrt am See kombinieren oder sich
in einem der schönen Strandbäder erfrischen.
Do-it-yourself-Schweizermesser
Sind Sie auch ein Schweizermesser-Fan? Dann auf ins Victorinox-Museum in Brunnen im Kanton Schwyz! Dort wird die Erfolgsgeschichte
des Swiss Army Knife aufgerollt. Noch viel aufregender: Gegen Voranmeldung und Unkostenbeitrag darf man sein persönliches Messer, Modell Spartan, selbst zusammenbauen. www.victorinox.com
58
Foto: Switzerland Tourism/ Lorenz Andreas Fischer
Unser Tipp
Etappe: Luzern – Schwyz – Zürich
Die Rigi
Königin der Berge
Nicht weniger als neun Bergbahnen führen von unterschiedlichen Orten auf das 1.798 m hohe Rigi-Massiv zwischen
Vierwaldstätter-, Zuger- und Lauerzersee. Besonders schön
ist es, mit dem Schiff ab Luzern nach Vitznau anzureisen
und dort die Rigi-Bahn zu besteigen, der man ihre Jahre als
älteste Zahnradbahn Europas kaum anmerkt. So spart man
auch die nötige Energie für die Höhenwanderwege, auf denen man schon nach ein paar Schritten versteht, warum die
Schweizer die Rigi als „Königin der Berge“ verehren: Sämtliche Seen der Zentralschweiz liegen ihr zu Füßen und am
Horizont stehen die berühmtesten Berggipfel der Alpen wie
Gardesoldaten Spalier. Apropos Königin: Queen Victoria ließ
sich seinerzeit in einer Sänfte auf die Rigi tragen. Wer wie
sie oben nächtigt, kann sicher sein, einen unvergesslichen
Sonnenaufgang zu erleben.
Die Höhlentour
Hölloch im Muotatal
Das Hölloch im Kanton Schwyz ist eines der größten Höhlensysteme weltweit. Irgendwie ahnt man es schon, wenn man
von der Kantonshauptstadt Schwyz ins Muotatal einbiegt. Je
näher man dem Hölloch kommt, umso schattiger und kühler
wird es. Der Eingang zu dem 190 km langen Höhlenlabyrinth
mit seinen Tropfsteinen, tiefen Schluchten, bizarren Felsgebilden, Gletschermühlen, Seen und Versteinerungen befindet sich oberhalb des Weilers Stalden. Aus Stalden stammte
auch der Entdecker des Höllochs: Der Bergbauer Alois Ulrich.
1875 kletterte er zum ersten Mal in die dunkle Welt unter dem
Karst. Anders als andere Höhlen wurde das Hölloch kaum mit
betonierten Wegen und elektrischer Beleuchtung für den Tourismus entschärft. Die gut ausgebildeten Führer sorgen jedoch
stets für Sicherheit, egal ob man eine Kurzführung oder eine
mehrtägige Expedition mit Biwak bucht.
Unser Tipp
Oben ohne aufs Stanserhorn
Fahren Sie nach Stans und lassen Sie
sich am offenen Oberdeck der doppelstöckigen „CabriO Stanserhorn“
Luftseilbahn den Wind um die Nase wehen. Auf 1898 Meter angekommen verrät Ihnen der Stanserhorn-Ranger, wo
die schönsten Alpenblumen blühen und
benennt jeden Gipfel der Umgebung,
ehe sie das Drehrestaurant Rondorama
mit regionalen und saisonalen Spezialitäten verwöhnt. www.stanserhorn.ch
59
PortrÄt
Angela
Rosengart
ein Leben
für die Kunst
x-chen, das lieblingsbild
Die 1932 geborene Luzernerin, deren Name für eine der bedeutendsten Kunstsammlungen des 20. Jahrhunderts steht,
macht einen jugendlich-sportlichen Eindruck. Als sie sich
vor ihren Porträts fotografieren lässt, wirkt sie plötzlich noch
viel jünger. Beim ersten Porträt war Picasso 73 und sie 22.
Damals arbeitete sie schon sechs Jahre lang bei ihrem Vater Siegfried Rosengart, einem renommierten Kunsthändler.
„Weder mein Vater noch ich fragten ihn jemals, ob er ein
Porträt machen würde, es kam immer von ihm“, erklärt Angela. Das zweite Porträt entstand vier Jahre später. Danach
dauerte es wieder ein paar Jahre, ehe das dritte, vierte und
fünfte entstanden. Für die große Lithographie musste Angela in Picassos Atelier in Cannes zweieinhalb Stunden völlig
still sitzen. „Seine Blicke sind durch mich durchgegangen.
60
Am Schluss fühlte ich mich wie ein Stück Holz“, weiß sie
heute noch. Und doch sind es liebevolle Porträts, die Picasso
von der jungen Frau angefertigt hat. Ihre Erklärung dafür ist
einfach: „Ich hatte kein Verhältnis mit ihm, er war eher wie
ein Onkel“. Seine zahlreichen Geliebten hat Picasso nämlich
anfangs immer in zarten Porträts eingefangen, erst wenn er
sie länger kannte, stellte er sie mit Ecken und Kanten dar.
Obwohl sie eine jahrelange Freundschaft mit Picasso verband und sie Größen wie Marc Chagall zu ihrem Bekanntenkreis zählte, ist und bleibt Paul Klee der Lieblingsmaler von
Angela Rosengart, die sich als Kunsthändlerin auf die Klassische Moderne spezialisierte. Schon mit 16 kaufte sie sich
von einem Monatslohn das Klee-Bild „X-chen“, das immer
noch ihr Lieblingsstück ist.
Über Luzern sagt Angela Rosengart, die 1992 die Stiftung
Rosengart gründete und auch heute noch die meiste Zeit bei
ihren Bildern verbringt: „Ich bin hier geboren und habe das
ganze Leben hier verbracht. Ich liebe diese Stadt. Es war ganz
natürlich, dass Luzern der Nutznießer unserer Sammlung
sein sollte.“
Foto: Susanna Hagen
E
ine andere zupft sie zart am Ärmel und fragt
ehrfürchtig: „May I touch you?“ Begegnungen
dieser Art findet Angela Rosengart köstlich.
„Irgendwie scheinen die Leute zu glauben, sie könnten durch
mich ein ganz kleines Stückchen Picasso erwischen“, meint
sie verschmitzt. Vielleicht ist das tatsächlich so, denn wer
hat schon jemals einen Menschen getroffen, der den großen
Meister persönlich kannte, geschweige denn, von ihm porträtiert wurde?
Als die international anerkannte Kunsthändlerin Angela Rosengart zufällig
das Obergeschoss der Sammlung
Rosengart durchquert, wo eine Gruppe
älterer Amerikanerinnen gerade die
Werke bewundert, die Picasso einst von
ihr gemacht hat, schauen die Damen
ein paar Mal verstohlen hin und her,
bis eine ausruft: „It’s you!“
Schweizereien
Trümpi, Schwingen und Chästeilet
Ob Fasnacht, Wintervertreiben, Frühling, Almabzug, Wein, Kastanien oder Nikolaus – es gibt ja
nichts, was man nicht auch feiern könnte. Bräuche und Traditionen bringen die Leute zusammen.
Auf der einen Seite. Auf der anderen Seite gibt es gerade in der Schweiz deren sehr unterschiedliche – je nach Region, Gebirgstal, Stadt oder Dorf.
W
Fotos: Switzerland Tourism / Roland Gerth / Christof Sonderegger /
Appenzellerland Tourismus AI / Ernst Hohl
ird musiziert, wird auch getanzt und gejodelt.
Fast jeder Ort hat seinen Chor oder die eigene Blasmusikkapelle. Zur Schweizer Volksmusik gehören Geigen, Bassgeigen, Klarinetten, das Schwyzerörgeli (Handharmonika) und in manchen Gegenden auch
Hackbrett oder Trümpi (Maultrommel) sowie das Alphorn,
ursprünglich Musik- und Signalinstrument der Hirten. Mit
dem heutigen „Nationalinstrument“ wurden einst die Kühe
von der Weide in den Stall zum Melken gerufen; oder es wurde mit den benachbarten Almen kommuniziert. Das Gleiche
gilt auch fürs Jodeln, wobei sich der Jodelgesang im Laufe
der Zeit zu Jodelliedern weiter entwickelt hat, die hauptsächlich auf Deutsch vorgetragen werden. Berge, Natur, Heimat
und Freiheit sind dabei klarerweise die Hauptthemen.
Älplerchilbi und hornussen
Kein Wunder ist es auch, dass viele Bräuche mit der Alm- bzw.
Alpwirtschaft, wie man in der Schweiz sagt, zu tun haben,
nachdem diese womöglich schon auf 4.000 v. Chr. zurückgeht. Festliche Auf- und Abzüge, der Betruf, die Älplerchilbi oder die Chästeilet („Käseteilen“) gehören einfach dazu.
Vor Sommerbeginn ziehen die Sennerinnen und Senner in
Tracht und mit den geschmückten Tieren aus dem Tal hinauf
zur Alm und im Herbst wieder hinunter. Zwei Ereignisse, die
jedes Mal tausende Schaulustige anlocken. Eine Art Erntedankfest und Abschluss des Alpsommers ist die Älplerchilbi,
bei der nicht nur Gott für die Gaben gedankt wird, sondern
auch mit Essen und Musik gefeiert wird, manchmal auch mit
einem Straßenumzug, bei dem Älplerleben und Brauchtum
der Senner im Mittelpunkt stehen (und dann werden sie Sennenchilbi genannt).
Rustikal und skurril muten einige sportliche Bräuche an.
„Hornussen“ wirkt wie eine Mischung aus Golf und Baseball
und wird bereits seit dem 16. Jahrhundert öffentlich ausgeübt, heute v. a. in den Mittellandkantonen Bern, Solothurn
und Aargau. Der Ursprung der Mannschaftssportart liegt
wohl im Brauch, Geister mit brennenden Holzscheiten zu
vertreiben. Ziel ist es nun, den Nouss (eine Art Puck) ins gegnerische Spielfeld zu befördern, was von den Gegnern aber
mit einem Schild verhindert werden soll. Ein Match kann
schon drei bis vier Stunden dauern.
In der ganzen Schweiz beliebt ist das „Schwingen“, eine
Form des Ringens, bei dem sich jeweils zwei kräftige Personen im Zweikampf nach bestimmten Regeln messen und
bis zu 100 verschiedene Griffe (Schwünge) anwenden können. Die „Bösen“ sind in dem Fall nicht die Bösen, sondern
die Besten. Alle drei Jahre wird der Eidgenössische Schwingerkönig erkoren. Geschwungen wird auch beim Fahnenschwingen, und das bei besonderen Festen und Feierlichkeiten. Da werden die seidenen Fahnen hin- und herbewegt,
in die Luft geworfen, aufgefangen, den anderen Teilnehmern
zugeworfen, begleitet von Musik, oft von Alphornbläsern.
Die Jury bestimmt dann den Fahnenschwinger-König.
61
GRAND TRAIN TOUR OF SWITZERLAND
Zügig Bummeln
durch die Schweiz
„Ich könnte zu Hause sitzen und zufrieden sein, wenn da nicht die Bahnhöfe wären...“ soll
Josef Roth einmal sinniert haben. Falls es Ihnen ähnlich geht und Sie an Entzugserscheinungen
leiden, wenn es einmal für längere Zeit nicht rhythmisch unter Ihnen rattert, haben wir eine
Empfehlung für diesen Sommer: Die Grand Train Tour of Switzerland.
Höchste Eisenbahn
So sehr Perfektion bei Menschen oft in Pedanterie oder Pingeligkeit ausarten kann, ist sie als Herzstück des Öffentlichen
Verkehrssystems in unserem Nachbarland eine wahre Freude.
Insofern gilt „Entschuldigung, mein Zug war verspätet!“ in der
Schweiz höchstens als faule Ausrede, denn der Ruf höchster
Präzision, die man der Schweizer Bahn nachsagt, ist vollkommen berechtigt. Wenn 08:07 Uhr im Fahrplan steht, dann fährt
der Zug auch genau in der Minute ab. Umso unbeschwerter
kann man im Land von Eiger, Mönch und Jungfrau unterwegs
sein. Pünktlichkeit, Komfort und gutes Service sind selbstverständlich, ganz egal wo man in der Schweiz Bahn fährt.
62
Rundumä und quärdurä
Rundherum und querdurch – und wieder zurück. Die Grand
Train Tour führt von Zürich nach St. Gallen, an Bord des
Voralpen-Express weiter nach Luzern und schließlich auf
der GoldenPass Line nach Interlaken und Montreux. Vom
Genfersee nimmt man Fahrt auf nach Martigny, Brig und
Zermatt, wo schon der Glacier Express Richtung Chur und
St. Moritz wartet.
Vom mondänen Kurort kurvt man im Sommer mit dem
Bernina Express und dem Bernina Express Bus durch Norditalien nach Lugano. Im Winter übernimmt diese Strecke ein
knallgelber Postautobus, der Palm Express. Mit dem Wilhelm
Tell Express geht es mit Bahn und Raddampfer nach Luzern
und von dort zurück nach Zürich. Die Richtung ist egal –
Sie haben die Wahl, wo Sie Ihr persönliches Bahnabenteuer
beginnen oder enden lassen. Schöne Plätze zum Verweilen
und Übernachten sind zum Beispiel Chur, Ausgangspunkt
für die zwei berühmten Panoramabahnen Bernina und Glacier Express’ aber auch St. Moritz, Zermatt oder Lugano an
der sonnenverwöhnten Alpensüdseite.
Übrigens: auch die elf Schweizer UNESCO-Welterbestätten lassen sich mit der Zugreise bestens kombinieren.
www.SwissTravelSystem.com/gtt, www.u-d-s.ch
Foto: Rhaetische Bahn / Christof Sonderegger
W
ährend die Straßenversion der Grand Tour
vor allem in den Sommermonaten Spaß
macht, sind die rund 1.200 Kilometer auf der
Schiene das ganze Jahr hindurch ein entspanntes und entspannendes Erlebnis. In vier Tagen lässt sich schon einiges
sehen, noch besser ist es, sich acht Tage Zeit zu nehmen.
Tanken erspart man sich dabei ebenso wie das Anstellen an
Bahnhofsschaltern, denn mit dem Swiss Travel Pass hat man
die gesamte Strecke in der Hand.
SWISS TRAVEL SYSTEM
Immer bestens
verknüpft
Ankunft Flughafen Zürich. Rein in den Zug
Richtung Stadt. Weiter mit der Tram zum Hotel. Tags darauf mit der Bahn zum nächsten
Reiseziel. Und alles, ohne ein einziges Ticket
zu lösen. Wie das geht? Wir kaufen den Swiss
Travel Pass bereits in der Heimat, da ist er
deutlich günstiger – und alles läuft perfekt.
Über den Swiss Travel Pass
Das Ticket ist in Österreich bei der ÖBB (an den Bahnhöfen) und in Reisebüros mit ÖBB-Verkaufsstationen erhältlich. Kurzfristige Buchungen
auch via Website der SBB (www.sbb.ch). Der Euro-Preis wurde nach der
jüngsten Kurserhöhung nicht angehoben. Bsp. 171 Euro statt 210 Franken für einen Swiss Travel Pass für drei Tage.
Den Swiss Travel Pass (ehemals Swiss Pass) gibt es für 3, 4, 8 oder 15
Tage. Das Ticket für z. B. 8 Tage, 2. Klasse kostet 295 Euro. Je länger und
je mehr man unterwegs ist, umso schneller amortisiert sich das Ticket
und ist – einmal bezahlt – günstiger als Einzelleistungen.
Der Swiss Travel Pass Flex (ehemals Swiss Flexi Pass) ist an 3, 4, 8 oder
15 Tagen in einem Monat gültig, die aber nicht am Stück konsumiert
werden müssen. Dies ist praktisch für Leute, die z. B. länger an einem
Ort bleiben wollen, auch mal mit dem Rad (die Velo-Tageskarte kostet
18 Franken) unterwegs sind etc. Für 8 Tage kostet das Ticket in der 2.
Klasse 331 Euro.
Fotos: Switzerland Tourism-BAFU / Roland Gerth
Interessant ist auch das Swiss Transfer Ticket, das für eine Hin- und
Retourfahrt ab der österreichischen Grenze bzw. den Schweizer Flughäfen gültig ist und in der 2. Klasse 115 Euro kostet.
Praktisch ist, dass man keine Reservierungen vornehmen muss. Außer
bei den Panoramabahnen, da empfiehlt sich, für den Sommer zwei Monate im Voraus zu reservieren. Wer Gepäck aufgeben will, kann das um
23 Euro am Bahnhof in Österreich tun. Zu beachten ist jedoch, dass der
Koffer zumeist erst etwa zwei Züge später ankommt. Wer in die Schweiz
fliegt (Fly Rail Baggage) und mit dem Zug weiterfährt, kann das Gepäck
zum Hotel liefern lassen, muss sich allerdings, je nach Destination, etwas gedulden. Wenn der Flug bis 19 Uhr ankommt, erhält man das Gepäck am übernächsten Tag ab 9 Uhr. www.SwissTravelSystem.com
D
ie Schweizer lieben ihre öffentlichen Verkehrsmittel. Ob mit Zug, Bus, Straßenbahn (Tram)
oder Schiff, nicht nur zur Arbeit, auch wenn
ein Ausflug am Programm steht, werden die Öffis (in der
Schweiz ÖV genannt) genutzt. Entspannt sitzen, sich keine
Gedanken machen und die Freizeiterlebnisse optimal auskosten, lautet die Devise. „Die Schweiz ist sehr kompakt, mit
der Bahn ist man schnell mal wo“, meint Thomas Hoffmann,
der für „Swiss Travel System“ auch in Österreich zuständig
ist. Selbst überzeugte Autofahrer würden bekehrt werden,
sofern sie es erst einmal ausprobierten. „Wenn man es einmal macht, dann jederzeit wieder“, sagt der Schweizer.
Die ÖVs bringen so einige Vorteile mit sich, wie Hoffmann erzählt. Vorteil Nr. 1: die perfekte Abstimmung. Alle
Verbindungen, ob Zug, Bus oder Schiff, sind so aufeinander
abgestimmt, dass das Umsteigen ohne lange Wartezeiten
möglich ist. Vorteil Nr. 2: ein gut ausgebautes Bahn- und
Bus-Netz, selbst bis ins hinterste Tal. Vorteil Nr. 3: Sicherheit
und Bequemlichkeit. Vorteil Nr. 4: der Swiss Travel Pass – ein
Ticket für Bahn, Panoramabahn, Bus, Tram und Schiff sowie
50 Prozent Ermäßigung auf die Bergbahnen (25% auf Jungfraubahn), zudem Gratiseintritt in mehr als 480 Museen.
63
A Zürich > St. Gallen: Via Schaffhausen geht‘s am Rheinfall, dem
größten Wasserfall Europas, vorbei
64
B St. Gallen > Luzern: „Mostindien“
nennen die Einheimischen die
fruchtbare Region am Bodensee
C Luzern > Montreux: Schicke Villen
aus der Belle Epoque prägen das
Stadtbild von Montreux
Fotos: Switzerland Tourism / Roland Gerth (2), Thurgau Bodensee / Christian Perret
Grand train tour of switzerland
Grand train tour of switzerland
8 PanoramaStrecken
A Zürich > St. Gallen
B St. Gallen > Luzern
C Luzern > Montreux
D Montreux > Zermatt
E Zermatt > St. Moritz
F St. Moritz > Lugano
G Lugano > Luzern
Fotos: Valais/Wallis Promotion – Christof Schuerpf, Switzerland Tourism /
Christof Schuerpf, Destination Davos Klosters / Stefan Schlumpf
H Luzern > Zürich
D Montreux > Zermatt: Martigny
im Unterwallis wartet mit
hervorragendem Wein auf
E Zermatt > St. Moritz: Davos /
Klosters zählt zu den ältesten
Höhenkurorten Europas
F St. Moritz > Lugano: Die höchste
Bahnstrecke über die Alpen – von
St. Moritz über Tirano nach Lugano
65
Etappe: Ort 1 – Ort 2 – ort 3
Grand train tour of switzerland
Romanze
auf Schienen
„Oh“ und „Ah“ hört man oft, während sich der Blick auf der Grand Train Tour in den Traumlandschaften vor den übergroßen Zugfenstern verliert. Die Panoramastrecken der Schweiz sind
in der Tat etwas für Genießer. Zwischen St. Moritz und Genf, Zürich und Lugano warten heile
Eisenbahnwelten in Modellbahnqualität auf Sie. Gletscher, großartige Bergszenerien, kristallklare
Seen und Flüsse, urige Dörfer, aber auch interessante Städte und UNESCO-Welterbestätten
liegen auf der Strecke.
66
Grand train tour of switzerland
Etappe: Ort 1 – Ort 2 – ort 3
Von Zürich nach St. Gallen
Reisezeit 2:50 Stunden
Ein guter Startpunkt für die große Tour ist Zürich [ 1 ], imposant am Zürcher See und an der Limmat gelegen. Die Fahrt
durch die Ostschweiz via Schaffhausen nach St. Gallen führt
vorbei am berühmten Rheinfall, dem größten Wasserfall
Europas. Die mittelalterliche Stadt Schaffhausen mit ihrem
Wahrzeichen, der Festung Munot, liegt im nördlichsten Eck
der Schweiz am Rheinknie an der Grenze zu Deutschland.
Tatsächlich malerisch sind die kostbar gestalteten Häuserfassaden der Altstadt. Bald schon in Sicht kommt in der sanft
gewellten Landschaft der Bodensee, flächenmäßig drittgrößte Binnensee Mitteleuropas. An seinem Ufer entlang führt
der Weg weiter bis St. Gallen, das kulturelle und wirtschaftliche Zentrum der Ostschweiz.
Von St. Gallen nach Luzern
mit dem Voralpen Express
Reisezeit 2:15 Stunden
Es müssen nicht immer gleich Viertausender sein, die durch
das Zugfenster blitzen! Auch die sanften Hügellandschaften
mit Obstgärten und putzigen Dörfern am Bodensee [ 3 ] haben
ihren Reiz. Schon bald nach der Abfahrt von St. Gallen passiert
der Voralpen Express das beeindruckende Sitterviadukt hoch
über dem gleichnamigen Fluss. Vom grünen Appenzellerland
aus lassen sich die ersten Vorboten der Alpen sehen: Aus dem
Alpsteinmassiv reckt sich der Säntis dem Himmel entgegen.
Der Zug gleitet durch das malerische Toggenburg [ 2 ] zum
markanten Churfirsten-Massiv, weiter durch den Rickentunnel in die Rosenstadt Rapperswil und den Zürichsee entlang.
Auf der Ebene führt die Strecke durchs Rothenthurmer Hochmoor zum Vierwaldstättersee nach Luzern.
Von Luzern nach Montreux
mit der GoldenPass Line
Fotos: Switzerland Tourism / Christof Sonderegger / Max Schmid /
Christof Sonderegger (2), Thurgau Bodensee / Peter Moser Kamm
Reisezeit 5:08 Stunden
Drei Regionen mal zwei Sprachzonen sind sechs Seen. Das
Ergebnis kann nur nachvollziehen, wer die GoldenPass Line
von Luzern [ 4 ] in Richtung Montreux nimmt. Mit dem modernen Luzern-Interlaken Express der Zentralbahn geht es
erst einmal hinauf über den Brünigpass nach Meiringen und
weiter nach Brienz und Interlaken. Nach dem Umsteigen auf
einen der komfortablen BLS-Züge führt die Route am Thunersee entlang und durch das Simmental mit seinen traditionellen Bauernhäusern nach Zweisimmen. Hier steht dann
der GoldenPass Panoramic für die letzte Etappe der Reise bereit. Sie führt durch das schicke Gstaad und weiter durch das
Pays d’Enhaut mit dem beschaulichen Château d’Oex. Durch
die Weinberge am Genfersee nimmt der Zug schließlich
Kurs auf das mediterrane Städtchen Montreux. Nostalgiker
können in Zweisimmen auch in den GoldenPass Classic, einen Nachbau der eleganten Belle-Epoque-Züge, steigen.
67
Etappe: Ort 1 – Ort 2 – ort 3
Grand train tour of switzerland
Von Montreux nach Zermatt
Reisezeit 2:31 Stunden
Von Montreux [ 1 ] am Genfersee, wo eine Tour durch das
Lavaux-Weingebiet und der Besuch des Schloss Chillon am
Ufer des Sees zum Pflichtprogramm gehören, ist es nur ein
Katzensprung nach Martigny im Unterwallis, dem Tor zu
den Alpenpässen Grosser St. Bernhard und Col de la Forclaz.
Die Stadt blickt auf eine 2000-jährige Geschichte zurück und
kann inmitten von Weinbergen und Obstplantagen mit einer hervorragenden Gastronomie aufwarten. Die Zugstrecke
allerdings bringt die Passagiere weiter durch das Rhônetal
nach Brig mit dem berühmten Stockalperpalast, dem bedeutendsten barocken Palastbau der Schweiz. Die schöne Alpenstadt mit Patrizierhäusern liegt am Fuße des Simplonpasses
und ist Dreh- und Angelpunkt für zahlreiche Ausflugsmöglichkeiten. Mit dem Zug fährt man weiter durch das Nikolaital (oder auch Mattertal), das hinauf nach Zermatt führt und
den Berg schlechthin – das Matterhorn [ 4 ] – in das Blickfeld
rücken lässt. Zermatt ist ein Traum für Wanderer, Biker, Kletterer und Bergsteiger und natürlich Wintersportler. Gemütlich geht es auch hinauf, z. B. mit der Seilbahn zum Glacier
Paradise, das als weltweit höchster Gletscherpalast gilt.
Von Zermatt nach St. Moritz
mit dem Glacier Express
Reisezeit 8:08 Stunden
Dem Glacier Express – einem der berühmtesten Züge der
Welt – sagt man ein wenig respektlos nach, gleichzeitig der
langsamste Schnellzug der Welt zu sein. Für die Strecke von
Zermatt durch die Gletscherwelt, über 291 Brücken, durch
91 Tunnel und bis nach St. Moritz und Davos, nimmt er sich
knappe acht Stunden Zeit. Dabei rattert er auf den Schmalspurlinien der Matterhorn-Gotthart-Bahn und der Rhätischen
Bahn. Vom Matterhorn nimmt der gletscherweiße Bummelexpress Kurs auf das idyllische Goms und den Ferienort Andermatt am Fuße des 2.044 m hohen Oberalppasses. Ist der
einmal überwunden, geht es vorbei am Benediktinerkloster
Disentis, an der alten Stadt Chur [ 3 ] und durch die imposante
Rheinschlucht [ 2 ]. Nach einer atemberaubend schönen Fahrt
über die UNESCO-geschützte Albulalinie erreicht er die berühmten Alpenurlaubsorte Sankt Moritz und Davos.
Von Chur nach Lugano
mit dem Bernina Express
Reisezeit 7:15 Stunden
Im Zick-Zack vom Eis zu den Palmen – dieses Bahnerlebnis
auf höchster Ebene verdient die Superlative: Auf seiner Fahrt
von der Alpenstadt Chur ins südländische Lugano befährt
der legendäre Bernina Express die höchste Bahnstrecke über
die Alpen, die es als eine von nur drei Bahnstrecken weltweit
auf die Liste des UNESCO-Welterbes geschafft hat. Über die
hohe Kunst der frühen Bahnbau-Ingenieure staunt man spä-
68
Grand train tour of switzerland
Etappe: Ort 1 – Ort 2 – ort 3
testens, wenn der Bernina Express nach dem Rheinland und
den Burgen von Domleschg das Soliser- und das LandwasserViadukt überquert und sich durch Kehrtunnel in die Höhe
windet. Im Engadin schafft die zahnradlose Bahn Steigungen
bis 70 Promille, um auf den 2.253 m hohen Berninapass zu
gelangen. Von dort aus geht es steil abwärts ins Puschlav, das
italienisch Poschiavo heißt. Dort wartet ein Gustostück für
Eisenbahnfans: das Kreisviadukt von Brusio – die triumphale
Einfahrt nach Tirano. Mit dem Bernina Express Bus geht es
weiter nach Lugano [ 5 ]. Als Alternative fährt der Palm-Express – ein Bus der PostAuto Schweiz AG – von St. Moritz
über das italienische Menaggio nach Lugano.
Von Lugano nach Luzern
mit dem Wilhelm Tell Express
Reisezeit 5:12 Stunden, davon 1:59 Stunden am Wasser
Wussten Sie, dass sich der ruhige Vierwaldstättersee binnen
weniger Minuten in eine tosende Wassermasse verwandeln
kann? Friedrich Schiller versteht das in seinem „Wilhelm Tell“
lebhaft zu schildern. Der Wilhelm Tell Express verbindet zwei
der attraktivsten Gegenden der Schweiz: Auf den Spuren des
berühmten Schweizers mit dem Apfel fahren Sie im Tessin auf
Schienen ab und kommen im Herzen der Schweiz mit dem
Raddampfer am Wasser an. Auf der weltberühmten GotthardLinie geht es im Panoramawagen 1. Klasse von Lugano oder
Locarno [ 7 ] nach Bellinzona, danach schlängelt sich der Zug
über kühn geschwungene Brücken und vorbei an vergessenen
Dörfern, bis er im 15 km langen Gotthardtunnel verschwindet. Auf der anderen Seite liegt dann das naturgewaltige Urner
Reusstal mit seinen tiefen Schluchten und steilen Felswänden.
In Flüelen steht ein historischer Raddampfer bereit, der die
Passagiere mit viel Getöse quer über den – dann hoffentlich
spiegelglatten – Vierwaldstättersee bis nach Luzern schaufelt.
Von Luzern nach Zürich
Fotos: Switzerland Tourism / Renato Bagattini / Stephan Engler /
Christof Sonderegger (3) / Bruno Meier, Rhaetische Bahn / Tibert Keller
Reisezeit 0:46 Stunden
Das beschauliche Luzern ist Ausgangspunkt der letzten Etappe der Grand Train Tour of Switzerland. Die Seen-Route führt
vom Vierwaldstättersee entlang des Rotsees bei Ebikon, einem von drei Austragungsorten des Ruderweltcups, mit Blick
auf den Pilatus. Der einstige „Drachen- und Sagenberg“ ist
Wahrzeichen der Zentralschweiz und Hausberg von Luzern.
Die steilste Zahnradbahn der Welt ächzt ab Alpnachstad den
Pilatus hinauf. Die Bahn fährt aber noch weiter vorbei am
Zugersee – zehntgrößtes Gewässer der Schweiz –, der im
Hügelland eingebettet auch mit einer Schiffsflotte lockt. Die
Rigi [ 6 ], die „Königin der Berge“ liegt dabei im Hintergrund.
Ist Zeit für eine Fahrt auf den Berg hinauf, könnte der Ausblick richtig überwältigend sein: auf die Alpen, 13 Seen und
über das Mittelland bis Deutschland und Frankreich; und in
aller Früh mit prächtigem Sonnenaufgang als weitere Kulisse. Den Abschluss der Reise bildet schließlich der Zürichsee
mit seinen Weinbergen und Dörfern sowie der Stadt Zürich
mit ihren vielen Sehenswürdigkeiten.
69
Etappe: Ort 1 – Ort 2 – ort 3
Grand train tour of switzerland
Die kleine Rote
Im größten Kanton der Schweiz sehen Bahnfahrer rot. Über ihr 384 km langes Streckennetz
tragen die roten Züge der Rhätischen Bahn die Passagiere pünktlich und sicher durchs
Hochgebirge. Die berühmten Panoramazüge Glacier Express und Bernina Express und
die UNESCO-geschützten Bahnbauten jenseits des Berninapasses wirken wie ein Magnet
auf Reisende aus aller Welt.
D
ie Schweizerischen Bundesbahnen SBB fahren
nur bis in die Kantonshauptstadt Chur. Von
dort aus bedient die Rhätische Bahn RhB alle
Haupttäler und die bekannten Touristenorte Graubündens
wie z.B. Arosa, St. Moritz, Scuol oder Davos. Ihre 126 Jahre
alte Bahn nennen die Graubündner „Die kleine Rote“, eine
liebevolle Anspielung auf die Spurweite von nur einem Meter. Die Geschichte der RhB begann im Jahr 1889 mit der
Eröffnung der Strecke von Landquart nach Klosters. Durch
den Bau weiterer Strecken nach Davos, St. Moritz, Disentis/
Mustér und Scuol-Tarasp und den Fusionen mit der Arosaund Berninabahn vergrößerte sich das Streckennetz stetig.
Die Inbetriebnahme der Vereinalinie 1999 stellt die bislang
letzte Netzerweiterung dar. Heute dient die Schmalspurbahn
als unentbehrliches Beförderungsmittel nicht nur für Pendler und Schüler, sondern auch für Lasten. Rund 700.000 Tonnen werden jährlich auf dem Bündner Bahnnetz transportiert. Gut für die Umwelt, denn so wird der CO2-Ausstoß von
mehr als 100.000 Lastwagenfahrten jährlich eingespart.
70
RhB-Hauptbahnhof Chur
Die Schienenstränge der RhB laufen in der Zentrale in Chur
zusammen. Deshalb ist die Alpenstadt der ideale Ausgangspunkt für eine Reise mit der roten Schmalspurbahn. Sowohl
der Bernina Express in Richtung Poschiavo und Tirano über
das einzigartige Kreisviadukt von Brusio [ 1 ] als auch der
Glacier Express Richtung Zermatt fahren vom Hauptbahnhof ab. Die Arosabahn wurde 1942 in das Netz der RhB integriert. Die Stichbahn startet vor dem Bahnhof von Chur
und benimmt sich erst einmal wie eine ganz gewöhnliche
Straßenbahn, ehe sie jenseits der Ortsgrenze zur Bergbahn
mutiert. Auf ihrer einstündigen Fahrt in den Kurort Arosa
passiert sie zahlreiche Viadukte und bewältigt einen Höhenunterschied von 1.155 Metern.
Weit- und Tunnelblick
Einmal im Leben mit dem berühmten Glacier Express durch
die gleißende Gletscherwelt zu fahren oder über schwindel-
Fotos: Rhaetische Bahn / Giorgio Murbach /
Christof Sonderegger / Christoph Benz / Peter Fuchs
erregende Viadukte und Kehrtunnels mit dem Bernina Express in den Alpen herumzukurven ist ein Wunsch, den sich
nicht nur besessene Bahn-Fans erfüllen. Hunderttausende
Touristen aus aller Welt besteigen die Traumzüge jährlich,
um sich die eindrucksvollen Landschaften durchs Panoramafenster anzusehen. Enttäuscht werden sie selten. Speziell die
Bernina- [ 3 ] und Albulalinie [ 2 ], die seit dem Jahr 2008 das
Prädikat UNESCO-Welterbe trägt, hinterlässt bleibende Eindrücke. Immerhin haben es weltweit bisher nur zwei andere
Bahnen auf die prestigeträchtige Welterbe-Liste geschafft:
die indische Darjeelingbahn und die Semmeringbahn.
Auf 122 Kilometern von Thusis über St. Moritz nach Tirano
führt die Welterbe-Strecke über 196 Brücken, durch 55 Tunnels und an 20 Dörfern und Städtchen vorbei. An der steilsten Stelle überwindet die zahnradlose Bahn eine Steigung
von 70 Promille. Dabei fügen sich die gut erhaltenen historischen Bahnbauten perfekt in die Hochgebirgslandschaft
ein. Vom wildromantischen Albulatal ins lichtdurchflutete
Engadin, vom schicken St. Moritz über die Gletscherwelt der
Bernina bis ins mediterrane Veltlin ist die „Rhätische Bahn
in der Landschaft Albula/Bernina“ mit Sicherheit eine der
allerschönsten Verbindungen von Nord und Süd, die man
auf der Schiene zurücklegen kann.
Ein Österreicher bei der RhB
„Die Grand Train Tour ist die entspannte Alternative zur
Straßentour“, wirbt der Österreicher Dieter Dubkowitsch für
die Rhätische Bahn. Dort ist er seit Mai 2014 für den österreichischen und den deutschen Markt zuständig. „Komfort,
Pünktlichkeit und gutes Service hat man überall – ganz egal,
wo man in der Schweiz mit der Bahn fährt!“ ist er überzeugt.
Dass nicht nur die Züge in der Schweiz überpünktlich sind,
hat er schnell erkannt: „Sitzungen, die für 10.00 Uhr anberaumt sind, beginnen spätestens 25 Sekunden später – die
akademische Viertelstunde gibt es hier nicht.“ Die entspannte Korrektheit der Schweizer findet der Grenzgänger, der
jeden Tag zwischen Bludenz und Chur pendelt, sehr angenehm. Aufgrund der guten Buchungslage für die Panoramazüge empfiehlt Dubkowitsch, die Reservierung zwei bis drei
Monate vor dem gewünschten Termin vorzunehmen.
www.rhb.ch
gut zu wissen
Wie die Rhätische Bahn zu ihrem H kam
Die Räter oder Rätier waren ein Volksstamm, der in der Antike die
mittleren Alpen besiedelte. Ob sie nun Vorfahren oder Nachkommen
der Etrusker waren, fragen sich die Historiker bis heute. Als die Römer
im Jahr 15 v. Chr. in den Alpenraum eindrangen, nannten sie das Gebiet
jedenfalls Rätien, nach dem Etruskerfürsten Rätus. Das heutige Graubünden hieß bis 1803 „Alt fry Rätien“. Bei der Gründung der Privatbahn
in Graubünden 1888, suchte man nach einem passenden Namen bzw.
einer guten Abkürzung. Da RB schon für Rigi-Bahn stand, und RÄB aufgrund der Absenz von Umlauten in Rumantsch (Rätoromanisch) nicht
möglich war, behalfen sich die Namensgeber mit dem griechischen
Wort für Rätier, nämlich Rhaitoi, woraus sich das H in der Rhätischen
Bahn und der Abkürzung RhB konstruieren ließ.
71
RHÄTISCHE BAHN / GLACIER EXPRESS
Der Höhepunkt
der Schweiz
Der Paradezug der Schweizer findet sich
auf der „To do“-Liste von Reisenden aus aller
Welt. Entweder will man auf den Glacier
Express oder man war schon. Noch nie
zuvor sind wir mit so einem schicken Zug
gefahren – die Vorfreude sprudelt. Der
strahlend blaue Himmel gibt uns Recht.
G‘schnetzeltes im Gletscherzug
A
lle 291 Brücken, darunter das weltbekannte Landwasserviadukt [ 1 ], und 91 Tunnels, die der Glacier Express auf seiner Strecke von St. Moritz oder
Davos nach Zermatt passiert, werden wir nicht erleben. Aber
immerhin sind wir von Chur bis Andermatt mit dabei. Über
Lautsprecher begrüßt uns eine weibliche Stimme in sechs verschiedenen Sprachen. Unsere Sitzplätze sind am Fenster, sehr
bequem und mit Tisch, der sich binnen Minuten mit unseren
Tickets, Landkarten, Handys und Kameras füllt. Die Kopfhörer
für die Bordinformationen liegen bereit. Los geht’s! Von Chur
aus bahnt sich der – in Rot und Gletscherweiß gehaltene – Zug
seinen Weg durch die Rheinschlucht, den „Grand Canyon der
Schweiz“, wo gigantische Felsbrocken aus der letzten Eiszeit
Habt Acht stehen. „Dort hinten im Flimser Tannenwald gibt
es einen märchenhaften Badesee“, schwärmt Zugführer Albino, der trotz seiner vielen Gäste Zeit für einen Tratsch mit uns
hat. Aber schon lenkt uns das Domleschg ab, das gut bestückte
Burgenland der Schweiz.
72
Leise ist anders. Das liegt aber weniger an den Fahrgästen,
die – zwar vielsprachig, aber nie zu laut – ihrem Entzücken
über die grandiose Landschaft Luft machen. Viel mehr ist
es der Zug selbst, der sein rhythmisches Rattern mit ächzenden, knarrenden und quietschenden Tönen ausschmückt,
während er sich von einer Kurve in die andere legt. Weiße
Gedecke kündigen an, dass es bald etwas zu essen gibt. In
der Bordküche, die zwei Wagons vor uns her rollt, sind zwei
Köche mit der frischen Zubereitung der Dreigang-Menüs
beschäftigt. Serviert wird am Platz, was bei der Schaukelei
– besonders beim Austeilen der Suppe – an einen Zirkusakt
erinnert. Als Hauptgang gibt es G‘schnetzeltes mit Rösti –
was sonst? Hauptsache, es ist nachher genug von der Engadiner Nusstorte da. Sich auf das Essen zu konzentrieren fällt
schwer, wenn vor den Panoramafenstern ein Fototapeten-Motiv nach dem anderen vorüberzieht. So jonglieren wir mehr
oder weniger geschickt mit Gabel, Messer und Kamera.
Zahn um Zahn zur Höhensonne
In Disentis – auf rätoromanisch Mustér – hält der Glacier Express im Schatten des barocken Benediktinerklosters, das die
Ausmaße eines Stadions hat. Hier endet das Schienennetz
der Rhätischen Bahn und die Lok wird nun durch eine mit
Zahnradantrieb ersetzt, die der Matterhorn-Gotthard-Bahn
gehört. Eine dralle Uniformierte löst unseren Albino ab,
der sich überschwänglich verabschiedet. Tapfer ziehen uns
die Zahnräder vorbei an verlockenden Châlets und blühenden Almwiesen auf den höchsten Punkt unserer Reise, den
Oberalppass auf 2.033 m. Nicht weit von hier, zwischen dem
Pass und Val Maighels, entspringt der Rhein.
Der chinesische Passagier uns gegenüber hantiert mit einer seltsamen Vorrichtung, die aussieht wie eine zu dünne
weiße Frisbee-Scheibe. Er schnallt sie auf sein teures Kameraobjektiv und presst sie ans Panoramafenster, vermutlich
um die Spiegelungen auszuschalten. Die Aussicht wird immer fesselnder und vom Zenit brennt die Sonne durch die
Panoramafenster auf unsere Köpfe. Jetzt bewährt sich die
Klimaanlage. Bald überqueren wir die Grenze von Graubünden zum Kanton Uri und fahren am Ufer des Oberalpsees
entlang. Die Bahntrasse führt durch Tunnel und Lawinengalerien, ehe sie einem mäandernden Bergbach in das Urserental folgt. Ein paar beige Milchkühe mit riesigen Glocken um
den Hals schauen unserem Zug nach, als er zur waghalsigen
Talfahrt nach Andermatt ansetzt.
Fotos: Rhaetische Bahn / Andrea Badrutt / MGB / Andrea Badrutt
Andermat t: Kleines Dorf
mit groSSer Landschaft
Obgleich der Glacier Express als „langsamster Schnellzug
der Welt“ gilt, erreicht er allzu bald Andermatt und damit
unser Ziel. Nur widerwillig trennen wir uns von unseren
Logenplätzen, doch die unglaubliche Alpenszenerie, die das
kleine Bergdorf umringt, zieht uns sofort in ihren Bann. Der
1.500-Einwohner-Ort, der früher der Schweizer Armee als
Alpenfestung diente, durchläuft gerade eine spannende Entwicklung zum modernen Ferienresort. Das erste Luxushotel
– The Chedi – wurde bereits Ende 2013 eröffnet und passt
dank seiner modernen Holzlamellen-Fassade ins ländliche
Dorfbild. Im Inneren des Chedi herrscht der James-BondLuxus, den man sich in dem Ort erwartet, wo 1964 Sean Connery als 007 den bösen Goldfinger über die Pisten hetzte.
Dessen einstige Bleibe ist dagegen ein gemütliches, kleines
Hotel, wie die meisten Unterkünfte im Dorf. In jedem Fall
ist das Hochalpental ein geniales Wandergebiet mit einer
Unzahl an Ausflugsmöglichkeiten und eine steile Spielwiese
für Mountain- und Tourenbiker. Als wir unsere Fahrt nach
Luzern antreten, nehmen wir uns vor, das nächste Mal mit
dem Glacier Express vorbei am UNESCO-Welterbe Jungfrau - Aletsch bis zum Matterhorn zu fahren. Wo sonst kann
man die Grandezza der Schweizer Alpen auf so angenehme
Weise bewundern und sich fühlen wie die jungen Adeligen
auf ihrer Grand Tour vor 200 Jahren?
HIgHlightS
25 Benediktinerinnen-Kloster St. Johann, Müstair: siehe Seite 23
33 Schweizer Alpen / Jungfrau-Aletsch: siehe Seite 26
Kurzinfo Glacier Express
Strecke 1: St. Moritz – Chur – Zermatt (oder umgekehrt) 8:08 Std. Fahrzeit
Unser Tipp
Geräuschlos und klimafreundlich: Mit einem gemieteten Alpmobil
oder E-Bike sind Sie in Andermatt besonders umweltfreundlich unterwegs. www.andermatt.ch
Strecke 2: Davos Platz (Regio) –
Filisur – Chur – Zermatt (oder umgekehrt)
7:37 Std. Fahrzeit
Zug: 1. und 2. Klasse Panoramawagen, Frischküche, Barwagen
Mittagessen: Reservierung empfohlen
Frequenz im Sommer: dreimal täglich
Sitzplatzreservierung: obligatorisch
Vorausbuchung: mind. 2 Monate
73
RHÄTISCHE BAHN / BERNINA EXPRESS
Kulturerbe mit Fensterplatz
Einmal ist das Tal links, dann rechts, dann wieder links – leichte Verwirrung ist vorprogrammiert,
wenn man mit dem Bernina Express von St. Moritz, Chur oder Davos die Alpen in Richtung
Italien überquert. Klar wird jedoch: die mehr als 100 Jahre alte Streckenführung der Albulaund Bernina-Linie ist mit ihren raffinierten Bahnbauten ein Glanzstück früher Ingenieurskunst,
das zu Recht auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes steht.
S
echseinhalb Stunden auf dem Balkon mit Blick zur
prächtigen Bergwelt liegen, dreieinhalb Stunden
„
promenieren, eine Stunde sitzen, sieben Mahlzeiten pro Tag“, so oder so ähnlich lauteten die Kurverschreibungen, nach denen am Anfang des letzten Jahrhunderts
wohlhabende Gäste im Höhenkurort Davos behandelt wurden. Heute hat sich vieles relativiert, verwöhnt wird man
dennoch, zum Beispiel im melancholischen JugendstilAmbiente des Hotel Schatzalp, das als ehemaliges Luxussanatorium eine Rolle in Thomas Manns Roman „Der Zauberberg“ spielte. Davos hat sich inzwischen zur höchstgelegenen
Stadt der Alpen gemausert und ist der Startpunkt unserer
Alpenüberquerung mit dem Bernina Express.
Alpen-Achterbahn
Enge, Weite, Höhe und Tiefe – die Perspektiven vor den großen Panoramafenstern wechseln ständig. Beim Landwasser
Fluss kommen die Felswände bedrohlich nahe, ehe wir das
204 Meter lange Wiesnerviadukt passieren. Kurz vor Filisur
haben wir freien Blick auf das berühmte Landwasserviadukt,
das sich auf 65 Meter hohen Pfeilern in einem eleganten Bogen direkt in einen Tunnel schwingt, der in die senkrechte
Felswand geschlagen wurde. Die teilweise starken Steigungen schafft der Bernina Express ohne Zahnräder, nicht umsonst rangiert er unter den steilsten Adhäsionsbahnen der
Welt. Beim Halt in Bergün auf 1.372 Meter stürmen wir das
Bahnmuseum, wo die Geschichte des Baus der Albula-Linie
74
spannend aufbereitet ist und eine riesige Modelleisenbahnanlage unsere Aufmerksamkeit fesselt. Nach Preda sind es
dann zwar nur 5 km Luftlinie, doch um den Höhenunterschied von 400 Metern ohne Zahnrad zu überwinden, wurde
die Strecke mit Tunnel, Brücken und Schleifen auf 12 km
verlängert. Weiter hinauf geht es durch den fast 6 km langen
Albulatunnel.
Schöner als bei Märklin
Egal wie lange die Fahrt noch dauert, wir können uns an der
zur Realität gewordenen Märklin-Welt nicht sattsehen. Die
ließe sich vom nahen Muottas Muragl noch besser überblicken. Eine mehr als 100 Jahre alte Standseilbahn führt auf
den Aussichtshügel, dem die Engadiner Seenplatte zu Füßen liegt. Vorbei am Morteratsch Gletscher und der Wasserscheide schlängelt sich der Zug am Lago Bianco [ 3 ] entlang
Richtung Berninapass [ 1 ]. Hier haben die Graubündner wieder einen Grund stolz zu sein: Die Berninabahn überwindet
ihren Scheitelpunkt als einzige Gebirgsbahn Europas offen,
das heißt nicht in einem Tunnel. Die höchstgelegene Station
der Rhätischen Bahn ist das Gästehaus Ospizia Bernina auf
2.253 Meter.
Beim Pausenstopp im Gasthof Alp Grüm in der gleichnamigen Bahnstation gehen sich zwei Espressi auf der Sonnenterrasse aus, wo uns der freie Blick auf den Palügletscher,
das 4.000 Meter hohe Bernina-Massiv und die Bergamasker Alpen sowie das ganze Valposchiavo (Puschlavtal) tiefe
Etappe: Ort 1 – Ort 2 – ort 3
Glücksseufzer entlocken. Hier könnten wir auch die besten
Puschlaver Spezialitäten verkosten oder zu den Gletschermühlen von Cavaglia wandern, doch der Bernina Express
ruft schon wieder an Bord. Wagemutig stürzt er sich in die
Tiefe, denn die nächste Station in Poschiavo liegt mehr als
1.200 Meter tiefer. Brücken, Kehren, Tunnel und nochmals
Brücken – wir wechseln andauernd die Richtung, sodass das
Tal einmal rechts, dann wieder links vor unserem Fenster
auftaucht und die fotografierenden Mitreisenden im Takt der
Kehren von einer Seite des Wagons auf die andere springen.
Fotos: Rhaetische Bahn / Marco Hoffmann / Tibert Keller, Ente Turistico Valposchiavo (2)
Poschiavo: Bergdorf
mit Stadt-Charakter
machten. Bei ihrer Rückkehr nützten sie den Wiederaufbau nach einem großen Hochwasser, um dem Ort mit ihren
neuen Häusern einen städtischen Charakter zu verleihen. In
einem der Paläste ist das Kunstmuseum Casa Console mit
seiner reichen Sammlung an deutschen Malern der Romantik, allen voran Carl Spitzweg, untergebracht.
Wer in Poschiavo im Zug sitzen bleibt, fährt weiter in Richtung Italien. Bauchige Zwiebeltürme weichen so manchem
Campanile, die ersten Palmen säumen die Strecke. In Brusio
gilt es noch, ein Meisterwerk der Bahnbauer zu passieren:
Das berühmte Kreisviadukt. Endstation ist im italienischen
Tirano. Auf dem Platz vor dem Bahnhof riecht es nach Pizza.
Aber das ist eine andere Geschichte.
Noch während der Talfahrt wird „Die kleine Rote“ zum
„Trenino Rosso“, denn im Valposchiavo [ 2 ], dem südlichsten
der Bündner Täler, spricht man in erster Linie Italienisch,
das durch die Nähe zum Veltlin von einem starken norditalienischen Dialekt gefärbt ist. Deutsch verstehen dennoch
die Meisten – schließlich sind wir in der Schweiz. Bei einem
guten Glas Wein lassen wir den Bahntag auf dem Plaza da
Cumun von Poschiavo [ 4 ] ausklingen. „Das ist im Sommer
praktisch das Wohnzimmer des Ortes“, erfuhren wir zuvor
bei der kostenlosen Dorfführung. Mit seinen Patrizierhäusern und Palazzi im Renaissance-Stil sieht das Bergdorf am
Puschlavsee eher aus wie eine kleine Stadt. Das verdankt Poschiavo den Auswanderern, die sich bis ins 19. Jahrhundert
als Engadiner Zuckerbäcker in ganz Europa einen Namen
Unser Tipp
Pizzocheri & Capunet
Wer kosten will, was die Mammas im Valposchiavo für ihre Familien
kochen, sollte sich im altehrwürdigen Hotel Albrici (www.hotelalbrici.
ch) an Pizzocheri (Buchweizennudeln mit Kartoffeln, Gemüse, Käse und
Knoblauch-Salbei-Butter) oder Capunet (Spinatspätzle mit Käse und
Zwiebeln) versuchen. Nachhaltigkeit und Slow Food sind im ganzen Valposchiavo ein Thema und betonen den Stolz auf die kulinarische Tradition. Hier beginnt Italien, zumindest in der Küche! www.valposchiavo.ch
Kurzinfo Bernina Express
Strecke 1: Chur – Tirano (oder umgekehrt)
4:13 Std. Fahrzeit
Strecke 2: Davos Platz – Tirano (oder umgekehrt)
Strecke 3: St. Moritz – Tirano (oder umgekehrt)
3:39 Std. Fahrzeit
2:30 Std. Fahrzeit
Strecke 4: Lugano – Tirano, per Bus (oder umgekehrt)
3:19 Std. Fahrzeit
Zug: 1. und 2. Klasse Panoramawagen, Minibar
Sitzplatzreservierung: obligatorisch
75
Albino Bontognali
Zugchef
mit Italianitá
Werner Erb
Der coole Alphornist
von Chur
„Schöne Damen betreue ich immer gerne!“ die Augen von
Albino Bontognali funkeln hinter der Brille, als er die Fahrkarten zweier Blondinen kontrolliert und dabei seinen italienischen Akzent spielen lässt. Albino stammt aus dem
italienischsprachigen Valposchiavo im Süden des Kantons
Graubünden. Die blaue Uniform steht ihm ebenso gut wie
sein Bart, der ein wenig an die drei Musketiere erinnert. Zumindest die Uniform trägt er schon lange: „In meinen 43
Jahren bei der Rhätischen Bahn habe ich einiges erlebt“,
meint Albino ohne eine Spur von Abgeklärtheit. Er liebt seine Arbeit als Zugchef auf dem Glacier Express und unterhält sich immer gerne mit seinen Gästen, vor allem mit den
weiblichen. Italienisch, Französisch, Deutsch und Romanisch spricht er fließend. Die vielen Japaner und Inder, die
der berühmte Panoramazug wie ein Magnet anzieht, müssen
allerdings mit seinem Englisch das Auslangen finden. „Der
Glacier ist etwas ganz Besonderes“, sagt Albino, der sich mit
Weiterbildungskursen für seinen Berufsalltag fit hält, „Jeder
Tag ist anders: das Wetter, die Farben, die Natur im Wandel
der Jahreszeiten.“ Als passionierter Jäger genießt er es auch
immer wieder, wenn er neben den Gleisen Hirsche, Füchse
oder Steinböcke entdeckt. „Manchmal sehe ich sogar Gämsen“, behauptet er. „Und immer wieder hübsche Frauen“,
schießt er mit einem spitzbübischen Lächeln nach.
Mit seiner Kappe, dem langen weißen Haar, dem Vollbart
und seinem Alphorn ist Werner Erb das, was man wohl ein
„Schweizer Original“ nennt. Nicht zuletzt deshalb hat ihn die
Alpenstadt Chur zum offiziellen Städtebotschafter erkoren.
Wenn er sich nicht gerade in seinem Brotberuf als Sozialpädagoge um Obdachlose kümmert, sich als Senner auf der
Alp Flix verwirklicht oder mit der von ihm gegründeten Alphorngruppe Arcas am gleichnamigen Platz in Chur auftritt,
gibt er Alphorn-Workshops für alle, die das klanggewaltige
Holzblasinstrument interessiert. Er selbst hat kurioserweise
das erste Mal in ein Alphorn geblasen, als er auf einer seiner
vielen Kanada-Reisen 1986 bei einem Auslandsschweizer in
British Columbia zu Besuch war. Seither hat es ihn nie wieder losgelassen.
Sein Repertoire umfasst traditionelle Alphornmusik, aber
auch Jazz und World Music. Wann immer Werner Zeit findet,
schleppt er eines seiner Alphörner in den Fürstenwald: „Das
Alphorn ist für mich die reinste Meditation – wenn ich tiefe
Töne mache, bin ich weg, entspanne Körper, Geist und Seele.“ Werners zweite große Leidenschaft sind die Ureinwohner Nordamerikas. Auf seinen Reisen hat er viele Freunde
gefunden und kennt einige Reservate und Dörfer, wo er und
sein Alphorn so viel Respekt genießen, dass sie Teil von Zeremonien und Festen sind.
76
Fotos: Susanna Hagen
PORTRÄTs
CHUR / GRAUBÜNDEN
Chur: Alpenstadt
mit südländischem Flair
Als Stadt mit den ältesten Siedlungsspuren der Schweiz und Ausgangspunkt für die Panoramabahnen Bernina und Glacier Express ist Chur ein Fixpunkt der Grand Tour-Route, ganz gleich,
ob man auf der Schiene oder der Straße unterwegs ist.
Foto: Switzerland Tourism / Stephan Engler
N
ach einem Rundgang durch die Gassen der
verkehrsfreien Altstadt mit ihren bemalten Zunfthäusern, gediegenen Galerien und
Geschäften erwartet uns zur Jause, also zum „Zvieri“, ein
echter Graf. Gian-Battista von Tscharner macht in Wein und
erzählt uns in der gemütlichen Trinkecke „Wiii Egga“ im
Hotel Stern von dem Familien-Schloss Reichenau und den
edlen Blauburgundern, die er gemeinsam mit seinem Sohn
auf den Weinbergen der Bündner Herrschaft und im Rheintal anbaut. Auch in Chur hat Herr von Tscharner ein paar
Rebstöcke stehen, und ab und zu führt er Besucher durch
den bischöflichen Weingarten, wo der Churer Schillerwein
wächst. Chur selbst hat überhaupt so manche Spezialität zu
bieten, abgesehen von nahrhaften Alpenstadt-Souvenirs wie
die Alpenstadt-Salsiz (Wurst) oder dem Churer Röteli Likör
in der Alpenstadt-Flasche, sind das vor allem historische und
architektonische Juwelen.
Alle waren schon da: Kelten, Römer, Ostgoten, Franken –
Chur war seit jeher das Tor zu wichtigen Handelswegen und
Alpenübergängen. „Davon zeugen archäologische Funde,
die bis 11.000 vor Christus zurückgehen“, sagt Stadtführerin
Claudia Meuli. Durchgehend besiedelt ist Chur seit mindestens 5.000 Jahren. Die romanische Kathedrale spiegelt ein
wenig die Schweizer Mentalität wieder: von außen wirkt sie
bescheiden, innen birgt sie Kostbarkeiten wie den ältesten
spätgotischen Hochaltar der Schweiz. Das reformierte Pendant dazu ist die Martinskirche, deren größter Schatz sind
die leuchtenden Glasfenster von Augusto Giacometti, dem
Großonkel des berühmten Graubündner Bildhauers Alberto
Giacometti.
Im Sommer verstärken Festivals das südliche Flair. Relativ
neu ist das Buskerfest, das im Juni eine Schar von Straßenkünstlern in die Alpenstadt zieht. Eher dem Graubündner
Klischee entspricht das Stadtfest im August, bei dem sich u.a.
die besten Alpenbärte treffen. Nicht verpassen: einen Abstecher mit der Bergbahn auf den Brambrüesch, den Hausberg,
mit einem Hochplateau, das zum Wandern und Biken wie
geschaffen ist. www.churtourismus.ch
Graubündner Sprachenvielfalt
Allegra? Bun di? A revair? *
Wundern Sie sich nicht, wenn Sie ab und zu nichts verstehen.
Zwar sind die drei Amtssprachen des Kantons Deutsch, Rätoromanisch
und Italienisch, doch was Sie hören, ist vielleicht ein wildes Bündnerdeutsch, der norditalienische Dialekt des Valposchiavos oder vielleicht
sogar eines der fünf rätoromanischen Idiome, das in Graubünden gesprochen wird.
In manchen Gemeinden werden Schulbücher deshalb in sieben Sprachen gedruckt – nämlich in Deutsch, Italienisch, Sursilvan, Sutsilvan,
Surmiran, Putèr und Vallader, die sich alle auch grammatikalisch voneinander unterscheiden. Um die Sprachverwirrung perfekt zu machen,
wurde in den 80er-Jahren noch Rumantsch-Grischun als Schriftsprache
zwischen den Idiomen eingeführt, das sich aber nicht wirklich flächendeckend durchsetzen konnte.
* Hallo! Guten Tag! Auf Wiedersehen!
77
Schweizereien
Sprechen Sie
Schweizerisch?
Vor einer Reise ist es eine gute Idee,
etwaige Restbestände an Schulfranzösisch
oder Volkshochschul-Italienisch auszugraben und aufzufrischen.
Wirklich Deutsch?
Kleiner Spickzettel
Mit einem Wörterbuch wird Ihnen auf die Schnelle nicht geholfen sein.
Für einen Sprachkurs für Schwiizerdüütsch brauchen Sie schon mehr
Zeit. Aber wir helfen Ihnen hier mit ein paar Wörtern und Formulierungen, einer völlig willkürlichen Auswahl, um ganz grob über die Runden zu kommen.
Zahlen 1 – 10: eis, zwei, drü, vier, füüf, sächs, sibe, acht, nüün, zäh
Wochentage: Mäntig, Ziischtig, Mittwuch, Donnschtig, Fritig, Samschtig, Sunntig
78
Was man in der Schweiz als Deutsch versteht, ist eigentlich
Schweizerdeutsch bzw. Schwiizerdüütsch, nicht wirklich
ein Hochdeutsch, sondern viel mehr eine Sprache, die die
unterschiedlichen gesprochenen Dialekte irgendwie unter
einen Hut bringt. Was gar nicht so einfach ist, schließlich
hat jede Region oder beinah jede Gemeinde ihren ganz speziellen Sprachgebrauch und Dialekt, ob Berndeutsch, Senslerisch oder Bündnerdeutsch. Und was es besonders tückisch
macht: Es gibt keine einheitliche Schreibweise, darum auch
kaum Zeitungen oder Literatur auf Schweizerisch. Und egal,
welcher Dialekt, es gibt kaum soziale Dünkel. Für viele ist
also Hochdeutsch, ähnlich wie für einen Großteil der Österreicher, die erste Fremdsprache, die erlernt werden muss.
Fotos: Switzerland Tourism / Gian Marco Castelberg & Maurice Haas (4), Urs Weber
S
chließlich führt die Grand Tour durch alle vier
Sprachregionen der Schweiz. Und selbst das
Deutsch ist nicht ohne, lässt sich aber nach einer
Einhör-Phase zum Teil meistern. Es kommt schon auch auf
die Region und den Sprecher an und ob dieser gewillt ist, auf
Hochdeutsch umzusteigen.
Falls Sie sich mit „hoi“, „drü“, „foif“ oder „guete Abig“ vollkommen überfordert fühlen, können Sie es immer noch mit
dem Englischen versuchen. Seien Sie aber darauf gefasst,
dass die Antwort in einem galoppierenden sogenannten
„Swinglish“ daher kommt.
Offiziell werden in der Schweiz vier Landessprachen und
zahlreiche Dialekte gesprochen. Der Bevölkerungsanteil der
deutschsprachigen Schweiz, also in 19 Kantonen von 26,
macht über 65 Prozent aus. Französisch wird im Westen, in
der Suisse Romande, gesprochen, das sind die Kantone Genf,
Waadt, Neuenburg und Jura. Drei Kantone – Bern, Freiburg
und Wallis – sind mit Deutsch und Französisch zweisprachig.
Italienisch ist die Sprache im Tessin sowie in vier südlichen
Tälern Graubündens. Der Kanton Graubünden ist ja völlig
multilingual. Deutsch, Italienisch und Rätoromanisch werden hier parliert. Die Rätoromanen sind allerdings mit 0,5
Prozent eine sehr kleine Sprachgruppe, innerhalb welcher es
aber nochmals fünf verschiedene Idiome gibt.
Schweizereien
Quelle: Wörterbuch Schweizerdeutsch – Deutsch,
Haffmans Verlag bei Zweitausendeins
saluti, saletti!
Guete Tag / Grüezi! Guete abig!
/ Adieu!
Uf Widerluege / Ciao
!
En Guete
Dankä / Merci
Bitte Exgüsi…
Abriss
Aaleggi
Agenda
Badi
Beck
Beiz, Beizer Bettmümpfeli
Blööterliwasser
Brockenhus
Äs Brünneli machen
Cake
Car
Chäferfäscht
Charre
Chätschgummi
Chnöpfli
Cüppli
Duvet
Einerli
Führeruswies
Gipfeli
Glacé
Gopferdammi
Grindweh
Hopp Schwiiz!
Hüsli
Käfele
lädele
lago mio, läck mir
Nachtesse
Natel
Nidel
nüt Perron
Pöb
Schmutz
Schoggi
Serviertochter Stinkrüebli
Töff
Tschutimatch
Velo
Zmorge
Znüni
hallo!
Guten Tag
Guten Abend
auf Wiedersehen
Guten Appetit!
Danke
Bitte
Entschuldigen Sie…
is, Nepp
schamlos überhöhter Pre
Kleidung
Terminkalender
Freibad
Bäcker
Kneipe, Wirt
Betthupferl
tränk, Mineralwasser
Kohlensäurehältiges Ge
Trödelladen
pinkeln
Kuchen
Reisebus
der
Fröhliches Durcheinan
Auto
Kaugummi
Spätzle
Glas Sekt
Bettdecke
1dl Wein
Führerschein
Croissant
Eis
Fluch
Kopfschmerzen
Anfeuerungsruf
WC
Kaffeeklatsch
einkaufen, bummeln
Ausruf des Erstaunens
Abendessen
Mobiltelefon
Schlagobers
nichts
Bahnsteig
Kneipe
Kuss
Schokolade
Kellnerin
Geld, mehrere Franken
Motorrad
Fußballmatch
Fahrrad
Frühstück
Zweites Frühstück
79
Facts & Figures
Zahlen & Fakten
Routenlänge: 1.643 km (Kernroute). Dazu kommen verschiedene Einstiegsetappen: Basel – Neuchâtel 165 km, Genf – Saint-George 53 km,
Chiasso – Bellinzona 109 km
Highlights: 44 Top-Attraktionen, davon elf UNESCO-Welterbestätten
und zwei Biosphärenparks
Fahrtrichtung: Ab 2016 wird die Grand Tour mit offiziellen Wegweisern
beschildert, die auf der Kernroute die Fahrtrichtung im Uhrzeigersinn
signalisieren. Auf den Einstiegsetappen vom Ausland her weisen sie auf
die Kernroute hin.
Alpenpässe über 2.000 m: Flüela (Autoverladung Vereina von DavosSelfranga nach Sagliains), Julier (ganzjährig geöffnet, bei Schneefall
geräumt), San Bernardino (Straßentunnel von Hinterrhein nach San
Bernardino), Gotthard (Neue Passstraße oder Straßentunnel von Airolo
nach Göschenen), Furka (Autoverladung von Realp nach Oberwald).
Höchster Punkt: Furkapass (2.429 m ü.M.)
Tiefster Punkt: Lago Maggiore (193 m ü.M.)
Beste Reisezeit: April bis Oktober
SlowUp: An 18 Sonntagen, von 12. April bis 27. September 2015, gibt es
autofreie Tage in verschiedenen Orten. Radfahren, Skaten und natürlich
zu Fuß Gehen sind erlaubt, das Auto muss jedoch stehen bleiben.
www.slowup.ch
Günstiger essen: Mittags kommen Sie am günstigsten mit einem „Tagesmenü“ (Suppe oder Salat plus Hauptspeise) weg oder wenn Sie die
Schnell-Imbisse oder Restaurants in Warenhäusern wie Migros, Manor
oder Coop nützen. Auch abends gibt es oft Menüs, die günstiger sind als
die à la Carte-Preise. Wer aus der Karte wählt, muss mit 20 bis 50 CHF
pro Hauptspeise rechnen.
Reisedauer: mindestens sieben Tage (bei fünf Fahrstunden pro Tag);
gemütlicher wird es, wenn man sich neun Tage Zeit nimmt.
Fahrzeuge: Die Routenführung ist auf Auto und Motorrad ausgerichtet; eventuell bestehen Einschränkungen für größere Fahrzeuge.
Unterkünfte: In der Hochsaison ist eine Vorausbuchung der Unterkünfte entlang der Grand Tour grundsätzlich empfehlenswert. Ein Angebot an Hotels jeder Kategorie findet sich auf www.MySwitzerland.com
sowie in der Broschüre „Hotels – Grand Tour of Switzerland“. Die Broschüre ist unter der kostenfreien Rufnummer von Schweiz Tourismus
erhältlich: 00800 100 200-29 oder -30.
Trinkgelder: Nicht nötig, da immer im Preis inbegriffen (Aufrunden ist
aber nicht verboten).
Orientierung: Die GPX-Daten und weiteres Kartenmaterial können
unter www.MySwitzerland.com/grandtourmap heruntergeladen werden. Hier ist auch ein Fact Sheet für Reisebusse hinterlegt, das die 18
Punkte anführt, die großen Fahrzeugen nicht zugänglich sind, sowie
Alternativrouten.
Stecker: In Schweizer Steckdosen passen 2-polige Eurostecker oder die
in der Schweiz gebräuchlichen 3-poligen Stecker (Typ J).
Grand Tour Straßenkarte: Eine spezielle Grand Tour-Straßenkarte mit
markiertem Routenverlauf hat Hallwag Kümmerly + Frey aufgelegt.
80
Fotos: Christian Perret / Luzern Tourismus, Switzerland Tourism / Christof Sonderegger / Nico Schaerer
gut zu wissen
Facts & Figures
Alle Wege führen zur Grand Tour of Switzerland
Anreise per Flug: Zum Beispiel mit SWISS International Air Lines nach
Zürich. Das ist eine gute Art, sich auf die Schweizer Gastlichkeit einzustimmen. Der Flug von Wien nach Zürich dauert knappe eineinhalb
Stunden. Weitere Angebote mit Austrian Airlines oder FlyNIKI.
Anreise mit dem Zug: Von Österreich aus bietet die ÖBB günstige
SparSchiene-Tickets nach Zürich. Wie im Schlaf vergeht die Reise im
Liege- oder Schlafwagen – der Vorteil ist, man spart gleichzeitig eine
Hotelnacht.
Anreise mit dem Auto: Aus Österreich kommend, steigt man am besten
in St. Gallen in die Grand Tour ein. Dorthin gelangt man über Bregenz
(Grenzübergang Höchst/St. Margarethen). Möglich ist auch die Anfahrt
über Feldkirch nach Schaan. Landschaftlich besonders reizvoll und kurvenreich ist der Einstieg von Nauders aus über Scuol nach Susch.
Autoreisezüge: Von Wien, Villach oder Graz bis nach Feldkirch
Vignettenpflicht: Für die Benützung der Schweizer Autostraßen und
Autobahnen benötigt man eine Vignette. Sie kostet 40,00 EUR und kann
unter www.rail.myswitzerland.com/vignette.html?language=de bestellt
werden.
Lichtpflicht: Motorfahrzeuge sind verpflichtet, auch untertags das Tagfahrlicht oder Abblendlicht einzuschalten.
Tempolimits: Auf eidgenössischen Autobahnen gilt ein Tempolimit
von 120 km/h; auf Autostraßen darf man maximal 100 km/h fahren. Auf
Überlandstraßen sind 80 km/h und im Ortsbereich 50 km/h als Höchstgeschwindigkeit zulässig.
Pauschalangebote: Buchbare Pakete für Auto- oder Motorradfahrer
sind auf www.MySwitzerland.com/grandtour zu finden.
Mietwagen oder Harley-Davidson-Motorräder können ebenfalls dazu
gebucht werden.
Verlieben Sie sich schon in die Schweiz,
bevor Sie dort ankommen.
Wir sind eine Fluggesellschaft, die stolz ist auf ihre schweizerische Herkunft. Und was Sie von Ihrem Urlaub
in der Schweiz erwarten, dürfen Sie auch von uns verlangen. Schweizer Qualität auf höchstem Niveau,
erstklassigen Service und eine persönliche Rundumbetreuung. Geniessen Sie mit uns Ihren Urlaub also
schon auf dem Weg dahin. Neu auch von Graz nach Zürich. Erfahren Sie mehr auf swiss.com
81
ADVERTORIAL
ÖBB: Mit der „SparSchiene“
ab 19 EUR in die Schweiz
Top-Angebote bieten die ÖBB für Verbindungen nach Zürich, Basel, Luzern,
Interlaken und in viele weitere Schweizer Destinationen an.
Im Zwei-Stunden-Takt nach Zürich
Nach Zürich werden im Zwei-Stunden-Takt ab Wien, St.
Pölten, Linz und Salzburg sechs Verbindungen und ab
Innsbruck bzw. Vorarlberg sieben Verbindungen pro Tag
angeboten. Ab Wien werden alle Verbindungen mit ÖBB
railjets geführt, bei der Verbindung um 11:30 Uhr ist jedoch
ein Umstieg in Innsbruck auf den von Graz nach Zürich
verkehrenden EuroCity notwendig.
Europas schönste Städte
mit der ÖBB Sparschiene
Die SparSchiene-Angebote beinhalten das Ticket und in ÖBB
Nachtreisezügen auch die Sitzplatz, Liege- oder Schlafwagenreservierung. Im Liegewagen ist ein Frühstück, im Schlafwagen ein Abendgetränk und Frühstück inkludiert. Die
günstigen Tickets sind kontingentiert, an einen bestimmten
Zug gebunden und vom Umtausch ausgeschlossen. Daher
sollte rechtzeitig gebucht werden. Die SparSchiene ist frühestens sechs Monate bis spätestens drei Tage vor Reiseantritt
buchbar. Die Buchungsfristen sind abhängig vom gewählten
Reiseziel.
Es gelten die Tarifbestimmungen der ÖBB-Personenverkehr AG.
Unser Tipp
Graz – Zürich im Panoramawagen
Im Schlaf ans Ziel
ÖBB Nachtreisezüge verbinden täglich Wien, Graz und Villach mit Zürich. Fahrgäste reisen bequem über Nacht und
sparen dabei wertvolle Zeit und Hotelkosten. Kunden im
Schlaf- und Liegewagen erhalten zudem gratis Mineralwasser und ein Frühstück. „ÖBB SparSchiene“-Tickets sind im
Sitzwagen ab 39 EUR, im Liegewagen ab 59 EUR und im
Schlafwagen ab 79 EUR erhältlich. Alle Infos zu Bahnreisen
in die Schweiz unter: oebb.at/schweiz
82
Seit Dezember 2014 steht im EuroCity auf der Strecke von Graz über
Innsbruck nach Zürich in der ersten Klasse ein Panoramawagen zur Verfügung. Große Panoramafenster ermöglichen eine prächtige Aussicht
auf Landschaften und Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke: So kann
man bereits bei der Anreise die herrliche Bergwelt der Alpen genießen.
Der Zug verkehrt über Leoben, Schladming, Bischofshofen, Zell am See,
St. Johann in Tirol, Kitzbühel und Wörgl und bindet große Teile Österreichs umsteigefrei an die Schweiz an.
Fotos: ÖBB / Harald Eisenberger, ÖBB / Christian Auerweck
D
ie Oper in Zürich besuchen, die einzigartige
Bergwelt rund um Interlaken genießen, über
die Kapellbrücke in Luzern spazieren oder Museen in Basel entdecken – mit den Zügen der ÖBB reist man
schnell und bequem in die Schweiz. Noch dazu preiswert:
Mit der „ÖBB SparSchiene“ gelangt man beispielsweise ab
19 EUR (2. Klasse) bzw. 29 EUR (1.Klasse) nach Zürich. Ab
29 EUR (2. Klasse) bzw. EUR 39 (1. Klasse) sind Interlaken,
Luzern und Basel erreichbar.
Etappe: Ort 1 – Ort 2 – ort 3
Goroc
Der
Begleiter
für jedes
Terrain.
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MOUNTAIN
83
Etappe: Ort 1 – Ort 2 – ort 3
BAHN
FAHR
ER
sin
CO2 -S d
PARE
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Auf ein herzli’ Grüezi
nach Zürich.
Günstig von Wien nach Zürich,
bis zu 7 Mal täglich.
Alle Infos und Buchung auf oebb.at/sparschiene
TIPP: SparSchiene-Tickets sind auch für weitere Reiserouten erhältlich.
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84 Ab-Preis für ein SparSchiene-Ticket 2. Klasse pro Person und Richtung, kontingentiertes und zuggebundenes Angebot, bis
3 Tage vor Fahrtantritt buchbar. Keine VORTEILSCARD-Ermäßigung. Stornierung und Erstattung von Tickets für Nachtreisezüge (EN) ausgeschlossen. Es gelten die Tarifbestimmungen der ÖBB-Personenverkehr AG. Alle Infos zur Buchung und
Stornierung/Erstattung auf oebb.at, beim ÖBB-Kundenservice 05-1717 und an der Personenkasse.