New York City ist ein teures Pflaster. Doch mit

USA
New York
mit wenig Geld
Der Brooklyn Bridge
Park liegt am Ufer des
East River zwischen
Jay Street im Norden
und Atlantic Avenue
im Süden.
New York City ist ein teures Pflaster. Doch mit einigen Tricks und Tipps
kommen auch Besucher mit kleinem Budget auf ihre Kosten.
FOTO: MAURIZIO RELLINI/SIME /BILDAGENT UR SCHAPOWALOW
TEXT SUSANNE WOLF
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M
eeooow! Die Stimme klingt verzweifelt.
Nur langsam tauche ich aus den Tiefen
meiner Träume auf und sehe verschlafen auf die Uhr. Halb sieben in der Früh.
Ich starre an die Decke und versuche mich zu erinnern, wo ich mich befinde. Meeeooow! Neben dem
Bett sitzt ein Kater, miaut auf Englisch und starrt
mich vorwurfsvoll an. Langsam fallen mir die Details der letzten Nacht ein. Dass ich schon um acht
Uhr abends mit dem Buch in der Hand eingeschlafen
bin und dafür mitten in der Nacht hellwach war – der
Jetlag lässt grüßen. Und nun weiß ich auch wieder,
wo ich bin: In einem Apartment in New York City.
Seine Bewohnerin befindet sich auf Heimatbesuch
in Deutschland und hat mir ihren Kater anvertraut.
Der jetzt Frühstück wünscht. Gefunden habe ich
die Unterkunft über eine Housesitting-Plattform im
Internet, die kostenlose Wohngelegenheiten an Besucher vermittelt, die im Gegenzug die Wohnung
(und eventuelle Haustiere) betreuen.
Das Apartment meiner Gastgeberin liegt in Harlem im Norden Manhattans und ist typisch für New
Yorker Wohnverhältnisse: klein, dunkel und teuer.
Doch für ein paar Tage genau das Richtige, um die
Stadt zu erkunden. Die Subway befindet sich gleich
um die Ecke und mit dem Expresstrain ist man in
zehn Minuten in Midtown Manhattan. Harlem selbst
hat längst die Aura des verrufenen Viertels, das man
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von New York, das man gemeinhin hat: Fußgänger, die
bei Rot über die Kreuzung hirschen, Autofahrer, die
sich hupend einen Weg durch das Verkehrschaos bahnen, Fahrradboten, die sich halsbrecherisch durch
den Verkehr schlängeln. Wie um zu beweisen, dass
es auch anders geht, begegnen mir gleich darauf ein
paar Skater, die den Broadway für sich erobern und
ungerührt das wütende Hupkonzert ignorieren.
Letzter Stopp auf meiner Radtour ist die High Line,
eine stillgelegte Hochbahntrasse, die zu einem Park
umfunktioniert wurde. Noch so ein Vorzeigeprojekt
der Bloomberg-Ära. 2009 eröffnet, wurde die High
Line ausgehend von der Gansevoort Street über eine
Strecke von 2,5 Kilometer schrittweise begrünt. Heute
reicht sie bis zur 34th Street. Es herrscht reges Treiben
auf der schmalen Trasse. Spaziergänger, Jogger und
Touristen sind hier unterwegs. Der Spaziergang 20
Meter über der Stadt ist für viele New-York-Besucher
ein Highlight. Holzbänke laden neben den begrünten
Bahngleisen zum Verweilen ein.
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FOTOS: SUSANNE WOLF (3), NY C&COMPANY/M ARLE Y WHIT E ( 2), NYC &COM PANY/JULIENNE S CHAER, NYC & COM PAN Y/ AL EX LOPEZ
Urban Gardening,
Zugang zu Parks,
mehr Grün in die
Stadt – alles große
Themen zurzeit
30 Prozent zu senken. 6600 Fahrräder stehen an 320
Stationen zur Verfügung, vorwiegend in Downtown
und Midtown Manhattan sowie in Teilen Brooklyns.
Citi Bike hat jedoch einen Haken: Mit dem 24-Stunden-Pass um knapp zehn Dollar ist nur die erste
halbe Stunde gratis, danach muss das Fahrrad wieder
abgestellt oder die Leihfrist verlängert werden. Für
Menschen, die im Süden Manhattans unterwegs sind
und nur eine kurze Strecke zurücklegen möchten, ist
das Citi Bike perfekt. Für lange Strecken bieten sich
eher Radverleihe wie Bike & Roll an, der mehrere Verleihstationen in Manhattan hat.
Ich besteige also am Pier 84 am Hudson River ein
Bike & Roll-Fahrrad, werde mit einem Stadtplan versorgt, der alle Radwege enthält, und radle los in Richtung Norden. Der Fahrradweg entlang des Hudson
River ist Teil des Manhattan Waterfront Greenway,
der beinahe um ganz Manhattan herumführt. Der
Weg verläuft anfangs entlang viel befahrener Straßen, wird aber zusehends ruhiger. Vorbei an Joggern,
Eltern mit Kinderwägen und anderen Radfahrern geht
es weiter. Zahlreiche Ge- und Verbotsschilder säumen
den Weg: „Go slow, respect others“, „Tidy up behind
your dog“, „No smoking within the park“.
Als ich wenig später im Central Park mit meinem
Fahrrad langsam einen menschenleeren Fußweg hinunterrolle, werde ich, kaum unten angekommen,
von einem herannahenden Passanten darauf hingewiesen, dass dies nicht erlaubt sei. Ich erfahre: Rad
fahren darf man hier nur auf der Hauptstraße, die
einmal rund um den Park führt, und das – aufgepasst! – nur gegen den Uhrzeigersinn. („Cyclists must
always travel counter-clockwise around the Park.“)
Diese Regulierungswut passt so gar nicht zu dem Bild
FOTOS: MAURIZ IO RE LLINI/S IM E/BILDAGE NTUR SCHAP OWALOW, SUSANNE WOLF, ANTONIO BART UCCI O/SIME /BI L DAG EN TU R SCHAPOWALOW
Brooklyn Bridge
Anders als noch
vor ein paar Jahren
kann man sich
heute in New York
City recht gut
mit dem Fahrrad
fortbewegen.
Für kurze Strecken ist Citi Bike
ideal, für längere bieten sich Radverleihe wie Bike & Roll an.
Das Museum of Modern Art
ist ein Fixpunkt bei einem
New-York-Besuch.
früher besser mied, verloren. Auch wenn der Anteil der
schwarzen Bevölkerung auf weniger als 50 Prozent
gesunken ist, ist das ganz eigene, von der afroamerikanischen Kultur geprägte Flair hier noch spürbar.
Vor allem bei einer der legendären Gospel-Messen.
Die überwiegende Mehrheit der Besucher ist schwarz,
nur die Touristen, die über eine Treppe zu den hintersten Plätzen geführt werden, sind mehrheitlich Weiße.
Auch wenn der Messe etwas von einem Großevent anhaftet (zwei Leinwände übertragen das Geschehen auf
der Bühne), reißen die phantastischen Gospelsänger
auf dem Podium alle von den Stühlen.
Ich erkunde die Stadt mit dem Fahrrad. Radfahren
im Big Apple hatte lange Zeit den Ruf eines halsbrecherischen Abenteuers. Heute bietet New York 600
Kilometer Fahrradwege und mit Citi Bike das größte
Leihradsystem der USA. Initiator des Projekts war ExBürgermeister Michael Bloomberg, der es sich mit dem
ehrgeizigen Umweltplan „PlaNYC“ zum Ziel setzte, die
CO²-Emissionen in der Stadt bis zum Jahr 2030 um
Radfahren
„Going Green“ lautet das neue Motto in New York.
Parkanlagen, Gemeinschaftsgärten und Promenaden zeigen die Stadt von einer neuen Seite. Auch
der Brooklyn Bridge Park zählt zu diesen aktuellen
Projekten. Gleich neben der Brooklyn Bridge werden
alte Piers umgestaltet und begrünt, Pier 2 bietet kostenlose Sportmöglichkeiten von Basketball bis Rollerskating. Die Aussicht von der Brooklyn Heights
Promenade hinüber auf Manhattan ist unbezahlbar.
Gleich um die Ecke, unterhalb der Manhattan Bridge,
befindet sich eines der angesagtesten Viertel New
Yorks: Down Under Manhattan Bridge Overpass, kurz
DUMBO genannt. Hier leben viele Künstler, kleine
Läden und Cafés laden zum Bummeln ein. Gewöhnungsbedürftig: Alle paar Minuten rattert ein Zug
über die Brücke, der Lärm ist ohrenbetäubend.
Für die Rückfahrt über die Brooklyn Bridge wähle
ich dann wieder ein Citi Bike. Bisschen eine windige
Angelegenheit – aber der Blick auf die Skyline von
Manhattan und hinüber zur Manhattan Bridge macht
jede Anstrengung wett.
Brooklyn Bridge Park
Citi Bike: Der
24-Stunden-Pass
kostet USD 9,95.
Die erste halbe
Stunde ist kostenlos, die Verlängerung kostet in der ersten halben Stunde vier Dollar,
ab einer Stunde 13 Dollar. www.citibikenyc.com
Bike & Roll: ab USD 14,– pro Stunde oder USD 44,–
pro Tag. www.bikeandroll.com/newyork,
www.bikenewyork.org
Blick von der Staten Island
Ferry auf Manhattan
Fähre
Spektakuläre Ausblicke auf die Skyline von Manhattan und die Freiheitsstatue bietet die Staten Island
Ferry. Die Fahrt geht vom Whitehall Terminal an der
Südspitze Manhattans nach Staten Island und
retour, ist kostenlos und dauert insgesamt ca. eine
Stunde. Abfahrt jeweils zur vollen und zur halben
Stunde. http://siferry.com
Am Manhattan
Waterfront Greenway tummeln
sich Jogger und
Radfahrer.
City Pass
Dieses Ticket-Heft bietet 40 Prozent Ermäßigung
auf sechs der beliebtesten Sehenswürdigkeiten in
New York: Empire State Building, MoMa (Museum of
Modern Art), Metropolitan Museum of Art, Top of
the Rock oder Guggenheim Museum, Freiheitsstatue und Ellis Island oder Bootsrundfahrten mit
der Circle Line. Erwachsene zahlen USD 106,– statt
176,–, Kinder (6–17 Jahre) USD 79,– statt 121,–.
http://de.citypass.com/new-york
Central Park
Der größte Park Manhattans bietet nicht nur eine
Auszeit von der Hektik der Großstadt, sondern im
Sommer auch Gratis-Angebote wie Konzerte oder
Yoga. Zu allen Jahreszeiten finden außerdem kostenlose Führungen
statt, zu Themen
wie „The North
Woods Tour“ oder
„Conservatory
Garden Tour“. www.
Central Park
centralparknyc.org
Extratipp: Die First Corinthian Baptist Church und
die Abyssinian Baptist Church in Harlem bieten
­Gospelmessen, wie man sie sich vorstellt – mit feurigen Predigten und hervorragenden Gospelchören.
Touristen sind willkommen, solange sie ordentlich
gekleidet sind und sich respektvoll benehmen.
www.fcbcnyc.org, http://abyssinian.org
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