ONE/15 INFORMATION Neuigkeiten Proben sicher identifizieren mit Raman-Spektroskopie Kunst unter Strom Ausgeklügelte Elektrochemie für die Restaurierung von Kunstobjekten Gastbeitrag Wasserbestimmung in Gasen in der BP-Raffinerie Castellón in Spanien Metrohm_INFORMATION_ONE_15_DE.indd 1 30.01.15 10:29 Liebe Leserin lieber Leser die Schweiz wird häufig als «Servicewüste» beschrieben: ewiges Warten im Restaurant, unfreundliche Kellner und hohe Preise. Ganz falsch ist dieses Urteil leider nicht und viele der Top-Skiresorts setzen jedes Jahr zum Saisonstart alles daran, es zu bestätigen. Im Schnellrestaurant – zugegeben mit fantastischem Ausblick – bezahlt man für einmal Schnitzel Pommes Frites so viel wie in anderen Ländern für ein dreigängiges Menü, Wein inklusive. Die Gäste schätzen die Schweiz; aber nur solange das Paket stimmt. Bei 3.6 % weniger Logisnächten im ersten Halbjahr 2014 stellt sich die Frage, ob im helvetischen Touris mus alles richtig gemacht wird. Das Produkt Schweiz stimmt bislang noch und ist vor allem in Asien sehr begehrt. Der hohe Preis wurde immer schon bezahlt, wenn das Produkt UND der Service stimmen. Aber was nützt das beste Produkt, wenn der Service fehlt? Metrohm beschäftigt heute 408 MitarbeiterInnen am Hauptsitz in Herisau. Das ist ein Zuwachs von 30 % seit 2001. Weltweit arbeiten 2015 MitarbeiterInnen für Metrohm, 170 % mehr als noch vor 14 Jahren. Metrohm produziert alles am Standort Herisau, mit der Ausnahme der Elektroden, die im ca. 100 Kilometer entfernten Affol tern am Albis von Metroglas gefertigt werden. Der Zuwachs an Personal findet sich somit nicht in Produktion und Entwicklung – ohne dass diese jemals vernachlässigt worden wären – sondern in der Nähe von Ihnen, unseren geschätzten Kunden. Was leisten diese zusätzlichen MitarbeiterInnen, die weder in der Produktion noch in der Entwicklung angestellt sind? Zunächst einmal ganz Banales: Sie hören Ihnen zu. Sie fragen nach. Sie versuchen Ihre analytischen Fragestellungen zu verstehen. Und sie bieten Ihnen Lösungen für diese Fragen an. 2 Glaubwürdig werden sie dadurch, dass sie Ihnen «in vivo», sprich mit Ihrer Probe, zeigen, dass Metrohm-Geräte in der Lage sind, verlässliche, reproduzierbare und genaue Ergebnisse zu liefern und dies zu einem sehr attraktiven Preis pro Analyse. Haben Sie sich einmal für ein Metrohm-Gerät entschieden, übernehmen unsere MitarbeiterInnen Installation und Training. Auf Wunsch leisten sie die Installationsqualifizierung (IQ), die Funktionsqualifizierung (OQ) und die Leistungsqualifizierung (PQ) und validieren Ihr System. Wir übernehmen aktiv Verantwortung für Qualität und Sicherheit Ihrer Analytik. Den Metrohm-MitarbeiterInnen werden Sie auch weiterhin begegnen, wenn Sie Ihr Gerät warten lassen. Unsere Servicetechniker garantieren Ihnen, dass das Gerät immer funktionsbereit ist, korrekte Ergebnisse liefert und Sie jedem Audit entspannt begegnen können. Sie übernehmen aktiv Verantwortung für die Qualität und die Sicherheit Ihrer Analytik. Die Applikationsmannschaft und das Serviceteam streben an, möglichst nahe bei Ihnen zu sein. In der Schweiz lässt sich das einfacher bewerkstelligen als in Ländern wie Australien, wo teilweise nur ein Flugzeug pro Woche den Servicetechniker an seinen Einsatzort bringen kann. Aber selbst in riesigen Ländern wie Indien versuchen wir, nicht weiter als 100 km von unseren Kunden entfernt zu sein. Beides muss stimmen: das Produkt und der Service. Dies ist das oberste Ziel, welches Metrohm verfolgt. Editorial Metrohm_INFORMATION_ONE_15_DE.indd 2 30.01.15 10:29 «Servicewüste Schweiz»: In Skiresorts ist Service keine Selbstverständlichkeit. Metrohm lässt Sie mit Ihren Analysengeräten dagegen nicht hängen. Auch die Schweizer Tourismusbranche zeigt sich lernfähig und ist in dieser Wintersaison mit vollem Elan dabei, beides (wieder!) auf Top-Niveau zu bringen. In diesem Heft finden Sie zwei Applikationsbeispiele, die mit einem sehr guten Gerät alleine nicht zu bewältigen gewesen wären: Die Restaurierung von silbernen Prunkstücken aus dem Mittelalter mithilfe eines ausgeklügelten elektrochemischen Reinigungsverfahrens im Amsterdamer Rijksmuseum und die Bestimmung von niedrigen Wassergehalten in Gasen in der spanischen Ölraffinerie Castellón. Die hohe Qualität der Geräte von Metrohm und Metrohm Autolab bildet die Grundlage für den Erfolg der Applikation. Aber erst die enge Zusammenarbeit zwischen den lokalen Applikationsteams und den Restauratoren des Rijksmuseums bzw. mit Beatriz Sales Sebastià aus dem Labor der BP-Raffinerie in Castellón ermöglichte die erfolgreiche Umsetzung. Zum Internationalen Jahr des Lichts und der Lichttechnologie freuen wir uns Ihnen ein Gerät vorstellen zu dürfen, für dessen Technologie Sir Chandrasekhara Venkata Raman 1930 den Physiknobelpreis erhalten hat: Mira! Das Raman-Spektrometer ist kaum grösser ist als zwei aufeinandergelegte iPhones – ein wahres Handheld-Gerät, ermöglicht durch die rasante Entwicklung der Elektronik und Lasertechnologie. Mit «Pointand-Shoot» und einer Datenbank, die rund 12’000 verschiedene Substanzen umfasst, werden Proben innerhalb weniger Sekunden richtig identifiziert – so können Sie ganz sicher sein. Viel Spass beim Lesen dieser Ausgabe wünscht Dr. Kai Henning Viehweger Direktor und Leiter Vertrieb und Marketing der Metrohm Gruppe INFORMATION | 1 | 2015 Metrohm_INFORMATION_ONE_15_DE.indd 3 3 30.01.15 10:29 Inhalt 8 20 Gastbeitrag: Beatriz Sales Sebastiá berichtet über die Wasserbestimmung in Gasen in der BP-Raffinerie Castellón in Spanien Sekundenschnell identifizieren: die neuen Raman-Spektrometer Editorial Neuigkeiten 6 7 8 Kurznachrichten Neue Geräte von Metrohm Sicher ist sicher. Die neuen Metrohm Instant Raman Analyzer Kundenapplikation 12 20 Kunst unter Strom. Restaurierung im Rijksmuseum Amsterdam Raffinierte Gasanalyse. Karl-Fischer-Gasanalyse in der BP-Raffinerie Castellón Applikationsbericht 23 26 Was schluckst du? Einsicht gewinnen ins Innenleben von Tabletten Mindestens haltbar bis ... Oxidationsstabilität von Fetten und Ölen Publikationen 30 32 Neue Applikationsliteratur Tipps und Tricks Literaturreferate 34 4 Applikationen für Metrohm-Geräte Inhaltsverzeichnis Metrohm_INFORMATION_ONE_15_DE.indd 4 30.01.15 10:29 Oxidationsstabilität von Fetten und Ölen messen 12 Kunstrestaurierung mit Elektrochemie im Amsterdamer Rijksmuseum 26 23 32 Mit NIRS den Inhalt von Tabletten bestimmen Tipps und Tricks: Zeit sparen bei IC und CVS – und vieles mehr! Metrohm Information im Web Sie möchten keine Ausgabe der Metrohm Information verpassen? Lesen Sie die elektronische Ausgabe oder abonnieren Sie unser Kundenmagazin unter bit.ly/Metrohm_Info. INFORMATION | 1 | 2015 Metrohm_INFORMATION_ONE_15_DE.indd 5 5 30.01.15 10:29 Kurznachrichten Neues aus Wissenschaft, Analytik und von Metrohm Schritte in Richtung Open Access Forscher aus den Niederlanden können von nun an Open Access in allen Fachzeitschriften von Springer Science+Business Media publizieren. Das haben die niederländischen Universitäten mit dem Verlag vereinbart. Verhandlungen mit weiteren Verlagen sind derzeit im Gange. Die niederländische Regierung verfolgt damit das Ziel, die Ergebnisse öffentlich finanzierter Forschung allen Bürgern zugänglich zu machen. Ausserdem soll durch die Open-Access-Politik der Wissensaustausch unter Forschern und damit auch der wissenschaftliche Fortschritt beschleunigt werden. Bis 2016 wollen die Niederlande 60 % ihrer öffentlich finanzierten wissenschaftlichen Artikel frei zugänglich machen, bis 2024 alle. Auch international streben die Niederlande eine Open-Access-Politik an und engagieren sich für einen regen Austausch wissenschaftlicher Daten. www.fwf.ac.at www.vsnu.nl Katalysator für die Arzneimittelforschung Bei der Derivatisierung organischer Moleküle können die benötigte Zeit und die Anzahl der Syntheseschritte stark reduziert werden, wenn man C-H-Bindungen direkt funktionalisiert, statt sie vorher mit funktionellen Gruppen zu aktivieren. Forscher der Emory University in Atlanta in den Vereinigten Staaten haben in Zusammenarbeit mit Novartis erstmals C-HBindungen von Alkaloiden direkt und selektiv funktionalisiert. Die biologisch wirksamen Pflanzenstoffe sind in der Arzneimittelforschung von grosser Bedeutung – Morphin und andere Opioide sind Beispiele für Alkaloide. Ihre gezielte, direkte Funktionalisierung war bisher eine grosse Herausforderung. Mit einem Rhodiumkatalysator gelang es den Wissenschatlern um Jing He, eine neue C-C-Bindung selektiv einzuführen. Durch die schnelle Funktionalisierung könnte die Entwicklung neuer Arzneimittel erheblich beschleunigt werden. Emory Health Sciences He, J. et al. (2015) Nat. Commun. 6, 5943 Wissen 6 © J. Bückers, D. Wildanger, L. Kastrup, R. Medda; Max-PlanckInstitut für biophysikalische Chemie Forscher am Limit: Chemie-Nobelpreis 2014 Die Grenzen der Lichtmikroskopie galten lange Zeit als erreicht. Drei Forscher – der Deutsche Stefan Hell und die beiden Amerikaner Eric Betzig und Wiliam Moerner – verschoben diese Grenzen; so weit, dass man heute mit der «Nanoskopie» einzelne Moleküle sichtbar machen kann. Dafür wurde ihnen am 8. Oktober 2014 der Chemie-Nobelpreis verliehen. Bis zu den Neunzigerjahren des letzten Jahrhunderts wies ein physikalisches Gesetz, die von Ernst Abbe berechnete Auflösungsgrenze, die Lichtmikroskopie in die Schranken: Aus Abbes Gesetz folgt, dass Objekte, die kleiner sind als die halbe Wellenlänge von Licht, durch ein Lichtmikroskop nicht scharf erkennbar sind. Damit ist der konventionellen Lichtmikroskopie eine Auflösungsgrenze von ca. 200 Nanometern gesetzt. Zwar hat sich an der Gültigkeit dieses Gesetzes nichts geändert, die Nobelpreisträger haben aber Wege gefunden, es zu umgehen. Sie machen sich dafür fluoreszierende Moleküle zunutze. Hell entwickelte das Prinzip, das zur STED-Mikroskopie (stimulated emission depletion) führte. Betzig und Moerner erarbeiteten unabhängig voneinander die Grundlagen der Einzelmolekülmikroskopie. Die Bedeutung der hochauflösenden Lichtmikroskopie zeigt sich allem voran in der Biologie: Im Gegensatz z. B. zur ebenfalls hochauflösenden Elektronenmikroskopie, die die Fixierung der Proben voraussetzt, lassen sich mit der Nanoskopie einzelne Moleküle in lebenden Organismen verfolgen. So kann etwa die Funktion einzelner Proteine untersucht werden. Schlafmohn (l.) enthält Alkaloide, u. a. Morphin. Zwei-Farben-STED-Aufnahme eines Glioblastoms, des häufigsten bösartigen Hirntumors bei Erwachsenen. Das Protein Clathrin ist grün, das Protein β-Tubulin rot angefärbt. Im Gegensatz zum verschwommenen klassischen Bild (links) zeigt das STED-Bild (rechts) erheblich feinere Strukturen. www.nobelprize.org Neuigkeiten Metrohm_INFORMATION_ONE_15_DE.indd 6 30.01.15 10:29 2014.igem.org Biosensor für Landminen: Metrohm Autolab unterstützt Studententeam Im Rahmen des Wettbewerbs «International Genetically Engi neered Machine (iGEM) com petition» entwickeln jedes Jahr Studententeams – dieses Jahr 243 an der Zahl – künstliche biologische Systeme. Das Team TU Delft-Leiden umfasst 13 Stu denten verschiedener Herkünf te und Studienfächer von den technischen Universitäten in Delft, Leiden und Rotter dam. In ihrem Projekt «ELECTRACE» arbeiten die Studenten an einem mikrobiellen Sensor, der molekulare Indikatoren für Landminen aufspüren soll. Metrohm Autolab und DropSens unterstützen das Team dabei mit Dickfilmelektroden (screen-printed electrodes, kurz SPEs), einem portablen Potentiostaten vom Typ µSTAT400 und ihrer Expertise auf dem Gebiet der Entwicklung von Potentiostaten. Dropsens stellt SPEs und portable Potentiostaten her, die von Metrohm Autolab in den Niederlanden ver trieben werden. Der iGEM-Wettbewerb steht allen Studierenden offen. Er ist ein Projekt der iGEM Foundation, einer aus dem MIT ausgegründeten gemeinnützigen Organisation, die sich unter Einbeziehung von Studenten und der Öffentlichkeit für die Bildung und den Fortschritt in der synthetischen Biologie einsetzt. igem.org/About Neue Geräte von Metrohm Handheld-Raman-Spektrometer für sekundenschnelle Analysen Die tragbaren Metrohm Instant Raman Analyzer (Mira) ana lysieren zerstörungsfrei und in Echtzeit chemische und phar mazeutische Proben, egal ob fest oder flüssig. Kaum grösser als ein Smartphone und mit gewöhnlichen AA-Batterien be trieben sind die Spektrometer universell ensetzbar: im Lager, im Prozess, unterwegs im Feld und natürlich im Labor. Dank der Orbital-Raster-Scan-Technik (ORS) können auch heteroge ne Proben in einer einzigen Messung analysiert werden: Hier tastet der Laser eine grössere Fläche der Probe ab und erfasst so all ihre Bestandteile. Zum Identifizieren von Proben greift Mira auf eine umfangreiche Spektrenbibliothek zurück, die sich selbstverständlich beliebig erweitern lässt. Substanzen können mit dem praktischen Point-and-ShootModus direkt in ihren Gebinden untersucht werden; für eine lasersichere Anwendung lassen sich Proben alternativ in Vials analysieren, die einfach in das Gerät eingesetzt werden. Neue Metrohm-Website online Die Metrohm-Website hat sich einer Radikalkur unterzogen. Seit Anfang des Jahres präsentiert sie sich in neu em Design. Die überarbeitete Struktur und aktualisierte Inhalte sollen Ihnen dabei helfen schnell und einfach ge nau die Information zu finden, die Sie brauchen. Testen Sie auch den Application Finder: Mit den Filtern für Analyt, Matrix, Branche und Methode verschaffen Sie sich einen Überblick über für Sie relevante Applikationen oder finden schnell genau die, die Sie brauchen. www.metrohm.com Petrochemische Analytik In der neuen Aufla ge des Industriepro spekts «Petrochemi sche Analytik» sind die wichtigsten nati onalen und interna tionalen Normen zusammengefasst und damit verbundene analytische Fragestellungen mit den passenden Lösungen präsentiert. Kostenloser Download: petro.metrohm.com Die Mira-Spektrometer sind in zwei Ausführungen erhältlich, die sich in ihrer Anregungswellenlänge unterscheiden: Mira M-1 mit 785 nm und Mira M-2 mit 1064 nm. Mira M-2 eignet sich für fluoreszierende Proben: seine langwellige Anregungs strahlung verursacht keine Fluoreszenz, welche das RamanSignal überdecken würde. Für alle anderen Proben eignet sich Mira M-1. Lesen Sie mehr über die Mira-Spektrometer ab Seite 8. Weitere Produktdetails: bit.ly/Raman_Analyzers INFORMATION | 1 | 2015 Metrohm_INFORMATION_ONE_15_DE.indd 7 7 30.01.15 10:29 Manchmal wollen Sie genau wissen, womit Sie es zu tun haben. Die Mira-Systeme bestimmen sogar Mischungen – Tabletten etwa – in Sekundenschnelle. Sicher ist sicher Bei der Raman-Spektroskopie wird die inelastische Lichtstreuung an einer Probe gemessen. Jede Substanz hat ein eigenes, charakteristisches RamanSpektrum, anhand dessen sie sich eindeutig identifizieren lässt. Mit den neuen Metrohm Instant Raman Analyzern (Mira) werden Substanzen sekundenschnell und sicher identifiziert – dank der Orbital-Raster-Scan-Technologie (ORS) sogar in heterogenen Mischungen. 8 Mobile Raman-Spektroskopie Mit Licht nach Fingerabdrücken suchen Die technische Entwicklung und Miniaturisierung tragbarer Raman-Systeme in den letzten Jahren haben der ehemals relativ unbekannten Analysentechnik den Weg geebnet. Heute steht die Handheld-Raman-Spektroskopie für die schnelle, einfache und zerstörungsfreie Bestimmung oder Identifizierung von Substanzen. Durch die Erweiterung des Messflecks mit der Orbital-Raster-Scan-Technologie (ORS), d. h. ohne Schmälerung der Spektralauflösung, ist es inzwischen sogar mit mobilen Geräten möglich, heterogene Proben innerhalb von Sekunden zuverlässig zu analysieren. Die Raman-Spektroskopie basiert auf der inelastischen Streuung von Licht an einer Probe. Jede IR-aktive Substanz besitzt einen einzigartigen spektralen Fingerabdruck, der sich aus einer bestimmten Kombination von Peakpositionen und Peakintensitäten zusammensetzt. Das Spektrum steckt voller Informationen, die nicht nur über die Zusammensetzung der Probe Aufschluss geben, sondern auch über die Konzentrationen der einzelnen Bestandteile, denn die Konzentration ist direkt proportional zur Intensität des Spektrums. Neuigkeiten Metrohm_INFORMATION_ONE_15_DE.indd 8 30.01.15 10:29 Schritt halten mit stetig wachsenden Anforderungen... Die Raman-Spektroskopie wurde in den 1930er Jahren ent wickelt; als alltägliche Analysentechnik konnte sie sich jedoch erst durchsetzen, als in den 1960er Jahren die Laser aufkamen. Frühe Raman-Geräte zeichneten sich durch grosse Monochro matoren und die – für heutige Begriffe – primitiven Laser der Epoche aus. Zur sperrigen Apparatur kamen lange Erfassungs zeiten hinzu. Dank des Fortschritts in der Lasertechnologie wurden diese Hürden inzwischen überwunden. Doch wäh rend die Raman-Spektroskopie dabei war, ihre Kinderkrank heiten zu überwinden, entwickelten sich die Anforderungen des Marktes an die Technik ebenfalls weiter. Schnelligkeit, ein fache Handhabung, Flexibilität und Reproduzierbarkeit zählen heute mehr denn je – das gilt nicht nur für Laborsysteme, son dern auch für mobile Raman-Geräte. Die auf dem Markt erhältlichen tragbaren und HandheldRaman-Systeme setzen mehrheitlich auf ähnliche Erfassungs techniken. Diese beruhen auf einem einzelnen, statischen Laserstrahl, mit dem ein extrem kleiner, fixer Ausschnitt der Probe analysiert wird. Die Vorteile eines solchen Aufbaus sind der niedrige Stromverbrauch, der geringe Platzbedarf der Hardware und die hohe spektrale Auflösung, die mit einer ein zigen Messung die Identifizierung einer Vielzahl von Verbin dungen ermöglicht. Orbital-Raster-Scan ...und auf Hindernisse stossen Diese Erfassungstechnik stösst allerdings bei den meisten Applikationen im Feld auf Probleme – das heisst genau un ter den Bedingungen, für die die tragbaren Geräte entwickelt wurden. Die oft heterogenen Proben bedürfen eines grösse ren Messflecks, da die Geräte nur auf diese Weise ein reprä sentatives Bild der Probenzusammensetzung erfassen können. Den Strahldurchmesser einfach zu vergrössern ist jedoch nicht die Lösung: Die dafür erforderliche grössere Blendenöffnung würde die spektrale Auflösung beeinträchtigen (Abbildung 1, oben und Mitte). Ausserdem erzeugt ein stark fokussierter La serstrahl eine hohe Leistungsdichte, die zur lokalen Erhitzung der Probe führt, die dadurch Schaden nehmen kann. Dies gilt vor allem für dunkle Materialien. Hürden überwinden mit ORS Die Orbital-Raster-Scan-Technologie (ORS), mit der die Mira- Spektrometer ausgestattet sind, löst beide oben genannten Probleme. Indem sich der Laser über eine grössere Probenflä che bewegt, erweitert ORS die Messfläche ohne die Spektral auflösung zu beeinträchtigen. Das resultierende Spektrum ist ein Mittelwert mehrerer Messungen, die während der Erfas sung an verschiedenen Stellen gemacht werden (Abbildung 1, unten). Durch die ORS-Technologie werden Genauigkeit und Reproduzierbarkeit der Messungen erheblich verbessert und die Analysen damit zuverlässiger. Da die mittlere Laser intensität pro Fläche verringert wird, ist auch die Gefahr der Beschädigung der Probe gering. Abbildung 1. Dispersive Spektrometer verwen den einen stark fokussierten Laserstrahl (oben). Dadurch ergibt sich zwar eine hohe spektrale Auflösung, einzelne Bestandteile in heteroge nen Proben können jedoch ganz aus der Mes sung herausfallen. Eine einfache Ausweitung des Strahls würde zu Einbussen an der Spektral auflösung führen (Mitte). Durch die ORS-Tech nologie (unten) wird ein grösserer Bereich der Probenoberfläche abgetastet und so die Wahr scheinlichkeit erhöht, dass in der Probe verteilte Bestandteile erfasst werden. Die hohe spektrale Auflösung, die zur Identifizierung der Analyten notwendig ist, wird dabei beibehalten. INFORMATION | 1 | 2015 Metrohm_INFORMATION_ONE_15_DE.indd 9 9 30.01.15 10:29 Die Brausetabletten wurden ohne Probenvorbereitung mit einem Mira M-1-Handgerät im Point-and-Shoot-Modus gemessen. Für Messungen mit und ohne ORS wurde die gleiche Integrationszeit gewählt. Mit beiden Verfahren wurden jeweils 15 Spektren an beliebigen Stellen auf der Probenoberfläche erfasst. Die mit und ohne ORS aufgezeichneten Spektren sind in den Abbildungen 2 A und B dargestellt. Aus den 3DPlots ist ersichtlich, wie die Reproduzierbarkeit durch das Scannen grösserer Bereiche verbessert wird. 10 × 104 2.5 2.0 1.5 1.0 0.5 500 1000 1500 2000 15 an Sp ec tr 10 0.0 o. 0 5 Wavenumber [cm-1] B 2.0 × 104 1.8 1.6 1.4 1.2 1.0 0.8 0.6 0.4 0 5 10 0.0 500 1000 1500 2000 15 no . 0.2 tra Durch die Aufzeichnung von Spektren an unterschiedlichen Probenstellen verbessert sich mit der ORS-Technologie die Reproduzierbarkeit der Messungen. Diese Verbesserung beobachtet man z. B. wenn man die Raman-Spektren von Brausetabletten gegen Erkältungen vergleicht, die mit oder ohne ORS aufgezeichnet wurden (Abbildung 2). 3.0 Sp ec ORS steigert die Reproduzierbarkeit A Intensity Die Vorteile eines vergrösserten Messflecks treten insbesondere bei der Bestimmung komplexer Proben zu Tage. Hierzu gehört auch die Analyse von Arzneimitteln: Pharmazeutika sind Mischungen aus Hilfsstoffen und Wirkstoffen in sorgfältig abgestimmten Anteilen. Brausetabletten gegen Erkältungen etwa enthalten drei verschiedene Wirkstoffe: Aspirin zur Schmerzlinderung, Chlorphenaminmaleat als Antihistaminikum und Phenylephrinbitartrat gegen Schwellung. Bei der Qualitätskontrolle bietet die Raman-Spektroskopie eine schnelle und wirksame Methode, um die homogene Verteilung der Wirkstoffe innerhalb der Tablette zu kontrollieren – zumindest theoretisch. Wegen der kleinen Strahldurchmesser der meisten Raman-Systeme sowie der geringen Partikelgrösse der Wirkstoffe (durchschnittlich ca. 257 µm) ist sie in Realität aber oft zeitaufwendig und schwierig. Es sind mehrere Messungen erforderlich, um eine repräsentative Fläche zu untersuchen. Dank der ORS-Technik, bei der eine Fläche von etwa 3 mm Durchmesser abgetastet wird, können die MiraSpektrometer die Wirkstoffverteilung während einer einzigen Messung erfassen und dabei das vollständige Potenzial der Raman-Spektroskopie ausschöpfen. Intensity Analyse von Brausetabletten gegen Erkältungen Wavenumber [cm-1] Abbildung 2. A 15 Raman-Spektren, ohne ORS an beliebigen Stellen auf einer einzigen Probe aufgezeichnet. Peaks sind an denselben Positionen zu beobachten, sie unterscheiden sich jedoch in ihrer Intensität. B Wie in A wurden 15 Spektren an beliebigen Stellen auf einer einzigen Probe gemessen – diesmal wurde aber unter Verwendung von ORS ein Messfleck von 3 mm Durchmesser erfasst. Die Spektren sind sichtlich deckungsgleich. Neuigkeiten Metrohm_INFORMATION_ONE_15_DE.indd 10 30.01.15 10:29 18000 Zeit gewinnen mit ORS Durch die hohe Reproduzierbarkeit der Resultate, die die Mira-Systeme dank ORS erzielen, spart der Anwender viel Zeit. Vergleicht man das Mittel von 15 ohne ORS aufgezeichneten Spektren mit einem einzelnen Spektrum, das mit ORS aufge zeichnet wurde, findet man eine fast vollständige Überein stimmung (HQI = 0.99; Abbildung 3). Eine einzige, mit ORS durchgeführte Messung kann somit 15 ohne ORS aufgezeich nete Spektren ersetzen. 16000 14000 Intensity 12000 10000 8000 6000 4000 2000 0 0 500 1000 1500 2000 Wavelength [cm-1] Raman-Spektroskopie und die Mira-Geräte im Internet: bit.ly/Raman_Analyzers Abbildung 3. Durch Überlagerung eines einzelnen mit ORS aufgezeichneten Spektrums (blau) mit dem gemittel ten Spektrum aus 15 ohne ORS aufgezeichneten Spektren (rot) zeigt sich eine nahezu perfekte Übereinstimmung der Kurven. Mira, das tragbare Raman-Spektrometer von Metrohm für Analysen und Identifizierung in Echtzeit INFORMATION | 1 | 2015 Metrohm_INFORMATION_ONE_15_DE.indd 11 11 30.01.15 10:29 Ein ungewöhnlicher Einsatzort für Metrohm-Instrumente: das Rijksmuseum in Amsterdam 12 Kundenapplikation Metrohm_INFORMATION_ONE_15_DE.indd 12 30.01.15 10:29 Kunst unter Strom Das Restaurieren von Kunstwerken ist eine heikle Angelegenheit: Beim Instandsetzen und -halten der Objekte besteht oft die Gefahr, das Kunstwerk zu beschädigen. Metallkonservatoren des Rijksmuseums in Amsterdam und Wissenschaftler der Haute Ecole Arc Conservation-restauration in Neuchâtel haben mit Elektroden und einem Potentiostaten von Metrohm und Metrohm Autolab ein neues Werkzeug zur elektrolytischen Reinigung filigraner Silberarbeiten entwickelt. INFORMATION | 1 | 2015 Metrohm_INFORMATION_ONE_15_DE.indd 13 13 30.01.15 10:29 Restaurierung im Rijksmuseum Im Frühjar 2013, nach einem Jahrzehnt der Restaurierungsarbeiten an Gebäude und Sammlung, öffnete das Rijksmuseum in Amsterdam seine Türen wieder für Besucher. Die berühmte Sammlung stammt grösstenteils aus dem Goldenen Zeitalter der Niederlande um das 17. Jahrhundert. Darunter befinden sich unter anderem Möbel und Einrichtungsgegenstände, Kleider und Schmuck, Malereien und Zeichnungen, Waffen, Skulpturen und Kleinkunstgegenstände. All diese Objekte, ganz gleich welcher Zusammensetzung und welches Alters, sind Degradation ausgesetzt. Lichtexposition, Hitze, Reibung und Korrosion können die Erscheinung der Kunstwerke dauerhaft verändern. Um die Erhaltung der Sammlung sicherstellen, arbeiten im Rijksmuseum gut zwei Dutzend Konservatoren. Sie wenden nicht nur etablierte Methoden zur Pflege der Ausstellungsstücke an, sondern entwickeln auch ständig neue Vorgehensweisen, die optimal an ihre «Schützlinge» angepasst sind. Jeder der Konservatoren ist spezialisiert auf einen bestimmten Typ Kunstwerk oder Material. So beschäftigt das Museum z. B. Konservatoren für Textilien und Wandteppiche, für Papier und Bücher, für Möbelstücke und für Metalle. Prunkstück aus der Renaissance Joosje van Bennekom ist Metallkonservatorin. Zur Wiedereröffnung des Rijksmuseums restaurierte sie den Merkelschen Tafelaufsatz (Abbildung 1). Im Jahr 1549 schuf der Nürnberger Goldschmied Wenzel Jamnitzer das ein Meter hohe Tafelstück, das Mutter Erde darstellt, zu ihren Füssen Blumen, Kräuter und kleine Tiere. Für das erstaunliche Detail des Kunstwerks mussten Eidechsen und Ringelnattern ihr Leben lassen, nach denen ihre silbernen Ebenbilder gegossen wurden. Das Ornament ist aus Silber gefertigt, das zum Teil vergoldet oder emailliert ist. Silber ist eines der am häufigsten verwendeten Metalle in Kunstgegenständen. Unter gewöhnlichen Bedingungen wird es nicht durch Wasser oder Sauerstoff oxidiert; Silber reagiert aber mit Schwefelverbindungen in der Umgebungsluft zu Silbersulfid (Ag2S). Letzteres bildet auf Silberobjekten eine Schicht, die, wenn sie eine gewisse Dicke erreicht, im typischen Schwarz angelaufenen Silbers erscheint. Ausserdem kann Silberchlorid entstehen, zum Beispiel wenn Menschen Silbergegenstände handhaben und das Silber mit Chlorid aus Schweissresten reagiert. Abbildung 1. Der Merkelsche Tafelaufsatz, den Wenzel Jamnitzer im Jahr 1549 aus Silber fertigte, stellt Mutter Erde dar, umgeben von Tieren und Pflanzen. 14 Kundenapplikation Kundenapplik ation Metrohm_INFORMATION_ONE_15_DE.indd 14 30.01.15 10:29 © Rijksmuseum, Wentzel Jamnitzer, 1549, Tafelaufsatz Silber reinigen: Kraft oder Köpfchen? Es gibt verschiedene Methoden, angelaufene Silberoberflä chen von Beschlag zu befreien: mechanisches Reinigen – also das Abreiben der angelaufenen Schicht –, chemisches Reini gen, wobei die Silbersulfidschicht z. B. durch Thioharnstoff aufgelöst wird, und elektrochemisches Reinigen. Bei letzterer Technik kommt eine Galvanikzelle zum Einsatz: Der angelau fene Gegenstand wird in Alufolie eingewickelt und in eine Lö sung von Na2CO3 und NaHCO3 getaucht. Aufgrund der Poten tialdifferenz zwischen Silber und Aluminium fliesst ein Strom. Die Alufolie gibt Elektronen ab – sie oxidiert – und löst sich dabei auf, was ihr den Namen «Opferanode» einbringt. Das Silberobjekt nimmt als Kathode Elektronen auf. Dadurch wird das Silbersulfid zu metallischem Silber reduziert und die Ober fläche wiederhergestellt. Massgeschneiderte Pflege © Rijksmuseum, Wentzel Jamnitzer, 1549, Tafelaufsatz Für Joosje und ihr Team kam allerdings keines der herkömmli chen Reinigungsverfahren infrage: Aggressives mechanisches oder chemisches Reinigen würde die filigranen Strukturen des Merkelschen Tafelaufsatzes (Abbildung 2) beschädigen; bei einer elektrochemischen Reinigung, so fürchteten die Konser vatoren, könnten im Galvanikbad an der Silberoberfläche un kontrollierte Reaktionen ablaufen, einerseits wegen ihrer un regelmässigen Form und andererseits wegen des Bleis, das in der Legierung vorliegt. Ein neues Verfahren musste her. Die dafür nötigen Tests führten die Amsterdamer Metallkonser vatoren an selbstgemachten Detailnachbildungen durch – ein Kapitel für sich, denn für deren Herstellung galt es zunächst herauszufinden, wie Jamnitzer die filigranen Details einst ge gossen hatte. Abbildung 2. Die filigranen Strukturen am Sockel des Tafelornaments können nicht mit abrasiven chemischen oder mechanischen Methoden gereinigt werden. INFORMATION | 1 | 2015 Metrohm_INFORMATION_ONE_15_DE.indd 15 15 30.01.15 10:29 © Rijksmuseum, Metallrestaurierungsatelier, Detail Abbildung 3. Eine Detailnachbildung wird mit dem Prototyp des elektrolytischen Stifts behandelt. Ein Stift, der Silber reinigt Schritt für Schritt zum Prototyp Die Konservatoren entwickelten einen elektrolytischen Stift, ein Werkzeug, mit dem Silberoberflächen lokal gereinigt werden können. Massgeblich beteiligt an der Entwicklung war Arie Pappot, ein Doktorand der Universität von Amsterdam und des Rijksmuseums. Im Unterschied zur elektrochemischen Reinigung läuft die Reduktion des Silbersulfids beim elektrolytischen Verfahren nicht spontan ab. Das Silberobjekt dient als Arbeitselektrode in einer elektrolytischen Durchflusszelle, die ausserdem eine Hilfs- und eine Referenzelektrode enthält – diese befinden sich im Stift. Der Stift ist an einen Potentiostaten angeschlossen. Kommt die mit Elektrolyt durchtränkte Spitze des Stifts in Berührung mit der Silberoberfläche, ermöglicht der Strom vom Potentiostaten die Reduktion des SIlbersulfids. Der Vorteil dieses Verfahrens ist, dass die Behandlung vollständig kontrolliert vonstatten geht, denn die Reaktion findet nur statt, wenn eine Spannung angelegt wird. Mit einem Potentiostaten/Galvanostaten vom Typ PGSTAT101, den Metrohm Autolab zur Verfügung stellte, testete und verbesserte Joosjes Team einen Prototyp, mit dem zunächst Silbermünzen und schliesslich filigrane Kunstobjekte gereinigt werden konnten (Abbildung 3). Als es an das Tafelstück ging, stiess das Werkzeug jedoch an seine Grenzen: Unbekannte Beschichtungen auf dem Kunstwerk machten es unmöglich, den Stift anzuwenden. Diese wurden vermutlich im Laufe der Jahrhunderte angebracht, um das Material zu schützen. Die Restauratoren mussten sich mit anderen, weniger effektiven Methoden zufriedengeben. Die Arbeitselektrode wird nur durch den Teil des Kunstwerks gebildet, der mit dem Stift in Kontakt ist; das ermöglicht die lokale Bearbeitung und schützt Bestandteile des Kunstwerks, die durch den Elektrolyten beschädigt werden könnten. Mit einem Kompressor liefert der Stift laufend neuen Elektrolyten nach und transportiert die verbrauchte Elektrolytflüssigkeit ab. Dadurch verbleiben Reaktionsprodukte nicht auf dem Kunstwerk, wo sie erneute Korrosion verursachen würden. Der PGSTAT101 von Metrohm Autolab kam bei der Entwicklung des Prototyps des elektrolytischen Stifts im Rijksmuseum zum Einsatz. 16 Kundenapplikation Metrohm_INFORMATION_ONE_15_DE.indd 16 30.01.15 10:29 Detail Abbildung 4. Die Haute Ecole Arc in Neuchâtel Der elektrolytische Stift zieht um Kinderkrankheiten nur teilweise geheilt Christian Degrigny ist Dozent an der Haute Ecole Arc Conser vation-restauration, einer Fachhochschule im schweizerischen Neuchâtel, die sich auf die Konservierung und Restaurierung ethnographischer und archäologischer sowie technischer und wissenschaftlicher Gegenstände spezialisiert (Abbildung 4). Er war sofort begeistert von der neuartigen Idee der niederlän dischen Konservatoren, die Elektrolytflüssigkeit aktiv anzulie fern und abzupumpen. An der Ausführung des Stifts sah er aber noch Verbesserungspotential. Nachdem die Konservato ren des Rijksmuseums die Arbeit am elektrolytischen Stift ein gestellt hatten, führte Christian das Projekt mit seiner Grup pe weiter, unter dem Namen «Pleco». Der Pleco ist nach der Welsart Hypostomus plecostomus benannt, die Aquariums scheiben putzt. Mit dem neuen Prototyp (siehe Abbildung unten) war ein aus laufsicheres Arbeiten gewährleistet. Zum Fixieren der Elektro den im Innern des Stifts dienten Minenhalter, die Christians Gruppe aus Druckbleistiften von Caran d’Ache übernommen hatte. Für den Pleco stellte der Schweizer Stiftehersteller die ses Bauteil kostenlos zur Verfügug. Mit der schwierigen Handhabung des Pleco hatte die Grup pe in Neuchâtel aber weiterhin zu kämpfen: Flexible Silikon schläuche verbesserten zwar die Beweglichkeit; unsichere Ka belkontakte und mangelnde Ergonomie waren jedoch nach wie vor ein Hindernis. Der Prototyp aus Amsterdam hatte noch einige Kinderkrank heiten: Rigide Schläuche und unsichere elektrische Kontakte machten den Stift schwer zu handhaben, der Kompressor war zu laut; ausserdem lief häufig Elektrolyt aus, wegen der gerin gen Saugfähigkeit der Spitze aus Filz. Den Kompressor ersetzte Christians Gruppe durch eine leisere Membranpumpe, die Stiftspitze aus Filz durch mikroporösen Polyvinylformalschaumstoff (PVFM-Schaumstoff), der auch in der Medizin verwendet wird. Das Material absorbiert und speichert den Elektrolyten gut und verhindert dadurch das Auslaufen; ausserdem ist es mechanisch und chemisch stabil, kostengünstig, und es beeinflusst die am Potentiostaten ein gestellten elektrochemischen Parameter kaum. Der erste verbesserte Prototyp des Pleco mit seiner auslaufsi cheren Spitze aus PVFM-Schaumstoff INFORMATION | 1 | 2015 Metrohm_INFORMATION_ONE_15_DE.indd 17 17 30.01.15 10:29 Diese letzten Hindernisse zu überwinden ermöglichten Mitglieder der EDANA-Gruppe (kurz für «Ergonomie, Design et Anthropologie Appliquée»), die im ingenieurwissenschaftlichen Zweig der Haute Ecole Arc angesiedelt ist. Sie beobachteten die Konservatoren bei der Arbeit mit dem Pleco und ent warfen ein neues, robustes Gehäuse für den Stift, das an die Arbeit der Konservatoren angepasst ist. Der neue Pleco kann komplett in einem FabLab (siehe Infokasten) gefertigt werden: Sein Gehäuse lässt sich vollständig durch 3D-Druck und Laserschneiden herstellen (siehe Explosionszeichnung unten). Pleco für alle Das gesamte Projekt ist online dokumentiert. Christian hat bewusst alle Ergebnisse, Pläne und Bauanleitungen öffentlich zugänglich gemacht. Er hofft, dass andere Konservatoren den Stift nachbauen, verwenden und weiterentwickeln, und ihre eigenen Verbesserungen dann mit Christians Gruppe teilen. Info Interdisziplinäre Zusammenarbeit an der Haute Ecole Arc Ein FabLab (englisch fabrication laboratory) ist eine offen zugängliche High-Tech-Werkstatt. Im Mittelpunkt steht der öffentliche Zugang zu digitalen Fabrikationswerkzeugen: Jeder einzelne soll hier die Möglichkeit haben, eigene Ideen und Erfindungen umzusetzen. Zur Grundausstattung jedes FabLabs gehören unter anderem ein 3D-Drucker, ein Lasercutter und ein Elektronikarbeitsplatz. Die inzwischen mehr als 400 FabLabs sind als internationales Netzwerk organisiert und folgen einer ge meinsamen Charta. Premiere am Klosterschatz Mit dem Pleco wurden bereits mittelalterliche Goldschmiedearbeiten gereinigt: Die Stücke des Schatzes der Abtei von St. Maurice d’Agaune im Schweizer Kanton Wallis wurde mit dem elektrolytischen Stift auf Hochglanz gebracht (rechte Seite, untere Abbildung) – zur Feier des 1500sten Jubiläums, das das Kloster dieses Jahr feiert. 19 Stücke aus dem restaurierten Klosterschatz wurden bereits im Frühjahr 2014 im Louvre in Paris ausgestellt. Der Schatz kann nun wieder in der Abtei bewundert werden. Als Open-Source-Projekt ist die Dokumentation zum Pleco frei zugänglich. Sie beinhaltet alles, was zum Bau des Pleco notwendig ist, u. a. Zeichnungen wie diese sowie Text- und Videoanleitungen. 18 Kundenapplikation Metrohm_INFORMATION_ONE_15_DE.indd 18 30.01.15 10:29 © Abbaye de Saint-Maurice, Konservierungs- und Restaurierungsatelier Oben links: Romain Jeanneret, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Haute Ecole Arc Conservationrestauration, reinigt mit dem P leco eine angelaufe ne Silberplatte. Oben rechts: 3D-Drucker im FabLab Neuchâtel, der für die Herstellung des Pleco verwendet wird Links: Eines der Stücke aus dem Klosterschatz von St. Maurice d’Agaune wird mit dem Pleco gereinigt. Mehr über den Pleco lesen Sie auf der Web seite des Projekts: www.fablab-neuch.ch/pleco Besuchen Sie das Rijksmuseum: Museumstraat 1, Amsterdam täglich geöffnet 9 bis 17 Uhr Web: www.rijksmuseum.nl INFORMATION | 1 | 2015 Metrohm_INFORMATION_ONE_15_DE.indd 19 19 30.01.15 10:29 Abbildung 1. Die BP-Raffinerie in Castellón Raffinierte Gasanalyse Beatriz Sales Sebastiá ist Chemikerin im Labor der BP-Raffinerie Castellón, wo sie unter anderem für die Flüssiggasanalytik zuständig ist. Dazu gehört die Messung des Wassergehalts, denn Wasser beeinflusst die Aktivität einiger Katalysatoren und lässt Rohre und Reaktoren rosten. Hier berichtet Beatriz über die Wasserbestimmung in Gasen in der Raffinerie. BP und die Raffinerie Castellón Ich bin Chemikerin im Labor der Raffinerie Castellón (Abbildung 1). Die Raffinerie ist Teil von BP Oil España, S.A.U. Als eines der weltweit führenden Öl- und Gasunternehmen ist BP in über 80 Ländern auf allen fünf Kontinenten tätig und versorgt Kunden mit einem breiten Produktspektrum: • Treibstoffe für Verkehr und Transport Die Raffinerie Castellón liegt an der spanischen Mittelmeerküste nördlich von Valencia. Sie wurde 1967 gegründet und ist die einzige in der Region. 110 Tausend Barrel Öl können hier täglich verarbeitet werden – das entspricht etwa dem Volumen von sieben olympischen Schwimmbecken. Wir bewerkstelligen das mit insgesamt 490 Mitarbeitern. • Energie für Wärme und Licht • Schmierstoffe für Motoren • petrochemische Produkte für die Herstellung diverser Dinge des täglichen Bedarfs, z. B. Farben, Kleidung und Verpackungen 20 Kundenapplikation Metrohm_INFORMATION_ONE_15_DE.indd 20 30.01.15 10:29 Abbildung 2. Im Labor der Raffinerie Castellón überprüfen die Mitarbeiter die Qualität der Produkte und Anlagenparameter; darunter fällt auch die Bestimmung des Wassergehalts in verschiedenen Gasen. Kostenfaktor Korrosion Karl Fischer für Gase? Korrosion kostet Ölraffinerien weltweit bis zu 15 Milliarden US-Dollar im Jahr (NACE International) und ist mit erheblichen Sicherheitsrisiken verbunden. Um Korrosion zu verhindern, baut man Rohre und Apparaturen aus korrosionsresistenten Materialien und minimiert korrosionsfördernde Substanzen. Zu diesen zählt auch Wasser, das zu mehr oder weniger klei nen Teilen in Flüssiggas (LPG) und Gasströmen enthalten ist und dadurch mit Rohren und Reaktoren in Kontakt kommt. Die Bestimmung von Wasser in Flüssiggas und Gasströmen ist darum ein unverzichtbarer Teil der Anlagenüberwachung, besonders während des Turnarounds, also des Raffineriestill stands zur Wartung und Instandhaltung. Ausserdem beein trächtigt Wasser die Funktion einiger Katalysatoren, die in der Raffinerie gebraucht werden. Die Umgebungsbedingungen in unserem Labor und die nied rigen Nachweisgrenzen, die die Applikation erfordert, er schwerten die Suche nach einer solchen Methode. Beim Testen der Geräte, meist Online-Analysatoren, erwies es sich immer wieder als schwierig, stabile und reproduzierbare Messungen zu erzielen. Schliesslich stiessen wir auf den Karl Fischer Gas Analyzer von Metrohm (Abbildung 3). Das Prinzip war zunächst neu für uns: Zwar war das Personal in unserem Labor vertraut mit der Wasserbestimmung nach Karl Fischer in unterschiedlichen Probenarten, nicht aber in gasförmigen Proben und Flüssiggasen. Nach sorgfältigem Prüfen aller Op tionen entschieden wir uns für dieses Gerät, weil es all unsere Anforderungen erfüllt. Wasserbestimmung im Raffinerielabor Der KF Gas Analyzer ist ein widerstandsfähiges Analysensys tem für Routinebestimmungen von Wasser in Flüssig- und Per manentgasen. Wir steuern das Gerät mit tiamo™ – ein gros ser Pluspunkt für uns, denn mit der Titrationssoftware haben wir schon langjährige Erfahrung. Der Analysator bestimmt Wasser coulometrisch; dadurch erreichen wir Nachweisgren zen im ppm Bereich. Zur hohen Messgenauigkeit trägt auch der Massendurchflusscontroller bei, der eine sehr präzise Gas messung ermöglicht. Was uns am Gas Analyzer besonders gefällt, ist das Probenaufgabesystem: Anders als bei anderen Analysatoren gibt es hier keine Probleme mit Wasserkonden sation. Zudem liegen die Anforderungen an Probenfluss und -druck im für uns optimalen Bereich. Online-Analysatoren überwachen den Wassergehalt von LPG und Gasströmen an kritischen Stellen in der Anlage. Die Ana lysen im Labor des Werks (Abbildung 2), wo ich arbeite, unter tützen die Online-Analytik und ermöglichen uns ausserdem, weitere Proben zu messen. Früher haben wir dafür einen was serselektiven Sensor verwendet. Die Endergebnisse mussten wir dabei allerdings selbst berechnen; ausserdem machten die mühsame Sensorkalibrierung und -stabilisierung die Analyse zu einem aufwendigen Unterfangen und die Messpräzision entsprach nicht unseren Erwartungen, da der Sensor durch die Luftfeuchte gesättigt wurde. Eine robustere Methode zur Wasserbestimmung war gefragt. Unser neues Analysensystem INFORMATION | 1 | 2015 Metrohm_INFORMATION_ONE_15_DE.indd 21 21 30.01.15 10:29 Die Bestimmung Wird ein neues Gas analysiert, muss vor der Messung einmalig ein Korrekturfaktor bestimmt werden, der von dort an für alle weiteren Wasserbestimmungen in diesem Gas verwendet werden kann. Mit diesem Faktor misst der Massendurchflusscontroller stets korrekt, unabhängig von Druck und Temperatur der Gase. Um die Bestimmung durchzuführen, müssen wir dann nichts weiter tun, als in der Software tiamo™ die rich tige Methode auszuwählen. Praktisch: Diese ist schon vorinstalliert. Danach verläuft die Analyse vollautomatisch. Unser Fazit Mit dem KF Gas Analyzer bestimmen wir den Wassergehalt unserer Proben reproduzierbar mit Nachweisgrenzen im ppmBereich. Genauso wichtig ist aber, dass wir aus langjähriger Erfahrung mit Metrohm-Geräten und Gomensoro (MetrohmVertriebsgesellschaft für Spanien ausser Katalonien und Balearen, Anm. d. Red.) wissen, dass wir uns immer auf den guten technischen Support und schnelles Troubleshooting verlassen können. Abbildung 3. Beatriz Sales Sebastiá mit dem KF Gas Analyzer, mit dem im Labor der Raffinerie der Wassergehalt von Gasen bestimmt wird. Das System wird mit einem PC und der Software tiamo™ gesteuert. Mehr über den 875 KF Gas Analyzer erfahren Sie hier: bit.ly/Gas_Analyzer Über die Autorin Beatriz Sales Sebastiá hat Chemie an der Universitat Jaume I in Castellón studiert. Seit vier Jahren arbeitet sie im Labor der BP-Raffinerie Castellón, wo sie für den GC-Bereich, die Flüssiggasanalytik, Alkylierungsprozesse und für die Laborsicherheit zuständig ist. Ihre Aufgaben sind vielfältig – dazu zählen die Qualitätssicherung, die Installation und Instandhaltung der Apparatur, das Entwickeln und Testen von Analysenmethoden und die Bearbeitung von Kundenreklamationen, um nur einige Beispiele zu nennen. Die BP-Raffinerie in Castellón, Spanien © BP p.l.c. 22 Kundenapplikation Metrohm_INFORMATION_ONE_15_DE.indd 22 30.01.15 10:29 Was schluckst du? Einsicht gewinnen ins Innenleben von Tabletten Die Analytik von Medikamenten muss akkurat und zugleich aufwandsarm sein. Das gilt sowohl für die reguläre Qualitätskontrolle als auch für die Identifizierung potenziell gefährlicher Medikamentenfälschungen. Die Nahinfrarotspektroskopie (NIRS) ist ein nützliches Werkzeug für die pharmazeutische Analytik, das sich insbesondere durch seinen geringen Zeit- und Arbeitsaufwand sowie die Möglichkeit vollautomatischer OnlineAnalysen auszeichnet. Die zeitgleiche Analyse mehrerer Inhaltsstoffe ist dabei kein Problem. Ein Bericht an zwei Beispielen. Effizienz durch QbD und PAT Quality by Design (QbD) und Process Analytical Technology (PAT) sind in den Fokus der U.S. Food and Drug Administra tion (FDA) gerückt. Das Ziel dieser Ansätze ist die Steigerung der Effizienz in der Entwicklung und Produktion von Medika menten. QbD bedeutet: Anstelle eines Versuchs- und Irrtums verfahrens tritt ein Entwurf, der von Beginn an optimal abge stimmt ist auf den späteren Nutzen des Medikaments – sprich auf die Patientenpopulation, die Art der Verabreichung und so weiter. Angestrebt wird eine Produktion, die auf Anhieb das gewünschte Resultat liefert. Der QbD-Ansatz kommt nicht aus ohne PAT. Die Prozessana lytik dient dem Überwachen der Produktion in Echtzeit – da durch können im Laufe des Prozesses Anpassungen gemacht werden, um die verlangte Qualität zu erzielen. Zudem hilft sie, Produkt- und Prozessverständnis zu verbessern. INFORMATION | 1 | 2015 Metrohm_INFORMATION_ONE_15_DE.indd 23 23 30.01.15 10:29 24 Fünf auf einen Streich Spektren aufschlüsseln mit Chemometrie Die NIRS ist das Paradebeispiel der prozessanalytischen Technologien. Zahlreiche Publikationen beschreiben ihre Implementierung in der pharmazeutischen Qualitätskontrolle – vor, während und nach der Produktion. In den Bergen und Tälern von NIR-Spektren ist eine Vielfalt an chemischen und physikalischen Informationen verborgen, die sich mithilfe chemometrischer Methoden filtern und entschlüsseln lässt. Das Nahinfrarotspektrum der Tabletten unterscheidet sich kaum vom Spektrum des reinen pharmazeutischen Hilfstoffs, Saccharose, denn dieser liegt in wesentlich höherer Konzentration vor als sämtliche Arzneistoffe. Trotzdem verursachen die Arzneistoffe kleine Veränderungen am Spektrum, anhand derer sie mit geeigneten Modellen identifiziert und quantifiziert werden können. Ein Beispiel, das den aussergewöhnlichen Nutzen der Technik deutlich macht, ist die gleichzeitige Bestimmung der fünf Wirkstoffe Paracetamol, Ascorbinsäure, Dextromethorphanhydrobromid, Koffein und Chlorphenaminmaleat in Tabletten zur Linderung von Grippesymptomen1. Die Methode ist vali diert gemäss der Richtlinien der ICH (International Conference on Harmonization), der EMA (European Agency for the Evaluation of Medicinal Products) und der PASG (Pharmaceutical Analytical Sciences Group). Sie ist somit vielerorts eine zugelassene Alternative zur aufwendigeren Referenzmethode, die separate Bestimmungen mittels HPLC und Titration vorsieht. Für die Entwicklung aussagekräftiger Modelle werden geeignete Proben benötigt. Um solche zu identifizieren wird zunächst eine Hauptkomponentenanalyse (principal component analysis, kurz PCA) aller Spektren durchgeführt. Dadurch lassen sich die Proben erkennen, die einerseits die grösste spektrale Variabilität aufweisen und andererseits den gesamten Konzentrationsbereich aller Wirkstoffe überspannen. Mit diesen Proben lassen sich Kalibriermodelle entwickeln, die die NIR-Spektren mit den Wirkstoffkonzentrationen korrelieren, die zuvor mit Referenzmethoden bestimmt wurden. Eine gängige Methode aus der Chemometrie ist die Partial-LeastSquares-Regression (PLS-Regression). Damit wird für jeden Analyten ein Modell entwickelt, das auf das Probenspektrum angewendet seine Konzentration vorhersagt. Die validierte Methode kann dem Anwender viel Zeit und Geld sparen: Sie bietet eine kurze Analysenzeit, benötigt keine Reagenzien und verursacht keinen Abfall. Applikationsbericht Metrohm_INFORMATION_ONE_15_DE.indd 24 30.01.15 10:29 Original oder Fälschung? Die Modelle: von simpel bis elaboriert Abgesehen von Routineanalysen des Wirkstoffgehalts kann NIR-Spektroskopie auch verwendet werden, um Medikamen te schnell und kostengünstig auf ihre Echtheit zu prüfen. Während Medikamentenfälschungen in den Ländern der ers ten Welt nur ein geringfügiges Problem darstellen, sehen sich Behörden sowie Patienten in Entwicklungsländern permanent mit den Gefahren konfrontiert, die von solchen Fälschungen ausgehen. Die Modelle, die mithilfe dieser Algorithmen entstanden, un terscheiden sich stark in ihrer Komplexität: Beim Modellieren mit dem SIMCA-Algorithmus wird der gesamte gemessene Wellenlängenbereich der Spektren verwendet. Dagegen nut zen GA-LDA und SPA-LDA im beschriebenen Beispiel nur 12 bzw. zwei ausgewählte Wellenlängen. In der Studie waren alle Modelle in der Lage, die Präparate zu 100 % korrekt zu klas sifizieren. Die letzten beiden Algorithmen bieten den Vorteil einer schnellen und günstigen Modellierung und liefern bei angemessener Validierung zuverlässige Vorhersagen. Die Er gebnisse einer SPA-LDA-Modellierung sind in Abbildung 1 zu sehen. Die Klassifizierung von Tabletten mit den drei Wirkstoffen Me tamizol, Koffein und Orphenadrin mittels NIRS wurde 2013 veröffentlicht2. Die Methode ist nicht destruktiv und zudem schnell, was eine grosse Stichprobenmenge zulässt. Viele Wege führen zum Ziel Die Autoren der Studie entwickelten die Methode anhand von vier Präparaten unterschiedlicher Hersteller. Eines davon legten sie als Referenz fest und entwickelten dann Modelle für dessen Unterscheidung von den anderen drei Produkten. Dazu verwendeten sie unterschiedliche Algorithmen: SIMCA (soft independent modeling of class analogies), GA-LDA (genetic algorithm-linear discriminant analysis) und SPA-LDA (successive projection algorithm-linear discriminant analysis). Wachsende Bedeutung Die Nahinfrarotspektroskopie gewinnt in der Pharmaindus trie zunehmend an Bedeutung – nicht zuletzt aufgrund der PAT-Initiative der FDA. Heute schon ein etabliertes Werkzeug in der Prozess- und Qualitätskontrolle soll sie künftig der Ent wicklung und Produktion von Medikamenten zu erhöhter Effi zienz verhelfen. Mithilfe der NIRS und geeigneter Modelle können pharmazeutische Produkte identifiziert und ihre un terschiedlichen Inhaltsstoffe bestimmt werden – egal ob Wirkoder Hilfsstoffe. Das ermöglicht einerseits eine schnelle und einfache Qualitätskontrolle im Betrieb, andererseits den Nach weis der Echtheit von Präparaten, zum Beispiel am Zoll oder in Apotheken. Referenzen [1] Blanco, M. and M. Alcalá (2006) Eu. J. Pharm. Sci. 27, 280–286 [2] Melo, C. A. D. et al. (2013) J. Braz. Chem. Soc. 24(6), 991–997 A B Abbildung 1. Ergebnisse der SPA-LDA-Modellierung. A Ableitung des NIR-Spektrums. Die für die Modellierung ausgewählten Wellenlängen (1572 und 1933 nm) sind mit Kreisen markiert. B Bivariater Plot von 150 Proben, die anhand des erhaltenen Modells klassifiziert wurden INFORMATION | 1 | 2015 Metrohm_INFORMATION_ONE_15_DE.indd 25 25 30.01.15 10:29 Mindestens haltbar bis ... Oxidationsstabilität von Fetten und Ölen mit der Rancimat-Methode bestimmen Fetthaltige Lebensmittel – seien es Butter, Nüsse, Kekse oder Kartoffelchips – werden mit der Zeit ranzig. Die Ursache dafür sind chemische Veränderungen des Fetts, allem voran dessen Oxidation. In der Qualitätskontrolle von Lebensmitteln hat sich die Bestimmung der Oxidationsstabilität der enthaltenen Fette und Öle daher als nützliches Werkzeug erwiesen. Diese lässt sich mit der Rancimat-Methode ermitteln. 26 Applikationsbericht Metrohm_INFORMATION_ONE_15_DE.indd 26 30.01.15 10:29 Doppelt hält nicht immer besser Wer hat an der Uhr gedreht? Fette sind Triester des Glycerols mit drei Fettsäureresten (Abbil dung 1). Je nach Struktur neigen die Fettsäurereste mehr oder weniger dazu, mit Stoffen aus ihrer Umgebung zu reagieren; bei Nahrungsmittelfetten ist das vornehmlich Luftsauerstoff. Besonders reaktionsfreudig sind die Doppelbindungen einfach oder mehrfach ungesättigter Fettsäuren. Fette und Öle mit ungesättigten Fettsäureresten haben darum eine geringere Oxidationsstabilität als solche mit ausschliesslich gesättigten Fettsäureresten. Die Rancimat-Methode macht sich diese Abhängigkeit zu nutze: Die Probe wird einer erhöhten Temperatur ausgesetzt, während kontinuierlich Luft hindurchgeleitet wird. Was im Re gal Wochen, Monate oder gar Jahre dauern kann, passiert im Rancimaten innerhalb von Stunden: In erster Instanz entste hen Peroxide (Abbildung 2). Diese sind instabil; mit der Zeit zerfallen die Fettsäuren vollständig und es bilden sich sekun däre Oxidationsprodukte, darunter flüchtige niedermolekulare organische Säuren wie Essigsäure und Ameisensäure. B A OH HO OH R R'' O O O O O O R' Der Luftstrom trägt die flüchtigen Oxidationsprodukte in ein zweites Gefäss. Hierin befindet sich destilliertes Wasser. Die Leitfähigkeit dieses Wassers wird kontinuierlich gemessen; ein Anstieg wird registriert, wenn flüchtige Säuren darin auftau chen. Die Zeit, die verstreicht, bis flüchtige Säuren im Messge fäss detektiert werden, heisst Induktionszeit oder Oil Stability Index. Sie ist ein Mass für die Oxidationsstabilität: je länger die Induktionszeit, desto stabiler die Probe. Abbildung 3 zeigt die Bestimmung der Oxidationsstabilität von Kartoffelchips. Abbildung 1. A Glycerol; B allgemeine Struktur eines Fett moleküls; R, R‘ und R‘‘ stehen für aliphatische, meist unver zweigte Kohlenwasserstoffreste Neben der Struktur der Fette und Öle – Öle sind Fette, die bei Raumtemperatur flüssig sind – haben auch die Umgebungs bedingungen einen Einfluss auf die Haltbarkeit. Denn eine er höhte Umgebungstemperatur und eine verstärkte Sauerstoff exposition beschleunigen den Oxidationsvorgang. H2O O O R'' O O O * O A R H OH R' B O2 C R R R OOH D + OO R H Abbildung 2. Schema der Peroxi dierung einer einfach ungesättig ten Fettsäure. A Die mit dem Stern markierte Methylengruppe ist durch ihre Position neben der Doppelbindung besonders anfällig für die Abspaltung eines H-Atoms. So kommt es zur Reaktion mit dem Hydroxylradikal. B Das reaktive Ra dikal bindet molekularen Sauerstoff aus der Umgebungsluft. C + D Durch Reaktion mit einer «frischen» Fettsäure entsteht einerseits ein Peroxid und andererseits ein freies Radikal – eine Kettenreaktion be ginnt. INFORMATION | 1 | 2015 Metrohm_INFORMATION_ONE_15_DE.indd 27 27 30.01.15 10:29 In der Regel gibt die Fettanalytik lediglich Auskunft über den Ist-Zustand einer Probe. Zum Beispiel liefert die Bestimmung der Säurezahl die Menge KOH, die zur Neutralisierung der freien organischen Säuren in einem Gramm Fett benötigt wird – zum Zeitpunkt der Messung. Sie ist somit ein Mass der aktuell in der Probe enthaltenen freien organischen Säuren. Die Rancimat-Methode beantwortet dagegen die Frage nach dem zukünftigen Verhalten der Fette: Durch die beschleunigte Alterung der Probe, die bei erhöhter Temperatur und Luftexposition im Rancimaten stattfindet, lässt die Methode Aussagen über den zukünftigen Abbauprozess der Fettsäuren und dessen Geschwindigkeit zu. 100 Maximale Probenvielfalt, minimaler Aufwand Die Oxidationsstabilität kann mit dem Rancimaten sowohl in flüssigen als auch in festen Proben bestimmt werden. Feste Proben müssen zunächst zerkleinert werden, so dass Sauerstoff an das gesamte Probenmaterial gelangt. Im Optimalfall wird die Probe vor der Messung pulverisiert. Mit einer Probe einheitlicher Partikelgrössenverteilung erzielt man die besten Ergebnisse: Dadurch, dass Sauerstoff zur gesamten Probe Zugang hat, entstehen flüchtige Säuren auf einen kurzen Zeitraum konzentriert; dadurch ergibt sich eine steile Kurve, die sich besonders genau auswerten lässt. Üblicherweise ist das Zerkleinern der einzige Probenvorbereitungsschritt. Lediglich aus Proben mit geringem Fettgehalt oder verarbeiteten Lebensmitteln (zum Beispiel Milchpulver) muss vor der Messung das Fett extrahiert werden. 27.73 Conductivity [µS/cm] 80 60 40 20 0 0 12 24 36 Time [h] Abbildung 3. Direktmessung (ohne vorangehende Extraktion) der Oxidationsstabilität von Kartoffelchips bei 120 °C. Nach der Induktionszeit von 27.73 Stunden beginnt die Leitfähigkeit des Wassers abrupt zuzunehmen. 28 Applikationsbericht Metrohm_INFORMATION_ONE_15_DE.indd 28 30.01.15 10:30 Die Rancimat-Methode gibt verlässlich Auskunft über die Oxi dationsstabilität von Ölen und Fetten sowie fetthaltigen Le bensmitteln. Ausserdem wird sie für die Analyse von Kosme tika verwendet. Die etablierte Methode ist in nationalen und internationalen Normen beschrieben (Tabelle 1). Weitere Beispiele sowie Details zu den Analysenbedin gungen finden Sie in der Applikation AB-408, die Sie auf unserer Website herunterladen können. Mehr über die Rancimat-Methode: bit.ly/Rancimat Tabelle 1. Die Rancimat-Methode in internationalen Normen AOCS Cd 12b-92* Sampling and analysis of commercial fats and oils: Oil Stability Index Animal and vegetable fats and oils – Determination of oxidative stability (accelerated oxidation test) ISO 6886 2.4.28.2-93 Fat stability test on Autoxidation. CDM, Japan *AOCS – American Oil Chemists‘ Society Was im Regal Wochen, Monate oder gar Jahre dauern kann, passiert im Rancimaten innerhalb von Stunden. Der 892 Professional Rancimat bestimmt die Oxidationsstabilität von Fetten und Ölen, zum Beispiel in Lebensmitteln. INFORMATION | 1 | 2015 Metrohm_INFORMATION_ONE_15_DE.indd 29 29 30.01.15 10:30 La «la cto ct se os re e- sid Dri (A free ues nki N- » m in ng Pwa 05 ilk ter 5) in 3 ana ly (AN minu sis Sulfi -S- tes te an 32 0) in le d sulfa ss th te in an 1 0 mi beer (AN- nutes S-32 1) Drinking wa ter analysis incl. fluoride in less than 7 minutes (A N-S-323) Haloge ns Determination of the water content in hydrogen gas (AN-K-056) lethano tion of inutes m Separa 5 s in 2. -C-152) am ine N A ( yleth of m utes tion 4 min 153) ara n Sep es i N-C n i A ( am ing nk s dri ute in min 54) ns -1 tio 11 -C Ca er in (AN t wa Neue Applikationsliteratur rat in able mi ac lk an id co d n (A yog ten N- hu t T-1 rt Det 32 erm ) chlo inati ride on o (AN in mil f -T-1 k 33) Chlorid e in sa lted bu accord tt ing to ISO 15 er 648 (AN-T134) Tit 30 Metrohm_INFORMATION_ONE_15_DE.indd 30 30.01.15 10:30 th 2) (AB-42 ation n i m ter ge ic de in oran 4) r t e m id 1 Iodo orbic ac (AN-T-1 c n juice of as tio it tra nge a ic etr in or 115) m a olt acid AN-T d v i B rbic e ( te e a d o juic om lori 9) asc t f u h 1 o y a of c -T-1 l l Fu ion (AN t n ina illo rm u te bo e d in Im vergangenen Jahr ist in den Labors unserer Competence Centers wieder eine Fülle an Applikationen entstanden. Eine Auswahl, geordnet nach Branche und Technik, ist in nebenstehender Grafik dar gestellt. Die vollständige Liste der neuen Applikationen und technischen Artikel fin den Sie unter bit.ly/Metrohm_Info. Chloride in cheese according to DIN EN ISO 5943 (AN-T-135) rchlorate Traces of pe ater in drinking w (AN-S-324) Haloge n materi s in basic al for P C (AN-C IC-015 Bs ) Det e surf rmina a (AN ces o tion of -C-1 f PC i on s on 49) B s Bri aft ghte (A er c ner N- ati s i S-3 on n C 16 re u b mo a ) va ths l on of n tio CBs a in f P n rm s o ) tio e a t e 6 n n i De rfac -31 rm ratio e t S b u e li s Nd or DT ca 0) s (A s pre art B-42 Sup ng sm e (A usi hniqu ation n i m er tec r det using o s s re hs Supp d Cu bat -202) i V in ac DT (ANt r sma Cu Photometric s n in aqueou determinatio -T-124) solution (AN Migration of chromate from toys (E U directive 2009/48/EC ; AN-U-068) Han d of d held Ram ru (AB- g formu an analy 423) sis latio n s De wa termi (AN ter co natio -K- nte n of 05 De 4) nt in the in ter tab lets Ph sod min . E iu at ur m ion . ( su AN lfa of -T te sulf -1 ac at 37 c. e ) to r ga su om rs, rs fr ga su uga ) us d s 054 dro an -PN hy ls, An oho rs (A nce rda alc filte cco in a air ate 18.7 om Chr EPA 2 ) h wit -U-069 (AN ing ater us ry in w Mercu ACE Gold R the scT ) 2 (AB-42 according to DIN EN ISO 5943 (AN-T-135) Determination of the s ion Titration Ion chromatography Karl Fischer titration Voltammetry Spectroscopy INFORMATION | 1 | 2015 Metrohm_INFORMATION_ONE_15_DE.indd 31 31 30.01.15 10:30 Tipps und Tricks CVS Ionenchromatographie Zeit sparen bei der Suppressorbestimmung in sauren Kupferbädern «Fast IC» – saubere Trennung in kurzer Zeit Die Bestimmung der Suppressoraktivität in sauren Kupferbädern erfolgt durch CVS in Kombination mit Dilution Titration (DT) als Kalibriermethode. Nutzer von viva ab der Version 1.1 können anstelle der DT jetzt smartDT nutzen. Im Gegensatz zur klassischen DT berechnet die Software die Standardadditionen bei smartDT dynasmartDT verkürzt misch. Begonnen wird mit die Analysendauer grossen Volumen; je mehr um 20 bis 40 %. man sich dem Endpunkt nähert, desto kleiner werden die Standardadditionen. Der Nutzer muss lediglich die Grössen der ersten Standardaddition und der kleinsten Additionsschritte festlegen. Dieses Verfahren verkürzt die Analysendauer um 20 bis 40 % – bei gleichbleibender oder sogar verbesserter Genauigkeit. Detaillierte Informationen zum Gebrauch von smartDT finden Sie in den Applikationen AB-420 und ANV202. 32 Mit «Fast IC» analysieren Sie Anionen und Kationen in wenigen Minuten – dank starken Eluenten und Trennsäulen mit besonders hohen Flussraten. Folgende Applikationen stehen Ihnen zum kostenlosen Download zur Verfügung: • AN-C-150 Fast IC: separation of standard cations in 11 minutes • AN-C-151 Fast IC: separation of standard cations in 5 minutes • AN-C-152 Fast IC: separation of ethanolamines in 2.5 minutes • AN-C-153 Fast IC: separation of methylamines in 4 minutes • AN-C-154 Fast IC: cations in drinking water on a high capacity column in 11 minutes • AN-S-318 Fast IC: separation of standard anions in 3 minutes • AN-S-319 Fast IC: separation of anions in organic acids as well as sulfate in 3 minutes • AN-S-320 Fast IC: drinking water analysis in 3 minutes • AN-S-321 Fast IC: sulfite and sulfate in beer in less than 10 minutes • AN-S-322 Fast IC: standard anions and oxalate in less than 8 minutes • AN-S-323 Fast IC: drinking water analysis including fluoride in less than 7 minutes Tipps und Tricks Metrohm_INFORMATION_ONE_15_DE.indd 32 30.01.15 10:30 Titration Karl-Fischer-Titration Ionenselektive Elektroden: viele Bestimmungen Validierung des KF Gas Analyzers mit einem Sensor Der 875 KF Gas Analyzer kann mit einem zertifizierten Refe Mit den kupfer- und calciumionenselektiven Elektroden lässt sich weit mehr bestimmen als nur das: Durch Rücktitration können auch Sulfat und verschiedene Metalle und Metallmi schungen in wässriger Lösung bestimmt werden, und zwar vollautomatisch. Einige Beispielapplikationen: • AN-T-116 Automated determination of sulfate in aqueous solution using the combined Ca ISE • AN-T-117 Automated determination of aluminum and magnesium in mixtures using the Cu ISE • AN-T-120 Automated determination of manganese in aqueous solution using the Cu ISE • AN-T-121 Automated determination of indium in aqueous solution using the Cu ISE • AN-T-125 Automated determination of cadmium in aqueous solution using the Cu ISE • AN-T-126 Automated determination of cobalt in aqueous solution using the Cu ISE • AN-T-131 Automated determination of calcium, magnesium, and total hardness in water using the Cu ISE renzgas validiert werden. Laden Sie dazu die bei allen KF Gas Analyzern vorinstallierte Methode «Reference measurement. mmet» in tiamo™. Die Methode läuft volllautomatisch und berechnet selbstständig die Wiederfindung des Wassergehalts des Gases. Idealerweise hat das Referenzgas einen ähnlichen Wassergehalt wie Ihre Proben. Referenzgase mit zertifiziertem Wassergehalt können von den üblichen Gaslieferanten bezo gen werden. Details zur Ausführung der Validierung sind in der Applikation AN-K-055 beschrieben. Alle Applikationen zum gratis Herunterladen gibt es unter: bit.ly/Application_Finder INFORMATION | 1 | 2015 Metrohm_INFORMATION_ONE_15_DE.indd 33 33 30.01.15 10:30 Literaturreferate Organosulfates from pinene and isoprene over the Pearl River Delta, South China: Seasonal variation and implication in formation mechanisms Q.-F. He, X. Ding, X.-M. Wang, J.-Z. Yu, X.-X- Fu, T.-Y. Liu, Z. Zhang, J. Xue, D.-H. Chen, L.-J. Zhong, and N. M. Donahue Ion chromatography A microbial ecosystem beneath the West Antarctic ice sheet B. C. Christner, J. C. Priscu, A. M. Achberger, C. Barbante, S. P. Carter, K. Christinanson, A. B. Michaud, J. A. Mikucki, A. C. Mitchell, M. L. Skidmore, T. J. Vick-Majors, and the WISSARD Science Team Liquid water has been known to occur beneath the Antarctic ice sheet for more than 40 years, but only recently have these subglacial aqueous environments been recognized as microbial ecosystems that may influence biogeochemical transformations on a global scale. Here we present the first geomicrobiological description of water and surficial sediments obtained from direct sampling of a subglacial Antarctic lake. Subglacial Lake Whillans (SLW) lies beneath approximately 800 m of ice on the lower portion of the Whillans Ice Stream (WIS) in West Antarctica and is part of an extensive and evolving subglacial drainage network. The water column of SLW contained metabolically active microorganisms and was derived primarily from glacial ice melt with solute sources from lithogenic weathering and a minor seawater component. Heterotrophic and autotrophic production data together with small subunit ribosomal RNA gene sequencing and biogeochemical data indicate that SLW is a chemosynthetically driven ecosystem inhabited by a diverse assemblage of bacteria and archaea. Our results confirm that aquatic environments beneath the Antarctic ice sheet support viable microbial ecosystems, corroborating previous reports suggesting that they contain globally relevant pools of carbon and microbes that can mobilize elements from the lithosphere and influence Southern Ocean geochemical and biological systems. Biogenic organosulfates (OSs) are important markers of secondary organic aerosol (SOA) formation involving cross reactions of biogenic precursors (terpenoids) with anthropogenic pollutants. Until now, there has been rare information about biogenic OSs in the air of highly polluted areas. In this study, fine particle (PM2.5) samples were separately collected in daytime and nighttime from summer to fall 2010 at a site in the central Pearl River Delta (PRD), South China. Pinene-derived nitrooxyorganosulfates (pNOSs) and isoprene-derived OSs (iOSs) were quantified using a liquid chromatograph (LC) coupled with a tandem mass spectrometer (MS/MS) operated in negative electrospray ionization (ESI) mode. The pNOSs with MW 295 exhibited higher levels in fall (151 ± 86.9 ng m–3) than summer (52.4 ± 34.0 ng m–3), probably owing to the elevated levels of NOx and sulfate in fall when air masses mainly passed through city clusters in the PRD and biomass burning was enhanced. In contrast to observations elsewhere where higher levels occurred at nighttime, pNOS levels in the PRD were higher during the daytime in both seasons, indicating that pNOS formation was likely driven by photochemistry over the PRD. This conclusion is supported by several lines of evidence: the specific pNOS which could be formed through both daytime photochemistry and nighttime NO3 chemistry exhibited no day– night variation in abundance relative to other pNOS isomers; the production of the hydroxynitrate that is the key precursor for this specific pNOS was found to be significant through photochemistry but negligible through NO3 chemistry based on the mechanisms in the Master Chemical Mechanism (MCM). For iOSs, 2-methyltetrol sulfate ester which could be formed from isoprene-derived epoxydiols (IEPOX) under lowNOx conditions showed low concentrations (below the detection limit to 2.09 ng m–3), largely due to the depression of IEPOX formation by the high NOx levels over the PRD. Environ. Sci. Technol. (2014) 48(16) 9236–9245 Nature (2014) 512 310–313 34 Literaturreferate Metrohm_INFORMATION_ONE_15_DE.indd 34 30.01.15 10:30 Electrochemistry The effects of different coatings on zinc oxide nanoparticles and their influence on dissolution and bioaccumulation by the green alga, C. reinhardtii V. Merdzan, R. F. Domingos, C. E. Monteiro, M. Hadioui, and K. J. Wilkinson also reduces the local overcrowding effect with the overall en hanced packing of targets. The results from electrochemical impedance spectroscopy measurements also show that DP layer has better conductivity, with the hollow structure further facilitating electron transfer and increasing the sensitivity of electrochemical detection. We are able to selectively detect IgG in the presence of other proteins in an analyte solution. The limit of detection was 2.8 pg mL−1. Our ferrocene-labeled sandwich immunoassay works at 37 °C under a neutral pH environment. It also produces stable and reproducible signals even after storage for 1 week at 4 °C, further demonstrating the potential of this sensing system for clinical applications. NPG Asia Mater. (2014) 6(e112) 1–8 Determining the environmental risk of nanoparticles (NPs) re quires an in-depth understanding of the NP core, the particle surface coatings and the interactions of the two with environ mental matrices. Non-coated ZnO NPs (nZnO) are known to release ionic Zn, contributing directly to the toxicity of these particles. On the other hand, relatively less data are available for particles that have coatings designed to increase particle stability. In this study, Chlamydomonas reinhardtii was ex posed to either a soluble Zn salt or nZnO with different stabi lizers: (i) bare nZnO, (ii) polyacrylic acid-stabilized, nZnO-PAA, or a (iii) sodium hexametaphosphate-stabilized, nZnO-HMP. Multiple techniques were used to quantify particle agglome ration and dissolution. The dissolution of the NPs depended on the stabilizer, with the largest dissolution obtained for the bare nZnO (near total dissolution), followed by the nZnO-PAA. When exposed to the bare and PAA-stabilized nZnOs, bioac cumulation was largely accounted for by free Zn. On the other hand, the bioaccumulation of nZnO-HMP was greater than could be attributed to the release of free Zn from the particles. The increased Zn bioaccumulation was hypothesized to have resulted from the biological stimulation of C. reinhardtii due to phosphate from the particle coating. Sci. Total Environ. (2014) 488–489 316–324 Ultrasensitive IgG quantification using DNA nano-pyramids L. Yuan, M. Giovanni, J. Xie, C. Fan, and D. T. Leong In addition to being a repository of genetic information, DNA is a bio-polymer that can be formed into various nanostruc tures. This profound ability to engineer various moieties has expanded its role from data storage to a structural biomate rial for sensing applications. In this study, we anchored DNA nano-pyramids (DPs) to gold electrodes for the electrochemi cal sensing of immunoglobulin G (IgG), an important antibody produced in response to infection. The pyramidal DNA struc ture not only avoids entanglement with neighboring probes through the use of spatially separating pendant probes but NIRS In-line NIR monitoring of key characteristics of enteric coated pellets S. Marcovic, K. Poljanec, J. Kerc, and M. Horvat We describe the development of an in-line monitoring ap proach for the fluid-bed drying and coating steps for the pro duction of enteric coated pellets by NIR. Our results show that key pellet characteristics can be monitored in-line. Likewise, the finished product acidic resistance is in excellent agreement to the in-line NIR predictions. Samples were collected at re gular intervals and analyzed by several reference methods to characterize both process steps. In-line NIR models for pellets size sieve fractions, residual solvent content, and amount of coating layer have been constructed. Both the pellet coating layer amount and the in-vitro enteric performance demonst rate low variability which represents a challenge to the usu al chemometric model development approach. To overcome this challenge a hierarchical PLS model for predicting acidic resistance was successfully constructed using time-evolving spectral data from 22 batches. Moreover, a novel multivariate meta-analysis of the PLS loadings of individual in-line models and the hierarchical PLS model has identified in which pellet characteristics correlate most significantly with the observed enteric performance of the finished product. Additionally, the meta-analysis pointed toward the presence of further mecha nisms unrelated to studied characteristics that also significant ly influence the acidic resistance. Eur. J. Pharm. Biopharm. (2014) 88(3) 847–855 INFORMATION | 1 | 2015 Metrohm_INFORMATION_ONE_15_DE.indd 35 35 30.01.15 10:30 Impressum 44. Jahrgang, Ausgabe 1 ISSN 1424-0890 Die Metrohm Information ist die Kundenzeitschrift von Metrohm International Headquarters und erscheint zweimal jährlich in deutscher, englischer, französischer und chinesischer Sprache. Falls Sie die Zeitschrift noch nicht regelmässig erhalten, lassen Sie es uns bitte wissen. Herausgeber: Metrohm International Headquarters Redaktion Metrohm Information CH-9101 Herisau/Schweiz Verantwortlicher: Dr. Kai H. Viehweger [email protected] Redaktion: Stephanie Kappes [email protected] Dr. Alfred Steinbach [email protected] Übersetzungen: neo communication ag Layout: Ecknauer + Schoch, Werbeagentur ASW Druck: Metrohm International Headquarters Elektronische Ausgabe und weitere Applikationen Bestellen Sie die Metrohm Information oder lesen Sie sie elektronisch unter bit.ly/Metrohm_Info, um keine Ausgabe mehr zu verpassen. 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