Prophylaxe in allen Altersgruppen

20.03.2015
Ziel von Prophylaxe
Prophylaxe
in allen Altersgruppen
Zahnärztetag Schleswig Holstein
Neumünster 2015
Prof. Klaus Roth
Langfristige Gesunderhaltung der
Zähne und des Zahnfleischs
Karies = Störung des
Mineralisationsgleichgewichts
Gingivitis/Parodontitis =
Störung der Mundflora
Menge und Pathogenität
der Biofilme zu groß
Demineralisation
zu viel raus aus dem Zahn
zu wenig
zurück
Gleichgewicht
der Mundflora
gestört
Immunabwehr
überfordert
Remineralisation
Karies und Parodontitis sind
biofilminduzierte Infektionen
die im Biofilm
siedelnden Bakterien
sind durch eine
extrazelluläre Matrix
vor den körpereigenen
Abwehrmechanismen
geschützt
Klinische
Konsequenzen
der menschlichen Organismus kann Biofilm-Infekte
nicht eliminieren
 Biofilme können nur mechanisch entfernt werden
 ohne adaequate häusliche Zahnpflege kein
Erfolg in der Prophylaxe

1
20.03.2015
Was muss der Patient machen
Was muss der Zahnarzt tun
Vollständige Entfernung der
Biofilme, bevor diese
erkrankungsauslösend werden
Herstellung von Reinigungsfähigkeit
aller bakteriell besiedelbaren
Oberflächen
Karies und Parodontitis müssen
behandelt sein
Pathogenität entsteht bereits
nach einem Wachstumsalter von
24 Std.
(keine Löcher und flache Taschen)
Motivation zu einer regelmäßigen und
möglichst perfekten Mundhygiene
Nur der Patient kann sich helfen
Mitarbeit des Patienten (Compliance)
Qualitätsrichtlinien der Schweizer Gesellschaft für Parodontologie
Mundflora ist stabil und zahnfreundlich
PZR
A+
A
B
C
• lässt Zähne und Zahnfleisch
regelmäßig überwachen
v
• will seine Probleme verstehen
MH
Biofilm
A+
v
A+
• betreibt regelmässig perfekte Mundhygiene mit der nötigen Geschicklichkeit
F
v
• sorgt für regelmässige RecallSitzungen
http://www.parodontologie.ch/de/zahnaerzte/downloads
Mitarbeit des Patienten (Compliance)
Mundflora ist in einen labilen Gleichgewicht
Qualitätsrichtlinien der Schweizer Gesellschaft für Parodontologie
A+
A
B
C
PZR
• er ist willens, sich einem Mundhygieneprogramm und regelmäßige Recall zu
unterziehen
A
PZR
MH
PZR
A
F
Biofilm
• ist wenig daran interessiert, die Zahnprobleme zu verstehen
• das Hygieneprogramm kann wegen
äußeren Anlässen (privat, beruflich) häufig
nicht eingehalten werden
Remineralisation
Demineralisation
http://www.parodontologie.ch/de/zahnaerzte/downloads
2
20.03.2015
Mitarbeit des Patienten (Compliance)
Mundflora ist unfreundlich
Qualitätsrichtlinien der Schweizer Gesellschaft für Parodontologie
PZR
• ist wenig daran interessiert, die
Zahnprobleme zu verstehen.
A+
A
B
C
B
B F
PZR
PZR
• möchte, dass der Zahnarzt oder die
Prophylaxe seine Probleme ohne seine
Mithilfe löst
Biofilm
• es gelingt ihm nicht, optimal zu reinigen,
Zwischenraumpflege wird nur sporadisch
betrieben
• kommt nur unregelmäßig in den Recall
http://www.parodontologie.ch/de/zahnaerzte/downloads
Mundhygieneproblem
wegen kognitiver Ignoranz
Probability of tooth survival
Zahnverlust mit und ohne Recall
1
.8
.6
.4
Compliant patients (group A)
.2
Non-compliant patients (group B)
0
0
2
4
6
8
10
Survival time (years)
12
14
16
A+
A
B
C
muss intensiv motiviert werden, sonst
keine Besserung zu erwarten.
unterliegt weiterhin individuellem
Progressionsrisiko !
Koenig et al: J Clin Periodontol 2001; 28: 227–232
Mundhygieneproblem
wegen anderer Ursachen
A+
A
B
C
Elektrische Zahnbürsten & Airfloss
(hilfreich bei motorischen Problemen)
Plaqueindex
100
• Mundhygieneprobleme wegen
körperlich/geistiger Einschränkungen
• bettlägrigen Patienten
• Patienten mit hohem Parodontitisrisiko
• Schwangere
80
60
55,2
54,6
%
40
20
19,5
27,1
0
Zahnseide
AirFloss
Heiß-Kisielewsky et al:
Parodontologie 2015, 26 (1): 41-49
3
20.03.2015
Optimale individuelle Mundhygiene ist die wichtigste
Säule zur Normalisierung einer gestörten Mundflora
und durch nichts zu ersetzen !!!!!
Weitere Möglichkeiten zur Förderung
einer zahnfreundlichen Mundflora*
• Fluoride
• CHX – Lacke
• Xylitol
• Probiotika (Periobalance)
• nHAP (nanokristalliner Hydroxylapatit)
*
Remineralisation erhöhen
F
ergänzt MH, kann sie aber nicht ersetzen
Chlorhexidin Lacke ( EC40 & Bio C)
-
Duraphat
5000 ppm
Gefährliche
Streptokokken
(rot)
•
•
Patienten mit hohem Karies-risiko
bei generalisierten Rezessionen
und freiliegenden Zahnhälsen
Werden ersetzt durch
gute Oralis
Streptokokken (grün)
und Aktinomyceten
(blau)
Remineralisation
Streptokokken reduzieren
CHX
Remineralisation
•
Im Wechselgebiß bei noch nicht
voll durchgebrochenen Zähnen
•
40%
20%
Streptokokken reduzieren
•
bei allen Patienten mit erhöhtem
Kariesrisiko
als Depotbehandlung nach jeder
professionellen Zahnreinigung
•
bei erschwerter Mundhygiene
(KFO, Wechselgebiss, Krankheit)
•
bei Parodontitispatienten
•
körperlich/geistig Behinderte
•
bei Kariesrisikopatienten
•
demente Patienten
Xylitol
Remineralisation
4
20.03.2015
Xylitol reduziert Karies
DMF-S Zuwachs
Xylit –5-P - Xylulose-5-P
• hemmt den
intrazellulären
Metabolismus
• Phospho- &
Dephosphory-lierung
verbraucht viel Energie
• reduziert Zellhaftung an
Oberflächen
Empfohlenen Tagesdosis 5 – 7 g
Kinder (3 – 6 Jahre):
2 x tgl. 1 Dragees
Kinder (6 – 12 Jahre):
3 x tgl. 1 Dragees
Erwachsene &
Jugendliche
(ab 12 Jahren):
8
7
6
5
4
3
2
1
0
-1
-2
Kontroll
> 100% > 45%
Finnland
Turku
1973-74
> 63%
> 55%
> 100%
Xylitol
> 63%
> 61%
WHO
Montreal Yivieska Belize Stann Creek Estonia
Hungary 1985-86 Finnland 1989-93 Follow Up 1994-97
1981-84
1982-84
1989-93
Probiotika (Lactobazillus reuterii)
L.r.
Patienten mit Mundhygieneproblemen
- körperlich /geistig eingeschränkte Menschen
- bettlägrige Menschen
- Alternative zum Langzeiteinsatz von CHX
Parodontitispatienten
- in der antiinfektiösen Therapie
- in der parodontale Erhaltungstherapie
Patienten mit hoher Kariesaktivität
Schwangere
Remineralisation
3 x tgl. 2 Dragees
L. reuteri in der Mundhöhle
eine Zufallsentdeckung
L. reuteri hemmt parodontal-pathogene Keime
durch Produktion eines natürlichen Antibiotikums
CH2 OH
I
CHOH
I
geb. 29 Juni 1972, weibl.
Japanerin mit extrem
schlechter Zahnpflege und
exzellentem Mundgesundheitszustand
L. reuteri strain dominiert
in der Mundhöhle
L. reuteri ATCC PTA 5289
Prof Hiroki Nikawa & BioGaia, 2005
CH2 OH
Glycerol
Talarico et al: Antimicrob Agents
Chemother. 33:5, 674-679, 1989
H 2O
dehydrogenase
CHO
I
CH2
I
CH2 OH
Reuterin
(β- Hydroxypropionaldehyd)
5
20.03.2015
Klinische Studie - Copenhagen
L. reuteri inhibiert Wachstum
parodontal-pathogener Keime
„generalisierte Gingivitis“
„Filter-Diffusionsmethode“
Randomisierung
parodontal-pathogene
Keime
N
=
38
mit L. reuterii
beimpftes
Filterpapier
Inhibitionszone
Behandlung
Follow up
Gruppe
n=12
1 Placebo + 1 Placebo p.d
PP
n=13
1 Wirkstoff + 1 Placebo p.d
WP
n=13
1 Wirkstoff + 1 Wirkstoff p.d
WW
Start
7d
14d
samples
28d
Twetman et al. Acta Odontol Scand (2008)
Klinische Studie - Copenhagen
Klinische Studie - Copenhagen
Generalisierte Gingivitis
Generalisierte Gingivitis
BOP
% aller Meßstellen
BOP
100
100
80
%
% nur blutende Sites
80
60
%
40
60
40
20
20
0
Baseline
7d
: p < 0,05
14d
PP
WP
0
28d
Baseline
WW
: p < 0,05
Twetman et al. Acta Odontol Scand (2008)
1. Therapeutischer Einsatz: 2 x tgl. 1 Tablette für 2 Wo.
2. Dauermedikation:
PP
WP
28d
WW
Zahncreme mit nHAP
nHAP
- signifikant verbesserte Plaquekontrolle
- signifikant reduzierte gingivale Entzündung
- signifikant reduzierte Taschentiefen
Dosierungsempfehlung:
14d
Twetman et al. Acta Odontol Scand (2008)
Fazit aus kontrollierten klinischen Studien
Regelmäßiger Konsum von L. reuteri-Lutschbonbons bewirkte
7d
•
reduziert die Oberflächenrauhigkeit von Schmelz und Dentin
•
bewirkt geringere
Plaquanlagerung
•
reduziert Streptokokkenwachstum
Remineralisation
1 x tgl. 1 Tablette
6
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Remineralisation von Zahnschmelz
mit ApaCare Repair
a
c
b
a gesunder
Zahnschmelz
b artifizielle Karies
c Remineralisation
in künstlichem
Speichel
d Remineralisation
mit ApaCare
Repair
d
Wirkung von nHap auf Rauhigkeit
30
20
10
0
PRTC
Okashi et al. : M: Remineralization of artificial caries lesions by Hydroxyapatite. I
Dent Health 41, 214 – 223 (1991).
Wirkung von nHap
glattere Oberfläche  weniger S. mutans
Mittlere Oberflächenrauhigkeit
von Schmelzproben nach
manueller Politur mit Polierpasten verschiedener RDAWerte (PRTC) und nach
anschließender Behandlung
mit einer HydroxylapatitSuspension (PRTC-SF)
RA-Werte
40
120
PRTC-SF
170
250 Nishio M et. Al.: A new enamel restoring agent for use after PMTC.
Posterpresentation 82nd General Session & Exhibition of the IADR / 2004.
nach PZR .....
Hochglanzpolitur mit nHAP-Polierpasten
in vitro Studien
S. mutans Besiedelung
in vitro
5x10
405
Besiedelung mit S. mutans
von Schmelzproben nach
manueller Politur mit Polierpasten verschiedener RDAwerte (PRTC) und nach
anschließender Behandlung
mit einer HydroxylapatitSuspension (PRTC-SF)
304
5x10
203
5x10
102
5x10
0
PRTC
120
PRTC-SF
170
250 Nishio M et. Al.: A new enamel restoring agent for use after PMTC.
Posterpresentation 82nd General Session & Exhibition of the IADR / 2004.
Basispflege mit nHAP Zahncremes
• schützt vor Belägen
• und Bakterien
Bei Risikopatienten
Power Schienenapplikation mit 7% nHAP
1 x tgl. für 15 Min.
• versiegelt angegriffenen Zahnschmelz und verringert Sensibilitäten
• fördert die Remineralisation
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20.03.2015
Zusammenfassung:
Ergänzende Möglichkeiten in der Prophylaxe
F
-
CHX
Xylitol
L.r.
nHAP
Vielen Dank
8