FV01 Freie Vorträge FV01-01 Deutsche Fassung und Normierung der Bayley Scales of Infant and Toddler Development, 3rd Edition: Erste Befunde zur klinischen Validität und zur Kriteriumsvalidität der Kognitiven Skala und der Sprach-Skala. Authors Reuner G.* (1), Rosenkranz J. (1), Buschmann A. (1), Bach C. (1), Pietz J. (1) (1) Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Sektion Neuropädiatrie, Heidelberg, Germany Abstract Zielsetzung: Für den international anerkannten Entwicklungstest Bayley Scales of Infant and Toddler Development, 3rd Edition, wurde aktuell eine deutschsprachige Fassung und Normierung vorgelegt (Reuner & Rosenkranz, 2014). Klinische Validität und Kriteriumsvalidität dieser Normierung wurden für die Kognitive Skala und die Sprach-Skala untersucht. Methodik: Zur Prüfung der Klinischen Validität wurden 23 Kinder mit diagnostizierter Trisomie 21 (Untersuchungsalter M = 32,9 Monate, SD 6,5) und 53 ehemals Frühgeborene (Gestationsalter M = 33,7 Wochen, SD 3,1; korrigiertes Untersuchungsalter M = 25,0 Monate, SD 0,7) mit den beiden Testskalen untersucht. Kriteriumsvalidität wurde durch Korrelationsanalysen von Testwerten mit Fragebogendaten im "Parent-based Assessment of the Cognitive Abilities of 2-year-old infants PARCA" (Saudino et al., 1998, dt. Übersetzung: Reuner, 2010) und im "Elternfragebogen zur Früherkennung von Late Talkers SBE-2 KT" (Suchodoletz, & Sachse, 2008) untersucht. Ergebnis: Kinder mit Trisomie 21 erzielten sowohl in der Kognitiven Skala (M = 56,9, SD 7,5) als auch in der Sprach-Skala (M = 48,9, SD 5,9) deutlich unterdurchschnittliche Ergebnisse. Frühgeborene erzielten in der Kognitiven Skala (M = 95,0, SD 16,4) und in der Sprach-Skala (M = 96,0, SD 19,9) Ergebnisse im Normbereich, die nur für die Kognitive Skala signifikant unter dem erwarteten normalen Mittelwert lagen (KSEinstichprobentest p = .05). Elternangaben zur Sprachentwicklung korrelierten sowohl mit der Kognitiven Skala (r = .461, p < .001) als auch mit der Sprach-Skala (r = .673, p < .001) signifikant, wobei der SBE-2-KT signifikant höher mit der Sprach-Skala korrelierte, als mit der Kognitiven Skala (Fisher z = -2,184, p = .014). Die Elternangaben im PARCA korrelierten nur mit der Kognitiven Skala signifikant (r = .414, p = .002). Schlussfolgerung: Erste Untersuchungen unterstreichen die klinische Validität und die Kriteriumsvalidität für die Kognitive Skala und die Sprach-Skala der deutschen Fassung und Normierung der Bayley-III Skalen. Weitere Untersuchungen, insbesondere auch für die Motorik-Skala, sollten folgen. Keywords Entwicklungstest, Bayley-III Skalen, Kriteriumsvalidität, Klinische Validität 1 FV01 Freie Vorträge FV01-02 Direkter Einfluss von Phototherapie auf den Schlaf von very low birth-weight Frühgeborenen: eine Beobachtungsstudie Authors Cremer M.* (1), Jost K. (2), Schulzke S. (2), Weber P. (3), Datta A. (3) (1) Universität Basel, Aarau, Switzerland (2) Departement für Neonatologie, Universitäts Kinderspital Beider Basel, Basel, Switzerland (3) Departement für Neuro- und Entwicklungspädiatrie, Universitäts Kinderspital Beider Basel, Basel, Switzerland Abstract Zielsetzung: Schlaf ist in reifen und unreifen Neugeborenen wichtig für die physische und mentale Regeneration sowie die Hirnentwicklung. Prozess C (innere Uhr) und Prozess S (Schlaf-Wach-Homöostase) sind die Basis der Schlaf-Wach-Regulation. Licht ist einer der wichtigsten Faktoren, die die Synchronisation von Schlaf-Wach Prozessen beeinflussen. Frühgeborene mit Hyperbilirubinämie sind durch Phototherapie mindestens 12 Stunden in Folge blau-grünem Licht ausgesetzt. Über den Einfluss von Licht auf den ultradianen Rhythmus von Frühgeborenen ist wenig bekannt: Unsere Hypothese war, dass während der Phototherapie der ultradiane Rhythmus gestört wird, und die Wachphasen unter Phototherapie länger werden. Methodik: Wir haben 24 Frühgeborene mit einem Gestationsalter (GA) <32 Wochen oder einem Geburtsgewicht (GG) <1500g eingeschlossen. An jedem der ersten 5 Lebenstage wurden diese für jeweils 3 Stunden gefilmt. Verhaltensstadien wurden anhand von Atemmustern, Augen- und Körperbewegungen als Wach (W), aktiver Schlaf (AS), oder ruhiger Schlaf (QS) definiert. Videos mit und ohne Phototherapie wurden mittels einer multilevel, univariablen Regression bezüglich QS und aktiven Stadien (AS+W) verglichen. Wir haben GG, GA, postnatales Alter und die Art der Beatmung als mögliche Prediktoren berücksichtigt. Ergebnis: Zwischen Phototherapie und der Menge QS (p=0.726) sowie den aktiven Stadien (p=0.274) konnte keine Assoziation gefunden werden. Weiter haben wir einen signifikanten Anstieg der Wachzeit mit steigendem GA gefunden (p=0.002; R2=21%). Schlussfolgerung: Unsere Daten lassen vermuten, die Schlafregulation in den ersten Lebenstagen bei sehr frühgeborenen Babys durch Phototherapie nicht verändert ist, wenn Phasen mit und ohne Phototherapie verglichen werden. Der ultradiane Rhythmus scheint weder durch das blau-grüne Licht, noch durch das Fehlen von Lichtwechseln beeinflusst zu werden: Frühgeborene scheinen hauptsächlich durch ihre innere Uhr gesteuert zu sein. Ähnlich wie andere Autoren haben wir eine Zunahme der Zeit im Wachzustand mit steigendem Gestationsalter gefunden, möglicherweise als Ausdruck der Hirnreifung. Keywords Frühgeborene, Phototherapie, Videoanalyse, Schlafstadien 2 FV01 Freie Vorträge FV01-03 Zerebraler Blutfluss bei Frühgeborenen anhand mathematischer Modellierung Authors Lampe R.* (1), Botkin N.* (2), Turova V. (1), Blumenstein T. (1), Alves-Pinto A. (1) (1) TU München, Klinikum rechts der Isar, München, Germany (2) TU München, Zentrum Mathematik, Garching bei München, Germany Abstract Zielsetzung: Cerebrale Blutungen bei Frühgeborenen gehen meist von der germinale Matrix (GM) aus. Die unreifen Gefäße der germinalen Matrix sind durch das Fehlen einer Muskel und Kollagenschicht besonders vulnerabel. Pathogenetische Faktoren, die zu einer frühkindlichen Hirnblutung führen können, sind Schwankungen der cerebralen Durchblutung, verursacht durch eine gestörte cerebrale Autoregulation, Anstieg des venösen cerebralen Druckes z.B. bei Pneumothorax, Beatmung mit hohen Druck, sowie Koagulations und Thrombozytenaggregationsstörungen. Da die Funktionsweise der normalen und gestörten cerebralen Durchblutung bei frühgeborenen Kindern noch nicht hinreichend wissenschaftlich geklärt ist, motiviert es diese am mathematischen Model zu simulieren und dabei Einflussfaktoren ebenfalls zu berücksichtigen. Methodik: Ein mathematisches Modell, das Verständnis in die Blutzirkulation der germinalen Matrix ermöglichen soll, wird derzeit entwickelt. Dabei wird das baumähnliche Modell des cerebralen Blutgefäßsystems von Piechnik et al [1] mit dem Modell der cerebralen Autoregulation von Ursino und Lodi [2] gekoppelt. Ergebnis: Die Parameter dieses gekoppelten Modells werden an experimentelle Daten von Frühgeborenen angepasst. Die germinale Matrix wird hierbei als Unterbaum des gesamten cerebrovaskulären Systems dargestellt, der Gefäße mit verminderter Gefäßreaktivität beinhaltet. Vorbereitende numerische Simulationen der Durchblutung des unreifen Gehirns werden durchgeführt. Diese erlauben es uns, den Druck in den Gefäßen der germinalen Matrix und ihre Abhängigkeit vom partiellen CO2 -Druck abzuschätzen. Außerdem kann der Einfluss von Rupturen der GM-Gefäße auf die Durchblutung des Gehirns evaluiert werden. Schlussfolgerung: Weitere Anpassungen und Ausweitungen des vorgestellten Modells sind notwendig, um die verschiedenen Faktoren, die zu einer frühkindlichen Gehirnblutung führen, zu berücksichtigen. Literaturverweise [1] [2] S. K. Piechnik, P. A. Chiarelli, P. Jezzard Modelling vascular reactivity to investigate the basis of the relationship between cerebral blood volume and flow under CO2 manipulation 2008 M. Ursino, C. A. Lodi A simple mathematical model of the interaction between intracranial pressure and cerebral hemodynamics 1997 Keywords Zerebralparese,Frühkindliche Hirnblutung, Mathematische Modellbildung 3 FV01 Freie Vorträge FV01-04 Retrospektive Studie zur Epidemiologie der Cerebralparese im Kanton St. Gallen Authors Künzle C.* (1), Stojicevic V.* (2), Forni R. (3) (1) Ostschweizer Kinderspital, St. Gallen, Switzerland (2) St. Josef-Stiftung, Bremgarten, Switzerland (3) Ospedale San Giovanni EOC, Fisiotherapia, Bellinzona, Switzerland Abstract Zielsetzung: Ziel dieser retrospektiven Studien war es, epidemiologische Daten entsprechend den SCPE Richtlinien der Kinder und Jugendlichen mit Cerebralparese (CP) im Kanton St. Gallen, Schweiz zu erheben und mit den vorhandenen Daten der Surveillance of Cerebral Palsy in Europe (SCPE) zu vergleichen. Methodik: In die epidemiologischen Berechnungen wurden Kinder eingeschlossen, die im Zeitraum 01.01.1995 bis 31.12.2009 im Kanton St. Gallen geboren wurden und eine CP Diagnose aufweisen. Folgende Ausschlusskriterien galten: Kinder, die nicht die SCPE Kriterien einer CP erfüllen, die jünger als 4 Jahre sind, fehlende Einverständniserklärung der Eltern. Ergebnis: 163 Kinder davon 99 Knaben (60.7%) und 64 Mädchen (39.3%) wurden eingeschlossen. Die CP Prävalenz lag bei 2.23/1'000 Lebendgeburten. 96 Kinder (66%) waren termingeboren und 67 Frühgeburten (34 %). Das durchschnittliche Geburtsgewicht lag bei 2676g (510g bis 4880g). Geburtsmodus: 57.2% vaginal, 42.8% per Sectio, davon 61.3% als Notfallsectio. Neurologie: Eine spastische CP Form wiesen 140 (86%) auf, davon 59% eine bilateral und 41%. eine unilateral spastische. Weiter wiesen 14 (8%) Kinder eine dyskinetische und 9 Kinder (6%) eine ataktische Form der CP auf. Die erhobenen Häufigkeiten korrelieren gut mit den SCPE Werten. Funktion: Die Korrelation zwischen GMFCS (Gross Motor Function Classification System) und BMFM (Bimanual Fine Motor Function) betrug 0.70 (Rho). Als häufigste Begleiterkrankungen wiesen 41.5% der Kinder mit CP einen Strabismus, 31% eine Epilepsie und 20.5% Hüftsubluxation oder -luxation auf; letztere trat fast ausschliesslich bei GMFCS Level 4 und 5 auf. Für die postneonatale CP betrug die Prävalenz 1.2 auf 10'000 Lebendgeburten. Schlussfolgerung: Dies ist unseres Wissens die erste epidemiologische Erfassung von Kindern mit CP in der Schweiz. Die Daten korrelieren gut mit den internationalen Daten der SCPE überein. Der erhobene Datensatz dient der Erstellung eines CP Registers im Kanton St. Gallen, Schweiz, das voraussichtlich zu einem schweizerischen Register erweitert wird. Keywords Prävalenz, Cerebralparese, GMFCS, BMFM, Strabismus, Epilepsie, Hüftluxation 4 FV01 Freie Vorträge FV01-05 Lebensqualität fünf Jahre nach neonatalem arteriell ischämischem Schlaganfall - Gibt es einen Zusammenhang mit der motorischen Handfunktion? Authors Teuscher M.* (1), Grunt S.* (1), Studer M. (1), Boltshauser E. (2), Capone Mori A. (3), Datta A. (4), Fluss J. (5), Mercati D. (6), Keller E. (7), Maier O. (8), Poloni C. (9), Ramelli G. (10), Schmitt-Mechelke T. (11), Steinlin M. (1) (1) Neuropädiatrie, bern, Switzerland (2) Neuropädiatrie Universitätsspital Zürich, Zürich, Switzerland (3) Neuropädiatrie Kantonsspital Aarau, Aarau, Switzerland (4) Neuropädiatrie Universitätsspital Basel, Basel, Switzerland (5) Neuropädiatrie Genf, Genève, Switzerland (6) Champréveyres, Neuchâtel, Switzerland (7) Neuropädiatrie Kantonsspital Graubünden, Chur, Switzerland (8) Neuropädiatrie Kantonsspital St.Gallen, St.Gallen, Switzerland (9) Neuropädiatrie Universitätsspital Lausanne, lausanne, Switzerland (10) Neuropädiatrie Bellinzona, Bellinzona, Switzerland (11) Neuropädiatrie Luzern, Luzern 16, Switzerland Abstract Zielsetzung: Die Lebensqualität nach neonatalem arteriell ischämischem Schlaganfall (NAIS) fünf Jahre nach dem Ereignis mit dem gesunder, gleichaltriger Kinder zu vergleichen. Methodik: Schweizer Kinder mit symptomatischem NAIS (symptomatisch bei Diagnose, NAIS innerhalb der ersten 28 Lebenstage, Bestätigung durch CT und/oder MRI), diagnostiziert zwischen 2000 und 2007, wurden in die prospektive Studie aufgenommen. Die Lebensqualität und die motorische Handfunktion wurde mittels Fragebögen, dem Kidscreen-27 parent/proxy version für die Lebensqualität und dem ABILHAND-Kids für die Handfunktion, erfasst. Der Kidscreen-27 besteht aus 5 Skalen: Körperliches Wohlbefinden, psychisches Wohlbefinden, Eltern und Autonomie, Beziehung zu Gleichaltrigen und soziale Unterstützung sowie schulisches Umfeld. Die Resultate des Kidscreens wurden mittels eines T-Testes mit den standardisierten Daten verglichen. Zudem wurden Korrelationskoeffizienten (Spearman rho = r) berechnet, um einen möglichen Zusammenhang zwischen Lebensqualität und motorischer Funktion zu ermitteln. Ergebnis: Total 43 Kinder wurden in die prospektive Studie eingeschlossen (56% männlich). Es gab keine signifikanten Abweichungen der Lebensqualität zwischen Kinder mit NAIS und gesunden Vergleichspersonen. Eine Korrelation der Lebensqualität bei Kindern mit verminderter motorischer Handfunktion konnte jedoch gefunden werden (körperliches Wohlbefinden: r 0.43, p 0.006; psychisches Wohlbefinden: 0.479, p 0.002; Eltern und Autonomie: r 0.561, p 0.002; Beziehung zu Gleichaltrigen und soziale Unterstützung: r 0.375, p 0.017; schulisches Umfeld: r 0.334, p 0.38). Schlussfolgerung: Die gesundheitsbezogene Lebensqualität fünf Jahre nach NAIS unterscheidet sich nicht von der Schweizer Vergleichspopulation. Kinder mit verminderter Handfunktion zeigen jedoch auch eine verminderte Lebensqualität. Es ist deshalb wichtig, dass besonders diese Kinder nach NAIS gut weiterbetreut werden. Keywords 5 FV01 Freie Vorträge FV01-06 Zerebralparese und Atmung: mehr als Pneumonieprophylaxe Authors Reutlinger C.* (1), Wilkens B. (1), Schröder S. (1), Groß M. (1) (1) HELIOS Klinik Geesthacht, Geesthacht, Germany Abstract Zielsetzung: Bei Patienten mit Zerebralparese GMFCS Level V ist die Atmung ein bezueglich Lebensqualitaet und Prognose wichtiger Parameter. Aufgrund haeufig vorliegender Dysphagien besteht eine erhoehte Gefahr fuer Pneumonien. Zur Beurteilung des Dysphagierisikos, ist daher eine fiberendoskopsiche Schluckendoskopie notwendig. Daneben nimmt der Schweregrad der Obstruktion der Atemwege mit dem Alter aufgrund einer Zunahme der Hypotonie der pharyngealen Muskulatur deutlich zu (1). Mit zunehmendem Alter der Kinder ist daher neben der Behandlung der Spastik eine Evaluation der Atmungssituation notwendig. Methodik: Wir fuehren daher bei Patienten mit Zerebralparese GMFCS Level IV und V oder klinischen Zeichen einer Obstruktion der Atemwege ein polygraphisches Schlaf-Apnoe-Screening durch. Bei V.a. Dysphagie wird ausserdem eine fieberendoskopische Schluckendoskopie durchgef?hrt. Ergebnis: Erste Faelle zeigen, dass schlafbezogene Atmungsstoerungen ein bisher unterdiagnostiziertes hinsichtlich der Lebensqualitaet relevantes Problem bei Cerebralparese darstellen. Konsequentes Sekretmanagement und CPAP-Therapie oder non-invasive Beatmung stellen eine wichtige Alternative zur Tracheotomie dar. Schlussfolgerung: Die Behandlung der Zerebralparese erfordert eine interdisziplinaere Zusammenarbeit nicht nur bezueglich der motorischen und kognitiven Funktionen sondern auch in Hinsicht auf die respiratorische Situation. Hierfuer ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Neuropaediatern, Intensivmedizinern und Atmungstherapeuten notwendig. Die Therapie des obstruktiven Schlafapnoesyndroms mittels Adenotonsillektomie oder CPAP fuehrt bei Kindern mit Zerebralparese zu einer signifikanten Verbesserung der Lebensqualitaet (2). Unsere Erfahrungen zeigen, dass die Entscheidung ueber Tracheotomie, CPAP-Therapie oder non-invasive Beatmung nur nach ausreichender Diagnostik und in enger Zusammenarbeit mit den Eltern unter Fokussierung auf die Lebensqualitaet der Familie zu leisten ist. Literaturverweise [1] [2] Kontorinis G, Thevasagayam MS, Bateman ND . Airway obstruction in children with cerebral palsy: need for tracheostomy? 2013 Hsiao KH, Nixon GM The effect of treatment of obstructive sleep apnea on quality of life in children with cerebral palsy 2008 Keywords Zerebralparese, Dysphagie, Atmungsstoerungen 6 FV01 Freie Vorträge FV01-07 Longitudinale funktionelle Reorganisation nach kindlichem Schlaganfall: eine Fallstudie Authors Kornfeld S.* (1), Delgado J. (1), Grunt S. (1), Everts R. (1), Wiest R. (2), Weisstanner C. (2), Kiefer C. (2), Steinlin M. (1) (1) Inselspital Bern, Abteilung für Neuropädiatrie, Entwicklung und Rehabilitation, Bern, Switzerland (2) Inselspital Bern, Institut für Diagnostische/Interventionelle Neuroradiologie, Bern, Switzerland Abstract Fallbericht: Zielsetzung: Im Vergleich zu Erwachsenen sind Daten über die Reorganisationsmechanismen in neuronalen Netzwerken im Ruhezustand bei Kindern, welche einen arteriell ischämischen Schlaganfall (AIS) erlitten haben, selten. Deshalb untersuchten wir in unserer Studie Veränderungen in der Gehirnaktivität im Ruhezustand bei einem siebenjährigen Jungen ein Monat und vier Monate nach einem akuten, rechtsseitig periventrikulären AIS. Methodik: Ein Junge, welcher kürzlich einen akuten AIS erlitten hatte, wurde untersucht. Ein 3T scanner wurde für die Erfassung der Magnetresonanz (MR) Daten eingesetzt. Es wurden hochaufgelöste, T1-gewichtete dreidimensionale strukturelle MR Datensätze (MPRAGE Sequenz) gemessen. Funktionelle Daten wurden mithilfe einer multiband EPI-Sequenz aufgenommen. Die Conn toolbox 141 wurde angewendet, um die Gehirnaktivität in verschiedenen Regionen im Ruhezustand deskriptiv zu vergleichen. Ergebnisse: Ein Monat nach dem AIS ist eine deutliche Aktivitätsverschiebung auf die kontra-läsionale Seite in verschiedenen Regionen, wie dem primär motorischen Cortex, dem inferioren frontalen Cortex pars triangularis, dem somatosensorischen Cortex und dem prim?r visuellen Cortex, zu beobachten (Abbildung 1). In diesen Regionen wird das interhemisphärische Gleichgewicht vier Monate nach dem AIS wieder hergestellt (Abbildung 2). Schlussfolgerung: Die vorliegenden Ergebnisse lassen vermuten, dass im kindlichen Gehirn über die Zeit dynamische Reorganisationsprozesse in der Gehirnaktivität im Ruhezustand stattfinden. Da die Aktivitätsverschiebung zur kontra-läsionalen Seite ein Monat nach dem AIS und das wiederhergestellte Gleichgewicht vier Monate nach dem AIS in verschiedenen Gehirnregionen zu beobachten sind, vermuten wir, dass funktionellen Reorganisationsmechanismen global stattfinden könnten. Die hier beschriebenen Ergebnisse basieren auf einem Einzelfall, könnten jedoch als wichtiger Indikator für dynamische Veränderungen im kindlichen Gehirn nach einem Schlaganfall dienen. Weitere Analysen, welche eine grössere Anzahl Kinder umfassen, sind notwendig. Keywords Kindlicher arteriell ischämischer Schlaganfall, funktionelle Reorganisation, Gehirnaktivität im Ruhezustand 7 FV01 Freie Vorträge FV01-08 Muskelkontrakturen bei Kindern mit spastischer Cerebralparese(CP) Authors Delgado Rodríguez J.* (1), Arroyo Riaño M.* (2), Pulido Poma R. (2), Grunt S. (1) (1) Inselspital, Kinderklinik, Abteilung für Neuropädiatrie,, Bern, Switzerland (2) Hospital General Universitario Gregorio Marañón, Madrid, Spain Abstract Zielsetzung: Evaluation der Prävalenz, Einfluss von Alter, Geschlecht, Verteilungsmuster und motorische Funktion von Muskelkontrakturen der unteren Extremitäten bei Patienten mit spastischer CP Methodik: Wir führten eine retrospektive Datenanalyse durch. Die Daten wurden anhand der letzten medizinischen Berichte erfasst. Einschlusskriterien waren: Patienten mit spastischer CP (uni- und bilaterale spastische CP, Gross Motor Function Level I-V) unter 18 Jahren. Muskelkontrakturen in Psoas, Adduktoren, Hamstrings und Gastrocnemius wurden gemäss der Spinal Alignment and Range of Motion Measure (SAROMM) klassifiziert. Parametrische oder nichtparametrische Tests wurden verwendet abhängig von der Normalität der Daten. Ergebnis: 102 Patienten wurden eingeschlossen, 36 mit unilateral spastischer CP. Der Altersmittelwert war 9,2(±4,2 Jahre). 368 Kontrakturen wurden beobachtet:65 im Psoas, 64 in den Adduktoren, 115 in den Hmstrings und 124 im Gastrocnemius. Die Gruppe mit Kontrakturen war deutlich älter als die Gruppe ohne Kontrakturen. Das Risiko für Kontrakturen im Psoas ist um 16% pro Jahr erhöht (p<0.001,IC95% 1,064-1,264), 0,7% in den Adduktoren (p=0.05,IC95% 0,999 -1,161) und 31% pro Jahr in den Hamstrings (p<0.001,IC95% 1,170 -1,473). Knaben sind häufiger vor Muskelkontrakturen betroffen, aber ein statistischer signifikanter Unterschied wurde nur in den Hamstrings (p<0,05) gefunden. Kontrakturen waren häufiger in bilateralen CP(Psoas (p<0,05), Adduktoren (p<0,05) und Hamstrings (p<0,05)). Patienten mit GMFCS III-V hatten häufiger Musklekontrakturen im Psoas (p<0,05), Adduktoren (p<0,05) und Hamstrings (p<0,05). Schlussfolgerung: Kontrakturen sind am häufigsten im Gastrocnemius. Die Gruppe der Kinder ohne Kontrakturen ist jünger als derjenigen mit Kontrakturen. Knaben sind generell mehr von Muskelkontrakturen betroffen. Bei den Patienten mit bilateraler CP oder schelchterer motorische Funktion gibt es eine höhere Prävalenz von Musklekontrakturen in Psoas, Adduktoren und Oberschenkelmuskulatur. Die Evlaution von mit Kontrakturen aosszierten Faktoren, ermöglicht eine bessere Behandlungsplanung und Beratung der Familien. Keywords Cerebralparece, muskelkontrakturen, kontrakturen, spasticher CP 8 FV01 Freie Vorträge FV01-09 Die objektivierte Erfassung der Diadochokinese bei Kindern mit bilateraler spastischer Zerebralparese (ICP) Authors Niklasch M.* (1), Mattner S. (1), Krautwurst B. (1), Maier M. (1), Klotz M. (1), Rettig O. (1), Wolf S. (1), Dreher T. (1) (1) Universitätsklinik Heidelberg, Heidelberg, Germany Abstract Zielsetzung: Mehr als 80% der Kinder mit ICP haben Einschränkungen im Bereich der Arme (MACS > 2) und bereits im Kindesalter entwickeln mehr als 35% Kontrakturen [1] [2]. Die Entwicklung von langfristig erfolgreichen Therapiestrategien setzt ein besseres Verständnis der veränderten Bewegungsmuster voraus. Ziel dieses Projektes ist die Untersuchung der Diadochokinese, d.h. der schnellen aktiven Abfolge antagonistischer Bewegungen, zur Darstellung der Bewegungsausmaße, Geschwindigkeiten und Beschleunigungen antagonistischer Bewegungen bei Kindern mit ICP und MACS 1-2. Methodik: 20 neurologisch gesunde (10 ? 2 Jahre) und 14 Kinder (8* MACS 1, 6* MACS 2) mit bilateraler spastischer ICP (11 ? 2 Jahre) wurden prospektiv in diese Studie eingeschlossen. Ausschlusskriterien waren stattgehabte Interventionen an den oberen Extremitäten sowie Kontrakturen im Bereich der Pro-/Supination. Mittels 3D-Bewegungsanalyse wurde die Diadochokinese von Pro- und Supination objektiv erfasst. Ergebnis: 9 FV01 Freie Vorträge FV01-09 10 FV01 Freie Vorträge FV01-09 Die agonistische und antagonistische Bewegung wurde von den gesunden Kindern mit gleicher Geschwindigkeit ausgeführt. Dahingegen war bei den Kindern mit MACS 1 die Pronation signifikant langsamer, während bei MACS 2 die Pronation signifikant schneller was als die Supination. Schlussfolgerung: Die verminderte Geschwindigkeit beim Umgang mit Objekten bei MACS 1 resultiert nicht aus einer tatsächlichen Minderung der m?glichen Bewegungsgeschwindigkeit und ?beschleunigung. Das Ungleichgewicht von agonistischer und antagonistischer Bewegung in Geschwindigkeit und Beschleunigung ? bedingt durch die Spastik ? verlangsamt und erschwert den Umgang mit Objekten. Literaturverweise [1] [2] Eliasson, A.C., et al. The Manual Ability Classification System (MACS) for children with cerebral palsy: scale development and evidence of validity and reliability 2006 Makki, D. et al. Prevalence and pattern of upper limb involvement in cerebral palsy 2014 Keywords Cerebralparese, obere Extremit?t, Bewegungsanalyse, Diadochokinese 11 FV01 Freie Vorträge FV01-10 Erhöhte Prävalenz von pathologischen Copy Number Variationen, nachgewiesen mit der Array-CGH (Comparative Genomic Hybridization), bei Kindern mit Autismus-Spektrum-Störung: Erfahrungen im südlichen Teil der Schweiz. Authors Pellanda G.* (1), Lava S. (2), Ferrarini A. (3), Ramelli G.* (1) (1) Ospedale San Giovanni, Abt. Neuropädiatrie, Bellinzona, Switzerland (2) Kinderklinik Bern, Bern, Germany (3) Ospedale San Giovanni, Abt. Klinische Genetik, Bellinzona, Switzerland Abstract Zielsetzung: In der Mehrheit der Patienten mit Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) ist die Ursache nicht bekannt. Wir haben die Daten von 23 Kinder mit ASS gesammelt und die Wertigkeit der Untersuchungen analysiert. Methodik: Während zwei Jahren wurden die Daten von 23 Patienten mit ASS, die unserer Institution zur Abklärung zugewiesen wurden, prospektiv untersucht. Folgende Parameter wurden berücksichtig: Geschlecht, Alter bei der Diagnose, Resultate des ADI-R (Autism Diagnostic Interview- Revised), ADOS (Autism Diagnostic Observation Schedule) und metabolisches Screening, Screening für Zöliakie, Schildrüsen-Funktion, EEG, zerebrales MRI und die Array-CGH (Comparative Genomic Hybridization). Ergebnis: Zwischen dem ersten Januar 2010 und dem 31 Dezember 2011 wurden 23 Kinder mit ASS in unserer Studie berücksichtigt. Keines zeigte Dysmorphie-Zeichen, die für ein spezifisches genetisches Syndrom sprechen könnten. Bei allen diesen Patienten wurde ein Array-CGH durchgeführt. Bei 6 von 23 (26%) der Fälle war das Resultat pathologisch. Die Schilddrüsen-Funktion, das Zöliakie, metabolisches Screening und die zerebralen MRI waren für alle diese 6 Patienten normal. Hingegen zeigte das EEG eine epileptische Tätigkeit bei 3 von ihnen (50%). Bei den Patienten mit normalem Array-CGH war das EEG nur bei 2 von 14 (14%) Patienten pathologisch. Bei 3 Kindern mit normalem Array-CGH wurde kein EEG durchgeführt. Die Resultate im ADOS und ADI zeigten keinen Unterschied zwischen den beiden Gruppen Schlussfolgerung: In unserer Studie zeigten 26% der Patienten mit ASS pathologische Copy Number Variationen in der Array-CGH-Analyse. Unsere Resultate deuten darauf hin, dass die Array-CGH als genetische Untersuchung der ersten Wahl bei Patienten mit ASS angesehen werden kann. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass in der vorliegenden Fallserie die meisten Untersuchungen (ADOS/ADI, zerebrales MRI, das Screening auf metabolische Störungen, Schilddrüsenfunktion und Zöliakie) nicht in der Lage waren, ein pathologisches Resultat in der Array-CGH vorauszusagen. Keywords Autismus-Spektrum-Störungen; array-CGH 12 FV01 Freie Vorträge FV01-11 Entwicklungspädiatrisches Profil bei 3-jährigem Mädchen mit atypischem Rett Syndrom mit Nachweis einer bisher nicht veröffentlichten Mutation im MECP2 Gen Authors Lang-Dullenkopf A.* (1), Künzle C. (1), Reicherter K. (2), Maier O. (1) (1) Ostschweizer Kinderspital, St. Gallen, Switzerland (2) Cegat Tübingen, Tübingen, Germany Abstract Fallbericht: Wir stellen ein 3 6/12 jähriges Mädchen vor mit atypischem Rett Syndrom. Bereits postpartal fiel sie mit muskulärer Hypotonie, Mikrozephalie (KU 32,5cm; P< 10%, -4mm) und respiratorischen Problemen auf. Die PCR auf CMV im Urin war negativ. Die weitere psychomotorische Entwicklung war auffällig. Im Alter von 12 Monaten prominente Mikrozephalie und Untergewicht bei guter Kontaktaufnahme. Kein freies Sitzen. Mit 17 Monaten erste Worte "Mama, Papa", zunehmend orales explorieren. Im Rahmen der neuropädiatrischen Diagnostik kraniales MRT mit Nachweis einer Mikrozephalie und ansonsten unauffälligem Befund. Das EEG war altersentsprechend. Im Array CGH kein Hinweis auf pathogene genetische Imbalance. Stoffwechseldiagnostik mit Acylcarnitinen im Blut, TransferrinElektrophorese, Organischen Säuren im Urin, Chemie und Hämatologie unauffällig. Entwicklungspädiatrische Untersuchung mit 3 1/12 Jahren: kognitiver und motorischer Entwicklungsstand anhand der Bayley Scales of Infant Development (BSID III) einem Alter von 9 Monaten entsprechend. Keine konsistente Kontaktaufnahme, kein Interesse an Symbolspiel, wenig funktionelles Spiel vorhanden, keine Sprache. Stereotype Fingerbewegungen vor den Augen und deutlich vermehrtes orales Explorieren, kein sicherer Pinzettengriff vorhanden, Greifen von Gegenständen im Zangengriff dysmetrisch. Symmetrisches Shuffeln und wechselnde Kopfkontrolle im Sitzen. Zu diesem Zeitpunkt zeigt sich das klinische Bild eines Rett Syndroms. Anhand einer Panel Diagnostik wurde eine bisher nicht beschriebene heterozygote Variante im MECP2 Gen nachgewiesen(c.377+5G >T;p.? (het.) in Intron 3), die laut in silico Vorhersage zu einer erheblichen Schwächung der Donor-Spleissstelle führt, so dass möglicherweise das Spleissen der mRNA beeinträchtigt wird. Zudem konnte die Variante bei keinem Elternteil nachgewiesen werden, weshalb von einer de novo Variante ausgegangen werden kann. Diese Konstellation spricht mit grosser Wahrscheinlichkeit dafür, dass die Variante für das Krankheitsbild der Patientin ursächlich ist. Keywords Rett, MECP2, primäre Mikrozephalie, Untergewicht, Regression 13 FV01 Freie Vorträge FV01-12 Knochenmarktransplantation in einem Mausmodell für das Rett Syndrom Authors Huppke P.* (1), Reichardt H. (2), Reichardt S. (2), Gärtner J. (1), Wegener J.* (1) (1) Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Germany (2) Institute of Cellular and Molecular Immunology , Göttingen, Germany Abstract Zielsetzung: Das Rett Syndrom wird durch Mutationen im MECP2 Gen verursacht. 2012 wurde in NATURE berichtet, dass eine Knochenmarktransplantation (KMT) zu einer deutlich Verlängerung der Lebensdauer bei MECP2 Kockout Mäusen führt. Da eine KMT mit einer erheblichen Moralität vergesellschaftet ist, sollte die Wirkung der KMT in einem anderen Mausmodell für das Rett Syndrom überprüft werden bevor klinische Studien an Patienten durchgeführt werden. Methodik: Die KMT wurde in einem Mausmodell, bei dem die bei Rett Syndrom am häufigsten gefundene Nonsense-Mutation, R168X, eingefügt wurde, durchgeführt. Dieses Mausmodell wurde speziell für translationale Studien generiert, da es dem Genotyp bei Rett Syndrom Patienten mehr ähnelt als eine MECP2 Knockout Maus. Die KMT wurde wie in der NATURE Publikation beschrieben an 21 bis28 Tage alten Tieren durchgeführt. Das Knochenmark von Wildtyp- und Knockin-Tieren wurde durch Bestrahlung depletiert und 4 Stunden später wurde Knochenmark von Spendertieren injiziert. Das Anwachsen der Spenderzellen wurde nach 6 Wochen mit Hilfe einer FACS Analyse und Immunfluoreszenz überprüft. Ergebnis: 29 Mecp2R168X/y wurden mit Knochenmark von Wildtyp-Tieren transplantiert. Als Kontrollgruppen dienten Wildtyp-Tiere, denen Wildtyp-Knochenmark transplantiert wurde sowie Mecp2R168X/y Tiere, die Mecp2R168X/y-Knochenmark erhielten. Obwohl ein gutes Anwachsen der Spenderzellen nachgewiesen werden konnte, verlängerte sich die Überlebenszeit der transplantierten Mecp2R168X/y Tiere, verglichen mit Mecp2R168X/y Tieren, die nicht transplantiert wurden und solchen Mecp2R168X/y Tieren, die Knochenmark von Mecp2R168X/y Mäusen erhalten hatten, nicht. Schlussfolgerung: Eine KMT führt im Mausmodell für das Rett Syndrom, das auf einer R168X Mutation im MECP2 Gen beruht, nicht zu einer Verlängerung der Überlebenszeit. Bevor klinische Studien mit Rett Syndrom Patienten durchgeführt werden können, sind weitere Experimente an Mausmodellen notwendig. Keywords Rett Syndrom, Knochenmarktransplantation 14 FV02 Freie Vorträge FV02-01 LYSOPLEX: Ein Werkzeug zum Erkennen von Sequenz-Varianten in Genen, die als Teil des LysosomenAutophagie-Signalwegs eine Rolle in neurodegenerativen Krankheiten spielen Authors Schulz A.* (1), Di Fruscio G. (2), Braulke T. (1), Nigro V. (2), Ballabio A.* (2) (1) Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany (2) Telethon Institute of Genetics and Medicine, Pozzuoli, Italy Abstract Zielsetzung: Der Lysosomen-Autophagie-Signalweg (lysosomal-autophagic pathway (LAP)) reguliert die zelluläre Homöostase und spielt eine wichtige Rolle bei einer Vielzahl von Krankheiten wie den lysosomalen Speicherkrankheiten und anderen neurodegenerativen Krankheiten. Daher ist die Identifikation von SequenzVarianten in Genen, welche im LAP involviert sind, und deren Assoziierung zu neurodegenerativen Krankheiten von grosser Bedeutung bei der Erforschung dieser Krankheiten. Mit diesem Ziel wurde basierend auf "NextGeneration-Sequencing" eine Lysoplex-Technik entwickelt, mit deren Hilfe sich die Sequenzen von 891 verschiedenen Genen, die in Lyosomen, Endozytose und Autophagie involviert sind, untersuchen lassen. Methodik: Zur Validierung der Lysoplex-Technik wurden als Positiv-Kontrollen DNA-Proben von 14 Patienten mit genetisch gesicherter Diagnose verschiedener lysosomaler Speicherkrankheiten analysiert. Nachfolgend wurden 46 weitere, noch nicht diagnostizierte Patienten mit dem klinischen Bild einer neuronalen CeroidLipofuszinose (NCL) untersucht. Ergebnis: In 63% der noch un-diagnostizierten Patienten konnten Mutationen bekannter NCL-Gene auf beiden Allelen identifiziert werden. In drei Patienten wurden potentiell Krankheits-verursachende Sequenz-Varianten in neuen NCL-Kandidaten-Genen entdeckt. Verglichen zu gängigen Whole Exome Sequencing Techniken konnte im Durchschnitt eine um 50% gesteigerte Anzahl an validierten Sequenz-Varianten identifiziert werden, welche zu Veränderung der Aminosäure-Sequenz oder einem verkürzten Protein führen. Schlussfolgerung: Lysoplex stellt die erste Technik dar, mit deren Hilfe sich die Sequenzvariabilität von LAP Genen umfassend untersuchen lässt und ermöglicht so, die Rolle dieses Signalwegs bei neurodegenerativen Krankheiten besser zu verstehen. Keywords 15 FV02 Freie Vorträge FV02-02 Die DEM-CHILD NCL-Patienten-Datenbank: Ein Werkzeug zur Evaluierung von Therapiestudien bei NCL Authors Schulz A.* (1), Simonati A. (2), Laine M. (3), Kilian D. (1), William R. (4), Kohlschütter A. (1), Nickel M.* (1) (1) Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany (2) University of Verona School of Medicine, Verona, Italy (3) Helsinki University Central Hospital, Helsinki, Finland (4) St Thomas' Hospital, London, United Kingdom Abstract Zielsetzung: Die Ziele der DEM-CHILD NCL Patienten Datenbank sind (i) die Prävalenz der verschiedenen NCL-Formen in den teilnehmenden Ländern zu bestimmen; (ii) ein NCL Patientenregister zur Sammlung und Auswertung retro- und prospektiver Daten zum Krankheitsverlauf zu etablieren; (iii) die Genotyp-PhänotypVariabilität der einzelnen NCL-Formen zu untersuchen sowie (iv) ein Werkzeug zur Evaluierung experimenteller Therapiestudien und palliativer Therapiemaßnahmen bei NCL zu etablieren. Methodik: Zwei Kategorien von Patientendaten- wurden gesammelt: Statische Daten, die aus der klinischen Vorgeschichte der Patienten stammen, sowie dynamische Daten, die sich auf das jeweilige Alter des Patienten beziehen. Die Daten wurden sowohl retrospektiv (statische Daten) also auch prospektiv (dynamische Daten) während regelmäßiger Besuche der Patienten in speziellen NCL-Sprechstunden europaweit gesammelt. Ergebnis: Auf NCL spezialisierte Ärzte aus Finnland, Italien, Großbritannien und Deutschland haben gemeinsam eine Internet-basierte NCL-Patienten-Datenbank gegründet. Gegenwärtig enthält diese ausführliche Daten von mehr als 200 Patienten mit verschiedenen NCL-Formen. Durchgeführte Analysen zur GenotypPhänotyp-Variabilität basieren auf klinischen Scoring-Daten, MRT-Hirnvolumetrie und anderen klinischen Informationen. Prävalenzen für die genetischen Formen CLN1, CLN2, CLN3, CLN5, CLN6, CLN7, CLN8, und CLN10 wurden für die teilnehmenden Länder berechnet. Das Datenbank-Konsortium hat sich mittlerweile auf 12 teilnehmende Länder ausgeweitet und stellt hiermit die weltweit größte Sammlung von NCL-Patienten-Daten dar. Schlussfolgerung: Die Daten der DEM-CHILD NCL-Patienten-Datenbank stellen ein unerlässliches Werkzeug zur Evaluierung von Therapiestudien dar und werden hierfür bereits in laufenden klinischen Studien verwendet. Keywords Neuronale Ceorid Lipofuszinosen, lysosomale Speicherkrankheiten, Neurodegeneration 16 FV02 Freie Vorträge FV02-04 Intrafamiliäre Variabilität der Krankheitsverläufe bei Metachromatischer Leukodystrophie Authors Gröschel S.* (1), Waibel J. (1), van Rappard D. (2), Kehrer C. (1), Böhringer J. (1), Schöls L. (3), Wolf N. (2), Krägeloh-Mann I. (1) (1) Neuropädiatrie, Entwicklungsneurologie, Sozialpädiatrie, Unikinderklinik Tübingen, Tübingen, Germany (2) Center for Children with White Matter Disorders, VU University Medical Center, Amsterdam, Amsterdam, Netherlands (3) Sektion Klinische Neurogenetik, Neurologische Universitätsklinik Tübingen, Tübingen, Germany Abstract Zielsetzung: Die Metachromatische Leukodystrophie (MLD) beruht auf Mutationen Arylsulfatase A Gen. Insgesamt wurden bisher über 160 Mutationen nachgewiesen. Die Genotyp-Phänotyp-Korrelation ist dabei nur zum Teil verstanden, insbesondere bei juvenilen Patienten gibt es Hinweise für sehr heterogene klinische Verläufe. Ziel dieser Arbeit ist die systematische Untersuchung der intrafamiliären Variabilität der Krankheitsverläufe bei MLD. Methodik: Patienten mit spät-infantiler und juveniler MLD wurden im Rahmen des nationalen Forschungsnetzwerkes LEUKONET rekrutiert. Um die Zahl von Geschwisterverläufen zu erhöhen, wurden zudem Daten von Geschwistern mit MLD aus den Niederlanden hinzugenommen. Klinische Daten zu Erkrankungsbeginn und -dynamik wurden systematisch anhand eines Fragebogens erhoben. Ergebnis: Von 83 Patienten lagen ausführliche klinische Daten vor (48 spät-infantil), darunter 11 Geschwisterpaare (2 spät-infantil). Der Zeitpunkt des Krankheitsbeginns war innerhalb der Geschwisterpaare ähnlich variabel wie in zufällig ausgewählten Paaren aus der Gesamtkohorte (euklidische Distanzen). Dies war in der spät-infantilen Gruppe deutlicher als bei den juvenilen Patienten. Auch die Variabilität der Erstsymptomatik und Krankheitsdynamik war bei den spät-infantilen Geschwistern ähnlich wie in der Kohorte. Bei den juvenilen Patienten waren jedoch sowohl Art der Erstsymptomatik als auch Krankheitsdynamik innerhalb der Familien homogener als in der Gesamtkohorte. Schlussfolgerung: Erstmals konnten in dieser Studie systematisch Daten zur intrafamiliären Geschwistervariabilität bei MLD ausgewertet werden. Während bei den spät-infantilen Patienten die Krankheitsverläufe zwischen Geschwistern genauso variabel wie in der Gesamtgruppe waren, zeigte sich bei den juvenilen MLD Patienten bezüglich Krankheitsprogression und Art der Erstsymptomatik (nicht bzgl. Krankheitsbeginn) ein homogenerer Verlauf von Geschwisterpaaren. Da nicht therapierte Geschwister oft als Kontrolle für die Beurteilung eines Therapieeffekts herangezogen werden, erscheint dies von hoher Relevanz. Keywords 17 FV02 Freie Vorträge FV02-05 Opticusatrophie bei cerebraler Eisenspeicherkrankheit. Reduktion des Eisens im Gewebe bei einem Kind mit MPAN-Krankheit Authors Nickel M.* (1), Löbel U. (2), Grosse R. (3), Hartig M. (4), Bley A. (1), Schulz A. (1), Kohlschütter A. (1) (1) University Medical Center Hamburg-Eppendorf , Department of Pediatrics, Hamburg, Germany (2) University Medical Center Hamburg-Eppendorf , Department of Diagnostic and Interventional Neuroradiology, Hamburg, Germany (3) University Medical Center Hamburg-Eppendorf , Department of Pediatric Hematology and Oncology, Hamburg, Germany (4) Technische Universität München, Institute of Human Genetics, München, Germany Abstract Fallbericht: Wir sahen ein 13-jähriges Mädchen wegen progredienten Visusverlusts bei Atrophie der Nn. optici. In letzter Zeit waren kognitiver Leistungsabfall und leichte Gangstörungen aufgefallen. Bei Untersuchung waren die eingeschränkten kognitiven Fähigkeiten nicht offensichtlich, das Gangbild wirkte abnorm und dyston. Routine-MRT-Bilder des Gehirns zeigten bilateral T2-signalarme Bezirke in der Substantia nigra und den Globi pallidi, vereinbar mit erhöhtem Gehalt des Gewebes an Eisen. Die Suche nach Ursachen einer cerebralen Eisenspeicherkrankheit (Neurodegeneration with Brain Iron Accumulation, NBIA) zeigte zwei heterozygote Mutationen im C19orf12_Gen, vereinbar mit einer Mitochondrial Membrane Protein-Associated Neurodegeneration (MPAN). Zum phänotypischen Spektrum gehört eine Opticusatrophie. Während der Pathomechanismus unbekannt ist, spekulierten wir, dass übermäßiger Eisengehalt im Hirngewebe toxisch sei und eine Reduzierung des Eisen vorteilhaft sein dürfte. Wir richteten uns nach dem Behandlungsschema für Phosphokinase-assoziierte Neurodegeneration (PKAN) und begannen eine Behandlung mit Deferiprone, einem Chelatbildner mit der Fähigkeit, Eisen aus Gewebe zu entfernen. Das Medikament wurde gut vertragen, musste jedoch zeitweise wegen niedriger Neutrophilenzahl reduziert werden. Eine verbesserte MRT-Methode der Eisenquantifizierung im Gehirn wurde verwendet, um den Eisengehalt des Gehirns unter dieser Therapie sequenziell zu verfolgen. Über einen Zeitraum von zwei Jahren ging der Eisengehalt in der Substantia nigra langsam zurück, während er in den Globi pallidi stabil blieb. Der klinische Befund blieb hinsichtlich Kognition und Visus stabil, schnelles Rennen erschien jedoch schwieriger geworden zu sein. Zusammenfassung. (1) Opticusatrophie and bilateral niedriges T2-Signal in den Basalganglien ist charakteristisch für MPAN. (2) Quantitative neuroradiologische Methoden stehen zur Verfügung, um den Eisengehalt von Geweben unter Behandlung mit Chelatbildnern zu verfolgen. (3) Die Pathogenese von MPAN und die klinische Relevanz einer Chelattherapie sind unbekannt. Keywords MPAN, Neurodegeneration, NBIA 18 FV02 Freie Vorträge FV02-06 Immunmodulatorische Therapie bei infantilem Morbus Pompe mit hypertropher Kardiomyopathie und negativem CRIM-Status (Cross-reactive immunologic material) Authors Borell S. (1), Fleck T. (2), Speckmann C. (3), Ehl S. (3), Franck P. (4), Fuchs H. (4), Korinthenberg R. (1), Kirschner J.* (1) (1) ZKJ, Klinik II, Neuropädiatrie, Freiburg, Germany (2) Pädiatrische Kardiologie,UniversitätsHerzzentrum, Freiburg, Germany (3) Centrum für Chronische Immundefiziens, Freiburg, Germany (4) ZKJ, Klinik I, Allgemeine Pädiatrie, Freiburg, Germany Abstract Fallbericht: M. Pompe ist eine seltene, autosomal-rezessiv vererbbare Glykogenspeichererkrankung. Die Mutationen des GAA-Gens auf Chromosom 17q25 führt zu einer verminderten Aktivität der sauren lysosomalen alpha-1,4 Glukosidase (GAA). CRIM-negative Patienten, ohne nachweisbares endogenes GAA bilden unter einer Enzymersatztherapie (EET) meist hohe anti-GAA Antikörper und haben eine deutlich schlechtere Prognose. Fallbericht: Ein Säugling fiel im Alter von 3 Monaten durch eine mangelnde Gewichtszunahme und eine ausgeprägte hypertrophe Kardiomyopathie auf. Die erweiterte Diagnostik ergab eine reduzierte GAAAktivität aus Trockenblut von 0.1 µmol/l/h (Normalbereich > 3.3), die molekulargenetische Untersuchung zeigte eine homozygote Mutation im GAA-Gen. Der CRIM-Status, in Fibroblasten bestimmt, war negativ. Therapie: Wir begannen sofort mit einer EET, ergänzt durch eine immunmodulatorische Therapie mit Rituximab, Metothrexat und Immunglobulinen (Algorithmus, Banugaria et al. 2013). Ergebnis: Innerhalb von 8 Monaten nach Therapiebeginn wurden keine Antikörper nachgewiesen. CD19 positive B-Zellen sind von 0% auf zuletzt 9,3% angestiegen. In der Echokardiographie sank der LVMI (left ventricular mass index) von 520 auf 197 g/m² (>122 hochgradig verändert). Es ist davon auszugehen, dass die Patientin in Kürze ohne Beatmung auskommt. Die Nahrungsaufnahme erfolgt inzwischen ausschließlich oral. Das Mädchen entwickelt sich, jetzt 12 Monate alt, gut. Sie krabbelt, zieht sich zum Stehen hoch und sitzt fast frei. Zusammenfassung: Die Enzymersatztherapie ist bisher die einzige lebensverlängerte unterstützende Therapie bei M. Pompe. Verschiedene Autoren beschreiben nach frühzeitiger Gabe einer zusätzlichen immunmodulatorische Therapie bei Patienten mit negativem CRIMStatus positive Ergebnisse. Bei unserer Patientin hat der frühzeitige Einsatz der immunmodulatorischen Therapie vermutlich zu diesem sehr guten klinischen Verlauf geführt. Es bleibt abzuwarten, ob die Regeneration des Immunsystems zu einer Antikörperbildung führt oder ob eine Immuntoleranz erreicht wurde. Keywords 19 FV02 Freie Vorträge FV02-07 Frühe Manifestation einer Mitochondriopathie bei homozygoter Mutation im DARS2-Gen Authors Köhler C.* (1), Thiels C. (1), Hoffjan S.* (2), Abicht A. (3), Heyer C. (4), Kohlschütter A. (5), Lücke T. (1) (1) Neuropädiatrie, Klinik für Kinder-und Jugendmedizin,RUB, Bochum, Germany (2) Institut für Humangenetik Ruhr-Universität Bochum, Bochum, Germany (3) MGZ - Medizinisch Genetisches Zentrum, München, Germany (4) MVZ Radiologie JosefCarrée, Bochum, Germany (5) Klinik f. Kinder- und Ju-medizin. Univ.-Kl. Eppendorf, Hamburg, Germany Abstract Fallbericht: Das DARS2-Gen kodiert die mitochondriale Aspartyl-tRNA Synthase 2. Mutationen in diesem Gen führen überwiegend zu einer Leukenzephalopathie mit Hirnstamm- und Rückenmarksbeteiligung sowie erhöhtem Laktat in der MR-Spektropskopie (LBSL).1 Wir berichten von einem inzwischen 2 1/2jährigem Jungen, bei dem sich mit 3/4Lj motorische Funktionsverluste, Irritabilität und Verarmung des Spielverhaltens zeigten, akzentuiert nach einem fieberhaftem Luftwegsinfekt. Mit 10 Monaten bestand verzögerter Blickkontakt, erhebliche Irritabilität, keine zielgerichtete Motorik bei deutlicher muskulärer Hypotonie. In der craniellen MRT (cMRT) zeigte sich eine ausgeprägte symmetrische diffuse Signalanhebung des supratentoriellen Marklagers. Fehlen laborchemischer Zeichen (Lakat und Aminosäuren normwertig in Plasma und Liquor). Im Verlauf langsame Besserung der neurologischen Auffälligkeiten. Inzwischen bis auf eine leichte Ataxie altersentsprechend entwickeltes Kind. Eine cMRT-Kontrolle nach 4 Monaten zeigt trotz verbesserter Klinik eine Zunahme der supratentoriellen Leukenzephalopathie. Eine homozygote Mutation im DARS2-Gen bei konsanguinen Eltern ist hochwahrscheinlich als krankheitsverursachend anzusehen. Häufiger sind in der Literatur bisher Krankheitsverläufe bei compound heterozygoten DARS2-Gen-Mutationen mit Leukenzephalopathie mit Hirnstamm- und Rückenmarksbeteiligung mit milderer Manifestation eher im späteren Lebensalter beschrieben.1 Wir berichten von einem Säugling mit primär supratentorieller Leukenzephalopathie getriggert durch einen fieberhaften Infekt bei bisher klinisch guter Erholung trotz persistierender schwerer Alteration der weißen Hirnsubstanz in der MRT-Kontrolle. 1L van Berge et al. Leukencephalopathy with brainstem and spinal cord involvement and lactate elevation: clinical und genetic charcterization and target for therapy, Brein (2014), pp 1019-1029 Keywords Mitochondriopathie; Leukenzephalopathie; DARS2-Mutation 20 FV02 Freie Vorträge FV02-08 Ein neuer Plasma Biomarker für das Snyder Robinson Syndrom (X-gekoppelte Spermine Synthase Defizienz) Authors Abela L.* (1), Simmons L. (1), Steindl K. (2), Schmitt B. (3), Pascal J. (2), Papuc M. (2), Crowther L. (1), Rauch A. (2), Plecko B.* (1) (1) Abteilung Neurologie, Kinderspital Zürich, Zürich, Switzerland (2) Institut für medizinische Genetik, Universität Zürich, Schlieren, Switzerland (3) Abteilung EEG/Epilepsie, Kinderspital Zürich, Zürich, Switzerland Abstract Zielsetzung: Hintergrund: Das Snyder-Robinson Syndrom (SRS) ist eine seltenes, X-gebundenes mentales Retardierungssyndrom verursacht durch Mutationen im Spermin Synthase Gen (SMS). Die SMS Dysfunktion führt zu erniedrigtem intrazellulären Spermin, ein Polyamin, das in zahlreiche zelluläre Prozesse involviert ist. Die Diagnose basierte bisher auf einer erhöhten Spermidin/Spermin-Ratio in Lymphoblasten und/oder SMS Gen-Sequenzierung. Fall: Wir berichten über männliche monozygote Zwillinge mit einer Entwicklungsverzögerung, fazialen Dysmorphien und progredienter Mikrozephalie. Mit 12 Monaten entwickelten beide irreguläre Myoklonien, Zwilling A zudem infantile Spasmen. Das EEG zeigte multifokale und generalisierte Epilepsiepotentiale sowie abnorme Hintergrundaktivität. Die myoklonischen Anfälle waren therapierefraktär, zudem traten atonische und tonische Anfälle sowie atypische Absenzen auf. Mit 15 Monaten erlitten beide eine enzephalopathische Krise mit gehäuften Anfällen, Verlust von Meilensteinen und visueller Interaktion sowie einer choreo-athetotischen Bewegungsstörung. Zwilling B erlitt mit 23 Monaten eine atraumatische Claviculafraktur; beide zeigten eine Osteopenie. Die Zwillinge wurden in unser Forschungsprojekt über metabolische und genetische Erforschung epileptischer Enzephalopathien eingeschlossen. Methodik: Methode: Die ungezielte Metabolom-Analyse erfolgte mittels hochauflösender Flüssigkeitschromatographie-Massenspektrometrie (LC-MS). Die genetische Analyse umfasste ein whole exome sequencing (WES). Ergebnis: Resultate: Die statistische Analyse der LC-MS Daten zeigte ein spezifisches Plasma MetabolomProfil im Vgl. zu den Kontrollen; die gleichzeitige WES-Analyse eine neue SMS missense Mutation. Unter den differierenden Metaboliten wies N-Acetylspermidin eine 300-fach höhere relative Intensität auf. Schlussfolgerung: Diskussion: In einem kombinierten metabolomisch-genetischen Ansatz konnten wir NAcetylspermidin als neuen Plasma Biomarker identifizieren in Zwillingen mit einer pathogenen SMS-Mutation. Ein Plasma Biomarker wird das SRS-Screening und die Monitorisierung potentieller Therapien erleichtern. Keywords Snyder-Robinson Syndrom, Exom, Metabolom, neuen SMS-missense Mutation, neuer Plasma Biomarker 21 FV02 Freie Vorträge FV02-09 Pontocerebelläre Hypoplasie Typ 9: Ein neuer Subtyp Authors Lustenberger A.* (1), Lemke J.* (2), Borck G. (3), Grunt S. (1), Steinlin M. (1) (1) Universitätskinderklinik Inselspital, Bern, Switzerland (2) Institut für Humangenetik Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Germany (3) Institut für Humangenetik Uniklinik Ulm, Ulm, Germany Abstract Fallbericht: Die pontocerebelläre Hypoplasie (PCH) umfasst eine Gruppe autosomal rezessiver Erkrankungen, die mit einem meist pränatal beginnenden neurodegenerativen Prozess einhergehen. Klinisch stehen eine globale Entwicklungsverzögerung und je nach Subtyp spezifische neurologische Symptome im Vordergrund. Die Therapie ist symptomatisch und die Erkrankung oft im Säuglings- oder Kindesalter letal. Allen bisher beschriebenen Subtypen gemeinsam sind neuroradiologische Merkmale wie Hypoplasie des Cerebellums und Pons, progressive Mikrozephalie sowie variable cerebrale Beteiligung. Die heterogene genetische Grundlage dieser Erkrankungen und ihre tiefe Inzidenz stellen eine Herausforderung für die molekulargenetische Testung dar. Mutationen im Transfer-RNA (tRNA) Splicing Endonuclease-Komplex (TSEN) wurden für die Subtypen PCH2, 4 und 5 identifiziert. Mutationen im mitochondrialen Arginyl-tRNA-SynthetaseGen wurden bei PCH6 beobachtet, und Vaccinia Related Kinase 1 ist bei PCH1 mutiert. Die erst kürzlich beschriebene PCH Typ 9 basiert schliesslich auf Mutationen im AMPD2 Gen. Alle diese Gene spielen eine entscheidende Rolle in der Entstehung der PCH durch Regulierung der RNA und somit der Proteinbiosynthese. Bei einem 4-jährigen Knaben konsanguiner Eltern zeigte sich MR-tomographisch eine Hypoplasie von Pons und Cerebellum mit Degeneration der weissen Substanz sowie Agenesie des Corpus callosum. Klinisch Zeichen waren eine globale Entwicklungsverzögerung, Schluckstörungen, Tetraspastik sowie Schwerhörigkeit. Die Exom-Sequenzierung zeigte eine homozygote AMPD2-Mutation (c.1648G>A, p.Glu550Lys), welche mittels Polyphen-2 und SIFT als putativ pathogen vorhergesagt wurde. Klinisch, radiologisch und molekulargenetisch konnte somit die Diagnose der PCH Typ 9 gestellt werden. Mit zunehmender Kenntnis der zugrundeliegenden genetischen Defekte erweitert sich das klinische Spektrum der PCH. Obwohl zukünftig in einer Vielzahl der Fälle die Diagnose molekulargenetisch gestellt werden kann, möchten wir mit unserer Fallbeschreibung zu einer klinischen Charakterisierung der PCH9 beitragen. Keywords Pontocerebelläre Hypoplasie, neurodegenerative Erkrankung, globale Entwicklungsverzögerung 22 FV02 Freie Vorträge FV02-10 Leigh-ähnlicher Verlauf einer progredienten Enzephalopathie bei ECHS1-Mutation - ein Fallbericht Authors Brackmann F.* (1), Haak T. (2), Prokisch H. (2), Trollmann R. (1) (1) Department of Pediatrics, University of Erlangen, Erlangen, Germany (2) Institute of Human Genetics, Technische Universität München, and Institute of Human Genetics, Munich, Germany Abstract Fallbericht: Einleitung: Mutationen im ECHS1-Gen wurden kürzlich als Ursache einer frühkindlichen Mitochondriopathie mit Ähnlichkeiten zum Leigh-Syndrom beschrieben [1]. Short-chain enoyl-CoA Hydratase (ECHS1) ist ein mitochondriales Enzym mit Funktionen in der beta-Oxidation kurz- und mittelkettiger Fettsäuren sowie im Isoleucin- und Valin-Stoffwechsel. Wir berichten über den seltenen Fall einer ECHS1-Mutation bei einer Patientin mit dem klinischen Bild einer schweren progredienten Enzephalopathie ohne manifeste Epilepsie. Fallbericht: Nach komplikationsloser Schwangerschaft und initial regelrechter Entwicklung mit freiem Laufen im Alter von 14 Monaten erfolgte im Alter von 2 Jahren die Vorstellung der Patientin bei staksigem Gang mit Fallneigung und Sprach- und Hörstörung. Klinisch bestanden eine muskuläre Hypotonie, Koordinationsschwäche sowie choreoathetotische Bewegungen. Serumlaktat, Aminosäureprofil und organische Säuren waren unauffällig. Im cMRT fanden sich diskrete Signalintensitätsstörungen der Basalganglien beidseits, die MR-spektroskopisch mit einer milden Laktat- und Cholinerhöhung einhergingen. Eine Muskelbiopsie ergab, bei unauffälliger Morphologie, Normalbefunde der biochemischen Aktivität der Atmungskettenenzyme, mit Ausnahme einer verminderten Pyruvatdehydrogenase (PDH)-Aktivität. Mutationen im PDH-Komplex (PDHA1, PDHA2, PDHX) oder Mutationen der mtDNA fanden sich jedoch nicht. Im Rahmen einer Exomsequenzierung konnte eine homozygote MissenseMutation im ECHS1-Gen (c.[268G>A];[583G>A]) nachgewiesen werden. Beide Eltern wurden als heterozygote Träger der Mutation identifiziert. Unter supportiver Therapie (Carnitin, Thiamin, Riboflavin, Alpha-Liponsäure) zeigte sich eine progrediente globale Entwicklungsstörung mit generalisierter Hypotonie und Dystonie ohne Manifestation cerebraler Krampfanfälle oder einer kardialen Beteiligung bis ins 5. Lebensjahr. Schlussfolgerung: Dem klinischen Bild einer Leigh Syndrom-ähnlichen mitochondrialen Enzephalopathie mit progredientem Verlauf und wegweisenden cMRT-Befunden können Mutationen im ECHS1-Gen zu Grunde liegen. Literaturverweise [1] Peters et al. ECHS1 mutations in Leigh disease: a new inborn error of metabolism affecting valine metabolism 2014 Keywords ECHS1, Mitochondriopathie, Enzephalopathie, Genetik 23 FV02 Freie Vorträge FV02-11 Akut nekrotisierende Enzephalopathie im Kindesalter - zwei Fallberichte mit variablem klinischen Verlauf und Nachweis einer neuen Mutation im RANBP2-Gen Authors Storch K.* (1) (1) Uniklinikum Dresden, Dresden, Germany Abstract Fallbericht: Einleitung: Die akute nekrotisierende Enzephalopathie, ANE1 (MIM 608033) ist eine autosomaldominante, rasch progrediente Enzephalopathie, die häufig im Rahmen von fieberhaften Infekten auftritt. Sie wird verursacht durch Mutationen im RANBP2 Gen. MR-tomografisch können symmetrisch-fokale Läsionen des Thalamus, Mittelhirn, Pons oder Hirnstamm nachweisbar sein. Kasuistik: Wir berichten über die Krankheitsverläufe zweier einjähriger Jungen (P1, P2) mit Nachweis einer RANBP2-Mutation und differentem klinischem Outcome. Bei P1 waren bei Manifestation mit einer akuten schweren Enzephalopathie im cMRT eine Hirnvolumenminderung. Ventrikeldilatation, Nekrosen des Thalamus, Capsula externa beidseits und im Hirnstamm nachweisbar. Molekulargenetisch wurde die am häufigsten beschriebene Mutation im RANBP2 Gen (p. T585M) gesichert. Im Verlauf entwickelte der Junge eine spastische Tetraparese, Epilepsie und schwere Entwicklungsstörung. Die cMRT nach 8 Monaten ergab eine Hirnvolumenminderung und den Nachweis mehrerer, verkalkter Nekrosen. Die Manifestation von P2 erfolgte mit akuter Hemiparese und progredienter Enzephalopathie im Rahmen einer Gastroenteritis. Radiomorphologisch imponierten symmetrische Ponsläsionen. Differentialdiagnostisch wurde das Vorliegen einer pontinen Myelinolyse bzw. eines Morbus Leigh erwogen. Nach 3 Monaten entwickelte P2 im Rahmen eines subfebrilen Infekts einen Status epilepticus. Die molekulargenetische Analyse ergab eine erstmals beschriebene heterozygote c. 2043G>C-Spontanmutation im RANBP2 Gen. Es erfolgte die Gabe von Prednisolon (2mg/kg/d) über 6 Tage. Die klinische Symptomatik besserte sich deutlich, obgleich eine leichtgradige Hemiparese persistierte. Schlussfolgerung: Bei rezidivierenden Enzephalopathien nach milden viralen Infekten und den oben beschriebenen MR-tomographischen Veränderungen, bzw. positiver Familienanamnese ist die ANE1 eine wichtige Differentialdiagnose. Eine kausale Therapie existiert nicht. Einzelfallberichte beschreiben einen positiven Effekt nach Steroidtherapie. Keywords RANBP2 24 FV02 Freie Vorträge FV02-12 Konzepte der pädiatrischen Palliativversorgung bei Kindern mit neurodegenerativen Erkrankungen - das amerikanische Prinzip des "Concurrent Care" als eine Option Authors Freudenberg L.* (1), Schallner J. (1), von der Hagen M. (1), Nolte-Buchholtz S.* (1) (1) Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Dresden, Germany Abstract Fallbericht: Einleitung: In den letzten Jahren führten Ausweitung und Verbesserung symptomatischer Therapien, frühere Diagnostik usw. zu einer Steigerung der Lebenserwartung bei Kindern mit neurodegenerativen lebenslimitierenden Erkrankungen (NLLE). Eine adäquate Versorgung dieser Kinder sollte krankheitsspezifische Aspekte, lebensverlängernde Maßnahmen und eine Versorgung, die die Lebensqualität im Fokus hat entsprechend dem amerikanischen Prinzip des "Concurrent Care" umfassen. In Deutschland sind zahlreiche Versorgungstrukturen wie die neuropädiatrische Ambulanzen, sozialpädiatrische Zentren, ambulante Pflegedienste, Förderschulen und andere Einrichtungen mit differierenden Schwerpunkten in unterschiedlicher Intensität in die Versorgung von Kindern mit NLLE involviert. Seit 2007 gibt es darüber hinaus in Deutschland den gesetzlichen Anspruch auf eine spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV). Methode: Am Beispiel der klinischen Verläufe von vier Patienten mit NLLE (P1 infantiler Mb Krabbe, P2 metachromatische Leukodystrophie, P3 spinale Muskelatrophie Typ I, P4 juvenile Muskeldystrophie Duchenne) in verschiedenen Erkrankungsstadien und den jeweiligen komplexen Versorgungen werden die Schwerpunkte, der Nutzen und die Herausforderungen einer "Concurrent Care" (CC) von Kindern mit NLLE dargestellt. Schlussfolgerung: 1. Die CC von Kindern mit NLLE unter Einbeziehung der SAPV ermöglicht eine adäquate bedürfnisorientierte Versorgung. 2. Die Therapiezieländerung von einer rein krankheitsspezifischen Behandlung zu einer symptomorientierten, lebensqualitätsbezogenen Versorgung ist fließend und so für die Kinder und Familien niederschwellig möglich. 3. Trotz unterschiedlicher Grunderkrankungen bei Kindern mit NLLE bestehen ähnliche Bedürfnisse, die bestimmt werden durch den gemeinsamen Nenner des "sicheren krankheitsbedingten vorzeitigen Todes zu einem unbekannten Zeitpunkt" 4. Die CC ist eine Herausforderung, bedarf einer guten Kommunikation zwischen allen Beteiligten, transparenter Versorgungsprozesse und als Basis ein gemeinsames Versorgungsziel. Keywords päditrische Palliativversorgung, neurodegenerative Erkrankung, lebenslimitierende Erkrankung, Kinder 25 FV03 Freie Vorträge FV03-04 Entwicklung eines NGS-basierten Panels zur molekulargenetischen Diagnostik von Patienten mit epileptischer Enzephalopathie - eine Studie mit über 800 Patienten. Authors Prehl I.* (1), Reicherter K. (1), Jüngling J. (1), Hoffmann J. (1), Döcker M. (1), Riesch E. (1), Puk O. (1), Russ A. (1), Fehr S. (1), Stöbe P. (1), Grau T. (1), Singh Y. (1), Battke F. (1), Lemke J. (2), Lerche H. (3), Biskup S. (1), Hörtnagel K. (1) (1) CeGaT GmbH, Tübingen, Germany (2) Institut für Humangenetik, Universitätsklinikum Leipzig AöR, Leipzig, Germany (3) Neurologie mit Schwerpunkt Epileptologie, Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Tübingen, Tübingen, Germany Abstract Zielsetzung: Die epileptische Enzephalopathie (EE) ist eine schwere Epilepsieform, die sich zudem durch eine psychomotorische Retardierung auszeichnet. Das phänotypische Spektrum ist sehr heterogen. Die Kenntnis des molekularen Defekts ist entscheidend für die Diagnosesicherung, gezielte Therapieansätze und die Beurteilung des Wiederholungsrisikos. Daher haben wir ein umfassendes NGS-basiertes Panel entwickelt, das regelmäßig aktualisiert wird. Methodik: Für die aktuelle Version unseres Panels wurden nach Recherchen 79 Gene ausgewählt. Diese wurden spezifisch angereichert, mittels NGS sequenziert, bioinformatisch analysiert und annotiert. Varianten mit einer Allelfrequenz <5% wurden in die Auswertung einbezogen. Ergebnis: Im Rahmen unserer Studie wurden 834 Patienten untersucht. Davon waren 419 Patienten bereits mit einer EE diagnostiziert, 415 litten unter unklaren Anfällen und psychomotorischer Retardierung. Insgesamt wurden bei 21,7% der Patienten eindeutig pathogene Mutationen detektiert. Bei 47,1% wurden evtl. pathogene Varianten identifiziert, die bislang nicht beschrieben und als pathogen vorhergesagt wurden. In 31,2% der Fälle konnte die Ursache nicht geklärt werden. Bei 25,3% der mit einer EE diagnostizierten Patienten konnte eine eindeutig pathogene Mutation nachgewiesen werden. In den Genen SCN1A, SCN2A, MECP2 und KCNT1 wurden am häufigsten potentiell pathogene Varianten detektiert. Auch seltene Epilepsien wie eine durch SYNGAP1-Mutationen verursachte EE konnten nachgewiesen werden. Mehrfach konnten mittels NGS Mutationen im SCN1A-Gen identifiziert werden, die zuvor in anderen Laboren mittels Sanger-Sequenzierung ausgeschlossen worden waren. Schlussfolgerung: Die Ergebnisse verdeutlichen, dass wir ein zuverlässiges und kosteneffizientes Panel mit hoher Detektionsrate entwickelt haben. Wir konnten Mutationen bei Patienten mit eindeutig klassifizierbaren EEs, aber auch bei unklaren Phänotypen und bei falsch-negativen Fällen nachweisen. Die Ergebnisse der Studie tragen zu einem besseren Verständnis von Genotyp-Phänotyp-Korrelationen bei. Keywords epileptische Enzephalopathie; NGS; Panel Diagnostik; Mutation; Genetik 26 FV03 Freie Vorträge FV03-05 Somatisches PIK3CA Mosaik als Ursache der Kombination vom Hemimegalenzephalie and Kongenitaler infiltrierender Lipomatose des Gesichts Authors Hahn A.* (1), Hoffmann J.* (2), Biskup S. (2), Reich B. (3), Scheer I. (4), Mayer K. (4), Neubauer B. (5) (1) Abteilung Neuropädiatrie, Gießen, Germany (2) Center for Genomics and Transcriptomics , Tübingen, Germany (3) Kinderherzentrum, Gießen, Germany (4) Abteilung Neuroradiologie, Zürich, Switzerland (5) Abteilung Kinderneurologie, Gießen, Germany Abstract Fallbericht: Die Hemimegalenzephalie (HME) ist eine seltene kortikale Fehlbildung, die charakterisiert ist durch eine Vergrößerung einer Hirnhälfte in Verbindung mit fokaler oder diffuser neuronaler Heterotopie. Als Kongenitale inilftrierende Lipomatose des Gesichts (KILG) wird ein von Geburt an bestehendes, häufig rasch progredientes, übermäßiges Wachstum von Weich- und Skelettteilen einer Gesichtshälfte bezeichnet. Eine Kombination aus beiden Symptomkomplexen (HME-KILG) wurde bisher nur bei einigen wenigen Patienten beschrieben. Kürzlich konnten bei einigen Patienten mit HME im Hirngewebe postzygotische Mutationen verschiedener Komponenten des PIK-AKT3-mTOR-Signalwegs nachgewiesen werden. Zudem wurden bei allen 6 untersuchten Patienten mit isolierter KILG somatische Mutationen des PIK3CA-Gens in betroffenem Gewebe gefunden. Daher führten wir erstmals bei einem 3 Monate alten Patienten mit HME-KILG ein Deep sequencing des PIK3CA-Gens an aus mittels intraoraler Biopsie von affiziertem Gewebe gewonnener und an aus Blut extrahierter DNA durch. Hierbei fand sich die Mutation c.1258T>C (p.C420R) in 26% der Allele im Biopsat, während sie im Blut nicht nachweisbar war. Dies spricht für ein somatisches Mosaik, das möglicherweise in Zellen der Neuralrohrkomponente des primitiven Neuroektoderms entstanden ist. Diese Befunde weisen darauf hin, dass auch bei Patienten mit HME-KILG eine Überaktivierung des PIK-AKT3mTOR-Signalwegs Ursache des vermehrten Zellwachstums sein kann, und zeigen, dass ein Deep sequencing an mittels minimal invasiver Biopsie gewonnenen betroffenem Gewebe eine effektive Methode ist, um den genauen zugrunde liegenden genetischen Defekt nachzuweisen. Keywords 27 FV03 Freie Vorträge FV03-06 Diagnostik-Panels als hocheffiziente Methode zur Detektion genetischer Ursachen bei neuromuskulären Erkrankungen Authors Mohr J.* (1), Glöckle N. (1), Heller C. (1), Grau T. (1), Gleixner E. (1), Bengesser K. (1), Wilhelm C. (1), Battke F. (1), Biskup S. (1), Hörtnagel K. (1) (1) CeGaT GmbH, Tübingen, Germany Abstract Zielsetzung: Die Aufklärung der genetischen Ursache von neuromuskulären Erkrankungen (NMD) und damit die Sicherung einer klinischen Diagnose ist wichtig für den Patienten. Genetische Diagnosen lassen eine Aussage über die Prognose und das familiäre Wiederholungsrisiko zu und können eine gezielte Therapie ermöglichen. Die genetische Diagnostik von NMD wird durch die Heterogenität der Erkrankungen und durch die hohe Anzahl der in Frage kommenden Gene und deren Größe (z.B. TTN, NEB, RYR1, DMD) erschwert. Um dennoch eine umfassende Diagnostik zu ermöglichen wurde ein Panel entwickelt mit dessen Hilfe alle relevanten Gene gleichzeitig analysiert werden können. Methodik: Die Einteilung von 268 relevanten Genen erfolgte anhand des klinischen Phänotyps. Je nach klinischer Diagnose erfolgte eine Stufendiagnostik auf größere Deletionen/Duplikationen vor Anreicherung der relevanten Gene und anschließender Next-Generation-Sequenzierung (NGS). Ergebnis: Über 600 Patienten mit NMD wurden untersucht. Bei 29% konnte die genetische Ursache gefunden werden, bei 22% wurden unklare aber möglicherweise pathogene Varianten gefunden. 49% der Fälle konnten nicht geklärt werden. Klar pathogene Mutationen wurden in 71 verschiedenen Genen gefunden, wobei TTN (7,4%), CAPN3 (5,7%), DMD (5,7%) und RYR1 (5,1%) die am häufigsten veränderten Gene waren. Einer der untersuchten Patienten ist ein 8-jähriger Junge mit progressiver Muskelschwäche, bei dem FSHD, DMD/BMD und SMA bereits ausgeschlossen wurden. Bei ihm wurden die zwei compound heterozygoten Mutationen c.21019C>T; p.Q7007X und c.98827+5G>A in TTN nachgewiesen. Anhand einer cDNA-Analyse konnte gezeigt werden, dass die Mutation c.98827+5G>A zum "skipping" des davor liegenden Exons führt. Schlussfolgerung: Die Patienten der Kohorte wiesen eine hohe genetische Heterogenität auf. Die DiagnostikPanels bieten eine effiziente Methode um dieser Heterogenität gerecht zu werden. Insbesondere bieten sie die Möglichkeit, sehr große Gene wie TTN zu untersuchen. Patienten ohne genetische Diagnose haben eine hohe Chance mit Hilfe der Panel-Diagnostik eine genetische Diagnose zu erhalten. Keywords NGS; Panel Diagnostik; Mutation; Genetik 28 FV03 Freie Vorträge FV03-08 Idebenone verringert den Verlust der Atmungsfunktion bei Duchenne-Muskeldystrophie. Resultate einer doppelblinden, randomisierten, Plazebo-kontrollierten Phase-III-Studie (DELOS) Authors Buyse G. (1), Meier T.* (2) (1) University Hospitals, Leuven, Belgium (2) Santhera Pharmaceuticals, Liestal, Switzerland Abstract Zielsetzung: Kardiorespiratorisches Versagen ist die häufigste Todesursache bei Duchenne-Muskeldystrophie (DMD). Basierend auf den Ergebnissen von präklinischen und Phase-II-Studien wurde die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Idebenone in einer multizentrischen Phase-III-Studie untersucht (DELOS). Methodik: Die Patienten wurden 1:1 in zwei Gruppen randomisiert und erhielten über 52 Wochen Idebenone (Raxone®/Catena®) 900 mg/Tag oder Plazebo. Der primäre Endpunkt war die Veränderung der maximalen expiratorischen Atemflussrate (Peak Expiratory Flow % predicted, PEF%p) zwischen Ausgangswert und Woche 52. Sekundäre respiratorische Endpunkte beinhalteten die Vitalkapazität (FVC), das Exspirationsvolumen in 1 Sekunde (FEV1), wöchentliche PEF-Messungen. Für die statistische Analyse wurde ein "Mixed Model for Repeated Measurements" Verfahren angewandt. Die Intent-To-Treat (ITT)-Gruppe umfasste 64 Patienten (31 Idebenone, 33 Plazebo); eine modifizierte ITT-Gruppe (mITT) schloss 7 Patienten aus. Ergebnis: Idebenone verringerte die Abnahme von PEF%p in der mITT- Gruppe (primärer Endpunkt: Abnahme PEF%p von 3.05%p für Idebenone gegenüber 9.01%p für Plazebo, Therapieeffekt Woche 52 von 5.96%p; p=0.04). Vergleichbare Ergebnisse wurden in der ITT-Gruppe erhoben (2.57%p gegenüber 8.84 %p, Therapieeffekt Woche 52 von 6.27%p; p=0.03) signifikant. Eine signifikante Wirkung von Idebenone wurde ebenfalls beobachtet bei PEF (L/min), den wöchentlich zu Hause gemessenen PEF Tests, sowie FVC- und FEV1-Auswertungen. Die Wirkung von Idebenone auf PEF%p, FVC%p und FEV1%p war bei zuvor mit Glucocorticoid-Steroiden behandelten und bisher unbehandelten Patienten vergleichbar. Die Messresultate der Atmungsfunktion wurden durch Responderanalysen und klinische Beobachtungen gestützt. Keine signifikanten Therapieeffekte wurden beim maximalen Munddruck und PCF beobachtet. Die Behandlung mit Idebenone war sicher und gut verträglich. Schlussfolgerung: Idebenone war in DMD Patienten sicher und gut verträglich und reduzierte signifikant den Verlust der Atmungsfunktion. Das Medikament stellt daher eine neue Behandlungsmöglichkeit für DMDPatienten dar. Keywords Duchenne Muskeldystrophie, Idebenone, Steroide 29 FV03 Freie Vorträge FV03-09 Oro-fazio-digilates Syndrom Typ VI: ist C5orf42 wirklich das relevante Gen? Authors Poretti A.* (1), Poretti A.* (2), Romani M. (3), Mancini F. (3), Micalizzi A. (3), Miccinilli E. (3), Steinlin M. (4), Wolf N. (5), Boltshauser E. (1), Valente E. (3) (1) Universitäts-Kinderklinik, Abteilung für Neuropädiatrie, Zürich, Switzerland (2) The Johns Hopkins University School of Medicine, Russell H. Morgan Department of Radiology, Baltimore, United States (3) IRCCS Casa Sollievo della Sofferenza, Mendel Laboratory, Roma, Italy (4) Universitätsklinik für Kinderheilkunde Bern, Abtelung für Neuropädiatrie, Bern, Switzerland (5) VU University Medical Center and Neuroscience Campus, Department of Child Neurology, Amsterdam, Netherlands Abstract Zielsetzung: Das Oro-Fazio-Digitale Syndrom Typ VI (OFDVI) repräsentiert einen seltenen Phänotyp des Joubert Syndroms (JS). Das OFDVI ist durch Molar Tooth Sign und mindestens eines der folgenden Befunde definiert: 1) Zungenhamartom und/oder zusätzliche Frenula und/oder Lippenkerbe; 2) mesoaxiale Polydaktylie; 3) hypothalamisches Hamartom. C5orf42 wurde kürzlich als das relevante Gen von OFDVI vorgeschlagen: C5orf42 Mutationen wurden bei 9/12 Patienten in 11 OFDVI-Familien (82%) gefunden. Wir beabsichtigten 1) die Prävalenz von C5orf42 Mutationen in unserer OFDVI-Kohorte zu bestimmen und 2) zu prüfen, ob C5orf42 wirklich das relevante Gen von ODVI repräsentiert. Methodik: C5orf42 wurde bei 313 JS-Patienten inklusive 17 OFDVI-Patienten sequenziert. Fisher's exact Test wurde benutzt, um die klinischen Befunde von OFDVI-Patienten mit und ohne C5orf42 Mutation aus unserer Kohorte als auch aus der Literatur zu vergleichen. Wir haben den klinischen Phänotyp aller bisher publizierten JS-Patienten mit einer C5orf42 Mutation überprüft. Ergebnis: Pathogene C5orf42 Mutationen lagen bei 28 von 313 JS-Patienten (9%) vor. Nur zwei der 17 OFDVIPatienten hatten eine Mutation in C5orf42, ein Kind hatte eine Mutation in OFD1. Der Vergleich der klinischen Befunde zwischen OFDVI-Patienten mit (n=14) und ohne (n=17) C5orf42 Mutationen hat gezeigt, dass eine präoder mesoaxiale Polydaktylie und ein hypothalamisches Hamartom bei OFDVI-Kindern mit C5orf42 Mutationen häufig sind , während Zungenhamartome bei OFDVI-Kindern ohne C5orf42 Mutationen überwiegen. Insgesamt wurden bisher 58 JS-Patienten mit C5orf42 Mutationen publiziert: nur 24% weisen einen OFDVI Phänotyp auf. Eine Polydaktylie ist bei der Hälfte der Patienten mit C5orf42 Mutationen vorhanden. Schlussfolgerung: C5orf42 ist ein prävalentes JS-Gen, es spielt eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der Akren. C5orf42 Mutationen sind nur bei OFDVI-Patienten mit Polydaktylie oder einem hypothalamischen Hamartom vorhanden, während der Genotyp von OFDVI-Patienten mit oro-fazialen Stigmata unerklärt bleibt. Keywords Joubert Syndrome; Kleinhirn; Missbildung; Ziliopathie 30 FV03 Freie Vorträge FV03-10 Balkenanomalien bei Joubert Syndrom: niedrige Prävalenz und schwache Phänotyp-Genotyp-Korrelation Authors Poretti A.* (1), Poretti A. (2), Mancini F. (3), Romani M. (3), Micalizzi A. (3), Fluss J. (4), Koch J. (5), Huisman T. (2), Valente E. (3), Boltshauser E.* (1) (1) Universitäts-Kinderklinik, Abteilung für Neuropädiatrie, Zürich, Switzerland (2) The Johns Hopkins University School of Medicine, Russell H. Morgan Department of Radiology, Baltimore, United States (3) IRCCS Casa Sollievo della Sofferenza, Mendel Laboratory, Roma, Italy (4) University Children's Hospital , Pediatric Neurology Unit, Geneva, Switzerland (5) Neuropädiatrische Abteilung, Universitätsspital, Salzburg, Austria Abstract Zielsetzung: Das Molar Tooth Sign (MTS) ist das neuroradiologisches Kennzeichen des Joubert Syndroms (JS). Supratentorielle Befunde wie z.B. Migrationsstörungen und Enzephalozele kommen bei ca. 30% der Kinder mit JS vor. Mutationen in KIF7, einem mit JS assoziierten Gen, sowie das MTS wurden auch bei Kindern mit dem acrocallosalen Syndrom (ACLS) beschrieben. Dies suggeriert eine mögliche Überlappung von JS und ACLS. Die Ziele der Studie waren, 1) die Prävalenz von Balkenanomalien bei JS zu bewerten und 2) zu beurteilen, ob KIF7 das relevante Gen für diesen Phänotyp darstellt. Methodik: Das Vorliegen eines MTS war das Einschlusskriterium. Wir haben qualitativ den Balken auf MRIBildern beurteilt. Ein Teil der Patienten wurde genetisch durch Sequenzieren von 21 JS-Genen inklusiv KIF7 abgeklärt. Ergebnis: MRI-Studien von 533 Kindern mit JS wurden in unsere Studie eingeschlossen. Eine vollständige Balkenagenesie wurde bei 5 Kindern gefunden. Andere Balkenanomalien wurden bei 8 weiteren Kindern gesehen: fehlendes Splenium bei 3, Balkenhypoplasie bei 3, und Dysplasie (abnorme Form) bei 2 Kindern. Die genetische Analyse wurde bei 280 der 533 der Patienten (inklusiv 4 Patienten mit Balkenagenesie und 3 Kinder mit anderen Balkenanomalien) durchgeführt. KIF7-Mutationen fanden sich bei einem Kind mit vollständiger Balkenagenesie und einem Kind mit Balkendysplasie. KIF7-Mutationen wurden bei 273 Kindern mit JS ohne Balkenanomalien ausgeschlossen. Schlussfolgerung: Balkenanomalien sind selten bei JS. In unserer Kohorte sind Mutationen in KIF7 auch selten, sie waren immer mit Balkenanomalien assoziiert. Allerdings wurden JS-Patienten mit KIF7 Mutationen und normalem Balken beschrieben. Das schränkt die Phänotyp-Genotyp-Korrelation zwischen Balkenanomalien und Mutation in KIF7 ein. Keywords Joubert Syndrome; Kleinhirn; Missbildung; Balkenmangel; MRI 31 FV03 Freie Vorträge FV03-11 Zerebelläre Hypoplasie und Dysmorphie bei Neurofibromatose Typ 1 Authors Toelle S.* (1), Poretti A. (2), Weber P. (3), Seute T. (4), Bromberg J. (5), Scheer I. (6), Boltshauser E. (1) (1) Department of Pediatric Neurology, University Children's Hospital, Zürich, Switzerland (2) Pediatric Radiology, The Johns Hopkins University, Baltimore, United States (3) Department of Pediatric Neurology, University Children's Hospital Basel, Basel, Switzerland (4) Department of Neurology and Neurosurgery, University Medical Center Utrecht, GA Utrecht, Netherlands (5) Department of Neuro-Oncology, Erasmus MC Cancer Institute, Rotterdam, AE Rotterdam, Netherlands (6) Department of Pediatric Radiology, University Children's Hospital Zurich, Zürich, Switzerland Abstract Zielsetzung: Neurofibromatose Typ 1 (NF1) ist eine Multisystemerkrankung, die häufig das Zentralnervensystem betrifft. Zerebelläre Beteiligung im Rahmen von NF1 ist gut dokumentiert für Unknown Bright Objects (UBOs) und niedriggradige Gliome. Hingegen sind Publikationen zu zerebellären Malformationen bei NF1 rar. Methodik: Wir haben retrospektiv die klinischen und MRI Daten von 5 Patienten (6-29 Jahre alt) mit NF1 und zerebellären Anomalien ausgewertet. Die morphologischen Auffälligkeiten wurden in 2 Gruppen eingeteilt: a) zerebelläre Hypoplasie mit erweiterten interfoliären Räumen und b)zerebelläre Dysmorphie (beinhaltet Anomalien betreffend Grösse, Form und Ausdehnung der zerebellären Hemisphäre). Ergebnis: Zwei Pat. hatten eine zerebelläre Hypoplasie und drei Pat. eine zerebelläre Dysmorphie. Die Dysmorphie betraf zweimal die rechte Hemisphäre, die linke einmal. Bei all diesen Pat. war die betroffene Hemisphäre vergrössert und die interfoliären Räume im posterioren Anteil erweitert. Zusätzlich war der posteromediale Anteil unförmig (wie ein Anhängsel von zusätzlichem zerebellären Gewebe) und überschritt die Mittellinie im hintersten Abschnitt). Zerebelläre Symptome waren mild ausgeprägt oder gar nicht evident, während Lernstörungen in unterschiedlichem Ausmass bei vier Pat. vorhanden waren. MRFolgeuntersuchungen zeigten über mehrere Jahre unveränderte Resultate. Schlussfolgerung: Einerseits zeigen Kinder mit zerebellärer Hypoplasie - unabhängig von deren Aetiologie gehäuft neurologische Einschränkungen, anderseits weisen Pat. mit NF1 gehäuft neuromotorische Auffälligkeiten und Lernstörungen auf. Ob die zerebellären Anomalien zu den neurokognitiven Defiziten und motorischen Koordinationsstörungen beigetragen haben, lässt sich nicht abschliessend entscheiden. Wir beurteilen den Pathomechanismus bei der zerebellären Hypoplasie und Dysmorphie in NF1 als primäre Anlagestörung (Malformation) und nicht als erworbenen im Sinne einer Disruption. Malformative zerebelläre Anomalien wie die beschriebene Hypoplasie und Dysmorphie sind seltene, aber wahrscheinlich auch wiederholt übersehene, Manifestationen der NF1. Keywords Zerebellum, Neurofibromatose Typ 1, MRI, Cerebelläre Hypoplasie, Cerebelläre Dysmorphie 32 PS01 Posterwalk PS01-01 Exploratives Sakkadentraining für Kinder mit homonymer Hemianopsie: Fallbeschreibung und Vorstellung einer geplanten Studie Authors Krumm A.* (1), Staudt M. (2), Staudt M. (3), Company M. (3), Ivanov I. (1), Küster A. (1), Trauzettel-Klosinski S. (1) (1) Forschungseinheit für visuelle Rehabilitation, Department für Augenheilkunde, Tübingen, Germany (2) Schön Klinik Vogtareuth, Klinik für Neuropädiatrie und Neurologische Rehabilitation, Vogtareuth, Germany (3) Universitätsklinikum Tübingen, Neuropädiatrie, Entwicklungsneurologie, Sozialpädiatrie, Tübingen, Germany Abstract Fallbericht: Homonyme Hemianopsie (HH) bei Kindern als Folge von Trauma, Tumor, prä- und perinatalen Hirnschädigungen sowie hervorgerufen durch epilepsiechirurgische Eingriffe führt zu erheblichen Orientierungsschwierigkeiten im Alltag. Ein bisher gesundes Mädchen entwickelt mit 2 Jahren aufgrund eines febrilen rechts betonten Status epilepticus ein Hemikonvulsions-Hemiplegie-Epilepsie Syndrom mit persistierender Hemiparese rechts. Bei Vorstellung im Alter von 5 Jahren wurde durch Kampimetrie eine HH rechts gesichert. Auffällig waren eine Kopfzwangshaltung (KZH) von 15 º nach rechts und eine deutliche Präferenz für Exploration von Reizen in ihrem sehenden Halbfeld, während Objekte von rechts seltener bemerkt wurden. Den Eltern wurde nahegelegt, durch spielerisches Training, Anreize in das rechte Halbfeld zu geben, und darauf zu achten, dass die Suchbewegungen ausschließlich über Augenbewegungen durchgeführt werden. Zur Überprüfung der visuellen Suche wurde vor und nach "Training" der "Tisch-Test" durchgeführt, bei dem für die Suche von Gegenständen auf einer Tischplatte die Reaktionszeit pro Objekt und Seite gemessen wurde. Ein Jahr später zeigten sich eine veränderte Suchstrategie mit Bevorzugung der rechten Seite und eine schnellere Reaktionszeit im betroffenen Halbfeld (von 74s auf 15s). Die KZH ist auf nun 5 º zurückgegangen und die Eltern berichteten über eine Verbesserung der Orientierung. Dieses Fallbeispiels zeigt, dass schon spielerisches exploratives Sakkadentraining zu einer Verbesserung der Suchstrategie und Orientierung im Alltag führen kann. Bei Erwachsenen konnte die Orientierungsfähigkeit nachweislich durch Explorationstraining verbessert werden [1] . Ein neues Sakkadentraining für Kinder soll in einer aktuellen Studie evaluiert und Kompensationsstrategien sowie Trainingsnutzen durch orthoptische Untersuchung, Suchaufgaben am Eye Tracker, "Tisch-Test" und Lebensqualitätsfragebögen getestet werden. Dabei werden gezielt Patientengruppen mit prä- und perinatalen, später erworbenen beziehungsweise iatrogen verursachten HH eingeschlossen und miteinander verglichen. Literaturverweise [1] Roth, T., A. N. Sokolov, A. Messias, P. Roth, M. Weller, and S. Trauzettel-Klosinski. Comparing explorative saccade and flicker training in hemianopia: a randomized controlled study. 2009 Keywords Homonyme Hemianopsie, exploratives Sakkadentraining, Rehabilitation 33 PS01 Posterwalk PS01-02 Inklusion und Unterstützte Kommunikation als bedeutendste Teilhabeaspekte Authors Beer S.* (1), Mechtl R.* (2), Michl E. (2) (1) LogBUK GmbH, Rosenheim, Germany (2) Private Grundschule Oberaudorf-Inntal, Oberaudorf, Germany Abstract Fallbericht: Vorgestellt wird der Verlauf und wichtige Säulen der Entwicklung eines heute 10;10 jährigen Jungen mit Cerebralparese, GMFCS III. Nach einer Geburtskomplikation mit Uterusruptur der Mutter und anschließender Reanimationspflicht des Neugeborenen kam es infolge der Hypoxie zu einer Ausbildung einer Cerebralparese. Ab dem 5. Lebensmonat (LM) erhielt der Junge Physiotherapie, ab dem 6. LM Logopädie. Als nächster Schritt kam mit der Frühförderung die konduktive Förderung dazu, die ihn bis heute begleitet. Motorische Meilensteine wurden verzögert erlernt: Rollen - 9. LM, Krabbeln - 3 Jahre, Kniestand - 3,5 Jahre, freies Sitzen - 3 Jahre, Laufen am Rollator - 7 Jahre. Als Wendepunkt beschreiben der Betroffene und die Familie die Versorgung mit einem Kommunikationsgerät im Alter von knapp 4 Jahren. Verbal können lediglich Vokalisationen gebildet werden. Eine Beschulung erfolgte die ersten beiden Grundschuljahre mit einer Schulbegleitung als Integrationskind in einer Regelschule. Seit 2 Jahren besucht der Betroffene eine inklusive Grundschule ohne Schulbegleitung. Diese Art der Beschulung stellt für ihn einen weiteren Schritt zur Selbständigkeit und "Normalität" dar. Keywords Cerebralparese, Unterstützte Kommunikation, konduktive Förderung, Inklusion, Meilensteine 34 PS01 Posterwalk PS01-03 Lebensbedrohliche Komplikation der spastischen Zerebralparese - Atlantoaxiale Instabilität Authors Flümann S.* (1), Hachmann W. (1), Kölfen W. (1) (1) Städtische Kliniken Mönchengladbach Kinderklinik, Mönchengladbach, Germany Abstract Fallbericht: Das Risiko, aufgrund eines Wirbelsäulentraumas eine atlantoaxiale Instabilität mit Schädigung des Zervikalmarks zu entwickeln, ist bei Kindern aus funktionellen und anatomischen Gründen erhöht. Bei Patienten mit spastischer Zerebralparese kommen Faktoren zusammen, die dieses Risiko zusätzlich erhöhen können. Dennoch sind in der Literatur nur wenige Fälle in dieser Patientengruppe beschrieben. Ein acht Jahre alter Junge mit spastischer Zerebralparese, geistiger Behinderung und Epilepsie wurde uns vorgestellt wegen einer Kopfschiefhaltung und Bewegungseinschränkung der HWS. Klinisch sahen wir eine Abnahme des Muskeltonus in den Armen. Das MRT der HWS zeigte eine ältere Fraktur des Dens axis mit Dislokation von Dens und Axis, sowie eine Einengung des Spinalkanals mit Kompression und Ödembildung im Myelon. Eine kurative neurochirurgische Therapie war aufgrund einer ausgeprägten Osteoporose nicht möglich. Unser zweiter Patient ist ein sechs Jahre alter Junge mit spastischer Zerebralparese und Epilepsie, der zur Botox-Therapie aufgenommen wurde. Vor Einleitung der Analgosedierung fielen eine erniedrigte Sauerstoffsättigung und eine milde Hyperkapnie auf. Am Folgetag kam es zu einer respiratorischen Verschlechterung, die eine Maskenbeatmung auf der Intensivstation erforderlich machte. Im MRT der HWS zeigten sich eine Dislokation des Dens und eine Einengung des Spinalkanals mit zystischem Defekt des Myelons als Zeichen der irreversiblen Schädigung. Auch hier wurde von einer neurochirurgischen Therapie abgesehen und der Patient bis zu seinem Tod fünf Wochen später palliativ zuhause behandelt. Mit unserem Poster möchten wir auf das erhöhte Risiko einer Rückenmarksschädigung durch atlantoaxiale Instabilität bei Patienten mit spastischer Zerebralparese hinweisen. Möglicherweise wird diese lebensbedrohliche Komplikation häufiger übersehen. Die neurologischen Veränderungen sind subtil und führten nicht zu einer ärztlichen Vorstellung durch die Eltern. Eine verspätete Diagnosestellung schränkt die therapeutischen Optionen ein und trägt somit zu der schlechten Prognose bei. Keywords Spastische Zerebralparese; Atlantoaxiale Instabilität 35 PS01 Posterwalk PS01-06 Neurodevelopmental Disorders nach DSM-5 Authors Tischer P.* (1) (1) KJP Baselland, Liestal, Switzerland Abstract Zielsetzung: Darstellung der 2014 veröffentlichten "Neurodevelopmental Disorders" im Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders - Fifth Edidtion(DSM-5)der American Psychiatric Assiosciationn (APA). Methodik: Darstellung der einzelnen neu in diesem Kapitel des DSM-5 zusammengefassten Diagnosen und deren Neuerungen im Vergleich zur vorigen DSM-IV und noch gültigen International Statistical Classification of Diseases (ICD-10) der WHO. Ergebnis: Im 2014 veröffentlichtem DSM-5 werden unter der Rubrik "Neurodevelopmental Disorders" folgende Diagnosen zusammen gefasst: - Intelligenzminderung - Sprachentwicklungsstörungen - Autismus-Spektrum Störungen - Aufmerksamkeits-Defizit/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) - Lernstörungen - Motorische Störungen. Schlussfolgerung: Wie bei allen Neuerungen in der Klassifikation psychischer Störungen, braucht es bei einem Wechsel der Klassifikationssystem eine Gewöhnungsphase. In dieser Phase wird häufig spezifische aber auch generelle Kritik an Klassifikationssystemen geäussert. Keywords DSM-5, Neurodevelopmental Dissorders 36 PS01 Posterwalk PS01-07 Bewegungsanalyse in der fruehkindlichen sensomotorischen Entwicklung- die Bedeutung spezifischer Hand-/und Fu?funktionen in Alltagszusammenh?ngen Authors Bernard K.* (1) (1) Freiberuflich, Lienz, Austria Abstract Zielsetzung: Bereits Mitte der 1980er Jahre beurteilten zwei unterrichtende Physiotherapeutinnen altersspezifische Bewegungen mittels der 'Funktionellen Bewegungsanalyse nach Klein- Vogelbach'(1977). Grundlage bildeten die 1984 von Prechtl beschriebenen General Movements sowie die Bewegungsvariabilitaet/variationen (Touwen 1977, Hadders- Algra 2010). Bewegungsintensionen/Primaerbewegungen sowie Haende und Fuesse in ihrer Funktion fuer individuelle Bewegungsstrategie-Entwicklung in Alltagssituationen bildeten die Schwerpunkte (Bernard 1995). Ziel der Dokumentation war eine therapeutisch nutzbare Qualitaetsbeschreibung fruehkindlicher Bewegungen. Methodik: Filmaufnahmen, Aufenthaltsorte der Kinder: Frauenklink, med. Fruehfoerderstelle, zuhause Ergebnis: Durch die Anwendung der 'Funktionellen Bewegungsanalyse' in Alltagszusammenhaengen (ICF-CY 2005), koennen Bewegungen junger Kinder spezifisch qualifiziert werden und ist somit relevant füer die Physiotherapie Bobath- Konzept/ Neuropaediatrie Schlussfolgerung: Parallel zu Forschungsergebnissen von Hadders- Algra (2010) ueber Bewegungsvariabilitaet und - variationen gibt es durch langjaehrige therapeutische Erfahrungen ein weiteres Instrument zur Beurteilung des Bewegungsverhaltens junger Kinder Keywords Bewegungsanalyse- Fruehkindliche Entwicklung- Physiotherapie Bobath- Konzept 37 PS01 Posterwalk PS01-08 Therapien von sehr kleinen Frühgeborenen bis zum Vorschulalter in Deutschland Authors Spiegler J.* (1), Göpel W. (1), Herting E. (1) (1) Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universität zu Lübeck, Lübeck, Germany Abstract Zielsetzung: Frühgeborene mit einem Geburtsgewicht unter 1500g (VLBW) haben ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von Entwicklungsstörungen. Aktuell gibt es wenig Daten, ob und welche Therapien diese Kinder im Entwicklungsverlauf erhalten. Methodik: Im Rahmen einer multizentrischen Studie über den postnatalen Verlauf von VLBW Frühgeborenen in Deutschland (German neonatal network, Start 2009) erfolgt aktuell eine Nachuntersuchung im Alter von 5 Jahren. Im Rahmen dieser Nachuntersuchung werden Eltern zu erfolgten Therapien (Heilmittelverordnung, heilpädagogische Förderung) seit der stationären Entlassung persönlich befragt. 158 Kinder wurden bis zum 15.12.2014 nachuntersucht. Ergebnis: Das Gestationsalter der nachuntersuchten Kinder betrug (Median (Q1-Q3)): 29,0 (26,7-31,1) Schwangerschaftswochen; Geburtsgewicht: 1140g (810g-1380g). 6% zeigten eine Infantile Cerebralparese. Die Neurologische Untersuchung war in 71% komplett unauffällig, die "Gross motor function Scale" war bei 67% für die Grobmotorik und bei 73% für die Feinmotorik komplett unauffällig. Physiotherapie erhielten 66% der Kinder, Ergotherapie 34%, Logopädie 39%, heilpädagogische Förderung 36%. Als für die Entwicklung als hilfreich angesehen wurde Physiotherapie von 81%, Ergotherapie von 70%, Logopädie von 75% und heilpädagogische Förderung von 84% der Eltern. Die meisten Therpien fanden im 1. Lebensjahr statt, die Inanspruchnahme von Therapien erreichte im 3. Lebensjahr ein Minimum und stieg bis zum 5. Geburtstag erneut an. Schlussfolgerung: Ehemalige VLBW Frühgeborene erhalten in den ersten Lebensjahren viele Therapien. Evidenz für den Nutzen von heilpädagogischer Förderung ist in der Literatur beschrieben, Eltern beurteilen diese Therapieform am besten. Keywords VLBW, Frühförderung, Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie 38 PS01 Posterwalk PS01-09 Assoziation einer Analgosedierung mit Fentanyl von Frühgeborenen mit dem entwicklungsneurologischen Outcome im korrigierten Alter von 24 Monaten Authors Niedermaier S.* (1), Förster K. (2), Schulze A. (2), Hilgendorff A. (1) (1) iSPZ im Dr. von Haunerschen Kinderspital der LMU München, Comprehensive Pneumology Center, Helmholtz Zentrum München, München, Germany (2) Perinatalzentrum des Klinikums Großhadern der LMU München, München, Germany Abstract Zielsetzung: Wegen seiner günstigen Eigenschaften (schneller Wirkeintritt und kurze Halbwertszeit) wird Fentanyl bei zur Analgosedierung Frühgeborener häufig verwendet. Über das entwicklungsneurologische Outcome nach Fentanylgabe in der Neonatalperiode ist bisher wenig bekannt. Ziel dieser retrospektiven Analyse war, einen möglichen Zusammenhang zwischen Fentanylgabe in der Neonatalperiode und dem Entwicklungsstand im korrigierten Alter von 24 Monaten zu untersuchen. Methodik: N=35 Frühgeborene, die mit einem Gestationsalter <= 32 SSW und/oder einem Geburtsgewicht unter 1500g im Jahr 2011 im Perinatalzentrum Großhadern geboren wurden, wurden untersucht. Ausschlusskriterien waren schwere angeborene Fehlbildungen oder der Verdacht auf eine syndromale Erkrankung. Vergleichend erfasst wurden der klinische Verlauf (intraventrikuläre Hirnblutung, Sepsis, bronchopulmonale Dysplasie, nekrotisierende Enterokolitis, Operation), Höhe und Dauer der Fentanylgabe sowie die Ergebnisse der entwicklungsneurologischen Nachuntersuchung mit Hilfe der Bayley Scales of Infant Development, 2nd Edition im korrigierten Alter von 24 Monaten. Ergebnis: 34 Kinder mit einem mittleren Gestationsalter von 27+0 SSW (24+1 SSW bis 31+5 SSW) und einem mittleren Geburtsgewicht von 805g (410g bis 1200g) wurden im korrigierten Alter von 23 bis 26 Monaten nachuntersucht. 10 Kinder mit einem mittleren Gestationsalter von 25+4 SSW und einem mittleren Geburtsgewicht von 758,5g hatten eine Fentanylsedierung in einem Zeitraum von 1 bis 90 Tagen erhalten. Es zeigten sich in der entwicklungsneurologischen Nachuntersuchung keine signifikanten Unterschiede zwischen der Gruppe mit Fentanylsedierung und der Vergleichsgruppe im motorischen (Psychomotor Developmental Index, PDI 79±14 versus 86±9, P = .10) oder im kognitiven Subtest (Mental Developmental Index, MDI 83 ± 19 versus 94 ± 15, P = .09). Schlussfolgerung: In dieser kleinen Kohorte von Frühgeborenen vor der 32+0 SSW zeigte sich kein signifikanter Zusammenhang zwischen einer Analgosedierung mit Fentanyl in der Neonatalperiode und dem entwicklungsneurologischen Outcome im Alter von 24 Monaten. Keywords Frühgeburtlichkeit, entwicklungsneurologisches Outcome, Fentanyl 39 PS01 Posterwalk PS01-10 Stress und Muster des Cortisol-Tagesprofils - Ist nur "hoch" gefaehrlich? Authors Böhm R.* (1), Merschhemke P.* (1) (1) Kinderklinik - SPZ, Bielefeld, Germany Abstract Zielsetzung: Im Beitrag sollen aktuelle Studienergebnisse zur Cortisol-Sekretion dargestellt und ihre Bedeutung fuer das Gehirn und die kindliche Entwicklung bewertet werden. Methodik: Literaturreview zu den Stichworten (fruehe) Kindheit und Stress, toxischer Stress, traumatischer Stress, HPA-Achse, Cortisol-Tagesprofil, seelische Gesundheit. Ergebnis: Traumatischer Stress kann erhebliche Auswirkungen auf das kindliche Gehirn haben bis hin zu neurotoxischer Gewebsschaedigung (toxic stress). Zentraler Regulator der psychobiologischen Stressreaktion ist die HPA-Achse. Lange Zeit wurde davon ausgegangen, dass vor allem persistierend erhoehte Werte von Cortisol, dem Endprodukt der Achse, einen Marker fuer stressbedingte Gesundheitsrisiken darstellen. In juengster Zeit mehren sich aber die Hinweise, dass bestimmte Formen von chronischem Stress, je nach betrachtetem Zeitfenster des circadianen Rhythmus, gegensinnige Auswirkungen auf das Tagesprofil haben koennen. So scheinen unter solchen Bedingungen die Nachmittags-Werte hoeher zu liegen, waehrend der physiologischerweise hohe Wert des Morgen-Cortisols zunehmend abfaellt. Hieraus resultiert ein auffallend abgeflachtes Tagesprofil, was als besonderer Risikofaktor sowohl fuer subjektives Belastungserleben als auch fuer seelische St?rungen (dissoziale Stoerungen, CFS, Depression) im Langzeitverlauf angesehen wird. Schlussfolgerung: Untersuchungen zu fruehkindlicher Stressbelastung sollten die Dynamik des CortisolTagesprofils beruecksichtigen. Auch erniedrigte Werte, speziell des morgendlichen Cortisols, koennen Indikator traumatischer Belastung sein. Ein daraus resultierendes hohes-flaches Profil stellt einen spezifischen RisikoBefund dar. Keywords (fruehe) Kindheit und Stress, toxischer Stress, traumatischer Stress, HPA-Achse, Cortisol-Tagesprofil, seelische 40 PS01 Posterwalk PS01-12 Hör auf Deinen Bauch-Vertraue nicht nur dem MRT Authors Cagnoli S.* (1), Idris N.* (2), Piroth W. (3), Große-Opphoff J. (4), Borusiak P. (1), Sinha K. (4) (1) Sozialpädiatrisches Znetrum, Helios Kinderklinik, Wuppertal, Germany (2) Sozialpädiatrisches Zentrum, Helios Kinderklinik, Wuppertal, Germany (3) Kinderradiologie, Helios Klinikum, Wuppertal, Germany (4) Kinderklinik, Helios Klinikum, Wuppertal, Germany Abstract Fallbericht: Wir nahmen einen 16jährigen Jungen mit pochenden Kopfschmerzen und einer passageren Sprachstörung sowie verminderten Funktion des linken Armes und Beines 5 Stunden zuvor auf. In der Notfallambulanz war die neurologische Untersuchung zur Aufnahme völlig normal. Es bestand keine Kopfschmerzanamnese beim Patienten, wir vermuteten aber aufgrund einer positiven familiären Belastung (Mutter mit Migräne-Attacken) eine erste Episode einer Migraine accompagnee. Aufgrund der fokalen neurologischen Symptome führten wir sofort ein Schädel-MRT durch, was einen unauffälligen Befund erbrachte. Sechs Stunden später entwickelte der Patient erneut eine Hemiparese links mit dysarthrophoner Sprache und zentraler Facialisparese links, jetzt ohne Kopfschmerz. Trotz des normalen initialen MRT-Befundes wiederholten wir diese Untersuchung und fanden einen lakunären Infarkt des crus posterior der capsula interna und des ventrolateralen Anteils des Thalamus rechts. Wir begannen eine Behandlung mit ASS und die neurologischen Ausfälle bildeten sich innerhalb einer Woche vollständig zurück. Im Rahmen einer umfangreichen Ursachensuche ergab sich eine Faktor V-Leiden-Mutation (G1691A). Die Fluktuation der neurologischen Defizite kann nahezu als typisch für lakunäre Infarkte eingeordnet werden. Wir empfahlen die kontinuierliche prophylaktische Gabe von 100 mg ASS p.o. für die nächsten drei Jahre. Der Patient ist jetzt ein Jahr nach dem Ereignis beschwerdefrei, hatte nie wieder so starke Kopfschmerzen oder andere neurologische Auffälligkeiten. Eine neuropsychologische Testung zeigt im follow-up eine normale Intelligenz im oberen Bereich und keine Einschränkungen der exekutiven Funktionen. Wieder einmal demonstriert dieses Fallbeispiel die Bedeutung der klinischen Beurteilung. Nicht nur Patienten, sondern auch viele Ärzte trauen eher Laborwerten oder Befunden aus apparativen Untersuchungen als ihrer eigenen Wahrnehmung. In manchen Fällen kann dies in die Irre führen und Patienten profitieren nach wie vor von einer guten klinischen Einschätzung ihres Arztes inklusive seines "Bauchgefühls". Keywords Migräneattacke, Hemiparese, MRT, fluktuierender Verlauf, Infarkt 41 PS01 Posterwalk PS01-13 Zoster-Neuropathie: seltene Differenzialdiagnose bei therapierefraktärem atypischem Gesichtsschmerz Authors Koch K.* (1) (1) Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Neuropädiatrie/SPZ, Heidelberg, Germany Abstract Fallbericht: Fall mit atypischem Gesichtsschmerz: 15jähriger Junge mit einseitigem, in Attacken von Min. bis Stunden auftretendem Kopf- und Gesichtsschmerz. Stechend, heftig (NRS 8/10), hinter dem rechten Auge und in der rechten Stirn lokalisiert, mit Augentränen und Lichtscheu. Besserung auf Ibuprofen und Ruhen/Schlafen. In der Anamnese keine Migräne, milde Kopfschmerzen vom Spannungstyp. Augenärztliche (Augeninnendruck und Funduskopie) und neurologische Untersuchung, cMRT und Liquorstatus waren o.p.B., im EEG unspezifische occipitale Verlangsamung. Differenzialdiagnosen: Wir zogen v. a. Cluster-Kopfschmerz, SUNA-Syndrom, und paroxysmale Hemikranie (einseitige Kopf- und Gesichtsschmerzen und autonome Symptomatik, Attacken unterschiedlicher Dauer) in Betracht. Eine Trigeminusneuralgie war aufgrund der Klinik unwahrscheinlich, Befunde für eine -Neuropathie fehlten. Diagnose: In einer 2. augenärztl. Untersuchung (nach 3 Tagen) Nachweis einzelner Vesikel unter dem rechten Oberlid, damit V. a. herpetische Blepharokonjunktivitis. Nachbestimmte Serum-IgM Antikörper gegen Varizella zoster-Virus waren positiv. Es erfolgte eine intravenöse Therapie mit Aciclovir und Cefuroxim. Schmerztherapie im Verlauf: Versuche mit Sauerstoffdusche, Sumatriptan nasal in der Attacke ohne Effekt. Piritramid linderte die Schmerzen kaum. Im Verlauf Verschlechterung, mehr Dauerschmerz. Tramadol nicht effektiv, aber Oxycodon/Naloxon in Kombination mit Gabapentin und Amitriptylin (sukzessive Dosissteigerung). Carbamazepin add on wurde nicht vertragen, aber Oxcarbazepin. Effektiv war die 2 malige Leitungsanästhesie am N. supraorbitalis mit Ropivacain. Reduktion der Medikation über 9 Wochen hinweg (zuerst Oxycodon, zuletzt Gabapentin) ohne Schmerzrezidiv oder erneute autonome Symptome. Schlussfolgerung: Ein Herpes Zoster mit wenigen oder fehlenden Vesikeln sollte bei atypischen Schmerzen oder unklarer Ätiologie mit in Betracht gezogen werden, auch bei Kindern und Jugendlichen. Die Therapie kann mehrere Ansätze erfordern, sie sollte frühzeitig begonnen und stringent durchgeführt werden. Keywords Differenzialdiagnose atypischer Gesichtsschmerzen - Zoster-Neuropathie - Leitungsanästhesie 42 PS01 Posterwalk PS01-14 Interdisziplinäres Evaluations- und Kriseninterventionsangebot unter neuropädiatrischen, psychiatrischen und heilpädagogischen Aspekten für geistig behinderte Kinder Authors Erlewein R.* (1) (1) Lups, HPF, Luzern 16, Switzerland Abstract Zielsetzung: Bei herausforderndem Verhalten von geistig behinderten SchülerInnen in Sonderschulen kann die heilpädagogisch-psychiatrische Fachstelle gerufen werden, um im ambulanten Setting eine Krisenbewältigung nach differenzierter Diagnostik zu initiieren. Die Fachstelle ist mit Fachpersonen mit neuropädiatrischer, psychiatrischer und sonderpädagogischer Kompetenz besetzt. Methodik: Der diagnostische Part erfolgt unter systemisch multimodalem Vorgehen in drei unterschiedlichen Sitzungen. 1.) Systemgespräch mit Lehrpersonen, Sozialpädagogen und Therapeuten im Sinne eines -Reflecting Teams-, 2.) Im diagnostischen Einzelsetting mit dem Schüler und 3.) im Einzelgespräch mit den Eltern. Ergebnis: Ätiologische Hintergründe wurden in folgenden Bereichen gefunden: -Bislang unerkannte neuropädiatrische Erkrankungen, wie -genetisch definierte Syndrome, -Deletionssyndrome, -Trisomien, -Monosomien, -Epilepsien, -Cerebral-paresen -Somatische Erkrankungen, insbesondere Schmerzsyndrome: z.B. M.Perthes -Regulationsstörungen des Schlafens und des Essens, -Schlafapnoesyndrome -Psychosoziale Belastungssituationen vielfältiger Art z.B. -Trennung, -Vernachlässigung, etc. -Psychiatrische Störungen wie -psychotische Zustände, -Suizidalität und Posttraumatische Belastungsstörungen -Autismus Spektrum Erkrankungen -Schulische Überlastungssituationen z.B. bei -Fehleinschätzungen des Entwicklungsstandes,exekutiven Funktionsstörungen oder inhomogenem Begabungsprofil Über 90% der angemeldeten Patienten können trotz der Krise in ihrer Institution verbleiben; bei fast allen kommt es durch problemzentrierte Unterstützung zu einer deutlichen Besserung des ursprünglichen Verhaltens. Schlussfolgerung: Die interdisziplinäre Vernetzung von heilpädagogischer, neuropädiatrischer und psychiatrischer Kompetenz eingesetzt um ursächliche Hintergründe von Verhaltensauffälligkeiten bei geistig behinderten Kindern in ihrem üblichen Umfeld zu erkennen und zu behandeln, kann zu einer deutlichen Verbesserung der Lebensqualität dieser Kinder und Jugendlichen führen. Keywords geistige Behinderung, psychische Störung,Ätiologie der Verhaltensauffälligkeiten, medizinische und 43 PS01 Posterwalk PS01-15 Postnatale Mikrozephalie, Dyskinesie und Balkenagenesie als Hinweis auf eine FOXG1-assoziierte Erkrankung ein Fallbericht Authors Karch S.* (1), Dikow N. (2), Seitz A. (3), Pietz J. (1) (1) Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Neuropädiatrie, Heidelberg, Germany (2) Institut für Humangenetik, Heidelberg, Germany (3) Neurologische Klinik, Abteilung Neuroradiologie, Heidelberg, Germany Abstract Fallbericht: Einleitung: Punktmutationen oder Copy Number Variations (CNVs) im FOXG1-Gen führen zu einer entwicklungsbedingten Enzephalopathie, auch kongenitales Rett-Syndrom (MIM 613454) genannt. Klinisch äußert sich dies durch eine schwere kognitive Störung mit ausbleibender Sprachentwicklung, autistisches Verhalten und Epilepsie. Bei 14q12-Deletionen, welche das FOXG1-Gen betreffen, oder intragenischen Mutationen finden sich zudem eine ausgeprägte postnatale Mikrozephalie, Dyskinesie und Anlagestörung des Corpus callosum. Patienten mit 14q12-Duplikationen haben hingegen einen normalen Kopfumfang und einen normal angelegten Balken. Falldarstellung: Ein Junge wurde als erstes Kind gesunder Eltern nach unauffälliger Schwangerschaft und Geburt termingerecht mit einem Körpergewicht von 3530g (P 41), einer Körperlänge von 52 cm (P39) und einem Kopfumfang von 33,5 cm (P 5) geboren. Die ersten drei Lebensmonate waren durch Irritabilität und Schlafprobleme geprägt, später fielen ein fehlender Blickkontakt und eine Dezeleration des Kopfumfangs auf. Klinisch zeigten sich im Alter von 12 Monaten eine Rumpfhypotonie und athetoid-dystone Bewegungen der Hände. Seine Entwicklung war deutlich verzögert. Mit 2,5 Jahren konnte der Junge greifen, sich drehen und robben. Er sprach 4-5 einzelne Wörter. Epileptische Anfälle sind bei ihm bisher nicht aufgetreten. EEGs zeigten keine epileptiforme Aktivität. In der kranialen MRT fanden sich eine Balkenagenesie und eine Myelinisierungsverzögerung. Eine Chromosomen- und Array-Analyse sowie metabolische Diagnostik ergaben unauffällige Befunde. Bei der Sequenzierung des FOXG1-Gens wurde eine bereits als pathogen bekannte Mutation (c.256delC, p.Q86Rfs*106) in heterozygotem Zustand nachgewiesen. Diskussion: Bei Kindern mit einer ausgeprägten postnatalen Mikrozephalie, deutlichen Entwicklungsstörung, Dyskinesie und Anlagestörung des Balkens sollte, auch wenn keine Epilepsie vorliegt, eine FOXG1-assoziierte Erkrankung in Erwägung gezogen und eine spezifische molekulargenetische Diagnostik, ggf. inkl. Gensequenzierung, veranlasst werden. Keywords FOXG1, postnatale Mikrozephalie, Entwicklungsstörung, Balkenagenesie 44 PS01 Posterwalk PS01-16 Pontine Tegmentale Cap Dysplasie bei einem sehr untergewichtigen (ELBW) Frühgeborenen Authors Picker-Minh S.* (1), Hartenstein S. (2), Proquitté H. (3), Fröhler S. (4), Raile V. (5), Krämer N. (6), Kalache K. (7), Morris-Rosendahl D. (8), Boltshauser E. (9), Chen W. (4), Kaindl A. (1) (1) Charité, Klinik für Neuropädiatrie, Institut für Zell- und Neurobiologie, Berlin, Germany (2) Charité, Klinik für Neonatologie, Berlin, Germany (3) Universitätsklinikum Jena für Kinder- und Jugendmedizin, Jena, Germany (4) Max-Delbrück-Centrum für molekulare Medizin, Berlin, Germany (5) Charité, Sozialpädiatrisches Zentrum für Neuropädiatrie, Berlin, Germany (6) Institut für Zell- und Neurobiologie, Berlin, Germany (7) Charité, Klinik für Geburtsmedizin, Berlin, Germany (8) Imperial College London, London, Germany (9) Universitätsspital Zürich, Klinik f. Neuropädiatrie, Zürich, Germany Abstract Fallbericht: Die Pontine Tegmentale Cap Dysplasie (PTCD) ist ein seltenes Syndrom, welches mit einer Malformation des Metencephalons und der Hirnnerven einhergeht und durch spezifische radiologische Befunde definiert wird. Letztere beinhalten eine hypoplastische Pons mit einer ventralen Abflachung und einer dorsalen "tegmental cap", einer Dorn-ähnlichen Protrusion in den 4. Ventrikel. Bisher existieren nur 27 Einzelfallbeschreibungen dieser Erkrankung. Wir geben einen Überblick über den Phänotyp der Erkrankung und stellen mit der Beschreibung des ersten sehr untergewichtigen (ELBW) Frühgeborenen mit einer PTCD das schwerwiegendste Ende des Krankheitsspektrums dar. Wir heben erstmals einen schmerzvollen Blepharospasmus als klinisches Zeichen der PTCD, hinweisend auf eine Beteiligung des N. trigeminus bzw. N. facialis, hervor und stellen pränatale craniale Bildgebungsbefunde dar, die frühzeitig auf die Erkrankung hinweisen. Da die genetische Ursache der PTCD bislang unklar ist, führten wir bei unserer Patientin eine Chromosomenanalyse, eine Array-CGH und eine Whole-Exome-Sequenzierung durch. Wir stellen hier deren Befunde vor und diskutieren mögliche Kandidatenregionen/gene. Wir möchten mit der Darstellung der PTCD zur Diagnosestellung bei weiteren Patienten beitragen und die Identifizierung der genetischen Ursache im Rahmen weiterer Studien unterstützen. Keywords Pontine Tegmentale Cap Dysplasie, PTCD, pontine Hypoplasie, Innenohrschwerhörigkeit, ELBW Frühgeborenes 45 PS01 Posterwalk PS01-17 Bohring-Opitz-Syndrom - Mutation im ASXL1-Gen als seltene Ursache einer globalen Entwicklungsstörung mit Gedeihstörung und charkteristischem Phänotyp Authors Ziegler A.* (1), Schuler E. (1), Hoffmann G. (1) (1) Universität Heidelberg, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Heidelberg, Germany Abstract Fallbericht: Wir präsentieren den Fall eines 6 Monate alten Säuglings mit der Verdachtsdiagnose eines Bohring-Opitz-Syndroms. Es handelt sich um ein seltenes Fehlbildungssyndrom mit variabler Ausprägung. Hauptmerkmale sind eine intrauterine Wachstumsverzögerung, eine Gedeihstörung und Trinkschwäche nach Geburt, eine ausgeprägte globale Entwicklungsstörung und eine charakteristische Haltung bei Geburt (sog. Bohring-Haltung). Im Verlauf besteht zudem meist eine Mikrocephalie mit Trigonocephalus bei prämaturer Nahtsynostose der Sutura metopica sowie ein Exophtalmus. In variabler Ausprägung werden bei Geburt ein Naevus flammeus im Gesicht, eine charakteristische Facies mit kleineren Dysmorphiezeichen und ein Hirsutismus berichtet. Ursächlich wurden v.a. heterozygote Nonsense-Mutationen im ASXL1-Gen identifiziert, allerdings nicht in allen berichteten Fällen. Es handelt sich in der Regel um eine sporadische Erkrankung. Das ASXL1-Gen ist involviert in die Regulation der sog. HOX-Gene, die u.a. in der Entwicklung von Körpermustern und im ChromatinRemodeling involviert sind. Die Ursache für die Gedeihstörung ist nicht bekannt. Im berichteten Fall erfolgte die Vorstellung in der Neuropädiatrie zur weiteren Abklärung einer Entwicklungs-und Gedeihstörung. Neben den oben beschriebenen Auffälligkeiten, die teilweise in sehr milder Ausprägung vorlagen, zeigten sich im durchgeführten MRT des Schädels eine unspezifische Myelinisierungsverzögerung, ein schmächtiger Balken und subependymale Heterotopien im Einklang mit der Literatur. Wir führten eine umfassende Abklärung der Gedeihstörung durch, die außer einem sonographisch hyperechogenen Pankreas keinen wegweisenden Befund ergab. Probatorisch werden derzeit eine balanzierte Diät in Kombination mit einer Substitution von Pankreasenzymen durchgeführt. Schlussfolgerung: Die Kombination aus einer charakteristischen Haltung der oberen Extremität bei Geburt, einer Gedeihstörung und globalen Entwicklungsverzögerung mit charakteristischen Dysmorphien sollte Anlass für einen molekulargenetischen Ausschluss eines Bohring-Opitz-Syndroms geben. Keywords Bohring-Opitz-Syndrom, Dysmorphiesyndrom, subependymale Heterotopien 46 PS01 Posterwalk PS01-18 Therapie bei kindlicher/juveniler Huntington-Erkrankung: Unterschiede zur Behandlung bei Erwachsenen Authors Thiels C. (1), Saft C.* (2), Köhler C. (1), Stahl A.* (1), Lücke T. (1) (1) Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin der RUB, Bochum, Germany (2) Abteilung Neurologie der RUB; Huntington-Zentrum, Bochum, Germany Abstract Fallbericht: Einleitung: Für die Behandlung von Huntington (HD)-Patienten sind die Therapie-Empfehlungen unter der Leitlinie Chorea der DGN zusammengefasst. In deutlich weniger als 10% beginnt die Erkrankung vor dem 21.LJ (juvenile HD) und in 0,5 - 1% vor dem 10.LJ (kindliche HD). Therapieempfehlungen sind in diesem Alter nicht etabliert. Wir berichten über die Therapie-Erfahrungen bei 5 HD-Patienten <18.LJ, die damit verbundenen Chancen und Schwierigkeiten, sowie Abweichungen von der Therapie im Erwachsenenalter. Kasuistiken: Pat. 1: 17LJ., nächtliche Krisen mit psychomotorischer Unruhe, tagsüber Bradykinesie, Gangstörung, Rollstuhlabhängig, zusätzlich Dystrophie; Therapie: Pramipexol, Quetiapin, Valproat, L-Dopa, Energy drinks, Unterbringung zu Hause. Pat. 2: 15LJ., Stimmungsschwankungen, Depression, Bradykinesie, zunehmende Gangstörung, Rollstuhlabhänig, Antriebslosigkeit, Tremor, EEG-Pathologie; Therapie: Pramipexol, Venlafaxin, Quetiapin, Valproat, Lithium; Unterbringung Psychiatrie Pat. 3: 16LJ. ausgeprägte Depression, Tremor, Halluzinationen, mangelnde Impulskontrolle; Therapie: Venlafaxin, Risperidon, Clozapin, Unterbringung Jugendwohnbereich für Behinderte ohne Ausbildungsförderung. Pat. 4: 10LJ., nächtliche Anspannung, bradykinetische Bewegungsstörung, Gangstörung, Rollstuhl-abhängig, zusätzlich Dystrophie; Therapie: Clobazam, Enegry drinks. Unterbringung zu Hause, zwischenzeitlich Palliativstation. Pat. 5: 15LJ., Schulprobleme, Depression; Therapie: Psychotherapie, Inklusion in der Regelschule, Unterbringung zu Hause. Zusammenfassung: Für das Behandlungskonzept der HD bei Kindern und Jugendlichen wird mehr als bei den Erwachsenen eine auf die im Vordergrund stehende Symptomatik abgestimmte Therapie benötigt. Neben den klassischen Symptomen der HD kommen für das Entwicklungsalter typische Konflikte insbesondere im Jugendalter hinzu, die ein multimodales Behandlungsregime erfordern. Häufig muss eine off-label Medikation Anwendung finden, da Studien in dieser kleinen Population nicht durchführbar sind und die zu behandelnde Symptomatik nicht einheitlich ist. Keywords kindliche/jugendliche Huntington-Erkrankung; Therapieoptionen; Probleme im Jugendalter 47 PS01 Posterwalk PS01-19 Fallbericht einer Patientin mit POLG-Mutation und klinischem Verlauf eines myocerebrohepatischen Syndroms Authors Spiegler J.* (1), Hellenbroich Y. (2), Ahting U. (3), Freisinger P. (4) (1) Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universität zu Lübeck, Lübeck, Germany (2) Institut für Humangenetik, Universität zu Lübeck, Lübeck, Germany (3) Institut für Humangenetik, Klinikum rechts der Isar, München, Germany (4) Klinik für Kinder-und Jugendmedizin, Klinikum am Steinenberg, Reutlingen, Germany Abstract Fallbericht: Mutationen im POLG-Gen führen zu verschiedenen, teilweise überlappenden Phänotypen. Das myocerebrohepatische Syndrom wurde bisher nur selten beschrieben. Symptome treten meist in den ersten Lebensmonaten als globale Entwicklungsverzögerung, Lactatazidose und Myopathie einhergehend mit einer Gedeihstörung auf. Zusätzlich beobachtete Symptome sind Leberfunktionsstörungen, Pankreatitis, zyklisches Erbrechen und Hörstörungen. Fallbericht: Die Patientin fiel postnatal mit einer Atemanpassungsstörung und beidseitigen Innenohrschwerhörigkeit auf. Es zeigte sich eine ausgeprägte muskuläre Hypotonie, im Verlauf eine rasch progrediente Gedeihstörung. Anhaltendes Erbrechen machte eine Intensivierung der Therapie über Magensonde, PEG, PEJ hin zu einer totalen parenteralen Ernährung notwendig. Hierunter zeigte sich ein kontinuierliches langsames Gedeihen und in Phasen mit weniger Erbrechen auch eine gebesserte Vigilanz. Laborchemisch kam es zu einem Anstieg der Transaminasen und Lipase. Ab dem 7. Lebensmonat wurden schwere Hypoglykämien bereits bei Infusionspausen unter 10 min. beobachtet. Diagnostik: Es fand sich ein erhöhtes Liquor- und Urin-Laktat, keine erhöhten Laktatwerte im Blut. In der Muskelbiopsie zeigten sich in der Elektronenmikroskopie schmächtige Mitochondrien mit vermehrten Lipideinlagerungen und geringem Glykogengehalt. Eine Sequenzierung des POLG1-Gens zeigte einen Polymorphismus (p.Glu1143Gly maternal) und zwei als pathogen einzuschätzende Mutationen: 1.p.Trp748Ser (maternal) 2.p.Lys875Arg (paternal) Die erste Mutation ist bereits vorbeschrieben und hat einen sehr variablen Phänotyp, die zweite befindet sich in einer hochkonservierten Region des Gens und wurde bieher noch nicht beschrieben. Die Segregation bei den Eltern passt zur Pathogenität. Zusammenfassung: Wir beschreiben eine Patientin mit dem klinischen Bild eines myocerebrohepatischen Syndroms bei nachgewiesener compound heterozgoter POLG-Mutation. Bei Beteiligung von multiplen Organen und gleichzeitiger Laktaterhöhung sollte Sequenzierung des POLG-Gens frühzeitig in erwogen werden. Keywords POLG, myocerebrohepatisches Syndrom 48 PS01 Posterwalk PS01-20 Später Spracherwerb ("Late Talkers") als Vorbote der CLN2-Krankheit mit Spätinfantilem Verlauf Authors Nickel M.* (1), Kohlschütter A. (1), Schulz A. (1) (1) University Medical Center Hamburg-Eppendorf , Department of Pediatrics, Hamburg, Germany Abstract Zielsetzung: Die CLN2-Krankheit mit spätinfantiler Verlaufsform wird durch einen Mangel des lysosomalen Enzyms Tripeptidyl Pepitdase 1 (TPP1) verursacht und ist charakterisiert durch eine rasch progrediente psychomotorische Regression und Epilepsie. Eine frühzeitige Diagnose ist trotz bisher fehlender Heilbarkeit der Krankheit schon wegen der weiteren Familienplanung erstrebenswert. Bei unseren Patienten wurde die Diagnose in der Regel erst zwei oder mehr Jahre nach dem Auftreten der ersten charakteristischen Symptome (Epilepsie und Ataxie) gestellt. Wir suchten daher mögliche Vorläufer der Krankheitsmanifestation zu erkennen, um die Zeitspanne bis zur Diagnose zu verkürzen. Methodik: Da vereinzelt über Sprachentwicklungsstörungen berichtet wurde, untersuchten wir systematisch die frühkindliche Entwicklung von 28 Patienten mit Fokus auf der frühen Sprachentwicklung. Ergebnis: Zwei Drittel der Patienten erlangten niemals Sprachleistungen im Normbereich für ihr Alter. Die meisten dieser Kinder wurden bereits früh als "Late Talkers" erkannt. Schlussfolgerung: "Late Talkers" haben ein erhöhtes Risiko, präsymptomatische CLN2-Patienten zu sein. Die Verfügbarkeit eines einfachen und kostengünstigen Enzymtests mittels Trockenblutkarte hilft, rasch Klarheit in den Verdacht auf diese schwere genetische Krankheit zu bringen. Keywords CLN2, Late Talkers 49 PS01 Posterwalk PS01-21 Seltene Variante einer Gangliosidose bei GM2-Aktivator-Mangel: ein Fallbericht Authors Kustermann W.* (1), Brackmann F.* (1), Gusek-Schneider G. (2), Krägeloh-Mann I. (3), Dekomien G. (4), Leis T. (1), Trollmann R. (1) (1) Kinder- und Jugendklinik, Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen, Germany (2) Augenklinik, Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen, Germany (3) Kinder- und Jugendklinik, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Germany (4) Humangenetik, Ruhr-Universität Bochum, Bochum, Germany Abstract Fallbericht: Einleitung: Abbaustörungen des GM2-Gangliosids, zu denen die lysosomalen Speichererkrankungen M. Tay-Sachs und M. Sandhoff zählen, sind meist durch einen Funktionsverlust der Hexosaminidase A bzw. der Hexosaminidasen A+B bedingt. In seltenen Fällen liegt ein Mangel des Aktivatorproteins infolge einer GM2AP-Genmutation vor (1), welches für die katalytische Funktion der Hexosaminidase essentiell ist (2). Anhand einer Kasuistik mit genetisch gesicherter Diagnose (c.262_264delAAG p.Lys88del) wird die Symptomatik dieser seltenen AB-Variante - klinisch weitgehend identisch mit dem infantilen M. Tay-Sachs - dargestellt. Fallbericht: Im Alter von 16 Monaten wurde die Patientin, das erste Kind türkischer konsanguiner Eltern, zur Abklärung einer globalen Entwicklungsstagnation und Ataxie seit dem 9. Lebensmonat vorgestellt. Ein cMRT (Alter 14 Monate) sowie eine erweiterte Stoffwechseldiagnostik erbrachten bis auf eine milde GOT- und LDHErhöhung und Hepatomegalie unauffällige Befunde. Verlauf und klinische Befunde sprachen für eine progrediente Entwicklungsregression. Visuell- und akustisch-evozierte Potenziale waren pathologisch. Diagnostisch wegweisend war der Befund eines kirschroten Makulafleckes. Eine Wiederholung der cMRT ergab das Bild einer periventrikulär betonten Dysmyelinisierung. Die Aktivitäten der Hexosaminidasen A und B lagen im Normbereich. Erst spät (20. LMo) traten die für den infantilen M. Tay-Sachs typischen audiogenen Kloni auf. Eine Analyse des GM2-Aktivatorprotein (GM2AP)-Gens ergab eine homozygote Deletion in Exon 3. Dies verursacht den Verlust eines Lysins an Position 88, mit der Folge einer fehlerhaften Prozessierung des Aktivatorproteins. Im Alter von aktuell 23 Monaten besteht eine schwere Enzephalopathie mit generalisierter Hypotonie und Visusverlust. Schlussfolgerung: Bei klinischem Verdacht auf eine GM2-Gangliosidose, für die bei Vorliegen einer Entwicklungsregression der Befund eines kirschroten Makulafleckes sowie audiogene Kloni typisch sind, sollten auch seltene Varianten der Erkrankung in Erwägung gezogen werden. Literaturverweise [1] [2] Schepers U, Glombitza G, Lemm T, Hoffmann A, Chabas A, Ozand P, Sandhoff K. Molecular Analysis of a GM2-Activator Deficiency in Two Patients with GM2-Gangliosidosis AB Variant 1996 Sandhoff K, Harzer K. Gangliosides and Gangliosidoses: Principles of Molecular and Metabolic Pathogenesi 2013 Keywords GM2-Gangliosidose, AB-Variante, GM2-Aktivatorprotein, M. Tay-Sachs, kirschroter Makulafleck, audiogene Kloni 50 PS01 Posterwalk PS01-22 Hämatopoetische Stammzell-Transplantation (HSCT) bei Spätfomen des M. Krabbe Authors Bley A.* (1), Löbel U. (1), Nickel M. (1), Ohlenbusch A. (2), Denecke J. (1), Kohlschütter A.* (1) (1) Universitätsklinik Hamburg Eppendorf, Hamburg, Germany (2) Universitätsklinik Göttingen, Göttingen, Germany Abstract Fallbericht: Der M. Krabbe (Globoidzellenleukodystrophie, Omim 245200) ist eine schwere erbliche degenerative Hirnkrankheit und beruht auf einem Mangel des lysosomalen Enzyms beta-Galaktocerebrosidase. Die klassische infantile Form der Krankheit beginnt im ersten Lebensjahr mit dramatischem Verlust psychomotorischer Funktionen und führt rasch zum Tod. Als Therapie dieser Form wird seit vielen Jahren die HSCT vorgeschlagen, doch ist diese, trotz Behandlung früh in der präsymptomatischen Phase der Krankheit, kontrovers geblieben. Im Gegensatz dazu gibt es eine Anzahl von Berichten über Patienten mit Spätformen des M. Krabbe, bei denen die HSCT zu guten Ergebnissen geführt hat. Fallbericht: Ein 3 ¾ Jahre alter Junge wurde wegen eines neu aufgetretenen und rasch progredienten Sehverlustes untersucht. MRT-Bilder zeigten symmetrische Läsionen der weißen Gehirnsubstanz, die auch die Sehstrahlung einbezogen. Als diagnostische Möglichkeiten erschienen die X-Adrenoleukodystrophie und der M. Krabbe. Letzterer wurde durch erniedrigte Aktivität der beta-Galaktocerebrosidase in Leukozyten und zwei heterozygote Mutationen im GALC-Gen (exon 4: c331G>A, exon 4: c334A>G) bestätigt. Trotz des jungen Alters des Patienten klassifizierten wir ihn als atypischen Fall von M. Krabbe mit spätem Beginn und führten im Alter von 4 Jahren eine HSCT durch. Nach weiterer Beobachtung über 14 Monate ist der Junge in guter Verfassung und weist keine Anzeichen neurologischer Verschlechterung auf. Schlussfolgerung: Für Patienten mit Spätformen des M. Krabbe scheint die HSCT eine aussichtsreiche Behandlungsoption zu sein. Keywords Krabbe Leukodystrophie Globoidzell Therapie 51 PS01 Posterwalk PS01-23 Hypomyelination ohne hypogonadotropischen Hypogonadismus und Hypodontie als Variante des 4H-Syndroms Authors Bley A.* (1), Nickel M. (1), Wolf N. (2), Löbel U. (1), Kohlschütter A.* (1) (1) Universitätsklinik Hamburg Eppendorf, Hamburg, Germany (2) Department of Child Neurology, , VU University Medical Center, Amsterdam, Netherlands Abstract Fallbericht: Wir untersuchten eine 24-jährige Frau wegen einer langsam progredienten neurologischen Erkrankung und Anomalien der weißen Gehirnsubstanz im MRT-Bild. Ihre psychomotorische Entwicklung war normal bis zum Alter von neun Jahren, als eine fortschreitende Myopie festgestellt wurde. Gegen Ende ihrer Oberschuljahre machten sich kognitive Verluste und Abnormitäten ihrer Sprache sowie des Gangbildes bemerkbar. Sie wurde frustriert und depressiv. Mit 23 Jahren hatte sie einen ersten Grand-Mal-Anfall. Bei der Untersuchung fanden sich als führende Symptome Unsicherheit beim freien Gehen und eine verlangsamte Sprache, sowie eine einseitige Katarakt und periphere Neuropathie. Eine zerebrale MRT-Untersuchung wies auf eine primäre Hypomyelination hin. Als Ursache dafür wurde eine zusammengesetzte Heterozygotie für Mutationen im POLR3B-Gen gefunden, wie sie typischerweise dem 4H-Syndrom (Omim #614381) zugrunde liegt. Schlussfolgerung: Dieser Fall von "4H-Syndrom" ist bemerkenswert durch das Fehlen von hypogonadotropem Hypogonadismus und Hypodontie, den typischen Charakteristika des klassischen Syndroms. In der wachsenden weiten Differentialdiagnose von Leukodystrophien mit Hypomyelination muss ein "4H-Syndrom" mit POL3BMutationen auch bei Fehlen der klassischen Stigmata in Betracht gezogen werden. Keywords Leukenzephalopathie hypomyelination 4H 52 PS01 Posterwalk PS01-24 GM2-Aktivatormangel zeigt klinisch identisches Bild wie Tay-Sachs-Erkrankung Authors Kehrer C.* (1), Böhringer J. (1), Beck-Wödl S. (2), Krägeloh-Mann I. (1) (1) Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Abt. Neuropädiatrie und Entwicklungsneurologie, Tübingen, Germany (2) Institut für Medizinsche Genetik und Angewandte Genomik, Tübingen, Germany Abstract Fallbericht: Klinischer Fall: Wir berichten über eine 14 Monate alte Patientin konsanguiner Eltern, die nach problemloser ICSI-Schwangerschaft eine regelrechte perinatale und primäre Entwicklung gezeigt hatte. Ab dem Alter von 10 Monaten bestand eine Stagnation der Gesamtentwicklung mit ausbleibender Lokomotion und Sprachanbahnung. Neurologisch bestanden eine Muskelhypotonie, reduzierte Mimik und Adynamie bei unauffälligem Reflexstatus und normwertigen somatischen Parametern. Im Verlauf zeigten sich audiogene Kloni, eine schwere Epilepsie sowie eine progrediente, neurodegenerative Klinik mit Verlust der motorischen und kognitiven Fähigkeiten. Diagnosestellung: Diagnostisch unauffällig waren eine Abdomensonographie, ein initiales EEG sowie Laboruntersuchungen inklusive lysosomaler Enzyme. Im cerebralen MRT fand sich eine leichte Signalanhebung im Bereich der Basalganglien und des Thalamus. Die Retina zeigte einen kirschroten Fleck. Klinisch bestand der Verdacht einer GM2-Gangliosidose, primär einer infantilen Tay-Sachs-Erkrankung (Hex-A-Defizienz, B Variante), differentialdiagnostisch eines M. Sandhoff (Hex A- und Hex B-Defizienz, 0 Variante), was sich aber weder laborchemisch noch molekulargenetisch bestätigte. Um einen in Einzelfällen beschriebenen Aktivatormangel (AB Variante) auszuschließen, veranlassten wir eine Mutationsanalyse im GM2A-Gen (5q33.1), was für das intralysosomale Glykoprotein "GM2-Aktivator" kodiert, welches an GM2Gangliosid bindet und mit diesem einen Aktivator-Lipid-Komplex bildet. Es fand sich eine homozygote, pathogen bewertete, bislang noch nicht beschriebene Mutation (c.369_371delinsATTAA p.Pro124Leufs*48). Schlussfolgerung: Ein GM2-Aktivatormangel zeigt das identische Bild einer klassischen infantilen Tay-SachsErkrankung. Bei typischer Klinik und Bildgebung, aber unauffälliger Enzymdiagnostik für Hex A und Hex B, sollte ein Aktivatormangel differentialdiagnostisch in Betracht gezogen werden. Keywords GM2-Gangliosidose; Tay-Sachs-Erkrankung; Hex A-Defizienz; GM2-Aktivatormangel; GM2A-Gen 53 PS01 Posterwalk PS01-25 Die spinale Blutung - ein interdisziplinärer Notfall Authors Deutz U.* (1), Clusmann H. (2), Mull M. (3), Lassay L. (4), Aktas-Koptagel M. (1), Häusler M. (1) (1) Sektion Neuropädiatrie, Kinderklinik Uniklinik RWTH Aachen, Zentrum für Seltene Erkrankungen Uniklinik RWTH Aachen, Aachen, Germany (2) Klinik für Neurochirurgie der Uniklinik RWTH Aachen, Zentrum für Seltene Erkrankungen Uniklinik RWTH Aachen, Aachen, Germany (3) Klinik für Neuroradiologie der Uniklinik RWTH Aachen, Zentrum für Seltene Erkrankungen Uniklinik RWTH Aachen, Aachen, Germany (4) Kinderklinik der Uniklinik RWTH Aachen, Zentrum für Seltene Erkrankungen Uniklinik RWTH Aachen, Aachen, Germany Abstract Zielsetzung: Erfahrungen mit spinalen Blutungen bei Kindern und Jugendlichen sind begrenzt. Am häufigsten wurden bislang spontane spinale Blutungsereignisse bei Hämophilie beschrieben. Methodik: Wir berichten über vier Kinder (4,5,9 und 14 Jahre alt; 2 Mädchen, 2 Jungen) mit spinalen Blutungen, die im Zeitraum von 2 Jahren in unserem Klinikum behandelt wurden. Ergebnis: Bei einem Kind fand sich im Rahmen der spinalen Bildgebung nach Sturz auf den Rücken neben Wirbelkörperfrakturen eine subdurale Blutung mit epiduraler Komponente ohne Rückenmarkskompression. Ohne spezifische Therapie heilte diese folgenlos aus. Die drei anderen Patienten entwickelten akut Schmerzen im Wirbelsäulen- (n=2) bzw. Kopfbereich (n=1) sowie eine Lähmung der Beine (n=2) bzw. eine Tetraplegie (n=1) mit Blasen-Mastdarmfunktionsstörung. Zwei dieser Kinder hatten eine Epiduralblutung. Sie wurden innerhalb von 48 Stunden operiert und zeigten nach Hemilaminektomie eine weitgehende bis vollständige Restitution ohne Blasen-Mastdarmfunktionsstörung. Der dritte Patient hatte eine ausgedehnte Subarachnoidalblutung spinal und cerebral sowie eine medulläre Blutung thorakal. Er wurde erst sieben Tage nach Eintreten der Symptomatik in unserer Klinik vorstellig. Ursächlich fand sich eine thorakale AV-Malformation, die interventionell mittels Embolisation behandelt wurde. Er zeigt im Langzeitverlauf eine deutliche residuale Paraplegie mit Blasen-Mastdarmfunktionsstörung. Bei allen vier Patienten erfolgte im Rahmen der Notfalldiagnostik eine spinale Bildgebung mittels MRT bzw. CT, die ursächliche Pathologie konnte jedoch jeweils erst mittels DSA sicher differenziert werden. Schlussfolgerung: Die Kombination aus akuten massiven Schmerzen in Kopf und/oder Wirbelsäule und akuter Extremitätenlähmung ist hochverdächtig auf eine spinale Blutung und erfordert eine sofortige Bildgebung. Nur die rasche operative Versorgung sowie gegebenenfalls eine interventionelle endovaskuläre Behandlung einer Gefäßmalformation kann gravierende Langzeitschäden verhindern. Keywords Spinale Blutung, Kernspintomographie, digitale Subtraktionsangiographie, endovaskuläre Embolisation 54 PS01 Posterwalk PS01-26 UK als Weg in die Sprachentwicklung Authors Beer S.* (1) (1) LogBUK GmbH, Rosenheim, Germany Abstract Fallbericht: Einleitung: Der Spracherwerb gehört zu den wichtigen Entwicklungsschritten im frühen Kindesalter. Normal entwickelte Kinder verfügen im Alter von ca. 2 Jahren über einen aktiven Wortschatz von 50 Wörtern. Nun gibt es eine Reihe von Kindern, die aufgrund komplexer Krankheitsbilder motorisch nicht in der Lage sind zu sprechen bzw. sich in eine Kommunikationssituation zu begeben. Fallbericht: Im Alter von 9 Monaten erlitt die Patientin eine traumatisch bedingte hohe Querschnittslähmung im Bereich von C 3/4 . Die Folgen waren Beatmungspflicht, sowie eine Tetraplegie. Nach einer stationären Rehabilitation fand die weitere Versorgung im häuslichen Rahmen statt. Zu diesem Zeitpunkt war das Mädchen 15 Monate alt. Eine Stimmgebung war nur stark eingeschränkt möglich und gelang oft nicht verständlich. Auch ein spielerisches Explorieren ihrer Umwelt und von Gegenständen war nicht möglich. Durch ein Kommunikationsgerät mit Augensteuerung, entsprechender Kommunikationssoftware und Umfeldsteuerungsmöglichkeiten konnte eine Kommunikation, sowie eine Ansteuerung von Spielmaterialien (z.B. Bedienung eines ferngesteuerten Autos oder CD-Players) angebahnt und aufgebaut werden. Schlussfolgerung: Ein früher Einsatz von Methoden der Unterstützen Kommunikation und geführter Spielaktivitäten ermöglichen auch Kindern mit komplexen neurologischen Krankheitsbildern einen Zugang zu einer altersgerechten Sprachentwicklung. Keywords Kommunikation, Spracherwerb, Unterstützte Kommunikation, UK 55 PS01 Posterwalk PS01-27 Differentialdiagnose zerebellärer Zysten bei Kindern Authors Poretti A.* (1), Poretti A. (2), Toelle S. (1), Klein A. (1), Scheer I. (3), Huisman T. (2), Boltshauser E. (1) (1) Universitäts-Kinderklinik, Abteilung für Neuropädiatrie, Zürich, Switzerland (2) The Johns Hopkins University School of Medicine, Russell H. Morgan Department of Radiology, Baltimore, United States (3) Universitäts-Kinderklinik, Abteilung für diagnostiche Radiologie, Zürich, Switzerland Abstract Zielsetzung: Magnetresonanzimaging (MRI) spielt eine essentielle Rolle bei der Diagnostik kongenitaler Anomalien der hinteren Schädelgrube. Zerebelläre Zysten sind ein seltener Befund in der pädiatrischen Neuroradiologe und werden bei einigen Krankheiten sowohl malformativer als auch disruptiver Genese gefunden. Wir haben unsere Erfahrung mit zerebellären Zysten und die verfügbare Literatur überprüft. Methodik: Wir haben alle MRI Studien von Kindern mit zerebellären Zysten qualitativ evaluiert hinsichtlich Grösse, Form, Lage (kortikal-subkortikal, in der weissen Substanz, fokal, diffus) sowie allfälliger Präsenz von zusätzlichen Befunden infratentoriell (Morphologie von Kleinhirn und Hirnstamm) bzw supratentoriell (z.B. Migrationsstörungen, Signalstörung der weissen Substanz, Hydrozephalus). Zerebelläre Zysten im Rahmen von Tumoren, Parasitosen, Trauma und Neurochirurgie wurden nicht berücksichtigt. Ergebnis: Wir haben die Krankheitsbilder mit zerebellären Zysten aufgrund ihrer Pathogenese in folgende Gruppen eingeteilt: normale zystische Strukturen (erweiterte perivaskuläre Räume bei Mukopolysaccharidosen), isolierte Zysten (z.B. neurogliale Zysten), destruktive Zysten (bei einigen Formen von pontozerebellären Hypoplasie), malformative Zysten (z.B. kongenitale Muskeldystrophien, Aicardi Syndrom, GPR56 Mutation, LAMA1 Mutation), Zysten assoziiert mit zerebellärer Dysplasie (z.B. Cohen Syndrom, disruptiv (Zysten nur in einer dysplastischen, verkleinerten Hemisphäre), unklar), und eine Gruppe mit verschiedenen Krankheiten (z.B. Leukoenzephalopathie mit Verkalkungen und Zysten und früh-auftretender multiple Carboxylase-Mangel). Schlussfolgerung: Wir haben Krankheitsbilder mit zerebellären Zysten aufgrund der Pathogenese klassifiziert. Dies erlaubt einen Mustererkennunganssatz aufgrund von bildgebenden und klinischen Befunden, was in der weiteren gezielten Diagnostik von Kindern mit zerebellären Zysten hilfreich sein kann. Keywords Kleinhirn; Zysten; MRI; Kongenitale Muskeldystrophien 56 PS01 Posterwalk PS01-28 Brainstem disconnection: Erweiterung des Phänotyps anhand zweier weiterer Kinder Authors Poretti A.* (1), Poretti A. (2), Denecke J.* (3), Miller D. (4), Schiffmann H. (5), Buhk J. (6), Grange D. (7), Doherty D. (8), Boltshauser E. (1) (1) Universitäts-Kinderklinik, Abteilung für Neuropädiatrie, Zürich, Switzerland (2) The Johns Hopkins University School of Medicine, Russell H. Morgan Department of Radiology, Baltimore, United States (3) Universitäts-Klinik, Abteilung für Pädiatrie, Hamburg-Eppendorf, Germany (4) University of Missouri School of Medicine, Department of Pathology and Anatomical Sciences, Columbia, United States (5) Paracelsus Universität, Abteilung für Pädiatrie,, Nürnberg, Germany (6) Universitäts-Klinik, Abteilung für diagnostische Neuroradiologie, Hamburg-Eppendorf, Germany (7) Washington University School of Medicine, Department of Pediatrics, St. Louis, United States (8) University of Washington and Seattle Children's Hospital, Department of Pediatrics, Seattle, United States Abstract Fallbericht: Einführung: Bei der Brainstem Disconnection (BD) handelt es sich um eine seltene Anomalie der hinteren Schädelgrube, charakterisiert durch ein weitgehendes Fehlen eines Teils des Hirnstammes mit lediglich einer schmalen Gewebsbrücke zwischen dem oberen und unteren Hirnstamm. Die Langzeitprognose von BD ist ungünstig: die Mehrheit der Kinder starb in den ersten zwei Lebensmonaten und erreichte keine Entwicklungsmeilensteine. Bisher wurden 12 Fälle publiziert. Wir beschreiben zwei Kinder mit einem längeren Überleben bzw einen Knaben mit erreichten Entwicklunsmeilensteinen, um den Phänotyp zu erweitern. Fallbericht: Bei beiden Kindern zeigte das MRI einen Unterbruch zwischen oberer Pons und Medulla sowie eine Hypoplasie des Vermis. Beide Kinder benötigten keine Intubation oder mechanische Ventilation und überlebten länger als zwei Monate. Ein Knabe starb im Alter von 8 Monaten, ein Mädchen ist akutell 4.5 Jahre alt. Der Knabe hat als einziges Kind mit BD einige Entwicklungsmeilensteine erreicht. Im Alter von 8 Monaten har er kurz mit den Augen fixiert, gelacht, ein Objekt angeschaut und es zu greifen versucht, und er hat seine Hände zum Mund geführt. Beide Kinder zeigten Instabilität der Körpertemperatur, epileptische Anfälle, und eine extrazerebrale Beteiligung als Hydronephrose und ektope Ureter links beim Knaben und VACTERL Assoziation beim Mädchen. Whole exome sequencing beim Knaben und array CGH beim Mädchen ergaben keine pathogenen Mutationen. Schlussfolgerung: Obwohl die Langzeitprognose von BD ungünstig bleibt, ist die Erweiterung des Phänotyps wichtig für die Beratung der betroffenen Familien. Die Pathogenese (Malformation vs. Disruption) von BD bleibt ungeklärt. Keywords Hirstamm; MRI; Missbildung; Disruption 57 PS01 Posterwalk PS01-29 Das Abusive Head Trauma - Fallbeschreibung Und Neurologisches Follow-up Authors Bischof C.* (1) (1) Universitäts-Kinderspital beider Basel, Basel, Switzerland Abstract Zielsetzung: Retrospektive Fallbeschreibungen und neurologisches Follow-up des Abusive Head Trauma (AHT) mittels evidenzbasierter anamnestischer, radiologischer, ophtalmologischer und klinischer Merkmale. Methodik: Berücksichtigt wurden die Daten sämtlicher 540 in der Kinderschutzgruppe besprochener Missbrauchsfälle zwischen 2005 und 2013. 10 Fälle erfüllten die Einschlusskriterien für das AHT. In deren Beschreibungen wurden diejenigen Befunde und Merkmalskombinationen aufgenommen, welche in einem breiten Feld systematischer Reviews als signifikant mit dem AHT assoziiert gelten. Das neurologische Follow-up wurde mittels neurologischen Status, Griffiths-Score und bildgebender Verfahren ausgewertet. Ergebnis: 6 Mädchen und 4 Knaben mit einem Durchschnittsalter von 4.1 Monaten (Range: 1 bis 13) präsentierten sich mit einem AHT. Dabei zeigten sie folgende signifikant mit dem AHT assoziierten Befunde: inadäquate Anamnese (8/10), Subduralhämatom (8/10; davon 8/8 multipel, 8/8 der Konvexität entlang laufend und 4/8 interhemisphärisch), Retinablutung (6/10; davon 5/6 multipel, 4/6 präretinal, 4/6 mehrschichtig, 3/6 bilateral), hypoxisch-ischämische Läsion (5/10; davon 5/5 mit subkortikaler Beteiligung), epileptischer Anfall (5/10), zerebrales Ödem (4/10), Rippenfraktur (3/10), Schädelfraktur plus intrakranielle Blutung (3/10), Metaphysenfraktur (2/10), Apnoe (1/10) und Blutung in die Optikusscheide (1/10). 6 Fälle präsentierten sich mit einer für das AHT wahrscheinlichen Merkmalskombination. In 4 Fällen war ein neurologisches Follow-up möglich und zeigte ein mittelschweres Outcome. Schlussfolgerung: Durch das breite Spektrum möglicher Befunde bleibt die Diagnose eines AHT eine Herausforderung. Wenn immer Verletzungsmuster und anamnestischer Unfallhergang nicht übereinstimmen, sollten weitere Abklärungen eingeleitet werden. Radiologische und ophtalmologische Befunde erhöhen die diagnostische Sicherheit, falls sie adäquat beschrieben werden. Klinische Befunde eignen sich nur als Unterscheidungsmerkmale, wenn sie in bestimmten Kombinationen auftreten. Es ist wichtig, Pädiater auf diese Diskrepanzen zu sensibilisieren. Keywords 58 PS01 Posterwalk PS01-30 Ein konstruktiver Dialog zwischen Ärzten, Ethikern und Ökonomen zum Wohle der Neuropädiatrie Authors Hasselmann O.* (1) (1) Ostschweizer Kinderspital, St. Gallen, Switzerland Abstract Zielsetzung: Eine ethisch orientierte Positionierung in der Kinderneurologie ist bei der zunehmend ins Bewusstsein rückenden Diskrepanz zwischen dem technisch Möglichen, dem finanziell Machbaren und dem individuell Gewünschten sowohl notwendig als auch anspruchsvoll. Methodik: Traditionelle Entscheidungsabläufe im klinischen Alltag werden im öffentlichen Diskurs und seitens der nachwachsenden Ärztegeneration befragt, ob sie den ethischen Prinzipien der Autonomie, der Fürsorge, der Schadensvermeidung und der Gerechtigkeit entsprechen. An Hand von exemplarischen Fallvignetten aus dem neuropädiatrischen Alltag werden die Möglichkeiten und Grenzen der ethischen Entscheidungsfindung im Spannungsfeld zwischen dem proklamierten "Recht auf Gesundheit"1 und der jeweilig aktuellen "public health" Orientierung aufgezeigt. So kann beispielsweise der gesellschaftliche Anspruch auf Nichtdiskriminierung von Menschen mit Behinderung durch die Anwendung von molekulargenetischen Verfahren wie dem nichtinvasiven pränatalen Testverfahren (Praena®) oder der Präimplantationsdiagnostik gefährdet werden. Innovative Ansätze in der Diagnose- und Therapiefindung stützen sich zunehmend auf die Auswertung von grossen Datensätzen. Bei der informierten Zustimmung zur Datenweitergabe durch Betroffene stehen häufig deren Recht auf informationelle Selbstbestimmung dem Interesse der datenauswertenden Organisation konträr gegenüber. -------------------------------------------------------------1 Committee on Economic, Social and Cultural Rights. The right to the highest attainable standard of health: 11/08/2000. E/C.12/2000/4, CESCR General Comment 14. Twenty-second session Geneva, 25 April 12 May 2000 Agenda item 3. Ergebnis: ----Schlussfolgerung: Die Thematisierung solcher und weiterer ethischen Dilemmata hat zum Ziel den handelnden und den noch in Ausbildung stehenden Ärzten Analysewerkzeuge an die Hand zu geben, um ihnen ein moralisch akzeptables Vorgehen zu ermöglichen und damit die gesamtgesellschaftliche Akzeptanz der neuropädiatrischen Arbeit langfristig zu sichern. Keywords öffentliche Gesundheit, ethische Dilemmata, Prinzipien der Bioethik 59 PS01 Posterwalk PS01-32 Neurologische multizentrische klinische Forschung in vulnerablen Populationen: Variabilität in den Antworten der Ethikkommissionen Authors Kästner B. (1), Behre S. (1), Lutz N. (2), Bürger F. (3), Luntz S. (1), Hinderhofer K. (4), Bendszus M. (5), Hoffmann G. (2), Ries M.* (2) (1) Koordinierungszentrum für Klinische Studien , Heidelberg, Germany (2) Neuropädiatrie, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin , Heidelberg, Germany (3) Stoffwechsellabor, Heidelberg, Germany (4) Institut für Humangenetik, Heidelberg, Germany (5) Neurologische Klinik / Neuroradiologie, Heidelberg, Germany Abstract Zielsetzung: Für Kinder und Patienten mit kognitiven Defiziten kann es schwierig sein, die Auswirkungen von Forschung zu verstehen. Ziel: Prozessbewertung der Ethikkommissionen (EK's) für die Überprüfung von 2 multizentrischen Forschungsprotokollen mit vulnerablen Personen (Kinder und erwachsene SchlaganfallPatienten) Methodik: Beschreibende und vergleichende Statistik. Protokoll 1 ist eine prospektive, multizentrische, Querschnitts-Screening-Studie von symptomatischen Kindern und Jugendlichen mit Risiko für M. Fabry und beinhaltet u.a. eine genetische Untersuchung (NCT02152189). Protokoll 2 ist eine prospektive, multizentrische, randomisierte, kontrollierte, offene post-Marketing-Studie mit verblindetem Endpunkt, um die Wirksamkeit von Stent-Retrievern (NCT02135926) zu bewerten. Nach dem am Sitz des Studienleiters erhaltenen positiven Erstvotum wurde jedes Protokoll bei weiteren EK's eingereicht. Ergebnis: Protokoll 1 wurde insgesamt 19 EK's vorgelegt. 16 Voten wurden bisher getroffen. Es gab keine grundlegenden Einwände. Mediane Zeit zum finalen Votum: 29,5 (IQR 9-54; Bereich 0 bis 120) Tage. Zwei der EK's verzichteten auf eine eigene Prüfung. Änderungen der Patienteninformation und -einwilligungsunterlagen wurden von 6/16 EK's, Änderungen des Protokolls von 2 EK's verlangt. Protokoll 2 wurde 16 EK's vorgelegt. 14 Voten wurden bisher getroffen. Mediane Zeit zum finalen Votum: 58 (IQR 9-103; Bereich 0 bis 128) Tage (Differenz n.s.) Zwei EK's verzichteten auf eine eigene Prüfung. 4/14 Kommissionen forderten Änderungen an der Patienteninformation und -einwilligungserklärung, zwei EK's eine Änderung des Studienprotokolls. Schlussfolgerung: Beide Studienprotokolle in vulnerablen Populationen wurden gut angenommen. Die Arbeitsabläufe und Entscheidungszeiten der EK's variieren erheblich. Bei Vorliegen eines Erstvotums verzichteten einige EK's auf eine eigene Prüfung. Die meisten angeforderten Änderungen betrafen die Patienteninformation und -einwilligungserklärung. Kenntnisse über die Arbeitsabläufe und Entscheidungszeiten der EK's sind hilfreich für Strategien bezüglich Standortwahl von Multicenter-Studien. Keywords Klinische Forschung, Ethik, Ethikkommission, seltene Erkrankungen, M. Fabry, Schlaganfall 60 PS01 Posterwalk PS01-33 Nävus anämicus als Hinweis auf eine Neurofibromatose Typ 1 im Kindesalter Authors Vaassen P.* (1), Rosenbaum T.* (1) (1) Klinikum Duisburg Wedau, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Duisburg, Germany Abstract Zielsetzung: Die Neurofibromatose Typ 1 (NF1) ist eine häufige genetische Erkrankung und wird durch Mutationen des NF1-Gens (17q11.2) verursacht. Die Diagnose wird meist klinisch gestellt, da die Mutationsanalyse aufwändig ist und keine 100%ige Detektionswahrscheinlichkeit bietet. Bei fast allen Kindern kann die Diagnose bis zum 6 Lebensjahr gestellt werden. Im ersten Lebensjahr ist bei 30% der Patienten jedoch nur ein Diagnosekriterium erfüllt, so dass hier eine eindeutige Diagnosestellung nicht gelingt. Daher sind weitere Befunde von Interesse, die im Zusammenhang mit einer NF1 auftreten. Wir haben beobachtet, dass ein Nävus anämicus (NA) bei NF1-Patienten häufiger vorkommt als in der Normalbevölkerung. Diese angeborene Hautanomalie ohne Krankheitswert ist charakterisiert durch Blässe, eine scharfe Begrenzung sowie eine normale Melanozytenfunktion und Hautsensibilität. Mit unserer Untersuchung sollen NA als zusätzliches diagnostisches Kriterium einer NF1 charakterisiert werden. Methodik: Während eines 3monatigen Beobachtungszeitraumes wurden bei allen untersuchten NF1-Patienten Vorkommen, Lokalisation und Ausprägung von NA dokumentiert. Ergebnis: 51 Patienten wurden untersucht (34 männl., 17 weibl.; Alter: 8 Monate bis 23 Jahre). Bei 16 Patienten (31%) konnten NA nachgewiesen werden. Diese waren überwiegend am Körperstamm lokalisiert. Schlussfolgerung: NA treten bei 1-2% der Allgemeinbevölkerung und bei bis zu 50% der NF1-Patienten auf. Wir konnten NA bei 31% der NF1-Patienten nachweisen. Warum NA bei NF1 gehäuft auftreten, ist nicht bekannt. Da NA auf eine gesteigerte alpha-adrenerge Vasokonstriktion zurückgeführt werden und in vitro der Verlust von ß-adrenergen Rezeptoren an NF1-Fibroblasten nachgewiesen wurde, könnte die Imbalance zwischen alpha- und ß-Rezeptoren in Neurofibromin-defizienten Geweben eine Ursache für die Häufung von NA bei NF1 Patienten sein. Auf der Grundlage veröffentlichter Untersuchungen und unserer eigenen Beobachtungen kann das Vorliegen eines NA im Kindesalter als zusätzliches Kriterium zur Diagnose einer NF1 beitragen und dadurch die weitere Betreuung der Patienten verbessern. Keywords Nävus anämicus, Neurofibromatose Typ 1, diagnostische Kriterien 61 PS01 Posterwalk PS01-34 Transkranielle biphasische Quattropulsstimulation mit einer, nicht mit zwei Langzeitdepressions-ähnliche Veränderungen in der kortikomotorischen Exzitabilität Sinusvollwellen, induziert Authors Jung N.* (1), Gleich B. (2), Kalb A. (1), Limburg K. (1), Gattinger N. (2), Fritsch J. (1), Siebner H. (3), Mall V. (1) (1) Technische Universität München, Zentrum für Sozialpädiatrie und Entwicklungsmedizin, München, Germany (2) Zentralinstitut für Medizintechnik (IMETUM), Garching, Germany (3) Danish Research Centre for Magnetic Resonance (DRCMR), Copenhagen University Hospital Hvidovre, Hvidovre, Denmark Abstract Zielsetzung: Neuronale Plastizität in Form von Langzeitpotenzierung (LTP) und Langzeitdepression (LTD) gilt als grundlegender neurophysiologischer Mechanismus von Lernen und Gedächtnis. Die Induktion LTD-ähnlicher Plastizität scheint eine entscheidende Rolle der therapeutischen Effekte der transkraniellen Magnetstimulation (TMS) zu sein. Es konnte gezeigt werden, dass die Induktion LTP-ähnlicher Plastizität im menschlichen primären motorischen Kortex (M1) mittels biphasischer transkranieller Quattropulsstimulation (QPS) mit zwei Sinusvollwellen effektiver ist als mit einer. Das Ziel der Studie war es, die Effekte von einer und zwei Sinusvollwellen auf die Induktion LTD-ähnlicher Plastizität zu untersuchen. Methodik: Es wurden n=7 gesunde Probanden mittels Quattropulsstimulation mit einer (QPS-1) und zwei (QPS2) Sinusvollwellen, bestehend aus vier Pulsen (Dauer: 160 µs), die mit einem Interstimulus-Interval von 50ms und einem Interburst-Interval von 200ms appliziert wurden, untersucht (Gesamtstimulusanzahl 1440, Dauer ca. 2 min.). Es wurde die motorische Ruheschwelle und das motorisch evozierte Potential (MEP) mit Intensitäten um MEPs mit einer Größe von 1 mV zu erzeugen (SI1mV) vor (Pre), direkt nach (Post1), nach 15 Minuten (Post2), nach 30 Minuten (Post3) und nach 60 Minuten (Post3) der Intervention gemessen. Ergebnis: Es zeigte sich ein signifikanter MEP Amplituden Abfall im Sinne einer LTD-ähnlichen Plastizität nach QPS-1 zu allen Zeitpunkten (Post 1-4), nicht jedoch nach QPS-2. Es wurden keine signifikanten Veränderungen der motorischen Ruheschwelle und unerwünschten Ereignisse beobachtet. Schlussfolgerung: QPS mit einem Interstimulusinterval von 50ms mit einer, nicht jedoch mit zwei Sinusvollwellen,. induzierte LTD-ähnliche Plastizität. Dieser Unterschied weist auf unterschiedliche neurophysiologische Mechanismen hin. Die Ergebnisse könnten sowohl für die grundlagenwissenschaftliche Untersuchung, beispielsweise der pathophysiologischen Mechanismen bei Patienten mit Entwicklungsstörungen, als auch für therapeutische Anwendung der QPS sowie anderer Stimulationsprotokolle von entscheidender Bedeutung sein. Keywords Neuronale Plastizität, Transkranielle Magnetstimulation, Entwicklungsstörungen, Langzeitdepression 62 PS01 Posterwalk PS01-35 Neumutation im DCK1-Gen: Das neonatale Hoyeraal-Hreidarsson-Syndrom als eine seltene Differentialdiagnose bei primärer Mikrocephalie, Kleinhirnhypoplasie und schwerer Entwicklungsverzögerung mit progressivem Knochenmarksversagen Authors Dehmel M.* (1), von der Hagen M. (2), Sch tzle H. (1), Berner R. (1), Suttorp M. (1), Hahn G. (3), DiDonato N. (4), Mackenroth L. (4), Brenner S. (1) (1) Klinik- und Poliklinik f r Kinder- und Jugendmedizin, Dresden, Germany (2) Abteilung Neurop diatrie, Dresden, Germany (3) Institut und Poliklinik f r Radiologische Diagnostik, Dresden, Germany (4) Institut f r klinische Genetik, Dresden, Germany Abstract Fallbericht: Das Hoyeraal-Hreidarsson-Syndrom (HHS; MIM #305000, Xq28) ist eine seltene x- chromosomal rezessiv vererbte Multisystem- Erkrankung charakterisiert durch intrauterine Wachstumsretardierung, schwerer Entwicklungsstörung, Kleinhirnhypoplasie und Knochenmarksversagen. Wir berichten über ein männliches Neugeborenes mit muskulärer Hypotonie und progressivem Knochmarksversagen. Das Kind wurde in der 34. Schwangerschaftswoche per sekundärer Sectio aufgrund von intrauteriner Wachstumsretardierung und Anhydramnion geboren. Aufgrund einer primären Asphyxie (APGAR 1/6/6) und einer Neugeboreneninfektion musste das Kind für 5 Tage beatmet werden. Anfangs zeigte sich eine Thrombozytopenie, in den weiteren Monaten entwickelte sich eine progressive Panzytopenie. Im Alter von 3 Monaten zeigte sich das Knochenmark aplastisch, mit zunehmender Hämophygozytose entstand der Verdacht auf eine konnatale primäre Hämophagozytische Lymphohistiozytose. Immunmodulatorische Therapien mit Steroiden und Cyclosporin A hatten keinen Effekt auf das Knochenmarksversagen. Die Schädel- MRT im Alter von 4 und 8 Monaten zeigte eine allgemeine Hirnvolumenminderung mit olivo-ponto-zerebellärer Hypoplasie und blake pouch Marklagerverkalkungen occipital, deutlicher Myelinisierungsrückstand. Aufgrund des radiomorphologischen Bildes wurde auch ein Pseudo-Torch-Syndrom diskutiert. Im Alter von Monaten zeigte sich bei dem Jungen eine Zungenleukoplakie, die charakteristisch für das HoyeraalHreidarsson-Syndrom ist. Das Kind starb im Alter von 8 Monaten aufgrund eines akuten respiratorischen Versagens. Humangenetische Analysen zeigten eine Neumutation des DCK1- Gens (c.1072 T<C, p.C358G Exon 11). Die richtige Diagnose zu stellen ist bei einer so seltenen Erkrankung mit fulminatem klinischem Verlauf essentiell, um die Familie humangenetisch zu beraten. Das Hoyeraal-Hreidarsson-Syndrom ist eine seltene aber wichtige Differentialdiagnose bei Neonaten mit schweren neurologischen und hämatologischen Symptomen Keywords neonatales Hoyeraal-Hreidarsson-Syndrom, Mikrocephalie, Kleinhirnhypoplasie und schwerer Entwicklungsverzögerung, progressives Knochenmarksversagen 63 PS01 Posterwalk PS01-36 Subzelluläre Analyse der Motorproteinausstattung ependymaler Zilien Authors Schwartz O.* (1), Loges N. (1), Wallmeier J. (1), Dougherty G. (1), Pennekamp P. (1), Olbrich H. (1), Omran H. (1) (1) Universitätsklinikum Münster, Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Münster, Germany Abstract Zielsetzung: Zilien sind evolutionär konservierte, haarähnliche Zellorganellen, die von der Oberfläche nahezu jeder menschlichen Zelle ausgehen. Ihre Funktion ist pleiotrop und beinhaltet die Reinigung der Atemwege, Determinierung der Links-rechts-Körperasymmetrie, Spermien- und oviduktale Propulsion sowie Ausbildung eines gerichteten Liquor cerebrospinalis (CSF)- Flusses. Eine Dysfunktion motiler ependymaler Zilien führt im Mausmodell obligat und beim Menschen fakultativ zum Hydrocephalus internus. Hochauflösende Immunfluoreszenzmikroskopie (IF) ermöglicht die Darstellung spezifischer Proteine und ihrer Lokalisation innerhalb der Zilie. Die Untersuchung ependymaler Zilien mittels IF konzentrierte sich bisher vor allem auf murine Tiermodelle zur Hydrozephalusentwicklung. Das Ziel der vorliegenden Untersuchung ist der Vergleich der Motorproteinausstattung in Zilien humaner respiratorischer und ependymaler Zellen. Methodik: IF- Ananalysen an Kryoschnitten humanen ependymalen Gewebes wurden nach einem etablierten Protokoll mit Antikörpern gegen Bestandteile der Dyneinarme, der Nexin-Brücken und der Radialspeichen durchgeführt. Die Abbildungen wurden mit einer Zeiss Apotome Axiovert 200- Kamera akquiriert und mit AxioVision 4.8 sowie Adobe Illustrator verarbeitet. Ergebnis: Analog zu Zilien respiratorischer Epithelzellen lassen sich in humanen ependymalen Zilien zwei Typen äußerer Dyneinarme identifizieren, die im proximalen respektive distalen Axonem lokalisiert sind. Das Radialspeichenprotein RSPH4A und die Nexin-link- Komponente GAS8 sind mit acetyliertem Alpha-Tubulin colokalisiert und damit im gesamten Axonem vorhanden. Schlussfolgerung: Für ausgewählte Proteine (RSPH4, GAS8) zeigen wir erstmalig deren Lokalisation in humanen ependymalen Zilien. Humane respiratorische und ependymale Zilien weisen eine identische Immunlokalisation der untersuchten Komponenten der Dyneinarme, Radialspeichen und Nexin-Brücken auf. Keywords Ependym, Zilien, Immunfluoreszenz, Hydrocephalus, Dynein, Nexin-Brücken, Radialspeichen 64 PS01 Posterwalk PS01-37 Das Nephronophthise-Register Authors Omran H.* (1), König J.* (1) (1) Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Allgemeine Pädiatrie, Münster, Germany Abstract Zielsetzung: Die Nephronophthise (NPH) ist die häufigste erbliche Ursache einer terminalen Niereninsuffizienz im Kindesalter. Aktuell sind 18 Nephronophthise-Gene (NPHP1-18) bekannt, deren Genprodukte am PrimärZilium lokalisieren. Mutationen dieser Gene führen zu einer gestörten Zilienfunktion, so dass die NPH zur Gruppe der Ziliopathien gezählt wird. Neben der renalen Manifestation können Mutationen in NPHP-Genen auch multiple extrarenale, insbesondere neurologische Symptome hervorrufen. So sind u.a. für das Joubert-Syndrom, das COACH-Syndrom, das Meckel-Gruber-Syndrom sowie für die kongenitale okulomotorische Apraxie Typ Cogan II pathogene Mutationen in NPHP-Genen beschrieben. Alle genannten neurologischen Manifestationen können sowohl als isoliertes Krankheitsbild als auch gemeinsam mit einer Nephronophthise klinisch in Erscheinung treten. Obgleich in den vergangenen Jahren die molekulargenetischen Grundlagen vieler Ziliopathien geklärt werden konnten, ist insbesondere über den klinischen Langzeitverlauf betroffener Patienten wenig bekannt. Weder existieren longitudinale Verlaufsdaten über den Einfluss extrarenaler Symptome auf Morbidität und Mortalität von Nephronophthise-Patienten, noch gibt es Informationen darüber, wie oft und in welchem Umfang bei neurologisch geprägten Ziliopathien mit Mutationsnachweis in NPHP-Genen, im Verlauf renale Symptome hinzutreten. Methodik: Das Nephronophthise-Register www.nephreg.de ist das erste Online-basierte Patientenregister, das den klinischen Verlauf von Patienten mit NPH und assoziierten Ziliopathien im Deutschen Sprachraum sowohl retro- als auch prospektiv verfolgt. Ergebnis: Wir präsentieren die aktuellen Daten von derzeit 111 registrierten Patienten, wovon mehr als die Hälfte NPH assoziierte Ziliopathien aufweist. Schlussfolgerung: Durch zusätzliche Registrierung von Patienten mit primär neurologischen Krankheitsmanifestationen soll das komplexe Bild der Nephronophthise sowie der NPH-assoziierten Ziliopathien weiter vervollständigt werden. Aus diesem Grund bitten wir um die Unterstützung des Registers durch die Gesellschaft für Neuropädiatrie. Keywords 65 PS01 Posterwalk PS01-38 Ziliopathien mit Leberbeteiligung Das breite phänotypische Spektrum von TMEM67-Mutationen Authors Omran H.* (1), Kurlemann G.* (1), Bergmann C. (2), König J. (1) (1) Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Allgemeine Pädiatrie, Münster, Germany (2) Center of Human Genetics, Biosciencia, Ingelheim, Germany Abstract Fallbericht: Als Ziliopathien bezeichnet man eine Gruppe erblicher Erkrankungen, die durch Proteindefekte am Primär-Zilium hervorgerufen werden. Zu den wichtigsten Ziliopathien zählen zystische Nierenerkrankungen, das Joubert-Syndrom, das Meckel-Gruber-Syndrom sowie die okulomotorische Apraxie Typ Cogan II. Zwischen den einzelnen Erkrankungen bestehen teils erhebliche genetische sowie klinische Überschneidungen, was eine klare Genotyp-Phänotyp-Korrelation erheblich erschwert. Als mögliche genetische Ursache verschiedener Ziliopathien ist das TMEM67-Gen, das für das Transmembranprotein Meckelin codiert, in den vergangenen Jahren in den wissenschaftlichen Fokus gerückt. Mutationen in TMEM67 sind ursächlich für das Meckel-Gruber-Syndrom, die Nephronophthise, das JoubertSyndrom sowie das COACH-Syndrom (Colobom, Oligophrenie, Ataxia, Kleinhirnwurm-Hypoplasie, Leberfibrose) beschrieben. Entsprechend breit ist die mögliche klinische Präsentation. Allerdings findet sich in fast allen Fällen eine Leberbeteiligung im Sinne einer kongenitalen Leberfibrose, so dass diesbezüglich für TMEM67 als bislang einzigem Zilien-Gen eine starke Genotyp-Phänotyp-Korrelation besteht. Wir berichten über 4 Patienten mit nachgewiesenen Mutationen im TMEM67-Gen, die sich klinisch mit sehr unterschiedlichen Phänotypen präsentieren. Erstmals beschreiben wir hierbei den Nachweis einer compoundheterozygoten TMEM67-Mutation bei einem Patienten mit okulomotorischer Apraxie Typ Cogan II. Allen Patienten gemeinsam ist eine eindeutige Leberbeteiligung, passend zu der beschriebenen Genotyp-PhänotypKorrelation. Keywords 66 PS01 Posterwalk PS01-39 Manganspeichererkrankung als seltene Ursache einer Dystonie mit bilateralen Basalganglienveränderungen und Polyzythämie Authors Döring C.* (1), Reihle C. (1), Schroth M. (1), Wörle H. (1), Marquard K. (1), von Kalle T. (2), Rolfs A. (3), Klein C. (3), Blankenburg M. (1) (1) Klinik für pädiatrische Neurologie Olgahospital, Stuttgart, Germany (2) Radiologisches Institut Olgahospital, Stuttgart, Germany (3) Centogene AG, Rostock, Germany Abstract Fallbericht: Einleitung: Wir stellen eine seltene, aber behandelbare Differentialdiagnose einer Dystonie mit bilateralen Basalganglienveränderungen und Polyzythämie vor. Kasuistik: Ein gesunder 4 jähriger Junge konsanguiner Eltern aus Saudi-Arabien entwickelte eine Gangstörung mit häufigen Stürzen, Stottern und Wortfindungsstörungen. Neurologisch war eine Gangstörung und Muskelschwäche der Beine mit positiven Pyramidenbahnzeichen nachweisbar. Diagnostisch fanden sich T1-hyperintense Basalganglienveränderungen bilateral, eine Polyzythämie und Hypermanganämie sowie eine homozygote Mutation im Exon 1 des SLC30A10-Gens. Therapeutisch kam es unter Therapie mit Hydroxyurea, ASS, Austauschtransfusionen und oraler Eisensubstitution zu einer Rückbildung der Basalganglienveränderungen sowie der Polyzythämie und Hypermanganämie. Diskussion: Das SLC30A10-Gen codiert für einen transmembranösen Transporter, der für den Export von Mangan aus der Zelle verantwortlich ist und im Gehirn und in der Leber exprimiert wird. Mutationen können zu einer Manganspeichererkrankung mit bilateralen Basalganglienveränderungen, Dystonie, Polyzythämie, Hypermanganämie und Leberzirrhose führen. Eine Therapie mit Austauschtransfusionen, oraler Eisensubstitution, Hydroxyuria und ASS oder Chelatoren i.v. kann zu einer deutlichen Rückbildung der neurologischen und bildmorphologischen Veränderungen führen. Keywords Hypermanganämie 67 PS01 Posterwalk PS01-40 Retrospektive Analyse von Tetrahydrocannabinol bezüglich Wirksamkeit und Verträglichkeit bei 31 neurologisch schwer kranken Kindern Authors Schimpfößl M.* (1), Berweck S. (1), Betzler C. (1), Dotzler E. (1), Herberhold T. (1), Pringsheim M. (1), Staudt M. (1), von Stülpnagel-Steinbeis C. (1), Kluger G.* (1) (1) Schön Klinik Vogtareuth, Vogtareuth, Germany Abstract Zielsetzung: Tetrahydrocannabinol (THC), der psychoaktive Hauptbestandteil von Cannabis, findet breite Offlabel-Anwendung. Ziel der Studie war es, die Wirksamkeit und Nebenwirkungen bei neurologisch schwer kranken Kindern zu untersuchen. Methodik: Retrospektive Studie. Die Beurteilung der Wirksamkeit einer stationären Therapie mit THC erfolgte anhand der Krankenakte durch eine Kinderkrankenschwester und einen Neuropädiater mit einem SummenScore aus individuellen Effekten auf Spastik, Dystonie, Schmerzen, Unruhe/vegetative Störungen, Stimmung, Schlaf, Ernährung und epileptische Anfälle. Ergebnis: Patienten: n=31; Alter: 0,5-21 Jahre; Mittel: 9 Jahre. Grunderkrankungen: überwiegend schwere Residualschäden nach Beinahe-Ertrinken (n=5), Asphyxien (n=4), andere Hypoxien (n=8), SHT (n=3) mit prolongierter Bewusstseinsstörung (n=27), therapierefraktären symptomatischen Epilepsien (n=28), Ernährungsstörung mit PEG (n=29) sowie Beatmung/Tracheostoma (n=6). 6 Patienten waren nicht beurteilbar. Wirkung: Ein anhaltend positiver Effekt wurde bei 11 von 25 Patienten (44%) beobachtet: leicht n=6, deutlich n=4, stark n=1. Individuelle positive Wirkungen wurden festgestellt bei Stimmungsstörungen (4/6; 67%), Unruhe/ vegetative Symptomatik (7/16; 44%), Spastik (3/8; 38%), Schlafstörungen (2/4; 50%) und Schmerzen (3/3; 100%). Ein Effekt auf epileptische Anfälle wurde nicht beobachtet. Vorübergehende Besserung wurde in der Statistik nicht berücksichtigt. Nebenwirkungen: Müdigkeit: n=6; Zunahme von Opisthotonus: n=1; Abfall Valproinsäure-Spiegel: n=2. Schlussfolgerung: Unter Berücksichtigung verschiedener Einschränkungen unserer retrospektiven Studie zeigte THC in 44 % der Patienten in überwiegend palliativen Situationen bei guter Verträglichkeit einen anhaltend positiven Effekt. Eine Verbesserung der Epilepsie konnte nicht festgestellt werden. Kontrollierte (Langzeit-) Studien mit THC und nicht-psychoaktiven Bestandteilen von Cannabis (z.B. Cannabidiol) sind notwendig, ebenso klare Therapiezieldefinitionen. Keywords Tetrahydrocannabinol 68 PS01 Posterwalk PS01-41 Authors Schmitt-Mechelke T.* (1), Bachmann-Holzinger I. (2), Imahorn P. (2), Meier S. (2) (1) Neuropädiatrische Abteilung, Kinderspital Luzern, Luzern, Switzerland (2) Notfallstation, Kinderspital Luzern, Luzern, Switzerland Abstract Zielsetzung: Evaluation von Durchführbarkeit und Nutzen eines 2-Kanal-EEG-Monitorings im pädiatrischen Notfall-Setting bei Patienten mit akuten Enzephalopathien Methodik: Das Standard-Monitoring der Vitalparameter wurde um ein fronto-parietales 2-Kanal-EEG bei Kindern mit akuten Enzephalopathien ergänzt, die der Notfallstation des Kinderspitals Luzern zugewiesen wurden. Pflegefachkräfte der Abteilung waren zuvor in der Montage der EEG-Elektroden und der Darstellung des Signals auf dem Monitor instruiert worden. Ärztliche Mitarbeiter waren in der Interpretation der relevanten EEG-Befunde (normale/abnormale Hintergrundaktivität, anhaltende epileptische Aktivität, Seitenunterschiede, Artefakte) geschult worden. Eine konsiliarische neuropädiatrische Mitbeurteilung von Patienten und EEG erfolgte direkt (während regulärer Präsenzzeiten) oder indirekt via Smartphone-Videos von Patientenverhalten und vom Monitor abgefilmten EEG-Signal. Die Auswirkungen dieser Informationen auf das weitere Fallmanagement wurde prospektiv beurteilt. Ergebnis: Innerhalb einer 9monatigen Pilotphase wurde bei 16 Patienten mit akuten ZNS-Erkrankungen das 2Kanal-Notfall-EEG registriert. Pflegefachkräfte gewannen rasch Routine mit der Elektrodenmontage; ein interpretierbares Signal konnte innerhalb von wenigen Minuten abgeleitet werden und erwies sich als sehr hilfreich bei Patienten mit vermuteten konvulsiven Störungen. Besonders hoch war die diagnostische Ausbeute bei Kleinkindern mit Okzipitallappen-Anfällen, bei denen entweder noch anhaltende subklinische epileptische Aktivität entdeckt wurde oder eine abnormale Körperhaltung als nicht-epileptisch klassifiziert und eine unnötige Therapie-Eskalation vermieden werden konnte. Das Signal lieferte ausreichende Informationen zur Beurteilung kortikaler Akvitität bei anderen akuten Enzephalopathien und trug wesentlich zur Verbesserung des Notfallmanagements bei. Schlussfolgerung: Die 2-Kanal-EEG im pädiatrischen Notfallsetting erwies sich als gut durchführbare, zeit- und ressourcensparende Methode und erlaubt die Optimierung der Versorgung von Patienten mit akuten Enzephalopathien. Keywords 69 PS01 Posterwalk PS01-42 Klinische Präsentation und Bildgebung von Kindern mit Coronarnaht- Synostosen sowie ästhetisches Ergebnis nach bilateralem frontoorbitalen Advancement Authors Haas-Lude K.* (1), Krimmel M. (2), Will B. (3), Schuhmann M. (3), Nägele T. (4), Krägeloh-Mann I. (1) (1) Universitäsklinik für Kinder- und Jugendmedizin Tübingen, Abteilung für Neuropädiatrie, Tübingen, Germany (2) Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Zentrum für Zahn-, Mund-, und Kieferheilkunde, Tübingen, Germany (3) Sektion Pädiatrische Neurochirugie, Universitätsklinik für Neurochirurgie Tübingen, Tübingen, Germany (4) Diagnostische und interventionelle Neuroradiologie, Radiologische Universitätsklinik, Tübingen, Germany Abstract Zielsetzung: Synostosen der Coronarnaht können singulär oder bilateral auftreten. Wir berichten über das klinische Spektrum, die korrespondierende Bildgebung sowie über das postoperative ästhetische Ergebnis von Kindern mit Coronarnahtsynostosen nach chirurgischer Intervention. Methodik: In den Jahren 2000 bis 2014 wurden 14 Kinder mit Coronarnahtsynostosen (8 singulär, 6 bilateral, 3 davon Kinder mit Saethre-Chotzen-Syndrom) durch ein bilaterales frontoorbitales Advancement behandelt. Zum Zeitpunkt des Eingriffes waren sie zwischen 8 und 17 Monate alt. Die prächirurgische Diagnostik umfasste Schädelsonografie oder Schädel-CT mit 3D- Rekonstruktion sowie bei Zustimmung der Eltern eine Photodokumentation. Mittleres postoperatives follow-up betrug 32 Monate. Für die Beurteilung des postoperativen ästhetischen Resultats wurden Noten von 1 bis 5 vergeben (1=harmonische Schädelform, 2=kleinere Unebenheiten der Schädeloberfläche, gutes ästhetisches Ergebnis, 3=kleinere Asymmetrien, ästhetisch befriedigendes Ergebnis, 4=größere Asymmetrien, teilweise Diskussion um operative Revision bzw. Korrekturen, 5=mangelhaftes ästhetisches Ergebnis). Das postoperative Ergebnis wurde im Verlauf erneut photodokumentiert. Ergebnis: Die Zufriedenheit der Eltern und betreuenden Ärzte bezüglich des postoperativen ästhetischen Ergebnisses war insgesamt gut . Repräsentative Fälle der einzelnen Gruppen (singuläre, bilaterale Coronarnahtsynostose) werden präsentiert. Schlussfolgerung: Das ästhetische Resultat nach bifrontoorbitalem Advancement bei Coronarnahtsynostosen ist gut, zur abschließenden Beurteilung ist aber ein längeres follow-up erforderlich. Keywords Coronarnahtsynostosen, Klinische Präsentation, Bildgebung, ästhetisches Ergebnis 70 PS01 Posterwalk PS01-43 Kompensierter Hydrozephalus im Kindesalter: Fünf konsekutive Fälle und Literatur Übersicht Authors Hurni Y.* (1), Guzman R.* (2), Schneider J. (3), Ramelli G. (1) (1) Ospedale San Giovanni, Abt. Neuropädiatrie, Bellinzona, Switzerland (2) Universitäts-Kinderspital beider Basel (UKBB), Abteilung für Neurochirurgie, Basel, Switzerland (3) Universitäts-Kinderspital beider Basel (UKBB), Abteilung für Radiologie, Basel, Switzerland Abstract Zielsetzung: Klinisch muss der progressive von dem kompensierten Hydrozephalus (asymptomatische Ventrikulomegalie mit Makrozephalie) unterschieden werde. Beim kompensierten Hydrozephalus ist die ventrikuläre Dilatation nicht progressiv, und der intrakranielle Druck ist im Normbereich. Die Patienten sind meist asymptomatisch und eine chirurgische Behandlung ist in diesem Fall nicht indiziert. Wir berichten über 5 konsekutive Patienten mit kompensiertem Hydrozephalus. Methodik: Fünf Kinder aus beiden Institutionen mit kompensiertem Hydrozephalus wurden prospektiv eingeschlossen. Persönliche Daten, klinische Beobachtungen und Magnet Resonanz Tomographien (MRT) wurden analysiert. Ergebnis: Das Durchschnittsalter der 5 Patienten betrug 2,6 Jahre (SD: 0.3-4.8 Jahre), die mittlere Beobachtungszeit war 1,2 Jahre.Das initiale klinische Zeichen war bei allen Kindern eine Makrozephalie. Eine diskrete motorische koordinations Störung wurde in 4/5 Kindern notiert. Die MRT Untersuchungen zeigten unterschiedliche Kombinationen von Ventrikulomegalie und einer Erweiterung des extraaxialen Subarachnoidalraums. In allen 5 Patienten wurde ein konservativer Ansatz empfohlen. Während der Beobachtungszeit, zeigten 2 Patienten eine vollständige Rückbildung der Bewegungsstörungen und 1 Patient zeigte eine Verbesserung. Ein Patient war während der Beobachtungszeit asymptomatisch. Alle MRT Verlaufskontrollen zeigten stabile unveränderte Befunde. Bei einem Kind beobachteten wir im Verlauf eine Zunahme der motorischen Störungen und eine Ventrikuloperitoneale Ableitung wurde eingelegt. Schlussfolgerung: Spezifische klinische oder radiologische Kriterien zur Definition des kompensierten Hydrozephalus (asymptomatische Ventrikulomegalie mit Makrozephalie beim älteren Kind) existieren nicht. Die Behandlung des kompensierten und des progressiven Hydrozephalus ist jedoch grundsätzlich unterschiedlich. Während der kompensierte Hydrozephalus selbstlimitierend ist benötigt der progressive Hydrozephalus eine rasche chirurgische Therapie. Wir werden eine Übersicht der aktuellen Literatur und unsere Therapie Empfehlungen diskutieren. Keywords Kompensierter Hydrozephalus - Behandlung 71 PS01 Posterwalk PS01-44 Neurogenes Thoracic-outlet Syndrom: eine seltene Differentialdiagnose von Parästhesien der oberen Extremität im Kindesalter Authors Linder-Lucht M.* (1), Aznar Lain G. (2), Hernandez Castellano M. (1), Muchart Lopez J. (3), Mur Sierra A. (2) (1) Hospital del Mar, Barcelona, Spain (2) Hospital del Mar, Universitat Autonoma de Barcelona, Barcelona, Spain (3) Hospital Sant Joan de Déu , Esplugues de Llobregat, Spain Abstract Fallbericht: Zielsetzung: Das Thoracic-outlet Syndrom (TOS) besteht aus einer Vielzahl von Symptomen, die durch neurovaskuläre Kompression der oberen Thoraxapertur hervorgerufen werden. Die Ätiologie ist uneinheitlich, verschiedene fibromuskuläre oder knöcherne Anomalien sind mit TOS assoziiert. Die Inzidenz bei Erwachsenen liegt bei 0,3-2%, Frauen>Männer, Beginn zwischen dem 20.-40. Lj. In der Literatur gibt es nur wenige Fallberichte von TOS im Kindesalter, ursächlich sind meist Halsrippen. Methodik: Fallbericht und Literaturübersicht. Ergebnis: 14-jähriges Mädchen mit intermittierenden Kribbel-Parästhesien des rechten Armes, palmarseitig, Dauer 8-10 min, 3-mal/Monat, keine Provokationsfaktoren. Körperliche und neurologische Untersuchung unauffällig, bis auf leicht reduzierte Oberflächensensibilität am rechten Unterarm. Cerebrales und cervikales MRT sowie EEG, EMG und NG normal. Im weiteren Verlauf 6-monatliche Kontrollen. Stabiler klinischer Verlauf >1 Jahr mit Abnahme der Häufigkeit der Episoden. Allerdings berichtete die Patientin, dass Parästhesien nun durch das Tragen mehrerer warmer Baguettes getriggert werden. Die klinische Bedeutung dieser Beobachtung blieb zu diesem Zeitpunkt unklar. Differentialdiagnostisch wurde auch an eine somatoforme Störung gedacht, diese erschien aber fraglich, da Patientin und Familie emotionale Belastungsfaktoren verneinten. Bei der Kontrolle im Alter von 16, berichtete sie über Provokation von Parästhesien während des Hebens von Gewichten im Fitness-Studio. EMG/NG zeigten nun eine postganglionäre Beteiligung des rechten Truncus inferior mit sensorischer und motorischer axonaler Degeneration. MRT und CT des Plexus brachialis zeigten einen verlängerten Processus transversus C7. Fazit: Die Mega-Apophyse C7 wird selten symptomatisch, kann aber durch wachstumsbedingte Veränderungen der oberen Thoraxapertur in der Adoleszenz ein TOS verursachen. Durch die unterschiedliche pathomorphologische Genese und Symptomenvielfalt ist TOS eine oft schwer zu diagnostizierende Erkrankung, die insbesondere im Kindesalter leicht übersehen werden kann. Keywords Thoracic-outlet Syndrom, Kindesalter, verlängerter Processus transversus C7 72 PS01 Posterwalk PS01-45 Der Einfluss von Infektionskrankheiten auf das Schlafverhalten von Frühgeborenen Authors Ledergerber K.* (1), Jost K.* (2), Schulzke S. (2), Weber P. (2), Datta A. (2) (1) Universität Basel, Basel, Switzerland (2) UKBB, Basel, Switzerland Abstract Zielsetzung: Einer der Hauptgründe für Frühgeburtlichkeit sind Infekte. Frühgeborene sind sehr vulnerabel und darum anfällig auf übertragbare Krankheiten. Infektionen könnten einen Einfluss auf die Schlaf-Wach-Regulation und die Länge der Schlafphasen haben. Die Hypothesen dieser Studie sind, dass bei infizierten Frühgeborenen im Vergleich zu nicht-infizierten die Schlafdauer länger und dass die Schlafphasen verändert sind. Methodik: 40 Frühgeborene (20 Mädchen, 20 Knaben; jünger als 32 Gestationswochen [Schnitt: 29/1, Spannung: 24/0 bis 37/3] und/oder weniger als 1500 g Geburtsgewicht [Schnitt: 1119 g, Spannung: 420 g bis 1650 g]) wurden für durchschnittlich drei Stunden an mehreren Tagen in der ersten Woche nach Geburt und dann bis sie den Inkubator verlassen einmal wöchentlich gefilmt. Die 277 resultierenden Aufnahmen wurden alle zehn Sekunden gescort und in Wachheit (W), aktiven Schlaf (AS) und ruhigen Schlaf (QS) abgegrenzt. Die Gesamtdauer jedes Stadiums und die durchschnittliche Dauer eines Schlafzyklus wurden für jede Messung berechnet. Wir führten eine mehrstufig lineare Regressionsanalyse durch, um die Assoziation zwischen Infektion und Schlafarchitektur abzuschätzen. Um eine Aufnahme als infiziert zu erfassen, haben wir nachgewiesene oder dringlich vermutete Infekte des Kindes und bei Aufnahmen in der ersten Woche auch Zeichen für maternale Infekte und den Hauptgrund der Frühgeburtlichkeit berücksichtigt. Dies ergab 63 infizierte und 214 nichtinfizierte Messungen. Ergebnis: Es gibt eine positive Assoziation zwischen Infektion und der Dauer der Schlafzyklen (p=0.004), der Schlafzeit (p<0.001) und der Zeit im ruhigen Schlaf (p=0.025). Ausserdem wurde beobachtet, dass männliche Frühgeborene tendenziell weniger wach sind (p=0.08) und mehr Zeit im aktiven Schlaf verbringen (p=0.001) als weibliche. Schlussfolgerung: Der infektiöse Zustand beeinflusst die Schlaf-Wach-Regulation und die Schlafphasendauer in Frühgeborenen signifikant. Infizierte Frühchen schlafen allgemein mehr, verbringen mehr Zeit im ruhigen Schlaf und somit sind ihre Schlafzyklen länger. Keywords 73 PS01 Posterwalk PS01-46 ADEM-ähnliches Bild als Hauptsymptom eines X-chromosomalen lymphoproliferativen Syndroms bei einem 4 Jahre altem Jungen Authors Bechtel N.* (1), Noßwitz U.* (1), Koch M. (1), Fischalek A. (1), Marsch B. (1), Lemberg K. (2), Wiesel T. (1), Berger T. (1), Paulussen M. (1), Rostasy K. (1) (1) VKJK, Datteln, Germany (2) Nationale HLH-Studienzentra, UKE, Hamburg, Germany Abstract Fallbericht: Das X-chromosomale lymphoproliferative Syndrom (XLP) ist eine genetische Erkrankung mit gestörter Aktivierung von NK- und T-Zellen und somit fehlender Makrophagenregulierung. Die XLP manifestiert sich oft durch schwere EBV-Infektionen, Dysgammaglobulinämie, Lymphome oder Hämophagozytische Lymphohistiozytose (HLH), häufig mit ZNS Beteiligung. Wir stellen einen Vierjährigen mit dem Bild zunächst einer ADEM (Ataxie, Sprachverlust und kognitive Beeinträchtigung) vor. Das zerebrale MRT zeigte große bilaterale, unscharfe Läsionen der tiefen weißen Substanz, des angrenzenden Kortex und des Kleinhirns. Im Liquor fiel eine leichte Pleozytose (8/ul) ohne maligne Zellen oder oligoklonale Banden auf. Serum MOG-IgG Antikörper waren negativ. Er erhielt Methylprednisolon (IVMP) über 5 Tage i.v. und wurde mit gebesserter Symptomatik entlassen, nach wenigen Tagen jedoch erneut mit Ataxie aufgenommen. Das zweite MRT war ähnlich, mit zusätzlicher deutlicher Kontrastmittelanreicherung in den kortikalen-nahen Läsionen. Er erhielt erneut IVMP, jedoch ohne klinische Besserung. Die ausführliche Anamnese ergab ein Burkittlymphom und regelmäßige Immunglobulingabe bei Hypogammaglobulinämie, die auf die Rituximabtherapie® zurückgeführt wurde. Ein Bruder war im Alter von 4 Jahren an einer HLH nach EBV-Infektion verstorben. Obwohl die HLH-Kriterien nicht ausreichend erfüllt waren, waren die Familienanamnese, die Hypogammaglobulinämie sowie das B-Zell-Lymphom richtungsweisend für ein XLP. Lymphozytenfunktionstests zeigten eine gestörte NK- und T-Zell-Funktion durch fehlende Expression des signalling lymphocyte activation molecule associated protein (SAP), molekulargenetisch wurde eine SH2D1A Mutation nachgewiesen. Der Patient wird mit Cyclosporin A und Dexamethason behandelt, eine Stammzelltransplantation ist geplant. Fazit: Bei Patienten mit ADEM-ähnlichem Bild und unzureichendem Ansprechen auf Hochdosissteroidtherapie mit ungewöhnlichem MRT Bild, sollten differenzialdiagnostisch primäre ZNS Manifestationen anderer Erkrankungen wie einer Vaskulitis und HLH in Betracht gezogen werden. Keywords 74 PS01 Posterwalk PS01-47 Klinische Neurophysiologie bei Kindern mit Schwindel: welche Tests sind sinnvoll? Authors Jahn K.* (1), Langhagen T. (2), Heinen F. (3) (1) LMU München, München, Germany (2) Deutsches Schwindel- und Gleichgewichtszentrum, München, Germany (3) Haunersches Kinderspital, München, Germany Abstract Zielsetzung: Neue epidemiologische Studien haben gezeigt, dass Schwindel bei Kindern und Jugendlichen häufig ist und auch in dieser Gruppe eines der wichtigsten Leitsymptome darstellt. Unter den episodischen Syndromen ist die vestibuläre Migräne die häufigste Diagnose. Migräne-assoziierte Schwindelformen sind für etwa 40% der Diagnosen bei Kindern mit Schwindel verantwortlich. Gerade bei diesen episodischen Formen ergibt sich die Frage, welche Tests im asymptomatischen Intervall hilfreich sind? Methodik: Konsekutive Patienten (n>400; 3 Mo.-18 J.), die sich im Deutschen Schwindel- und Gleichgewichtszentrum in München (DSGZ) vorstellten, erhielten standardisierte diagnostische Tests mit quantitativer Okulomotoriktestung, Bestimmung der subjektiven visuellen Vertikale, vestibulär evozierten myogenen Potentialen, kalorischer Testung, Video-Kopfimpulsen und Posturographie. Ergebnis: Das mittlere Patientenalter war 10±3 Jahre. Eine auffällige Okulomotorik (Blickfolgesakkadierung und Blickrichtungsnystagmus) fand sich besonders häufig mit zentralen Läsionen, episodischer Ataxie und bei Kleinhirnsyndromen (>80%), aber auch bei vestibulärer Migräne (>30%). Eine abnorme Bogengangsfunktion deutete auf eine Labyrinthitis, den Morbus Menière oder eine Vestibularisparoxysmie (>80%). Die Posturographie war hilfreich bei der Diagnose von phobischem Schwindel mit der typischen relativen Verbesserung bei schwierigen Bedingungen. Die Ergebnisse der vestibulär evozierten myogenen Potentiale korrelierten nicht mit spezifischen Diagnosen. Schlussfolgerung: Besonders die Testung der Bogengangsfunktion und die quantitative Untersuchung der Okulomotorik sind bei der Differentialdiagnose von Schwindel im Kinder- und Jugendalter hilfreich. Die Entscheidung über die Notwendigkeit weiterer Untersuchungen (z.B. MRT) kann von diesen Ergebnissen abhängig gemacht werden. Eine normale Okulomotorik schließt zentrale Läsionen aus. Die Posturograpie kann hilfreich sein, um einen phobischen (somatoformen) Schwindel positiv zu diagnostizieren. Keywords Schwindel, Migräne, Episodische Syndrome, Diagnostik 75 PS02 Posterwalk PS02-01 Oligoklonale Banden sind Prädiktoren einer Multiplen Sklerose bei Kindern mit isolierter Optikusneuritis: eine multizentrische retrospektive Studie Authors Heußinger N.* (1), Kontopantelis E. (2), Gburek-Augustat J. (3), Jenke A. (4), Vollrath G. (5), Korinthenberg R. (6), Hofstetter P. (7), Meyer S. (8), Brecht I. (9), Bajer-Kornek B. (10), Herkenrath P. (11), Schimmel M. (12), Wenner K. (13), Häusler M. (14), Lutz S. (15), Blaschek A. (16), Smitka M. (17), Karch S. (18), Piepkorn M. (19), Rostasy K. (20), Weber P. (21), Trollmann R. (22), Klepper J. (1), Häußler M. (23), Hofmann R. (24), Weissert R. (25), Merkenschlager A. (26), Buttmann M. (9) (1) Kinderklinik Aschaffenburg, Aschaffenburg, Germany (2) Institute of Population Health, University of Manchester, Manchester, United Kingdom (3) Universitätskinderklinik Tübingen, Tübingen, Germany (4) Helios Kinderklinik Wuppertal, Wuppertal, Germany (5) Universitätskinderklinik Rostock, Rostock, Germany (6) Universitätskinderklinik Freiburg, Freiburg, Germany (7) Universitätskinderklinik Frankfurt, Frankfurt a.M., Germany (8) Universitätskinderklinik Homburg, Homburg/Saar, Germany (9) Neurologische Klinik der Universität Würzburg, Würzburg, Germany (10) Universitätsklinik für Neurologie, Wien, Austria (11) Universitätskinderklinik Köln, Köln, Germany (12) Klinikum Augsburg, Klinik für Kinder- und Jugendliche, Augsburg, Germany (13) Universtitätskinderklinik Hamburg, Hamburg, Germany (14) Universitätskinderklinik Aachen, Aachen, Germany (15) Universitätskinderklinik Essen, Essen, Germany (16) Dr. von Haunersches Kinderspital, LMU, München, Germany (17) Universitätskinderklinik Dresden, Dresden, Germany (18) Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Neuropädiatrie, Uniklinikum Heidelberg, Heidelberg, Germany (19) Kinderkrankenhaus Auf der Bult, Neuropädiatrie, Hannover, Germany (20) Universitätsklinik für Pädiatrie I, Neuropädiatrie, Department für Kinder- und Jugendheilkunde, Innsbruck, Germany (21) Universitäts-Kinderspital beider Basel, Basel, Germany (22) Universität Erlangen, Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Erlangen, Germany (23) Kinderklinik der Universität Würzburg, Würzburg, Germany (24) Klinik für Kinderheilkunde und Jugendmedizin , Abteilung Neuropädiatrie, Sozialpädiatrie und Epileptologie, Gießen, Germany (25) Klinik für Neurologie der Universität Regensburg, Regensburg, Germany (26) Universitätskinderklinik Leipzig, Neuropädiatrie, Leipzig, Germany Abstract Zielsetzung: Bei der isolierten Optikusneuritis als erstem demyelinisierendem Ereignis (ON) handelt es sich entweder um ein einmaliges Ereignis oder das Erstsymptom einer Multiplen Sklerose (MS). Ein höheres Alter sowie der Nachweis von Demyelinisierungsherden (DMH) bei Erstmanifestion sind unabhängige Risikofaktoren einer MS-Konversion. Ziel war es, Risikofaktoren einer späteren MS-Entwicklung, inklusive Liquorbefunden, bei Kindern mit ON zu evaluieren. Methodik: In die retrospektive multizentrische Studie wurden nur Kinder eingeschlossen, die eine isolierte unioder bilaterale ON vor Vollendung des 18. Lebensjahres aufwiesen. Das minimale Follow-up (FU) derer, die keine MS entsprechend der McDonald-Kriterien von 2010 zeigten, betrug zwei Jahre. Alter (< 10 vs. = 10 Jahre), Geschlecht, FU, ON-Typ (uni- vs. bilateral), kraniales MRT (cMRT) (keine vs. =1 MS-kompatible Läsion außerhalb des Nervus opticus) und intrathekale Oligoklonale Banden (OKB) wurden als Risikofaktoren mittels uni- und multivariater Analysen analysiert. Ergebnis: 338 Kinder, 268 mit uni- und 70 mit bilateraler ON, wurden in die Studie eingeschlossen. Das FU der Patienten, die keine MS entwickelten, betrug im Median 5,1 Jahre (Range 2,0-22,0). In der univariaten Analyse wurden Alter (OR 1.21, 95% CI 1.21-1.30, p<0.001), Nachweis von DMH (cMRT OR 34.75, 95% CI 18.19-66.39, p<0.001) und OKB (OR 18.22; 95% CI 10.53-31.51, p<0.001) als prädiktive Faktoren einer MS-Konversion identifiziert. In der multivariaten Analyse zeigten sich der Nachweis von DMH (OR 18.62; 95% CI: 8.53-40.64; p<0.001) und OKB (OR 8.62; 95% CI: 3.98-18.65; p<0.001) als unabhängige Prädiktoren einer späteren MSEntwicklung. Der gleichzeitige Nachweis von DMH und OKB erhöht das Risiko einer MS-Konversion um das 161,9-fache (95% CI: 47.27-554.53; p<0.001). Nur 1/35 Kindern mit rezidivierender ON oder Neuromyelitis optica wies initial OKB auf. Schlussfolgerung: Durch diese Studie konnte erstmals gezeigt werden, dass eine Liquoruntersuchung bei Kindern mit isolierter ON hilft, das Risiko einer späteren MS-Konversion abzuschätzen 76 PS02 Posterwalk PS02-01 Keywords Optikusneuritits, Risikofaktoren, Multiple Sklerose, Oligoklonale Banden 77 PS02 Posterwalk PS02-02 Mykoplasmen getriggertes ADEM mit Nachweis von Aquaporin-Ak Authors Stoffels J.* (1), Kuß A. (1), Rostasy K.* (2) (1) SPZ St. Elisabeth, Neuburg, Germany (2) Neuropädiatrie Dattelner Kinderklinik, Datteln, Germany Abstract Fallbericht: Wir berichten ueber einen 11 jaehrigen Jungen mit Kopfschmerzen und ploetzlicher Vigilanzminderung. Vor Kurzen Husten prothrahiert und subfebrile Temperaturen. Bis auf einen unkomplizierten Fieberkrampf mit 3 LJ bislang gesund. Im Weiteren entwickelte er das klinische Bild eines ADEM mit unteranderem Ataxie, Augenbewegungsstoerungen und Pupillomotorikstoerung. In der MR-Bildgebung ADEM typisches Bild mit Einschluss des Hirnstamms und des periaqaeduktalen Graus. Liquor: Minimale Pleozytose, Schrankenstoerung, autochtone AK-Produktion, oligoklonale Banden negativ Serologische frische Mykoplasmeninfektion Hochtitrige Aquaporin-AK mit 1:2560 Nach Steroidpuls-Therapie und weiteren 5 Tagen Methylprednisolon 2mg/kg rasche Restitutio Unseres Wissens nach ist dies der erste Patient mit typische ADEM-Klinik und Nachweis von Aquaporin-AK. Keywords Aquaporin-AK ADEM Neuburg Autoinflammation 78 PS02 Posterwalk PS02-03 Diagnostische Fallstricke der tuberkulösen Meningitis Authors Zielonka M.* (1), Assmann B.* (1), Sommerburg O. (1), Hoffmann G. (1), Junghanss T. (2), Ziegler A. (1) (1) Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin Heidelberg, Heidelberg, Germany (2) Zentrum für Infektiologie Heidelberg, Heidelberg, Germany Abstract Fallbericht: Einleitung: Die tuberkulöse Meningitis ist eine schwere Infektion des Zentralnervensystems verursacht durch Mycobacterium tuberculosis, die mit einer hohen Morbidität und Mortalität assoziiert ist. Da das klinische Outcome vom Krankheitsstadium bei Therapiebeginn abhängt, ist eine frühzeitige Diagnose entscheidend. Allerdings wird die Diagnosestellung durch die niedrige Sensitivität der Ziehl-Neelsen Färbung sowie des Direktnachweises von M. tuberculosis mittels PCR erschwert. Fallbericht: Wir berichten von einer 2-jährigen Patientin bulgarischer Abstammung, die sich mit diffusen Bauchschmerzen, Erbrechen sowie Fieber vorstellte. Aufgrund einer progredienten Vigilanzminderung erfolgte eine cMRTBildgebung, in der sich ein meningeales Enhancement mit multiplen Infarkten sowie Zeichen einer Liquorzirkulationsstörung zeigten, die eine dekomprimierende neurochirurgische Intervention notwendig machte. In der Basisuntersuchung des Liquors ließ sich eine lymphozytäre Pleozytose mit moderater Proteinerhöhung objektivieren. Säurefeste Stäbchen waren im Magenaspirat, im Liqour sowie der Bronchiallavage nicht nachweisbar. Wiederholte Versuche des Direktnachweises von M. tuberculosis aus Liquor mittels PCR blieben negativ. Eine bakterielle Infektion sowie Infektion mit neurotropen Viren konnte ausgeschlossen werden. Die empirische tuberkulostatische Therapie in Kombination mit Dexamethason führte zu einer signifikanten Verbesserung des klinischen Zustandes. Die Diagnose einer tuberkulösen Meningitis konnte durch positiven kulturellen Nachweis von M. tuberculosis bestätigt werden. Bis auf eine fluktuierende Hemiparese waren keine weiteren Residualsymptome zu beobachten. Fazit: Die tuberkulöse Meningitis ist eine lebensbedrohliche Erkrankung und sollte bei Patienten mit meningealen Reizzeichen bei Vorliegen einer lymphozytären Pleozytose, erhöhten Proteinkonzentration sowie niedrigen Glukosewerten im Liquor bei Ausschluss alternativer Ursachen in der Initialdiagnostik in Betracht gezogen werden. Keywords tuberkulöse Meningitis; Vigilanzminderung; lymphozytäre Pleozytose 79 PS02 Posterwalk PS02-04 Juvenile Sklerodermie mit isolierter ZNS-Manifestation - Herausforderungen an Diagnosestellung und mögliche Leitlinie für die Therapie Authors Ziegler A.* (1), Schuler E.* (1), Reuner G. (1), Hoffmann G. (1) (1) Universität Heidelberg, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Heidelberg, Germany Abstract Fallbericht: Zielsetzung: Die juvenile Sklerodermie mit isolierter Erstmanifestation im ZNS ist eine seltene rheumatisch-entzündliche Erkrankung. Die Diagnosestellung ist schwierig, eine evidenzbasierte Therapie existiert bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht, sie ist beschränkt auf einzelne Fallberichte. Hauptsymptome sind eine therapieschwierige Epilepsie und periphere Parästhesien sowie neuropsychologische Auffälligkeiten. Fallsammlung: Vorgestellt werden 5 Fälle einer juvenilen Sklerodermie mit isolierter Manifestation im zentralen Nervensystem. Sowohl zirkumskripte als auch systemische Sklerodermien können zentralnervöse Erstsymptome zeigen, meist in Form einer therapieschwierigen Epilepsie, einer Opticusatrophie oder peripheren Sensibilitätsstörungen. In Übereinstimmung mit der existierenden Literatur ist die Diagnosestellung sehr schwierig. Oft sind autoimmunologische Marker im Kindesalter negativ, Hautauffälligkeiten oder eine Beteiligung innerer Organe sind klinisch distinkt oder gar nicht vorhanden. Eine Augenbeteiligung in Form einer Uveitis muss ausgeschlossen werden. Ergänzende elektrophysiologische Messungen zeigen oft Auffälligkeiten vor entsprechender Klinik. Auch MR-tomographisch bereitet die Diagnosestellung Schwierigkeiten. Neuropsychologische Untersuchungen offenbaren scheinbar subklinische Defizite in Aufmerksamkeits- und Exekutivfunktionen. In Übereinstimmung mit der existierenden Literatur wurde ein möglicher diagnostischer Algorithmus entwickelt. Die Therapie einer juvenilen Sklerodermie mit isolierter ZNS-Manifestation ist schwierig und basiert auf Fallberichten. Im Jahr 2012 wurde von der Childhood Arthritis and Rheumatology Research Alliance (CARRA) ein Konsensusplan für die Therapie der juvenilen Sklerodermie vorgeschlagen und in unserer Fallserie umgesetzt. Erste Ergebnisse einer Kombinationstherapie aus Steroiden und Methotrexat werden präsentiert. Schlussfolgerung: Die juvenile Sklerodermie stellt in der Neuropädiatrie eine große diagnostische und therapeutische Herausforderung dar. Weitere Studien zu diagnostischen Markern und Therapie sind notwendig. Keywords Enzephalitis,Autoimmunerkrankung ZNS,juvenile Sklerodermie,Parry Romberg 80 PS02 Posterwalk PS02-05 EBV-Enzephalitis bei akuter Mononukleoseinfektion Authors Idris N.* (1), Cagnoli S.* (1), Jenke A. (2), Borusiak P. (1) (1) Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, SPZ Wuppertal, Wuppertal, Germany (2) Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Wuppertal, Germany Abstract Fallbericht: Wir berichten über einen 9 Jahre alten Jungen mit erstem cerebralen Anfall. Anamnestisch bestand seit 6 Tagen Fieber mit Gliederschmerzen. Klinisch zeigten sich eine Tonsillitis und geschwollene cervikale Lymphknoten. Nach Aufnahme kam es zu einer raschen Vigilanzminderung, so dass 16h nach Aufnahme eine Lumbalpunktion erfolgte. Aufgrund einer erhöhten Zellzahl von 115/µl im Liquor begannen wir dann mit einer Behandlung mit Aciclovir und Cefotaxim . Bei weiterer Verschlechterung des klinischen Zustandes erfolgte 32h nach Aufnahme ein MRT des Schädels, welches seitens der Kinderradiologen als unauffällig bewertet wurde. Im weiteren Verlauf kam es zu einer weiteren klinischen Verschlechterung mit Bewusstseinsstörung und epileptischen Anfällen. 72h nach Aufnahme entschlossen wir uns zur Intubation und Einleitung einer ThiopentalNarkose. Bei Verdacht auf eine EBV-Enzephalitis DD Autoimmun-Enzephalitis erfolgte eine erneute Lumbalpunktion anschliessend begannen wir mit einer Glukokortikoid-Therapie. Nach Erhalt der positive EBVPCR im Liquor und dem Nachweis einer intrathekalen AK- Synthese gegen EBV therapierten wir zusätzlich mit i.v. Immunglobulinen für 3 Tage. Unter dieser Therapie besserte sich der Zustand des Patienten, sodass wir ihn nach 6 Tagen extubieren konnten und schließlich 3 Wochen nach Aufnahme mit nur noch leichten kognitiven und motorischen Einschränkungen in eine Neuro-Reha verlegten. Eine MRT-Verlaufskontolle des Cerebrums zeigte retrospektiv, eine symmetrische Hyperintensität der grauen Substanz sowie eine moderate Kompression der inneren und äußeren Liquorräume in den initialen MRT-Aufnahmen. Die EBV- Enzephalitis ist eine seltene Komplikation der infektiösen Mononukleose. Aufgrund häufig nur diskreter und vor allem symmetrischer MRTVeränderungen und häufig nicht wegweisenden Liquorbefunden ist die Diagnose erschwert und nur möglich wenn diese spezifisch in Erwägung gezogen wird. Die Therapie ist nicht evidenzbasiert und erfolgt symptomatisch mit Glukokortikoiden und Immunglobulinen. Die Prognose scheint bei frühzeitiger Therapie gut zu sein. Keywords Ebstein-Barr Virus, Enzephalitis, pos. EBV- PCR im Liquor, Glukokortikoide, Immunglobuline 81 PS02 Posterwalk PS02-06 MERS - Milde Enzephalopathie / Encephalitis mit reversiblen Läsionen im Splenium des Balkens:- 3 neue Fallbeispiele Authors Damm M.* (1), Wörle H. (1), Reihle C. (1), von Kalle T. (1), Blankenburg M. (1) (1) Olgahospital, Stuttgart, Germany Abstract Fallbericht: Einleitung: "MERS" als Diagnose wurde erstmals 2004 erwähnt. Sie beruht auf dem kernspintomographischen Befund einer nicht Kontrastmittel aufnehmenden, rundlichen Läsion im Splenium des Balkens verminderter Signalgebung in der Diffusion, welche innerhalb weniger Wochen reversibel ist. Die meisten Berichte stammen aus Japan, wobei die meisten Patienten eine leichte Enzephalopathie/ Enzephalitis aufweisen. Ursächlich waren Infektionen (Influenzaviren in 1/3 der Fälle). Zwischenzeitlich liegen Berichte über identische MRT-Veränderungen vor mit nicht-infektiösen Begleiterkrankungen wie: Hypernaträmie, Hypoglykämie, zerebreale Krampfanfälle, antiepileptische Medikation, nicht zerebrale Malignome, Mangelernährung. Nicht alle Patienten zeigen Symptome einer Enzephalopathie. Fallvorstellung: Wir beschreiben 3 weitere Patienten mit identischen MRT Befunden, welche dieses Jahr in unserer Klinik behandelt worden sind: 1.12 Jahre alter Junge: Fieber, Benommenheit, Meningismus. Pleozytose im Liquor, kein Nachweis von Viren/ Bakterien 2.2 Jahre altes Mädchen: Fieber, febriler Status epilepticus, Benommenheit. Nachweis von Enteroviren im Stuhl, keine Liquorpleozytose 3.17 Jahre alter junger Mann: schwere hämolytische Anämie (Kälteagglutinine). Unter immunsuppressiver Therapie zunächst mit Prednison und Plasmapherese Entwicklung einer Enzephalopathie mit Verwirrtheit und Stupor. Alle drei Patienten waren innerhalb einer Woche wieder gesund. Die Veränderungen in der Kernspintomographie waren nach ein (zwei) Wochen nicht mehr nachweisbar. Diskussion: Die Pathophysiologie der MRT-Läsionen ist unbekannt. Aufgrund der Verschiedenheit der assoziierten Krankheitsbilder (die hier berichtete hämolytische Anämie und/oder deren immunsuppressive Therapie ist unseres Wissens nicht beschrieben (Patient 3)) macht eine gemeinsame Genese unwahrscheinlich. Die Veränderung im Balken ist demnach eher nicht spezifisch. Ein bleibender anatomischer Defekt scheint nicht vorzuliegen. Keywords 82 PS02 Posterwalk PS02-07 Longitudinal extensive transverse myelitis (LETM) bei 4 Kindern Authors Reihle C.* (1), von Kalle T. (2), Schmiedel G. (3), Severin C. (4), Sauter T. (5), Marquard K. (1), Blankenburg M.* (1) (1) Klinikum Stuttgart Olgahospital und Frauenklinik, Pädiatrie 1, Stuttgart, Germany (2) Klinikum Stuttgart Olgahospital und Frauenklinik, Institut für Kinderradiologie, Stuttgart, Germany (3) Klinikum Esslingen, Klinik für Kinder und Jugendliche, Esslingen, Germany (4) Klinikum Sindelfingen-Böblingen, Kliniken Böblingen, Böblingen, Germany (5) Gemeinschaftspraxis für Kinder- und Jugendmedizin, Leinfelden-Echterdingen, Germany Abstract Fallbericht: Einleitung: Die langstreckige akute transverse Myelitis (LETM = longitudinally extensive tranverse myelitis) ist eine seltene Form der Myelitis im Kindesalter. Das MRT zeigt ausgedehnte Signalveränderungen in der T2-Wichtung über mindestens 3 Wirbelkörper. Die Ätiologie ist heterogen, schwere Residualfolgen sind möglich. Wir berichten über 4 Verläufe der letzten 2 Jahre aus unserer Klinik. Kasuistiken: Fall 1: 13-jähriges Mädchen. Subakute Schwäche in Armen und Beinen, Opticusneuritis. Wenige Monate zuvor Hirnstammencephalitis. Unter Steroidpuls und Plasmapherese rasch normal gehfähig, Visusminderung nur partiell gebessert. Im MRT LETM vor allem cervikothorakal. Aquaporin-4-Antikörper positiv. Diagnose: Neuromyelitis optica (NMO). Fall 2: 13-jähriges Mädchen. Arthritis seit Wochen, dann Fieber, Durchfall, Erbrechen, Kopfschmerzen. Akuter thorakaler Querschnitt binnen Stunden. Nur geringe Besserung trotz Steroidstoßtherapie, Plasmapherese und weiterer Immunsuppression. Aquaporin-4-Antikörper grenzwertig. Im MRT LETM des gesamten Myelons. Diagnose: NMO-Spektrum-Erkrankung. Fall 3: 9-jähriger Junge, fieberhafter Infekt mit Lymphadenopathie, dann Rückenschmerzen, subakute Paraplegie. MRT: LETM ab thorakal. Klinik binnen weniger Tage nach Steroidstoß normalisiert. Diagnose: parainfektiöse Myelitis bei EBV-Reaktivierung. Fall 4: 13-jähriges Mädchen. Rückenschmerzen seit 3 Wochen, Meningismus ohne Fieber. Tetraplegie binnen Tagen. Diagnose: akute Neuroborreliose. Trotz kombiniert antibiotischer Therapie plus Steroiden Entwicklung eines hohen Querschnitts mit vorübergehend Beatmung über Tracheostoma. Kein Einsatz einer Plasmapherese aufgrund der akuten Infektion. Aktuell in Rehabilitation. Diskussion und Schlussfolgerung: Die LETM wird als typisch für die Neuromyelitis optica beschrieben, sie kann aber durchaus andere, vor allem neuroimmunologische oder infektiöse Ursachen haben. Bei klinisch schwerem steroidrefraktärem Verlauf muss die Durchführung einer Plasmapherese früh erwogen werden. Das MRT spielt eine wichtige Rolle bei der Diagnosestellung und Verlaufsbeurteilung. Keywords Myelitis, Neuromyelitis optica, LETM, Plasmapherese 83 PS02 Posterwalk PS02-09 Prädiktiver Wert der Durchflusszytometrie in pädiatrischer Multipler Sklerose Authors Elpers C.* (1), Groß C. (2), Althaus J. (1), Fiedler B. (1), Meuth S. (2), Kurlemann G. (1) (1) UKM Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Münster, Germany (2) UKM Klinik für Allgemeine Neurologie, Münster, Germany Abstract Zielsetzung: Die Opticusneuritis (ON) ist generell der häufigste Risikofaktor für die Entwicklung einer Multiplen Sklerose (MS). Im Kindesalter ist diese Assoziation zwischen ON und MS deutlich geringer und die Konversion zu einer MS nach isolierter ON geringer als bei Erwachsenen. Ziel dieser Studie ist die Zusammensetzung und Aktivierung von bestimmten Zellen (CSF,PB) als möglicher Biomarker zu identifizieren um Kinder mit einer isolierten ON von denen mit hohem Risiko für die Entwicklung einer MS unterscheiden zu können Methodik: 18 Patienten wurden zwischen 07/2011 und 10/2014 mit einer isolierten ON (n=6, 5w,1m) oder einer MS (n=12, 10w,2m) eingeschlossen Ergebnis: Die ON war bei allen Kindern unilateral. Die Kinder waren durchschnittlich 12.7 Jahre bei Erstmanifestation der ON (8.4-17.2 Jahre). Die MS präsentierte sich initial bei 4 Kindern mit einer ON, 4 Patienten zeigten Parästhesien. Alle Patienten entwickelten einen schubförmig-remittierenden Verlauf. Im Durchschnitt erkrankten die Kinder mit 14.8 Jahren an einer MS (9.8-17.8 Jahren). Alle Patienten erhielten eine intravenöse Cortisonstoßtherapie über mindestens 5 Tage (1000mg /d). Die Lumbalpunktion (LP) wurde innerhalb von 2 Tagen nach stationärer Aufnahme durchgeführt. Alle MS-Patienten waren therapienaiv zum Zeitpunkt der LP. Die oligoklonalen Banden waren bei allen MS-Kindern positiv. Die FACS-Analyse ergab erhöhte CD4+-T-Zellen in der MS-Kohorte im Vergleich zu den Kindern mit isolierter ON. Im Gegensatz dazu zeigten die ON-Patienten einen erhöhten Anteil an CD8+-T-Zellen. Im Vergleich zur Referenzgruppe zeigten sowohl die CD4+ als auch die CD8+-T-Zellen einen erhöhten Aktivierungsgrad in beiden Kohorten Schlussfolgerung: Die klinischen Charakteristika unserer ON- und MS-Kohorte sind vergleichbar zu bereits publizierten Daten. Die FACS-Analyse könnte als prädiktiver Parameter dienen um Kinder mit isolierter ON von Kindern mit einer MS zu unterscheiden. Daher wird die Durchführung einer FACS-Analyse bei allen Kindern mit dem Verdacht einer ON oder MS empfohlen. Weitere Studien sind notwendig um diese Ergebnisse in größeren Kohorten zu bestätigen Keywords pädiatrische Multiple Sklerose, Opticusneuritis, Liquor, Biomarker 84 PS02 Posterwalk PS02-10 Heterozygote Mutation im KCNMA1-Gen mit "loss of function"-Phänotyp bei einer Patientin mit generalisierter Epilepsie Authors Poschmann S.* (1), Baethmann M. (1), Biskup S. (2), Leiz S. (1) (1) Kinderklinik Dritter Orden, München, Germany (2) CeGaT GmbH, Tübingen, Germany Abstract Fallbericht: Hintergrund: Das KCNMA1-Gen kodiert die alpha-Untereinheit des BK-Kanals ("Big Kalium"), einen Calcium- und spannungsgesteuertem Kaliumkanal, über den große Ströme von Kaliumionen geleitet werden. BK-Kanäle besitzen eine bedeutende Funktion für die Regulation des Membranpotentials. Mutationen im KCNMA1-Gen können eine generalisierte Epilepsie und/oder eine paroxysmale Dyskinesie mit autosomaldominanten Erbgang verursachen (GEPD, OMIM #609446). Bislang wurden lediglich Patienten mit "gain-offunction"-Mutationen des KCNMA1-Gens beschrieben. Eine Behandlung mit Antikonvulsiva, welche den BKKanal blockieren, wird empfohlen: Ethosuximid blockiert primär Calcium-Kanäle vom T-Typ, führt aber auch zu einer Blockade von BK-Kanälen. Fallbericht: Wir berichten von einer 4jährigen Patientin mit dialeptischen Anfällen und myoklonischen Anfällen seit dem 2. Lebensjahr. Eine milde mentale Retardierung liegt vor. Im EEG zeigten sich generalisierte Entladungen. Unauffällige cerebrale Bildgebung mittels cMRT. In der molekulargenetischen Untersuchung mittels next generation sequencing gelang der Nachweis einer mit hoher Wahrscheinlichkeit pathogenen, bislang nicht beschriebenen heterozygoten Mutation im KCNMA1-Gen (c.2984A>G; p.N995S Exon 25). Wir haben unsere Patientin mit Ethosuximid behandelt, worunter es zu einer starken Aggravierung der Anfälle kam. Unter der Annahme, dass bei unserer Patientin ein bis dato noch nicht beschriebener "loss-of-function"-Effekt vorliegt, änderten wir unser Therapiekonzept und gaben Zonisamid, welches u.a. zu einer längeren Öffnung der BK-Kanäle führt. Die myoklonischen Anfälle sistierten sofort, die Frequenz der dialeptischen Anfälle nahm deutlich ab, volle Anfallsfreiheit konnte unter Monotherapie jedoch nicht erreicht werden. Diskussion: Dies ist der erste beschriebene Fall einer "loss-of-function"-Mutation im KCNMA1-Gen. Elektrophysiologische Untersuchungen auf zellulärer Ebene wären notwendig, um die Hypothese zu verifizieren. Keywords Epilepsie, KCNMA1, BK-Kanal, Ethosuximid, Zonisamid 85 PS02 Posterwalk PS02-12 Auf dem Weg zu Genotyp- spezifischen Therapieempfehlungen für Patienten mit LIS1-assoziierter klassischer Lissenzephalie Authors Herbst S.* (1), Geis T. (2), Borggräfe I. (3), Debus O. (4), Häußler M. (5), Phillipi H. (6), Ross S. (7), Vosschulte P. (8), Rossegg U. (9), Beaud N. (10), Budde J. (11), Hahn A. (12), Kurlemann G. (13), Hehr U. (1) (1) Zentrum für Humangenetik, Universität Regensburg, Regensburg, Germany (2) Kinderklinik St Hedwig, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Regensburg, Germany (3) Kinderklinik im Dr. von Haunerschen Kinderspital, Kinderklinik der Universität München, München, Germany (4) Clemenshospital, Münster, Germany (5) Frühdiagnosezentrum, Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg, Germany (6) SPZ Frankfurt Mitte, Frankfurt am Main, Germany (7) SPZ Erlangen, Univ.-Kinder- und Jugendklinik, Erlangen, Germany (8) Kinderarztpraxis, Münster, Germany (9) Landes- Frauen- und Kinderklinik Linz, Linz, Austria (10) Westküstenklinikum Heide, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Heide, Germany (11) St Josefskrankenhaus, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Freiburg, Germany (12) Zentrum für Kinderheilkunde und Jugendmedizin , Giessen, Germany (13) Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Münster, Münster, Germany Abstract Zielsetzung: Kinder mit LIS1-assoziierter klassischer Lissenzephalie weisen typischerweise einen frühen Entwicklungsstillstand in Kombination mit therapierefraktären epileptischen Anfällen auf. Ziel dieser Studie ist die systematische Dokumentation des therapeutischen Ansprechens der größten Genotyp-spezifischen Gruppe auf die antikonvulsive Therapie, um erstmals LIS1-spezifische Therapieempfehlungen zu erarbeiten. Methodik: Retrospektive Evaluation von 21 Patienten (Alter: 8M - 24J) mit genetisch und radiologisch gesicherter LIS1-assoziierter klassischer Lissenzephalie. Standardisierte Familienfragebögen (n=20) und neuropädiatrische Evaluation anhand standardisierter Fragebögen (n=17) wurden statistisch ausgewertet. Ergebnis: Alle Kinder wiesen eine schwere Entwicklungsverzögerung und eine therapierefraktäre Epilepsie auf. 86% erlitten ihren ersten Krampfanfall innerhalb der ersten 6 Lebensmonate. Die Mehrzahl leidet im Verlauf an unterschiedlichen Anfallsarten; am häufigsten an generalisierten tonisch-klonischen Krampfanfällen. Unter antikonvulsiver Therapie verringerte sich die Anzahl der täglichen Anfälle von durchschnittlich 3.5/d auf aktuell 1.0/d. Von den am häufigsten verschriebenen Medikamenten wurden Lamotrigin, Valproat und Phenobarbital mit gutem oder teilweisem Ansprechen in 84-100% am besten bewertet. Dagegen führten Oxcarbacepin, Levetiracetam und Sultiam in 46-100% zu keinem Ansprechen oder sogar zu einer klinischer Verschlechterung und wurden damit statistisch signifikant schlechter bewertet als Lamotrigin (p< 0.05). Von den unterstützenden Therapieformen wurden Physiotherapie, Reittherapie und Atemtherapie für >80% der Kinder als (sehr) effektiv und damit als beste Fördermaßnahmen bewertet. Dagegen wurden andere häufige Therapieformen (Frühförderung, Logopädie und Blindenförderung) für > 50% der Kinder als wenig oder nicht effektiv eingeschätzt. Schlussfolgerung: LIS1 -Mutationen sind mit einer uniformen, therapierefraktären Epilepsie verbunden. Unseren ersten Daten zufolge können Patienten von LIS1-spezifischen antikonvulsiven Therapieempfehlungen profitieren. Keywords Lissenzephalie, Epilepsie, Neuronale Migrationsstörung, genetics 86 PS02 Posterwalk PS02-13 Nächtliche Frontallappenepilepsie durch Mutation im KCNT1-Gen Authors Fazeli W.* (1), Neu A. (1), Hempel M. (2), Wenner K. (3), Weiss D. (3), Johannsen J. (3), Denecke J. (3) (1) Universitätskinderklinik Hamburg-Eppendorf, Neuropädiatrie, AG Experimentelle Neuropädiatrie, Hamburg, Germany (2) Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf, Institut für Humangenetik, Hamburg, Germany (3) Universitätskinderklinik Hamburg-Eppendorf, Neuropädiatrie, Hamburg, Germany Abstract Fallbericht: Hintergrund: Mutationen in Genen, die für Ionenkanäle kodieren, können zu Epilepsie führen. Die autosomal-dominante nächtliche Frontallappenepilepsie wurde vereinzelt mit KCNT1-Mutationen assoziiert. Das Gen KCNT1 kodiert für einen Natrium-abhängigen Kaliumkanal. Wir beschreiben eine Patientin mit nächtlichen Frontallappenanfällen, bei denen wir eine KCNT1-Mutation nachweisen konnten. Patient: Die Patientin entwickelte sich bis auf eine motorische Hyperaktivität und teils aggressives Verhalten zunächst regelrecht. Mit knapp 3 Jahren zeigte sich erstmals eine protrahierte Episode mit nächtlichen Unruhezuständen und symmetrischen, Arm-betonten tonischen Anfällen. Die initialen Untersuchungen waren nicht wegweisend, lediglich im Langzeit-EEG zeigten sich nachts auftretende rechts-frontal betonte Verlangsamungen, die wir in Zusammenschau mit der Klinik als post-iktale Veränderungen werteten. Die täglich bis zu 60 Mal auftretenden Anfälle besserten sich unter Levetiracetam-, Sultiam- und Cortisonstoß-Therapie nicht, eine intravenöse Immunglobulin-Gabe bei passagerem Verdacht auf eine Autoimmun-Enzephalitis erbrachte eine dezente klinische Besserung. Mit Topiramat konnten die Anfälle schließlich beendet werden. Nach dieser initialen schweren Episode zeigte die Patientin ein mildes regressives, sowie weiterhin aggressives und hyperaktives Verhalten. Weitere, deutlich weniger dramatische Anfallsepisoden in den Folgemonaten wurden mit Oxcarbazepin und Lamotrigin behandelt, das Topiramat wurde beendet. Ergebnisse: Zur Klärung der Ätiologie führten wir eine Paneldiagnostik durch. Hierbei zeigte sich eine in der Literatur bisher nicht beschriebene, autosomal-dominante Mutation des KCNT1-Gens. Schlussfolgerung: Analog zu der hier beschriebenen Patientin wurden Mutationen im KCNT1-Gen in der Literatur vereinzelt mit nächtlicher Frontallappenepilepsie assoziiert. Durch in vitro-Untersuchungen des mutierten Kanals untersuchen wir derzeit, inwiefern die vorliegende Mutation bei unserer Patientin Krankheitsverursachend ist. Keywords KCNT1; Frontallappenepilepsie 87 PS02 Posterwalk PS02-14 Fokale cortikale Dysplasie (FCD) und familiaere KCNQ3-Mutation Authors Jelesch E.* (1), Eitel H. (2), Betzler C.* (1), Pringsheim M. (1), Herberhold T. (1), Pieper T. (1), Till H. (1), Winkler P. (1), Biskup S. (3), Hörtnagel K. (3), Staudt M. (1), Kluger G. (1) (1) Schön Klinik, Vogtareuth, Germany (2) Klinikum Esslingen, Esslingen, Germany (3) CeGaT Labor, Tübingen, Germany Abstract Fallbericht: Hintergrund: Mutationen im KCNQ3-Gen sind als Ursache bei benignen fokalen Epilepsien und kasuistisch bei Autismus-Spektrum-Stoerungen (ASS) mit und ohne Epilepsie beschrieben. Wir berichten ueber zwei Geschwister mit Epilepsie bei , heterozygoter KCNQ3-Mutation, wobei beim Bruder zusaetzlich eine frontale FCD besteht. Kasusitiken: Bei Bruder und Schwester ist eine heterozygote KCNQ3-Mutation (KCNQ3-M.) nachgewiesen (außerdem eine unklare heterozygote SCN8A-Variante). Beim Maedchen fielen erstmals im Alter von vier Jahren "benigne epilepsietypische Potentiale" [des Kindesalters (BEPK)] occipital im Schlaf-EGG auf. Im Alter von sechs Jahren manifestierte sich eine typische Rolando-Epilepsie (RE) mit centro-temporalen Spitzen. Beim zwei Jahre juengeren Bruder manifestierte sich eine anfangs therapierefraktaere Epilepsie im Alter von zwei Jahren. Im MRT zeigte sich eine FCD rechts frontal, im EEG ein Status epilepticus bi-temporo-occipital, sowie bifrontal. Bei zunehmendem Abbau mit schwerer ASS wurde zunaechst ein epilepsiechirurgischer Eingriff ueberlegt. Allerdings wurde der Junge im weiteren Verlauf unter einer Therapie mit STM, VPA und RUF anhaltend anfallsfrei und die Entwicklungsstoerung mit ASS bildete sich zurueck. Diskussion: Die typische RE bei dem Maedchen ist vereinbar mit der familiaeren KCNQ3-M. Die anfangs therapieschwierige Epilepise mit ausgepraegter ASS ist moeglicherweise durch die frontale FCD erklaerbar. Genetische Faktoren beeinflussen den Epilepsieverlauf bei FCD und koennen fuer das Therapiekonzept bedeutsam sein. Keywords 88 PS02 Posterwalk PS02-15 Kognitive Entwicklung von Kindern mit Rolando-Epilepsie - Ergebnisse einer aktuellen PubMed-Recherche Authors Neumann H.* (1), Weigt-Usinger K. (1), Selzer L. (1), Helmke F. (1), Thiels C. (1), Daseking M. (2), Petermann F. (2), Lücke T. (1) (1) Universitätskinderklinik Bochum, Abt. für Neuropädiatrie mit Sozialpädiatrie, Bochum, Germany (2) Zentrum für Klinische Psychologie und Rehabilitation, Universität Bremen, Bremen, Germany Abstract Zielsetzung: Erfassung publizierter Daten zur kognitiven Entwicklung von Kindern mit Rolando-Epilepsie (RE). Methodik: Systematische PubMed-Recherche bzgl. klinischer Studien zur kognitiven Entwicklung von Kindern mit RE, die ab 2009 (seit einem letzten Review zu dieser Thematik) publiziert wurden. Ergebnis: Es fanden sich 30 Arbeiten, von denen wir Studien ohne Kontrollgruppen und solche, in denen die Diagnosestellung nicht nach ILAE-Kriterien erfolgte (n = 12), ausschlossen. Bei den verbleibenden Studien handelt sich um 16 prospektive und 2 retrospektive Arbeiten. Nur in 1 prospektiven Studie wurde ein Follow-up durchgeführt. Mit Ausnahme von 2 Arbeiten zeigten sich bei Kindern mit RE keine allgemeineren intellektuellen Defizite. In einem Großteil der Studien fand man bei ihnen aber Teilleistungsstörungen und Störungen kognitionsstützender Funktionen, insbes. bzgl. Sprache (in 8 von 11 Studien), Gedächtnis (5/7), visuo-kontruktiver/-räumlicher Fähigkeiten (3/3), schulischer Fertigkeiten (5/6), Aufmerksamkeit und exekutiver Funktionen (5/7). Nach Epilepsie-Remission zeigte sich in 1 Studie eine Normalisierung zuvor bestehender Sprachdefizite; in 2 weiteren bestanden Sprachprobleme auch nach Remission. Beziehungen zwischen klinischen Epilepsie-Merkmalen und kognitiver Entwicklung wurden in 15 Studien untersucht. In 4 Studien zeigten sich entsprechende Zusammenhänge. In 2 Studien wurde untersucht, ob sich Patienten mit und ohne Anfälle hinsichtlich der kognitiven Entwicklung unterscheiden; signifikante Differenzen zeigten sich nicht. Schlussfolgerung: Bei Kindern mit RE bestehen vermehrt Teilleistungsstörungen und Störungen der kognitionsstützenden Funktionen. Aufgrund ihres erhöhten Entwicklungsrisikos sind die frühe Erfassung von Entwicklungsdefiziten, frühe Therapie und eine Entwicklungsverlaufskontrolle wichtig. Es besteht in diesem Bereich weiterhin besonderer Forschungsbedarf. Insbes. fehlen prospektive, gut kontrollierte Follow-up-Studien. Keywords Rolando-Epilepsie, benigne Epilepsie des Kindesalters mit zentrotemporalen Spitzen, kognitive Entwicklung, 89 PS02 Posterwalk PS02-16 Fallbericht eines Patienten mit partieller Trisomie 13q21.1qter Authors Koehler K.* (1), Münter S. (1), Hamelmann E. (1), Classen G.* (1) (1) EvKB Kinderzentrum Bethel, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Bielefeld, Germany Abstract Fallbericht: Einleitung Die Trisomie 13 (Pätau-Syndrom) zählt zu den häufigeren autosomalen Trisomien und ist charakterisiert durch kraniofaziale Dysmophien sowie kardiale und ZNS-Fehlbildungen. Die Lebenserwartung der betroffenen Kinder ist verkürzt. Die meisten versterben im Alter von Wochen und Monaten nach der Geburt. Nur etwa 10% der Kinder mit kompletter Trisomie 13 erreichen das erste Lebensjahr. In bis zu 50% der Fälle ist das Pätau-Syndrom mit einer Epilepsie vergesellschaftet. Typische Merkmale sind ein frühes Auftreten und eine generell gute Behandelbarkeit der Anfälle. Als Anfallsformen sind zumeist infantile Spasmen und Myoklonien beschrieben. Im EEG zeigen sich eher unspezifische Veränderungen, wobei die Fotosensitivität ein häufig anzutreffendes EEG-Merkmal ist. Neuere Studien zeigen, dass bei Vorliegen einer Fotosensitivität die Epilepsie nur schwer zu kontrollieren ist. Methodik Wir berichten über einen 13 Monate alten Jungen mit einer partiellen Trisomie 13q21.1qter, der in der 36. Schwangerschaftswoche mit einer deutlichen Wachstumsretardierung spontan entbunden wurde. Postnatal zeigten sich ein großer Malalignment-Ventrikelseptumdefekt und eine infundibuläre Pulmonalstenose, darüber hinaus eine Laryngo- und Tracheomalazie sowie eine postaxiale Hexadaktylie. Im weiteren Verlauf zeichnete sich eine ausgeprägte globale Entwicklungsretardierung ab. Im Alter von 7 Monaten traten erstmalig vereinzelt Schulter-Arm-Myoklonien mit Retropulsion auf. Das EEG zeigte multifokale und generalisierte Sharp- und (Poly-)Spike-Waves. Fotosensibilität bestand nicht. Die Anfälle ließen sich zunächst mit Sultiam und Ethosuximid kaum kontrollieren. Erst unter der Therapie mit Valproat kam es zu einer deutlich verminderten Anfallsfrequenz. Zusammenfassung Bei unserem Patienten stimmen Semiologie und EEG-Befunde mit den Angaben in der Literatur zur totalen Trisomie 13 überein. Jedoch zeichnet sich trotz fehlender Fotosensibilität ein schwer behandelbarer Verlauf ab. Für Patienten mit Trisomie 13 und einer Epilepsie stellt Valproat das Medikament der ersten Wahl dar. Keywords Trisomie 13, Epilepsie, EEG, Fotosensitivität, Valproat 90 PS02 Posterwalk PS02-17 Modifizierte Aktins-Diät, eine Behandlungsalternative bei Glukosetransporter-1-Defizienz Authors Illing G.* (1), Wiemer-Kruel A.* (1), Bast T. (1) (1) Epilepsiezentrum Kork, Kehl-Kork, Germany Abstract Zielsetzung: Die modifizierte Atkins-Diät (MAD) ist eine im Vergleich zur klassischen ketogenen Diät (KD) einfacher durchführbare, fettreiche (60% der Kalorien = KD 1:1), nicht Eiweiß- oder Kalorien-reduzierte Diät. Bislang gilt die KD als Therapie der Wahl bei der Glukose-1-Transporter-Defizienz (GLUT1D). Methodik: Wir berichten über 10 Patienten (5 weiblich, 5 männlich; Alter: 4-16, Median 8,6 Jahre) mit genetisch gesichertem GLUT1D, bei denen primär eine MAD begonnen wurde. 9/10 Patienten hatten eine aktive Epilepsie, 1/10 eine paroxysmale Bewegungsstörung. 2 Patienten brachen die MAD wegen Grand-mal vorzeitig ab, einer verweigerte die MAD komplett. Ein Mädchen wechselte nach 21 Monaten trotz Anfallsverbesserung zur KD, wegen Non-Compliance jedoch langfristig kein besserer Effekt als unter MAD. 6 Kinder sind noch unter MAD (Dauer: 8-37, im Mittel 28 Monate). Folgende Kriterien wurden beurteilt: Anfallsfrequenz, kognitive Entwicklung, Bewegungsstörung und Verhalten. Ergebnis: 3/6 Patienten wurden anfallsfrei, 1/6 erfuhr eine >90% Anfallsreduktion. Ein Patient mit ausschließlicher Bewegungsstörung ist symptomfrei. 3/6 Patienten zeigen eine anhaltende EEG-Sanierung. Die AED wurden bei 2/6 komplett beendet, 1x mit erneutem Auftreten von ETP im EEG. Bei einem Patienten mit zusätzlicher Dysplasie verschlechterte sich die Anfallssituation nach initialer Anfallsfreiheit im Verlauf, eine KD wurde abgelehnt. Koordination, Kognition und/oder Verhalten verbesserten sich bei allen Patienten. Bei den erfolgreich verlaufenen MAD wurden bereits in der Einführungsphase Blutketone von > 2 mmol/l erreicht. Die Höhe der Ketonwerte korrelierte aber nicht mit einer Symptomverbesserung. Signifikante Nebenwirkungen wurden nicht beobachtet. Schlussfolgerung: Die retrospektive Analyse der Daten unserer kleinen Kohorte mit GLUT-1-Defekt spricht dafür, dass die MAD bei Diagnosestellung jenseits des Kleinkindalters eine gute, einfacher durchführbare Behandlungsalternative zur klassischen KD ist. Keywords GLUT1-Defekt, modifizierte Atkins-Diät 91 PS02 Posterwalk PS02-18 Rolando-Epilepsie: retrospektive Analyse neuropsychologischer und klinischer Daten Authors Selzer L.* (1), Weigt-Usinger K.* (1), Neumann H. (1), Helmke F. (1), Thiels C. (1), Köhler C. (1), Lücke T. (1) (1) Universitätskinderklinik Bochum, Abteilung für Neuropädiatrie mit Sozialpädiatrie, Bochum, Germany Abstract Zielsetzung: Die Rolando-Epilepsie (RE) ist gekennzeichnet durch charakteristische EEG-Veränderungen, fehlende Vorerkrankungen, unauffällige zerebrale Morphologie und benignen Verlauf mit Remission bis zum Pubertätseintritt. Ziel der Studie ist die Erfassung assoziierter kognitiver Defizite und deren Beeinflussbarkeit durch Antiepileptika (AED) bei Patienten mit RE. Methodik: Monozentrische retrospektive Analyse klinischer und neuropsychologischer Daten von 122 Patienten mit RE (01/2000-01/2014). 104 Patienten erhielten eine AED Therapie. Erfasst wurden die intellektuelle Entwicklung, assoziierte Teilleistungsstörungen und durchgeführte Therapien. Folgende psychometrische Testverfahren (PT) wurden ausgewertet: K-ABC, HAWIK-III, HAWIK-IV, WPPSI-III, SON-R 2 ½-7, SON-R 5 ½17, CFT 1 und CFT-20R vor Beginn der Therapie mit AED, unter >6monatiger AED Therapie und nach Beendigung. Ergebnis: Bei 104 Patienten mit AED Therapie wurde eine psychologische Untersuchung durchgeführt. Gruppe 1 (RE mit klinisch manifesten Anfällen, n= 57): PT vor Beginn der AED Therapie n=33, unter AED Therapie n=47, nach Beendigung n=7. Gruppe 2 (RE ohne Krampfanfälle, n=47): PT vor Beginn der AED Therapie n=34, unter AED Therapie n=30, nach Beendigung n=12. Gruppe 1 zeigte vor Beginn der AED durchschnittliche intellektuelle Leistungen; Gruppe 2 erreichte hier nur knapp durchschnittliche bis unterdurchschnittliche intellektuelle Leistungen. K-ABC-Gesamtskala intellektueller Fähigkeiten SIF (p=0,005), SON 2 ½-7 Gesamt-IQ (p=0,026). Gruppe 1 zeigte unter >6monatiger AED Therapie einen milden positiven kognitiven Entwicklungstrend. Unter >6monatiger AED Therapie konnte in Gruppe 2 ein positiver kognitiver Entwicklungsfortschritt festgestellt werden, insbesondere in der K-ABC SIF (p=0,04). Schlussfolgerung: Defizite der kognitiven Entwicklung zeigen sich insbesondere bei anfallsfreien REPatienten, allerdings mit scheinbarem Entwicklungszuwachs unter AED Therapie. Prospektive Studien sind erforderlich. Keywords Rolando-Epilepsie, benigne Epilepsie des Kindesalters mit zentro-temporalen Spitzen, idiopathisch fokale 92 PS02 Posterwalk PS02-20 Therapie und klinischer Verlauf bei 52 Patienten mit PCDH19-Mutation Authors Lotte J.* (1), Bast T. (2), Borusiak P. (3), Coppola A. (4), Cross H. (4), Dimova P. (5), Fogarasi A. (6), Graness I. (7), Guerrini R. (8), Hjalgrim H. (9), Kurlemann G. (10), Leiz S. (11), Linder-Lucht M. (12), Loddenkemper T. (13), Makowski C. (14), Mühe C. (15), Müller A. (16), Nicolai J. (17), Pellacani S. (8), Philip S. (18), Ruf S. (19), Sánchez Fernández I. (13), Schlachter K. (20), Striano P. (21), Sukhudyan B. (22), Vermeulen J. (17), Wilken B. (23), Wolf P. (24), Kluger G. (16), Weisbrod T. (25), Keimer R. (25) (1) Neuropädiatrie, Salzburger Landeskliniken, Salzburg, Austria (2) Epilepsy Center Kork, Kehl, Germany (3) Department of Pediatrics, HELIOS Hospital Wuppertal, Wuppertal, Germany (4) Department of Clinical & Experimental Epilepsy, Great Ormond Street Hospital, London, United Kingdom (5) Clinic of Child Neurology, St. Naum University Hospital of Neurology and Psychiatry, Sofia, Bulgaria (6) Neurology Department, Bethesda Children's Hospital, Budapest, Hungary (7) Neuropädiatrie, Waldklinikum Gera, Gera, Germany (8) Child Neurology Unit, A. Meyer Children's Hospital, Firenze, Italy (9) Epilepsihospitalet Filadelfia, Danish Epilepsie Center, Dianalund, Denmark (10) Neuropädiatrie, Universitätskinderklinik Münster, Münster, Germany (11) Neuropädiatrie, Kinderklinik Dritter Orden, München, Germany (12) Servicio de Pediatría y Unidad de Epilepsia, Hospital del Mar, Barcelona, Spain (13) Division of Epilepsy and Clinical Neurophysiology, Boston Children's Hospital, Boston, United States (14) Kinderklinik der Technischen Universität München, Klinikum Schwabing, München, Germany (15) Neuropädiatrische Schwerpunktpraxis, München, Germany (16) Neuropädiatrie, Schön-Kliniken Vogtareuth, Vogtareuth, Germany (17) Department of Neurology, Maastricht University Medical Center, Maastricht, Netherlands (18) Children's Hospital, Birmingham, United Kingdom (19) Neuropädiatrie, Universitätskinderklinik Tübingen, Tübingen, Germany (20) Department of Pediatrics, Landeskrankenhaus Bregenz, Bregenz, Austria (21) Pediatric Neurology, Institute Gaslini, Genoa, Italy (22) "Arabkir" medical complex, Yerevan, Armenia (23) Sozialpädiatrisches Zentrum, Neuropädiatrie, Kassel, Germany (24) Department of Neuropediatrics, DRK-Children's Hospital, Siegen, Germany (25) Kinderklinik, Stauferklinikum, Schw bisch Gm nd, Germany Abstract Zielsetzung: Epilepsien bei Patienten mit einer PCDH19-Mutation sind oft pharmakoresistent, über medikamentöse Therapiestrategien gibt es wenige Daten. Da PCDH19-Mutationen vermehrt diagnostiziert werden, erweitert sich das Spektrum des bisher bekannten Erscheinungsbildes. Wir untersuchten daher den klinischen Verlauf und die Effektivität der eingesetzten Antiepileptika bei diesen Patienten. Methodik: Retrospektive Analyse des klinischen Verlaufs und der Effektivität der eingesetzten Medikamente 3 und 12 Monate nach Eindosierung bei 52 Patienten (alle weiblich) mit PCDH19-Mutation im Alter von 2-27 Jahren (Mittel: 10.8 Jahre). Als Response wurde eine Anfallsreduktion um mindestens 50% gewertet. Ergebnis: Die Patienten zeigten bei einem 1. Anfall im Alter von 3-78 Monaten (Mittel: 11.3 Monate) im Verlauf 2-6 Anfallstypen (Mittel: 2), in der Regeln als Anfallscluster (96%), oft mit einem Status epilepticus (50%). Anfallsauslöser waren Fieber, afebrile Infekte, emotionaler Stress, Impfungen oder Baden. Die Patienten waren meist in ihrer kognitiven (85%) oder motorischen (40%) Entwicklung beeinträchtigt, viele hatten Verhaltensstörungen (63%). Bei 5 Patienten war die Entwicklung unauffällig. Nach 3 Monaten waren vor allem CLB, BR und VPA effektiv mit 92%, 60% bzw. 58% Respondern. Nach 12 Monaten waren vor allem CLB (100%), TPM (100%) und VPA (90%) effektiv. 78% der Patienten wurden anfallsfrei für 3 Monate, 47% für 1 Jahr, und 4% für 10 Jahre, wobei mit dem Alter oft eine Abnahme der Anfallsfrequenz unabhängig von den verwendeten AED zu beobachten war. Schlussfolgerung: Unsere Patienten hatten meist typische Verläufe mit mehreren Anfallstypen und Clustern. Kognitive Störungen und Verhaltensauffälligkeiten waren häufig, allerdings gab es auch Patienten mit einer unauffälligen Entwicklung. GABAerge Antiepileptika scheinen besonders effektiv zu sein, die Einschätzung der Effektivität ist aufgrund des Spontanverlaufs aber problematisch. Keywords PCDH19 Epilepsie Therapie Medikamente 93 PS02 Posterwalk PS02-21 Veränderungen der Netzwerk-Konnektivität bei Kindern mit BECTS Authors Hubacher M.* (1), Oser N.* (2), Penner I. (1), Schneider J. (3), Weber P. (2), Datta A. (2) (1) University of Basel, Department of Cognitive Psychology and Methodology, Basel, Switzerland (2) University Children`s Hospital (UKBB), Department of Child Neurology & Developmental Medicine, Basel, Switzerland (3) University Children`s Hospital (UKBB), Department of Pediatric Radiology, Basel, Switzerland Abstract Zielsetzung: Bei Kindern mit benigner Epilepsie mit centro-temporalen Spikes (BECTS) wurden Veränderungen im Default-mode Network (DMN) gefunden. Ziel dieser Studie ist, mögliche Unterschiede der Konnektivität zwischen verschiedenen Netzwerken (NW) bei Kindern mit BECTS zu untersuchen. Methodik: 20 Kinder mit BECTS (Altersrange: 7.4-13 J.) und 16 gesunde Kontrollen (KG) ( 7.5-13.3 J.) wurden einer fMRT Messung mit Satzgenerationsaufgabe unterzogen. Eine independent component analysis (ICA) wurde mithilfe der GIFT-Toolbox gerechnet. Die Komponenten der NW (fronto-parietal rechts und links, DMN ventral und dorsal, anteriore Salienz und auditiv-sprachlich) wurden anhand der FNC-Toolbox auf Korrelationen zwischen den NW geprüft. Ergebnis: Die Konnektivität zwischen den NW von Kindern mit BECTS und der KG waren vergleichbar, sodass keine signifikanten Unterschiede zu verzeichnen waren. Nach Trennung der BECTS in Subgruppen anhand der Fokuslokalisation (bilateral: N=4, links: N=5, rechts: N=11), zeigte sich ein Unterschied zur KG, der für die Gruppe mit bilateralen Foci am stärksten war. Sie zeigten eine höhere Konnektivität zwischen dem auditivsprachlichen NW und dem ventralen Teil des DMN (z=-2.268; p=.022) wie auch für das anteriore Salienz-NW (z= -1.984; p=.05). Kinder mit links- oder rechtsseitigem Fokus unterschieden sich nicht signifikant von der KG ausser einem Trend für schwächerere Konnektivität zwischen anteriorem Salienz NW und ventralem DMN in der Gruppe mit rechtsseitigen Foci(z=-1.826; p=.071). Schlussfolgerung: Die Daten zeigen, dass Veränderungen funktioneller NW bei Kindern mit BECTS nicht auf einer reinen Veränderung des DMN beruhen. Des weiteren sind die Veränderungen abhängig von der Fokuslokalisation. Bei Kindern mit bilateralen Foci war die Konnektivität am stärksten betroffen. NW Veränderungen können Zeichen zerebraler Reorganisationsprozesse sein und möglicherweise mit assoziierten neuropsychologischen Defiziten zusammenhängen. Keywords BECTS Rolando-Epilepsie Netzwerke Konnektivität 94 PS02 Posterwalk PS02-22 Chinidin - eine spezifische Therapie für Patienten mit dem Syndrom malignant migrating partial seizures of infancy (MMPSI) und Mutation im KCNT1-Gen Authors Dietel T.* (1), Wolff M. (2), Leitz S. (3), Viellieber M. (4), Rating D. (4), Kluger G. (5), Bast T. (1) (1) Epilepsiezentrum Kork - Klinik für Kinder und Jugendliche, Kehl-Kork, Germany (2) Universitätsklinik für Kinder und Jugendliche, Tübingen, Germany (3) Klinik für Kinder und Jugendmedizin Klinikum Dritter Orden, München, Germany (4) St. Annastiftskrankenhaus, Ludwigshafen, Germany (5) Epilepsiezentrum für Kinder und Jugendliche, Schön-Klinik, Vogtareuth, Germany Abstract Zielsetzung: Beurteilung der Wirkung und unerwünschte Wirkung von Chinidin bei MMPSI-Patientenn mit KCNT1-Mutation Methodik: Retrospektive Analyse von 3 Fällen Ergebnis: Bei MMPSI kommt es zu einem therapieresistenten Verlauf und einer Entwicklungsstörung. Als häufige Ursache wurden KCNT1-Mutationen erfasst. KCNT1 werden besonders im Hirngewebe und Herzmuskel exprimiert und spielen eine besondere Rolle in der Regulation der neuronalen Erregbarkeit. Mutationen im KCNT1-Gen führen zu einer "gain-of-function" und durch einen erhöhten Kalium-Strom zu einer pathogenen Hyperexzitabilität. Chinidin zeigte in vitro eine Hemmung der KCNT1-Kanäle. Wir berichten retrospektiv über eine Therapie mit Chinidin bei drei Patienten mit KCNT1-positiven MMPSI. Die Epilepsie begann im Mittel mit 91 (1 -270) Lebenstagen und der Verlauf war charakteristisch. Das Alter bei Behandlungsbeginn betrug 14, 24 und 29 Monate. Die max. eingesetzten Dosierungen betrugen 55, 76 und 108 mg/kg KG/d. Alle Kinder profitierten durch eine verbesserte Anfallssituation oder die Möglichkeit der Reduktion der Co-Medikation. Die zwei Kinder mit den höheren Dosierungen entwickelten eine verlängerte QTc-Zeit und zeigten weitere mögliche Symptome einer Überdosierung mit Anfallszunahme und/oder Unruhe. Die Dosierungen wurden bis auf 43, bzw. 46 mg/kg KG/d reduziert, was zu einer deutlichen Stabilisierung der Situation führte. Kein Therapieabbruch im Rahmen der Beobachtungsdauer von 3,7 (3-4) Monaten. Schlussfolgerung: Chinidin ist bei Patienten mit MMPSI und KCNT1-Mutation wirksam, so wie es in vitro gezeigt wurde. Ein positiver Effekt auf die Entwicklung ist erkennbar, war bei kurzer Beobachtungszeit im Vergleich zu dem in der Literatur beschriebenen Einzelfall aber weniger ausgeprägt. Die Behandlung mit Chinidin ist vielversprechend, aber aufgrund einer geringen therapeutischen Breite, der Empfindlichkeit für Wechselwirkungen (CYP-450) und potenziell lebensbedrohlicher kardialer Effekte schwer zu steuern, was im klinischen Einsatz zu beachten ist. Keywords Epilepsie, MMPSI, Chinidin, Kaliumkanäle, Genetik, KCNT1 95 PS02 Posterwalk PS02-23 LPIN1-Mutation - eine wichtige Ursache von Rhabdomyolyse Authors Perret-Hoigné E.* (1), Steinlin M.* (1), Grunt S. (1) (1) Abteilung für Neuropädiatrie, Entwicklung und Rehabilitation, Bern, Switzerland Abstract Fallbericht: Häufigste Ursachen einer Rhabdomyolyse im Kindesalter sind Fettsäureoxidations-, Atmungsketten- und Glycogenolysedefekte. 2008 wurde die autosomal-rezessive LPIN1-Mutation als häufige Ätiologie unklarer Rhabdomyolysen identifiziert. Episoden haben eine Mortalität von 30%, treten oft vor 5-jährig auf und werden durch Infekte, körperliche Anstrengung oder Fasten getriggert. Patienten sind im Intervall beschwerdefrei oder haben belastungsabhängige Myalgien, die Creatinkinase (CK) ist oft normal. Symptome nehmen im Verlauf ab. Das LPIN1-Gen kodiert für Lipin-1, ein Schlüsselenzym in der Triglycerid- und Membranphospholipid-Synthese. Homozygote Mutationen sind mit Rhabdomyolyse, heterozygote mit Statininduzierter Myopathie assoziiert, die Pathophysiologie ist unklar. Ein 10-jähriger Knabe wurde wegen Wadenschmerzen, Leistungsintoleranz, Wadenhypertrophie und konstant erhöhter CK um 1500 U/l abgeklärt. Sein Bruder war mit 2 Jahren im Rahmen einer Adenovirus-Infektion verstorben. Die Mutationsanalyse für Muskeldystrophie Typ Becker war negativ, die Muskelbiopsie unauffällig. Wenig später erlitt er nach prolongierter körperlicher Aktivität eine Rhabdomyolyse der Peronealloge mit Logensyndrom und residueller Fussheberparese. Die Diagnostik hinsichtlich Fettsäureoxidations-, Glycogenolyse- und Atmungskettendefekt, Muskel-MRI, Laktat-Ischämie-Test waren unauffällig, Myoglobin im Urin wiederholt negativ. Eine intragenische Deletion im LPIN1-Gen wurde nachgewiesen. Im Verlauf stieg die CK nach Sport jeweils bis 8'000 U/L, ohne weitere Episoden schwerer Rhabdomyolyse. Dieser Knabe weist eine wichtige Ursache rezidivierender Rhabdomyolyse auf. Atypisch sind die späte Manifestation, die fehlende Verbesserung im Verlauf und die schwere fokale Rhabdomyolyse ohne Episoden generalisierter Rhabdomyolysen. Retrospektiv ist sein Bruder wahrscheinlich im Rahmen einer fulminanten Rhabdomyolyse bei Adenovirusinfekt verstorben. Die LPIN1-Mutation ist eine wichtige Ursache fokaler und generalisierter Rhabdomyolysen, nach der nach negativer metabolischer Abklärung gesucht werden sollte. Keywords Rhabdomyolyse, neuromuskulär, LPIN1-Mutation 96 PS02 Posterwalk PS02-24 Neonatale Apnoe-Attacken assoziiert mit einer nicht dystrophen kongenitalen Myotonie verursacht durch eine Mutation im SCN4A-Gen Authors Borell S.* (1), Kubicki R. (2), Eckenweiler M. (1), Korinthenberg R. (1), Kirschner J. (1) (1) ZKJ, Klinik II, Neuropädiatrie, Freiburg, Germany (2) Pädiatrische Kardiologie,UniversitätsHerzzentrum, Freiburg, Germany Abstract Fallbericht: Ein Säugling fiel mit täglich rezidivierenden Apnoen mit Zyanose, Stridor und opisthotoner Körperhaltung von einer max. Dauer von 20 Sekunden auf. Diese Episoden waren vorwiegend mit Rückenlage und Nahrungsaufnahme assoziiert. Sie zeigte eine leichte muskuläre Hypotonie. Diagnostik: In der durchgeführten Diagnostik waren lediglich erhöhte CK-Werte zwischen 300-600 U/l nachweisbar. Das EMG erbrachte den eindeutigen Nachweis von myotonen Entladungen in der oberen und unteren Extremität. Differentialdiagnose: Als Ursache für einen Laryngospasmus oder Apnoen in der Säuglingszeit kommen Infektionen, Gastroösophagialer Reflux, kardiale Erkrankungen, Atemwegs- und ZNS-Erkrankungen oder Stoffwechselstörungen in Frage. Non dystrophe Myotonien sind sehr seltene hereditäre Myotonien, mit einer Prävalenz von 1:100.000, welche durch Mutationen in den Chlorid- und Natriumkanälen des Sarkolemm entstehen. Genetik: Es gibt einzelne Fallberichte neonataler Apnoe-Attacken/Laryngospasmen mit nicht dystropher Myotonie mit Mutation im SCN4A-Gen auf Chromosom 17q23. Bei unserer Patientin wurde eine heterozygote Mutation im SCN4A-Gen c.3917G>A;p.Gly1306Glu auf Chromosom 17q23.1-q25.3 nachgewiesen. Die Erkrankung folgt einem autosomal-dominaten Erbgang. Therapie: In der Behandlung der Kanalopathien bei nicht dystrophen Myotonien sind verschiedene Substanzen bekannt. Bei unserer Patientin begannen wir eine probatorische Therapie mit Carbamazepin zunächst mit 20 mg/kg/Tag mit deutlicher Reduzierung der Anfälle/Tag. Zusammenfassung: Apnoe-Episoden in der Neonatal- und Säuglingszeit sind häufige Phänomene mit einem großen differentialdiagnostischen Spektrum. Eine kongenitale Myotonie, hervorgerufen durch eine Mutation im SCN4AGen, ist zwar selten, lässt sich aber durch ein EMG relativ leicht nachweisen. Durch eine frühzeitige Therapie lassen sich Intensivmaßnahmen vermeiden und die Häufigkeit der Episoden vermindern. Durch die hohe Variabilität der klinischen Manifestationen der Kanalopathien und der geringen Fallzahl ist die Prognose dieser Erkrankung sehr schwer vorhersehbar. Keywords Apnoen, Myotonie, SCN4A-Mutation 97 PS02 Posterwalk PS02-25 Nachweis einer ASAH1 Mutation bei einem Patienten mit non-5q SMA und progressiver Myoklonus-Epilepsie Authors Johannsen J.* (1), Heinemeyer J. (2), Denecke J. (1) (1) Neuropädiatrie, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany (2) Neuropädiatrie, Altonaer Kinderkrankenhaus, Hamburg, Germany Abstract Fallbericht: Einleitung: Spinale Muskelatrophien(SMA) stellen eine klinisch und genetisch heterogene Gruppe von degenerativen Vorderhornzellerkrankungen dar. Die häufigste genetische Ursache ist eine Mutation im SMN1 Gen auf Chromosom 5q (5q SMA). Vor wenigen Jahren wurden Mutationen im ASAH1 Gen als Ursache für eine seltene Variante der SMA detektiert, die mit einer progressiven Myoklonus-Epilepsie (PME) assoziiert ist. Wir berichten hier über einen mittlerweile 14 Jahre alten Jungen mit einer non-5q SMA, bei dem erst nach Auftreten einer PME die genetische Ursache mittels Nachweis einer Mutation im ASAH1 Gen identifiziert werden konnte. Fallbericht: Der Junge ist das einzige Kind konsanguiner, türkischer Eltern. Nach zunächst normaler psychomotorischer Entwicklung kam es ab dem 2. Lebensjahr zu motorischen Rückschritten und bei der ersten klinischen Untersuchung im Alter von 3 Jahren zeigten sich eine proximale Muskelschwäche und Muskelatrophie, abgeschwächte Muskeleigenreflexe sowie Zungenfaszikulationen. Der CK-Wert und die molekulargenetische Diagnostik bezüglich Mutationen im SMN1 Gen fielen unauffällig aus. Die übrige, umfassende Diagnostik (incl. neurometabolischer Diagnostik, Bildgebung) erbrachte keine wegweisenden Befunde. Im Alter von 9 Jahren entwickelte der Junge eine respiratorische Insuffizienz, so dass eine noninvasive Beatmung initiiert werden musste. Seit dem 12. Lebensjahr besteht eine schwere und therapieresistente Epilepsie mit myoklonischen und generalisierten Anfällen sowie mentalem Abbau. In der gezielten molekulargenetischen Diagnostik konnte schließlich eine homozygote Mutation im ASAH1 Gen (c.125C>T) nachgewiesen werden. Schlussfolgerung: Die spinale Muskelatrophie mit progressiver myoklonischer Epilepsie im Kindesalter (SMAPME) stellt eine seltene klinische und genetische Entität dar, die durch Mutationen im ASAH1 Gen verursacht wird. Daher sollte bei Patienten mit non-5q-SMA, bei denen sich im Verlauf eine Myoklonus-Epilepsie entwickelt, eine gezielte, molekulargenetische Diagnostik zum Nachweis von Mutationen im ASAH1 Gen angeschlossen werden. Keywords ASAH1 Mutation, spinale Muskelatrophie, progressive Myoklonus-Epilepsie 98 PS02 Posterwalk PS02-26 Evaluation von Wachstum und endokrinologischen Parametern bei Kindern mit autosomal-rezessiver proximaler spinaler Muskelatrophie Typ I-III Authors Trippe H.* (1), Bouikidis A. (2), Lutz S. (1), Della Marina A. (1), Hauffa B. (3), Schara U. (1) (1) Universitätsklinikum Essen, Neuropädiatrie, Essen, Germany (2) Universitätsklinikum Essen, Pädiatrische Pulmologie, Essen, Germany (3) Universitätsklinikum Essen, Pädiatrische Endokrinologie, Essen, Germany Abstract Zielsetzung: Die autosomal-rezessive proximale spinale Muskelatrophie (SMA) ist eine monogenetische multisystemische Erkrankung, die durch einen Verlust des SMN (survival of motor neuron)-Proteins in allen Körperzellen bedingt ist. Aus bisher noch ungeklärter Ursache ist das Alpha-Motorneuron am stärksten betroffen. Im Rahmen der klinischen Untersuchungen fielen gehäuft ein Hirsutismus und eine frühe Pubesbehaarung auf. Dies ist von anderen neuromuskulären Erkrankungen nicht bekannt, so dass ein Zusammenhang mit dem ubiquitären SMN-Protein Verlust zu untersuchen ist. Daten zu Wachstums- und Pubertätsentwicklung bei SMA-Patienten fehlen Methodik: Im Zeitraum von 18 Monaten haben sich 43 Patienten (21 weiblich/22 männlich), im Alter von 0.621.8 Jahren mit SMA Typ I-III (8 SMA I; 22 SMA II; 13 SMA III) zu Verlaufsuntersuchungen vorgestellt. Aufgrund des gehäuften Hirsutismus und der frühen Pubesbehaarung wurde eine Evaluation der auxiologischen und endokrinologischen Parameter veranlasst, um die Hypothalamus-Hypophyse-Gonaden Achse und die Parameter der Nebennierenrinde bei unseren Patienten zu untersuchen. Ergebnis: Obwohl 32,6% der Patienten stark untergewichtig sind, haben 20% der Patienten ein vermehrtes abdominales Fettgewebe, welches einfach besonders bei nicht-gehfähigen Patienten mittels Bauch-zu-Hüft Ratio (WHR) bestimmt werden kann. Ein Hirsutismus zeigte sich bei 8/21 Mädchen, leicht erhöhte Androgene konnten bei 5/8 Mädchen gefunden werden. 4/8 Patienten im Alter von 4 - 8.5 Jahren zeigte eine prämature Pubarche als Zeichen einer frühen Aktivierung/Reifung der Nebennierenrinde. Eine signifikante hormonelle Störung oder ein Zusammenhang mit einem Übergewicht fanden sich nicht. Schlussfolgerung: Ein vermehrtes abdominales Fettgewebe, Hirsutismus und eine prämature Pubarche wurden gehäuft bei SMA Typ I-III Patienten gesehen. Eine aktuelle Behandlungsindikation wurde nicht festgestellt, allerdings besteht bei Persistenz der Symptomatik bei diesen Patienten ein Risiko für die Entwicklung eines metabolischen Syndroms. Dies muss besonders bei der Transition der Patienten bedacht werden. Keywords spinale Muskelatrophie, Hirsutismus, prämature Pubarche 100 PS02 Posterwalk PS02-27 Spinal Cord Monitoring bei Patienten mit SMA Typ III/ Ein Fallbericht Authors Konzett K.* (1), Schober H. (1), Blassnig-Ezeh A. (1), Lütschg J. (1), Simma B. (1) (1) LKH Feldkirch, Feldkirchh, Austria Abstract Fallbericht: Einleitung In der vorliegenden Fallstudie werden die Ergebnisse des Spinal Cord Monitorings (SCM) einer paraparetischen Patientin mit spinaler Muskelatrophie Typ IIIa vorgestellt. Fallbericht Die 13 2/12 Jahre alte Patientin mit molekulargenetisch und bioptisch gesicherter Diagnose einer spinalen Muskelatrophie Typ IIIa bot klinisch eine Paraparese sowie eine thorakolumbale Skoliose (Cobb Winkel 56°) mit permanenten Schmerzen und rezidivierenden pulmonalen Infekten. Folglich wurde die Indikation zur Korrekturoperation unter SCM mit motorisch (MEP) und sensorisch evozierten Potentialen (SEP) gestellt. Methodik Präoperativ wurde die Nervenleitgeschwindigkeit (NLG) des N. peroneus abgeleitet. Die MEP wurden durch transkranielle elektrische Stimulation des motorischen Kortex (5 elektrische Impulse, 100 mA, 0,2 Hz) ausgelöst. Die Ableitung erfolgte beidseits über dem M. tibialis anterior, dem M. hallucis longus sowie dem M. abductor pollicis brevis. Für die SEP wurde sowohl der N. medianus als auch der N. tibialis beidseitig stimuliert. Resultate Die NLG des N. peronaeus zeigte präoperativ reproduzierbare Summenpotentiale. Intraoperativ fand man konstante MEP mit normalen Latenzzeiten und Amplituden. Auch die SEP waren regelrecht. Diskussion Diese Fallstudie zeigt, dass bei Patienten mit fortgeschrittener SMA ein SCM mit MEP aussagekräftig ist, wenn bei Stimulation des entsprechenden peripheren Nerven Summenpotentiale ableitbar sind. Die durch wiederholte elektrische Stimulation des motorischen Kortex gut reproduzierbaren MEP resultieren aus einer größeren kortikospinalen Projektion auf die noch funktionsfähigen Vorderhornzellen. Durch die repetitive kortikale Reizung werden diese synchron erregt, womit auch bei fortgeschrittener Klinik eine motorische Antwort generiert werden kann. Schlussfolgerung SCM mit MEP und SEP kann auch bei SMA Patienten zuverlässig durchgeführt werden, wenn durch Reizung des peripheren Nerven ein ableitbares Summenpotential geboten werden kann. Keywords Neuromonitoring, SMA IIIa 100 PS02 Posterwalk PS02-29 Design einer konfirmatorischen, multizentrischen, randomisierten, doppelblinden, Placebo-kontrollierten klinischen Phase 3 Studie (ACT DMD) mit Ataluren bei Patienten mit Nonsense-Mutation Duchenne-Muskeldystrophie Authors Spiegel R. (1), Reha A. (1), Elfring G. (1), Ong T. (1), Husain M. (1), Peltz S. (1), Wiesmann C.* (2) (1) PTC Therapeutics , New Jersey , United States (2) PTC Therapeutics, Frankfurt , Germany Abstract Zielsetzung: Ca.13% der DMD sind Nonsense-Mutationen(nm)im Dystrophin-Gen.Nonsense-Mutationen der DNA entsprechen vorzeitigem Stopp-Codon der mRNA.Orales Medikament Ataluren fördert ribosomale Überlesung vorzeitiger Stopp-Codons und Produktion von funktionellem Protein in voller Länge.Derzeitig laufende randomisierte,doppelblinde,Placebo-kontrollierte Phase-3 Studie(ACT DMD)wurde entwickelt um Wirksamkeit und Sicherheit von Ataluren 40 mg/kg/Tag bei Jungen mit nmDMD nachzuweisen und initialen Daten der Phase-2b-Studie zu bestätigen.Design der ACT DMD reflektiert Erkenntnisse vorheriger Studie sowie des natürlichen Verlaufs von DMD.Studiendesign umfasst erweiterte Studienpopulation im fortgeschrittenen ambulanten Stadium um Krankheitsstabilisierung über 48 Wochen zu demonstrieren. Methodik: Einschlusskriterien: männlich;Nonsense-Mutation im Dystrophingen;Alter7-16;festgelegte Dosis Kortikosteroid,6-Minuten-Gehstrecke(6MWD)unter/gleich 150m,<80% Vorrausagewert.Aufnahme in die Studie abgeschlossen;230 Patienten 1:1 Placebo/Ataluren randomisiert.Primärer Endpunkt: Veränderung 6MWD über 48 Wochen.Sekundäre Endpunkte:Zeit-Funktionsteste, Lebensqualität,North Star Ambulatory Assessment;von Patienten/Eltern berichtete krankheitsbedingte Symptome und tägliche Aktivitäten. Ergebnis: Klinischer Nutzen in nmDMD Phase-2b-Studie in gesamter Studienpopulation mit 40 mg/kg/d Ataluren nachgewiesen.Basierend auf Erkenntnissen zum natürlichen Krankheitsverlauf wurde PatientenSubgruppe im fortgeschrittenen ambulanten Stadium retrospektiv identifiziert.In Subgruppe größte Differenz zwischen Ataluren 40 m/kg/d(n=32)im Vergleich zu Placebo(n=31)in Bezug auf mittlere Änderung 6MWD über 48 Wo. mit 49,9 m (p=0,0096).Subgruppe spiegelt Festlegung der Einschlusskriterien für ACT-DMD Studie wieder. Schlussfolgerung: ACT DMD wurde entwickelt, um die Daten zur Wirkung der Behandlung von Ataluren in der Phase 2b-Studie zu bestätigen.Die Studie stellt eine der größten Studien im Bereich der DMD dar; die Rekrutierung ist vollständig abgeschlossen.Die Behandlungsphase ist eingeleitet; positive Ergebnisse werden im 4. Quartal 2015 erwartet. Keywords Nonsense Mutation in DMD, Gehstrecke verlängert, konfirmatorische Phase III Studie,Ataluren 101 PS02 Posterwalk PS02-30 Molekulargenetische Fehldiagnose Duchenne - Bestätigung der klinischen Verdachtsdiagnose einer Becker Muskeldystrophie durch experimentellen Nachweis einer In-Frame-Deletion mit Verlust von drei zusätzlichen Exons auf mRNA-Ebene Authors Ziegler A.* (1), Hinderhofer K.* (2), Bussmann C. (1), Hoffmann G. (1) (1) Universität Heidelberg, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Heidelberg, Germany (2) Universität Heidelberg, Institut für Humangenetik, Heidelberg, Germany Abstract Fallbericht: Wir präsentieren den außergewöhnlichen Fall eines 11 Jahre alten Jungen mit molekulargenetisch gesicherter Muskeldystrophie Typ Duchenne, dessen Phänotyp und klinischer Verlauf so milde verläuft, dass die ursprünglich gestellte Diagnose in Frage gestellt werden musste. Im Sommer 2008 wurden im Alter von 5 Jahren im Rahmen von unspezifischen Kniebeschwerden erstmals stark erhöhte Werte der Creatinkinase (CK) zwischen 5000 und 14.000U/L festgestellt. Zu diesem Zeitpunkt bestand lediglich eine feinmotorische Schwäche bei ansonsten altersentsprechender motorischer Entwicklung. Eine daraufhin durchgeführte MLPAUntersuchung des Dystrophingens zeigte eine hemizygote Deletion der Exons 12-29 des Dystrophingens. Die identifizierte Deletion führt zu einer Verschiebung des Leserasters, sie ist damit mit der klinischen Verlaufsform einer Muskeldystrophie Typ Duchenne (DMD) assoziiert. Nach Kommunikation des Befundes an die Eltern und genetischer Beratung der Familie erfolgten regelmäßige klinische Verlaufskontrollen in der neuromuskulären Sprechstunde. Im April 2013 im Alter von 10 Jahren konnte der Junge entgegen des erwarteten Verlaufs weiterhin lange Strecken frei Laufen. Treppensteigen bereitete keine großen Schwierigkeiten. Klinisch lediglich Wadenschmerzen bei Belastung und Ausdauersport sowie vorzeitige Ermüdung im Vergleich zu gleichaltrigen Kindern. In der klinischen Untersuchung dezente lumbale Hyperlordose sowie milde proximal betonte Muskelschwäche. In Rücksprache mit dem Institut für Humangenetik erfolgte bei klinischer Verdachtsdiagnose einer Becker Muskeldystrophie eine experimentelle cDNA-Analyse. Nach RNA-Isolation und cDNA-Synthese wurde der Bereich von Exon 7 bis Exon 31 des DMD-Transkripts mittels PCR amplifiziert und anschließend sequenziert. Die auf DNA-Ebene nachgewiesene Deletion der Exons 12 bis 29 führt zu einem Transkript mit einer Deletion der Exons 9 bis 29. Bei dieser auf cDNA-Ebene identifizierten Deletion bleibt das Leseraster erhalten und ist damit mit der klinisch vermuteten Verlaufsform einer Becker Muskeldystrophie (BMD) vereinbar. Keywords Muskeldystrophie Becker, Muskeldystrophie Duchenne, Dystrophin Gen 102 PS02 Posterwalk PS02-31 Neue Mutation im Inverted Formin 2 (INF2)-Gen in einer Familie mit Hereditärer Motorisch-Sensibler Neuropathie (HMSN) und Nephropathie. Authors Stettner G.* (1), Wilichowski E.* (1), Rautenstrauss B. (2), Brockmann K. (1) (1) Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Sozialpädiatrisches Zentrum, Göttingen, Germany (2) MGZ, Medizinisch Genetisches Zentrum, München, Germany Abstract Fallbericht: Mutationen im INF2-Gen wurden als wichtige Ursache der autosomal-dominant vererbten fokal segmentalen Glomerulosklerose (FSGS) identifiziert und finden sich hier in bis zu 20%. Selten ist die FSGS mit einer HMSN assoziiert. INF2-Muationen liegen dann in bis zu 75% der Fälle vor. Manifestationsalter und Verlauf einer INF2-assoziierten FSGS sind sehr variabel. Liegt gleichzeitig eine HMSN vor, tritt die FSGS meist bereits in den ersten beiden Dekaden auf und nimmt einen rasch progredienten Verlauf. Wir berichten über einen 10-jährigen Jungen, der aufgrund von Gangauffälligkeiten, Hohlfüßen sowie einer distalen Reduktion der Muskelkraft und des Vibrationsempfindens in unserer Neuromuskulären Sprechstunde vorgestellt wurde. Die Elektroneurographie ergab eine axonale Neuropathie mit Reduktion der motorischen NLG der Beinnerven (28 m/s) und des N. medianus (43 m/s) bei normaler motorischer NLG des N. ulnaris. Die Amplituden der Muskelantwortpotentiale waren erheblich reduziert, sensible Nervenaktionspotentiale von Armund Beinnerven nicht ableitbar. Nierenfunktion und -Morphologie waren unauffällig. Beim Vater des Kindes wurde im Jugendalter eine HMSN diagnostiziert, außerdem erfolgte im Alter von 17 Jahren nach einer rasch progredienten Nephropathie eine Nierentransplantation. Aufgrund dieser Konstellation wurde das INF2-Gen untersucht. Es fand sich als unbekannte Sequenzvariante eine Duplikation von 3 Basenpaaren im Exon 2 des INF2-Gens, die zu einer Insertion eines Asparagins zwischen Tyr117 und Ile118 führt. Diese Mutation lag beim Indexpatient und dessen Vater vor, jedoch nicht bei der jeweils gesunden Mutter und Schwester. Für die Entstehung einer HMSN mit FSGS sind überwiegend INF2-Mutationen verantwortlich. Eine Untersuchung des INF2-Gens ist bei dieser Konstellation prognostisch relevant, da bei Vorliegen einer INF2assoziierten Neuropathie beinahe ausnahmslos mit einer rasch progredienten FSGS zu rechnen ist. Bislang fehlen allerdings Untersuchungen zur Prävalenz von INF2-Mutationen bei genetisch ungeklärten HMSN-Fällen ohne Nephropathie. Keywords Inverted Formin 2 (INF2)-Gen, Hereditäre Motorisch-Sensible Neuropathie (HMSN), fokal segmentale 103 PS02 Posterwalk PS02-32 Asymptomatische HyperCKämie: Authors Schober H.* (1), Lütschg J. (1), Konzett K. (1), von Vigier R. (2), Simma B. (1) (1) Abteilung Kinder-und Jugendheilkunde, Feldkirch, Austria (2) Kinderklinik Wildermeth , Biel, Switzerland Abstract Fallbericht: Einleitung und Fragestellung: Erhöhte CK Werte können bei asymptomatischen Patienten gefunden werden, welche keine Zeichen einer neuromuskulären Erkrankung zeigen. Mit dieser Fallvorstellung sollen diagnostische Probleme und Abklärungsuntersuchungen diskutiert werden. Fallvorstellung: 1. 8 jähriges Mädchen, welches wegen Hackenfüssen und x-beinigem Gang behandelt wurde. Sie ist sportlich aktiv ohne Muskelschwäche- oder schmerzen. Die neurologische Untersuchung war normal. CK erhöht zwischen 400 bis 800 U/l, Lactat, Pyruvat, Anionengap, T3, T4, TSH normal. Muskelbiopsie kein eindeutig pathologischer Befund. 2. Der jetzt 15 jährige sportliche Junge klagte einmalig nach intensivem Training über Muskelschmerzen und Krämpfe. Die CK war erhöht bei 1400 U/l, keine Myoglobinurie. Nach Normalisierung der Muskelsymptome blieben die CK Werte zwischen 400 und 600 U/l. Das EMG des M. tibialis anterior war normal. Im Alter von 2 Jahren machte der Patient ein hämolytisch-urämisches Syndrom durch und zeigt seither eine verminderte Nierenfunktion. Wegen einer arteriellen Hypertonie wird er mit dem Angiotensin II Antagonisten Irbesartam behandelt. In den Familien beider Patienten sind keine neuromuskulären Krankheiten vorhanden. Die CK der Eltern ist normal. Diskussion: Beide Patienten zeigten erhöhte CK Werte ohne klinische oder bioptische resp. elektromyographische Zeichen einer Muskelerkrankung. Neben noch asymptomatischen Myopathien kann eine HyperCKämie u.a. bei akuter Niereninsuffizienz und durch Angiotensin Rezeptor blockierende Substanzen verursacht werden. Beim Patienten 2 dürfte somit die Irbesartam (s.o.) Therapie mindestens teilweise die Ursache für die hohen CK Werte sein. Bei der Patientin 1 dagegen konnte man weder eine muskuläre noch eine systemische Ursache finden. Die Untersuchung auf eine MakroCKämie ist ausständig. Schlussfolgerung: Patienten mit einer HyperCKämie müssen sowohl hinsichtlich muskulärer wie systemischer Ursachen abgeklärt werden. Bei hohen CK Werten ist unabhängig von der Ursache das Risiko einer malignen Hyperthermie erhöht. Keywords 104 PS02 Posterwalk PS02-33 Erstbeschreibung einer Muskeldystrophie Typ Becker bei einem zweijährigen Jungen hervorgerufen durch eine de novo Missense Mutation p.Arg145Pro des Dystrophingens Authors Greulich N.* (1), Klepper J. (1), Müller C. (2), Korinthenberg R. (3), Heußinger N. (1) (1) Kinderklinik Aschaffenburg, Aschaffenburg, Germany (2) Biozentrum Universität Würzburg, Institut für Humangenetik, Würzburg, Germany (3) Universitätskinderklinik Freiburg, Freiburg, Germany Abstract Fallbericht: Hintergrund: Die häufigste Ursache für eine Muskeldystrophie im Kindes- und Jugendalter ist ein genetisch bedingtes Fehlen oder eine Funktionsänderung des Eiweißes Dystrophin. Obwohl der Gendefekt und die gestörte Dystrophinbildung schon bei der Geburt vorhanden sind, weisen Jungen mit Muskeldystrophie Typ Duchenne (DMD) oder der milder verlaufenden Muskeldystrophie Typ Becker (BMD) zunächst eine normale Muskelfunktion auf und entwickeln erst im Verlauf eine Muskelschwäche. Fallbericht: Wir berichten über einen 2,5 Jahre alten Jungen, bei dem im Rahmen eines Infektes mit Hepatosplenomegalie eine CK-Erhöhung auf bis zu 25.000 U/l auffiel. Entwicklungsneurologisch präsentierte sich der Junge altersentsprechend mit unauffälligem Muskelstatus und zeitgerechtem Erreichen der motorischen Meilensteine. Nach Ausschluss einer infektiösen Genese wurde die Indikation zur humangenetischen Untersuchung bei V.a. das Vorliegen einer Dystrophinopathie gestellt. Die DNA-Sequenzanalyse des Dystrophin-Gens detektierte weder eine Duplikation noch Deletion, sondern eine bisher nicht bekannte Missense-Mutation (Exon 6: c.434G>C; p.Arg145Pro), für die der Junge hemizygot, die Mutter des Jungen heterozygot ist. Hierbei handelt es sich um eine Neumutation, da die Großeltern mütterlicherseits keine Mutation aufwiesen. In der zur Bestätigung der Diagnose durchgeführten Muskelbiopsie konnte bei vorhandener Restexpression von Dystrophin die Diagnose einer BMD gestellt werden. Schlussfolgerung: Im Gegensatz zur DMD, die in der Regel im 5. Lebensjahr symptomatisch wird, kann die BMD klinisch unterschiedlich schwer verlaufen. Dennoch kommt es bei 90% aller Patienten mit BMD zur Entwicklung einer Kardiomyopathie, die bei 50% zum Tode führt. Daher ist es wichtig, im Falle einer persistierenden HyperCKämie bei asymptomatischen Patienten jeder Altergruppe differentialdiagnostisch an Dystrophinopathien zu denken und die entsprechende Diagnostik einzuleiten, um durch engmaschige Kontrollen das Auftreten einer Kardiomyopathie frühzeitig zu erkennen und einem raschen Progress entgegen wirken zu können. Keywords Muskeldystrophie Typ Becker, HyperCKämie, Dystrophinopathie 105 VS01 Videositzung VS01-01 Video Langzeit Follow-up eines 10-jährigen Mädchens mit schwerer dyskinetischer Bewegungsstörung und paroxysmaler Choreoathethose-eine atypische Form einer Ataxia-Teleangiectatica (A-T) Authors Maier O.* (1), Künzle C.* (1), Courage C. (2), Lemke J. (3), Hörtnagel K. (4), Boltshauser E. (5) (1) Ostschweizer Kinderspital St. Gallen, Neuropädiatrie, St. Gallen, Switzerland (2) Inselspital Bern, Medizinische Genetik, Bern, Switzerland (3) Universitäts-Klinikum Leipzig, Institut für Humangenetik, Leipzig, Germany (4) CeGat, Tübingen, Germany (5) Universitäts-Kinderspital Zürich, Neuropädiatrie, Zürich, Switzerland Abstract Fallbericht: Wir präsentieren ein jetzt 10 jähriges Mädchen mit schwerer Dyskinesie mit paroxysmalen choreoathetotischen Bewegungen, die im Alter von 2 Jahren begannen. Schwangerschaft und Geburt waren unauffällig. Ab dem Alter von 3 Monaten wurde eine leichte Koordinationsstörung und eine muskuläre Hypotonie festgestellt, die Meilensteine der motorischen Entwicklung waren verzögert (freies Sitzen mit 12 Monaten, freies Laufen mit 2 ½ Jahren). Therapieversuche mit L-Dopa, Carbamazepin, Clonazepam, Carnitene zeigten keine signifikante Verbesserung der Dyskinesie und der paroxysmalen Ereignisse. Cerebrale MRIs im Alter von 12 Monaten und 5 Jahren waren normal. Umfangreiche metabolische Abklärungen waren normal. Das AlphaFetoprotein (AFP) war normal. Das Kind zeigt auch aktuell keine Teleangiectasien oder eine okuläre Apraxie. Das kognitive Profil im Alter von 9 ½ Jahren lag im unteren Normbereich. Die genetische Analyse ergab eine compound Heterozygotie für 2 Varianten im ATM-Gen: Die Variante c.1229T>C; p.V410 A (het.), die bereits bei einem Patienten mit okulärer Teleangiectasie beschrieben wurde und die Variante c.5071A>C; p.S1691R (het.) die in einer britischen Familie mit A-T detektiert wurde. Aufgrund der Datenlage kann keine der beiden Varianten als sicher pathogen eingestuft werden, ebenso wenig ist dies jedoch auszuschließen. Die Berücksichtigung des passenden atypischen Phänotyps könnte jedoch für eine Pathogenität sprechen. Die differentialdiagnostische Sequenzierung des PRRT2 Gens ergab keinen Hinweis auf eine Mutation. Wir zeigen Videosequenzen über einen Zeitraum von 8 Jahren eines jetzt 10-jährigen Mädchens mit einer Ataxia-Teleangiectatica (A-T) Variante mit 2 missense Mutationen im ATM Gen. Eine A-T Variante sollte bei einer Klinik mit Dyskinesie und paroxysmaler Choreoathetose in Erwägung gezogen werden, auch bei normaler cerebraler Bildgebung und normalem AFP. Keywords Ataxia-Teleangiectatica, paroxysmale Choreoathethose 106 VS01 Videositzung VS01-02 Kopfschmerzen und fokaler Status epilepticus als Erstsymptom einer POLG Mutation Authors Bachmann M.* (1), Albrecht U. (1), Baumann M. (1), Baumgartner Sigl S. (1), Scholl-Bürgi S. (1), Karall D. (1), Rostasy K. (2), Haberlandt E. (1) (1) Department für Kinder und Jugendheilkunde, Innsbruck, Austria (2) Witten/Herdecke University, Childrens Hospital Datteln, Datteln, Germany Abstract Fallbericht: Eine Mutation im Gen der mitochondrialen Polymerase Gamma (POLG) kann zu Epilepsie, Bewegungsstörung, kognitiver Verschlechterung und Leberversagen führen. Meist manifestieren sich die Symptome im Kleinkindesalter, ein späteres Auftreten ist möglich. Wir präsentieren eine Patientin mit POLG Mutation und rasch progredientem und infaustem Verlauf. Eine zuvor gesunde 16-Jährige stellt sich mit migräneartigen Kopfschmerzen vor und entwickelt einen sekundär generalisierten Krampfanfall. Im zerebralen MRT (cMRT)zeigt sich eine Diffusionsstörung rechts occipital, im EEG ein passender Herdbefund. Weiters entwickelt sich ein fokaler Status epilepticus, welcher sich gegenüber medikamentösen Einstellungen mit Levetiracetam, Phenytoin, Lorazepam, Cortison, Valproat, Lacosamid als therapierefraktär erweist. Bei aufsteigender Tetraparese und zytoalbuminärer Dissoziation wird der V.a. Guillain-Barré Syndrom gestellt und eine Immunglobulintherapie ohne Erfolg verabreicht. Zudem wird eine mitochondriale Abklärung durchgeführt, welche das Vorliegen einer homozygoten POLG Mutation ergibt. In den cMRT Verlaufs-Untersuchungen zeigen sich wechselnde Areale mit Diffussionsstörung, die EEGKontrollen ergeben einen für POLG Mutation typischen fokalen Verlangsamungsherd mit aufgelagerten spikes. Nur durch Midazolam-Ketamin Narkose lässt sich der fokale Status beenden. In Folge erhält die Patientin neben einer Kombinationstherapie mit Levetiracetam, Topiramat und Phenytoin, eine ketogene Diät (KD). Wenig später entwickelt sie erneut einen fokalen Status epilepticus, welcher nur durch Thiopental Narkose kurzzeitig unterbrochen werden kann. Weitere therapeutische Strategien mit antiepileptischer Therapie (Levetiracetam, Phenobarbital, Midazolam, Phenytoin, Topiramat, Cortison), Magnesium und zusätzlich KD, Riboflavin, Coenzym Q10 und Thiamin bleiben erfolglos. Zunehmend entwickelt die Patientin Myoklonien bei vollem Bewusstsein und verstirbt drei Monate nach Auftreten der Erstsymptome. Dieser Fall zeigt einen atypischen klinischen Beginn und die mangelnden Therapiemöglichkeiten bei POLG Mutation. Keywords POLG Mutation, Fokaler Status epilepticus 107 VS01 Videositzung VS01-03 Unilaterales (sulcales) A.-spinalis-anterior-Syndrom bei einem 10-jährigen Jungen Authors Diessel J.* (1), Dutzmann C.* (1), Neubauer B. (1), Hahn A. (2) (1) Abteilung Kinderneurologie, Gießen, Germany (2) Abteilung Neuropädiatrie, Gießen, Germany Abstract Zielsetzung: Rückenmarksinfarkte durch Thrombosen der A. spinalis anterior (ASA) im Kindesalter sind selten. Im typischen Fall führt der Gefäßverschluss zur Ischämie ventraler Rückenmarksanteile mit einer charakteristischen Symptomkonstellation in Form von Paraparese, dissoziierter Empfindungs- sowie Blasenund Mastdarmstörung. Methodik: Wir berichten über den äußerst ungewöhnlichen Fall eines Kindes mit unilateralem ASA-Syndrom. Ergebnis: Im Anschluss an eine ruckartige Kopfbewegung beim Schulsport traten Nacken- und Kopfschmerzen auf. Zudem entwickelten sich eine linksseitige schlaffe Hemiparese und ein Harnverhalt bei rechtsseitig verminderter Schmerzwahrnehmung, aber beidseits erhaltenem Tast- und Berührungsempfinden. Kernspintomographisch zeigte sich 6 Stunden nach dem Ereignis eine Diffusionsstörung des Myelons in Höhe von HWK 1-3. Neurophysiologisch konnte bei kortikaler Stimulation kein motorisch evoziertes Potential vom linken M. abductor digiti minimi bei Normalbefund rechts abgeleitet werden, während die Somato-sensorisch Evozierten Potentiale bei Stimulation des N. medianus beidseits unauffällig waren. Im weiteren Verlauf kam es bei leichter Rückbildung der Hemiparese im MRT zur Demarkierung eines keilförmigen Infarktes nach 2 Wochen. Schlussfolgerung: Dieser Fall zeigt exemplarisch die Bedeutung einer sorgfältigen neuropädiatrischen Untersuchung, da allein hierdurch der Verschluss eines sulcalen Astes der ASA im Zervikalbereich belegt werden konnte. Keywords 108 VS01 Videositzung VS01-04 Die X-chromosomal-rezessive Myotubuläre Myopathie. Klinische Verbesserung unter Pyridostigmin bei einem Säugling Authors Trippe H.* (1), Lutz S. (1), Bouikidis A. (2), Kaiser O.* (1), Della Marina A. (1), Schara U. (1) (1) Universitätsklinikum Essen, Neuropädiatrie, Essen, Germany (2) Universitätsklinikum Essen, Pädiatrische Pulmologie, Essen, Germany Abstract Fallbericht: Die zentronukleären Myopathien sind seltene neuromuskuläre Erkrankungen, die häufigste Form ist die X-chromosomal-rezessive Myotubuläre Myopathie (XLMTM), verursacht durch Mutationen im MTM1-Gen. Die betroffenen männlichen Patienten zeigen postnatal bei der klassischen Form eine schwere Muskelhypotonie mit Ateminsuffizienz und versterben häufig im ersten Lebensjahr. Überlebende Patienten, die einen intermediären Typ entwickeln bleiben lebenslang vom Respirator abhängig. Histologisch finden sich Reifungsverzögerungen der Myotuben, die sekundär zu Veränderungen an der neuromuskulären Endplatte führen, sodass eine Erregungsübertragungsstörung resultiert. Einzelne Fallberichte von Kindern und Erwachsenen dokumentieren eine klinische Verbesserung unter der Therapie mit Pyridostigmin. Bereits intrauterin fielen geringe Kindsbewegungen und ein Polyhydramnion auf. Postnatal aufgrund von muskulärer Hypotonie und insuffizienter Spontanatmung intensivmedizinische Behandlung mit Anlage eines Tracheostomas und Ernährung über eine Sonde. Klinisch-neurologisch zeigten sich eine geringe Spontanmotorik, ein schmaler Thorax, milde Kontrakturen in beiden Knie- und Ellenbogengelenken, ein schmaler länglicher Kopf, ein hoher Gaumen, eine Ptosis und Blickparesen. Nach Muskelbiopsie und molekulargenetischer Bestätigung einer Mutation im MTM1-Gen wurde die Diagnose einer XLMTM gestellt. Im Alter von drei Monaten starteten wir eine Therapie mit Pyridostigmin, aufgrund der Nebenwirkung einer Hypersalivation mit maximal 1.5 mg/kgKG/Tag, darunter Verbesserung der Spontanmotorik und der Atmung. Mit 13 Monaten sind eine Drehung zu beiden Seiten sowie ein Anheben von Armen und Beinen gegen die Schwerkraft möglich. Der Junge ist nur nachts und bei Infekten auf einen Respirator angewiesen. Die Behandlung einer XLMTM mit Pyridostigmin ab dem Säuglingsalter ist bei gutem Ansprechen gerechtfertigt. Inwieweit die dargestellten Fortschritte auf den natürlichen Verlauf der Erkrankung mit Entwicklung eines intermediären Typs oder auf die Behandlung zurückzuführen sind, bleibt derzeit offen. Keywords XLMTM1, pyridostigmin, 109 VS01 Videositzung VS01-05 Opsoklonus-Myoklonus-Syndrom ohne Nachweis eines Neuroblastoms Authors Bak-Göcke U.* (1), Meisner T. (2), Reutlinger C. (1), Spiegler J. (2) (1) Helios-Klinik Geesthacht, Geesthacht, Germany (2) Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, UKSH, Campus Lübeck, Lübeck, Germany Abstract Fallbericht: Einleitung: Das Opsoklonus-Myoklonus-Syndrom ist durch die folgenden Kriterien definiert: Opsoklonus, Myoklonus und Ataxie, daneben treten Verhaltens- und Schlafstörungen auf. Meist liegt ein paraneoplastisches Syndrom bei verschiedenen onkologischen Erkrankungen, bei Kindern meist ein Neuroblastom vor. Das Vorliegen von Autoantikörpern wird diskutiert1 Wir stellen den Videoverlauf eines Patienten mit Opsoklonus-Myoklonus-Syndrom ohne Vorliegen eines Neuroblastoms vor. Falldarstellung: Bei dem knapp dreijährigen Jungen, fiel abends eine Ataxie nach Enteritis am Morgen auf. Bei Fieber und weiterhin bestehender Ataxie erfolgte die stationäre Aufnahme. Unter Verdacht auf Enzephalitis erfolgte bei persistierendem Fieber eine antibiotische sowie antivirale Therapie. Die durchgeführte Diagnostik (CCT, cMRT, Lumbalpunktion, Untersuchungen auf Autoantikörper, virologische Diagnostik) ergab keine wegweisenden Befunde. Im Verlauf fiel dann zusätzlich zu der schon beschriebenen Ataxie, eine muskuläre Hypotonie, Vigilanz- und Verhaltensstörungen sowie ein Opsoklonus auf. Die erweiterte Diagnostik ergab weder bildmorphologisch noch laborchemisch Hinweise auf ein Neuroblastom. Es wurde daher zunächst eine Therapie mit intravenösen Immunglobulinen begonnen, die eine vorrübergehende leichte neurologische Verbesserung zeigte. Es erfolgte daher eine zweite Gabe. Bei erneuter Verschlechterung erfolgte die Entscheidung zur Corticoidgabe. Unter Dexamethasontherapie (20mg/m2) alle 4 Wochen besserte sich der Zustand des Jungen deutlich. Während der ersten 4 Zyklen kam es stets kurz vor Ablauf der 4 Wochenfrist zu einer neurologischen Verschlechterung mit Wiederauftreten des Opsoklonus. In der Folge traten keine neurologischen Verschlechterungen mehr auf. Wir zeigen den Verlauf in Videos mit Auftreten des Opsoklonus über den Zustand nach erstem Corticoid-Stoß bis zum jetzigen Befund nach 5 Monaten. Literaturverweise [1] HeroB, SchleiermacherG Update on pediatric opsoclonus myoclonus syndrome 2013 Keywords opsoklonus myoklonus neuroblastom ataxie 110 VS01 Videositzung VS01-06 Baby CIMT als Teil eines REHA-Programms bei unilateraler CP unter 1 Jahr Authors Siebold D.* (1) (1) Praxis für Neurorehabilitation, Berlin, Germany Abstract Zielsetzung: Vor 12 Jahren entstand die Idee, ob sich nicht mit der Durchführung von Cimt (constrained induced movement therapy) für Säuglinge ab der 6-8 Woche zusätzlich, zu dem von uns benutzen entwicklungsneurologischen Training, eine entscheidende Verbesserung der handmotorischen und grobmotorischen Entwicklung erreichen ließe. Das Erreichen des Laufens per se schien uns nicht das Problem der Kinder zu sein, vielmehr galt es den "gelernten nicht Gebrauch" der betroffenen Seite mit all seinen Folgeproblemen zu minimieren.Es hatte den Anschein, dass die Kinder in der Adoleszens mehr unter der "Deformierung" der Extremitäten als der verminderten Funktion zu leiden hatten. Methodik: Die Babies bekamen zu Beginn der Behandlung einen Handschuh auf die nicht-betroffene Seite. Das Training für die betroffene Seite fand repetitiv statt. Die Eltern wurden über alles aufgeklärt und lernten mit dem Baby zu spielen und den Alltag so zu verrichten, dass die betroffene Seite bevorzugt eingesetzt wurde. Die motorische Entwicklung der Hände der ersten Lebensmonate ist sehr simpel, wie Lutschen, öffnen-schliessen, Hand zu Mutter/Vater oder Gegenstand führen etc. Sobald die Babies die betroffene Seite benutzten, haben wir auch bimanuelles Training dazu genommen. Der Handschuh wurde im Intervall getragen. Ergebnis: Von den 15 Babies haben 12 das Programm des Pilotprojektes durchlaufen und auch wie erwartet die Motormilestones absolviert und die betr. Seite benutzen gelernt, je nach Ausmaß des Schadens bzw. Intensität der Spastizität. Die Akzeptanz der Babies gegenüber dem Tragen des Handschuhs war bei den jüngeren Kindern höher. Im Follow Up hat keines der Kinder bis jetzt eine Skoliose, Hüftluxation oder Kontrakturen entwickelt. Der Wachstumsunterschied im Vergleich der beiden Körperseiten ist dezenter ausgefallen. Schlussfolgerung: Die frühe Intervention führte zu deutlich besseren Ergebnissen. Das Training mit den jungen Säuglingen gestaltete sich einfacher, da sie den Funktionsunterschied beider Hände noch nicht realisiert hatten. Die Arbeit hat viele Fragen aufgeworfen. Studien für dieses junge Alter sind dringend nötig. Keywords Frühe Intervention, CP, CIMT, Plastizität 111 VS01 Videositzung VS01-07 Evolutionäre Anthropologie und Entwicklungsneurologie Authors Niemann G.* (1) (1) Kinderklinik Schömberg gGmbH, Schömberg, Germany Abstract Zielsetzung: Die Medizin steht nicht allein.Technische Entwicklungen,gesellschaftliche Ansprüche und ethische Vorstellungen verändern den Rahmen,innerhalb dessen sie tätig wird.Auch Konzepte der vergleichenden und evolutionären Anthropologie beeinflussen die Paradigmen der Medizin - haben speziell für die entwicklungsneurologische Sprechstunde Relevanz. Methodik: Literaturrecherche&eigene Analogiebildungen Literatur: alles Tomasello M: Die kulturelle Entwicklung des menschlichen Denkens,Suhrkamp 2006,Die Ursprünge der menschlichen Kommunikation,Suhrkamp 2009,Warum wir kooperieren,Suhrkamp 2010,Eine Naturgeschichte des menschlichen Denkens,Suhrkamp 2014 Ergebnis: 1. Millionen Jahre&ein Lebensjahr:Veränderungen der ökologischen Bedingungen bewegten die frühen Menschen dazu,die Existenzsicherung,speziell die Nahrungssuche&die Jagd,als gemeinsames Projekt anzugehen:Auf ein derartig gemeinsames Ziel mußte die Aufmerksamkeit gelenkt&geteilt werden.Der Andere wurde nicht nur als Akteur,sondern auch als Intentionaler&als an der gemeinsamen Sache Interessierter verstanden.Erst diese Basis,diese Kooperation,machte Zeigegesten und Hilfestellungen sinnvoll.Im Alter von etwa einem Jahr sind Kinder an diesem Punkt (Zeigegesten als obligater Meilenstein) - und die Entwicklungstrennung von den anderen Hominiden nimmt ihren Lauf("why apes don't Point"). 2. Hundert Tausende Jahre und 3 Jahre:Das Nahrungsangebot und die weitere Sicherung der Existenz ermöglichten ein Wachstum der Gruppengröße.Dies bedingte die Notwendigkeit,nicht nur dialogisch zu interagieren,sondern sich auch in der gesamten Gruppe zu organisieren.Der Einzelne mußte abstrahieren,die Intentionen und Bezugnahmen der anderen verstehen und gemeinsam mußte ein Kanon des Verbindlichen aufgestellt werden. Im Alter von 3-3,5 Jahren zeigen Kinder dieses Regelverständnis-und ein entsprechendes Befolgen bzw. Insistieren (testbar in kleinen Spielsituationen) stellt einen weiteren relevanten Entwicklungs-Meilenstein dar. Schlussfolgerung: Beziehungen zur Theory of mind und den Spiegelneuronen sollen angesprochen und ein kurzes Video gezeigt werden. Keywords EVOLUTIONÄRE ANTHROPOLOGIE, Kindliche Entwicklung, Meilensteine 112 WS06 Entwicklungsneurologie I: Motorik WS06-01 Anwendung des DCDQ-G Fragebogens in einer Ambulanz für Kinder mit Kommunikationsstörungen Authors Thiede A.* (1), Fellinger J. (1) (1) Institut für Sinnes- und Sprachneurologie, Konventhospital Barmherzige Brüder Linz, Linz, Austria Abstract Zielsetzung: Kinder mit Sprachstörungen, Hörstörungen oder Autismus zeigen häufig Defizite in der neuromotorischen Entwicklung. Können die Eltern diese Probleme erkennen und in dem DCDQ-G richtig einschätzen? Methodik: Der DCDQ-G ist ein Elternfragebogen, der als Screening Instrument zur Diagnosestellung von umschriebenen Entwicklungsstörungen motorischer Funktionen entwickelt wurde. Dem Ergebnis gegenübergestellt wurde die klinische Beurteilung der neuromotorischen Fertigkeiten durch einen Arzt. Eltern von 119 Kindern im Alter von 5.0-7.11 Jahren füllten den DCDQ-G aus. Die meisten Patienten waren mit der Fragestellung Sprachentwicklung (inkl. in die Gruppe sind Kinder mit Hörstörungen und ASS) zugewiesen worden. Ergebnis: Von den 119 gescreenten Kindern liegen 92 vollständige Datensätze vor. 22 Kinder waren mit Migrationshintergrund (23,9%). Bei den 27 fehlerhaften Fragebögen waren dies 15 Familien (55%). Das Durchschnittsalter der Kinder betrug 5.10 Jahre, davon waren 78 Jungen (65,5%) und 52 Mädchen (34,5%). Verglichen wurden die Daten mit den Werten aus der deutschen Studie von Kennedy-Behr et al. (2013) und der kanadischen Originalstudie von Wilson et al. (2009). Die Spezifität (SP) und die Sensitivität (SE) in der unserer Gesamtgruppe und der Testgruppe sind mit den Werten der anderen Studien vergleichbar. Die Prävalenz der elterlichen Beurteilung für motorische Entwicklungsauffälligkeiten in unserer Gesamtgruppe beträgt 59%, in der sprachspezifischen Gruppe 58%. Schlussfolgerung: Der Fragebogen DCDQ-G ist ein ausreichend gutes Screening Instrument zur Einschätzung der motorischen Entwicklung bei Kindern durch die Eltern auch in einer Ambulanz für Kinder mit Kommunikationsstörungen mit Schwerpunkt Sprachentwicklungsstörungen, Hörstörungen und Autismus Spektrum Störungen. Die Ergebnisse sind vergleichbar mit den Daten von Kindern aus Entwicklungsneurologischen Ambulanzen in Deutschland, Kanada. Auffällig war, dass die Fragen 8 und 9 am häufigsten nicht beantwortet wurden. Spekulativ liegt das am ehesten daran, dass die meisten Kinder im Vorschulalter gescreent wurden und somit noch nicht schreiben konnten. Keywords umschriebene Entwicklungsstörung motorischer Funktionen 113 WS06 Entwicklungsneurologie I: Motorik WS06-02 Läßt sich die Entwicklung von Hochrisiko-Frühgeborenen mit 2 Jahren durch "General Movement Analysen" in der frühen Säuglingszeit vorhersagen? Ergebnisse aus der klinisch-ambulanten Routine Authors Will H.* (1), Behrenbeck U.* (1), Jarczok M. (2), Philippi H. (1), Hadders-Algra M. (3), De Bock F. (1) (1) SPZ Frankfurt Mitte, Frankfurt, Germany (2) Mannheimer Institut für Public Health, Mannheim, Germany (3) Universität Gronningen, Gronningen, Netherlands Abstract Zielsetzung: In wissenschaftlichen Studien ließ sich über General Movements (GM) das neurologische Outcome von Hochrisko Frühgeborenen vorhersagen. Es gibt hierzu keine Ergebnisse im Routinesetting. Methodik: 119 ehemalige Frühgeborene (GG: 1266±421g, 4% PVL, 7,5% NEC, 3,8% IVH > Grad III) aus zwei neonatologischen Kliniken erhielten eine ärztliche Nachuntersuchung und zwei GM-Videoanalysen im Alter von korrigiert 1 und 3 Monaten . Die motorische und kognitive Entwicklung wurde anhand der Bayley Scales of Infant Developement II im Alter von 2 Jahren prospektiv erhoben. Alle Untersuchungen wurden von ambulant tätigen Ärzten im Routinesetting eines sozialpädiatrischen Zentrums durchgeführt. Das routinemäßige GM-Rating erfolgte einmal wöchentlich in einem Team von geschulten Ärzten und Physiotherapeuten. Mittels logistischer Regression wurde der Zusammenhang zwischen GM-Rating und der Wahrscheinlichkeit für ein typisches Entwicklungsoutcome (MDI oder PDI > 70 und keine Zerebralparese (CP)) bzw. ein atypisches Outcome (MDI oder PDI < 70 oder die Diagnose CP) analysiert. Ergebnis: Kinder, mit definitiv abnormalen GM im Alter von 3 Monaten waren im Alter von 2 Jahren 13,8 mal (OR 13,8; 95%CL 1,6; 119, p = 0,017) häufiger atypisch entwickelt als Kinder mit normalen GM. Kinder mit mildly abnormal GM's im Alter von 3 Monaten waren im Alter von 2 Jahren nicht signifikant häufiger (OR 2.6, 95%CI 0.26;19; p=0.75) atypisch entwickelt. Eine Adjustierung für das Vorliegen einer IVH und PVL veränderte diese Ergebnisse nicht. In einer linearen Regression zeigte sich, dass Kinder mit definitiv abnormalen GM's einen 14.2 Punkte niedrigeren MDI (95%CI -26.4;-2, n=115) und einen 11.7 (nicht signifikant) reduzierten PDI (95%CI -28.1;4.6, p=0.15, n=66) hatten (verglichen mit GM normal). Schlussfolgerung: Auch in Routine-Settings erlaubt die GM-Analyse von Hochrisiko-Frühgeborenen eine gute Vorhersage des entwicklungsneurologischen Outcomes im Alter von 2 Jahren. Keywords General-Movement-Analyse, neurologisches Outcome, Entwicklungsneurologie,Bayley Scales of Infant 114 WS07 Entwicklungsneurologie II: Sensorik WS07-01 Die Tiefe des Sulcus olfactorius bei normosmischen Kindern und Jugendlichen Authors Smitka M.* (1), Hummel T. (2) (1) Universitätskinderklinik Dresden, Abteilung Neuropädiatrie, Dresden, Germany (2) Abteilung für Riechen und Schmecken, TU Dresden, Dresden, Germany Abstract Zielsetzung: Die Tiefe des Sulcus olfactorius kann bei Patienten mit kongenitaler Anosmie oder psychiatrischen Störungen wie Psychosen und Schizophrenie vermindert sein. Normwerte für die Tiefe des Sulcus olfactorius wurden in der Vergangenheit überwiegend für Erwachsene publiziert. Als pathologisch werden Werte unter 8 mm angesehen. Normwerte für Kinder und Jugendliche liegen nicht vor. Diese wurden in der vorliegenden Arbeit erstellt. Methodik: Hierfür wurden 40 Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 18 Jahren mr-tomographisch untersucht und die Tiefe des Sulcus olfactorius bestimmt. Weiterhin wurden die Kinder mit dem Sniffin-Sticks Riechtest untersucht. Verwendet wurden sowohl die Schwellenbestimmung, die Geruchs-Diskrimination, als auch die Identifikationsaufgabe. Ergebnis: Im Durchschnitt zeigte sich eine Tiefe des Sulcus olfactorius rechts von 10,1 mm, links von 9,6 mm. Diese Seitendifferenz mit längeren Sulci auf der rechten Seite steht in Übereinstimmung mit der Literatur. Bei allen Kinder ab neun Jahren und älter waren die Sulci tiefer als 8 mm. Nur bei Kinder die 8 Jahre oder jünger waren zeigten sich vereinzelt Sulci unter 8 mm Tiefe. Die Ergebnisse der Sniffin Sticks zeigten bei allen Kindern eine Normosmie. Schlussfolgerung: Auch im Kindes- und Jugendlichen Alter kann bei Kinder über 8 Jahren der bisher publizierte Normwert von 8mm verwendet werden. Insbesondere bei Kindern die 8 Jahre und jünger sind sollten jedoch andere Normwerte verwendet werden. Keywords Tiefe des Sulcus olfactorius, Kinder, Anosmie 115 WS07 Entwicklungsneurologie II: Sensorik WS07-02 Olfaktorische Funktion nach Schädel-Hirn-Trauma eine Verbindung zu Frontalhirnschäden? Authors Schriever V.* (1), Hummel T. (2), Grosser K. (3), Smitka M. (1) (1) Neuropädiatrie, Dresden, Germany (2) Smell & Taste Clinic, Department of Otorhinolaryngology, Dresden, Germany (3) Department of Pediatric Surgery, Erfurt, Germany Abstract Zielsetzung: In den letzten Jahren hat das Interesse an dem olfaktorischen System aufgrund seiner Eigenschaft zu fortlaufenden Regeneration und Neurogenese zugenommen. Dieser Mechanismus ist nötig um einen intakten Geruchssinn aufrecht zu erhalten. Trotzdem gibt es viele Erkrankungen, die mit einer Beeinträchtigung der Riechfunktion einhergehen. So konnte gezeigt werden, dass Schädel-Hirn-Trauma (SHT) die Riechfunktion beeinträchtigt. Das ist besonders interessant, da die Vermutung besteht, dass die Erfassung der Riechfunktion eine sensitive Methode zum Erfassen von Frontalhirnschäden nach SHT darstellt. Die meisten Studien hierzu wurden bei Erwachsenen durchgeführt. Das Ziel dieser Studie ist deswegen den Einfluss von leichtem SHT auf die Riechfunktion von Kindern zu ermitteln. Methodik: Methodik: Insgesamt wurden 144 Kinder im Alter zwischen 4-17 Jahren (8,7 Jahre, SD 3,5), die ein SHT erlitten getestet. Die Riechfunktion wurde an drei Terminen im Verlauf eines Jahres erfasst. Zur Vergleichbarkeit der Messwerte, wurde eine Kontrollgruppe mit Gesunden Kindern eingeschlossen. Ergebnis: Die Riechfunktion der Patienten mit SHT war im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant geringer. Betroffen war hierbei besonders die Geruchsschwelle (t=2,32, p=0.02). Trotz, der im Vergleich niedrigen Testwerte, lag die Riechfunktion der Patienten noch im Normbereich. Bei Überschwelligen Riechtests konnte kein Unterschied zwischen den beiden Gruppen gefunden werden (t=0.20, p=0.84). Die Riechfunktion der Patienten veränderte sich im Verlauf des Testintervalls von einem Jahr nicht signifikant (F=0.93, p=0.40). Eine Verbesserung der Riechfunktion nach SHT konnte nicht beobachtet werden. Schlussfolgerung: Diese Studie zeigt, dass selbst leichtes SHT einen Einfluss auf die Riechfunktion bei Kinder hat. Basierend auf unseren Ergebnissen ist nicht davon auszugehen, dass diese Kinder hyposmisch oder anosmisch werden. Eine reduzierte olfaktorische Funktion war jedoch zu beobachten. Die klinische Relevanz der Ergebnisse sowie eventuelle diagnostische Möglichkeiten werden diskutiert. Keywords Schädel Hirn Trauma, Riechfunktion, 116 WS10 Hauptthema III: Mentale Retardierung WS10-01 Diagnostisches Routing bei Mentaler Retardierung mit Next Generation Sequencing Authors Grasshoff U. (1), Beck-Wödl S. (1), Kehrer M. (1), Rieß A. (1), Sturm M. (1), Schröder C. (1), Dufke A. (1), Riess O. (1), Bauer P.* (2) (1) Medizinische Genetik und Angewandte Genomik, Tübingen, Germany (2) Medizinische Genetik und Angewandte Genomik, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Germany Abstract Zielsetzung: Mentale Retardierung (MR) ist eine heterogene Krankheitsgruppe. Gendosis-Mutationen verursachen etwa 15% der Diagnosen bei betroffenen Patienten. Darüber hinaus sind mehr als 600 Krankheitsgene beschrieben worden, in welchen Punktmutationen in weiteren 50% der Patienten nachweisbar sind. Weil bisher keine diagnostischen Genom-Sequenzierungen angeboten werden können und diese sicher auch nicht in allen Fällen kosteneffizient sind, sollte eine effiziente Stufendiagnostik für diese Patientengruppe unter Einschluss der NGS Diagnostik ausgearbeitet werden. Methodik: Mit dieser Absicht haben wir 200 Patienten mit MR in verschiedenen diagnostischen Abläufen untersucht: Hochauflösende Chromosomenanalysen und der Ausschluß einer FMR1-Mutation wurden für alle Patienten durchgeführt und positive Patienten wurden aus der Kohorte genommen. Sofern mütterliche Proben verfügbar waren, wurde zusätzlich die Inaktivierung der X-Chromosomen untersucht (XCI). In allen Fällen mit verschobener maternaler XCI wurde eine Hochdurchsatz-Sequenzierung (NGS) für 107 X-gekoppelte MR-Gene durchgeführt. Alle verbleibenden Patienten erhielten eine Hochdurchsatz-Sequenzierung ("Mendeliom") für 513 publizierte MR-Gene bzw. zuletzt für 723 publizierte MR-Gene. Ergebnis: Unsere Diagnose-Rate für Gendosis-Mutationen und XLMR-Mutationen deckte sich mit publizierten Daten. Bei den autosomalen MR-Genen hatten wir gegenüber der Literatur, wahrscheinlich wegen unserer unselektierten Kohorte und der strikten Genliste, eine kleinere Diagnose-Rate. Unsere Genliste enthielt nur publizierte Krankheitsgene und keine Kandidatengene. Interessanterweise konnten wir auch im "Mendeliom" quantitative Daten zu Mikrodeletionen verlässlich bestätigen und sehen damit eine Möglichkeit, den DiagnostikAblauf weiter zu vereinfachen. Schlussfolgerung: Zusammenfassend konnten etwa 40-50% unserer Patienten mit dieser strukturierten Diagnostik bei MR aufgeklärt werden. Die Trio-Genomsequenzierung wird wahrscheinlich weitere 20-30% Diagnosen ergänzen, sobald die Arbeitsabläufe, Kosten und der Durchsatz für unsere diagnostischen Anforderungen angepasst wurden. Keywords Mentale Retardierung, Next-Generation-Sequencing, Diagnostisches Routing 117 WS10 Hauptthema III: Mentale Retardierung WS10-02 Identifizierung neuer Gene der autosomal-rezessiven primären Mikrozephalie: Untersuchung konsanguiner Familien aus Pakistan Authors Krämer N.* (1), Picker-Minh S. (2), Fröhler S.* (3), Abbasi A. (4), Chen W. (3), Kaindl A. (1) (1) Institut für Zell- und Neurobiologie, Charité Berlin, Klinik für Pädiatrie m. S. Neurologie, Charité Berlin, Berlin, Germany (2) Klinik für Pädiatrie m. S. Neurologie, Institut für Zell- und Neurobiologie, Berlin, Germany (3) Berlin Institut für Medizinische Systembiologie , Berlin, Germany (4) Department of Zoology, Mirpur University, Mirpur, Pakistan Abstract Zielsetzung: Die autosomal-rezessive primäre Mikrozephalie (MCPH) ist eine seltene, genetisch heterogene Erkrankung. Patienten mit MCPH weisen eine schwere Mikrozephalie bei Geburt mit weitgehend normaler Hirnarchitektur auf und haben ein intellektuelles Defizit, während weitere neurologische Befunde oder schwere Fehlbildungen typischerweise fehlen. Als genetische Ursachen der MCPH wurden biallele Mutationen in den zwölf Genen MCPH1, WDR62, CDK5RAP2, CEP152, ASPM, CENPJ, STIL, CEP135, CEP152, ZNF335, PHC1 und CDK6 identifiziert. Das Fehlen von Mutationen in diesen bekannten Genen bei ca. 20% der Familien mit MCPH-ähnlichem Phänotyp weist allerdings auf eine weitere genetische Heterogenität hin. Ziel unserer Untersuchung ist die Identifizierung und Charakterisierung neuer MCPH-Gene. Methodik: Die Untersuchungen erfolgen an 12 konsanguinen Familien aus Pakistan mit klinischer MCPH. In einem ersten Schritt wurde je ein betroffener Patient pro Familie mittels Whole-Exome-Sequenzierung (WES) nach Mutationen in bekannten MCPH-Genen untersucht. Mutationen wurden jeweils durch SangerSequenzierung bestätigt. In einem zweiten Schritt wurden/werden für Familien, bei denen keine Mutationen in bekannten MCPH-Genen nachgewiesen werden konnten, mittels WES weitere Familienmitglieder untersucht, um potentiell neue, bislang nicht mit MCPH in Verbindung gebrachte Gene zu identifizieren. Ergebnis: Wir stellen den aktuellen Stand der noch laufenden Studie dar. Schlussfolgerung: Mit dieser Studie wollen wir dazu beitragen, das Spektrum der genetischen Ursachen der MCPH zu erweitern. Keywords Mikrozephalie, MCPH 118 WS12 Entwicklungsneurologie III: Essen & Trinken WS12-01 Ketogene Diät bei Kindern mit pharmakoresistenter Epilepsie Authors Elpers C.* (1), Och U. (1), Althaus J. (1), Omran H. (1), Fiedler B. (1) (1) UKM Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Münster, Germany Abstract Zielsetzung: Einige Epilepsiesyndrome im Kindesalter (z.B. Lennox-Gastaut-Syndrom) zeigen eine deutliche Pharmakoresistenz. In diesen Fällen stellt die ketogene Diät (KD) eine therapeutische Option dar. Bei Kindern mit bestimmten metabolischen Erkrankungen (z.B. GLUT-1-Defizienz) ist die KD sogar die Therapie der ersten Wahl. Das Ziel dieser Studie ist die Evaluation der Wirksamkeit und Sicherheit der KD bei Kindern mit pharmakoresistenter Epilepsie. Methodik: Es wurden insgesamt 31 Kinder im Alter von 1 bis 19 Jahren (15w, 16m) mit einer pharmakoresistenten Epilepsie (n=25) oder einer metabolischen Erkrankung (n=6) in die retrospektive Analyse eingeschlossen. Die KD wurde zwischen 2000-2014 begonnen. Ergebnis: Die KD wurde nach mindestens drei vollständig ausdosierten Antikonvulsiva (AED) begonnen. 15 von 31 Kindern erhielten vor KD 8 oder mehr AEDs. Eine Ketose wurde durchschnittlich nach 3 Tagen erreicht (1-6 Tagen). Die KD wurde insgesamt gut toleriert, Nebenwirkungen (Hypoglykämien, Azidose, gastrointestinale Probleme) traten bei 8 von 31 Kindern auf, eine lebensbedrohliche Stoffwechselentgleisung wurde bei keinem Patienten beobachtet. 23 der 31 Kinder zeigten eine Verbesserung in mindestens eine der Kategorien (Entwicklung, Anfallsfrequenz, EEG). 13 von 31 Patienten verbesserten sich in 2, 6 Patienten in allen 3 Kategorien. Bei 8 von 31 Kindern konnte durch die KD eine Stabilisierung des Erkrankungsverlaufs erzielt werden. 18 von 31 Kindern verschlechterten sich nach initialer Verbesserung im weiteren Verlauf, der Hauptgrund für die Beendigung der KD nach durchschnittlich 159 Tagen (12-683 Tage). 13 Kinder sind weiterhin unter KD seit 2.7 Jahren (0.4-4.5 Jahren); 3 dieser Kinder haben ein Dravet-Syndrom, 2 Patienten leiden an einer GLUT-1-Defizienz. Schlussfolgerung: Basierend auf den Ergebnissen der Studie ist die KD eine sichere Therapieoption für Kinder mit pharmakoresistenter Epilepsie. Bei Kindern mit Dravet-Syndrom scheint die KD effektiv zu sein. Weitere Studien sind notwendig um die Wirksamkeit der KD vor allem hinsichtlich ihres Langzeiteffektes und gegenüber neuen AED evaluieren zu können. Keywords ketogene Diät, pharmakoresistente Epilepsie im Kindesalter, Wirksamkeit, Sicherheit 119 WS12 Entwicklungsneurologie III: Essen & Trinken WS12-02 Konnataler nutritiver Vitamin B12 Mangel eines Neugeborenen mit frühen neurologischen Auffälligkeiten Authors Haug V.* (1), Matheisl D. (1), Dittrich S. (1), Steinmetz C. (1) (1) Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Mainz, Germany Abstract Fallbericht: Fallbericht: 6. Kind einer nicht vegetarisch lebenden deutschen Mutter (G IX, P VI) und eines marokkanischen Vaters, in Marokko lebend. Geburt in Deutschland nach 36+5 SSW mit 2730g, Apgar 9/10/10, NapH 7,38. Postnatale Fototherapie. Seit Geburt auffällige Zittrigkeit im Wachen, nicht im Schlaf. Das Kind wurde trotz dreifacher antihypertensiver Therapie der Mutter voll gestillt. Die Aufnahme in unserer Klinik fand korrigiert am Termin statt. Es zeigten sich in Rückenlage deutliche Kloni und ein Tremor von Armen und Beinen, verstärkt an der unteren Extremität und links mehr als rechts. Vereinzelt wurden auch Myoklonien des Mundwinkels gesehen. Bei Aufnahme fiel eine makrozytäre Anämie auf, die den Verdacht eines Vitamin B12 Mangels nahelegte. Die Methylmalonsäure war mäßig erhöht, passend zu einem alimentären Vitamin B12 Mangel. Die übrigen Untersuchungen wie MRT Schädel, Liquor (Pipecolinsäure, Neurotransmitter), Aminosäuren in Plasma und Liquor, Acylcarnitinprofil und Mikrobiologie waren unauffällig. Das EEG bei Aufnahme zeigte frontal beidseits und vereinzelt parietal spikes, nicht korreliert mit den Myoklonien. Nach Substution von Vitamin B12 zunächst s.c. und später p.o. besserte sich die neurologische Symptomatik, war jedoch nicht komplett rückläufig. Diskussion: Normalerweise tritt ein nutritiver Vitamin B12 Mangel erst nach 4-6 Monaten klinisch in Erscheinung. Wenn der Mangel jedoch schon intrauterin bestanden hat, können auch schon ab Geburt neurologische Auffälligkeiten manifest werden. In unserem Fall war sicherlich die hohe Parität der Mutter und der relativ geringe Fleischkonsum sowie die fehlende Substitution während der Schwangerschaft mit ausschlaggebend. Fazit: Ein konnataler nutritiver Vitamin B12 Mangel sollte auch bei nicht vegetarisch lebenden Müttern und bei frühen neurologischen Auffälligkeiten immer in Betracht gezogen werden. Keywords Vitamin B12, Auffälligkeiten im Neugeborenenalter 120 WS13 Entwicklungsneurologie IV: Hören & Sehen WS13-01 Pädiatrisches Sprach- und Autismusscreening bei Zweijährigen Authors Holzinger D.* (1), Fellinger J.* (1), Dirmhirn A. (1) (1) Krankenhaus Barmherzige Brüder, Institut für Sinnes- und Sprachneurologie, Linz, Austria Abstract Zielsetzung: Die Früherkennung von Sprachentwicklungsproblemen, welche mit hoher Wahrscheinlichkeit persistieren und somit einer Intervention bedürfen, stellt aufgrund anhaltender Sekundäreffekte ein relevantes pädiatrisches Aufgabengebiet dar. Eine frühe Identifikation von Autismusspektrumstörungen ist Voraussetzung für Therapiemaßnahmen, deren Effektivität maßgeblich vom Lebensalter bei deren Beginn abhängt. Es bedarf somit Verfahren mit hoher Treffsicherheit, zeitökonomischer Anwendbarkeit und Akzeptanz durch Kleinkinder und deren Familien. Methodik: Ein zweischrittiges Screeningverfahren bestehend aus einem Elternfragebogen insbesondere zum expressiven Wortschatz und einer Überprüfung des Wortverstehens wurde entwickelt und im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen von niedergelassenen Kinderärzten in Oberösterreich umgesetzt. Auffällige Kinder sowie eine Teilgruppe unauffälliger Kinder wurden sprachlich und neuropädiatrisch nachuntersucht. Außerdem erfolgte im Alter von 3 Jahren eine Kontrolle des Sprachentwicklungsstandes durch ein treffsicheres Sprachscreeningverfahren. In einem zweiten Schritt wurden Kinderärzte im Einsatz des M-CHAT-R, bestehend aus einem Elternfragebogen und einem Elternkurzinterview, geschult. Ergebnis: 36 niedergelassene Kinderärzte nahmen an der Studie teil. Es liegen 1987 vollständige Datensätze für das Alter von 2 und 3 Jahren für einsprachig Deutsch aufwachsende Kinder vor. Ca. 16% zeigten Auffälligkeiten der expressiven Sprache, ca. 1 Viertel davon auch im Wortverstehen. Bei der Gesamtgruppe der Auffälligen liegt die Wahrscheinlichkeit einer anhaltenden Sprachproblematik bis zum Alter von 3 Jahren bei 50%, bei jenen mit rezeptiven Auffälligkeiten bei 85%. Zudem ist die Wahrscheinlichkeit anderer Entwicklungsstörungen (z.B. allgemeiner Entwicklungsrückstand) bei dieser Gruppe stark erhöht. Für das Autismusscreening stehen Ergebnisse der Nachuntersuchungen noch aus. Schlussfolgerung: Bei Auffälligkeiten der expressiven Sprache wird Elternberatung zur familiären Sprachförderung empfohlen, bei Auffälligkeiten auch des Sprachverstehens eine baldige umfassende Entwicklungsuntersuchung. Keywords Sprachentwicklung, Screening, Late Talker, Autismus, Früherkennung 121 WS13 Entwicklungsneurologie IV: Hören & Sehen WS13-02 Kindliches Stottern - Abwarten oder therapieren? Authors Sandrieser P.* (1), Maurer J. (2) (1) Katholisches Klinikum Koblenz Montabaur, Abteilung Logopädie, Koblenz, Germany (2) Katholisches Klinikum Koblenz Montabaur, Klinik f. HNO-Heilkunde, Koblenz, Germany Abstract Zielsetzung: Mindestens 5% aller Kinder stottern im Verlauf ihrer Entwicklung. Kindliches Stottern ist abzugrenzen von neurogenem und psychogenem Stottern. Es kann diagnostiziert werden, wenn mindestens 3% der gesprochenen Silben die Symptome von unfreiwilligen Wiederholungen, Dehnungen oder Blockierungen von Lauten aufweisen und unterscheidet sich von normalen Sprechunfluessigkeiten. Die Rate der Remissionen bis zur Pubertaet ist sehr hoch, aber aktuell ist es nicht moeglich, fuer ein individuelles Kind vorherzusagen, ob es sein Stottern (mit oder ohne Therapie) ueberwinden wird. Ein Teil der betroffenen Kinder entwickelt eine sogenannte Begleitsymptomatik, die oft sozial auffaelliger ist, als das Stottern selbst. Wenn die Mitbewegungen, Atemauffaelligkeiten, das Vorbeuge- und Vermeideverhalten zu einer eingeschraenkten Partizipation fuehren, ist eine therapeutische Unterstuetzung indiziert. Im deutschsprachigen Raum gibt es im Kindes- und Jugendalter eine Fuelle von Therapieansaetzen, die von psychoanalytischer Therapie der Familienangehoerigen ueber unspezifische Atemtherapie bis zur Einfuehrung von Sprechtechniken und verhaltenstherapeutischen Interventionen reichen. Methodik: Im Vortrag werden die aktuellen genetischen Forschungsergebnisse zur Aetiologie des Stotterns vorgestellt und die bekanntesten Therapieansaetze hinsichtlich ihrer spezifischen und unspezifischen Therapieeffekte diskutiert. Ihre theoretische Fundierung wird dabei ebenso eroertert, wie ihre vorhandenen oder fehlenden Wirksamkeitsnachweise. Ergebnis: In Orientierung an dem Diagnostik- und Therapieschema der ICF werden die vorgestellten Therapieverfahren bewertet. Schlussfolgerung: Therapeutische Interventionen erfordern nachvollziehbare diagnostische Verfahren und empirisch ueberpruefbare, anhaltende Ziele, die dem Kriterium der externen Validitaet gerecht werden. Der Vortrag vermittelt einen Algorithmus, der es behandelnden Aerzten und Aerztinnen ermoeglicht, eine Entscheidung zu treffen, ob eine Therapieindikation gegeben ist. Literaturverweise [1] [2] Guitar, Barry Stuttering 2014 Kraft, S.J.; Yairi, E. Genetic bases of stuttering: the state of the art, 2011 2012 Keywords Stottern Ätiologie Therapie Wirksamkeit 122 Name Abbasi,Ansar Abela,Lucia* Abicht,Angela Adler,Caroline* Adler,Caroline Aguirre Dávila,Lukas Ahting,Uwe Aktas-Koptagel,Meral Albers,Lucia* Albrecht,Ursula Althaus,Jürgen Althaus,Jürgen Alves-Pinto,Ana André,Maya Arroyo Riaño,María Olga* Assmann,Birgit* Aznar Lain,Gemma Bach,Claudia Bachmann,Miriam* Bachmann-Holzinger,Iris Baethmann,Martina Bajer-Kornek,Barbara Bak-Göcke,Ulrike* Ballabio,Andrea* Bast,Thomas Bast,Thomas Bast,Thomas Battke,Florian Battke,Florian Bauer,Peter* Baumann,Matthias Baumgartner Sigl,Sara Beaud,Natalie Bechtel,Natalie* Bechtel,Nina* Beck-Wödl,Stefanie Beck-Wödl,Stefanie Beer,Sabrina* Beer,Sabrina* Behre,Simone Behrenbeck,Ulkrike* Bendszus,Martin Bengesser,Kathrin Berger,Thomas Bergmann,Carsten Bernard,Karen* Berner,Reinhard Berweck,Steffen Berweck,Steffen Betzler,Cornelia Betzler,Cornelia* Bieri,Oliver Bischof,Christian* Biskup,Saskia Biskup,Saskia Biskup,Saskia Biskup,Saskia Biskup,Saskia Blankenburg,Markus Blankenburg,Markus Blankenburg,Markus* * = Präsentierender Autor Präs.Nr. WS10-1168 FV02-1068 FV02-1060 PS02-1153 PS02-1153 PS02-1069 PS01-1108 PS01-1136 PS01-1046 VS01-1061 WS12-1157 PS02-1161 FV01-1041 PS02-1159 FV01-1080 PS02-1102 PS01-1158 FV01-1017 VS01-1061 PS01-1122 PS02-1072 PS02-1052 VS01-1105 FV02-1147 PS02-1148 PS02-1154 PS02-1164 FV03-1064 FV03-1065 WS10-1163 VS01-1061 VS01-1061 PS02-1091 PS01-1178 PS01-1024 PS01-1142 WS10-1163 PS01-1025 PS01-1038 PS01-1047 WS06-1135 PS01-1047 FV03-1065 PS01-1178 PS01-1099 PS01-1106 PS01-1079 PS01-1119 PS02-1153 PS01-1119 PS02-1127 PS02-1180 PS01-1021 FV03-1064 FV03-1065 PS02-1072 FV03-1096 PS02-1127 PS01-1101 PS02-1140 PS02-1145 Name Blaschek,Astrid Blassnig-Ezeh,Anya Bley,Annette Bley,Annette* Bley,Annette* Blumberg,Julie* Blumenstein,Tobias Boelen,Marisa* Böhm,Rainer* Böhringer,Judith Böhringer,Judith Boltshauser,Eugen Boltshauser,Eugen Boltshauser,Eugen* Boltshauser,Eugen Boltshauser,Eugen Boltshauser,Eugen Boltshauser,Eugen Boltshauser,Eugen Boltshauser,Eugen Bonati,Ulrike* Borck,Guntram Borell,Sabine* Borell,Sabine Borggräfe,Ingo Borusiak,Peter Borusiak,Peter Borusiak,Peter Botkin,Nikolai* Bouikidis,Anastasios Bouikidis,Anastasios Brackmann,Florian* Brackmann,Florian A.* Braulke,Thomas Brecht,Isabel Brendel,Cornelia* Brenner,Sebastian Brockmann,Knut Bromberg,Jacoline E.C. Brunner-Krainz,Michaela Bubl,Berenice Budde,Jörg Buhk,Jan Hendrik Bürger,Friederike Buschmann,Anke Bussmann,Cornelia Buttmann,Mathias Buyse,Gunnar M Cagnoli,Sabine* Cagnoli,Sabine* Capone Mori,Andrea Carlens,Julia Chen,Wei Chen,Wei Classen,Georg* Clusmann,Hans Company,Manja Coppola,Antonietta Courage,Carolina Courage,Carolina Cremer,Martin* Präs.Nr. PS02-1052 PS02-1087 FV02-1109 PS01-1130 PS01-1139 FV03-1036 FV01-1041 FV03-1097 PS01-1169 FV02-1114 PS01-1142 FV03-1013 FV03-1014 FV03-1014 PS01-1015 PS01-1016 FV03-1020 VS01-1076 PS01-1113 FV01-1131 PS02-1180 FV02-1063 PS02-1030 FV02-1034 PS02-1091 PS01-1040 PS02-1128 PS02-1154 FV01-1041 PS02-1078 VS01-1125 PS01-1123 FV02-1116 FV02-1147 PS02-1052 FV01-1084 PS01-1079 PS02-1143 FV03-1020 PS02-1100 FV03-1134 PS02-1091 PS01-1016 PS01-1047 FV01-1017 PS02-1120 PS02-1052 FV03-1056 PS01-1040 PS02-1128 FV01-1131 PS02-1069 PS01-1113 WS10-1168 PS02-1138 PS01-1136 PS01-1033 PS02-1154 VS01-1076 FV01-1077 FV01-1176 Name Präs.Nr. PS02-1154 Cross,Helen FV02-1068 Crowther,Lisa PS02-1140 Damm,Manuela* PS02-1069 Das,Anibh PS02-1129 Daseking,Monika FV01-1131 Datta,Alexandre FV03-1134 Datta,Alexandre PS01-1165 Datta,Alexandre FV01-1176 Datta,Alexandre PS02-1155 Datta,Alexandre N. WS06-1135 De Bock,Freia PS02-1091 Debus,Ottfried PS01-1079 Dehmel,Maria* PS01-1046 Deißler,Anna* PS01-1123 Dekomien,Gabriele FV01-1171 Delgado,Juan Delgado Rodríguez,Juan AnFtV01-1080 PS02-1078 Della Marina,Adela VS01-1125 Della Marina,Adela PS01-1016 Denecke,Jonas* PS02-1073 Denecke,Jonas PS02-1118 Denecke,Jonas PS01-1130 Denecke,Jonas PS02-1180 Deuster,Stefanie PS01-1136 Deutz,Ute* FV02-1147 Di Fruscio,Giuseppina PS01-1079 DiDonato,Nataliya VS01-1095 Diessel,Johanna* PS02-1164 Dietel,Tobias* PS01-1023 Dikow,Nicola PS02-1154 Dimova,Petia WS13-1104 Dirmhirn,Anna WS12-1103 Dittrich,Simone FV03-1064 Döcker,Miriam PS01-1016 Doherty,Dan PS01-1101 Döring,Carina* PS01-1119 Dotzler,Erna PS01-1086 Dougherty,Gerard FV01-1042 Dreher,Thomas WS10-1163 Dufke,Andreas VS01-1095 Dutzmann,Christina* PS02-1030 Eckenweiler,Matthias FV02-1034 Ehl,Stephan PS02-1127 Eitel,Hans PS02-1111 Elfring,Gary L. WS12-1157 Elpers,Christiane* PS02-1161 Elpers,Christiane* PS01-1012 Erlewein,Rita* PS02-1180 Erne,Beat FV01-1171 Everts,Regula PS02-1118 Fazeli,Walid* PS01-1029 Fehr,Folkert* FV03-1064 Fehr,Sarah WS06-1066 Fellinger,Johannes WS13-1104 Fellinger,Johannes* FV01-1132 Ferrarini,Alessandra WS12-1157 Fiedler,Barbara PS02-1161 Fiedler,Barbara PS01-1178 Fischalek,Anke PS02-1180 Fischer,Dirk PS02-1180 Fischmann,Arne 1 Name Präs.Nr. FV02-1034 Fleck,Thilo PS01-1156 Flemmer,Andreas PS01-1090 Flümann,Simon* FV03-1014 Fluss,Joel FV03-1014 Fluss,Joel FV01-1131 Fluss,Joel PS02-1154 Fogarasi,Andras FV01-1053 Forni,Ruben PS01-1156 Förster,Kai FV02-1034 Franck,Peter PS02-1180 Frank,Stefan PS01-1108 Freisinger,Peter FV02-1035 Freudenberg,Leonie* PS01-1074 Fritsch,Julia PS01-1113 Fröhler,Sebastian WS10-1168 Fröhler,Sebastian* FV02-1034 Fuchs,Hans FV01-1084 Gärtner,Jutta PS01-1074 Gattinger,Norbert Gburek-Augustat,Janina PS02-1052 PS02-1091 Geis,Tobias FV03-1137 Geis,Tobias* PS01-1074 Gleich,Bernhard FV03-1065 Gleixner,Eva Maria FV03-1065 Glöckle,Nicola PS02-1180 Gloor,Monika PS01-1107 Göpel,Wolfgang PS02-1154 Graness,Irene PS01-1016 Grange,Dorothy FV03-1026 Granström,Sofia WS10-1163 Grasshoff,Ute FV03-1064 Grau,Tanja FV03-1065 Grau,Tanja PS02-1170 Greulich,Nicola* PS02-1161 Groß,Catharina FV01-1144 Groß,Martin FV02-1114 Gröschel,Samuel* PS01-1040 Große-Opphoff,Julia FV02-1109 Grosse,Regine WS07-1051 Grosser,Kay Gruber-Sedlmayr,Ursula PS02-1100 PS02-1019 Grunt,Sebastian FV02-1063 Grunt,Sebastian FV01-1080 Grunt,Sebastian FV01-1131 Grunt,Sebastian* FV01-1171 Grunt,Sebastian PS02-1154 Guerrini,Renzo PS02-1154 Guerrini,Renzo Gusek-Schneider,Gabriele PS01-1123 PS01-1152 Guzman,Raphael* FV02-1116 Haak,Tobias B. PS01-1126 Haas-Lude,Karin* VS01-1061 Haberlandt,Edda PS01-1090 Hachmann,Wiebke WS06-1135 Hadders-Algra,Mijna PS02-1069 Haffner,Dieter PS02-1180 Hafner,Patricia* PS02-1091 Hahn,Andreas VS01-1095 Hahn,Andreas FV03-1096 Hahn,Andreas* PS01-1079 Hahn,Gabriele * = Präsentierender Autor Name Präs.Nr. PS02-1138 Hamelmann,Eckard PS01-1094 Happes,Klaus* PS01-1113 Hartenstein,Sebastian FV02-1109 Hartig,Monika PS02-1069 Hartmann,Hans* PS01-1022 Hasselmann,Oswald* PS02-1078 Hauffa,Berthold WS12-1103 Haug,Verena* PS02-1052 Häusler,Martin PS01-1136 Häusler,Martin PS02-1052 Häußler,Martin PS02-1091 Häußler,Martin PS02-1091 Hehr,Ute FV03-1137 Hehr,Ute FV02-1162 Hehr,Ute Heimgärtner,Magdalena* FV03-1026 PS02-1073 Heinemeyer,Jan PS01-1046 Heinen,Florian PS01-1179 Heinen,Florian PS02-1159 Heininger,Ulrich PS01-1108 Hellenbroich,Yorck FV03-1065 Heller,Corina PS02-1129 Helmke,Farina PS02-1149 Helmke,Farina PS02-1118 Hempel,Maja FV03-1036 Hennig,Jürgen PS01-1119 Herberhold,Thomas PS02-1127 Herberhold,Thomas PS02-1091 Herbst,Saskia M.* PS02-1052 Herkenrath,Peter Hernandez Castellano,MariaPS01-1158 PS01-1107 Herting,Egbert PS02-1052 Heußinger,Nicole* PS02-1170 Heußinger,Nicole FV02-1060 Heyer,Christoph PS01-1156 Hilgendorff,Anne PS02-1180 Hilker,Christoph PS01-1047 Hinderhofer,Katrin PS02-1120 Hinderhofer,Katrin* PS02-1154 Hjalgrim,Helle FV02-1060 Hoffjan,Sabine* PS01-1047 Hoffmann,Georg Hoffmann,Georg Friedrich PS02-1102 Hoffmann,Georg Friedrich PS02-1115 Hoffmann,Georg Friedrich PS02-1120 Hoffmann,Georg Friedrich PS01-1124 FV03-1096 Hoffmann,Jessica* FV03-1064 Hoffmann,Jessica PS02-1052 Hofmann,Regina PS02-1052 Hofstetter,Peter WS13-1104 Holzinger,Daniel* FV03-1064 Hörtnagel,Konstanze FV03-1065 Hörtnagel,Konstanze VS01-1076 Hörtnagel,Konstanze PS02-1127 Hörtnagel,Konstanze PS02-1155 Hubacher,Martina* FV03-1014 Huisman,Thierry A.G.M. PS01-1015 Huisman,Thierry A.G.M. WS07-1051 Hummel,Thomas WS07-1141 Hummel,Thomas FV01-1084 Huppke,Peter* Name Hurni,Yannick* Husain,Murad Idris,Nura* Idris,Nura* Illing,Gesa* Illsinger,Sabine Imahorn,Patrick Ivanov,Iliya Jacobs,Julia Jahn,Klaus Jahn,Klaus* Jarczok,Marc N Jelesch,Evelyn* Jenke,Andreas Jenke,Andreas Johannsen,Jessica Johannsen,Jessika* Jost,Kerstin* Jost,Kerstin Jünemann,Stephanie* Jung,Nikolai* Junghanss,Thomas Jüngling,Jerome Kaindl,Angela Kaindl,Angela Kaiser,Olaf* Kalache,Karim Kalb,Anke Kammer,Jessica* Karall,Daniela Karall,Daniela Karch,Stephanie* Karch,Stephanie Kästner,Bärbel Kehrer,Christiane Kehrer,Christiane* Kehrer,Martin Keller,Elmar Kiefer,Claus Kilian,Dirk Kirschner,Janbernd Kirschner,Janbernd* Klein,Andrea Klein,Christine Klepper,Jörg Klepper,Jörg Klotz,Matthias Kluger,Gerhard* Kluger,Gerhard Kluger,Gerhard Kluger,Gerhard Kluger,Gerhard Koch,Johannes Koch,Karin A.* Koch,Margarete Koehler,Kristina* Kohl,Zacharias Köhler,Cornelia* Köhler,Cornelia Köhler,Cornelia Kohlschütter,Alfried Präs.Nr. PS01-1152 PS02-1111 PS01-1040 PS02-1128 PS02-1148 PS02-1069 PS01-1122 PS01-1033 FV03-1036 PS01-1046 PS01-1179 WS06-1135 PS02-1127 PS02-1052 PS02-1128 PS02-1118 PS02-1073 PS01-1165 FV01-1176 PS02-1085 PS01-1074 PS02-1102 FV03-1064 PS01-1113 WS10-1168 VS01-1125 PS01-1113 PS01-1074 PS02-1069 VS01-1061 VS01-1061 PS01-1023 PS02-1052 PS01-1047 FV02-1114 PS01-1142 WS10-1163 FV01-1131 FV01-1171 FV02-1146 PS02-1030 FV02-1034 PS01-1015 PS01-1101 PS02-1052 PS02-1170 FV01-1042 PS01-1119 PS02-1127 PS02-1154 PS02-1154 PS02-1164 FV03-1014 PS01-1083 PS01-1178 PS02-1138 FV02-1162 FV02-1060 PS01-1067 PS02-1149 FV02-1060 2 Name Kohlschütter,Alfried Kohlschütter,Alfried Kohlschütter,Alfried* Kohlschütter,Alfried* Kohlschütter,Alfried Kölfen,Wolfgang König,Jens* König,Jens Kontopantelis,Evangelos Konzett,Karin* Konzett,Karin Körbl,Katharina Korinthenberg,Rudolf Korinthenberg,Rudolf Korinthenberg,Rudolf Korinthenberg,Rudolf Kornfeld,Salome* Krägeloh-Mann,Ingeborg Krägeloh-Mann,Ingeborg Krägeloh-Mann,Ingeborg Krägeloh-Mann,Ingeborg Krämer,Nadine Krämer,Nadine* Krautwurst,Britta Krimmel,Michael Krumm,Anna* Krumm,Anna* Kubicki,Rouven Kudernatsch,Manfred Künzle,Christoph* Künzle,Christoph* Künzle,Christoph Küpper,Hanna Kurlemann,Gerhard Kurlemann,Gerhard* Kurlemann,Gerhard Kurlemann,Gerhard Kuß,Angela Küster,Alexander Kustermann,Wibke* Laine,Minna Lampe,Renée* Lang-Dullenkopf,Anette* Langhagen,Thyra Langhagen,Thyra Lassay,Lisa Lava,Sebastiano Ledergerber,Katrin* Leis,Thomas Leitz,Steffen Leiz,Steffen Leiz,Steffen Lemberg,Kai Lemke,Johannes* Lemke,Johannes Lemke,Johannes Lerche,Holger LeVan,Pierre Lidzba,Karen Lidzba,Karen Limburg,Karina * = Präsentierender Autor Präs.Nr. FV02-1109 PS01-1110 PS01-1130 PS01-1139 FV02-1146 PS01-1090 PS01-1098 PS01-1099 PS02-1052 PS02-1087 PS02-1151 FV03-1036 PS02-1030 FV02-1034 PS02-1052 PS02-1170 FV01-1171 FV02-1114 PS01-1123 PS01-1126 PS01-1142 PS01-1113 WS10-1168 FV01-1042 PS01-1126 PS01-1033 PS01-1033 PS02-1030 PS02-1153 FV01-1053 VS01-1076 FV01-1077 PS02-1153 PS02-1091 PS01-1099 PS02-1154 PS02-1161 PS02-1088 PS01-1033 PS01-1123 FV02-1146 FV01-1041 FV01-1077 PS01-1046 PS01-1179 PS01-1136 FV01-1132 PS01-1165 PS01-1123 PS02-1164 PS02-1072 PS02-1154 PS01-1178 FV02-1063 FV03-1064 VS01-1076 FV03-1064 FV03-1036 FV03-1026 FV03-1097 PS01-1074 Name Präs.Nr. PS02-1154 Linder-Lucht,Michaela PS01-1158 Linder-Lucht,Michaela* FV02-1109 Löbel,Ulrike PS01-1130 Löbel,Ulrike PS01-1130 Löbel,Ulrike PS01-1139 Löbel,Ulrike PS02-1154 Loddenkemper,Tobias PS02-1154 Loddenkemper,Tobias PS01-1086 Loges,Niki Tomas PS02-1154 Lotte,Jan* FV02-1060 Lücke,Thomas PS01-1067 Lücke,Thomas PS02-1129 Lücke,Thomas PS02-1149 Lücke,Thomas PS01-1047 Luntz,Steffen FV02-1063 Lustenberger,Andrea* PS02-1087 Lütschg,Jürg PS02-1151 Lütschg,Jürg PS01-1047 Lutz,Nadine PS02-1052 Lutz,Sören PS02-1078 Lutz,Sören VS01-1125 Lutz,Sören PS01-1079 Mackenroth,Luisa FV01-1042 Maier,Michael VS01-1076 Maier,Oliver* FV01-1077 Maier,Oliver FV01-1131 Maier,Oliver PS02-1154 Makowski,Christine PS01-1074 Mall,Volker FV03-1013 Mancini,Francesca FV03-1014 Mancini,Francesca PS01-1101 Marquard,Klaus PS02-1145 Marquard,Klaus PS01-1178 Marsch,Britta WS12-1103 Matheisl,Daniel FV01-1042 Mattner,Sarah WS13-1117 Maurer,Jan FV03-1026 Mautner,Victor-Felix FV03-1096 Mayer,Kristina PS01-1038 Mechtl,Rita* PS01-1122 Meier,Sabine FV03-1056 Meier,Thomas* VS01-1105 Meisner,Thomas FV01-1131 Mercati,Danielle Merkenschlager,Andreas PS02-1052 PS01-1169 Merschhemke,Peter* PS02-1161 Meuth,Sven PS02-1052 Meyer,Sascha FV03-1013 Micalizzi,Alessia FV03-1014 Micalizzi,Alessia FV03-1013 Miccinilli,Elide PS01-1038 Michl,Edit PS01-1016 Miller,Douglas FV03-1065 Mohr,Julia* PS01-1023 Moog,Ute Morris-Rosendahl,Deborah PS01-1113 PS01-1158 Muchart Lopez,Jordi PS02-1154 Mühe,Christian PS01-1136 Mull,Michael PS02-1154 Müller,Arnd PS02-1170 Müller,Clemens R. Name Müller,Ingo Münter,Stefan Mur Sierra,Antonio Nägele,Thomas Neu,Axel Neubauer,Bernd Neubauer,Bernd Neumann,Helmut* Neumann,Helmut Nickel,Miriam* Nickel,Miriam* Nickel,Miriam Nickel,Miriam* Nickel,Miriam Nicolai,Joost Niedermaier,Sophie* Niemann,Gerhard* Nigro,Vincenzo Niklasch,Mirjam* Nolte-Buchholtz,Silke* Noßwitz,Ulrike* Och,Ulrike Ohlenbusch,Andreas Olbrich,Heike Omran,Heymut Omran,Heymut* Omran,Heymut* Omran,Heymut Ong,Tuyen Oser,Nadine* Papuc,Mihaela Pascal,Joset Pascher,Bettina* Paulussen,Michael Pellacani,Simona Pellanda,Giorgia* Peltz,Stuart Pennekamp,Petra Penner,Iris-Katharina Perret-Hoigné,Eveline* Petermann,Franz Philip,Sunny Philippi,Heike Phillipi,Heike Picker-Minh,Sylvie* Picker-Minh,Sylvie Pieper,Tom Pieper,Tom Piepkorn,Martin Pietz,Joachim Pietz,Joachim Piroth,Werner Plecko,Barbara* Poloni,Claudia Poretti,Andrea* Poretti,Andrea* Poretti,Andrea* Poretti,Andrea Poretti,Andrea* Poretti,Andrea Poretti,Andrea Präs.Nr. PS01-1130 PS02-1138 PS01-1158 PS01-1126 PS02-1118 VS01-1095 FV03-1096 PS02-1129 PS02-1149 FV02-1109 PS01-1110 PS01-1139 FV02-1146 PS01-1130 PS02-1154 PS01-1156 VS01-1027 FV02-1147 FV01-1042 FV02-1035 PS01-1178 WS12-1157 PS01-1130 PS01-1086 PS01-1086 PS01-1098 PS01-1099 WS12-1157 PS02-1111 PS02-1155 FV02-1068 FV02-1068 PS02-1153 PS01-1178 PS02-1154 FV01-1132 PS02-1111 PS01-1086 PS02-1155 PS02-1019 PS02-1129 PS02-1154 WS06-1135 PS02-1091 PS01-1113 WS10-1168 PS02-1127 PS02-1153 PS02-1052 FV01-1017 PS01-1023 PS01-1040 FV02-1068 FV01-1131 FV03-1013 FV03-1013 FV03-1014 FV03-1014 PS01-1015 PS01-1015 PS01-1016 3 Name Präs.Nr. PS01-1016 Poretti,Andrea* FV03-1020 Poretti,Andrea PS02-1072 Poschmann,Sibylle* FV03-1064 Prehl,Isabelle* PS01-1119 Pringsheim,Milka PS02-1127 Pringsheim,Milka FV02-1116 Prokisch,Holger PS01-1113 Proquitté,Hans FV03-1064 Puk,Oliver F Pulido Poma,Rosa Mercede sV01-1080 PS02-1100 Quasthoff,Stefan* PS01-1113 Raile,Vera FV01-1132 Ramelli,Gian Paolo* PS01-1152 Ramelli,Gian Paolo FV01-1131 Ramelli,Gian-Paulo PS02-1164 Rating,Dietz FV02-1068 Rauch,Anita PS02-1143 Rautenstrauss,Bernd PS02-1111 Reha,Allen PS02-1159 Rehm,Dominikus* FV03-1096 Reich,Bettina FV01-1084 Reichardt,Holger FV01-1084 Reichardt,Sybille FV01-1077 Reicherter,Kerstin FV03-1064 Reicherter,Kerstin PS01-1101 Reihle,Christof PS02-1140 Reihle,Christof PS02-1145 Reihle,Christof* FV01-1042 Rettig,Oliver FV01-1017 Reuner,Gitta* PS02-1115 Reuner,Gitta VS01-1105 Reutlinger,Constanze FV01-1144 Reutlinger,Constanze* PS01-1047 Ries,Markus* FV03-1137 Rieß,Angelika WS10-1163 Rieß,Angelika FV03-1064 Riesch,Erik WS10-1163 Riess,Olaf FV03-1137 Rödl,Tanja PS01-1101 Rolfs,Arndt FV03-1013 Romani,Marta FV03-1014 Romani,Marta PS01-1049 Rosenbaum,Thorsten* FV01-1017 Rosenkranz,Joachim PS02-1091 Ross,Sophia PS02-1091 Rossegg,Ulrike PS02-1052 Rostasy,Kevin VS01-1061 Rostasy,Kevin PS02-1088 Rostasy,Kevin* PS01-1178 Rostasy,Kevin PS02-1085 Röthlisberger,Benno PS02-1154 Ruf,Susanne PS02-1154 Ruf,Susanne FV03-1064 Russ,Annika PS02-1180 Rutz,Erich PS01-1067 Saft,Carsten* Sánchez Fernández,Ivan PS02-1154 WS13-1117 Sandrieser,Patricia* PS02-1145 Sauter,Thilo FV02-1035 Schallner,Jens PS02-1078 Schara,Ulrike * = Präsentierender Autor Name Präs.Nr. VS01-1125 Schara,Ulrike FV03-1137 Schara,Ulrike PS01-1015 Scheer,Ianina FV03-1020 Scheer,Ianina FV03-1096 Scheer,Ianina PS01-1016 Schiffmann,Holger PS02-1052 Schimmel,Mareike PS01-1119 Schimpfößl,Monika* FV02-1162 Schirmer,Sophie* PS02-1154 Schlachter,Kurt PS02-1145 Schmiedel,Gudrun FV02-1068 Schmitt,Bernhard Schmitt-Mechelke,Thomas PS02-1085 Schmitt-Mechelke,Thomas*PS01-1122 Schmitt-Mechelke,Thomas FV01-1131 FV03-1134 Schneider,Jacques* PS01-1152 Schneider,Jacques PS02-1155 Schneider,Jacques PS02-1159 Schneider,Jacques PS02-1087 Schober,Harald PS02-1151 Schober,Harald* VS01-1061 Scholl-Bürgi,Sabine FV02-1114 Schöls,Ludger WS07-1051 Schriever,Valentin* WS10-1163 Schröder,Christopher FV01-1144 Schröder,Sara PS01-1046 Schröder,Sebastian PS01-1101 Schroth,Michael PS01-1130 Schrum,Johanna FV03-1064 Schubert,Julian PS01-1126 Schuhmann,Martin U. PS02-1115 Schuler,Elisabeth* PS02-1120 Schuler,Elisabeth PS01-1124 Schuler,Elisabeth FV02-1162 Schulte-Mattler,Uta FV02-1109 Schulz,Angela PS01-1110 Schulz,Angela FV02-1146 Schulz,Angela* FV02-1147 Schulz,Angela* PS01-1156 Schulze,Andreas Schulze-Bonhage,Andreas FV03-1036 PS01-1165 Schulzke,Sven FV01-1176 Schulzke,Sven PS01-1079 Schützle,Heike PS01-1086 Schwartz,Oliver* PS02-1100 Schwerin-Nagel,Anette PS02-1100 Seifert-Held,Thomas* PS01-1023 Seitz,Angelika PS02-1129 Selzer,Lisa Marie PS02-1149 Selzer,Lisa Marie* FV03-1020 Seute,Tatjana PS02-1145 Severin,Carlos FV03-1137 Shamdeen,Ghiat M. PS01-1074 Siebner,Hartwig VS01-1071 Siebold,Dagmar* PS02-1087 Simma,Burkhard PS02-1151 Simma,Burkhard FV02-1068 Simmons,Luke FV02-1146 Simonati,Alessandro FV03-1064 Singh,Yasmin PS01-1040 Sinha,Kumar Name Präs.Nr. PS02-1180 Sinnreich,Michael WS07-1051 Smitka,Martin PS02-1052 Smitka,Martin WS07-1141 Smitka,Martin* PS02-1102 Sommerburg,Olaf FV02-1034 Speckmann,Carsten PS02-1111 Spiegel,Robert VS01-1105 Spiegler,Juliane PS01-1107 Spiegler,Juliane* PS01-1108 Spiegler,Juliane* PS01-1067 Stahl,Anna* PS01-1033 Staudt,Martin PS01-1033 Staudt,Martin FV03-1097 Staudt,Martin PS01-1119 Staudt,Martin PS02-1127 Staudt,Martin PS02-1153 Staudt,Martin FV02-1068 Steindl,Katharina PS02-1085 Steiner,Bernhard FV03-1013 Steinlin,Maja PS02-1019 Steinlin,Maja* FV02-1063 Steinlin,Maja FV01-1131 Steinlin,Maja FV01-1171 Steinlin,Maja WS12-1103 Steinmetz,Caroline PS02-1143 Stettner,Georg M.* FV03-1064 Stöbe,Petra PS02-1088 Stoffels,Johannes* FV01-1053 Stojicevic,Violeta* FV02-1059 Storch,Katja* PS02-1154 Striano,Pasquale PS02-1100 Stroedter,Lutz FV01-1131 Studer,Martina WS10-1163 Sturm,Marc PS02-1154 Sukhudyan,Biayna PS01-1079 Suttorp,Meinolf FV03-1134 Tacke,Uta* PS02-1159 Tacke,Uta FV01-1131 Teuscher,Miriam* WS06-1066 Thiede,Arnika* PS01-1067 Thiels,Charlotte PS02-1129 Thiels,Charlotte PS02-1149 Thiels,Charlotte FV02-1060 Thiels,Charlotte PS02-1180 Thomas,Erb PS02-1127 Till,Hartlieb PS01-1058 Tischer,Peter* PS01-1015 Toelle,Sandra P. FV03-1020 Toelle,Sandra P.* Trauzettel-Klosinski,SusannPeS01-1033 PS02-1078 Trippe,Heike* VS01-1125 Trippe,Heike* FV03-1137 Trippe,Heike PS02-1052 Trollmann,Regina FV02-1116 Trollmann,Regina PS01-1123 Trollmann,Regina FV01-1041 Turova,Varvara PS01-1049 Vaassen,Pia* FV03-1013 Valente,Enza Maria FV03-1014 Valente,Enza Maria FV02-1114 van Rappard,Diane 4 Name Präs.Nr. PS02-1154 Vermeulen,Jeroen PS02-1154 Vermeulen,Jeroen PS02-1164 Viellieber,Michael PS02-1052 Vollrath,Gesa FV02-1035 von der Hagen,Maja PS01-1079 von der Hagen,Maja PS01-1101 von Kalle,Thekla PS02-1140 von Kalle,Thekla PS02-1145 von Kalle,Thekla PS01-1046 von Kries,Rüdiger von Stülpnagel-Steinbeis,CePlS01-1119 PS02-1151 von Vigier,Rodo PS02-1091 Vosschulte,Paul FV02-1114 Waibel,Jakob PS01-1086 Wallmeier,Julia FV03-1020 Weber,Peter PS01-1024 Weber,Peter* PS02-1052 Weber,Peter FV03-1134 Weber,Peter PS02-1155 Weber,Peter PS01-1165 Weber,Peter FV01-1176 Weber,Peter FV01-1084 Wegener,Jan* Weigt-Usinger,Katharina PS02-1129 Weigt-Usinger,Katharina* PS02-1149 PS02-1118 Weiss,Deike PS02-1052 Weissert,Robert FV01-1171 Weisstanner,Christian PS02-1052 Wenner,Kirsten PS02-1118 Wenner,Kirsten FV03-1137 Wieczorek,Dagmar PS02-1148 Wiemer-Kruel,Adelheid* PS01-1178 Wiesel,Thomas PS02-1111 Wiesmann,Claudia* FV01-1171 Wiest,Roland FV03-1065 Wilhelm,Christian PS02-1143 Wilichowski,Ekkehard* FV03-1097 Wilke,Marko PS02-1154 Wilken,Bernd FV01-1144 Wilkens,Bodil PS01-1126 Will,Bernd WS06-1135 Will,Heike* FV02-1146 William,Ruth PS02-1127 Winkler,Peter PS02-1153 Winkler,Peter FV02-1162 Wittmann,Wolfgang FV03-1013 Wolf,Nicole FV02-1114 Wolf,Nicole PS01-1139 Wolf,Nicole PS02-1154 Wolf,Philipp FV01-1042 Wolf,Sebastian PS02-1164 Wolff,Markus PS01-1101 Wörle,Helmut PS02-1140 Wörle,Helmut PS02-1102 Ziegler,Andreas PS02-1115 Ziegler,Andreas* PS02-1120 Ziegler,Andreas* PS01-1124 Ziegler,Andreas* PS02-1102 Zielonka,Matthias* PS02-1069 Ziesing,Stefan FV03-1097 Zsoter,Andrea * = Präsentierender Autor Name Zsoter,Andrea Zsoter,Andrea Präs.Nr. PS02-1153 PS02-1153 5
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