Sitzung des Expertenkreises und Unternehmensbesichtigung Abfallwirtschaft in Aserbaidschan, Georgien und Moldau Der Osteuropaverein führte während der „Europäischen Woche der Abfallvermeidung“ seine vierte und letzte Sitzung des Expertenkreises „Abfall- und Kreislaufwirtschaft“ in diesem Jahr durch. Gleich drei Länder bildeten den Schwerpunkt der Sitzung am 26. November: Aserbaidschan, Georgien und Moldau. Insgesamt 20 Teilnehmer nahmen an der Sitzung im Verbändehaus am Weidendamm in Berlin teil, darunter auch Mitarbeiter der Botschaften der Republiken Aserbaidschan und Moldau. Zu den Gästen zählte auch eine Delegation aus vier Vertretern des ersten aserbaidschanischen Kommunalbetriebes für Abfallmanagement „Tamiz Shahar“, die mit der Unterstützung der Botschaft der Republik Aserbaidschan extra zu der Sitzung anreisten. Sowohl in Aserbaidschan als auch in Georgien und Moldau sind die technischen Ausstattungen im Bereich der Abfallwirtschaft, Recycling und Industrieabfallverarbeitung zum Teil rudimentär und veraltet. Dies ist unter anderem der Grund, warum diese drei Länder von der deutschen Entwicklungszusammenarbeit beim Aufbau von nachhaltigen Abfallwirtschaftssystemen gefördert werden (weitere Information hier). Aserbaidschan nimmt heute schon die Rolle eines Entsorgungsvorreiters unter diesen drei Ländern ein. Die aserbaidschanische Regierung führt mit internationaler Unterstützung Maßnahmen zur Verbesserung des nationalen Müllmanagementsystems durch, entsprechend der „Nationalen Strategie für die Einsammlung und Verwertung kommunaler Abfälle für den Zeitraum bis 2020“. Faiq Mammadov, Leiter der Projekt-Management-Abteilung von „Tamiz Shahar“, stellte in seiner Präsentation die Zuständigkeitsbereiche des Kommunalbetriebes vor. So ist „Tamiz Shahar“, was übersetzt „saubere Stadt“ bedeutet, zuständig für den Transport, die Sortierung, Deponierung und zum Teil auch Verwertung von kommunalen Abfällen im Großraum Baku. „Eine Person produziert in Aserbaidschan durchschnittlich 350 kg Müll im Jahr“, so Mammadov. Das Unternehmen untersteht dem Ministerium für Wirtschaft und Industrie der Republik Aserbaidschan und verfügt über ein Stammkapital von 9,15 Millionen AZN (etwa 8,6 Millionen Euro). Seit seiner Teilnehmer der Expertenkreissitzung Tätigkeitsaufnahme 2010 engagiert sich „Tamiz Shahar“ in Kooperation mit ausländischen Partnern bei der Errichtung einer Anlage für die Müllsortierung und -aufbereitung, einer Müllverbrennungsanlage und einer Wasch- und Reinigungsstraße für Müllfahrzeuge. Wichtige Impulse für die Abfallwirtschaft sollen künftig vom „Balakhani Industrial Park“ ausgehen. Der sieben Hektar große Gewerbepark soll sich in den kommenden Jahren zu einem leistungsfähigen Standort für die Recyclingbranche und die grüne Industrie in Aserbaidschan entwickeln. Dr. Uwe Strohbach, der Zentralasien-Korrespondent von Germany Trade & Invest (GTAI) machte die Teilnehmer des Expertenkreises neben den positiven Entwicklungen in der aserbaidschanischen Abfallwirtschaft auch auf die allgemeinen aktuellen Hemmnisse und Herausforderungen in Aserbaidschan aufmerksam. Dazu gehören der nach wie vor wenig entwickelte Nicht-Ölsektor, viel Bürokratie, Korruption, Clan- und Schattenwirtschaft sowie mangelnde Rechtssicherheit und intransparente Ausschreibungen. Die moldauische Abfallwirtschaft leidet vor allem an der mangelnden Finanzierung. Frau Tatiana Moşneaga, Botschaftssekretärin der Botschaft und Stadtentwicklung in Aserbaidschan, Georgien und Moldau vor. Nach dem Expertenkreis besichtigten vier Vertreter von „Tamiz Shahar“ eine Papiersortieranlage der WUB WERTSTOFF-UNION BERLIN. Sie ist eine der größten Anlagen dieser Art in Deutschland. Jährlich werden hier über 120.000 Tonnen Altpapier, Pappe und Kartonagen in verschiedenen Qualitätsstufen sortiert, verpresst und anschließend vermarktet. Die zu sortierenden Papiermengen, die durch die Gesellschafter, die Berlin Recycling GmbH sowie die REMONDIS GmbH & Co. KG, und Dritte bereitgestellt Vertreter des ersten aserbaidschanischen Kommunalbetriebes für Abfallmanagement „Tamiz Shahar“. werden, resultieren aus privaten Haushalten und der Republik Moldau, stellte die aktuellen Her- gewerblichen Sammlungen. Diese Exkursion ausforderungen und die Lösungsvision der Re- wurde mit freundlicher Unterstützung von Herrn gierung vor. Von wenigen Ausnahmen abgese- Attila Bogos, der für Projektmanagement Interhen, sind die kommunalen Unternehmen für Ab- national bei REMONDIS verantwortlich ist, in die fallwirtschaft chronisch unterfinanziert und nut- Wege geleitet. zen überalterte, marode Anlagen. Die Regierung der Republik Moldau arbeitet entsprechend der Die Teilnehmer der Expertenkreissitzung waren Nationalen Abfallmanagement Strategie für 2013 von der Bandbreite der dargestellten Expertisen - 2027 an einem integrierten Abfallmanagement- und mitgeteilten Potentiale angetan. Überdies system, basierend auf einem regionalen Ansatz, ergaben sich vielfältige ausbaufähige und vielder das Land in acht Abfallgebiete aufteilen wird. versprechende Kontakte. „Diese Veranstaltung hat mir mehr Informationen und Kontakte geWeitere Information hier. bracht als meine Reise nach Aserbaidschan vor Genau wie in der Republik Moldau reichen auch zwei Wochen. Mit Herrn Salaev von der aserin Georgien und Aserbaidschan die Erlöse aus baidschanischen Botschaft haben wir einen weidem bestehenden Müllgebührensystem nicht teren kompetenten Ansprechpartner gefunden“, aus, um die tatsächlichen Kosten zu decken und so Frau Elena Matis von der SULO UmwelttechNeuinvestitionen in der Abfallwirtschaft tätigen nik GmbH. zu können. Bernhard Schenk, technischer Sachverständiger und Abfallexperte der Kreditanstalt Bei Interesse an Präsentationen des Expertenfür Wiederaufbau (KfW) stellte daher Möglich- kreises kontaktieren Sie bitte Frau Beata Matthikeiten der Finanzierung von Vorhaben der KfW asson (030-590 099 589). Entwicklungsbank im Bereich Abfallwirtschaft KfW und Weltbank fördern die Abfallwirtschaft in Aserbaidschan Mitte 2013 stellte die Weltbank einen Kredit in Höhe von 47,1 Millionen US-Dollar für die Fortsetzung bereits in 2009 begonnener Projekte und die Realisierung neuer Aktivitäten im Rahmen des „Integrierten Abfallmanagementprojektes“ (ISWMP = Integrated Solid Waste Management Project) bereit. Von den zugesagten Geldern wurden die ersten acht Millionen US-Dollar bereits 2014 ausgezahlt. In den Jahren 2015 und 2016 fließen voraussichtlich 20 Mio Millionen beziehungsweise 16 Millionen US-Dollar in das Vorhaben, schließlich 2017 die übrigen 3,1 Millionen US-Dollar. Die aserbaidschanische Regierung beteiligt sich mit 8,5 Millionen US-Dollarn an dem ISWMP-Folgeprojekt. „Integriertes System für das Management von festen kommunalen Abfällen“ heißt das Projekt der KfW in der zweitgrößten aserbaidschanischen Stadt Gandscha, dessen Kosten mit ca. 20 Millionen Euro beziffert werden. Quelle: GTAI, weitere Informationen hier.
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