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GUITARORAMA
Gitarren von Stradivari bis Stratocaster
16.1.– 26.4.2015
D
1
E-Gitarre Stratocaster der Fa. Fender
Fullerton CA 1964
Leihgabe Marcel Jimi Aeby, Bellinzona
Nachdem bereits eine Reihe von Musikern mit elektrisch verstärkten Gitarren ohne Resonanzkasten experimentiert hatte,
brachte die Firma Fender 1950 mit der Broadcaster ein erstes
kommerzielles Solid body-Modell auf den Markt. Der modische
Name war aber bereits vergeben, so dass alsbald eine Umbenennung in Telecaster notwendig wurde.
Wenige Jahre darauf wurde 1954 die Stratocaster eingeführt, die
sich mit ihren Formen an seinerzeitige US-amerikanische Automobile anlehnt. Die bis heute erfolgreich gebaute Stratocaster
wird liebevoll «Strat» bezeichnet. Das gezeigte Instrument (mit
einem sogenannten Tremolo-Hebel für spezielle Effekte und in
der seltenen Farbe ‹Lake Placid Blue›) stammt von Leadgitarristen
der Schweizer Hendrix-Coverband More Experience.
 Nr. 2 und Nr. 14
 Film Zelle 36
2
E-Gitarre Les Paul Goldtop der Fa. Gibson
Kalamazoo MI 1952
Slg. Peter Zenker, Basel
Als Antwort auf das Telecaster-Modell der Konkurrenzfirma
Fender entwickelte die Firma Gibson 1952 eine Solid-bodyGitarre (also eine Gitarre mit einem massiven Korpus ohne
Resonanzkasten). Mitbeteiligt daran war der Gitarrist Les Paul
(1915 –2009), der dem berühmten Modell auch den Namen
gab. Allerdings ist sein Anteil daran umstritten:
Der Cheftechniker von Gibson meinte etwa, Les Paul habe nur
die Goldene Farbe und den später aufgegebenen Saitenhalter in
Form eines trapezförmigen Bügels beigetragen. Allerdings war
Les Paul nicht nur ein äusserst versierter Gitarrist, sondern auch
sehr an ausgeklügelter Technik interessiert.
Das ausgestellte Exemplar ist eine von insgesamt 10 Testgitarren,
weshalb sie auch keine Serien-Nummer trägt. Das allein macht
sie zur Kostbarkeit. Übrigens wurde ein ähnliches Modell im
«Sunburst»-Design aus dem Jahre 1966, das von Eric Clapton
auf dem Album Fresh Cream gespielt wurde, als «Stradivari»
unter den Rockgitarren bezeichnet – und erzielt ähnliche
Marktpreise.
 Nr. 1, Nr. 14 und Nr. 16
 Film Zelle 37
3
Elektrische Jazz-Gitarre von Karl Schneider
Riehen um 1960
HMB Inv. 2012.394.
Der Riehener Geigenmacher und Gitarrenbauer Karl Schneider
(1905–1998) baute wohl als erster auf dem europäischen
Kontinent elektrische Gitarren. Unter dem Markennamen «Rio»
bot er neben den seinerzeit beliebten Hawaii-Gitarren auch
akustische Gitarren an. Darüber hinaus fertigte er auf Kundenwunsch aber auch besondere E-Gitarren an, oftmals in Imitation
der aufgrund der Wechselkurse unerschwinglichen Instrumente
aus den USA. Vorbild für die gezeigte Gitarre war offensichtlich
das Modell White Falcon der Firma Gretsch.
 Nr. 22
4
Gitarre
Deutschland Anfang 20. Jh.
HMB Inv. 2010.293.
Die Gitarre ist immer auch schon ein beliebtes Instrument zur
Gesangsbegleitung gewesen – nicht nur in der sogenannten
«Kunstmusik»: kein Liedermacher, aber auch keine Klassenfahrt
oder Pfadfinderlager ohne eine oder mehrere Gitarren, liebevoll
«Klampfe» genannt.
Das ausgestellte Instrument ist eine solche «Klampfe». Angeregt
durch den Schweizer Liedermacher und Dichter Hans Roelli
(1889–1962) und dem «Roelli-Bund», aber auch durch den
Basler Gitarrenlehrer Hugo Fröhlin (1900 –1970) wurde in der
Familie der Vorbesitzerin viel gesungen, die Gitarre war dabei
immer und überall bei der Hand – was seine Spuren am Instrument hinterlassen hat.
 Nr. 47
5
Gitarre mit Zettel von Paul Meinel
Basel um 1920
HMB Inv. 2014.116.
Die Gitarre diente Ernst-Eugen Tenger (1911–1994) aus
St. Gallen zum Vortrag von Liedern. Als junger Mann unternahm er und sein Bruder als «Musikal-Humoristen» zu Fuss
eine abenteuerliche Europatournee – zumindest kündigten
sie übermütig dieses Vorhaben mit Nennung aller geplanten
Auftrittsorte auf einem Plakat mit Künstlerphoto an. Nach
Noten spielen hatte er allerdings nie gelernt.
Die Gitarre trägt einen Zettel vom «Saiten & Instrumentenmacher» Paul Meinel (1865–1928), der in Basel seit 1889 ein
Musikgeschäft führte. Bei dem Instrument war er wohl nur
der Händler, die Gitarre könnte in Spanien (Valencia) gebaut
worden sein.
6
Ramkie von Boeta Achmat
Kapstadt 2014
Ramkie ist der Name einer in Südafrikas Westkap gespielten
Gitarre, die ursprünglich mit einem Kürbis als Klangkörper
gebaut wurde. Der Name lässt sich wohl von Portugiesischen
rabeguinha (rabeca pequena) für ein kleines Saiteninstrument
ableiten. Inzwischen wird die Ramkie aber auch als «Afri-Can
Guitar» aus Ölkanistern hergestellt. Die gezeigte Gitarre besteht aus einer einfachen Holzkonstruktion mit einer Blechdose
als Resonanzkasten und wurde von dem Kapstädter Instrumentenmacher Boeta Achmat eigens für Guitarorama angefertigt.
Verwendet werden seine Instrumente nicht zuletzt im Karneval
von Kapstadts Mischbevölkerung (Coloureds), der vom ansteckenden Rhythmus der Ghoema-Trommel geprägt wird.
7
Mandoline von Luigi Fenga
Catania Anfang 20. Jh.
HMB Inv. 1978.320.
Mandolinen sind mit Metallsaiten bespannt und werden schon
deshalb mit einem Plektrum gespielt. Erzeugt wird so auch der
typische Tremolo-Effekt der Mandoline, indem die Saite mit
einer sehr raschen Hin- und Herbewegung des Plektrums angerissen wird. Strenggenommen gehören Mandolinen nicht zu den
Gitarreninstrumenten, auch baulich orientieren sie sich mit dem
bauchigen Korpus, der aus einzelnen Spänen zusammengesetzt
ist, an Lauten. Vor allem im Zuge der Bildung des italienischen
Nationalstaats nach 1861 entwickelte sich die Mandoline zum
italienischen ‹National›-Instrument und wurde von der italienischen Königin bis zum sogenannten ‹kleinen Mann› und als
virtuoses Soloinstrument oder im grossbesetzten MandolinenOrchester gespielt.
Die Mandolinen von Luigi Fenga (1866 –1939) wurden von
der Firma Hug in Schweizer Alleinvertretung angeboten.
8
Lyra-Gitarre von Gennaro Fabricatore
Neapel zw. 1802 –1808
HMB Inv. 1956.505.
Im ausgehenden 18. Jh. kam in Paris die Idee auf, die Gitarre in
Anlehnung an die Form einer antiken Lyra zu bauen. Rasch
wurde die Lyra-Gitarre zu einem Mode-Instrument des Adels
und oberen Bürgertums, und sie verbreitete sich mit Napoleon
in ganz Europa. Neben der ideellen Verbindung zur Antike
entsprach sie genau dem klassizistischen Zeitgeist, auch wurde
die elegante Spielhaltung geschätzt, die als schicklich und dekorativ für Mädchen und Frauen galt. Die Lyra-Gitarre hatte von
Anfang an nur 6 Saiten, was dann für die zeitgenössische Gitarre
übernommen wurde, die zunächst nur 5 Saiten bzw. Chöre
(Doppelsaiten) hatte.
 Nr. 36
9
«Odalese»
Italien Ende 19. Jh.
HMB Inv. 1974.121.
Das verdächtig prächtig ausgestattete Objekt ersteigerte der
Vorbesitzer als vermeintliche Laute des Hamburger Instrumentenmachers Joachim Tielke (1641–1719;  Zelle 21 Nr. 3) bei
einer Auktion 1913 in Berlin. Es handelt sich bei dem Instrument aber nicht um eine Laute, wie sie in der Werkstatt Tielkes
hätte gebaut werden können. Auch der Phantasiename «Odalese»
verweist mehr auf exotisch-erotische Sehnsüchte als auf die
nördliche Hafenstadt Hamburg um 1700. Pate für diesen sonst
nirgends belegten Namen stand hier wohl die berühmt-berüchtigte Odaliske, eine während des Fin de siècle gern imaginierte
und gemalte Haremsdienerin, die mit ihrer Laute für Zeitvertreib sorgt. Anlass für die Fehlzuschreibung des Instrumentes an
Tielke bot allein die aufwendige Ausstattung des Instruments –
und diese wiederum rechtfertigte einen stattlichen Preis. 
Spezialisiert auf solche Täuschungen war der Florentiner Leopoldo Franciolini (1844–1920), der den beginnenden Sammlermarkt für antike Musikinstrumente mit originalen, aber auch
mehr oder weniger geschickt nachgemachten Objekten versorgte.
 Nr. 35 und Zelle 21 Nr. 2 und Nr. 3
10
Barockgitarre (genannt ‹Sabionari›)
von Antonio Stradivari
Cremona 1679
Slg. Familie Domenichini, Italien
Jedem bekannt ist Antonio Stradivari (1644–1737) heute wegen
seiner Violinen, die wie Persönlichkeiten oftmals eigene Namen
tragen. Aber Stradivari baute alle Arten von Saiteninstrumenten,
darunter auch Gitarren, die damals beim Adel in Mode waren.
Fünf seiner Gitarren sind erhalten, das gezeigte Instrument trägt
seinen Namen nach einem angeblichen Vorbesitzer. Im 19. Jh.
wurde es zu einer 6-saitigen Gitarre umgebaut und erst vor kurzem wieder zu einer Barockgitarre mit 5 Chören (Doppelsaiten)
zurückgebaut. Anlässlich des X Convegno Chitarristico 1948 in
Bologna begutachtete sie der berühmte Gitarristen André Segovia
(1893–1987) und hinterliess im Inneren der Gitarre seine
Unterschrift: «Due secoli piu tarde / A. Segovia / Bologna
1948» (‹200 Jahre später ...›).
 Nr. 11, Nr. 12 und Zelle 23 Nr. 1
 Film Zelle 38
11
‹Ruine› einer Barockgitarre
Italien 18. Jh.
HMB Inv. 1957.553.
Im Depot des Museums liegt eine stark defekte und nicht restaurierte Gitarre, die im Prinzip sehr ähnlich der von Stradivari ist. Man darf spekulieren, wie diese heute aussehen würde,
wenn sie nicht von Stradivari signiert wäre und nicht durch
einen Umbau zur 6-saitigen Gitarre einen ‹zweites Leben› im
19. Jh. erhalten hätte ...
 Nr. 10 und Zelle 23 Nr. 1
12
Gitarre von Juan Estruch
Barcelona vor 1958
Slg. Kuno Schaub, Neuendorf
Die «klassische» spanische Konzertgitarre wurde von einem
Gitarristen aus Hollywood gespielt, der bei seinen Auftritten
Unterschriften von Prominenten sammelte, die direkt auf die
Decke des Instrumentes signierten: wiederum der Gitarrist
André Segovia, aber auch die Sängerin Maria Callas, die Schauspieler Peter O’Toole, Liz Taylor und Kirk Douglas, der Komponist Gian Francesco Malipiero, John Lennon u. a.
 Nr. 10
13
Chitarra battente
(Süd-)Italien 18. Jh.
HMB Inv. 1956.499.
Die heute noch vor allem in Süditalien gespielte ‹Schlag-Gitarre›
ist mit Metallsaiten bespannt, wird aber mit den Fingerkuppen
gespielt. Wegen des gegenüber Darmsaiten höheren Saitenzugs
ist die Decke geknickt, ein bauchiger Korpus sorgt für einen
weit reichenden Klang.
Sehr aufwendig ausgestattete Instrumente aus dem 17. Jh.
( Zelle 27 Nr. 1) zeigen, dass es sich bei der Chitarra battente
nicht nur um eine Gitarre der sogenannten Volksmusik handelt,
sondern auch in höheren Stände beliebt war.
 Nr. 35 und Zelle 27 Nr. 1
14
E-Gitarre Esquire der Fa. Fender
Fullerton CA 1953
Slg. Gary Levinson, Allschwil
Das Modell Esquire unterscheidet sich von der ansonsten baugleichen Telecaster derselben Firma durch nur einen einzigen
Tonabnehmer (beim ausgestellten Instrument wurde allerdings
später ein zweiter Pickup am Hals ergänzt). Angepriesen wurde
die Esquire 1950 als «The newest thing in Spanish guitars» –
«Spanish» meint hier, dass es sich um keine Lap Steel oder
Hawaii-Gitarre handelt.
15
Gitarre
Frankreich (?) Mitte 19. Jh.
HMB Inv. 1963.18.
Auffallend an der ansonsten makellos erhaltenen Gitarre ist die
kurze Wirbelplatte mit einer seitlichen Mechanik, die eigentlich
einen geschnitzten Kopf erwarten lässt ( Nr. 17). Um eine
Reparatur kann es sich hier aber nicht handeln, da der original
zum Instrument erhaltene Kasten exakt passt.
16
E-Gitarre Telecaster der Fa. Fender
Fullerton CA 1968
Slg. Gary Levinson, Allschwil
Ein nicht unwesentliches Element an einer Gitarre stellen das
Äussere und der Schmuck dar – das gilt für barocke und klassische Gitarren ebenso wie für E-Gitarren. Das modische Muster
(Paisley Red) der Telecaster verweist auf die Flowerpower der
späten 1960er Jahre. Ein solches Modell wurde übrigens von
James Burton, dem Gitarristen des späten Elvis Presley, gespielt.
17
Gitarre von Joseph Rieger
Mittenwald 1791 (?)
HMB Inv. 1881.150.
Die Gitarre zeigt einen heute politisch unkorrekten «Mohrenkopf» – seinerzeit war dies ein Element der «Türkenmode»,
welche auch die überstandene Angst vor einer Bedrohung durch
die Osmanen verarbeitete.
Im Inneren des Instrumentes findet sich ein Zettel, laut es 1791
von dem bekannten Mittenwalder Geigenmacher Joseph Rieger
(1777–1837) gefertigt wurde («Joseph Rieger / Geigemacher
in Mitten = / Wald an der Isser 1791»). Damit würde es sich
um das früheste bekannte Instrument dieses Geigenmachers
handeln. Wie so oft bei Violinen scheint auch hier der Zettel
vermutlich echt zu sein, gehört aber vielleicht nicht zu diesem
Instrument ...
18
E-Gitarre der Marke Silvertone
USA frühe 1960er Jahre
Slg. Gary Levinson, Allschwil
Die Gitarren der Marke Silvertone waren äusserst preiswert
und wurden über eine grosse amerikanische Versandhauskette
vertrieben – während eine Stratocaster für rund 300 Dollar
verkauft wurde, gab es eine Silvertone bereits ab etwa 80 Dollar. Nicht zuletzt deshalb begannen
viele Gitarristen ihre Karriere mit dem günstigeren Modell.
Das ausgestellte Instrument hat noch seine originalen Lipstick-
Pickups und wurde von dem amerikanischen Multiinstrumentalisten David Lindley (* 1944) gespielt, der mit vielen Grössen
der Pop- & Rockmusik auftrat (wie etwa Rod Stewart, Crosby
Stills & Nash und Ry Cooder).
19
Cistre von François Feury (?)
Paris 2. Drittel 18. Jh.
HMB Inv. 1888.80.
Eigentlich gehören Zistern ebenso wenig wie Mandolinen oder
Zithern zu den Gitarreninstrumenten. Bespannt mit Metallsaiten handelt es sich um ein typisches Dilettanteninstrument
und galt wie fast alle Zistern insbesondere als für Frauen geeignet.
Die Cistre, die französische Variante der Zister, ist mit der
höfischen Mode von Schäferidyllen im Frankreich des 18. Jh.
verbunden.
Die Zuschreibung an einen Pariser Instrumentenbauer erfolgte
nur wegen des gleichartigen geschnitzten Kopfes, der sich auch
an einer signierten Drehleier findet ( Zelle 23 Nr. 6). Solche
Köpfe wurden aber in der Regel von spezialisierten Schnitzern
gefertigt.
Im Inneren der Cistre findet sich ein gedruckter Zettel (wohl aus
einem Kalender stammend), auf dem eine Berglandschaft mit
Kühen sichtbar ist, im Vordergrund steht ein Alphornspieler.
Offenbar hatte das Instrument eine Schweizer Vorbesitzerin.
 Zelle 13 Nr. 10, Nr. 11 und Zelle 27 Nr. 21
20
Halbakustische Gitarre Zolaica
von Italia Zoletti
Herisau um 1955
Slg. music X-dream (SMEM Klemens Trenkle), Basel
Die Besonderheit der «Zolaica» ist ein 1951 erstmals patentiertes «Griffbrett mit neuartigem Besaitungssystem […] durch
welche das Spielen dieser Instrumente und das Erlernen müheloser und rascher gemacht wird».
Die insgesamt 10 Saiten sind in drei Gruppen für Dur-, Moll- und
Septim-Akkorde angeordnet; gespielt wird das Instrument wie
eine Hawaii-Gitarre, also liegend, mit Plektrum und Metallstab
zum akkordischen Abgreifen der Saiten.
Italia Zoletti, die in Herisau ein Musikgeschäft führte und auch
Musikunterricht erteilte, ist die «Erfinderin» des Instruments.
Der auf Zettel wie im Patent genannte Paul Giger war nur
finanziell an dem letztlich erfolglosen Unternehmen beteiligt.
Analog zur Hawaii-Gitarre müsste man hier fast von einer
«Appenzell-Ausserrhodener Gitarre» sprechen…
 Nr. 42
21
Japanische Laute (Chikuzen Biwa) mit 2 Plektren
Japan 1. H. 20. Jh.
HMB Inv. 2006. 367.
Das Instrument stammt von einer Schweizerin, die längere Zeit
in Japan lebte und es dort bei einem «garage sale» von Amerikanern erstand, die zurück in die Heimat zogen. Es handelt sich
um ein qualitativ hochwertiges Musikinstrument – und nicht
etwa um ein minderwertiges Touristensouvenir –, mit dem der
Vortrag von epischen Gesängen begleitet wurde. Einen Hinweis
auf die mythische Bedeutung des Instruments geben auch die
Inschriften: Auf dem Saitenhalter steht «FUKU SUI»
(«Glück» und «Wasser»), auf dem Plektrum «KYOKU KO»
(«aufgehende Sonne» und «See»).
 Film Zelle 37
22
Halbakustische Gitarre von G. Bestgen
Bern ca. 1950
Slg. music X-dream (SMEM Klemens Trenkle), Basel
Diese Gitarre gibt Rätsel auf: Der Namenszug «G. Bestgen»
verweist auf ein seinerzeit bekanntes Berner Musikgeschäft, das
aber vor allem nur mit Instrumenten und Musikalien handelte.
Bald nach dem Zweiten Weltkrieg aber soll es einen Auftrag für
die Fertigung von (voll-akustischen) Gitarren erhalten haben,
wobei hier offensichtlich ein Modell der Firma Gibson Vorbild
stand, das ziemlich rustikal interpretiert wurde. Der Tonabnehmer
hingegen stammt von dem Riehener Instrumentenbauer Karl
Schneider und wurde wohl erst nachträglich eingebaut.
 Nr. 3
23
Gitarren-Basslaute von Franz Xaver Halbmeier
München um 1900
HMB Inv. 2014.97.
Vor allem in München wurde Ende des 19. Jh. die Laute und
deren Musik wiederentdeckt. Allerdings ähneln die neuen Instrumente ihren historischen Vorbildern nur entfernt – gestimmt
und gespielt wurden sie wie Gitarren mit zusätzlichen Saiten für
Basstöne. Nicht fehlen durfte bei der vor allem von Liebhabern
gepflegten Musik der kunstvoll geschnitzte Kopf, hier ein
verschmitzt blickender Faun.
 Nr. 24
24
Bass-Gitarre von «J.G. Holm» (?)
Wien (?) um 1860
Slg. Gary Levinson, Allschwil
Das Instrument hat wie eine normale Gitarre 6 Spielsaiten und
zusätzlich 6 verlängerte Saiten für tiefere Töne. Wirbel aus Elfenbein und intarsierte Ornamente auf der Rückseite verweisen auf
einen wohlhabenden Kunden, die angeschriebenen Tonnamen
auf den Wirbeln auf einen Dilettanten. Der Name auf dem
Griffbrett könnte auch den Besitzer nennen, zumal der Hersteller
bislang nicht belegt ist. Auf den Herstellungsort Wien weist
eine Stellschraube für die Justierung des Halswinkels, der sich
durch den grossen Saitenzug leicht verzieht.
 Nr. 23 und Zelle 27 Nr. 8
25
Elektrische Jazz-Gitarre von Henri Miller
Poussay (bei Mirecourt) um 1950
Slg. Kuno Schaub, Neuendorf
Henri Miller (1911– ca. 1970) hatte bei seinem Vater in Mirecourt gelernt – eines der bedeutenden Instrumentenbauzentren
Europas – und 1942 seinen eigenen Betrieb eröffnet. Er spezialisierte sich auf Gitarren (klassische wie auch akustische bzw.
halbakustische Jazzgitarren).
Es heisst, diese Gitarre sei von Django Reinhardt (1910 –1953),
herausragender Sinti-Gitarrist und einer der Pioniere des
europäischen Jazz, gespielt worden. Dafür würde sprechen, dass
der Hals dünner gemacht wurde, was der eigenwilligen Spiel-
technik dieses bemerkenswerten Spielers entgegen käme. Django
Reinhardt verwendete als Folge einer schweren Brandverletzung
nurmehr Zeige- und Mittelfinger für das Melodiespiel, für
Akkorde hingegen setzte er zusätzlich vor allem auch den Daumen ein.
26
Gitarre von Réné François Lacôte
Paris 1831
Slg. Kuno Schaub, Neuendorf
Während die Gebrüder Pons als ‹Erfinder› der romantischen
Gitarre gelten können ( Zelle 14 Nr. 6), war es Réné François
Lacôte (ca. 1785 –nach 1868), der das sogenannte ‹Goldene
Zeitalter der Gitarre› – auch als «Guitaromanie» bezeichnet –
mit seinen Instrumenten bestückte. Nicht zuletzt war es die
Zusammenarbeit mit Musikern wie den Gitarristen Ferdinando
Carulli oder Fernando Sor, die zur Perfektion seiner Instrumente führte – und sie heute noch sehr gesucht sein lässt.
27
Gitarre von Giovanni Sbrana
Campione Anfang 20. Jh.
HMB Inv. 1957.551.
Das mit Einlegearbeiten auffällig ausgestattete Instrument
könnte fast als Schweizer Gitarre gelten, war der Gitarrenbauer
doch direkt an der Schweizer Grenze tätig (in einer italienischen
Enklave am Luganersee). Es handelt sich um ein Geschenk von
Maja Sacher (1896–1989) anlässlich der Eröffnung des ersten
eigenständigen Basler Musikmuseums 1957 im Haus «Zum
vorderen Rosengarten» an der Leonhardsstrasse.
28
«Guitarion»
Markneukirchen 2. Drittel 20. Jh.
HMB Inv. 1988.246.
Das Aufsatzgerät für das Griffbrett einer Gitarre ermöglicht
mittels einfachem Tastendruck einen kompletten Akkordgriff –
entsprechend wurde es mit dem verführerischen Versprechen
«Guitarion spielt nie falsch!» beworben: «Höchste musikalische
Leistung und trotzdem kinderleicht, auch nach Zahlen, zu spielen.
Ein jeder kann, ohne zu lernen, frisch drauflosmusizieren.»
29
Gitarre von Louis Panormo
London 1847
Slg. Kuno Schaub, Neuendorf
Louis Panormo (1784 –1862) kam noch als Kind mit seinem
ursprünglich aus Sizilien stammenden Vater von Paris nach
London. Dort war er mit seinen Brüdern zwischen 1817 und
1854 mit grossem Renommée als Gitarrenbauer tätig, dann
wanderte er nach Neuseeland aus. Stolz verkündet der Zettel
des gezeigten Instrumentes «The only Maker of Guitars in
the Spanish Style» und vermerkt auch die Preisspanne der oft
sehr aufwendig gearbeiteten Instrumente (von 2 bis 15 Guineas).
Die ausgestellte Gitarre trägt die Nr. 1877 und ist eindeutig ein
Instrument der mittleren Preisklasse.
30
«Doppelresonanz-Gitarre» nach Lucien Gélas
Paris 1925
Slg. Kuno Schaub, Neuendorf
Lucien Gélais (1873 –1944) war Gitarrist und liess sich den
doppelten Resonanzboden 1905 in Frankreich patentieren. Ziel
seiner Erfindung war ein freieres Schwingen der Decke und eine
grössere Lautstärke der Instrumente. Wie bei allen Neuerungen
und Erfindungen wurde der Erfolg unterschiedlich beurteilt –
sie reichen vom Lob dieser «wirklich guten» Gitarre bis zur
Ablehnung des «durchaus unschönen Instruments», das zudem
zuweilen dumpf klinge. Anfangs produzierte der Pariser Fabri-
kant Théodore Gaudet diese Instrumente, später erfolgte die
Fertigung in Lizenz auch von anderen Herstellern. Das ausgestellte Exemplar wurde laut dem Zettel von Jean Roviès gebaut
und trägt die Nr. 592.
31
Gitarre von Franz Schill
Luzern 1837
HMB Inv. 1957.434.
Im Zürcherischen Wochenblatt aus dem Jahre 1838 findet sich
folgende Anzeige: «Franz Schill, Sohn, Instrumentmacher in
Luzern verfertigt alle Gattungen von Saiten und Saiteninstrumenten, auch seine stets vorräthigen Blasinstrumente empfiehlt
er beim geehrten Publikum, und besonders ist er bereit, seinen
werthen Gönnern in Bezug auf Reparaturen u.s.w. in genauester
Pünktlichkeit und größter Eile aufzuwarten.» Der diensteifrige
Instrumentenmacher ist möglicherweise identisch mit einem
in Mirecourt, dem bedeutenden Instrumentenbauzentrum im
Elsass, belegten François Schill, der in Luzern Fuss zu fassen
versuchte.
32
Gitarre von Hermann (I) Hauser
München 1911
Slg. Kuno Schaub, Neuendorf
Hermann Hauser (1882 –1952) baute in seiner Münchner
«Kunstwerkstätte für Instrumentenbau» alle Arten von
Zupfinstrumenten ( Zelle 15 Nr. 2 und 3). Für seine Gitarren
orientierte er sich an den Instrumenten von Antonio de Torres
( Nr. 40). Nachdem der wohl bedeutendste Gitarrist des letzten
Jahrhunderts, Andrés Segovia (1893–1987), vorzugsweise ein
Instrument von Hauser spielte, gelten seine Instrumente als die
Konzertgitarre schlechthin. Das gezeigte Modell stammt aber
noch vor dieser Zeit, allerdings bereits als grosses Modell, das
Hauser von den spanischen Gitarren übernahm.
33
E-Gitarre der Marke Blade
Japan und Allschwil 1991
Slg. Gary Levinson, Allschwil
Der Amerikaner Gary Levinson kam 1971 nach Basel und reparierte hier anfangs E-Gitarren. Bald entwickelte er auch eigene
Modelle und liess sie unter dem Namen Blade in Fernost fertigen; die Endkontrolle eines jeden Instruments fand aber stets in
Allschwil statt. Von dem Modell wurden bis 1990 jährlich über
4000 Instrumente verkauft – und von Musikern wie Luther
Allison, Chris Rea, Stevie Ray Vaughan oder Carlos Santana
gespielt. Das spezielle Emmentaler-Design wurde für eine Promotions-Aktion angefertigt.
34
Bass-Balalaika
Geigenbauschule Brienz um 1965
HMB Inv. 1973.293.
Erste Balalaikas, typisch russische Zupfinstrumente, wurden von
der damals eben erst gegründeten Geigenbauschule Brienz bereits 1945 für in der Schweiz internierte russische Kriegsgefangene
gebaut. Eine zweite Serie, aus der auch das gezeigte Instrument
stammt, wurde um 1965 von einem Geigenbauschüler für emigrierte Russen und Russlandschweizer in Genf hergestellt.
Entsprechend trägt die Balalaika im Instrumenteninneren einen
Zettel in kyrillischer Schrift. Weil aber keine Einigkeit über den
Kaufpreis erzielt werden konnte, blieb die Balalaika unverkauft
und wurde dem Museum 1973 geschenkt.
 Nr. 50
35
Chitarra battente
Italien 18. oder 19. Jh.
HMB Inv. 1956.501.
Die sehr kleine Chitarra battente könnte eine im 17. Jh. so bezeichnete «chitarilia» sein und ein Ensemble mehrerer solcher
Gitarren verstärken, etwa bei einer «Tarantella», ein ziemlich
wilder Tanz aus dem Süden Italiens. Allerdings könnte es sich
auch um ein Produkt des notorischen Fälschers Leopoldo
Franciolini handeln.
 Nr. 9, Nr. 13 und Zelle 27 Nr. 1
36
Harp lute von Edward Light
London um 1811
Slg. Gary Levinson, Allschwil
Die Harp lute ist eigentlich eine Weiterentwicklung einer Zister,
erfunden von dem Londoner Organisten und Musiklehrer Edward Light (1747–1832). Nicht zuletzt für seine Schülerinnen
stellte er 1798 eine Harp guitar vor, offensichtlich angeregt von
den in Frankreich in Mode kommenden Lyra-Gitarren. 1810
folgte die Harp lute, die ihren Namen wegen der Form, die
einer Harfe ähnelt, trägt. Das gezeigte Modell ist raffinierter
und wurde 1811 patentiert: Es hat 3 Spielsaiten, die wie bei der
Gitarre mittels Bünden abgegriffen werden, dazu kommen freie
Saiten, bei denen wie bei einer Harfe nur der Grundton gezupft
wird. Auf der Rückseite findet sich ein spezieller Druckmechanismus, um diese Saiten um einen Halbton zu erhöhen und
so die diatonisch eingestimmten Saiten chromatisch verfügbar
zu haben. Eine Weiterentwicklung stellt die Harpe Ditale dar
( Zelle 23 Nr. 20).
 Nr. 19 und Nr. 49
37
Schlagzither in Gitarrenform von Alois Kriner
Freising 1840
HMB Inv. 1956.443.
Zithern sind ursprünglich einfache Volksinstrumente gewesen,
die sich offenbar während Jahrhunderten kaum verändert haben.
Dies ergibt etwa ein Vergleich der von Michael Praetorius 1619
beschriebenen Scheitholte, die er zu den «Lumpen Instrumenta»
zählt, mit den Epinettes des Vosges aus dem 19. Jh. ( Zelle 27
Nr. 18 und Nr. 19). Im 19. Jh. aber wurden musikalisch vielseitigere Zithern entwickelt, die nicht nur im Alpenraum sehr populär
wurden. Der Name Schlagzither ergibt sich aus der Spielweise, bei
der die Saiten einzeln angerissen bzw. eben ‹angeschlagen› werden –
im Unterschied zu den ‹Kratzzithern›, bei der alle Saiten zugleich
mit einem Plektrum ‹gekratzt› werden.
38
Terz-Gitarre
Wien (?) 2. Viertel 19. Jh.
HMB Inv. 1957.421.
Der Name Terz-Gitarre zeigt an, dass das Instrument um eine
(kleine) Terz, also um zwei Töne höher gestimmt und eine entsprechend geringere Saitenlänge aufweist. Das kleinere Instrument
war ideal für ein Duo zweier Gitarren und auch besser für kleinere
(Frauen-)Hände geeignet. Der Bauweise nach handelt es sich
um eine Wiener Gitarre und ähnelt Instrumenten des berühmten
Wiener Gitarrenbauers Johann Georg Stauffer (bzw. einer
«Pseudo-Stauffer»).
39
Gitarre der Firma Boosey & Sons
London 1860
Slg. Gary Levinson, Allschwil
Das Instrument wurde laut dem Zettel im Inneren der Gitarre
von «Mrs. Pratten» geprüft: «I certify that this Guitar No. 147
has been examined & approved by myself and I find it perfect
in every respect.» (‹Ich bestätige hiermit, dass diese Gitarre
mit der Nr. 147 von mir untersucht und geprüft wurde, und
dass ich sie in jeder Hinsicht als vollkommen einschätze.›)
Diese Mrs. Pratten, eigentlich Marina Josepha Pratten (1821–
1895), war eine berühmte Gitarristin und Gitarren-Lehrerin,
deren Mann, der Flötist Robert Sydney Pratten (1824 –1862),
eine ähnliche Zusammenarbeit mit der Londoner Instrumentenbau-Firma Boosey für von ihm propagierte Verbesserungen im
Flötenbau einging.
40
Gitarre von Antonio de Torres
Almería 1877
Slg. Kuno Schaub, Neuendorf
Der bedeutende spanische Gitarrenbauer Antonio de Torres
(1817–1892) gilt als «Vater» der modernen Konzertgitarre,
prägte er mit seinen Modellen doch das neue Ideal einer leichten,
dabei aber doch sehr klangstarken Gitarre. Allerdings hatte
Torres seinerzeit Schwierigkeiten, vom Gitarrenbau zu leben,
so dass er zwischenzeitlich ihn ganz aufgab. Das gezeigte Instrument stammt aus der bereits von ihm selbst so genannten
«Secunda Epoca», also aus seiner zweiten Schaffensphase nach
1875. Es hat einen Korpus aus Walnuss-Holz und ist vergleichsweise schlicht gearbeitet. Torres baute das Instrument für
einen Freund, den Verleger Francisco Rueda López.
 Nr. 23
41
Gitarre mit Metallspirale und Stab
Deutschland 1960er Jahre
HMB Inv. 2005.2266. und Inv. 2005.2243. (Depositum der Paul Sacher Stiftung Basel)
Die Gitarre ist Teil der umfangreichen Instrumentensammlung
des Komponisten Mauricio Kagel (1931–2008), die im HMB
aufbewahrt wird. Verwendet wurde sie in Staatstheater (uraufgeführt 1971), in dem es letztlich um das Wesen der Oper
und dem zu ihrer Aufführung notwendigen Apparat geht. Der
erste von neun Werkteilen ist das «szenische Konzertstück»
Repertoire, das aus einer Serie von hintersinnigen Einzelaktionen
besteht. In einer «Strassenmusik» betitelten Aktion sind zwei
Musiker zugange: Der eine spielt die Gitarre, während der andere die im Schalloch der Gitarre befestigte Metallspirale mit
einem Triangel-Stab schlägt. Die Aktion ist minutiös vom Komponisten notiert, inklusive der Körperbewegungen.
 Film Zelle 38
42
Banjo
Deutschland (?) Mitte 20. Jh.
Slg. music X-dream (SMEM Klemens Trenkle), Basel
Das kleine Banjo trägt ein Schild mit der Aufschrift «Musikhaus und -schule Victor Kuhn, Basel» – wo das Spiel offenbar
erlernt werden konnte.
 Nr. 44
43
Silver Hawaiian Steel Gitarre
der Fa. Rickenbacker
Santa Ana CA ca. 1939
Slg. Werner Hotan, Basel
Anders als oft zu lesen, wurde der «Vater der E-Gitarre»,
Adolph Rickenbacher (1887–1976), in Basel am Gemsberg
als Adolf Riggenbacher geboren – nur wenige 100 Meter vom
Museum für Musik entfernt. Mit seinen Eltern wanderte er
noch als Kind in die USA aus, wo er bei der Entwicklung, Produktion und Vermarktung der ersten industriell hergestellten
Stromgitarren massgeblich beteiligt war. Seinen Baselbieter
Namen amerikanisierte Riggenbacher zu Rickenbacher, die bis
heute bestehende Firma heisst noch konsequenter «Rickenbacker».
Sehr beliebt waren seinerzeit sogenannte «Hawaii-Gitarren»,
die flach vor dem Spieler liegen und mit Plektrum und einem
Metallstab gespielt werden.
 Nr. 20
44
Banjo der Marke Marcelli
Deutschland 2. Viertel 20. Jh.
HMB Inv. 1974.481.
Einst ein Instrument der nach Amerika verschleppten afrikanischen Sklaven, wurde das Banjo später vor allem im Jazz heimisch. Der westafrikanische Vorfahr (Bania) bestand aus einer
Kalebassenhälfte, die mit Fell überspannt wurde. Entsprechend
besteht auch beim Banjo die Decke aus einer Membran, die wie
ein Trommelfell über einen Metallring gespannt ist. Neben der
‹offenen› Form gibt es auch Instrumente mit «geschlossenem
Kessel», d. h. die Decke sitzt in einem hölzernen Korpus zur
Reflexion des Schalls.
Das gezeigte Instrument stammt von Friedrich Schlöhlein
(1884–1947), der später ein bekanntes Musikaliengeschäft in
Basel betrieb. Das Erlernen des Banjos war während seiner Ausbildung zum Musikalienhändler in Prag obligatorisch.
 Nr. 42
 Film Zelle 38
45
«Mandola» von Marengo Rinaldi
Turin 1891
HMB Inv. 1956.483.
Unter Mandola versteht man eigentlich eine grössere, d. h. auch
tiefer klingende Mandoline. Aber die Namensgebung von Musikinstrumenten hält sich oft nicht an eine systematische Logik.
Hier sollte damit offenbar eine ungewöhnliche geformte Mandoline bezeichnet werden, wie sie Ende des 19. Jh. im Zuge der
grossen Nachfrage an Mandolinen in Italien entwickelt wurde.
Wie an der Herstellung erkennbar ist, war der Hersteller ein
Geigenbauer, der Elemente der Violine für sein Instrument
übernahm.
 Nr. 7 und Nr. 46
46
Mandoline
Italien (?) Ende 19. Jh.
HMB Inv. 1956.510.
Anders als üblich ist diese Mandoline nach Art einer Violine gebaut: Statt dem bauchigem Korpus mit einzelnen Spänen findet
sich hier ein flacher Boden mit seitlichen Wänden (sogenannten
Zargen).
47
Mandoline und Gitarre als Miniaturinstrumente
Italien (?) 1. H. 20 Jh.
HMB Inv. 1977.14. und Inv. 1977.15.
Solche Miniaturnachbildungen von Instrumenten dienten auch
als Souvenir bzw. Reise-Mitbringsel, die ein Stück Süden in
die Heimat mitbringen sollten. Beide Objekte stammen aus dem
Besitz des wichtigen Basler Gitarren- lehrers Hugo Fröhlin
(1900–1970), der sich auch früh wieder mit Laute und Theorbe
beschäftigte.
 Zelle 15 Nr. 2 und 3
48
Bandurria
Spanien (?) Ende 19. Jh.
HMB Inv. 1957.432.
Die Bandurria ist das spanische Pendant zur (neapolitanischen)
Mandoline und wurde auch gleich gespielt. Nachdem die
Mandolinen-Mode auch in Deutschland angekommen war,
wurde das Instrument dort denn auch als «12saitige spanische
Mandoline» angepriesen.
Als Instrument ist die Bandurria von beträchtlichem Alter (vermutlich wurde ein ähnliches Saiteninstrument schon im Spätmittelalter gespielt), im 19. Jh. waren es vor allem Studenten, die
das populäre Instrument entdeckten und in weltweiten Tourneen
bekannt machten (Los Estudiantes Espanõlas).
 Nr. 7
49
Stössel-Laute der Fa. Dusyma
Stuttgart-Ostheim 1926
HMB Inv. 1992.148.
Mit dem Namen «Laute» wird ein Zupfinstrument mit bauchigem Korpus bezeichnet. Die Stössel-Laute, 1914 von dem
Kölner Geigenbauer Georg Stössel (1867–1943) erfunden,
orientiert sich formal aber an den populären Zithern, spielt mit
dem Namen aber auf die ‹edlere› Laute an. Ziel des Reforminstrumentes war eine vereinfachte Spielweise in «natürlicher
Greifart» zu Begleitzwecken. Dabei wurden die Akkorde
originellerweise auf der Stirnseite des Halses gegriffen, weshalb
hier auch ein kurzer Hals mit wenigen Bünden genügte. Wichtig
war weiter eine schnelle und industrielle Fertigung, so dass die
Stössel-Laute als «Volksinstrument» in Kaufhäusern vertrieben
werden konnte.
50
Ukulele von Adrian Wolf
Brienz 1961
HMB Inv. 2009.174.
Die Ukulele ist eine kleine viersaitige Gitarre und bedeutet wörtlich ‹kleiner Floh›. Sie wurde vom früheren Depotwart des
HMB 1961 an der Geigenbauschule Brienz gebaut. Er absolvierte
dort einen Vorkurs, die im Anschluss geplante Ausbildung zum
Geigenbauer musste er aber wegen eines Unfalls abbrechen.
 Nr. 34
 Film Zelle 38
Eingangsbereich:
Wasserspringschale von Steinklang,
Lampertsweiler/Bad Saulgau
(mit freundlicher Unterstützung der Kagel-Burghardt-Stiftung)
Wechselausstellungsraum:
Klanginstallation verschiedenster Gitarren
von Barbara Katz Sound Design, Basel
Sofas
Interio, Pratteln
2. OG:
Wasserklangbilder der Instrumente
Nr. 1, Nr. 4, Nr. 7 und Nr. 10
von Alexander Lauterwasser, Heiligenberg/Steigen
Zelle 36:
Gitarrenmodelle
von Sandra Suhr Modellbau, Basel
Hölzer-Xylophon
Leihgabe der Musikinstrumentensammlung Willisau
«Meine 1. E-Gitarrenstunde»
Idee: Marjorie Léonard / Film: Philipp Emmel / Gitarre: Michel Girod
E-Gitarre: Leihgabe von Sacher Musik, Basel
GUITARORAMA
Gitarren von Stradivari bis Stratocaster
16.1. – 26.4. 2015
Museum für Musik / Im Lohnhof / Basel
Kurator: Martin Kirnbauer
Ausstellungsassistentin: Marjorie Léonard
Ausstellungsgestaltung: Lukas Bürgin
technische Umsetzung: Sandra Suhr
Werbemittelgestaltung: Manuela Frey
Mit herzlichem Dank für jedwede Art
von Unterstützung an
Marcel Aeby (Bellinzona)
Veit Arlt (Basel)
Peter Croton (Basel)
Roberto Domenichini (Milano)
Philipp Emmel (Basel)
Andrea Fornaro (Riehen)
Michel Girod (Basel)
Michael Gondko (Basel)
Werner Hotan (Basel)
Krishnasol Jiménez Moreno (Basel)
Matthias Kassel (Basel)
Barbara Katz (Basel)
Stephan Kurmann (Basel)
Alexander Lauterwasser (Heiligenberg/Steigen)
Gary Levinson (Allschwil)
Alfredo Marvulli (Basel)
Sabine Nohl (Basel)
Kuno Schaub (Neuendorf)
Daniel Sinier & Françoise de Ridder (Saint-Chartier)
Adrian Steger (Willisau)
Christian Stoll (Waldems-Esch)
Klemens Trenkle (Basel)
Elsbeth Vocat-Schneider (Riehen)
Urs Wagner (Basel)
Crawford Young (Basel)
Peter Zenker (Basel)
Musik Akademie Basel
Museo del Violino (Cremona)
Paul Sacher Stiftung (Basel)
the bird’s eye jazz club (Basel)
Sacher Musik (Basel)
Stiftung Kagel-Burghardt (Basel)
Musée de la Lutherie et de l‘Archèterie Française
(Mirecourt)
In Zusammenarbeit mit: