S02-Adsorptionsisothermen_Bsc_korr1 Erstelldatum 16.04.2015 07:38:00 Übungen in physikalischer Chemie für B. Sc.-Studierende Versuch Nr.: S02 Version 2015 Kurzbezeichnung: Adsorptionsisotherme Bestimmung der Adsorptionsisotherme von Essigsäure an Aktivkohle Aufgabenstellung Die Adsorptionsmolalität der Essigsäure an Aktivkohle ist bei Raumtemperatur in Abhängigkeit von der Konzentration der wässrigen Lösung zu bestimmen. Es ist zu prüfen, ob eine LANGMUlR- oder eine FREUNDLICH- Isotherme die Messergebnisse besser wiedergibt. Für die geeignetere Isotherme sind die wahrscheinlichsten Parameter zu ermitteln. Grundlagen Bei einer Adsorption wird eine in einer gasförmigen oder flüssigen Phase befindliche Substanz (Adsorptiv) an die Phasengrenzfläche zu einer meist festen Phase (Adsorbens) angelagert. Die angelagerte Substanz wird als Adsorpt, die Gesamtheit von Adsorpt und Adsorbens als Adsorbat bezeichnet. Als Zusammensetzungsvariable für das Adsorbat werden der Bedeckungsgrad Θ , der den Anteil der von Adsorpt belegten Adorbensoberfläche darstellt, die Oberflächenkonzentration (Stoffmenge Adsorpt/Grenzfläche) oder die leichter zugängliche Beladung (Masse Adsorpt/Masse Adsorbens) bzw. die Oberflächenmolalität γ (Stoffmenge Adsorpt/ Masse Adsorbens) verwendet. Adsorptionsisothermen beschreiben nun den Zusammenhang zwischen den Zusammensetzungsvariablen des Adsorbats und der Zusammensetzungsvariable des Adsorptivs im Gleichgewicht bei konstanter Temperatur: Θ = f (p b ) Θ = f (c b ) Die LANGMUIR-Isotherme Θ= bc bzw. 1 + bc γ bc = γ ∞ 1 + bc (1) kann thermodynamisch (s. Anhang) oder kinetisch hergeleitet werden und beschreibt die Adsorption aus der Gasphase oder einer verdünnten Lösung, wenn folgende Voraussetzungen erfüllt sind: - Die Oberfläche des Adsorbens ist homogen, d.h., die Adsorptionszentren des Adsorbens sind über die Oberfläche gleichverteilt und energetisch gleichwertig, 16.04.2015 Seite 1 von 9 S02-Adsorptionsisothermen_Bsc_korr1 - - Erstelldatum 16.04.2015 07:38:00 Es kommt nur zur Ausbildung einer Monoschicht, d.h., die bereits adsorbierten Moleküle sättigen die jeweiligen Adsorptionszentren vollständig ab, und an ihnen selbst kann keine weitere Adsorption erfolgen, Die Wechselwirkung der adsorbierten Moleküle untereinander (und mit denen in der Gas- oder Flüssigphase) kann vernachlässigt werden. Vielfach sind diese Voraussetzungen nicht erfüllt, aber in manchen Fällen kann dann die empirische FREUNDLICH-Isotherme zur Beschreibung des Adsorptionsgleichgewichtes herangezogen werden: β γ = α c = αc 1 β' (2) Da der Exponent ß oft kleiner als 1 ist, wird nicht selten dessen Kehrwert ß’ als Parameter verwendet. Vorbereitungsfragen Informieren Sie sich über die Unterschiede zwischen Physi- und Chemisorption. Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede gibt es zwischen der LANGMUIR- und der BET-Isotherme, wofür wird letztere genutzt? Was versteht man unter einer Adsorptionsisobare, was unter einer Adsorptionsisostere? LITERATUR: C. Czeslik, H. Seemann, R. Winter,Basiswissen Physikalische Chemie, 4., aktualisierte Auflage, Vieweg+Teubner, Wiesbaden, 2010 Kap. 2.3.7 P.W. Atkins, J.de Paula, Kurzlehrbuch Physikalische Chemie, 4., vollständig überarbeitete Auflage,Wiley-VCH, Weinheim, 2008 W. Bechmann, J. Schmidt, Einstieg in die Physikalische Chemie für Nebenfächler, Vieweg+Teubner, Wiesbaden, 2010, S. 64 Durchführung Versuchsaufbau: Aktivkohle, 1 M und 0,1 M Essigsäure, ca. 0,1 M Natronlauge, Phenolphthaleinlösung, 50 ml Maßkolben, Büretten, 10 ml Vollpipette, Trichter, Faltenfilter, Filtriergestell, 250 ml-Erlenmeyerkolben Am Anfang des Versuchs wird der Korrekturfaktor der Natronlauge durch Titration bestimmt. Dazu werden 10 ml einer 0,1M Essigsäure (exakte Konzentration) mit der ca. 0,1 M NaOH bestimmt. (Faktorberechnung!) Durch Verdünnen der 1 M Essigsäure werden zunächst in den Maßkolben jeweils 50 ml an Lösungen mit folgenden Konzentrationen hergestellt (vgl. Datenblatt): cA/mol*l-1: 16.04.2015 0,3; 0,2; 0,15;0,1; 0,08 Seite 2 von 9 S02-Adsorptionsisothermen_Bsc_korr1 Erstelldatum 16.04.2015 07:38:00 Danach werden in jeden Kolben 2 g Aktivkohle (Oberschalenwaage und Wägekarten benutzen!) gegeben und der Kolbeninhalt zur Einstellung des Adsorptionsgleichgewichtes etwa 5 min kräftig geschüttelt. Anschließend werden die Lösungen filtriert. Mindestens zweimal werden jeweils 10 ml der filtrierten Lösung mit ca. 0,1 M Natronlauge und Phenolphthalein als Indikator titriert. Hinweise zur Versuchsauswertung 1) Zunächst ist die gesuchte Adsorptionsmolalität als Quotient der adsorbierten Stoffmenge an Essigsäure und der Masse der eingesetzten Aktivkohle zu ermitteln: γ= v Lösung ( c A − cE ) mc 2) Zur Auswertung der LANGMUIR- bzw. der FREUNDLICH-Isotherme werden die entprechenden Gleichungen linearisiert LANGMUIR-Isotherme : bc E cE γ = = γ ∞ 1 + bc E 1 + cE b γ∞ γ = cE 1 + cE b cE 1 1 = cE + γ γ∞ bγ ∞ FREUNDLICH γ = αcβE ln γ = ln α + β ln c E Die zur Auswertung benötigten Ergebnisse können in folgender Tabelle zusammengestellt werden: cA in mol/l cE in γ in cE / γ in ln cE ln γ 0,3 0,2 0,15 0,1 0,08 16.04.2015 Seite 3 von 9 S02-Adsorptionsisothermen_Bsc_korr1 Erstelldatum 16.04.2015 07:38:00 cE über cE und ln γ über ln cE aufgetragen. γ Aus der Geraden mit dem größten Bestimmheitsmaß sind die Parameter und deren Messunsicherheiten zu bestimmen (entweder b und γ ∞ oder α und β ). Abschließend werden die Diagramme Nachbereitungsfragen Der Bedeckungsgrad einer LANGMUIR-Isotherme kann vereinfacht auch als Gleichgewichtsumsatz U des Adsorbens S bei einer „Reaktion“ mit dem Adsorptiv A zum Adsorpt AS aufgefasst werden: K A + S ↽ ⇀ AS K= [AS]O [A][S]O U=Θ= [S]O0 − [S]O [S]O0 [S]O = [S]0O (1 − U) [S]O0 = [S]O + [AS]O [S]O0 − [S]O = [AS]O K[A] = [S]O0 − [S]O [S]0O − [S]O U = O = O [S] [S]0 (1 − U) 1 − U U=Θ= K[A] 1 + K[A] ([]O : Oberflächenkonzentration, K: effektive Gleichgewichtskonstante ) Leiten Sie nach demselben Prinzip die Beziehung für eine kompetetive LANGMUIRIsotherme her, bei der die Adsorptive A und B um dieselben Adsorptionszentren konkurrieren: K1 A + S ↽ ⇀ AS K2 B + S ↽ ⇀ BS 16.04.2015 Seite 4 von 9 S02-Adsorptionsisothermen_Bsc_korr1 Erstelldatum 16.04.2015 07:38:00 Anhang: Thermodynamische Herleitung der LANGMUIR – Isotherme nach EVERETT Im Gleichgewicht gilt für die chemischen Potentiale µ B von Adsorptiv (B) und µ Bad des Adsorpts (BAd ): µ B = µ BAd Während die Abhängigkeit des chemischen Potentials von der Zusammensetzung in einer gasförmigen oder flüssigen Phase bekanntlich durch a ausgedrückt werden kann, kann dies nicht einfach auf die Verhältnisse a0 an einer Phasengrenzfläche übertragen werden. µ B = µ BΘ + RT ln Es kann nur eine allgemeine Zerlegung des chemischen Potentials nach µ BAd = µ ΘBAd + ∆µ BAd (Θ) = HΘBAd − TSΘBAd + H BAd (Θ) − HΘBAd − T(S(Θ) − SΘBAd ) formuliert werden. Im Folgenden sollen nun die Voraussetzungen, die LANGMUIR zur Formulierung der nach ihm benannten Adsorptionsisotherme benutzte, in dieser Beziehung verarbeitet werden. 1. Das Adsorbens besitzt NS Zentren, an die sich das Adsorptiv anlagern kann. Es besteht keine Wechselwirkung zwischen den NBAd adsorbierten Molekülen untereinander. Eine weitere Adsorption von Molekülen an bereits besetzten Zentren findet nicht statt (Monoschichtenadsorption). N BAd <= 1 NS Der Standardzustand für das Adsorpt wird für die vollständige Monoschichtenbedeckung, d.h. Θ = 1 festgelegt. Damit ist der Bedeckungsgrad gegeben als Θ = 1 − 2. Die Adsorptionszentren sind energetisch gleichwertig, d.h., bei jeder Anlagerung eines Moleküls wird dieselbe Energie unabhängig davon umgesetzt, wie groß der erreichte Bedeckungsgrad ist. Dann muss auch die partielle molare Enthalpie des Adsorpts gleich der partiellen molaren Standardenthalpie des Adsorpts sein, und die Beziehung für die Zerlegung des chemischen Standardpotentials vereinfacht sich zu: µ BAd = µ ΘBAd + ∆µ BAd (Θ) = HΘBAd − TSΘBAd − T(S(Θ) − SΘBAd ) Um die partielle molare Entropie des Adsorpts zu ermitteln, wird die Entropie sAB des Adsorbats betrachtet: s AB = s AB( NBAd = NS ) + s U( NBAd < NS ) Die Entropie des Adsorbats entspricht der Entropie s AB( NBAd = NS ) bei vollständiger Bedeckung zuzüglich einer Umordnungsentropie s U(N BAd < NS ) , die bei unvollständiger Bedeckung durch 16.04.2015 Seite 5 von 9 S02-Adsorptionsisothermen_Bsc_korr1 Erstelldatum 16.04.2015 07:38:00 die Vertauschung der Anordnung von belegten und unbelegten Adsorptionszentren erreicht wird. Zwischen den NS Adsorptionszentren sind NS! Vertauschungen möglich, unter denen aber die NBAd ! Vertauschungen der belegten und die (NS- NBad) ! Vertauschungen der nicht belegten Adsorptionszentren untereinander nichts Neues ergeben. Nach BOLTZMANN gilt dann für die Umordnungsentropie: NS ! s U(NBAd < NS ) = k B ln W = k B ln = k B ( ln NS !− ln N BAd !− ln(NS − N BAd )!) N BAd !(NS − N BAd )! Die Logarithmen der Fakultäten können nach der STIRLING-Formel vereinfacht werden: ln NS! ≈ NS ln NS − NS ln N BAd! ≈ N BAd ln N BAd − N BAd ln(NS − N BAd )! ≈ (NS − N BAd ) ln(NS − N BAd ) − (NS − N BAd ) Daraus ergib sich für die Umordnungsentropie s U(N BAd < NS ) k B ( NS ln NS − N BAd ln N BAd − (NS − N BAd ) ln(NS − N BAd ) ) und für die etwas weiter unten benötigte Ableitung nach der Teilchenzahl des Adsorpts ∂s U( NBAd < NS ) ∂N BAd (N − N BAd ) (1 − Θ) = k B ln . = k B ( − ln N BAd − 1 + 1 + ln(NS − N BAd ) ) = k B ln S N Θ BAd Die partielle molare Entropie des Adsorpts ergibt sich nun aus ∂s ∂s (N = N BAd ) ∂s U (N S > N BAd ) SBAd = Ab = Ab S + ∂n BAd ∂n BAd ∂n BAd T,p T,p T,p ∂s ∂s (N > N BAd ) (1 − Θ) SBAd = Ab = SΘBAd + N A U S = + R ln ∂N BAd Θ ∂n BAd T,p T,p Für das chemische Potential des Adsorpts folgt somit µ BAd = µ ΘBAd + RT ln Θ 1− Θ Damit wird nun die Gleichgewichtsbedingung konkretisiert: µ B = µ BAd µ ΘB + RT ln 16.04.2015 a Θ = µ ΘBAd + RT ln a0 1− Θ Seite 6 von 9 S02-Adsorptionsisothermen_Bsc_korr1 Erstelldatum 16.04.2015 07:38:00 µ ΘB − µ ΘBAd a Θ + ln = ln RT a0 1− Θ b a Θ = a0 1 − Θ b a a −b Θ=Θ a0 a0 Θ+b mit b = exp( µ ΘB − µ ΘBAd ) RT a a Θ=b a0 a0 b Θ= a a0 1+ b a a0 Für Gase unter moderatem Druck oder für ideal verdünnte Lösungen folgen die LANGMUIRIsothermen: pb bar Θ= p 1+ b b bar c b b mol / l Θ= c 1+ b b mol / l b Es sei noch darauf verwiesen, dass die LANGMUIR-Isotherme für hinreichend kleine Konzentrationen bzw. Partialdrücke in die HENRY-Isotherme übergeht. bp bzw. bc << 1: Θ = b p b / bar Θ = b c b /(mol / l) 16.04.2015 Seite 7 von 9 S02-Adsorptionsisothermen_Bsc_korr1 Erstelldatum 16.04.2015 07:38:00 Symbolverzeichnis Symbol a c p Θ γ Bedeutung Aktivität Konzentration Partialdruck Bedeckungsgrad Oberflächenmolalität γ∞ b α β Sättigungs-Oberflächenmolalität (LANGMUIR-Isotherme) Parameter der LANGMUIR-Isotherme Parameter der FREUNDLICH-Isotherme Parameter der FREUNDLICH-Isotherme cA Anfangskonzentration der Essigsäure cE v Gleichgewichtskonzentration der Essigsäure Volumen mC Masse der Aktivkohle µ chemisches Potential µ Θ Nicht mit dem Standardzustand verwechseln ! chemisches Standardpotential HΘ molare Standardenthalpie SΘ H S s molare Standardentrropie partielle molare Enthalpie partielle molare Entropie Entropie kB n R T BOLTZMANN-Konstante Stoffmenge Gaskonstante absolute Temperatur 16.04.2015 Bemerkung Seite 8 von 9 S02-Adsorptionsisothermen_Bsc_korr1 Erstelldatum 16.04.2015 07:38:00 Übungen in physikalischer Chemie für B. Sc.- Studierende Datenblatt: Adsorptionsisotherme Gruppe:.............. f k NaOH = v 0,1 M Essigsäure v ca. 0,1 M NaOH cA in mol/l Datum:............... = vTitr1 in ml 10 ml vca. 0,1 M NaOH vTitr2 in ml = ............. cE=0,1 mol/l * fK(vTitr1+ vTitr2)/20ml 0,3 0,2 0,15 0,1 0,08 Der Versuch wurde ordnungsgemäß durchgeführt, die Daten in das Excel-Formular eingetragen und der Arbeitsplatz übergeben. Unterschrift:......................... 16.04.2015 Seite 9 von 9
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