Pressetext - Museen der Stadt Nürnberg

Presseinformation
23.04.2015
Stadt Nürnberg
Museen der Stadt Nürnberg
Deutschlands Auge & Ohr
Nürnberg als Medienzentrum
der Reformationszeit
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Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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90403 Nürnberg
Telefon: 09 11 / 2 31-54 20
Fax:
09 11 / 2 31-1 49 81
[email protected]
.
Mit ihrer neuen Sonderausstellung „Deutschlands Auge & Ohr.
Nürnberg als Medienzentrum der Reformationszeit“ zeigen die
Kunstsammlungen der Stadt Nürnberg vom 24. April bis 31. Oktober
2015 im Ausstellungsforum des Stadtmuseums Fembohaus eine
kulturgeschichtliche Schau zur Reformation in der frühneuzeitlichen
„Medienstadt“ Nürnberg.
Nürnberg war die erste große Stadt, die 1525 die Reformation durchführte.
Als einer der bedeutendsten Druck- und Verlagsorte Europas war sie
zugleich „das Auge und Ohr Deutschlands“, wie es Martin Luther
formulierte. Die Ausstellung würdigt diese bedeutende Rolle. Sie ist Teil
der „Lutherdekade 2017“ und des Themenjahrs in Nürnberg 2015: „Buch.
Bild. Provokation. Medienstadt Nürnberg“
Als der Nürnberger Rat im März 1525 die Nürnberger Religionsgespräche
initiierte, ging es schon nicht mehr um das „Ob“, sondern nur noch um das
„Wie“ des großen Umbruchs. Dabei stellte sich vor allem die Frage, wie
sich vor dem Hintergrund allgemeiner sozialer und intellektueller Unruhen,
erster Bilderstürme und des heraufziehenden Bauernkriegs Eskalationen
jeglicher Art vermeiden ließen.
Dass dies im Wesentlichen so gelang, wie es der Rat und die Wittenberger
Reformatoren erhofft hatten, war dabei alles andere als selbstverständlich.
Denn mit Nürnberg vollzog eines der damals wichtigsten Gemeinwesen im
Heiligen Römischen Reich den konfessionellen Wandel so früh und
nachhaltig, dass man kaum auf fremde Erfahrungen zurückgreifen konnte.
Anders ausgedrückt: Nürnberg ging das ungeheure Risiko ein, sich aus der
seit Jahrhunderten überlieferten, römisch-kirchlich determinierten
Weltordnung zu verabschieden und die Sicherung des eigenen Seelenheils
selbst in die Hand zu nehmen.
Allerdings waren die Voraussetzungen dafür auch denkbar günstig, denn
schon im Laufe des 15. Jahrhunderts hatte sich die Reichsstadt sehr
weitgehend vom Bistum Bamberg emanzipieren können. Hinzu kam unter
dem Schlagwort „Humanismus“ eine intellektuelle Debattenkultur, die
schon früh die Reformbedürftigkeit der Kirche diskutierte. Gerade hier
spielten auch persönliche Beziehungen eine tragende Rolle, denn
Kunstsammlungen
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Nürnbergs prominentester Debattierclub, die standesübergreifende
„Sodalitas Staupitziana“, hatte seinen Namen von Luthers großem Mentor
Johannes von Staupitz, der oft im Nürnberger Augustinerkloster residierte.
Doch die wichtigste aller Voraussetzungen für Eindringen und Verbreitung
der Reformation in Nürnberg und von Nürnberg aus war technischer Natur:
das extrem leistungsfähige Druckgewerbe, für das der Name des
Weltmarktführers Anton Koberger am Egidienplatz fast schon synonym
geworden ist. Voraussetzung hierfür war wiederum die Papiermühle des
Ulman Stromer, die ‒ als erste in Nordeuropa überhaupt ‒ seit 1390 mit
Pegnitzwasser lief. Hinzu kamen der gewaltige Aufschwung der
druckgraphischen Bildproduktion in Holzschnitt und Kupferstich, für den
kein Name so prägnant steht wie der Albrecht Dürers. Dabei konnten
Koberger wie Dürer auch die internationalen Handels- und Vertriebswege
Nürnbergs in ihrem Sinne nutzen. Kurz: Nürnberg war zur Zeit der
Reformation eines der bedeutendsten Nachrichtenzentren im Reich, und
es war niemand anderes als Martin Luther selbst, der 1528 in einem Brief
an Eobanus Hessus den Ausspruch prägte, der dieser Ausstellung den
Namen gegeben hat.
Aufgrund dieses enormen Wissensvorsprungs hatte der Nürnberger Rat
das Risiko der Reformation ‒ letztlich zu Recht ‒ als vertretbar
eingeschätzt. Als der neue Glaube mit den „Nürnberger
Religionsgesprächen“ im Frühjahr 1525 schließlich durchgesetzt wurde,
blickte ganz Deutschland gespannt auf die Reichsstadt ‒ und folgte ihrem
Beispiel dann in zahllosen Fällen.
Was hier in der extremen Verknappung wie eine einfache
„Siegergeschichte“ klingt, war in der Nahsicht natürlich unendlich viel
komplizierter ‒ so kompliziert, dass alle Aspekte und Nuancen jeden
Ausstellungsrahmen gesprengt hätten. Doch stehen Themen wie die
Umtriebe der „Gottlosen Maler“, der Widerstand des Nürnberger
Klarissenkonvents unter Caritas Pirckheimer oder der unausweichliche
Konflikt mit dem katholischen Kaiserhaus für viele Probleme, die sich bei
einem so durchgreifenden Wandel ergeben mussten. Die
Kunstsammlungen der Stadt Nürnberg werfen Schlaglichter auf einzelne
wichtige Voraussetzungen, Besonderheiten und Nachwirkungen des
epochalen Umbruchs in der Reichsstadt, die aber natürlich keinen
Anspruch auf Vollständigkeit erheben wollen und können.
Wichtig war dabei vor allem die Anschaulichkeit der Objekte, bei denen der
Akzent eindeutig auf den verschiedenen Bildmedien und weniger auf
dokumentarischen Quellen liegt. Fast alle der etwa 120 gezeigten Objekte
sind in oder für Nürnberg entstanden und zeigen die Besonderheiten der
Reformation in Nürnberg.
Die Ausstellung ist im Sinne eines „Vorher“ und „Nachher“ in zwei großen
Sequenzen aufgebaut, deren Auftakt vom Nachbau einer historischen
Hochdruckpresse gebildet wird. Aus ihr gehen Flugblätter hervor, die sich
in einem dichter und dichter werdenden Strom als Leitmotiv über alle
Räume und Abteilungen ziehen, mit der Druckerpresse als
„Sturmgeschütz“ der Reformation als Ursprung.
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Auch die Farbe der Ausstellung wechselt: von einem kräftigen „KardinalsRot“ zu einem ernsten Dunkel-Violett. Dies soll den Wandel von
verschwenderischem Prunk und der Verweltlichung der Kirche hin zur
ernsten, moralisch-strengen Wortbezogenheit des Lutherischen Kirchenund Bibelverständnisses sinnfällig veranschaulichen.
Eine eigene Unterabteilung betont unter der Überschrift „Bedrohte Pracht“
einen besonderen Akzent der Reformation in Nürnberg, denn die
Reichsstadt war allein schon durch die überragende Figur Albrecht Dürers
für die Jahrzehnte um 1500 eine Kunstmetropole von europäischem Rang
‒ in der Zeit der ersten Bilderstürme stand also nichts geringeres als der
Kernbestand des kulturellen Erbes Nürnbergs auf dem Spiel.
Zwischen beiden Abteilungen vermittelt ein kleiner Raum, der als einziges
Exponat den handschriftlichen Bericht über die Nürnberger
Religionsgespräche von 1525 enthält, der von ihrem Moderator Christoph
Scheurl für seine Nachkommen niedergelegt wurde. Er wurde bislang noch
in keiner Ausstellung gezeigt und konnte aus Privatbesitz entliehen
werden.
Dank der freundlichen Unterstützung durch das Germanische
Nationalmuseum Nürnberg, die Stadtbibliothek Nürnberg, die
Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg, das Landeskirchliche Archiv der
Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern und des Staatsarchivs
Nürnberg können die Kunstsammlungen der Stadt Nürnberg nun Exponate
zeigen, die Nürnbergs besonderen Anteil an der Reformation Martin
Luthers noch einmal lebendig werden lassen. Matthias Kutsch von impulsdesign Erlangen hat für eine starke gestalterische Linie gesorgt.
Die Ausstellung wurde durch Fördermittel seitens der Beauftragten der
Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des
Bundestages maßgeblich unterstützt.
Zur Ausstellung ist eine Begleitpublikation im Tümmel Verlag Nürnberg
erschienen, die für 12,95 Euro an der Kasse des Stadtmuseums
Fembohaus erhältlich ist.
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BEGLEITPROGRAMM
Öffentliche Führungen
Ausstellungsführung
So, 03., 17. und 31.05., 14. und 28.06., 12. und 26.07., 09. und 23.08.,
06. und 20.9. sowie 04. und 18.10.2015, 15 Uhr
Sa, 31.10.2015, 15 Uhr
Kosten: 2 Euro Führungsgebühr (zzgl. Museumseintritt)
Themenführung „Nürnberg und die Reformation“
Andreas Puchta M.A.
Mi, 24.06.2015, 15 Uhr
So, 18.10.2015, 11 Uhr
Kosten: 2 Euro Führungsgebühr (zzgl. Museumseintritt)
Themenführung „‘Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe ...‘:
Familiäre Frömmigkeit im Hause Tucher“
Im Museum Tucherschloss erinnern kostbare Kunstwerke an die reiche
Stiftertätigkeit und das religiöse Familienethos der Tucher.
So, 03.05.2015, 11 Uhr
Do, 14.05.2015, 15 Uhr
Do, 04.06.2015, 15 Uhr
So, 05. und 19.07.2015, 11 Uhr
Kosten: 2 Euro Führungsgebühr (zzgl. Museumseintritt)
Treffpunkt: Museum Tucherschloss, Hirschelgasse 9-11, 90403 Nürnberg
Teilnehmerbegrenzung: maximal 30 Personen, Reservierungen sind leider
nicht möglich
Sonderbuchungen unter:
Kunst- und Kulturpädagogisches Zentrum der Museen in Nürnberg
Abteilung II: Erwachsene und Familien
Tel.: 09 11 / 13 31-2 38
Fax: 09 11 / 13 31-3 18
E-Mail: [email protected]
Schaustück des Monats
An den heiligen Wasser der Pegnitz:
Der Riesenholzschnitt „Die Reformatoren vor Nürnberg“
Dr. Thomas Schauerte
Mi, 03. und 17.06.2015, 16 Uhr
Kosten: Teilnahme im Museumseintritt enthalten
Nackte Tatsachen. Der Tugend-Zyklus von Georg Pencz
Dominika Kolodziej M.A.
Mi, 07. und 21.10.2015, 16 Uhr
Kosten: Teilnahme im Museumseintritt enthalten
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Vortragsreihe
Begleitend zur Ausstellung finden Vorträge zum Themenkreis
„Reformationszeit in Nürnberg“ statt. Referenten, Themen und Termine
finden Sie rechtzeitig vorher in der Tagespresse oder unter:
www.stadtmuseum-fembohaus.de
Buchbare Angebote für Schulklassen
Kirche in der Krise. Nürnberg und die Reformation
Museumspädagogisches Angebot für den Geschichtsunterricht der 7. Jg.
Lehrplanbezug: MS GSE 7.4.1; RS G 7.4; Gym G 7.3
Dauer: 90 Minuten
Zwei Kirchen und ein Gott.
Die Grundlagen des evangelischen Glaubens
Museumspädagogisches Angebot für den Religionsunterricht der 7. und
8. Jg. sowie für Konfirmandengruppen
Lehrplanbezug: MS EvR 7.3; KR 7.6.2; RS EvR 8.1; KR 8.5; Gym EvR 8.3;
KR 8.3
Dauer: 90 Minuten
Information und Buchung
Kunst- und Kulturpädagogisches Zentrum der Museen in Nürnberg
Abteilung I: Schulen und Jugendliche
Tel.: 09 11 / 13 31-2 41
Fax: 09 11 / 13 31-3 18
E-Mail: [email protected]
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INFORMATIONEN KOMPAKT
Laufzeit
24. April bis 31. Oktober 2015
Eintritt
Der Eintritt in die Ausstellung ist im Museumseintritt von 5 Euro,
ermäßigt 3 Euro, bereits inbegriffen.
Katalog
Eine Begleitpublikation ist für 12,95 Euro im Stadtmuseum Fembohaus
erhältlich.
Kontakt
Stadtmuseum Fembohaus
Burgstraße 15
90403 Nürnberg
Telefon: 09 11 / 2 31-25 95
Fax:
09 11 / 2 31-25 96
E-Mail: [email protected]
www.stadtmuseum-fembohaus.de
Öffnungszeiten
Dienstag bis Freitag
Samstag und Sonntag
10-17 Uhr
10-18 Uhr
Anfahrt
Buslinie 36: Haltestelle Burgstraße
U1/U11:
Haltestelle Lorenzkirche (Ausgang Hauptmarkt)
Weitere Informationen erhalten Sie bei den Kunstsammlungen der Stadt
Nürnberg unter 09 11 / 2 31-45 06 sowie bei der Presse- und
Öffentlichkeitsarbeit der Museen der Stadt Nürnberg unter Telefon 09 11 /
2 31-54 20.