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Links: Luftbild;
rechts: Die ursprüngliche
Erscheinung (Architekt:
Johann Georg Poppe, 1902)
hatte nur rund 20 Jahre
Bestand
Foto: Detmar Schmoll,
Zeichnung: Georg Poppe
Neue Aussichten
in Bremen
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Das größte und älteste Kontorhaus Bremens soll aufgestockt werden: Die Baumwollbörse erhält eine neue
Eckturmspitze und das Ensemble am Marktplatz ein
weiteres Kupferdach Text Daniel Josties
Als 1961 Wassili Luckhardts Entwurf für das Haus
der Bremischen Bürgerschaft, dem Landesparlament, im Wettbewerb ausgewählt wurde (Bauwelt 23.1961), begann ein jahrelanger Streit in
der Bremer Öffentlichkeit. Einerseits stieß Luckhardts moderner Entwurf auf Begeisterung, andererseits war vor allem die flach gezackte Form
der Dachkante ein Stein des Anstoßes. Sie sei
dem Ensemble des Marktplatzes mit seinen Spitzgiebeln nicht angemessen. Luckhardt setzte
sich jedoch durch.
2015 geht es wieder um zeitgenössische Architektur am Bremer Marktplatz. Das Gebäude
der Baumwollbörse ist bis heute im Besitz des
gleichnamigen Vereins, der seit über 140 Jahren
mit der „Wahrung und Förderung der Interessen
aller am Handel mit und der Verarbeitung und
Veredelung von Baumwolle und Baumwollprodukten sowie sonstigen Textilfasern und Textilfaserprodukten Beteiligten“ beschäftigt ist. Er legt,
gemeinsam mit siebzehn weiteren internationalen Organisationen Bedingungen fest, an denen sich der internationale Baumwollhandel orientiert. Noch heute wird hier die Qualität der
Rohprodukte bewertet und Streit vor Schiedsgerichten verhandelt.
Der Bau entstand 1902 nach dem Entwurf des
Bremer Architekten Johann Georg Poppe und
war als Kontorhaus geplant, was sich noch heute
Die Baumwollbörse heute,
nach zahlreichen baulichen
Eingriffen
Foto: Landesamt für Denkmalpflege, Bremen
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1 Baumwollbörse
4 Marktstraße
2 Haus der Bürgerschaft
5 Balgenbrückstraße
3 Dom
6 Wachtstraße
Einstufiger, begrenzter Wettbewerb nach RPW 2013 mit
Realisierungs- und Ideenteil
1. Preis (6000 Euro) Kuehn Malvezzi/Christian Felgendreher, Berlin/Bremen
ein 3. Preis (3500 Euro) Planungsgruppe
Gestering|Knipping|de Vries, Bremen
ein 3. Preis (3500 Euro) zweimeterzehn architekten,
Bremen
an den großen Fenstern, insbesondere im vierten
Obergeschoss, abzeichnet. Hinter ihnen wurde
die Baumwolle gesichtet und bewertet. Im Laufe
der Zeit erfuhr der Bau, bedingt durch Kriegsschäden, aber auch früh auftretende Witterungsschäden an den Sandsteinverziehrungen, starke Veränderungen. Die Stuckverzierungen der
Fassade, das Spitzdach und der Eckturm verschwanden, 1961 kam ein Parkhaus als südöstlicher Abschluss hinzu.
Die Bremer Baumwollbörse hat nun, in Kooperation mit dem Senator für Umwelt, Bau und Verkehr der Freien Hansestadt Bremen, einen Wettbewerb für ein Gesamtkonzept ausgelobt, dessen einzelne Aspekte sukzessive umgesetzt werden sollen. Im Realisierungsteil der Auslobung
wird das Bedürfnis nach mehr Bürofläche durch
die Aufstockung des Hauptflügels an der Marktstraße um ein sechstes und siebtes Obergeschoss formuliert. Außerdem soll an Stelle des
alten Eckturms eine neue, separat erschlossene
Kuehn Malvezzi verwenden
Glas und Kupfer, um zwei
neue Geschosse und einen
Aussichtsturm mit Festsaal zu schaffen. Das Erdgeschoss durchbrechen
sie von Wacht- und Balgenbrückstraße aus um die
Höfe zu erschließen.
Ansicht, EG und 7. OG im
Maßstab 1:1000
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Rechts: Um diesen Blick der
Öffentlichkeit zugänglich zu
machen, soll eine Aussichtsplattform an der Spitze des Eckturms entstehen.
Daneben: Das Haus der
Bremischen Bürgerschaft
(Wassili Luckhardt, 1966)
verursachte seinerzeit jahrelange Kontroversen um
zeitgenössische Architektur
am Marktplatz.
Fotos: Wolfgang Hübschen,
Jürgen Howaldt
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WETTBEWERBE ENTSCHEIDUNGEN
Bauwelt 16.2015
Bauwelt 16.2015
WETTBEWERBE ENTSCHEIDUNGEN
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Die Bremer Planungsgruppe sieht einen Turm aus
Glasbausteinen vor und legt
besonderes Augenmerk
auf die stadträumliche Anbindung der neu zu schaffenden Passagen
Ansicht und EG im Maßstab
1:1000
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137 Wettbewerbe Online
auf bauwelt.de
OFFENE WETTBEWERBE
Cascais (Portugal)
Anmeldung bis: 12.5.2015
Abgabe: 25.5.2015
Site Art Center Competition
ARKxSITE
Ideenwettbewerb
Zulassungsbereich: international
Teilnehmer: Absolventen und Studierende der Architektur
Preissumme: 3500 EUR
Innerhalb der alten Festung von Cresmina soll ein
modernes Kunstzentrum entstehen, das Künstler und
Touristen gleichermaßen anzieht.
Teilnahmegebühr: 60-90 EUR
Wettbewerbssprache: Englisch
www.arkxsite.com
Berlin
und wettergeschützte Aussichtsplattform entstehen. Sie böte wegen der guten Aussicht auf
den Marktplatz touristisches Potenzial. Im Ideenteil des Wettbewerbs waren Nutzungsszenarien für die beiden Innenhöfe gesucht, ebenfalls
zu touristischen Zwecken. Für die Aufstockung
des Parkhauses (entlang der Balgenbrückstraße)
und eine Überprüfung der Erdgeschossnutzung
an selber Flanke sollten ebenfalls Vorschläge
gemacht werden.
Die acht eingeladenen Büros sahen sich also
einer herausfordernden Mischung aus Entwurf
und Bestandsanpassung gegenüber. Die Lösung
der Aufgabe gelang nach Meinung der Jury (Vorsitz: Jörg Springer) dem Berliner Büro Kuehn
Malvezzi mit Christian Felgendreher am besten.
Zwei gleichrangige dritte Preise vergab sie an
zweimeterzehn architekten und die Planungsgruppe Gestering, beide aus Bremen.
Die Auslobung forderte: „Der Entwurf darf
nicht den Anspruch erheben, ein dominierendes
Bauteil auszubilden.“ Die Vorschläge für den
Eckturm konkurrieren aber durchaus um die Blicke der Passanten, mit glänzenden Glasbausteinen (Gestering Knipping de Vries) oder mit
einer vertikalen, „käfigartigen“ Verkleidung der
neuen Turmlaterne (zweimeterzehn). Das von
Kuehn Malvezzi vorgesehene patinierte Kupfer
und Glas steht dem in Auffälligkeit kaum nach.
Die Jury lobte bei diesem Entwurf, dass er dem
Bau eine „einprägsame Geste“ hinzufüge. Ihr gefiel auch, dass die Architekten einen Festsaal in
der Turmspitze vorsehen. Von diesem aus sind
zwei kleine Aussichtsplattformen zu erreichen.
Von der Marktstraße besteht heute die einzige Zuwegung zu den beiden Innenhöfen. Kuehn
Malvezzi und die Planungsgruppe Gestering
sehen neue Erschließungen sowohl von der Balgenbrückstraße als auch von der Wachtstraße
aus vor. Zweimeterzehn architekten gestalte den
zweiten Innenhof dagegen so, dass er nur vom
ersten aus erreichbar ist. Die Jury erwähnt dies
lobend als „beruhigend“ und „introvertiert“. Der
Siegerentwurf hingegen erfuhr aber auch wegen
des Zuschnitts der Büro- und Serviceräume auf
den beiden neuen Ebenen Zuspruch. Die Juroren
entschieden einstimmig, nannten aber einige
Empfehlungen für die weitere Bearbeitung des
Entwurfs. Die Proportionen des Turms sollen
überprüft, alternative Erschließungen der Aufstockungen untersucht werden. Auch das vorpatinierte Kupfer „sollte in Hinblick auf eine
selbstständige Alterung nochmals hinterfragt
werden“.
Als Luckhardt vor dieser Frage stand, soll er
persönlich das „Patinieren“ der Traufkante mittels grüner Farbe angeordnet haben. Ob nun
wieder eine jahrelange Diskussion um eine zeitgenössische Giebelgestaltung an historischer
Stelle bevorsteht?
Die vertikale Struktur, die
zweimeterzehn vorschlagen, ist von Baumwollfäden
inspiriert. Die Jury kritisiert
sie als zu „käfigartig“. Die
Hoferschlie ßung bewertet
sie positiv.
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Abgabe: 31.5.2015
Stadt im Wandel – Stadt der Ideen
plattformnachwuchsarchitekten
Ideenwettbewerb
Zulassungsbereich: international
Teilnehmer: Architekten, Landschaftsarchitekten,
Stadtplaner, Studierende
Mit dem Motto „Stadt bewegen!“ wird der Fokus auf die
vernetzte Stadt gerichtet und wie „Industrie 4.0“ und
soziales Miteinander zu einem adäquaten Ausgleich
gebracht werden können.
www.plattformnachwuchsarchitekten.de
BEGRENZT OFFENE WETTBEWERBE
Bozen (Italien)
Bewerbung bis: 29.4.2015
Energetische Sanierung und Aufstockung von Gebäuden
Institut für den Sozialen
Wohnbau des Landes
Südtirol
Planungswettbewerb (zweistufig)
Zulassungsbereich: EWR, WTO
Teilnehmer: Architekten, Ingenieure
Das Vorhaben ist Teil des EU - Projekts SINFONIA.
Wettbewerbssprachen: Deutsch, Italienisch
www.wobi.bz.it > Institutionelle Veröffentlichungen >
Amtstafel > Ausschreibungen
Esch-sur-Alzette (Luxemburg)
Bewerbung bis: 2.5.2015
La construction d‘une école fondamentale
Ville d‘Esch-sur-Alzette
Realisierungswettbewerb
Zulassungsbereich: EWR
Teilnehmer: Architekten
Neubau einer Grundschule mit Sporthalle und Sportplatz
Wettbewerbssprache: Französisch
www.bauwelt.de > Wettbewerbe
Marburg
Bewerbung bis: 1.5.2015
Feuerwehr und Ausbildungszentrum
Universitätsstadt Marburg
Realisierungswettbewerb
Zulassungsbereich: EWR
Teilnehmer: Arge aus Architekten und Landschaftsarchitekten
Neubau eines Feuerwehrgebäudes, eines Ausbildungsund eines Trainingszentrums am alten Standort
www.wettbewerbe-bsmf.de
PREISE
Einsendeschluss: 20.5.2015
BDA Architekturpreis Rheinland-Pfalz 2015
BDA Landesverband
Rheinland-Pfalz
Architekturpreis
Zulassungsbereich: Rheinland-Pfalz
Teilnehmer: Architekten, Bauherren
Auszeichnung
Eingereichte Bauten müssen in Rheinland-Pfalz realisiert
sein und die Fertigstellung darf nicht länger als fünf Jahre
zurückliegen.
Teilnahmegebühr: 100 EUR
www.bda-rheinland-pfalz.de
Eine Gewähr für Richtigkeit und Vollständigkeit der in dieser Rubrik publizierten
Auslobungen wird nicht übernommen.
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WETTBEWERBE ENTSCHEIDUNGEN
Bauwelt 16.2015
Bauwelt 16.2015
WETTBEWERBE AUSLOBUNGEN
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