finden Sie den Abstractband der 48. DDG-Tagung als

ISSN 1610-0379
D24717
Band 13
Supplement 1
April 2015
Journal der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft
Journal of the German Society of Dermatology
JDDG
Offizielles Organ/Official Journal
Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG)
Österreichische Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie (ÖGDV)
48. DDG-TAGUNG
2015
Titelmotiv: Villard Salibi, http://www.salibi-design.de
BERLIN · 29. APRIL – 2. MAI
Deutsche Dermatologische Gesellschaft
Vereinigung Deutschsprachiger Dermatologen e. V.
In Zusammenarbeit mit dem Berufsverband der Deutschen Dermatologen.
Tagungspräsident
Prof. Dr. med. Roland Kaufmann
Zentrum der Dermatologie der J.W. Goethe-Universität
Theodor-Stern-Kai 7
60590 Frankfurt/Main
Tel.:
+49 (0)69 6301-5311
Fax:
+49 (0)69 6301-5117
E-Mail: [email protected]
Koordination wissenschaftliches Sekretariat
Elke Schmeckenbecher
c/o Deutsche Dermatologische Gesellschaft
Geschäftsstelle
Robert-Koch-Platz 7, 10115 Berlin
Tel.:
+49 (0)30 24 62 53 16
Fax:
+49 (0)30 24 62 53 17
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Kongressorganisation
MCI Deutschland GmbH
MCI – Berlin Office
Annette Gleich/Landy Siemssen
Markgrafenstr. 56, 10117 Berlin
Tel.:
+49 (0)30 20 45 90
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www.derma.de
Indexed in SCIE
Indexed in MEDLINE
Abstractband anlässlich der 48. Tagung der Deutschen
Dermatologischen Gesellschaft, Vereinigung Deutschsprachiger
Dermatologen e. V. in Berlin vom 29. April bis 2. Mai 2015
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Wiley Online Library
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Schriftleitung Supplement der DDG-Tagung 2015
R. Kaufmann, A. Enk, E. Hadaschik, and M. Hartmann
25/03/15 9:28 AM
DOI: 10.1111/ddg.12653
JDDG
JDDG wird herausgegeben von der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG)
(Vereinigung Deutschsprachiger Dermatologen e. V.)
JDDG ist offizielles Organ der
Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) und der
Österreichischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie (ÖGDV)
Abstractband anlässlich der
48. Tagung der Deutschen Dermatologischen
Gesellschaft, Vereinigung Deutschsprachiger
Dermatologen e. V.
in Berlin vom 29. April bis 2. Mai 2015
Schriftleitung Supplement
der DDG-Tagung 2015
R. Kaufmann, Frankfurt
E. Hadaschik, Heidelberg
A. Enk, Heidelberg
M. Hartmann, Heidelberg
Programmkomitee/
Abstract Reviewer
M. Berneburg, Regensburg
U. Blume-Peytavi, Berlin
N.H. Brockmeyer, Bochum
S. Eming, Köln
L. French, Zürich
H. Gollnick, Magdeburg
T. A. Luger, Münster
M. Reusch, Hamburg
R. Rompel, Kassel
J. C. Simon, Leipzig
C. Sunderkötter, Münster
U. Trefzer, Berlin
T. Vogt, Homburg/Saar
T. Biedermann, München
M. Böhm, Münster
L. Bruckner-Tuderman, Freiburg
R. Fölster-Holst, Kiel
K. Fritz, Landau
S. M. John, Osnabrück
D. Metze, Münster
M. Röcken, Tübingen
T. Ruzicka, München
K. Strömer, Mönchengladbach
R. Stadler, Minden
E. Tschachler, Wien
Inhalt
DOI: 10.1111/ddg.12654
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Vorträge
Arbeitsgemeinschaften und assoziierte Gesellschaften (AKS)
1
Key Note Lectures (KN)
27
Plenarvorträge (PV)
28
Symposien (S)
31
Wissenschaftliche Sitzungen der Pharmazeutischen Industrie:
Mittagsseminare (MS) und Satellitensymposien (SAT)
61
Diaklinik (DK) – Interessante Fälle aus der Welt der DDG (DK)
63
Freie Vorträge (FV)
69
Poster
Akademische Lehre (P001-P002)
112
Allergologie (P003-P007)
113
Andrologie (P008)
114
Ästhetische Dermatologie (P009-P014, P209)
114
Berufsdermatologie (P015-P017)
117
Dermatohistopathologie (P018-P024)
118
Dermatoimmunologie (P025-P031)
120
Epidemiologie (P032-P047)
123
Genodermatosen (P048-P053)
129
Geschichte und Ethik der Dermatologie (P054)
131
rg
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Inhalt
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Gesundheitspolitik (P055-P062)
131
Haarerkrankungen (P063-P064)
134
Klinische Studien (P065-P087)
135
Lehrreiche Fälle (Diagnostik) (P088-P103, P210)
144
Lehrreiche Fälle (Therapie) (P104-P116)
150
Mikrobiologie (P117-P122)
154
Molekulare Diagnostik (P123-P126)
156
Nagelerkrankungen (P127-P129)
158
Onkologie (P130-P163)
159
Operative Dermatologie (P164-P180)
171
Pädiatrische Dermatologie (P181-P183, P208)
176
Phlebologie (P184-P185)
177
Phototherapie /-diagnostik (P186-P187)
178
Physiologie und Biochemie der Haut (P188-P192)
179
Prävention (P193)
180
Pruritus (P194-P196)
181
Psychosomatik (P197-P198)
182
Venerologie/STI (P199-P200)
182
Wundmanagement (P201-P207)
183
Autorenindex
186
Ausschlussvermerk
Die Abstract-Texte entsprechen den Online-Einreichungen der Autorinnen und Autoren. Die vom Verlag vorgenommenen
Korrekturen beziehen sich ausschließlich auf Rechtschreibung. Der Verlag übernimmt keine Gewähr für die Angabe von
Dosierungen und Applikationen.
iv
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Vorträge - Arbeitsgemeinschaften und assoziierte Gesellschaften (AKS)
DOI: 10.1111/ddg.12655
Arbeitsgemeinschaften und assoziierte Gesellschaften (AKS)
AKS01 Arbeitsgemeinschaft Ästhetische Dermatologie und Kosmetologie
(ADK): Ästhetische Dermatologie:
Gewollter Körperschmuck und ungewollte Stigmata – neue Möglichkeiten
der Behandlung von Narben und
Tätowierungen
AKS01/02
Gewollter Körperschmuck und ungewollte Stigmata –
neue Möglichkeiten der Behandlung von Narben und
Tätowierungen
Bayerl C.1
1
Dr. Horst Schmidt Kliniken, Dermatologie/Allergologie, Wiesbaden,
Germany
Nach psychosomatisch/psychotherapeutischer Einschätzung können Tattoos und Piercing eine Copingstrategie bei psychosozialen/psychischen Konflikten darstellen oder als für Individualität
stehen. Ein Drittel der Jugendlichen trägt einen Körperschmuck.
Die Komplikationspalette umfasst Pyodermien und virale Infektionen. Tätowierfarben können Kontaktallergien, lichenoiden,
pseudolymphomatöse, granulomatöse und photoallergische Reaktionen auslösen. Beim Piercen besteht das Risiko einer Blutung
im Bereich der Mundschleimhaut und von Nekrosen am Knorpel.
Nervenschädigungen, Verletzungen der Urethra oder eine Atrophie an der gegenüberliegenden Schleimhaut der Zahnhälse bei
Lippen-Piercing.
Die Dermabrasio wird eingesetzt bei Keloiden oder mitunter noch zur Tattoo-Entfernung. Moderne Laser haben aufgeholt
mit selektiver Photothermolyse für schwarze oder farbige Tattoos.
Neuentwicklungen sind Picosekundenlaser mit extrem kurzen
Impulsen. Nicht mit Laser zu entfernen sind die fluoreszierenden
Tattoos ( = „Glow in the Dark“ oder „Chamäleon-Tattoos“), die
Polymetharylate oder Strontium enthlaten. Chemisches Peeling
(AHA-Peelings, Glykolsäuren, Saliclysäure oder Trichloressigsäure) werden neuerding kombiniert mit Mikroneedling mit dem
Dermaroller. Kombinationen mit Steroidunterspritzung und neue
Modifikationen der Kryotherapie sind bei Keloiden eine Option. Entfernung eines Tattoos mit Milchsäure, die unter die Haut
gespritzt wird, führt zu unschönen Verätzungen mit Narbenbildung. Piercing kann eine Nickelallergie bahnen.
Piercings sollten nicht bei Patienten mit einem M. Crohn, M.
Behçet oder Neurodermitis vorgenommen werden. Das Keloid-Risiko beträgt 2%; Nerven können verletzt werden und Sensibilitätsstörungen oder Schmerzen auftreten (2%). Auch bei der Tattoo-Entfernung mit Laser bleiben Texturveränderungen der Haut
zurück. Es wird daher in Zukunft sinnvoll sein, dass an den Schulen
bereits über die Risiken von Tattoos und Piercing informiert wird.
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AKS01/03
Männer vs. Frauen – Geschlechtsspezifische Unterschiede in
der Hautphysiologie
Lübberding S.1
1
Rosenpark Research, Darmstadt, Germany
Unterschiede in der Hautphysiologie von Männern und Frauen
werden schon lange vermutet und diskutiert. Ergebnisse aktueller
Forschungsarbeiten bieten nun erstmals fundierte Daten und wissenschaftliche Beweise zu geschlechtsspezifischen Unterschieden
der Haut im Lebensverlauf.
So zeigt eine systematische Studie mit über 300 männlichen und weiblichen Probanden im Alter von 18 bis 70 Jahren,
dass es Unterschiede besonders im Hinblick auf den Sebumgehalt und die Pufferkapazität an der Hautoberfläche gibt. Beide
Parameter sind bei Männern deutlich höher und beeinflussen
damit maßgeblich die Zusammensetzung des epidermalen Hydrolipidfilms. PH-Wert und Sebumgehalt bleiben im Verlauf des
Lebens stabil und ändern sich auch bis zur 8. Lebensdekade
nicht. Die Stratum-corneum-Hydratation bei jungen Männern
ist signifikant höher, als bei gleichaltrigen Frauen. Während
jedoch die SC-Hydration bei Frauen im Lebensverlauf stabil
bleibt, oder sogar mit zunehmendem Alter ansteigt, korreliert
ein abnehmender Feuchtigkeitsgehalt mit steigendem Alter bei
Männern. Dieser Effekt ist messbar ab dem 40. Lebensjahr. Auch
beim transepidermalen Wasserverlust (TEWL) gibt es altersabhängige Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Circa bis
zum 50. Lebensjahr ist der TEWL bei Männern signifikant niedriger, als bei gleichaltrigen Frauen, unabhängig von der gemessenen Lokalisation. Mit zunehmendem Alter gleichen sich diese
Werte jedoch an.
Auch im Hinblick auf die Hautalterung zeigen sich deutliche
Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Gesichtsfalten sind
bei Männern früher und auch stärker ausgeprägt als bei Frauen.
Die lebenslange Faltenentwicklung bei Männern ist dabei eher
gleichmäßig ansteigend, während es bei Frauen zu einem eher
sprunghaften Anstieg der Faltenausprägung im 5. und 6. Lebensjahrzehnt kommt. Auch altersbedingte Veränderungen der
Hautelastizität und -dehnbarkeit sind bei beiden Geschlechtern
nachweisbar.
Diese neue Erkenntnisse sind ein wichtiger Schritt zu einem
besseren Verständnis von alters- und geschlechtsspezifischen
Unterschieden zwischen Männer- und Frauenhaut und können
genutzt werden, individuell angepasste Hautpflege, aber auch
altersgerechte Behandlungskonzepte zur Hautrejuvenation auf
wissenschaftlicher Basis zu entwickeln.
AKS01/04
Aktuelle Internationale Leitlinien zur Behandlung überschießender Narben – what‘s new?
Gauglitz G.1
1
Ludwig-Maximilians Universität, Dermatologie, München, Germany
1
Vorträge - Arbeitsgemeinschaften und assoziierte Gesellschaften (AKS)
Aufgrund verschiedener neuer Therapieoptionen zur Behandlung
von überschießenden Narben und Keloiden beschloss eine internationale Expertengruppe die Überarbeitung der erstmals 2002
erschienenen internationalen Leitlinie. Alle Empfehlungen wurden im Rahmen verschiedener Konsensuskonferenzen unter Verwendung eines formalen Konsensusverfahrens konsentiert. Die
Ergebnisse wurden im August 2014 im Journal of Dermatologic
Surgery publiziert. Neben klassischen Verfahren, wie beispielsweise Kryotherapie oder Injektionen von Kortikosteroiden werden
nun erstmals neben injiziertem 5-Fluorouracil für die Behandlung
von Keloiden, auch fraktionierte Laser zur Verbesserung von vor
allem hypertrophen (Verbrennungs-)Narben empfohlen. Nach
wie vor scheint jedoch die Vorbeugung von unschönen Narben
mit Hilfe der richtigen Nahttechniken, Silikon-basierten Gelen
oder Pflastern und Zwiebelextrakt enthaltenden Narbenexterna
effektiver zu bleiben als die Behandlung der späteren überschießenden Narbe.
AKS01/05
Behandlung von Narben und Striae distensae mittels
Microneedling und Laser
Borelli C.1
1
Eberhard-Karls-Universität Tübingen, Einheit für Ästhetische Dermatologie und Laser der Universitätshautklinik, Tübingen, Germany
Narben und Striae distensae als Strukturveränderungen der Haut
stellen für die betroffenen Menschen häufig ein gravierendes
ästhetisches Problem dar. Insofern nimmt die Nachfrage nach
Behandlung dieser Hautveränderungen im Rahmen dermatologisch-ästhetischer Patienten eine relevante Anzahl ein.
Durch neue Methoden, wie Microneedling und Fraktionierte
Lasertherapie wurden die Behandlungsmöglichkeiten bei diesen
Indikationen deutlich erweitert und die Behandlungen für die
Patienten wesentlich angenehmer, da die Ausfallzeit vergleichsweise kurz ist. Insbesondere beim Microneedling ist der Patient
lediglich am Behandlungstag eingeschränkt durch Pflaster, am
nächsten Tag ist bereits ein Abdecken der Restspuren der Behandlung mittels Make up möglich, sofern überhaupt noch Spuren sichtbar sind. Als relativ junge Methoden ist die Studienlage
zum Microneedling recht überschaubar. Hintergrund der Verbesserung der vorhandenen Narben oder Strukturänderungen, wie
bei Striae distensae ist ein Kollagenaufbau durch Anwerfen der
Wundheilungsvorgänge nach Zufügen eines definierten Schadens in der Haut.
Die Methode Microneedling ist vergleichsweise leicht durchzuführen und Komplikationsarm. Die Behandlungen werden alle
6–8 Wochen für insgesamt meist vier Mal durchgeführt. Die Ergebnisse sind extrem überzeugend.
AKS01/06
Narbenbehandlung von konservativ bis operativ
Fischer S.1, Borelli C.1
1
Universitäts-Hautklinik, Tübingen, Germany
Die Therapie von Narben ist häufig eine Herausforderung und
gestaltet sich schwierig. Bei hypertrophen Narben und Keloiden
2
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
führt eine pathologisch veränderte Wundheilung mit verlängerter
und gestörter Entzündungsphase zu einer exzessiven Bildung von
Narbengewebe.
Die Behandlungsindikation ergibt sich aus der funktionellen
Beeinträchtigung (z.B.Kontrakturen), den auftretenden Symptomen (z.B.Juckreiz/Schmerz), der psychischen Belastung des Patienten sowie ästhetischen/kosmetischen Gründen, die zu einer
hohen Einschränkung der Lebensqualität mit Stigmatisierung
führen können.
Abhängig von der Art der Narbe können verschiedene Therapiemöglichkeiten diskutiert werden. Erst nach ca. 12 Monaten
gilt die Narbenbildung als abgeschlossen. Eine operative Narbenbehandlung sollte frühestens 6 Monate nach Durchführung der
OP bzw. Bildung der Narbe durchgeführt werden.
Bei hypertrophen Narben die zu einer Kontraktur führen,
kann in Abhängigkeit von der Lokalisation eine operative Zugentlastung (z.B.Z-Plastik) diskutiert werden.
Eine Kompressionstherapie mit Silikonauflagen und Silikongel kann bei hypertrophen Narben zu einer deutlichen Besserung
führen.
Die Therapie der Wahl bei störenden und stark beeinträchtigenden Keloiden ist die Kryotherapie, häufig kombiniert mit einer
streng intraläsionalen Injektion von Triamcinolonacetat.
Flächige und flache Narben, z.B. im Rahmen einer Acne vulgaris, zeigen eine Besserung auf die Behandlung im Rahmen einer
fraktionierten Lasertherapie.
Die Durchführung von Microneedling bei hyper- und atrophen Narben, Acne- und Brandnarben, Striae distensae sowie
Narben nach Selbstverletzungen zeigt eine deutliche Besserung
bei deutlich geringerer Belastung des Patienten.
Trotz dem zunehmenden Erfolg in der Behandlung von überschießenden Narben, ist eine Prävention, falls nicht vermeidbar
eine frühzeitige und regelmäßige postoperative Prophylaxe mit
Silikonpräparaten (Gel, Creme, Folie) und zwiebelextrakthaltigen
Kombinationspräparaten ungleich effektiver.
AKS01/07
Behandlungen von Tätowierungen mittels Lasertherapie
Hofmann M.A.1
1
Charité Universitätsmedizin Berlin / Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Berlin, Germany
Die Anzahl der Entfernung von Tätowierungen nimmt in den
westlichen Ländern stetig zu. Die Gründe hierfür sind weitreichend, wie soziales Stigmata, familiäre Veränderungen und kosmetisch nicht zufriedenstellende Ergebnisse nach Tätowierung.
Die Möglichkeit der Behandlung der Tätowierungen mittels
Lasertherapie stellt neben der chirurgischen Entfernung den aktuellen medizinischen Standard dar. Chirurgische Entfernungen
kommen meisten nur für kleinflächige Tätowierungen in Frage.
Verschiedene Lasersysteme stehen zur Entfernung von Tätowierungen zur Verfügung Die am häufigsten verwendeten Systeme
sind Q-Switch Laser Systeme, hierzu zählen der Q-Switch Rubinlaser (694 nm), Q-Switch Nd:YAG Laser (532 nm, 1064 nm) und
der Q-Switch Alexandrit Laser (755 nm). Der Q-Switch Rubin und
Alexandritlaser werden gewöhnlich bei blauen und schwarzen
Tätowierungen verwendet, der Alexandritlaser kann bei grünen Tätowierungen eingesetzt werden. Der Q-Switch 532 nm
Nd:YAG Laser kommt zur Entfernung von roten Tätowierungen
Vorträge - Arbeitsgemeinschaften und assoziierte Gesellschaften (AKS)
zum Einsatz, der 1064 nm Nd:YAG Laser bei blauen und schwarzen Tätowierungen. Insgesamt können blaue und schwarze Tätowierungen zumeist gut entfernt werden. Bei roten und grünen
Tätowierungen ist es schwierig abzuschätzen, hier kann es zu Farbumschlägen kommen. Gelb, orange und weiß lassen sich meistens nicht mittels der Lasertherapie entfernen.
Neuartige Pikosekundenlaser weisen eine kürzere Pulsdauer
als Q-switch Laser auf, dadurch ist eine schnellere Aufhellung der
Tätowierung möglich, dies resultiert in kürzeren Behandlungsdauern. Aktuell stehen zwei Pikosekundenlaser als 755nm Alexandritlaser und als 1064/532Nd:Yag Laser zur Verfügung.
Prinzipiell kann die Entfernung von Tätowierungen auch mit
einem CO2 oder Erbiumlaser erfolgen, hier ist jedoch die Gefahr
der Narbenbildung am höchsten.
Die Lasertherapie zur Entfernung von Tätowierungen stellt
einen schmerzhaften Prozess dar. Einige Patienten tolerieren dies
nur mit lokalanästhesierenden Maßnahmen. Die häufigsten Nebenwirkungen sind Blasen- und Krustenbildungen. Ein Problem
stellt die Anzahl der benötigten Lasersitzungen dar, dies ist im
Vorfeld schwer abzuschätzen. Zusätzlich ist es möglich, dass die
Tätowierung nicht vollständig entfernt werden kann und dass
Pigmentverschiebungen, speziell Hypopigmentierungen langfristig auftreten können. Bei Anwendung der falschen Systeme oder
falschen Einstellungen kann es zur Narbenbildung kommen.
Insgesamt stellt die Entfernung der Tätowierungen mit Lasersystemen eine gute Behandlungsmöglichkeit da, die von speziell ausgebildeten Fachärzten durchgeführt werden sollte.
AKS01/08
Ärztliche Bewertungsportale – Grenzenlose Meinungsfreiheit unter dem Deckmantel der Justiz
Gemke G.1
1
Rechtsanwältin, München, Germany
Bewertungsportale im Internet spielen bei der Suche nach einem
geeigneten Arzt zunehmend eine Rolle. Doch hat dieses System
Licht- wie Schattenseiten. So freudig positive Bewertungen aufgenommen werden, so lösen negative Einträge beim Bewerteten
großen Ärger aus. Spätestens hier fühlt der Betroffene, dass er
sein Bild im Netz nicht eigenverantwortlich gestalten kann. Der
Bundesgerichtshof hat zwischenzeitlich die entscheidenden Fragestellungen, die im Zusammenhang mit Bewertungsportalen
auftreten, beantwortet. Der Vortrag soll einen Überblick über
die aktuelle Rechtslage geben sowie eine Handreichung dazu,
wie mit Negativbewertungen erfolgreich umgegangen werden
kann. Dies reicht vom Schutz der Anonymität der Nutzer bis zum
informationellen Selbstbestimmungsrecht des Bewerteten und
den rechtlichen Möglichkeiten, die Löschung einzelner Einträge
zu erreichen, die in Grenzen ebenfalls besteht.
AKS02 Arbeitsgemeinschaft Pruritusforschung (AGP): Chronischer Pruritus: Neues aus Forschung und Praxis
AKS02/01
Psychophysische Untersuchung zum hepatischen Pruritus
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Kremer A.E.1, Stengel M.1, Reeh P.W.2, Fischer M.J.2, Namer B.2
1
Medizinische Klinik 1, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen,
Erlangen, Germany
2
Institut für Physiologie und Pathophysiologie, Erlangen, Germany
Fragestellung: Pruritus ist ein häufiges und teils sehr quälendes Symptom vieler dermatologischer und internistischer Erkrankungen. Kürzlich konnten wir das Enzym Autotaxin (ATX)
und dessen Produkt, Lysophosphatidsäure (LPA), als potentielle
Mediatoren des cholestatischen Pruritus identifizierten. Es konnte gezeigt werden, dass ATX auch im Serum von Patienten mit
atopischer Dermatitis erhöht ist und hier ebenfalls wie bei den
Lebererkrankungen mit der Juckreizintensität korreliert. In dieser Studie haben wir erstmals den Effekt von LPA-Applikationen
in humaner Haut mittels psychophysischer Untersuchungen
analysiert.
Methodik: LPA wurde verblindet intradermal mittels Injektion (50 μ L) oder mittels getränkter inaktiver Cowhage Spiculae
in gesunden Probanden (N = 15–18) appliziert. Als Kontrollen
dienten Applikationen von Lösungsmittel sowie Histamin und
Capsaicin. Schmerz- und Juckreizintensität wurde mittels numerischer Rating Skalen (0–10) quantifiziert. Die Größe des Axon-reflex Erythems wurde mittels Doppler-Imaging quantifiziert. Im
Anschluss wurde die De-/Sensibilisierung thermischer, mechanischer und elektrischer Stimuli überprüft.
Ergebnis: Mittels Cowhage appliziertes LPA löste moderaten Juckreiz aus, während die intradermale Injektion einen kurz
andauernden aber im Vergleich zu Capsaicin verzögert einsetzenden, dosisabhängigen Schmerz mit brennendem Charakter
induzierte. LPA verursachte im Vergleich zu Histamin ein kleineres
Axon-reflex Erythem. LPA induzierte eine Hitzehyperalgesie, während die Empfindung von mechanischen und elektrischen Stimuli
nicht verändert wurde.
Schlussfolgerung: LPA kann beim Gesunden Juckreiz auslösen, jedoch nur, wenn es extrem fokal über Cowhage Spiculae
appliziert wird. Dies unterstützt die “ spatial density” Theorie der
Juckreizentstehung. ATX-Inhibitoren und LPA-Rezeptorblocker
könnten mögliche neue antipruriginöse Therapieansätze bei der
atopischen Dermatitis und Lebererkrankungen darstellen.
AKS02/02
Neue Untersuchungen zum brachioradialen Pruritus
Zeidler C.1, Lotts T.1, Lüling H.1, Riepe C.1, Pereira M.2, Englbrecht
J.2, da Silva C.C.1, Wempe C.2, Pogatzki-Zahn E.2, Ständer S.1
1
Dermatologie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Germany
Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und
Schmerztherapie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Germany
2
Einleitung: Der brachioradiale Pruritus (BRP) zählt zu den neuropathischen Pruritusformen. Der genaue Mechanismus, der zu
diesem lokalisiertem Jucken führt ist noch nicht genau geklärt.
Diskutiert wird eine Kompression der pruritusleitenden Fasern im
zervikalen Rückenmark. Jedoch gibt es auch Hinweise auf eine
periphere Ursache.
Methodik: Bei 21 Patienten mit BRP und 10 gesunden
Kontrollen wurde nach Provokation mit Cowhage-Spicules oder
inaktivierten Spicules, beladen mit Histamin, Capsaicin oder
NaCl über 10 Minuten die Pruritusintensität, -dauer, Quaddel
und Erythem ermittelt. Per Biopsie wurde die intraepidermale
3
Vorträge - Arbeitsgemeinschaften und assoziierte Gesellschaften (AKS)
Nervenfaserdichte (IENF) und bei 13 Patienten die epidermale
Expression des TRPV-1-Rezeptors bestimmt.
Ergebnis: Cowhage induzierte eine höhere und länger andauernde Pruritusintensität als Histamin und Capsaicin. Zudem
reagierten die Patienten schneller auf den Cowhagereiz (Latenz
bis maximalem Effekt 2,4 min) als die gesunden Kontrollen (3,5
min). BRP Patienten gaben nach der Applikation von Cowhage
eine höhere Intensität (VAS 3,9) als die gesunden Kontrollen (VAS
2,8) an. Nach Capsaicingabe konnte der gegenteilige Effekt beobachtet werden (BRP: VAS 2; gesunden Kontrollen: VAS 4). Die
IENF zeigte sich bei Patienten mit BRP in läsionaler Haut im Vergleich zu nicht-läsionaler Haut bzw. zu den gesunden Kontrollen
reduziert. Die Expression des TRPV-1-Rezeptor in den Keratinozyten der läsionalen Haut zeigte sich im Gegensatz zu der nicht-läsionalen Haut signifikant reduziert (p< 0,001).
Schlussfolgerung: Die erhobenen Ergebnisse deuten auf
eine periphere Sensibilisierung Cowhage-sensibler CMH-Fasern
bei BRP hin. Hierbei scheint die Epidermis eine besondere Rolle zu
spielen, da die intraepidermalen Nerven als auch die epidermale
TRPV1-Expression in Keratinozyten reduziert ist. Diese Ergebnisse
argumentieren für eine wichtige Rolle der Haut bei dem BRP.
AKS02/03
Hyperknesis und Alloknesis bei histaminergem und nicht
histaminergem Pruritus
Forster C.1, Holtkamp S.1, Wihan J.1
1
Institut für Physiologie und Pathophysiologie, Erlangen, Germany
Fragestellung: Jucken kann durch unterschiedliche Substanzen
ausgelöst und über verschiedene Signalwege peripher und zentral
weitergleitet werden. Die aus der Nozizeption bekannten Phänomene der Allodynie und Hyperalgesie lassen sich in entsprechender Form auch beim Jucken beobachten. Dabei verstärken Berührungsreize (Alloknesis) oder leichte Schmerzreize (Hyperknesis)
ein bestehendes Jucken. In dieser Studie wurde untersucht, ob
sich diese zentral vermittelte Sensibilisierung bei histaminergem
und nicht histaminergem Jucken unterscheidet.
Methodik: Jucken wurde durch intradermale Applikation
von Histamin und Cowhage (Juckbohne) induziert. Der Reizerfolg
wurde durch Messung der Hautrötung (Flare-Reaktion) und mittels des Eppendorfer Juck-Fragebogens kontrolliert. In definierten
Abständen zur Reizstelle wurde versucht, die Juckempfindung zu
verstärken, indem mit Lanzetten leichte Stiche in die Haut gesetzt
oder leichte Berührungsreize appliziert wurden. Hyperknesis- und
Alloknesis-Flächen ergaben sich aus den maximalen Abständen,
an denen dies erfolgreich war.
Ergebnis: Es wurden keine Unterschiede bei der subjektiven
Juck-Intensität nach Histamin und Cowhage gefunden, jedoch
wurden nach Cowhage die Fragebogen-Attribute „stechend“,
„schmerzend“ und „pochend“ signifikant höher bewertet. Während die Flaregrößen nach Histamin signifikant größer waren, gab
es keine Unterschiede in den Alloknesis- und Hyperknesis-Arealen. Das Hyperknesis-Jucken wurde nach Cowhage vorwiegend
von der brennenden Komponente dominiert, während es nach
Histamin überwiegend von einem kribbelnden und juckenden
Charakter geprägt war.
Schlussfolgerung: Unterschiede in der Flarereaktion bestätigen die unterschiedlichen Mechanismen der Juckentstehung in
der Peripherie. Die fehlenden Unterschiede bei den Arealen der
4
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Alloknesis und Hyperknesis lassen dagegen auf zentrale Sensibilisierungsprozesse schließen, die bei beiden Juckformen auf ähnlichen oder sogar gemeinsamen Mechanismen basieren.
AKS02/04
Chronischer Pruritus bei Hämodialysepatienten: Neues aus
der GEHIS-Studie
Weiß M.1, Weisshaar E.1
1
Universitätsklinik Heidelberg, Abteilung Klinische Sozialmedizin,
Heidelberg, Germany
Der chronische Pruritus (CP; Pruritus >6 Wochen) ist ein häufiges
Symptom bei nierenkranken Patienten, die sich einer Hämodialyse (HD)-Behandlung unterziehen müssen. Epidemiologische Daten zu möglichen Einflussfaktoren des dialyseassoziierten CP sind
bislang unzureichend. Ziel der repräsentativen Querschnittstudie
GEHIS (Akronym: German Epidemiological Hemodialysis Itch Study)
war es, die Prävalenz des CP bei HD Patienten im Versorgungssetting zu bestimmen und assoziierte Faktoren zu identifizieren.
Basis der Auswertung liefert eine randomisierte Stichprobe,
die 860 HD Patienten aus 25 für Deutschland repräsentativen Dialyseeinrichtungen umfasst. Erhoben wurden die Prävalenz des CP,
soziodemographische und klinische Variablen (bspw. Laborwerte,
Diagnosen), die gesundheitsbezogene Lebensqualität (HRQOL)
im Gesamtkollektiv sowie Charakteristika des CP bei Betroffenen.
42,8% der 860 HD Patienten waren weiblich; das Durchschnittsalter betrug 67,2 Jahre (SD±13,4). 25,2% litten zum Zeitpunkt der Erhebung an CP. Die Jahresprävalenz lag bei 27,2%,
die Lebensprävalenz bei 35,2%. Bei Patienten mit CP stellten sich
die Laborwerte Parathormon (PTH), Kreatinin und Phosphat im
Vergleich zu HD-Patienten ohne CP mit signifikant höheren Werten dar. Bei gruppierter Betrachtung des PTH stieg der Anteil der
Punktprävalenz signifikant mit dessen Höhe. Patienten mit sekundärer Glomerulonephritis zeigen unter Adjustierung für Alter und
dem Beginn der Dialysebehandlung signifikant weniger CP zu
allen erhobenen Prävalenzzeitpunkten. HD Patienten mit hereditärer Nierenerkrankung weisen eine signifikant höhere CP-Punktprävalenz auf. Nach Adjustierung für Alter und Geschlecht zeigen
HD Patienten mit CP eine signifikant schlechtere HRQOL.
GEHIS als erste epidemiologische CP-Prävalenzstudie demonstriert, dass aktuell jeder Vierte HD Patient von CP betroffen
ist und dieser mit einer hohen Krankheitslast verbunden ist. Signifikante Assoziationen bestehen zudem hinsichtlich verschiedener
Laborparameter und Diagnosen.
AKS03 Arbeitskreis Andrologie (AAD):
Andrologie 2015 – aktuelle Aspekte
und Herausforderungen
AKS03/01
Umsetzung der RiLiBAEKs und Qualitätssicherung im andrologischen Labor
Ochsendorf F.R.1
1
Klinikum d. J.W.Goethe-Universität, Klinik f. Dermatologie, Venerologie u. Allergologie, Frankfurt/M, Germany
Vorträge - Arbeitsgemeinschaften und assoziierte Gesellschaften (AKS)
Hintergrund: Am 23.11.2007 beschloss die Bundesärztekammer, Spermiogramm-Analysen in die „Richtlinien zur Qualitätssicherung laboratormedizinischer Untersuchungen“ (RiLiBAEK's)
einzubeziehen (Deutsches Ärzteblatt 105, A341ff, 2008 und 110,
A1822, 2013).
Methodik: Die Vorgaben der Bundesärztekammer (s.o.) sowie die Empfehlungen des „WHO-Handbuchs zur Untersuchung
menschlichen Ejakulats“ (5. Auflage 2012, Springer-Verlag) wurden durchgesehen.
Ergebnis: Die Bundesärztekammer verlangt bei der Spermiogrammanalyse die Zählung von je 200 Zellen für einzelnen
Variablen, jeweils Doppelbestimmungen, Plausibilitätskontrollen
dieser Proben sowie nach jeweils 50 Bestimmungen. Dokumentiert werden müssen folgende Punkte: Bezeichnung des medizinischen Laboratoriums, Bezeichnung des Messplatzes, Zeitraum
der Auswertung, Untersuchung (Probenmaterial, Einheit), Untersuchungsmethode (verwendete Zählkammer; Färbemethode),
Untersuchungsergebnisse einschließlich der Einzelwerte der Doppelbestimmungen, die Bewertung gemäß der entsprechenden
Formeln, Freigabe- oder Sperrvermerk, ergriffene Korrekturmaßnahmen und Name/Namenszeichen oder Unterschrift der Untersucher. Diese Informationen müssen 5 Jahre aufgehoben werden.
Zweimal pro Jahr muss an externen Ringversuchen für die Variablen Konzentration, Morphologie und Motilität teilgenommen
werden. Darüber hinaus finden sich im WHO-Handbuch konkrete
Angaben zu weiteren Qualitätssicherungsmaßnahmen, wie monatliche Mittelwerte und die Verwendung verschiedener Kontrollkarten.
Schlussfolgerung: Die Spermiogrammanalyse ist inzwischen eine Untersuchung, die einer Qualitätssicherung unterworfen ist und extern überwacht wird. Dies dient der Patientensicherheit und wird die Anzahl der durchführenden Einrichtungen
erheblich vermindern.
AKS03/02
Warum Andrologie in der Dermatologie?
Krause W.1
1
Klinik für Dermatologie und Allergologie, UKGM, Marburg, Germany
Andrologie umfaßt „die Vorbeugung, Erkennung, konservative
Behandlung und Rehabilitation von männlichen Fertilitätsstörungen einschließlich partnerschaftlicher Störungen und männlicher Kontrazeption, der erektilen Dysfunktion einschließlich
Libido-, Ejakulations-und Kohabitationsstörungen, des primären
und sekundären Hypogonadismus, der Pubertas tarda sowie der
Seneszenz des Mannes“. Auch die erneuerte Muster-Weiterbildungsordnung, die seit Juli 2013 zwischen der Bundesärztekamme und den Fachgesellschaften abgestimmt wird, wiederholt die
bereits bekannte Definition. Diese Tätigkeitsfelder entwickelten
sich in verschiedenen medizinischen Fächern. Die Einbindung der
Andrologie in die Dermatologie blieb ein deutscher Sonderweg.
Seit der Einführung der ärztlichen Zusatz-Bezeichnung
Andrologie im Jahr 2003 für Dermatologen, Endokrinologen und
Urologen liegt Andrologie vorwiegend in der Hand der Urologen und die Aktivitäten der Dermatologen gehen zurück. Die
Mitglieder der „Deutschen Gesellschaft für Andrologie“ sind
überwiegend Urologen, Inhaber der Weiterbildung Andrologie
gehören ebenso wie die Weiterbildungsermächtigten ebenfalls
überwiegend der Urologie an. In den Universitätskliniken jedoch
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
werden andrologische Spezialsprechstunden gleichermaßen von
dermatologischen und urologischen Kliniken angeboten. Auch
wissenschaftliche Schwerpunkte sind in vergleichbarem Umfange
in dermatologischen und urologischen Universitätskliniken zu finden. So ist die dermatologische Andrologie trotz eines Rückgangs
der Aktivitäten in den letzten Jahren weiterhin eine lebendige
Disziplin, wovon auch das 2013 publizierte Weißbuch beredtes
Zeugnis ablegt.
AKS03/05
Heilversuche in der Andrologie – neue interessante Ansätze
Haidl G.1
1
Universitäts-Hautklinik Bonn, Andrologie, Bonn, Germany
Nachdem es nach der Einführung der intrazytoplasmatischen
Spermatozoeninjektion (ICSI) vielfach ermöglicht worden ist,
auch bei schwer eingeschränkter männlicher Fertilität dem betreffenden Paar zur Schwangerschaft zu verhelfen, gehen die
Bemühungen dahin, auch in Grenzfällen, wie z.B. einer nicht-obstruktiven Azoospermie, durch medikamentöse Vorbehandlung
zur Verbesserung der Ausgangssituation beizutragen, damit noch
Massnahmen der assistierten Fertilisation durchgeführt werden
können. Diesbezüglich sind erfolghreiche Verläufe durch verschiedene hormonelle Ansätze beschrieben worden, z.B. Therapie mit recFSH, hochdosiertem HCG – allein oder in Kombination
mit recFSH, Aromatasehemmern bei niedriger Testosteron/Östradiol-Ratio oder auch Clomifen. Neue Erkenntnisse gibt es auch
hinsichtlich Vitamin-D-Mangel und eingeschränkter Fertilität,
hier steht die Veröffentlichung einer kontrollierten Studie mit Vitamin-D-Therapie kurz bevor. Auch die begleitende Behandlung
mit Antioxidanzien und anderen Nahrungsergänzungsmitteln hat
zu verbesserten Ergebnissen einer nachfolgenden ICSI-Therapie
geführt. Als eine eher unkonventionelle, aber auch erfolgreiche
Massnahme wurde bei beidseitigem deutlich verminderten Hodenvolumen die Entfernung eines gesamten Hodens mit kompletter nachfolgender Aufarbeitung des Gewebes als Alternative
zur sonst üblichen mikroTESE diskutiert. Versuche zur invitro-Ausreifung germinaler Stammzellen befinden sich noch im experimentellen Stadium.Nachdem es – für die schweren Fertilitätsstörungen – praktisch keine absolut zuverlässigen prognostischen
Parameter gibt, bleibt häufig nur die Möglichkeit individueller
Heilversuche. Obwohl die Ergebnisse teilweise vielversprechend
sind, sollten dennoch keine übertriebenen Erwartungen bei den
Paaren geweckt werden.
AKS04 Sektion Dermatologie der
Deutschen Gesellschaft für Allergologie
und klinische Immunologie (DGAKI)
und Arbeitsgemeinschaft Allergologie:
Allergie – Neues aus der Prävention,
Diagnostik und Therapie
AKS04/02
Immuntherapie – gibt es Hoffnung für 80 Millionen Europäer?
5
Vorträge - Arbeitsgemeinschaften und assoziierte Gesellschaften (AKS)
Saloga J.1
1
Universitätsmedizin – Mainz, Hautklinik, Mainz, Germany
Allergische Krankheiten wie Rhinokonjunktivitis, Asthma und
Anaphylaxie betreffen Millionen Europäer. Neben Symptome und
die allergische Entzündung reduzierenden Medikamenten sind
ursächlich ansetzende, allergenspezifische immuntherapeutische
Ansätze (AIT) von besonderem Interesse, die eine lang anhaltende
Toleranz erzeugen. Entsprechend intensiv ist die Forschungs- und
Entwicklungstätigkeit in letzterem Bereich. Dies betrifft einerseits
die Allergene selbst, andererseits die Adjuvanzien und verschiedenen Applikationsformen. So wurden rekombinant hergestellte
Allergenpräparationen geprüft und hypoallergene Kontrukte und
auch Allergen-Peptide oder gar kein Protein, sondern allergenkodierende DNA enthaltende Vakzine. Ansonsten wird im Bereich
der Adjuvanzien und Vehikel versucht das Verhältnis von Allergen
zu Adjuvanz zu optimieren und bestimmte Adjuvanzien wie Monophosphoryl Lipid A (MPL) auch in der sublingualen Immuntherapie einzusetzen. Bezüglich der Applikationsschemata und
Applikationswege wird versucht die Schemata der subkutanen
Immuntherapie (SCIT) zu verkürzen und neue Applikationswege
zu erschließen. So hat sich in den letzten Jahren die sublinguale
Immuntherapie (SLIT) immer weiter etabliert, insbesondere mit
Präparaten mit hohem Allergengehalt (z.B. Gräser-Tabletten, weitere Allergene in der Entwicklung: Hausstaubmilbe, Birke/Bet v
1). Neue Applikationsformen stellen auch die intralymphatische
Immuntherapie (ILIT) und epikutane Immuntherapie (ECIT) dar.
Zusammenfassend lässt sich konstatieren, dass eine hohe Studienaktivität im Bereich der spezifischen Immuntherapie zu verzeichnen ist, mit z.T. hochinnovativen Konzepten. Es wird sehr
interessant sein zu verfolgen, welche Ansätze davon den Weg in
die praktische Anwendung im klinischen Alltag finden werden.
AKS04/03
Wenn Essen schockiert – Neues von der Anaphylaxiefront
1
Worm M.
1
Charité – Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Berlin, Germany
Die Anaphylaxie ist die schwerste Manifestation einer Typ-I-allergischen Reaktion. Sie ist durch rasches Auftreten und die Beteiligung mehrerer Organsysteme gekennzeichnet. Nahrungsmittel
gehören neben Insektengiften und Medikamenten zu den häufigsten Auslösern. Daten zur Anaphylaxie von primär versorgenden Ärzten zeigen, dass in der Allgemeinbevölkerung Nahrungsmittel die häufigsten Auslöser schwerer allergischer Reaktionen
sind [1].
Das Auslöserprofil von Nahrungsmittelallergenen bei schweren allergischen Reaktionen ist altersabhängig [2]. Im Kleinkindesalter dominieren Hühnerei und Milcheiweiß, während im
Schul- und Jugendalter Haselnüsse und Erdnüsse besonders häufig schwere allergische Reaktionen auslösen. Bei Erwachsenen
sind die häufigsten Auslöser unter den Nahrungsmittelallergenen
Weizen, Sellerie sowie Krusten- und Schalentiere.
Seit der Einführung der molekularen Diagnostik hat sich die
Sensitivität und Spezifität der in vitro Untersuchungen verbessert
und ermöglicht Abschätzungen zum Schweregrad durchzuführen.
Bezüglich der Therapie zeigen Studienergebnisse, dass eine
sublinguale Immuntherapie beispielsweise mit Erdnuss oder
6
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
auch eine orale Immuntherapie zwar wirksam ist, jedoch mit
einem erhöhten Risiko für das Auftreten systemischer Reaktionen behaftet sind. Neue Applikationswege sind die epikutane spezifische Immuntherapie mit Erdnussextrakt. Hier sind
die ersten Studienergebnisse in Bezug auf die Verträglichkeit
vielversprechend.
Zusammenfassend sind Nahrungsmittel eine wichtige Auslösergruppe im Rahmen schwerer allergischer Reaktionen und während sich die diagnostischen Möglichkeiten insbesondere durch
die molekulare Allergologie deutlich verbessert haben, sind die
therapeutischen Entwicklungen nach wie vor ein wichtiges Ziel
für die Zukunft.
Referenzen:
[1] Beyer K et al. Allergy. 2012;67(11):1451–6.
[2] Worm M et al. Dtsch Arztebl Int. 2014;111(21):367–75.
AKS05 Arbeitskreis Psychosomatische
Dermatologie
AKS05/01
Der schwierige Fall einer Schönheitskrankheit – eine Herausforderung für Dermatologen und Psychotherapeuten
Niemeier V.1, Gieler U.1, Arbeitsgruppe für Psychosomatische
Dermatologie
1
Hautklinik, Giessen, Germany
Anhand des Behandlungsverlaufs Patienten mit einer ausgeprägten körperdysmorphen Störung auf dem Boden einer narzisstischen Störung mit Borderline-Symptomatik sollen verschiedene
Sichtweisen und Behandlungsmöglichkeiten diskutiert werden.
Der 23-jährige Patient kommt mit folgenden Beschwerden:
“Ich mache mir große Sorgen um meine Haut. Ich konzentriere
mich auf meine Nase und Gesicht sowie die Brust und nehme dabei auch Mittel wie eine Nagelschere zur Hilfe. Es hat mit 12 oder
13 Jahren angefangen. Zunächst war da eine Faszination wie der
Talg aus den Poren kam. Es wurde dann jedoch immer schlimmer.
Nun habe ich meine Mutter, mit der ich allein zusammenlebe,
gebeten sämtliche Spiegel im Haus abzuhängen. Ich ziehe mich
total zurück.”
Im Laufe der Behandlung entwickelt der Patient massive Entschädigungsfantasien gegenüber seinen Vorbehandlern, die ihm
eine ihm angemessene Behandlung vorenthalten hätten.
Das Erkennen einer körperdysmorphen Störung und ggf. die
Indikationsstellung für eine adäquate Behandlung ist für den Dermatologen wichtig, da diese Patienten meist durch dermato-chirurgische Maßnahmen keine Linderung ihres Leidens erfahren und
im ungünstigen Fall mit juristischen Konsequenzen drohen.
Die zugrunde liegende Psychopathologie kann dabei unterschiedlicher Genese sein und bedarf einer differenzierten Psychodiagnostik.
AKS05/02
Körperdysmorphe Störung – Falldiskussion aus testinstrumentaler und verhaltenstherapeutischer Sicht
Vorträge - Arbeitsgemeinschaften und assoziierte Gesellschaften (AKS)
Seikowski K.1
1
Medizinische Fakultät der Universität Leipzig, Psychosomatische
Dermatologie, Leipzig, Germany
Testpsychologische Diagnostik im Anschluss an die 4-Ebenen-Anamnese (Seikowski & Taube 2015):
1. Haut- und körperunspezifische Diagnostik (Stress- und Persönlichkeitsdiagnostik zur Erkennung chronischer psychischer Belastungen – TICS und TIPI)
2. Akute psychische Belastungen – psychosomatischer Beschwerdestatus (BEB bzw. GBB)
3. Diagnostik von Entspannungsdefiziten (BEB und TICS)
4. Haut- und körperspezifische Diagnostik (FBeK und und BEB
(soziale Gehemmtheit
Verhaltenstherapie (Stangier 2002) neben der dermatologischen Therapie:
Therapie in Abhängigkeit von der Schwerpunktsetzung der
4-Ebenen-Abamnese – z.b.:
1. und 2.Konfliktlösungsstrategien bei chronischen und akuten
psychischen Belastungen
3. Erlernen von Entspannungstechniken.
4. Selbstsicherheitsstraining
AKS05/04
Persönlichkeitsstruktur, die mit einer unzureichend oder erst
gar nicht erworbenen Fähigkeit, sich selbst Sicherheit zu vermitteln, zu tun haben. Daraus resultiert u. a. auch die Unfähigkeit, sich auf sich und seinen Körper zu verlassen.
AKS05/05
Falldiskussion aus rehabilitativer Sicht
Wehrmann J.1
1
HELIOS Rehazentrum Bad Berleburg, Rothaarklinik, Bad Berleburg,
Germany
Das Verhalten des Pat. mit körperdysmorpher Störung (KDS) wird
aus rehabilitativer Sicht besprochen.
Zentrale Begriffe und Ziele der Rehabilitation sind (die Förderung von) Aktivität und Teilhabe. Aktivität i.S. der Automanipulation ist zurück gerichtet und kann Folge mangelnder Teilhabemöglichkeit sein; wenn Aktivitäten aber nur eingeschränkt
nach außen gerichtet werden, leidet zwangsläufig die Teilhabe.
Natürlich muss dabei die Intentionalität der Betroffenen beachtet
werden. Mit der Fokussetzung auf Aktivitäten und Teilhabe wird
das Hier und Jetzt in der sozialen Situation, aber auch in der therap. Beziehung betont. Einschränkungen können auf ihrem biografischen Hintergrund reflektiert werden und Ziele konkretisiert
und operationalisiert werden.
Falldiskussion aus tiefenpsychologischer Sicht
Rapp G.1, Fronhoffs K.2
1
Klinikum Stuttgart, Psychosomatik, Stuttgart, Germany
Uniklinik, Dermatologie, Bonn, Germany
2
Aus tiefenpsychologischer Sicht sind folgende Aspekte der Erkrankung zu differenzieren:
1. Die Fehlsteuerung der Selbstbeobachtung: An die Stelle der
emotionalen Empfindung (z. B. Ärger, Ängste usw.) ist eine
konkrete Körperwahrnehmung (z. B. störende Akne) getreten. Es kommt zu einer emotional-kognitiven Fehlinterpretation der Körperphänomene, in diesem klinischen Fall der
Akne-Effloreszenzen im Gesicht.
2. Der Ersatz sozialer Beziehungen durch Hinwendung zum
eigenen Körper: Im Rahmen bewusster oder unbewusster
interpersoneller Konflikte kommt es zum Abzug von Interesse an den sozialen Bezugspersonen und einer Hinwendung
zum Selbst. Dies führt zu abbrechenden, unbefriedigenden
realen Beziehungen und einer erneut intensivierten Selbstbeschädigung im Rahmen derer die der Umwelt zugedachten Emotionen auf Teile des Selbst projiziert werden und
durch die sich ein Teufelskreis ergibt.
3. Die Bindung unerträglicher diffuser Angst durch ihre allgemeine Wahrnehmung als Angst vor Entstellung. Die „sichere
Befürchtung“ (dass man entstellt ist) stellt den fatalen Preis
für die Ausschaltung der nicht aushaltbaren Ängste (z. B. Verlustängste) dar.
4. Projektion des inneren Schlechten, des „morschen Kerns“,
auf die als entstellt wahrgenommene Körperstelle. Symptom als Symbolisierung einer inneren Bedrohung, z. B. aus
konstanten Schuldgefühlen heraus: „es sitzt etwas Schlimmes in mir, das mich langsam zerstört, das ist die Strafe
für…“ Diese destruktive Gewissheit wird auch als „malignes
Introjekt“ bezeichnet. Möglich sind auch Schwächen der
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
AKS06 Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Infektiologie und Tropendermatologie (ADI-TD): Aktuelles aus der
Dermatoinfektiologie und Tropendermatologie
AKS06/01
Atypische Mykobakteriosen
Fabri M.1,2
1
Dermatologie, Universität zu Köln, Köln, Germany, 2Zentrum für
Molekulare Medizin, Universität zu Köln, Köln, Germany
Atypischen Mykobakterien sind in der Umwelt weit verbreitet und
meist nur fakultativ pathogen. Zu den dermatologisch relevanten
atypischen Mykobakterien gehören z.B. die langsam wachsenden M. marinum und M. ulcerans und die schnell wachsenden M.
fortuitum, M. chelone und M. abscessus. Atypische Mykobakterien
können relativ milde, lokal begrenzte Krankheitsbilder, wie ein
lokalisiertes, durch M. marinum hervorgerufenes Schwimmbadgranulom verursachen. Bei immunkompromittierten Personen
werden aber auch disseminierte Verläufe mit deutlicher Morbidität beobachtet. Das durch M. ulcerans verursachte Buruli-Ulkus,
eine in Deutschland extrem selten diagnostizierte Erkrankung,
geht häufig mit großen Ulzerationen und hieraus resultierenden
Komplikationen einher. Obwohl die klinischen Bilder der atypischen Mykobakteriosen oft charakteristisch sind, kann die definitive Diagnose schwierig sein, da der Erregernachweis auch unter
Anwendung verschiedener diagnostischer Verfahren häufig nicht
7
Vorträge - Arbeitsgemeinschaften und assoziierte Gesellschaften (AKS)
gelingt. Die Therapie von atypischen Mykobakteriosen sollte immer eine sorgfältige Evaluation chirurgischer und antibiotischer
Optionen beinhalten.
AKS06/02
Infektionen der Mundhöhle
Hauck G.1, Schöfer H.1
1
Universitätsklinikum Frankfurt, Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Frankfurt am Main, Germany
Orale Infektionen werden durch lokale Faktoren wie die fehlende
Keratinisierung der Mundschleimhaut (verringerte Barrierefunktion), ortständige opportunistische Keime (orales Mikrobiom) und
eingebrachte pathogene Keime (Nahrungsaufnahme, Intimkontakte) gefördert. Zu ihrer Abwehr hat sich ein spezifisches lokales
Immunsystem entwickelt.
Abgesehen von viralen Pharyngitiden, Laryngitiden und
Tonsillitiden ist die Herpes simplex Virus-Infektion die wohl häufigste dermatologisch relevante virale Erkrankung der Mundschleimhaut. Primärinfektionen, aber auch Rezidive sind durch
schmerzhafte Bläschen und aphthöse Erosionen gekennzeichnet,
die von VZV-, Coxsackie- und anderen Virusinfektionen abgegrenzt werden müssen. Humane Papillomviren sind bei enoralen
Warzen (HPV1–4, 6,11, 13, 32), aber auch bei Karzinomen der
Mundhöhle (v.a. HPV 16) in erheblichem Umfang (ca. 30–40%
aller Fälle!) beteiligt.
Bakterielle Erkrankungen der Mundschleimhaut sind häufig
durch Streptokokken und deren Toxine (z.B. Scharlach) verursacht. Aber auch sexuell übertragene Bakterien (N. gonorrhoeae,
Chlamydien und T. pallidum) führen zu klinisch manifesten, oder
auch stummen, aber übertragbaren, Infektionen.
Hefepilze, v.a. C. albicans und andere Candida-Spezies sind
meist opportunistische Erreger von Mundsoor (pseudomembranös bis erythematös). Neben primären Resistenzen haben sich,
v.a. durch die Zunahme immundefizienter Patienten und deren
Langzeitbehandlungen, weitere resistente Stämme entwickelt,
gegen die es nur noch wenige effektive Antimykotika gibt.
Wie an der äußeren Haut sind auch Infektionen der Mundschleimhaut bei immundefizienten Patienten häufiger und nehmen einen schwereren, oft therapieresistenten Verlauf. Die
Inspektion der Mundhöhle ist Bestandteil jeder sorgfältigen klinischen Untersuchung, da hierdurch mit einfachen Mitteln neben
lokalen Erkrankungen auch Frühmanifestationen und Hinweise
auf systemische Infektionen, insbesondere auch auf einige STI,
entdeckt werden können.
AKS06/04
Neue Dermatophyten
in manchen Regionen häufiger als Microsporum (M.) canis. Die
Identifizierung der Isolate mit gelb gefärbten Kolonien ist anhand
makro- und mikroskopischer Merkmale möglich. Mit molekularen
Methoden – PCR-ELISA oder Realtime PCR – kann der Dermatophyt direkt in Hautschuppen nachgewiesen werden. Seit wenigen Jahren wird M. audouinii hierzulande wieder isoliert. Durch
Immigranten gelangte der hochkontagiöse Dermatophyt aus Afrika nach Deutschland und verursacht Kleinraumepidemien in Kindereinrichtungen. T. violaceum ist ein anthropophiler Dermatophyt in den Tropen, vor allem in Afrika südlich der Sahara. Der Pilz
gelangt ebenfalls über Immigranten aus afrikanischen Ländern
nach Deutschland. In Tschechien wurde gerade eine bisher nicht
bekannte, neue Dermatophyten-Art – T. onychocola sp. nov. – von
einem 33jährigen Mann aus Prag mit Onychomykose isoliert und
beschrieben. Morphologisch weist T. onychocola gelb gefärbte
Kolonien mit roter Unterseite auf, der Test auf Harnstoff-Spaltung
ist positiv, die Haarperforation ist negativ. Makrokonidien waren
nicht erkennbar, dafür einzellige keulenförmige Mikrokonidien
und Spiralhyphen, wie bei T .interdigitale (früher: T. mentagrophytes). Der geophile Dermatophyt T. thuringiense ist kürzlich erst
zum zweiten Mal isoliert worden, erstmalig aus menschlichem
Untersuchungsmaterial unter dem Verdacht auf eine Nagelpilzinfektion. Weitere seltene Dermatophyten, die aktuell isoliert
werden können, sind, T. verrucosum („Kälberflechte“), T. erinacei
(„Igelpilz“), M. persicolor, T. bullosum (von Pferden und Eseln) und
innerhalb des geophilen M. gypseum -Komplexes M. fulvum und
die neu beschriebene Art M. aenigmaticum sp. nov.
AKS07 Arbeitsgemeinschaft Angiologie (ADA): Vaskulopathie
AKS07/01
Livedovaskulopathie – eine diagnostische und therapeutische Herausforderung
Goerge T.1
1
Universitätsklinikum Münster, Dermatologie – Abt. für Wundheilung/Phlebologie, Münster, Germany
Die Livedovaskulopathie ist eine chronisch rezidivierende Erkrankung der kutanten Mikrozirkulation, die durch thrombotische
Gefäßverschlüsse gekennzeichnet ist. Die Erkrankung ist in jeder
Hinsicht eine Herausforderung – sowohl für den Arzt als auch für
den Patient. Im Vortrag werden neue Erkenntnisse zur Diagnostik
und Therapie der Livedovaskulopathie vorgestellt werden.
AKS07/02
Vaskulitis oder Vaskulopathie- Was sagt die Histologie?
Nenoff P.1
1
Labor für medizinische Mikrobiologie, Partnerschaft Dr. C. Krüger
& Prof. P. Nenoff, Mölbis, Germany
Das Reservoir für den zoophilen Dermatophyten Trichophyton (T.)
Spezies von Arthroderma benhamiae – ein „emerging pathogen“
– überlappt mit dem des zoophilen T. interdigitale. Insbesondere
Meerschweinchen sind Carrier. T. Spezies von Arthroderma benhamiae ist in Deutschland ein häufiger zoophiler Dermatophyt,
8
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Fleischer M.1
1
Universitätsklinikum Lübeck, Klinik für Dermatologie, Lübeck,
Germany
Die Probebiopsie als diagnostisches Instrument kann bei der Differentialdiagnose Vaskulitis vs. Vaskulopathie sehr hilfreich sein.
Was ist bei der Biopsieentnahme zu beachten? Welche Informationen braucht der Histopathologe vom Kliniker? Was sieht
Vorträge - Arbeitsgemeinschaften und assoziierte Gesellschaften (AKS)
man unter dem Mikroskop? Und wie sicher ist die Diagnose, bzw.
wo liegen die Grenzen der Methode?
Der histologische Befund ist ein Puzzlestein der Diagnostik
der hier genauer beleuchtet werden soll.
AKS07/03
Implementierung der Waveletanalyse als neue Methode
zum Verständnis der dermalen Blutperfusion am Beispiel der
chronischen venösen Insuffizienz
Häfner H.-M.1
1
Universitäts Hautklinik, Tübingen, Germany
Fragestellung: Bei der chronischen venösen Insuffizienz zeigen sich
in der kapillären Endstrombahn im Bereich der Extremitäten morphologische und funktionelle Veränderungen. Mittels Laser Doppler
Fluxmetrie kann der Blutfluß in diesem Bereich quantifiziert werden.
Ziel der Studie war festzustellen, ob sich im Vasomotionsmuster der Hautdurchblutung bei Patienten im klinischen Stadium C6 in Ulkusumgebung Veränderungen zu venengesunden
Personen aufzeigen lassen.
Methodik: bei 38 Patienten im klinischen Stadium C6 und
bei 33 venengesunden Probanden wurden im Bereich des Malleolus medialis bzw. im Ulkusrand mittels Laser Doppler Fluxmetrie in liegender Körperposition kontinuierliche Meßreihen über
einen Zeitraum von 15 min und einer Sampling Frequenz von 50
Hz aufgezeichnet. Diese Zeitreihen wurden mit der Waveletanalyse und der Biorthogenalzerlegung ausgewertet.
Ergebnis: Zwischen den Venengesunden [C0] und den Patienten [C6] im Stadium C6 zeigt sich bei der Betrachtung der
mittleren Hautdurchblutung hochsignifikante Unterschiede (94
SD 65 AU [C6] vs. 28 SD 13 AU (C0), p< 0.001). In der Waveletanalyse zeigen sich in Ulkusumgebung statistisch signifikante
Veränderungen hinsichtlich der vasalen sympathischen Aktivität,
der autonomen Gefäßwandmotilität als auch in der arteriellen
Pulsation. Diese Veränderungen lassen sich nachweisen sowohl
innerhalb eines Venenpatienten als auch im Vergleich mit einem
Kollektiv Venengesunder.
Schlussfolgerung: Die chronische venöse Insuffizienz verändert die Durchblutung und deren Charakteristika im Bereich der
geschädigten Haut hochsignifikant. Es kommt zu einer vasalen
Neuropathie und zur Perfusions Dysregulation.
Mittels der hier vorgestellten neuen Analyseverfahren von
Laser Doppler Flux Zeitreihen lassen sich rhythmische Veränderungen der Hautdurchblutung physiologischen Einflüssen zuordnen und diese quantifizieren. Somit eignen sich die Verfahren zur
Quantifizierung von Mikrozirkulationsveränderung als auch zur
Therapiekontrolle.
AKS07/05
Therapierefraktäre Ulzera bei Mikroangiopathie und MGUS
– Rheopherese: eine neue Therapieoption?
Haase, O.1
1
Klinik für Dermatologie, Allergologie und Venerologie, Lübeck,
Germany
Therapierefraktäre Beinulzera gehören zu den schwierigen Herausforderungen im klinischen Alltag. Wir präsentieren einen Fall
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mit therapieresistenten Ulcera curis am linken Unterschenkel. Bei
Zustand nach einer tiefen Beinvenethrombose, Strippingoperation der Vena saphena magna links sowie einer bekannten arteriellen Makro- und Mikroangiopathie (Zustand nach Ballondilatation
der Arteria tibialis anterior links, Diabetes mellitus Typ II) war eine
vaskuläre Genese der Ulzera wahrscheinlich. Eine Spalthauttransplantation nach klassischer konservativer Vortherapie verlief frustran. Nebenbefundlich fiel eine monoklonale IgM-Gammopathie
unklarer Signifikanz (MGUS) vom kappa-Typ auf. Die Möglichkeit
von Leichtkette-/Schwerkettenablagerungen als wurde als (Teil-)
Ursache der residierenden Ulzerationen in Erwägung gezogen
und mittels therapeutischer Apharese (Rheopherese) behandelt. Bereits nach wenigen Sitzungen kam es zur Besserung und
schließlich, in Verbindung mit einer erfolgreichen Spalthauttranplantation, die Abheilung der Ulzera. Abhängig vom klinischen
Befund (Reulzerationen im Transplantatbereich) und Anstieg
des IgM-Spiegels wurde die Rheopherese wiederholt. Im Verlauf
konnten die Therapieintervalle verlängert und schließlich abgesetzt werden. Dieser Fall demonstriert, dass die Plasmapherese als
rheologische Maßnahme beim IgM- MGUS die Therapieresistenz
von Ulzera durchbrechen kann.
AKS07/06
Macht eine Varizen-OP bei bestehender Vaskulopathie Sinn?
Kahle B.1
1
Klinik f. Dermatologie, Allergologie und Venerologie, Lübeck,
Germany
Einleitung: bei der Vaskulopathie handelt es sich um eine okkludierende Erkrankung der Hautgefäße, vornehmlich der Arteriolen. Die oft sehr schmerzhaften Ulzerationen am Hautorgan
können als Hautinfarkt angesehen werden.
Fragestellung: Häufig liegt neben der okkludierenden arteriolären Komponente auch eine hämodynamisch relevante venöse Abstromstörung vor. Es stellt sich daher die Frage, welchen
Stellenwert die Ausschaltung venöser Refluxe für den klinischen
Verlauf der Vaskulopathie hat.
Methode: Eine umfassende vaskuläre Diagnostik und der
Einsatz intermittierender pneumatischer Kompressionsmaßnahmen (IPK), sowohl den arteriellen Einstrom als auch den venösen
Ausstrom unterstützend werden als Entscheidungshilfe herangezogen.
Ergebnisse: wenn beide IPK Modalitäten zu einer objektivierbaren Verbesserung der Befunde beitragen, kann eine begleitende Schaumsklerosierung relevanter ulkusnaher Varizen empfohlen werden.
Zusammenfassung: In Einzelfällen kann bei bestehenden
Vaskulopathie eine gezielte Ausschaltung von Varizen sinnvoll
sein. Als Methode der Wahl sollte dann eine Schaumsklerosierung
erwogen werden.
AKS08 DErmatoSurgical Study Initiative (DESSI): From Practice to Science
AKS08/03
Theseus Study: Thrombotic Events in Skin Surgery Evaluated
by Ultrasound
9
Vorträge - Arbeitsgemeinschaften und assoziierte Gesellschaften (AKS)
Kahle B.1
1
Klinik f. Dermatologie, Allergologie und Venerologie, Lübeck,
Germany
Einleitung: Dermatologische Operationen, insbesondere die dermatologische Tumorchirurgie unter mikroskopisch kontrollierten
Bedingungen ist durch wiederholte Eingriffe in Lokalanästhesie,
die in der Regel kürzer als eine Stunde dauern, gekennzeichnet.
Demzufolge wird diesbezüglich keine Thromboembolieprophylaxe empfohlen.
Methode: Alle operativen Patienten, die innerhalb eines
Quartals in der Klinik für Dermatologie, Allergologie und Venerologie in Lübeck unter stationären Bedingungen behandelt werden, erhalten am Aufnahmetag, am Tag der Entlassung und 14
Tage nach der Entlassung eine Duplexuntersuchung der tiefen
Venen. Durchgeführt wird eine Kompressionssonographie.
Erfasst werden neben den demographischen Daten die Art,
Anzahl, Dauer der Eingriffe. Des Weiteren die jeweilige Operations- Diagnose.
Konklusion: zur Inzidenzrate von thromboembolischen Ereignissen bei dermatologischen Operationen ist nichts bekannt.
Die Studie soll Hilfestellung zu einer Einschätzung des entsprechenden Risikoprofils und einer angepassten Thromboembolieprophylaxe geben.
AKS08/05
Klinische Beobachtungsstudie zu Effektivität, Verträglichkeit
und Nutzen der Unterdruck-Instillationstherapie in der Behandlung chronisch ulzerierender Erkrankungen der Unterschenkel
Zimmerman M.1, Jungmann J.1, Vogt T.1, Müller C.S.L.1
1
Universität des Saarlandes, Klinik für Dermatologie, Homburg/Saar,
Germany
Inerte, superinfizierte chronische Ulzera an den Unterschenkeln
von Patienten mit unterschiedlichen Komorbiditäten und vielfachen ätiologischen Grundlagen sind eine große Herausforderung im dermatologischen/ dermatochirurgischen Alltag. Diverse
ambulante Therapieversuche mit konventionellen Methoden der
Wundbehandlung führen oft nur zu einer kurzfristigen unbefriedigenden Änderung des Lokalbefundes bei meist ausbleibender
Abheilung.
Zunehmend wird die negative pressure wound therapy with
instillation (NPWTi) im Rahmen chronischer oder akuter superinfizierter Wunden sehr erfolgreich eingesetzt. Die bisherigen Einsatzgebiete der NPWTi umfassen schwerpunktmäßig unfallchirurgisch-orthopädische Indikationen. Bislang existieren keine
kontrollierten Daten in dermatologischen/ dermatochirurgischen
Indikationen. Zusätzlich existieren keine Daten zur Verträglichkeit der Therapie sowie Lebensqualität/ Empfinden der Patienten
unter Therapie. Ziel der prospektiven Beobachtungsstudie war
eine standardisierte Beschreibung des Behandlungsverlaufes,
der Lebensqualität sowie der Belastung der Patienten durch die
Krankheit und Therapie von Patienten mit chronisch ulzerierenden Erkrankungen der Unterschenkel, welche einer NPWTi zugeführt wurden. Als topische Wundspüllösungen wurden Polyhexanid oder Kochsalz eingesetzt. Folgende Parameter wurden
erfasst: Lebensqualität vor und nach der NPWTi-Behandlung,
Messung des individuellen Gesundheitszustandes der Patienten
10
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
sowie der krankheitsbedingten Belastungen vor und nach der
NPWTi-Behandlung sowie patientenspezifische Parameter. Es
wird sich zeigen, ob die NPWTi sich als ein nützliches Tool in der
multimodalen konservativ-operativen Therapie chronischer Unterschenkelulzerationen erweisen wird und ob sie eine effektive
additive Therapieform werden wird. Zudem bleibt zu diskutieren,
ob diese monozentrische Beobachtungsstudie auf weitere Behandlungszentren ausgeweitet werden soll.
AKS08/06
Sentinel bei Plattenepithelkarzinomen der Kopf-HalsRegion: Mögliche Struktur einer Multicenter-Studie
Häfner H.-M.1, Breuninger H.1
1
Universitäts Hautklinik, Tübingen, Germany
Fragestellung: Das Plattenepithelkarzinom der Haut ist der
zweithäufigste maligne Hauttumor und insbesondere high-risk
Plattenepithelkarzinome, die man nach den deutschen Leitlinien
für Tumoren ab 6 mm Tumordicke definiert oder bei internationalen Leitlinien ab 20 mm sichtbarem Tumordurchmesser, und auch
die aggressive Variante des desmoplastischen Typs weisen eine
erhöhte Neigung zur Metastasierung in die regionären Lymphknoten auf.
Methodik: Um eine prospektive Multicenter Studie zu planen, werden Daten von 2466 Patienten unserer Klinik mit einem
Plattenepithelkarzinom mit unterschiedlichen Risikofaktoren präsentiert und ein Augenmerk auf die Hochrisikogruppe gelegt.
Der wichtigste Faktor, der einen weiteren Progress dieses Tumors
begünstigt, ist die Tumordicke über 6 mm und das Vorliegen von
histologischen Varianten wie dem desmoplastischen Typ oder der
perivasalen oder perineuralen Wachtumsform. Auch eine iatrogene Immunsuppression scheint die Ausprägung des aggressiven
desmoplastischen Typs zu begünstigen. Schwer beherrschbare
Plattenepithelkarzinome vom desmoplastischen Typ mit Todesfolge sind zu verzeichnen zum Teil nur durch lokale Infiltration
ohne Metastasierung.
Ergebnis: Neue Strategien können die Durchführung einer
Sentinel node Biopsie sein, eine zusätzlich immunhistochemische
Aufarbeitung der mikroskopisch kontrollierten Chirurgie und modifizierte Sicherheitsabstände. Um einen therapeutischen Benefit
aufzuzeigen, ist hier eine prospektive, randomisierte Multi Center
Studie sinnvoll, zum einen um den diagnostischen Wert der SNB
zur Erkennung von klinisch nicht manifesten Metastasen bei highrisk Plattenepithelkarzinomen der Haut zu erfassen und zum anderen um einen therapeutischen Effekt hinsichtlich der Reduktion
von Lokalsrezidiven zu erreichen.
AKS09 AG Frauen in der Dermatologie
AKS09/04
Arbeitsgemeinschaft Frauen in der Dermatologie
Nashan D.1, Dill D.2, Boukamp P.3, Hartert C.4, Streckert S.1,
Schmid-Wendtner M.5, Gläser R.6, Peschel-Gutzeit L.-M.7
1
Klinikum Dortmund gGmbH, Hautklinik, Dortmund, Germany
Vorträge - Arbeitsgemeinschaften und assoziierte Gesellschaften (AKS)
2
Märkische Kliniken GmbH, Lüdenscheid, Germany
Deutsches Krebsforschungszentrum, Heidelberg, Germany
4
Selbständig, Freiburg, Germany
5
Interdisziplinäres Onkologisches Zentrum, München, Germany
6
Universitäts-Hautklinik, Kiel, Germany
7
Rechtsanwältin Senatorin für Justiz a.D., Berlin, Germany
3
Der Struktur- und Kulturwandel in der Gesellschaft und im Gesundheitssystem stellt alle Beteiligten vor neue Aufgaben. Junge,
motivierte, approbierte Ärztinnen und Ärzte bringen eigene teils
ungewohnte Ansprüche und Anforderungen mit. Auf der anderen Seite werden Zeit- und Leistungsanforderungen gestellt, wie
auch eine schnelle Einarbeitung in komplexe medizinische Handlungskonzepte erwartet wird. Persönliches sozial geprägtes Engagement wird gefordert.
Zielvorstellungen in der Dermatologie zeitgemäß umzusetzen, Begeisterung zu bahnen und zu unterstützen, Motivation
sehen und Führung lehren sind Optionen für eine Arbeitsgemeinschaft, die sich generell für den Nachwuchs stark macht. Breit
aufgestellt, beruflich divergent geprägt und fundiert können
Diskussionsgruppen stimulierende ‘think tanks‘ für die dermatologische Zukunft werden. In dieser Sitzung befasst sich die AG
Frauen in der Dermatologie mit der Professionalisierung des persönlichen Auftritts geprägt durch Haltung und Stimme, mit der
Antragsstellung für die Forschung, mit kritischer Diskussion zu
kurzen Statements u.a. zu Arbeitszeitmodellen, Werdegang und
Chancen in Klinik und Praxis.
Ein erfolgreiches Berufsleben und finanziell abgesichertes
Privatleben erfordern früh eine auch langfristige ausgerichtete
Planung.
AKS10 Arbeitsgemeinschaft Rehabilitation in der Dermatologie (AReD):
Medizinisch-beruflich orientierte
Rehabilitation (MBOR) bei Hauterkrankungen – Möglichkeiten und
Grenzen
AKS10/02
MBOR und Psychosomatik – Stellenwert in der medizinischen Rehabilitation zwischen Wunsch und Wirklichkeit
Wehrmann J.1
1
Helios-Rehazentrum Bad Berleburg, Rothaarklinik, Fachklinik für
Psychosomatik, Psychotherapie und psychiatrische Rehabilitation,
Psychosomatische Dermatologie, Bad Berleburg, Germany
Seitens der Deutschen Rentenversicherung (DRV) wird eine Fokussierung der Rehabilitation auf eine medizinisch-beruflich
orientierte Behandlung (MBOR) eingefordert. Dies betrifft besonders die somatische Rehabilitation, die großenteils als Anschlussheilbehandlung und damit unmittelbare Fortsetzung der
Akutbehandlung durchgeführt wird.
Bei einem bedeutenden Prozentsatz unserer dermatologischen Patienten findet sich ein psychosozialer Kontext. Die Psychosomatik arbeitet seit langem mit einem bio-psycho-sozialen
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Krankheitskonzept, welches die Arbeitswelt als wesentlichen Kontextfaktor begreift, die auf die Person Einfluss nimmt, in die sich
aber auch der Mensch mit seinen Fähigkeiten und Einschränkungen mehr oder weniger gelingend bzw. dysfunktional einbringt.
In der Folge treffen wir bei unseren Rehabilitanden auf vielfältige
Annahmen, Überzeugungen, Enttäuschungen und Wünsche, die
es genauer abzuklären gilt. Die funktionale Gesundheit (ICF) ist
Resultat der Wechselwirkung des klinisch dermatologischen Bildes, wie auch des psychischen Zustandes mit der Umwelt (Privat
und Arbeit).
In der dermatologisch-psychosomatischen Rehabilitation
wird ein die dermatologische und psychosoziale Thematik integrierendes Störungsmodell erarbeitet, welches für die diagnostische Einordnung der oft vielfältigen Symptomatik des Patienten
erforderlich ist; das aber auch von entscheidender Bedeutung ist
für die prognostische Einschätzung des Leistungsbildes und damit die sozialmedizinische Beurteilung. Diagnose, klinisches Bild,
Störungsmodell und das Leistungsbild stehen in einem inneren
Zusammenhang, woraus eine prognostische Einschätzung und
ggf. LTA (z.B. Besuch eines Hautschutzseminars) resultieren, die
weder aus einer momentanen Beschreibung der Funktionsfähigkeit, einer Testung (Querschnittsbild) oder einer Diagnose (Dauerzustand?) erschlossen werden können.
Literatur:
Wehrmann J (2010) Dermatologisch-psychosomatische Rehabilitation. Hautarzt 61: 317–323
AKS10/03
Neuere Entwicklungen bei der Deutschen Rentenversicherung – Von MBOR über VMO und familienorientierter Reha
bis zum Rentenreformgesetz
Nürnberg W.1
1
Deutsche Rentenversicherung MItteldeutschland, Teilbereich Sozialmedizinischer Dienst in PuS, Leipzig, Germany
Leistungen zur medizinischen Rehabilitation sollten immer dann
bei der Deutschen Rentenversicherung (DRV) beantragt werden,
wenn eine Erwerbsfähigkeit gemindert oder gefährdet ist, bzw.
dadurch die Teilhabe am Arbeitsleben dauerhaft gesichert werden kann. Zudem ist die DRV ein wichtiger Kostenträger bei Leistungen zur Rehabilitation von Kindern- und Jugendlichen.
Um den Erfolg rehabilitativer Leistungen zu sichern, hat die
DRV in den letzten Jahren eine Reihe von spezifischen Angeboten
entwickelt und in Routineverfahren überführt. Ein wichtiges Angebot ist dabei die medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitation (MBOR), welche durch verschiedenste Diagnostik- und Therapieangebote den Erhalt des Arbeitsplatzes bzw. die dauerhafte
Wiedereingliederung in das Erwerbsleben sichern soll. Neben
diesem hochspezialisierten Angebot hat die Rentenversicherung
mit der Etablierung der verhaltensmedizinisch-orthopädischen
Rehabilitation (VMO) psychosomatische Behandlungsangebote in organbezogene rehabilitative Maßnahmen integriert. Im
Rahmen dieses Behandlungsansatzes soll ein ganzheitliches Verständnis der vorliegenden Beschwerden bei dem Rehabilitanden
entwickelt werden. Im Rahmen des Beitrages werden diese und
weitere rehabilitative Angebote und Konzepte aus Sicht der DRV
dargelegt und im Hinblick auf neue Impulse für die dermatologische Rehabilitation diskutiert.
11
Vorträge - Arbeitsgemeinschaften und assoziierte Gesellschaften (AKS)
AKS11 Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Onkolgie (ADO): Die neuen
Melanom-Therapien: Hintergrund
und Fälle
AKS11/03
Partielle Remission eines metastasierten Melanoms nach einmaliger Gabe des anti-PD-1 Antikörpers Pembrolizumab
Schilling B.1,2
1
Universitätsklinik Essen, Klinik für Dermatologie, Venerologie und
Allergologie, Essen, Germany
2
Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK),
Heidelberg, Germany
Einleitung: Antikörper (AK) gegen PD-1 verlängern das Überleben von Patienten mit fortgeschrittenem Melanom. Auch wenn
schwere Nebenwirkungen selten sind, können diese einen Therapieabbruch nötig machen. Wie der vorgestellte Fall zeigt, können
anti-PD-1 AK aber auch bei nur einmaliger Applikation wirken.
Fallvorstellung: Eine 53-jährige Patientin mit einem malignen Melanom im Stadium IV (AJCC 2009) und mutiertem
BRAF V600E zeigte unter Therapie mit Vemurafenib und anschließend 4 Zyklen Ipilimumab je einen Tumorprogress, so dass die
Einleitung einer Therapie mit Pembrolizumab im Rahmen der
klinischen Studie MK3475–002 erfolgte. Eine Woche nach Erstapplikation klagte die Patientin über Husten, Augenbrennen und
zeigte einen Transaminasenanstieg. Eine Pneumonitis konnte
mittels CT ausgeschlossen werden, jedoch zeigten die bekannten
Metastasen im Vergleich zum Ausgangsbefund bereits eine geringe Regression. Die Beschwerden besserten sich spontan. Vor der
zweiten Gabe Pembrolizumab fand sich dann eine symptomatische Iritis sowie ein massiver Anstieg der Transaminasen, sodass
die Patientin bei Pembrolizumab-induzierter Hepatitis und Iritis
mit Prednisolon und im Verlauf auch Mycophenolatmofetil behandelt werden musste. Auf Grund der hochgradigen Nebenwirkungen konnte die Therapie mit Pembrolizumab nicht fortgesetzt
werden. Trotz Immunsuppression zeigte sich 4 sowie 12 Wochen
nach einmaliger Gabe von Pembrolizumab eine partielle Remission der Zielläsionen und die bei Therapiebeginn massiv erhöhte LDH und S-100 normalisierten sich. Im erneuten Staging in
Woche 24 nach Therapieeinleitung fanden sich dann neue sowie
progrediente Filiae.
Schlussfolgerung: Pembrolizumab kann auch bei einmaliger Applikation und trotz Einleitung einer Immunsuppression zur
Behandlung von Nebenwirkungen eine rasche klinische Wirksamkeit zeigen. Ob der beobachtete Progress der nur einmaligen Therapie geschuldet ist, sollte zum besseren Verständnis der
Wirkmechanismen der PD-1 Blockade ergründet werden.
AKS11/04
Neues von den Tyrosinkinaseinhibitoren
Gutzmer R.1, Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Onkologie
(ADO)
1
Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Germany
12
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Der RAS-RAF-MEK-ERK Signalweg ist bei 40% der Melanome
durch eine Mutation in BRAF, bei 15–20% durch eine Mutation
in NRAS und bei Aderhautmelanomen durch eine GNA11 oder
GNAQ Mutation aktiviert. Diese Beobachtung bildet die Grundlage für molekular zielgerichtete Therapien, wobei heute die BRAFund die MEK-Inibitoren am weitesten entwickelt sind. BRAF-Inhibitoren hemmen das mutierte BRAF V600. Im Gegensatz dazu
hemmen MEK-Inhibitoren das nicht mutierte MEK und können
daher zur Anwendung kommen, wenn der Signalweg oberhalb
von MEK aktiviert wird.
Bei BRAF V600 mutierten Melanomen erreichen die zugelassenen BRAF-Inhibitoren Vemurafenib und Dabrafenib Ansprechraten von ca. 5% CR, 50% PR, 30% SD und ein mittleres PFS
von 7 Monaten. Bei der Mehrzahl der Patienten tritt durch Reaktivierung des Signalwegs eine Resistenzentwicklung ein. Der
Vergleich einer Kombination eines BRAF- und MEK-Inhibitors zur
BRAF-Inhibitor Monotherapie bei BRAF V600 mutierten Melanomen zeigte in 3 Phase III Studien signifikante Vorteile zugunsten
der Kombination.
Für NRAS-mutierten Melanome werden MEK-Inhibitoren
eingesetzt, aktuell werden zwei Studien mit einem MEK-Inhibitor (Binimetinib bzw. Pimasertib) im Vergleich zu einer Chemotherapie mit Dacarbazin durchgeführt und Kombinationen von
MEK-Inhibitoren mit anderen Substanzen wie dem CDK4/6-Inhibitor LEE011 getestet.
Bei Uvea-Melanomen wird ebenfalls eine MEK-Blockade
untersucht. In einer ersten Studie konnte jedoch kein signifikanter Überlebensvorteil für den MEK-Inhibitor Selumetinib versus
Chemotherapie mit Temozolomid bzw. Dacarbazin gesehen
werden.
Zusammengefasst ist zu erwarten, dass sich bei BRAF V600
mutierten Melanomen aufgrund der signifikant höheren Effektivität die Kombination aus BRAF/MEK-Inhibitor durchsetzen
wird. Zum Einsatz von MEK-Inhibitoren (ggf. in Kombination
mit anderen Substanzen) bei Uveamelanomen, NRAS- und BRAF
nicht-V600-mutierten Melanomen bleiben weitere Daten abzuwarten.
AKS11/05
Komplette Remission eines metastasierten Melanoms unter
Therapie mit dem PD-1-Antikörper Pembrolizumab
Maul L.V.1, Hauschild A.1, Kähler K.C.1
1
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Klinik für
Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Kiel, Germany
Fragestellung: Die Therapie des fortgeschrittenen Melanoms
bleibt trotz der neuesten Fortschritte eine Herausforderung. Der
Anti-PD-1-Antikörper Pembrolizumab (Keytruda®) zeigt in der
Phase Ib-Zulassungsstudie KEYNOTE-001 einen therapeutischen
Durchbruch. Die Gesamtüberlebensrate betrug 71% nach einem
Jahr.
Methodik: Wir beobachteten bei einem 38-jährigen Patienten einen raschen Tumorprogress innerhalb der ersten zwei Jahre
nach Erstdiagnose eines malignen Melanoms mit einer Tumordicke von mehr als 8 mm an der linken Schläfe. Bei vorliegendem
AJCC-Stadium IV (pT4bN3M1b) mit Fernmetastasen der Lunge,
am linken Oberschenkel und Hoden erfolgte die Immuntherapie mit Ipilimumab. Nach vier Monaten erhielt der Patient aufgrund eines Tumorprogresses den BRAF-Inhibitor Vemurafenib
Vorträge - Arbeitsgemeinschaften und assoziierte Gesellschaften (AKS)
(Zelboraf ®). Wegen Toxizität (u.a. Fazialisparese, Exanthem, Arthralgien) musste nach einem Jahr trotz partieller Remission die
Behandlung abgebrochen werden. Die Filiae am linken Oberschenkel und Hoden wiesen eine komplette Remission auf. Nach
dem Wechsel auf den BRAF-Inhibitor Dabrafenib (Tafinlar ®) zeigte
sich zunächst eine anhaltende partielle Remission, jedoch traten
sieben Monate später neue lokoregionäre Lymphknoten- und
subkutane Fernmetastasen auf.
Ergebnis: Im Juli 2014 wurde bei maximal 2 cm großen zervikalen und thorakalen Lymphknotenfiliae die Therapie mit Pembrolizumab im Rahmen des EAP-Härtefallprogrammes (3 mg/kg
Körpergewicht alle 3 Monate) eingeleitet, die nebenwirkungsfrei
toleriert wurde. Die ersten Staginguntersuchungen zeigten nach
vier Infusionen eine komplette Remission. Derzeit wird diese Therapie fortgeführt.
Schlussfolgerung: Dieser interessante Kasus zeigt eine komplette Remission des metastasierten Melanoms unter Pembrolizumab und ein gutes Verträglichkeitsprofil. Das Therapieansprechen auf die vorangegangenen Therapien mit Ipilimumab und
den BRAF-Inhibitoren könnte einen positiven prognostischen Indikator für die Therapie mit Pembrolizumab darstellen.
AKS11/07
Lokale Therapie
Eigentler T.1, Tampouri I.1, ADO
1
Hautklinik Tübingen, Tübingen, Germany
Trotz der Entwicklung potenter neuer Systemtherapien stellen
nicht-resektable, lokale Metastasen eine therapeutische Herausforderung dar. Anhand von Fallbeispielen werden neue und bewerte Therapiekonzepte für lokale Metastasen dargestellt.
studie (GWAS). In aller Regel werden in KA Allergie Kollektiven
und in Kontroll-Kollektiven die Polymorphismen von Kandidaten Genen (z.B. single nucleotide polymorphismen (SNP)) untersucht. Bei den Kandidaten-Gen Studien können gemäß der
pathophysiologischen Schritte unterschieden werden: (i) Faktoren, die die Verfügbarkeit des Allergens beeinflussen: Struktur
und Funktion der Hautbarriere (Filagggrin, late cornified envelope, claudin1) sowie die Metabolisierung der Haptene (N-Acetyltransferase I+II, Glutathione-S-Transferasem), (ii) Faktoren
mit möglichen Einfluß auf Entzündungsprozesse (Mangan-Superoxid-Dismutase, Angiotensin-converting enzyme), sowie (iii)
Faktoren der immunologischen Prozessierung (Cytokine und
chemokine). In aktuellen Auswertungen einer laufenden Studie
(IVDK und IPA, Bochum) zeigte sich insbesondere der homozygot variante Genotyp von CXCL 11 AA signifikant häufiger
bei KA Patienten. Dieses Chemokine bindet an CXCR3 auf Th1
Zellen und Lymphozyten des angeborenen Immunsystems (z.B.
NKT). Die einzige GWAS Studie (Kim et al; Int Arch Allergy Immunol 2013;162:184–186) fand zwei SNPs in einem kleinen Kollektiv von Nickel-Allergikern, von denen ein Polymorphismus,
PELI 1, ( pelino homolog 1) von funktioneller Bedeutung sein
könnte. Pellino 1 ist eine ubiquitin ligase, die eine wichtige Rolle
in der Regulation der angeborenen Immunität spielt. In Zukunft
sollten verstärkt Polymorphismen von Genen mit (a) Einfluß auf
spezifische Sensibilisierungen, und (b) auf eine generelle Suszeptibilitätssteigerung untersucht werden (Dhingra et al; J Allergy Clin Immunol. 2014; 134:362–72), sowie von Genen mit
einer besonderen Rolle im Bereich der angeborenen Immunität
(Martin; Contact Dermatitis 2015; 72:2–10).
AKS12/02
Kontaktallergien im Kindesalter
Worm M.1
AKS12 Deutsche Kontaktallergie-Gruppe (DKG) / Informationsverbund Dermatologischer Kliniken
(IVDK): Kontaktallergie im Spannungsfeld der Generationen
AKS12/01
Neues zur Genetik der Kontaktallergie
Schnuch A.1
1
IVDK / UMG Göttingen, Göttingen, Germany
Studien zur Genetik der Kontaktallergie (KA) umfassen einen
Zeitraum von mehreren Dekaden, durch die die Vorstellung einer erblichen Komponente bei der Entstehung der KA erhärtet
wurden. Gleichwohl ist es nur ansatzweise gelungen, genetische
Marker zu identifizieren (Schnuch et al Contact Dermatitis 64,
2–23 (2011). Die in den letzten Jahren gewonnenen Erkenntnisse sollen hier zusammengefasst werden. Grundsätzlich gilt es,
zwei Ansätze zu unterscheiden: (i) die Untersuchung von Kandidaten-genen (solche, deren Produkte eine pathophysiologische Rolle bei der KA spielen) und (ii) Genome-wide-association
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
1
Charité – Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Berlin, Germany
Kontaktallergien im Kindesalter sind nicht selten. Daten aus Studien legen nahe, dass die Frequenz positiver Sensibilisierungen bei
Kindern, die epikutan getestet werden, 20% bis 30% erreicht. Die
Testkonzentrationen für die Allergene bei der Epikutantestung
im Kindesalter unterscheiden sich nicht im Vergleich zu Erwachsenen. Bei Kindern ist es besonders erforderlich die Anzahl der
durchgeführten Testungen im Hinblick auf die Anamnese und das
Expositionsprofil kritisch zu überprüfen. Eine DKG-Arbeitsgruppe
hat eine Stellungnahme erarbeitet, die ein mögliches Testprofil, welches insbesondere bei Kindern eingesetzt werden sollte,
vorschlägt1. Dieses Testprofil wurde auch im kürzlich vom EAACI
publizierten Positionspapier zur Kontaktallergie im Kindesalter
aufgenommen2.
Die häufigsten Kontaktallergene im Kindesalter sind die bekannten, wie Nickel und Kobalt, aber auch Konservierungsstoffe
oder Kaliumdichromat3,4. Daten aus Schweden legen nahe, dass
bei Kindern mit atopischer Dermatitis bei Vorliegen eines Handund/oder Fußekzems eine Epikutantestung zum Ausschluss einer
allergischen Kontaktdermatitis durchgeführt werden sollte5.
Die Häufigkeiten der Sensibilisierung gegenüber Bufexamac,
wie auch Antibiotika der Aminoglykosidreihe sind aufgrund des
Verbots von Bufexamac bzw. der geringeren Einsatzfrequenz in
den letzten Jahren zurückgegangen.
13
Vorträge - Arbeitsgemeinschaften und assoziierte Gesellschaften (AKS)
Auch Farbstoffe sind eine nicht seltene Kontaktallergengruppe im Kindesalter, da sie nicht nur in Kleidung, sondern auch in
Spielwaren enthalten sein können.
Die kontinuierliche Analyse bezüglich der Häufigkeitsprofile
im Kindesalter gibt wichtige Aufschlüsse über aktuelle Entwicklungen bzgl. der Kontaktallergene und auch neue Allergene sollten in regelmäßig zu überprüfenden Empfehlungen berücksichtigt werden.
Worm M et al. J Dtsch Dermatol Ges. 2007
de Waard-van der Spek FB et al. Pediatr Allergy Immunol. 2013
3
Heine G et al. Contact Dermatitis. 2004
4
Zug KA et al. Dermatitis. 2014
5
Isaksson M et al. Acta Derm Venereol. 2014
1
2
AKS12/03
Kontaktallergien bei Erwerbstätigen
Bauer A.1, Geier J.2, Mahler V.3, Uter W.4
1
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, Klinik und Poliklinik für Dermatologie, Dresden, Germany
2
Universität Göttingen, Informationsverbund Dermatologischer Kliniken (IVDK), Göttingen, Germany
3
Universitätsklinikum Erlangen, Hautklinik, Erlangen, Germany
4
Universität Erlangen/Nürnberg, Institut für Medizininformatik, Biometrie und Epidemiologie, Erlangen, Germany
Berufsbedingte Hauterkrankungen spielen in den Berufskrankheitenstatistiken eine wichtige Rolle. In Europa sind inzidenzraten von 5–19 Fälle/10.000 Arbeiter im Jahr dokumentiert. Vor
allem berufsbedingte allergische Kontaktekzeme (Odds Ratio
[OR] 3,85; 95% Konfidenz Interval [KI] 1,57–9,44; P = 0 003) und
Multisensibilisierungen(OR 2 22; 95% CI 1 13–4 33) sind mit
einer schlechten Prognose und geringen Abheilungsraten der
Ekzeme assoziiert. Datenanalysen der nationalen und internationalen Kontaktallergiedatenbanken zu Sensibilisierungsraten und
Sensibilisierungsprofilen in Risikoberufen sind Voraussetzung für
gezielte Präventionsstrategien. Anknüpfend an eine aktuelle Publikation des European Surveillance System on Contact Allergies
(ESSCA) zum Spektrum der positiven Epikutantest-Reaktionen auf
die Europäische Standardreihe bei Patienten mit Berufsekzem,
analysierten wir die Daten des Informationsverbundes dermatologischer Kliniken (IVDK) der Jahre 2002–2012. Beruflich relevante Allergene waren Thiurame, Epoxidharz, sowie das Konservierungsmittel Methylchlorisothiazolinon/Methylisothiazolinon. Das
höchste Risiko ein Berufsekzem zu entwickeln wurde in Berufen
im Gesundheitswesen, im Nahrungsmittelsektor, bei Friseuren, in
Bauberufen und bei Metallarbeitern nachgewiesen. Neben individuellen Präventionsmaßnahmen sind in der Allergieprävention
vor allem nationale und internationale Präventionsanstrengungen
erfolgversprechend, was durch den eindrucksvollen Rückgang
der Sensibilisierungen gegen Kaliumdichromat im Baugewerbe,
der Sensibilisierungen gegen Glycerolmonothioglycolat bei den
Friseuren und der Sensibilisierungen gegen Latex im Gesundheitswesen klar gezeigt werden konnte.
AKS12/04
Kontaktallergien bei Senioren
14
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Mahler V.1, Geier J.2
1
Hautklinik Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen, Germany
Informationsverbund Dermatologischer Kliniken, Göttingen, Germany
2
Die Gruppe der über 65Jährigen nimmt in der Allgemeinbevölkerung zu. Am Ende eines Arbeitslebens hat ein Individuum zahlreiche berufliche und außerberufliche Expositionen durchlaufen,
die sich mit Eintritt der Altersrente in der Regel zugunsten der
außerberuflichen verschieben. Daneben können Komorbiditäten
eintreten, die einer Lokal- oder Systembehandlung bedürfen.
Diese Einflussfaktoren beeinflussen auch den Erwerb von Kontaktallergien.
Es wurden 2009–2013 im Informationsverbund Dermatologischer Kliniken (IVDK) 14.841 Patienten über 65 Jahren (J) epikutan getestet (>65–69 J: 27,2%, 70–79 J: 53,7%, 80–89 J: 17,6%,
90–99J: 1.5%). Patienten mit am Bein lokalisierter Dermatitis
machen in diesem Kollektiv einen Anteil von 25,9% aus (versus
10,5% im IVDK-Gesamtkollektiv).
Die Kontaktstoffgruppen, in denen die Allergene am häufigsten vermutet wurden waren: Kosmetika/Cremes/Lichtschutzmittel: 42,7%, Medikamente (äußerlich): 28,9%, Medikamente
(innerlich): 12,3%, Implantate/Osteosynthesematerialien: 9,4%,
Zahnprothesen/-brücken/-spangen: 7,5%, Seife/Duschgel/Shampoo/Zahncreme: 6,4%, Gummi: 4,5%, Desinfektionsmittel: 3,9%.
Die “Hitliste” der am häufigsten nachgewiesenen Kontaktsensibilisierungen im Kollektiv der Patienten über 65Jährigen unterscheidet sich vom IVDK-Gesamtkollektiv und weist folgende
„TOP 10“ auf: Duftstoff-Mix, Perubalsam, Nickel (II)-sulfat, Duftstoff-Mix II, Kolophonium, Propolis, MCI/MI, Wollwachsalkohole, Amerchol-L 101, tert. Butylhydrochinon. Unterschiede in den
Reaktionshäufigkeiten zwischen Männern und Frauen zeigten
sich kaum, außer bei Nickel, auf das Frauen doppelt so häufig
reagierten. Insgesamt ist die Nickelsensibilisierung deutlich seltener als im IVDK-Gesamtkollektiv. Die Auswertung der Subgruppen der über 65jährigen mit und ohne Ulcus/Stauungsdermatitis/
CVI zeigte wesentliche Unterschiede bezüglich der Sensibilisierungshäufigkeiten auf Salbeninhaltsstoffe (Wollwachsalkohole,
Amerchol L 101 und tert. Butylhydrochinon).
AKS12/05
Multiple Kontaktsensibilisierungen
Schwitulla J.1, Brasch J.2, Löffler H.3, Schnuch A.4, Geier J.4,
Uter W.1
1
Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg, Institut für Medizininformatik, Biometrie und Epidemiologie, Erlangen, Germany
2
Klinik für Dermatologie, Kiel, Germany
3
SLK-Kliniken GmbH, Heilbronn, Germany
4
Informationsverbund Dermatologischer Kliniken, Göttingen,
Germany
Hintergrund: Polysensibilisierung (PS) ist ein klinischer Phänotyp
für eine erhöhte Empfindlichkeit bei Kontaktallergie. Hier soll untersucht werden, welche klinischen und demographischen Faktoren sich bei Patienten mit und ohne multipler Kontaktsensibilisierung unterscheiden. Zudem soll der Zusammenhang zwischen
der SLS-Reaktion und der Anzahl positiver Reaktionen betrachtet
werden.
PS wird im Folgenden über drei oder mehr positive Reaktionen auf unkorrelierte Allergene der Standardreihe definiert.
Vorträge - Arbeitsgemeinschaften und assoziierte Gesellschaften (AKS)
Methoden: Analysiert wurden Daten des Informationsverbundes Dermatologischer Kliniken (IVDK) von 1995–2010 bzw.
2008–2011 (SLS-Analysen) mit jeweils 126.878 bzw. 26.879 Patienten. Mit Hilfe eines statistischen Modells können die Daten
adäquat beschrieben und interpretiert werden.
Ergebnisse: Unter den Lokalisationen treten Axilla, Fuß und
Bein besonders hervor. Ebenfalls ein Risikofaktor für multiple
Kontaktsensibilisierungen sind Alter und Geschlecht. Die SLS-positive Gruppe weist Unterschiede im Alter und berufsbedingt auf
im Vergleich zur SLS-negativen Gruppe. Das Risiko einer zusätzlichen positiven Allergenreaktion ist bei positivem SLS-Status
erhöht.
Schlussfolgerung: Es gibt zwei Wege den Zusammenhang
zwischen dem SLS-Status und der Anzahl positiver Reaktionen zu
interpretieren:
• Der statistische Zusammenhang ist übertragebar, d.h. es besteht eine Relation zwischen irritabler Haut und der Anzahl
allergischer Reaktionen.
• Eine positive SLS-Reaktion hängt zwar mit als positiv gewerteten Allergenreaktionen zusammen, doch können diese auf Grund einer aktuell gesteigerten Hautirritabilität z.T.
falsch-positiv sein.
AKS12/06
Diagnostik der Duftstoffallergie
Geier J.1
1
Universität Göttingen, IVDK, Göttingen, Germany
In der Standardreihe der Deutschen Kontaktallergie-Gruppe
(DKG) sind zwei Duftstoff-Mixe (fragrance mixes; FM) enthalten.
Der seit Ende der 1970er Jahre getestete FM I enthält Alpha-Amylzimtaldehyd, Zimtaldehyd, Zimtalkohol, Eugenol, Geraniol, Hydroxycitronellal, Isoeugenol und Eichenmoos absolue sowie den
Emulgator Sorbitansesquioleat (SSO). Der seit 2005 getestete FM
II besteht aus Citronellol, Cumarin, Farnesol, Alpha-Hexylzimtaldehyd und Hydroxyisohexyl 3-cyclohexencarboxaldehyd (HICC).
Die Reaktionshäufigkeiten auf den FM I haben sich in den
vergangenen 15 Jahren deutlich verändert. Auch bei der Verbreitung und der Einsatzkonzentration häufig sensibilisierender
Duftstoffe, wie z.B. Eichenmoos absolue, Isoeugenol und HICC,
in Kosmetika haben sich in den vergangenen Jahren gravierende
Änderungen ergeben.
Wir haben Daten des Informationsverbundes Dermatologischer Kliniken (IVDK) der Jahre 1998 – 2013 (FM I) bzw. 2005
– 2013 (FM II) analysiert, um festzustellen, ob die veränderte Exposition sich auf die Häufigkeit auswirkt, mit der Sensibilisierungen gegen die einzelnen Duftstoffe bei Patienten mit positiven
Reaktionen auf die Mixe auftreten.
Die Reduzierung der Einsatzkonzentrationen von Eichenmoos absolue und Isoeugenol in Kosmetika führte zu einem Rückgang der entsprechenden Sensibilisierungen und damit auch zu
einer Abnahme der Reaktionen auf FM I. Die Reduzierung der
Einsatzkonzentration von HICC schlug sich ebenfalls in den Sensibilisierungsquoten nieder. Dennoch bleiben diese drei Duftstoffe
die wichtigsten Allergene in den Mixen. Das übrige Ranking der
Duftstoff-Allergene blieb im Wesentlichen unverändert.
Die Diagnostik bei Verdacht Duftstoff-Allergie und/oder
positiver Reaktion auf FM I und/oder FM II darf sich selbstverständlich nicht auf die alleinige Testung der Mixe beschränken.
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Die Testung der Aufschlüsselungen und weiterer Duftstoffe ist in
diesen Fällen obligat.
AKS13 Deutschsprachige
Mykologische Gesellschaft
(DMykG e.V.): Mykologie Update
AKS13/01
Trichophyton rubrum spezial
Brasch J.1
1
Universitäts-Hautklinik, Kiel, Germany
Trichophyton (T.) rubrum ist ein strikt anthropophiler Dermatophyt und in Deutschland der weitaus häufigste Erreger von Dermatomykosen. Nach neueren genetischen Analysen rechnen diverse Varianten zum monophyletischen T.rubrum -Komplex, auch
die traditionell als separate Spezies geführten Dermatophyten
T.violaceum und T.soudanense. Die morphologische Bandbreite
von T.rubrum ist groß. Neben den typischen Formen gibt es auch
Stämme mit flacher, fast granulärer Thallusoberfläche, strahligen
Kolonierändern oder bergartigen Thalli. Von gelb, intensiv rot
bis zu fast schwarz oder auch fast farblos sind alle Färbungen
möglich. Manche Stämme bilden fast keine Konidien, andere
sogar reichlich. Diese Vielfalt führte zur Beschreibung vermeintlich „neuer“ Arten wie T.fischeri, T.kanei und T.raubitschekii, die
heute als Varianten von T.rubrum betrachtet werden. T.violaceum und T.soudanense sind bereits makroskopisch von klassischen
T.rubrum -Stämmen gut zu unterscheiden; anders als diese sind
sie vorwiegend in Afrika verbreitet und verursachen häufig eine
Tinea capitis.T.rubrum verursacht oft nur wenig Entzündung mit
einer Steigerung der epidermalen Proliferation und der Expression antimikrobieller Peptide in der befallenen Epidermis. T.rubrum
kann aber auch blasige und purulente Infektionen, granulomatöse tiefe Trichophytien (Majocchi) und sehr selten wohl auch Infektionen tiefer Gewebe auslösen. Eine besondere Situation liegt
in den Haarfollikel-Talgdrüseneinheiten vor, in denen ein ganz
anderes Milieu herrscht als in der interfollikulären Epidermis.
Hormonelle Faktoren mögen hier relevant sein. Inwieweit in Anbetracht dieser breiten morphologischen, physiologischen und
epidemiologischen Spektren eine Zusammenfassung aller T.rubrum -Varianten sinnvoll ist, bleibt abzuwarten. Für den behandelnden Arzt ist entscheidend, dass die vom Labor mitgeteilte
Benennung des isolierten Erregers eine klare Zuordnung zum
Krankheitsbild und zu epidemiologischen Zusammenhängen
erlaubt.
AKS13/02
Non-Dermatophyte-Mould-Onychomykose durch Onychocola
canadensis – erstmals beschrieben in Deutschland
Nenoff P.1, Schorlemmer B.2, Uhrlaß S.1, Baunacke A.3, Baunacke
A.3, Friedrichs C.4, Krüger C.1
1
Labor für medizinische Mikrobiologie, Partnerschaft Dr. C. Krüger
& Prof. P. Nenoff, Mölbis, Germany
2
Institut für Medizinische Diagnostik, Greifswald, Germany
15
Vorträge - Arbeitsgemeinschaften und assoziierte Gesellschaften (AKS)
3
Hautarztpraxis Dr. Annegret Baunacke, Radeberg, Germany
Medizinisches Labor Ostsachsen, Mikrobiologie Görlitz, Görlitz,
Germany
4
Schimmelpilze (nondermatophyte moulds…NDM) werden als Erreger einer Onychomykose (OM) immer häufiger isoliert. Ursache
einer NDM-OM sind Scopulariopsis brevicaulis, Fusarium, Aspergillus, Acremonium, Neoscytalidium dimidiatum, Arthrographis kalrae
und Chaetomium.
Bei einem Patienten aus Norddeutschland mit Verdacht auf
Onychomykose fand sich bei der mykologischen Untersuchung
des Großzehennagels starkes Wachstum von Onychocola canadensis. Ein Dermatophyt wuchs nicht aus den Nagelspänen.
Onychocola canadensis bildet weiß-graue, langsam wachsende
Kolonien mit hellbrauner Rückseite. Mikroskopisch sind kurze
Ketten von ovalen Arthrosporen zu sehen. Die Identifizierung
von Onychocola canadensis wurde durch Sequenzierung des
ITS1-Bereiches der rDNA bestätigt (Dr. Anne Bernhardt, Robert
Koch-Institut Berlin).
Ein 58jähriger Patient aus dem Dresdner Raum bemerkte
seit einem Jahr Veränderungen am rechten Großzehennagel.
Als Programmierer von Großmaschinen trug er berufsbedingt
Arbeitsschutzschuhe. Dermatophyten waren aus dem Nagelmaterial weder kulturell, noch mittels Polymerasekettenreaktion
(PCR-Elisa-Assay) nachweisbar. Kulturell fand sich wiederum
starkes Wachstum von Onychocola canadensis. Die Spezies-Identifizierung ließ sich durch MALDI TOF Massenspektroskopie
und Sequenzierung des ITS1-Bereiches der rDNA bestätigen.
Die NDM-OM durch Onychocola canadensis wurde mittels Keratolyse (40% Urea) und wasserlöslichem Ciclopirox Nagellack
behandelt.
Eine Zehennagelinfektion durch Onychocola canadensis
wurde erstmals 1990 von Sigler und Congly in Kanada beschrieben, später u. a. in Italien, Spanien, Großbritannien, Slowakei,
Tschechien und der Türkei. Hier werden erstmals in Deutschland
zwei Patienten mit NDM-OM durch Onychocola canadensis beschrieben. Itraconazol oder Terbinafin scheinen nicht wirksam
gegenüber Onychocola canadensis zu sein. Die Alternative ist die
topische Therapie mit Ciclopirox- oder Amorolfin-Nagellack nach
Keratolyse des Nagels mit 40% Harnstoff.
AKS13/03
Molekulare Diagnostik von Dermatophyten – Wo stehen wir
heute?
Mykologische Gesellschaft = DMykG) und Instand e.V. einen
Ringversuch für Dermatophyten entwickelt, der im Mai 2014 mit
der Unterstützung von 5 Referenzlaboratorien getestet wurde.
Im Testringversuch sollten 5 Proben untersucht werden, die
unterschiedliche Konzentrationen des jeweiligen Erregers (3 verschiedene Spezies) enthielten. Weiterhin wurden PCR (kommerzielle Kits und „in house“)- und DNA-Extraktionsverfahren sowie
deren Volumina abgefragt, um diese vergleichen zu können.
Im Ergebnis wurde der Testringversuch von über 80% der
teilnehmenden Labore bestanden. Somit steht zukünftig eine externe Qualitätskontrolle für den Genomnachweis von Dermatophyten zur Verfügung.
AKS13/04
Pilze-AktenzeichenXY gelöst
Schaller M.1
1
Universitäts-Hautklinik Tübingen, Tübingen, Germany
Während die Diagnostik klassischer Mykosen keine Probleme bereitet, sind es gerade Patienten mit sehr uncharakteristischen Manifestationen von Pilzerkrankungen der Haare, Nägel und Haut,
die manchmal schwierig zu diagnostizieren sind. Solche diagnostischen Schwierigkeiten sind häufig bedingt durch Vorhandlung
oder Immunpression der Patienten. Gleichzeitig gibt es einen größer werdenden Wissensverlust bezüglich der richtigen Diagnostik
von Pilzerkrankungen, was zusammen dazu führt, dass immer
mehr Patienten mit unerkannten Pilzinfektionen überhaupt nicht
oder über Jahre falsch behandelt werden. Schwierigkeiten bereitet
die Einordnung des pathogenen Potentials von Schimmelpilzen,
die häufig Verunreiniger von Kulturen sind, jedoch im Einzelfall
auch die pathogenetische Ursache der Pilzerkrankung sein können.
Um die Sicherheit der mykologischen Diagnostik zu gewährleisten
ist sowohl klinische Erfahrung als auch die Diskussion des klinischen
Befundes mit dem mykologischen Ergebnis unabdingbar.
AKS13/05
Identifizierung von Trichophyton violaceum als Haupterreger der Tinea capitis bei Kindern im Mbarara Regional Referral Hospital in Uganda
Wiegand C.1, Mugisha P.2, Mulyowa G.K.2, Elsner P.1, Hipler
U.-C.1, Uhrlaß S.3, Nenoff P.3
1
Universitätsmedizin Berlin – Charité, Institut für Mikrobiologie,
Berlin, Germany
Universitätsklinikum Jena, Klinik für Hautkrankheiten, Jena,
Germany
2
Mbarara University of Science and Technology, Mbarara, Uganda
3
Labor für medizinische Mikrobiologie, Mölbis, Germany
Die Voraussetzung, um Pilzinfektionen durch Dermatophyten
erfolgreich therapieren zu können, ist die zuverlässige Speziesidentifizierung des ätiologischen Agens. In den vergangenen Jahren ist die molekularbiologische Diagnostik bei dieser Pilzgruppe
zunehmend in den Vordergrund gerückt, weil diese im Vergleich
zu traditionellen Diagnostikverfahren extrem kurze Analysezeiten
und eine bis zu 30% höhere Sensitivität ermöglicht.
Jedes Diagnostikverfahren muss jedoch eine kontrollierte
Qualität aufweisen und zweimal im Jahr extern überprüft werden. Aus diesem Grunde hat das Konsiliarlabor für Dermatophyten jetzt in Zusammenarbeit mit der Fachgesellschaft (Deutsche
Die Tinea capitis ist eine durch Dermatophyten hervorgerufene
Mykose der behaarten Kopfhaut, die vor allem im Kindesalter
auftritt. Die korrekte Speziesidentifikation ist eine Herausforderung da konventionelle Methoden wie Kultur und Mikroskopie sehr zeitaufwendig sind. Moderne Methoden, wie z.B. der
PCR-ELISA-Assay, gewinnen daher an Akzeptanz, da sie sowohl
schnell als auch sensitiv sind. Es ist daher von Interesse derartige Methoden für die Erregerdiagnostik einzusetzen. Hier wurde
der PCR-ELISA verwendet, um die Haupterreger der Tinea capitis
bei Kindern im Mbarara Regional Referral Hospital in Uganda zu
identifizieren.
Gräser Y.1
1
16
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Vorträge - Arbeitsgemeinschaften und assoziierte Gesellschaften (AKS)
115 klinische Proben von Kindern mit Tinea capitis im Alter
von 1 bis 16 aus West-Uganda, die an der Mbarara University Skin
clinic behandelt wurden, wurden in zwei Mykologischen Laboren
in Deutschland untersucht (Jena und Mölbis). Dermatophyten
wurden mittels konventioneller Methoden (Mikroskopie und Kultur) und mit Hilfe des PCR-ELISA-Assays identifiziert.
T.violaceum konnte als der Haupterreger der Tinea capitis bei
diesen Kindern mit einer Inzidenz von 56.52% (65/115) identifiziert werden, gefolgt von M.audouinii mit 13.04% (15/115),
T.soudanense mit 2.61% (3/115) und T.rubrum mit 2.61% (3/115).
Sensitivität und Spezifität des PCR-ELISAs für die Detektion der
Dermatophyten im Vergleich zur Kultur als Goldstandard lag bei
90.72% bzw. 96.7%.
In dieser Studie konnte gezeigt werden, dass der PCR-ELISA
als molekularbiologische Methode für die direkte Identifikation
von Dermatophyten in klinischen Proben ein senitives, spezifisches, schnelles und verlässliches Werkzeug darstellt.
AKS13/06
Transkriptionsfaktoren aktiviert werden: 1) durch den Vitamin
D-assoziierten Vitamin D-Rezeptor (VDR) und 2) durch CCAAT/
Enhancer-Binding Protein-alpha (C/EBPalpha). C/EBPalpha wird in
der Haut verstärkt von Keratinozyten und Sebozyten exprimiert
und infolge erhöhter ER-Stress-Antwort hochreguliert. Zum Ausgleich einer unzureichenden Cathelicidin-Synthese infolge eines
winterlichen Vitamin D-Mangels könnte die ER-Stress-vermittelte Aktivierung der Cathelicidin-Expression bei den Kelten durch
noch unbekannte genetische Mutationen hochreguliert worden
sein. Eine gesteigerte Cathelicidin-Expression ließe Rosazea daher
nicht als „Fluch der Kelten“, sondern als evolutionsbiologischen
Vorteil zur adäquaten Infektabwehr während winterzeitlicher
Vitamin D-Mangelzustände verstehen. Bemerkenswerter Weise
lassen sich die Wirkungen aller üblichen Rosazea-Medikamente
als Abschwächung des übersteigerten ER-Stress-Cathelicidin-Signalwegs erklären (Exp Dermatol 2014, 23:868–73).
AKS14/05
Endokrinopathien und Haut: Relevantes für die Praxis
Die Lasertherapie der Onychomykose – Update
Böhm M.1
Borelli C.1
1
Eberhard-Karls-Universität Tübingen, Einheit für Ästhetische Dermatologie und Laser der Universitätshautklinik, Tübingen, Germany
Seit einigen Jahren wird die Lasertherapie der Onychomykose als
neue Behandlungsmöglichkeit propagiert. Eine neue Therapieoption ist bei der Onychomykose insbesondere auch aus der Perspektive der Patienten eine interessante Option, da die Patienten
häufig eine innerliche Tabletteneinnahme scheuen.
Die vorhandene Datenlage zum Einsatz von Licht und Laser
bei der Onychomykose wird im Rahmen des Vortrags genauer
betrachtet.
1
Universitätsklinikum Münster, Klinik für Hautkrankheiten, Münster,
Germany
Die Haut ist Zielorgan für eine Reihe von Endokrinopathien. Neben seltenen Genodermatosen können zahlreiche erworbene
Endokrinopathien zu charakteristischen Hautsymptomen führen,
die der niedergelassene Dermatologe kennen muss, um frühzeitig
zur Diagnose beitragen zu können. Im Zentrum dieses Kurzvortrages stehen exemplarisch Erkrankungen, die mit Hyperandrogenismus einhergehen, die Volkskrankheit Diabetes mellitus sowie das POEMS-Syndrom als Multiorganerkrankung.
AKS14/06
AKS14 Arbeitskreis Dermato-Endokrinologie der DDG (AKDE): Was der
niedergelassene Dermatologe über
Hormone wissen sollte
AKS14/03
Hormone und Hautalterung: welche Präparate können aktuell gegen Hautalterung empfohlen werden und was ist in
der Pipeline?
Makrantonaki E.1,2
1
Charité – Universitätsmedizin Berlin, Forschungsgruppe Geriatrie,
Berlin, Germany
2
Klinik f. Dermatologie, Venerologie, Allergologie und Immunologie, Städtisches Klinikum Dessau, Dessau, Germany
Ein neues Konzept zur Pathogenese der Rosazea
Melnik B.1
1
Universität Osnabrück, Dermatologie, Umweltmedizin und Gesundheitstheorie, Osnabrück, Germany
Überhöhte Konzentrationen des antimikrobiellen Peptids Cathelicidin und der Protease Kallikrein 5 finden sich in der Gesichtshaut bei Rosazea. Kallikrein 5 spaltet vom Cathelicidin das
bioaktive Fragment LL-37 ab. LL-37 weist potente antimikrobielle, Entzündungs- und Angiogenese-fördernde Eigenschaften
auf. Ziel des Vortrags ist die Darstellung der Rosazea als übersteigerte Endoplasmatische Retikulum (ER)-Antwort. Dabei werden
klinische Rosazea-Trigger wie UV, Hitze, Kälte sowie Hautirritanzien als ER-Stressoren betrachtet. Die Cathelicidin-Expression
der Haut kann auf Promotor-Ebene durch zwei unabhängige
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Wie alle unsere Organsysteme wird die Haut und derer Gesundheit insbesondere durch die im Alter auftretenden hormonellen
Veränderungen beeinflusst. Frauen in Industrienationen verbringen zurzeit ein Drittel ihres Lebens im Klimakterium, also
in einem Zustand des hormonellen Mangels. Bei Männern sind
es mindestens 20 Jahre, die sie mit partiellem Androgen-Defizit
(PADAM) leben. Die Haut, deren Zellen eine Palette von Hormonrezeptoren besitzen und selbst in der Lage sind, Hormone zu
produzieren, wird durch die sinkenden Hormonspiegel erheblich
beeinflusst. Die charakteristischen Hautveränderungen im Alter
werden unter anderen durch die Abnahme der Hautdicke, des
Kollagengehalts, der Hautfeuchtigkeit und der Talgproduktion
verursacht. Nach systemischer oder lokaler Östrogenapplikation
wird über eine Verbesserung der epidermalen Hautfeuchtigkeit,
der Elastizität und der Hautdicke sowie der erhöhten Produktion
17
Vorträge - Arbeitsgemeinschaften und assoziierte Gesellschaften (AKS)
von Oberflächenlipiden, Verminderung der Faltentiefe, Wiederherstellung von Kollagenfasern und Zunahme des Kollagen III/I
Verhältnisses berichtet. Eine Verbesserung der alterungsassoziierten Hautveränderungen konnte in entsprechenden Studien
auch durch eine Wachstumshormonsubstitution und lokaler Applikation von pflanzlichen Inhaltsstoffen mit hormonähnlichen
Wirkungen erzielt werden. Orale Verabreichung von DHEA führte zur deutlichen Besserung der Hautqualität bei älteren Frauen.
Dieses zeigte sich besonders im Bezug auf die Hydratation, die
epidermale Dicke, die Sebumproduktion und die Pigmentation.
Die Anwendung von 0.5% Melatonin Nanocolloidalgel scheint
einen Schutz gegen die Bildung von UVB-ausgelösten Erythemen
zu bewirken. Da eine systemische Hormonsubstitution mit erheblichen unerwünschten Nebenwirkungen verbunden ist, kann sie
derzeit nicht als Anti-Aging-Maßnahme empfohlen werden. Es
bedarf intensiverer weiterer Erforschung, ob und wie eine lokale
Substitution in Zukunft der Hormonmangelsituation begegnen
und damit die Hautalterung verzögern kann.
AKS14/08
Thyreoidale Erkrankungen bei Alopecia areata – eine kritische Bestandsaufnahme
Lutz G.1
1
Hair&Nail, Bonn, Germany
Es ist allgemein bekannt, dass die Alopecia areata (A.a.) gelegentlich mit anderen Autoimmunerkrankungen assoziiert ist. Mit am
häufigsten wird eine Assoziation mit einer Hashimoto-Thyreoiditis
beschrieben.
Aus diesem Grund wurde bei 120 A.a.-Patienten eine entsprechende Schilddrüsendiagnostik veranlasst. Das Alter der
Patienten reichte von 3–73 Jahren. 77 Patienten waren weiblichen und 43 männlichen Geschlechts. 107 Patienten hatten
eine Alopecia areata vulgaris in unterschiedlicher Ausprägung,
1 Patientin eine A.a. vom Ophiasis-Typ, 9 eine A.a.-totalis und
3 eine A.a.-universalis. Bei jeweils 23 Patienten zeigte sich eine
Erhöhung der Anti-TPO-Antikörper bzw.der Anti-TG-Antikörper.
In 16 Fällen waren beide Antikörper gleichzeitig erhöht. Die Höhe
der Antikörper-Titer wies eine große Schwankungsbreite auf. Ein
Zusammenhang zwischen der Höhe des Antikörper-Titers und
der Ausdehnung der Alopezie war nicht zu erkennen. Insgesamt
konnte bei 108 Patienten eine Euthyreose, bei 10 Patienten eine
Hypothyreose und bei 2 Patienten eine Hyperthyreose diagnostiziert werden, wobei in einem Fall die Hyperthyreose iatrogen,
durch eine zu hohe Levothyroxin-Substitution, verursacht war.
Die routinemäßige Bestimmung der Anti-TPO- und Anti-TG-Antikörper ist, neben der Bestimmung des TSH-Basalwertes, bei A.a.-Patienten medizinisch indiziert, um rechtzeitig eine begleitende Hashimoto-Thyreoiditis zu erkennen. Dies ist insofern von Bedeutung, da
es im Zusammenhang mit der Thyreoiditis zu einem Untergang von
Schilddrüsengewebe und zu einer Hypothyreose kommen kann, wobei letztere bei einer nicht adäquaten Levothyroxin-Substitution zu
einer zusätzlichen, allgemeinen Störung des Haarwachstums führt.
AKS14/09
From the bench to the clinic: Für niedergelassene Dermatologen interessante Highlights aus der Arbeitsgruppe Dermato-Endokrinologie e.V. der ADF e.V.
18
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Makrantonaki E.1,2, Wolf R.3
1
Charité – Universitätsmedizin Berlin, Forschungsgruppe Geriatrie,
Berlin, Germany
2
Klinik f. Dermatologie, Venerologie, Allergologie und Immunologie, Städtisches Klinikum Dessau, Dessau, Germany
3
Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie, Ludwig-Maximilians-Universität München, München, Germany
Am 04. März 2015 in Ulm findet das 13. Treffen der Arbeitsgruppe Dermato- Endokrinologie e.V. (ADE) der Arbeitsgemeinschaft
Dermatologische Forschung (ADF) e.V. im Rahmen ihrer 42. Tagung statt. Seit der Gründung der ADE vor 13 Jahren auf der 28.
Jahrestagung der ADF in München beschäftigt sich die ADE mit
den komplexen Wirkungen und Interaktionen von systemischen
und lokal produzierenden Hormonen und hormonähnlichen
Mediatoren in der Haut, sowie deren Rolle in der Pathogenese
verschiedenster Erkrankungen der Haut, wie Akne, Rosacea, Psoriasis, atopisches Ekzem, malignes Melanom und vorzeitige Hautalterung. Hormone, wie Neuropeptide, Glukokortikoide, Wachstumsfaktoren und Geschlechtshormone, deren Synthese bis vor
kurzem fast ausschließlich in zentralen (neuro-)endokrinen Zellen
vermutet wurde, können auch in der Haut produziert werden und
vor Ort sowie in benachbarten Organen Funktionen residenter
Zellen beeinflussen, wie z.B. Stammzellen. Wir möchten hiermit
alle Interessenten einladen, einen Einblick in die neusten Ergebnissen und Daten, die auf der 13. ADE Tagung in Ulm präsentiert
werden, zu gewinnen.
AKS14/10
Zusammenfassung mit Quiz
Melnik B.1
1
Universität Osnabrück, Dermatologie, Umweltmedizin und
Gesundheitstheorie, Osnabrück, Germany
Die wichtigsten praxisrelevanten Fakten und Empfehlungen zur
Hormonanalytik bei Akne, vorzeitiger Hautalterung, Vitamin
D-Mangel, Alopezien, Schilddrüsenerkrankungen und Endokrinopathien der Haut werden in Form eines interaktiven Quiz
mit den Teilnehmern des Arbeitskreises Dermato-Endokrinologie
vertieft und diskutiert.
AKS15 Deutsche Gesellschaft für
Dermatochirurgie (DGDC): Science
meets Practice
AKS15/04
Das Lipödem – die neue Leitlinie
Reich-Schupke S.1
1
Artemed Fachklinik, Dermatologie/ Phlebologie, Bad Oeynhausen,
Germany
Zwar ist die Ursache des Lipödems weiterhin nicht bekannt, doch hat
das Wissen rund um Pathogenese, Klinik und Diagnostik zugenommen. Eine kausale Therapie steht bisher nicht zur Verfügung, doch
ist das Therapiespektrum des Lipödems deutlich breiter geworden.
Vorträge - Arbeitsgemeinschaften und assoziierte Gesellschaften (AKS)
Unter Federführung der deutschen Gesellschaft für Phlebologie (DGP) wurde die existierende S1-Leitlinie zum Lipödem aus
2009 angesichts dieser Veränderungen komplett überarbeitet
und sollte voraussichtlich Anfang 2015 in einer abschließenden
Version zur Verfügung stehen.
Schwerpunkte der neuen Leitlinie sind dabei:
- Schärfung der Definition
- Zusammenfassung der klinischen Charakteristika zur Erleichterung der korrekten Diagnosestellung und Abgrenzung gegenüber den Differentialdiagnosen
- Einordung des Lipödems in Typen (Lokalisation) und Stadien
(Morphologie)
- Diagnostik des Lipödems (Anamnese, Klinik, Sonographie,
Szintigraphie)
- Konservative (komplexe physikalische Entstauungstherapie,
Medikation, Ernährung, körperliche Aktivität, Psychotherapie) und operative therapeutische Möglichkeiten (Liposuktion) inklusive ihrer Indikationsstellungen und Zielsetzungen.
AKS15/05
Dreischichtige Defekte am Nasenflügelrand: Welche Techniken stehen dem Dermatochirurgen zur Verfügung?
Wetzig T.1
1
Asklepios Klinik Weißenfels, Klinik für Dermatologie, Dermatochirurgie und Allergologie, Weißenfels, Germany
Achtzig Prozent der epithelialen Hauttumoren treten im Gesicht
auf, wobei davon ca. ein Drittel im Bereich der Nase lokalisiert
ist. Die Nase im Zentrum des Gesichtes stellt eine äußerst komplexe anatomische Struktur dar. Beeinträchtigungen der Form
können sowohl zu gravierenden ästhetischen als auch funktionellen Beeinträchtigungen führen. Bei Tumorexzisionen im Bereich der Nasenflügel und der Nasenflügelkante entstehen relativ
leicht dreischichtige Defekte. Diese Defekte stellen höchste Anforderungen an den Dermatochirurgen, da neben der Deckung
des Haut- und des Schleimhautdefektes auch eine ausreichende
strukturelle Stabilität erzielt werden muss, um funktionelle Beeinträchtigung der Nasenatmung zu vermeiden. Im Rahmen des
Vortrages werden verschiedene chirurgische Techniken zur Deckung von Defekten im Bereich der Nasenflügelkante vorgestellt.
Die Vor- und Nachteile der verschiedenen Verfahren werden
intensiv auch hinsichtlich der ästhetischen Langzeitergebnisse
diskutiert.
dann in die Tumorknoten eingebracht und elektrische Impulse
ausgeliefert. Dies führt zu einer Elektroporation an der Tumorzellwand, das Chemotherapeutikum kann ungehindert in die
Tumorzellen eindringen. Nach Beendigung des Strompulses
schließen sich die Poren an den Zellwänden wieder und das Chemotherapeutikum ist in den Zellen eingeschlossen. Die Chemotherapie-Konzentrationen erreichen für Bleoymcin eine bis zu
10.000fach, für Cisplatin bis zu 80fach höhere intrazelluläre Konzentration als ohne Elektroporation.
Die ECT ist eine effektive Therapieoption für kutane und subkutane Tumorknoten verschiedenster Malignome.
Der erste unmittelbar sichtbare Effekt im Zuge der ECT ist
die Störung der Gefäßversorgung der Tumore. Zusätzlich ist die
Versorgung der Tumorzellen mit Nährstoffen und Sauerstoff reduziert. Es kommt zu einer Akkumulation toxischer Metabolite in
den Zellen.
Der weitere Effekt, die Apoptose der Tumorzellen, kommt
durch die hoch konzentrierte Wirkung der Chemotherapeutika
bei der nächsten Zellteilung zustande.
Ein maximaler Therapieeffekt ist oftmals erst nach etwa 6–8
Wochen zu erwarten.
Vorteil der Therapie ist, dass sie, nur limitiert durch die kumulative Bleomycindosis, beliebig oft wiederholt werden kann.
Ansprechraten für kutanen Metastasen liegen bei 70–95%,
Komplettremissionen bei 50–60%.
Erfolgversprechend ist die Therapie auch beim Kaposi Sarkom, kutanen Lymphomen und epithelialen Tumoren.
Als Folge der Behandlung kommt es zu Erythemen, Ödemen
und postinflammatorische Hyperpigmentierungen. Durch Tumorzellnekrose kann es zu Erosionen, Nekrosen und Ulzerationen
kommen mit der Folge einer narbigen Abheilung.
AKS16 Arbeitsgemeinschaft Geschichte der Dermatologie (AGDV): Zur
Geschichte der Haut: Wurzeln aktueller Konzepte
AKS16/01
Back to the roots- Die Anfänge der Dermatologie in der
ägyptischen Medizin
Hartmann A.1
AKS15/07
Elektrochemotherapie: Aktuelles zur Therapie kutaner
Metastasen
Kunte C.1
1
Artemed Fachklinik, Dermatochirurgie und Dermatologie,
München, Germany
Für Lokalrezidive oder kutane Metastasierung von Tumoren steht
die Elektroporation kombiniert mit Chemotherapie (Elektrochemotherapie – ECT) zur Verfügung.
Zunächst wird ein Chemotherapeutikum (Bleomycin oder
Cisplatin) lokal intratumoral oder bei größerer Ausdehnung systemisch intravenös (Bleomycin) appliziert. Elektroden werden
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
1
Universitätsklinik Erlangen, Hautklinik, Erlangen, Germany
Meist wird das antike Griechenland als Wiege der europäischen
Medizin gesehen, jedoch gibt es vielfache Hinweise darauf, dass
die ägyptische Medizin den Vorläufer der späteren abendländischen Medizin darstellt.
Von den 13 medizinischen Papyri entstammen die größten
und bedeutendsten, der Papyrus Ebers und Papyrus Smith, aus
dem Anfang des Neuen Reiches um 1500 v. Chr., sind jedoch
zumindest teilweise im Alten Reich verfasst worden. Trotz des
bestehenden Polytheismus sind beide Handschriften relativ frei
von magischen Vorstellungen und ein Beispiel für einen sehr frühen Aufbruch in echte empirische Wissenschaft. Bereits im Alten
Reich war der Beruf des zumeist verbeamteten Arztes, zu denen
auch Frauen in leitenden Positionen gehörten, stark hierarchisch
19
Vorträge - Arbeitsgemeinschaften und assoziierte Gesellschaften (AKS)
geordnet und spezialisiert. In sog. „Lebenshäusern“, in denen
auch die Ausbildung der damaligen Ärzte stattfand, wurden Patienten ambulant wie stationär behandelt. Da die Mumifizierung
der Verstorbenen nicht von den Ärzten vorgenommen wurde,
verfügten diese auch nicht über die damit verbundenen anatomischen Kenntnisse. Dennoch ist das Spektrum der behandelten
Krankheiten, der konservativen und chirurgischen Therapieverfahren enorm. Dabei nahmen Haut- und Haarerkrankungen, akute und chronische Wunden und Verletzungen sowie kosmetische
Verfahren neben hygienischen Aspekten einen hohen Stellenwert
ein. Bereits damals, und nicht erst durch Celsus, wurden Entzündungen hinsichtlich ihrer Kardinalzeichen vollständig erfasst, eine
stadiengerechte Wundbehandlung eingesetzt und Krankheiten
mit allopathischen Arzneimitteln behandelt, deren Grundlagen
z.T. heute noch Verwendung finden. Die damals vorherrschende
Fluvialpathologie, bei der der ungehinderte Fluss der Körpersäfte als grundlegende Voraussetzung für Gesundheit angesehen
wurde, lässt sich ohne Weiteres als Vorläufer der griechischen
Humanpathologie einordnen, die zur Grundlage der hippokratischen Säftelehre und dogmatisch für die gesamte mittelalterliche
Medizin wurde.
AKS16/02
Otto von Bismarcks Leibarzt Ernst Schweninger und seine
Rolle in der Dermatologie
Wendt V.1
Abraham Buschke war einer der bekanntesten deutschen Dermatologen, der sich während seiner Tätigkeit durch eine sehr
hohe Anzahl an Veröffentlichungen auszeichnete und dem einige
dermatologische Eponyme zuzuschreiben sind, u.a. das Scleroedema adultorum Buschke oder Condylomata gigantea Buschke-Loewenstein [1].
Der tief religiöse Jude Buschke wurde 1868 in der preussischen Provinz Posen geboren. Buschke konnte nach der Ausbildung unter berühmten Lehrern wie Virchow, Koch, Neisser und
Lesser eine erstaunlich schnelle Karriere absolvieren. Nach Habilitation im Jahre 1900 wurde Abraham Buschke bereits 1906
Chefarzt der sogenannten 2. Hautklinik des Rudolf-Virchow-Krankenhauses in Berlin. Neben den bereits erwähnten Veröffentlichungen betrieb Buschke intensive Lehrtätigkeit sowie zusätzlich
eine Privatpraxis in der Berliner Lützowstraße.
Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten
wurde dem jüdischen Dermatologen Buschke 1934 die Lehrerlaubnis entzogen, und er praktizierte am Jüdischen Krankenhaus
in Berlin. Von einer Vortragsreise in den USA kehrte Buschke
1937wieder nach Berlin zurück. Dort wurde er mit seiner Ehefrau
im Oktober 1942 ins KZ Theresienstadt deportiert. Im Februar
1943 starb Buschke in Folge einer schweren Enteritis [2].
Referenzen:
[1]
[2]
1
Praxis, Westerstede, Germany
Den Namen Ernst Schweninger (1850–1924) assoziieren die
meisten Dermatologen mit der nach ihm und seinem Assistenten Fausto Buzzi-Cantone (1858–1907) benannten Variante der
Anetodermie, bei der es ohne entzündlich-zelluläre Reaktion direkt zur Atrophie kommt. Einer breiten Öffentlichkeit im In- und
Ausland wird Ernst Schweninger gegen Ende des 19. Jahrhunderts
als Leibarzt Otto von Bismarcks (1815–1898) bekannt. In dieser
Lebensphase wird Schweninger endgültig zu einem “homo politicus”, dessen Arztsein einen direkten Einfluss auf den Gang der
deutschen Geschichte nimmt.
Die 1884 erfolgte Bestallung des ehemaligen Privat-Dozenten für pathologische Anatomie zum a.o. Professor für Dermatologie in Berlin geht auf das Betreiben Bismarcks zurück und führt
zu erheblichen akademischen Auseinandersetzungen, vor allem
innerhalb der Berliner Fakultät sowie im “Preussischen Abgeordnetenhause”. Vier Jahre nach dem Tode Bismarcks gibt Schweninger die Leitung der Hautklinik auf und erhält einen Lehrauftrag für
“Geschichte der Medizin und Pathologie und Therapie”.
Neben seiner Tätigkeit als Leibarzt und Vertrauter Bismarcks
sollen Schweningers ungewöhnliche Rolle in der Dermatologie
sowie seine unkonventionellen Heilmethoden in dem Vortrag
eine besondere Berücksichtigung erfahren.
AKS16/05
Abraham Buschke (1868–1943) – Lebensweg eines Dermatologen
Lorenz M.1
1
Dermatologische Gemeinschaftspraxis am Stadtpark, Kaiserslautern, Germany
20
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Löser C, Plewig G (Hrsg.). Pantheon der Dermatologie. Springer-Medizin-Verlag, Heidelberg 2008: 129–132.
Scholz A, Holubar K, Burg G (Hrsg.). Geschichte der
deutschsprachigen Dermatologie. Wiley-VCH Verlag, Freiburg,
2009: 96–137.
AKS16/07
Historische Wurzeln von Problemen zwischen Leistungserbringern und Leistungsverwaltern
Hundeiker M.1
1
Lepramuseum Münster, Münster, Germany
Anhand von Dokumenten und Briefen werden Aspekte gesellschaftlicher Bedingungen für Ärzte von der „Bürgerlichen Revolution“ bis heute beschrieben. Die Bestallung als Arzt wurde im 19.
Jahrhundert meist von den Landesfürsten unterzeichnet, im 20.
von Ministern, im 21. von geringeren Chargen. Darin spiegelt sich
die Entwicklung der offiziellen Wertschätzung des Berufes ebenso
wie im Ton behördlicher Schreiben. Die Ursachen sind vielfältig.
Einerseits hat sich die Ärzteschaft vor über hundert Jahren im Gefolge der Reichsversicherungsordnung anstelle der zweiseitigen
Arzt-Patient-Beziehung auf ein Dreiecksverhältnis zwischen Kranken, Medizinern und „Kostenträgern“ eingelassen, die nicht wirklich die Kosten tragen, sondern mit erheblichen Kosten Geld von
Versicherten verwalten. Dabei wurde aus Arbeit von Leistungserbringern, die eigentlich Patienten zukommen sollte, Zuarbeit für
Leistungsverwalter. Andererseits sind in Verwaltungen nach Kriegen und Diktatur alte Pflicht- und Ehrvorstellungen modernem
Denken gewichen. Statt Demokratien, gestützt auf verständige
mündige Bürger, entwickelten sich weithin Parteienherrschaften,
gestützt auf manipulierte Massen Unverständiger. Angepasste
werden mit Verwaltungsstellen versorgt. Die daraus resultierende Qualität wird durch Proben amtlicher Schreiben illustriert.
Sie führt dazu, dass Leistungserbringer sich Leistungsverwaltern
Vorträge - Arbeitsgemeinschaften und assoziierte Gesellschaften (AKS)
gegenübersehen, die sich als „Herren des Verfahrens“ darstellen
und vielfach gar nicht begreifen, dass sie nur Leistungen anderer
verwalten, die sie selbst weder zu erbringen noch zu beurteilen
fähig sind. Wenn die Ärzteschaft einig wäre, könnte sie sich vielleicht unabhängig neu etablieren und auf genossenschaftlicher
Basis Verwalter halten. Aber ausgerechnet im Deutschen Ärzteblatt wurde jüngst ohne radikalen Widerspruch die Forderung
wiedergegeben, „Politik und Verwaltung seien gefragt, die Versorgung besser zu strukturieren“- ein tristes Symptom politischer
Selbstentmündigung des Ärztestandes.
AKS17 Arbeitsgemeinschaft
Gesundheitsökonomie und Evidence
Based Medicine (AGED): Evidenz,
Versorgung und Finanzierung
AKS17/01
Wirksamkeit des GKV-Hautkrebsscreenings: Was können
Sekundärdatenanalysen leisten?
Trautmann F.1, Schmitt J.1
1
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der TU Dresden, Zentrum
für evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (ZEGV), Dresden,
Germany
Hintergrund: Bösartige Neubildungen der Haut gehören zu den
am häufigsten diagnostizierten Tumorerkrankungen in Deutschland. Seit 2008 gibt es in Deutschland ein flächendeckendes
systematisches Hautkrebsscreening, welches für gesetzlich Versicherte ab dem 35. Lebensjahr angeboten wird. Zur Wirksamkeit
und Effektivität des Screenings ist bisher immer noch wenig bekannt.
Methoden: Basis der Analyse bilden pseudonymisierte ambulante Routinedaten der AOK PLUS, welche für die Jahre 2005
bis 2012 auf Patientenebene für insgesamt n = 2.615.865 Versicherte zur Verfügung stehen. Melanomfälle wurden über einen
Suchalgorithmus mittels der entsprechenden ICD-10-Codes
identifiziert und die Teilnahme Screening über entsprechende
EBM-Ziffern ermittelt. In sowohl Querschnitts- als auch Longitudinalanalysen wurde das Inanspruchnahmeverhalten sowie
behandelnde Facharztgruppen, krebsspezifische Therapien, die
Erkrankungsschwere und die Inzidenz im Zeitverlauf in Abhängigkeit der Screeningteilnahme ausgewertet.
Ergebnisse: Durchschnittlich nahmen 12,5% aller Versicherten über 35 Jahre am Screening teil. Etwa 30% aller bösartigen Neubildungen der Haut wurden im Rahmen des Hautkrebsscreenings diagnostiziert. Das Screening wurde etwa gleich
häufig von Allgemeinärzten und Dermatologen durchgeführt,
wobei Dermatologen einen wesentlich höheren Anteil (0,15%)
an bösartigen Hauttumoren diagnostizierten als Allgemeinmediziner (0,03%). Die Inzidenz blieb für beide Entitäten im Zeitverlauf konstant. Es lagen keine signifikanten Unterschiede bezüglich
Lymphknoten- und Fernmetastasen sowie krebsspezifischen Behandlungen in Abhängigkeit einer Screeningteilnahme vor.
Diskussion: Diese auf Sekundärdaten basierende Studie gibt
wichtige Hinweise zur Inanspruchnahme am GKV-Hautkrebsscreening in Sachsen. Bezüglich Individualnutzen und Effektivität
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
können nur beschränkt Aussagen getroffen werden, da die Daten
aufgrund eines limitierten Beobachtungszeitraumes und Informationsgehaltes an ihre Grenzen stoßen.
AKS17/03
The natural history of actinic keratosis – Wie ist die Evidenz
zum Progressionsrisiko von aktinischen Keratosen?
Werner R.N.1, Sammain A.1, Erdmann R.1, Hartmann V.1,
Stockfleth E.2, Nast A.1
1
Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Campus
Charité Mitte, Charité-Universitätsmedizin Berlin, Division of Evidence Based Medicine (dEBM), Berlin, Germany
2
Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie,
Campus Charité Mitte, Charité-Universitätsmedizin Berlin,
Hauttumorcentrum Charité (HTCC), Berlin, Germany
Fragestellung: Mit einer Prävalenz von 11,5% in der Gruppe der
60–70 Jährigen in Deutschland stellen aktinische Keratosen (AK)
die häufigste Hauterkrankung mit dem potenziellen Risiko einer
malignen Progression zu invasiv wachsenden Plattenepithelkarzinomen (PEC) dar. Aus gesundheitsökonomischer Perspektive ist
die Kenntnis des unbehandelten Verlaufs aktinischer Keratosen
von großer Bedeutung, insbesondere hinsichtlich des Risikos einer möglichen Progression.
Methodik: Es wurde eine systematische Literaturrecherche
(Medline, Embase, Cochrane Library) nach prospektiven Studien
durchgeführt. Die Datenextraktion und Auswertung der Progressionswahrscheinlichkeit einzelner AK erfolgte unter Berücksichtigung der jeweils eingeschlossenen Stichprobe (Allgemeinpopulation mit AK; Patienten mit nichtmelanozytärem Hautkrebs
(NMSC) in der Anamnese; immunsupprimierte Patienten).
Ergebnis: In der systematischen Recherche wurden vier Studien identifiziert, die Daten zu Progressionsraten einzelner AK zu
PEC berichten. Diese reichen von 0 bis 0,53% pro Läsion pro Jahr.
Für eine Allgemeinpopulation mit AK zeigt sich ein Progressionsrisiko einzelner AK-Läsionen von 0,075% pro Jahr. Eine Studie an
einer Stichprobe aus Teilnehmern mit Zustand nach NMSC zeigt
ein für diese Population höheres Risiko mit 0,53%. Bezüglich immunsupprimierter Patienten konnten keine validen Daten hinsichtlich des Progressionsrisikos identifiziert werden.
Schlussfolgerung: Aufgrund der ethischen Limitationen bei
der Durchführung von Studien zum unbehandelten Verlauf von
Läsionen mit dem Risiko einer malignen Progression ist die Qualität der verfügbaren Daten sehr eingeschränkt. Wenngleich Daten zur Progression einzelner AK relativ geringe Progressionsraten
vermuten lassen, sollte eine patientenorientierte Risikoabwägung
die häufig multiplen Läsionen einzelner Patienten und den chronisch-langjährigen Verlauf der Erkrankung berücksichtigen.
AKS17/06
Neue Erkenntnisse zur Versorgung chronischer Wunden in
Deutschland: Analyse von Daten verschiedener Krankenkassen
Heyer K.1, Glaeske G.2, Mayerhoff L.3, Augustin M.1
1
IVDP-Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und
bei Pflegeberufen, Universitätsklinikum Hamburg- Eppendorf,
CVderm, Hamburg, Germany
21
Vorträge - Arbeitsgemeinschaften und assoziierte Gesellschaften (AKS)
2
Zentrum für Sozialpolitik, Universität, Bremen, Germany
Elsevier Health Analytics / Health Risk Institute GmbH, Berlin,
Germany
3
Hintergrund: Chronische Wunden sind häufig, von großer sozio-ökonomischer Relevanz und werden aufgrund des demografischen Wandels weiter an Bedeutung gewinnen. Betrachtet man
die Versorgung dieser Patienten in Deutschland, finden sich nur
wenige Arbeiten.
Methodik: Sekundärdatenanalyse der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) (Barmer-GEK mit ca. 8 Mio. & BKK und IKK,
ca. 4 Mio. Versicherte) von 2009 bis 2012.
Ergebnisse: Die Prävalenz des Ulcus cruris betrug im Jahr
2012 zwischen 0,26% und 0,32%. Hochgerechnet auf die deutsche Bevölkerung litten im Jahr 2012 zwischen 209.499 und
261.760 Personen sowie zwischen 51.125 und 65.440 neu erkrankten Personen pro Jahr (Inzidenz) unter einer floriden Ulzeration. Die Versorgung des inzidentem Ulcus cruris venosum
zeigte, dass nur 40% der Versicherten eine Kompressionstherapie
erhielten. 11% der Ulcus cruris Versicherten wurde ausschließlich
mit nicht-hydroaktiven Wundauflagen behandelt, was vermutlich
nicht einer leitlinien- sowie phasengerechten Wundbehandlung
entspricht. Die regionale Versorgung ausschließlich mit nicht-hydroaktiven Wundauflagen oder einer Kompressionstherapie variiert in Deutschland deutlich.
Schlussfolgerungen: Die geschätzte Erkrankungshäufigkeit
des Ulcus cruris in Deutschland liegt deutlich höher, als bislang
angenommen. Bis heute besteht eine deutliche Unterversorgung
hinsichtlich der Kompressionsbehandlung von Versicherten mit
Ulcus cruris venosum. Es besteht also weiterer Handlungsbedarf,
um die leitliniengerechte Therapie mit Kompressionssystemen
und auch mit innovativen Medizinprodukten in der Behandlung
von Wundpatienten stärker zu etablieren.
AKS17/07
Welche Rolle spielen patientenberichtete Endpunkte in der
Nutzenbewertung nach AMNOG? Qualitative und quantitative Datenanalyse
Blome C.1, Augustin M.1, Lohrberg D.1
1
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Competenzzentrum
Versorgungsforschung in der Dermatologie (CVderm), Hamburg,
Germany
Zielsetzung: In der frühen Nutzenbewertung nach AMNOG wird
der Zusatznutzen neuer Arzneimittel entsprechend den Grundsätzen der evidenzbasierten Medizin bewertet. Die Bewertung
wird in der Regel vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit
im Gesundheitswesen (IQWiG) vorgenommen, während die Entscheidung über den Zusatznutzens vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) getroffen wird. Diese bildet die Basis für Verhandlungen über den Erstattungspreis. Sowohl für den Endpunkt
Morbidität als auch für den Endpunkt der Lebensqualität (LQ)
werden patientenberichtete Endpunkte (PROs) benötigt. Diese
Studie untersuchte die Rolle von PROs in der frühen Nutzenbewertung.
Methoden: In einer kombinierten quantitativen und qualitativen Herangehensweise analysierten wir die Unterlagen zu allen
66 Nutzenbewertungen, die innerhalb der ersten drei Jahre der
frühen Nutzenbewertung (2011–2013) abgeschlossen wurden.
22
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Ergebnisse: Während Daten zur Morbidität in 21 Entscheidungen explizit Grund für die Feststellung eines Zusatznutzens
waren, war dies bei Daten zur LQ nur in zwei Entscheidungen der
Fall. Dies lag vielfach daran, dass methodische Erfordernisse zur Erhebung, Analyse und Interpretation von PROs von den pharmazeutischen Unternehmen nicht hinreichend umgesetzt worden waren.
In zahlreichen Fällen wurden PRO-Daten, die vom Unternehmen
der LQ zugeordnet worden waren, stattdessen als Evidenz zum
Endpunkt Morbidität gewertet. Dies war sogar dann der Fall, wenn
der eingesetzte Patientenfragebogen von den jeweiligen Entwicklern explizit als Maß der gesundheitsbezogenen LQ gedacht war.
Schlussfolgerung: PROs spielen eine zentrale Rolle in der
frühen Nutzenbewertung nach AMNOG. Voraussetzung für deren Anerkennung als Evidenz für einen Zusatznutzen ist es jedoch,
die richtigen PRO-Instrumente zu verwenden und spezifische methodische Erfordernisse zur Erhebung, Analyse und Interpretation
der Daten zu berücksichtigen.
AKS17/08
Empfehlungsstärken in Leitlinien – was wird wahrgenommen?
Weberschock T.1,2, Dreher A.2, Follmann M.3, Kopp I.4, Nast A.5
1
Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Klinik f. Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Frankfurt, Germany
2
Goethe-Universität, Institut für Allgemeinmedizin, EbM Frankfurt,
Frankfurt, Germany
3
Deutsche Krebsgesellschaft e.V., Leitlinien und EbM, Berlin,
Germany
4
Philipps-Universität, AWMF-Institut für Medizinisches Wissensmanagement, Marburg, Germany
5
Charité Universitätsmedizin, Klinik für Dermatologie, Venerologie
und Allergologie; Division of Evidence based Medicine (dEBM),
Berlin, Germany
Einleitung: Handlungsempfehlungen in Leitlinien werden hinsichtlich ihrer Verbindlichkeit im Sinne von Empfehlungsstärken
abgestuft. Aktuell existieren dafür unterschiedliche Vorgaben
dies über die Wortwahl und Symbole anzupassen. Dabei zeigen
zurückliegende Erhebungen deutliche Unterschiede im individuellen Verständnis um deren Verbindlichkeit durch praktisch tätige Ärzte. Um die Ursachen dafür näher zu untersuchen wurden
analog zu den Ärzten in einem zweiten Schritt Leitlinienexperten
hinsichtlich ihres individuellen Verständnis um die Verbindlichkeit
von Leitlinienempfehlungen befragt, da diese mit den Formulierungsbedeutungen besser vertraut sein sollten.
Methode: 13 verschiedene Formulierungen zur Graduierung von Leitlinienempfehlungen wurden in zufälliger Reihenfolge Leitlinienexperten zur Einschätzung mittels Visual Analogue
Scale (0–100) vorgelegt. 13 weitere Formulierungen wurden als
Distraktoren eingesetzt und nicht gewertet. Die Auswertung erfolgte deskriptiv.
Ergebnisse: Insgesamt konnten 35 Leitlinienexperten befragt
werden, davon 19 klinisch tätig. Die mittlere Einschätzung der Verbindlichkeiten erfolgte weitgehend analog zu der von praktisch tätigen Ärzten. Die absoluten Formulierungen “Darf nicht” und “muss”
zeigten die höchste mittlere Verbindlichkeit, während “kann erwogen werden” und “kann noch nicht abschliessend beurteilt werden”
die Niedrigste aufwiesen. Die Schwankungsbreite der Antworten
war bis auf die Angaben in den absoluten Formulierungen hoch.
Vorträge - Arbeitsgemeinschaften und assoziierte Gesellschaften (AKS)
Zusammenfassung: Praktisch tätige Ärzte und Leitlinienexperten geben eine ähnliche Verbindlichkeit verschiedener Formulierungen von Leitlinienempfehlungen an. Dies deutet darauf hin,
dass weniger ein Problem des Wissenstranfers der Formulierungsvorgaben besteht, sondern vielmehr die Formulierungen zukünftig
eher hinsichtlich ihrer perzeptierten Verbindlichkeit im Sinne des
allgemeinen Sprachverständnisses ausgewählt werden sollten.
AKS18 Meet the ADF Experts:
Forschen für die Praxis
AKS18/02
Rolle der Entzündung bei der Tumorentstehung und Tumorkontrolle
Yazdi A.S.1
1
Universitäts-Hautklinik, Tübingen, Germany
Die Tumorentstehung resultiert aus der Kombination genetischer,
immunologischer oder umweltbezogener Faktoren, die sich in Tumorinitiation, Tumorprogression und ggf. Tumorregression untergliedern lassen. Bei einer Vielzahl der malignen Tumore konnte
sowohl klinisch als auch experimentell der Einfluss von chronischer Entzündung nachgewiesen werden. So können Viren oder
Bakterien zur Entstehung von Zervix- oder Leberzellkarzinomen
oder Magen-Lymphomen führen, während auch nicht mikrobielle chronische Entzündungen zur Tumorentstehung führen, wie
zum Beispiel kolorektale Karzinome bei chronsich-entzündlichen
Darmerkrankungen, das Pleuramesotheliom nach Asbestexposition oder Plattenepithelkarzinome bei chronischen Entzündungen
der Haut. Während Entzündungen einerseits Tumoren fördern,
kann aber auch die Immunsuppression zu einer Tumorprogression führen: So treten gerade fortgeschrittene oder metastasierende Plattenepithelkarzinome der Haut bevorzugt bei organtransplantierten Patienten auf. Doch nicht nur bei der Tumorgenese,
sondern auch bei der Tumortherapie spielt die Immunantwort
eine wichtige Rolle. Zur Behandlung oberflächlicher epithelialer
Hauttumore verwenden wir topische Immunstimulatoren, die
durch die Induktion einer Entzündungsreaktion zu einer Tumorregression führen. In den letzten Jahrzehnten wurde beim fortgeschrittenen, metastasierten Melanom eine Chemotherapie als
immunsuppressive Therapie durchgeführt. Aktuelle Daten zeigen
jedoch eindrucksvolle Ansprechraten fortgeschrittener Melanome, die mittels Immuntherapie behandelt wurden. Antikörper gegen PD-1 oder CTLA-4 steigern die körpereigene Immunantwort
und führen so einer Tumorregression. Ziel des Vortrags ist es, die
Grundlagen der Entzündung bei der Tumorentstehung und Tumortherapie anhand von aktuellen klinischen und experimentellen Studien darzulegen, um so die möglicherweise bimodale Rolle
von Entzündung bei Tumoren zu diskutieren.
AKS19 Arbeitsgemeinschaft
Proktologie (AGP)
AKS19/02
Proktitis bei HIV-Infektion: Diagnostik, Therapie und Komorbiditäten
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Esser S.1
1
Universitätshautklinik Essen, Venerologie, Essen, Germany
Eine Proktitis ist eine Entzündung der letzten 10–12 cm des Analkanals, des sog. Anorektums. Symptome einer Proktitis können
je nach Ursache anorektaler Juckreiz, Schmerzen, Tenesmen und
andere Mißempfindungen sowie Stuhlauflagerungen mit Blut,
Schleim und Eiter sein. Nicht selten sind Proktitiden asymptomatisch. Proktitiden begünstigen die Übertragung von HIV-Infektionen. Bei HIV-positiven Patienten, besonders bei Männern, die Sex
mit Männern haben (MSM), und bei Frauen mit rezeptivem Analverkehr, sind sexuell übertragbare Infektionen (STI) die häufigsten
Ursachen von Proktitiden. Humane Papillomviren, C. trachomatis
(einschließlich Lymphogranuloma venereum), Herpes Simplex
Virus, N. gonorrhoeae, und T. pallidum sind in Deutschland die
häufigsten analen STI. Im Zusammenhang mit bestimmten Sexualpraktiken werden bei MSM neben Hepatitis C Infektionen auch
regionale sexuell übertragene Shigellen Epidemien beschrieben.
Verletzungen, toxische und allergische Reaktionen beim Analsex
oder bei der analen Masturbation durch Verwendung von Gegenständen, Gelen, Klistieren und Drogen oder bei besonderen
Sexualpraktiken sind bei HIV-positiven Patienten keine Seltenheit.
Chronische Diarrhoen können auch zu Proktitiden führen und
werden bei HIV-positiven Patienten seltener durch chronische
Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa verursacht als durch opportunistische Infektionen und die Einnahme
einiger antiretroviraler Medikamente besonders bestimmter Proteaseinhibitoren. Durchfälle verschlechtern die bei HIV-positiven
Patienten ebenso weit wie in der Allgemeinbevölkerung verbreiteten Hämorrhoidalleiden. Nach einer zielgerichteten Diagnostik
mit Inspektion, Palpation, Abnahme von Abstrichen und geeigneten Serologien, einer High Resolution Anoskopie und ggf. weiterführenden Maßnahmen wie Koloskopien und Bildgebungen
unterscheiden sich im Allgemeinen die lokalen und systemischen
Therapien der Proktitiden bei HIV-positiven nicht von denen bei
HIV-negativen Patienten.
AKS20 Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische Dermatologie in der DDG:
Kinderdermatologie interdisziplinär
AKS20/03
Dermatohistopathologie im Kindesalter: Histologie von
Dermatosen im Neugeborenen- und Säuglingsalter
Wobser M.1, Ernestus K.2, Hamm H.1
1
Klinik und Poliklinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg, Germany
2
Institut für Pathologie, Würzburg, Germany
Während die Physiologie der Neugeborenen- und Säuglingshaut
in den letzten Jahren mittels nichtinvasiver Techniken eingehend
untersucht worden ist, liegen bisher nur wenige systematische
Untersuchungen und Übersichten zur Histologie und Histopathologie der Haut in den ersten Lebensmonaten vor. Auch wenn
sich das histologische Muster frühkindlicher Dermatosen häufig
nicht von demjenigen des Erwachsenenalters unterscheidet,
können gute Kenntnisse über die intrauterine Entwicklung des
23
Vorträge - Arbeitsgemeinschaften und assoziierte Gesellschaften (AKS)
Hautorgans und die mikroanatomische Struktur der frühkindlichen Haut doch zum besseren Verständnis einiger kindlicher Hauterkrankungen beitragen. So finden sich einige, exklusiv in den
ersten Lebensjahren auftretende Erkrankungen wie das infantile
Hämangiom, die subkutane Fettgewebsnekrose des Neugeborenen oder das Lipoblastom, welche pathogenetisch relevante
Rückschlüsse auf die embryofetale Entwicklung des Hautorgans
mit inkomplettem Reifestatus zum Zeitpunkt der Geburt zulassen. Auch wenn eine histologische Untersuchung von Hauterkrankungen im Säuglingsalter meist zugunsten nicht-invasiver
Maßnahmen zurückgestellt wird, ist sie in speziellen Fällen im
differentialdiagnostischen Algorithmus insbesondere zum Malignomausschluss unverzichtbar, wie es die Langerhanszell-Histiozytose in Abgrenzung zu reaktiv-entzündlichen Infiltraten
und das kaposiforme Hämangioendotheliom in Abgrenzung zu
gutartigen Gefäßtumoren oder vaskulären Malformationen verdeutlichen.
AKS21 AG Wundheilung (AGW)
AKS21/01
Total wound concept: Wundversorgung zwischen Ideal und
Wirklichkeit
Schumann H.1,2
1
Uniklinik Freiburg, Klinik für Dermatologie und Venerologie,
Freiburg, Germany, 2Katholische Hochschule Freiburg, Freiburg,
Germany
Bei chronischen Wunden mit verzögerter Wundheilung hat das
Ulcus cruris venosum die höchste Prävalenz mit ca. 1–3% in der
Altersgruppe über 60 Jahren. Zählt man seltenere aber vielfältige Wundursachen z.B. Pyoderma gangraenosum, cutane Vaskulitiden und Vaskulopathien hinzu, erscheint der Anspruch einer
Leitung der Wundversorgung in dermatologischer Hand plausibel. Die Abklärung und Therapie der kausalen Wundfaktoren liegt
heute noch in ärztlicher Hand, die Wahl der Wundverbände und
das symptomatische Management wurde aber weitgehend von
nicht ärztlichen Wundtherapeuten übernommen. Darüber hinaus ist im Pflegeweiterentwicklungsgesetz SGB V, §63 Abs. 3c
die Übertragung ärztlicher Tätigkeiten eröffnet worden. Die GBA
Richtlinie zur Konkretisierung der übertragbaren ärztlichen Tätigkeiten an Alten- und Krankenpflege ermöglicht, dass bei chronischen Wunden z.B. Verlaufsdiagnostik, Planung und Durchführung von Interventionen, Veranlassung von ärztlichen Konsilen
und auch die Verordnung von Hilfsmitteln, Verbänden etc. übernommen werden können.
Überträgt man das von Dame Cicely Saunders entwickelte „total pain“ Konzept auf Wundpatienten, wird deutlich, dass
die Behandlung von Menschen mit chronischen Wunden noch
deutlich weiter gedacht werden kann. Dimensionen wie z.B. psychologische und soziale Konsequenzen von Wunden kommen in
ärztlichen Behandlungskonzepten kaum vor. Forschungs- und
Behandlungskompetenz z.B. zu Lebensqualität beeinflussenden
Faktoren, zur Effektivität von nicht pharmakologischen Interventionen und zur Evidenz und Effektivität von Beratung bei Wundpatienten wird schon heute von nicht ärztlichen Berufsgruppen
federführend abgedeckt.
24
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Dermatologen müssen sich Fragen welche Rolle sie in der
Behandlung von Menschen mit chronischen Wunden in Zukunft
übernehmen können und wollen und welche berufspolitischen
Konsequenzen in Bezug auf Ausbildung, Forschungsförderung
und Leitlinienentwicklung zu ziehen sind.
AKS21/04
Therapie des Pyoderma gangraenosum- Multizentrische
Studie und Analyse von 121 Patienten
Herberger K.1, Hohaus K.2, Dissemond J.2, Schaller J.3, Anastasiadou Z.1, Augustin M.1
1
Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, Hamburg,
Germany
2
Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Universitätsklinik Essen, Essen, Germany
3
Klinik für Dermatologie, Allergologie und Umweltmedizin, St. Barbara Hospital, Duisburg, Germany
Einleitung: Die Therapie des Pyoderma gangraenosum stellt
aufgrund der geringen Evidenz zur Wahl der Therapie, sowie
fehlender Verlaufsparameter eine Herausforderung dar. Ziel
der vorliegenden Arbeit war die strukturierte Analyse der Therapie- und Verlaufsdaten von Patienten mit Pyoderma gangraenosum.
Methoden: Retrospektive, multizentrische Kohortenstudie
der Arbeitsgemeinschaft für Wundheilung (AGW) der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) zur Analyse von
Therapie und Verlauf von Patienten mit einem Pyoderma gangraenosum.
Ergebnisse: Es wurden insgesamt 121 Patienten mit Pyoderma gangraenosum eingeschlossen. Die Mehrheit der Patienten
erhielt eine systemische Immunsuppression (88%). Am häufigsten wurden Glucocorticosteroide verabreicht (n = 106), gefolgt
von Ciclosporin A (n = 30), Azathioprin (n = 27) und Mycophenolatmofetil (n = 16). Auch andere Medikamente wie TNFα -Antagonisten und Immunglobuline wurden, wenn auch seltener eingesetzt. Die initiale Ansprechrate lag für Kortison bei 90%, für
Ciclosporin bei 83%, für Azathioprin bei 67% und für Mycophenolat bei 81%. Nebenwirkungen, die zum Therapieabbruch führten, traten am häufigsten bei Azathioprin (14%) und Ciclosporin
(10%) auf. Im Mittel erhielten die Patienten 2 (±1) verschiedene
Systemtherapien, es heilten 73% ab, im Mittel 7,1 Monate nach
Einleitung der Systemtherapie.
Diskussion: Zur Therapie des PG liegen keine aus kontrollierten Studien hinreichend gesicherten Behandlungsempfehlungen
vor. Trotz eines häufig guten initialen Ansprechens auf Glucocorticosteroide ist eine Abheilung oftmals nur unter Einsatz weiterer
immunsuppressiver Medikamente möglich. Die vorliegenden Daten geben trotz des retrospektiven Designs aufgrund der relativ
hohen Fallzahl Hinweise für die mögliche Effektivität der verfügbaren Medikamente.
AKS21/05
Multizentrische Untersuchung des mikrobiologischen
Erregerspektrums bei Patienten mit chronischem Ulcus
cruris: Aktuelle Daten zu MRSA, MRGN und co. aus
dermatologischen Wundambulanzen
Vorträge - Arbeitsgemeinschaften und assoziierte Gesellschaften (AKS)
Jockenhöfer F.1, Dissemond J.2, AGW
1
Universitätsklinik Essen, Dermatologie, Essen, Germany
2
Universitätsklinik Essen, Essen, Germany
In mehreren multizentrischen Studien der Arbeitsgemeinschaft
für Wundheilung (AGW) der DDG wurden die mikrobiologischen
Resultate von 970 Patienten mit chronischem Ulcus cruris aus 10
Wundzentren in 5 Regionen Deutschlands untersucht. Im Fokus
standen regionale Unterschiede, assoziierte Kofaktoren und sogenannte Problemkeime.
Staphylococcus aureus bei 47,7% der Patienten am häufigsten detektiert werden, gefolgt von Pseudomonas aeruginosa
(31,0%), Enterobakterien (25,3%), Proteus mirabilis (13,7%). Ein
MRSA wurde bei 9% aller Patienten gefunden. Hier zeigten sich
in der regionalen Verteilung signifikante Unterschiede mit einem
West-Ost Gefälle. Entsprechend der aktuellen KRINKO Klassifikation konnten bundesweit 8x 4MRGN und 34x 3MRGN identifiziert
werden. In dem 10-Jahresvergleich der Resultate aus dem zertifizierten Wundzentrum, Dermatologie am UK-Essen ließ sich ein
signifikanter Rückgang der MRSA Kolonisation von 12,5% auf 9%
verzeichnen, insgesamt zeigten sich die Erreger aus dem gram
positiven Bereich zu gleichen Teilen (–11,7%) regredient, wie die
gram negativen Korrelate progredient (+11,7%). Bei der Analyse
der Kofaktoren wie beispielsweise Wundgröße, Bestehensdauer,
Geschlecht fanden sich mehrere signifikante Korrelationen in Bezug auf das Erregerspektrum.
Die Ergebnisse dieser multizentrischen Untersuchungen zeigen, das aktuelle bakterielle Erregerspektrum der Patienten mit
chronischem Ulcus cruris sowie neue Korrelationen zu Kofaktoren.
AKS22 Deutsche STI-Gesellschaft
(DSTIG): STI im täglichen Leben
AKS22/02
Hepatitis C in der Dermatologie
Spornraft-Ragaller P.1
1
Klinik und Poliklinik für Dermatologie, Universitätsklinikum Carl
Gustav Carus, Dresden, Germany
In Anbetracht der aktuellen enormen Fortschritte der antiviralen
Therapie der Hepatitis C hat sich, nicht zuletzt zur Ermittlung der
„burden of disease“, die epidemiologische Datenlage in Deutschland in letzter Zeit deutlich verbessert. Die Hepatitis C ist eine Infektion, die auch das dermatologische Fachgebiet in mehrfacher
Weise tangiert:
Bei verschiedenen Hauterkrankungen wurde eine Assoziation mit Hepatitis C beschrieben, z.B .bei Kryoglobulinämie, Vasculitis allergica, Lichen planus, Porphyria cutanea tarda, Urtikaria
u.a. Daneben wird eine Triggerung der Psoriasis vulgaris durch
Hepatitis B und C diskutiert. Eine größere Rolle spielt die Hepatitis
C in der Dermato-Venerologie, da eine Transmission offenbar in
Zusammenhang mit sexuellen Aktivitäten erfolgen kann, wenn
auch eine direkte sexuelle Übertragbarkeit derzeit umstritten
ist. Bisherige epidemiologische Daten deuten darauf hin, dass
durch parenterale Übertragung zwar überwiegend IV-Drogengebraucher betroffen sind, Neuinfektionen jedoch vor allem bei
Männern mit sexuellen Kontakten zu Männern auftreten. In den
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
letzten Jahren wurden zunehmend Ausbrüche in bestimmten
Gruppen von MSM beschrieben, wobei häufig eine Koinfektion
mit HIV vorliegt.
Von weiterer dermatologischer Bedeutung ist die Hepatitis
C in Bezug auf therapeutische Maßnahmen: Dies betrifft Therapeutika für die Hepatitis C selbst, wie Interferon mit dem Risiko
der Triggerung psoriasiformer Reaktionen, sowie direkt wirkende
antivirale Medikamente wie Telaprevir und Boceprevir, die aktuell
noch eingesetzt werden und ein Risiko teilweise schwerer Arzneimittelexantheme aufweisen. Dies scheint bei den neuen, hochwirksamen antiviralen Medikamenten für die Hepatitis C jedoch
nicht mehr in diesem Ausmaß der Fall zu sein.
Weiterhin sollte vor langdauernder systemischer immunsuppressiver Therapie, z.B. bei Autoimmunerkrankungen der Haut,
die Hepatitis-Serologie einschließlich Hepatitis C Bestandteil des
Screenings auf Infektionskrankheiten sein.
AKS27 Arbeitsgemeinschaft physikalische Diagnostik (ApDD)
AKS27/01
Konfokale Laserscanmikroskopie im Fluoreszenzmodus
Sattler E.C.1, Kästle R.2, Welzel J.2
1
Ludwig-Maximilians-Universität, Klinik für Dermatologie und
Allergologie, München, Germany
2
Klinikum Augsburg, Klinik für Dermatologie, Augsburg, Germany
Fragestellung: Multiwave konfokale Lasermikroskope erlauben
zusätzlich zum Reflektionsmodus durch Nutzung mehrerer Laser
verschiedener Wellenlängen und durch ein Filtersystem die Untersuchung von Gewebe im Fluoreszenzmodus. Bei dieser Technik werden Fluorophore in vivo und ex vivo angewendet. Bisher
fehlten systematische Studien zur Beantwortung der Frage, welche Farbstoffe bei welcher Wellenlänge in welcher Konzentration in vivo oder ex vivo anzuwenden sind und womit die besten
Ergebnisse selektiver Darstellung von Zielstrukturen ermöglicht
werden.
Methodik: Nach Austestung der verfügbaren Laserwellenlängen wurden verschiedene Fluorophore aufgrund ihres Absorptions- und Exzitationsmaximums ausgewählt und am Gewebe
getestet. Sie wurden in verschiedenen Konzentrationen und je
nach Gewebstoxizität in vivo (topisch, intrakutan) und/oder ex
vivo erprobt.
Ergebnis: Fluorescein, Acridin Orange, Indocyanin Grün,
Methylenblau, Patentblau und Nilblau wurden als mögliche Fluoreszenz-Farbstoffe identifiziert und ihre optimalen Konzentrationen ermittelt. Diverse Farbstoff-individuelle Eigenschaften wie
Photo-Bleichen, Quenching, pH-Sensitivität etc müssen beachtet
werden.
Der Fluoreszenz-Modus erlaubt eine bessere Kontrastierung
und damit Abgrenzbarkeit von Epithel und Bindegewebe bzw.
Stroma und erlaubt die selektive Darstellung von einzelnen Strukturen wie Tumoren, Nerven oder Drüsengewebe. Dies wird derzeit schon zur Schnellschnitt-Untersuchung an frisch exzidiertem
Gewebe beim Basalzellkarzinom ähnlich der MKC-Technik eingesetzt und auch bei Untersuchungen zur Barriere-und Schutzfunktion der Haut in vivo und ex vivo genutzt.
25
Vorträge - Arbeitsgemeinschaften und assoziierte Gesellschaften (AKS)
Schlussfolgerung: Mit diesen Optimierungen bietet der Einsatz der Fluoreszenz-Technik in der konfokalen Lasermikoskopie
zusätzlich zum Reflektionsmodus viele nützliche Bildinformationen zur selektiven Darstellung von Zielstrukturen in der Haut in
vivo und ex vivo.
AKS27/02
Speckle Variance OCT
Welzel J.1, ADVANCE
1
Klinikum Augsburg, Klinik für Dermatologie und Allergologie,
Augsburg, Germany
Die optische Kohärenztomographie (OCT) ist eine diagnostische
Methode zur Bildgebung in der Dermatologie. Sie liefert nichtinvasiv und in Echtzeit Tiefenschnittbilder von einigen Millimetern
Länge und 1 Millimeter Tiefe. OCT dient in erster Linie der Diagnostik von epithelialen Hauttumoren und Verlaufskontrolle unter
topischen Therapien.
Eine Weiterentwicklung stellt die speckle variance OCT (SVOCT) dar. Hierbei werden bei sehr schnellen Messzeiten die Bewegungen der Pixel ausgewertet. Man kann somit durch den
Blutfluss das oberflächliche Gefäßnetz der Haut in vivo darstellen.
Die Software und Technik zur Realisierung der SV-OCT wird
derzeit im Rahmen eines EU-Forschungsprojektes ADVANCE entwickelt und erprobt. Einflüsse auf die Durchblutung gesunder
Haut wie Applikation von Brimonidintartrat oder gefäßweitstellender Substanzen lassen sich darstellen und quantifizieren. Bei
Hauttumoren zeigen Basalzellkarzinome großlumige, verzweigte
Gefäße, dermale Nävi eher vertikal verlaufende Schleifen und
maligne Melanome in Abhängigkeit von der Tumordicke zunehmend irreguläre, chaotische Gefäßmuster.
Die SV-OCT kann zusätzlich zur nichtinvasiven Bildgebung
von Tumoren deren Gefäßversorgung visualisieren. Ob diese zusätzlichen Informationen Aufschlüsse über Malignität und Metastasierungsrisiko liefern, müssen weitere Untersuchungen zeigen.
AKS27/04
In vivo-Multiphotonenmikroskopie in der Dermatologie
26
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Meinke M.C.1, Czekalla C.1, Klemp M.1, Lademann J.1,
Darvin M.E.1
1
Universitätsmedizin Berlin – Charité, Klinik für Dermatologie,
Venerologie und Allergologie, Berlin, Germany
Nach wie vor ist bei ungeklärten auffälligen Hautläsionen die
Entnahme von Hautbiopsien gefolgt von einer histologischen
Untersuchung der Goldstandard. Die Ergebnisse erhält der Patient einen Tag bis zu einer Woche später. Die optische Biopsie
könnte für den Patienten eine schmerzlose und schnelle Alternative zur klassischen Probenentnahme der Haut mittels Stanzbiopsie bieten. Der Einblick in die Haut geschieht hier nicht-invasiv
in situ und eine sofortige Diagnose ist möglich. Die In-vivo-Multiphotonenmikroskopie (MPM) bietet hierbei eine Darstellung
auf zellulärer Ebene, die Rückschlüsse auf die Morphologie der
Zellen bis in die obere Dermis zulässt. Die Aufnahmen erfolgen
mit sehr hoher Auflösung horizontal zur Hautoberfläche, aber
auch Geräte für vertikale Bildgebung sind neuerdings verfügbar.
Neben dem vielversprechenden Einsatz in der Tumordiagnostik
[1], könnte auch die Analyse entzündlicher Hauterkrankungen
und die Bewertung von Therapieerfolgen Anwendung finden.
Dies ist möglich, da die nicht-invasive Messung ohne Schädigung der Haut mehrfach angewendet werden kann und somit
für Verlaufsmessungen seht gut geeignet ist. Gegenüber anderen optischen Methoden, wie der Laser-Scanning-Mikroskopie
oder der optischen Kohärenzmikroskopie ist die hohe zelluläre
Auflösung der In-vivo-MPM bisher der markanteste Unterschied.
Allerdings bietet die MPM neben der Bildgebung im Autofluoreszenzmodus auch die Darstellung der Second Harmonic Generation -Signale, die z.B. eine Analyse der Kollagenfasern getrennt
von den Elastinfasern ermöglicht [2]. Dies ist in der Kosmetik eine
wichtige Größe zur Messung der Hautalterung über den Elastin/
Kollagenindex. Dieser Index lässt eine nicht-invasive Bewertung
von kosmetischen Anwendungen und Produkten zur Hautverjüngung zu.
[1] Ulrich et al., J Biomed Opt. 2013;18(6):61229
[2] Darvin et al., J Biophotonics. 2014 . doi: 10.1002/jbio.201300171.
Vorträge - Key Note Lectures
Key Note Lectures
Keynote Lecture 1
KN01 Neue Allergie-Syndrome
Biedermann T.1
1
Klinikum rechts der Isar der TUM, Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie, München, Germany
Bereits Galen von Pergamon definierte den Begriff „Syndrom“ als
eine Anhäufung von Symptomen, die am Körper eines Kranken
gleichzeitig auftreten. Im Zusammenhang mit IgE vermittelten
Typ-I-Allergien wurde der Begriff „Syndrom“ neu interpretiert:
Verschiedene Auslöser führen bei einem Erkrankten zu immer
wieder denselben Symptomen und es wurden didaktisch griffige Merkblöcke eingeführt. Es geht dabei um das Phänomen
der Kreuzallergien. So beschreibt das Birkenpollen-Nuss-Kernobst-Syndrom die Kreuzreaktivität, die wir bei gegenüber Birkenpollen allergischen Patienten finden, wenn sie die genannten
Nahrungsmittel konsumieren. In der Folge entwickeln sie das orale Allergiesyndrom (OAS), ohne dabei in der Regel vital gefährdet
zu werden. Die Symptome eines oralen Allergiesyndroms, die bei
einem gegen Birkenpollen sensibilisierten Patienten beim Genuss
dieser verschiedenen Obst-, Nuss- sowie Gemüsesorten auftreten, sind Juckreiz und Rötung im Rachen, Lippenschwellung,
Schleimhautschwellung, Naselaufen, Juckreiz bis in die Gehörgänge u.a.m.. Die Primärsensibilisierung entsteht gegenüber Birkenpollen. Verantwortlich hierfür ist das Majorallergen Bet v 1. Da
in der Natur Proteine mehrfach und in wenig veränderter Form
genutzt werden, tauchen diese Proteine aus der PR-10-Familie
(wie das Bet v 1) auch in Äpfel, Birnen, Pflaumen, Aprikosen, Kirschen, sowie Nüssen, Karotten, Sellerie und anderen auf und verursachen das OAS bei Kontakt. In gleicher Weise beschreibt das
Beifuß-Sellerie-Gewürz-Syndrom bei primärer Sensibilisierung
gegenüber Beifußpollen eine Kreuzreaktion mit Sellerie, Karotten,
Fenchel, Artischocken, Kamille, Petersilie, Koriander u.a.m.. Es finden sich weitere Syndrome auf der Basis von Kreuzallergien wie
Traubenkraut-Bananen-Melonen-Syndrom, Schalentieren-Schnecken-Syndrom, Latex-Frucht-Syndrom, Vogel-Ei-Syndrom, und
Porc-chat-Syndrom. Anhand der molekularen Allergiediagnostik
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
gelingt es zunehmend, diesen Syndromen ihre auslösende Proteinfamilie zuzuordnen.
In Ergänzung zu diesen durch Kreuzallergien bedingten Allergiesyndromen konnte die molekulare Allergiediagnostik auch
ganz neue Krankheitsbilder/Entitäten erfassen und dadurch sicherer und häufiger diagnostizieren helfen. Das beste Beispiel ist
die weizenabhängige, anstrengungsinduzierte Anaphylaxie. Bei
diesem Krankheitsbild, welches auch gegenüber anderen Nahrungsmitteln als dem Weizen existiert, reagieren Patienten allein
auf das Allergen noch nicht mit klinisch merkbaren Symptomen,
sie benötigen Co-Faktoren wie Aspirin, körperliche Anstrengung
oder Alkohol, um systemisch zu reagieren. Das erste für die Diagnostik zur Verfügung stehende Allergen, gegenüber welchem die
Patienten IgE-Antikörper aufweisen, war Omega-5 Gliadin. Heute
wissen wir, dass manche Patienten auch andere Allergene aus der
Gliadin-Fraktion erkennen, manche reagieren auf Gluten sogar
ganz ohne Nachweis von diesen IgE Antikörpern. Die bessere
Kenntnis über dieses Krankheitsbild führt direkt zur besseren Diagnostik, Betreuung und Risikoabschätzung für diese Patienten.
Ein wichtiges neues Krankheitsbild stellt zudem die verzögerte
Sofort-Typ-Allergie gegenüber rotem Fleisch dar. Dieses zunächst
in den USA beschriebene Krankheitsbild ist mittlerweile auch in
Deutschland bei vielen Patienten diagnostiziert worden. Patienten reagieren 4–8 Stunden nach Genuss von rotem Fleisch oder
Innereien mit einer Sofort-Typ-Reaktion. Auch dieses Krankheitsbild kann durch Co-Faktoren induziert oder verstärkt werden.
Der Nachweis von IgE-Antikörpern gegen Alpha-Galactose ist diagnostisch wegweisend. Das Besondere an dieser Allergieentität
ist, dass das allergieauslösende Allergen kein Protein sondern ein
Zucker ist. Dieses Krankheitsbild ist somit das erste und wahrscheinlich das erste einer Reihe von durch Zucker vermittelten
Typ-I-Allergien.
Die molekulare Allergiediagnostik überführt Allergiesyndrome in das Zeitalter des kausalen Verständnisses von Krankheitsbildern und erlaubt es neue Allergieentitäten direkt durch
Erfassung einer Sensibilisierung zu diagnostizieren. Die Kenntnis
dieser Krankheitsbilder ist für jeden Dermatologen von großer
Bedeutung, da viele dieser Patienten eine chronisch intermittierende Urtikaria in ihrer Anamnese angeben, die sich ergibt aus
dem rezidivierenden Auftreten IgE-vermittelter Episoden akuter
Urtikaria und einer diagnostischen Aufklärung bedürfen.
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Vorträge - Plenarvorträge
Plenarvorträge
• Neue Entitäten / Reklassifikationen: Epitheloidzell-Sarkom
(proximaler und distaler Typ), kutanes Klarzellsarkom, pleomorphes dermales Sarkom/undifferenziertes pleomorphes
Sarkom.
• Neue diagnostische Marker: MYC, MUC4, STAT6, INI-1.
• Neue molekulargenetische Ergebnisse : spezifische Translokationen z.B. bei epitheloidem Hämangioendotheliom und
pseudomyogenem Hämangioendotheliom. Spezifische Treibermutationen und Gen-Amplifikationen. Besondere molekularpathologische diagnostische Techniken: FISH vs. RTPCR.
• Besonders seltene kutane Sarkome: Ewing Sarkom, Osteosarkom.
PV01 Plenarvorträge 1
PV01/02
Molekulare Entwicklung in der pathologischen Diagnostik
von Tumoren
Schirmacher P.1
1
Universitätsklinik Heidelberg, Pathologie, Heidelberg, Germany
Die molekularpathologische Tumordiagnostik ist ein zentraler
und etablierter Teil der gewebebasierten Tumordiagnostik und
dient dem Typing (Klassifikation) und der prädiktiven Analytik
(Therapieziele). Methodisch stehen Techniken zur Proteinanalytik (Immunhistologie), zum Nachweis genomischer Veränderungen (Sequenzierung, FISH/CISH) und der epigenetischen Analytik (Methylierungsanalytik) bereits in klinischer Anwendung.
Typisierende Analysen weisen in der Regel charakteristische
Proteinmarker oder genomische Veränderungen (insbesondere
Translokationen) nach. Prädiktive Tumordiagnostik weist mittels
Immunhistologie, FISH/CISH oder Sequenzierung definierte, indizierte Therapieziele nach. Alle Techniken müssen auf kleine
Biopsien von FFPE-Gewebe skalierbar sein und klinische Konsequenzen bedingen. Besonders Sequenzierungsverfahren unterliegen einem raschen Fortschritt, der auch direkten Eingang in die
klinische Versorgung findet. Als Tendenzen sind derzeit nachweisbar: Neue NGS/MPS/Panel-Sequenzierverfahren finden derzeit
Eingang in die Diagnostik und erlauben es nicht nur mehrere/alle
relevanten Therapieziele in einem Ansatz zu bestimmen sondern
auch in Studien getestete Zielstrukturen zu integrieren. Dies fördert die holostisch-prätherapeutische Analytik zur umfassenden
Therapieplanung, Integration von Studienkonzepten in Form sog.
Umbrella- und Netzwerk-Konzepte und für molekular-motivierte
off-label/individuelle Heilversuchs-Konzepte (Molekulare Tumorboards). Sie sind damit eine zentrale Funktion und Innovationstreiber der Onkologischen Spitzenzentren. Aufgrund kommender
prädiktiver Marker, neuer zugelassener Entitäten und Zulassungserweiterungen besteht eine klare und notwendige Entwicklung
vom Einzel- zum Multi-Test. Derzeit werden diese neuen diagnostischen Verfahren in etablierte unabhängige nationale und
europäische Qualitätssicherungskonzepte integriert. Die Zukunft
wird den klinisch-diagnostischen Wert neuer Verfahren (MALDI,
Proteomik u.a.) zeigen.
PV01/03
Kutane Sarkome
Kutzner H.1
1
Dermatopathologie Friedrichshafen, Friedrichshafen, Germany
Dermato-onkologisch relevante Aspekte kutaner/subkutaner Sarkome sowie neue histopathologische und molekulargenetische
Erkenntnisse werden vorgestellt:
• Neue Konzepte: low-grade Sarkome (z.B. atypischer lipomatöser Tumor), Malignität als Funktion der Tumorgröße (oberflächliches vs. tiefes epitheloides Hämangioendotheliom), „Transiente Neoplasie“ (pseudosarkomatöse Fasziitis / noduläre Fasziitis).
28
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Gezielte Angiosarkom-Diagnostik mittels Mapping und Immunhistochemie (MYC, Ki67, D2–40/Podoplanin)
PV02 Plenarvorträge 2
PV02/01
UV-Therapien in der Dermatologie – sind sie noch zeitgemäß?
Berneburg M.1
1
Universitätsklinikum Regensburg, Klinik für Dermatologie, Regensburg, Germany
Die Behandlung von Hautkrankheiten durch ultraviolette (UV-)
Strahlung oder andere Wellenlängen des Sonnenspektrums blickt
auf eine über 2000 Jahre lange Historie zurück. In den letzten
Jahrzehnten stellte die Phototherapie mit seinen verschiedenen
Modalitäten wie UVA, UVB, UVB311nm, systemischer PUVA,
Creme-PUVA, Bade-PUVA sowie der UVA1-Therapie eine zentrale Säule der dermatologischen Therapie dar. Aber ist diese Art
der Behandlung im Zeitalter der genomweiten Diagnostik und
der individualisierten und vor allem zielgerichteten Therapien
überhaupt noch zeitgemäß? Sicher ist, dass die Phototherapie
ein Alleinstellungsmerkmal für den Dermatologen darstellt. Diese
Therapieform steht fast ausschließlich ihm zu Verfügung. Darüber ist ein großer Vorteil, dass eine adäquate Phototherapie in
vielen Fällen eine hervorragende Wirksamkeit oft bis zur kompletten Abheilung der Hautsymptome mit sich bringt. Gleichzeitig
sind die unerwünschten Wirkungen und die Risiken eben genau
aufgrund der jahrzehntelangen Erfahrung sehr gut bekannt. Aber
die Durchführung erfordert besondere technische wie räumliche
Voraussetzungen und vor allem eine sehr gute Ausbildung des
durchführenden Arztes. Auch die Logistik kann für Patienten eine
Herausforderung darstellen. Andererseits lässt sich die Phototherapie hervorragend mit vielen anderen Therapiemodalitäten in
der Dermatologie kombinieren, was Nebenwirkungen reduziert.
All diese Aspekte werden im Vortrag kritisch beleuchtet, unsere
aktuellen Kenntnisse zum Wirkmechanismus der verschiedenen
Phototherapiemodalitäten werden besprochen sowie auch die
verschiedenen Indikationen im Wandel der Zeit werden diskutiert.
PV02/02
Systemische Immuntherapie des Melanoms
Vorträge - Plenarvorträge
Enk A.1
1
Hautklinik der Ruprecht Karls-Universität, Heidelberg, Germany
Wohl keine andere Therapieform hat die Prognose von Melanompatienten im Stad. IV so verbessert, wie die Immuntherapie.
Nach der Zulassung eines anti-CTLA-Ak (Ipilimumab) folgen nun
bereits zwei weitere Antikörper gegen das PD-1 Antigen (Nivolumab und Pembrolizumab). Obwohl wir mit diesen Therapiestrategien bereits in der Lage sind, einen beachtlichen Prozentsatz
von Stad. IV Melanompatienten zumindest in langfristiger Remission zu halten, gilt dies bislang noch nicht für die Mehrzahl der
Patienten. Werden Kombinationsbehandlungen hier den Durchbruch bringen? Gibt es weitere, vielversprechende Zielantigene
für die Immuntherapie mit Antikörpern? Was sind erfolgversprechende Kombinationspartner? Schließlich – wie ist die Rolle von
T-Zell-basierten Immunstrategien?
Dieser Vortrag soll den Status Quo der derzeitigen systemischen Immuntherapien zusammenfassen und versuchen, Perspektiven für die weiteren therapeutischen Entwicklungen aufzuzeigen.
PV03 Plenarvorträge 3
PV03/03
Blutgerinnung und Haut
Schneider S.W.1
1
Universitätsklinikum Mannheim der Universität Heidelberg, Dermatologie, Mannheim, Germany
Die Blutgerinnung ist ein komplexer Vorgang, der erst in den
letzten Jahren zunehmend verstanden wird. So ist heute belegt,
dass die Blutgerinnung auch eine entscheidende Rolle bei der
Entzündung und Tumorenstehung/-progression spielt. Die plasmatische und zelluläre Koagulation kann überschießend (prokoagulatorisch oder Thrombophilie) oder funktionell eingeschränkt
sein (antikoagulatorisch oder Hämophilie). Da Veränderungen
in der Gerinnungsaktivität mit Haut-/Schleimhaut-Blutungen
oder Hautulzerationen einhergehen können, ist der Dermatologe häufig erste Anlaufstelle. Typische Beispiele einer gestörten
Gerinnnungsaktivität sind Petechien, Ekchymosen, Sugillationen,
Ulzerationen oder Schwellung und Schmerz bei der Livedovaskulopathie, einer tiefen Venenthrombose oder Thrombophlebitis
superficialis. Das Wissen um die Pathophysiologie der Gerinnung
und/oder die damit verbunden Symptome an der Haut lassen Ursache vermuten und die Diagnose benennen. Dabei kann zum
Beispiel die Genese der Purpura eine vergleichsweise harmlose
Vaskulopathie, wie die Purpura Pigmentosa Progressiva, darstellen. Allerdings sind auch lebensbedrohliche Erkrankungen wie
bakterielle Infektionen, Thrombozytopathien unterschiedlicher
Genese oder eine Amyloidose als Ursache möglich. Eine wichtige
Differentialdiagnose dabei ist die Abgrenzung zur Vaskulitis, die
sich initial lediglich mit Petechien präsentieren kann. Die Purpura
oder Ulzerationen der Haut sind häufige Befunde in der dermatologischen Praxis und können auf schwerwiegende Erkrankungen
hinweisen. Es ist daher für den Patienten von entscheidender Bedeutung, dass eine klinische und damit kausale Einordnung des
Befundes schnell und zuverlässig erfolgt. Die pathophysiologischen und klinischen Kenntnisse zur Purpura bzw. zur (Mikro-)
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Thrombosierung sowie die diagnostischen und therapeutischen
Konsequenzen beim Auftreten sollen anhand klinischer Beispiele
und einfacher Algorithmen vermittelt werden.
PV04 Plenarvorträge 4
PV04/01
Vom Handekzem zum Hautkrebs – neue Entwicklungen in
der Berufsdermatologie
John S.M.1,2
1
Universität Osnabrück, Dermatologie, Umweltmedizin,
Gesundheitstheorie, Osnabrück, Germany
2
Institut für interdisziplinäre Dermatologische Prävention und Rehabilitation (iDerm) an der Universität Osnabrück; Niedersächsisches
Institut für Berufsdermatologie (NIB), Osnabrück, Germany
Am 1.1.2015 sind „Plattenepithelkarzinome oder multiple aktinische Keratosen der Haut durch natürliche UV-Strahlung“ in
die Liste der Berufskrankheiten aufgenommen worden. Mit der
Einführung der neuen BK 5103 wird auch der Weg frei für einen
wesentlich verbesserten Arbeitsschutz der Beschäftigte mit hoher
beruflicher UV-Belastung. Für bereits Erkrankte gilt es, nachhaltige
Algorithmen zu Erkennung und Behandlung aktinischer Keratosen
ebenso wie eine wirksame dermatologische Primär- und Sekundärprävention bei noch erwerbstätigen Hochrisikopatienten zu
entwickeln. Hier kann das erfolgreiche Modell der Sekundärprävention von Handekzemen Pate stehen (Hautarztverfahren). Die
erforderliche langjährige Nachsorge der Patienten mit chronischen
Lichtschäden läuft auf das erste dermatologisches Chroniker-Programm in Erweiterung der Möglichkeiten der Prävention in den
dermatologischen Praxen und Kliniken hinaus und wird wesentlich
verbesserte Optionen einer leitliniengerechten Versorgung unserer
Patienten mit sich bringen. In enger Zusammenarbeit stellen sich
die zuständigen Fachgesellschaften der DDG (ABD, ADP, ADO) und
der BVDD dieser gemeinsamen Herausforderung als Partner der
gesetzlichen Sozialversicherung. Hier sind in letzter Zeit bereits
große Fortschritte erzielt worden, dies auch vor dem Hintergrund
von Ihrer aller Einsatz im Rahmen der jährlich stattfindenden Aktionswochen „Haut& Job 2010–2015“. Dies hat auch zu einem international wegweisenden Honorarsystem für die Versorgung unserer
Patienten geführt, das derzeit weiter verbessert wird.
Die jüngsten Fortschritte in der berufsdermatologischen Präventions- und Versorgungsforschung, auch auf europäischer Ebene, sind auch mit einer wesentliche Stärkung unserer Disziplin als
Organfach verbunden; für politische Entscheidungsträger wird
deutlich, dass der Dermatologe der maßgebliche Ansprechpartner für alle beruflichen Hauterkrankungen ist, von der Kontaktdermatitis bis zum Hautkrebs.
PV05 Plenarvorträge 5
PV05/01
What‘s new? Was gibt es Neues in der Forschung?
von Stebut-Borschitz E.1
1
Universitätsmedizin Mainz, Hautklinik und Poliklinik, Mainz, Germany
29
Vorträge - Plenarvorträge
Die Dermatologie gehört mit zu den forschungsaktivsten Fächern
der Biomedizin. Auch im vergangenen Jahr hat die dermatologische Forschung zahlreiche neue Erkenntnisse hervorgebracht.
Diese neuen Forschungsergebnisse, besonders aus deutschsprachigen Institutionen, sollen vorgestellt und deren Potential für
die Behandlung von Patienten mit Hauterkrankungen vorgestellt
werden. Die große Bandbreite der dermatologischen Forschung
verspricht spannende Ergebnisse auf den Gebieten der Immunologie, Onkologie, Allergologie und Infektiologie. Ein besonderes
Ziel dieser Zusammenstellung wird es sein, die klinische Relevanz
der neuesten Forschungsergebnisse der letzten 1–2 Jahre herauszuarbeiten.
PV05/02
Was gibt es Neues in Klinik und Therapie?
Schön M.P.1
1
Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Dermatologie,
Venerologie und Allergologie, Göttingen, Germany
Die jüngste Entwicklung dermatologischer Therapien ist so spannend wie nie zuvor; dies gilt sowohl im Hinblick auf chronisch
entzündliche Krankheiten als auch für fortgeschrittene Tumoren
der Haut. Die Grundzüge einiger dieser neuen Therapien werden
in der kurzen Präsentation zusammengefasst.
30
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Zur Therapie der Psoriasis befinden sich gleich drei monoklonale Antikörper gegen IL-17A (Secukinumab, Ixekizumab) oder
dessen Rezeptor (Brodalumab) kurz vor der Zulassung oder in
späten Stadien der klinischen Entwicklung. Darüber hinaus erweitert der aktuell zugelassene kleinmolekulare oral verfügbare
Phosphodiesterase-4-Hemmer Apremilast die therapeutischen
Möglichkeiten gegen Psoriasis. Die ersten „Biosimilars“ (Infliximab) wurden in Europa ebenfalls zugelassen.
Omalizumab (ein IgE-Inhibitor) wurde im vergangenen Jahr
zur Therapie der spontanen chronisch-rezidivierenden Urtikaria
zugelassen.
Die jüngsten Entwicklungen in der Onkologie sind ebenfalls
überaus spannend und haben insbesondere wesentliche Fortschritte bei der Therapie metastasierter Melanome gebracht:
Monoklonale Antikörper gegen CTLA4 (Ipilimumab) oder PD1
(Nivolumab, Lambrolizumab) haben zu signifikanter Verlängerung der (gesamten und/oder progressionsfreien) Überlebenszeit vieler Patienten mit metastasierten Melanomen geführt.
Auch Kombinationstherapien wurden getestet. Ebenso haben
kleinmolekulare Inhibitoren mutierten BRAFs (Vemurafenib,
Dabrafenib), als Monotherapie oder in Kombination mit MEK-Inhibitoren (Cobimetinib, Trametinib), ebenfalls positive Resultate
gezeigt.
Der kleinmolekulare Inhibitor des Hedgehog-Signalweges
Vismodegib wurde zur Therapie fortgeschrittener Basalzellkarzinome zugelassen.
Vorträge - Symposien
Symposien
S01 Track Onkologie: Melanom
fördert die frühe Auswanderung von Melanomzellen entlang von
Blutgefäßoberflächen in das Körperinnere. Die durch UV-Strahlen
bedingten direkten Veränderungen in Tumorzellen und die indirekten Veränderungen in der Umgebung tragen gemeinsam zur
Tumorprogression bei und beeinflussen das Ansprechen auf eine
(immun-)therapeutische Intervention.
S01/05
Exomsequenzierung beim Melanom – Perspektiven für die
zielgerichtete Therapie
S02 Track Allergologie: Urtikaria und
Angioödeme
Kunz M.1
1
Universität Leipzig, Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Leipzig, Germany
S02/04
Chronische Urtikaria: Wie gehe ich bei der Therapie vor?
In den letzten Jahren wurden zunehmend neue Hochdurchsatzverfahren zur Mutationsanalyse bei malignen Tumoren eingesetzt. Das sogenannte Next Generation Sequencing spielt hier
eine besondere Rolle. Diese Technologie erlaubt es in wenigen
Tagen das gesamte Genom, alle transkribierten Bereiche (Exom)
und die gesamte mRNA zu sequenzieren. Beim Melanom sind
bereits eine ganze Reihe von Untersuchungen durchgeführt
worden. Die größte aktuell vorliegende Studie hat bei mehr als
600 Melanomen eine gezielte Exomsequenzierung durchgeführt
und dadurch eine gute Übersicht über die beim Melanom vorkommenden Mutationen geliefert. Neben BRAF und NRAS sind
vor allem TP53, CDKN2A, KIT, PTEN, ERBB4 und TERT mutiert.
Vorherige Untersuchungen hatten darüber hinaus GRIN2A und
GRM3 identifiziert. Aktuell kann man davon ausgehen, dass damit bereits ein recht umfassendes Bild für das Mutationsspektrum
beim Melanom vorliegt. Teilweise sind die Ergebnisse der Untersuchungen bereits in klinischen Studien eingeflossen (z.B. für
ERBB4). Neuere Arbeiten haben umfassende Mutationsanalysen
an Rezidiven nach BRAF-Inhibitor-Behandlung durchgeführt und
hierbei interessante Mutationsmuster gefunden. Dies betrifft vor
allem Mutationen im MAPK Signalweg und für MITF. Ziel wird es
in Zukunft sein, individuelle Genmuster für Patienten zu erstellen
und diese als Basis für gezielte Kombinationstherapien zu verwenden. Geht man dabei vom aktuellen technologischen und pharmakologischen Fortschritt aus, wird dies wahrscheinlich schon in
naher Zukunft der Fall sein.
S01/06
UV-Strahlung, Immunsystem und Melanom: Neue Einsichten
in die Pathogenese
Tüting T.1
1
Klinik für Dermatologie der Universitätsklinik Bonn, Bonn, Germany
Molekular-epidemiologische Untersuchungen zur Entstehung des
Melanoms belegen die Bedeutung von genetischen Prädispositionsfaktoren in Kombination mit einer intensiven UV-Exposition
insbesondere in der frühen Kindheit. Jüngste genomische DNA
Untersuchungen von Melanomzellen mithilfe neuer Sequenziertechnologien (Next Generation Sequencing, NGS) bestätigen die
große Bedeutung UV-induzierter Mutationen nicht nur für die
maligne Transformation sondern auch für die Erkennung durch
Antigen-spezifische T-Zellen. Eine durch übermäßige UV-Exposition ausgelöste neutrophile Entzündungsreaktion in der Haut
unterdrückt jedoch tumor-spezifische Immunantworten und
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Wedi B.1
1
Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Dermatologie,
Allergologie und Venerologie, Hannover, Germany
Die chronische Urtikaria ist mit einer erheblichen Einschränkung
von Lebensqualität und Arbeitsfähigkeit verbunden. An erster Stelle im Management steht die korrekte Klassifikation des Urtikariasubtyps und die Diagnostik bezüglich potentieller Triggerfaktoren
(z. B. persistierende Infekte mit Helicobacter pylori, Streptokokken, Staphylokokken, Yersinien, evtl. Parasiten), pseudoallergische
Reaktionen (z. B. Acetylsalicylsäure, selten Nahrungsmitteladditiva) und/oder autoreaktive Mechanismen (autologer Serumtest).
Das Vermeiden bzw. die adäquate Behandlung identifizierter Triggerfaktoren stellt die beste therapeutische Strategie dar. Parallel ist
aber immer eine symptomatische Therapie mit H1-Antihistaminika
der zweiten Generation i. d. R. in Dosiserhöhung (off-label, aber
leitliniengerecht bis zu vierfach täglich) erforderlich. Aufgrund des
individuellen Ansprechens sollten ggf. mehrere Antihistaminika in
Dosiserhöhung versucht werden, allerdings nicht in Kombination. Einzelne Patienten profitieren von der zusätzlichen Gabe von
Montelukast (off-label). Orale Glukokortikosteroide sind allenfalls
kurzfristig (maximal 10 Tage) bei akuten Exazerbationen indiziert,
sollten aber nicht langfristig verordnet werden.
Seit März 2014 ist für die nicht auf H1-Antihistaminika ansprechende chronische spontane Urtikaria Omalizumab 300 μ g
s.c. vierwöchentlich zugelassen. Das auf der letzten Stufe des im
November 2012 verabschiedeten Leitlinien-Algorithmus ebenfalls
(neben Montelukast und Omalizumab) als Option empfohlene
Ciclosporin A (off-label) wird aufgrund seines erheblichen Nebenwirkungsprofils und der Zulassung von Omalizumab inzwischen
als letzte Wahl angesehen.
Zukünftig wird zu klären sein, ob die wenigen, nicht auf
Omalizumab in zugelassener Dosis ansprechenden Patienten ggf.
auf eine Intervallverkürzung oder Dosiserhöhung ansprechen.
Ggf. kommen hier auch weiterhin nicht evidenz-basierte off-label
Alternativen wie Dapson, (Hydroxy-)Chloroquin in Frage.
S03 Track Entzündungen:
Kollagenosen
S03/02
Lupus erythematodes – Management und neue Therapien
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Vorträge - Symposien
Sticherling M.1
1
Universitätsklinikum Erlangen, Hautklinik, Erlangen, Germany
Hautveränderungen beim Lupus erythematodes (LE) sind ebenso häufig wie vielfältig. Neben unspezifischen Symptomen lassen sich mindestens drei dermatologisch klar definierte Entitäten eines kutanen LE (CLE) unterscheiden, der akut kutane LE
(ACLE), der subakut kutane LE (SCLE) und der chronisch kutane
LE (CCLE). Diese können in einem bis heute nicht sicher geklärten Zusammenhang mit unterschiedlicher Wahrscheinlichkeit in
einen systemischen LE (SLE) übergehen. Daher schließen sich sich
die Diagnosen eines SLE und CLE nicht aus, im Gegenteil ist es
Herausforderung und Aufgabe des Dermatologen, bei Erstdiagnose eines CLE und im Verlauf regelmäßig eine systemische Beteiligung zu erkennen. Dies ist durch anamnestische Angaben,
klinische Untersuchungen und daran orientierend entsprechende
klinisch-chemische und serologische sowie apparative Organuntersuchungen möglich. An Art und Ausmaß der kutanen Beteiligung sowie einer inneren Organbeteiligung orientiert sich die
Therapie, die bei umschriebenen Hautveränderungen topische
Kortikosteroide oder (off label) Calcineurininhibitoren umfasst,
bei rasch progredienten und disseminierten, vor allem auch den
irreversibel vernarbenden Formen des diskoiden LE (DLE) die oralen Antimalariamittel umfassen. Systemische Kortikosteroide sind
eher von limitiertem Wert und nur in höherer Dosis wirksam sowie bei akut entzündlichen Veränderungen vertretbar. Alternativ
können systemische Immunsuppressiva eingesetzt werden wie
Azathioprin, Mycophenolatmofetil/Mycophenolsäure, Methotrexat sowie bei hyperkeratotischen Formen orale Vitamin A-Derivate, bei entzündlichen Formen Diaminodiphenylsulfon. Wichtig
sind für alle LE-Formen der konsequente UV-Schutz sowie Rauchverbot. Inwieweit unter neuen Therapeutika Biologika und orale
Hemmer der intrazytoplasmatischen Signaltransduktionskaskaden, vor allem Janus-Kinase-Hemmer, aber auch Thalidomidderivate beim CLE wirksam sind, müssen laufende oder zu planende
klinisch kontrollierte Studien zeigen.
S03/03
Klassifikation von Dermatomyositis und
Überlappungssyndromen
Volc-Platzer B.1,2
1
Donauspital SMZ Ost Wien, Dermatologische Abteilung, Wien, Austria
Medizinische Forschungsgesellschaft Donaustadt,
Dermatologische Abteilung, Wien, Austria
2
Die Dermatomyositis gehört mit der Polymyositis zu den idiopathischen inflammatorischen Myopathien. 1975 erstellten Bohan
and Peter eine vorwiegend auf klinischen Kriterien beruhende
Klassifikation, die auch heute noch für die Einordnung einer entzündlichen Myopathie gilt. Das Spektrum der Dermatomyositis
wurde weiter ergänzt durch die Beschreibung der klinisch amyopathischen Dermatomyositis (CADM) und der Dermatomyositis
als Teil eines Überlappungssyndroms.
1991 wurde von Love et al erstmals gezeigt, daß eine Assoziation zwischen Autoantikörpern wie dem Antisynthetase-Autoantikörper Jo-1, dem Antihelicase-Antikörper Mi-2 und
dem Autoantikörper gegen SRP (Signal Recognition Particle)
und bestimmten klinischen Symptomen und unterschiedlichen
Krankheitsverläufen bestehen könnte. Bis heute wurden weitere
32
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Myositis-spezifische Autoantikörper (MSA‘s) beschrieben. MDA5
(Melanoma Differentiation antigen 5), NXP2 (nuclear matrix protein 2), und TIF1 (Transcriptional Intermediary Factor 1 family
protein) lassen möglicherweise Subsets der Dermatomyositis
bzw. von Überlappungssyndromen hinsichtlich klinischer Symptome, Therapieansprechen und vor allem Prognose erkennen.
S03/04
Management von Patienten mit systemischer Sklerodermie
Moinzadeh P.1
1
Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Venerologie, Universität
zu Köln, Köln, Germany
Die systemische Sklerodermie (SSc) ist eine chronisch-entzündliche Multisystemerkrankung, die sich in ganz variabler Ausprägung an unterschiedlichen Organsystemen manifestieren kann.
Der sehr heterogene Charakter der Erkrankung bedingt,
dass das Management dieser Patientengruppe immer wieder eine
Herausforderung für den behandelnden Arzt darstellt. Dies erklärt auch die Notwendigkeit einer engen interdisziplinären Zusammenarbeit und entsprechenden Versorgung durch erfahrene
Fachdisziplinen. Da die SSc oft nur sehr oligosymptomatisch beginnt, ist es ausschlaggebend, dass besonders die initialen Symptome, wie das Raynaud-Phänomen (RP) und eine frühe Hautbeteiligung, richtig erkannt werden.
Primär sollte bei Patienten mit RP mittels Kapillarmikroskopie,
Antikörperbestimmung und Erfassung möglicher weiterer Manifestationen die sekundäre Genese des RP diagnostiziert werden.
Wird ein sekundäres RP bestätigt, empfiehlt es sich alle weiteren
möglichen Organmanifestationen mittels klinischer und apparativer Untersuchungstechniken (Echokardiographie, EKG, Lungenfunktionstestung, HR-CT, Eiweissauscheidung) abzuklären.
Auch das Therapiemanagement ist aufgrund des heterogenen
Verlaufs der SSc und dem Mangel an klinischen Studien, die den
Ansprüchen evidenzbasierter Medizin entsprechen, erschwert.
Trotzdem konnte mit Hilfe klinischer Kompetenznetzwerke auf
nationaler und internationaler Ebene in den letzten Jahren ein bedeutender Beitrag zur Verbesserung der Patientenversorgung in
Bezug auf Diagnostik und Therapie geleistet werden. Auch wenn
die meisten Therapieformen überwiegend symptomatisch und
nicht direkt krankheitsmodulierend wirken, greifen sie an den drei
bekannten pathologisch veränderten Faktoren Entzündung, Fibrose und Gefäßsystem an. Leider konnten bisher keine Therapien
gefunden werden, die zu einer Heilung bzw. einem sicheren Stillstand der Erkrankung führen. Trotzdem hat ihr Einsatz die Prognose der betroffenen Patienten deutlich verbessert hat.
S04 Track Infektiologie: Die neue
Herausforderung: STI 2015
S04/01
Haut als Sensor für STIs und Immundefizienzen
Ghoreschi K.1
1
Eberhard-Karls-Universität Tübingen, Universitäts-Hautklinik,
Tübingen, Germany
Vorträge - Symposien
Sexuell übertragbare Infektionen (STIs) und Immundefizienzen
manifestieren sich oftmals primär oder sekundär an der Haut und
den Schleimhäuten. Die Haut dient dabei häufig als Indikatororgan und entsprechend wird dem Dermatologen eine entscheidende Rolle in der Diagnostik von STIs und Immundefizienzen
zugeteilt. Bestimmte STIs zeigen sehr charakteristische Hautmanifestationen und typische Symptome, die für den Dermatologen
leicht zu erkennen sind. Bei weniger spezifischer Klinik kann die
sofortige Blickdiagnose jedoch mitunter schwierig sein und zusätzliche diagnostische Maßnahmen erfordern. Auch Defekte des
Immunsystems können sich an der Haut durch ungewöhnliche
oder besonders ausgeprägte Infektionen, Entzündungen oder
Tumore präsentieren. Nicht selten werden Immundefizienzen
auch durch ihre Manifestation an der Haut primär diagnostiziert.
Dabei existieren Gemeinsamkeiten zwischen erworbenen, angeborenen oder medikamentös-induzierten Immundefizienzen.
Bestimmte Einschränkungen der humoralen und/oder zellulären
Abwehr erhöhen allerdings auch die Suszeptibilität für einzelne
Hautkrankheiten. Die Forschritte in der Behandlung, aber auch
der Prävention mancher STIs wird in Zukunft vermutlich das
Spektrum bestimmter Hautmanifestationen leicht verschieben.
Allerdings werden wir auch zunehmend mit STIs konfrontiert, die
resistent gegen bewährte Therapien sind. Unser wachsendes Verständnis über die Genetik und die Immunologie von STIs und Immundefizienzen wird uns helfen, die Pathomechanismen dieser
Krankheiten zunehmend besser zu verstehen. Trotzdem benötigt
die Medizin auch in Zukunft den erfahrenen klinischen Blick des
Dermatologen, um über das Sensororgan Haut zugrundeliegende STIs und Immundefizienzen frühzeitig zu erkennen.
S04/02
HIV und Haut
Esser S.1
1
Universitätsklinikum Essen, Klinik für Dermatologie und
Venerologie, Essen, Germany
Haut- und Schleimhautbefunde sind sowohl bei der Erstdiagnose einer HIV-Infektion als auch bei der Ermittlung des klinischen
Stadiums richtungsweisend und häufig. Erkrankungen wie die
orale Haarleukoplakie sind pathognomonisch für die HIV-Infektion. Sowohl Hauterkrankungen wie das seborrhoische Ekzem
oder ein Herpes zoster als auch sexuell übertragbare Infektionen
(STIs) gehen mit einer hohen HIV Prävalenz einher. Bei HIV-Indikatorerkrankungen sind HIV-Tests indiziert und kosteneffektiv.
Das Spektrum der HIV-assoziierten Dermatosen hat sich seit Einführung der antiretroviralen Therapie (ART) erheblich verändert:
Kaposi-Sarkome und opportunistische Infektionen der Haut und
Schleimhäute sind seltener geworden, während Arzneimittelnebenwirkungen und Unverträglichkeiten, Virus- und UV-assoziierte
epitheliale Tumore sowie sexuell übertragbare Erkrankungen weiter zunehmen. Bei fortgeschrittener Immunschwäche kann nach
Einleitung einer ART ein Immunrekonstitutionssyndrom (IDS)
auftreten. Krebserkrankungen treten bei HIV-Patienten häufiger
oft schon in jüngeren Lebensjahren auf. Onkogene Viren und
Immundefizienz erhöhen das Risiko von Erreger-assoziierten Malignomen wie Kaposi-Sarkomen (HHV-8), Non-Hodgkin-Lymphomen (EBV, HHV-8) sowie Zervix- und Analkarzinomen (HPV-16,
-18). Trotz ART steigt die Häufigkeit HPV-assoziierter Erkrankungen weiter an. Bei ART-assoziierten Nebenwirkungen sind Haut
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
und Schleimhäute häufig betroffen. Bei Exanthemen ist es oft
schwierig, Arzneimittelreaktionen vom IDS, einer Syphilis oder Virusexanthemen abzugrenzen. Auch die verursachende Substanz
ist bei den meist multipel behandelten Patienten oft nicht sicher
zu identifizieren. Alle STIs sind bei HIV-Infizierten häufiger. Jede
STI begünstigt die Übertragung einer HIV-Infektion oder anderer venerologischer Erkrankungen. Die rechtzeitige konsequente
Therapie von STDs reduziert die Transmission von HIV-Infektionen. Bei HIV-Infizierten nimmt die Inzidenz von Geschlechtskrankheiten weiter zu.
S04/03
HIV-TB Ko-infektion – Was können wir über die
Immunantwort gegen intrazelluläre Pathogene lernen?
Fabri M.1,2
1
Dermatologie, Universität zu Köln, Köln, Germany
Zentrum für Molekulare Medizin, Universität zu Köln, Köln,
Germany
2
Eine unkontrollierte HIV Infektion birgt ein erheblich gesteigertes Risiko, an einer aktiven Tuberkulose (TB) zu erkranken, und
weltweit versterben jährlich ca. 360.000 HIV+ Menschen an einer TB. Damit ist die TB für 25% aller Todesfälle bei HIV+ Menschen verantwortlich. Immunologisch sind T Helferzellen vom
Typ 1 (Th1 Zellen) für die Wirtsantwort gegen M. tuberculosis
von zentraler Bedeutung. Zum Beispiel ist von Th1 Zellen sekretiertes IFN- γ in der Lage, wichtige antimikrobielle Mechanismen
in infizierten Makrophagen zu aktivieren. Daher wird vermutet,
dass die Depletion von CD4 + Th1 Zellen durch eine HIV-Infektion
direkt mit dem Erkrankungsrisiko für eine TB assoziiert ist. Diese Vermutungen werden durch Beobachtungen, dass Patienten
mit den niedrigsten CD4+ Helferzellzahlen das höchste Risiko für
eine disseminierte Infektion haben, unterstützt. Allerdings steigt
das Erkrankungsrisiko für eine TB bereits im ersten Jahr einer HIV
Infektion bei normalen Helferzellzahlen deutlich an. Ferner war
in einigen Studien der Progress zu AIDS, der mit einer markanten Abnahme der Helferzellzahlen einhergeht, nicht mit einem
erhöhten Risiko für eine TB assoziiert. Damit unterscheidet sich
die TB von klassischen opportunistischen Infektionen, bei denen
das Erkrankungsrisiko eindeutig mit der Höhe der Helferzellzahl
negativ korreliert ist.
Zusammengefasst ist die kombinierte Infektion mit M. tuberculosis und HIV eine der größten medizinischen Herausforderungen weltweit. Obwohl die letzten Jahre zu einem deutlich
verbesserten Verständnis der immunologischen Mechanismen
bei dieser Erkrankung geführt haben, ist weitere Forschung fundamental, um die dringend notwendigen neuen Therapien und
Impfstrategien zu entwickeln.
S04/04
STI im täglichen Leben
Brockmeyer N.H.1
1
Clinic of Dermatology, Venerology and Allergology, Center for sexual health, St. Josef Hospital, Ruhr-Universität, Bochum, Germany
Seit der Jahrtausendwende ist ein deutlicher Anstieg an venerischen Infektionen festzustellen. Die vom Robert-Koch-Institut von
33
Vorträge - Symposien
2013 veröffentlichten Daten zeigen in Deutschland einen mehr
als 600%igen Anstieg der Syphilis-Neuinfektionen auf 5015 Fälle.
Gleiches gilt für die Zunahme der Gonorrhoe und der Chlamydien-Infektionen und hier vor allem die Genovare L1-L3, die Erreger
des Lymphogranuloma venereum. Auch die HIV-Infektionsrate
ist um rund 10% auf ca. 3200 angestiegen. Das „venerologische
Auge“ ist somit gefragter denn je.
Wesentlich ist, dass in Deutschland zwei parallele STI-Epidemien zu beobachten sind. Einmal bei Jugendlichen und jungen
Erwachsenen Infektionen mit Herpes simplex, Humanen Papillomaviren (6, 11, 16, 18), Chlamydia trachomatis D-K und Trichomonaden und zum anderen bei Menschen mit häufig wechselnden Partnern, insbesondere Männer die Sex mit Männern haben,
Syphilis, Gonorrhoe und HIV.
Eine Früherkennung sowie fachgerechte Therapie der Infektionen zur Vermeidung von weiteren Resistenzbildungen – wie
bei den Gonokokken – und zum Beenden der Infektionskette ist
essentiell. Jedoch werden ca 30% aller HIV-Infektionen erst sehr
spät (late presenter) diagnostiziert. Die Vorsorgeuntersuchungen
für Chlamydien werden nur zu 12% wahrgenommen, und die
Impfrate gegen HPV liegt bei ca 40% und ist damit eine der niedrigsten aller entwickelten Länder.
Die venerologischen Erkrankungen sind somit wieder in
Deutschland zu Hause. Gerade für den Dermatologen und Venerologen gilt es, kompetenter Ansprechpartner für die anderen
Fachgruppen zu sein, denn nach einer Umfrage der PKV fühlen
sich nur 30% der Ärzte bei HIV und STI kompetent.
Der Vortrag soll die Antwort geben auf die Frage, was wir
für die Diagnostik und Therapie der STI im täglichen Leben benötigen.
S05 Operative Dermatologie
S05/04
Blick über die Grenzen (Schweiz): Strukturierte Weiterbildung in Dermatochirurgie
Hafner J.1
1
Universitätsspital Zürich, Dermatologische Klinik, Zürich,
Switzerland
Dermatochirurgische Kurse werden gewöhnlich als Basiskurse und Aufbaukurse („Ladder of Dermatologic Surgery“)
angeboten. Die Inhalte der Basiskurse (Patienten-Evaluation, Lokalanästhesie, Durchführung verwertbarer Biopsien und kleiner
und mittelgrosser Exzisionen mit Direktverschluss, Nahttechnik,
Beherrschung der Komplikationen) muss heute jeder angehende
Dermatologe in Theorie und Praxis gelehrt erhalten.
Die Aufbaukurse richten sich an Interessierte, welche die
Dermatochirurgie weiter ausbauen und zu einem Hauptstandbein ihrer beruflichen Tätigkeit machen möchten. Die Nahlappenplastiken im Gesicht erfordern eine gründliche Weiterbildung
und viel Übung und Erfahrung, bis sie in eigener Verantwortung
ausgeführt werden können. Pigfoot- und Pigface-Training, elektronische Trackboard-Demonstrationen, Vorträge mit stehenden
Bildern und Video-Clips und schliesslich die video-übertragenen
Live-Demonstrationen ergänzen sich heute zu einem hervorragenden Angebot zur theoretischen Wissensvermittlung, wie wir
es vor einigen Jahren noch nicht zur Verfügung hatten. Die praktische Weiterbildung findet in erster Linie an den zur Lehre zugelassenen Kliniken und Praxen statt, ergänzt durch Hospitationen
(siehe DGDC Hospitationsprogramm) und durch interdisziplinär
durchgeführte Eingriffe.
Kommende Dermatologen-Generationen sollten sich dieses
breite Angebot zunutze machen und unsere derzeitigen Experten
in die Pflicht nehmen, ihre wertvolle Erfahrung an möglichst viele
interessierte und einsatzbereite junge Ärzte weiterzugeben. Dies
alles dient am Schluss einer fachlich und menschlich optimalen
Betreuung von Patienten mit Hautkrebs, sowie der Patientensicherheit und der Sicherheit der Ärzte und Pflegenden bei der
Ausführung einer anspruchsvollen und gleichzeitig sehr befriedigenden Arbeit.
S06 Blasenbildende Dermatosen: Für
die Praxis: Diagnostik und Therapie
von…
S06/01
Für die Praxis: Diagnostik und Therapie von Pemphigus
Eming R.1
Viele der dermatochirurgischen Experten und Opinion Leaders im
deutschsprachigen Raum haben ihr – sehr beachtliches – Wissen
und Können durch eine Mischung aus chirurgischen Fremdjahren, Hospitationen und Kongress-Kursen und last not least sehr
viel Pionierarbeit „on the job“ erworben.
Hautkrebs ist mittlerweile zu einer der führenden Diagnosen
der Dermatologie und Venerologie vorgerückt und unser Fach
beweist Jahr für Jahr, dass es die nötige theoretische und praktische Kompetenz hat, die sehr zahlreich gewordenen Patienten
weitgehend mit eigenen Ressourcen korrekt abzuklären und zu
behandeln, oder in komplexen Situationen eine zielführende interdisziplinäre Betreuung ein- und anzuleiten.
Damit sind aber auch die Zeiten, wo autodidaktisches Lernen
unumgänglich war, an ihrem Ende angelangt, und die heutigen
Experten stehen in der Pflicht, ihr dermatochirurgisches Wissen
und Können in Form einer strukturierten Weiterbildung an die
nächste Dermatologen-Generation weiterzuvermitteln.
34
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
1
Philipps-Universität, Klinik für Dermatologie und Allergologie,
Marburg, Germany
Pemphiguserkrankungen stellen klinisch vielgestaltige Autoimmunerkrankungen der Haut und der Schleimhäute dar. Das Spektrum der klinischen Manifestationen reicht von fragilen Blasen und
Erosionen am Integument und der Mukosa (mukokutaner Pemphigus vulgaris), erythematösen erosiven Papeln und Plaques mit
blätterteigartiger Schuppung betont in den seborrhoischen Hautarealen (Pemphigus foliaceus), polymorphen, Erythema exsudativum multiforme-artigen Läsionen und ausgedehnten, häufig
hämorrhagischen, Erosionen der Mundschleimhaut bei der paraneoplatischen Variante des Pemphigus bis zu anulären Erythemen
und Plaques mit randbetonten, konfluierenden Pusteln und Blasen
beim IgA-Pemphigus. Ausgehend vom Haut- und/oder Schleimhautbefund, basiert die weitere Diagnostik auf der histopathologischen Untersuchung einer läsional entnommenen Biopsie, die
Vorträge - Symposien
das Vorliegen eines intraepidermalen Adhäsionsverlustes zeigt,
und der Detektion von gewebegebundenen Autoantikörpern
(meist IgG) an der Oberfläche epidermaler Keratinozyten mit interzellulärem Fluoreszenzmuster anhand der direkten Immunfluoreszenz. Dem Pemphigus liegt ein Adhäsionsverlust epidermaler
Keratinozyten durch die Bindung von Autoantikörpern gegen
desmosomale Adhäsionsproteine zugrunde. Im Rahmen der Diagnosestellung werden zirkulierende Autoantikörper im Plasma
der Patienten mittels indirekter Immunfluoreszenz nachgewiesen. Die Identifizierung der Autoantigene beim Pemphigus, der
desmosomalen Glykoproteine Desmoglein 1 (Dsg1) und Dsg3,
und die rekombinante Verfügbarkeit dieser Proteine ermöglicht
ihren Einsatz in immunserologischen Nachweisverfahren (ELISA;
Immunoblot) zur konfirmativen Diagnostik und zur Beurteilung
der Aktivität im weiteren Krankheitsverlauf. Zusätzlich zu den
klassischen Autoantigenen, Dsg1 und Dsg3, wurden in den letzten Jahren weitere Zielantigene der humoralen Autoimmunantwort bei klinisch selteneren, sog. atypischen Pemphigusvarianten
(Pemphigus herpetiformis, Pemphigus vegetans) identifiziert. Bei
diesen Patienten zeigten sich IgG Autoantikörper u.a. gegen andere Bestandteile der Desmosomen, die Desmocolline. Die primäre Zielsetzung in der Behandlung des Pemphigus besteht in
der kompletten Remission der bullös-erosiven Haut- und/oder
Schleimhautläsionen, unabhängig von der klinischen Variante
der Erkrankung. Die Therapie basiert auf einer hochdosierten
systemischen Immunsuppression, die sich aus Kortikosteroiden
(initial 1,0–1,5 mg/kg/d Prednisolonäquivalent) und einem adjuvanten Immunsuppressivum zusammensetzt. Für verschiedene
Immunsuppressiva, u.a. Azathioprin, Mycophenolat mofetil und
Cyclophosphamid, konnte ein steroideinsparender Effekt in der
Behandlung des Pemphigus nachgewiesen werden. Aufgrund der
insbesondere durch die hochdosierte, langfristige Steroidtherapie
induzierten Komorbidität, wird die befundadaptierte Reduktion
der Kortikosteroide unterhalb der Cushing-Schwellendosis in der
Therapie angestrebt. Die langfristige medikamentöse Kontrolle
der Krankheitsaktivität wird häufig durch Rezidive, die während
der Dosisreduktion der Immunsuppression auftreten, erschwert.
Bei chronisch rezidivierendem Krankheitsverlauf oder bei initial
ausgeprägten Manifestationen werden second line Therapien,
die auf die Reduktion der zirkulierenden Autoantikörper zielen,
eingesetzt. Der B-Zell depletierende anti-CD20 monoklonale Antikörper Rituximab, die forcierte Reduktion zirkulierender
Autoantikörper mittels Immunapherese sowie der Einsatz von
hochdosierten intravenösen Immunglobulinen (IVIg) zählen zu
diesen häufig adjuvant zur Basistherapie eingesetzen second line
Optionen. Aufgrund der Seltenheit der Pemphiguserkrankungen
mangelt es an aussagekräftigen, multizentrischen, prospektiven,
kontrollierten Therapiestudien, um den Stellenwert der einzelnen
Therapieoptionen zu evaluieren. In nächster Zeit sind hier die
ersten Ergebnisse großer multizentrischer Therapiestudien beim
Pemphigus zu erwarten. Aktuell sind auf europäischer und auf
nationaler Ebene Leitlinien zur Diagnostik und zur Therapie des
Pemphigus entwickelt worden, die zum praktischen Einsatz in der
Behandlung von Pemphiguspatienten zur Verfügung stehen.
S06/02
Bullöses Pemphigoid: praktische Betreuung und Therapie
Borradori L.1
1
Universitätsklinik für Dermatologie, Bern, Switzerland
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Das bullöse Pemphigoid (BP) ist die häufigste subepidermale blasenbildende Autoimmunerkrankung. Die Inzidenz liegt bei jährlich 6 bis 40 neuen Fällen pro Million Einwohner und sie nimmt ab
dem 70 Lebensjahr drastisch zu. Das klinische Bild ist polymorph.
Bei voller Ausprägung finden sich pralle Blasen. Entscheidend für
die Diagnosestellung des BP ist die direkte Immunfluoreszenzuntersuchung (IF). Eine positive direkte IF zusammen mit den Befunden der indirekten IF oder des ELISA-BP180/ELISA-BP230 erlauben die Diagnose zu sichern. Die Prognose der Erkrankung ist
aufgrund von Komorbiditäten und schlechtem Allgemeinzustand
der meist älteren Patienten schlecht mit einer Mortalitätsrate von
20–40% im ersten Jahr. Während nur wenige kontrollierte Therapiestudien zur systemischen Therapie vorliegen, ist die isolierte
topische Therapie mit 0,05% Clobetasolpropionat Creme über
mehrere Wochen auf einer hohen Evidenzebene validiert. Die topische Therapie ist im Vergleich zur systemischen Therapie mit
einer deutlich geringeren Mortalität assoziiert und ist im Prinzip
die Therapie der Wahl, falls sie praktisch durchführbar ist. Wegen ihres steroidsparenden Effekts werden manchmal adjuvante
Immunsuppressiva (z.B. Azathioprin, Mycophenolatmofetil, Methotrexate) eingesetzt. Ihr Einsatz sollte nur dann diskutiert werden, falls Kontraindikationen für eine systemische Kortikotherapie
oder schwere Nebenwirkungen der Kortikotherapie vorliegen.
S06/03
Für die Praxis: Diagnostik und Therapie des Schleimhautpemphigoid
Schmidt E.1
1
Klinik für Dermatologie, Allergologie und Venerologie, Universität
zu Lübeck, Lübeck, Germany
Das Schleimhautpemphigoid, früher als „vernarbendes Pemphigoid“ bezeichnet, ist eine bullöse Autoimmunerkrankung,
die klinisch durch überwiegenden Schleimhautbefall und immunpathologisch durch Autoantikörper gegen Strukturproteine
der Basalmembranzone (BMZ) der Haut und oberflächennahen
Schleimhäute charakterisiert ist. Nach der Mundhöhle sind am
häufigsten die Konjunktiven betroffen, was zur Visuseinschränkungen und Blindheit führen kann. Neben dem klinischen Bild ist
der Nachweis von linearen Ablagerungen von IgG, IgA und/oder
C3 entlang der BMZ in der direkten Immunfluoreszenz einer periläsionalen Gewebeprobe diagnostisch. Unter Verwendung zellulärer und rekombinanter Fragmente im Westernblot und ELISA
wurden Autoantikörper gegen Kollagen Typ XVII (BP180), BP230,
Laminin 332, alpha6beta4 Integrin und Kollagen Typ VII identifiziert. Die Therapie ist, besonders bei Befall der Konjunktiven,
eine Herausforderung, da die Erkrankung deutlich schwieriger als
andere Pemphigoiderkrankungen zu behandeln ist und die konjunktivale Entzündung zu irreversibler Fibrosierung führt. Hierbei
kommen konventionelle Therapien wie hochdosierte Kortikosteroide, Dapson, Mycophenolsäure, Cyclophosphamid oder IVIG
zum Einsatz. In den letzten Jahren wurden auch Rituximab und
Immunadsorption erfolgreich beim schweren und/oder therapierefraktären Schleimhautpemphigoid eingesetzt.
Der Vortrag wird aufzeigen, wann an ein Schleimhautpemphigoid differentialdiagnostisch zu denken ist, welche Schritte
zur Abklärung notwendig sind, warum es wichtig ist, ein Schleimhautpemphigoid rasch zu erkennen und welche Behandlungsoptionen derzeit zur Verfügung stehen.
35
Vorträge - Symposien
S06/04
Dermatitis herpetiformis
Sárdy M.1
1
Ludwig-Maximilians-Universität, Klinik für Dermatologie und Allergologie, München, Germany
Dermatitis herpetiformis (DH) ist eine blasenbildende Autoimmundermatose mit subepidermaler Blasenbildung, die durch
Glutenverzehr induziert und aufrechterhalten wird. Ursächlich ist
eine Ablagerung von IgA-epidermale Transglutaminase Immunkomplexen an der Basalmembran nachweisbar. Die Erkrankung
tritt häufig mit herpesähnlich gruppierten Bläschen auf, aber das
klinische Bild ist sehr variabel. Excoriierte, urtikarielle Papeln und
Plaques mit sehr starkem Juckreiz sind ebenfalls typisch. Vor allem
sind Körperstellen betroffen, die mechanisch durch Druck und/
oder Dehnung belastet sind (z.B. Knien, Ellbögen). Therapeutisch
kommt in erster Linie eine glutenfreie Diät in Frage, die eine symptomatische medikamentöse Behandlung mit Dapson ergänzt
wird.
S07 Track Facharztwissen für
Assistenten 1
S07/01
Dermatohistologie
Kerl K.1
1
Universitätsspital Zürich, Dermatologische Klinik, Zürich,
Switzerland
Die Dermatopathologie, die sich mit der histologischen Diagnostik neoplastischer und entzündlicher Hautkrankheiten beschäftigt, ist die wichtigste Untersuchungsmethode in der Dermatologie. Zur klassisch morphologischen mikroskopischen
Untersuchung der Haut werden in der Dermatopathologie heute
zudem immunhistochemische und molekularbiologische Methoden eingesetzt. Schwerpunkte dieser Präsentation betreffen
selektierte Grundprinzipien der Dermatopathologie mit einem
Fokus auf die Bedeutung der klinisch-pathologischen Korrelation.
Diese erlaubt ein besseres Verständniss von Hauterkrankungen
in Hinblick auf Diagnose, Klassifikation und Interpretation, sowie
Prognose und Therapieplanung.
In der Präsentation werden die histologischen Veränderungen selektierter inflammatorischer und neoplastischer Hauterkrankungen an Hand von anschaulichen Beispielen und klinisch-pathologischer Korrelation demonstriert.
A. Entzündlichen Dermatosen manifestieren sich histologisch in
Form von verschiedenen „Reaktionsmustern“.
1. Lichenoides Reaktionsmuster
Zytotoxische Schädigung von Keratinozyten mit Vakuolisierung der Junktionszone und Apoptose von Keratinozyten („interface dermatitis). Die Differentialdiagnostische
Zuordnung der verschiedenen Krankheitsbilder aus dem lichenoiden Spektrum bedarf des Einbezuges verschiedener
Faktoren, wie u.a. Anzahl und Verteilung von apoptotischen
36
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Keratinozyten, Ausprägung der basalen Vakuolisierung, Zusammensetzung und Verteilung des Entzündungsinfiltrates
und Kombination mit einem anderen Reaktionsmuster.
2. Psoriasiforme Reaktionsmuster
Regelmässige Akanthose der Epidermis mit Ausziehung der
Reteleisten und Papillomatose. Bei der Psoriasis zusätzlich
konfluierende Parakeratose, intraepidermale Neutrophilenabszesse, dilatierte Kapillare in der papillären Dermis und ein
geschmitzelliges Entzündungsinfiltrat.
Andere Krankheitsbilder mit psoriasiformen Reaktionsmuster sind zB die Pityriasis rubra pilaris, das Reiter Syndrom
und das Glucagonom Syndrom.
3. Spongiotisches Reaktionsmuster
Flüssigkeitsansammlung (Oedem) zwischen den Keratinozyten mit Erweiterung der Interzellularräume und Ausziehung
der Interzellularbrücken (Desmosomen).
Klassische Vertreter des spongiotischen Musters sind
die verschiedenen Ekzemformen. Eine Vielzahl anderer,
entzündlicher Krankheitsbilder geht ebenfalls mit Spongiose einher, oft auch in Kombination mit einem anderen
Reaktionsmuster. Das Aufsteigen von Entzündungszellen in
die spongiotisch aufgelockerte Epidermis wird als Exozytose bezeichnet. Man unterscheidet zwischen lymphozytärer,
eosinophiler und neutrophiler Spongiose. Die eosinophile
Spongiose ist ein wichtiges Zeichen des präbullösen Stadien
autoimmunbullöser Erkrankungen, wird aber auch bei kontaktallergischen Prozessen, Arthropodenreaktionen oder der
Incontinentia pigmenti im Frühstadium beobachtet. Neutrophile Spongiose kann Ausdruck eines infektiösen Prozesses
(Mykose) sein, tritt aber auch im Rahmen von psoriasifornem
Krankheitsbildern und beim IgA-Pemphigus auf.
4. Bullöses Reaktionsmuster
Verschiedenste Mechanismen können zu einer Auflösung
der interzellulären oder dermoepidermalen Adhäsion führen.
Hierzu zählen die Erkrankungen aus dem autoimmun-bullösen Formenkreis, akantholytische Erkranken (M.Grover,
M. Darier, M.Hailey-Hailey), akut zytotixische Reaktionen
mit massiver Apoptose von Keratinozyten wie bei der toxisch-epidermalen Nekrolyse. Auch infektiöse Prozesse können mit Blasenbildung einhergehen (zB Herpesvirusinfekt,
SSSS.)
5. Granulomatöses Reaktionsmuster:
Granulome sind Ansammlungen von Histiocyten.
- Sarkoidale Granulome: relativ gut umschriebene Granulome aus Histiocyten und mehrkernigen Riesenzellen, nur
spärlicher lymphozytärer Randsaum (“nackte Granulome).
U.a. im Rahmen von Sarkoidose, Fremdkörperreaktionen
und Herpes zoster Narben.
- Tuberkuloide Granulome: Histiocyten, mehrkernigen Riesenzellen und Lymphozyten, Tendenz zur Konfluenz und
Ausbildung von zentraler Nekrose (Verkäsung). U.a.bei Tuberkulose und anderen Infektionen mit Mykobakterien,bei
Syphilis, Leishmaniose und Rosazea.
- Nekrobiotische Granulome: Ansammlungen von Histiocyten und mehrkernigen Riesenzellen und lymphocytären Randsaum, pallisadenartig um zellarmes, degenerativ
Vorträge - Symposien
verändertes Bindegewebe (Nekrobiosezone). U.a.bei Granuloma anulare, Nekrobiosis lipoidica, Nekrobiotisches
Xanthogranulom, und Rheumaknoten.
- Suppurative Granulome: zentrale Nekrose mit neutrophilen Granulozyten, umgeben von Histiocyten und mehrkernigen Riesenzellen.
6. Vaskulopathisches Reaktionsmuster
- Nicht entzündliche Purpura: zB die senile Purpura
- Vaso-okklusive Erkrankungen: zu entzündlichen oder wenig entzündlichen Verschlüssen von Kutangefässen kommt
es ua im Rahmen von Cryoglobulinämie, Antiphospholipid-Syndrom, Sneddon-Syndrom oder bei disseminierter
intravasaler Gerinnung.
- Vaskulitis: bei der leukozytoklastischen Vaskulitis kommt es
zur Ablagerung von Immunkomplexen in den Gefässwänden, mit fibrinoider Verquellung und Durchsetzung der
Gefässwände durch Entzündungszellen und Leukozytoklasie (Degeneration von neutrophilen Granulozyten).
B. Neoplasien der Haut und ihrer Anhangsgebilde sind äusserst
breit gefächert. Neben den sehr häufigen benignen und malignen epidermalen Tumoren wie Viruswarzen, Basalzellkarzinome und spinozellulären Karzinomen zählen dazu diverse
Adnextumore, Sarkome, Lymphome, neuroendokrine Tumore
(zB Merkelzellkarzinom) und natürlich sekundäre Neoplasien
(Metastasen).
Eine ganz besondere Rolle in der Dermatopathologie spielt
die Beurteilung melanozytärer Tumore. Der Grossteil aller melanozytärer Tumore kann an Hand von histologischen Kriterien
problemlos einem gutartigen Naevus oder einem Melanom zugeordnet werden.
Bei gewissen melanozytären Proliferationen ist eine prognostisch relevante Diagnose allerdings äusserst schwierig bzw in
manchen Fällen unmöglich. Dies trifft zum Beispiel auf die Gruppe der atypischen spitzoiden Tumore zu.
Ebenfalls oft schwierig einzuordnen und potentielle diagnostische Fallstricke sind melanozytäre Tumore aus der Gruppe der
sogenannten „Pseudomelanome“.
Es handelt sich dabei um biologisch gutartige melanozytäre
Naevi, welche histologisch (und eventuell auch klinisch) Kriterien
bzw Charakteristika eines Melanoms aufweisen.
Zur Gruppe der Pseudomelanome zählen:
- Spitz Naevi
- Blaue Naevi
- Reed Naevus
- Naevi bei Neugeborenen
- Naevi in speziellen Lokalisation
- Dysplastische Naevi
- Rezidivnaevi & stark entzündlich veränderte Naevi
S07/02
Mykologie
Nenoff P.1
1
Labor für medizinische Mikrobiologie, Partnerschaft Dr. C. Krüger
& Prof. P. Nenoff, Mölbis, Germany
Pilzinfektionen der Haut werden in Deutschland am häufigsten
durch Dermatophyten – meist durch den anthropophilen Pilz
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Trichophyton (T.) rubrum – verursacht. Die Tinea pedis ist die
häufigste Pilzinfektion in den Industriestaaten der westlichen
Welt. Disponierende Faktoren für die Onychomykose sind Durchblutungsstörungen, Diabetes mellitus, Störungen der zellulären
Abwehr und Genetik. Die Tinea capitis gilt als häufigste Pilzinfektion im Kindesalter und wird meist durch Microsporum canis
verursacht. Neue zoophile Erreger, an erster Stelle Trichophyton
Spezies von Arthroderma benhamiae, ergänzen heute das Erregerspektrum der Tinea capitis und Tinea faciei. Anthropophile
Dermatophyten, T. violaceum und M. audouinii, breiten sich
ausgehend von Immigrantenfamilien aus Afrika oder Asien in
Deutschland aus. T. tonsurans verursacht bei Kampfsportlern die
„Tinea gladiatorum capitis et corporis“. Infektionen der Haut und
Schleimhaut durch Hefepilze werden durch Candida-Arten verursacht. Zahlenmäßig bedeutungsvoller sind Infektionen durch
lipophile Malassezia-Arten. Malassezia globosa spielt bei Pityriasis
versicolor die entscheidende Rolle. Schimmelpilze (nondermatophyte moulds/NDM) werden zunehmend als Erreger der Onychomykose gefunden. Neben Scopulariopsis brevicaulis finden
sich Fusarium und Aspergillus.
Die Diagnostik von Dermatomykosen umfasst Nativpräparat (Kaliumhydroxid- bzw. Blankophor-Präparat) und kulturellen Pilznachweis. Histologie (PAS-Färbung) und Dermatophyten-DNA-Assay komplettieren die Diagnostik der Onychomykose.
Die Behandlung der Dermatophytosen basiert auf klinischem
Bild und mykologischem Erregernachweis. Zur Behandlung der
Microsporum-Infektionen der Kopfhaut ist Griseofulvin vorzuziehen. Terbinafin ist Mittel der Wahl bei Tinea capitis durch Trichophyton-Arten. Bei Onychomykose wird Terbinafin entweder
kontinuierlich, alternativ intermittierend verabreicht. Die Pityriasis versicolor wird topisch (Ketoconazol) oder systemisch (Itraconazol) behandelt.
S07/03
Andrologie
Ochsendorf F.R.1
1
Klinikum d. J.W.Goethe-Universität, Klinik f. Dermatologie,
Venerologie u. Allergologie, Frankfurt/M, Germany
Hintergrund: In der Musterweiterbildungsordnung „Dermatologie und Venerologie“ werden folgende Kenntnisse mit explizit
andrologischen Inhalt genannt: „Erkennung andrologischer Störungen und Indikationsstellung zur weiterführenden Behandlung“.
Methodik: Die Andrologie beschäftigt sich mit der „reproduktiven Gesundheit des Mannes“ und umfasst die Gebiete Infertilität, Hypogonadismus, erektile Dysfunktion, die Symptome
des alternden Mannes und der männlichen Kontrazeption. Die
Inhalte der andrologischen Weiterbildung wurden bezüglich der
genannten Kenntnisse in Bezug auf dermatologische Inhalte gesichtet.
Ergebnis: Neben dermatologischen Erkrankungen am
männlichen Genitale muss sich ein dermatologischer Weiterbildungsassistent während seiner klinischen Tätigkeit zwangsläufig
mit folgenden andrologischen Problemen auseinandersetzen:
u.a. Gynäkomastie, männlicher Hypogonadismus (beispielsweise
im Rahmen eines metabolischen Syndroms oder bei Beschwerden des alternden Mannes), Auswirkung von Geschlechtskrankheiten auf die männliche oder weibliche Fertilität (beispielsweise
37
Vorträge - Symposien
Chlamydien oder HPV-Infektionen), Auswirkungen von dermatologischen Systemtherapien auf die männliche Fertilität oder Sexualität inklusive der Beratung zur Kryokonservierung, Auswirkungen dermatologischer Erkrankungen auf die Sexualität, mit
Hypogonadismus assoziierte Krankheitsbilder (beispielsweise Ulcus cruris bei Klinefelter-Syndrom).
Schlussfolgerung: Andrologische Kenntnisse erlauben es
einem Dermatologen seine Patienten besser zu behandeln. Auch
wenn man sich nicht mit dem Problem der männlichen Infertilität
beschäftigt bleiben viele Berührungspunkte.
S08 Track Infektiologie:
Reisedermatologie
S08/01
Sexuell übertragbare Infektionen
Nenoff P.1
1
Labor für medizinische Mikrobiologie, Partnerschaft Dr. C. Krüger
& Prof. P. Nenoff, Mölbis, Germany
Die WHO schätzt, dass weltweit pro Tag 1 Million Menschen
mit einer STI (Sexually Transmitted Infections) angesteckt werden. Besorgniserregend ist die Zunahme der Resistenz von
Neisseria gonorrhoeae gegen Penicillin, Tetracyclin, Doxycyclin, Ciprofl oxacin, aber auch Azithromycin und Drittgenerationscephalosporinen. Berichte über erhöhte Resistenzraten
liegen insbesondere aus Fernost („Male Sextourism“) vor. Der
ursprünglich in Japan aufgetretene sog. Superbug („Superbazillus“) von Neisseria gonorrhoeae mit Multi-Resistenz gegen
die meisten verfügbaren oralen Antibiotika ist mittlerweile in
Europa angekommen. Die Standardtherapie der Gonorrhoe
erfolgt mit Ceftriaxon 1,0 g i.v. oder i.m. einmalig zusammen
mit Azithromycin 1,5 g p.o. einmalig. Heterosexuelle Infektionen mit Syphilis sind in Deutschland nicht selten importiert,
derzeit mehrheitlich aus Ost- und Zentraleuropa. Antibiotikum
der Wahl zur Behandlung der Syphilis ist Penicillin. Alternativen
sind Ceftriaxon und Doxycyclin. Azithomycin ist in Deutschland
hierfür nicht zugelassen.
Einige der STI‘s (z. B. Herpes simplex-Virus-Infektionen) können das Risiko für eine HIV-Infektion um das mehr als 3-fache
erhöhen. Der Kontakt allein reisender Frauen zu „Beach Boys“,
z. B. in Kenia („Female Sextourism“), kann eine HIV-Infektion
nach sich ziehen. Eine andere Risikogruppe für STI auf Reisen
sind „Backpackers“. 94% der Rucksacktouristen in Australien
geben an, einen neuen Sexualpartner zu haben, nur 20% von
ihnen nutzten immer ein Kondom. Die Chlamydien-Prävalenz
(self-collected specimens) lag bei 11,9%. Die Teilnahme an „Circuit Parties“ z. B. in Asien erhöht das Risiko von MSM (Men Who
Have Sex with Men) für eine HIV-Infektion nicht unerheblich. Die
Prävalenz von Condylomata acuminata in den Tropen ist ebenfalls sehr hoch. HPV-Infektionen sind oft assoziiert mit HIV/AIDS.
Die Nicht-gonorrhoische Urethritis durch Mycoplasma genitalium sollte heute mittels PCR diagnostiziert und mit Azithromycin
behandelt werden.
S08/02
Bakterien
38
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Schöfer H.1
1
Universitäts-Hautklinik Frankfurt (KDVA), Frankfurt/M, Germany
Hohe Temperaturen, Luftfeuchtigkeit, mechanische Belastung
der Haut (Störung der Barrierefunktion) oder die Einwirkung von
Parasiten (Juckreiz, Exkoriationen) machen bakterielle Infektionen
zu den häufigsten Reisedermatosen. Da auch in den Tropen v.a.
Staphylokokken und Streptokokken beteiligt sind, treten meist
Pyodermien auf. Die Impetigo contagiosa ist eine häufige, oberflächliche Pyodermie mit charakteristischen honiggelben Krusten.
Sie geht meist von Kratzexkoriationen (Stiche, Skabies), aber auch
von vorbestehenden Dermatosen (z.B. Ekzemen) aus. S. aureus
führt häufig zu Follikulitiden, Furunkeln und selten auch zu Karbunkeln. Durch „Eintrittspforten“ (Verletzungen, Rhagaden etc.)
in tiefere Hautschichten gelangt, breiten sich Streptokokken in
den Lymphbahnen aus und führen zum Erysipel mit scharf begrenzten, hyperthermen Erythemen, hohem Fieber und Schüttelfrost. Erreicht die Infektion noch tiefere Schichten, verfärbt sich
die Haut eher graublau und starker Schmerz tritt hinzu. In diesem
Fall muss sofort eine nekrotisierende Fasziitis ausgeschlossen werden (bildgebende Diagnostik, chirurgische Intervention). In den
Tropen erworbene chronische Ulzera sind meist durch Streptokokken (Ekthymata), evtl. aber auch durch Fusobacterium ulcerans
oder M.ulcerans („Buruli Ulcus“) verursacht. Anhaltende Feuchtigkeit und Mazeration prädisponieren für den gramnegativen
Fußinfekt (Pseudomonaden u.a.). Kratz- oder Bissverletzungen
durch streunende Hunde, Katzen, Tempelaffen usw. können mit
seltenen Erregern wie Pasteurella spp. oder Bartonellen infiziert
sein. Zecken u. ä. Vektoren übertragen in den Tropen v.a. Rickettsien. Charakteristika des Zeckenbissfiebers sind Eschar, Exanthem
und akutes Fieber. Ende 2014 trat auf Madagaskar die Pest (Y.
pestis) auf. Pyodermien sind auch in den Tropen die häufigsten
bakteriellen Hautinfektionen. Durch gezielte Anamnese (Reisedaten, Tierkontakte etc.) lassen sich auch seltenere bakterielle Infektionen bei Reiserückkehrern eingrenzen.
S08/04
Wenn man ihr nur den kleinen Finger reicht…! Kasuistik eines Klapperschlangenbisses in einer deutschen Großstadt
Montag A.1
1
Praxis für Dermatologie und Venerologie, Hamburg, Germany
Von den fast 2800 weltweit bekannten Schlangenarten sind nur
ca. 10% giftig.
Jährlich werden weltweit bis zu 5 Millionen Menschen von
Giftschlangen gebissen, überwiegend in den ländlichen Tropen.
Durch Giftschlangen verursachte Todesfälle werden pro Jahr auf
100.000 geschätzt, weitere bis zu 300.000 Bissopfer erleiden
chronische Gesundheitsschäden.
Das hier präsentierte Fallbeispiel eines Hobbyzüchters von
Klapperschlangen im Gebiet einer deutschen Millionenstadt
weist auf den Umstand hin, dass die rechtliche Regelung für
die nicht gewerbsmäßige Haltung und Züchtung von Gifttieren in deutschen Privathaushalten je nach Bundesland unterschiedlich bis gar nicht geregelt ist. Die Zahl nicht gewerbsmäßiger Gifttierhalter und -züchter in Deutschland ist nicht
unbedeutend und macht die Beschäftigung mit diesem Thema
auch für den dermatologischen Facharzt in Ambulanz und Praxis sinnvoll.
Vorträge - Symposien
Klapperschlangen gehören zu den Vipern/Grubenottern.
Ihr natürliches Verbreitungsgebiet umfasst den nordamerikanischen Kontinent von Kanada bis Argentinien. Abwehr- und Tötungsbisse von Giftschlangen unterscheiden sich im Giftgehalt.
Klapperschlangengift besteht aus einem Gemisch toxischer Enzyme, welches je nach applizierter Giftmenge zu ausgedehnten Gerinnungsstörungen, Gefäß- und Gewebsnekrosen führen
kann.
Zur Vorbeugung sollten Betroffene auf geeignete Schutzkleidung und umsichtiges Verhalten achten. Notwendige und
sinnvolle Sofortmaßnahmen der als Ersthelfer hinzugezogenen
Ärzte werden im Rahmen dieser Falldarstellung besonders hervorgehoben. Das Einschneiden, Ausbluten oder Abbinden von
Schlangengiftverletzungen sollte unterbleiben. Die Anwendung
von Antiseren sollte schwersten Vergiftungsfällen und erfahrenen
Ärzten vorbehalten bleiben.
Ähnliche wandernde Symptome sind auch möglich bei einer
Myiasis (“migratory myiasis”), also bei einem Befall mit Fliegenmaden.
Literatur:
Sunderkotter C et al (2014) S1 Leitlinie zur Diagnsoe und Therapie
der kutanen Larva migrans
S09 Vaskulitis und Vaskulopathie
S09/02
Histopathological classification(s) – Histopathologische
Klassifikation(en)
Zelger B.1
S08/06
Würmer
Sunderkötter C.1
1
Klinik für Hautkrankheiten, Universitätsklinikum Münster, Translationale Dermatoinfektiologie, Münster, Germany
Die häufigste dermatologisch relevante Wurmerkrankung unter den Reisedermatosen ist die kutane Larva migrans. Sie wird
durch aktives Eindringen und anschließende epidermale Wanderung von Hakenwurm-Larven (meist Ancylostoma braziliense,
selten Ancylostoma caninum, Uncinaria stenocephala) hervorgerufen. Der Mensch ist ein Fehlwirt. Die Larven hinterlassen charakteristisch gewundene Gänge, die heftig juckenden
Papeln sind Ausdruck einer Immunreaktion. Larva migrans ist
endemisch in Gegenden an Stränden in Südamerika, Afrika, in
der Karibik, Südostasien, südöstliche Staaten der USA, teilweise
auch am Mittelmeer.
Eine Therapie der sich selbstlimitierenden Erkrankung sollte
wegen des anhaltenden Juckreizes und wegen des Risikos einer
bakteriellen Infektion erfolgen. Als Therapie der Wahl wird in der
deutschsprachigen Leitlinie die systemische Gabe von Ivermecitin
(1x 200 μ g/kgKG) empfohlen. Nur falls bei ausgeprägtem Befall
Ivermectin nicht verfügbar, nicht wirksam oder nicht verträglich
ist, stellt die systemische Therapie mit Albendazol eine Alternative dar (2 × 400 mg/Tag oral für 3 Tage). Möglich, aber weniger
gut evidenzbasiert ist eine Lokaltherapie mit Albendazol 10% in
lipophiler Grundlage (z.B. in Vaselinum album) dreimal täglich für
7–10 Tage auf einem genügend großen Areal.
Nicht empfohlen werden Mebendazol oder Kryotherapie.
Bei der so genannten viszeralen Larva migrans handelt es
sich um Infektion mit Nematoden (Ascaris lumbricoides (Ascariasis)
und Toxocara canii et cati (Toxocariasis), bei der die Filarien über
den Darm eindringen und sich viszeral über die Lunge ausbreiten
um ihren Lebenszyklus fortzusetzen. Die Haut ist in diesem Lebenszyklus nicht eingeschlossen.
Gnathostoma sp. sind Rundwürmer die in asiatischen Ländern endemisch sind, wo roher Süßwasserfisch verspiesen wird,
und zum Teil in Mittel- und Südamerika. Bei dieser Infektion werden Hautsymptome, ähnlich wie Larva migrans, als „creeping
eruption“ bezeichnet, aber hierbei kommt es zu zwar juckenden,
aber eher subkutan- ödematösen Schwellungen mit diffuser Hautrötung.
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
1
Medizinische Universität Innsbruck, Dermatologie & Venerologie,
Innsbruck, Austria
Vasculitis is defined as increased numbers of inflammatory cells in
and/or around the vessel wall accompanied by vascular damage.
Coagulopathies are defined as vascular disorders with partial or
complete occlusion of one or more vessels due to hypercoagulability, in particular by thrombi and emboli.
Previous classifications of vasculitides suffer from several defects. First, classification may follow different principles
including clinicopathologic findings, etiology, pathogenesis,
prognosis or therapeutic options. Second, authors fail to clearly distinguish between vasculitis and coagulopathy, which has
important prognostic and therapeutic consequences. Third, vasculitides are not restricted to one organ, but systemic diseases
of all organs. Organ-specific variations modify the pathologic
process and make morphologic findings difficult to compare.
Fourth, subtle changes are easily recognized in skin and may
be reflected in CNS symptoms, but usually are asymptomatic in
other organs.
Our approach uses the skin and subcutis as a model for vasculitis and coagulopathies and clinicopathological correlation
as the basic process for classification. We use an algorithmic
approach with pattern analysis, which allows a consistent and
reliable reporting of microscopic findings. Thereby, one first differentiates between small and large vessel vasculitis/coagulopathy.
In the second step one differentiates the subtypes of small (capillaries or postcapillary venules) and large (arterioles/arteries or
veins) vessels. In the final step one differentiates the vascular process according to the predominant type of cells into leukocytoclastic, lymphocytic and/or granulomatous vasculitides. Thereby,
leukocytes and their debris are most characteristic of authentic
vasculitis, lymphocytes indicative of regenerative/secondary vasculitis due to coagulopathies, and macrophages in different forms
of granulomas are typical of vasculitis/coagulopathies with significant connective tissue damage.
S09/03
Vaskulitiden: Klinik und Therapie
Goebeler M.1
1
Universitätsklinikum Würzburg, Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Würzburg, Germany
39
Vorträge - Symposien
Vaskulitiden stellen organbezogene oder Multisystem-Erkrankungen dar, denen primär ein sich an bzw. in der Gefäßwand
stattfindendes Entzündungsereignis zugrunde liegt. Das Spektrum der klinischen Erscheinungsbilder ist ausgesprochen vielfältig
und wird wesentlich von der Größe der betroffenen Gefäße determiniert; entsprechend ist die Berücksichtigung der Gefäßgröße ein wichtiges Kriterium gegenwärtiger Klassifikationssysteme.
Zur differentialdiagnostischen Einordnung einer Vaskulitis werden
Histologie und Direkte Immunfluoresenz benötigt, wobei auf ausreichend große und tiefe Biopsate zu achten ist. Autoimmundiagnostik mit Bestimmung von ANA und ANCA ist angezeigt. Hinzu
treten diagnostische Maßnahmen zur Ermittlung möglicherweise
zugrunde liegender Erkrankungen (z. B. Infektionen) sowie zur
Ausbreitung (Beteiligung anderer Organsysteme wie z. B. Niere,
Gelenke, Darm, etc.). Die exakte Einordnung einer Vaskulitis ist relevant im Hinblick auf die zu wählende Therapie und die Prognose
der Erkrankung. Therapieansätze reichen von rein symptomatischen Maßnahmen (Kompressionstherapie) bis hin zu immunsuppressiven und immunmodulierenden Strategien.
S09/04
Vaskulopathien: Klinik und Therapie
Ruzicka T.1, Sárdy M.1
1
Ludwig-Maximilians-Universität, Klinik für Dermatologie und Allergologie, München, Germany
In diesem Vortrag werden die nicht-entzündlichen, funktionellen
Vaskulopathien präsentiert. Diese sind chronische Mikrozirkulationsstörungen, die durch eine primär oder sekundär veränderte
Vasomotorik gekennzeichnet sind. Bei einigen Erkrankungen tritt
eine Vasospastik auf; bei anderen entsteht eine Vasodilatation.
Hierdurch kann die Hautfarbe entweder livid (z.B. Akrozyanose) oder hypämisch (z.B. Raynaud-Syndrom) oder hyperämisch
(z.B. Erythema e pudore) sein. Die meisten funktionellen Vaskulopathien sind harmlos, selbst wenn sie (vor allem kosmetisch)
erheblichen Leidensdruck auslösen können. Einige (vor allem das
Raynaud-Syndrom) haben jedoch einen ernsten Krankheitswert
und deuten auf mögliche bzw. potenzielle organische Schäden
hin. Nach der Präsentation der bunten klinischen Bilder der Vaskulopathien werden die Grundlagen der Pathogenese und die
aktuellen Therapiemöglichkeiten erörtert.
S09/05
Rolle der Hyperhomocysteinämie bei Livedo-Vaskulopathie
Marsch W.1, Müller A.1, Lange D.1, Hoffmann K.2
1
Universitätsklinik und Poliklinik für Dermatologie und Venerologie,
Halle (Saale), Germany
2
Martin Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für
Humangenetik, Halle (Saale), Germany
Der wesentliche krankheitsmanifestierende pathogenetische
Hintergrund der LV mit akut auftretendem schmerzhaftem Unterschenkel-Ulkus sind offenkundig individuelle Hyperkoagulabilitäten hereditärer Determination und/oder erworbener Ursachen.
Eine Vielzahl von thrombophilen, möglicherweise gar passageren
Situationen sind erkannt worden. Die Bedeutung einer Hyperhomocysteinämie (HHCÄ) ist dabei aber bislang nicht erhellt wor-
40
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
den. 40 LV-Patienten mit typischer Klinik und histologiscchem
Nachweis einer „Segmental-hyalinisierenden Vaskulitis Winkelmann“ wurden systematisch erfaßt und laborchemisch auf eine
umfängliche Zahl thrombophiler Faktoren (inkl. Lipoprotein a) sowie hinsichtlich des MTHFR-Gens an den Loci 677 C>T und 1298
A>C genetisch untersucht.
In 60% der 40 LV-Patienten wurde eine HHCÄ (>12 μ mol/l)
nachgewiesen (Normalbevölkerung 5–10%). Diese Patienten mit
HHCÄ wiesen mit über 90% einen heterozygoten bzw. homozygoten MTHRF-Mutationstatus auf. Nahezu alle LV-Patienten zeigten weitere prokoagulatorische Laborparameter und /oder genetische Veränderungen. Ein besonders hohes LV-Risiko bietet die
Konstellation von homozygoter MTHFR-Mutation 677 C>T und ≥
3 zusätzlichen prokoagulatorischen Markern. Die LV könnte man
ätiopathogenetisch als „komplexe Erkrankung“ mit multiplikativ
wirkenden, oftmals genetisch determinierten Faktoren auffassen.
Eine HHCÄ hat dabei mit einer hohen Prävalenz von 60% offenbar eine wichtige ätiologische Bedeutung für das individuelle
Risiko einer kutanen arteriellen Thrombose (mit Ischämiefolge).
Daraus ergeben sich einfache und sehr kostengünstige therapeutische Konsequenzen (Methyldonatoren: Vit B6 und 12, Folsäure).
Die Bestimmung und das Monitoring des Homocysteinspiegels
sollten bei LV-Patienten hinfort zum Labor-Standard gehören.
S10 Track Onkologie: Lymphome
S10/02
Recent advances in primary Cutaneous T-cell Lymphoma
DeSimone J.A.1, Sodha P.1, Ignatova D.2, Dummer R.2, Cozzio A.2,
Guenova E.2
1
Washington Hospital Center, Georgetown University, Department
of Dermatology, Washington, United States
2
UniversitätsSpital Zürich, Dermatologische Klinik, Zürich,
Switzerland
Cutaneous T cell lymphoma (CTCL) is a heterogeneous group
of skin-homing T-cell neoplasms which represent approximately
75% of all primary cutaneous lymphomas. Currently available
drug therapies, when effective, simply control disease and the
only option for curing CTCL is stem cell transplant.
In the last year, there has been an incredible effort made
to improve the understanding and treatment of CTCL. Recent
findings indicate that epigenetic aberrations are integral to active disease. Furthermore, multiple tumor-derived immunological
factors have also been shown to inhibit viability, proliferation, and
cytokine production of non-malignant T cells. Several novel targeted therapies show great potential, most promising being antibody drug conjugates targeting surface markers such as CD30
in some CTCL subtypes. Additional attractive targets involve the
global modulation of epigenetic markers such as demethylation
agents or HDAC inhibitors, either as single agents or in combination therapies.
S10/03
Das Sezary Syndrom: Aktuelle Standortbestimmung
Klemke C.-D.1
Vorträge - Symposien
1
Universitätsmedizin Mannheim, Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Mannheim, Germany
Das Sezary Syndrom ist ein seltenes primär kutanes T-Zell-Lymphom mit einer Erythrodermie, generalisierten Lymphadenopathie und leukämischen Blutbefall. Es hat einen aggressiven
Verlauf mit einer 5-Jahresüberlebensrate von ca. 50%. Große
Schwierigkeiten bestehen in der diagnostischen Abgrenzung von
anderen mit einer Erythrodermie einhergehenden Erkrankungen
(z.B. erythrodermische Psoriasis, atopische Dermatitis, Arzneimittelexantheme etc.). Die Diagnostik wird insbesondere dadurch
erschwert, dass es keinen die Tumorzelle von einem gesunden
Lymphozyten unterscheidenden Tumorzellmarker gibt. Die europäische Cutaneous Lymphoma Task Force der EORTC hat in einer
multinationalen Studie die Blut und Hautproben von über 100
erythrodermischen Patienten untersucht. Hierbei zeigten sich
sowohl in den Haut- als auch in den Blutproben der Patienten
die Diagnose Sezary Syndrom definierende Markerprofile. Diese
Befunde erleichtern sowohl die dermatohistologische als auch die
klinische Diagnose eines Sezary Syndroms. Neben der Diagnostik
besteht auch weiterhin ein großer Forschungsbedarf zum Verständnis der Pathogenese des Sezary Syndroms. Hier wurden in
den letzten Jahren neue Erkenntnisse zur gestörten Hautbarriere
und der Rolle von Hautinfektionen mit z.B. Staph. aureus gewonnen. Diese Erkenntnisse unterstreichen die Notwendigkeit einer
guten Basispflege der Haut von Sezary Patienten und der Notwendigkeit zu einer effektiven desinfizierenden Lokaltherapie.
Schlaak M.S.1
1
Uniklinik Köln, Klinik für Dermatologie und Venerologie, Köln,
Germany
Kutane Lymphome sind im Regelfall nicht heilbar, daher werden
neue Therapiemöglichkeiten benötigt.
In diesem Vortrag sollen mögliche neue und zukunftsweisende Therapieansätze vorgestellt werden. Es werden folgende
Themen vorgestellt werden:
1. Apoptoseinduktion durch Behandlungen mit Sorafenib,
NFKB Inhibitoren oder PI3 Kinase Inhibitoren.
2. Skin Homing Rezeptor CCR4 und die Behandlung mit Mogamulizumab
3. Behandlung der transformierten Mycosis fungoides mit dem
CD30 Antikörper Brentuximab vedotin.
4. Beeinflussung des Tumormikromilieus und die Bedeutung
der allogenen Stammzelltransplantation.
5. Neue Therapiemöglichkeiten bei kutanen B-Zell Lymphomen.
S11 Track Entzündungen: Psoriasis
S11/04
Unbekanntes Terrain: Psoriasis als Berufserkrankung
Mahler V.1
1
Hautklinik Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen, Germany
S10/04
Die Therapie kutaner Lymphome beruht auf einer exakten nosologischen Einordnung der klinischen Entitäten nach der WHO-Klassifikation aus dem Jahr 2008.
Da ein kurativer Therapieansatz zum jetzigen Zeitpunkt nach
wie vor nicht zur Verfügung steht, ist die Therapie kutaner Lymphome nach den Leitlinien stadienadaptiert durchzuführen. Die
Behandlung beruht auf hautgerichteten und systemischen Therapieansätzen. Die systemische PUVA-Therapie ist ein Verfahren der
1. Wahl der hautgerichteten Therapien. Sie ist nach den veröffentlichten Leitlinien frühzeitig einzusetzen. Als systemische Therapeutika sind zur Behandlung kutaner T-Zell-Lymphome rekombinantes
Interferon- α- 2a und das RXR-Retinoid Bexaroten zugelassen. Diese
Substanzen können dosis-sparend in Kombination mit der klassischen PUVA-Therapie eingesetzt werden. Weitere zielgerichtete systemische Therapien, basierend auf Fusionsproteinen, monoklonalen
Antikörpern oder der neuen Gruppe antiproliferativer Therapien
der Histondeacetylase-Inhibitoren, werden in den fortgeschrittenen
Stadien ebenso wie Monochemothrapien mittels z.B. Gemcitabin
oder liposomalen Doxorubicin als “Debulking Agent” eingesetzt.
Des Weiteren sollte eine Erhaltungstherapie – nach erfolgreicher Tumormassenreduktion – anschließend in Betracht gezogen werden.
Die Psoriasis ist eine anlagebedingte Systemerkrankung. Krankheitsschübe können an der Haut auch durch exogene mechanische oder irritative Reize ausgelöst werden. Diese Reize können
im speziellen Fall auch von beruflicher Natur sein.
Der Versicherte ist in Deutschland durch die Rechtsordnung
in dem Zustand geschützt, in dem er sich zu Beginn der schädigenden Tätigkeit befunden hat. In diesen Schutz einbezogen
sind alle Anlagen, Krankheitsdispositionen und konstitutionellen
Schwächen.
Es muss differenziert werden, ob die berufliche Tätigkeit mit
der Erkrankung in ursächlichem Zusammenhang steht oder ob
der Spontanverlauf der anlagebedingten Erkrankung im Vordergrund steht. Voraussetzung für die Anerkennung einer Psoriasis
(in der Regel durch berufliche Einwirkungen an den Händen) als
Berufserkrankung ist es, dass zwischen versicherter Tätigkeit und
Hautkrankheit ein ursächlicher Zusammenhang (im Sinne der
Entstehung oder der Verschlimmerung) besteht.
Dies ist der Fall, wenn die berufliche Tätigkeit die alleinige
oder eine rechtlich wesentlich mitwirkende Bedingung für die
Erkrankung darstellt. Ein rechtlich wesentlicher Ursachenzusammenhang ist zu verneinen, wenn für die Auslösung der Krankheitserscheinungen gewöhnliche Belastungen des täglichen Lebens ausreichen (Gelegenheitsursache).
1995–2010 wurden 130 Psoriasisfälle von den Unfallversicherungsträgern als berufsbedingt anerkannt.
Es werden Kriterien zur Beurteilung einer arbeitsbedingten
Verursachung/Verschlimmerung bei Psoriasis und zur MdE-Schätzung vorgestellt.
S10/05
S11/05
Zukunftsweisende Therapieansätze bei kutanen Lymphomen
Psoriatisches Allerlei: Neues und Wichtiges in 900 Sekunden
Zeitgemäße Therapie kutaner T-Zell Lymphome
Assaf C.1
1
HELIOS Klinikum Krefeld, Dermatologie und Venerologie, Krefeld,
Germany
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
41
Vorträge - Symposien
Mrowietz U.1
1
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Psoriasis-Zentrum, Abt. Dermatologie, Kiel, Germany
Die Behandlung von Patienten mit Schuppenflechte geht weit über
das Verschreiben von Medikamenten hinaus. Das Management unfasst auch das Erkennen von Triggerfaktoren und Begleiterkrankungen sowie ein Screening für Psoriasis-Arthritis. Bei den Triggerfaktoren
stehen Tonsillen und Periodontis derzeit im Mittelpunkt des Interesses.
Ergebnisse aus der Forschung haben neue Signalwege aufgezeigt und die Bedeutung der angeborenen Immunität für die
Pathogenese der Psoriasis herausgearbeitet.
Neue Medikamente erlauben eine noch zielgerichtete Therapie der Psoriasis vor allem für mittelschwere bis schwere Formen.
Der Vortrag greift neue und wichtige Erkenntnisse aus der
Literatur auf und stellt ihre Bedeutung für das Management auch
in der Praxis heraus.
S12 Track Allergologie:
Berufsdermatologie
S12/02
Soforttypallergie als Berufserkrankung
Mahler V.1
1
Hautklinik Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen, Germany
Soforttypallergien (Typ I-Allergien nach Coombs & Gell) sind in
der Allgemeinbevölkerung häufig. Bei besonders exponierten Berufsgruppen können Typ I-Allergien durch Berufsallergene verursacht werden.
Von ihrem klinisch/morphologischen Erscheinungsbild per
se sind beruflich erworbene Soforttypallergien von außerberuflich erworbenen nicht zu unterscheiden. Hinweise auf eine beruflich verursachte oder verschlimmerte allergische Erkrankung
ergeben sich durch Anamnese und Verlauf mit Besserung oder
Abheilung in arbeitsfreier Zeit und arbeitsabhängiger Verschlechterung/Rezidive, die bei bestehender Soforttypallergie auf Berufssubstanzen in der Regel wenige Minuten bis Stunden nach
Arbeitswiederaufnahme auftreten.
Soforttypallergien sind nach erkranktem Organ (z.B. Haut
versus Atemwege), in einem Teil der Fälle auch nach Auslöser (z.B.
Erkrankungen durch Isozyanate) unterschiedlichen BK-Ziffern zugeordnet: Beruflich erworbene IgE-vermittelte Allergien, die sich
an der Haut manifestieren (z.B. allergische Kontakturtikaria und
Proteinkontaktdermatitis), sind zusammen mit den beruflich erworbenen Spättypallergien der Haut und nicht-allergischen Hautkrankheiten (z.B. irritatives Kontaktekzem, beruflich verschlechterte anlagebedingte Hauterkrankungen wie Neurodermitis oder
Psoriasis) der BK 5101 zugeordnet.
Allergische obstruktive Atemwegserkrankungen (z.B. Bäckerasthma) fallen dagegen unter BK 4301 (durch allergisierende
Stoffe verursachte obstruktive Atemwegserkrankungen) oder BK
1315 (Erkrankungen durch Isozyanate).
Häufige Auslöser von beruflichen Soforttypallergien, Häufigkeiten der unterschiedlichen allergischen Berufskrankheiten im
BK-Geschehen, sowie Prinzipen des diagnostischen und therapeutischen Vorgehens werden vorgestellt.
42
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S12/03
Neue Kontaktallergene in der Berufsdermatologie
Geier J.1
1
Universität Göttingen, IVDK, Göttingen, Germany
Wirklich neue Kontaktallergene in der Berufsdermatologie kann
man in Deutschland nur in Einzelfällen und nicht in größerem
Umfang entdecken, da die Entwicklung neuer Epikutantestsubstanzen seit nunmehr fast zehn Jahren wirkungsvoll durch das
Arzneimittelgesetz verhindert wird. Es wird anhand von Daten
des Informationsverbundes Dermatologischer Kliniken (IVDK)
und der Literatur eine Übersicht über aktuelle Entwicklungen im
Bereich der beruflich bedingten Kontaktallergie gegeben.
Das dramatischste Ereignis der letzten Jahre ist die Zunahme von Sensibilisierungen gegen das Konservierungsmittel
Methylisothiazolinon (MI). Im beruflichen Bereich sind Maler und
Lackierer durch entsprechende konservierte Farben exponiert. Es
wurden auch Fälle von aerogenem Kontaktekzem durch Ausdunstungen von MI aus Wandfarben beobachtet.
Eine Analyse von Daten des Informationsverbundes Dermatologischer Kliniken (IVDK) zeigte, dass sich die Häufigkeit der
Sensibilisierungen gegen die meisten der bekannten Gummiallergene in Handschuhen in den letzten Jahren nicht wesentlich
verändert hat. In letzter Zeit wird aber aus dem Europäischen
Ausland vermehrt über Sensibilisierungen gegen 1,3-Diphenylguanidin (DPG) in Gummihandschuhen berichtet. In Einzelfällen
wurden auch relevante Sensibilisierungen gegen weitere Allergene, wie z.B. Triphenylguanidin, beobachtet.
Außerdem wurden relevante Kontaktsensibilisierungen gegen Didecyldimethylammoniumchlorid und N-(3-aminopropyl)-N-dodecylpropan-1,3-diamin, sowie gegen Mecetroniumetilsulfat in Desinfektionsmittel beschrieben.
Die oberflächenaktive Verbindung Kokosnussfettsäurediethanolamid (Cocamide DEA) wird in Kühlschmierstoffen, anderen
industriellen Bereichen, Haushaltsreinigern und Hautreinigungsmitteln eingesetzt und wurde in mehreren Fällen als relevantes
Kontaktallergen identifiziert.
Es gibt also in den vielen beruflichen Bereichen leicht zu
übersehende Allergene; deshalb ist die individuelle Berufsstofftestung von größerer Bedeutung denn je.
S12/04
Prävention bei berufsbedingtem Hautkrebs
Bauer A.1
1
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der TU Dresden, Klinik und
Poliklinik für Dermatologie, Dresden, Germany
Krebserkrankungen der Haut stehen mit mehr als 200.000 Neuerkrankungen/Jahr an der Spitze der gemeldeten Krebserkrankungen in Deutschland. Die überwiegende Mehrzahl der epithelialen Hauttumoren wird durch Sonnenexposition in der Freizeit
erworben. Bei Außenbeschäftigten kann die berufliche solare
UV-Exposition jedoch einen erheblichen Anteil an der Gesamt-UV
Dosis ausmachen. Mit Aufnahme der neuen Berufskrankheit BK
5103 „Plattenepithelkarzinome und multiple aktinische Keratosen durch solare UV-Exposition“ in die Liste der Berufskrankheiten rückt die Prävention in den Fokus. Zur Prävention von
Vorträge - Symposien
berufsbedingten epithelialen Hauttumoren durch natürliche
UV-Strahlung ist eine Minimierung der UV-Exposition bei Außenbeschäftigten anzustreben. Nach Ausschöpfung von technischen und organisatorischen Maßnahmen müssen persönliche
Schutzmaßnahmen ergriffen werden. Adäquate Kleidung besteht
aus langärmeligen Hemden und langen Hosen, aus für das Licht
nicht durchscheinendem Material. Die Kopfbedeckung sollte eine
breite Krempe, oder neben Schutzschild ein Schutztuch für den
Ohren-/Hals- und Nackenbereich haben. Es sollten Helme mit
breitem, umlaufendem Blendring genutzt werden. Auf alle unbedeckten sonnenexponierten Hautareale müssen Sonnenschutzmittel mit photostabilen Filtersystemen, hohem Lichtschutz im
UVA- und UVB-Bereich, an die Anforderungen des Außenberufs
angepasster Galenik sowie Wasser- und Schweißfestigkeit aufgetragen werden, da dies ein wesentlicher Bestandteil in der Prävention und Therapie von aktinischen Keratosen und Plattenepithelkarzinomen darstellt. Regelmäßige theoretische und praktische
Schulungen der Arbeitnehmer in der richtigen Anwendung persönlicher Schutzausrüstung und insbesondere in der richtigen
Applikation von Sonnenschutzmittel müssen erfolgen. Darüber
hinaus müssen intensive Anstrengungen unternommen werden,
um eine Kultur der Prävention in Außenberufen einzuführen und
die zukünftige Entwicklung von Hautkrebs bei Außenarbeitern zu
vermeiden.
S13 Gefäßerkrankungen und Wunden
S13/03
Parallelen zwischen Wundheilung und Neoplasie –
Wissenswertes für die Praxis
Brown A.1, Eming S.1
1
Uniklinik, Köln, Germany
Im Bereich persistierender Wunden, langzeitig bestehender
Narben und Verbrennungen aber auch chronisch entzündlicher
Hauterkrankungen kann es zur malignen Transformation kommen. Die Neoplasien manifestieren sich häufig als spinozelluläre
Karzinome, aber auch Basalzellkarzinome sind beschrieben. Die
Entwicklung von malignen Tumoren im Bereich ulzerierender Läsionen und chronisch entzündlicher Dermatosen ist eine schwerwiegende Komplikation und ihre frühzeitige Diagnose und Therapie stellen wichtige Prognosefaktoren dar.
Die zugrundeliegenden zellulären und molekularen Mechanismen, die im Rahmen einer fehlgeleiteten Wundheilung und ihrer Folgen zur Karzinogenese führen, sind bisher nicht verstanden
und sind Gegenstand aktueller Forschung. Allgemeiner Konsens
besteht jedoch schon seit den frühen Beobachtungen durch Rudolf Virchow, dass die oben dargestellten grundlegenden zellulären Mechanismen, die den Gewebeaufbau in der physiologischen
Wundheilung regulieren prinzipiell auch das Wachstum und die
Metastasierung maligner Tumor steuern. In zukünftigen Untersuchungen wird es eine besondere Herausforderung sein, die
Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den Signalwegen
der physiologischen Wundheilung und der Prädisposition zur Entwicklung neoplastischer Veränderungen herauszuarbeiten. Der
Vergleich von Genexpressionsprofilen in Wund- und Tumorgewebe bieten hier bereits interessante und vielversprechende Ansätze. Es ist zu erwarten, dass diese Studien zu neuen Erkenntnissen
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
sowohl in der Prävention und Therapie in der Dermatoonkologie
beitragen werden, aber möglicherweise auch zur Entwicklung
neuer Ansätze in der Therapie chronischer Wunden.
Im Vortrag werden neue Erkenntnisse über die Zusammenhänge zwischen Prozessen in der Wundheilung, chronisch entzündlicher Zustände und der Karzinogenese anhand klinischer
Beispiele vorgestellt und Hinweise für das praktische Vorgehen in
Diagnostik und Therapie gegeben.
S14 Track Facharztwissen für
Assistenten 2
S14/03
Atopie
Schäkel K.1
1
Hautklinik, Heidelberg, Germany
Der Begriff Atopie bezeichnet eine vererbbare Bereitschaft zur
Manifestation IgE-vermittelter allergischer Erkrankungen: atopisches Ekzem (AE), allergische Rhinokonjunktivitis (AR) und allergisches Asthma bronchiale (AA). Das AE tritt bei mehr als 20%
der Kinder auf und ist Ausgangspunkt des atopischen Marsches
mit zusätzlicher Manifestation einer AR und eines AA. Es wird
vermutet, dass eine reduzierte Hautbarriere (Filaggrinmutation)
zusammen mit einer lokalen Entzündungsreaktion (TSLP, thymus
stromal lymphopoietin) und einer Hautbesiedlung mit Staphylokokken verantwortlich für die zahlreichen IgE-vermittelten Sensibilisierung auf Umweltallergene und Autoallergene bei dem AE
ist.
Nicht aller nachgewiesenen Sensibilisierungen sind klinisch
relevant. Eine gezielte Anamnese, ggf. ergänzt durch Eliminationsdiäten oder Expositionstestungen schaffen Klarheit. Bei Patienten mit ausgeprägtem AE ist es wichtig Schubfaktoren zu erkennen und zu meiden (Sebostase, Staphylokokken, Aeroallergen
und Nahrungsmittel). Hier liegt der Grundstein einer guten Compliance der Patienten und einer kontinuierlichen pro-aktiven Therapie. Mit der spezifischen Immuntherapie (Hyposensibilisierung)
steht uns eine kausale Therapie für die AR und dem AA zur Verfügung. Bei einer Subgruppe von Patienten mit AE führt diese Therapie ebenfalls zu einer deutlichen Besserung des Hautbefundes.
Für die Therapie des schweren AE und des AA stehen zahlreiche
neue Therapien auf dem Prüfstand. In den vergangen Jahren hat
die Anti-IgE Therapie mit Omalizumab seinen festen Stellenwert
in der Behandlung des AA, nicht aber des AE gefunden. Dupilumab, ein Antikörpern gerichtet gegen eine Untereinheit des IL-4und IL-13-Rezeptors konnte in Studien zu beiden Erkrankungen
überzeugen. Ein fundiertes Wissen zur Diagnostik, Therapie und
Führung von Patienten mit atopischen Erkrankungen ist aufgrund
der Häufigkeit der Erkrankungen deren chronischen Verlauf von
großer Bedeutung.
S15 Track Onkologie: Seltene Tumoren
S15/01
Metastasen viszeraler Tumoren
43
Vorträge - Symposien
Nashan D.1
1
Hautklinik Klinikum Dortmund gGmbH, Dortmund, Germany
Kutane Metastasen viszeraler Tumoren treten insbesondere in
fortgeschrittenen Tumorstadien auf. Sie signalisieren eine schlechte Prognose und stehen in einem häufig systemischen Progress in
2. Reihe, was Wahrnehmung und Behandlung betrifft.
Die Untersuchung der Haut kann die Diagnose einer kutanen
Metastase als frühen Hinweis auf ein möglicherweise kurables
Rezidiv gewährleisten. Des Weiteren stellen kutane Metastasen
einen dokumentierbaren Verlaufsparameter unter systemischen
Therapien dar. Vornehmlich wird die in-transit Infiltration Tumor-benachbarter Haut insbesondere beim Mammacarcinom
aber auch bei gastro-intestinalen, renalen und vesikalen Tumoren
beobachtet. Sonderformen sind ein Cancer en cuirasse und Sister Mary Joseph Nodule. Pathophysiologisch interessant sind die
nicht selten akral und am Kopf auftretenden Metastasen diverser
Tumorvarianten. Diese z.T. auch isoliert auftretenden Metastasen stellen Kliniker und Pathologen bei leerer Anamnese vor die
Tumorsuche und -zuordnung. 3–10% dieser Fälle verbleiben mit
einem unbekannten Primarius.
Das Repertoire zur lokalen Behandlung kutaner Metastasen
ist überschaubar, sollte aber bekannt sein und im Hinblick auf die
Lebensqualität der Patienten neben einer psychologischen Betreuung bei belastender Stigmatisierung eingesetzt werden.
S15/03
Extramammärer Morbus Paget
Eigentler T.1
1
Hautklinik Tübingen, Tübingen, Germany
Der extramammäre Morbus Paget (EMP) ist eine seltene Tumorentität, die vor allem bei älteren Patienten auftritt. Das Auftreten
ist auf Lokalisationen beschränkt, die apokrine Schweißdrüsen
enthalten. Zu den Prädilektionsstellen zählen daher insbesondere
die anogenitale Region und weniger häufig die Achseln.
Klinisch manifest wird der EMP durch scharf begrenzte, polyzyklische erythematöse Plaques in entsprechender Lokalisation.
Histologisch entspricht der EMP einem Carcinoma-in situ der
apokrinen Schweißdrüsen.
Therapie der Wahl ist die randschnittkontrollierte Komplettexzision. Therapeutische Alternativen stellen topische Behandlungen wie Imiquimod oder 5- Fluorouracil dar. Auch ablative
Methoden wie die CO2-Laseranwednung oder eine Radiatio bieten sich als Therapieoptionen an.
S16 Track Infektiologie: Was mach ich
bei…?
S16/01
Was mach ich bei… Ulkus im Genitalbereich
Schöfer H.1
1
Goethe Universität Frankfurt/M., Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Frankfurt/M., Germany
44
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Einleitung: Akute Erkrankungen im Genitalbereich machen sich
häufig durch Ausfluss und Brennen beim Wasserlassen oder durch
Ulzera bemerkbar. Welche klinischen Symptome und Laboruntersuchungen führen beim genitalen Ulkus zur richtigen Diagnose?
Methodik: Bei Anamnese und klinischer Untersuchung bedarf es oft kleiner Umwege und behutsamer Gesprächsführung,
um offene Angaben bezüglich der sexuellen Gewohnheiten und
Aktivitäten zu erhalten. Auch die Reiseanamnese (sexuelle Risikokontakte unterwegs?) gehört dazu. Zur körperlichen Untersuchung empfiehlt sich die Lagerung des Patienten auf einer gut
ausgeleuchteten Untersuchungsliege (Rücken-, Seiten- und ggf.
Steinschnittlage) unter Hinzuziehung einer Handlampe. Palpation der Lymphknoten sowie eine komplette Inspektion (inkl.
Mundhöhle) gehören dazu. Das klinische Spektrum reicht von
Rhagaden/Erosionen bis zu ausgedehnten solitären/multiplen
Ulzerationen. Vorhandensein und Art (z.B. regional, dolent, verschieblich) einer Lymphadenopathie sind differenzialdiagnostisch
bedeutsam. Nach anamnestisch-klinischer Eingrenzung möglicher Ulkus-Ursachen sollte ein Erregernachweis durch Abstriche
unbehandelter Läsionen erfolgen (Mikroskopie/Kultur). Zunehmend stehen auch Multiplex-Screeningtests genitaler Abstriche
auf häufige Erreger zur Verfügung. Ergänzend erfolgen serologische Untersuchungen auf T. pallidum und HIV sowie histologische
Untersuchungen bei ungeklärt gebliebenen Ulzerationen oder
Tumorverdacht.
Schlussfolgerungen: Bei infektiösen genitalen Ulzera finden sich v.a. Herpes-Viren, T. pallidum, Chlamydien (LGV) oder
Haemophilus ducrey. Seltene Erreger sind K. granulomatis und
atypische Mykobakterien, als Opportunisten auch CMV, HIV
u.a. Nichtinfektiöse Ulzera können bei M. Behcet und M. Crohn,
Vaskulitiden, Verletzungen, durch Medikamente und Tumoren
auftreten. Neben der spezifischen Behandlung, ist bei infektiösen Ursachen eine Aufklärung des Patienten (Übertragungsrisiko,
Partnerbehandlung) unbedingt erforderlich.
S16/02
Was mach ich bei… Tinea capitis
Reinel D.1
1
Praxis für Dermatologie, Hamburg, Germany
Im Gegensatz zu den Dermatomykosen der freien Haut heilt
eine Tinea capitis durch antimykotische Lokaltherapie allein in
der Regel nicht ab, sondern benötigt eine Kombinationstherapie
aus lokaler Anwendung und systemischer Gabe einer geeigneten
Antimykotika-Zubereitung. Klinisch unterscheidet man bei der
Tinea capitis insgesamt sechs verschiedene klinische Formen, die
zum Teil Hinweise auf die auslösenden Ereger geben. Eine weitere
Möglichkeit zur Differenzierung möglicher auslösender Pilzgattungen ist das mikroskopische Direkt-(Nativ-)Präparat eines befallenen Haares. Endotriches und Ektotriches Wachstum der Pilze
am/im Haar sind zu erkennen und so kann zwischen Trichophyton- und Mikrosporum-Arten recht gut unterschieden werden.
Diese Unterscheidung ist wichtig, denn sie hat Auswirkung auf die
zu wählende systemische Therapie. Für Trichophyton-Arten gilt
Terbinafin als Mittel der Wahl. Für Mikrosporum-Arten ist immer
noch Griseofulvin der Standard. Diese Substanz ist zwar seit 2014
in der “Roten Liste” nicht mehr zu finden, sie ist aber in Deutschland weiterhin im Handel und kann normal über Apotheken
Vorträge - Symposien
bezogen werden. Rezeptiert werden können Griseo-CT in 125
oder 500 mg, oder auch Fulcin S 500 (letzteres als Re-Import).
Kombiniert wird das systemische Antimykotikum mit der Gabe
eines lokalen Mittels, welches sinnvollerweise aus einer anderen
Antimykotika-Gattung stammen sollte. Zusätzlich wird die tägliche Anwendung eines antimykotisch wirksamen Shampoo empfohlen. So werden regelmäßig Sporen aus dem Haar entfernt, die
potentiell andere Kinder infizieren könnten. Auf diese Weise wird
ein Kindergartenbesuch sehr bald wieder möglich.
S16/03
Was mach ich bei… so genanntem mikrobiellen Ekzem?
Gläser R.1
1
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Klinik für Dermatologie,
Venerologie und Allergologie, Kiel, Germany
Mikrobielle Ekzeme der Haut werden synonym auch als nummuläre oder nummulär-mikrobielle Ekzeme bezeichnet. Sie werden
in einer Prävalenz zwischen 0,1 und 9,1% angegeben. Die Manifestation findet sich meist nach dem 50. Lebensjahr und bevorzugt bei Männern, jedoch sehen wir auch regelmäßig Kinder und
jüngere Patienten mit diesem Krankheitsbild in der Praxis oder
Klinik.
Es handelt sich um ein polyätiologisches Krankheitsbild, dessen Entität umstritten ist.
Es sind jedoch Assoziationen mit atopischer oder psoriatischer Diathese, Exsikkation, chronisch-venöser Insuffizienz (CVI)
und infektiösen Foki bekannt.
Ein besonderes Augenmerk sollte nach neueren Literaturstudien auf eine überlagernde Kontaktsensibilisierung sowie auf eine
chronische mikrobielle Besiedlung der Haut, insbesondere mit
Staphylococcus aureus, gelegt werden.
Bei therapieresistenten Fällen eines mikrobiellen Ekzems sollte daher auch die Durchführung einer Epikutantestung sowie die
Diagnostik und ggf. Sanierung einer chronischen Keimbesiedlung
mit in Erwägung gezogen werden.
S16/04
Was mach ich bei… positivem Borrelientiter ohne und mit
Hauteffloreszenzen
Kolb-Mäurer A.1
1
Dermatologie Universität, Würzburg, Germany
Die Borreliose ist eine Multisystemerkrankung, die mit einem
breiten Spektrum klinischer Symptome einhergeht. Die Erkrankung manifestiert sich überwiegend als lokalisierte Hautinfektion (Erythema migrans), kann aber auch andere Organe wie das
Nervensystem, die Gelenke und das Herz betreffen. Auf Grund
der zahlreichen Symptome der Erkrankung erfolgt im klinischen
Alltag häufig ein serologischer Antikörpernachweis gegen Borrelien. Dabei wird auch eine Vielzahl an unspezifischen Beschwerden
fälschlicherweise mit einer Borrelieninfektion in Zusammenhang
gebracht mit der Folge einer Überdiagnose der Lyme-Borreliose.
Hintergrund hierfür ist die hohe Prävalenz von Antikörpern gegen
Borrelien bei klinisch Gesunden (bis zu 20% Durchseuchungstiter). Ein positiver Antikörpertest kann jedoch nur unter Berücksichtigung der klinischen Befunde sinnvoll interpretiert werden.
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Dabei gilt: je unspezifischer sich das Beschwerdebild darstellt,
desto geringer ist der prädiktive Wert einer positiven Borrelienserologie. Bei der Interpretation serologischer Befunde sind die
klinischen Kriterien der früh-lokalisierten, früh-disseminierten
und späten Formen der Borreliose zu beachten. Das klassische
Erythema chronicum migrans erfordert keine serologische Diagnostik, da der Antikörpernachweis in der Frühphase häufig noch
negativ ist. Bei klinischem Verdacht auf eine Spätmanifestation
spricht ein negatives serologisches Testergebnis gegen die Diagnose einer Borreliose. Da Antikörpertiter individuell schwanken
und lange Zeit nach erfolgreicher Therapie persistieren können,
sind serologische Verlaufskontrollen zur Ermittlung des Therapieerfolgs nicht geeignet.
S16/05
Was mache ich bei… Schmerzen während und nach Herpes
zoster
Sunderkötter C.1
1
Klinik für Hautkrankheiten, Universitätsklinikum Münster, Translationale Dermatoinfektiologie, Münster, Germany
Schmerzen bei oder nach Herpes zoster sind äußerst beeinträchtigend. Er setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen,
die zum Teil unterschiedlich behandelt werden.
1. der durch die Entzündung verursachte nozizeptive Schmerz,
und
2. der neuropathische Schmerzen durch Läsionen im Nervengewebe, incl der Ganglien (u.a. die postzosterische Neuralgie). Qualitativ lassen sich drei verschiedene Schmerzformen
unterscheiden,
a. ein brennender, bohrender Dauerschmerz,
b. kurze, einschießende, Schmerzattacken, und
c. heftigste Berührungsschmerzen (dynamische Berührungs-Allodynie).
Nur durch gezieltes Befragen erfährt man, ob z.B. zusätzlich zum
nozizeptiven Schmerz ein neuropathischer Schmerz vorliegt.
Eine postzosterische Neuralgie (PZN) liegt vor, wenn Schmerzen 3 – 6 Monate nach Abheilen der akuten Zoster-Effloreszenzen
bestehen. Risikofaktoren sind Infektionen im höheren Lebensalter
(60 bis 70 J), deutliche initiale Schmerzen, ausgeprägte Effloreszenzen bzw Immunsuppression.
Für die Schmerztherapie empfiehlt sich ein Stufenschema:
Bei Entzündung der Haut und nozizeptiven Schmerzen Stufe
1: Analgetika (NSAID), Stufe 2: vorübergehend Opioid-Analgetika.
Bei kontinuierlichem, brennenden (neuropathischen)
Schmerz und/oder besonders nächtlichen Schmerzen (ohne erhöhtes Risiko für PZN): Stufe 1 Antidepressiva; Stufe 2: vorübergehend Opioid-Analgetika. Zusätzlich sind Lidocain-haltige
Bei lanzinierenden,einschießenden Schmerzen Stufe 1 Antikonvulsiva (zB Gabapentin); Stufe 2: vorübergehend Opioid-Analgetika
Bei nicht beherrschbaren Schmerzen, gleich welchen Charakters: zusätzlich zu einem “peripherem” Analgetikum ein stark
wirksames zentrales Opioid.
Betreffend die PZN hat eine frühzeitige Prophylaxe mit Gabapentin bei Patienten mit Herpes zoster und entsprechendem Risiko die Häufigkeit einer PZN signifikant gemindert. Nach Ausbruch
45
Vorträge - Symposien
einer PZN umfasst das Stufenschema in Stufe 1 Lidocainhaltiges
Pflaster und/oder Antidepressiva, bei Stufe 2 Antikonvulsiva – plus
Capsaicin topisch (z.B. als Folie), Stufe 3 Schwache Opioide plus
transkutanen elektrischen Nervenstimulation oder Stufe 4 Starke
Opioide.
S16/06
Was mach ich bei… chronisch-rezidivierenden Abzessen?
Gläser R.1
1
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Klinik für Dermatologie,
Venerologie und Allergologie, Kiel, Germany
Chronisch-rezidivierende Abzesse der Haut sind in der Praxis häufig eine unbefriedigende Situation für Patienten und Ärzte. Neue
Erkenntnisse zur Besiedlung und Infektion mit Staphylokokkus aureus können hier vielleicht einen neuen Lösungsansatz bieten.
Zunächst ist wichtig zu berücksichtigen, dass in der Normalbevölkerung ca. 15–20% permanent sowie 50–70% passager
mit S. aureus besiedelt sind, denn generell haben S. aureus-Träger ein erhöhtes Risiko für staphylogene Hauterkrankungen oder
Wundinfektionen. Es ist daher empfehlenswert, bei chronischen
Hautinfektionen mit S. aureus neben Hautabstrichen auch einen
Nasenabstrich zu gewinnen und bei nachgewiesener Besiedelung
ggf. einen Sanierungsversuch durchzuführen.
Kürzlich konnte beobachtet werden, dass S. aureus in der
Lage ist, in chronischen Infektionen in einer besonderen Wachstumsform zu überdauern. Ein Teil der Erreger bildet sogenannten
„Kleine Kolonievarianten“ (small colony variants, SCV), die das
Immunsystem unterwandern und deswegen besonders schwer
zu bekämpfen sind. S. aureus -SCV können intrazellulär überleben
und werden auch durch die körpereigenen antimikrobiellen Peptide (AMP) schlechter abgetötet als die normalen Wuchsformen
des Erregers.
Diese neuen Ergebnisse könnten wichtig für die zukünftige
Diagnostik und Therapie von besonders hartnäckigen Eiterentzündungen der Haut sein: eine zeitintensivere Diagnostik kann
die langlebige Kolonievariante in der Haut nachweisen. Werden
S. aureus-SCV nachgewiesen, kann die notwendige Therapie ggf.
durch Kombination mit intrazellulär wirksamen Antibiotika (z.B.
Rifampicin und Clindamycin) auf diese spezielle Infektion abgestimmt werden.
S16/07
Was mache ich bei… dem histologischen Befund: „plasmazellreiches Infiltrat“
Böer-Auer A.1
1
Dermatologikum Hamburg, Hamburg, Germany
Plasmazellreiche Infiltrate können in einer Hautbiopsie auf eine
erregerbedingte Genese hinweisen. In erster Linie denkt man
hierbei an Spirochätosen wie Syphillis und Borreliose. Plasmazellen finden sich jedoch auch bei anderen Infektionserkrankungen
sowie als unspezifisches Merkmal in Infiltraten in Mucosa-naher
Lokalisation oder bei chronischen Wunden. Hiervon abzugrenzen
sind plasmazellreiche Infiltrate entzündlicher Hauterkrankungen
(z.B. Necrobiosis lipoidica, tiefe Morphea) sowie plasmazellreiche
Neoplasien (z.B. Marginalzonenlymphom).
46
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Daher ist es wichtig, neben der Infiltratzusammensetzung
auch das Infiltratmuster und den klinischen Kontext zu berücksichtigen. Immunhistochemische Färbungen können bei der Syphilis diagnostisch hilfreich sein. Eine PCR am Paraffinmaterial
steht sowohl für Treponema pallidum als auch für Borrelien zur
Verfügung. Die serologische Diagnostik ist bei der Syphilis wegweisend, bei der Borreliose zeigen sich jedoch insbesondere in
der Frühphase der Infektion diagnostische Lücken, so dass die klinische Korrelation unerlässlich ist.
Plasmazellen finden sich auch bei chronischen Staphylokokken- und Streptokokkeninfektionen (Impetigenisierung, chronisches Erysipel) was mittels kultureller bzw. serologische Diagnostik bestätigt werden kann. Auch erregerbedingte granulomatöse
Infiltrate (Leishmaniose, Lepra, Tuberkulose) zeigen meist beigemengte Plasmazellen. Molekularbiologische Diagnostik hilft die
Diagnose der Leishmaniose zu stellen, säurefeste Stäbchen sind
jedoch weiterhin auch mit molekularbiologischen Methoden
schwer zu fassen, so dass eine Gewebekultur zur sicheren Diagnose erforderlich ist.
Plasmazellen sind kein sicherer Indikator einer Infektion. Zum
einen gibt es nicht erregerbedingte Infiltrate mit Plasmazellen,
zum anderen können selbst bei der Syphilis und der Borreliose
Plasmazellen im Infiltrat völlig fehlen. Eine Korrelation mit dem
klinischen Befund ist daher immer erforderlich.
S17 Track Entzündungen:
Autoinflammation und Entzündung
S17/01
Entzündung versus Autoinflammation
Yazdi A.S.1
1
Universitäts-Hautklinik, Tübingen, Germany
Eine physiologische Reaktion auf mikrobielle und sterile Noxen
ist die Entzündung. Diese Immunreaktion dient der Elimination
der Gefahr, wird aber auch therapeutisch zur Immunstimulation
zum Beispiel im Rahmen von Impfungen genutzt. Neben T und
B Zellen, die über ein immunologisches Gedächtnis verfügen,
deren Überaktivierung zu Autoimmunerkrankungen führen können, wird die frühe Phase einer Entzündung durch Zellen des angeborenen Immunsystems wie Makrophagen oder Neutrophile
Granulozyten bestimmt. Eine Überaktivierung des angeborenen
Immunsystems führt zur Autoinflammation. Diese spontane Aktivierung kommt insbesondere bei angeborenen Fiebersyndromen vor, die klinisch durch episodische Fieberattacken, Arthritis,
Serositis und urtikarielle Exantheme charakterisiert sind. Diesen
angeborenen Fiebersyndromen liegen aktivierende Mutationen
im NLRP3-Gen zugrunde. NLRP3 gehört zur Familie der Nod-like Rezeptoren, die intrazelluläre Gefahrsignale detektieren. Nach
Erkennung der Gefahr kommt es zu einer Ausbildung des sogenannten NLRP3-Inflammasoms. Dieses Inflammasom kann die
inflammatorische Caspase-1 proteolytisch aktivieren. Aktivierte
Caspase-1 induziert dann die Sekretion pro-entzündlicher Zytokine wie Interleukin-1beta oder Interleukin-18. Neben diesen
seltenen Fiebererkrankungen scheint eine Überaktivierung von
Inflammasomen oder des Interleukin-1 Signalwegs auch bei anderen Erkrankungen, wie zum Beispiel Gicht, Diabetes mellitus
Vorträge - Symposien
oder im Bereich der Dermatologie Akne vulgaris oder Pyoderma
gangraenosum, pathogenetisch bedeutsam zu sein. In diesem
Beitrag sollen die biochemisch-immunologischen Grundlagen
der Autoinflammation dargestellt werden, um die Pathophysiologie der in den folgenden Vorträgen dargestellten Erkrankungen
zu erläutern.
Operationsplanung und weiterführende Therapie von Tumoren
geben. Histologische Verlaufskontrollen spielen nicht nur bei der
Frage von Tumorrezidiven, sondern auch bei der Entscheidung
über die Fortführung immunsuppressiver Therapien bei blasenbildenden Autoimmundermatosen eine entscheidende Rolle.
Auch klinisch unsichtbare Erkrankungen lassen sich feingeweblich
abklären.
S17/06
Schnitzler-Syndrom und Morbus Still
Krause K.1
S19 Photodiagnostik und Phototherapie
1
Charité-Universitätsmedizin Berlin, Dermatologie, Berlin, Germany
Innerhalb der letzten zehn Jahre hat sich das Spektrum seltener autoinflammatorischer Erkrankungen erheblich vergrößert.
Neben den klassischen hereditären Fiebersyndromen werden
mittlerweile auch erworbene komplexe entzündliche Erkrankungen hierzu gezählt. Das Schnitzler-Syndrom tritt im mittleren Erwachsenenalter auf und ist durch eine Kombination aus
urtikariellem Exanthem und monoklonaler Gammopathie sowie
Fieber, Arthralgien und Knochenschmerzen als Begleiterscheinungen gekennzeichnet. Der Morbus Still manifestiert sich im
Kindesalter und Erwachsenenalter durch ein morbilliformes bis
urtikarielles Exanthem mit Fieber, Arthritis, Hepatosplenomegalie
und Lymphadenopathie. Da die Pathogenese beider Erkrankungen bisher weitgehend unklar ist, beruht die Diagnosestellung
jeweils auf einer Kombination klinischer Kriterien. Gemeinsam
ist diesen Erkrankungen eine häufig erst späte Diagnosestellung, die mit schweren Komplikationen einhergehen kann und
eine hohe Morbidität bedingt. Wie bei anderen autoinflammatorischen Erkrankungen spielt Interleukin-1ß als Schlüsselmediator
der systemischen Entzündung eine tragende Rolle beim Schnitzler-Syndrom und Morbus Still, und die therapeutische Blockade
von Interleukin-1ß führt zur effektiven Kontrolle der genannten
klinischen Symptome.
In diesem Beitrag wird ein Überblick über die klinische Manifestation dieser seltenen Erkrankungen gegeben sowie ein gezieltes Vorgehen hinsichtlich Diagnostik und Therapie dieser Erkrankungen beschrieben.
S17 Klinisch-pathologische Konferenz
S18/02
Was kann der Kliniker vom Dermatopathologen lernen?
Metze D.1
1
Universitätsklinik Münster, Dermatologie, Münster, Germany
Grundlegende Kenntnisse der Dermatopathologie sind die Voraussetzung für das Verständnis der Physiologie der Haut und des
klinischen Bildes von Hauterkrankungen. Die Histologie ermöglicht in vielen Fällen Einblick in die Ätiologie und Pathogenese von
Erkrankungen. Dies hat nicht nur wissenschaftliche Bedeutung,
sondern auch häufig therapeutische Konsequenzen. Die histologische Untersuchung vor allem in Verbindung mit modernen
molekularpathologischen Methoden kann auch genetische, infektiöse, autoimmun oder autoinflammatorische Erkrankungen
identifizieren. Nur die Pathologie kann die Parameter für die die
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
S19/01
Photosensitive atopische Dermatitis – eine vernachlässigte
Entität
Hofmann S.C.1, Ellenbogen E.1, Wesselmann U.1, Lehmann P.1
1
Universität Witten/Herdecke, Helios-Klinikum Wuppertal, Zentrum
für Dermatologie und Allergologie, Wuppertal, Germany
Die photosensitive atopische Dermatitis (PhAD) ist eine bisher unzureichend charakterisierte Form der atopischen Dermatitis (AD),
die durch Ekzeme vorwiegend in den lichtexponierten Arealen
bei vorbekannter AD charakterisiert ist.
Das Ziel dieser retrospektiven monozentrischen Studie war
die klinische, immunologische und photobiologische Charakterisierung der PhAD.
15 Patienten (12 Frauen, 3 Männer im Alter von 18–90 Jahren) mit langjähriger AD und plötzlich neu aufgetretener Photosensitivität wurden im Zeitraum 2009 bis 2014 in unserer Klinik
behandelt. Für alle Patienten wurden klinische Befunde, Laborwerte, allergologische und photodermatologische Testungen
ausgewertet.
Die Mehrzahl der PhAD-Patienten wurde manifest in den
Frühjahr-/Sommermonaten oder während einer UV-Therapie, wobei die AD zu diesem Zeitpunkt durchschnittlich bereits über 31,5
Monate bestand. Klinisch äußerte sich die PhAD durch Ekzeme
im Gesicht, an Hals / Dekolleté, Oberkörper und Armen. In allen
Fällen waren auch AD-typische Effloreszenzen an Prädilektionsstellen wie z.B. Ellenbeugen auffällig. Bei Phototestungen zeigten
sich entweder papulöse und an eine polymorphe Lichtdermatose
erinnernde oder diffus ekzematöse Reaktionen mit gleichartiger
Histologie, am häufigsten ausgelöst durch UVA-Licht, seltener
durch UVA und UVB. 10/15 Patienten wiesen ein erhöhtes Gesamt-IgE auf und hatten polyvalente Typ I-Sensibilisierungen gegenüber Aeroallergenen und Nahrungsmittelallergenen.
Zusammenfassend ist festzustellen, dass eine Untergruppe
der AD-Patienten nach mehrjährigem Verlauf der AD eine klinisch
manifeste und meist von den Patienten berichtete Photosensitivität entwickelt. Die weitere Charakterisierung dieser seltenen Entität erscheint wichtig, da PhAD-Patienten oft von einer vorübergehenden antiinflammatorischen Lokaltherapie und dauerhaften
Photoprotektion profitieren, in schwerwiegenden Fällen jedoch
auch von einem UV-Hardening, ggf. in Kombination mit oralen
Immunsuppressiva.
S19/02
Genetisch bedingte Photodermatosen
47
Vorträge - Symposien
Berneburg M.1
1
Universitätsklinikum Regensburg, Regensburg, Germany
Genetisch bedingte Photodermatosen sind durch gesteigerte
Photosensitivität aufgrund von monogen vererbten Gendefekten
charakterisiert. Die Klinik bei diesen Erkrankungen ist mit Ausnahme der Photosensitivität sehr heterogen. Deshalb ist es im Sinne der Patienten wichtig, mithilfe der Klinik auf den möglichen
genetischen Defekt zu schließen, um die zielführende molekulare Diagnostik einleiten zu können. Im Rahmen dieses Vortrages
werden verschiedene genetische Photodermatosen besprochen.
Zu diesen Erkrankungen gehören die sehr seltenen DNA-Reparaturdefizienzsyndrome wie Xeroderma pigmentosum, Cockayne
Syndrom und Trichothiodystrophie sowie andere genetische Photodermatosen wie Bloom-Syndrom, Rothmund-Thompson-Syndrom, Smith-Lemli-Opitz-Syndrom und Kindler-Syndrom. Darüber hinaus werden aber vor allem auch die etwas häufigeren
Erkrankungen wie Porphyria cutanea tarda, erythropoetische Protoporphyrie aus der Gruppe der Porphyrien sowie die aktinische
Prurigo besprochen. Die entscheidende Maßnahme bei all diesen
Erkrankungen ist ein konsequenter Sonnenschutz, der aber je
nach Erkrankung unterschiedlich aussehen kann. Und nicht zuletzt für Familien in denen eine genetische Photodermatose diagnostiziert wurde ist eine kompetente genetische Beratung wichtig
und hilfreich.
S19/03
Phototherapie mit UVB, UVA-1, PUVA
Lehmann P.1
1
Helios Klinikum Wuppertal, Zentrum für Dermatologie, Allergologie und Dermatochirurgie, Wuppertal, Germany
Die Phototherapie ist neben der topischen und medikamentösen
Therapie die dritte fest etablierte Säule in der Behandlung verschiedenartiger Dermatosen.
Die UVB-Therapie erfuhr durch die Definition des Aktionsspektrums bei der Psoriasis (311–313 nm) durch Parrish und Jaenicke eine wesentliche Innovation, die zur Entwicklung der Schmalspektrum UVB-Lampen führte. Die behandlung UVB-sensitiver
Dermatosen, insbesondere der Psoriasis, wurden dadurch signifikant effektiver. Daneben sind Prurigo, atopische Dermatitis, Photodermatosen (Prophylaxe), Parapsoriasis und Vitiligo gesicherte,
durch Studien validierte Indikationen.
UVA1 wurde 1992 erstmals für die Behandlung akut exazerbierter atopischer Dermatitis beschrieben. Folgestudien konnten
die gute Wirksamkeit bestätigen, wobei weitere Studien die Unterschiede bezüglich der optimalen Behandlungsgdosis (Hoch-,
Mittel-, Niedrigdosistherapie) benötigt werden.
Als weitere Indikationen können sklerosierende Erkrankungen, Urticaria pigmentosa und Mykosis fungoides genannt werden.
Die Geschichte der Photochemotherapie reicht bis ins Altertum. Schon 2.000 v.Chr. benutzten indische und ägyptische
Heiler die pigmentstimulierenden Eigenschaften von Psoralenen
in den Pflanzen Psoralea corylifia und Ammi majus, um Vitiligo zu
behandeln. Die moderne PUVA-Therapie begann 1947, als die aktiven Ingredienzien 8-Methoxypsoralen und 5-Methoxypsoralen
isoliert wurden und mit Sonnenlicht kombiniert experimentell zur
Behandlung von Dermatosen erprobt wurden. Die Entwicklung
48
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
von UVA-Strahlern mit hoher Intensität ab 1970 führte zur Etablierung der modernen PUVA-Therapie. PUVA ist nach wie vor
einer der effektivsten Modalitäten zur Behandlung der Psoriasis.
Die PUVA-Therapie der Mykosis fungoides ist weiterhin in allen
Leitlinien fest verankert.
Die Phototherapie wird trotz der Entwicklung neuer hoch
wirksamer Medikamente auch in Zukunft einen hervorragenden
Platz bei der Therapie von Dermatosen behalten.
S20 Track Allergologie: Spezifische
Immuntherapie und Anaphylaxie
S20/01
Hilft die spezifische Immuntherapie bei der pollenassoziierten Nahrungmittelallergie?
Treudler R.1, BASALIT-Studiengruppe
1
Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Germany
Die Nahrungsmittelallergie (NMA) bei Erwachsenen tritt meist
pollenassoziiert (sekundär) auf und beruht auf einer Kreuzreaktion zwischen Pollen- und Nahrungsmittelallergen. In Nord- und
Mitteleuropa leiden insbesondere Erwachsene mit Birkenallergie
unter Beschwerden beim Verzehr von Kern- und Steinobst (z.B.
Äpfel, Haselnüsse, Soja). Therapeutisch denkbar ist eine spezifische Immuntherapie (SIT) mit dem relevanten Nahrungsmittel
oder mit dem assoziierten Pollenallergen. Diesbezüglich gibt es
nur wenige Daten mit teils widersprüchlichen Resultaten. Es wurde spekuliert werden, ob für einen positiven Effekt auf die NMA
bei Pollenassoziation die applizierte Allergendosis höher sein
müsste als die, die üblicherweise für die Besserung der polleninduzierten Atemwegsbeschwerden eingesetzt wird (meist Allergenextrakte mit 12,5 – 25 μ g Hauptallergengehalt)
Ob ein hochdosierter Extrakt mit 80 μ g der gefalteten Variante (FV) des rekombinanten Bet v 1 einen Erfolg auf die birkenassoziierte NMA hat, wurde im Rahmen einer vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten doppelt
verblindeten, randomisierten, Placebo-kontrollierten binationalen (Deutschland und Schweiz) Multicenterstudie unter Leitung
der Leipziger Klinik für Dermatologie am Beispiel der birkenassoziierten Sojaallergie untersucht (Birkenassoziierte Sojaallergie und
Immuntherapie/ BASALIT-Studie). In die Intervention konnten 56
Probanden eingeschlossen werden. Hauptzielparameter war die
doppelt-verblindete Placebo kontrollierte Food challenge (DBPCFC) mit Sojaprotein. Bei der Ausgangs-DBPCFC mit neun Dosisstufen (0.00044 – 15 g Sojaprotein) zeigte sich eine kumulative
Schwellendosis von 0,7 g für subjektive und 4,7 g für objektive
Symptome. Es werden erste Daten zur Kontroll-DBPCFC nach
einem Jahr Therapie präsentiert.
S20/02
Anaphylaxie infolge einer Immuntherapie
Worm M.1
1
Charité – Universitätsmedizin Berlin, Dermatologie und
Allergologie, Berlin, Germany
Vorträge - Symposien
Die Anaphylaxie ist die schwerste Manifestation einer IgE-abhängigen Soforttypreaktion. Die klinischen Symptome umfassen
besonders häufig die Haut und Schleimhäute sowie den Respirationstrakt und/oder das kardiovaskuläre System.
Die häufigsten Auslöser einer Anaphylaxie sind Insektengifte,
Medikamente und Nahrungsmittel, wobei sich altersabhängige
Unterschiede finden1. Die spezifische Immuntherapie wird zur Behandlung verschiedener IgE-abhängiger Erkrankungen als kausales Therapieprinzip eingesetzt und kann aktuell über zwei Wege
erfolgen, entweder sublingual oder subkutan2.
Während bei der sublingualen Immuntherapie bislang keine
Todesfälle infolge einer spezifischen Immuntherapie aufgetreten
sind, kann dies bei einer subkutan durchgeführten Immuntherapie, wenn auch sehr selten, als Komplikation auftreten3. Besondere Risikogruppen sind hier Tierhaarallergiker, ein gleichzeitiges
bestehendes instabiles Asthma bronchiale sowie das Vorliegen
einer Mastozytose2.
Insbesondere bei diesen Patientengruppen sollte die Indikation einer spezifischen Immuntherapie sehr sorgfältig abgewogen werden bzw. kritisch gestellt werden.
Typisches Frühsymptom einer anaphylaktischen Reaktion ist
Kribbeln der Hände und Füße und sollte sehr sorgfältig wahrgenommen werden und der Patient intensiviert beobachtet werden.
Da sich schwere Reaktion im Rahmen der Immuntherapie in der
Regel innerhalb von 30 Minuten nach Gabe manifestieren, ist die
ärztliche Beobachtung des Patienten in der Praxis während dieser
Zeit zwingend.
Die Behandlung einer allergischen Reaktion sollte dem Praxispersonal vertraut sein und da es sich um einen seltenen Notfall
in der Praxis handelt, ist die Durchführung von Schulungen, die
regelmäßig erfolgen sollten, zu empfehlen.
Referenzen:
Worm M et al. Dtsch Arztebl Int. 2014;111(21):367–76.
Kleine-Tebbe J et al. Allergo J. 2009;18:508–37.
3
Lüderitz-Püchel U et al. Bundesgesundheitsbl 2001;44:709–18.
4
Van Dyken AM et al. J Allergy Clin Immunol Pract. 2014;2(4):485–6.
1
2
S22 Dermatologie als Einsatzdisziplin
in der Bundeswehr – Erfahrungen
und Perspektiven
S22/04
Die Bedeutung der dermatologischen Expertise im Einsatz in
Nordafghanistan
Wie sollte die Maxime des deutschen Sanitätsdienstes, dass
die Versorgung der Soldaten im Ausland im Endergebnis der Versorgung in Deutschland entspricht, umgesetzt werden?
Ergebnis: Der deutsche Sanitätsdienst hat in Nordafghanistan ein „role 3“ Krankenhaus errichtet. Neben der zentralen
OP-Gruppe, der Bettenstation und einer Intensivmedizinischen
Station wurden Facharztgruppen, u.a. eine Fachuntersuchungsstelle Dermatologie, eingerichtet.
Entsprechend den Erfahrungen in Deutschland waren im
Einsatz in Afghanistan ca. 20% der ambulanten Erkrankungen im
Bereich der Dermatologie angesiedelt. Neben der Behandlung
exazerbierter Dermatosen und allergologischer Erkrankungen
liegt ein Schwerpunkt in der Behandlung infektiöser Erkrankungen insbesondere der Leishmaniose.
Der Dermatologe war aber nicht nur in die Versorgung der
Soldaten der ISAF-Truppen eingebunden sondern behandelte bei
freien Kapazitäten afghanische Zivilisten im Rahmen der humanitären Hilfe für das Land. Dies waren zum einen Projekte mit
dem lokalen Krankenhaus, einem örtlichen Leishmaniosezentrum
sowie Fahrten zu abgelegenen Ortschaften mit Sprechstunden
vor Ort.
Daneben wird der Dermatologe traditionell aufgrund seiner
fachlichen Nähe und der entsprechenden Expertise mit der Aufgabe des Hygienebeauftragten Arztes der Klinik betraut.
Schlussfolgerung: Um der Maxime des Sanitätsdienstes der
Bundeswehr gerecht zu werden, verlegt die Bundeswehr in die
Auslandseinsätze neben ihren Truppen immer auch eine hochspezialisierte Sanitätskomponente, die der jeweiligen Einsatzsituation angepasst ist. Die Dermatologie spielt hier insbesondere
als Experte für das belastete „Schutzorgan Haut“ eine wichtige
Rolle. Wie bereits in allen kriegerischen Auseinandersetzungen
der Vergangenheit ist ein intaktes Hautorgan für die Einsatzbereitschaft der Soldaten auch in heutiger Zeit von zentraler Bedeutung. Für die militärische Führung ist daher nicht nur die Zahl der
Verwundeten und Gefallenen von Bedeutung sondern auch die
“man days lost” und damit die Einsatzbereitschaft der Truppe.
Bei einem Anteil von 20% der Erkrankungen nimmt die Dermatologie hier eine wichtige Position ein. In Nordafghanistan war neben den klimatischen Bedingungen, der weiten Entfernung zum
Heimatland sowie der endemischen Leishmaniose bereits in der
Anfangsphase ein Dermatologe vor Ort.
Neben der Versorgung der Soldaten gilt es aber auch den
humanitären Aspekt mit seinen vielen Facetten nicht zu vernachlässigen. Der Dermatologe spielt hier aufgrund seiner fachlichen
Alleinstellungsmerkmale eine tragende Rolle.
S22/05
Einsatzdermatologie: Das aktuelle Konzept für Dermatologen und Allgemeinmediziner
Weisel G.1
1
Bundeswehrkrankenhaus Ulm, Dermatologie und Venerologie,
Ulm, Germany
Fragestellung: Im Norden von Afghanistan waren im Rahmen
der ISAF-Mission zeitweise über 5000 deutsche Soldaten stationiert. Dazu kamen mehrere tausend alliierte Soldaten sowie zivile
Mitarbeiter der Mission. Den Versorgungsauftrag für Erkrankungen, die über eine „hausärztliche Versorgung“ hinausgehen, hatte die Bundeswehr übernommen.
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Glitsch M.1
1
Bundeswehr-Zentralkrankenhaus Koblenz, Klinik für Dermatologie
und Venerologie, Koblenz, Germany
Das Fach Haut- und Geschlechtskrankheiten stellt eine Kernkompetenz der Einsatz- und Militärmedizin dar.
In den bisherigen Einsätzen der Bundeswehr war die Dermatologie, angefangen mit Kambodscha, über Somalia, den Balkan, Südostasien, den Kongo und Afghanistan, immer wesentlich
49
Vorträge - Symposien
gefordert und wurde von eigenen Soldaten und denen der Bündnispartner wie kaum eine andere medizinische Fachrichtung, in
Anspruch genommen. Jedes Einsatzszenario, das auf längere Zeit
und Nachhaltigkeit ausgerichtet war, brauchte das Fachgebiet zur
Erhaltung der Einsatzfähigkeit, da seine Kompetenzen nicht auf
Angehörige anderer Fachgebeite delegierbar waren.
Wegen begrenzter personeller Ressourcen ist es allerdings
nötig, ergänzend auf auch in der Dermatologie gut ausgebildete
Allgemeinmediziner zurückgreifen zu können. Diese müssen bei
Bedarf durch Dermatologen im Heimatland, z.B. auch telemedizinisch, unterstützt und angeleitet werden können.
Zur Aus- und Weiterbildung von Dermatologen und Allgemeinmedizinern werden eigene Einrichtungen in Form von Dermatologischen Kliniken / Abteilungen an den vier großen Bundeswehrkrankenhäusern unterhalten. Sie dienen neben der breit
gefächerten Ausbildung insbesondere der einsatzorientierten InÜbung-Haltung von Ärzten und nichtärztlichem Personal.
Das Spektrum und die Schwerpunkte der Kliniken weichen
teilweise von denen des zivilen Gesundheitssystem mit seinen besonderen Regularien (DRG-System, Einschränkung von Leistungen, starke Orientierung an Wirtschaftlichkeitserwägungen) ab
bzw. müssen darüber hinausgehen.
Wo erforderlich, werden Kooperationen mit zivilen Einrichtungen eingegangen.
Vor dem Hintergrund aktueller und zukünftiger Herausforderungen an den Sanitätsdienst ist eine kontinuierliche Weiterentwicklung des Fachgebiets erforderlich, die sich einerseits an
den Einsatznotwendigkeiten orientiert, andererseits aber auch
die Rahmenbedingungen im Inland berücksichtigt.
Ziel des Vortrags ist es, das Konzept im Einzelnen vorzustellen und Zukunftsperspektiven zu erläutern.
S23 Track Onkologie: Epitheliale
Tumoren
S23/01
Basazellkarzinom: Pathogenese und aktuelle Therapieansätze
Gutzmer R.1
1
Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Germany
Das Basalzellkarzinom (BCC) wird in der Regel dermato-chirurgisch behandelt mit einer histologisch Randschnitt-kontrollierten kompletten Exzision. Gemessen an der Häufigkeit des BCC
sind inoperable Befunde insgesamt selten, kommen aber doch
regelmäßig vor. Dazu gehören multiple BCC, ausgedehnte, lokal
fortgeschrittene BCC oder sehr selten metastasierende BCC. Für
diese Patienten müssen individuelle Therapiekonzepte gefunden
werden. Bei multiplen superfiziellen BCC kommen Lokaltherapien
in Frage, z.B. die photodynamische Therapie, oder topische Substanzen wie Imiquimod oder 5-Fluorouracil.
Die molekulare Charakterisierung des BCC konnte zeigen,
dass der sogenannte „hedgehog“ Signalweg eine entscheidende Rolle spielt. Dieser Signalweg ist embryologisch wichtig und
in adulten Zellen in der Regel inaktiv, bei BCC kommt es jedoch
zu einer Reaktivierung. Beim Gorlin-Goltz-Syndrom liegen Keimbahnmutationen des Signalweges vor, während sporadische
BCC somatische Mutationen des Signalweges aufweisen. Die
50
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Mutationen betreffen am häufigsten das Molekül PTCH oder das
unterhalb davon gelegene Molekül SMO.
Auf dieser molekularen Basis wurden zielgerichtete Substanzen entwickelt, die die Hedgehog-Signalweiterleitung blockieren. Substanzen, die den Signalweg auf der Ebene von SMO
blockieren, sind besonders weit entwickelt. Der SMO-Inhibitor
Vismodegib wurde im Jahr 2013 zugelassen zur Behandlung metastasierter oder lokal fortgeschrittener BCC, die für eine Operation oder Strahlentherapie nicht geeignet sind. Für den SMO-Inhibitor Sonidegib wurden positive Daten einer Phase II Studie
berichtet.
Bei diesen SMO-Inhibitoren Vismodegib und Sonidegib handelt sich um oral verabreichte kleine Moleküle. Die Ansprechrate
bei lokal fortgeschrittenen BCC ist ca. 60%, für Vismodegib wurde in der Langzeitnachbeobachtung eine mittlere Ansprechdauer
von über 2 Jahren gesehen. Aus dem Verständnis der molekularen
Pathogenese wurde also beim BCC eine zielgerichtete Therapie
entwickelt.
S23/02
Aktinische Keratosen: Wann und wie sollen sie behandelt
werden?
Emmert S.1
1
Universitätsmedizin Göttingen, Dermatologie, Venerologie und
Allergologie, Göttingen, Germany
Fragestellung: Aktinische Keratosen (AKs) sind bösartige epitheliale Hauttumore, die im Wesentlichen durch eine chronische, lebenslange Sonnenexposition ausgelöst werden. Man schätzt die
Prävalenz vom AKs auf etwa 11–25% bei über 40-jährigen Mitteleuropäern. Im Rahmen des mehrschrittigen Karzinogenesemodells stellen sie den Endpunkt einer keratinozytären Entartung
dar mit unkontrollierter Zellproliferation und pathologischer
epithelialer Schichtung. Klinisch sichtbar sind AKs als gerötete,
schuppende, zum Teil verhornte Plaques. Aufgrund dieses Entstehungsmechanismus ist es deshalb wahrscheinlich, dass auch
in normal erscheinender Haut im Umfeld sichtbarer AKs bereits
subklinische Vorläufer dieser in-situ Plattenepithelkarzinome bestehen.
Methodik: Auch wenn sich innerhalb eines Jahres etwa 26%
aller AKs spontan wieder zurückbilden, entwickeln sich – bezogen
auf eine AK – 0,025% bis 16% in invasive Plattenepithelkarzinome. Um aufwändige chirurgische Interventionen zu vermeiden,
empfehlen sich deshalb – durchaus angepasst an die individuellen
Situation (Anzahl der AKs, Schweregrad der AKs) – einfach und
schnell anzuwendende topische Therapien, die flächig auch über
einzelne sichtbare AKs hinausgehend und möglichst selektiv die
entarteten Keratinozyten eliminieren.
Ergebnis: Derartige topische Behandlungsmöglichkeiten
stehen zum Teil bereits seit Jahren zur Verfügung, aber der Bedarf an besser wirksamen, aber dennoch nur kurzzeitig zu applizierenden und kosmetisch akzeptablen Behandlungsalternativen
treibt die Entwicklung voran. Neben althergebrachten Kürettagen, Laserablationen und Kryotherapien besteht das heutige Armamentarium überwiegend aus 5-FU+/-Salizylsäure, Diclofenac,
Imiquimod, photodynamsichen Therapien oder der neuesten
Entwicklung Ingenolmebutat.
Schlussfolgerung: AKs sind Hautneoplasien, die stets befundangepaßt, bevorzugt mit einer Flächenbehandlung und unter
Vorträge - Symposien
Berücksichtigung der Patientenbedürfnisse therapiert werden
sollten.
S23/04
Epitheliale Tumoren bei Organtransplantierten – Prävention,
Prognose und Therapie
Lonsdorf A.1,2
1
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Hautklinik, Heidelberg,
Germany
2
Nationales Centrum für Tumorerkrankungen Heidelberg (NCT),
Hauttumorzentrum, Heidelberg, Germany
Die Fortschritte der Transplantationsmedizin, insbesondere der
optimierten immunsuppressiven Therapieregime, dokumentieren sich im stetig zunehmenden Anteil langzeitüberlebender Patienten nach Organtransplantation.
Epitheliale Hauttumoren sind die mit großem Abstand am
häufigsten diagnostizierten malignen Neoplasien dauerhaft immunsupprimierter,organtransplantierter Patienten und können
die positive Auswirkung der Transplantation hinsichtlich Lebensqualität und Lebenserwartung drastisch beeinträchtigen.
Insbesondere aktinische Keratosen und invasive Plattenepithelkarzinome zeigen unter iatrogener Immunsuppression nach
Organtransplantation um den Faktor 65 bis 250 dramatisch gesteigerte Inzidenzen. Durch ein aggressiveres Wachstums- und
Metastasierungsverhalten sowie multifokales Auftreten typischerweise auch bei vergleichsweise jüngeren Patienten stellen
die epithelialen Hauttumoren eine besondere Herausforderung
in der dermatoonkologischen Versorgung organtransplantierter
Patienten dar.
Eine dem individuellen und transplantations-assoziierten Hauttumorrisiko angepasste dermatologische Vor-und
Nachsorge sowie ein effi zientes und proaktives therapeutisches
Management bereits von frühinvasiven epithelialen Hauttumoren ist der Schlüssel in der Prävention invasiver Plattenepithelkarzinome und dramatischer Krankheitsverläufe. Insbesondere
bei Hochrisikopatienten kommt daher dem aktiven, interdisziplinären Dialog bei der Betreuung dauerhaft immunsupprimierter Patienten ein entscheidender Stellenwert zu und schafft
entscheidende Voraussetzungen für den Erhalt der nach der
Transplantation zurückgewonnenen Gesundheit und Lebensqualität der Patienten.
S24 Altersdermatologie und Kinderdermatologie
S24/05
Haut in “voller Blüte”
Hamm H.1
1
Universitätsklinikum Würzburg, Klinik und Poliklinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Würzburg, Germany
Fragestellung: Ziel des Beitrags ist es, eine aktuelle Übersicht
über häufige Dermatosen zu geben, die vornehmlich bei jungen
Erwachsenen vorkommen.
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Methodik: Der Beitrag referiert neue Erkenntnisse und Entwicklungen der letzten Jahre.
Ergebnis: Häufiger als früher angenommen, kann die Akne
vor allem bei Frauen bis weit ins Erwachsenenalter persistieren.
Bei Akne tarda und besonders bei Late-Onset-Akne müssen
Anamnese und Untersuchung auf die Erkennung hyperandrogener Zustände wie des Syndroms polyzystischer Ovarien abzielen.
Die Standardtherapie der primären axillären Hyperhidrose mit
Aluminiumsalzen ist in Misskredit geraten, die hervorragende
Wirkung von Botulinumtoxin-Injektionen zeitlich begrenzt. Dauerhafte Besserungen sind nur mit invasiven Verfahren erreichbar,
wobei die neuartige Mikrowellenenergie-Thermolyse vielversprechend erscheint. Ob es sich bei der Pityriasis rosea (PR) um ein
infektiöses oder ein parainfektiöses Geschehen handelt, ist unklar.
Zunehmende Berichte über Medikamente und Impfungen, die
ein PR-artiges Exanthem auslösen, legen die Reaktivierung einer
latenten Infektion nahe, wobei humane Herpesviren Typ 6 und 7
im Fokus der Theorien stehen. Zur Therapie der Pityriasis versicolor, einer der häufigsten Infektionen bei jungen Erwachsenen in
den Sommermonaten, empfehlen sich nach aktueller dänischer
Leitlinie Ketoconazol-Shampoo und orales Fluconazol als Lokalund Systemtherapie der ersten Wahl. Die quadrivalente HPV-Impfung führt zu einer deutlichen Abnahme der Inzidenz anogenitaler Warzen. Ob sie aus gesundheitsökonomischer Sicht auch beim
männlichen Geschlecht empfohlen werden soll, ist Gegenstand
der Diskussion. Neben (sexuell übertragbaren) Infektionen spiegeln auch andere Dermatosen bei jungen Erwachsenen spezielle
Vorlieben und erhöhte Risikobereitschaft in dieser Altersgruppe
wider, so die Dermatitis solaris, Sportdermatosen, bestimmte allergische und toxische Kontaktekzeme sowie Komplikationen von
Piercings und Tätowierungen.
S25 Praktische Therapien jenseits der
Zulassung
S25/06
Unterstützung der dermatologischen Arzneimittelversorgung jenseits der Zulassung – das Projekt SoluDerm
John S.M.1,2, Augustin M.3, Fritz K.1,4
1
Universität Osnabrück, Dermatologie, Umweltmedizin, Gesundheitstheorie, Osnabrück, Germany
2
Institut für interdisziplinäre Dermatologische Prävention und Rehabilitation (iDerm) an der Universität Osnabrück; Niedersächsisches
Institut für Berufsdermatologie (NIB), Osnabrück, Germany
3
Competenzzentrum Versorgungsforschung in der Dermatologie
(CVderm) Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie
und bei Pflegeberufen (IVDP) Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Hamburg, Germany
4
Hautarztpraxis Landau, Landau, Germany
Pharma-Unternehmen ist es nicht gestattet, Erfahrungen mit dem
Einsatz ihrer Produkte bei nicht zugelassenen Indikationen publik
zu machen. Für die therapeutische Praxis ist aber die Kenntnis
bereits vorliegender Erfahrungen zu individuellen Heilversuchen
unerlässlich. In der täglichen Praxis werden zwar die meisten
derartigen Erfahrungen gesammelt, aber leider häufig mangels
Zeit kaum dokumentiert bzw. publiziert. In der Dermatologie mit
51
Vorträge - Symposien
ihrer Vielzahl spezieller und auch seltenerer Krankheitsbilder sind
Arzneimittel bei weitem nicht für alle behandelten Indikationen
zugelassen. Es besteht aber oft eine Therapienotwendigkeit; hier
sind auch prekäre Probleme der Therapie von Dermatosen in besonderen Lebensphasen anzuführen. Hier kommt abgesicherten
individuellen Heilversuchen mangels Alternativen eine besondere
Bedeutung zu. Neben dem Nachweis zu Wirksamkeit und Sicherheit ist ein solider Stamm an Erfahrungsberichten auch unerlässlich, um Diskussionen mit Kostenträgern bzgl. Kostenübernahme
valider zu gestalten. Das Ziel des Projektes SoluDerm (Solutions
for Off-Label-Use) ist hier, durch gezieltes Sammeln von Erfahrungsberichten und publizierten Studien über individuelle Heilversuche mit modernen Arzneimitteln diese Lücke zu schließen.
Wir rufen dazu auf, Einsatz und Wirkung aus dem Praxis- und Klinikalltag heraus mitzuteilen, um diese systematisch wissenschaftlich weiter aufzuarbeiten und zu kommunizieren. Dazu stehen als
Kontaktportale zur Verfügung: CVderm-Competenzzentrum Versorgungsforschung in der Dermatologie (www.uke.de/institute/
ivdp/index_29141.php) und www.s-olu-derm.de.
So entsteht derzeit durch Ihrer aller Mitwirkung eine Datenbasis, die für Ärzte, Patienten, Kostenträger und indirekt auch
pharmazeutische Unternehmen die Sicherheit erhöht. Die Datenbasis hilft abzuschätzen, wo ein off-label Einsatz Erfolg versprechend sein kann und sie kann auch dazu führen, Neuzulassungen
bzw. Indikationserweiterungen einzuleiten, wenn dies sinnvoll
erscheint.
S26 Track Allergologie: Allergologie
– was gibt‘s Neues?
S26/01
Die Zukunft des Epikutantests
Geier J.1
spezielles allergologisches Wissen erforderlich, das in der Honorierung überhaupt nicht adäquat abgebildet ist. Es ist daher
verständlich, dass der Stellenwert der Epikutantestung in vielen
dermatologischen Praxen abnimmt, und die entsprechende Diagnostik häufig in spezialisierte Zentren, meist Universitätskliniken,
verlagert wird. Eine solche Entwicklung ist der Verbreitung der
speziellen Kenntnisse der Kontaktallergie nicht gerade förderlich.
Sofern sich also die rechtlichen Rahmenbedingungen und
die Honorierung nicht verbessern, ist die Zukunft des Epikutantests langfristig gefährdet. Hier gilt es gegenzusteuern, um dieses
aussagekräftige, sichere und gut untersuchte diagnostische Verfahren zu erhalten.
S26/03
Wertigkeit der in vitro-Allergietestung
Treudler R.1
1
Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Universitätsklinikum, Leipzig, Germany
Das diagnostische Repertoire bei der allergologischen In vitro Diagnostik umfasst: 1. Allergenbestimmung (z.B. in Nahrungsmitteln, im Hausstaub), 2. T-Zellfunktionen (Lymphozytentransformationstest/LTT), 3. IgE Bestimmung, 4. Zelluläre In vitro Tests
(z. B. CAST), 5. Mediatorbestimmungen (z. B. Tryptase). Etwaige
positve In vitro Befunde müssen jeweils im Hinblick auf ihre klinische Relevanz überprüft werden.
In den letzten Jahren gab es insbesondere auf dem Gebiet
der IgE vermittelten Erkrankungen mit der komponenten aufgelösten Diagnostik wesentliche Fortschritte in den diagnostischen
Möglichkeiten. Ausgewählte klinische Beispiele werden dargestellt (z. B. bei der Nahrungsmittel- und der Insektengiftallergie).
Zusätzlich soll auf In vitro Allergietests mit fraglichem bzw.
fehlendem diagnostischen Wert hingewiesen werden (z.B. LTT in
der Zahnheilkunde, IgG Bestimmungen bei der Nahrungsmittelallergie).
1
Universität Göttingen, IVDK, Göttingen, Germany
Der Epikutantest ist seit über 100 Jahren der Goldstandard zur
Diagnostik der Kontaktallergie. In den letzten Jahrzehnten wurde
das früher überwiegend empirisch begründete Verfahren mit modernen wissenschaftlichen Methoden weiterentwickelt, so dass
insgesamt eine hoher Qualitätsstandard erreicht wurde, und zwar
sowohl in Bezug auf die diagnostische Aussage als auch auf die
Sicherheit der Methode. Der Test selbst ist zwar für den Patienten
zeitaufwändig, aber einfach durchzuführen und relativ preiswert.
Man sollte annehmen, dass man sich um die Zukunft eines so
guten Diagnostikums keine Sorgen machen muss. Dies ist aber
leider nicht der Fall.
Seit nunmehr fast zehn Jahren blockiert das Arzneimittelgesetz in Deutschland die Neu-Entwicklung und Neu-Zulassung
von Epikutantestsubstanzen. Trotz aller Bemühungen von Seiten
der Dermatologen ist es bisher nicht gelungen, auch nur eine einzige Studie mit neuen Allergenen zu akzeptablen Bedingungen
genehmigt zu bekommen. Die diagnostische Lücke zwischen aktueller Allergen-Exposition im privaten und beruflichen Umfeld
und fehlender Weiter- und Neu-Entwicklung von Testsubstanzen
wird immer größer.
So einfach der Epikutantest durchzuführen ist, so schwierig
ist oft die adäquate Beratung der Patienten. Hier ist viel Zeit und
52
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
S27 Track Infektiologie:
Infektionsdermatologie
S27/01
Skabies und Pediculosis: aktuelle Entwicklungen
Hamm H.1
1
Universitätsklinikum Würzburg, Klinik und Poliklinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Würzburg, Germany
Fragestellung: Ziel des Beitrags ist es, einen Überblick über neue
Entwicklungen in der Diagnostik und Therapie der Skabies und
der Pediculosis capitis zu geben.
Methodik: Grundlage der Übersicht sind wissenschaftliche
Erkenntnisse der letzten Jahre.
Ergebnis: Auch im Hinblick auf die mit der Skabies verbundenen, gravierenden Folgekrankheiten in Endemiegebieten wurde kürzlich eine „International Alliance for the Control of Scabies“
(IACS) gegründet und die Skabies vom PLoS Neglected Tropical
Diseases Journal auf die Liste vernachlässigter Tropenkrankheiten
Vorträge - Symposien
gesetzt. In der Diagnostik findet die Dermatoskopie als einfaches,
sensitives und nicht invasives Verfahren inzwischen breite Anwendung. Permethrin gilt weiterhin als topisches Antiskabiosum der
Wahl in jedem Lebensalter. Die orale Ivermectin-Therapie stellt
eine wichtige Bereicherung in schwierigen Situationen dar, so bei
der Scabies crustosa und beim Management von Ausbrüchen in
Gemeinschaftseinrichtungen. Weitere therapeutische Verbesserungen werden von der Sequenzierung des Sarcoptes-scabiei -Genoms und von einem neuen porcinen Tiermodell der Skabies erwartet. Die beste Methode zum Nachweis einer Pediculosis capitis
ist das standardisierte feuchte Auskämmen („Wet Combing“) des
Kopfhaares, das auch als adjuvante therapeutische Maßnahme
nutzbar ist. Die Unterscheidung von Eiern bzw. Nissen von ihren
Differenzialdiagnosen wird durch die Dermatoskopie erleichert.
In großen Studien wurde die Wirksamkeit sowohl von topischem
als auch oralem Ivermectin bei Kopflausbefall belegt. In Anbetracht weltweit zunehmender Resistenzen gegenüber neurotoxischen Insektiziden bieten Substanzen mit physikalischem Wirkmechanismus wesentliche Vorteile. Hierzu zählen neben Dimeticon
auch Alkohole wie 1,2-Octandiol oder Dodecanol, die kutikulare
Lipide der Laus zerstören.
Schlussfolgerung: Trotz therapeutischer Fortschritte werden Ektoparasitosen auf absehbare Zeit ein häufiges Problem in
der dermatologischen Praxis bleiben.
S27/02
Mukokutane Kandidose
Schaller M.1
1
Universitäts-Hautklinik, Tübingen, Germany
Die nicht syndromale chronische mukokutane Kandidose ist ein
seltener, primärer Immundefekt, der durch chronische Pilzinfektionen mit erhöhter Anfälligkeit der Hautund Schleimhäute für
Candida ssp. charakterisiert ist. Die meisten Fälle
treten sporadisch auf, aber auch Formen mit autosomal-dominantem und autosomal-rezessivem Erbgang wurden beschrieben. In den letzten Jahren wurde ein Zusammenhang zwischen
einer erniedrigten Anzahl der TH17-Zellen und der chronischen
mukokutanen Infektion von Patienten mit Candida gezeigt. Die
Entdeckung der CARD9-Q295XMutation, gemeinsam mit der gefundenen
STAT1- und Dectin-1-Mutation, sind die ersten primären Immundefekte, die den Nicht-TLRPAMP assoziierten Signalweg des
angeborenen Immunsystems betreffen.
Viele dieser Patienten können anfangs effektiv mit Azolen
behandelt werden, doch die Pilze erwerben dadurch fast obligat
eine Azolresistenz. Alternative antimykotische
Therapien Vor dem Hintergrund einer zunehmenden Resistenzproblematik ge genüber den gängigen Antimykotika erscheint es daher sinnvoll, alternative
Therapiemöglichkeiten zu erforschen. Ein erfolgversprechender Ansatz ist es, hierbei Substanzen zu entwickeln, die etablierte Virulenzfaktoren von C. albicans hemmen. Das vertiefte
Verständnis der immunologischen Störungen, die zu einer erhöhten Empfindlichkeit gegenüber C. albicans-Infektionen führen
sowie eine zielgerichtete Hemmung etablierter Virulenzfaktoren
ermöglichen es, alternative antimykotische Therapien zu entwickeln.
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
S27/05
Chikungunya-Virus und Dengue-Virus – Relevanz für den
Dermatologen
Schöfer H.1
1
Goethe Universität Frankfurt/M., Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Frankfurt/M., Germany
Allgemeines: Akute febrile Infektionen durch Dengue- und
Chikungunya-Viren nehmen seit Jahren erheblich zu. Trotz unterschiedlicher Erreger (Dengue: Flaviviren, Chikungunya: Togaviren) lassen sich beide Infektionen klinisch nicht immer unterscheiden. Nach einer Inkubation von meist 3–7 Tagen treten bei
beiden die Hauptsymptome 1. hohes Fieber 2. erhebliche Muskel-, Gelenk-, Knochenschmerzen („Knochenbrecherfieber“) 3.
Blutungsneigung und 4. erythematöse/makulopapulöse Exantheme auf. Überträger sind die Gelbfieber- und die asiatische Tigermücke. Die Ausbreitungsgebiete der Überträger und der Erkrankungen überschneiden sich (Dengue: Südostasien, äquatoriales
Afrika, Mittel- und Südamerika, Chikungunya: wie Dengue, aber
auch Südafrika, Südeuropa, Pazifik, Karibik, USA).
Dengue: Man unterscheidet das Klassische Dengue-Fieber
(DHF) und das Dengue-Schock-Syndrom (DSS). Beim DHF zeigen sich Fieber, Übelkeit, Erbrechen, Myalgien, Arthralgien, an
der Haut ein blasses, später skarlatiniformes bis makulopapulöses
Exanthem mit Aussparungen (Gesicht). Thrombozytopenie führt
zu Gingiva-, Nasenbluten und Petechien. Beim DSS treten neben
den Hauptsymptomen schwere Blutungen (kutan: Purpura/Ekchymosen), Hämatemesis, Schock und Kreislaufversagen auf, die
v.a. bei Kindern rasch letal verlaufen können.
Chikungunya: Hohes Fieber und Gelenkschmerzen sind
auch hier Kardinalsymptome. Hinzu kommt eine auffällige Berührungsempfindlichkeit und in 50% der Fälle ein makulopapulöses
Exanthem mit Aussparungen, Petechien, Schleimhautblutungen,
konjunktivaler Injektion und nur selten Hämorrhagien. Bei beiden
Erkrankungen sind etwa ab dem 3. Erkrankungstag die Erreger
mittels PCR oder Viruskultur, ab dem 8. Erkrankungstag mittels
spezifische Antikörper nachweisbar. Die Therapie ist jeweils symptomatisch mit Analgetika (kein ASS!) und Antiphlogistika (beim
DSS auch Volumensubstitution). Chikungunya hinterlässt eine lebenslange Immunität. Bei Dengue sind Reinfektionen mit schwerem Verlauf möglich.
S28 Kutane Nebenwirkungen neuer
Therapien
S28/04
Systemische und kutane Nebenwirkungen von
B-Raf-Inhibitoren
Rübben A.1
1
RWTH Aachen, Hautklinik, Aachen, Germany
Zur Behandlung des B-Raf-mutierten Melanoms wurden nicht
selektive (Typ-2-) und B-Raf-V600E-Mutations-selektive (Typ-1-)
Inhibitoren entwickelt und getestet, wobei auch die selektiven inhibitoren eine Restaktivität gegenüber das Wildtyp-B-Raf-Molekül
53
Vorträge - Symposien
aufweisen. Aktivität und Nebenwirkungsspektrum der Typ-1- und
Typ-2-B-Raf-Inhibitoren werden determiniert durch ihre Selektivität gegenüber B-Raf und verwandte Tyrosinkinasen (u.a. C-Raf,
VEGFR2, PDGF) sowie durch ihre unterschiedlichen Gewebegängigkeiten. Zu den wichtigsten kutanen Nebenwirkungen zählen: Follikuläre Hyperkeratosen, Palmoplantare Hyperkeratosen,
Milien, Keratoakanthome, das Neuauftreten von Plattenepithelkarzinomen und Melanomen, orale Ulcera, Phototoxizität,
Palmoplantare Erythrodystesthesien, Vaskulits und Panniculitis
sowie Sarkoidose und granulomatöse Exantheme. Bei den extrakutanen Nebenwirkungen finden sich insbesondere Pyrexie,
Fatigue, Kopfschmerzen, Arthralgien, okuläre Entzündungen,
Hepatitis und Pankreatitis. B-Raf-assoziierter Toxizitäten können
durch Dosisreduktion und Gabe von Steroiden gemildert werden.
Auch Umstellung auf einen anderen B-Raf-Inhibitor kann Nebenwirkungen reduzieren. Die Kenntnis der Nebenwirkungsspektra
sowie der möglichen Potenzierung der Toxizitäten durch Begleitmedikationen ist essentiell für eine erfolgreiche Therapie des malignen Melanoms mit dieser neuen Substanzklasse.
S28/05
Neue Therapeutika in der Inneren Medizin: Welche dermatologischen Nebenwirkungen treten auf?
Treudler R.1
1
Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Universitätsklinikum, Leipzig, Germany
In der Inneren Medizin wie auch in vielen anderen Fachgebieten zeigt sich ein rasanter Fortschritt, was die Entwicklung neue
Therapeutika betrifft. Dieses betrifft sowohl onkologische, immunologische als auch infektiologische Krankheitsbilder. Neben erwünschten Wirkungen kann es auch zu einer Reihe von
kutanen unerwünschten Wirkungen (UAW) kommen, mit denen sich dermatologisch Tätige vertraut machen müssen. Insbesondere Biologika können teils neuartige UAW hervorrufen,
die neue Klassifikationssysteme zur Abbildung und Klassifkation
hervorgebracht haben. Anhand ausgewählter Präparate (z. B. Telaprevir, Vedolizumab, Sitagliptin, Rituximab, Adalimumab, Antikoagulantien) und klinischer Fälle sollen typische kutane UAW
auf Therapeutika der Inneren Medizin und deren Management
demonstriert werden.
Probleme bereitet dennoch, dass die Diagnose oft erst nach
jahrelangem Verlauf gestellt wird, und dass es nicht immer leicht
ist, aus den zahlreichen therapeutischen Möglichkeiten die richtige, individualisierte Therapie zusammenzustellen. Auch finden
sich immer noch Fälle, bei denen die Klassifikation auch bezüglich
der Prognose nur provisorisch ist, bzw. die gar nicht hinein zu passen scheinen. Der Vortrag beleuchtet die entscheidenden “clues”
für eine frühe klinische Diagnose, zeigt wichtige Differentialdiagnosen, stellt die Grundzüge der aktuellen Therapieempfehlungen dar und berichtet aber auch über seltene Fälle, bei denen die
WHO–EORTC Klassifikation für eine endgültige Charakterisierung
noch nicht ausreichend war.
S30/02
Immunonkologische Therapien beim Melanom
Mohr P.1
1
Elbe Klinikum Buxtehude, Klinik für Dermatologie, Buxtehude,
Germany
Immunonkologische Therapien finden schon seit geraumer Zeit
Anwendung beim fortgeschrittenen malignen Melanom, so
sind für die adjuvante Therapie des Melanoms die low-dose und
high-dose Interferon-Therapie zugelassen, die das rezidivfreie
Überleben verbessern und für Interferon insgesamt konnte in den
Metaanalysen eine Verbesserung des Gesamtüberlebens gezeigt
werden. Eine dramatische Entwicklung der Immunonkologie im
Stadium IV hat sich in den letzten Jahren durch die Einführung der
Immun-Checkpoint-Blockade-Inhibitoren ergeben. Für das erste
zugelassene Medikament (Ipilimumab) liegen nun Langzeitdaten
vor. Die 5-Jahres-Überlebensrate im Stadium IV ist bei ca. 20%. In
den ersten Phase 3-Studien scheinen jedoch die neuen PD-1-Antikörper Pembrolizumab und Nivolumab eine noch stärkere
Wirksamkeit zu haben. Ansprechraten von bis zu 40% und 3-Jahres-Überlebensraten in der Größenordnung von 30–40% wurden
in den ersten Studien berichtet. Die Wirkung der PD-1-Antikörper
scheint dabei von einer Vortherapie von Ipilimumab unabhängig
zu sein, so dass mit einer Zulassung der ersten PD-1-Antikörper
in der second line- und z.T. in der first line-Therapie im Sommer
2015 zu rechnen ist. Die weiteren Herausforderungen in der Immunonkologie werden in der Kombination der verschiedenen
Therapien miteinander liegen, wobei hier bereits erste Daten auf
den letzten Kongressen präsentiert wurden.
S30 Track Onkologie: Onkologie für
die Praxis
S30/03
S30/01
Schultz E.1
Zielgerichtete Therapien bei Melanom
1
Klinikum Nürnberg, Hautklinik, Nürnberg, Germany
Kutane Lymphome
von den Driesch P.1
1
Zentrum für Dermatologie, Klinikum Stuttgart, Dermatologie und
Allergologie, Stuttgart, Germany
Die kutanen Lymphome repräsentieren eine nennenswerte Patientengruppe in der Dermatologie. Für die zahlreichen Entitäten steht mittlerweile eine evidenz-basierte Klassifikation mit der
WHO-EORTC Systematik der kutanen Lymphome zur Verfügung.
54
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Die Entdeckung von aktivierenden B-RAF-Mutationen als sogenannte „Driver Mutation“ bei etwa der Hälfte der Primärmelanome sowie die nachfolgende Entwicklung von selektiven Hemmern
dieser Mutationen hat zu einem Durchbruch in der Behandlung
des metastasierenden Melanoms geführt und eine neue Ära der
zielgerichteten medikamentösen Tumortherapie eingeleitet. Die
Monotherapie mit einem der beiden zugelassenen B-RAF-Inhibitoren Vemurafenib und Dabrafenib zeigt Ansprechraten zwischen 50 und 60 Prozent, verbunden mit einer Verlängerung
Vorträge - Symposien
des medianen Überlebens um durchschnittlich fünf Monate im
Vergleich zur Chemotherapie.Das Ansprechen kann durch eine
Kombinationstherapie aus einem B-RAF-Inhibitor mit einem
MEK-Inhibitor sogar noch auf bis zu 76% gesteigert werden,
was mit einer zusätzlichen Verbesserung des Gesamtüberlebens
verbunden ist. Dabei werden 3-Jahres-Überlebensraten von 30%
und mehr beobachtet. Das heißt ein Großteil der Patienten wird
über mehrere Jahre mit Tyrosinkinaseinhibitoren behandelt.
Dabei ist ein effektives Nebenwirkungsmanagement essentiell.
Viele der Nebenwirkungen von B-RAF-Inhibitoren betreffen die
Haut und sollten daher für den Dermatologen kein Problem darstellen. Eine wichtige nicht-kutane Nebenwirkung bei B-RAF-Inhibitoren ist die Verlängerung der QTc-Zeit mit der Gefahr von
schwerwiegenden Arrhythmien. Bei MEK-Inhibitoren ist insbesondere auf eine Reduktion der linksventrikulären Ejektionsfraktion bis hin zum Linksherzversagen zu achten. Eine seltenere
Nebenwirkung stellt die seröse Retinopathie dar, welche zum
sofortigen Absetzen zwingt. Im Rahmen des Vortrages werden
die wichtigsten Nebenwirkungen und deren Management besprochen.
S30/05
Heller Hautkrebs
Schulze H.-J.1
1
Fachklinik Hornheide, Dermatologie, Münster, Germany
Nicht-melanozytärer Hautkrebs (NMSC) ist die am häufigsten
auftretende Krebsart unter hellhäutigen Menschen. Die Inzidenz
steigt weiterhin in vielen Ländern. UV-Exposition ist die Hauptursache für NMSC. Je nach Muster der UV-Exposition kann der
NMSC-Typ variieren.
Die Einsatzrationalen der topischen Therapieverfahren bei
aktinischen Keratosen und hier insbesondere der Feldkanzerisierung werden unter Berücksichtigung der histopathologischen
Klassifikation und möglicher zusätzlicher Immunsuppression besprochen.
Die molekulare Pathologie der invasiven Plattenepithelkarzinome scheint insgesamt komplexer zu sein als die der aktinischen
Keratosen. Bisher wurden nur wenige klare Treibermutationen
identifiziert. Doch mit dem Nachweis krebsassoziierter molekularer
Veränderungen eröffnen sich neue therapeutische Möglichkeiten
für Patienten mit metastasierten oder invasiven, nicht operablen
und strahlenresistenten Plattenepithelkarzinomen. Geprüft werden aktuell spezifische Therapien mit Nanopartikel-Albumin-gebundenen Taxanen als Inhibitoren der Mitose, mit chimären oder
komplett humanisierten monoklonalen Antikörpern gegen den
Epithelialen-Wachstumsfaktor-Rezeptor (EGF-R), der bei Plattenepithelkarzinomen auffällig stark exprimiert wird, desweiteren
der antiangiogenetisch wirksame Antikörper Bevacizumab und
eine Reihe von Tyrosinkinaseinhibitoren und Inhibitoren der Proteine PD1 (programmed cell death 1) und PD1-Ligand-Inhibitoren.
Der Stellenwert von Vismodegib, im Juli 2013 zugelassen,
und Sonidegib, beides Hedgehog-Signalweg-Inhibitoren aus
der Gruppe der Smoothened-Rezeptor-Antagonisten zur Therapie erwachsener Patienten mit metastasiertem oder lokal fortgeschrittenem Basalzellkarzinom, bei dem eine Operation oder
Strahlentherapie nicht geeignet ist, wird anhand der klinischen
Erfahrungen und der sich daraus ergebenden Fragestellungen
diskutiert.
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
S31 Schwierige Entscheidungen in der
Dermatologie
S31/02
Therapieentscheidungen bei multimorbiden Patienten
Kern J.S.1
1
Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Dermatologie und Venerologie, Freiburg, Germany
Durch die Alterung der Gesellschaft, ebenso wie die überproportionale Zunahme z.B. blasenbildender Autoimmundermatosen
bei älteren Patienten, aber auch bei schweren genetischen blasenbildenden Dermatosen oder in der Dermatoonkologie sehen
wir uns zunehmend vor schwierigen Therapieentscheidungen
aufgrund multimorbider Patienten.
An konkreten lehrreichen Beispielen aus der klinischen Praxis sollen einige der grundlegenden Schwierigkeiten der Therapie bei multimorbiden Patienten dargelegt werden. Dank immer
neuer Therapieoptionen verbessern sich aber auch unsere therapeutischen Optionen. Lösungen können heute, nicht nur in der
Onkologie, oft nur interdisziplinär gefunden werden.
Dermatologischen Probleme sind für die Lebensqualität –
auch multimorbider – Patienten häufig entscheidend, aber unsere therapeutischen Maßnahmen können weitreichende Konsequenzen haben. Anhand der Beispiele wird aufgezeigt, dass es
für eine Patientenversorgung elementar ist, sich als Dermatologe
mit komplexen medizinischen Zusammenhängen auseinanderzusetzen. Nur so können wir im interdisziplinären Kontext auch in
Zukunft entscheidende Anstöße geben.
S31/04
Hyperandrogenismus / Hyperandrogenämie / Virilismus:
Klinische Differenzierung, Labordiagnostik, Therapie
Makrantonaki E.1,2, Zouboulis C.C.3
1
Charité – Universitätsmedizin Berlin, Forschungsgruppe Geriatrie,
Berlin, Germany
2
Klinik f. Dermatologie, Venerologie, Allergologie und Immunologie, Städtisches Klinikum Dessau, Dessau, Germany
3
Klinik f. Dermatologie, Vererologie, Allergologie und Immunologie,
Städtisches Klinikum Dessau, Dessau, Germany
Die Begriffe Hyperandrogenismus und Hyperandrogenämie
werden häufi g gleichbedeutend verwendet, obwohl sie unterschiedliche klinische Entitäten darstellen. Während Hyperandrogenismus die Symptome beschreibt, die auf eine verstärkte Androgenwirkung auf die Haut zürückzuführen sind,
versteht man unter Hyperandrogenämie die klinischen Zeichen
von erhöhten Androgen-Serumspiegel. Leitsymptome der Hyperandrogenämie sind Hirsutismus, Akne, Seborrhö und Alopezie. Bei Hyperandrogenämie kann es bei Frauen – neben der
o.g. Symptome . Klitorishypertrophie, Stimmvertiefung und
Zunahme der Muskelmasse auftreten. Neben diesen Leitsymptomen finden sich häufi g Zyklusstörungen sowie Veränderungen des Pubertätsverlaufs und Stoffwechselstörungen. Darüber
hinaus ist in einigen Fällen die Hyperandrogenämie mit einem
metabolischen Syndrom vergesellschaftet. Pathophysiologisch
55
Vorträge - Symposien
relevante Krankheitsbilder, die ausgeschlossen werden müssen, sind das Vorliegen eines polyzystischen Ovarsyndroms
(PCOS) und ein Late-Onset Adrenogenitales Syndrom (AGS).
Andererseits ist Virilismus die maximale Variante einer Hyperandrogenämie, die in der Regel mit androgenproduzierenden
Tumoren assoziiert wird. Aus diesem Grund sind eine genaue
Anamneseerhebung und körperliche Untersuchung, ausführliche endokrinologische und gynäkologische Abklärung wichtige
Voraussetzungen, um die Hyperandrogenämie differenzialdiagnostisch einordnen zu können und einen entsprechenden Therapieplan zu erstellen.
S32 Pigmentstörungen der Haut
S32/02
Differentialdiagnose von Hypopigmentierungen im
Kindesalter
Happle R.1
1
IUniversitätsklinikum Freiburg, Dermatologie, Freiburg, Germany
Unter den erworbenen Hypopigmentierungen im Kindesalter ist
die Vitiligo am häufigsten. Deren segmentale Manifestation tritt
vorzugsweise schon bei Kindern auf. Denn entsprechend der Regel „n+1“, mit der sich die überlagerte Segmentmanifestation polygener Hautkrankheiten erklären läßt, kann die segmentale Form
einem nicht segmentalen Befall um viele Jahre vorausgehen. Ein
solches gemeinsames Auftreten beider Formen wird von Autoren,
denen genetisches Denken weniger geläufig ist, gerne auch als
„gemischte Vitiligo“ bezeichnet. – Von einer segmentalen Vitiligo
abzugrenzen sind die verschiedenen segmentalen Hypomelanosen, die schon bei Geburt vorhanden sind. Sofern der Naevus depigmentosus (N. achromicus) den Blaschkolinien folgt, entspricht
er einem Pigmentmosaik vom Typ Ito, einer Hautanomalie, die
mit oder ohne extrakutane Anomalien auftreten kann. (Eine eigenständige „Hypomelanosis Ito“ existiert bekanntlich nicht.)
Seltener entspricht die Verteilung einem Schachbrettmuster. Die
phylloide Hypomelanose ist ein fest umrissenes neurokutanes
Syndrom, dem eine partielle Trisomie 13q in Mosaikform zugrunde liegt. Bei den verschiedenen Typen der Cutis tricolor treten
hypo- und hypermelanotische Maculae als Zwillingsflecken auf.
– Diffuse oder disseminierte Hypomelanosen, die mit Schwerhörigkeit oder Taubheit einhergehen, umfassen verschiedene
Typen des Waardenburg-Syndroms, das Tietze-Syndrom, den
Hermelin-Phänotyp und das X-chromosomale Albinismus-Taubheit-Syndrom. Kinder mit okulokutanem Albinismus können
normal hören; bei einem seltenen Typ entwickelt sich jedoch
Schwerhörigkeit nach dem 50. Lebensjahr. Autosomal rezessiv
vererbte diffuse Hypomelanosen mit Immundefizienz umfassen
Chediak-Higashi-Syndrom, Griscell-Syndrom Typ 2 und Hermansky-Pudlak-Syndrom.
S32/04
Therapie-Update Vitiligo
Tanew A.1
1
Medizinische Universität Wien, Abteilung für Allgemeine Dermatologie, Wien, Austria
56
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Vitiligo gehört mit einer Prävalenz von ca. 0.5 – 2.0% zu den
häufigsten Hauterkrankungen, mit denen Dermatologen in der
täglichen Praxis konfrontiert sind. Im Gegensatz zur Diagnosestellung, welche nur in äußerst seltenen Fällen Probleme aufwirft,
stellen Beratung und therapeutisches Management immer noch
eine Herausforderung dar, welche bedauerlicherweise seitens der
behandelnden Ärzte nicht immer ausreichend wahrgenommen
wird. Entscheidend für die Therapiewahl sind neben der klinischen Ausprägung der Vitiligo (Typ der Vitiligo, Aktivität, Ausdehnung, Verteilung) auch individuelle Faktoren wie Hautphototyp,
Alter, Beruf und das Ausmaß der durch die Erkrankung hervorgerufenen Beeinträchtigung der Lebensqualität.
Zu den etablierten Behandlungsverfahren zählen topische
Kortikosteroide, Calcineurininhibitoren und Lichttherapien, wobei bei ausgedehntem Befall oder zum Stoppen der Krankheitsaktivität eine Ganzkörper Schmalband-UVB eingesetzt werden
kann, während bei lokalisierter oder segmentaler Vitiligo eine
gezielte Phototherapie (Excimer Laser oder Excimer Licht, Creme
PUVA) zu bevorzugen ist. Zu erwähnen ist auch die breite Palette an unterschiedlichen Transplantationstechniken, welche bei
stabiler lokalisierter Vitiligo exzellente kosmetische Ergebnisse
erzielen kann. Zum Einsatz von topischen oder systemischen Antioxidantien gibt es nur wenige und zum Teil widersprüchliche
Daten. Biologische Therapien haben in der Behandlung der Vitiligo bisher noch keinen Einzug gefunden.
S32/05
Hyperpigmentierungen der Haut – klinisches Spektrum und
diagnostische Fallstricke
Böhm M.1
1
Universitätsklinikum Münster, Klinik für Hautkrankheiten, Münster,
Germany
Hyperpigmentierungen der Haut lassen sich nosologisch in erworbene und genetisch bedingte Erkrankungen unterteilen. Das
klinische Spektrum reicht bei beiden Formen von umschriebenen
bis zu diffus und generalisierten Formen. Der Vortrag stellt kaleidoskopartig die Vielfalt der wichtigsten Entitäten dieser Dermatosen klinisch dar, deren Ätiopathogenese inkl. der neuesten
genetischen und molekularbiologischen Erkenntnisse sowie die
Therapieoptionen.
S33 Track Allergologie: Atopische
Dermatitis
S33/02
Rolle von erblichen Faktoren der atopischen Dermatitis
Weidinger S.1
1
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Dermatologie, Kiel, Germany
Die atopische Dermatitis ist eine der häufigsten chronisch-entzündlichen Hauterkrankungen. In der aktuellen Global Burden of
Disease (GBD)-Studie 1990–2010 wies sie weltweit die höchste
Vorträge - Symposien
Krankheitslast unter allen Hauterkrankungen auf. Gleichzeitig gilt
sie als eine in besonders hohen Maß durch erbliche Faktoren bedingte und sehr heterogene Erkrankung. Durch technologische
Entwicklungen im Bereich der Molekulargenetik konnten in den
letzten Jahren erste Einblicke in ihre genetische Architektur gewonnen werden. Insbesondere mit Hilfe systematischer Assoziationstudien ist es gelungen, viele bislang unbekannte genetische
Risikofaktoren zu identifizieren und so ein besseres Verständnis
der Pathophysiologie zu erreichen. Die Befunde aus der Molekulargenetik deuten darauf hin, dass es Subgruppen von Patienten gibt, bei denen bestimmte Krankheitsmechanismen im
Vordergrund stehen. Des Weiteren bieten sie Erklärungsansätze
für Komorbiditäten. Die Erkenntnisse aus der Genomforschung
werden zunehmend in klinische Fragestellungen übersetzt und
haben wichtige Impulse für neue Prävention- und Therapieansätze gegeben. Allerdings lässt sich aber nach wie vor nur ein
geringer Teil der geschätzten Heritabilität erklären, und das Zusammenspiel erblicher Faktoren mit Umwelteinflüssen ist noch
weitgehend unverstanden. Um einen vollständigeren Einblick in
die Bedeutung erblicher Faktoren bei der Entwicklung der atopischen Dermatitis zu gewinnen, wird den neuen Sequenziertechnologien und systembiologischen Ansätzen eine wichtige Rolle
zukommen.
S34 Pruritus und Schmerz
S34/01
Pruritus und Schmerz: neurobiologische und klinische
Interaktionen
Ständer S.1
1
Universitätsklinikum Münster, Dermatologie und KCP, Münster,
Germany
Jahrzehntelang galt Pruritus als Subqualität des Schmerzes. Rezente Studien konnten eindeutig belegen, dass die Empfindung
Jucken unabhängig von der Empfindung Schmerz hervorrufen
werden kann. Interessanterweise leiten in der Haut sowohl unmyelinisierte C-Fasern als auch myelinisierte Ad-Fasern Jucken
weiter. Die Neuronen sind mit einer hohen Anzahl verschiedener
Rezeptoren ausgestattet, die eine Zuordnung zu verschiedenen
Nervenfaserklassen erlauben. Hierbei spielen verschiedene Thermorezeptoren eine zentrale Rolle in der Vermittlung des Signals,
welches an einem vorgeschalteten Rezeptor ausgelöst wurde: so
leitet der Wärme- oder Capsaicin-Rezeptor TRPV1 das Signal weiter, was am Histamin 1-Rezeptor entsteht weiter, während der
Kälterezeptor TRPA1 Signale aus Mrgpr-Rezeptoren vermittelt.
Obgleich man daraus bereits Hinweise ableiten kann, ist noch unbekannt, welche Faserklassen bei verschiedenen juckenden Dermatosen beteiligt sind.
Scheinbar ist die Entstehung des kutanen Pruritus an die Bedingung geknüpft, dass gleichzeitig nur ein geringer oder kein
Schmerzsignal entsteht. Starke Schmerzsignale „überschreiben“
das Jucksignal. Dies ist ein wesentlicher Mechanismus, der zur
Jucklinderung nach Kratzen führt. Diese Verschaltung der Empfindungen findet nicht in der Haut, sondern im zentralen Nervensystem (ZNS) statt und können selektiv durch eine medikamentöse
Therapie aktiviert werden. Dazu werden Opioid-Rezeptoren
genutzt, die im ZNS Schmerzbahnen aktivieren oder inhibieren
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
können. Werden Schmerzfasern, die die pruritogenen Afferenzen
kontrollieren, aktiviert, kann Pruritus unterdrückt werden. Dazu
eignen sich mu-Opioidrezeptor-Antagonisten oder kappa-Opioidrezeptor-Agonisten bzw. eine Kombination aus beiden. Die
Fasern in der Haut werden direkt über die Thermo-Rezeptoren
bzw. Schmerz-spezifische Rezeptoren wie Natriumkanäle adressiert, um Pruritus zu unterdrücken.
S34/03
Pruritus und Schmerz bei Dialyse-assoziiertem Pruritus
Weisshaar E.1
1
Universitätsklinik Heidelberg, Abteilung Klinische Sozialmedizin,
Heidelberg, Germany
Bis heute stellt Pruritus bei Dialysepatienten eine große Herausforderung dar, wobei sich dieser zumeist als chronischer Pruritus (CP)
darstellt. Bisherige Studien verweisen darauf, dass dieser, je nach
Land und Dialyse-Einrichtung, zwischen 10 und 80% der Dialysepatienten betrifft. Bisher gab es keine repräsentativen, epidemiologischen Studien zur Prävalenz des CP. Daher wurde eine repräsentative, randomisierte Querschnittsstudie bei 860 Patienten
in 25 Dialyse-Einrichtungen aus ganz Deutschland durchgeführt.
Das primäre Studienziel war die Erfassung des CP, wobei hier erstmalig verschiedene Prävalenzschätzer wie die Lebenszeitprävalenz, CP in den vergangenen 12 Monaten und der aktuelle Pruritus
(Punktprävalenz) erfasst wurden. Im Mittel waren die Patienten
67,2 Jahre alt (Standardabweichung ± 13,4 Jahre). 57,2% waren
männlich. Die Punktprävalenz betrug 25,2%, insgesamt gaben
35,2% an, jemals in ihrem Leben an CP gelitten zu haben. Die
Prävalenz von Schmerzen wurde anamnestisch erhoben. 30,3%
der Dialysepatienten gaben an, unter mäßigen bis starken Muskelschmerzen zu leiden, 19,8% berichteten über Brustschmerzen.
Nach Gruppierung der Variable Schmerz in 3 Kategorien zeigte
sich eine signifikante Assoziation zwischen CP und Muskel- sowie
Brustschmerzen, die jeweils bei CP Patienten häufiger auftraten.
8,4% beschrieben die Art ihres Pruritus als schmerzhaft. Trockene
Haut und die Angabe, jemals an Ekzemen gelitten zu haben sowie
das Lebensalter von weniger als 70 Jahren war signifikant mit dem
Auftreten von CP assoziiert. Hämodialyse-Patienten mit CP zeigten
eine deutlich reduzierte Lebensqualität, einschließlich der Pruritus-bezogenen HRQOL. Es handelt sich um die erste repräsentative Studie, die verschiedene Prävalenzschätzer von CP untersuchte
und die deutlich darstellt, in welch hohem Anteil die Patienten
durch den CP beeinträchtigt sind.
S34/04
Können wir den Placebo-Effekt nutzen für innovative
Behandlungsstrategien?
Evers A.1
1
Leiden University, Facutly of Social and Behavioral Science, Health,
Medical and Neuropsychology, Leiden, Netherlands
Körperliche Beschwerden, wie Juckreiz oder Schmerzen, können effektiv durch Placebo-Effekte beeinflusst werden, welche
durch Erwartungen möglicher positiver Behandlungsergebnisse
induziert werden (“Schon der Anblick oder die Erinnering an
ein Schmerzmittel lindert den Schmerz”). Das gleiche gilt für
57
Vorträge - Symposien
Nocebo-Effekte, welche durch Erwartungen möglicher negativer
Behandlungsergebnisse oder Nebenwirkungen hervorgerufen
werden können. Die klinische Frage bleibt, ob sich experimentelle Laborfunde von induzierten Placebo- und Nocebo-Effekten
auf Patienten im klinischen Umfeld übertragen lassen und als
therapeutische Strategien benutzt werden können, um Behandlungsergebnisse zu verbessern. Es bestehen erste Hinweise, dass
Patienten mit chronischen körperlichen Beschwerden, wie zum
Beispiel Juckreiz oder chronischen Schmerzen, empfindsamer für
Erwartungslerneffekte sind. Erwartungen von körperlichen Empfindungen verursachen bei diesen, verglichen mit gesunden Probanden, stärkere Placebo-Reaktionen. Behandlungseffekte könnten durch die optimale Nutzung von Placebo-Effekten vergrößert
werden, indem sowohl bewusste als auch automatische Strategien zur Optimierung von Erwartungseffekten angewandt werden,
wie zum Beispiel durch den Einsatz von Konditionierungsprinzipien für Therapietreue, die Anpassung von Umgebungsreizen oder
pharmazeutische Dosierungen durch Erwartungsinterventionen
mit Konditionierungen zu vermindern.
S34/05
Schmerztherapie in der Dermatologie
Nashan D.1, Beiteke U.1
Allam J.-P.1
1
Klinik f. Dermatologie u Allergologie, Bonn, Germany
Das Klinefelter Syndrome, 47, XXY, (KS) stellt mit einer Prävalenz von 150/100.000 die häufigste chromosomale Abberation
bei Männern da. Epidemiologische Studien geben an, dass gerade einmal 25% der Betroffenen diagnostiziert werden, wobei
das Alter bei Diagnosestellung zwischen 30 und 40 Jahren liegt.
Eine Erklärung hierfür könnten die Kardinalsymptome des KS mit
Großwuchs, reduziertem Hodenvolumen, hypergonadotoper
Hypodonadismus, Gynäkomastie, gestörte Lernfähigkeit und Infertilität sein, die im frühen Kindesalter bzw. in der Adoleszenz
noch nicht in voller Ausprägung zur Darstellung kommen oder
als nicht pathologisch eingeschätzt werden. Neben den Kardinalsymptome sind eine Vielzahl von Erkrankungen beschrieben, die
mit KS einhergehen und zur Erstdiagnose führen können. Für den
Dermatologen sind dabei Ulzerationen der Unterschenkel und Lupus erythematodes zu nennen, deren Auftreten bei Männern mit
entsprechendem Habitus an ein KS denken lassen müssen. Bei
dem Verdacht eines KS sollte eine humangenetische Abklärung
zur Diagnosesicherung erfolgen. Im Anschluss erfolgt die Einleitung einer Testosteronsubstitution. Zudem sollte insbesondere
bei jüngeren KS Patienten eine Testikuläre Spermienextraktion
(TESE) in Hinblick auf einen späteren Kinderwunsch in Erwägung
gezogen werden.
1
Hautklinik Klinikum Dortmund gGmbH, Dortmund, Germany
Kenntnisse zur Differenzierung und Spezifizierung von Schmerzen und deren adäquate Therapie sind obligat, zudem im dermatologischen Ausbildungscurriculum vorgeschrieben und zum
Wohle der Patienten unerlässlich.
Zur Erfassung aller Schmerzfacetten wie Frequenz, Verlauf,
assoziierter Erkrankungen und der symptomatischen Vielfalt ist
die ausführliche und umfassende Anamnese der erste Baustein.
Ca. 50% der Patienten einer konservativ dermatologischen
Station gaben in einer Befragung Schmerzen an. Vorrangig
sind Patienten mit Ulcara cruris und Pyoderma gangraenosum
durch Schmerzen beeinträchtigt. Die häufi g neuropathischen
Schmerzen liegen ohne Therapie über 7 auf der numerischen
Schmerzskala. Mit über 30% waren jeweils Patienten mit Erysipel, Herpes zoster, pruriginösen Erkrankungen, Psoriasis und
atopischer Dermatitis von Schmerzen betroffen. Während zum
einen Hautbild und Diagnose die Schmerzen erklären, sind
bei älteren Patienten nicht selten den Schmerz beeinfl ussende Komorbiditäten wie Neuropathien und Demenz zusätzlich
interdisziplinär abzuklären. Weitere dermatologisch relevante
Schmerzfoki sind die perioperative Schmerztherapie und die
Schmerzbehandlung im Rahmen der palliativen Onkologie.
Standards und eine gute Zusammenarbeit mit Schmerzdiensten, -ambulanzen und -praxen helfen, insbesondere bei chronischen Verläufen, eine gute Lebensqualität der betroffenen
Patienten zu sichern.
S35 Andrologie
S35/01
Klinefelter in der dermatologischen Praxis: Wie erkennt man
das und was ist zu tun?
58
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
S35/02
HPV-Impfung von Jungen und jungen Männern
Varwig-Janßen D.1
1
Uniklinikum Hamburg Eppendorf, Klinik und Poliklinik für Dermatologie u. Venerologie, Hamburg, Germany
Hintergrund: HPV stellt einen der häufigsten sexuell übertragenen Erreger dar. Bislang wird eine HPV Impfung von der Ständigen Impfkommission am Robert Koch-Institut nur für Mädchen
empfohlen.
Methodik: Anhand einer Literaturrecherche wurde geprüft,
ob diese Empfehlung noch zeitgemäß ist.
Ergebnisse: Die allgemeine HPV Prävalenz sexuell aktiver
Männer wird als „hoch“ beschrieben; in über 50% der untersuchten
Literatur wird sie mit > 20% angegeben. Neben einer möglichen
Infektion der Partnerin finden sich auch bei Männern HPV assoziierte Tumore, wie Analkarzinom, Peniskarzinom und oropharyngeale
Tumore. Zudem mehren sich die Hinweise, dass eine HPV Infektion
mit reduzierter Fertilität einhergeht. Bei asymptomatischen Männern wird in ca. 10% HPV in Ejakulatproben nachgewiesen. Die
Nachweisrate liegt bei Männern die sich mit Kinderwunsch vorstellen, mit 16% deutlich höher. Häufig werden „onkogene“ Viren
im Ejakulat nachgewiesen, HPV 16 stellte den häufigsten Virustyp
dar. Reduzierte Fertilität entsteht einerseits durch direkte Auswirkungen auf Ejakulatparameter, wie Einschränkungen im Hinblick
auf die Motilität und den pH, sowie durch die Bildung von Spermien-Antikörpern. Dadurch kann bereits die Chance auf spontane
Schwangerschaften verringert sein. Insbesondere bei Maßnahmen
der assistierten Reproduktion ergaben sich Hinweise auf geringere Schwangerschaftsraten, höhere Abortraten und Frühgeburten.
In Kryokonservaten von Hodentumorpatienten wurde bei 6% der
Proben HPV nachgewiesen. Mit konventionellen Aufbereitungsmethoden für reproduktive Maßnahmen lässt sich HPV nicht aus dem
Vorträge - Symposien
Ejakulat entfernen. Die Impfung induziert bei jungen Männern Antikörper und wurde erfolgreich gegen Genitalwarzen und Vorstufen des Analkarzinoms eingesetzt.
Schlussfolgerung: Wegen der negativen Auswirkungen
einer HPV-Infektion sollten auch Männer gegen HPV geimpft
werden.
S35/03
Finasterid behandelt wird, nicht mit dem Sperma des Patienten in
Berührung kommen.
Zusammenfassend sind für Finasterid zwar nicht häufige,
aber unter Umständen einschneidende andrologische Nebenwirkungen beschrieben. Diese zwingen zu einer ausführlichen und
detaillierten Aufklärung vor dem oft langfristigen Einsatz dieses
Präparates.
Finasterid: Ein haariges Problem?
S35/05
Schanz S.1
Sexualmedizinische Problematiken in der Sprechstunde: was
wird wie behandelt?
1
Universitäts-Hautklinik, Tübingen, Germany
Köhn F.-M.1
Die Gabe von Finasterid bei androgenetischer Alopezie ist ein
seit mehr als 15 Jahren etabliertes wirksames Konzept. Der Wirkmechanismus beruht auf einer irreversiblen Blockade der 5-Alpha-Reduktase und einer dadurch verminderten Umsetzung
von Testosteron in Dihydrotestosteron (DHT). Für das Enzym
sind 3 Isotypen bekannt, die in unterschiedlicher Expression
an den Haarwurzeln und der Prostata, daneben aber auch in
zahlreichen anderen Organsystemen wie z.B. ZNS, Brustdrüsen, Hoden vorliegen. An den Haarwurzeln kann die gehemmte
Umwandlung von Testosteron in DHT zu einer Verlängerung der
Anagenphase führen und damit dem androgenetischen Effluvium vorbeugen. Andrologische Fragestellungen unter dieser
Therapie ergeben sich aus der Hemmung des Enzyms an anderen Organen.
Bereits in den Zulassungsstudien wurden sexuelle Funktionsstörungen, vor allem erektile Dysfunktion und Ejakulationsstörungen, signifikant häufiger berichtet als in der Placebogruppe.
Ferner war eine verminderte Libido in der Verumgruppe häufiger.
Mittlerweile liegen Untersuchungen vor, die Patienten mit diesen
Nebenwirkungen näher charakterisieren und auch nach Absetzen
des Medikamentes persistierende Störungen der Sexualität und
der Libido dokumentieren. Daneben wurden nach der Zulassung
Fälle mit Auftreten von Depression berichtet.
Neben einer Verkleinerung des Prostatavolumens kann
sich unter Finasterid die Ejakulatmenge reduzieren. Der Einfluss der 5-Alpha-Reduktase-Hemmung auf die Fertilität ist
noch nicht vollständig geklärt, in den Zulassungsstudien wurden Männer mit Kinderwunsch ausgeschlossen. Allerdings
liegen mittlerweile deutliche Hinweise auf eine reversible
Einschränkung der Spermiogenese und der Spermienmotilität
vor.
Unter Finasterid kam es nach der Zulassung zu Berichten
über das Auftreten einer Gynäkomastie und das Auftreten von
Mammakarzinomen beim Mann, weshalb Patienten angewiesen
werden sollten jede bemerkte Veränderung der Brustdrüsen dem
Arzt mitzuteilen.
Ein besonderes Problem bereitet das Auftreten des Wirkstoffs
im Seminalplasma. Daher wird das Risiko der Teratogenität bei
männlichen Feten durch Hemmung der sexuellen Differenzierung
der männlichen Geschlechtsorgane diskutiert, sollte die Schwangere mit Finasterid im Sperma in Kontakt kommen. Eine Therapie
von trächtigen Rhesusaffen mit hohen Dosen Finasterid hatte zu
Fehlbildungen in männlichen Feten geführt. Allerdings hatte eine
Dosis, die ungefähr 60 Mal höher war als der zu erwartende Wert
an Finasterid im Sperma eines Mannes keine Auswirkungen auf
männliche Feten gehabt. Aufgrund dieser Unsicherheit darf weiterhin eine schwangere Sexualpartnerin eines Patienten, der mit
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
1
Andrologicum München, München, Germany
Störungen der Sexualität können nach verschiedenen Krankheitsbildern klassifiziert werden.
Störungen der sexuellen Funktion
Die sexuelle Reaktion lässt sich in die Phasen Appetenz, Erregung,
Orgasmus und Entspannung gliedern. Da sexuelle Funktionsstörungen die Zufriedenheit des jeweiligen Partners bzw. der Partnerin beeinträchtigen, sollte eine Behandlung prinzipiell mit beiden
Partnern durchgeführt werden.
Störungen der sexuellen Entwicklung
Dieser Indikationsbereich umfasst Störungen, die im Rahmen der
somatosexuellen, psychosexuellen und soziosexuellen Entwicklung auftreten.
• Störung der sexuellen Reifung (z.B. Pubertas tarda)
• Störung der sexuellen Orientierung (z.B. Unfähigkeit zur Akzeptanz der eigenen sexuellen Orientierung)
• Störung der sexuellen Identität („Bin ich richtig, ausreichend
bzw. genügend männlich oder weiblich?“)
• Störung der sexuellen Beziehung (z.B. Unfähigkeit zur Aufnahme sexueller Beziehungen)
Störungen der geschlechtlichen Identität (Geschlechtsdysphorie)
Zu diesem Störungsbild gehören Verunsicherungen, Irritationen und
Missempfindungen bezüglich der eigenen Geschlechtszugehörigkeit (z.B. Transsexualität).
Störungen der sexuellen Präferenz (paraphile Störungen)
Unter Störungen der sexuellen Präferenz (Paraphilien) werden
Störungsbilder verstanden, bei denen die betroffenen Personen
unter normabweichenden sexuellen Impulsen (z.B. Fetischismus)
leiden.
Störungen des sexuellen Verhaltens
Unter dieser Rubrik werden sämtliche sexuellen Verhaltensweisen
subsummiert, bei denen das Wohl und die sexuelle Selbstbestimmung anderer Menschen beeinträchtigt oder geschädigt wird
(strafrechtliche Relevanz).
Störungen der sexuellen Reproduktion
Diese Störungen sind charakterisiert durch psychische und
psychophysiologische Beeinträchtigungen der Fortpflanzung in
ihren unterschiedlichen Phasen (Zeugung, Schwangerschaft, Geburt sowie Kinderpflege/-erziehung).
59
Vorträge - Symposien
S36 Track Facharztwissen für
Assistenten 5
S36/03
Niederlassungsplanung
Strömer K.1
1
Praxis, Mönchengladbach, Germany
Die Niederlassung ist in der Regel ein endgültiger und unumkehrbarer Schritt, der mit vielen Unsicherheiten und Unbekannten
verbunden ist. Der Vortrag soll die wichtigsten Schritte erläutern
und einen Einblick in die Praxis geben. Im Vordergrund steht die
Beantwortung von immer wieder gestellten Fragen rund um eine
Niederlassung.
Wer ist für die Niederlassung geeignet? Welche Struktur ist
die richtige für mich? Wie steht es mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, welche Verdienstmöglichkeiten sind realistisch,
wie steht es mit der Finanzierung, wo finde ich Hilfe bei der Niederlassung? Kurz: Welche Risiken und welche Chancen birgt eine
Niederlassung. Die Beantwortung dieser und weiterer Fragen soll
– durch Studien und Zahlen belegt – die Entscheidung für oder
gegen eine Orientierung in die Praxis erleichtern.
S37 Dermatologie in der Leopoldina
S37/02
Parallelen zwischen Wundheilung und Krebsentstehung
Werner S.1
1
ETH Zürich, Institut für Molekulare Gesundheitswissenschaften,
Zürich, Switzerland
Verletzungen der Haut setzen eine Reihe von Prozessen in
Gange, die letztendlich zur Heilung der Wunde führen. Diese Prozesse beinhalten die initiale Entzündungsphase, die
60
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darauffolgende Phase der Bildung von neuem Gewebe und
schliesslich eine lang andauernde Gewebsumbauphase. In den
letzten Jahren konnten bemerkenswerte Parallelen zwischen
Wundheilung und Krebsentstehung aufgezeigt werden, und
zwar sowohl auf zellulärer als auch auf molekularer Ebene. Dies
spricht dafür, dass Tumore die Mechanismen der Wundheilung
ausnützen, um ihr eigenes Wachstum zu begünstigen. Es ist daher von besonderem Interesse, die Gene zu identifi zieren und
funktionell zu charakterisieren, die sowohl die Wundheilung als
auch die Tumorbildung kontrollieren. Am Beispiel des Wachstums- und Differenzierungsfaktors Activin wird aufgezeigt, wie
dieser einerseits die Wundheilung und die daran anschliessende
Narbenbildung beeinflusst und gleichzeitig als Tumor-fördernder Faktor in der Haut wirkt.
S38 Dermatologie – ein facettenreiches Fach stellt sich vor. Entfaltungsmöglichkeiten in Wissenschaft und
Niederlassung
S38/05
Persönlicher Werdegang und Einblick in die Arbeit von
Dr. med. Klaus Strömer
Strömer K.1
1
Praxis, Mönchengladbach, Germany
Dr. Klaus Strömer berichtet aus seiner Arbeit als niedergelassener Dermatologe in einer typischen Versorgerpraxis. Neben der
medizinischen Arbeit wird ein Einblick in die Faktoren einer auch
wirtschaftlich erfolgreichen Praxisführung gegeben. Dazu gehören neben weiteren Personalführung, Praxisorganisation, Abrechnungsmodalitäten, Bürokratie, Umgang mit Krankenkassen und
KV. Der Referent zieht nach 20 Jahren Tätigkeit ein durchweg
positives Resümee für ein attraktives und selbstbestimmtes Berufsbild als Freiberufler.
Vorträge - Wissenschaftliche Sitzungen der Pharmazeutischen Industrie
Wissenschaftliche Sitzungen
der Pharmazeutischen
Industrie
Mittagsseminare
MS02 Merz Pharmaceuticals GmbH:
Ästhetik aktuell – Trends der minimal-invasiven Injektionsverfahren
MS02/01
Trends der minimal- invasiven Injektionsverfahren
Durani B.1
1
Dermatologische Praxis, Heidelberg, Germany
In letzter Zeit wird bei der Behandlung von Falten die direkte
Unterspritzung dieser Areale immer mehr verlassen. Stattdessen
setzt sich die tiefe Volumenaugmentation durch. Um sich den aktuellen Therapieformen zu nähern, sollte man sich den Alterungsprozess des Gesichts vergegenwärtigen.
Der Beitrag gibt praktische Hinweise zur ästhetischen Volumenbehandlung mit minimalinvasiven Injektionsverfahren im
Gesichtsbereich
MS13 AbbVie Deutschland GmbH &
Co. KG: Hidradenitis suppurativa –
zukünftige Therapiekonzepte
MS13/01
Neue konservative Therapieoptionen der Hidradenitis
suppurativa / Acne inversa
Zouboulis C.C.1,2
1
Städtisches Klinikum Dessau, Klinik für Dermatologie, Venerologie
und Allergologie / Immunologisches Zentrum, Dessau, Germany
2
European Hidradenitis Suppurativa Foundation e.V., Dessau, Germany
Hidradenitis suppurativa/Acne inversa (HS) ist eine chronisch rezidivierende Hauterkrankung, die üblicherweise nach der Pubertät auftritt
und vernarbend verlaufen kann. Sie manifestiert sich mit schmerzhaften, tief lokalisierten, entzündlichen Hautläsionen, die in Terminalfollikel- und apokrinen drüsenreichen Hautregionen auftreten, am
häufigsten in den Axillen sowie der Inguinal- und Anogenitalregion
(Dessauer Definition). HS hat einen erheblichen negativen Einfluss auf
die Lebensqualität der Patienten. Sie betrifft etwa 1% der Bevölkerung. Bisher stellte ein evidenzbasierter Ansatz nicht das Therapiestandard auch aufgrund des Fehlens von Behandlungsrichtlinien dar.
Basierend auf der deutschen und der europäischen Leitlinien für die
HS-Behandlung wird ein evidenzbasierter Ansatz vorgestellt, der Evidenzgrad (LOE) und Stärke der Empfehlung (SOR) umfasst. Die Diagnose soll von einem Dermatologen oder anderen Arzt mit Fachwissen
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
auf dem Gebiet der HS gestellt werden. Dem Patienten soll eine
adjuvante Therapie, nämlich Schmerztherapie, Gewichtsverlust, Raucherentwöhnung, Behandlung von Superinfektionen oder geeignete
Wundversorgung angeboten werden. Der behandelnde Arzt soll
auch mit der Schwerebewertung der Erkrankung, insbesondere der
Einteilung nach Hurley und der Physician Global Assessment vertraut
sein. Weitere Bewertungssysteme schließen den Sartorius-Score und
die HS Clinical Response (HiSCR), welche zur Beurteilung der Wirksamkeit der Behandlung am besten geeignet ist. Patienten-berichtete
Bewertungen schließen den DLQI und die Schmerzbeurteilung ein.
Bei Hurley-I (leichte HS) kann Clindamycin 1% Lotio lokal 2x/d für
12 Wochen (LOE 2B, SOR B) oder Tetracyclin 500 mg 2x/d po über
4 Monate (LOE 2B, SOR B) verabreicht werden. Bei Nichtansprechen
oder einem Stadium Hurley-II bis -III (mittelschwere bis schwere HS)
soll Tetracyclin 500 mg 2x/d po über 4 Monate oder Clindamycin
300 mg 2x/d plus Rifampicin 300 mg 2x/d po über 10 Wochen (LOE
3, SOR C) eingesetzt werden. Bei Verbesserung des klinischen Bildes
soll der Patient regelmäßig kontrolliert und beim Rezidiv erneut behandelt werden. Wenn der Patient mit Hurley-II bis -III trotz Therapie
keine Besserung zeigt, soll er mit Adalimumab [160 mg sc (Woche
0), 80 mg sc (Woche 2) und 40 mg sc ab Woche 3] (LOE 1B, SOR A)
behandelt werden. Beim Eintritt einer Besserung soll die Therapie auf
unbestimmte Zeit oder bis zur kurativen Operation beibehalten werden. Beim Nichtansprechen oder Verschlechterung findet die Zweitlinientherapie, wie Infliximab (LOE 2A, SOR B) oder Acitretin (LOE 3;
SOR C), Berücksichtigung. Als Drittlinietherapien werden Dapson,
Cyclosporin-A und Colchicin (LOE 4, SOR D) betrachtet. Die Wahl von
Wundverbränden folgt der klinischen Erfahrung (LOE 4, SOR D), da es
keine evidenzbasierte Studien gibt.
MS15 Biotest AG: Intravenöse
Immunglobuline in der Dermatologie
MS15/01
IVIG – Wirkmechanismen, Indikationen und neue Leitlinien
Enk A.1
1
Hautklinik der Ruprecht Karls-Universität, Heidelberg, Germany
Hochdosierte intravenöse Immunglobuline haben einen festen
Stellenwert in der Behandlung von Patienten mit therapierefraktären dermatologischen Autoimmunerkrankungen. Dieser Vortrag soll die anhand der neuen europäischen Leitlinien anerkannten Indikationen vorstellen. Ferner soll an Patientenbeispielen die
gute Wirksamkeit der Präparate gezeigt werden. Neue Erkenntniss zu den therapieentscheidenden Wirkmechanismen werden
in anschaulicher Form dargelegt.
MS26 Galderma Laboratorium: NMSC
Management
MS26/03
Daylight-PDT (DL-PDT) oder konventionelle LED-PDT (cPDT)
– Patientenprofile und Therapieauswahl
Philipp-Dormston W.G.1
1
Hautzentrum, Köln, Germany
61
Vorträge - Wissenschaftliche Sitzungen der Pharmazeutischen Industrie
Aktinische Keratosen (AK) stellen die häufigste Form des Carcinoma in situ der Haut dar. Für Europa wurden Prävalenzen von bis
zu 49% bei Männern und 28% bei Frauen berichtet, wobei die
Prävalenz mit zunehmendem Alter ansteigt. AK können in ein potenziell invasives spinozelluläres Karzinom (Spinaliom, Stachelzellkarzinom) übergehen, weshalb sie von europäischen und anderen
Therapierichtlinien als behandlungsbedürftig eingestuft werden.
Zur Therapie der AK ist die Photodynamische Therapie mit
Tageslicht (Daylight-PDT, DL-PDT) eine inzwischen etablierte Behandlungsmethode, welche u.a. in Australien bereits einen Zulassungsstatus erreicht hat. Besonders geeignet ist die DL-PDT für
Patienten mit milden bis moderaten AKs (Grad I-II) und großen
Behandlungsarealen, sowie für Patienten mit negativer Schmerzerfahrung bei der konventionellen PDT (cPDT) oder solche, die
einer wiederholten Feldtherapie bedürfen.
Die cPDT hat jedoch weiter ihren Stellenwert bei der Behandlung des Basalzellkarzinoms (low risk) und M. Bowen, bei
Hochrisikopatienten mit ausgeprägter Feldkanzerisierung oder
entsprechenden Schwergraden und bei Patienten bei denen der
Behandler z.B. aus Gründen der Compliance der Ansicht ist, das
eine kontrollierte Belichtung erforderlich ist. Auch ist die cPDT im
Gegensatz zur DL-PDT das ganze Jahr unabhängig von äußeren
Wettereinflüssen sinnvoll und möglich, wohin gegen die DL-PDT
in Mitteleuropa den Monaten April-Oktober vorbehalten bleiben
sollte.
Hämangiome zeigen ihr stärkstes Tumorwachstum meist
schon in den ersten 2(-3) Lebensmonaten und es kann hierbei zu
einer raschen und ausgeprägten Größenzunahme kommen. Eine
sehr frühzeitige Vorstellung betroffener Kinder bei spezialisierten und in der Behandlung erfahrenen Zentren ist daher extrem
wichtig, um mögliche Folgeschäden zu vermeiden. Für die Therapie steht, neben bisher angewendeten Verfahren, seit wenigen
Jahren neu und mittlerweile auch für die Behandlung zugelassen
mit dem Betablocker Propranolol ein hocheffektives Präparat zur
Verfügung, dass in den allermeisten Fällen zu einer raschen Rückläufigkeit behandlungsbedürftiger Hämangiome führt.
MS32 Pierre Fabre Dermo-Kosmetik
GmbH: Ducray oder HI
Handekzeme sind in der überwiegenden Anzahl der Fälle polyfaktoriellen Ursprungs.
Obwohl morphologische Hinweise zur Unterscheidung von
allergischen und nichtallergischen Ekzemen bestehen können, ist
die Ätiopathogenese von Handekzemen blickdiagnostisch nicht
mit hinreichender Sicherheit festzustellen, zumal bei der Mehrheit von Handekzemen mehrere Auslösefaktoren zusammenwirken. Daher wird bei allen Handekzemen mit einer Bestandsdauer
>3 Monate leitlinienkonform im Rahmen der Stufendiagnostik der
Ausschluss einer Kontaktallergie mittels Epikutantestung gefordert.
Zur Abklärung eines beruflichen Handekzems ist neben der
Epikutantestung der Standardepikutantestreihe eine anamnesebezogene Testung von Berufskontaktstoffen, die in Spezialtestreihen zusammengefasst sind, und patienteneigenen Berufssubstanzen erforderlich. Als Kontaktallergene der Standardreihe mit
einem deutlich erhöhten Risiko für die Entwicklung eines beruflichen Kontaktekzems konnten kürzlich Thiuram-Mix (Gummiakzeleratoren), Epoxidharz (Kunstharz), Mercaptobenzothiazol und
-Derivate (Gummiakzeleratoren) sowie IPPD (Gummialterungsschutz in Schwarzgummi (z.B. Autoreifen)), gefolgt von einer
Reihe von Bioziden identifiziert werden. Die ausschließliche Epikutantestung der Standardreihe ist in aller Regel zum Ausschluss
einer beruflich relevanten Typ IV-Allergie nicht ausreichend. Aktuelle Daten aus dem eigenen Handekzemkollektiv, DKG und IVDK
werden vorgestellt.
MS32/03
Die Bedeutung der Früherkennung und -Behandlung infantiler Hämangiome. Ein fachdisziplinübergreifendes Thema
Pleimes M.1
1
Praxis für Kinder- und Jugenddermatologie, Heidelberg, Germany
Obwohl bei Geburt oft nicht erkennbar entwickeln sich bei bis
zu 10% aller Kinder im ersten Lebensjahr ein oder mehrere Hämangiome. Diese grundsätzlich gutartigen Gefäßtumore manifestieren sich meist in den ersten Lebenswochen, sind aber auch
hin- und wieder schon als diskrete Vorläuferläsionen am ersten Lebenstag sichtbar. Da es nach einer Proliferations- und Plateauphase fast immer zu einer spontanen Rückbildung der Gefäßtumoren
kommt, ist nur ein kleiner Teil der Hämangiome behandlungsbedürftig – vor allem dann, wenn Funktionseinschränkungen wichtiger Organe (Obstruktion: Augen-, Nasen-, Lippenhämangiome,
anogenitale, tracheale Hämangiome) oder Komplikationen wie
Ulzerationen drohen oder bleibende Entstellungen oder eine kardiovaskuläre Belastung zu erwarten sind, wie bei ausgedehnten
segmentalen Hämangiomen.
62
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
MS36 Stiefel, ein Geschäftsbereich
von GSK: Handekzem aktuell – was
gibt es Neues?
MS36/03
Neue Daten: Allergologische Diagnostik zwischen Anspruch
und Wirklichkeit
Mahler V.1
1
Hautklinik Universitätsklinikum, Erlangen, Germany
Diaklinik - die interessantesten Fälle aus der Welt der Dermatologie
Diaklinik – die interessantesten Fälle
aus der Welt der Dermatologie
DK01/01
Eruptive pruritische papulöse Porokeratose: Fall eines klinischen Simulators einer Prurigo nodularis
Riepe C.1, Magnolo N.1, Metze D.1, Zeidler C.1, Ständer S.1
1
Universitätsklinikum Münster, Münster, Germany
Einleitung: Die eruptive pruritische papulöse Porokeratose ist
eine seltene bisher nur ca. 15 Mal beschriebene Variante der Porokeratose. Sie entsteht vorzugsweise bei Frauen an lichtexponierter
Haut und ist geprägt von rekurrierenden Episoden von mildem
bis schwerem Pruritus mit intermittierender Spontanremission.
Wir schildern einen Patienten mit schwerem Pruritus und chronischen Kratzläsionen, die die Porokeratose überlagerten.
Case: Ein 54-jähriger Patient stellte sich mit seit 12 Jahren bestehenden juckenden Hautveränderungen vor. Initial bestanden
diese an den Unterschenkeln; nun zeigen sich disseminierte pruriginöse Knoten und einzelne erythematöse Papeln mit leichter
zentraler Atrophie und einer Hornleiste. Auf der visuellen analog
Skala (VAS; 0–10) wird die Intensität des Pruritus mit 8 Punkten
bewertet. Zudem berichtet der Patient über Brennen, Stechen
und schmerzende Sensationen. Eine UV- Therapie, externe Steroide und Antihistaminika wurden erfolglos angewendet. Eine histologische Untersuchung zeigte eine Prurigo nodularis auf dem Boden einer Porokeratose mit charakteristischer kornoider Lamelle.
Eine symptomatische Therapie mit Gabapentin bis zu 1800mg/d
wurde zur Unterbrechung des Pruritus eingeleitet.
Schlussfolgerung: Die eruptive pruritische papulöse Porokeratose ist selten und durch Pruritus, gelegentlicher Entzündung
und Entwicklung von Neoplasien gekennzeichnet. Bei unserem
Patienten war der Pruritus schwer, so dass es zu permanenten
Kratzen und Ausbildung einer Prurigo nodularis kam. Diese
maskierte die Porokeratose und erschwerte die Diagnosestellung.
Es wird vermutet, dass durch die entzündliche Komponente dieser Porokeratose-Variante der Pruritus erklärbar ist.
DK01/02
Beidseitiges Zygophym – sehr seltene Manifestation einer
Phymbildung bei Rosacea
Hofmann W.1, Kaufmann R.1, Meissner M.1
1
Uniklinik Frankfurt, Zentrum für Dermatologie, Venerologie und
Allergologie, Frankfurt, Germany
Phyme (griechisch Phyma: Schwellung, Knolle) treten im fortgeschrittenen Stadium einer Rosacea auf und sind für die Patienten
mit erheblichen sozialen Belastungen verbunden. Während die
initialen Stadien der Rosacea meist Frauen betreffen, kommen
Phymbildungen eher bei Männern zwischen 40. und 60. Lebensjahr vor. Am häufigsten ist das Rhinophym (Nase), gefolgt von
Otophym (Ohren), Gnatophym (Kinn), Metophym (Stirn) und
Blepharophym (Lider). Phymbildungen der Wangen, sog. Zygophyme sind so selten, dass sie in den gängigen deutschsprachigen dermatologischen Nachschlagewerken gar nicht beschrieben
sind und selbst die Pubmed-Recherche nur eine Veröffentlichung
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
DOI: 10.1111/ddg.12656
aus dem Jahr 2007 – mit einem parallel bestehenden Rhinophym
– ergab. Wir stellen einen 45-jährigen Mann mit ausgeprägten
beidseitigen, erythematös-teigigen, teils tumorartigen Bindegewebshyperplasien der Wangen vor, aufgetreten ca. 4 Jahre nach
diagnostizierter Rosacea. Bis auf einen arteriellen Hypertonus
lagen keine Vorerkrankungen vor. Der Patient war Nichtraucher
und gab an, nur gelegentlich Alkohol zu konsumieren. Bemerkenswert war der isolierte Befall beiden Wangen mit weitest gehender Aussparung der Nase, des Kinns und der Stirn. Wir möchten diese seltene Manifestation einer isolierten Phymbildung
beider Wangen mit unserem individuellen Behandlungskonzept,
begonnen mit der Kombination aus Lokal- und Systemtherapie
bis hin zur Dermabrasion in Kombination mit Erbium-Laserablation, präsentieren.
DK01/03
Retikuläre und Lentigo-artige Hyperpigmentierungen bei
einer Patientin mit Morbus Dowling-Degos und einer Mutation des POGLUT1 Gens
Booken N.1,2, Böer-Auer A.1, Wolf S.3, Betz R.C.3, Leverkus M.2
1
Dermatologikum Hamburg, Hamburg, Germany
University Medical Centre Mannheim, University of Heidelberg,
Department of Dermatology, Mannheim, Germany
3
University of Bonn, Institute of Human Genetics, Bonn, Germany
2
Innerhalb des Spektrums von Erkrankungen mit hereditären umschriebenen retikulären Hyperpigmentierungen konnten in den
letzten Jahren immer schneller genetisch definierte Zuordnungen erfolgen. Der autosomal dominante Morbus Dowling-Degos
(MDD) wird durch Mutationen im KRT5-Gen ausgelöst, ebenso
der früher abgegrenzte Morbus Galli-Galli. Es konnten Patienten
ohne KRT5-Mutationen mit eher Extremitäten-betonten lokalisierten Hyperpigmentierungen beschrieben werden, bei denen
kürzlich Mutationen in POGLUT1 (Protein O-Glucosyltransferase
1) identifiziert werden konnten. Bei Patienten mit akraler Lokalisation der Hyperpigmentierungen sind Mutationen in POFUT1
(Protein O-Fucosyltransferase 1) beschrieben.
Wir berichten über eine 54-jährige Patientin, bei der seit
dem 35. Lebensjahr zunehmende Hyperpigmentierungen in den
großen Körperbeugen auftraten, mit langsamer Progredienz von
großflächigen, hyperpigmentierten Lentigo-artigen Maculae an
den Oberschenkeln und dem unteren Stamm. Die histopathologischen Untersuchungen zeigten eine Akanthose mit ausgezogenen Reteleisten sowie eine ausgeprägte suprabasale Akantholyse. Es erfolgten molekulargenetische Untersuchungen von KRT5
sowie POGLUT1. Bei unserer Patientin konnte eine bislang nicht
beschriebene pathogene Mutation in POGLUT1 (c.130G>T;p.
Glu44*) nachgewiesen werden.
Unsere Ergebnisse stützen die Hypothese, dass es verschiedene klinisch abgrenzbare Varianten retikulärer Pigmentdermatosen gibt, deren genetische Basis in Mutationen von KRT5, POFUT1,
und POGLUT1 liegt. Durch den Nachweis einer Mutation in POGLUT1 bei unserer Patientin und klinisch disseminiertem und Lentigo-artigem Verteilungsmuster unter Beteiligung der Extremitäten
unterstützen unsere Befunde diese Einschätzung. So könnte dieses Verteilungsmuster mit Nachweis von POGLUT1-Mutationen
eine eigene Entität darstellen. Umfangreichere Genotyp/Phänotyp Korrelationen an gesammelten Patientenkollektiven werden
dies aufklären können.
63
Diaklinik - die interessantesten Fälle aus der Welt der Dermatologie
DK01/04
Berti's Lymphoma – ein aggressives kutanes T-Zell Lymphom
Lodin T.1, Pullmann-Tesch S.1, Assaf C.1
1
HELIOS Klinikum Krefeld, Klinik für Dermatologie und Venerologie,
Krefeld, Germany
Ein 52-jähriger Patient stellte sich in unserer Ambulanz mit seit ca.
2 Jahren bestehenden, gering juckenden befundprogredienten
Hautveränderungen vor. Eine Hautbiopsie sei bereits ambulant
entnommen worden mit histopathologischem Befund einer Parapsoriasis en plaques.
Klinisch imponierten stammbetonte blasserythematöse Makulae und einzelne Plaques.
Unter Kombination von potenten topischen Glukokortikosteroiden mit Bade-PUVA und MTX 15mg/Woche p.o. kam es zu
einem deutlichen Progress.
In neuerlich entnommenen Hautbiopsien imponierte ein
lichenoides epidermotropes Infiltrat atypischer CD8-positiver
T-Zellen.
In Zusammenschau der Klinik, des aggressiven Verlaufes und
der histopathologischen wie immunhistochemischen Befunde
stellten wir die Diagnose eines primär kutanen aggressiven CD 8+
epidermotropen T-Zell-Lymphoms (Berti's Lymphoma).
Das Berti's Lymphoma ist ein seltenes, primäres T-Zell-Lymphom der Haut, bei dem die Tumorzellen den Phänotyp zytotoxischer T-Lymphozyten mit Expression von CD3 und CD8 aufweisen. Ein Charakteristikum dieser seltenen Lymphomerkrankung
ist der gut definierte aggressive Verlauf. [1, 2]
Unter der dann erfolgten zytostatischen Therapie mit Gemcitabin 1200 mg/m2 KOF nach Standard (Tag 1, 8, 15) war ein
gutes und rasches Ansprechen zu verzeichnen.
CD4+ Helfer T-Zellen dar, welche normalerweise in den Keimzentren der B-Zell Follikel zu finden sind und eine Rolle bei der Differenzierung von B-Zellen spielen.
08/2013 stellte sich in unserer Klinik eine Patientin mit disseminierten multiplen erythematösen Tumorknoten v.a. am Stamm
und den oberen Extremitäten vor. Die zuvor durchgeführte PET/
CT-Untersuchung zeigte neben einem generalisierten kutanen
Lymphombefall auch einzelne FDG-positive Lymphknoten thorakoabdominal sowie FDG-positive Lungenveränderungen. Die Patientin berichtete über eine rasche Progredienz seit dem erstmaligen Auftreten von Hautveränderungen im Brustbereich 02/2013.
In der durchgeführten Lymphknotensonographie fanden sich
lymphomtypische Lymphknoten inguinal links und axillär rechts.
Im Immunstatus fand sich eine absolute Verminderung der CD4+
T-Lymphozyten sowie der B-Zellreihe. Der CD4/CD8-Quotient
betrug 0,48. Zur weiteren histologischen Einordung erfolgte die
Exzision eines Tumorknotens vom linken Unterarm. Hierbei zeigte
sich das Bild eines klein- bis mittelgroßzelligen T-Zell Lymphoms
mit charakteristischer Morphologie unter Beteiligung von B-Lymphozyten. In der immunhistologischen Aufarbeitung exprimierten die Zellen als besonderes Merkmal PD1, CD10, BCL6 und
konnten somit TFH -Zellen zugeordnet werden.
Das besondere klinische Bild des follikulären Helfer T-Zell
Lymphoms als mögliche neue Lymphomentität möchten wir
mit dieser Fallpräsentation für den deutschsprachigen Raum
darstellen.
DK02/01
Dermatitis artefacta durch Deospray – eine Fallserie von drei
jungen Patienten
Pföhler C.1, Niclou M.1, Vogt T.1, Müller C.S.L.1
1
Literatur:
[1]
[2]
Berti E et al. (1999) Primary cutaneous CD8-positive epidermotropic cytotoxic T cell lymphomas. A distinct clinicopathological entity with an aggressive clinical behavior. Am J Pathol 155:
483–492
Berti E et al. (2014) Aggressive Epidermotropic Cutaneous
CD8+ Lymphoma: A cutaneous lymphoma with distinct clinical and pathological features Report of an EORTC Cutaneous
Lymphoma Task Force Workshop. Histopathology. 2014 Jan 18.
doi: 10.1111/his.12371
DK01/05
Primär kutanes follikuläres Helfer T-Zell Lymphom – eine
neue Entität?
Stranzenbach R.1, Stadler R.1
1
Johannes Wesling Klinikum, Dermatologie, Minden, Germany
Die französische Lymphomgruppe um M. Bagot beschrieb 2012
das primär kutane follikuläre Helfer T-Zell Lymphom im Rahmen
einer Fallserie mit 5 Patienten als mögliche neue Entität. Bei diesen peripheren Lymphomen findet sich neben dem klonalen
T-Zell Infiltrat eine Ansammlung reaktiver B-Zellen. Die neoplastischen T-Zellen weisen hierbei das charakteristische Markerprofil
follikulärer Helfer T-Zellen (TFH) auf (CD3, CD4, CD10, CXCR5,
Bcl-6, PD-1 und ICOS). TFH -Zellen stellen eine Untergruppe der
64
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Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Homburg/Saar, Germany
Die Dermatitis artefacta stellt eine nicht einfach zu diagnostizierende Dermatose dar. In der Regel verneinen die Patienten sich
die Hautveränderungen selbst zugefügt zu haben. Die Morphe
der Läsionen umfasst Kratzexkoriationen, Schnitte und Veränderungen durch Applikation von chemischen Substanzen, Hitze
oder Kälte. Wir berichten über drei Patienten, die sich mit teils
blasigen, teils nekrotischen Veränderungen vorstellten. Anamnestisch seien die Läsionen über Nacht aufgetreten, wobei keine
Angaben zur Entstehung gemacht wurden. In allen Fällen bestand bis auf lokale Schmerzen oder Juckreiz subjektives und objektives Wohlbefinden ohne weitere Krankheitszeichen. In zwei
von drei Fällen fiel eine bevorzugte unilaterale Lokalisation auf,
stets fanden sich die Läsionen an Stellen, die durch die Patienten
gut erreicht werden konnten. Klinisch kamen u.a. bullöse Iktusreaktionen, ein bullöser Lupus erythematodes, eine fixe toxische
Arzneimittelreaktion mit Erosion, eine bullöse Staphylodermie/
Impetigo sowie eine Artefaktdermatitis in Betracht. Die feingewebliche Untersuchung ergab jeweils eine subepidermale Blase
mit erhaltenen Reteleisten und kompletter Epidermisnekrose. In
Zusammenschau der Befunde wurden die Patienten mit der Diagnose einer Artefaktdermatitis konfrontiert. In allen Fällen wurde
schließlich die artifizielle Genese der Veränderungen eingeräumt.
Diese waren konkret durch anhaltende Applikation eines Spraydeodorants mit der Folge eines Kältetraumas erzeugt worden.
In allen Fällen bestand eine psychische Belastungssituation, die
Diaklinik - die interessantesten Fälle aus der Welt der Dermatologie
einer Behandlung bedurfte. Im Falle von Hautveränderungen,
die eine ungewöhnliche, oft blasige Morphe aufweisen, über
Nacht entstehen sowie an gut erreichbaren Körperstellen lokalisiert sind muss an eine Dermatitis artefacta gedacht werden.
Überzufällig häufig sind psychische Belastungen ein Auslöser für
das selbstschädigende Verhalten der oft jugendlichen Patienten.
Eine Zusammenarbeit mit Psychiatern und Psychologen ist notwendig.
DK02/02
Zinkmangeldermatitis – eine wichtige Differentialdiagnose
in der Geriatrie
Hosp C.1, Kerstan A.1, Goebeler M.1, Trautmann A.1
1
Universitätsklinikum Würzburg, Dermatologie, Würzburg, Germany
Die chronische Zinkmangeldermatitis manifestiert sich klinisch
mit therapieresistenten ekzematösen und psoriasiformen Effloreszenzen. Sekundäre bakterielle und mykotische Infektionen können die Diagnose verschleiern.
Zink ist ein essentielles, mit der Nahrung zugeführtes Spurenelement. Als zentraler Bestandteil von zahlreichen Enzymen der
Proteinbiosynthese wie z.B. der DNA- und RNA-Polymerase ist
Zink für Zellproliferation und -regeneration von Bedeutung. Malabsorption, parenterale Ernährung und katabole Stoffwechsellage sind die häufigsten Ursachen für eine Zinkmangeldermatitis
bei geriatrischen Patienten.
Wir berichten über eine 91-jährige pflegebedürftige Diabetikerin mit therapierefraktären großflächigen ekzemartigen
Läsionen, die vor allem auch intertriginös lokalisiert waren. Eine
topische antimykotische Therapie bei Nachweis von Candida albicans war erfolglos. Die Zinkbestimmung im Serum zeigte dann
erniedrigte Zinkspiegel. Erst nach oraler Zinksubstitution wegen
signifikant erniedrigtem Serumzink besserte sich das klinische Erscheinungsbild innerhalb weniger Tage, nach wenigen Wochen
kam es zur vollständigen Abheilung.
Aufgrund des demographischen Wandels wird die Prävalenz
des erworbenen/nutritiven Zinkmangels in Zukunft eher ansteigen und die Bedeutung einer frühzeitigen Diagnose und Therapie
der Zinkmangeldermatitis zunehmen.
DK02/03
Klinischer Verlauf einer bullösen diffusen kutanen
Mastozytose
Zink A.1, Grosber M.1, Kelendjian S.1, Biedermann T.1, Brockow K.1
1
Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am Biederstein, Technische Universität München, München, Germany
Die diffuse kutane Mastozytose ist eine seltene Erkrankung der
Mastzellen, die in vielen Fällen übersehen wird. Ein 6 Monate altes Mädchen wurde mit großflächig konfluierenden Blasen
am gesamten Körper einhergehend mit Diarrhoe und Erbrechen überwiesen. Vorausgegangen waren zwei Episoden mit
identischem Beschwerdebild, die jeweils erfolglos mit der Verdachtsdiagnose eines Staphylococcal Scalded Skin Syndromes
antibiotisch behandelt wurden. Die bei Aufnahme entnommene
Gewebeprobe zeigte zahlreiche Mastzellen. Der hierauf gemessene Tryptasespiegel zeigte sich oberhalb des Messbereichs von
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2000 ug/l massiv erhöht, so dass die Diagnose einer diffusen
kutanen Mastozytose gestellt wurde. Unter systemischer Behandlung mit Glukokortikoiden, antibiotischer Prophylaxe von Sekundärinfektionen sowie lokaler Wundtherapie der Blasen zeigte sich
ein rasches Abklingen der Beschwerden. In den darauffolgenden
Jahren stellte sich die Patientin regelmäßig in unserem Mastozytose Zentrum vor und es zeigte sich eine deutliche Verbesserung
der Haut ohne weiteres Auftreten von Blasen sowie eine deutliche
Verbesserung der gastrointestinalen Beschwerden. Parallel dazu
kam es zu einem kontinuierlichen Abfall des Tryptasespiegels bis
auf 26,8 ug/l bei der letzten Vorstellung. Heute ist die Patientin
14 Jahre alt und gibt keinerlei Einschränkungen durch die Erkrankung im Alltag an. Vielmehr betreibt sie als Hochleistungssportlerin sehr erfolgreich Triathlon mit mehreren regionalen und landesweiten Siegen in ihrer Altersgruppe. Dieser gutartige Verlauf
einer diffusen kutanen Mastozytose ist typisch bei Kindern. Nach
dem oft ausgeprägten Beschwerdebild in der initialen Phase zeigt
sich mit zunehmendem Alter dann ein deutliches Abklingen der
Symptome.
DK02/04
Metastatischer Morbus Crohn des Kapillitiums – eine
außergewöhnliche kutane Manifestationsform
Weiß K.T.1, Hohenleutner S.1
1
Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für
Dermatologie, Regensburg, Germany
Wir berichten über einen 21-jährigen Patienten, bei dem im Jahr
2010 die Erstdiagnose eines Morbus Crohn gestellt wurde. Etwa
zwei Monate vor der Erstvorstellung in unserer Klinik seien Knoten mit begleitendem Haarverlust im Bereich der Kopfhaut aufgetreten. Die vorherige immunsuppressive Therapie, bestehend
aus Azathioprin und Adalimumab, sei vor etwa vier Monaten auf
Azathioprin-Monotherapie 100 mg/d reduziert worden. Zudem
komme je nach Bedarf Prednisolon per os zum Einsatz.
Bei der körperlichen Inspektion zeigten sich am Kapillitium
mehrere, bis zu 3,5 cm messende, pralle, kutan-subkutan palpable Knoten. Im Bereich der Läsionen fand sich ein Haarverlust.
Es erfolgte die Entnahme einer Probebiopsie aus einem Knoten parietal rechts. Bei Injektion des Lokalanästhetikums kam es
zu einer zunehmenden Erhabenheit und weißlichen Verfärbung
benachbarter Knoten, die über Fistelgänge miteinander verbunden schienen.
In der histologischen Untersuchung ergab sich in den tiefen
Dermisanteilen angrenzend zur Subkutis eine granulomatöse Entzündungsreaktion mit Nachweis von Riesenzellen. Zudem fand
sich eine granulomatöse Perivaskulitis.
Wir stellten die Diagnose eines metastatischen Morbus Crohn
und empfahlen eine Intensivierung der immunsuppressiven Therapie sowie die topische Anwendung von Clobetasolpropionat.
Der Begriff „metastatischer Morbus Crohn“ (MCD) ist defi niert als kutane granulomatöse Beteiligung bei gleichnamiger
Erkrankung ohne direkte Verbindung zum Gastrointestinaltrakt. Er stellt eine seltene extraintestinale Manifestation dar
und ist in der Regel periorifi ziell im Gesicht oder anogenital
lokalisiert.
Der MCD tritt meist bei Patienten mit Kolonbeteiligung unabhängig von der intestinalen Aktivität auf. Differentialdiagnostisch
ist er von anderen granulomatösen Erkrankungen abzugrenzen.
65
Diaklinik - die interessantesten Fälle aus der Welt der Dermatologie
Im vorliegenden Fall handelt es sich um eine außergewöhnliche Manifestationsform der bekannten Autoimmunerkrankung,
die einer interdisziplinären Diagnostik und Therapie bedarf.
DK02/05
Lebensbedrohlicher Pemphigus vulgaris: eine
interdisziplinäre Herausforderung
Mook S.-C.1, Shimanovich I.1, Schumacher N.1, Zillikens D.1,
Schmidt E.1
1
Universität zu Lübeck, Klinik für Dermatologie, Allergologie und
Venerologie, Lübeck, Germany
Bei Exazerbation eines seit zwei Jahren bestehenden Pemphigus
vulgaris (>70% der Körperoberfläche betroffen) wurde der 69jährige Patient per Hubschrauber zu uns verlegt. Klinisch zeigte
sich der Patient in schlechtem Allgemein- und kachektischem
Ernährungszustand. Mehr als 70% der Körperoberfläche waren
erosiv mit z.T. gelblich-fribrinösen Belägen. Zudem bestanden
ausgedehnte Erosionen der Mundschleimhaut einschließlich
Zunge und Lippen. Im ELISA zeigten sich hohe Serumspiegel
von Anti-Desmoglein (Dsg) Antikörpern (Dsg 1 1045 U/ml; Dsg
3 3572 U/ml). Wir leiteten eine komplexe Immunsupression/ Immunmodulation bestehend aus zunächst Plasmapherese, Protein
A Immunadsorption, i.v. Dexamethason-Pulsen und Mycophenolatmofetil ein, gefolgt von Prednisolon p.o. (bis zu 2,5 mg/
kg/d), Immunadsorption, hochdosierten IVIG und Rituximab.
Im Verlauf kam es zu lebensgefährlichen Komplikationen wie
Sepsis, CMV-Infektion und intensivmedizinischer Betreuung wie
bei schwer brandverletzten Patienten einschließlich 8-tägiger
maschineller Beatmung und Dialyse. Wegen der ausgedehnten
Schleimhautläsionen musste der Patient insgesamt über einen
Zeitraum von 10 Wochen parenteral ernährt werden. Unter intensiver Lokal- und Physiotherapie konnte er nach über 5 Monaten in
eine 3-wöchige stationäre Rehabilitation überführt werden. Danach führte eine i.v. Dexamethason-Pulstherapie in Kombination
mit IVIG über die nächsten 6 Monaten zur kompletten klinischen
Remission und deutlichem Abfall der Serumautoantikörperspiegel
(Dsg 1 normwertig; Dsg 3 128 U/ml). Der vorliegende Fall zeigt
eindrücklich, dass trotz des deutlich erweiterten therapeutischen
Spektrums der Pemphigus vulgaris lebensbedrohlich verlaufen
kann und der optimalen interdisziplinären Betreuung eine entscheidende Rolle bei der erfolgreichen Behandlung zukommt.
DK03/01
Dermatitis exfoliativa (Staphylococcal Scalded Skin Syndrome) bei einem Frühgeborenen
Schmid C.P.1, Wiedemann K.2, Hamm H.1, Wirbelauer J.2
1
Klinik und Poliklinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg, Germany
2
Kinderklinik und Poliklinik, Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg, Germany
Die Dermatitis exfoliativa (Staphylococcal Scalded Skin Syndrome, SSSS) wird durch die hämatogene Aussaat exfoliativer Toxine
bestimmter Staphylococcus-aureus-Stämme verursacht. Die Toxine bewirken die Spaltung von Desmoglein 1, der eine Blasenbildung unterhalb des Stratum corneum folgt.
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Ein männliches, hypotrophes Frühgeborenes (Geburtsgewicht 1065 g, Gestationsalter 30+5) entwickelte am 14. Lebenstag eine periorale Staphylodermie, die über 6 Tage Antibiogramm-gerecht mit Cefotaxim und Vancomycin intravenös
behandelt wurde. Nach einem symptomfreien Intervall bildeten
sich am 26. Lebenstag erneut Pusteln an Naseneingang und
Wange. Innerhalb weniger Stunden kam es zur disseminierten,
histologisch bestätigten Ablösung der obersten Epidermislagen
ohne Schleimhautbeteiligung. Das Nikolski-Zeichen war positiv.
Durch sofortige intravenöse Kombinationstherapie mit Cefotaxim, Flucloxacillin und Clindamycin, adäquate Analgesie und topische desinfizierende Maßnahmen ließ sich ein rasches Sistieren
der Exfoliation mit Besserung des Allgemeinbefindens erreichen.
Fieber oder systemische Infektionszeichen bestanden zu keinem
Zeitpunkt. In den bakteriologischen Abstrichen von Nase und
Pusteln war ein Exfoliatin-A-produzierender Staphylococcus-aureus-Stamm nachweisbar (Institut für Mikrobiologie und Hygiene
der Universität Würzburg und Nationales Referenzzentrum für
Staphylokokken Wernigerode). Als Auslöser des SSSS wurde ein
bei Anlage einer nasalen Magensonde entstandenes Mikrotrauma mit Verschleppung der nasalen Keimbesiedlung am Tag des
Rezidivs angenommen.
Ein SSSS wird bei Frühgeborenen selten, jedoch ungleich
häufiger als bei Reifgeborenen beobachtet. Ursächlich hierfür
könnten noch fehlende Antikörper gegen exfoliative Toxine sein.
Aufgrund lebensbedrohlicher Komplikationen wie Sepsis, Pneumonie und Elektrolytstörungen ist eine schnelle Diagnose und
umgehende Einleitung antibiotischer und intensivmedizinischer
Maßnahmen erforderlich.
DK03/02
Hyperkeratotisch-rhagadiformes Handekzem bei Lipoidproteinose
Schirra A.1, Enk A.1
1
Universitäts-Hautklinik Heidelberg, Heidelberg, Germany
Eine 52-jährige Patientin stellte sich mit rezidivierenden Wundheilungsstörungen sowie stark juckenden Effloreszenzen palmar
beidseits vor. Klinisch zeigten sich Hyperkeratosen, Rhagaden auf
flächigen erythematösen Ekzemherden. Bei genauerer klinischer
Untersuchung fielen neben multiplen kleinen offenen Rissen an
den Extremitäten eine deutliche Verdickung des Zungenbändchens, eine Makroglossie sowie bandförmig angeordnete Papeln
an den Unterlidkanten auf. Eine heisere Stimme bestünde bereits
seit Geburt.
Die histologische Untersuchung zeigte eine flächige Hyperparakeratose, eine Spongiose sowie in der PAS-Färbung deutliche Hyalinablagerungen subepidermal sowie im Bereich der
Gefäßwände. Wir stellten somit die Diagnose eines hyperkeratotisch-rhagadiformen Handekzems bei Lipoidproteinose.
Die Lipoidproteinose ist eine autosomal rezessiv vererbte
Genodermatose. Sie ist gekennzeichnet durch kontinuierliche
Vernarbung und Infiltration von Haut und Schleimhäuten bei
zugrundeliegender loss of function Mutation im ECM1-Gen auf
Chromosom 1q21.2. Eine Überproduktion nicht-kollagener Proteine ist für die typische Klinik mit Ablagerung von hyalinhaltigem
Material z. B. in der Zunge oder auch im Larynx verantwortlich,
was zur Dysphonie führt, jedoch auch eine zunehmende Atemproblematik nach sich ziehen kann. Pathognomonisch ist die
Diaklinik - die interessantesten Fälle aus der Welt der Dermatologie
moniliforme Blepharosis (perlenschnurartige Aufreihung kleiner
Papeln an den Lidkanten). Bisher existieren hinsichtlich der Therapie lediglich experimentelle Ansätze (z. B. Retinoide, D-Penicillamin, Steroide).
Bei unserer Patientin wurde eine homozygote Mutation im
Exon 6 des ECM1-Gen nachgewiesen. Aktuell erstreckt sich unser
Therapieregime auf die Einleitung einer Retinoid-Behandlung mit
Alitretinoin in einer Dosierung von 30mg/Tag, ergänzt durch die
intensivierte Lokaltherapie der offenen Wunden, in Kombination
mit einer Creme-PUVA Behandlung der Hände. Hierunter kam es
bisher zu einer deutlichen Verbesserung des Lokalbefundes.
DK03/03
Eiswasser und Ventilatoren: Komplizierter Verlauf einer
Erythromelalgie
Birk J.1, Zimmermann M.2, Meissner M.1, Ochsendorf F.1,
Kaufmann R.1, Valesky E.M.1
1
Universitätsklinikum Frankfurt, Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Frankfurt, Germany
2
Universitätsklinikum Frankfurt, Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie, Frankfurt, Germany
Hintergrund: Die Erythromelalgie ist eine seltene und häufig
schwer therapierbare Erkrankung. Exzessive Kälteexpositionen
können zusätzlich zu einem komplizierten Verlauf führen.
Fallbericht: Ein 56-jährigen Patienten stellte sich mit stark
schmerzhaften Rötungen, Schwellungen und einer ausgeprägten Wärmeempfindlichkeit an beiden Unterschenkeln und Füßen
vor. Eine Linderung der Beschwerden wurde nur durch tägliche
Eiswasserbäder (> 12h/Tag) und den Einsatz von Ventilatoren
erreicht. Diese regelmäßigen und extremen Kälteexpositionen
führten zusätzlich zu Ulzerationen an Zehen, Fußrücken und Unterschenkeln. Sämtliche Versuche einer lokalen Behandlung und
intensivierten Schmerztherapie mit Opioid- und Koanalgetika
scheiterten. Zur Durchbrechung des Circulus vitiosus (Kausalgie-Eiswasserkühlung-Kälteschäden-Schmerzen) wurde als Ultima ratio eine Periduralanästhesie mit Ropivacain durchgeführt.
Es kam zu einem sofortigen Sistieren der Schmerzen. Eine Kühlung war nicht mehr erforderlich und die durch die Kälteeinwirkung entstandenen Ulzerationen heilten ab. Im weiteren Verlauf
wurde bei gutem klinischen Ansprechen zunächst eine temporäre
(Grenzstrangblockade mit Lokalanästhesie) und anschließend die
dauerhafte Sympathikolyse (Grenzstrangblockade mit Alkohol)
durchgeführt.
Schlussfolgerung: Die lumbale Sympathikolyse kann als
Therapieoption bei schweren Verläufen eingesetzt werden. Neben der analgetischen Wirkung kommt es durch die Sympathikusblockade auch zu einer Unterbrechung der autonomen Dysregulation, die bei der Erythromelalgie mitursächlich ist.
DK03/04
Transplantation einer fixen Arzneireaktion – Einblicke in das
residente Immunsystem der Haut
Roenneberg S.1, Garzorz N.1,2, Brockow K.1, Eyerich K.1,2,
Biedermann T.1
1
Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am Biederstein, Technische Universität München, München, Germany
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
2
ZAUM – Zentrum Allergie & Umwelt, Technische Universität München, Helmholtz-Zentrum München, München, Germany
Wir präsentieren einen Fall von transplantiertem Immungedächtnis der Haut.
T-Lymphozyten persistieren nicht nur in lymphatischem Gewebe wie Lymphknoten und Milz, sondern in großer Zahl auch in
der Haut, wo sie Immunreaktionen hervorrufen und unterhalten
können, ohne dass T-Lymphozyten aus dem peripheren Blut rekrutiert werden müssen.
Eine 77-jährige Patientin stellte sich mit einem Arzneiexanthem vor. Dieses trat im Rahmen einer Chemotherapie aus
Rituximab/Bendamustin und Temsirolimus unter Prophylaxe mit
Cotrim forte (Sulfamethoxazol+Trimethoprim) und Valaciclovir
auf. Die Hautveränderungen fanden sich im Bereich der rechten
Leiste und am Abdomen im Sinne einer fixen Arzneireaktion, zudem isoliert auf dem Vollhaut-Transplantat der rechten Ellbeuge,
welches im Anschluss an ein toxisches Paravasat 2011 aus der
rechten Leiste transplantiert worden war.
Wir behandelten die Patientin mit Soludecortin H 150 mg
in ausschleichender Dosierung und empfahlen zukünftig auf die
Gabe von Valaciclovir und Cotrim forte zu verzichten und die
Chemotherapie unter prophylaktischer Prämedikation mit 50
mg Prednisolonäquivalent 13, 7 und 1 Stunde vor Chemotherapie-Gabe fortzuführen. Die nachfolgenden Chemotherapiezyklen
wurden von der Patientin problemlos toleriert.
Lange Zeit ging man davon aus, dass das T Zell-vermittelte
Immungedächtnis vorwiegend im peripheren Blut und in Lymphknoten lokalisiert ist. Davon ausgehend migrieren T Lymphozyten im Falle einer Immunantwort in die Peripherie. Seit einigen
Jahren kennt man ortsgebundene T-Zellen, sogenannte resident
memory T-Zellen (TRM). Diese sind in der Haut potente Effektorzellen, die vor kutaner Reinfektion schützen und zirkulierenden
T-Gedächtniszellen sogar überlegen sind. Unser Fall legt nahe,
dass dieses immunologische Gedächtnis der Haut offenbar auch
lokalisationsabhängig und darüber hinaus so stabil ist, dass das
ursprüngliche ortsständige Mikromilieu selbst nach Transplantation erhalten und über Jahre hinweg bestehen bleibt.
DK03/05
Wiederholtes Auftreten eines Stevens-Johnson-Syndroms
(SJS) nach Gabe von Belimumab (Benlysta®) zur Behandlung
eines Systemischen Lupus erythematodes (SLE) – eine bisher
nicht beschriebene Nebenwirkung
Nestoris S.1, Keiler A.1, Stege H.1
1
Klinikum Detmold, Dermatologische Klinik, Detmold, Germany
Einleitung: Der humane monoklonale Antikörper Belimumab
(Benlysta®) ist als erster Vertreter der Wirkstoffklasse der so genannten BLyS-spezifischen Inhibitoren seit Mitte 2011 für die
Behandlung des Systemischen Lupus erythematodes (SLE) zugelassen.
Die Sicherheit und Verträglichkeit von Belimumab gilt aufgrund der bisher vorliegenden Daten allgemein als gut, die
Gesamtraten der unerwünschten Ereignisse waren in den Zulassungsstudien auf Placeboniveau, die Therapieabbruchraten
insgesamt niedrig.
Das Stevens-Johnson-Syndrom (SJS), das durch das Auftreten atypischer Kokarden bzw. Maculae in großflächiger meist
67
Diaklinik - die interessantesten Fälle aus der Welt der Dermatologie
stammbetonter Ausdehnung und das Vorliegen von Erosionen
mindestens einer Schleimhaut gekennzeichnet ist, wird als hypererge Reaktion auf verschiedene Antigene, u.a. Herpes simplex
oder Medikamente angesehen, ein Auftreten in Zusammenhang
mit Belimumab ist bisher nicht beschrieben.
Methodik: Wir berichten über eine 29-jährige Patientin mit
schwerem SLE, die aufgrund einer unzureichenden Krankheitskontrolle unter immunsuppressiver Therapie, zusätzlich Belimumab (Benlysta®) erhielt.
Ergebnis: Nach komplikationsloser Erstgabe trat ca. 1 Woche nach der Zweitgabe von Belimumab eine ausgedehnte erosiven Stomatitis, Cheilitis, Vulvitis, Keratitis und Episkleritis auf,
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zusätzlich zeigte sich ein makulöses teilweise erosives Exanthem.
Aufgrund eines positiven HSV1 DNA Nachweises enoral, erfolgte
parallel zur Steroid- eine Aciclovir-Therapie.
Da zunächst der kausale Zusammenhang nicht eindeutig
und eine derartige Nebenwirkung nicht vorbeschrieben war,
erfolgte nach Befundabheilung eine dosisreduzierte Belimumab
Gabe unter Aciclovir Prophylaxe. Hierunter traten erneut orale
und genitale Erosionen auf, so dass die Belimumab-Therapie dauerhaft beendet wurde.
Fazit: Das Auftreten eines SJS ist eine neue, bisher nicht vorbeschriebene Nebenwirkung der Therapie eines Systemischen
Lupus erythematodes (SLE) mit Belimumab (Benlysta®).
Freie Vorträge
Freie Vorträge
FV01 Freie Vorträge 1: Allergologie
FV01/01
Die Serumspiegel von IgE-Antikörpern gegen die immunodominante BP180-NC16A Domäne korrelieren mit der
Krankheitsaktivität von Patienten mit bullösem Pemphigoid
van Beek N.1, Schwemm N.1, Schulze F.1, Recke A.1, Zillikens D.1,
Schmidt E.1
1
Klinik für Dermatologie, Allergologie und Venerologie, Universität
zu Lübeck, Lübeck, Germany
Die häufigste bullöse Autoimmundermatose, das bullöse Pemphigoid (BP), ist durch Autoantikörper gegen die hemidesmosomalen Strukturproteine BP180 und BP230 charakterisiert. Neben
IgG- wurden auch IgA- und IgE-Autoantikörper gegen diese Proteine sowie ein erhöhtes Gesamt-IgE bei ca. 80% der Patienten
beschrieben. Die Krankheitsaktivität des BP korreliert gut mit den
Serumspiegeln der IgG Autoantikörper gegen die immundominante Domäne BP180 NC16A. Durch die erfolgreiche Behandlung einzelner BP-Patienten mit dem Anti-IgE-Antikörper Omalizumab ist die klinische Relevanz der IgE-Autoantikörper beim BP
von aktueller Bedeutung. Zur Detektion von IgE-Autoantikörpern
gegen BP180 NC16A wurde zunächst anhand von BP-Patienten
(n = 65), altersgleichen Kontrollen (n = 49) und hinsichtlich des
Gesamt-IgE abgeglichener Kontrollen (n = 127) ein neu entwickelter ELISA validiert. Unter Verwendung der altersgleichen Kontrollen
ergab die ROC-Analyse eine Spezifität von 100% und eine Sensitivität von 75% (cutoff 0,006). Bei Analyse der hinsichtlich der
Gesamt-IgE-Spiegel abgeglichenen Kontrollen ergab sich jedoch
bei einer Spezifität von 99,2% nur noch eine Sensitivität von 14%
(cutoff 0,312). Bei Kombination beider Kontrollgruppen (Alter, Gesamt-IgE) lag bei einer Spezifität von 99,4% die Sensitivität bei 19%
(cutoff 0,232). Bei der Analyse von 52 weiteren BP-Patienten zeigte
sich eine Tendenz zur Korrelation der Serum-IgE-Antikörperspiegel
gegen BP180 NC16A mit dem Bullous Pemphigoid Disease Activity Index (BPDAI) (p = 0,0527). Interessanterweise war die IgE-Anti-BP180-Reaktivität eher mit klassischen Effloreszenzen wie Blasen
und Erosionen (p = 0,19/ r = 0,18) verbunden, nicht jedoch mit dem
Auftreten von Urticae und Erythemen (p = 0,60/ r = 0,07). Unsere
Arbeit zeigt, dass bei Einbeziehung geeigneter Kontrollen nur etwa
ein Viertel der BP-Patienten IgE-Serumautoantikörper gegen BP180
aufweist und diese, anders als erwartet; nicht mit dem Ausmaß der
Erytheme und urikariellen Läsionen korrelieren.
FV01/02
Aktivierung des Inflammasoms in läsionaler Epidermis bei
der Acne inversa
Lima A.L.1, Karl I.1, Presser D.1, Goebeler M.1, Bauer B.1
1
Klinik und Poliklinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg, Germany
Einleitung: Die Acne inversa (AI) ist eine chronisch-entzündliche
Erkrankung der Haarfollikel im Bereich intertriginöser Areale. Es
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
DOI: 10.1111/ddg.12657
wird vermutet, dass die Okklusion von Haarfollikeln mit infundibulärer Hyperkeratose den initialen pathophysiologischen Schritt
darstellt. Histologische Analysen der AI zeigten eine Perifollikulitis, Keratinpfröpfe und psoriasiforme Hyperplasie. Die vorbeschriebenen histologischen Befunde sprechen für eine Störung
der Keratinozyten, welche bei verschiedenen Hauterkrankungen
eine immunmodulatorische Funktion haben. Sie nehmen an der
Immunregulierung und Entzündung der Haut durch die Synthese
verschiedener Chemokine und Zytokine teil. Von Bedeutung ist
hier auch das Inflammasom, ein multimerer zytosolischer Proteinkomplex, der durch Aktivierung von Caspase-1 zur Freisetzung
von aktivem IL-1β führt.
Ziel: Nachweis der Expression und Aktivierung des NLRP3-Inflammasoms in läsionaler Epidermis der AI.
Material und Methoden: Gewebeproben läsionaler und
nichtläsionaler Haut von 7 Patienten mit AI Hurley-Grad II-III wurden immunhistochemisch hinsichtlich der Expression von Caspase 1 und NLRP3 untersucht. Western Blot-Analysen isolierter
Epidermis erfolgten zur Bestimmung der Aktivität der Caspase-1.
Ergebnisse: Immunhistochemische Untersuchungen zeigen
bei der AI in läsionaler Epidermis verglichen mit periläsionaler
und gesunder Haut sowohl für NLRP3 als auch für Caspase-1 eine
deutliche gesteigerte Expression. Der Nachweis gespaltener Caspase-1 im Western Blot belegt eine Aktivierung der Caspase-1 in
läsionaler Epidermis der AI.
Schlussfolgerung: NLRP3 und Caspase-1 sind bei der Acne
inversa in läsionaler Epidermis heraufreguliert und die Caspase-1
ist aktiviert. Dies deutet auf eine Beteiligung des Inflammasoms
in der Pathogenese der Acne inversa hin, die mit einer Freisetzung
von aktivem IL-1β einhergeht.
FV01/03
Anaphylaktische Reaktion bei Typ I-Allergie gegen Chlorhexidindigluconat
Kornek T.1, Schwarz T.1, Brasch J.1
1
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Klinik für
Dermatologie, Allergologie, Venerologie, Kiel, Germany
Anamnese: Bei einem 77-jährigen Patienten war eine Harnröhrenbougierung durchgeführt worden. Innerhalb von Minuten
nach Einführen von Instillagel® kam es zu einem generalisierten
Exanthem und wenige Minuten später zu einer reanimationspflichtigen Anaphylaxie. Zuvor seien multiple Harnröhrenbougierungen mit Applikation von Instillagel® komplikations vertragen
worden. Dem Patienten waren keine Allergien bekannt.
Befund: Unsere allergologische Diagnostik richteten wir auf
die Inhaltsstoffe des Instillagels ® aus. Labordiagnostik: spezifisches IgE für Chlorhexidindigluconat (mittels Carrier Polymer System, CAP) im Serum: CAP-Klasse II, Gesamt Serum-IgE: 76,9 kU/l.
In der Scratch-Testung mit der Konservierungsmittel- Testreihe
der Deutschen Kontaktallergiegruppe zeigte sich eine Quaddel
bei Chlorhexidindigluconat. Die Prick- und Intracutan-Testung
mit diversen Lokalanästhetika ergab keine allergische Reaktion.
In der subcutanen Expositionstestung mit Scandicain 1%
und Lidocain 1% war bei beiden Substanzen keine allergische Reaktion zu verzeichnen. In den Scratch-Testungen mit Instillagel®
und mit antiseptischen Ausweichpräparaten ergab sich für keine
Substanz eine allergische Reaktion. Eine Expositionstestung an
der Mundschleimhaut mit Instillagel® ergab keine Reaktion.
69
Freie Vorträge
Diskussion: Bei unserem Patienten liegt eine klinisch relevante IgE-vermittelte Allergie vom Soforttyp gegenüber Chlorhexidindigluconat vor.
Fälle einer Anaphylaxie auf Chlorhexidindigluconat wurden
1985 beschrieben. Der Nachweis einer IgE vermittelten Allergie
mittels Bestimmung des spezifischen IgE‘s für Chlorhexidingluconat ist in der Literatur selten.
Trotz negativer Hauttestungen Polyhexanid-haltiger Substanzen ist aufgrund der Strukturverwandtschaft gegenüber
Chlorhexidindigluconat ein Gefährdungspotential bei der Verwendung von Antiseptika auf Biguanidbasis bei unserem Patienten nicht auszuschließen. Derartige Präparate sollten, wie Chlorhexidindigluconat-haltige Produkte, strikt gemieden werden
FV01/04
Ähnlichkeiten und Unterschiede von Atopischer Dermatitis
(AD) und Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitätsstörung
(ADHS) auf Zellbiologisch-psychomotorischer Ebene und
Modulation Atopie-typischer Pathophysiologischer Parameter durch Methylphenidat (MP)
Ambach A.1, Wölfer W.1,2, Glemnitz M.1, Krauel K.2, Bonnekoh B.1,
Röttger U.2, Flechtner H.-H.2, Gollnick H.1
1
Klinik für Dermatologie und Venerologie, Otto-von-GuerickeUniversität, Magdeburg, Germany
2
Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Otto-von-GuerickeUniversität, Magdeburg, Germany
Die übersteigerte Vigilanz des Haut-/Immunsystems trägt bei
Atopikern/AD zu überschießenden Reaktionen auf externe Reize
bei. Zellbiologische Basis sind alterierte Granulatransportprozesse. Bei ADHS können externe Reize zu übersteigerten ZNS-Reaktionen führen. Gemeinsamkeiten der füreinander unabhängigen
Risikofaktoren auf zellbiologischer/psychomotorischer Ebene waren unbekannt.
Eingeschlossen wurden 27 stationäre ADHS-, 14 AD- und
9 gesunde Kinder (gK) ohne atopischen/psychiatrischen Hintergrund. Module: A) Erlanger Atopie Score (EAS), SCORAD, Pricktest; B) Alertness/Vigilanz (Psytest-TAP2.3), Fragebögen(CBCL,
DISYPSII-ADHS, JTCI); C) Gesamt-IgE, ECP, Tryptase, Differentialblutbild, Anteil Perforin-haltiger CD8stark+ T-Zellen (zTL) vor/
nach Iomomycin/PMA-Stimulation (Durchflusszytometrie). 14
ADHS-Kinder wurden vor/nach einer MP-Pause (42±5 d) untersucht.
A) 3/27 ADHS-Kinder litten an AD und wurden ausgeschlossen, 93% zeigten einen weißen Dermographismus (EAS 9±3).
Bei 9/14 AD-Kindern war die AD exazerbiert (SCORAD > 10, EAS
15±5). B) Alertness: AD- und ADHS-Kinder reagierten signifikant
langsamer und fehlerhafter als gK. Vigilanz: Atopiker zeigten eine
verlängerte Reaktionszeit mit weniger Fehlern als ADHS-Kinder.
C) ADHS- und AD-Kinder hatten signifikant erhöhte (i) IgE-Werte
(185±305, 375±745; gK: 33±51 kU/l), (ii) Eosinophile (6.4±8%,
8.7±6%; gK: 1.9±1%), (iii) ECP-Level (27±26, 44±26; gK: 12±7
μ g/l), ADHS-Kinder erhöhte Tryptase-Werte, AD- und ADHS-Kinder setzten Perforin-Granula signifikant schneller frei als gK (p<
0,05). Signifikant stiegen nach MP-Pause der Prozentsatz der
Perforin+ zTL und die Serum-Tryptasespiegel, die Ionomycin/
PMA-stimulierte Perforin-Freisetzung verlangsamte sich. Letztgenannte Parameter korrelierten positiv (Pearson, SPSS), IgE- und
ECP-Spiegel ebenso.
70
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Erstmals lassen sich zellbiologische und psychomotorische
Gemeinsamkeiten von AD/ADHS zeigen. Eine MP-Behandlung
scheint granula-basierte Mechanismen zu beeinflussen.
FV01/05
Der Abriss-Epikutantest im Routineeinsatz
Dickel H.1, Kreft B.2, Geier J.3
1
Ruhr-Universität Bochum, Klinik für Dermatologie, Venerologie und
Allergologie, Bochum, Germany
2
Universitätsklinikum Halle (Saale), Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Venerologie, Halle (Saale), Germany
3
Universitätsmedizin Göttingen, Informationsverbund Dermatologischer Kliniken (IVDK), Göttingen, Germany
Fragestellung: Der standardisiert durchgeführte Abriss-Epikutantest als Modifikation des Epikutantests wurde zurückliegend
mit den Standardallergenen Nickelsulfat und Kaliumdichromat
erfolgreich validiert. Ziel der Studie war es, mittels Reaktionsindex (RI) und Positivitätsverhältnis (PR) erstmalig das Reaktionsprofil für mit dem Abriss-Epikutantest routinemäβ ig getestete
Standardallergene zu bestimmen.
Methodik: Von Januar 2011 bis Juni 2013 wurden 1228 Ekzempatienten in zwei Hautkliniken mit der Standardreihe der
Deutschen Kontaktallergie-Gruppe mittels Abriss-Epikutantest
getestet. Basierend auf den Testreaktionen an D3 (72 h) wurden
RI und PR von 25 Standardallergenen berechnet und mit den Testergebnissen von 1161 Ekzempatienten, die zwischen Juli 2008
und Dezember 2010 mittels herkömmlichem Epikutantest getestet worden waren, verglichen. Ein unproblematisches Reaktionsprofil, d.h. eine gute diagnostische Trennschärfe, wurde bei
einem RI ≥ 0,5 und einem PR < 75% angenommen.
Ergebnis: Nickelsulfat, Duftstoffmix I, Kobaltchlorid, Perubalsam und Kolophonium zeigten die höchsten relativen Reaktionshäufi gkeiten ohne signifikante Unterschiede in beiden
Gruppen. In der Abriss-Epikutantestgruppe wiesen 18 und in
der Epikutantestgruppe 16 der 25 Standardallergene ein unproblematisches Reaktionsprofil auf. In der Abriss-Epikutantestgruppe waren signifikant mehr fragliche Testreaktionen für
Perubalsam und Duftstoffmix II sowie demgegenüber signifi kant weniger schwach positive Testreaktionen für Perubalsam
zu beobachten.
Schlussfolgerung: Das Reaktionsprofil der Standardallergene und damit deren diagnostische Trennschärfe blieben durch
den Abriss-Epikutantest weitgehend unbeeinträchtigt. Daher
kann seine Durchführung unabhängig vom jeweiligen Standardallergen beispielsweise in allen Fällen eines vorausgegangenen, falsch-negativ angenommenen Epikutantestergebnisses
empfohlen werden.
FV01/06
Seltener Fall einer intraoperativen Soforttypreaktion auf
Patentblau
Seitz A.-T.1, Claus S.1, Simon J.C.1, Treudler R.1
1
Universität Leipzig, Dermatologie, Leipzig, Germany
Einführung: Treten anaphylaktische Reaktionen während einer
Operation auf kommen als Auslöser neben den Narkosemitteln auch
Freie Vorträge
intraoperativ gegebene Antibiotika sowie Farbstoffe oder auch eine
entsprechende Prämedikation in Frage. Im Rahmen einer Sentinellymphknotenektomie (SNLE) wird der Triphenylmethanfarbstoff
Patentblau (Diethylaminophenyl-4-diethylazaniumylidencyclohexa-2,5-dienylidenmethyl-6-hydroxy-3-sulfo-benzolsulfonat) oftmals begleitend zur einer Lymphabstromszintigraphie zur besseren Darstellung des Wächterlymphknotens intra- oder peritumoral
injiziert. Die Prävalenz von anaphylaktischen Reaktionen nach Verabreichung von Patentblau wird in etwa 1% der Fälle beschrieben.
Kasuistik: Im Rahmen einer SNLE bei bekanntem Mammakarzinom wurde einer 51-jährigen Patientin intraoperativ periläsional Patentblau injiziert. Daraufhin entwickelte die Patientin eine
generalisierte Urtikaria sowie ein Angioödem. Begleitend erfolgte
eine intraoperative Antibiose mit Clindamycin. Die Prämedikation
wurde mit Midazolam durchgeführt. Die vorangegangene operative Entfernung des Mammakarzinoms verlief problemlos.
Befunde: Gesamt-IgE sowie Tryptase normwertig, FEIA-IgE
Latex negativ bzw. unauffällig. Pricktestung auf Clindamycin sowie Midazolam negativ bzw. unauffällig. Pricktestung auf Patentblau pur deutlich positiv 5/20.
Zusammenfassung: Der positive Pricktest weist auf eine Typ
1 Sensibilisierung auf Patentblau hin. Unter Berücksichtigung der
diagnostischen Befunde sowie der Anamnese der Patientin sehen
wir Patentblau als ursächlich für die Soforttypreaktion im Rahmen
der SNLE an. Eine Sensibilisierung könnte über verwandte Triphenylmethanfarbstoffe in Nahrungsmitteln oder Kosmetika erfolgt
sein. Bei zukünftigen Operationen sollte die Verabreichung von
Patentblau vermieden werden. Aufgrund der Schwere von anaphylaktischen Reaktionen auf Patentblau sollte in Narkosegesprächen bei entsprechender Indikation auch eine Allergie gegenüber
Patentblau erfragt werden.
FV01/07
Patientenberichtete Therapienutzen der Anwendung einer
Dexpanthenol-haltigen Augen- und Nasensalbe bei Rhinitis
Feuerhahn J.1, Augustin M.1, Langenbruch A.1, Buder V.1, Bücherl
W.2, Havertz B.3, Mösges R.4
1
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, Hamburg,
Germany
2
Winicker Norimed GmbH, Nürnberg, Germany
3
Bayer Vital GmbH, Leverkusen, Germany
4
Klinikum der Universität zu Köln, Köln, Germany
Hintergrund: Dexpanthenol-haltige Augen- und Nasensalbe
wird zur Behandlung irritierter Nasenschleimhaut bei Rhinitiden
eingesetzt. Bisher liegen keine systematischen Untersuchungen
zu patientenrelevanten Nutzen in der Selbstmedikation vor. Ziel
der Studie war die Erfassung der Wirksamkeit, Patientennutzen,
Verträglichkeit und Anwenderzufriedenheit einer dexpanthenol-haltigen Augen- und Nasensalbe bei diesen Indikationen.
Methoden: Im Rahmen einer prospektiven, nicht-interventionellen Längsschnittstudie wurden Daten von Patienten
mit Nasenschleimhautbeschwerden im Sinne einer allergischen
oder akuten erkältungsbedingten Rhinitis in n = 257 Apotheken erhoben. Erfasst wurden soziodemographische, anamnestische und klinische Daten sowie Therapieziele und -nutzen. Zur
Erhebung der patientenseitigen Nutzen in der Anwendung einer dexpanthenol-haltigen Augen- und Nasensalbe wurde eine
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spezifische Version des Patient Benefit Index (PBI) für die topische
Therapie entwickelt.
Ergebnisse: Daten von n = 1654 Patienten (62,9% weiblich, mittleres Alter 41,4 Jahre) wurden analysiert. Häufi gste
Ursache für die Nasenbeschwerden waren allergische Rhinitis (48,6%) und Erkältungserkrankungen (37,7%). Bei beiden
Hauptindikationen wurde während der Beobachtungsphase
in allen Symptomen eine Verbesserung mit mittleren bis großen Effektstärken festgestellt. 94,5% der Studienteilnehmer
würden die dexpanthenol-haltige Augen- und Nasensalbe bei
ähnlichen Beschwerden wieder verwenden. 98,9% gaben eine
gute oder sehr gute Verträglichkeit an. Die allgemeine Zufriedenheit wurde von 43,1% der Teilnehmer als sehr gut und von
48,0% als gut bezeichnet. Der PBI-Gesamtwert betrug im Mittel 3,1±0,8 (0 = kein Nutzen bis 4 = höchster Nutzen). 98,2%
der Patienten hatten einen relevanten Nutzen aus der Therapie
gezogen (PBI ≥1).
Fazit: Die dexpanthenol-haltige Augen- und Nasensalbe
weist in der Selbstmedikation bei diversen Formen der Rhinitis
einen hohen patientenrelevanten Nutzen und eine große Akzeptanz auf.
FV01/08
Welche klinische Relevanz hat eine im Hautpricktest nachgewiesene Sensibilisierung auf Ambrosiapollen?
Wobser J.1,2, Schütze N.1,2, Pierzchalski A.1,2, Simon J.C.1,2,
Treudler R.1,2
1
Universitätsklinikum Leipzig, Hautklinik, Leipzig, Germany
LIFE – Leipziger Forschungszentrum für Zivilisationserkrankungen,
Leipzig, Germany
2
Fragestellung: Zwischenauswertungen der Leipziger Gesundheitsstudie LIFE zeigten bei 181/4201 Probanden (4,3%) eine Sensibilisierung gegenüber Ambrosia im Hautpricktest (HPT). Ziel
dieser Untersuchung war die Beurteilung der klinischen Relevanz
dieser Sensibilisierung.
Methodik: Eingeschlossen wurden 70 Probanden (35 M, 35
F, 23–76 Jahre) mit positivem HPT auf Ambrosia. Es erfolgte ein
HPT mit zwei Ambrosiaextrakten und Beifuß (Fa. Allergopharma,
Fa. ALK-Abelló), eine nasale Ambrosiaprovokation (NPT) inkl. Rhinomanometrie (Fa. Allergopharma, Flowabfall >40% positiv), ein
Basophilen-Aktivierungstest (BAT Ambrosia, Fa.Bühlmann) und
sIgE-Untersuchungen (Phadia-ThermoFisher; pos. ≥ CAP 1).
Ergebnis: Die Untersuchung erfolgte 14,2 Monate (Spannweite 5–40 Monate) nach dem ersten HPT. Nur 59/70 (84,3%)
waren im HPT erneut positiv auf ≥1 Ambrosiaextrakt, 53/70
(75,7%) auf Beifuß (Kosensibilisierung Beifuß/Ambrosia n = 51/59
(86,4%).
NPT: 21/70 (30,0%) positiv auf Ambrosia, 20/59 (33,9%) mit
pos. HPT. Häufigste Symptome: Obstruktion, Juckreiz, Sekretion.
Seltener: lokalisierter Juckreiz Gaumen/Augen, Heiserkeit. Negative NPT: 36/70 (51,4%). 11/70 (15,7%) unspezifische nasale Hyperreagibilität, 2/70 (2,8%) nicht testfähig.
BAT: 33/70 (47,1%) positiv (Aktivierung >14%; Aktivierungsbereich: 0%-92,7%). Nach Verdünnung (1:5) des gleichen Allergens: 10/70 (14,3%) positiv (Aktivierungsbereich: 0%-93,7%);
sIgE: A.artemisiifolia: 46/68 (67,6%), A.psilotachya: 30/68
(44,1%), A. trifida: 34/68 (50,0%), A.acanthicarpa: 31/68 (45,6%),
Beifuß: 47/68 (69,1%); Amb a 1: 8/68 (11,8%), Art v 1: 22/68
71
Freie Vorträge
(32,4%), Art v 3: 7/68 (10,3%); CCD_MUXF3: 10/68 (14,7%); sIgE
Beifuß/A. artemisiifolia: 39/46 (84,8%).
Schlussfolgerung: 86% der Probanden mit einem positiven
HPT auf Ambrosia waren gleichzeitig auf Beifuß sensibilisiert. 34%
der Probanden mit positivem HPT auf Ambrosia zeigten klinische
Symptome nach nasaler Provokation mit Ambrosia, was auf eine
klinische Relevanz der Sensibilisierung hinweist.
FV01/09
Therapieziele und -nutzen bei Patienten mit allergischer
Rhinokonjunktivitis
Feuerhahn J.1, Langenbruch A.1, Buder V.1, Haack K.1, Wüstenberg E.2,3, Wolf H.2, Augustin M.1
1
Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, Hamburg,
Germany
2
ALK-Abello Arzneimittel GmbH, Hamburg, Germany
3
Technische Universität Dresden, Klinik für HNO, Dresden, Germany
Hintergrund: Die allergische Rhinokonjunktivitis (AR) ist mit einer Prävalenz von 15–21% eine der häufigsten Erkrankungen in
Deutschland. Die Allergie-Immuntherapie (AIT) ist derzeit die
einzige kausale Therapiemöglichkeit. Für die Erfassung der patientenseitigen Bedürfnisse und Therapienutzen in der Behandlung
der AR wurde eine spezifische Methodik entwickelt, der Patient
Benefit Index für die Allergieimmuntherapie (PBI-AIT). Ziel der
Studie war die Erhebung der Therapieziele und -nutzen bei Patienten mit AR.
Methoden: Im Rahmen einer longitudinalen Studie wurden
Arzt- und Patientendaten in 145 allergologischen Praxen erhoben. Eingeschlossen wurden Patienten mit AR zu Beginn der
Behandlung mit einer AIT (subkutan oder sublingual) oder einer
symptomatischen Behandlung. Anhand von Fragebögen wurden
neben Therapiezielen und -nutzen unter anderem klinische Merkmale, Lebensqualität und Versorgungszufriedenheit erhoben.
Ergebnisse: Es wurden Daten von n = 493 Patienten ausgewertet, von denen 35,9% eine sublinguale AIT, 50,7% eine
subkutane AIT und 13,4% eine symptomatische Therapie erhielten. Zu Beginn der Behandlung (M1) wurde von ≥ 90% aller
Studienteilnehmer die vorgegebenen Therapieziele „sich ohne
Beschwerden im Freien aufhalten zu können“, „von allen Beschwerden geheilt zu sein“, „dauerhaft beschwerdefrei zu sein“
und „keine laufende oder verstopfte Nase mehr zu haben“ als
„ziemlich wichtig“ oder „sehr wichtig“ beurteilt. In der Gruppe
der Patienten mit AIT zeigte sich im Vergleich zur Vorbehandlung
ein signifikanter Anstieg der Therapienutzen (PBI-Range: 0 = kein
Nutzen, 4 = höchster Nutzen; M1: MW 1,8±1,1; M5: MW 2,5±1,0),
während bei den Patienten mit symptomatischer Therapie keine
Veränderung zwischen Messzeitpunkt 1 und 5 festgestellt werden konnte (M1 und M5: MW 2,4±1,0).
Schlussfolgerung: Der subjektive Therapienutzen bei
AR-Patienten ist durch den PBI abbildbar. Die AIT ist dabei mit
einem stärkeren Nutzenanstieg assoziiert als die symptomatische
Therapie.
FV01/10
Differentialdiagnostik von Kontaktdermatitiden unter Diclofenac-Natrium Gel (Solaraze®)
72
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Schopper C.1, Valesky E.M.1, Kaufmann R.1, Ochsendorf F.1
1
Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Universitätsklinikum, Frankfurt am Main, Germany
Fragestellung: Diclofenac-Natrium Gel (Solaraze®) wird seit 2001
zur Behandlung aktinischer Keratosen verwendet. Es gilt als nebenwirkungsarm. Lokale Irritationen im Sinne einer irritativen
Kontakdermatitis werden erwartet. Es sollen aber bei 2,18% der
Behandelten auch Typ IV Sensibilisierungen vorkommen. Wie differenziert man diese Reaktionen?
Methodik: Anhand von 2 Fallbeispielen wird das diagnostische Vorgehen
beschrieben.
Ergebnis: Fall 1: Ein 75 j. Patient klagte nach 8-tägiger Behandlung aktinischer Keratosen über Rötung, Schwellung, Krusten und Bläschen im Behandlungsareal. Die Epikutantestung war
positiv auf Diclofenac-Natrium Gel und gelöstes Diclofenac.
Fall 2: Bei einem 64 j. Patienten fanden sich nach 4 wöchiger Behandlung aktinischer Keratosen am Capillitium juckende,
teilweise nässende Erytheme. Die Epikutantestung auf Diclofenac-Natrium Gel und die darin enthaltenen Hilfsstoffe Natriumhyaluronat, Polyethylenglykolmonomethylether und Benzylalkohol waren negativ. Ein Photopatch-Test zeigte eine dreifach
positive Reaktion auf Solaraze Gel ®, die Hilfsstoffe waren negativ. Es lag damit eine photoallergische Kontaktdermatitis vor.
Schlussfolgerung: Rötung, Nässen und Schuppung unter Solaraze ® sind nicht immer vermeidbar. Diese müssen aber
von allergischen Reaktionen gegen Diclofenac oder einen der
o.g. Hilfsstoffe (Pat.2) sowie von einer photoallergischen Reaktion differenziert werden. Zu empfehlen ist daher bei klinisch heftigen Reaktionen und subjektivem Juckreiz folgendes
Stufenschema:
1. Epikutantest mit Solaraze® und gelöstem Diclofenac.
2. Bei negativem Befund zusätzliche Testung der Hilfsstoffe
(Bezug über den Hersteller).
3. Bei negativem Befund Testung der Substanzen im Photopatch-Test.
Erst wenn alle Testungen negativ sind kann man davon ausgehen,
dass es sich nur um eine irritative Kontaktdermatitis handelte.
Diese Mitteilung soll die Behandler auf die Möglichkeit derartiger
Reaktionen hinweisen und den diagnostischen Weg darstellen.
FV02 Freie Vorträge 2: Diverses 1
FV02/01
Generalisierte phototoxische Dermatitis durch Verzehr von
Ruta graveolens-Tee
Tsimpaki T.1, Grabbe S.1, Schopf R.E.1
1
Univ.Med. Hautklinik, Mainz, Germany
Wir berichten über den Fall einer generalisierten bullösen phototoxischen Phytodermatitis nach der oralen Ingestion von Ruta
graveolens-Tee. Die Phototoxizität der Ruta graveolens beruht
auf Furocoumarinen und den kürzlich entdeckten photosensibilisierenden Eigenschaften von Dictamin/Furoquinolin-Alkaloiden.
Der Wirkmechanismus ist ähnlich für beide Komponenten, obwohl die Alkaloide Monoaddukte induzieren und nur zum Teil
Freie Vorträge
Interstrand-cross-links der DNA in Gegenwart von ultraviolettem
Licht bilden. Reaktionen nach dem lokalen Aufbringen von hohen
Konzentrationen von Aufgüssen von Ruta graveolens auf die Haut
sind berichtet worden. Eine generalisierte systemische Reaktion
durch solche Extrakte ist äußerst ungewöhnlich und bisher noch
nicht beschrieben worden. Unser Fall erweitert das Spektrum der
Differentialdiagnosen für generalisierte photoxische Reaktionen.
FV02/02
Prospective randomized long-term study on the efficacy and
safety of UV-free blue light in the treatment of psoriasis
von Felbert V.1, Pfaff S.1, Liebmann J.2, Born M.2, Merk H.F.1
1
Uniklinikum RWTH Aachen, Klinik für Dermatologie und Venerologie, Aachen, Germany
2
Philips GmbH Innovative Technologies, Zentrum für Biomedizintechnik, Aachen, Germany
Dermatoscopy der Kopfhaut erlaubt rapiden Ausschluss
vieler Haarerkrankung begonnen mit diffusem Haarausfall über
anlagebedingtem Haarausfall bis zur Alopecia areata und anderen seltenen Haarerkrankungen sowie Anomalien. Strukturen
wie Haarschaft, Haarfollikel Poren, Perifollikuläre Epidermis sowie
Kutane Microvaskularisation können mit ein wenig Übung visualisiert werden. Diese Methode erlaubt uns sogar Terminal Haare
von Vellus oder Vellus-like Haaren zu unterscheiden.
Trichoscopy bietet eine non-invasive Option zur Diagnose
Stellung sowie des Progress Monitoring in Haarerkrankungen. Befunde wie black dots, yellow dots, white dots, perifollikular halo,
capillary loops und vieles mehr verstärken die Differential Diagnosen. Trichoskopische Beobachtung wird somit in einen algorithmischen Plan interpretiert, um die Haarerkrankungen schnell und
effektiv in der Hautarzt Praxis zu erkennen.
FV02/04
Fumaric acid esters as treatment for alopecia areata
Background: Blue light irradiation can reduce the proliferation
rate of keratinocytes and modulates T-cell immune response in
vitro. In two clinical trials UV-free blue light has been shown to
reduce the severity of psoriasis vulgaris (Pv). So far no toxic or
carcinogenic effects of blue light have been found in studies performed under controlled conditions.
Objective: Evaluation of safety and efficacy of long-term UVfree blue light treatment at home in plaque psoriasis.
Method: 49 patients with mild to moderate Pv (PASI ≤10
and BSA ≤ 10 and DLQI ≤ 10 at screening) were enrolled and
47 were randomized in two intensity groups. 24 patients received a local high intensity blue light treatment (HI: 450 nm LED
with peak intensity of 200 mW/cm2) and 23 a low intensity treatment (LI: 450 nm LED with peak intensity of 100 mW/cm2) of one
well-defined psoriasis plaque. Light treatment was applied for 12
weeks. The contralateral plaque remained untreated and served
as control. Local PASI (LPASI), safety parameters, usability of the
device and patient satisfaction were assessed.
Results: UV-free blue light home treatment was safe and
patient compliance was high (97.87%). The primary endpoint
change from baseline (CfB) of the LPASI revealed a significant
improvement of the target plaques compared to the control plaques with a difference in CfB in the HI group of –0.92 ± 1.10 (p
= 0.0005 T-test) and in the LI group of –0.74 ± 1.18 (p = 0.0064
T-test). The usability of the device and the patient satisfaction was
found to be excellent by the average System Usability Scale (SUS)
score. No significant adverse effects were detected.
FV02/03
Trichoscopy für die tägliche Praxis
Erdmann H.1
1
Emirates Hospital Dubai, Dermatology, Dubai, United Arab Emirates
Trichologische Störungen im Kindesalter bis zu Adoleszenz erfordern Geduld, Verständnis und Erfahrung von Seite des Arztes sowie der Betroffenen. Bagatellisieren oder Fehldiagnosen können
zu Patientenverlust bis zu Kunstfehlern führen. Dank Trichoscopy
neben der herkömmlicher Anamnese und Labor wird heute eine
schnelle Diagnostik mit entsprechender Behandlung immense
Freude und Zeitgewinn in der täglichen Praxis erzielt.
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Meier K.1, Mehra T.1, Müller-Hermelink E.1, Wölbing F.1,
Röcken M.1, Ghoreschi K.1
1
Hautklinik Tübingen, Tübingen, Germany
Alopecia areata (AA) is a T-cell mediated skin-restricted autoimmune disease, dominated by T helper-cell type 1 (Th1) cytokines such as interferon (IFN-)g, interleukin (IL)-2 and IL-15.
The inflammatory response targets the hair follicle and results
in patchy hair loss. The anti-inflammatory therapy with fumaric
acid esters (FAE), which is approved for the treatment of Th1/
Th17-mediated psoriasis, has been reported to improve AA in
single individuals. Therefore we conducted a clinical trial to assess the efficacy and safety of FAE in 40 patients with chronic AA
affecting ≥ 20% of the scalp. In total, 29 female and 11 male at
the age of 18 to 65 years were treated for 6 month with FAE following and adapted dosing regimen. Clinical improvement was
assessed by the severity of AA tool score (SALT) at month 6 compared to baseline. The average SALT score in patients that fully
completed the study (n = 22) decreased from 60.4 at baseline to
41.5 after 6 months. Moreover, 68% of these patients showed at
least 50% improvement of the SALT score after 6 months of FAE
therapy. Four patients discontinued FAE treatment due to abnormal laboratory parameters, including elevated liver enzymes or
lymphopenia. During the entire study period 411 adverse events
(AE) were reported. Most common AE were lymphopenia (n =
84), elevated liver enzymes (n = 79), gastro-intestinal symptoms
(n = 58) and flushing (n = 29). There was no evidence of renal
impairment during treatment (GFR, creatinine, proteinuria). Patients quality of life was documented by the DLQI and improved
from 9.95 at baseline to 5.31 after six months (n = 22). In conclusion, FAE treatment is well tolerated in patients with AA and
shows a similar safety profile as in psoriasis. A subgroup of patients showed significant hair growth beginning earliest at week
8 of treatment. More extensive and placebo-controlled studies
are needed to further assess the efficacy of FAE in immune-mediated hair loss.
FV02/05
Chronischer Stress und Burnout haben Einfluss auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität bei Psoriasis
73
Freie Vorträge
Breuer K.1, Göldner F.M.2, Jäger B.3, Werfel T.4, Schmid-Ott G.5
1
Dermatologikum Hamburg, Hamburg, Germany
2
Universitätsklinikum Tübingen, Abteilung für Innere Medizin /
Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Tübingen, Germany
3
Medizinische Hochschule Hannover, Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Hannover, Germany
4
Medizinische Hochschule Hannover, Klinik f. Dermatologie u
Allergologie, Hannover, Germany
5
Berolina Klinik, Lielje Gruppe, Institut für Innovative Rehabilitation, Krankenhausmanagement und Stressmedizin (IREHA), Löhne,
Germany
Fragestellung: Psoriasis hat einen negativen Einfluss auf die Lebensqualität und begünstigt das Auftreten psychischer Comorbidität. Ziel der Untersuchung war es, den Einfluss von chronischem Stress und Burnout auf die Lebensqualität bei Psoriasis zu
untersuchen.
Methodik: 84 erwachsene Patienten mit Psoriasis vulgaris,
die an einer stationären Rehabilitationsmaßnahme teilnahmen,
wurden in die Untersuchung eingeschlossen. Die klinische Schwere der Psoriasis wurde mittels Psoriasis Area and Severity Index
(PASI) und durch die Patienten selbst mittels einer numerischen
Rating-Skala bei Aufnahme und Entlassung eingeschätzt. Psychische Parameter wurden mittels validierter Fragebogeninstrumente
erhoben: Symptome von chronischem Stress und Burnout (Trierer
Inventar für die Erfassung von chronischem Stress; TICS, Shirom
Melamed Burnout Measure in der deutschen Fassung; SMBM), depressive Symptomatik (Depressionsskala des Patient Health Questionnaire in der deutschen Fassung; PHQ-D), gesundheitsbezogene Lebensqualität (Dermatology Life Quality Index; DLQI, Short
Form Health Survey-8 in der deutschen Fassung; SF-8).
Ergebnis: In linearen Regressionsanalysen hatten das Erleben von chronischem Stress und Burnout sowie der subjektive
Schweregrad der Psoriasis einen unabhängigen negativen Einfluss
auf die Lebensqualität, nicht aber der ärztlich erhobene klinische
Schweregrad der Psoriasis. Patienten, bei denen sich der PASI zur
Entlassung um weniger als 75% gebessert hatte, hatten bei Aufnahme eine geringere Lebensqualität und zeigten stärkere Symptome von Depression, chronischem Stress und Burnout als Patienten, bei denen sich der PASI um mehr als 75% gebessert hatte.
Schlussfolgerung: Chronischer Stress und Burnout haben
einen negativen Einfluss auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität und den Erfolg medizinischer Rehabilitationsmaßnahmen bei Patienten mit Psoriasis. Unsere Daten unterstreichen die
Bedeutung eines multidimensionalen Ansatzes im Management
der Psoriasis.
FV02/06
Leben und Werk von Prof. Dr. Heinz Langhof (1918–1965)
unter besonderer Berücksichtigung der Mitentdeckung und
Erstbeschreibung der erythropoetischen Protoporphyrie
(EPP) 1961
Goetze S.1, Elsner P.1
1
Universitätsklinikum Jena, Klinik für Hautkrankheiten, Jena, Germany
Am 26.03.2015 jährt sich zum 50. Mal der Todestag von Prof. Dr.
Heinz Langhof, Direktor der Hautklinik Jena von 1959–1965.
Am 07.04.1918 geboren, erhielt er 1944 nach abgeschlossenem Medizinstudium die Approbation. Seine Dissertation an
74
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
der Universität in Leipzig trug den Titel “Chemische und physikalische Beeinflussung von Tuberkelbazillen und bakteriologische
und serologische Versuche damit” und wurde im Januar 1945 abgeschlossen. Kurz nach Kriegsende übernahm er zunächst eine
vakante Landarztpraxis im Altenburger Land, die er bis 1948 führte. Im Juni 1948 ging er, strebend nach mehr wissenschaftlicher
Tätigkeit, an die Greifswalder Universität. Zunächst internistisch
tätig, wechselte er später zu Sigwald Bommer in die Dermatologie, wo er seine Facharztausbildung absolvierte. Aufgrund seiner
Leistungen bereits 1952 zum Oberarzt ernannt, erfolgte 1957
die Habilitation zum Thema “Reduktionen und Oxydationen in
der Haut, ihre Bedeutung für die Pathogenese von Dermatosen”.
1957 holte Karl Linser ihn als leitenden Oberarzt an die Hautklinik der Charité, von wo er 1959 nach der Flucht von Josef Hämel
nach Westdeutschland auf den Lehrstuhl für Dermatologie in Jena
berufen wurde, den er bis zu seinem frühen Tod 1965 inne hatte.
Während seiner kurzen wissenschaftlichen Tätigkeit hat er mehr
als 100 Arbeiten veröffentlicht, die sein breites dermatologisches
Wissen und Schaffen widerspiegeln. Sein besonderes Interesse
galt den Lichtdermatosen und den Porphyrien, zu denen er bereits seit den 1950er Jahren nachweislich publizierte. Zeitgleich
wie Ian Magnus aus England im Lancet (26.08.1961) veröffentlichte er seine Beobachtungen 1961 (Septemberausgabe – Einreichung am 01.06.1961) zur EEP auf Deutsch im Archiv für klinische
u. experimentelle Dermatologie (Vol. 212, 506–518), wobei er
auch auf die Vorarbeit von Kosenow et al. 1953 einging. Leider
wird bis dato v.a. in der englischsprachigen Literatur lediglich der
Name von Ian Magnus als Entdecker der EPP erwähnt.
FV02/07
Charakteristika Neurologischer Erkrankungen bei Patienten
mit Bullösem Pemphigoid
Kolesnik M.1, Ambach A.1, Bonnekoh B.1, Gollnick H.1
1
Otto-von-Guericke-Universität, Universitätsklinik für Dermatologie
und Venerologie, Magdeburg, Germany
Haut und ZNS entstammen beide der Neuralleiste. Sie exprimieren unterschiedliche Isoformen der Hemidesmosomen, die beim
Bullösen Pemphigoid (BP) als Autoantigen erkannt werden. In
den letzten Jahren wurde über die Assoziation des BP mit neurologischen Erkrankungen berichtet. Ziel dieser retrospektiven,
monozentrischen Untersuchung war es, Art und Häufigkeit neurologischer Comorbiditäten bei BP-Patienten zu bestimmen. Wir
identifizierten 226 Patienten mit akut exazerbiertem BP, die zwischen 2004 und 2014 in der hiesigen Klinik für Dermatologie und
Venerologie stationär behandelt wurden. Die Diagnosis basierte
auf typischer Klinik, positiver direkter- und/oder indirekter Immunfluoreszenz bzw. dem Immunoblot sowie auf der Dermatohistopathologie. 128 der BP-Patienten (56.6%, Altersdurchschnitt
82.2 Jahre; 71.1% weiblich, 28.9% männlich) zeigten neurologische Comorbditäten, 98 BP-Patienten (43.4%, Altersdurschnitt
77.1 Jahre; 61.2% weiblich, 38.8% männlich) zeigten keine. Letztere waren die signifikant jüngere Kohorte (Student T-Test, p <
0,01). Unter den neurologisch erkrankten BP-Patienten war eine
signifikante Demenz in 81 Fällen (35.8% aller BP-Patienten), Z.n.
Apoplex in 60 Fällen (26.5% aller), Morbus Parkinson in 12 (5.3%
aller) und Epilepsie in 6 Fällen (2.7% aller) dokumentiert. Diese
Zahlen übersteigen deutlich den Durchschnitt in der Gesamtbevölkerung. So liegt die Prävalenz der Demenz bei 80-Jährigen bei
Freie Vorträge
ca. 12.5%, die des Apoplex im Alter von 70–79 Jahre bei ca. 7%.
Jeweils ca. 1% der Menschen über 60 Jahren leidet an M.Parkinson oder Epilepsie. Unsere Daten bestätigen die im Vergleich zur
Gesamtbevölkerung deutlich erhöhte Assoziation des BP besonders mit Demenz und Apoplex. Weitere immunologische, sowie
laborchemische Charakteristika der BP-Patienten, sowie Analyse
der Medikation als möglicher Cofaktoren folgen.
FV02/08
Checkliste zur Analyse aktueller berufsdermatologischer
Gutachten zum berufsbedingtem UV-induziertem Hautkrebs
nach §9 Abs. 2 SGB VII
Gina M.1, Ofenloch R.2, Diepgen T.2, Elsner P.1
1
Universitätsklinikum Jena, Klinik für Hautkrankheiten, Jena, Germany
Abteilung für klinisch Sozialmedizin, Heidelberg, Germany
2
Der ärztliche Sachverständigenbeirat Sektion Berufskrankheiten im Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) hat
inzwischen die grundsätzliche Geeignetheit des UV-bedingten
nichtmelanozytären Hautkrebses als Berufskrankheit bestätigt.
Obgleich in den vergangenen Jahren eine Vielzahl von Gutachten
zum berufsbedingten UV-induzierten Hautkrebs durchgeführt
und zahlreiche Fälle anerkannt wurden, fehlt bisher eine wissenschaftliche Untersuchung zum aktuellen Stand der Begutachtung.
Die „Bamberger Empfehlungen“ (BE) von 2008 geben Begutachtungsempfehlungen zu dieser Thematik. Wir stellen eine aktuelle
Studie vor, die zum Ziel hat, die Qualität und Homogenität der
Gutachten zum berufsbedingten UV-induzierten Hautkrebses
nach §9 Abs. 2 SGB VII zu untersuchen. Es handelt sich um eine
retrospektive, monozentrische Auswertung berufsdermatologischer Gutachten zum beruflichen Hautkrebs aus verschiedenen
Regionen Deutschlands, die zwischen Juli 2008 und Dezember
2013 verfasst wurden. Auf Basis der BE wurde eine Checkliste
mit wichtigen Qualitätsmerkmalen entwickelt, welche von zwei
Dermatologen mit langjähriger Expertise in der Erstellung von
Gutachten überprüft und ergänzt wurde. Die Checkliste erfasst
(a) allgemeine Informationen zum Gutachten sowie Qualität und
Vollständigkeit der (b) Freizeit Anamnese, (c) Berufsanamnese, (d)
Hautanamnese, (e) Befunde, (f) Diagnosen und abschließend (g)
eine zusammenfassende Beurteilung sowie (h) die Einschätzung
der Minderung der Erwerbstätigkeit (MdE). 138 Gutachten werden mithilfe der Checkliste evaluiert.
Die Ergebnisse unserer Studie geben im Rahmen der Qualitätssicherung Hinweise, inwieweit die BE in der gutachterlichen
Praxis berücksichtigt werden. Mit steigender Erfahrung in der Begutachtung des UV-bedingten beruflichen Hautkrebses und auf
der Basis der zunehmenden Qualitätssicherungsmaßnahmen auf
diesem Gebiet eine Verbesserung der Gutachtenqualität in der
ausgewählten Periode zu vermuten.
FV02/09
Prävalenzraten und Leistungserbringer des gesetzlichen
Hautkrebs Screenings – eine Sekundärdatenanalyse
Anastasiadou Z.1, Schäfer I.1, Siebert J.1, Augustin M.1
1
Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf (UKE), Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen (IVDP),
Hamburg, Germany
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Fragestellung: Berechnung der Inanspruchnahme und Verteilung der Leistungserbringer im Rahmen des gesetzlichen Hautkrebs Screenings (gHKS) auf Basis bevölkerungsbezogener Daten.
Methodik: Die Analysen zu Teilnehmerraten und Versorgern
basieren auf Krankenkassendaten. Die Kohorte umfasst ca. 6,1
Mio. Versicherte aus den Jahren 2008/2009. Die Prävalenzraten
werden für jedes Quartal, zur Erstellung einer Verlaufsübersicht,
einzeln berechnet. Die Ergebnisse sind für Alter, Geschlecht und
Bundesland adjustiert.
Ergebnisse: Zwischen dem dritten Quartal 2008 und dem
vierten Quartal 2009 wurden ca. 920.000 Versicherte im Rahmen des Hautkrebs-Screenings vorstellig. Die geringste Inanspruchnahme liegt mit 3,07% (95% KI: 3,06–3,09) im dritten
Quartal 2008 vor, 41,5% der in diesem Zeitraum durchgeführten
Screenings fanden beim Hausarzt statt, 58,5% beim Dermatologen. Die höchste Rate ist im ersten Quartal 2009 (4,35%, 95%
KI: 4,51–4,57) zu verzeichnen (53,3% Hausarzt, 46,7% Dermatologe). Frauen haben in allen Quartalen höhere Prävalenzen, mit
einem Spitzenwert von 4,54% (95% KI: 4,51–4,57) im zweiten
Quartal 2009. Nach Adjustierung für Geschlecht und Bundesland liegt in der Altersgruppe 65–74 Jahre mit 4,92% eine erhöhte Prävalenz der Inanspruchnahme vor. Am häufigsten nahmen
Versicherte aus Schleswig-Holstein am gHKS teil, am seltensten
Personen aus Brandenburg.
Schlussfolgerung: Sekundärdaten erlauben die Kalkulation
von Prävalenzraten und gruppen- bzw. regionalspezifische Verteilungsmustern und unterstützen die Optimierung der Hautkrebsprävention. Wegen der hohen Versichertenzahlen und der
guten Anpassung demographischer Faktoren bieten die Daten
eine hohe Vergleichbarkeit mit anderen Studien und Gesundheitssystemen.
FV02/10
Variationen der Risikomerkmale und Überlebensrate
des Malignen Melanoms zwischen Deutschland und den
Niederlanden
Augustin J.1, Schäfer I.1, Reusch M.2, Augustin M.3
1
Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei
Pflegeberufen (IVDP), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf,
CVderm, Hamburg, Germany
2
Institut für strategische Analysen in der Dermatologie, Hamburg,
Germany
3
Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei
Pflegeberufen (IVDP), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf,
Hamburg, Germany
Fragestellung: Mortalität und Letalität am malignen Melanom
(MM) zeigen europaweit große Variationen, darunter ein höheres Risiko in den Niederlanden im Vergleich zu Deutschland. Ein
Systemvergleich sowie die Exploration möglicher Kausalfaktoren
sollen die Unterschiede zwischen Deutschland und den Niederlanden erklären.
Methodik: Versorgungswissenschaftliche ländervergleichende Analyse mittels publizierter internationaler Literatur sowie
öffentlich zugänglicher Datenbanken.
Ergebnis: Die höhere Rate an exzidierten MM unter 1mm
Tumordicke in Deutschland (65% vs. 45%) bestätigt Befunde
aus den Krebsregistern. Die biologischen Faktoren der MM-Entstehung wie Hauttyp scheinen sich zwischen den Ländern nicht
75
Freie Vorträge
maßgeblich zu unterscheiden. Unter den weiteren potentiellen
Prädiktoren zeigen geographische Bedingungen, Verhaltensweisen gegenüber UV-Strahlung, UV-Schutzmaßnahmen sowie die
Qualifikation der versorgenden Ärzte keine relevanten Unterschiede. Die Primärprävention hat in Deutschland eine längere
und stetigere Tradition. Die Sekundärprävention ist hier durch ein
bevölkerungsbezogenes flächiges Screening charakterisiert, welches in den Niederlanden nicht vorkommt. Deutliche Unterschiede finden sich ferner hinsichtlich des Zugangs zum Dermatologen. Während in Deutschland ein direkter Zugang zum Facharzt
möglich ist, muss jeder Niederländer grundsätzlich bei einem
Primärarzt vorstellig werden. Die mittleren Wartezeiten und die
Gesamtbehandlungszeiten sind damit tendenziell in den Niederlanden verlängert.
Schlussfolgerung: Systemzugang zum Facharzt und Hautkrebsprävention sind derzeit die markantesten potentiellen Determinanten der günstigeren Überlebensrate für das MM in
Deutschland im Vergleich zu den Niederlanden.
FV03 Freie Vorträge 3: Epidemiologie
und Berufsdermatologie
FV03/01
Ungünstiger Einfluss des Zigarettenkonsums auf die Schwere
und Prognose des beruflich bedingten Handekzems
Brans R.1,2, Skudlik C.1,2, Weisshaar E.3, Gediga K.1, Scheidt
R.3, Elsner P.4, Wulfhorst B.1,2, Schönfeld M.5, John S.M.1,2,
Diepgen T.L.3, ROQ Study Group
1
Fachgebiet Dermatologie, Umweltmedizin, Gesundheitstheorie,
Universität Osnabrück, Osnabrück, Germany
2
Institut für interdisziplinäre dermatologische Prävention und
Rehabilitation (iDerm) an der Universität Osnabrück, Osnabrück,
Germany
3
Abteilung klinische Sozialmedizin des Universitätsklinikums
Heidelberg, Heidelberg, Germany
4
Klinik für Hautkrankheiten am Universitätsklinikum Jena, Jena,
Germany
5
BG-Klinik für Berufskrankheiten, Bad Reichenhall, Germany
Hintergrund: Zigarettenkonsum ist weit verbreitet und wirkt sich
ungünstig auf die Haut aus. Bislang erfolgten jedoch noch keine
umfassenden Untersuchungen zu Zusammenhängen zwischen
dem Rauchverhalten und der Schwere sowie der Prognose beruflich bedingter Handekzeme.
Methode: Im Rahmen einer prospektiven Multicenter-Studie
wurden 1.608 Patienten mit beruflich bedingten Handekzemen,
die an einem stationären Heilverfahren zur tertiären Prävention
von Berufsdermatosen (TIP) teilnahmen, drei Jahre lang regelmäßig untersucht. Dabei wurden Raucher und Nichtraucher hinsichtlich der Schwere, des Verlauf und der Prognose des Handekzems miteinander verglichen.
Ergebnis: Die Schwere des Handekzems nahm während der
TIP sowohl bei Rauchern als auch bei Nichtrauchern signifikant
ab ( p < 0.001). Bei Rauchern war das Handekzem jedoch an allen
Untersuchungszeitpunkten signifikant schwerer als bei Nichtrauchern. Dies ging auch mit einem signifikant höheren Gebrauch
von kortikosteroid-haltigen Externa einher. Die Anzahl der täglich
gerauchten Zigaretten hatte dabei keinen Einfluss auf die Schwere
76
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
des Handekzems. In den 12 Monaten vor und nach der TIP hatten
Raucher signifikant mehr Arbeitsunfähigkeitstage aufgrund des
Handekzems als Nichtraucher. Nach der TIP wurde die beruflich
Tätigkeit signifikant häufiger von Rauchern aufgrund des Handekzems aufgegeben als von Nichtrauchern ( p = 0.021).
Zusammenfassung: Bei Rauchern verläuft das beruflich bedingte Handekzem signifikant schwerer und hartnäckiger als bei
Nichtrauchern. Darüber hinaus ist Zigarettenkonsum mit einer
höheren Anzahl an Arbeitsunfähigkeitstagen und mit der Aufgabe der beruflichen Tätigkeit aufgrund des beruflich bedingten
Handekzems assoziiert. Somit hat Zigarettenkonsum einen ungünstigen Einfluss auf die Prognose und interferiert mit Präventionsmaßnahmen.
FV03/02
Sonnenschutzmaßnahmen an Arbeitsplätzen im Freien
und deren Anwendung bei Berufsschülern mit
Außenbeschäftigung
Ruppert L.1, Ofenloch R.1, Surber C.2,3, Diepgen T.1
1
Universitätsklinikum Heidelberg, Klinische Sozialmedizin,
Heidelberg, Germany
2
Universitätsspital, Basel, Switzerland
3
Universitätsspital, Zürich, Switzerland
Fragestellung: Aktuelle Studien belegen einen Zusammenhang
von berufsbedingter solarer UV-Exposition und einem erhöhten
Hautkrebsrisiko. Die wissenschaftliche Begründung über die Aufnahme der Berufskrankheit „Plattenepithelkarzinome oder multiple aktinische Keratosen der Haut durch natürliche UV-Strahlung“
des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales unterstreicht den
bestehenden Handlungsbedarf hinsichtlich Präventionsmaßnahmen zur Verhütung von berufsbedingtem Hautkrebs. Das Sonnenschutzverhalten von Berufsanfängern in Außenberufen sowie
deren zur Verfügung stehenden Sonnenschutzmaßnahmen während der beruflichen Tätigkeit im Freien sollen analysiert werden.
Methodik: Im Rahmen einer Interventionsstudie zur Entwicklung von Hautkrebs-Präventionsmaßnahmen wurden Berufsschüler mit Außenbeschäftigung zu den ihnen zur Verfügung
stehenden Sonnenschutzmaßnahmen sowie deren Anwendung
befragt. Der Fragebogen schließt an eine strukturierte Literaturrecherche sowie Experteninterviews an und wurde vorab mit n =
62 Berufsschülern getestet.
Ergebnis: Es wurden 245 Berufsschüler an 6 Berufsschulen
befragt. Darunter waren 80,8% (n = 198) männlich, das Durchschnittsalter lag bei 20 Jahren (Min: 16, Max: 46 Jahre). 70%
der Befragten arbeiteten mehr als 6 Stunden pro Tag im Freien.
Knapp ein Drittel der Befragten gab an, keine Sonnenschutzmaßnahmen vom Arbeitgeber zur Verfügung gestellt zu bekommen
(n = 67; 27,3%). 91,4% der Schüler erhielten keine Informationen
zu Sonnenschutzmaßnahmen durch den Arbeitgeber. Schattige
Arbeitsplätze standen 23,7% der Berufsschüler zur Verfügung.
Sonnencreme wurde 33,9% der Berufsschüler bereitgestellt. Die
Mehrheit der Befragten (37,3%) glaubte nicht, sich ausreichend
vor der Sonne zu schützen.
Fazit: Im Hinblick auf die neue Berufserkrankung Hautkrebs
besteht dringender Handlungsbedarf, das Sonnenschutzverhalten von Außenbeschäftigten zu verbessern. Dazu zählt auch eine
verbesserte Bereitstellung von Sonnenschutzmaßnahmen durch
den Arbeitgeber.
Freie Vorträge
FV03/03
Prävention im Rahmen der neuen BK 5103 – Effektivität von
UV-Schutzkomponenten für im Freien Beschäftigte
Knuschke P.1, Bauer A.2, Janßen M.3, Ott G.3, Püschel A.1, Rönsch H.1
1
Klinik u. Poliklinik f. Dermatologie, TU Dresden, Dresden, Germany,
Klinik u. Poliklinik f. Dermatologie, UKD, Dresden, Germany
3
Bundesanstalt f. Arbeitsschutz u. Arbeitsmedizin, Dortmund,
Germany
2
Ein Plattenepithelkarzinom oder multiple aktinische Keratosen,
in Verbindung mit beruflich längerfristigen, deutlich erhöhten,
solaren UV-Expositionen, können ab Januar 2015 als BK 5103 gemeldet werden. Die solare UV-Strahlung wurde jedoch aus einer
EU-Richtlinie zu (künstlicher) optischer Strahlung ausgespart.
Daher galt es, zur Prävention am Arbeitsplatz von Außenbeschäftigten Schutzkonzepte für Haut und Augen vor zu hohen
solaren UV-Expositionen zu entwickeln, sowie Messungen und
Bewertungen für Schutzkomponenten vorzunehmen (BAuA-Forschungsprojektes F 2036).
Die Wirksamkeit von technischen und organisatorischen
Schutzmaßnahmen für die Haut vor solarer UV-Strahlung wurde
messtechnisch untersucht. Die Expositionsreduktion der verschiedenen Maßnahmen liegen bei einem Reduktionsfaktor 1,5 bis 5.
Oft sind derartige Maßnahmen aber praktisch nicht umsetzbar, sodass individuelle Schutzmaßnahmen angewendet werden müssen.
Es wurde ein Schutzkonzept entwickelt, wie hoch die mindest-erforderlichen Schutzfaktoren von Kleidung (UPF) sowie
Schutzfaktoren von Sonnenschutzcreme (SPF) sein müssen, wenn
diese als individuelle Schutzkomponenten am Arbeitsplatz im Freien fungieren. Das erfolgte in Anlehnung an das ICNIRP(International Conference on Non-Ionization Radiation Protection)-Konzept
zum Schutz vor inkohärenter künstlicher optischer Strahlung an
Arbeitsplätzen. Demgemäß ergaben sich Mindest-Schutzfaktorwerte für die unbedeckte Haut (SPF Lichtschutzsubstanzen) sowie
für die textil bedeckte Haut (UPF Textilien) für den Arbeitstag,
abhängig ob 8h-Normalschicht / 8h-Spätschicht / 12h-Schicht
zwischen: > 20 / > 10 / > 20 (Unter-/Oberschenkel) bis > 50 / > 20
/ >60 (Schultern).
Die Effektivität des Schutzes der Haut durch Kopfbedeckungen sowie T-Shirts wurde mit UV-Dosimeterplaketten (PSF: Polysulfonfilme) in Feldversuchen und mittels Labormethoden ermittelt.
Fazit: In Deutschland sind typische Bekleidung und Kopfbedeckung, ergänzt mit dermalem Lichtschutz, ausreichend.
FV03/04
Infektiöse und metabolische Komorbiditäten bei Psoriasis
vulgaris
Albrecht M.1, Gollnick H.P.1, Bonnekoh B.1, Quist S.R.1
1
Otto-von-Guericke-Universität, Universitätsklinik für Dermatologie
und Venerologie, Magdeburg, Germany
Fragestellung: Psoriasis vulgaris ist ein eine autoinflammatorische Erkrankung.
Wir untersuchten die infektiösen und metabolischen Komorbiditäten von Patienten mit Psoriasis vulgaris, welche von 2004
bis 2014 in unserer Klinik stationär behandelt wurden.
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Methodik: Wir analysierten 300 stationär behandelte Patienten hinsichtlich ihrer Antistreptolysin-, Antistaphylolysin-, Antistreptocokken-, Chlamydien-, Yersinien und Mykoplasmentiter
im Blutserum, Hepatitis A, B oder C, HIV, STD, Bakterien im Urin,
pathologische Darmkeime, Mykosen (intestinal oder auf
der Haut), als auch Parasiten im Stuhl. Weiterhin untersuchten
wir das Auftreten von Metabolischen Erkrankungen wie Lebererkrankungen, Hyperlepidämie, KHK und Bluthochdruck und die
Langzeitmedikation bei diesen Patienten. Wir korrelierten diese
Daten bezüglich PASI, Infektionslast und glichen das Auftreten
mit dem in der Gesamtbevölkerung ab unter Verwendung der
Surveys: DEGS1, GEDA2010 und BGS98.
Ergebnisse: In einer Multivariablenanalyse ergab sich eine
signifikante Korrelation zwischen HIV- und Mykoplasmeninfektion, sowie Antistreptolysintiter und einem erhöhten PASI. Parasiteninfektionen waren nur bei 3 Patienten nachweisbar und hatten
keinen Einfluss auf den PASI. Eine Korrelation ergab sich auch für
Lebererkrankungen (Zirrhose, Steatohepatitis) und PASI, welche
auch wie die genannten Infektionskrankheiten im Vergleich zum
Auftreten in der Bevölkerung erhöht waren (Odds ratio).
Schlussfolgerung: Zusammenfassend gibt es eine Korrelation zwischen infektiösen und metabolischen Komorbiditäten und
einer schweren Psoriasis, sowie in der Bevölkerung, welche therapeutisch zu beachten ist.
FV03/05
Unterschiedliche Komorbiditätsmuster bei Kindern mit
Atopischer Dermatitis und Psoriasis
Jacobi A.1, Schäfer I.1, Radtke M.A.1, Gläske G.2, Augustin M.1
1
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen (IVDP),
Hamburg, Germany
2
Universität Bremen, Zentrum für Sozialpolitik, Bremen, Germany
Hintergrund: Bei der Behandlung erwachsener und juveniler
Psoriasispatienten wurde eine zunehmende Evidenz für Komorbiditäten festgestellt.
Methoden: Bei der Analyse von Daten einer deutschen gesetzlichen Krankenkasse wurden alle Patienten bis zum Alter von
18 Jahren berücksichtigt, die im Laufe des Jahres 2009 registriert
waren. Die Diagnose Psoriasis wurde gestellt, sobald ein ICD10-Code L40 vorlag. Komorbiditäten wurden auch anhand von
ICD-10-Diagnosen ausgewertet. Die Vergleichsgruppen für Komorbiditäten umfassten ausschließlich Kinder ohne Psoriasis und
Kinder, bei denen eine atopische Dermatitis (AD) (ICD-10 L20)
diagnostiziert wurde.
Ergebnisse: Bei 1313 von 293.181 Kindern wurde die Diagnose Psoriasis gestellt. Somit betrug die Gesamtprävalenz bei Kindern und Jugendlichen bis 18 Jahre 0,45% (Jungen 0,42%, Mädchen 0,48%). Die Prävalenzraten stiegen von 0,13% im Alter von
bis zu drei Jahren auf 0,67% im Alter von 18 Jahren beinahe linear
an. Bei 10,35% der Kinder wurde AD diagnostiziert. Allergische
Rhinitis (15,16%), bronchiales Asthma (12,19%) und Fettleibigkeit
(7,08%) wurden als die häufigsten Komorbiditäten bei Psoriasis
festgestellt. Zu den vergleichsweise erhöhten mit AD assoziierten
Komorbiditäten zählten allergische Rhinitis, chronische Bronchitis
und Impetigo. Bei Kindern mit Psoriasis waren einige Prävalenzraten im Vergleich zu allen Kindern ohne Psoriasis und denen mit
AD, erhöht. Fettleibigkeit (7,08%; 3,61%, 4,11%), Hyperlipidämie
77
Freie Vorträge
(1,14%, 0,64%, 0,71%), arterielle Hypertonie (0,91%, 0,44%,
0,40%), Diabetes (0,61%, 0,31%, 0,34%), Iridozyklitis (0,38%,
0,04%, 0,06%), Arthritis (0,53%, 0,32%, 0,33%) und Depression
(1,29%, 0,77%, 0,83%).
Schlussfolgerung: Kinder mit Psoriasis und AD weisen unterschiedliche und spezifische Komorbiditätsmuster auf. Die frühzeitige Erkennung und Behandlung sowohl beider Erkrankungen
als auch der Komorbiditäten spielt eine wesentliche Rolle.
FV03/06
Assoziation von Malignomen und blasenbildenden
Autoimmundermatosen
Neumann K.1, Schulze F.1, Recke A.1, Zillikens D.1, Linder R.2,
Schmidt E.1
1
Universität zu Lübeck, Klinik für Dermatologie, Allergologie und
Venerologie, Lübeck, Germany
2
Wissenschaftlichen Institut der Techniker Krankenkasse für Nutzen
und Effizienz im Gesundheitswesen (WINEG), Hamburg, Germany
Hintergrund: Während beim paraneoplastischen Pemphigus
und dem Anti-Laminin 332-Schleimhautpemphigoid der Zusammenhang mit Malignomen klar gezeigt wurde, gibt es widersprüchliche Berichte über eine Assoziation des bullösen Pemphigoids (BP) und der linearen IgA Dermatose (LAD) mit malignen
Erkrankungen.
Methoden: Diese Studie untersucht die Assoziation von blasenbildenden Autoimmundermatosen (AID) und Malignomen in
Zusammenarbeit mit dem wissenschaftlichen Institut der Techniker Krankenkasse für Nutzen und Effizienz im Gesundheitswesen (WINEG) anhand der ICD-10-GM 2011 Klassifikation von 8,3
Mio. Versicherten. Alle Patienten mit blasenbildenden AID aus
den Jahren 2008 – 2011 sowie eine mindestens 5-fach größere
Kohorte alters- und geschlechtsangepasster Kontrollen wurden
analysiert.
Ergebnisse: Wir fanden eine Assoziation von BP (n = 1743;
OR 2,55 [95% CI 2,07–3,13], p = < 0,001) und LAD (n = 801;
2.97 [2.00–4.30], p< 0,001) sowie weniger stark ausgeprägt von
Pemphigus vulgaris (n = 860; 2.10 [1.40–3.03); p = 0,003) und
Epidermolysis bullosa acquisita (n = 106; 3.46 [1.48–7.66), p =
0,005) mit hämatologischen Malignomen. Die stärkste Assoziation fand sich zwischen BP und reifzelligen T/NK-Zell Lymphomen
(n = 12; 6.90 [3.1 – 16.0]; p< 0,001). Weiterhin litten PV-Patienten
häufiger an Kolon- (n = 32; 2.44 [1.61–3.62], p< 0.01) und Ösophagus-Karzinomen (n = 8, 7.21[2.68–19.9], p< 0,01). Bei Patienten mit Pemphigus foliaceus (n = 17; 2.45 [1.43–4.04], p = < 0,01),
LAD (n = 73, 2.37 [1.82–3.05]; p< 0,01) und Schleimhautpemphigoid (n = 37; 1.80 [1.25–2.5]; p = 0,01) wurde häufiger ein heller
Hautkrebs diagnostiziert (ICD C44), bei der LAD traten zudem
gehäuft Melanome auf (n = 13; 2.66 [1.35–4.95], p< 0,01).
Schlussfolgerung: Das gehäufte Auftreten bestimmter Malignome sollte bei der Versorgung von Patienten mit bullösen AID
berücksichtigt werden.
FV03/07
Demographie und Risikofaktoren von schweren Hautreaktionen: 10-Jahres-Analyse der deutschen RegiSCAR-Kohorte
Mockenhaupt M.1, Hübsch T.1, Paulmann M.1, Sekula P.2
78
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
1
Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie, Dokumentationszentrum schwerer Hautreaktionen (dZh), Freiburg, Germany
2
Universitätsklinikum Freiburg, Department für Medizinische Biometrie und Medizinische Informatik, Freiburg, Germany
Stevens-Johnson-Syndrom (SJS) und Toxisch epidermale Nekrolyse (TEN) sind schwere meist arzneimittelinduzierte Hautreaktionen. Sie weisen spezifische Hautveränderungen mit
epidermaler Ablösung und hämorrhagischen Erosionen der
Schleimhäute auf.
Das dZh erfaßt seit fast 25 J. alle Erkrankungsfälle von SJS/
TEN in der BRD. In Fall-Kontrollstudien wurde das Risiko für Medikamente zur Auslösung von SJS/TEN berechnet. Seit 2003 fließen
alle dZh-Daten in das internationale RegiSCAR-Projekt ein. Nun
wurden demographische Daten und Risikofaktoren der deutschen RegiSCAR-Kohorte aus 10 J. analysiert.
Zwischen 01/2003 u. 12/2012 wurden 681 SJS/TEN Fälle
klinisch als „wahrscheinlich“ und „sicher“ validiert: 52% als SJS,
14% als TEN und 34% als SJS/TEN-Übergangsform. Das Durchschnittsalter der Patienten betrug 56 J. Frauen sind 1,5-mal häufiger betroffen als Männer. Für Patienten ≥65 J. ist das Risiko, an
SJS/TEN zu erkranken, 3-mal höher als für Jüngere. Die Gesamtletalität liegt bei 27%, steigt aber mit dem Schweregrad der Erkrankung von 11% für SJS zu 47% für TEN. Höheres Alter hat einen
wesentlichen Effekt auf das Sterberisiko.
Ca. 50% der SJS/TEN-Patienten waren innerhalb von 2 Wo.
vor der Reaktion mit einem als „hochverdächtigen Auslöser“ bekannten Arzneimittel exponiert, das innerhalb von 8 Wo. neu
angesetzt wurde. 22% aller Patienten hatten Allopurinol eingenommen. Die Expositionshäufigkeit für andere „hochverdächtige Auslöser“ lag bei 8,4% für Cotrimoxazol, 7% für Lamotrigin,
5,8% für Carbamazepin und 4,6% für Phenytoin.
Verglichen mit früheren Analysen sind sowohl das Durchschnittsalter als auch die Sterblichkeitsrate von SJS/TEN-Patienten gestiegen. Hinsichtlich auslösender Arzneimittel konnten die
in Fall-Kontrollstudien festgestellten Risiken bestätigt werden.
Die Indikation zur Verordnung dieser Arzneimittel (z.B. Allopurinol) und die Ausweitung der Indikation (z.B. Lamotrigin) sollten sorgfältig geprüft werden, um das Auftreten von SJS/TEN zu
vermeiden.
FV03/08
Häufigkeit und Erreichbarkeit dermatologischer Behandlung
in Deutschland
Eissing L.1, Schäfer I.1, Elsner P.2, Kaufmann R.3, Strömer K.4,
Augustin M.1
1
Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei
Pflegeberufen, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany
2
Klinik für Hautkrankheiten, Universitätsklinikum, Jena, Germany
3
Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Universität,
Frankfurt, Germany
4
Dermatologische Praxis Mönchengladbach, Mönchengladbach,
Germany
Fragestellung: Niedergelassene Dermatologen und dermatologische Kliniken leisten einen relevanten Teil der Versorgung von Hauterkrankungen. Bisher lagen über die Häufigkeit der Inanspruchnahme sowie die zeitliche Erreichbarkeit keine bevölkerungsbezogenen
Freie Vorträge
Daten vor. Ziel der Studie war es, hierüber aus Sicht der Bevölkerung Aufschluss zu erzielen.
Methodik: Strukturierte Telefonbefragung durch das forsa-Institut an einer repräsentativen Stichprobe (n = 1.015) der
erwachsenen Bevölkerung in Deutschland.
Ergebnisse: Innerhalb der letzten 12 Monate haben 31% der
Befragten einen Dermatologen aufgesucht, bei 51% lag die letzte
Konsultation mehr als ein Jahr zurück. Die Befragung ergab Unterschiede in der Inanspruchnahme zwischen Ost und West (33
bzw. 23% im letzten Jahr, 15 bzw. 25% noch nie), zwischen Männern und Frauen (33 bzw. 28% im letzten Jahr, 12 bzw. 22% noch
nie) sowie zwischen Altersgruppen. Privat Versicherte hatten im
letzten Jahr häufiger einen Dermatologen aufgesucht als gesetzlich Versicherte (39 bzw. 30%). Ca. 80% der Befragten gaben an,
bei Bedarf bis zu einer halben Stunde zum nächsten Dermatologen zu benötigen. Während in den westlichen Bundesländern
84% einen geringen (< 0,5 h) Zeitaufwand angaben, taten dies
nur 62% der Befragten aus den östlichen Bundesländern. Auf die
Frage nach der maximal akzeptablen Wartezeit auf eine dermatologische Behandlung gaben 25% unter einer Woche, 58% unter
2 Wochen und 85% bis 4 Wochen an.
Schlussfolgerung: Eine dermatologische Versorgung ist
von einem Großteil der deutschen bereits in Anspruch genommen worden, von einem Drittel innerhalb der letzten 12 Monate. Hierbei finden sich regionale Unterschiede zwischen Ost- und
Westdeutschland, zwischen den Geschlechtern, in Abhängigkeit
vom Alter und vom Versicherungsstatus. Die Erreichbarkeit weist
deutliche Unterschiede zwischen Ost und West auf, die eine nicht
flächendeckend homogene Versorgung andeuten.
FV03/09
Irritatives Kontaktekzem durch Senfmehl
Blau K.1, Beissert S.1, Bauer A.1
1
Uniklinikum Dresden, Klinik und Poliklinik für Dermatologie,
Dresden, Germany
Naturheilkundliche Methoden erleben in den letzten Jahren eine
anhaltende Renaissance. Von den Anwendern wird jedoch oft
übersehen, dass pflanzliche Inhaltsstoffe irritative, allergische,
photoallergische und phototoxische Kontaktekzeme auslösen
können. Neben verschiedenen Pflanzen gibt es eine Reihe von
Früchten und Gemüsen, die eine irritative Kontaktdermatitis auslösen können. Verantwortliche Inhaltsstoffe sind in erster Linie
Oxalsäuren, Phorbolester, Lauch- und Senföle, Terpene, Alkaliode, Gykoside, Fruchtsäuren und proteolytische Enzyme.
Anamnese: Aufgrund von Myalgien im oberen Schultergürtel wendete eine 50-jährige Patientin einen Senfmehlumschlag
für 2 Stunden im Bereich des Nackens an. Kurz darauf zeigte sich
ein scharf begrenztes Erythem, am nächsten Morgen löste sich im
Bereich des Nackens die Epidermis großflächig ab.
Hautbefund: Bei der körperlichen Untersuchung zeigte sich
in Bereich des Nackens eine ca. 10 × 40 cm messende, scharfbegrenzte, großflächig nässende Hauterosion.
Therapie und Verlauf: Unter topischer antiseptischer und
Glukocorticoid-Therapie verlief die Wundheilung komplikationslos. Nach 4 Wochen zeigten sich postinflammatorische Hyperpigmentierungen.
Zusammenfassung: Verschiedene Pflanzeninhaltsstoffe
führen ohne zugrundeliegende allergologische Mechanismen
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
zu einer chemisch-toxischen Entzündungsreaktion der Haut.
Die möglichen Reaktionen variieren von milden Irritationen
mit Rötung und Juckreiz bis zu ausgeprägt toxischen Reaktionen mit Nekrosen. Im Senfmehl (Brassicae) sind Senfölglykoside
als Abwehrstoffe gegen Tierfraß enthalten. Nach Zermörsern
der Senfkörner werden aus den Senfölglycosiden hochgradig
irritative Isothiocyanate gebildet. Besonders unter Okklusion
– wie bei der Patientin als Umschläge angewendet – können
Senfölglykoside neben Irritationen zu erheblichen Gewebedefekten führen.
FV03/10
Microsporum canis – aktuelle Daten zur Prävalenz des zoophilen Dermatophyten im mitteldeutschen Raum
Uhrlaß S.1, Krüger C.1, Nenoff P.1
1
Labor für medizinische Mikrobiologie, Mölbis, Germany
Microsporum (M.) canis, dessen Infektionsquelle meist Katzen
sind, wird nach wie vor als der häufigste zoophile Dermatophyt in
Deutschland und Europa angesehen. Der ebenfalls zoophile Dermatophyt Trichophyton (T.) Spezies von Arthroderma (A .) benhamiae ist in bestimmten Regionen von Deutschland ebenfalls ein sehr
häufiger und neuer Erreger von Dermatophytosen.
Über 3 Jahre, 3/2010 bis 3/2013, wurden Hautproben vom
Kopf, Gesicht, Oberkörper und Extremitäten kulturell und mittels Polymerasekettenreaktion (PCR) auf Dermatophyten untersucht. Die Materialien stammten aus Sachsen, Thüringen und
Sachsen-Anhalt, teilweise auch deutschlandweit. Der kulturelle
Erregernachweis erfolgte auf Sabouraud 4% Glukose-Agar mit
und ohne Cycloheximid. Zum Dermatophyten-DNS-Nachweis
kam ein Uniplex PCR-ELISA-Assay zum Einsatz. 8464 Proben
von 7680 Patienten wurden untersucht. Bei 114 (1,5%) von
7680 Patienten ließ sich M. canis mittels Kultur und/oder PCR
nachweisen. M. canis war in 100 Proben kulturell nachweisbar,
in 107 Proben mit PCR, in 91 Proben kulturell und mit PCR.
Bei 12 Patienten wurde nur der kulturelle Nachweis (ohne PCR)
durchgeführt. Eine Tinea corporis durch M. canis hatten 59 Patienten, eine Tinea capitis 8, Tinea faciei 5, Tinea manus 2 Patienten. 45% der Patienten waren jünger als 20 Jahre, 42% 20
bis 49 Jahre alt, und 13% 50 Jahre und älter. Demgegenüber
war T. Spezies von A . benhamiae mittels Kultur und/oder PCR
bei 231 von 7680 Patienten (2,9%) nachweisbar. M. canis folgte
als zweithäufi gster zoophiler Dermatophyt.M. canis ist nach wie
vor ein häufi ger zoophiler Dermatophyt in Deutschland. Seit
mehreren Jahren kam es jedoch zu einer Zunahme von Infektionen durch den ebenfalls zoophilen Dermatophyten T. Spezies
von A . benhamiae. Dieser zoophile Dermatophyt, der von Meerschweinchen auf den Menschen übertragen wird, scheint im
Moment zumindest in einigen Regionen Deutschlands häufi ger
als M. canis zu sein.
FV04 Freie Vorträge 4: Lehrreiche
Fälle 1
FV04/01
Exanthematischer Lichen planus bei Morbus Castleman
79
Freie Vorträge
Munzer A.1, Beissert S.2, Spornraft-Ragaller P.2, Triebe F.2
1
Universitätsklinikum Dresden, Dermatologie, Dresden, Germany,
2
Uniklinikum, Dresden, Germany
Einleitung: Der M. Castleman, erstmals 1954 beschrieben, ist
eine seltene lymphoproliferative Erkrankung unklarer Genese mit
angiofollikulärer Lymphknotenhyperplasie. Man unterscheidet 2
Formen: die häufigere lokalisierte meist asymptomatische Form
betrifft nur einen einzelnen Lymphknoten, während die multizentrische Form mehrere befällt. Histologisch werden der hyalin-vaskuläre Typ, der Plasmazell-Typ und eine Mischform unterschieden. Häufige Lokalisationen sind Bauchraum, Mediastinum
und oberflächliche Lymphknoten. Neben Allgemeinsymptomen,
Lymphadenopathie und Hepato-/Splenomegalie (74%) kommt
es bei der multizentrischen Form nicht selten zu Autoimmunphänomenen wie POEMS-Syndrom, Hautveränderungen wie Lichen
planus, Pemphigus vulgaris oder HHV 8-assoziiertem Kaposi-Sarkom bei HIV-Infektion.
Fallbericht: Bei einem 71-jährigen Patienten entstanden
seit 06/2014 stark juckende lichenoide Papeln an den Unterarmen mit exanthematischer Aussaat auf das gesamte Integument. Die Schleimhäute zeigten nur eine einzelne lichenoide
Plaques am Gaumen. 01/2014 wurde auswärts ein M.Castleman
(lokalisierte Form) im Magen diagnostiziert, aufgrund von Globusgefühl, Schluckbeschwerden sowie Magenschmerzen. Histologisch zeigte sich eine sehr plasmareiche, reaktive Lymphadenitis, a.e. vereinbar mit dem Plasmazell-Typ eines M.Castleman.
Die Biopsie der Haut bestätigte histologisch einen Lichen planus, der sich durchCreme-PUVA kombiniert mit Acitretin deutlich besserte.
Schlussfolgerung: Als häufigste Paraneoplasie der Haut bei
M. Castleman wird ein Pemphigus vulgaris beschrieben, z.T. kombiniert mit erosivem Lichen planus der Mundschleimhaut oder
Erythema multiforme. Selten werden Assoziationen mit exanthematischem Lichen planus berichtet. Komplette Remissionen eines
Lichen planus an Haut und Schleimhaut nach operativer Sanierung eines M.Castleman sind beschrieben. Daher sollte, wenn
möglich, bei assoziierten Hauterkrankungen eine operative Entfernung des Tumors erwogen werden.
FV04/02
Kutane sarkoidale Granulome imitieren das klinische Bild
eines Basalzellkarzinoms
Wilden S.1, Rudolph B.1, Weidenthaler-Barth B.1, Grabbe S.1,
Tuettenberg A.1
1
Universitätsmedizin – Mainz, Hautklinik, Mainz, Germany
Die Sarkoidose betrifft als Multisystemerkrankung in 20–40% der
Fälle die Haut und stellt sich in Form von knotigen, papulösen,
erythematösen, aber auch ichthyosiformen oder psoriasiformen
Hautveränderungen dar. Aufgrund des variablen klinischen Bildes
ist die Diagnosestellung oft erschwert.
Wir berichten über einen 35-jährigen Patienten, der sich
mit progredienten erythematösen Hautveränderungen an beiden Augeninnenwinkel vorstellte. Die Hautveränderungen zeigten auflichtmikroskopisch einen perlschnurartigen Randsaum,
Teleangiektasien sowie zentrale Ulzerationen. Aufgrund der
beschriebenen Klinik erfolgte eine Biopsie aus beiden Läsionen
zum Ausschluss eines Basalzellkarzinoms. In der aufgrund der
80
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
auffällig symmetrischen Lokalisation zeitgleich durchgeführten
Epikutantestung, der Patient berichtete nach eingehender
Anamnese kurz vor Beginn der Hautveränderungen ein neues
Brillenmodell erhalten zu haben, konnte eine Kontaktallergie
ausgeschlossen werden. In der feingeweblichen Untersuchung
zeigten sich knotige Epitheloidzellgranulome mit mehrkernigen
Riesenzellen im Corium und umgebendem lymphoidem Infiltrat.
Aufgrund der histologischen Diagnose kutaner sarkoidaler Granulome wurde zum Ausschluss einer Organbeteiligung eine Blutentnahme inklusive ACE und löslichem IL2- Rezeptor, sowie ein
Röntgen-/CT-Thorax und eine Lymphknotensonographie durchgeführt. Hier ergab sich kein Anhalt für eine Systembeteiligung.
In Zusammenschau der Ergebnisse stellten wir die Diagnose von
druckinduzierten sarkoidalen Granulomen, es erfolgte die probatorische Umstellung auf Kontaktlinsen sowie eine Lokaltherapie
mit Steroiden und Pimecrolimus im Intervall.
Dieser Fall zeigt, dass sarkoidale Granulome der Haut vielfältige Ursachen sowie unterschiedlichste klinische Erscheinungsbilder haben können. Erneut wird deutlich, wie wichtig eine
histologische Untersuchung in der Dermatologie zur adäquaten
Diagnostik und daraus abgeleiteten Therapie ist.
FV04/03
Erfolgreiche Therapie mit Adalimumab bei der
Acrodermatitis continua suppurativa
Buder V.1, Jacobi A.1, Herberger K.1, Augustin M.1, Radtke M.A.1
1
IVDP-Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und
bei Pflegeberufen, Universitätsklinikum Hamburg- Eppendorf,
Dermatologie und Venerologie, Hamburg, Germany
Hintergrund: Bei der Acrodermatitis continua suppurativa handelt es sich um die seltene Sonderform einer akral lokalisierten
Psoriasis pustulosa, die mit steriler Pustelbildung einhergeht
und bei rezidivierendem Auftreten und länger dauernder Manifestation zur Atrophie von Nägeln und distalen Phalangen
sowie zu Osteolysen und zur Knochendestruktion führen kann.
Die physischen und psychischen Implikationen sind erheblich
und die therapeutischen Möglichkeiten limitiert. Erfahrungen mit Biologika beschränken sich bei dieser Indikation auf
Einzelfallberichte.
Patienten und Methoden: Wir berichten über eine 29-jährige Patienten mit ausgeprägter, therapierefraktärer Acrodermatitis
continua suppurativa die sich im Zeitraum zwischen 2013–2014 in
unserer Behandlung befand. Nach multiplen topischen Vortherapien, die allenfalls ein unzureichendes Ansprechen zeigten, sowie
einer erfolglosen Systemtherapie mit Fumaderm und Ciclosporin
A, erfolgte ein Therapieversuch mit Adalimumab. Als off-label-use
erfolgte der Einsatz in einer Dosierung von 40mg alle 2 Wochen
über die Dauer von insgesamt 32 Wochen. Als Outcomes-Parameter wurden die Lebensqualität (DLQI), der klinische Schweregrad, der Schmerzscore (analoge VAS-Skala) und die während des
Beobachtungszeitraums gemeldeten unerwünschten Arzneimittelwirkungen erhoben.
Ergebnisse: Nach 32 Wochen Therapie mit Adalimumab
konnte eine Abheilung erzielt werden. Der DLQI verbesserte sich
um 5 Punkte. Bis auf lokale Injektionsreaktionen traten keine unerwünschten Arzneimittelwirkungen auf.
Schlussfolgerung: Adalimumab hat sich im vorliegenden
Fall als wirksame und sichere Therapieoption in der Behandlung
Freie Vorträge
der schweren Acrodermatitis continua suppurativa erwiesen. Zur
abschließenden Bewertung fehlen Daten aus randomisierten,
kontrollierten Studien und Registerdaten.
FV04/04
Erfolgreiche Behandlung mit Vismodegib und anschließender Radiatio bei fortgeschrittenem Basalzellkarzinom
Spänkuch I.1, Eigentler T.1, Garbe C.1, Leiter-Stöppke U.1
1
Universitäts-Hautklinik Tübingen, Dermatoonkologie, Tübingen,
Germany
Hintergrund: Vismodegib stellt bei fortgeschrittenem Basalzellkarzinom eine wirksame Therapieoption dar. Ein Problem ist hierbei die Resistenzentwicklung im Verlauf. Wir berichten über die
erfolgreiche Kombination von Vismodegib und nachfolgender
Radiatio.
Kasuistik: Eine 89-jährige Patientin stellte sich im Oktober
2013 mit einem ausgeprägten Ulcus terebrans der rechten Wange und einem Verlust des rechten Ohres vor. Es bestand ein ca.
15×15cm großer Defekt mit freiliegender Schädelbasis, Fazialisparese und Ektropium rechts, sowie eine soziale Isolation. Im
MRT-Gesicht- und Hirnschädel zeigte sich eine Infiltration der Dura
mater rechts, primär war ein operatives Vorgehen sowie eine Radiatio nicht möglich. Daher erfolgte die Therapieeinleitung mit
Vismodegib 150 mg/d. Im Dezember zeigte sich eine deutliche
Befundregredienz, zeitgleich Auftreten von Nebenwirkungen wie
Dysgeusie, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Haarausfall, Fatigue.
Aufgrund der Nebenwirkungen erfolgte im Februar bei weiterer
Befundregredienz die Umstellung auf ein ON-OFF-Schema Vismodegib (4 Wochen Therapie – 2 Wochen Pause). Im Juli 2014 zeigte sich klinisch ein Befundprogress bei weiterem Regress im MRT,
daher wurde das Absetzen von Vismodegib und eine Radiatio mit
50 GY à 2 GY ED empfohlen, die ab August heimatnah erfolgte.
Bei Befundkontrolle zeigte sich eine nahezu vollständige Abheilung
des Defektes. Es erfolgt eine engmaschige klinische Kontrolle.
Kommentar: Zusammenfassend scheint die Therapie mit
Vismodegib mit anschließender Radiatio nach Resistenzentwicklung eine erfolgreiche Therapiekombination bei ausgeprägtem
Ulcus terebrans darzustellen.
FV04/05
Lokale Induktion eines kutanen Lupus erythematodes nach
thorakalem Herpes Zoster: Ist das ein Köbner-Phänomen?
Caelius V.1, Sticherling M.1
1
Hautklinik im Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen, Germany
Die Induktion eines kutanen Lupus erythematodes (CLE) durch
verschiedene exogene Auslöser wie mechanische Traumen oder
therapeutische Bestrahlung sind in der Vergangenheit kasuistisch
beschrieben und als Ausdruck eines Köbner-Phänomens gewertet worden. Eine 35-jährige Frau mit seit fünf Jahren bekanntem
systemischen Lupus erythematodes (SLE) sowie subakut kutanem
Lupus erythematodes (SCLE) wurde stationär zur Behandlung eines thorakalen Herpes zoster aufgenommen. Nachdem initial unter intravenöser virustatischer Therapie die Herpesbläschen wie
auch der segmentale Schmerz deutlich rückläufig waren, zeigten
sich nach 5–7 Tagen zunehmend erythematöse Papeln, die streng
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
auf das betroffene Segment beschränkt waren. Eine Probebiopsie
bestätigte die klinische Diagnose eines CLE und topische Glukokortikosteroide führten zu einer langsamen Besserung mit residuellen post-inflammatorischen Hyperpigmentierungen. Dieser
Fall belegt die Bedeutung von lokalen Infekten oder entzündlichen Reaktionen für einen kutanen Lupus erythematodes. Die
Zuordnung zum Köbner-Phänomen als isomorphem Reizeffekt
(Induktion einer bekannten Erkrankung am Ort eines Traumas),
Pseudo-Köbner-Phänomen oder Wolf-Phänomen (Induktion einer anderen Erkrankung am Ort des Traumas) ist in der Literatur
unterschiedlich definiert und diskutiert. Im Zusammenhang eines
CLE sollten daher lokale Irritationen, Entzündungen und Infektionen in Hinsicht auf eine Induktion, Exazerbation oder Unterhaltung beachtet werden.
FV04/06
Behandlung ausgedehnter Basalzellkarzinome mittels
kombinierter fraktionierter Photothermolyse und
photodynamischer Therapie
Butzmann C.M.1, Bross F.1, Kern J.S.1, Bayer H.1
1
Klinik für Dermatologie und Venerologie, Freiburg, Germany
Neben der histographisch kontrollierten Exzision von Basalzellkarzinomen geraten zunehmend nichtinvasive Therapieverfahren
in den Fokus des klinischen Interesses.
Wir berichten über die Behandlung zweier großer Basalzellkarzinome temporal beidseits bei einem 72-jährigen Patienten durch
ein kombiniertes Vorgehen von fraktionierter Photothermolyse und
photodynamischer Therapie. Initial durchgeführte Mappingbiopsien ergaben superfizielle, solide und sklerodermiforme Tumoranteile
in einer Grössenausdehnung von jeweils circa 16cm2. Im Abstand
von 6 Wochen erfolgte zweimalig eine Kombinations-Behandlung
mit einem fraktioniert-ablativen Erb-YAG LASER und direkt nachfolgend eine photodynamische Therapie. Beim ersten follow-up nach
drei Monaten exzidierten wir ambulant ein Rezidiv vom gemischten
Typ an der rechten Schläfe. Mappingbiopsien nach sieben Monaten
zeigten ein Rezidiv erneut an der rechten Schläfe, welches ebenfalls
ambulant exzidiert werden konnte. Zur weiteren Therapie ist aktuell
ein erneuter Behandlungszyklus geplant.
Unser Fall zeigt die erfolgreiche Behandlung solid-knotiger
und sklerodermiformer Basaliomanteile mittels dieser Kombinationstherapie. Die zweimalig aufgetretenen Rezidive waren deutlich kleiner als der Ausgangsbefund und konnten ambulant exzidiert werden. Somit konnte für den Patienten eine aufwendige
plastische Operation umgangen werden. Notwendig sind aber
engmaschige klinische und histologische Kontrollen und eine
gute Patienen-Compliance.
Zur Verbesserung des Ansprechens und Dosisfindung dieses
vielversprechenden Therapieansatzes wären weitere Studien mit
größeren Patientenzahlen von hoher klinischer Relevanz.
FV04/07
Perianale Ulzerationen toxischer Genese durch Titretta®-Zäpfchen
Fahrig A.1, Hausmann I.1, Marsch W.C.1, Kreft B.1
1
Universitätsklinikum Halle (Saale), Klinik für Dermatologie und
Venerologie, Halle (Saale), Germany
81
Freie Vorträge
Wir berichten über eine 53-jährige Frau, welche uns im September dieses Jahres aufgrund seit vier Wochen bestehender, therapieresistenter, schmerzhafter perianaler Ulzerationen vorgestellt
wurde. Ca. 6 Monate zuvor waren schon einmal gleichartige
Hautveränderungen aufgetreten, welche nach Anwendung antibiotikahaltiger Suppositorien zunächst in Abheilung zu bringen
waren. Unter der jetzigen systemischen antibiotischen sowie
lokal antiseptischen, antientzündlichen und antimykotischen
Therapie zeigte sich jedoch ein stetiger Progress der ulzerösen
Veränderungen perianal. Die Patientin gab an, aufgrund einer
zurückliegenden Trümmerfraktur des rechten Beins regelmäßig
und oft mehrmals täglich Titretta®-Zäpfchen (Paracetamol und
Codein) anzuwenden. Differentialdiagnostisch erwogene Erkrankungen wie Morbus Crohn, Analkarzinom, HSV-infektion, erosive
Candidose konnten koloskopisch, bioptisch und durch weitere
ergänzende mikrobiologische Untersuchungen ausgeschlossen
werden, sodass eine toxische Genese der perianalen Ulzerationen
durch den Abusus Paracetamol/Codein-haltiger Suppositorien
sehr wahrscheinlich ist. Hinweisend sind hier die Anamnese mit
der auffälligen Chronologie der Beschwerden, sowie das typische
Bild eines „schmetterlingsförmigen“ Ulkus. Nach Ausschluß der
Differentialdiagnosen empfahlen wir das Absetzen der Zäpfchen.
Auch wenn die pathologischen Mechanismen bisher nicht
vollständig verstanden sind, scheint der pharmakologische Mechanismus der peripheren COX-2-Inhibition von Paracetamol
eine Rolle zu spielen. Verstärkend kommt die erhöhte lokale Konzentration bei Überdosierung hinzu.
Perianale Ulzerationen können im Rahmen unterschiedlichster dermatologischer aber auch gastroenterologischer Erkrankungen auftreten. Neben den zahlreichen apparativen und paraklinischen Untersuchungen haben nach wie vor die Anamnese und
der klinische Befund einen hohen diagnostischen Stellenwert und
bieten nicht selten den Schlüssel zur Lösung des Problems.
FV04/09
Bedeutung der frühzeitigen Diagnose und Intervention von
urogenitaler Graft versus host Erkrankung bei Männern:
Dermatologen spielen zentrale Rolle
Marks C.L.1, Leiber C.2, Finke J.1, Bertz H.1, Schmitt-Gräff A.3,
Marks R.1
1
Uniklinik Freiburg, Department Innere Medizin I, Freiburg, Germany
Uniklinik Freiburg, Department Urologie, Freiburg, Germany
3
Uniklinik Freiburg, Pathologisches Institut, Freiburg, Germany
2
Urogenitaler Beteiligung im Rahmen der chronischen Graft versus host Erkrankung (GVHD) wurde bisher zu geringe Beachtung
geschenkt.
Von 2009 bis 2013 haben wir in der Nachsorgeambulanz
systematisch 150 Patienten nach allogener Stammzelltransplantation mit chronisch kutaner GVHD auf mögliche urogenitale Beteiligung hin untersucht.
Darunter fanden sich 17 Patienten, die urogenitale Läsionen
zeigten. Diese Patienten wurden fachärztlich sowohl dermatologisch, als auch urologisch gesehen.
Anamnestisch klagten die meisten Patienten über Schmerzen
beim Geschlechtsverkehr. Klinisch zeigten sich entzündliche Veränderungen im Sinne von Erythemata und Erosionen der Glans
penis bis hin zur Phimosenbildung. Desweiteren zeigten sich fibrotische Veränderungen, partiell einhergehend mit Stenose und
82
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Striktur der Urethra. Histologien zeigten lichenoide Entzündungsmuster, sowie teils fibrotische Veränderungen. Mikrobiologische
und virale Untersuchungen waren negativ. Therapeutisch sprachen die entzündlichen Läsionen gut auf topische Therapie mit
Tacrolimus an. Spätkomplikationen wie die Phimose und urethrale Stenose und Striktur mussten operativ angegangen werden.
Urogenitale chronische GVHD als Folge der allogenen
Stammzelltransplantation ist bisher unterdiagnostiziert. Alle unsere Patienten mit genitaler GVHD waren primär in Behandlung
bei bestehender kutaner GVHD. Keiner der Patienten hatte die
genitale Symptomatik von sich aus artikuliert. Daher ist es von
großer Bedeutung, Patienten gezielt auf diese mögliche Problematik anzusprechen. Dermatologen sollten sich ihrer zentralen
Rolle bewusst sein, die sie hier durch Wissen und fachliche Untersuchung bei der frühzeitigen Diagnose der urogenitalen GVHD
spielen. Ganz maßgeblich können sie hier zum einen die Lebensqualität von allogen transplantierten Männern verbessern und
zum anderen Spätfolgen wie die Phimosenbildung, die oft einer
Operation bedürfen, durch frühe topische Therapie verhindern.
FV04/10
Bisphosphonat-induzierte orale Mundschleimhauterosionen:
selten, häufig übersehen, jedoch einfach zu behandeln
Lengfeld J.1, Buder-Bakhaya K.1, Benoit S.1, Goebeler M.1,
Wobser M.1
1
Universitätsklinikum Würzburg, Dermatologie, Würzburg, Germany
Wir berichten über zwei ältere Patientinnen mit oralen Ulzerationen zunächst unklarer Genese. Eine 76-jährige Patientin (#1)
klagte über seit 1,5 Jahren rezidivierend auftretende Ulzerationen
vor allem im Bereich der Auflagestellen ihrer Zahnprothese. Eine
demente 85-jährige Zahnprothesenträgerin (#2) stellte sich mit
seit mehreren Wochen bestehenden ausgeprägten Ulzerationen
im gesamten Oropharynx und an den Lippen vor, die die Nahrungsaufnahme beeinträchtigten. Eine umfangreiche Diagnostik
hinsichtlich mechanischer, infektiöser, autoimmunologischer und
hämatologischer Ursachen war in beiden Fällen nicht wegweisend.
Eine detaillierte Medikationsanamnese offenbarte bei beiden Patientinnen die Einnahme des oralen Bisphosphonats
Alendronat (70 mg/Woche). Patientin #1 berichtete nach intensiver Befragung, dass sie die Alendronat-Tabletten gelutscht und
nicht unmittelbar heruntergeschluckt habe. Bei der dementen
Patientin #2 konnte der genaue Ablauf der Medikamenteneinnahme nicht abschließend geklärt werden, von einer längeren
Verweildauer in der Mundhöhle war jedoch auszugehen. Nach
Absetzen von Alendronat zeigte sich in beiden Fällen innerhalb
weniger Wochen eine vollständige Abheilung der Mundschleimhautläsionen.
Orale Bisphosphonate können -insbesondere bei nicht
vorschriftsgemäßer Einnahme mit akzidentell prolongiertem
Schleimhautkontakt- Erosionen und Ulzerationen im oberen
Gastrointestinaltrakt hervorrufen. Neben unspezifischen toxischen Effekten werden intrazelluläre proapoptotische Effekte als
pathogenetisch relevant erachtet. Bei erosiven Erkrankungen
der Mundschleimhaut sollte neben der Abklärung infektiöser
und blasenbildender Erkrankungen eine genaue Medikamentenanamnese erfolgen, um Bisphosphonat-induzierte orale Ulzerationen zu erkennen, zumal nach korrekter Diagnosestellung
durch Ab- bzw. Umsetzen des Medikaments bzw. durch adäquate
Freie Vorträge
Patientenschulung eine rasche Abheilung bestehender und eine
Vermeidung neuer Läsionen möglich ist.
FV05 Freie Vorträge 5: Phlebologie
und Wundmanagement
FV05/01
Neue Entwicklungen in der Dermatologie: Was leistet die
Plasmabehandlung? Richtige und Falsche Indikationen einer
neuen Behandlungsmethode
Daeschlein G.1, Lutze S.1, Arnold A.1, von Podewils S.1, Jünger M.1
1
Universitätsmedizin – Greifswald, Dermatologie, Greifswald, Germany
In den letzten Jahren hat die Plasmamedizin in viele Bereiche der
Medizin Einzug gehalten, wobei Potential, Stärken und Schwächen dieser Technologie kaum überschaubar sind. Daher sollten
dem potentiellen Anwender die aktuellen Behandlungsmodalitäten im Zusammenhang mit sinnvollen Einsatzmöglichkeiten im
Vergleich mit den Standardverfahren bekannt sein.
Methodik: Mehrere Plasmasysteme sind derzeit verfügbar:
Jetplasma mit Argongas (APPJ), dielektrisch behindertes Plasma
(DBD) und Plasma mit Gasentladungsröhre, einige Plasmasysteme erlauben zusätzlich Gewebsabtragungen und Blutstillung.
Die Plasmasysteme wurden in der antimikrobiellen Wundbehandlung mit Wunddebridement, der Sanierung von Problemkeimen
und der Tumorbehandlung bei aktinischen Keratosen untersucht.
Flankierend wurden in vitro-Tests zur antimikrobiellen Leistungsprüfung und zur Prüfung der Wirkung auf Tumorzellen (Malignes
Melanom) durchgeführt.
Ergebnisse: In vitro und in vivo gelang gegen die wichtigsten Erreger von Haut- Wund- und Weichteilinfektionen durch
Kaltplasmabehandlung bereits unterhalb 60 s Exposition der
Nachweis einer signifikanten antimikrobiellen Wirkung. In vivo
gelang die Eradikation multiresistenter Keime auf kolonisierter
Haut (MRSA, Pseudomonas). In vitro und im Mausmodell konnte eine signifikante Hemmung des Tumorwachstums, in vivo die
kurative Behandlung aktinischer Keratosen gezeigt werden. Alle
zugelassenen Gerätesysteme zeigten sehr gute Verträglichkeit.
Schlussfolgerung: Der Einsatz von Plasma kann im Rahmen
des Wunddebridements eine sinnvolle Ergänzung mit mikrobiozidem Effekt darstellen, außerdem als physikalisches Antiseptikum
die Bekämpfung von Krankenhauskeimen unterstützen. Außerdem erscheint der Einsatz in der Therapie von oberflächlichen
Hauttumoren als neue Behandlungsoption. Vor allgemeinen Therapieempfehlungen muss sich die Plasmabehandlung in allen genannten Indikationsbereichen den Kriterien einer Bewertung im
Rahmen klinischer Studien stellen.
1
Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei
Pflegeberufen (IVDP), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf,
Competenzzentrum Versorgungsforschung in der Dermatologie
(CVderm), Hamburg, Germany
2
Institute for Translation, Innovation, Methodology and Engagement (TIME), Cardiff University, Wound Healing Research Unit,
Cardiff, United Kingdom
3
Tissue Therapies Europe Ltd., Daresbury Innovation Centre, Daresbury, United Kingdom
4
Global Health Economic Projects, LLC, Clifton Park, United States
Zielsetzung: Ziel der Studie war die Bewertung der Effektivität einer neuen azellulären synthetischen Matrix (ASM) als Ergänzung
zur Standardbehandlung von Patienten mit Ulcus cruris venosum
/ mixtum unter deutschen Routinebedingungen.
Methodik: Prospektiv erhobene Daten zum Ulcus cruris
venosum / mixtum aus einer Sicherheits- und Wirksamkeitsstudie zu einer ASM, durchgeführt an einem Zentrum in Wales und
an drei Wundzentren in Australien, wurden retrospektiv mit entsprechend zugeordneten Daten des Deutschen Registers chronischer Wunden (DRCW) verglichen. Das DRCW enthält Daten von
Wundpatienten mit äquivalenten Angaben zu Ulcus cruris venosum und mixtum, Patientenalter und -geschlecht, Wundgröße
zum Ausgangzeitpunkt und Wunddauer sowie dieselben Zielgrößen und vergleichbare Nachbeobachtungszeiträume. Primärer
Endpunkt war die Abheilungszeit während einer etwa 12-wöchigen Behandlung.
Ergebnisse: Die Analyse mithilfe von Kaplan-Meier-Kurven
ergab, dass die Abheilungszeit bei Patienten, die mit der ASM ergänzend zur Standardversorgung behandelt wurden (n = 53), im
Mittel 73,1 Tage betrug (95%-KI: 66,4 – 79,9 Tage) im Vergleich
zu 85,1 Tagen (95%-KI: 80,5 – 89,6 Tage) bei äquivalenten Ulzera
des DRCW (n = 64), die im klinischen Alltag in Deutschland behandelt wurden. Der Unterschied zwischen den Abheilungszeiten
war hoch signifikant.
Diskussion: Die Ergebnisse prognostizieren eine hoch signifikante Wirkung der neuen ASM als Ergänzung zur Standardbehandlung bei der Abheilung von Ulcus cruris venosum und mixtum. Das prädiktive Modell liefert einen relevanten Beitrag für
die Ermittlung der zu erwartenden Effektivität der ASM bei der
Behandlung von Patienten mit Ulcus cruris venosum / mixtum in
der täglichen klinischen Praxis in Deutschland.
FV05/03
Versorgung mit hydroaktiven Wundauflagen bei Patienten
mit einem floriden Ulucs cruris in Deutschland – Sekundärdatenanalyse mit Daten der gesetzlichen Krankenversicherung
Heyer K.A.1,2, Protz K.1, Herberger K.3, Glaeske G.2, Augustin M.1
1
FV05/02
Effektivität einer azellulären synthetischen Matrix als Ergänzung zur Standardbehandlung bei Ulcus cruris venosum
und mixtum: Ein Vergleich von klinischen Studiendaten und
Routinedaten
Augustin M.1, Gutknecht M.1, Anastasiadou Z.1, Heyer K.1,
Harding K.2, Heinrichs E.-L.3, Shannon R.4
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
IVDP-Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und
bei Pflegeberufen, Universitätsklinikum Hamburg- Eppendorf, CVderm, Hamburg, Germany
2
Zentrum für Sozialpolitik, Universität Bremen, Bremen, Germany
3
IVDP-Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und
bei Pflegeberufen, Universitätsklinikum Hamburg- Eppendorf, Cedef, Hamburg, Germany
Hintergrund: Chronische Wunden sind häufig, von großer sozio-ökonomischer Relevanz und werden aufgrund des
83
Freie Vorträge
demografischen Wandels weiter an Bedeutung gewinnen. Zur
notwendigen Lokaltherapie chronischer Wunden zählen die
Wundauflagen, welche in „nicht-hydroaktiv“ (konventionell) und
„hydroaktiv“ (advanced) unterteilt werden können. Studien über
die Versorgung mit hydroaktiven Wundauflagen bei Patienten mit
Ulcus cruris existieren jedoch kaum.
Methodik: Sekundärdatenanalyse von Routinedaten der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) (BARMER-GEK mit ca. 8
Mio. Versicherten) von 2009 bis 2012.
Ergebnisse: Bei 53% der Versicherten mit einem inzidenten floriden Ulcus cruris wurden sowohl hydroaktive als auch
nicht-hydroaktive Wundauflagen eingesetzt. Bei 11% wurde
ausschließlich mit nicht-hydroaktiven Wundauflagen behandelt,
was vermutlich nicht einer leitlinien- sowie phasengerechten
Wundbehandlung entspricht. Dabei lag der Anteil an Behandlungen mit ausschließlich nicht-hydroaktiven Wundauflagen bei
Versicherten mit einem diagnostizierten Ulcus cruris venosum mit
19% höher als bei Versicherten mit einem diagnostizierten Ulcus
cruris arteriosum oder mixtum (13% und 12%). Die Versorgung
von Patienten mit Ulcus cruris mit ausschließlich nicht-hydroaktiven Wundauflagen variiert regional deutlich. Während der Anteil in Schleswig-Holstein und Hamburg unter 10% liegt, werden
25% der Patienten in Sachsen mit nicht-hydroaktiven Wundauflagen versorgt.
Schlussfolgerungen: Eine mit der Hamburger Wundstudie
vergleichbare Untersuchung zeigte, dass 78,6% der Wundpatienten mit hydroaktiven Wundauflagen behandelt wurde. Ähnliche
Ergebnisse konnten auch in dieser Sekundärdatenanalyse festgestellt werden. Dabei wurde die die Mehrheit der Versicherten
phasengerecht versorgt. Nur 11% der Versicherten erhielten ausschließlich nicht-hydroaktive Wundauflagen, wobei der Anteil bei
Versicherten mit Ulcus cruris venosum höher lag.
FV05/04
Kompressionsversorgung von Patienten mit Ulucs cruris
venosum in Deutschland – Sekundärdatenanalyse mit Daten
der gesetzlichen Krankenversicherung
Heyer K.A.1,2, Protz K.1, Herberger K.3, Glaeske G.2, Augustin M.1
1
IVDP-Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und
bei Pflegeberufen, Universitätsklinikum Hamburg- Eppendorf,
CVderm, Hamburg, Germany
2
Zentrum für Sozialpolitik, Universität Bremen, Bremen, Germany
3
IVDP-Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und
bei Pflegeberufen, Universitätsklinikum Hamburg- Eppendorf,
Cedef, Hamburg, Germany
Hintergrund: Ulcus cruris venosum weist hohe Morbiditätsraten
auf, die Patienten leiden unter hoher Krankheitslast und ihre Versorgung erfordert einen hohen pflegerischen und medizinischen
Aufwand. Eine der festen Säulen in der kausalen Behandlung ist
die medizinische Kompressionstherapie, deren Wirksamkeit in
Studien guter Qualität hinreichend belegt wurde. Daten zur Versorgungsqualität in Deutschland sind dennoch rar.
Methodik: Sekundärdatenanalyse von Routinedaten der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) (BARMER-GEK mit ca. 8
Mio.) von 2009 bis 2012. Die Kompressionstherapie umfasst die
Versorgung mit Ulcus Strumpfsystemen des Hilfsmittelverzeichnisses, mit Mehrkomponentensystemen sowie mit Kurzugbinden
als verordnungsfähigen Verbandmitteln.
84
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Ergebnisse: Im Jahr 2012 litten 0,19% aller Versicherten unter einem floriden Ulcus cruris venosum, 0,06% erkrankten neu.
Nur 40% der Versicherten mit inzidentem Ulcus cruris venosum
erhielten eine Kompressionstherapie. Dabei stellten die Kompressionstrümpfe mit 32% den größten Anteil dar. Obwohl Mehrkomponentensysteme, die sich aus verschiedenen Komponenten, wie
Polsterung und Kompressionsbinden, zusammensetzen, bereits
seit 2000 am Markt und in ihrer Wirksamkeit belegt sind, werden
diese nur sehr selten (2%) verordnet.
Schlussfolgerungen: Bis heute besteht eine deutliche Unterversorgung hinsichtlich der Kompressionsbehandlung beim
Ulcus cruris venosum. Der Einsatz der Kompressionstherapie kann
als relativ verlässlicher Indikator der leitliniengerechten Wundversorgung angesehen werden. Im Vergleich zu anderen, eher
klinischen Indikatoren ist er auch auf Ebene der Sekundärdaten
hinreichend valide zu erheben. Es besteht also weiterer Handlungsbedarf, um die leitliniengerechte Therapie mit Kompressionssystemen in der Behandlung von Patienten mit Ulcus cruris
venosum stärker zu etablieren.
FV05/05
Televisite – Pilotprojekt zur telemedizinischen Versorgung
chronischer Wunden im Großraum Hamburg
Herberger K.1, Heyer K.1, Bargel S.2, Baade K.1, Helfrich J.3,
Augustin M.1
1
Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, Hamburg,
Germany
2
Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf, Strategische Unternehmensentwicklung, Hamburg, Germany
3
DAK Gesundheit, Hamburg, Germany
Einleitung: Vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung, einer immobileren Bevölkerung und regionalen Versorgungslücken sind neue Versorgungsansätze für die leitliniengerechte Versorgung chronischer Wunden nötig. Ziel des
telemedizinischen Versorgungsprojektes am Comprehensive
Wound Center (CWC) des UKE ist die Qualitätsverbesserung der
Versorgung von Problemwunden. Vorgestellt wird hier dessen
Methodenentwicklung und -anwendung in Kooperation mit der
DAK.
Methoden: Nach systematischer Literatursuche, regionaler
Bedarfsanalyse und technischer Erprobung wurden die Komponenten der telemedizinischen Versorgung in der Routine des
CWC entwickelt. Nach Verbesserung der technischen Abläufe
erfolgten Pilotstellungen mit zwei assoziierten Praxen. Die finale
Konzeption wurde in eine vertragliche Versorgung mit der DAK
überführt. Es erfolgt eine wissenschaftliche Evaluation, deren
Endpunkte die Abheilungsraten, Vermeidung stationärer Aufenthalte, Verkürzung der Warte- und Wegezeiten sowie ein Satz validierter Versorgungsindikatoren sind.
Ergebnisse: Das telemedizinische Konzept wurde an n =
250 Patienten vorentwickelt. Es besteht aus einer Erstvisite mit
kompletter diagnostischer Aufarbeitung am CWC und nachfolgend wöchentlichen digitalen Visiten, monatlichen persönlichen
Konsultationen im CWC oder den 4 peripheren Wundpraxen
über 6 Monate. Die Digitalaufnahmen erfolgen im Zuge des
Verbandwechsels mit einem speziellen Mobiltelefon durch den
Patienten, seine Angehörigen, die kooperierenden Praxen und
Freie Vorträge
Pflegedienste. Seit Oktober 2014 werden im Realvertrag konsekutiv Versicherte der DAK mit chronischen Wunden im Großraum
Hamburg eingeschlossen.
Diskussion: Erstmals wurde mit der „Televisite“ ein telemedizinisches Versorgungskonzept zu chronischen Wunden in der
deutschen Routineversorgung realisiert. Die ersten Erfahrungen
sind auf Patienten- und Versorgerseite vielversprechend. Follow-up-Analysen zum Nutzen und zur Versorgungseffizienz werden regelmäßig durchgeführt.
FV05/06
Therapieziele und Outcomes-Messung in der Routineversorgung der Psoriasis
Radtke M.A.1, Spehr C.1, Reich K.2, Augustin M.1
1
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen – IVDP, Hamburg, Germany
2
Dermatologikum Hamburg, Hamburg, Germany
Hintergrund: Der Algorithmus zu den Therapiezielen, erstmals
2007 entwickelt, hat in die S3-Leitlinie der Psoriasis Eingang gefunden. Unklar blieb bisher, bei wie vielen Patienten diese in der
Routineversorgung formuliert und überprüft werden. Ziel dieser
Pilotstudie war es, einen Einblick in den Einsatz von Therapiezielen an einer großen Kohorte von Patienten in der deutschen Routineversorgung zu erhalten.
Methoden: Multizentrische, nicht-interventionelle Querschnittsstudie in n = 213 Zentren. Ein standardisierter Fragebogen (PsoSat) wurde zur Messung der Therapiewahrnehmung und
Patientenzufriedenheit eingesetzt. Konsistenz und Validität des
Fragebogens wurden mittels Faktorenanalysen und Reliabilitätstests kontrolliert.
Ergebnisse: n = 1.883 Patienten (54,2% männlich, mittleres
Alter 52 Jahre) wurden eingeschlossen. Die mittlere Krankheitsdauer betrug 19 Jahre. Die Mehrheit der Patienten (88,7%) erhielt
eine topische Therapie, 15% wurden systemisch behandelt. 856
Patienten (45,5%) gaben eine Verbesserung ihrer Psoriasis-Symptome in den letzten 4 Wochen an. Ein Großteil der Patienten (n =
1.559; 82,8%) war mit der Therapie zufrieden. 63,9% gaben an,
dass im Vorfeld Therapieziele definiert worden waren und 14,1%
bestätigten eine regelmäßige Überprüfung dieser Therapieziele.
Bei Patienten, die Therapieziele angaben, wurde das Behandlungsergebnis besser bewertet (3,4 ± 1,2 vs. 3,2 ± 1,1; p ≤ 0,04).
Die Formulierung von Therapiezielen war ein Prädiktor für eine
signifikant höhere Patientenzufriedenheit (19,8 ± 6,3 vs. 18,4 ±
6,2; p ≤ 0, 002). Die Patienten beurteilten ihren Krankheitsverlauf
signifikant besser, wiesen eine höhere Therapiezufriedenheit auf
und zeigten geringere Schweregrade der Psoriasis.
Schlussfolgerung: Bei einem großen Teil der Patienten wurden Therapieziele formuliert. Die Assoziation mit klinischen Ergebnissen und einer höheren Therapiezufriedenheit war deutlich
positiv, was den Nutzen von Therapiezielen in der Behandlung
von Psoriasis untermauert.
FV05/07
Phlebochirurgische Interventionen bei postthrombotischem
Syndrom
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Jünger M.1, Tembulatow M.1
1
Klinik und Poliklinik für Hautkrankheiten, Greifswald, Germany
Die Beinvenenthrombose verursacht durch dauerhafte (Teil)-Obliteration des venösen Lumens und/oder durch Venenklappeninsuffizienz eine chronische Störung der venösen Hämodynamik.
Steht die Obliteration venöser Segmente der Beckenetage
mit klinischer Symptomatik im Vordergrund, können interventionelle revaskularisierende Eingriffe den venösen Abstrom verbessern. Nach Passage der (teil)-obliterierten venösen Segmente
mit einem Führungsdraht von distal oder von proximal werden
die betroffenen Venenabschnitte dilatiert und gegebenenfalls
Stents eingesetzt. Bestehen gleichzeitig insuffiziente Venenabschnitte distal der Beckenetage, ist mit Venenfunktionstests (u.a.
Phlebodynamometrie, Dehnungsstreifenplethysmographie, Photoplethysmographie) eine mögliche Kollateralenfunktion der ektasierten insuffizenten Venenabschnitte auszuschließen. Danach
ist die Ausschaltung der insuffizienten extra-, intra oder transfaszialen Varizen möglich.
In einer retrospektiven Auswertung von 16 Patienten mit
PTS bewirkte die erfolgreiche funktionelle Ausschaltung insuffi zienter Stammvenen (Stripping; endoluminale Ablation) eine
Reduktion der stauungsbedingten Symptome und eine partielle
oder vollständige Abheilung des Unterschenkelulcus bei 6 von
7 Patienten.
Revaskularisierende oder refluxausschaltende Eingriffe am
Venensystem der Beine verbessern die venöse Hämodynamik von
Patienten mit PTS und die klinische Symptomatik, eine suffiziente präoperative Abklärung der venösen Durchgängigkeit und der
Venenfunktion ist Voraussetzung.
FV05/08
Jahresergebnisse nach endovenöser Thermoablation mit
Heissdampf der Stammvarikose
Tembulatow M.1, Riebe H.1, Jütte A.K.1, Harberg J.1, Jünger M.1
1
Klinik und Poliklinik für Hautkrankheiten, Greifswald, Germany
In den letzten 15 Jahren hat sich die endoluminale Ablation der
Stammvarizen mit Radiofrequenz- und mit Laser als sichere und
wirksame Therapie und Alternative zur Strippingoperation etabliert. Als vergleichsweise neues Thermoablationsverfahren ist die
Ausschaltung venöser Refluxstrecken mit Heissdampf noch wenig
untersucht.
Wir berichten über 102 Patienten (109 Stammvenen), die mit
Heissdampf behandelt wurden.
Präoperativ, am 1. postoperativen Tag, nach 6 Wochen und
nach 1 Jahr wurden Patienten klinisch und duplexsonographisch
kontrolliert.
Das Verfahren erwies sich als nebenwirkungsarm, schwere
unerwünschte Ereignisse wurden nicht beobachtet. Bereits am
Folgetag der Behandlung konnten die behandelten Patienten in
der Regel ihrer üblichen Tätigkeit nachgehen. Die venösen Refluxe wurden vollständig und nachhaltig ausgeschaltet, die stauungsbedingten Beschwerden klangen ab.
Mit der Heissdampfthermoablation wurden klappeninsuffiziente Stammvenen mit geringen Nebenwirkungen ausgeschaltet.
Es resultierte eine hohe Patientenzufriedenheit.
85
Freie Vorträge
FV05/09
Prävalenz und regionale Verteilung von Amputationen bei
Patienten mit Diabetes oder arterieller Verschlusskrankheit
für die Jahre 2006–2012 in Deutschland
Heyer K.A.1, Debus S.E.2, Mayerhoff L.3, Augustin M.1
1
IVDP-Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und
bei Pflegeberufen, Universitätsklinikum Hamburg- Eppendorf,
CVderm, Hamburg, Germany
2
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Klinik und
Poloklinik für Gefäßmedizin, Hamburg, Germany
3
Elsevier Health Analytics / Health Risk Institute GmbH, Berlin,
Germany
Hintergrund: Nationale und internationale Studien zeigen bislang unterschiedliche Ergebnisse über die Entwicklung von Minor- und Majoramputationen. Die Studien beziehen sich jedoch
häufig lediglich auf die reinen fallbezogenen Amputationshäufigkeiten pro Jahr oder sie beruhen auf regionalen Erhebungen oder
Krankenhausstatistiken und erlauben somit keine bevölkerungsbezogenen Aussagen.
Methodik: Sekundärdatendatenanalyse von Routinedaten
der gesetzlichen Krankenversicherungen (BKK und IKK, ca. 4 Mio.
Versicherte). Major- und Minoramputationen bei Patienten mit
Diabetes mellitus (DM) oder einer arteriellen Verschlusskrankheit
(AVK) wurden für die Jahre 2006 bis 2012 identifiziert und im
zeitlichen Verlauf nach Alter, Geschlecht und regionaler Verteilung analysiert.
Ergebnisse: Im Beobachtungszeitraum 2006 bis 2012 lag
die Amputationsrate aller Versicherten, ohne Ausschluss einer Diagnose, bei 0,04%. Minoramputationen wurden mit einem Anteil von 0,03% im Vergleich zu Majoramputationen mit 0,01%
häufiger vorgenommen. Wurden nur diejenigen Amputationen
bei Patienten mit DM oder einer AVK betrachtet, zeigte sich trotz
Erhöhung der Diabetesrate um 10,4% im gleichen Zeitraum keine
Zunahme der Amputationsrate. Männer mit DM oder einer AVK
hatten eine 50% höhere Chance einer Amputation als Frauen.
Schlussfolgerungen: Bis heute hat sich die Amputationsrate
insgesamt wie auch bei Patienten mit DM oder einer AVK nicht
reduziert. Daher besteht weiterhin die Notwendigkeit intensiver
präventiver Maßnahmen in Deutschland, um zukünftig die Zahl
an Amputationen der unteren und oberen Extremitäten durch
frühzeitige Kausaltherapie dauerhaft zu senken.
FV05/10
Kenntnisse und praktische Fertigkeiten in der Kompressionstherapie: Defizite bei deutschen Wundversorgenden
der adäquaten Materialien ebenso voraus wie die Befähigung der
Versorger diese entsprechend den Therapievorgaben und den
Leitlinienempfehlungen anzuwenden.
Zielsetzung:
1. Analyse der Kenntnisse von Anwendern der Kompressionstherapie bezüglich Materialwissen und -anwendung,
2. Prüfung der praktischen Fähigkeiten, eine Kompressionswickelung mit Kurzzugbinden sachgerecht anzulegen.
Methodik: Im Rahmen bundesweiter praktischer Fortbildungen zur Kompressionstherapie wurden mittels standardisierter Fragen Kenntnisse zur Theorie der Bandagierung incl. Materiallehre erfasst. Die Teilnehmer wiesen weit überwiegend bereits
praktische Erfahrungen in der Bandagierung auf. Die praktischen
Fähigkeiten der Teilnehmer wurden a) hinsichtlich der Anlage einer Kompressionsbandagierung im Zielbereich des Druckes von
50 bis 60 mm Hg und b) hinsichtlich dem Druckabfall nach viermaliger Dorsalflexion überprüft.
Ergebnisse: Insgesamt nahmen 891 Versorger (3,3% Ärzte,
5,5% medizinische Fachangestellte, 90,7% Pflegefachkräfte) an
den Prüfungen teil. Im Praxistest gelang es den wenigsten Teilnehmern (knapp 10%), durch eine Kompressionswickelung den
Zielbereich des Druckes zu erreichen. 77% lagen darunter, 13,7%
lagen darüber. Zudem zeigte sich nach viermaliger Dorsalflexion
ein signifikanter mittlerer Druckabfall von 6,7 mm Hg. Im Kenntnistest zu Materialen und Systemen hatten nur 11,9% hinreichend
Wissen zu Kompressionsunterpolsterung, 15,0% zu Mehrkomponentensystemen und 14,8% zu Ulcus-Strumpfsystemen.
Schlussfolgerung: Die Mehrheit der Versorger in D kennt
die verschiedenen Kompressionsmaterialien nicht und ist mit
deren Anwendung nicht vertraut. Bezüglich der Bandagierungspraxis bestehen Defizite, die für den Erfolg der Ulcustherapie
bedeutsam sein können. Regelmäßiges Training unter Anleitung
und Druckkontrolle erhöht hier die Therapiequalität.
FV06 Freie Vorträge 6: Operative
Dermatologie und Studien
FV06/01
Omalizumab führt zu einer signifikanten Reduktion von
Angioödem-Episoden bei Patienten mit chronisch spontaner
Urtikaria
Staubach P.1, Metz M.2, Chapman-Rothe N.3, Sieder C.3,
Bräutigam M.3, Canvin J.4, Maurer M.5
1
Augustin M.1, Protz K.1, Dörler M.2, Stücker M.2, Hampel-Kalthoff
C.3, Heyer K.1
1
Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei
Pflegeberufen (IVDP), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf,
CVderm, Hamburg, Germany
2
Venenzentrum, Kliniken für Dermatologie und Gefäßchirurgie,
Ruhr-Universität Bochum, Bochum, Germany
3
ORGAMed Dortmund GmbH, Dortmund, Germany
Hintergrund: Kompressionsbandagierung ist die in D verbreitetste Therapieform des Ulcus cruris venosum. Sie setzt die Kenntnis
86
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Universitätsmedizin Johannes Gutenberg-Universität KöR, Hautklinik und Poliklinik, Mainz, Germany
2
Universitätsmedizin Berlin – Charite, Allergie-Centrum-Charite,
Berlin, Germany
3
Novartis Pharma GmbH, Nürnberg, Germany
4
Novartis Pharma AG, Basel, Switzerland
5
Universitätsmedizin Berlin – Charite, Berlin, Germany
Einführung: Phase III Studien mit Omalizumab (OMA) 300 mg
haben bereits eine hohe Wirksamkeit auf Quaddeln und Juckreiz
bei chronisch spontaner Urtikaria (csU) gezeigt. Der Langzeiteffekt von OMA auf Angioödembildung ist dagegen weniger klar.
Freie Vorträge
Die nationale X-ACT Studie untersucht den Effekt von OMA 300
mg bei csU Patienten, die trotz der Gabe von hochdosierten
H1-Antihistaminika der zweiten Generation unter häufigen Angioödem-Episoden leiden.
Studienkonzept: In der doppelblinden, plazebokontrollierten Studie, wurden csU / Angioödem Patienten entweder mit
OMA 300 mg (n = 44) oder mit Plazebo (n = 47) alle 4 Wochen
für 7 Monate behandelt. Der primäre Endpunkt war die Verbesserung der Lebensqualität ab Baseline bis Woche 28 (CU-QoL). Der
zweite Endpunkt ‘Angioödem’ wurde unter anderem durch den
Angioödem-Aktivitäts-Score (AAS) und den Angioödem-Lebensqualitätsfragebogen (AE-QoL) ermittelt.
Ergebnisse: 91 Patienten hatten ≥1 Dosis Studienmedikation
erhalten (Mittelwert) und ein Alter von 43 Jahren; einen Baseline
CU-QoL: OMA : 55,4, Plazebo : 56,1. Bei der Randomisierung litten 9% der Patienten unter täglichen Angioödemen, 50% unter
wöchentlich auftretenden Angioödemen und 36% hatten mehr
als 6 Angioödeme während des letzten Jahres.
Bei Woche 4, 12, 20 und 28 war die mittlere Veränderung ab
Baseline für den CU-QoL zu jedem Zeitpunkt für OMA 300 mg
signifikant größer gegenüber Plazebo (Woche 28: OMA -32,9;
Plazebo -11,4; P < 0,001). Unter OMA (Mittelwert) verbesserte
sich der AAS von Baseline 22,6 auf 2 signifikant im Vergleich zu
Plazebo, woes zu einer Reduktion von 28,4 auf 17,9 (P = 0,036)
kam. Ebenso hatte sich in Woche 28 unter OMA der AE-QoL von
56,2 auf 14,8 deutlicher als unter Plazebo (59,9 auf 35,7) verbessert (P < 0,001).
Zusammenfassung: Die zusätzliche Gabe von Omalizumab
300 mg reduzierte signifikant das Auftreten von Angioödemen
und verbesserte die QoL in csU Patienten, welche unter häufigen
Angioödem Episoden litten.
FV06/02
Ingenol-Mebutat für die Behandlung von Condylomata
acuminata
Schopf R.E.1
1
Univ.Med. Hautklinik, Mainz, Germany
Wir prüften, ob mit Ingenol-Mebutat Condylomata acuminata
erfolgreich behandelt werden können.
Wir behandelten 18 Patienten mit anogenitalen Condylomata acuminata mittels Ingenol-Mebuatat Gel (150 oder 500 ug/g).
Der Effekt wurde klinisch und photographisch dokumentiert. 18
h nach Behandlung erfolgte eine histologische Untersuchung, um
die Entzündungsreaktion weiter zu beurteilen.
17 von 18 Patienten zeigten eine rasche Therapie der Condyloma acuminata, die bei 80% der Patienten nach 3–35 d erfolgte.
Bei der Mehrzahl der Patienten genügte eine einzige Behandlung.
Bei der Nachuntersuchung bestand bis 240 d nach Behandlung
kein Rezidiv. Zu den Nebenwirkungen gehörten Haut-Irritationen
und Erosionen. Histopathologisch zeigten sich Spongiose, Einzelzell-Nekrose und beginnende Konfluenz des zerstörten Gewebes.
Unsere Befunde zeigen erstmalig, dass in den meisten Fällen
eine einzige Behandlung mit Ingenol-Mebutat zur erfolgreichen
Behandlung von Condylomata acuminata genügt.
FV06/03
Dermatokosmetik als adjuvante Therapieoption bei Rosazea
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Jansen T.1
1
Dermatologie am Alter Markt, Köln, Germany
Die Rosazea ist eine häufige chronische Gesichtsdermatose, deren
Therapie sich schwierig oder sogar frustrierend gestalten kann.
Die in den letzten Jahren erzielten Erkenntnisse in der Grundlagen- und klinischen Forschung verbessern zum einen das Verständnis ihrer Pathogenese. Zum anderen bieten sie mögliche
Ansatzpunkte für neue, innovative Therapieoptionen bei dieser
Erkrankung. Schließlich lassen sich die identifizierten Pathomechanismen möglicherweise durch Wirkstoffe in Dermatokosmetika beeinflussen, die damit zur Therapie und Rezidivprophylaxe
begleitend eingesetzt werden können. Als zentraler pathogenetisch relevanter Faktor wurde eine komplexe Entzündungsreaktion herausgearbeitet, zu der eine Fehlsteuerung des angeborenen
Immunsystems mit Hochregulierung von pro-inflammatorischen
Cathelicidinen, insbesondere von LL-37, entscheidend beiträgt.
Eine Formulierung enthält einen Wirkstoffkomplex aus Tambourissa-trichophylla-Extrakt mit Polyphenolen (Rutin, Nicotiflorin,
Epicatechin), Tyrosinyl-Arginyl-Ester und Thermalwasser mit hohem Selenanteil. Diese ist wirksam gegen Erscheinungsformen
der Erkrankung, die auf eine medikamentöse Therapie nicht
oder nur unzureichend ansprechen: Erytheme, Teleangiektasien
und Hautempfindlichkeit auf geringe Reize. Der Wirkmechanismus der Formulierung bei der Rosazea beruht unter anderem
auf einer Inhibition der Cathelicidin-Expression und des Cathelicidin-prozessierenden Enzyms (Kallikrein-5), Inhibition von Angiogenesefaktoren (Vascular Endothelial Growth Factor, VEGF)
sowie anti-inflammatorischen (Inhibition der Prostaglandin- und
Leukotriensynthese sowie von Interleukin-1) und antioxidativen
Effekten. Sie kann in allen Stadien der Erkrankung angewandt
werden und bietet sich insbesondere in der Rezidivprophylaxe
alleine oder in Kombination mit anderen Rosazeatherapeutika an.
Als Teil eines Gesamtkonzeptes eröffnen sich auf diese Weise neue
Perspektiven für eine erfolgreiche Therapie der Erkrankung.
FV06/05
Operative Versorgung des Hautkrebses in Deutschland:
Leistungsvolumina und -erbringer
Augustin M.1, Anastasiadou Z.2, Krensel M.2, Reusch M.3
1
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, IVDP/CVderm,
Hamburg, Germany
2
Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei
Pflegeberufen (IVDP), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf,
CVderm, Hamburg, Germany
3
Dermatologische Gemeinschaftspraxis am Tibarg, Institut für Strategische Analysen in der Dermatologie – IStAD, Hamburg, Germany
Hintergrund: Die Behandlung des Hautkrebses gehört zu den
quantitativ wichtigsten Versorgungsbereichen. Bislang fehlten zu
den Versorgungsprozessen flächige Daten.
Zielsetzung: Analyse der operativen Versorgungsvolumina
von Hautkrebs in D.
Methodik: Sekundärdaten-Analyse von Daten der DAK
sowie des Statistischen Bundesamtes. Aus dem Datensatz der
durchgehend Vollversicherten 2007–2009 (ca. 6,1 Mio. Versicherte) wurden Versicherte mit Hauttumoren und melanozytären Naevi nach ICD-Codes extrahiert. Die operativen Leistungen
wurden nach den ambulanten OP-Schlüsseln, die Arztgruppen
87
Freie Vorträge
nach den entsprechenden Facharztcodes ermittelt. Daten zur stationären Versorgung wurden ferner vom statistischen Bundesamt
erworben.
Ergebnisse: Unter den jährlich durchschnittlich 6695 ambulanten OPs bei DAK-Versicherten mit der Diagnose eines malignen Melanoms wurden 83,6% von Dermatologen operiert,
gefolgt von Chirurgen (11,1%) und MKG-Chirurgen (3,0%). Bei
melanozytären Naevi (n = 51.659 Eingriffe) waren es zu 79,1%
Dermatologen, danach Chirurgen (15,5%), MKG-Chirurgen
(3,6%) und Hausärzten (1,1%), bei epithelialen Karzinomen (ICD10 C44) zu 76,4% Dermatologen, danach Chirurgen (12,7%) und
MKG-Chirurgen (7,9%). Insgesamt wurden 2009 hochgerechnet
auf D ca. 830.000 ambulante OPs in Verbindung mit einer Hautkrebs-Diagnose durchgeführt, was einer mittleren jährlichen Steigerungsrate gegenüber den Vorjahren von ca. 40% entsprach.
Im stationären Sektor wurden in D durch dermatologische
Abteilungen im Jahr 2012 unter 195.558 stationären Fällen n =
79.448 Fälle (45,5%) mit operativen DRGs behandelt. Die mittleren jährlichen Steigerungsquoten stationärer Fälle betrugen bei
der DAK in den Jahren 2007–2009 beim MM 8,9%, bei SCC/BCC
11,1%.
Schlussfolgerung: Das Aufkommen operativer Leistungen
bei Hautkrebs hat ambulant und stationär deutlich zugenommen.
Dermatologen sind die mit Abstand größte Gruppe von Versorgern, was auch der Logik des GBA-Beschlusses zum gesetzlichen
Hautkrebs-Screening folgt.
FV06/06
Vismodegib als neoadjuvante Therapieoption bei lokal-fortgeschrittenen Basalzellkarzinomen
Alter M.1, Bellutti M.1, Franke I.1, Gollnick H.1
1
Otto-von-Guericke-Universität, Universitätsklinik für Dermatologie
und Venerologie, Magdeburg, Germany
Die chirurgische Exzision von Basalzellkarzinomen der Haut gehört zur Standardtherapie im dermatologischen Alltag. Es kommt
nur selten zu inoperablen Lokalbefunden oder Metastasierungen,
welche dann aber eine therapeutische Herausforderung darstellen. Wir berichten hier über unsere Erfahrung in der Behandlung
mit dem erst kürzlich zugelassenen Inhibitors des Sonic-Hedehog-Signalweges, Vismodegib, als eine neoadjuvante Therapieoption bei lokal-fortgeschrittenen Basalzellkarzinomen. Bei
nahezu allen Patienten kommt es unter Therapie mit Vismodegib
zu einem raschen Ansprechen der Basalzellkarzinome mit einem
deutlichen Rückgang der Tumormasse. Leider stellen sich im Verlauf häufig Rezidive ein. Ein interessanter Therapieweg besteht
daher in der neoadjuvanten Gabe von Vismodegib, um die Tumormasse zu reduzieren und eine Operabilität herzustellen
Wir stellen hier eine Fallserie mit Patienten vor, bei denen
aufgrund von lokal-fortgeschrittenen Basalzellkarzinomen eine
Therapie mit Vismodegib eingeleitet wurde. Erwartungsgemäß
kam es unter Therapie zu einem guten Rückgang der Tumormasse. Eine vollständige Abheilung konnte nicht erreicht werden,
so dass eine operative Entfernung des Resttumors erfolgte. Die
Basalzellkarzinome konnten jeweils vollständig entfernt werden,
jedoch mussten trotz Vortherapie mit Vismodegib großflächige
Exzisionen erfolgen.
Wir diskutieren hier kritisch den Nutzen einer Therapie mit
Vismodegib in einem neoadjuvanten Therapiekonzept.
88
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
FV06/07
Sentinel node Biopsie in der Therapie des Lentigo maligna
Melanoms im Kopf-Hals-Bereich
Schnabl S.M.1, Shiderova G.1, Häfner H.-M.1
1
Universitäts-Hautklinik Tübingen, Dermatochirurgie, Tuebingen,
Germany
Einleitung: Der Anteil an Lentigo maligna Melanomen (LMM)
beträgt ca. 8,8% aller maligner Melanome. LMM finden sich zu
70% im Kopf-Hals-Bereich. Ziel dieser Arbeit war, den klinischen
Verlauf der Patienten mit einem positiven SNB mit denen zu vergleichen, die keinen positiven SNB aufwiesen.
Material und Methoden: Das Patientenkollektiv umfasste
112 Patienten, welche im Zeitraum vom März 2005 bis November 2012 behandelt wurden. Bei allen Patienten wurde als operatives Behandlungsverfahren eine 3D-kontrollierte Exzision, bei
insgesamt 71 Patienten eine SNB durchgeführt. Bei 41 Patienten
erfolgte aufgrund des Alters, Nebenerkrankungen, hämatogenen
Metastasen oder nicht Auffindbarkeit der markierten Lymphknoten (LK) keine SNB. Langzeitnachsorgeuntersuchung bestanden
in Abständen von 6 Monaten.
Ergebnisse: Das Studienkollektiv umfasste 59 (52,7%) männliche und 53 (47,3%) weibliche Patienten. Das mittlere Lebensalter betrug 77,4 Jahre. Die häufigsten Lokalisationen des Primärtumors waren Wange (31,3%), aurikulär (20,5%), Stirn (14,3%) und
Capillitium (8,9%). Die mittlere Tumordicke betrug 2,06mm. Die
Ergebnisse der SNB zeigten bei 67 (94,4%) Patienten ein negatives
und bei 4 (5,6%) Patienten ein positives Ergebnis. Bei 3 der Patienten mit positivem SNB wurde eine LK-Dissektion durchgeführt.
Nach der Operation des Primärtumors kam es insgesamt bei 5
(4,5%) Patienten zu Lokalrezidiven und bei 21 (18,8%) Patienten zu Metastasen. Am häufigsten traten LK-Metastasen (42,9%),
am zweithäufigsten viszerale Metastasen (33,3%) auf. Von den
Patienten mit durchgeführten SNB entwickelten 2 (2,8%) Patienten Lokalrezidive und 9 (12,7%) Metastasen, davon 6 (66,7%)
LK-Metastasen.
Zusammenfassung: Beim LMM im Gesicht weicht die prognostische Wertigkeit der SNB von den anderen Melanomen ab.
Dies kann an dem komplexeren Lymphabstrom des Kopf-Hals-Bereiches begründet sein. In unserem Kollektiv erbrachte die auf
den positiven SNB resultierende Lymphadenektomie keinen
Überlebensvorteil.
FV06/08
Rapid Lump Examination (RLE) – eine neue Methode in der
mikroskopisch kontrollierten Chirurgie im Vergleich zu Paraffinschnitten
Schubert M.1,2, Bauer J.2, Eberle F.2, Möhrle M.1,2
1
Praxisklinik – Haut und Venen, Dr. A. Bern und Prof. Dr. M. Möhrle,
Tübingen, Germany
2
Universitäts-Hautklinik Tübingen, Tübingen, Germany
Einleitung: Aufgrund steigender Inzidenzraten von Hautkrebs
besteht die dringende Notwendigkeit für eine schnelle, zuverlässige und kosteneffiziente Therapie. In der mikroskopisch kontrollierten Chirurgie (MKC) werden die lückenlosen Exzisatschnittränder an Gefrier- oder Paraffinschnitten untersucht. Neuere
Freie Vorträge
Verfahren sind die ex vivo konfokale Laser-Scanning-Mikroskopie
und optische Kohärenztomographie, welche im Prinzip optische
Schnitte erstellen. Im Gegensatz dazu wird bei der „Rapid Lump
Examination“ (RLE) das native Tumorgewebe bzw. die Tumorränder unmittelbar mikroskopisch betrachtet. In einer Pilotstudie
zeigte die RLE eine hohe Sensitivität und Spezifität.
Material und Methoden: 386 Präparate aus 124 Tumoren
von 86 Patienten der Praxisklinik und der Universitäts-Hautklinik
Tübingen wurden untersucht. Das Tumorgewebe wurde makroskopisch als „Tübinger Torte“ oder für die „Muffin-Technik“
zugeschnitten. Die nativen Proben wurden nach einem standardisierten 60 sekündigen Färbeprotokoll direkt mit einem Stereomikroskop unter polarisiertem Licht histologisch untersucht.
Beim anschließenden Paraffinschnittverfahren konnten die H&E
gefärbten Schnitte nach rund 20 Stunden mikroskopisch beurteilt
werden.
Ergebnisse: Die RLE-Methode verbrauchte kein Gewebe und
führte zu keiner Beeinträchtigung der Qualität der nachfolgenden
Paraffinschnitte. Die RLE ließ sich im Ablauf der MKC von ambulanten und stationären Patienten mit Basalzellkarzinomen gut
durchführen. Im Vergleich zu Paraffinschnitten zeigte die RLE eine
hohe Spezifität (91%) und Sensitivität (76%), der positive Vorhersagewert war 74% und der negative 92%.
Schlussfolgerung: Die RLE ist ein reproduzierbares zuverlässiges Verfahren, welches die MKC von Basalzellkarzinomen
beschleunigen kann. H&E-gefärbte Paraffinschnitte sollten als
Goldstandard weiterhin durchgeführt werden.
FV06/09
Die Sternplastik: Fallserie einer modifizierten
Tabaksbeutelnaht
Valesky E.1, Kaufmann R.1, Meissner M.1
1
Universitätsklinik Frankfurt, Klinik für Dermatologie, Venerologie
und Allergologie, Frankfurt, Germany
Hintergrund: Die Tabaksbeutelnaht ist eine etablierte, hilfreiche und an die anatomischen Gegebenheiten anpassbare Verschlusstechnik in der Dermatochirurgie. Insbesondere im Bereich
des Capillitiums, der Schulter oder auch Regionen wie dem Malleolus lateralis, wo ein primärer Verschluss nicht oder nur durch
sehr lange Schnittführungen möglich ist, eignet sich die Technik
und ihre Modifikationen gut. Die sternförmige Variante vereint
die Vorteile der Tabaksbeutelnaht mit den Vorteile des V-Y- bzw.
V-T-Verschiebelappens.
Ziel: Darstellung der Einsatzmöglichkeiten der Sternplastik
und ihrer Modifikationen an verschiedenen anatomischen Lokalisationen.
Methode und Patienten: Je nach Lokalisation können drei
oder auch mehr wetzsteinartige bis V-förmige Exzisionen um den
runden Primärdefekt angelegt werden um den Lappen optimal
in die Umgebung einzupassen und einen Verschluss zu ermöglichen. Diese exzidierten Ausgleichsdreiecke können bei zentralen
kleinen Restdefekten auch als Transplantat verwendet werden. In
der vorliegenden Arbeit werden neun Patienten, deren Defekte
an unterschiedlichen anatomischen Lokalisationen wie Capillitium, Hals, Gesicht und auch im Fußbereich mittels Sternplastik
verschlossen wurden, dargestellt.
Ergebnisse: Die Sternplastik eignet sich optimal zum
Verschluss zirkulärer Defekte in Problemlokalisationen, ggf.
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
kombiniert mit einem kleinen Hauttransplanatat aus den sternförmigen Ausgleichsdreiecken.
Schlussfolgerung: Die Tabaksbeutelnaht und insbesondere
ihre Modifikation die Sternplastik erweiteren das dermatochirurgische Armentarium zum Verschluss von Problemdefekten.
FV06/10
Evaluation von präoperativer Angst, perioperativem Stress
und postoperativen Schmerzen im Rahmen dermatochirurgischer Eingriffe in Lokalanästhesie sowie die Beeinflussbarkeit dieser Parameter durch Musik, Wärme und menschliche
Nähe
Hubner W.1, Welsch K.1, Jungmann J.2, Schiekofer C.2, Gräber S.3,
Bialas P.1, Volk T.1, Vogt T.2, Müller C.S.L.2
1
Universität des Saarlandes, Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie, Homburg/Saar, Germany
2
Universität des Saarlandes, Klinik für Dermatologie, Homburg/Saar,
Germany
3
Universität des Saarlandes, Institut für medizinische Biometrie, Epidemiologie und medizinische Informatik, Homburg/Saar, Germany
Dermatochirurgische Eingriffe werden traditionell überwiegend
in Lokalanästhesie am wachen Patienten durchgeführt. Bislang
existieren keine validierten Daten zum prä- und perioperativen
Stress-/ und Angsterleben dieser Patienten sowie dem konsekutivem Output nach stattgehabtem Eingriff. Ziel der vorliegenden
Untersuchung war es herauszufinden, ob das Ausmaß an präoperativer Angst ein Prädiktor für ein vermehrtes perioperatives
Stresserleben und den Schmerzverlauf nach dermatochirurgischen Eingriffen ist. Weiterhin sollte untersucht werden, ob das
Stressniveau durch entspannende Interventionen im Vergleich
zu Eingriffen unter Standard Bedingungen signifikant reduziert
werden kann.
Standardisiert erfolgte eine präoperative Erfassung des
Angstlevels sowie des postoperativen Schmerzempfindens der
Patienten. Verglichen wurden unterschiedliche supportive Maßnahmen, um Stress- und Angsterleben der Patienten zu beeinflussen: Wärme (aktive Wärmedecken), körperliche Nähe (Hand halten durch das Pflegepersonal, neben dem Patienten sitzen) sowie
Musik. Mittels des ANI (Analgesia Nociception Index)-Monitors
wurde das perioperative Stresslevel des wachen Patienten ohne
Störung des operativen Eingriffes objektivierbar validiert.
Im Spannungsfeld zwischen einem verstärktem Kostendruck
im Gesundheitssystem mit konsekutiver Reduktion qualifizierten
Personals bei immer höherem Durchsatz und optimiertem Ablaufmanagement auf der einen und dem Wunsch nach immer
höherer Qualität in der Medizin unter Einbeziehung des Patienten auf der anderen Seite, zeigt die vorliegende Studie die unbedingte Notwendigkeit einer ausreichenden qualifizierten Personalisierung möglichst ohne pekuniär motivierten Zeitdruck im
dermatochirurgischen OP an.
FV07 Freie Vorträge 7: Diverses 2
FV07/01
Behandlungsgründe für die Inanspruchnahme von Dermatologen in Deutschland aus Sicht der Allgemeinbevölkerung
89
Freie Vorträge
Eissing L.1, Elsner P.2, Kaufmann R.3, Strömer K.4, Schäfer I.1,
Augustin M.1
1
Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei
Pflegeberufen, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany
2
Klinik für Hautkrankheiten, Universitätsklinikum, Jena, Germany
3
Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Universität,
Frankfurt, Germany
4
Dermatologische Praxis Mönchengladbach, Mönchengladbach,
Germany
Fragestellung: Dermatologen behandeln ein breites Spektrum
von Hauterkrankungen und führen Hautkrebsprävention durch,
die in Deutschland seit 2008 zum Leistungsspektrum der gesetzlichen Krankenkassen gehört. In der vorliegenden Studie wurden
die Gründe für das Aufsuchen einer dermatologischen Praxis erfragt und deren Häufigkeit analysiert.
Methodik: In einer repräsentativen Stichprobe von n = 1.015
Personen der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland wurde
durch das forsa-Institut vom 29.09.-14.10.2014 eine strukturierte
Telefonbefragung durchgeführt. Befragte, die in den letzten 12
Monaten eine dermatologische Praxis aufgesucht hatten, nannten in einer offenen Frage die Gründe für die Konsultation.
Ergebnisse: Am häufigsten wurde mit 38% Hautkrebs bzw.
-vorsorge (HKS) als Grund für eine dermatologische Konsultation genannt. Diese Zahl steht in deutlichem Kontrast zu nur 6%,
die in einer ähnlichen Befragung im Jahr 2002 dies als Konsultationsgrund angaben. In der aktuellen Befragung bestanden dabei
Unterschiede zwischen den neuen und alten Bundesländern (44
bzw. 37%). Am häufigsten suchten 30- bis 44- und 45- bis 59-Jährige aufgrund von Hautkrebs oder -vorsorge eine dermatologische Praxis auf (43 bzw. 45%). Weitere häufig genannte Gründe
waren Neurodermitis oder Schuppenflechte mit 13%, wobei sich
ein regionaler Unterschied zeigte (30% Ost bzw. 11% West); Allergien oder Heuschnupfen mit 12% und einem geschlechtsspezifischen Unterschied (9% Männer, 15% Frauen); sowie Akne mit
9% und einer vermehrten Angabe bei 18- bis 29-Jährigen (28%,
gesamt: 9%).
Schlussfolgerung: Dermatologen werden bei unterschiedlichen Erkrankungen der und Symptomen an der Haut konsultiert,
die teilweise regionale, geschlechts- oder altersspezifische Häufigkeitsunterschiede aufweisen. Die hohe Frequenz von Hautkrebs
bzw. -vorsorge als Behandlungsgrund lässt darauf schließen, dass
das gesetzliche HKS von einem großen Teil der Bevölkerung in
Anspruch genommen wird.
FV07/02
Kinetik kleinmolekularer Stoffe in dermaler Haut bei Psoriasis vulgaris und Diabetes mellitus – eine Mikrodialysestudie
Beier M.1, Gollnick H.P.1, Quist S.R.1
1
Otto-von-Guericke-Universität, Universitätsklinik für Dermatologie
und Venerologie, Magdeburg, Germany
Fragestellung: Patienten mit Psorasis vulgaris haben ein erhöhtes
Auftreten kardiovaskulärer und metabolischer Begleiterkrankungen.
Es ist unklar in wie weit hier entzündliche Plaques einen Einfluss auf
die Erkrankungen nehmen könnten. Unter Verwendung der dermalen Mikrodialyse untersuchten wir kleinmolekulare Stoffe in der
Haut von Psoriasis-Patienten mit und ohne Diabetes mellitus.
90
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Methodik: In einer monozentrischen Studie schlossen wir
insgesamt 16 Patienten mit Psoriasis vulgaris ein, welche entweder keinen Diabetes mellitus hatten (n = 6) oder einen insulinpflichtigen Diabetes mellitus (n = 6) bzw. einen mit oralen
Antidiabetika eingestellten Diabetes mellitus (Metformin: n = 3;
Dapagliflozin: n = 1) aufwiesen. Die dermale Mikrodialyse wurde
in läsionaler (LS) und non-läsionaler (NLS) Haut vor morgentlicher Nahrungs- und Medikamentenaufnahme begonnen und
bis zu 10h fortgesetzt, um ein Tagesprofil zu erstellen. Dialysate
wurden alle 20 min entnommen. Nahrungsaufnahme sowie Medikamenteneinnahme wurden zeitlich protokolliert und stündlich
der Glucosespiegel im Blut bestimmt. Die Mikrodialysate wurden
so bald wie möglich, teilweise noch am Patientenbett u.a. mittels
CMA600 Analyzer UV-photometrisch auf den Gehalt an Glucose,
Nitroxid, Glutamat, Laktat, Pyruvat, Glycerin und Harnstoff im
Dialysat bestimmt.
Ergebnisse: Mittels dermaler Mikrodialyse ließ sich ein Tagesprofil bezüglich aller Mediatoren erstellen, welches Nahrungsaufnahme und Medikamenteneinnahme abbildete. Patienten
ohne Diabestes mellitus wiesen nur eine geringe Erhöhung der
Mediatoren in LS vs. NLS Haut auf. Bei Patienten mit Diabetes
mellitus zeigten sich deutlich erhöhte Werte, wie Glucose und
Laktat in dermaler läsionaler Psoriasishaut im Vergleich zu non-läsionaler Haut, welche sich auch schlecht insbesondere oral medikamentös senken liess.
Schlussfolgerung: Die Kinteik kleinmolekularer Stoffe unterscheidet sich in LS von NLS Haut und könnte ein Ansatz für die
metabolische Exazerbation bei Psoriasis sein.
FV07/03
Function of TMEM16A splice variants in human eccrine sweat
glands
Ertongur-Fauth T.1, Rapprich S.2, Kulichová D.3, Jost C.1, Buescher
J.M.1, Brueggemann A.4
1
BRAIN AG, Zwingenberg, Germany
Hautklinik Darmstadt, Darmstadt, Germany
3
Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie der LMU
München, München, Germany
4
Nanion Technologies, München, Germany
2
Sweating plays a central role in human thermoregulation, and various disorders are associated with dysregulated sweat formation.
Primary sweat secretion in human eccrine sweat glands is driven
by Ca2+-activated Cl− channels (CaCC), however, their molecular
identity in sweat glands is unknown. Since TMEM16A was identified as the first CaCC in various secretory epithelia, the aim of the
study was to investigate the function of TMEM16A in human sweat glands. Our gene expression analysis and immunohistological
stains revealed that TMEM16A is expressed in the sweat gland cell
line NCL-SG3 as well as in secretory cells of native human eccrine
sweat glands.
Moreover, we identified several previously described as well
as one novel TMEM16A splice variant, TMEM16A(ac Δe3) lacking
the recently mapped dimerization domain. Chloride-flux assays
using halide-sensitive YFP and whole-cell patch-clamp recordings
revealed that TMEM16A is functionally involved in Ca2+-dependent Cl− secretion in NCL-SG3 cells. Recombinant expression of
TMEM16A splice variants in NCL-SG3 cells showed that the novel splice variant TMEM16A(ac Δe3) is forming a functional CaCC
Freie Vorträge
with modified basal and Ca2+-activated Cl− conductance compared to canonical TMEM16A(ac). Our results suggest that various
TMEM16A isoforms contribute to sweat gland-specific Cl− secretion providing opportunities to develop novel sweat gland-specific
therapeutics for the treatment of excessive sweating and sweating disorders such as hyperhidrosis.
FV07/04
Multivarianter Profil-ELISA zur sensitiven und spezifischen
Einschrittdiagnostik bullöser Autoimmundermatosen
Dähnrich C.1, van Beek N.2, Hornig N.1, Goletz S.2,
Dworschak J.2, Schlumberger W.1, Zillikens D.2, Schmidt E.2
1
Institut für Experimentelle Immunologie, Euroimmun AG, Lübeck,
Germany
2
Klinik f. Dermatologie, Allergologie und Venerologie, Universität
Lübeck, Lübeck, Germany
Bullöse Autoimmundermatosen (BAID) sind seltene Erkrankungen der Haut und oberflächennahen Schleimhäute, die mit Autoantikörpern (AAK) gegen Strukturproteine der Desmosomen
(Pemphigus) und dermo-epidermalen Junktionszone (Pemphigoiderkrankungen) assoziiert sind. Die exakte Diagnosestellung ist
entscheidend für Therapie und Prognose und beruht ganz wesentlich auf dem Nachweis der verschiedenen Autoantikörperspezifitäten im Patientenserum. Hierzu stehen bereits verschiedene sensitive und spezifische monovalente ELISA-Systeme zur Verfügung.
In der aktuellen Studie wurde ein Profil-ELISA entwickelt, mit dem
ein einzelnes Patientenserum gleichzeitig auf AAK gegen rekombinante Fragmente der immundominanten Regionen von BP180,
BP230, Kollagen Typ VII, Desmoglein 1 und 3 und Envoplakin untersucht werden kann. Jedes der Antigene liegt dabei separat in einem Reagenzgefäß vor. Zunächst wurden unter Verwendung von
Seren verschiedener BAID (n = 158) und Negativkontrollen (n =
145) Sensitivitäten zwischen 60% (AAK gegen BP230 beim bullösen Pemphigoid) und 100% (AAK gegen Desmoglein 3 beim Pemphigus vulgaris) sowie Spezifitäten zwischen 97,3 (BP180 NC16A)
und 100% (Kollagen Typ VII) bestimmt. In einer prospektiven
Studie wurden anschließend konsekutive Seren von Patienten
mit Verdacht auf BAID (n = 289) im neuen Profi-ELISA und mittels
konventioneller Stufendiagnostik (Immunfluoreszenz verschiedener Organschnitte und Immunblots zellulärer Extrakte) mit einer
Übereinstimmung von 89% analysiert. Diskrepante Ergebnisse
waren vor allem den im Profil-ELISA nicht vorhandenen Zielstrukturen (z.B. p200 Antigen, BP180 Ektodomäne) und dem fehlenden
Nachweis von IgA-Autoantikörpern geschuldet. Mit dem neuen
Profil-ELISA steht ein sensitives und spezifisches Testsystem für die
multivariante Einschrittdiagnostik des Pemphigus sowie von ca.
75% der Pemphigoiderkrankungen zur Verfügung.
FV07/05
Einfluss einer systemischen Therapie mit Alitretinoin
(9-cis-Retinsäure) auf die Hautbarriere von Patienten mit
chronischem Handekzem
Heins K.1, Kumari V.1, Kühl A.A.2, Worm M.1
1
Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Campus
Charité Mitte, Charité-Universitätsmedizin Berlin, Allergie-Centrum-Charité, Berlin, Germany
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
2
Medizinische Klinik 1, Campus Benjamin Franklin, Charité-Universitätsmedizin Berlin, Immunbiologischer und Gastroenterologischer
Forschungsbereich (IGF), Berlin, Germany
Fragestellung: Aktuelle Forschungsergebnisse deuten darauf hin,
dass die Hautbarriere eine Schlüsselfunktion in der Pathogenese
und Therapie des chronischen Handekzems (CHE) einnimmt. Noxen und Allergene führen beim CHE zur erhöhten Ausschüttung
von Entzündungsmediatoren (u.a. Zytokinen), die sekundär die
Expression der für die Hautbarriere wichtigen Strukturproteine
negativ beeinflussen. Das seit 2008 zugelassene Vitamin A-Derivat Alitretinoin hat sich als effektives und gut verträgliches systemisches Therapeutikum beim CHE herausgestellt.
Methodik: Vor und nach Alitretinointherapie wurde der
Manuscore in modifizierter Form bestimmt, der transepidermale
Wasserverlust gemessen und eine Biopsie im Bereich von läsionaler Leistenhaut entnommen (n = 15). In den Hautproben wurde
die Gen- und Proteinexpression verschiedener Strukturproteine
sowie Entzündungsmarker mittels PCR und Immunhistochemie
bestimmt.
Ergebnis: Neben einer signifikanten Abnahme des modifizierten Manuscores (Parameter für klinisches Ansprechen) wurde
eine erhöhte Gen- und Proteinexpression von Strukturproteinen
wie Tight Junction-Proteinen (Claudin1, Occludin), intermediären
Filamenten des Zytoskeletts (Filaggrin, Zytokeratin10) und Proteinen des Cornified Envelope (Loricrin) nach Alitretinointherapie
festgestellt. Daneben führte Alitretinoin zu einer Abnahme von
Entzündungszellen (CD3+-T-Zellen) und dem Entzündungsmediator TSLP. Eine Zunahme der durch vermehrten transepidermalen
Wasserverlust verursachten Trockenheit, die eine klassische Nebenwirkung von Retinoiden ist, wurde nicht festgestellt.
Schlussfolgerung: Alitretinoin führt zu einer Verbesserung
der epidermalen Hautbarriere, indem es die Expression von Strukturproteinen heraufreguliert und Entzündungsmediatoren herunterreguliert. Wie lange diese Normalisierung der Hautbarriere
nach Alitretinointherapie anhält und welchen Einfluss Alitretinoin
auf die Lipidkomposition in läsionaler Haut beim CHE ausübt, sollte zukünftig genauer untersucht werden.
FV07/06
Gonokokken-Resistenz-Netzwerk GORENET: Aktuelle Resistenzsituation in Deutschland
Buder S.1, Bremer V.2, Kohl P.K.1
1
Konsiliarlabor für Gonokokken, Vivantes-Klinikum Berlin-Süd, Klinik
für Dermatologie und Venerologie, Berlin, Germany
2
Robert-Koch-Institut, Berlin, Germany
Hintergrund: Die Resistenzentwicklung bei Neisseria gonorrhoeae ist ein globales Problem bei der Behandlung und der Kontrolle der Gonorrhoe. In den letzten Jahren zeigte sich eine besorgniserregende Entwicklung, so dass man derzeit der Gefahr
eines potentiell kaum therapierbaren Erregers gegenüber steht
(MDR-NG). Ein beunruhigender Trend lässt sich vor allem für die
Cephalosporine der 3.Generation beobachten. Diese sind momentan die letzten effektiven Therapeutika in der Behandlung
der Gonorrhoe. Es besteht jedoch die Gefahr, dass auch Cephalosporine für die kalkulierte Therapie der Gonorrhoe zukünftig
nicht mehr ausreichend wirksam sein könnten. Bisher gab es nur
wenige Daten zur Resistenzsituation in Deutschland. Mit dem
91
Freie Vorträge
GORENET-Projekt startete 2014 das erste Surveillance-Programm
zur Gonokokken-Resistenzsituation in Deutschland.
Methoden: Nichtselektive Sammlung von N. gonorrhoeae -Isolaten aus allen Teilen Deutschlands zur Überwachung der
Antibiotikaresistenz bezüglich aller therapeutisch relevanten Antibiotika: Cephalosporine der 3. Generation (Cefixim, Ceftriaxon),
Azithromycin, Ciprofloxacin und Penicillin.
Ergebnisse: Wir berichten über die ersten Ergebnisse aus
der GORENET Resistenzsurveillance. Bisher weisen bis zu 12% aller Stämme eine verminderte Sensibilität oder Resistenz gegen
Cephalosporine auf, vorwiegend gegen Cefixim. Ceftriaxon ist
wirksam bei der Behandlung der Gonorrhoe, jedoch kann ein
drift zu verminderter Sensibilität beobachtet werden. Azithromycin erscheint als Kombinationstherapeutikum effektiv. Eine Zunahme der Azithromycinresistenz wird jedoch deutlich. Die Rate
der Penicillin und Ciprofloxacin Resistenz ist in Deutschland sehr
hoch.
Zusammenfassung: Auch in Deutschland ist eine erhöhte
Aufmerksamkeit gegenüber der lokalen und globalen Resistenzsituation bei Gonokokken dringend erforderlich. Das neue Surveillance-Programm GORENET zum Resistenzmonitoring von N.
gonorrhoeae in Deutschland wird mit aktuellen Daten vorgestellt.
FV07/07
Erniedrigte Serum-Testosteronwerte korrelieren mit dem
Psoriasis-Schweregrad bei Männern
Schnell L.1, Wilsmann-Theis D.1, Novak N.1, Haidl G.1, Allam J.-P.2
1
Klinik f. Dermatologie u Allergologie, Bonn, Germany
Universitätsklinikum Bonn, Dermatologie, Bonn, Germany
2
Hintergrund: Die häufig in Schüben verlaufende Psoriasis stellt
eine chronisch entzündliche Dermatose dar, die mit verschiedenen Komorbiditäten – wie dem Metabolischen Syndrom – assoziiert wurde. Eine Koinzidenz der Psoriasis und erniedrigten
Serum-Testosteronwerten im Rahmen eines Hypogonadismus
wurde ebenfalls postuliert, jedoch bislang nicht systematisch untersucht. Ziel dieser Studie war deswegen die Untersuchung von
Serum-Testosteronwerten bei Männern mit Psoriasis und der Bezug zum Schweregrad der Erkrankung.
Material und Methoden: Bei 53 männlichen Psoriasispatienten wurden prospektiv nach schriftlichem Einverständnis das
Gesamt-Testosteron und freie Testosteron bestimmt. Zudem wurden Komorbiditäten erfasst. Der Schweregrad der Psoriasis wurde
durch den Psoriasis area and severity index (PASI) ermittelt. Die
Studie wurde von der Ethikkommission der Universität Bonn genehmigt.
Ergebnisse: Bei 42% der untersuchten männlichen Psoriasispatienten kamen erniedrigte Testosteronwerte zur Darstellung. Es zeigte sich eine signifikante inverse Korrelation sowohl
des Gesamt-Testosterons als auch des freien Testosterons zum
PASI (jeweils r = –0.3; p < 0.05). Die inverse Korrelation war unabhängig vom Alter und in den Altersgruppen über und unter
40 Jahren nachweisbar. Eine Korrelation der Testosteronwerte zu
Komorbiditäten fand sich lediglich zum Metabolischen Syndrom.
Fazit: Eine schwere Psoriasis bei Männern kann einhergehen
mit erniedrigtem Testosteron. Ob sich dabei um ein Epiphänomen handelt oder ob diese Gruppe von einer Hormonsubstitution
in Bezug auf die Psoriasis profitieren, müssen weitere Studien
zeigen.
92
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
FV07/08
Varikozele und Kinderwunsch – ein evidenzbasiertes Update
Weberschock T.1,2, Ochsendorf F.1
1
Universitätsklinik Frankfurt, Klinik für Dermatologie, Venerologie
und Allergologie, Frankfurt, Germany
2
Goethe-Universität, Arbeitsgruppe Evidenzbasierte Medizin, Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt, Germany
Fragestellung: Die Sanierung der asymptomatischen Varikozele
zur Erhaltung oder Verbesseung der Fertilität des Mannes ist ein
seit langem kontrovers diskutieertes Thema.
Bisherige randomisiert-kontrolierte Studien kommen hierbei
zu widersprüchlichen Ergebnissen, was den Effekt einer Sanierung auf die Spermiogenese und bei Kinderwunsch auch auf die
Schwangerschaftsraten angeht.
Methodik: Auf Grundlage einer aktuellen Literaturrecherche
klinischer und epidemiologischer Studien und Meta-Analysen
zum Thema soll die aktuelle Evidenzlage zum Thema der Häufigkeit der Varikozele und der Notwendigkeiten ihrer Sanierung
dargestellt werden.
Ergebnisse: Aktuell veröffentlichte grosse epidemiologische
Studien geben neue Hinweise auf die Prävalenzraten in der männlichen Bevölkerung. Meta-Analysen belegen den Effekt einer Varikozelensanierung und lassen Rückschlüsse auf die zu präferierenden Interventionen zu. Retrospektive Auswertungen zeigen
in einem all-or-none Prinzip Erfolge durch eine Varikozelensanierung bei nichtobstruktiver Azoospermie.
Schlussfolgerung: Die aktuelle Evidenz belegt die Relevanz
und den Nutzen der andrologischen Diagnostik und Therapie
von Varikozelen.
FV07/09
Chronische fistulierende Kolitis bei Lymphogranuloma
venereum
Boashie U.1, Welsch T.2, Spornraft-Ragaller P.1
1
Klinik und Poliklinik für Dermatologie, Universitätsklinikum Carl
Gustav Carus, Dresden, Germany
2
Klinik für Viszeral- und Thoraxchirurgie, Universitätsklinikum Carl
Gustav Carus, Dresden, Germany
Hintergrund: Seit 2003 steigen die Fallzahlen des bisher aus den
Tropen bekannten Lymphogranuloma venereum (LGV) in den
westlichen Ländern an. Es handelt sich fast ausschließlich um
Infektionen bei MSM, meist vergesellschaftet mit HIV-Infektion
und weiteren sexuell übertragbaren Infektionen (STI‘s). Klinisch
symptomatisch wird das durch die L-Serovare L1-L3 von Chlamydia trachomatis verursachte LGV bei MSM vorwiegend als Proktokolitis. Bei Persistenz des invasiven Erregers im perikolitischen
Gewebe kann es zu chronischer Lymphangitis und Sklerosierung
mit funktionseinschränkenden Gewebsdefekten kommen.
Fallbericht: Ein 39-jähriger Patient, MSM, HIV-positiv, in den
letzten 5 Jahren allerdings nicht mehr in ärztlicher Betreuung,
stellte sich mit seit 2 Jahren auftretenden proktitischen Beschwerden vor. Es bestand komplette Stuhlinkontinenz bei breiig-flüssigen Stühlen. Ein ausgedehntes perianales Fistelsystem bis an
die Prostatakapsel, mit Verbindung zum Urether sowie nach
kutan und nach präsakral reichend, machten trotz mehrmaliger
Freie Vorträge
Antibiose letztendlich eine Rektumextirpation mit Anlage eines
Sigmoideostoma notwendig. Nach stationärer Vakuumtherapie
konnte mittels Glutaeus-Schwenklappenplastik der Wunddefekt
verschlossen werden. Damit war auch eine soziale Rehabilitation
des Patienten möglich.
Schlussfolgerung: Ein Screening auf STI muss MSM, insbesondere bei HIV-Infektion, regelmäßig angeboten werden. In
einer Studie des RKI wurde gezeigt, dass ein nicht unerheblicher
Anteil der Infektionen mit Chlamydia trachomatis bei MSM auch
asymptomatisch besteht und damit einer endemischen Verbreitung Vorschub leisten kann. Chronifizierte Entzündungsreaktionen durch die invasiveren Serovare L1-L3 können zu erheblichen
Folgeschäden führen. Es besteht dringender Bedarf, neben Mehrfachuntersuchungen im Quartal auch die notwendige Subtypisierung von Chlamydia trachomatis in den Leistungskatalog der
Gesetzlichen Krankenkassen aufzunehmen.
FV07/10
Kutane Aktinomykose
Singer S.1, Proske D.1, Hohenleutner U.1, Berneburg M.1
1
Uniklinikum Regensburg, Dermatologie, Regensburg, Germany
Bei einem 44-jährigen Patienten entwickelte sich seit über einem
halben Jahr eine Erosion am linken Oberarm, die sich anfangs
weitgehend asymptomatisch darstellte. Im Verlauf kam es zu Größenprogredienz, putrider Sekretion und Abszessbildung. Ein weiterer Herd trat am kontralateralen Arm hinzu. Eine perorale antibiotische Therapie mit Clindamycin erbrachte keine Besserung.
In der bei der Erstvorstellung des Patienten in unserer Ambulanz entnommenen Probebiopsie zeigte sich der Befund einer
Pyodermie ohne Nachweis von Drusen. Erst in der mikrobiologischen Aufarbeitung des Gewebes gelang der Nachweis von Actinomyces radingae. Der Keim war resistent gegenüber Clindamycin. Nokardien waren nicht nachweisbar. Laborchemisch zeigte
sich eine Leukozytose und eine gemischte Dysproteinämie, passend zu einer chronischen Entzündung. Durch konventionelles
Röntgen und MRT konnte eine Beteiligung der Knochen und des
tiefen Weichteilgewebes ausgeschlossen werden.
Die kalkulierte antibiotische Therapie mit Penicillin G wurde antibiogrammgerecht auf eine Kombinationsbehandlung mit
Moxifloxacin und Ampicillin/Sulbactam umgestellt. Darunter
kam es unter zusätzlicher feuchter Wundbehandlung zu einer Befundabheilung innerhalb der folgenden Wochen.
Bei Actinomyces spp. handelt es sich um grampositive anaerobe oder mikroaerophile Stäbchenbakterien, die zur Normalflora
des Oropharynx, Gastrointestinal- und Urogenitaltraktes gehören. Unterschieden werden je nach Eintrittspforte die zervikofaziale (95% aller Fälle), abdominale und thorakale Aktinomykose. Die
seltene Hautaktinomykose kann sich sekundär durch Ausbreitung
entwickeln oder primär durch beispielsweise einen Menschenbiss
entstehen. Typisch sind Fisteln, Abszesse und kleine Ulzerationen.
FV08 Freie Vorträge 8: Onkologie und
Studien
FV08/01
Therapie von schweren blasenbildenden Arzneimittelreaktionen
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Zimmermann S.1, Sekula P.2, Venhoff M.1, Roujeau J.-C.3,
Schumacher M.2, Mockenhaupt M.1
1
Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie, Dokumentationszentrum schwerer Hautreaktionen (dZh), Freiburg, Germany
2
Universitätsklinikum Freiburg, Department für Medizinische Biometrie und Medizinische Informatik, Freiburg, Germany
3
Hôpital Henri Mondor, University Paris-Est Créteil, Department
of Dermatology, Reference Center for Toxic and Autoimmune
Blistering Diseases, Paris, France
Das Stevens-Johnson-Syndrom (SJS) und die Toxisch epidermale
Nekrolyse (TEN) sind schwere blasenbildende Arzneimittelreaktionen mit hoher Sterblichkeit. Bis heute gibt es kein evidenzbasiertes Behandlungsprotokoll für SJS/TEN, doch werden verschiedene
immunmodulierende Therapien eingesetzt. Eine systematische Literaturrecherche wurde hinsichtl. Publikationen zur Therapie von
SJS/TEN für den Zeitraum von 1990 bis 2012 durchgeführt. Jede
Studie wurde eingeschlossen, welche vordefinierte Einschlusskriterien erfüllte. Relevante Daten wurden aus den veröffentlichten
Artikeln extrahiert, die Autoren bzw. Studiengruppen für weitere Informationen kontaktiert. Ziele waren, einen Überblick über
mögliche Behandlungsformen für SJS/TEN zu geben und die
therapeutische Wirksamkeit immunmodulierender Therapien auf
die Letalität von SJS/TEN im Vergleich zur rein supportiven Therapie zu schätzen, wofür Metaanalysen basierend auf aggregierten Studiendaten und individuellen Patientendaten durchgeführt
wurden. Insgesamt wurden 96 Studien mit 3.248 Patienten eingeschlossen, die rein supportive Therapie oder Behandlungen mit
systemischen Glukokortikosteroiden, intravenösen Immunglobulinen, Ciclosporin, Plasmapherese, Thalidomid oder Cyclophosphamid untersuchten. In die Metaanalysen konnten 18 Studien (19%)
u. 1.044 Patienten (32%) einbezogen werden. Systemische Glukokortikosteroide zeigen in allen Analysen einen Überlebensvorteil
für SJS/TEN-Patienten, teilweise mit signifikanten Werten (Odds
Ratios (ORs): < 1). Trotz geringer Zahlen zeigte die Ciclosporin-Behandlung ein erfolgversprechendes signifikantes Ergebnis (OR<
1). Andererseits konnten für intravenöse Immunglobuline keine
vorteilhaften Effekte auf die Letalität von SJS/TEN nachgewiesen
werden. Glukokortikosteroide und Ciclosporin können unter Vorbehalt als die vielversprechendsten immunmodulierenden Therapien für SJS/TEN empfohlen werden. Dies sollte in weiteren prospektiven kontrollierten Studien untersucht und bestätigt werden
FV08/02
Apremilast in patients with moderate to severe psoriasis:
Results of a phase 3, randomized, controlled trial (ESTEEM 2)
Mrowietz U.1, Paul C.2, Gooderham M.3, Cather J.4, Poulin Y.5,
Girolomoni G.6, Ferrandiz C.7, Gottlieb A.8, Hu C.C.9, Day R.9,
Crowley J.10
1
University Hospital Schleswig-Holstein, Kiel, Germany
Toulouse University, Hôpital Larrey, Toulouse, France
3
SKiN Centre for Dermatology, Peterborough, Canada
4
Modern Research Associates, Dallas, United States
5
Centre de Recherche Dermatologique du Québec métropolitain,
Quebec, Canada
6
University of Verona, Verona, Italy
7
Hospital Germans Trias i Pujol, Badalona, Spain
8
Tufts Medical Center, Boston, United States
9
Celgene Corporation, Warren, United States
10
Bakersfield Dermatology, Bakersfield, United States
2
93
Freie Vorträge
Purpose: The efficacy/safety of apremilast (APR) in moderate/
severe plaque psoriasis were evaluated in a 52-wk phase 3 trial.
Methods: Pts with moderate/severe plaque psoriasis (PASI
≥12, BSA ≥10%, sPGA ≥3) were randomized 2:1 to APR 30 mg BID
(APR30) or placebo (PBO). At Wk 16, PBO pts switched to APR30.
At Wk 32, APR30 pts who achieved ≥PASI-50 were randomized
(1:1, blinded) to continue APR30 or receive PBO. Upon loss of
50% of PASI improvement obtained at Wk 32, PBO pts resumed
APR30.
Results: 411 pts comprised the full analysis set (PBO: n = 137;
APR30: n = 274[KD2]) (mean PASI score: 19.3; mean BSA: 26.2%).
At Wk 16, more APR30 pts achieved PASI-75 (28.8%) and PASI-50
(55.5%) vs PBO (5.8% and 19.7%; P< 0.0001). Mean% change
from baseline (BL) PASI was -50.9% (APR30) vs -15.8% (PBO; P<
0.0001). PASI responses were generally maintained at Wk 32. In
the randomized treatment withdrawal phase, 80.3% of 61 APR
pts achieved PASI-50 at Wk 52; 60.7% had ≥70% improvement
from BL PASI and mean% change was -73.5% to -76.7% from Wk
32 to 52. In PBO pts, median time to loss of 50% of PASI improvement obtained at Wk 32 was 12.4 wks. Of PBO pts who lost
response and restarted APR30 (n = 32), 65.6% regained PASI-50
after APR re-initiation (re-treatment duration: 2.6 to 18.3 wks).
APR was generally well tolerated for up to 52 wks, with no increase in AE incidence over time. Over the APR-exposure period,
AEs in ≥5% of pts were nausea, diarrhea, nasopharyngitis, URTI,
tension headache, vomiting, headache, and back pain. Most AEs
were mild/moderate and did not lead to discontinuation. There
were no clinically meaningful laboratory changes.
Conclusion: APR30 was effective for moderate/severe plaque psoriasis. In the randomized treatment withdrawal phase,
PASI responses were generally maintained in pts re-randomized
to APR30. APR30 was generally well tolerated for up to 52 wks.
FV08/03
Therapie der mittelschweren und schweren Psoriasis mit
Fumarsäureester in Deutschland: Studienergebnisse aus
Bochum
Altmeyer P.1, Mamali K.1, Soemantri S.P.1, Möllenhoff K.1, Dickel H.1
1
Ruhr-Universität Bochum, Klinik für Dermatologie, Venerologie und
Allergologie, Bochum, Germany
Fragestellung: Fumarsäureester (FAE, Fumaderm®) sind seit 1994
zur Behandlung der schweren und seit 2008 zur Behandlung der
mittelschweren Psoriasis in Deutschland zugelassen und sind hier
die am häufigsten eingesetzte Systemtherapie. Ziel war es, die
Datenlage zur Wirksamkeit und Sicherheit von FAE im Verlauf einer Langzeittherapie zu verbessern.
Methodik: Monozentrische retrospektive Datenerhebung.
Es wurden alle Patientenakten von Psoriatikern mit einer FAE-Therapie ab 1999 ausgewertet. Unter anderem wurden Daten zu folgenden Gebieten erhoben: Demographie, Krankheits- und Therapieverlauf sowie Langzeitwirksamkeit und -sicherheit.
Ergebnis: Die statistische Auswertung von 879 Patienten
zeigte, dass 88% der Patienten eine Psoriasis vom Plaque-Typ
aufwiesen, jedoch auch Patienten mit anderen Manifestationsformen der Psoriasis oder Nagelbeteiligung mit FAE erfolgreich
therapiert wurden. Bei 88% der Patienten waren FAE die erste
Systemtherapie. In 29% der Fälle wurde die FAE-Therapie ergänzend kombiniert. Die Verfolgung der Langzeitwirksamkeit der
94
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
FAE-Monotherapie über 12 Jahre zeigte, dass sich in den ersten
3 Monaten der Therapie bei über 30% der Patienten eine klare
Verbesserung des Hautbildes bzw. Erscheinungsfreiheit einstellt.
Dieser Anteil der Patienten verdoppelte sich fast bis zum Monat
6 der Therapie. Die Ergebnisse unterstützen das Vorgehen, die
Wirksamkeit einer FAE-Therapie erst abschließend nach 6 Monaten zu bewerten. Eine Nachverfolgung der FAE-Therapie über
12 Jahre zeigte eine anhaltende Wirksamkeit. Die aufgetretenen
unerwünschten Ereignisse lagen im bereits bekannten Spektrum.
Es wurden keine schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse mit
kausalem Zusammenhang zur FAE-Therapie dokumentiert.
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse bestätigen die gute Langzeitwirksamkeit von FAE über einen Zeitraum von 12 Jahren, mit
einem insgesamt günstigen Sicherheitsprofil.
FV08/04
Apremilast in moderate to severe plaque psoriasis: 32-week
results in patients with nail, scalp, and palmoplantar involvement (ESTEEM 2)
Sebastian M.1, Crowley J.2, Cather J.3, Gooderham M.4,
Girolomoni G.5, Ferrandiz C.6, Hu C.C.7, Day R.7, Beylot-Barry M.8
1
FÄ für Dermatologie und Allergologie, Mahlow, Germany
Bakersfield Dermatology, Bakersfield, United States
3
Modern Research Associates, N. Central Expressway Suite, Dallas,
United States
4
SKiN Centre for Dermatology, Peterborough, Canada
5
University of Verona, Verona, Italy
6
Hospital Germans Trias i Pujol, Barcelona, Spain
7
Celgene Corporation, Warren, United States
8
Hôpital Haut Lévêque, Pessac, France
2
Purpose: Apremilast (APR) efficacy was assessed in patients (pts)
with difficult-to-treat nail, scalp, and palmoplantar psoriasis.
Methods: Pts with moderate/severe plaque psoriasis (PASI
≥12, BSA ≥10%, sPGA ≥3) were randomized 2:1 to APR 30 mg BID
(APR30) or placebo (PBO). At Wk 16, PBO pts switched to APR30.
Nail, scalp, and palmoplantar psoriasis were assessed based on
the NAPSI, ScPGA, and PPPGA.
Results: The full analysis set included 411 pts (PBO: n = 137;
APR30: n = 274); mean PASI score: 19.3; mean BSA: 26.2%; prior
systemic therapy and/or phototherapy: 64.2%. At Wk 16, significantly more APR30 pts achieved PASI-75 (28.8%) and PASI50 (55.5%) vs PBO (5.8% and 19.7%, respectively; P< 0.0001).
APR30 demonstrated significantly greater response rates vs PBO
for NAPSI-50 (44.6% vs 18.7%, P< 0.0001) in pts with baseline
(BL) NAPSI ≥1 (n = 266), ScPGA 0–1 (40.9% vs 17.2%, P< 0.0001)
in pts with BL ScPGA ≥3 (n = 269), and PPPGA 0–1 (65.4% vs
31.3%, P = 0.0315) in pts with BL PPPGA ≥3 (n = 42). Among
pts initially randomized to APR30 and maintained on APR30 through Wk 32, nail psoriasis was further improved at Wk 32 (NAPSI-50, 55.4%; mean% change in NAPSI from BL, -60.0%). ScPGA
0–1 and PPPGA 0–1 response rates at Wk 32 were 32.4% and
53.8%, respectively. Improvements were observed at Wk 32 in
PBO pts who switched to APR30 at Wk 16. The most common AEs
were nausea, diarrhea, nasopharyngitis, URTI, tension headache,
headache, and vomiting. Most AEs were mild to moderate in severity, and discontinuation rates due to AEs were low and similar
between treatment groups (PBO: 5.1%; APR30: 5.5%) during Wks
0 to 16.
Freie Vorträge
Conclusion: APR30 significantly reduced the severity of moderate to severe plaque psoriasis, including nail, scalp, and palmoplantar psoriasis, at Wk 16, and improvements were observed
up to Wk 32. APR30 was generally well tolerated.
FV08/05
Welchen Stellenwert nehmen schnell wachsende Melanome
unter den Zweitmelanomen ein?
Leiter-Stöppke U.1, Stec T.2, Eigentler T.2, Spähnkuch I.2, Keim
U.2, Garbe C.2
1
Universitäts-Hautklinik Tübingen, Dermatoonkologie, Tübingen,
Germany
2
Universitäts-Hautklinik Tübingen, Tübingen, Germany
Hintergrund: Die Existenz schnell wachsender Melanome wird
kontrovers diskutiert. Bei Patienten, die sich nach Diagnose eines primären Melanoms in einer regelmäßigen standardisierten
Nachsorge befinden, wurden Charakteristika von Zweitmelanomen besonders im Hinblick auf schnell wachsende Zweitmelanome analysiert.
Methode: 2424 Patienten, die von 2002 bis 2006 mit einem
Erstmelanom an der Universitäts-Hautklinik Tübingen diagnostiziert wurden und regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen von
mehr als 3 Monaten erhielten, wurden retrospektiv analysiert.
Ergebnisse: In einer medianen Nachbeobachtungszeit von
72 Monaten entwickelten 165 Patienten (6,8%) ein Zweitmelanom. Die mediane Tumordicke war mit 0,68 mm signifikant dünner als die der Erstmelanome (1,52mm). Ulzerationen traten seltener auf (0,6% vs. 15,8%). 25,5% der Zweitmelanome wurden
als in-situ Melanome diagnostiziert. Noduläre Melanome wurden
nicht beobachtet (0%,vs 14,5%). 46,6% der Zweit-MM wurden
innerhalb des ersten Jahres nach Primärdiagnose diagnostiziert,
hiervon 26,1% synchron zum Erst-MM. Patienten mit Zweitmelanomen wiesen eine signifikant höhere 5-Jahresüberlebenswahrscheinlichkeit (91,6% vs. 86,9%) auf. 24 Zweit-MM zeigten eine
Tumordicke von >1,0 mm (14,5%) hiervon wurden 5 als möglicherweise schnell wachsend eingestuft.
Schlussfolgerung: In der vorliegenden Analyse wurden
Zweitmelanome, verglichen mit Primärmelanomen, in einem signifikant früheren Stadium diagnostiziert. Möglicherweise schnell
wachsende Zweitmelanome traten unter einer regelmäßigen
Nachsorge nur zu einem sehr geringen Anteil (3%) auf. Daher
sollte die Nachsorge bei Patienten mit atypischen Nävussyndrom
lebenslang durchgeführt werden.
FV08/06
Melderaten von Hautkrebs aus dermatologischen Praxen an
die Krebsregister in Deutschland
Augustin M.1, Schäfer I.1, Reusch M.2
1
Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei
Pflegeberufen (IVDP), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf,
CVderm, Hamburg, Germany
2
Dermatologische Gemeinschaftspraxis am Tibarg, Institut für Strategische Analysen in der Dermatologie – IStAD, Hamburg, Germany
Hintergrund: Krebsregister dienen der systematischen und lückenlosen Erfassung maligner Tumoren in einem Referenzgebiet.
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
In Deutschland sind die Krebsregister länderweise und somit
regional aufgestellt, aber über die Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland (GEKID) bundesweit eingefaßt. Die Qualität und Kohärenz der Registerdaten ist für die
Versorgungsplanung bei Hautkrebs bedeutend. Berichtet werden
hier regional uneinheitliche Melderaten und -standards, die jedoch bislang nicht quantifiziert wurden.
Zielsetzung: Ermittlung der Melderate von Melanomen
(MM), Plattenepithelkarzinomen (SCC) und Basalzellkarzinomen
(BCC) durch niedergelassene Dermatologen an die regionalen
Krebsregister.
Methodik: Bundesweiter Querschnittsurvey in dermatologischen Praxen. Mittels eines strukturierten Fragebogens wurden
die Melderaten sowie weitere Daten zur Versorgung und Lokalisation der Praxis erhoben und bundesweit sowie regional ausgewertet.
Ergebnisse: Von den 1800 angeschriebenen Dermatologen
antworteten 581 (32,3%). Die Anzahl an meldenden Praxen betrug für die einzelnen Tumoren: MM invasiv 88,2%, MM in situ
79,8%, SCC invasiv 82,6%, SCC in situ 67,3%, BCC 79,2%. Die
mittleren Meldequoten an die Krebsregister pro Praxis betrugen:
MM invasiv 80,7%, MM in situ 71,9%, SCC invasiv 74,2%, SCC
in situ 56,7%, BCC 70,9%. Die Melderaten wiesen zwischen den
Regionen markante Unterschiede auf. Der Anteil an komplett
meldenden Praxen lag länderweise am höchsten in Mecklenburg-Vorpommern (93,3%), Schleswig-Holstein (85,7%) und
Hamburg (81,3), am niedrigsten in Bayern (32,8%), Baden-Württemberg (27,6%), Bremen und Sachsen-Anhalt (jeweils 33,3%).
Separate Meldungen aus histopathologischen Praxen sind dabei
unberücksichtigt.
Schlussfolgerung: Die nicht vollständige Melderate an die
Krebsregister in ist zu beachten, wenn Inzidenzen des Hautkrebses in D analysiert werden. Eine möglichst komplette Meldequote
und die Berücksichtigung aller Hauttumoren bleibt das Ziel.
FV08/07
Wieviele Patienten mit Hautkrebs versorgen wir in Deutschland? Aktuelle Leistungsvolumina und zukünftige Prognose
Augustin M.1, Schäfer I.1, Reusch M.2
1
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, IVDP/CVderm, Hamburg, Germany
2
Dermatologische Gemeinschaftspraxis am Tibarg, Institut für Strategische Analysen in der Dermatologie – IStAD, Hamburg, Germany
Hintergrund: Die Inzidenz des Melanoms (MM) beträgt in D
nach GEKID (2011) 18,1/100 Tsd., die der epithelialen Hautkrebse 95,3. Das Versorgungsvolumen des Hautkrebses ist aus diesen
Daten nicht direkt ableitbar, da Meldungen nur das erstmalige
Auftreten betreffen, den Verlauf und Zweittumoren sowie Frühformen jedoch nicht erfassen.
Zielsetzung: Abschätzung des aktuellen Versorgungsaufkommens und zukünftigen -bedarfes bei Hautkrebs (HK) in D.
Methodik: Die HK-Inzidenzen in D (Hochrechnung aus
Schleswig-Holstein 2010: 234.000) wurden um bekannte Einfluss-Faktoren adjustiert, daraus die aktuelle und zukünftige
Häufigkeit modelliert und durch Sensitivitätsanalysen kontrolliert. Als Adjustierungsgrößen wurden im Multisource-Ansatz
empirisch gewonnen: unvollständige Registermeldungen (Survey
an 680 Dermatologen), zeitabhängiger Anstieg der Inzidenzen
95
Freie Vorträge
(GKV-Daten), Auftreten von Mehrfachtumoren (histopathologische Analyse von 11.900 BCC/SCC und 4.840 MM), andauernder
Behandlungsbedarf von AKs (GKV- und KV-Daten), demographische Entwicklung (Destatis).
Ergebnisse: Bei mittleren Melderaten des MM (invasiv/in
situ) von 85%/70%, und des SCC/ BCC von 70%/50% liegt die
adjustierte Inzidenz aller HK (2010) bei 349.000. Nach Anpassung
für Mehrfachtumoren (z.B. BCC 33%) beträgt diese auf Tumorebene 434.000. Unter Korrektur der jährlichen Anstiegsraten (MM
2,0%, SCC 3,5%, BCC 4,0%) sind 2014 etwa 460.000 neue Tumoren zu versorgen. Dies entspricht einer Versorgungsleistung
von ca. 740.000 Eingriffen wegen HK-Neuerkrankungen. Geleistet werden ferner ca. 425.000 Nachsorgeuntersuchungen, ca. 7,5
Mio. HK-Screenings und ca. 900.000 Behandlungen wegen aktinischer Keratosen. Der Bedarf nach diesen Leistungen steigt bis
2030 trotz rückläufiger Bevölkerungszahl wegen der immanent
steigenden Prävalenz und der demographischen Verschiebung.
Schlussfolgerung: Hautkrebs weist einen heute erheblichen
und zukünftig weiter steigenden Bedarf nach Versorgung und
dermatologischer Expertise auf.
FV08/08
Prävalenz und Leistungserbringer der Mycosis fungoides in
Deutschland
Nashan D.1, Anastasiadou Z.2, Günther W.2, Siebert J.2,
Augustin M.2
1
Hautklinik, Klinikum, Dortmund, Germany
Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei
Pflegeberufen (IVDP), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf,
Hamburg, Germany
2
Fragestellung: Die Mycosis fungoides (MF) zählt zu den kutanen
Lymphomen. Daten zur Prävalenz und fachärztlichen Versorgung für
Deutschland und in den einzelnen Bundesländern liegen kaum vor.
Methodik: Es erfolgte eine Datenauswertung anhand der
ICD-10 Kodierungen einer deutschen gesetzlichen Krankenkasse;
hierbei wurden die Daten hinsichtlich der Prävalenzraten der MF
und der Verteilung der fachärztlichen Leistungserbringer untersucht. Daten von ca. 6,1 Mio. versicherten Mitgliedern waren für
die Jahre 2007 bis 2009 verfügbar. Prävalenzraten wurden pro
Jahr berechnet, so dass eine Analyse der Entwicklung im 3 Jahres-Verlauf möglich war. Die Darstellung der Leistungserbringer
erfolgte ausschließlich für das Jahr 2009. Die Prävalenzraten wurden für Geschlecht, Alter und Bundesland adjustiert, um Aussagen zur bundesweiten Verteilung treffen zu können.
Ergebnis: Die Prävalenzraten der MF lagen in den 3 Jahren
zwischen 0,0039% (95% KI: 0,0022–0,0055) und 0,0065% (95%
KI: 0,0046–0,0084). Die ärztliche Versorgung der Versicherten
wurde in 47,50% der Fälle von Hausärzten, für 33,75% von Dermatologen und für 11,25% von Internisten und Allgemeinmedizinern geleistet. Die MF betrifft vor allem Versicherte ab 45 Jahren;
die höchste Prävalenzrate haben Personen in der Altersgruppe
65–69 Jahre. Nur in Teilkollektiven dominieren Männer (55–59
Jahre, 65–69 Jahre, 85 Jahre und älter) für die Jahre 2007 bis 2009.
Im regionalen Vergleich weisen Hamburg (0,0199%), Thüringen
(0,0131%) und Mecklenburg-Vorpommern (0,0106%) die höchsten Erkrankungsraten auf.
Schlussfolgerung: In 2009 litten in Deutschland ca. 3.400
Personen unter einer MF. Die Darstellung der versorgenden Ärzte
96
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
berücksichtigt nicht die gleichzeitige Betreuung durch 2 und
mehr Fachkollegen, hebt aber in 45% der Fällen den Hausarzt als
einen wichtigen Ansprechpartner hervor. Die Relevanz der Dermatologie (34% Zuordnung der Fälle) in der Versorgung der MF
dürfte ausgebaut, kommuniziert und verstärkt werden.
Die ersten beiden Autoren sind gleichwertig beteiligt.
FV08/09
Gut differenziertes Liposarkom der Haut und multiple Lipome bei beidseitigem Retinoblastom
Beyer S.1, Voth H.1, Kendler M.1, Simon J.C.1, Grunewald S.1
1
Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Germany
Hintergrund: Für die Entstehung eines Retinoblastoms (RB) sind
Mutationen in beiden Allelen des RB-Gens auf Chromosom 13
(13q14) notwendig. Einzelne Fallberichte dokumentieren eine Assoziation mit multiplen Lipomen. Es besteht ein erhöhtes Risiko
für Zweitmalignome, insbesondere für Sarkome der Knochen und
des Bindegewebes, maligne Melanome und Hirntumore.
Kasuistik: Ein 39-jähriger blinder Mann stellte sich mit einem
seit 3 Jahren langsam progredienten, klinisch als Lipom imponierenden Tumor an der linken Flanke vor. Er berichtet über die Exzision mehrerer Lipome in den letzten 10 Jahren an Stamm und
Extremitäten. Seine Blindheit resultiert aus der Therapie eines in
der Kindheit beidseitig aufgetretenen Retinoblastoms. Die 2011
durchgeführte Mutationsanalyse des RB1-Gens aus peripherem
Blut konnte jedoch keine onkogene Mutation nachweisen. Histologisch zeigte sich im aktuellen Exzidat ein gut differenziertes
Liposarkom (pT2a, L0, V0, Rx). Es erfolgte eine Nachexzision mit
2 cm Sicherheitsabstand. Ein Lokalrezidiv trat bisher nicht auf.
Das Staging war unauffällig.
Diskussion: Gut differenzierte Liposarkome der Haut sind
sehr selten und haben in der Regel eine gute Prognose. Lokalrezidive sind v.a. bei inkompletter Exzision häufig, eine Metastasierung erfolgt nur aus dedifferenzierten Anteilen. Weltweit wurden
bisher nur drei Fälle eines RB-assoziierten Liposarkoms beschrieben. Alterationen im RB-Gen können primäre Ereignisse in der
Tumorgenese von Sarkomen darstellen. Obwohl die bisherige humangenetische Analyse bei unserem Patienten nicht zielführend
war, ist die Wahrscheinlichkeit einer Keimbahnmutation im RB1Gen bei beidseitigem Retionblastom sehr hoch. Entweder liegt
ein Mosaik vor oder die Mutation wurde mit den verwendeten
Routinemethoden nicht erfasst. Eine entsprechende erweiterte
genetische Diagnostik aus dem Tumormaterial des Liposarkoms
und peripherem Blut wird durchgeführt.
FV09 Freie Vorträge 9: Pädiatrie und
Pruritus
FV09/01
Urämischer Pruritus: Schweregrade, Symptome und Versorgung bei Patienten in der Dialyse
Augustin M.1, Tovin T.1, Anastasiadou Z.1, Zeidler C.2, Schäfer I.1,
Ständer S.2
Freie Vorträge
1
Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei
Pflegeberufen (IVDP), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf,
CVderm, Hamburg, Germany
2
Klinik für Hautkrankheiten, Universitätsklinikum Münster, Münster,
Germany
Hintergrund: Urämie gehört zu den häufigsten systemischen Ursachen des Pruritus, von dem eine Mehrzahl der Patienten unter
Dialyse und etwa 25% der Patienten mit chronischen Nierenerkrankungen betroffen sind.
Zielsetzung: Versorgungswissenschaftlich Charakterisierung des Pruritus bei dialysepflichtigen Patienten in Deutschland.
Methodik: Querschnittstudie in bundesweit 13 Dialysezentren mittels eines standardisierten Fragebogens mit validierten
Items über das Ausmaß, die Lokalisation und die klinischen Merkmale des Pruritus sowie sozio-demographische Parameter der
Patienten.
Ergebnisse: Die n = 302 Patienten (Durchschnittsalter
66,0+14,4 J., Median 69, Min-Max 26–91) wiesen eine mittlere Dialysedauer von 3,9+4,8 J. auf (Median 2, Min-Max 0–32).
58,5% der Patienten klagten über Pruritus, davon 49,0 auch zur
Zeit der Erhebung. 78,7% litten unter dem Pruritus schon mehr
als 6 Monate, 48,7% davon seit Jahren bis Jahrzehnten. Bei 74,7%
tritt der Pruritus unabhängig von der Dialyse auf, bei 17,3% nur
nach der Dialyse, bei 8,0% während oder davor. Der mittlere Pruritus-VAS (10 cm Skala) dieser Patienten betrug 5,1±2,4 (Median
5,0, Min-Max 0–10). Der Anteil an Patienten mit Pruritus >3 betrug 67,6%, der >5 32,1% und der >7 15,2%. Häufigste Lokalisationen waren Rücken (35,8%), Beine (31,5%), Arme (27,5%), Kopfhaut (24,2%) und Rumpf (21,2%). Sichtbare Hautveränderungen
wiesen n = 151 (50%) der Patienten auf, davon am häufigsten
Xerosis cutis (47,4%), Desquamation (12,9), Wunden (8,3%), Einblutungen (5,3%) sowie akute Ekzeme (4,6%). 51,4% der Patienten führten gegen Pruritus und Hauterscheinungen regelmäßige
Selbstbehandlungen der Haut durch, 31,5% wurden bereits ärztlich behandelt.
Schlussfolgerung: Urämischer Pruritus ist ein bei Patienten
in der Dialyse häufiges und quälendes Symptom, das oft nur unzureichend therapiert ist. Anzuregen ist sowohl eine intensivere
Selbstbehandlung nach entsprechender Anleitung wie auch die
rechtzeitige dermatologische Abklärung und Therapie.
FV09/02
Nd:YAG- und gepulste Farbstofflaser-Therapie von 271 infantilen Hämangiomen bei 149 Kindern: eine retrospektive
Analyse
Brehmer F.1, Lockmann A.1, Grönemeyer L.-L.1, Haenssle H.A.2,
Zutt M.3, von Fintel H.4, Kühnle I.4, Schön M.P.1, Thoms K.-M.1
1
Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Göttingen, Germany
2
Universitätsklinikum Heidelberg, Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Heidelberg, Germany
3
Klinikum Bremen-Mitte, Klinik für Dermatologie und Allergologie,
Bremen, Germany
4
Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Göttingen, Germany
Hintergrund: Infantile Hämangiome (IH) sind die häufigsten
benignen Tumoren während der Kindheit. Bedingt durch ihre
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
häufige Spontanregression besteht eine Behandlungsnotwendigkeit nur in kritischen Lokalisationen und bei Wachstumstendenz.
Lokale Therapieverfahren umfassen Kryo- und Lasertherapie. Zur
Systemtherapie wurde kürzlich der Betablocker Propranolol zugelassen.
Methoden: Von 01/2011 bis 05/2014 wurden 271 IH bei 149
Kindern (107 Mächen, 42 Jungen) im Alter von 1 bis 533 Wochen
(mittleres Alter 24 Wochen) durch Nd:YAG- und Farbstofflaser (FSL)-Therapie behandelt. Der Erfolg der Behandlung wurde durch
drei Untersucher im Bildvergleich beurteilt und in 4 Gruppen eingeteilt (I = 0–25%, II = 26–50%, III = 51–75%, IV = 76–100%).
Ergebnisse: Insgesamt erfolgten 472 Laserbehandlungen
bei 271 IH. Es wurden 137/149 Kinder (91.9%) in einer kurzen
Sevofluran-Maskennarkose behandelt. Bei 12 Kindern (8.1%) erfolgte eine alleinige FSL-Therapie in Lokalanästhesie mit Lidocain/
Tetracain-Gel. Eine Kombinations-Lasertherapie (Nd:YAG/FSL)
wurde bei 187/271 IH (69%) durchgeführt. Die alleinige FSL-Behandlung war kleineren superfiziellen Hämangiomen vorbehalten und erfolgte bei 84/271 IH (31%). Im Mittel wurden 1,74
Behandlungen pro IH durchgeführt (Nd:YAG/FSL-Kombination
1,95 Behandlungen, nur FSL 1,26 Behandlungen). Ein deutliches
bis vollständiges Ansprechen (Grad III/IV) wurde bei 81,2% aller
lasertherapierten IH erreicht (Nd:YAG/FSL-Kombinationstherapie
83,2%, alleinige FSL-Therapie 78,6%). Insgesamt wurde die Behandlung sehr gut vertragen. Als häufigste Nebenwirkung trat bei
21,2% der behandelten IH eine Bläschenbildung auf. Spätfolgen
wie Narbenbildung wurden nicht beobachtet. Bei keiner Maskennarkose kam es zu Komplikationen.
Zusammenfassung: Die Kombinationstherapie aus Nd:YAGund gepulstem FSL ist eine effektive lokale Behandlungsoption für
IH. Lang andauernde, potentiell mit Nebenwirkungen einhergehende Systemtherapien können in vielen Fällen vermieden werden.
FV09/03
Periorale Dermatitis im Kindesalter. Ein Fallbericht
Schönfeld J.1, Marsch W.C.1, Wilhelm N.1, Hausmann I.1
1
Universitätsklinik und Poliklinik für Dermatologie und Venerologie,
Halle/Saale, Germany
Periorale Dermatitis (POD) ist eine häufige entzündliche Gesichtsdermatose mit charakteristischer Morphologie und Verteilung,
die gelegentlich auch im Kindesalter auftritt.
Wir berichten über ein 10jähriges Mädchen mit einem mehrmonatigen exzessiven Gebrauch von fetthaltigen Externa aufgrund einer atopischen Cheilitis angularis. Im Verlauf entwickelte
das Kind periorale Papeln und Erytheme mit Spannungsgefühl
und Brennen. Eine topische Methylprednisolon-Therapie führte
immer wieder zur Remission, mündete aber schon wenige Tage
nach dem Absetzten der Therapie in einen Rebound. Daraus resultierte eine Dauerbehandlung mit Methylprednisolon. Dies ist
die typische Anamnese der Patienten mit perioraler Dermatitis,
sowohl im Erwachsenen als auch im Kindesalter. Allerdings ist im
Kindesalter, anders als bei den Erwachsenen, bevorzugt das männliche Geschlecht betroffen. Die Erkrankung ist im Kindesalter eher
symptomarm, am häufigsten wird der Juckreiz beklagt. Außerdem
werden häufiger ausgedehnte Befallsmuster beschrieben, mit perioraler, periokulärer, perinasaler aber auch extrafacialer Beteiligung (Hals, oberer Thorax, perivulvär). Die Therapie der Wahl ist,
wie bei den Erwachsenen, zunächst eine Glukokortikoid-Karenz.
97
Freie Vorträge
Stark rückfettende, okklusive Externa sollen gemieden werden.
Eine topische Monotherapie mit Metronidazol 0,75% oder Erythromycin wird empfohlen. Außerdem stellt das topische Pimecrolimus 1% eine gute Behandlungsalternative dar. Wir setzen
bei Kindern bevorzugt die gut verträgliche Azeleinsäure 20% an.
Die Indikation zur systemischen Therapie der POD sollte in Anbetracht der Harmlosigkeit der Erkrankung sowie der Verfügbarkeit
wirksamer topischer Therapieoptionen streng gestellt werden. Im
Kindesalter kann zur systemischen Therapie das Erythromycin angesetzt werden.Unter der Therapie mit 20% Azeleinsäure 2 mal
täglich kam es bei unserer Patientin nach 4 Wochen zur nahezu
vollständigen Abheilung der Erkrankung.
FV09/04
Erfolgreiche Therapie eines kaposiformen Hämangioendothelioms mit Sirolimus
Boldis A.1, Winkler B.2, Wiewrodt B.2, Wiegering V.2, Neubauer
H.3, Ernestus K.4, Hamm H.1
1
Klinik und Poliklinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Würzburg, Germany
2
Kinderklinik und Poliklinik, Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg, Germany
3
Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie,
Abteilung für Kinderradiologie, Würzburg, Germany
4
Institut für Pathologie, Würzburg, Germany
Das kaposiforme Hämangioendotheliom (KHE) ist ein seltener,
vaskulärer Tumor des Kleinkindesalters, der häufig an den proximalen Extremitäten oder am Rumpf lokalisiert ist und ein lokal
aggressives Wachstum zeigen kann. Ein spezielles Problem ist die
häufige Assoziation mit einer potenziell lebensbedrohlichen Verbrauchskoagulopathie (Kasabach-Merritt-Phänomen, KMP).
Ein 3 Monate alter, männlicher Säugling entwickelte seit der
6. Lebenswoche eine größenprogrediente Resistenz am rechten
distalen Oberschenkel. Bei Erstvorstellung fand sich ein bläulicher,
überwärmter, derbknotiger, nicht druckschmerzhafter Weichteiltumor mit einem Durchmesser von 10 cm. Die Kernspintomografie zeigte einen ausgedehnten, die tiefen Weichteilstrukturen
flächenhaft infiltrierenden Prozess. Histologisch und immunhistochemisch konnte die klinische Verdachtsdiagnose eines KHE bestätigt werden. Zudem fiel eine ausgeprägte Thrombozytopenie
(minimal 40.000/μ l) mit erhöhten D-Dimeren (maximal 33 mg/l,
normal < 0,5 mg/l) und Fibrinogenverbrauch auf, richtungsweisend für ein KMP, sodass eine Low-dose-Heparinisierung eingeleitet wurde. Unter wöchentlichen Vincristin-Gaben (1,5 mg/m2)
über 4 Monate stabilisierten sich die Gerinnungsparameter, der
Tumor war jedoch größenkonstant mit zunehmender Streckhemmung im rechten Knie. Eine Therapie mit Sirolimus 0,1 mg/kg tgl.
über 15 Monate führte zu einer deutlichen Befundregredienz, ein
Auslassversuch war nicht erfolgreich.
Sirolimus, ein Inhibitor des mTOR-Signalwegs, hat sowohl
immunsuppressive als auch antitumorale und antiangiogene Eigenschaften. Die oral applizierbare Substanz ist zur Verhinderung
einer Abstoßung nach Nierentransplantation zugelassen, findet
jedoch immer breitere Anwendung bei unterschiedlichsten Indikationen. Bei Inoperabilität und unzureichender Wirksamkeit
klassischer Medikamente kristallisiert sich Sirolimus auch beim
KHE als vielversprechende Therapieoption heraus, wie unser und
weitere kürzlich publizierte Fälle zeigen.
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FV09/05
Morbus Hunter – Eine lysosomale Speichererkrankung mit
Relevanz für die Dermatologie
Jansen T.1
1
Dermatologie am Alter Markt, Köln, Germany
Der Morbus Hunter (MPS II) (OMIM 309900) gehört zur Gruppe
der Mukopolysaccharidosen, die durch eine Anhäufung von Glykosaminoglykanen (Heparan- und Dermatansulfaten) in Lysosomen gekennzeichnet sind. Die X-chromosomale Lokalisation des
betroffenen Enzyms Iduronatsulfat-2-Sulfatase (Genlocus: Xq28)
bedingt, dass bis auf wenige Ausnahmen nur männliche Personen
betroffen sind. Es handelt sich um eine Multiorganerkrankung mit
einem breiten klinischen Spektrum und einer Beteiligung u. a.
von Skelett, Haut, Herz, Lunge und Nervensystem. Patienten mit
schwerer Verlaufsform, neurologischer Beteiligung und progressivem Verlust der mentalen Fähigkeiten sterben bereits in jungen
Jahren. Aber auch Patienten mit weniger ausgeprägten Symptomen und kaum reduzierter Lebenserwartung sind beschrieben.
Spezifisch, möglicherweise auch pathognomonisch, für den
Morbus Hunter sind symptomlose, gruppiert stehende, derbe,
weißliche bis hautfarbene Papeln oder Knoten, die überwiegend
an den Schultern und an den Streckseiten der Extremitäten lokalisiert sind und ein symmetrisches Verteilungsmuster erkennen
lassen (engl. „pebbling of the skin“). Diese entwickeln sich gewöhnlich vor dem 10. Lebensjahr und können insbesondere bei
milden Verlaufsformen die diagnostisch wegweisende klinische
Manifestation sein. Es wird angenommen, daß sie durch konfluierende zytoplasmatische Vakuolen zustande kommen, die Muzin
in den Extrazellulärraum freigeben. Zu den weiteren Hautmanifestationen gehören eine Hypertrichose (buschige Augenbrauen)
und ausgedehnte Mongolenflecken. Für den Morbus Hunter ist in
den USA und in Europa seit 2007 eine kausale Enzymersatztherapie zugelassen. Eine frühzeitige Diagnosestellung und Therapieeinleitung verbessern offenbar die Prognose.
FV09/06
Kutane C-Fasern des Typs CMH sind bei chronischem
Pruritus sensibilisiert
Lotts T.1, Englbrecht J.2, da Silva C.C.1, Dreyer T.2, Cremer A.2,
Wempe C.2, Pogatzki-Zahn E.2, Ständer S.1
1
Klinik für Hautkrankheiten und Kompetenzzentrum chronischer
Pruritus, Universitätsklinikum Münster, Münster, Germany
2
Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und
Schmerztherapie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Germany
Fragestellung: Die neuro-immunologischen kutanen Mechanismen bei chronischem Pruritus (CP) sind weitestgehend unbekannt. Eine Sensibilisierung kutaner Nervenfasern, wie den
Histamin-sensitiven, Mechano-insensitiven C-Fasern, durch inflammatorische Mediatoren könnte eine Ursache sein. Seit kurzem
ist bekannt, dass auch Mechano- und Hitze-sensitive C-Fasern
(CMH), die durch Cowhage aktiviert werden können, eine Rolle
bei der Induktion von Pruritus spielen können. Unklar ist, ob diese
Fasern bei CP beteiligt und peripher sensibilisiert sein können.
Methodik: 60 Patienten mit atopischer Dermatitis (AD, n = 10),
Brachioradialem Pruritus (BRP, n = 16), Prurigo nodularis (PN, n = 24)
Freie Vorträge
und gesunde Kontrollen (GK, n = 10) wurden mit Cowhage-Spicules oder inaktivierten Spicules, beladen mit Histamin, Capsaicin
oder NaCl, behandelt und über 10 Minuten die Pruritusintensität,
-dauer, Quaddel und Ödem ermittelt. Die intraepidermale Nervenfaserdichte (IENF) wurde ebenso untersucht wie funktionale
kutane Veränderungen der Nerven über eine quantitative sensorische Testung (QST).
Ergebnis: Cowhage induzierte in allen Patienten eine höhere und länger andauernde Pruritusintensität als Histamin und
Capsaicin. AD zeigte die schnellste Reaktion (Latenz bis maximalem Effekt 1,5 min) gefolgt von BRP (2 min), PN (2,5 min) und
GK (4 min). Die IENF Dichte betrug 10,7 ± 5,4 Fasern/mm ohne
feststellbare Unterschiede zwischen den Gruppen. Eine verminderte Detektionsgrenze bei unterschiedlichen QST Parametern
(z.B. Hitze- und Kältedetektion und -Schmerzgrenze) impliziert
eine periphere Nervenfaserdysfunktion.
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse deuten auf eine funktionale periphere Sensibilisierung der CMH-Fasern insbesondere bei
der AD, aber auch bei neuropathischem Pruritus (BRP) und chronischen Kratzläsionen (PN) bei erhaltener Nervenanatomie. Die
Ergebnisse deuten auf eine Relevanz nicht-histaminerger Mechanismen bei chronischem Pruritus unterschiedlicher Genese.
FV09/07
Sensorische Charakteristika und Lebensqualität bei Prurigo
nodularis – eine Analyse von 593 Patienten
Zeidler C.1, Chatzigeorgakidis E.1, Osada N.2, Ständer S.1
1
Universitätsklinikum Münster, Dermatologie, Münster, Germany
Universitätsklinikum Münster, Institut für Medizinische Informatik,
Münster, Germany
2
Einleitung: Prurigo nodularis (PN) ist charakterisiert durch stark
juckende, hyperkeratotische, erosive Knoten und Papeln. In unserem Kompetenzzentrum Chronischer Pruritus sind ca. 30% der
Patienten von PN betroffen.
Methodik: Datensätze von 593 Patienten mit PN und von
593 Patienten mit chronischem Pruritus (CP) ohne Kratzläsionen
wurden aus unserer Datenbank entnommen und retrospektiv statistisch analysiert und verglichen.
Ergebnis: Durchschnittlich waren die Patienten mit PN 62,7
(SD±15,2) Jahre alt. Sie litten 79,1 (SD±103.2) Monate an Pruritus.
63,1% hatten eine multifaktoriellen Genese, 18,8% eine Dermatose, 7,8% eine systemische, 1,0% eine neurologische und 0,8%
eine psychiatrische Ursache der PN. Die durchschnittliche Intensität des Pruritus wurde auf einer visuellen analog Skala (VAS) mit
6,8 (SD±2,3), die maximale Intensität mit 8,3 (SD±2,1) Punkten
angegeben. Die Pruritusqualität Stechen und schmerzhaft wurden signifikant häufiger von Frauen angegeben. Patienten, die
ihr Jucken als qualvoll beschrieben, gaben im Mittel einen signifikant höheren VAS-Wert an. Wurde der Pruritus u.a. als grausam,
qualvoll oder entsetzlich beschrieben, zeigte sich eine signifikante stärkere Beeinträchtigung der Lebensqualität und eine höhere
Pruritusintensität. Patienten mit PN waren signifikant älter, die
Intensität des Pruritus signifikant höher und die Lebensqualität signifikant stärker eingeschränkter als bei Patienten mit CP. Ebenso
erzielten sie einen höheren Wert für Depressionen in dem Hospital Anxiety and Depressions Scale.
Schlussfolgerung: Patienten mit PN zeigen ein komplexeres Bild in sensorischen, affektiven und kognitiven Bewertungen
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
des Symptoms als Patienten mit CP ohne Kratzläsionen, was den
höheren Versorgungsaufwand dieser Patienten und häufigeres
Therapieversagen erklären kann. Dies unterstreicht die Wichtigkeit einer gezielten multimodalen interdisziplinären Behandlung
der Patienten mit PN.
FV09/08
Messinstrumente von chronischem Pruritus: aktuelle Standards für klinische Studien
Ständer S.1, Augustin M.2
1
Universitätsklinikum Münster, Dermatologie und KCP, Münster,
Germany
2
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, Hamburg,
Germany
Fragestellung: Das zunehmende Verständnis der Pathomechanismen des chronischen Pruritus lässt die Entwicklung neuer
spezifischer antipruritischer Therapien zu. Die Überprüfung der
Wirksamkeit der neuen Substanzen erfolgt bei derzeitigem Fehlen von validierten Biomarkern anhand der Erfassung subjektiver
Parameter wie der Pruritusintensität. Bis 2008 waren die eingesetzten Messinstrumente für den Einsatz bei chronischem Pruritus
nicht validiert.
Methodik: Gründung einer internationalen Arbeitsgruppe
aus Dermatologen und Statistikern zur Entwicklung und Validierung von Pruritus-Messinstrumenten.
Ergebnis: Das gängigste Instrument, die Intensitätsmessung
per visueller analog Skala (VAS), ist mittlerweile überprüft und
kann eine Veränderung des Symptoms in klinischen Studien abbilden, hat jedoch einige Nachteile (punktuelle Abfrage, Dynamik
wird nicht berücksichtigt). Es wurden weitere Instrumente zur
Dokumentation von Pruritus erarbeitet mit dem Ziel eine mögliche Veränderung reliabel zu erfassen. Hier stehen nun neben dem
Patient Benefit Index (PBI), der für den Einsatz bei chronischem
Pruritus optimiert wurde, weitere Fragebögen zur Verfügung, die
verschiedenen sensorische Parameter (Qualität, minimale klinisch
bedeutende Veränderung) und die Lebensqualität (Itchy-Qol) abbilden. Kratz-assoziierten Läsionen können derzeit hauptsächlich
deskriptiv erfasst werden. Die digital-automatische Aufzeichnung
von Kratzbewegungen z.B. per Actigraphie wurde noch nicht für
den Einsatz bei chronischem Pruritus validiert und zeigt widersprüchliche Ergebnisse.
Schlussfolgerung: In klinischen Studien sollten neben den
Intensitätsinstrumenten wie der VAS weitere Instrumente simultan verwendet werden, um den Symptomverlauf möglichst zuverlässig abzubilden. Weitere methodische Entwicklungen sind
notwendig, um eine robuste Empfehlung zu Pruritus-spezifischen
Messinstrumenten zu formulieren.
FV09/09
Versorgung von Patienten mit chronischem Pruritus: Analyse
der Patientenbedürfnisse
Steinke S.1, Bruland P.2, Osada N.2, Blome C.3, Augustin M.3,
Ständer S.1
1
Klinik für Hautkrankheiten, Universitätsklinikum Münster, Münster,
Germany
99
Freie Vorträge
2
Institut für medizinische Informatik, Universitätsklinikum Münster,
Münster, Germany
3
CVDerm, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg,
Germany
Hintergrund: Aktuell leiden ca. 17% der Bevölkerung und ein
Drittel aller dermatologischen Patienten an chronischem Pruritus
(CP). Trotz einer Vielzahl an Therapien ist deren Versorgungssituation unbefriedigend. Die Kenntnis der Therapieziele und Patientenbedürfnisse ist für einen optimalen Therapieerfolg von großer
Bedeutung.
Methodik: Im Rahmen der Routineversorgung im Kompetenzzentrum Chronischer Pruritus der Hautklinik Münster wurden
Daten von 1.503 CP Patienten retrospektiv ausgewertet. Die Erfassung der Therapieziele erfolgte mittels des Patient Needs Questionnaires (PNQ) des validierten Patient Benefit Indexes (PBI-P).
Ergebnisse: Die zwei Ziele „keinen Juckreiz mehr zu empfinden“ und „kein Brennen an der Haut mehr zu haben“ wurden von
98,5% bzw. 83,1% der Patienten als ziemlich oder sehr wichtig
eingeschätzt, ebenso „eine klare Diagnose und Therapie zu finden“ (98,5%), und „Vertrauen in die Therapie zu haben“ (96,8%).
Von geringster Bedeutung waren Ziele wie „ein normales
Berufsleben oder Sexualleben führen zu können“ (64,1% bzw.
53,8%), „mehr Kontakt zu anderen Menschen zu haben“ (49,6%)
oder „sich mehr zeigen zu mögen“ (47,0%), die für die Hälfte der
Patienten gar nicht wichtig waren oder sie nicht betrafen.
Patienten mit Pruritus bei chronischen Kratzläsionen bewerteten die Therapieziele “schmerzfrei zu sein“, „weniger nervös zu
sein“, „alle Kleidungsstücke tragen zu können“ und „sich mehr
zeigen zu mögen“ als signifikant wichtiger als andere Prurituspatienten (p < 0.01).
Verschiedene Ziele bzgl. des Alltagslebens und der zwischenmenschlichen Beziehungen waren für Frauen signifikant wichtiger (p < 0,05).
Konklusion: Die meisten Therapieziele sind für Patienten mit
CP von sehr hoher Wichtigkeit, vergleichbar mit Psoriasis- oder
Neurodermitispatienten. Die als am wichtigsten eingeschätzten
Ziele scheinen durch angemessene Diagnostik, effektive Schmerzund Pruritusmedikation und eine vertrauensvolle Arzt-Patientenbeziehung direkt positiv beeinflussbar.
FV09/10
Kutane Amyloidose – der interessante Fall
Günther W.1, Radtke M.1, Augustin M.1
1
Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei
Pflegeberufen, Hamburg, Germany
Hintergrund: Bei den kutanen Amyloidosen unterscheidet man
zwischen lichenoiden, makulösen, nodulären als auch Mischformen. Klassisches klinisches Merkmal bei den primär kutanen Amyloidosen ist ein ausgeprägter Pruritus im Bereich der Läsionen.
Patienten: Wir berichten über einen 68-jährigen Patienten
aus Kasachstan, der vor 10 Jahren erstmalig ekzematöse Hauterscheinungen mit starkem Pruritus im Bereich der Extremitäten,
im Verlauf auch am Rumpf entwickelte. Eine Behandlung erfolgte
initial unter der Diagnose einer atopischen Dermatitis. 2011 erfolgte eine Biopsie, die das Bild eines Lichen simplex chronicus
zeigte. Bei Erstvorstellung in unserer Ambulanz zeigten sich hautfarbene, lichenoide Papeln an den Extremitäten und am Stamm,
100
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
vornehmlich an Hautarealen, die der Patienten im Rahmen seines
ausgeprägten Pruritus mit den Händen erreichen konnte. Wir entnahmen eine erneute Probebiopsie.
Ergebnisse: In der Histologie zeigten sich eine Hyperkeratose
und Akanthose mit Hypergranulose der Epidermis. In der papillären Dermis Melanophagen und perivasal lymphohistiozytäre Entzündungsinfiltrate. Im Labor fand sich ein erhöhtes Gesamt-IgE.
In Zusammenschau der Anamnese und der Befunde stellten wir
die Diagnose eines Lichen amyloidosus. Wir therapierten mit
systemischen Glukokortikosteroiden in absteigender Dosierung,
worunter es zu einer deutlichen Reduktion des Pruritus und der
Infiltration kam, anschließend erfolgte eine topische Erhaltungstherapie, zunächst mit Glukokortikosteroiden und anschließend
mit Calcineurininhibitoren als 0,1%ige Salbe.
Schlussfolgerung: Amyloid stammt beim Lichen amyloidosus von Keratinpeptiden untergegangener Keratinozyten. Bereits
vor einigen Jahren wurde als möglicher Auslöser der Schädigung
von Keratinozyten beim Lichen amyloidosus chronisches Kratzen
diskutiert. Ebenso wie bei Prurigo nodularis und Lichen simplex
chronicus scheint der Juckreiz Ursache und nicht Symptom der
papulösen Hautveränderungen zu sein.
FV10 Freie Vorträge 10: Lehrreiche
Fälle 2
FV10/01
Fieber nach Südafrikaurlaub – Es muss nicht immer gleich
Ebola sein!
Friedling F.1, Fiedler E.1
1
Universitätsklinikum Halle (Saale), Martin Luther Universität Halle-Wittenberg, Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Venerologie, Halle (Saale), Germany
Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklung mit Ebolainfektionen in verschiedenen afrikanischen Regionen besteht in Notaufnahmen gegenwärtig eine besondere Sensibilität im Falle von
Fieber bei Reiserückkehrern aus Afrika.
Eine 55-jährige Frau berichtete über eine deutliche Verschlechterung des Allgemeinbefindens und rezidivierende,
nächtliche Fieberschübe seit einem Tag. Durchfall, Übelkeit und
Erbrechen – die Ebolafieber-typischen Begleitsymptome – wurden verneint. Eine Woche zuvor sei sie von einer Urlaubsreise aus
Südafrika zurückgekehrt. Drei Tage vor der Rückkehr habe sie
sich im Krüger-Nationalpark einen Zeckenstich zugezogen und
die Zecke selbst problemlos entfernt. Parallel mit der Verschlechterung des Befindens habe sich die Einstichstelle in der rechten
Leiste vermehrt gerötet und sei etwas angeschwollen. Inguinal
rechts war ein etwa 2 cm durchmessendes Erythem mit zentraler
ca. 5 mm durchmessender Nekrose nachweisbar.
Aufgrund der Anamnese und des Hautbefundes wurde der
Verdacht auf afrikanisches Zeckenbissfieber gestellt und die Patientin in einer tropenmedizinischen Abteilung vorgestellt. Die
weiteren klinischen und röntgenologischen Untersuchungsbefunde waren unauffällig. Bei fehlendem mikroskopischem Nachweis von Plasmodien wurde eine Malariainfektion – als wichtigste
Differentialdiagnose rezidivierender Fieberschübe nach Afrikaurlaub – ausgeschlossen. Der klassische Eschar verbunden mit
der Anamnese verhärtete die Verdachtsdiagnose und begrün-
Freie Vorträge
dete, auch ohne bis dato vorliegenden molekularbiologischen
Erregernachweis, die zeitnahe Einleitung einer antibiotischen
Therapie mit Tetrazyklinen, worunter die Patientin zügig entfieberte. Zusammenfassend lässt sich sagen: die aktuell gesteigerte
Sensibilisierung gegenüber Ebolafieber lässt auch andere Reiseinfektionen berechtigterweise wieder mehr in den Fokus differentialdiagnostischer Überlegungen bei Fieber nach Auslandsaufenthalten rücken.
FV10/02
Remission einer schweren Psoriasis vulgaris unter Therapie
mit dem Thyrosinkinaseinhibitor Erlotinib
Göpel L.M.1, Jacobi A.1, Augustin M.1, Radtke M.1
1
Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und
Pflegeberufen (IVDP), Hamburg, Germany
Hintergrund: Erlotinib ist ein selektiver Thyrosinkinaseinhibitor
des Epidermal Growth Factor Rezeptors (EGF-R), eingesetzt bei
nicht-kleinzelligem Bronchialkarzinom.
Die Signalübertragung über den EGF-R ist an der Steuerung
der Proliferation, Differenzierung, Migration und Apoptose der
Keratinozyten beteiligt.
Eine Überexpression von EGF-R ist charakteristisch bei chronisch entzündlichen Hauterkrankungen wie Psoriasis, atopischer
Dermatitis und allergischer Kontaktdermatitis.
Die Funktion von EGF und EGF-R in der Pathogenese von
Psoriasis ist bislang nicht bekannt, aber es gibt Fallberichte, die
eine Verbesserung der Psoriasis unter der Therapie mit unterschiedlichen Thyrosinkinaseinhibitoren zeigen.
Fallbericht: Vorstellung einer 48 jährigen Frau mit einer
schweren Psoriasis vulgaris und metastasiertem, nicht kleinzelligem Bronchialkarzinom. Nach Diagnose der Tumorerkrankung wurde die bisherige Therapie mit Ustekinumab 45
mg alle 12 Wochen abgesetzt, was einen Schub der Psoriasis
auslöste (PASI 7,4).
Trotz intensiver topischer Therapien zeigte sich ein weiterer
Progress der Psoriasis. Zur Behandlung des Bronchialkarzinoms
wurde eine Therapie mit dem Thyrosinkinaseinhibitor Erlotinib
(Tarceva®) 150mg/d eingeleitet. Unter der Therapie mit Erlotinib
kam es innerhalb von 2 Wochen zu einer signifikanten Besserung,
nach 8 Wochen zu einer fast vollständigen Remission der Psoriasis
vulgaris (PASI 0,6; PASI-Verbesserung von 81%).
Nach Absetzen der Therapie mit Erlotinib aufgrund einer
weiteren Tumorprogression kam es erneut zu einem Schub der
Psoriasis (PASI 9,9).
Diskussion: Die Funktion von EGF-R in der Pathogenese von
Psoriasis ist noch nicht bekannt, dennoch zeigen dieser Fall, sowie
weitere Fälle in der Literatur eine deutliche Besserung der Psoriasis
unter der Therapie mit verschiedenen Thyrosinkinaseinhibitoren.
Weitere Analysen zur Funktion der EGF-R in der Pathogenese der
Psoriasis könnten Hinweise auf neue Therapieoptionen liefern.
FV10/03
Das Pyoderma gangraenosum – Blickdiagnose oder
diagnostische Herausforderung?
Hausmann I.1, Lange D.1, Kreft B.1
1
Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie, Halle, Germany
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Ein 33-jähriger Mann wurde im stark verwahrlosten, schlechten
Allgemeinzustand sowie mit großflächigen, bakteriell superinfizierten Ulcera insbesondere an Oberkörper, Kopf und Gesicht
zunächst auf der Intensivstation unseres Hauses aufgenommen.
Nach Stabilisierung der Vitalparameter erfolgte die Verlegung auf
die dermatologische Station.
Die Ulcera bestanden laut Patient bereits seit ca. einem Jahr
und zeigten eine Größenprogredienz in den letzten Wochen. Initial sei eine Pustel im Nacken aufgetreten.
Bei Erstvorstellung waren die Ulcera matschig belegt und
wiesen einen unterminierten, lividen Randsaum auf.
Die Verteilung der Ulcera ließ auf den ersten Blick durchaus eine
Fremdeinwirkung vermuten, da die Konfiguration gut mit einer durch
Flüssigkeit (z.B. Säure) verursachten Verätzung vereinbar war. Außerdem zeigten sich kaudal der größeren Läsionen multiple kleinere Defekte, die wie Abtropfphänomene oder Abrinnspuren anmuteten.
Des Weiteren wurde eine dislozierte Clavicula-Fraktur unklarer Ursache festgestellt.
Der Patient lebte bis zum damaligen Zeitpunkt im Haushalt
der Eltern, die aufgrund der Intelligenzminderung des Patienten
auch als seine gesetzlichen Betreuer eingesetzt waren.
Neben einer Analgesie, Antibiotika-Therapie und einer
stadiengerechten Wundversorgung erhielt der Patient eine immunsuppressive Medikation initial in Form von Prednisolon. Im
Verlauf wurde die Therapie mit einem TNF-alpha-Inhibitor und
Methotrexat unter der Prämisse eines Pyoderma gangraenosums
fortgesetzt.
Unter diesem Therapieregime besserten sich die Wunden
langsam aber stetig und heilten schließlich nahezu komplett ab.
Es bleibt weiterhin ungeklärt, inwieweit tatsächlich eine Mitverursachung durch Fremdeinwirkung oder ausschließlich ein
außergewöhnliches idiopathisches Pyoderma gangraenosum vorlag. Auch eine rechtsmedizinische Begutachtung erbrachte keine
sichere Beweislage.
FV10/04
Lymph node sarcoidosis mimics metastasis in a patient with
malignant melanoma
Beis E.1, Othmer V.1, Grabbe S.1, Tuettenberg A.1
1
Dermatology, University Medicine Mainz, Mainz, Germany
Ultrasound sonography is a valuable tool in the evaluation of
lymph nodes especially in the follow up of melanoma patients.
Herein, the differentiation of malignant versus non-malignant
lymph nodes is the most important issue. Significant accuracy has
been obtained in the assessment of morphological characteristics
of lymph nodes such as shape, sharpness of limits, echogenicity, size and vascular pattern. The loss of the typical lymph node
architecture towards a malignant transformation can lead to the
diagnosis of lymph node metastasis. Nevertheless, some diseases
other than malignancy can produce misleading appearance.
We report of a young patient with a known malignant melanoma of the left flank (tumor size 0.9 mm, primary diagnosis 2008)
that presented in ultrasound follow up an enlarged supraclavicular
lymph node at the right side, echo-poor to cystic with peripheral and central vascularization pattern, thus highly suspicious for
malignancy. Nevertheless, as the localization did not fit to the site
of the primary tumor, additional diagnostic was performed and
revealed the diagnosis of a lymph node sarcoidosis.
101
Freie Vorträge
In conclusion, infiltrated peripheral lymph nodes in sarcoidosis cannot be easily diagnosed by sonography only because of
their variable appearance. As reported in our case typical features
of malignant lymphadenopathy were present. Thus, the history of
the patient, the clinical data as well as additional diagnostic tools
such as histopathology or MRI has to be taken into account. Additionally, further developments such as elastography or contrast
enhanced ultrasonography might increase the diagnosis accuracy
in the future.
FV10/05
Bullöse eosinophile Zellulitis (Wells-Syndrom) in Assoziation
mit einem Mammakarzinom
Kuske M.1, Lotz C.1, Sergon M.2, Beissert S.1, Spornraft-Ragaller P.1
1
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Technische Universität
Dresden, Klinik und Poliklinik für Dermatologie, Dresden, Germany
2
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Technische Universität
Dresden, Institut für Pathologie, Dresden, Germany
Einleitung: Die Eosinophile Zellulitis (EZ) ist eine seltene (ca. 200
Fälle beschrieben), klinisch polymorphe, entzündliche Dermatose
unklarer Genese mit dichten, eosinophilen Infiltraten in der Dermis. Klinisch lässt sich die EZ in eine dem Erysipel verwechselnd
ähnliche Früh- und eine eher Morphaea-artige Spätphase unterteilen. Bekannt sind Assoziationen zu Insektenstichen, Medikamenten und Tumoren, v. a. Lymphomen.
Fallbericht: Eine 55-jährige Patientin stellte sich notfallmäßig vor mit akut aufgetretenen, stark juckenden, wasserklaren
Bullae auf erythematösem Grund am rechten Oberschenkel in
streifiger Konfiguration, anfangs auf einer etwa 10 cm großen,
rundlichen urtikariellen Plaque. Die Patientin nahm Tamoxifen bei
Mamma-Karzinom ein. Die bei V. a. paraneoplastisches bullöses
Pemphigoid oder phototoxische Dermatitis entnommene Biopsie ergab histologisch die Diagnose einer EZ mit Ausbildung typischer „flame figures“. Es bestand eine Eosinophilie von 38%,
ohne Fieber oder systemischer Symptome. Unter topischen Glukokortikoiden der Klasse III zeigte sich eine rasche Remission. In
den folgenden 2 Monaten kam es zu 2 diskreten Rezidiven, die
auf topische Therapie ebenfalls rasch ansprachen. Die Bluteosinophilie war nur leicht regredient.
Schlussfolgerung: Im vorliegenden Fall fand sich ein rezidivierender Verlauf einer initial bullösen EZ, anhaltender Bluteosinophile sowie gutem lokalen Ansprechen auf topische Glukokortikoide. Die EZ zeigt in der Initialphase eine ausgeprägte
Polymorphie mit erythematösen Plaques, Vesiculae oder Knoten.
In ca. 33% können Blasen auftreten. Meist besteht eine Bluteosinophilie; systemische Symptome sind seltener. Assoziationen
mit einem Mamma-Karzinom sind nur vereinzelt beschrieben. In
ca. 56% wird ein chronisch-rezidivierender Verlauf beobachtet,
eine spontane Besserung in ca. 12,5% der Fälle. Eine orale Glukokortikoid-Therapie führt in ca. 90%, eine topische in ca. 50% der
Fälle zu einer Remission.
FV10/06
Hirnnervenlähmungen durch seltenen Hauttumor
Jahn C.1, Schwimmer S.1, Heronimus K.C.1, Mechtel D.1
1
Heinrich-Braun-Klinikum, Hautkrankheiten und Allergologie,
Zwickau, Germany
102
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Wir berichten über eine 51jährige Patientin, bei der im November
2013 ein seit drei Jahren bestehender, exophytischer Tumor frontal links exzidiert wurde.
Der histologische Befund entsprach einem tricholemmalem
Karzinom. Im März 2014 kam es zu einem Rezidiv, wobei der Tumor erneut reseziert und der Defekt mittels Vollhauttransplantat
gedeckt wurde.
In Vorbereitung auf die lokale Nachbestrahlung des Tumorgebietes erfolgte im Mai 2014 ein histologisches Mapping, ohne
dass Tumorinfiltrate nachgewiesen werden konnten. Die Lymphknotensonographie war unauffällig.
Im Rahmen des stationären Aufenthalts entwickelte die Patientin eine Parese des Nervus abducens rechts, so dass eine neurologische Abklärung erfolgte. Die MRT- und CT-Untersuchungen
des Neurocraniums zeigten keine Pathologien. Es wurde von
einer mikroangiopathischen oder entzündlich bedingten Parese
ausgegangen. Kurz nach Beginn der adjuvanten Radiatio frontal
links stellte sich die Patientin erneut mit einer plötzlich aufgetretenen Parese des Nervus oculomotorius rechts vor. Die Bildgebung
wies jetzt eine ossäre Metastase im Sinus cavernosus rechts mit
Ummauerung der Arteria carotis interna nach. Die Radiatio wurde
wie geplant durchgeführt.
Das tricholemmale Karzinom gehört zu der Gruppe der
Adnextumore mit follikulärer Differenzierung. Der sehr seltene
maligne Tumor geht von den Haarfollikeln aus. Betroffen sind
meist Frauen höheren Alters mit Befall chronisch UV-exponierter
Hautareale. Das Tumorwachstum ist lokal infiltrierend, destruierend und verläuft weitgehend indolent. Eine Metastasierung ist
sehr selten und erfolgt bevorzugt in die lokalen Lymphknoten.
Es wird eine großzügige, mikrographisch kontrollierte Exzision
empfohlen.
Vereinzelte Fälle von lokal aggressivem Wachstum und systemischer Metastasierung wurden beschrieben.
FV10/07
Die Rückkehr der Gonokokkensepsis?
Buder S.1, Boreham A.1, Kohl P.K.1
1
Konsiliarlabor für Gonokokken, Vivantes-Klinikum Berlin Region
Süd, Klinik für Dermatologie und Venerologie, Berlin, Germany
Hintergrund: Die disseminierte Gonokokkeninfektion (DGI) ist
mit 1–3% eine seltene, jedoch ernst zu nehmende Komplikation
der Gonorrhoe. Sie betrifft vorwiegend Frauen, oft nach Menstruation, in der Schwangerschaft oder nach Entbindung. Klinisch
ist sie durch die Trias Fieberschübe, Polyarthritis und vaskulitische Hautveränderungen gekennzeichnet. In den letzten Jahren
ist weltweit eine dramatische Resistenzentwicklung bei Neisseria
gonorrhoeae zu beobachten, wodurch die Behandlung und Kontrolle der Gonorrhoe deutlich erschwert wird. Derzeit sind Cephalosporine die einzigen effektiven Therapeutika. Wir möchten über
eine disseminierte Gonokokkeninfektion (DGI) durch einen Cefixim-resistenten Erreger berichten.
Anamnese: 20-jährige Patientin, die sich mit Fieber, Arthritis der oberen Sprunggelenke, pustulösen und vaskulitischen
Hauterscheinungen sowie Fluor der Cervix uteri in der Klinik
vorstellte.
Klinik und Labor: Im Cervixabstrich ließ sich kulturell N. gonorrhoeae nachweisen. Darüber hinaus konnte die Diagnose einer
disseminierten Gonokokkeninfektion (DGI) mittels Histologie und
Freie Vorträge
PCR aus einer Pustel der linken Hand gesichert werden. Es ergab
sich kein Anhalt für eine kardiale oder opthalmologische Beteiligung. In der antimikrobiellen Testung fiel eine Resistenz gegenüber Cefixim auf.
Therapie und Verlauf: Es erfolgte die stationäre Aufnahme
und sofortige Einleitung einer dualen Therapie mit Ceftriaxon 2g
i.v. über 7d und Azithromycin 1,5g p.o. einmalig. Eine Besserung
der Beschwerdesymptomatik konnte nach 3 Tagen festgestellt
werden. Der Therapiekontrollabstrich war negativ.
Kommentar: Aufgrund der globalen Resistenzentwicklung
bei N. gonorrhoeae ist mit einer zunehmenden Zahl von schweren
Verläufen mit problematischen Resistenzen zu rechnen. Das ist
der erste Fallbericht zu einer disseminierten Gonokokkeninfektion
mit einem Cefixim-resistenten Stamm in Deutschland. Eine Überwachung der Resistenzsituation ist dringend indiziert.
FV10/08
Generalisierte Psoriasis pustulosa: eine seltene Entität
Vogelgsang L.1, Schäkel K.1, Enk A.1
1
Universitäts-Hautklinik Heidelberg, Heidelberg, Germany
Ein 33-jähriger, türkisch-stämmiger Patient stellte sich mit disseminierten pustulösen Effloreszenzen sowie mit deutlicher Verschlechterung des Allgemeinzustandes (Fieber, Schüttelfrost,
Transaminasenanstieg, Leukozytose) vor. Klinisch zeigten sich
eine Suberythrodermie, generalisierte Pusteln und eine ausgeprägte, groblamelläre Schuppung.
Histologisch fand sich eine psoriasiforme Akanthose der Epidermis, elongierte Reteleisten sowie intraepidermale Ansammlungen von neutrophilen Granulozyten (sterile Pusteln).
Wir stellten die Diagnose einer generalisierten Psoriasis pustulosa.
Aufgrund der Konsanguinität der Eltern und weiteren an Psoriasis pustulosa erkrankten Familienmitgliedern, veranlassten wir
eine molekulargenetische Untersuchung des IL36RN-Gens. Dieses liegt auf Chromosom 2q13 und codiert für den IL-36-Rezeptorantagonisten, der zu der IL-1-Familie gehört und für eine Inhibition der über NF-kB und MAP-Kinasen vermittelten Inflammation
verantwortlich ist. Ist das Genprodukt durch eine Mutation insuffzient, kommt es zu einer vermehrten inflammatorischen Antwort.
Bei unserem Patienten wurde eine homozygote Mutation im
IL36RN-Gen im Exon 5 (c.304C>T; p.Arg102Trp) nachgewiesen.
Diese Mutation wurde erst einmal in der Literatur beschrieben,
dort bei einem Patienten mit Acrodermatitis continua suppurativa
Hallopeau.
Aufgrund der homozygoten Mutation leiteten wir eine Therapie mit einem Interleukin-1-Rezeptorantagonisten ein (100mg
1xd s.c.). Es zeigte sich ein hervorragendes Therapieansprechen
sowie gute Verträglichkeit und eine Normalisierung der Laborwerte.
FV10/09
Non-Dermatophyte-Mould-Onychomykose durch Onychocola
canadensis – erstmals beschrieben in Deutschland
Nenoff P.1, Schorlemmer B.2, Uhrlaß S.1, Baunacke A.3, Baunacke
A.3, Friedrichs C.4, Krüger C.1
1
Labor für medizinische Mikrobiologie, Partnerschaft Dr. C. Krüger
& Prof. P. Nenoff, Mölbis, Germany
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
2
Institut für Medizinische Diagnostik, Greifswald, Germany
Hautarztpraxis Dr. Annegret Baunacke, Radeberg, Germany
4
Medizinisches Labor Ostsachsen, Mikrobiologie Görlitz, Görlitz,
Germany
3
Schimmelpilze (nondermatophyte moulds…NDM) werden als Erreger einer Onychomykose (OM) immer häufiger isoliert. Ursache
einer NDM-OM sind Scopulariopsis brevicaulis, Fusarium, Aspergillus, Acremonium, Neoscytalidium dimidiatum, Arthrographis kalrae
und Chaetomium.
Bei einem Patienten aus Norddeutschland mit Verdacht auf
Onychomykose fand sich bei der mykologischen Untersuchung
des Großzehennagels starkes Wachstum von Onychocola canadensis. Ein Dermatophyt wuchs nicht aus den Nagelspänen. Onychocola canadensis bildet weiß-graue, langsam wachsende Kolonien
mit hellbrauner Rückseite. Mikroskopisch sind kurze Ketten von
ovalen Arthrosporen zu sehen. Die Identifizierung von Onychocola canadensis wurde durch Sequenzierung des ITS1-Bereiches der
rDNA bestätigt (Dr. Anne Bernhardt, Robert Koch-Institut Berlin).
Ein 58jähriger Patient aus dem Dresdner Raum bemerkte
seit einem Jahr Veränderungen am rechten Großzehennagel.
Als Programmierer von Großmaschinen trug er berufsbedingt
Arbeitsschutzschuhe. Dermatophyten waren aus dem Nagelmaterial weder kulturell, noch mittels Polymerasekettenreaktion
(PCR-Elisa-Assay) nachweisbar. Kulturell fand sich wiederum
starkes Wachstum von Onychocola canadensis. Die Spezies-Identifizierung ließ sich durch MALDI TOF Massenspektroskopie
und Sequenzierung des ITS1-Bereiches der rDNA bestätigen.
Die NDM-OM durch Onychocola canadensis wurde mittels Keratolyse (40% Urea) und wasserlöslichem Ciclopirox Nagellack
behandelt.
Eine Zehennagelinfektion durch Onychocola canadensis
wurde erstmals 1990 von Sigler und Congly in Kanada beschrieben, später u. a. in Italien, Spanien, Großbritannien, Slowakei,
Tschechien und der Türkei. Hier werden erstmals in Deutschland
zwei Patienten mit NDM-OM durch Onychocola canadensis beschrieben. Itraconazol oder Terbinafin scheinen nicht wirksam
gegenüber Onychocola canadensis zu sein. Die Alternative ist die
topische Therapie mit Ciclopirox- oder Amorolfin-Nagellack nach
Keratolyse des Nagels mit 40% Harnstoff.
FV10/10
Bullöses Pemphigoid und Porphyria cutanea tarda: nur eine
zufällige Koinzidenz?
Fuster Estruch S.1, Hannemann C.1, Marcus E.L.1, Demmler D.1,
Karwath M.1, Fischer M.1
1
HELIOS Klinikum Aue, Klinik für Dermatologie und Venerologie,
Aue, Germany
Auch wenn die Porphyria cutanea tarda (PCT) zu den Stoffwechselerkrankungen gezählt wird, ist in Einzelfällen eine Assoziation
mit Autoimmunerkrankungen diskutiert worden.
Bei einer 74jährigen Patienten bestand seit zwei Jahren ein
poikilodermatisches Hautbild mit narbiger Alopezie, schüsselförmigen Narben sowie Erosionen und erosiven Plaques. Bei der Diagnostik fand sich eine massiv erhöhte Porphyrinausscheidung, die
zur Diagnose einer PCT führte. Gleichzeitig konnten BP180-Antikörper nachgewiesen werden. Histologisch zeigte sich das Bild
einer präbullösen Phase einer Autoimmundermatose. Nachdem
103
Freie Vorträge
sich die Patientin zwei Jahre einer weiteren Behandlung entzogen hatte, stellte sie sich erneut mit disseminierten, straffen,
teils hämorrhagischen Blasen sowie großflächigen Krusten unter
Betonung von Oberschenkeln und Unterbauch vor. Außerdem
bestanden Erosionen der Mund- und Genitalschleimhaut. Histologisch fand sich eine subepidermale Blasenbildung über Narbengewebe. Erneut gelang der Nachweis von BP180-Antikörpern bei
gleichzeitig massiver Erhöhung der Gesamtporphyrine im Urin.
Da klinisch das Bullöse Pemphigoid (BP) führend war, wurde die
Behandlung mit Prednisolon und Dapson durchgeführt. Dies
führte zu einer drastischen Besserung des Hautbefundes.
In Einzelfällen ist die Assoziation einer PCT mit einem BP,
insbesondere dem vernarbenden Schleimhautpemphigoid, beschrieben worden. Obwohl eine zufällige Koinzidenz wahrscheinlich ist, könnte die Porphyrie einen Trigger des BP darstellen
arzt. Die mittlere Vergütung beim Dermatologen beträgt 21,50
Euro. Die Zufriedenheit mit dem gHKS in der Bevölkerung ist
hoch, über 95% der Befragten in einer FORSA-Studie gaben an,
dass sie den Nutzen des Screenings höher als den „Schaden“
einschätzen.
Schlussfolgerung: Das gHKS wird in D von der Bevölkerung
angenommen und positiv bewertet. Die Kenntnis über das Recht
auf kostenloses Screening bedarf noch höherer Verbreitung, die
Kooperation zwischen Dermatologen und Hausärzten einer strukturierten Verbesserung.
FV11 Freie Vorträge 11: Prävention und
Gesundheitspolitik
Augustin M.1, Eissing L.1, Elsner P.2, Strömer K.3, Enk A.4,
Kaufmann R.5
Wahrnehmung und Image der Dermatologie in der
deutschen Allgemeinbevölkerung 2002 – 2014
1
1
Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei
Pflegeberufen (IVDP), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf,
CVderm, Hamburg, Germany
2
Klinik für Hautkrankheiten am Universitätsklinikum Jena, Jena, Germany
3
Dermatologische Praxis Mönchengladbach, Mönchengladbach,
Germany
4
Universitäts-Hautklinik Heidelberg, Heidelberg, Germany
5
Klinik f. Dermatologie, Venerologie und Allergologie Universität
Frankfurt, Frankfurt, Germany
Hintergrund: Seit seiner Einführung zum 01.07.2008 hat sich
die gesetzliche Früherkennung auf Hautkrebs (gesetzliches Hautkrebsscreening, gHKS) als fester Bestandteil der Versorgung in D
etabliert.
Zielsetzung: Analyse der Teilnahmequoten, Versorgungsstrukturen und Prozesse des gHKS in D.
Methodik: Systematische Begleitforschung unter Nutzung
von Primär- und Sekundärdatenquellen u.a. der DAK, Barmer
GEK, KVen sowie jährlichen Surveys in dermatologischen Praxen.
Ergebnisse: Nach übereinstimmenden Daten der DAK,
Barmer GEK und einer populationsbezogenen FORSA-Erhebung
liegt die Teilnahmequote innerhalb des Berechtigungszeitraums
derzeit bei ca. 35% der Berechtigten, wobei nur ca. 50% der
Versicherten über ihr Anrecht auf kostenloses gHKS Kenntnis haben. Die Teilnahmeraten variieren bundeslandweise erheblich
(höchste Quoten: NW 38%, SH 37%, BW 36%, HH, HB und NI
35%; niedrigste Quoten: BB 19%, MV und TH 21%). Die altersbezogene Inanspruchnahme weist auf eine gute Übereinstimmung
mit der Risikoverteilung für Hautkrebs hin (höchste Beteiligung
(>40%) bei Männern über 65 J.). Die Versorgung wird zu etwa
gleichen Teilen (je 45–50%) durch Dermatologen und Hausärzte geleistet, wobei lediglich ca. 5% Screenings sowohl bei
Haus- wie auch beim Hautarzt erbracht werden. Insgesamt werden in D derzeit ca. 7,8 Mio. Screenings/J. für etwa 170 Mio.
Euro durchgeführt. Pro Quartal entspricht dies durchschnittlich
340 Screenings pro Dermatologe und 40 Screenings pro Haus-
Hintergrund: Im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern
versorgen die Dermatologen in den deutschsprachigen Ländern
eine große Breite von Erkrankungen der Haut und angrenzenden
Schleimhäute. Aktuelle bevölkerungsbezogene Daten über die
Wahrnehmung der Dermatologen in der Öffentlichkeit fehlen
bislang.
Zielsetzung: Analyse der Wahrnehmung der Dermatologen
aus Sicht der Allgemeinbevölkerung hinsichtlich Inanspruchnahme, Zufriedenheit und Zuständigkeit.
Methodik: Bundesweiter populationsbezogener Survey
10/2014 mit computergestützten Telefoninterviews an einer repräsentativen Bevölkerungsstichprobe (n = 1.015) von Erwachsenen durch das FORSA Institut. Erhoben wurden Kenntnisse,
Wahrnehmung, Bewertung, Inanspruchnahme und Image zur
Dermatologie in D. Ein Kerndatensatz wurde analog zu einer Vorbefragung 2002 erhoben und verglichen.
Ergebnis: Dermatologen sind als Fachgruppe 88% der Bevölkerung bekannt (2002: 65%), ca. 82% waren bereits in dermatologischer Behandlung (2002: 60%).
Die Zufriedenheit mit dieser ist bei 80%-90% hoch bis sehr
hoch. Für einen großen Teil der häufigen Hautkrankheiten, insbesondere Hautkrebs, chronisch-entzündliche Dermatosen und
Berufs- und Umwelterkrankungen, werden Dermatologen von einer Mehrheit (60–80%) der Bevölkerung als primäre gewünschte
Versorger angesehen. Bei allergischen Erkrankungen wie Rhinitis,
Schleimhauterkrankungen, Venenleiden und Hautkrankheiten
des Kindes liegt diese Rate jedoch deutlich unter 50%.
Schlussfolgerung: Dermatologen werden in D als relevante
Versorger von Hautkrankheiten wahrgenommen und geschätzt.
Ihre Reputation und Inanspruchnahme ist zwischen 2002 und
2014 gestiegen. Bei Hautkrebs und chronisch-entzündlichen
Hautkrankheiten werden sie als erste Anlaufstelle empfunden, bei
allergischen und Schleimhauterkrankungen sowie Venenkrank-
FV11/01
Evaluation der gesetzlichen Früherkennung auf Hautkrebs in
Deutschland: Wo stehen wir?
Augustin M.1, Anastasiadou Z.2, Schäfer I.2, Reusch M.3
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, IVDP/CVderm,
Hamburg, Germany
2
Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei
Pflegeberufen (IVDP), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf,
CVderm, Hamburg, Germany
3
Dermatologische Gemeinschaftspraxis am Tibarg, Institut für
Strategische Analysen in der Dermatologie – IStAD, Hamburg,
Germany
104
FV11/02
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Freie Vorträge
heiten werden sie weniger häufig assoziiert als es ihrer Versorgungsleistung und -kompetenz entspricht. Weitere Aufklärung in
der Öffentlichkeit und in der Ärzteschaft ist geboten.
FV11/03
Die Definition und Rolle von Lebensqualität im Rahmen der
frühen Nutzenbewertung nach AMNOG
Lohrberg D.1, Augustin M.1, Blome C.1
1
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, Hamburg,
Germany
Zielsetzung: Seit Einführung der frühen Nutzenbewertung müssen pharmazeutische Unternehmer anhand von Dossiers den
Zusatznutzen neuer Medikamente belegen. Um den als patientenrelevanten Vorteil bzgl. der Parameter Morbidität, Mortalität,
Nebenwirkungen und Lebensqualität definierten Zusatznutzen zu
bestimmen, werden diese Unterlagen wissenschaftlich evaluiert.
Zusätzlich wird ein Stellungnahmeverfahren durchgeführt, bevor
der Gemeinsame Bundessauschuss (G-BA) über den Zusatznutzen
befindet. Ziel der Studie war zu ermitteln, wie Lebensqualität im
Rahmen der frühen Nutzenbewertung definiert wird und welche
Rolle sie in den Entscheidungen über den Zusatznutzen spielt.
Methoden: Für die ersten 66 abgeschlossenen Verfahren
der frühen Nutzenbewertung (1.1.2011–31.12.2013) wurden
Dossiers, deren wissenschaftliche Evaluation, die Protokolle der
mündlichen Anhörungen sowie die Begründungen des Zusatznutzenbeschlusses mittels qualitativer Inhaltsanalyse untersucht.
Zusätzlich wurden Daten über Ausmaß und Wahrscheinlichkeit
des Zusatznutzens erhoben.
Ergebnis: In zwei der bis Ende 2013 abgeschlossenen Verfahren der frühen Nutzenbewertung wurde ein Zusatznutzen
bzgl. Lebensqualität festgestellt. Die Untersuchung zeigt, dass es
bei den beteiligten Akteuren Unklarheiten über den Begriff Lebensqualität gibt. Pharmazeutische Unternehmer tendieren zu
weiteren Lebensqualitätsbegriffen, die bewertenden Institutionen verstehen Lebensqualität als etwas, das mit validierten Lebensqualitätsfragebogen erhoben wird. Lebensqualität kommt
eine Querschnittsrolle zu – auch wenn bisher in nur wenigen Fällen Daten vorgelegt wurden, die den methodischen Ansprüchen
gerecht wurden.
Schlussfolgerung: Die Rolle der Lebensqualität ist in der
Diskussion des Zusatznutzens zentral, weil Lebensqualitätsdaten
nicht nur als Endpunkt per se, sondern auch zur Einordnung der
Ergebnisse in den Bereichen Mortalität, Morbidität und Nebenwirkungen herangezogen werden.
FV11/04
Soziodemographische Faktoren als Versorgungsmerkmale
des malignen Melanoms in Deutschland
Schäfer I.1, Reusch M.2, Siebert J.1, Hilbring C.1, Augustin M.1
1
Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, IVDP, Hamburg, Germany
Dermatologisches Zentrum am Tibarg, Hamburg, Germany
2
Zielsetzung: Analyse des Zusammenhangs von sozio-demographischen und regionalen Faktoren, Krankenversicherung (KV)
und klinischen Merkmalen des malignen Melanoms (MM).
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Methoden: Alle Exzisate der Jahre 2009–2013 aus einem
bundesweit tätigen dermatohistopathologischen Einsendelabor
wurden hinsichtlich tumorspezifischer und sozio-ökonomischer
Merkmale von MM erfasst.
Ergebnisse: 4.840 histologisch verifizierte MM von n =
4.583 Patienten wurden analysiert. Bei 2537 (52,4%) aller MM
handelte es sich um invasive Tumoren, deren mittlere vertikale
Eindringtiefe als klinisch relevanter Marker der Versorgung herangezogen wurde. Diese lag im Mittel bei 1,09 mm. Ab einem
Alter von 20 J. stieg die Eindringtiefe kontinuierlich mit dem Alter
an; von 1,00 mm in der unteren bis zu 1,56 mm bin der höchsten
Altersgruppe. Kontrolliert für Alter, Geschlecht und Wohnort wiesen MM bei Versicherten der Landwirtschaftlichen Krankenkasse
(LKK) und der AOK mit 1,67 bzw. 1,20 mm signifikant erhöhte
mittlere Eindringtiefen auf. Die niedrigsten Eindringtiefen zeigten MM bei Versicherten privater (0,99 mm) und Ersatzkassen
(Barmer GEK 0,93 mm). Auf der Basis einer standardisierten
4-stufigen Kategorisierung des Wohnortes lag die mittlere Eindringtiefe umso höher, je ländlicher der Charakter des Wohnortes
war (von 1,05 mm in Kernstädten bis zu 1,22 mm im ländlichen
Raum).Die Verteilung der Lokalisationen variierte signifikant nach
soziodemographischen Merkmalen: Den größten Anteil an MM
im Kopf-/Halsbereich wiesen Versicherten der LKK (52,3%) und
der AOK (30,2%) auf, bei Ersatzkassenversicherten und Beamten
lag dieser bei 18,5% bzw. 17,6%. Rumpf und untere Extremitäten
dagegen waren vergleichsweise häufiger bei privat, BKK und Ersatzkassen-Versicherten betroffen.
Schlussfolgerung: Krankenversicherungsstatus, Alter und
Geschlecht sind relevante Determinanten der Versorgung maligner Melanome in Deutschland. Dies sollte im Rahmen von Maßnahmen zur Früherkennung berücksichtigt werden.
FV11/05
Krankenversicherungsstatus und soziodemographische Faktoren sind assoziiert mit klinischen Merkmalen des Basalzellkarzinoms
Schäfer I.1, Reusch M.2, Siebert J.1, Spehr C.1, Augustin M.1
1
Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, IVDP, Hamburg,
Germany
2
Dermatologisches Zentrum am Tibarg, Hamburg, Germany
Hintergrund: Zur Versorgung des Basalzellkarzinoms (BCC), für
das in Deutschland nach den Daten des Krebsregisters Schleswig-Holstein jährlich ca. 130.000 Neuerkrankungen registriert
werden, liegen nur wenige bevölkerungsbezogene Daten vor.
Zielsetzung: Analyse des Zusammenhangs von sozio-demographischen und regionalen Faktoren, Krankenversicherung (KV)
und klinischen Risikomerkmalen des BCC.
Methoden: Dermatohistopathologische versorgungswissenschaftliche Primärdatenstudie mit Untersuchung aller Exzisate
des Jahres 2010 aus einem bundesweit tätigen dermatohistopathologischen Einsendelabor hinsichtlich tumorspezifischer und
sozio-ökonomischer Merkmale von BCCs.
Ergebnisse: Analysiert wurden 9.467 histologisch verifizierte
BCC von 7.116 Patienten (54,1% männlich, Altersdurchschnitt 70
J.). Die mittlere vertikale Eindringtiefe der Basaliome betrug 1,27
mm; sie war signifikant erhöht bei Männern (1,33 mm vs. 1,19
mm bei Frauen) sowie bei Personen über 70 Jahren (1,36 mm vs.
1,14 mm). Bei Versicherten der Ersatzkassen, Beamtenversorgung
105
Freie Vorträge
und privaten Krankenkassen wiesen die Basaliome im Durchschnitt mit 1,20 mm die niedrigsten Eindringtiefen auf. BCC bei
Versicherten der Landwirtschaftlichen Krankenkasse und der AOK
hatten mit 1,46 bzw. 1,44 mm die höchste, bei Versicherten der
Techniker Krankenkasse mit 1,16 mm die niedrigste Eindringtiefe.
Die Gruppenunterschiede blieben auch nach Standardisierung
für Alter, Geschlecht und Stadt/Land-Charakter des Wohnortes
signifikant. Signifikant höhere alters- und geschlechtsadjustierte
mittlere Eindringtiefen zeigten Versicherte aus ländlichen Kreisen
(1,37 mm) im Vergleich zu städtischen (1,20 mm). Auch die Verteilung der BCC-Lokalisationen variierte nach Krankenkassen-Zugehörigkeit.
Schlussfolgerung: Wohnort, KV-Status, Alter und Geschlecht sind wichtige Determinanten der Basaliomversorgung in
Deutschland. Präventionsprogramme sowie krankenkassenspezifische Maßnahmen zur besseren Früherkennung sollten dem
Rechnung tragen.
FV11/06
Retrospektive Analyse der individuellen Sonnenschutzberatung bei Patienten mit Aktinischen Keratosen
Gellrich F.F.1, Klein N.2, Gellrich S.2
1
Med. Fakultät Dresden, Dresden, Germany
Dermatologische Praxis, Berlin, Germany
2
Einleitung: Über das Sonnenschutzverhalten der Bevölkerung ist
bis jetzt wenig bekannt. Im Rahmen der Behandlung der Aktinischen Keratosen wurde Sonnenschutzberatung regelmäßig
durchgeführt und retrospektiv analysiert.
Material und Methoden: In einer Berliner dermatologischen
Praxis wurden 293 Patienten bei Erstvorstellung, nach 3 Monaten
und nach 6 Monaten gebeten, einen Fragebogen zu beantworten. Anschließend wurden sie zum Thema Sonnenschutz beraten.
Erfragt wurden die Häufigkeit des praktizierten Sonnenschutzes,
der verwendete Lichtschutzfaktor, Schutz durch Kleidung, Sicherheit im Umgang mit Sonnenschutz, sowie weitere Parameter und
anschließend im Verlauf beurteilt. Auf selbige Parameter wurde in
der darauf folgenden Beratung eingegangen.
Ergebnisse: Die Patienten waren durchschnittlich 74,9 Jahre
(SD: 8,7 Jahre) alt. Vor Beginn der Beratung gaben 80,2% der
Patienten an, aktuell Sonnenschutz durchzuführen, nach 3 Terminen waren es 90,9%. Zu Beginn der Therapie benutzten 80,6%
der Befragten Sonnencreme, 65% schützten sich durch Kleidung.
Am 3. Termin trugen 89,6% der Patienten Sonnencreme auf und
59,7% nutzten Bekleidung zum Sonnenschutz. Zum 1. Termin
teilten 28,9% der Patienten mit, täglich Sonnenschutz zu betreiben, nach 3 Termine waren es 61,8%. 22,3% der Patienten
praktizierten Sonnenschutz aufgrund einer Empfehlung aus der
Arztpraxis. 33,3% der Befragten kennen nicht den LSF ihres Produktes gegen UVA-Strahlung und 93,1% gegen UVB-Strahlung.
Vor Beginn der Beratung fühlten sich 24,6% der Patienten nicht
sicher im Umgang mit dem Sonnenschutz. Am 3. Termin gaben
9,2% der Patienten an diesbezüglich unsicher zu sein.
Fazit: Die Befragung ergab sowohl eine große Unsicherheit
in der Anwendung, als auch einen unzureichenden Gebrauch von
Sonnenschutzmaßnahmen bei der Erstvorstellung. Es konnte gezeigt werden, dass durch mehrfache Sonnenschutzberatungen
effektiver, sicherer und verantwortungsbewusster Umgang mit
dem Sonnenschutz gefördert werden kann.
106
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
FV11/07
Früherkennung der Komorbidität bei Psoriasis: Konsensusempfehlungen der Nationalen Konferenz zur Versorgung der Psoriasis
Feuerhahn J.1, Radtke M.1, Mrowietz U.2, Härter M.3,
von Kiedrowski R.4, Nast A.5, Reich K.6, Strömer K.7, Wohlrab J.8,
Augustin M.1
1
Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, Hamburg,
Germany
2
Universitätskliníkum Schleswig-Holstein, Kiel, Germany
3
Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany
4
Dermatologische Praxis Selters, Selters, Germany
5
Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Germany
6
Dermatologikum Hamburg, Hamburg, Germany
7
Dermatologische Praxis Mönchengladbach, Mönchengladbach,
Germany
8
Universitätsklinikum Halle (Saale), Halle, Germany
Hintergrund: Psoriasis ist mit einer erhöhten Rate an Komorbidität
assoziiert, deren frühzeitige Erkennung in die nationalen Versorgungsziele aufgenommen worden ist. Bislang fehlte eine konsentierte Empfehlung zur Früherkennung innerhalb einer dermatologischen Routineversorgung. Ziel der vorliegenden Arbeit war die
interdisziplinäre Entwicklung von Algorithmen zur Früherkennung.
Methoden: Die Entwicklung des Konsensuspapiers beruht
auf einem 3-stufigen Vorgehen: In der ersten Stufe erfolgte in einer nationalen Versorgungskonferenz zur Psoriasis im Auftrag der
DDG und des BVDD eine Definition von Bedarfen, Einsatzbereichen, Konzeption und Methodik eines Tools zur Früherkennung.
Im zweiten Schritt wurde durch einzelne Arbeitsgruppen auf Basis
einer Literaturrecherche die Evidenz zum Einsatz von Screeningparametern zusammengetragen. Im dritten Schritt erfolgte von
einer interdisziplinären Arbeitsgruppe die Verabschiedung der
Algorithmen in einem Delphi-Verfahren.
Ergebnisse: In den Literaturrecherchen der assoziierten Arbeitsgruppen wurden für 15 Gruppen von Komorbidität über
2.000 Publikationen gesichtet. Für die nachfolgenden 12 Indikationen wurde ein Screening-Algorithmus konsentiert: Arterielle
Hypertonie, Dyslipidämie, Adipositas, Diabetes, metabolisches
Syndrom, nicht-alkoholische Steatohepatitis, Depression, Nikotinabusus, Alkoholabusus, chronische entzündliche Darmerkrankungen, Psoriasis Arthritis, maligne Lymphome. Es wurde dabei auf
die Belange in der dermatologischen Versorgung eingegangen.
Schlussfolgerung: Es stehen für das Screening auf Komorbidität bei Psoriasis vereinheitlichte und im Expertenkonsens verabschiedete Schemata zur Verfügung, die bundesweit im Rahmen
der regionalen Psoriasisnetze umgesetzt werden können.
FV11/08
Biosimilars in der Therapie der Psoriasis – Was erwarten wir
als Dermatologen
Radtke M.A.1, Augustin M.1
1
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen – IVDP,
Hamburg, Germany
Hintergrund: Biotechnologisch entwickelte Arzneimittel mit einer
gegenüber dem Originalpräparat identischen Aminosäuresequenz
Freie Vorträge
werden als Biosimilars bezeichnet. Sie sind klinisch wie versorgungspolitisch mit dem zukünftigen Auslaufen von Patentrechten
der Biologika in der Indikation Psoriasis von hohem Interesse.
Methoden: Literaturrecherche und Aufarbeitung der verfügbaren Evidenz zu den Zulassungsbedingungen und den Anforderungen an die Hersteller im Marktzugang.
Ergebnisse: Biologika einschließlich der Biosimilars werden
in der Europäischen Union (EU) in einem zentralen Zulassungsverfahren durch die EMA vom CHMP (Committee for Human Medicinal Products) bewertet. 2004 hat die EU eine regulatorische
Leitlinie für die Entwicklung und Vermarktung von Biosimilars
erstellt. Die Humanarzneimittelrichtlinie beschreibt den legislativen Weg. Die EMA hat regulatorische Leitlinien erstellt, welche
die Anforderungen an ein Biosimilar beschreiben. Der Hersteller
muss die Ähnlichkeit zum Referenzprodukt in Qualität, Sicherheit
und Wirksamkeit nachweisen. Ferner fordert die EMA ein Risikomanagementprogramm, welches die Sicherheitsspezifikationen,
einen Pharmakovigilanzplan und einen Plan für die Risikominimierung enthält. Aufgrund derzeit fehlender Evidenz in Form
klinischer Studien hinsichtlich klinischer Konsequenzen eines
wiederholten Präparatewechsels, sollte die Entscheidung, einen
Patienten mit einem Referenzmedikament oder einem Biosimilar zu behandeln, im Ermessen des behandelnden Arztes bleiben.
Mit der Einführung der ersten Biosimilars für Infliximab 2015 wird
die Umsetzung der Pharmakovigilanz von größtem Interesse sein.
Schlussfolgerung: Die regulatorischen Rahmenbedingungen in Europa müssen sicherstellen, dass die neu in den Markt
kommenden Biosimilars alle Qualitätskriterien und Kriterien zur
Patientensicherheit erfüllen. Die ärztliche Therapiehoheit und die
Patientensicherheit sind höchstes Gut, Pharmakovigilanzstudien
in Patientenregistern unerläßlich.
FV11/09
Wundnetze in Deutschland: Struktur, Aktivitäten und
Funktionen – Update 2014
Göpel L.M.1,2, Herberger K.1,2, Debus S.2,3, Diener H.2,3, Tigges
W.4, Dissemond J.5, Klose K.1, Gerber V.6, Augustin M.1,2
1
Competenzzentrum Versorgungsforschung in der Dermatologie
(CVderm), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg,
Germany
2
Comprehensive Wound Center, Universitätsklinikum HamburgEppendorf, Hamburg, Germany
3
Universitäres Herzzentrum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany
4
Chirurgische Klinik, Asklepios-Westklinikum Hamburg, Hamburg,
Germany
5
Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Universitätsklinikum Essen, Essen, Germany
6
Initiative Chronische Wunden e.V., Quedlinburg, Germany
Hintergrund: Wundnetze sind strukturierte Kooperationen zwischen
verschiedenen Berufsgruppen und ärztlichen Disziplinen im Bereich
der Versorgung chronischer Wunden. Angesichts der Vielzahl potentieller Ursachen und relevanter Komorbiditäten, der komplexen
chronischen Verläufe und einer Vielfalt möglicher Therapieoptionen
kommt der evidenzbasierten, strukturierten Versorgung von Patienten mit Problemwunden eine besondere Bedeutung zu. Diese Versorgung ist jedoch sehr heterogen und vielfach unkoordiniert.
Zielsetzung: Bestandsaufnahme der in Deutschland aktiven
regionalen Wundnetze und Charakterisierung ihrer Struktur, Aktivitäten, Zielsetzungen und deren Entwicklung.
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Methoden: Bundesweite Umfrage, gerichtet an Wundexperten und Wundfachgesellschaften sowie zuvor kartierte Wundnetze. In den bereits bekannten Wundnetzen wurde eine aktualisierende Erhebung durchgeführt.
Ergebnisse: Die Anzahl der eindeutig identifizierbaren
Wundnetze betrug n = 35. In einem Großteil der Netze waren sowohl Ärzte und Pflegende aus Kliniken wie auch niedergelassene
Ärzte und ambulante Pflegende vertreten. Häufigste fachärztliche Disziplinen waren Gefäßchirurgie (74%) vor Allgemeinmedizin (63%), Diabetologie (60%), Allgemeinchirurgie (60%) und
Dermatologie (57%). Inhalt der Aktivitäten waren zumeist informelle Zusammenkünfte zu Fortbildungen (77%), Austausch von
Erfahrungen und Zweitmeinungen (je 71%) und Absprachen zur
Patientenversorgung (69%). Nur in wenigen Fällen (17%) wurden
Selektivverträge umgesetzt.
Diskussion: Die in Deutschland durch Eigeninitiative von
Wundexperten gegründeten Wundnetze stellen stark interdisziplinär und interprofessionell ausgerichtete Expertenplattformen
mit großem Potenzial für eine strukturierte, effiziente Versorgung
dar. Insgesamt konnte eine Zunahme der interprofessionellen Zusammenarbeit in Wundnetzen sowie eine Erweiterung des Aktivitätsspektrum im Vergleich zu 2012 beobachtet werden.
FV11/10
Evaluation des Gesundheitsverhaltens und der Lebensqualität dermatoonkologischer Patienten nach dermatochirurgischen Interventionen
Hoernecke D.1, Wagenpfeil S.2, Vogt T.1, Müller C.S.L.1
1
Universität des Saarlandes, Klinik für Dermatologie, Homburg/Saar,
Germany
2
Universität des Saarlandes, Institut für medizinische Biometrie, Epidemiologie und medizinische Informatik, Homburg/Saar, Germany
In der Onkologie existieren unterschiedliche Erkenntnisse bzgl.
einer Änderung im Gesundheitsverhalten der betroffenen Patienten nach Diagnosestellung eines malignen Tumors (z.B. beim
kolorektalen Karzinom oder bei gynäkologischen Karzinomen).
Derlei Daten existieren bislang nicht in größerem Umfang für
dermatoonkologische Patienten. Bekanntermaßen konnte für
die meisten epithelialen und nicht-epithelialen Hauttumoren
zwischenzeitlich ein kausaler Zusammenhang mit chronischer
UV-Exposition nachgewiesen werden. Kraft Logik sollte sich somit
zunehmend, insbesondere vor dem Hintergrund einer intensiven
Öffentlichkeitsarbeit und Aufklärung i.S.e. Prävention, die Notwendigkeit einer intensivierten UV-Prävention in der Bevölkerung
und insbesondere bei Patienten mit Hauttumoren in der Eigenanamnese durchsetzen. Ziel der retrospektiven Untersuchung
war es, herauszufinden, ob Hauttumorpatienten ihr Gesundheitsverhalten (Sonnenexposition, Freizeitverhalten, Raucherentwöhnung etc.) nach dermatochirurgischer Therapie/ Behandlung
ändern und damit den ärztlichen Empfehlung folgen. In die Studie wurden 653 Patienten eingeschlossen, welche im Jahre 2013
unter stationären Bedingungen aufgrund eines oder mehrerer
maligner Hauttumore operativ behandelt wurden. Hierzu wurde mittels eines standardisierten Fragebogens die postoperative
Lebensqualität erfasst und analysiert. Durch den „Homburger
Gesundheitsfragebogen“ wurden dynamische Aspekte einer Änderung des Freizeit- und Präventionsverhaltens nach der Diagnosestellung einer malignen Hauttumorerkrankung erfragt.
107
Freie Vorträge
Vor dem Hintergrund einer weiter notwendigen Verbesserung der primären und auch sekundären Präventionsmaßnahmen, erscheint auch eine Optimiererung der Aufklärungsinhalte
in der Dermatoonkologie notwendig.
FV12 Freie Vorträge 12: Histologie und
Genodermatosen
FV12/01
Multiple Granularzelltumoren & primitiver neuroektodermaler Tumor – Ein syndromaler Zusammenhang?
Mauer S.1, Pföhler C.1, Kim Y.-J.2, Krenn T.3, Heine S.3, Vogt T.1,
Müller C.S.L.1
1
Universität des Saarlandes, Klinik für Dermatologie, Homburg/Saar,
Germany
2
Universitätsklinikum des Saarlandes, Institut für allgemeine und
spezielle Pathologie und Neuropathologie, Homburg/ Saar, Germany
3
Universität des Saarlandes, Klinik für pädiatrische Onkologie und
Hämatologie, Homburg/ Saar, Germany
Granularzelltumore (GCTs) wurden erstmals 1926 von dem russischen Pathologen A. I. Abrikossoff beschrieben und werden
daher auch Abrikossoff-Tumore genannt. Wir berichten über das
Auftreten multipler Granularzelltumore mit teils plexiformer Morphologie bei einem 7-jährigen Mädchen, welche seit dem 5. Lebensjahr auftreten und eine stetige Größenprogredienz zeigen.
Zusätzlich wurde bei der Patientin im Alter von 3 Jahren die Erstdiagnose eines supratentoriellen primitiven neuroektodermalen
Tumors (cPNET) rechts frontal gestellt, welcher mittels Tumorchirurgie und Radiochemotherapie behandelt wurde.
Das synchrone Auftreten multipler GCTs mit dem PTEN-Hamartom-Tumor-Syndrom, dem LEOPARD Syndrom, dem Noonan
Syndrom, der Neurofibromatose Typ I und dem Costello Syndrom
sind beschrieben. Unter der Hypothese einer syndromalen Verknüpfung der GCTs und des cPNET führten wir ergänzend zu den
konventionellen histologischen und weiterführenden immunhistochemischen Untersuchungen eine BRAF- und NRAS-Mutationsanalyse an dem Granularzelltumorgewebe durch, beide Gene lagen als Wildtyp vor. Zusätzlich wurde eine Mutationsanalyse des
PTPN11-Gens angeschlossen, in welcher ebenfalls keine Mutationen nachgewiesen werden konnten. Es ist jedoch vorstellbar, dass
Mutationen weiter downstream z.B. in den Genen für MEK, ERK
oder PI3K vorliegen. Dieser Fall ist aufgrund des Alters, der Komorbiditäten und der multiplen Granularzelltumore bei fehlender
Familienanamnese außergewöhnlich. Er zeigt klinische Besonderheiten von GCTs, welche bisher in dieser Weise nicht beschrieben
wurden. Dazu gehören das multiple Auftreten ohne positive Familienanamnese und ein ungewöhnlich frühes Manifestationssalter der Erkrankung in Kombination mit verschiedenen Komorbiditäten, insbesondere dem Vorliegen eines cPNET.
FV12/02
Systematisierter Naevus marginatus mit hypophosphatämischer Rachitis
Größer L.1, Peterhof E.1, Berneburg M.1, Hafner C.1
1
Universitätsklinikum Regensburg, Dermatologie, Regensburg, Germany
108
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Beim Naevus marginatus handelt es sich um einen kombinierten
epidermalen Naevus, dessen zentrale organoide Komponente
(Naevus sebaceus) von einer nicht-organoiden (keratinozytären) Komponente umrahmt wird. Erst kürzlich konnten postzygotische RAS -Mutationen als Ursache von keratinozytären epidermalen Naevi wie auch vom Naevus sebaceus nachgewiesen
werden. RAS -Mutationen wurden zudem in pathogenetischen
Zusammenhang mit der Vitamin-D-resistenten hypophosphatämischen Rachitis gebracht. Die Assoziation eines systematisierten
Naevus marginatus mit einer hypophosphatämischen Rachitis ist
bislang nicht beschrieben. Wir analysierten zwei Probebiopsien
aus dem systematisierten Naevus marginatus einer 18-jährigen
Patientin, bei der sich auf die linke Körperhälfte beschränkt in
Blaschko-lineärer Anordnung multiple scharf begrenzte hellrote Plaques mit eleviertem bräunlichem Randwall finden. Neben
diesen Hautveränderungen lässt sich eine Antekurvation und
Valgusfehlstellung des linken Unterschenkels und Knies bei bekannter hypophosphatämischer Rachitis objektivieren. Die Hautbiopsie aus dem zentralen Anteil des Naevus marginatus zeigte
neben einer akanthotischen Epidermis vermehrte Talgdrüsen im
Korium. Die Probebiopsie aus dem bräunlichen Randwall ergab
eine Akanthopapillomatose der Epidermis sowie geringgradige
lymphohistiozytäre Infiltrate im oberen Korium. Mittels eines
RAS SNaPshot® Multiplex Assays konnte in beiden Probebiopsien
eine HRAS p.Q61R Mutation festgestellt werden. DNA aus Blut,
Haaren, Wangenschleimhaut und Urin wies jeweils eine HRAS
Wildtypsequenz auf. Diese Ergebnisse zeigen, dass dem Naevus
marginatus dieser Patientin eine HRAS p.Q61R Mosaik-Mutation
zugrunde liegt. Aufgrund der ausschließlich ipsilateral mit dem
Naevus auftretenden ossären Fehlstellungen ist zudem ein direkter Effekt der identifizierten HRAS Mosaik-Mutation auf die rachitischen Knochenveränderungen der Patientin am linken Unterschenkel anzunehmen.
FV12/03
Neutrophile urtikarielle Dermatose (NUD) als Hinweis
auf ein Cryopyrin-assoziiertes periodisches Syndrom mit
neuartiger Mutation im NLRP3 Gen
Herbert V.G.1, Reich K.1, Böer-Auer A.1
1
Dermatologikum Hamburg, Hamburg, Germany
Cryopyrin-assoziierte periodische Syndrome (CAPS) sind seltene autosomal dominant vererbte autoinflammatorische Erkrankungen mit unterschiedlichen Phänotypen. Es liegt ein Defekt
des NLRP3 Gens vor, das für Cryopyrin, einer Komponente des
IL-1-Inflammasoms, codiert. Eine Familienanamnese schwerer inflammatorischer Symptome mit Fieber, urtikariellen Hautveränderungen und Arthralgien sowie okulären und neurologischen
Entzündungszeichen deutet auf CAPS hin. Erst kürzlich konnte
das histopathologische Muster der urtikariellen Läsionen bei Patienten mit CAPS als neutrophile urtikarielle Dermatose (NUD)
besser beschrieben werden.
Wir berichten über eine 41-jährige Patientin mit seit Kindheit
rekurrierenden Arthralgien, Tendovaginitiden und Fieberepisoden, die sich mit seit dem 29. Lebensjahr persistierender generalisierter Urtikaria vorstellte. Ausführliche diagnostische Untersuchungen erbrachten keinen richtungsweisenden Hinweis auf eine
infektiöse oder inflammatorische Erkrankung. Therapieansätze
mit hochdosierten Antihistaminika, IgE-Antikörpern sowie Anti-
Freie Vorträge
malariamitteln und Methotrexat erbrachten keine Kontrolle der
Krankheitsaktivität. Die Reevaluierung von Hautbiopsien aus unterschiedlichen Jahren führte nach über 35-jährigem Krankheitsverlauf zur Diagnose der NUD, hinweisend auf CAPS oder Still`s
Syndrom. Die folgenden genetische Testung wies einen vorher
nicht beschriebenen heterozygoten c.1942G>T (p.Asp648Tyr)
Polymorphismus in Exon 3 des NLRP3 Gens nach. Die Diagnose
CAPS konnte somit bestätigt werden. Die anschließende Behandlung mit dem rekombinanten IL-1 Rezeptorantagonist Anakinra
erbrachte innerhalb weniger Tage eine vollständige Remission der
Beschwerdesymptomatik.
Die vorliegende Kasuistik betont, dass seltene Generkrankungen aufgrund eines unspezifischen Erscheinungsbildes auch
erst im Erwachsenenalter diagnostiziert werden können. Das
histopathologische Pattern der NUD kann hierbei wegweisend
sein.
FV12/04
Kutanes follikuläres B-Zell-Lymphom vom Typ Crosti‘s
lymphoma – ein außergewöhnliches klinisches Bild
Mitzel H.1, Grabbe S.1, Weidenthaler-Barth B.1, Loquai C.1
1
Universitätsmedizin – Mainz, Dermatologie, Mainz, Germany
Die primär kutanen B-Zell-Lymphome sind je nach Wachstumsmuster eingeteilt in primär kutane Marginalzonen-Lymphome,
primär kutane Keimzentrumslymphome und primär kutane diffuse großzellige B-Zell-Lymphome.
Im Juni 2013 stellte sich ein 60-jähriger Patient erstmals bei
uns vor mit einer juckenden Plaque im Bereich der rechten Flanke sowie einem erythematösen Ring lokalisiert im Umkreis um
die Primärmanifestation. Die Borrelienserologie war positiv, eine
10-tägige Systemtherapie mit Doxycyclin erfolgte. Vier Monate
später trat eine weitere ca. haselnussgroße Papel am linken Rumpf
auf. Die Primärmanifestation an der rechten Flanke persistierte,
im Verlauf dehnte sich der sie umgebende erythematöse Ring
zentrifugal aus.
Bei der histologischen Untersuchung der beschriebenen
Hautläsionen sah man diffuse lymphoidzellige Infiltrate mit mehreren mittelgroßen und großen Zellen mit morphologischen
Merkmalen der großen Zentrozyten. Immunphänotypisch zeigte sich eine Positivität für CD 20 und Bcl6 sowie ein Cluster von
CD21 positiven follikulären dendritischen Zellen.
In Zusammenschau von Histologie, Immunhistologie und
dem besonderen klinischen Bild wurde nun die Diagnose eines
Crosti‘s-lymphoma gestellt. Agostino Crosti publizierte 1951
das Crosti‘s lymphoma, auch als “reticulohistiozytoma of the
back” bezeichnet, als besonders seltene Entität des kutanen
follikulären B-Zell-Lymphoms. Das Crosti-Lymphom präsentiert
sich klinisch durch Plaques im Bereich des Rückens, die von zentrifugal angeordneten erythematösen Maculae umgeben sind.
Kleinere erythematöse Papeln weit entfernt von der Primärmanifestation werden ebenfalls beschrieben. Als Therapiemöglichkeiten der ersten Wahl der kutanen B-Zell-Lymphome gelten
die Radiatio sowie die intraläsionale und intravenöse Therapie
mit Rituximab. Zudem kann intraläsional Interferon alpha appliziert werden. In unserem Fall entschied sich der Patient für
eine heimatnahe Radiatio. Eine extrakutane Manifestation wurde ausgeschlossen.
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
FV12/05
Topographische Verteilung und klinische Merkmale des
invasiven Plattenepithelkarzinoms (SCC): Neue Erkenntnisse
aus der Versorgungsroutine
Reusch M.1, Reusch U.1, Schäfer I.2, Siebert J.2, Augustin M.2
1
Dermatologische Gemeinschaftspraxis am Tibarg, Hamburg,
Germany
2
Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, Hamburg,
Germany
Hintergrund: Das Spinaliom (SCC) zählt zu den häufigsten malignen epithelialen Tumoren, dennoch lagen dazu bisher kaum
aktuelle klinisch epidemiologische Daten vor.
Zielsetzung: Analyse der Häufigkeitsverteilung klinischer
und epidemiologischer Merkmale des SCC in der Versorgungsroutine niedergelassener dermatologischer Praxen in Deutschland.
Methodik: Dermatopathologische Analyse des konsekutiven
Einsendegutes aus dem Jahr 2010 eines bundesweiten histologischen Einsendelabors.
Ergebnisse: Erfasst wurden n = 589 Patienten (63,5% männlich) mit insgesamt n = 640 SCC, entsprechend einer Rate von
1,09 Tumoren pro Patient. Das mittlere Alter lag bei 74,1 Jahren
(SD ±10,2 J.; Median 74 J.). Während insgesamt 63,3% der Tumore bei Männern auftraten, fanden sich in der Altersgruppe unter
60 Jahren mehr Frauen (55,1%) als Männer. Am häufigsten treten
die Läsionen mit 71,3% an Kopf und Hals auf, 27,8% waren an
Rumpf oder Extremitäten lokalisiert. Auffällig ist insbesondere die
Diskrepanz zwischen älteren Männern (>65 J.) mit 75% der Tumore im Kopf/Hals- Bereich und jüngeren Frauen (<65 J.) mit nur
50% der Tumore in dieser Region. 92,2% aller bisher ausgewerteten Tumore treten ab dem 60. Lebensjahr auf.
Schlussfolgerung: Die Häufigkeit des SCC steigt ab dem 60.
Lebensjahr innerhalb dieser Kohorte sprunghaft an. Auffallend
sind die geschlechtsspezifischen und altersabhängigen Unterschiede der Tumorhäufigkeiten und Lokalisationen. Das Besonnungsverhalten jüngerer Frauen scheint hier einen besonderen
Einfluss zu haben. Im Mittel sind Patienten mit einem SCC auffallend älter als Patienten mit Basalzellkarzinomen. Die vorliegenden
klinisch-epidemiologischen Daten können Anlass für weitere Studien zur differentiellen Pathogenese wie auch für gezieltere Schulungsmaßnahmen im Zuge der Hautkrebs-Früherkennung sein.
FV12/06
Wie ist die Treffgenauigkeit in der Diagnostik des malignen
Melanoms definiert? Histopathologische Analyse des diagnostischen Verhaltens deutscher Dermatologen
Reusch M.1, Schäfer I.2, Bodendorf M.1, Augustin M.2
1
Dermatologische Gemeinschaftspraxis am Tibarg, Hamburg,
Germany
2
Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, Hamburg,
Germany
Hintergrund: Die frühzeitige Identifizierung und Exzision von
suspekten pigmentierten Hautveränderungen gilt als wichtigster Faktor für die Reduktion von Todesfällen durch das maligne
109
Freie Vorträge
Melanom (MM). Kritisiert wird jedoch die vergleichsweise große
Anzahl von Exzisionen, die für die Entdeckung eines Melanoms
gerade bei jungen Patienten notwendig ist (1:18). Jedoch wird
hierbei übersehen, dass neben eindeutigen Fällen von MM nicht
selten Läsionen exzidiert werden, die sich histologisch nur schwer
von einem MM differenzieren lassen. Diese werden bislang nicht
als „Treffer“ erfasst.
Zielsetzung und Methodik: Alle zur Diagnostik eingesandten melanozytären Hautveränderungen des ersten Quartals 2014
eines dermatopathologischen Labors wurden analysiert. Hierbei
wurden sowohl die malignen Melanome als auch die schwer von
einem MM abzugrenzenden Hauttumoren durch vier Dermatopathologen/Pathologen erfasst.
Ergebnisse: Von 515 analysierten Läsionen waren 136 invasive MM (26,4%), 92 Melanoma in situ (17,9%) und 287 (55,7%)
histologisch schwierig zu interpretierende Tumoren, die nach
Gruppenkonsens letztlich nicht als MM eingeordnet wurden. Diese Tumoren fielen in verschiedene Kategorien, wie z.B. schwer atypische/dysplastische NZN, atypische Spitznävi, Pseudomelanome,
rekurrierende NZN, NZN in Speziallokalisationen und andere.
Schlussfolgerung: Neben den MM (invasiv oder in situ)
fand sich in dieser Studie eine größere Anzahl histologisch nur
schwer von MM abzugrenzenden Tumoren (55%). Die Identifizierung und Exzision dieser Tumoren durch den Dermatologen
sollte gleichfalls als „Treffer“ in der Melanomdiagnostik gelten, da
eine Differenzierung nur aufgrund klinischer/dermatoskopischer
Kriterien ohne Exzision kaum durchführbar erscheint. Unter Einbeziehung dieser Fälle würde sich die Treffgenauigkeit von 1:18
auf 1:8 bis 1:9 erhöhen.
FV12/08
Charakterisierung des zellulären Infiltrats bei Lichen
planopilaris
Schopf R.E.1, Ashouri H.1
1
Univ.Med. Hautklinik, Mainz, Germany
Lichen planopilaris (LPP) ist eine mit inflammatorischen Prozessen
assoziierte Form der vernarbenden Alopezie, die letztlich zum irreversiblen Haarausfall führt. Die Pathogenese dieser Erkrankung
ist unklar. Unser Ziel war es, das zelluläre Infiltrat immunohistologisch zu charakterisieren. Paraffinschnitte wurden mittels Antikörpern gegen CD1a, CD3, CD4, CD8, CD1c, CD45, CD83, CD163,
CD207, HLA und IL3 angefärbt und histologisch quantitativ in 10
qmm ausgewertet.
Die stärkste Anfärbung (110 Infiltratzellen) erfolgte mittels
CD45, gefolgt von CD3 (81 resp.), CD163 (67), CD8 (56), CD1a,
CD207 (44), CD1a (45), CD83 (22), CD11c (22), CD4 (18), IL3 (5
Infiltratzellen).
110
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Unsere Befunde zeigen, dass T-Lymphozyten, besonders
vom regulatorischen Typ sowie auch Monozyten und dentritische
Zellen von Langerhans-Typ aber auch vom CD11c das zelluläre
Infiltrat beim LPP prägen. Eine Therapie soll besonders an diesen
Zellen frühzeitig ansetzen.
FV12/09
Outcomes systemischer Psoriasistherapie in der Routineversorgung: Biologika und konventionelle Systemtherapien in
PsoBest
Spehr C.1, Radtke M.A.1, Zander N.1, Rustenbach S.J.1, Knopf S.1,
Augustin M.1
1
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, IVDP, Hamburg,
Germany
Hintergrund: PsoBest als nationales Psoriasis-Register dient der
Gewinnung von Langzeiterkenntnissen über 10 Jahre zur Sicherheit und Wirksamkeit der Biologika- und konventioneller
Systemtherapie bei Patienten mit mittelschwerer bis schwerer
Psoriasis mit Ersteinstellung auf ein Biologikum (BT) oder konventionelles Systemtherapeutikum (ST).
Methodik: Dargestellt wird der Versorgungsverlauf in klinischen Parametern (PASI, BSA) und patientenberichteten Endpunkten (DLQI, EQ-5D-VAS) im ersten Beobachtungsjahr in einer
„as observed“-Analyse. Konfidenzintervalle wurden basierend auf
der Normalverteilung berechnet.
Ergebnisse: Von 3.021 in die Analyse eingeschlossenen Patienten erhielten 1.016 BT und 2.005 ST. Schweregrad (PASI, BSA)
und krankheitsassoziierte Lebensqualität zeigten bereits über
die ersten 3 und 6 Monate eine signifikante Verbesserung. Bei
Einschluss hatten Patienten, die mit BT behandelt wurden, einen
höheren (p ≤ 0,05) Erkrankungsgrad (BSA 24,9 vs. 22,6; PASI 15,3
vs. 13,9; DLQI 11,8 vs. 10,2; EQ-5D VAS 50,5 vs. 55,7). Dabei
wiesen Frauen eine höhere Beeinträchtigung der Lebensqualität
auf als Männer (DLQI 12,7 vs. 11,3; EQ-5D VAS 47,5 vs. 52,2). Eine
PASI-Reduktion um mind. 75% wurde nach 3 Mon. für 40,1% der
Patienten unter BT, erreicht (54,5% nach 6; 55,3% nach 12 Mon.);
bei Patienten unter ST waren es 29,8% nach 3 Mon. (46,1% nach
6; 50,4% nach 12 Mon.). PASI90 wurde unter BT bei 20,5% der
Patienten nach 3 Mon.erreicht (31,8% nach 6; 32,7% nach 12
Mon.); unter konventioneller Systemtherapie 10,3% nach 3 Mon.
(23,2% nach 6; 26,7% nach 12 Mon.).
Schlussfolgerungen: Bei Einschluss unterscheiden sich die
Patienten der Therapiearme sowohl klinisch als auch in der Lebensqualität. Für beide Patientengruppen wurden in kurzer Zeit signifikante Verbesserungen in Krankheitsbild und Belastung erreicht,
dies bei Biologika nochmal stärker, was die hohe Qualität der dermatologischen Routineversorgung in Deutschland unterstreicht.
Freie Vorträge
Poster der 48. DDG-Tagung
Akademische Lehre
P001
Neuer Lernzielkatalog Dermatologie des Forums Akademische Lehre: Konsensfindung zu Basiskompetenzen
Ochsendorf F.1, Bandholz T.2, Emmert S.3, Hartmann K.4, Hartmann M.5, Hornung T.6, Jünger M.7, Moll I.8, Psotta-Schachtner C.9,
Spornraft-Ragaller P.10, Ständer S.11, E von Stebut-Borschitz E.12,
Löser C.13, Hamm H.14
1
Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Universitätsklinikum, Frankfurt/M, Germany
2
Hautarztpraxis, Kiel, Germany
3
Universitäts-Hautklinik, Göttingen, Germany
4
Klinik u. Poliklinik f. Dermatologie u. Venerologie, Köln, Germany
5
Universitäts-Hautklinik, Heidelberg, Germany
6
Klinik u. Poliklinik f. Dermatologie, Bonn, Germany
7
Klinik u. Poliklinik f. Hautkrankheiten, Greifswald, Germany
8
Klinik u. Poliklinik f. Dermatologie u. Venerologie, Hamburg,
Germany
9
Klinik f. Dermatologie u. Allergologie, Ulm, Germany
10
Klinik u. Poliklinik f. Dermatologie, Dresden, Germany
11
Klinik u. Poliklinik f. Hautkrankheiten, Münster, Germany
12
Universitäts-Hautklinik, Mainz, Germany
13
Hautklinik, Ludwigshafen, Germany
14
Klinik u. Poliklinik f. Dermatologie, Venerologie u. Allergologie,
Würzburg, Germany
Fragestellung: Nur 2 Drittel der deutschen medizinischen Fakultäten besitzen einen Lernzielkatalog für das dermatologische
Fachgebiet. Vorhandene Kataloge haben lange Listen, die im
gegebenen Zeitrahmen kaum vermittelbar sind, zumal das Fachwissen immer schneller veraltet. Eine bundesweite Einigung auf
unverzichtbare Basiskompetenzen der Studierenden wäre wünschenswert.
Methodik: Das „Forum Akademische Lehre“ der DDG hat sich
die Erstellung eines verschlankten Lernzielkatalogs für unser Fachgebiet zum Ziel gesetzt und ist bemüht, Erkrankungen und Fertigkeiten sowie den Umfang an Kenntnissen hierüber zu definieren, die
sich jeder Medizinstudierende am Ende seines Studiums überprüfbar angeeignet haben soll. Der Katalog beschränkt sich bewusst auf
das Kernfach Dermatologie/Venerologie und klammert die Bereiche der Zusatzbezeichnungen aus. Bei den Erkrankungen wurden
3 Kategorien zugrunde gelegt: Level 1 (grün = knows, Basiskenntnisse): einordnen können; Level 2 (gelb = knows how, erweiterte
Kenntnisse): in der Praxis damit umgehen können (Kenntnis der
Beschwerden, Erscheinungen, diagnostischer u. therapeutischer
Möglichkeiten); Level 3 (rot = shows, eingehende Kenntnisse): unter Aufsicht selbständig managen können. Diese Liste wird derzeit
noch mittels weiterer Delphi-Befragungen optimiert, an denen sich
alle deutschen Hautkliniken beteiligen können.
Ergebnis: Als Zwischenergebnis zeigte sich, dass die ursprüngliche Liste der Erkrankungen (n = 160) deutlich reduziert
werden konnte (n = 119; Level 1: ursprünglich 82, aktuell 74; Level
2: 49, jetzt 37; Level 3: 29, jetzt 8). Bei den Fertigkeiten wurden
folgende Stufen definiert: „gehört“ n = 6, „gesehen“ n = 5 und
„gemacht“ n = 5.
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
DOI: 10.1111/ddg.12658
Schlussfolgerung: Der neue, fakultätsübergreifend konsentierte Katalog ist eher geeignet, im Alltag auch tatsächlich gelehrt
zu werden als die ursprüngliche Auflistung. Er kann als Basis für
einen Lernzielkatalog dienen, den jede Fakultät gemäß ihrer besonderen Schwerpunkte modifizieren kann.
P002
Lehrsituation des Fachs Dermatologie an den deutschen
medizinischen Fakultäten
Ochsendorf F.1, Emmert S.2, Hamm H.3, Hartmann K.4,
Hartmann M.5, Jünger M.6, Psotta-Schachtner C.7, Ständer S.8,
E von Stebut-Borschitz E.9, Löser C.10
1
Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Universitätsklinikum, Frankfurt/M, Germany
2
Universitäts-Hautklinik, Göttingen, Germany
3
Klinik u. Poliklinik f. Dermatologie, Venerologie u. Allergologie,
Würzburg, Germany
4
Klinik u. Poliklinik f. Dermatologie u. Venerologie, Köln, Germany
5
Universitäts-Hautklinik, Heidelberg, Germany
6
Klinik u. Poliklinik f. Hautkrankheiten, Greifswald, Germany
7
Klinik f. Dermatologie u. Allergologie, Ulm, Germany
8
Klinik u. Poliklinik f. Hautkrankheiten, Münster, Germany
9
Universitäts-Hautklinik, Mainz, Germany
10
Hautklinik, Ludwigshafen, Germany
Fragestellung: Die dermatologische Lehre trifft in deutschen
Universitätskliniken auf völlig unterschiedliche Rahmenbedingungen. Welche Strukturen liegen vor? Welche Veranstaltungen
werden an den verschiedenen Standorten in welchem Umfang
durchgeführt?
Methodik: Das „Forum Akademische Lehre“ der DDG hat
in einer Online-Befragung an allen medizinischen Fakultäten
Deutschlands (n = 36) u.a. nach Lernzielkatalogen, Lernressourcen, Prüfungen, Dozentenschulungen, Veranstaltungen und deren Umfang, beteiligten Dozenten und fakultativen Angeboten
gefragt.
Ergebnis: Nach zweimaligem Anschreiben antworteten
64% der Universitätskliniken. Durch mehrfaches Nachfragen
konnte ein nahezu vollständiger Rücklauf erreicht werden. Es
zeigte sich ein sehr heterogenes Bild. Ein dermatologisches Praktikum wird überall angeboten, Untersuchungskurse nur bei etwa
50%. Ein verbindlicher Lernzielkatalog lag bei 20/30 Fakultäten
vor, war aber lokal sehr unterschiedlich strukturiert. Am häufigsten wurden im Unterricht Powerpoint-Präsentationen eingesetzt.
Fragenkataloge bzw. ein Review-System für Prüfungen gab es nur
bei der Hälfte, Standards für mündliche Prüfungen nur bei ca.
15%. Die Hauptvorlesung umfasste im Schnitt 19 Stunden (Minimum 8, Maximum 36), daran waren durchschnittlich 7 Dozenten
beteiligt. Die Gruppengröße beim Bed-Side-Teaching variierte
von 3 – 18 Studierenden (Median 5). Am Praktikum waren 2 – 30
Dozenten beteiligt (Median 10). Die Zahl der PJ-Studierenden variierte von 2 – 8 (Median 4), 66% der Kliniken boten PJ-Seminare
an. Der Umfang der Vorlesung „Dermatologie für Zahnmediziner“ variierte von 2 – 35 Stunden (Durchschnitt 20).
Schlussfolgerung: Offensichtlich ist die lokale Lehrsituation bezüglich Dermatologie sehr heterogen. Die erhobenen
Daten können auf Fortentwicklungsmöglichkeiten hinweisen
und Argumentationshilfe sein, diese Verbesserungen vor Ort
umzusetzen.
111
Poster der 48. DDG-Tagung
Allergologie
P003
Schnitzler Syndrom mit promptem Ansprechen auf Omalizumab
Grundmann S.A.1, Brehler R.1
1
Universitätsklinikum Münster, Klinik für Hautkrankheiten, Münster,
Germany
Bei einer 58-Jährigen bestanden seit 4 Jahren rezidivierende, mäßig juckende Urtikae mit bis zu 24 h Persistenz. Die fast täglich
auftretenden Schübe (>100 Quaddeln) waren von systemischen
Beschwerden (Unwohlsein, Arthralgien, Rückschmerzen, Leistungsminderung, Schüttelfrost) begleitet. Triggerfaktoren waren
nicht eruierbar. Die Patientin war bis auf eine Rhinokonjunktivitis allergica gesund. An Vortherapien wurden hochdosierte Antihistaminika, Montelukast, Cyclosporin A, Hydroxychloroquin
und Dapson erfolglos versucht, unter systemischen Steroiden trat
unter Ausschleichen ein Rezidiv auf. In der Untersuchung fiel eine
Lymphadenopathie auf. Bei mäßiger CRP Erhöhung (<3 mg/dl)
konnte eine rheumatoide Arthritis (negativer RF und CCP) ausgeschlossen werden. Eine monoklonale IgM-Gammopathie (MGUS)
wurde nachgewiesen. Bei positiven ANAs fand sich kein diagnostisch hinweisendes Fluoreszenzmuster. Histologisch wurde eine
Urtikaria ohne Anhalt für eine Vaskulitis oder neutrophilenreiche
urtikarielle Dermatitis beschrieben. Anhand der in Summe erfüllten Kriterien stellten wir die Diagnose eines Schnitzler Syndroms.
Hierfür besteht keine zugelassene Therapieoption. Ein gutes Ansprechen- allerdings in off-label Anwendung oder i.R. von Studien- ist auf IL-1 Antagonisten wie Anakinra und Canakinumab
beschrieben worden und gilt quasi für die Diagnose beweisend.
Die geplante IL-1 Antikörpertherapie mit Canakinumab i.R. einer
Studie konnte wegen abgeschlossener Rekrutierung nicht erfolgen. Da klinisch und histologisch eine Urtikaria vorlag, haben wir
die Indikation für die Behandlung mit Omalizumab gestellt. Die
Patientin war bemerkenswerterweise bereits nach der Erstgabe
komplett beschwerdefrei, unter fortgesetzter Therapie (150 mg/
4 Wochen) trat während 3 Therapiejahren kein Rezidiv auf. Das
prompte Ansprechen auf Omalizumab ist aktuell pathophysiologisch nicht zu erklären, kann aber hinweisend auf einen direkten
Eingriff in die IL-1 vermittelte inflammatorische Kaskade sein.
P004
Milben-Krustazeen-Mollusken-Syndrom
Kreft B.1, Danz B.1, Marsch W.C.1
1
Universitätsklinikum Halle (Saale), Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Venerologie, Halle (Saale), Germany
Wir berichten über einen 45jährigen Mann, der 20 Minuten nach
dem Verzehr von Garnelen generalisierten Juckreiz und asthmatische Beschwerden entwickelte. Zudem werden seit Jahren ganzjährige, insbesondere morgendliche, rhinoobstruktive und auch
zunehmend bronchoobstruktive Beschwerden angegeben. In
der allergologischen in vivo und in vitro Diagnostik konnte eine
Typ-I-Sensibilisierung auf Hausstaubmilben und Garnelen belegt
112
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werden. In der komponentenbasierten in vitro Diagnostik ergab
sich kein Hinweis für das Vorliegen einer Sensibilisierung auf die
Hauptallergene der Hausstaubmilbe Der p 1 und Der p 2, wohl
aber auf Der p 10 (Tropomyosin). Ebenfalls waren sIgE-AK auf
Tropomyosin der Garnele (Pen a 1) in hoher Konzentration nachweisbar. Wir stellten somit die Diagnose eines Milben-Krustazeen-Mollusken-Syndroms und empfahlen dem Patienten, zukünftig auf den Verzehr von Garnelen, aufgrund potenzieller
Kreuzreaktionen auch auf den Verzehr von anderen Krebstieren
(Crustacea) und Weichtieren (Mollusca) zu verzichten. Ein Notfallset wurde verordnet und hinsichtlich der Hausstaubmilbenallergie
ein konsequentes Encasing empfohlen. Bei dem Milben-Krustazeen-Mollusken-Syndrom handelt es sich um eine Nahrungsmittelallergie bei primärer Sensibilisierung auf Hausstaubmilben
aufgrund einer strukturellen Homologie des Muskelstrukturproteins Tropomyosin verschiedener Arthropoden. Klinisch werden
anaphylaktische Reaktionen nach dem Verzehr von Krebs- und
Weichtieren beobachtet. Daher sollte bei Patienten mit Hausstaubmilbenallergie auch nach soforttypallergischen Reaktionen
auf die genannten Nahrungsmittel gefragt und die betroffenen
Patienten entsprechend beraten werden. Der Effekt einer spezifischen Immuntherapie mit Allergenextrakt der Hausstaubmilbe ist
in diesen Fällen nach wie vor unklar, da der Gehalt an Tropomyosin in den kommerziell verfügbaren Allergenextrakten zur spezifischen Immuntherapie vielfach unbekannt ist und möglicherweise
unterrepräsentiert sein dürfte.
P005
Schwere Bierallergie eines Brauereibesitzers – Hochgradige
Soforttyp-Allergie gegen Nahrungsmittel und Bier basierend
auf einer Sensibilisierung gegen nicht spezifische Lipidtransferproteine (nsLTP)
Rainer-Längle C.1, Tröbinger M.1, Kämpgen E.1
1
DERMATOLOGIKUM BERLIN, Berlin, Germany
Bei unserem 42-jährigen Patienten besteht seit der Kindheit ein
allergisches Asthma bronchiale mit typischen Symptomen nach
Kontakt mit Hafer, Pfirsich und Aprikosenkernen. Im weiteren Verlauf dann heftige Reaktionen auf Kontakt mit Getreide in Säcken,
seit zwei Jahren auch direkt nach Genuss von Bier, gleich welcher
Sorte. Er besitzt eine Bierbrauerei und kann diese aufgrund sofortiger Atemnot nicht mehr betreten.
Im ImmunoCAP® IgE zeigten sich zahlreiche IgE vermittelte
Allergien auf Malz, Hafermehl, Gerste, Gerstenmehl, Ragweed,
Hasel, Beifuss, Weizen, Weizenmehl, Hopfen, Birke, Lieschgras,
Roggen und Hafer. Im ImmunoCAP® ISAC konnten diese Reaktivitäten durch eine hochgradige Sensibilisierung gegen kreuzreaktive Lipidtransferproteine erklärt werden.
Lipidtransferproteine sind besonders stabile Allergene, die
auch im Magen-Darm-Trakt nicht zerstört werden. Die hohe Stabilität dieser Allergene bietet die Möglichkeit einer oralen Hyposensibilisierung. In einem ähnlichen Fall („Wine Allergy“) wurde
bereits von einer erfolgreichen oralen Hyposensibilisierung berichtet. (Schäd S. et al. WAO Journal 2: 1–5, 2010).
P006
Wenn es an die Nieren geht…!
Poster der 48. DDG-Tagung
Dietrich A.1, Rasch A.1, Oppel E.1, Przybilla B.1, Ruëff F.1
1
Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie der LMU
München, Allergologische Ambulanz, München, Germany
Hintergrund: Bei Galactose-alpha-1,3-galactose (kurz Alpha-Gal)
handelt es sich um ein Oligosaccharid, das mit Ausnahme von
Primaten in den Zellen aller Säugetiere exprimiert wird. Für den
Nachweis von spezifischen IgE-Antikörpern (sIgE) gegen Alpha-Gal ist ein molekulares Allergen verfügbar, das derzeit für
Forschungszwecke verfügbar ist.
Fallbericht: 45-jährige Patientin ohne atopische Vorerkrankungen. Sie berichtete über wiederholte anaphylaktische Reaktionen jeweils wenige Stunden nach Mahlzeiten. Nach einem „Ritteressen“ mit Verzehr großer Mengen von Fleisch in Verbindung mit
alkoholischen Getränken kam es zu einer schweren Anaphylaxie.
Hautpricktests mit Standardtestsubstanzen von Rind- und Schweinefleisch waren unauffällig. sIgE waren nachweisbar gegen Schweinefleisch (CAP-Klasse 2), Rindfleisch (CAP-Klasse 2) und Alpha-Gal
(CAP-Klasse 4). Orale Provokationstestungen (OPT) erfolgten mit:
Tag 1, gebratenem Schweinefleisch in ansteigender Dosierung (40
– 200 – 400 g); Tag 2, Kofaktoren (1000 mg Acetylsalicylsäure, 30
ml Ethanol 96% und Fahrradergometer); Tag 3, Schweinefleisch
(400 g) mit Kofaktoren. Alle Tests wurden reaktionslos vertragen.
Bei anschließendem OPT mit Schweinenieren (150 g) in Kombination mit Kofaktoren kam es eine Stunde nach Ende der Anstrengung zu Urtikaria, Angioödem, Dyspnoe und Hypotension.
Schlussfolgerungen: Das Auftreten einer Anaphylaxie ist
abhängig von der Menge des zugeführten Allergens und kann
durch Kofaktoren getriggert werden. Patienten mit Allergie gegen Alpha-Gal können nicht unbeträchtliche Mengen mancher
Fleischsorten vertragen. Dieser Umstand und das verzögerte
Auftreten der Anaphylaxie typischerweise mehrere Stunden nach
Verzehr von Fleisch erschweren die Verdachtsdiagnose. Auch können allergologische Tests mit Standardverfahren nicht weiterführend sein, so dass sIgE gegen alpha-Gal getestet werden muss.
Der OPT zum Nachweis einer Alpha-Gal-Allergie sollte in unklaren
Fällen mittels mit Schweinenieren erfolgen.
P007
Anaphylaktische Soforttypreaktion auf Paraphenylendiamin
Salz M.1, Enk A.1, Schäkel K.1
1
Universitätsklinik Heidelberg, Hautklinik, Heidelberg, Germany
Paraphenylendiamin ist ein häufiger Auslöser von Kontaktallergien. Wir berichten über den seltenen Fall einer anaphylaktischen
Soforttypreaktion auf Paraphenylendiamin. Unsere Patientin
führte bereits über Jahre regelmäßige Haarfärbungen mit unterschiedlichen Produkten durch. Während dem Auswaschen einer
Pflege-Coloration (Farbton Schwarzbraun) kam es zu einer anaphylaktischen Reaktion mit einer generalisierten Urtikaria sowie
einer Kreislaufinstabilität mit Schwächegefühl. Hautveränderungen im Sinne eines Kontaktekzems traten im Anschluss nicht auf.
Die Patientin stellte sich in unserer allergologischen Sprechstunde
zur Abklärung vor. Im Reibetest konnte eine Sensibilisierung auf
die verwendete Pflege-Coloration nachgewiesen werden. Somit
stellten wir den Verdacht auf eine anaphylaktische Soforttypreaktion auf das in der Pflege-Coloration enthaltene Paraphenylendiamin. In der bei uns durchgeführten Pricktestung konnte eine
Sensibilisierung auf Paraphenylendiamin nachgewiesen werden.
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Andere getestete Inhaltsstoffe wie Propylenglykol, 3- und
p-Aminophenol sowie Toluylendiamin waren im Pricktest negativ.
Anaphylaktische Soforttypreaktionen auf oxidative Haarfärbemittel sind sehr selten. In der Literatur findet man einzelne
Berichte. In der Mehrzahl der Fälle besteht eine Sensibilisierung
auf Paraphenylendiamin. Ähnlich wie bei unserer Patientin liegt
häufig keine zusätzliche Typ-IV-Sensibilisierung vor.
Andrologie
P008
Hypogonadismus und das metabolische Syndrom- ein
Zusammenspiel?
Zeidler C.1, Zitzmann M.2
1
Universitätsklinikum Münster, Dermatologie, Münster, Germany
Universitätsklinikum Münster, Centrum für Reproduktionsmedizin
und Andrologie, Münster, Germany
2
Einleitung: Durch eine deutlich höhere Lebenserwartung der
Bevölkerung nimmt die Zahl der Komorbiditäten wie kardiovaskuläre Erkrankungen, Diabetes mellitus Typ II und Fettstoffwechselstörungen zu. Eine steigende Prävalenz des metabolischen
Syndroms, welches ein Risikofaktor für z.B. Myokardinfarkt darstellt, wird schon lange beobachtet.
Material und Methoden: Bei 62 Probanden (56,7(SD ±9,11)
Jahre), bei denen der Verdacht auf ein metabolisches Syndrom
bestand, wurden neben demographischen Daten, Blutdruck,
Herzfrequenz, Körpergröße und -gewicht, BMI, Bauch- und Hüftumfang auch Testosteron im Serum erfasst. Die Fragebögen
„International Index of Erectile Function“, „International Prostata
Symptoms Score“, „Epworth Sleepiness Scale“ und „Aging Males‘
Symptoms“ wurden ausgefüllt.
Ergebnisse: Mehr hypogonadale Patienten litten an einer
Hypertension und einer erektilen Dysfunktion. Der Testosteronwert korrelierte negativ mit Alter, Blutdruck, Bauchumfang und
Werten im „Aging Males‘ Symptoms“ Fragebogen.
Schlussfolgerung: 77,4% der Probanden erfüllten Kriterien
des metabolischen Syndroms, unabhängig vom Testosteronwert.
Niedrige Testosteronspiegel zeigten sich vor allem bei älteren
Probanden, bei erektiler Dysfunktion, Übergewicht, abdominaler
Adipositas und Hypertonie, welches Risikofaktoren für ein metabolisches Syndrom darstellen. Weitere Studien müssen zeigen, ob
eine frühzeitige Testosteronsubstitution die Symptome des metabolischen Syndroms verhindern kann.
Ästhetische Dermatologie
P009
Untersuchung der Reinigungswirkung eines Monofilamtenfaserpads im Vergleich zu konventionellen Kosmetikpads in
einem Sebummodell
Wiegand C.1, Reddersen K.1, Abel M.2, Ruth P.2, Hipler U.-C.1
1
University Medical Center Jena, Department of Dermatology, Jena,
Germany
2
Lohmann & Rauscher GmbH & Co. KG, Rengsdorf, Germany
113
Poster der 48. DDG-Tagung
Einleitung: Akne ist durch eine verstärkte Talgproduktion (Seborrhoe) sowie die Entstehung von Komedonen gekennzeichnet.
Im Verlauf können sich aus diesen eine Reihe entzündlicher Effloreszenzen wie Papeln, Pusteln und Knoten entwickeln. Häufige
Waschschritte sind für die Aknebehandlung erforderlich, dabei
muss darauf geachtet werden, dass die Haut nicht unnötig gereizt wird. Hierfür würde sich ein Monofilamentfaserpad anbieten, welches proteinreiche Verkrustungen effektiv, schnell und
schmerzfrei entfernt. Die Reinigungswirkung dieses Monofilamentfaserpads wurde in vitro untersucht und mit kommerziell erhältlichen Kosmetikpads verglichen.
Methodik: Das Sebummodel besteht aus einer Glasplatte
mit Oil-Red-O-gefärbter künstlicher Talgschicht (Squalen, Carnabauwachs, Glyceryltristearat, Sterainsäure, Palmitinsäure, Ölsäure
und Cholesterol). Das Monofilamentfaserpad (Debrisoft®; Lohmann & Rauscher) und Kosmetikpads (Demak Up Duo+, Groupe
SCA; Duchesse Cosmetic Peeling Pads, CMC Consumer Medical
Care; Ebelin Maxi Pads, dm-drogerie markt) wurden verwendet,
um diese Platten unter standardisierten Bedingungen zu reinigen
(p = 0,067N/cm2, v = 1,6cm/s). Vor und nach Behandlung wurden
die Platten fotografiert und mittels ImageJ 1.45m ausgewertet.
Ergebnisse: Es wurde gezeigt, dass das Monofilamentfaserpad eine signifikant höhere Reinigungswirkung erzielt als die
Kosmetikpads. Während das Monofilamentfaserpad den künstlichen Talg nahezu komplett entfernte (98.9% gereinigte Fläche)
wiesen Demak Up Duo+ (46.9%), Duchesse Cosmetic Peeling Pad
(76.2%) und Ebelin Maxi Pad (54.7%) niedrigere Leistungen auf.
Diskussion: Bei der Behandlung von Akne vulgaris ist eine
gründliche Hautreinigung dringend erforderlich. Dabei ist aber
darauf zu achten, dass die Haut nicht unnötig gereizt wird. Die
vorliegende Studie hat gezeigt, dass die Reinigungswirkung des
Monofilamentfaserpads in einem Modell mit künstlichem Sebum
signifikant höher als die von kommerziell erhältlichen Kosmetikpads ist.
Lebensqualität in Bezug auf die Haut sowie die Patientenzufriedenheit mit der Haut war nach Therapie signifikant höher. Waren
die Patientinnen vor Therapie mit dem Erscheinungsbild der Haut
nicht zufrieden (Score Ø 2.1±1.5; evaluiert auf einer Skala von
0–6), so waren sie es doch nach Therapie (Score Ø 5.1±1.2) (p <
.001). Hierbei korrelierte die angegebene Zufriedenheit nicht mit
der profilometrisch gemessenen Faltenreduktion.
Schlussfolgerung: Unsere Ergebnisse zeigen, dass sich bei
hohen Erwartungen der Patientinnen zu Studienbeginn abschließend auch eine hohe Patientenzufriedenheit nach der fraktionierten CO2-Lasertherapie zeigt. Die Lebensqualität bezogen auf die
Haut verbesserte sich signifikant. Somit eignet sich diese Behandlung für Patientinnen mit lichtgealterter Haut, die mit dem Erscheinungsbild der Haut unzufrieden sind und dieses verbessern
möchten.
P011
Fallvorstellung: Narbenbehandlung nach Autounfall mittels
Kombination aus ablativem CO2-Laser und Fraxel-Technik
Kaiser C.A.1, Kotthoff C.1, Overhaus E.1, Schulze H.-J.1
1
Fachklinik Hornheide, Dermatologie, Münster, Germany
Fraktionierte ablative Lasertherapie von lichtgealterter Haut
– was Patientinnen erwarten und was sie erreichen
Eine 34-jährige Patientin wies nach einem Autounfall auffallende Narben der linken Gesichtshälfte auf. Es zeigten sich multiple,
teils deutlich erhabene, teils im und unterhalb des Hautniveaus
liegende hellbraun bis rötliche Narben an der linken Wange.
11 Monate nach dem Unfall behandelten wir mit einem
CO2-Laser, wobei wir die hypertrophen Narbenanteile mittels
CO2-Laser abladierten und im Anschluss daran die Wange in
Fraxel-Technik glätten konnten. Nach fünfmaliger Behandlung in
beschriebener Weise zeigte sich ein fast komplett angeglichenes
Hautniveau.
Die Kombination aus ablativem CO2-Laser und Fraxel-Laser
führte einerseits durch Abtragung der hypertrophen Anteile und
Induktion der Granulation der hypotrophen Anteile zu einer signifikanten Schrumpfung der Narben und Angleichung des Hautniveaus.
Kohl E.1, Koller M.2, Landthaler M.1, Hohenleutner S.1
P012
P010
1
Klinik und Poliklinik für Dermatologie, Universitätsklinikum Regensburg, Regensburg, Germany
2
Zentrum für klinische Studien, Universitätsklinikum Regensburg,
Regensburg, Germany
Fragestellung: Ein wichtiges Therapieziel in der ästhetischen Lasertherapie ist die Patientenzufriedenheit. Ziel der Studie war der
Vergleich der Patientenerwartungen vor fraktionierter CO2-Lasertherapie mit der Patientenzufriedenheit nach dreimaliger Lasertherapie.
Methoden: Die Erwartungen und die Zufriedenheit der 24
Studienpatientinnen evaluierten wir anhand eines Fragebogens.
Wir untersuchten profilometrisch die Faltengröße vor und drei
Monate nach Therapie und korrelierten die Faltenreduktion mit
der Patientenzufriedenheit.
Ergebnisse: Die hohen Patientenerwartungen vor Therapie
(Deckeneffekt) wurden leicht übertroffen. Der durchschnittliche
Wert der 14 Items, die die Patientenzufriedenheit nach Therapie beschreiben, war höher (4.64±0.82; n = 24) als die entsprechenden Erwartungen vor Therapie (4.43±0.88;n = 24). Die
114
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Evaluation einer kosmetischen Maske bestehend aus einem
Puder (27%Vitamin C, 4% Emblica Extrakt) und einer Lösung (40%Glykolsäure, 10%Zitronensäure) in Kombination
mit einem Produkte-Set zur Reduktion fazialer Hyperpigmentierung
Bernhöft K.C.1, Streker M.1, Kerscher M.2
1
Universität Hamburg, Kosmetikwissenschaft, Hamburg, Germany
Universität, Hamburg, Germany
2
Fragestellung: Wie effektiv ist die Anwendung einer kosmetischen
Peelingmaske in Kombination mit einem Produkte Set für zuhause
bei der Reduzierung von Hyperpigmentierung bei Frauen?
Methodik: In dieser Pilotstudie wurden 2×12 Probandinnen,
insgesamt 24, zwischen 25 und 60Jahren in je einem Zeitraum
von 12Wochen untersucht. Die Peelingmaske wurde 6x mit je einem Abstand von 10–14Tagen auf dem gesamten Gesicht nach
einem speziellen Behandlungsablauf angewendet. Während des
gesamten Studienzeitraums wurden die Probandinnen dazu
Poster der 48. DDG-Tagung
angehalten das ausgegebene Produkte Set zuhause anzuwenden.
Zur Evaluation der direkten Hautreaktion wurde eine Probanden
Befragung, als auch eine Experten Einschätzung, zu jeder Visite
eingeholt. Zusätzlich wurde zur Effekt Feststellung die standardisierte Fotographie (Visia, complexing analysis), Mexametrie und
Probanden Befragungen vor Beginn der Studie, an Tag 42 und an
Tag 84 angewendet. Die Verträglichkeit der Behandlung, die Corneometrie, der transepidermale Wasserverlust, als auch der pH
Wert wurden mittels biophysikalischer Messungen festgehalten.
Ergebnis: Die Probanden stellten in den Befragungen eine
Verbesserung der Hauttextur, Ebenmäßigkeit und des gesamt
Erscheinungsbildes der Haut fest. Größtenteils sind die Hyperpigmentierungen nach Anwendung der Peelingmaske und
des Produkte Sets zurückgegangen. Die Hautfarbe, gemessen
an Melanin und Hämoglobin (Erytheme) ist schwächer geworden, verglichen zu den Vorab-Messungen. Die Hautverträglichkeit gemessen an den biophysikalischen Werten ist gegeben
gewesen.
Schlussfolgerung: Die Anwendung der Peelingmaske, wie
auch der Heimpflege-Produkte war verträglich und konnte eine
Verbesserung der Haut erreichen. Dies lässt darauf schließen, dass
ein oberflächliches, kosmetisches Fruchtsäurepeeling, in diesem
Fall in Form einer Peelingmaske, mit einem ergänzendem Produkte Set für zuhause, eine zufriedenstellende und verträgliche
Alternative zu aufhellenden Produkten auf dem Markt darstellt.
P013
Skin boosting mittels Hyaluronsäuremikroinjektionen: Ein
randomisierter, kontrollierter Halbseitenvergleich
Streker M.1, Kerscher M.1
1
Universität Hamburg, Kosmetikwissenschaft, Hamburg, Germany
Hintergrund: Bereits ab dem 30. Lebensalter kommt es durch
Hautalterungsvorgänge zu einem Rückgang der Hautelastizität.
Mittels injizierbarer Hyaluronsäure kann diesem Elastizitätsverlust
entgegen gewirkt und so die Hautqualität optimiert werden. Ziel
der vorliegenden Studie war es die Hautqualität und Patientenzufriedenheit nach mikropunktueller Injektion von Hyaluronsäure in
einem kontrollierten Halbseitenvergleich zu evaluieren.
Methoden: In diesem randomisierten, kontrollierten intraindividuellen Halbseitenvergleich wurden 30 hautgesunde weibliche Probanden im Alter zwischen 45 und 60 Jahren eingeschlossen und dreimalig im Abstand von jeweils 4 Wochen mittels eines
Injektorsystems mit intradermalen Hyaluronsäuremikroinjektionen behandelt. Die jeweilige kontralaterale Seite diente als Vergleichsareal und blieb unbehandelt. Die Evaluierung der Effekte
und der Patientenzufriedenheit erfolgte über 36 Wochen mittels
der Bewertung standardisierter Fotografien, sowie eines Fragebogens durch einen unabhängigen Rater und durch die Probandinnen selbst.
Ergebnisse: In allen behandelten Arealen konnte eine signifikante Verbesserung der Hautqualität hinsichtlich Elastizität und
Festigkeit, Frische, Schimmer, Oberflächenstruktur und Weichheit
dokumentiert werden (p ≤ 0,05). Das ästhetische Ergebnis war an
allen Arealen signifikant verbessert (p ≤ 0,05). Über 80% der Probandinnen gaben an mit der Behandlung zufrieden zu sein.
Zusammenfassung: Eine dreimalige intradermale Behandlung mit Hyaluronsäuremikroinjektionen führt zu einer signifikanten Verbesserung der Hautqualität im Wangenbereich, an
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der Hand sowie am Dekolleté und stellt somit eine sinnvolle
Ergänzung anderer minimal invasiver Verfahren wie Botulinumtoxin A oder auch Fillerbehandlungen zur Volumensubstitution dar.
P014
Wirksamkeit eines neuartigen transdermalen Applikationssystems in der Therapie von gealterter und chronisch lichtgeschädigter Haut
Schlossberger U.1, Jansen T.1
1
Dermatologie am Alter Markt, Köln, Germany
In einer offenen Pilotstudie wurde die Wirksamkeit eines neuartigen transdermalen Applikationssystems (Dermadrop®, Omega
Diagnostics GmbH, Reinbek), bei dem mit Hilfe von hochkonzentriertem Sauerstoff definierte Wirkstoffe wie Hyaluronsäure in die
Dermis eingebracht werden, bei Frauen mit gealterter und chronisch lichtgeschädigter Haut untersucht. Die Applikation erfolgte
nach einem standardisierten Protokoll konsekutiv in 3 Sitzungen
im Abstand von 1 Woche in der Periorbital- und der Oberlippenregion. Die Evaluierung fand vor Therapiebeginn, dann wöchentlich jeweils vor der Applikation sowie 1 Woche nach der
letzten Applikation statt. An festgelegten Meßpunkten kamen
biophysikalische Methoden zur Bestimmung verschiedener Hautfunktionsparameter wie SELS-Verfahren (Visioscan®), Cutometrie
und Corneometrie (Courage u. Khazaka, Köln) zur Anwendung.
Die klinischen Befunde wurden im Verlauf mit Hilfe von digitaler
Photographie dokumentiert und miteinander verglichen. Die objektiven Befunde wurden mit der subjektiven Probandenzufriedenheit, die anhand von standardisierten Fragebögen ermittelt
wurde, korreliert. Die Ergebnisse der Studie geben erste Hinweise
auf die Wirksamkeit des Dermadrop®-Verfahrens in der Therapie
von gealterter und chronisch lichtgeschädigter Haut. Es handelt
sich um ein neuartiges dermatologisch-ästhetisches Therapiesystem, das eine Penetration von unterschiedlichen Wirkstoffen
nicht-invasiv und schmerzfrei in die Dermis ermöglicht. Weitere
Untersuchungen zur Evaluierung der Wirksamkeit des transdermalen Applikationssystems bei verschiedenen Indikationen sind
vorgesehen.
P209
Evaluation von Wirksamkeit und Verträglichkeit eines
kosmetischen Produktes mit 53% Thermalwasser, Hyaluronsäure-Fragmenten, Glycoleol und Pro-Tocopherol zur
Minderung von Hautalterungssymptomen im Gesicht über
12 Wochen
Buntrock H.1, Davids M.1, Streker M.1, Kerscher M.1
1
Universität Hamburg, Department Chemie, Kosmetikwissenschaft,
Hamburg, Germany
Zielsetzung: Ziel der Anwendungsuntersuchung war die Evaluation von Wirksamkeit und Verträglichkeit eines kosmetischen Präparates mit 53% Thermalwasser sowie Hyaluronsäurefragmente,
Glycoleol und Pro-Tocopherol im Gesicht.
Methoden: 20 hautgesunde Patientinnen (50–65 Jahre) behandelten ihre Gesichtshaut über 12 Wochen 2-mal täglich ausschließlich mit dem Prüfprodukt und einer ausgehändigten Reinigungslotion. Zur Evaluierung der Behandlungseffekte erfolgten
115
Poster der 48. DDG-Tagung
am Untersuchungstag 0, 42 und 84 verschiedene Hautoberflächenmessungen: PRIMOS, Cutometrie und Glossymetrie sowie
eine standardisierte Fotodokumentation. Die Patientinnen füllten
eigenhändig einen Evaluationsbogen zum Thema Hautqualität
aus. Ferner wurden zur Ermittlung der Verträglichkeit des Prüfproduktes der pH-Wert, TEWL und die Stratum corneum Hydratation gemessen.
Ergebnisse: Nach 12-wöchiger Applikation des Prüfproduktes nahm die Hautfestigkeit (R0) signifikant zu (p = 0,01),
die durchschnittliche Faltentiefe verringerte sich deutlich von
0,47mm (Tag 0) auf 0,35mm (Tag 84) und die Fotos zeigten zur
Abschlussuntersuchung ein deutlich strafferes Erscheinungsbild
sowie gefestigte Konturen. Die Patientinnen beurteilten eine signifikante Zunahme der Hautfeuchtigkeit um 22% nach 42 Tagen
(p = 0,013) sowie um 19% nach 84 Tagen (p = 0,006). Außerdem empfanden sie nach 84 Tagen eine signifikant verbesserte
Ausstrahlung ihrer Haut (p = 0,010), was evtl auf den leicht gestiegenen Glow zurückzuführen ist. TEWL und pH-Wert blieben
über den gesamten Untersuchungszeitraum im physiologischen
Bereich.
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen den positiven Einfluss einer Formulierung mit 53% Thermalwasser, Hyaluronsäure,
Glycoleol und Pro-Tocopherol auf die Hautqualität. Bei guter Verträglichkeit wurde eine deutliche Faltenreduktion sowie eine signifikante Verbesserung der Hautfestigkeit und -feuchtigkeit über
drei Monate festgestellt. Zudem verbesserte sich die subjektive
Wahrnehmung der Hautqualität durch die Probanden signifikant.
Berufsdermatologie
P015
Aufschlussreiches, Erstaunliches und Kurioses: Aktuelle Fälle
aus der Clearing-Stelle und der AG „Qualitätssicherung im
BK-Verfahren“ der ABD
Skudlik C.1
1
Universität Osnabrück, Dermatologie, Umweltmedizin und Gesundheitstheorie, Osnabrück, Germany
Zur Klärung divergierender Beurteilungen zwischen in das Hautarztverfahren involvierten Hautärzten und den Unfallversicherungsträgern und auch Vermittlung bei Streitfällen im Hinblick
auf z. B. Indikation zur Einleitung des Hautarztverfahrens, Umfang der durchgeführten Diagnostik, therapeutischen Maßnahmen und der Liquidation besteht für Hautärzte die Möglichkeit,
sich an die AG „Qualitätssicherung im BK-Verfahren“ der ABD zu
wenden. Parallel besteht für die Unfallversicherungsträger die
Möglichkeit, ihrerseits beanstandete Hautarztberichte dem Clearing-Verfahren der ABD zuzuführen. Ziel ist jeweils neben der
Herbeiführung einer Schlichtung im konkreten Einzelfall häufig
auftretende Fragestellungen zu identifizieren und hierüber weitere Anpassungen des Hautarztverfahrens an praktische Belange
einer optimalen Versorgung von Patienten mit Berufsdermatosen
umzusetzen.
Anhand aktueller Fallbeispiele aus der Clearing-Stelle und der
„AG Qualitätssicherung im BK-Verfahren“ der ABD werden häufig
im Hautarztverfahren auftretende Fragestellungen einschließlich
der Beurteilungen und Lösungsvorschläge beider Schlichtungsstellen vorgestellt und diskutiert.
116
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
P016
Etablierung einer gesundheitspädagogischen Fußschutzund Fußhygieneberatung im Rahmen der berufsdermatologischen Rehabilitation
Hübner A.1,2, Brans R.2, John S.M.1,2
1
Fachgebiet ‘Dermatologie, Umweltmedizin, Gesundheitstheorie’
Fachbereich Humanwissenschaften, Universität Osnabrück, Osnabrück, Germany
2
Institut für interdisziplinäre dermatologische Prävention und Rehabilitation (iDerm), Osnabrück, Germany
Für Arbeitnehmer, deren Beruf einen besonderen Fußschutz erfordert, wie z.B. das Tragen okklusiven Schuhwerks, sind zur Verhinderung von Hautkrankheiten an den Füßen Maßnahmen der
Verhältnis- und Verhaltensprävention sinnvoll. Seit vielen Jahren
werden daher Patienten mit berufsbedingten Hauterkrankungen
nicht nur hinsichtlich angemessener Schutzmaßnahmen für die
Hände, sondern auch hinsichtlich adäquater Fußschutzmaßnahmen interdisziplinär beraten und geschult. Im Fachgebiet
Dermatologie, Umweltmedizin und Gesundheitstheorie an der
Universität Osnabrück entwickelte Schulungskonzepte vermitteln
umsetzbare Präventionsmaßnahmen, fördern somit das Erkrankungsmanagement und sichern einen langfristigen Behandlungserfolg.
Viele Beschäftigte neigen dazu, das Thema „Fußhygiene“
zu vernachlässigen. Im Rahmen einer berufsbezogenen Fußschutzberatung wird eine gesundheitspädagogisch konzipierte
Schulung und Beratung zur Optimierung des beruflichen und
privaten Fußschutz- und Fußhygieneverhaltens durchgeführt. Bei
der Entwicklung der Patientenschulung wurden neben dem indikationsbezogenen Fachwissen auch einschlägige Kenntnisse der
Gesundheitspsychologie berücksichtigt.
Die Fußschutz- und Fußhygieneberatung ist indikationsbezogen und dient der Optimierung des Selbstmanagements des
Patienten. In einem ersten Schritt werden wichtige Informationen zum aktuellen Stand der Verhältnis- und Verhaltensprävention mithilfe eines gezielten Fragebogens erfragt. Hieraus wird
der individuelle Optimierungsbedarf anhand von spezifischem
Anschauungsmaterial und Modellen sowie die Kompetenz hinsichtlich der Fußschutzversorgung am Arbeitsplatz ermittelt.
Die Ergebnisse fließen in ein zusammen mit dem Patienten
entwickelten umfassenden Konzept der zukünftigen Fußpflege
und Fußgesundheit ein, dass auch praktisch eingeübt wird. Die
Empfehlungen werden in einem Fußschutz- und Fußhygieneplan
zusammengefasst.
P017
Hautveränderungen an den Füßen bei Patienten mit beruflich bedingten Hauterkrankungen
Brans R.1,2, Hübner A.3, John S.M.1,2,3
1
Institut für interdisziplinäre dermatologische Prävention und
Rehabilitation (iDerm) an der Universität Osnabrück, Osnabrück,
Germany
2
Niedersächsisches Institut für Berufsdermatologie (NIB), Osnabrück-Göttingen, Germany
3
Fachgebiet Dermatologie, Umweltmedizin, Gesundheitstheorie,
Universität Osnabrück, Osnabrück, Germany
Poster der 48. DDG-Tagung
Hintergrund: Beruflich bedingte Hauterkrankungen treten
hauptsächlich an den Händen auf. Aber auch die Füße können
am Arbeitsplatz besonderen Belastungen ausgesetzt sein. Hierzu
ist jedoch bislang nur wenig bekannt.
Methode: In einer retrospektiven Kohortenuntersuchung
wurden die Unterlagen von 843 Patienten ausgewertet, die zwischen Januar 2008 und Dezember 2009 an einem modifizierten
stationären Heilverfahren zur tertiären Prävention von Berufsdermatosen (TIP) im Institut für dermatologische Prävention und Rehabilitation (iDerm) an den Standorten Osnabrück und Hamburg
teilgenommen haben.
Ergebnis: Die Mehrzahl der Patienten wies ein Handekzem
auf (n = 723, 85,8%). Etwa ein Drittel (n = 273, 32,4%) hatte
jedoch auch Hautveränderungen an den Füßen. Die höchste Prävalenz zeigte sich bei Patienten aus dem Baugewerbe (n = 25,
43,1%). Die häufigsten Diagnosen im Fußbereich waren: Fußekzem (n = 208, 76.2%), Tinea pedum (n = 31, 11.4%) und Psoriasis
der Füße (n = 29, 10.6%). Hautveränderungen an den Füßen fanden sich signifikant häufiger bei Männern, älteren Patienten und
bei Trägern von Sicherheitsschuhen.
Diskussion: Berufliche Risikofaktoren für Hauterkrankungen
an den Füßen stellen insbesondere Arbeitsschuhe aus okklusivem Material oder mit unzureichender Passform dar. Ein weiteres
Problem können Kontaktallergien gegenüber Inhaltsstoffen von
Schuhen sein. Einige Betroffene sind am Arbeitsplatz durch das
Tragen von offenem Schuhwerk oder von Schuhen aus durchlässigem Material direkt Feuchtigkeit, Kälte oder hautirritierenden
Substanzen ausgesetzt. In diesen Fällen ist die Eintrittspflicht des
Unfallversicherungsträgers zu prüfen, um durch gezielte Therapien, die Auswahl geeigneter Schuhe und gesundheitspädagogische Schulungen den Hautzustand der Füße zu verbessern und
den langfristigen Verbleib am Arbeitsplatz zu gewährleisten.
Dermatohistopathologie
P018
Follikuläre Regressionsphänomene eines lokal fortgeschrittenen Basalzellkarzinoms nach neoadjuvanter Therapie mit
Vismodegib
Mohr M.1, Schumacher N.1, Thorns C.2, Zillikens D.1,
Terheyden P.1
1
Universität zu Lübeck, Klinik für Dermatologie, Allergologie und
Venerologie, Lübeck, Germany
2
Universität zu Lübeck, Institut für Pathologie, Lübeck, Germany
Vismodegib ist als potenter Inhibitor des Hedgehog- Signaltransduktionsweges eine effektive Möglichkeit zur Behandlung des
lokal fortgeschrittenen und metastasierten Basalzellkarzinoms.
Über den neoadjuvanten Einsatz zur prä-operativen Reduktion der
Tumorlast gibt es nur vereinzelte Fallberichte. Wir berichten über
eine 56-jährige Patientin mit einem seit 2 Jahren bestehenden, 3
cm durchmessenden, erythematösen, leicht zystisch konfigurierten Tumor mit Teleangiektasien nasolabial rechts. Der histologische Befund der Probeexzision war gut vereinbar mit Anteilen
eines soliden Basalzellkarzinoms. Hierauf wurde eine Therapie
mit 150 mg Vismodegib täglich mit dem Ziel der präoperativen
Größenreduktion eingeleitet. Aufgrund von Nebenwirkungen
(Haarausfall, Geschmackverlust, Abgeschlagenheit) erfolgte der
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Therapieabbruch auf Wunsch der Patientin. Die operative Sanierung wurde in MKC-Technik durchgeführt. Der histologische Befund nach Vismodegib zeigte zahlreiche follikuläre Gangstrukturen
sowie ein ausgeprägtes Neutrophilen-reiches Entzündungsinfiltrat
innerhalb des Tumors. Zur weiteren immunhistologischen Beurteilung der Tumorzellen vor und nach Therapie mit Vismodegib
kamen die Antikörper Ber-Ep4 sowie Sox9 zum Einsatz. Klinisch
zeigte sich ein mäßiges Ansprechen (Abflachung des Tumors und
Abnahme der Teleangiektasien) auf die neoadjuvante Therapie mittels Vismodegib. Jedoch fand sich histologisch ein Ansprechen mit
deutlicher Reduktion der Tumorzellverbände. Wir vermuten eine
partiell follikuläre Differenzierung des Basalzellkarzinoms als Resultat der Inhibition des Hedgehog- Signalweges mit einer sekundären inflammatorischen Lokalreaktion als möglichen Ausdruck einer
Abräumreaktion. Anhand dieser Patientin zeigen wir relevante histologische Regressionsphänomene eines Basalzellkarzinoms durch
eine einmonatige neoadjuvante Therapie mittels Vismodegib.
P019
Der metastatische Morbus Crohn: Eine diagnostische und
therapeutische Herausforderung (Metastatic crohn's disease:
a diagnostic and therapeutic challenge)
Lang N.1, Hartschuh W.1, Enk A.H.1, Toberer F.1
1
Universitätsklinik Heidelberg, Hautklinik, Heidelberg, Germany
Der metastatische Morbus Crohn (MMC) stellt eine besondere
diagnostische und therapeutische Herausforderung dar. Dies
erklärt sich insbesondere durch seine heterogenen klinischen Erscheinungsformen sowie seine ebenfalls bisweilen vielgestaltige
Histologie.
Es werden zwei Fälle dargestellt und die spezifischen Charakteristiken beschrieben. Außerdem wird eine Literaturübersicht
gezeigt und die aktuellen therapeutischen Optionen diskutiert.
Der Begriff „metastatischer Crohn“ wurde 1965 von Parks et
al. erstmalig für Crohn-spezifische Läsionen, die nicht direkt an
entzündliche Darmläsionen grenzen, verwendet.
Beim MMC handelt es sich um primär sterile, granulomatöse
Hautläsionen, die als solitäre oder disseminierte Knoten, Plaques
und Ulzerationen auftreten können.
Histopathologisch kennzeichnend ist das Vorliegen sogenannter nicht-verkäsender, Epitheloidzellgranulome mit lymphoidem Umgebungsinfiltrat.
Die Behandlung des MMC stellt eine besondere Herausforderung dar, nicht zuletzt da aufgrund geringer Fallzahlen keine
randomisierten, kontrollierten Studien verfügbar sind.
Zusammenfassend ist zu konstatieren, dass Diagnostik und
Behandlung des MMC eines interdisziplinären Ansatzes bedürfen, der insbesondere durch eine enge Zusammenarbeit von Dermatologen und Gastroenterologen getragen sein sollte.
P020
Plasmozytom-induzierte intertriginöse Amyloid-Purpura
Haverkampf S.1, Schroeder J.2, Siegmund H.2, Eder F.2, Jäger T.1,
Haferkamp S.1, Babilas P.1, Landthaler M.1, Karrer S.1, Berneburg
M.1, Schreml S.1
1
Klinik und Poliklinik für Dermatolgie, Universität Regensburg,
Regensburg, Germany
117
Poster der 48. DDG-Tagung
2
Institut für Pathologie, Universität Regensburg, Regensburg,
Germany
Eine 58 jährige Frau stellte sich mit teilweise konfluierender Purpura submammär und inguinal vor. 8 Monate zuvor war die Diagnose eines Immunglobulin-A-Leichtketten Plasmozytoms vom Typ
Lambda gestellt worden. Die Ursache der Erkrankung war bislang
unklar. Eine Antikoagulation bestand nicht. Laborchemisch zeigten sich Quick und partielle Thromboplastinzeit (PTT) im Normbereich. Es fiel eine leichte Thrombozytopenie (110/nl) auf.
Eine submammäre Probebiopsie zeigte subepidermal amorphes eosinophiles Material und eine Extravasation von Erythrozyten. Bei der in-situ-Hybridisierung fielen Lambda-Leichtketten auf,
sodass der Verdacht auf eine systemische Immunglobulin-Leichtketten Amyloidose erhärtet wurde. In der Elektronenmikroskopie
waren Amyloidfibrillen zu sehen, wodurch die Diagnose bestätigt
werden konnte. Die Patientin wurde daraufhin mit Bortezomib/
Dexamethason behandelt und eine autologe Stammzelltherapie
Lenalidomid/Dexamethason vorbereitet. Bevor dies jedoch möglich wurde, verstarb die Patientin jedoch an einem Amyloid-induzierten Herzversagen.
Die Amyloid-Purpura tritt meist oberhalb der Mamillen an
Kopf, Hals und vor allem an den Augenlidern auf. Als Grund für
die Hautveränderungen wird eine Verminderung von Faktor X beschrieben, da dieser an Amyloidfibrillen bindet. Zudem wird eine
erhöhte Fragilität der Gefäßwände durch Amyloidablagerungen
diskutiert. Eine Purpura kann eines der Erstsymptome einer systemischen Amyloidose sein, sodass hieran gedacht werden sollte.
Bei der Verdachtsdiagnose einer Amyloidose ist eine interdisziplinäre Behandlung notwendig, da verschiedene Organe betroffen
sein können. Zusätzlich sollte die Grunderkrankung (z.B. Multiples Myelom, Plasmozytom, Niereninsuffizienz) behandelt werden.
Weiterhin gibt es hereditäre Formen der Amyloidose mit Hautbeteiligung, wie z.B. das Meretoja-Syndrom (Gelsolin-Amyloidose).
Zukünftige Therapiemöglichkeiten mit siRNA- oder Anti-Amyloid-Antikörpern sind Gegenstand der aktuellen Forschung.
P021
Histiozytomartiger Knoten am Unterschenkel einer
33jährigen Frau
Zahn A.1, Guski S.2, Hermes B.1
1
Vivantes Klinikum im Friedrichshain, Klinik für Dermatologie und
Phlebologie, Berlin, Germany
2
Vivantes Fachbereich Pathologie, Berlin, Germany
Wir berichten über eine 33jährige Patientin, die sich mit einem
langsam größenprogredienten, hautfarbenen Knoten am linken
Unterschenkel distal vorstellte. Beschwerden wurden verneint.
Unter der Verdachtsdiagnose eines Histiozytoms erfolgte angesichts der Größenzunahme die Exzision.
Histologisch zeigte sich eine spindelzellige Neoplasie im subkutanen Weichgewebe mit mäßiger Pleomorphie und osteoklastischen Riesenzellen. Es fand sich eine Positivität für CD 68, CD 99
sowie eine schwache Reaktion auf SMA. Die Wachstumsfraktion
lag bei bis zu 10%. S 100, CD 34, MNF-116 sowie CD 10 und Calponin waren negativ. Somit ergab sich die Diagnose eines Riesenzelltumor des Weichteilgewebes mit niedrig-malignem Potential.
Nach vollständiger Exzision nahmen wir eine Nachexzision mit Defektdeckung per Transpositionslappenplastik vor.
118
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Zudem erfolgte eine Nachbestrahlung des Tumorbetts. Ein Körperstamm-CT war unauffällig.
Der Riesenzelltumor des Weichteilgewebes ist ein seltener
Tumor, charakterisiert durch osteoklastenartige Riesenzellen und
mononukleäre Zellen. Er wird als Analogon zum Riesenzelltumor
des Knochens betrachtet. Betroffen sind v. a. die unteren Extremitäten, gefolgt vom Rumpf. Obgleich er als niedrig-maligne gilt,
wurde in seltenen Fällen über Rezidive und maligne Entartung
berichtet. Differentialdiagnostisch kommen Riesenzelltumoren
von Sehnenscheide oder Knochen in Betracht, aber auch riesenzellreiche pleomorphe Sarkome, epithelioide Sarkome und Leiomyosarkome, die jedoch Atypien, Pleomorphie, Mitosen und
Gefäßinvasion zeigen.
Spindelzellige Neoplasien gehören zu den Herausforderungen in der Dermatopathologie. Zu ihnen zählen neben fibrohistiozytären Tumoren auch Neoplasien vaskulärer, muskulärer und
neurogener Genese, gelegentlich handelt es sich aber auch um
Plattenepithelkarzinome oder Melanome. Immunhistochemische
Untersuchungen sind zur Diagnosestellung unverzichtbar.
P022
Podoconiosis – Histopathologie und immunohistochemische
Charakteristika des geochemischen Lymphödems
Wendemagegn E.1, Tirumalae R.1, Böer-Auer A.1
1
Dermatologikum Hamburg, Hamburg, Germany
Hintergrund: Die Podoconiosis ist ein familiär gehäuft auftretendes geochemisch bedingtes Lymphödem. Die Erkrankung mit hoher Inzidenz in Äthiopien kommt auch in Nordindien und Mittelamerika vor, ist jedoch in Europa kaum bekannt. Das Eindringen
von Silikaten aus vulkanischen Böden durch die Haut bei barfuß
laufenden Menschen wird als ursächlich angenommen. Es entwickelt sich ein massives bilaterales Lymphödem der Füße und Unterschenkel. Histopathologie und immunohistochemische Charakteristika der Hautläsionen wurden bisher nicht beschrieben.
Methoden: Hautbiopsien von 10 äthiopischen Patientien
mit voll entwickelter Podoconiosis wurden mittels Haematoxylin/
Eosin-, Periodsäure-Schiff-, Gram-, Elastica-van Gieson-Färbung
sowie immunohistochemisch (CD3, CD20, CD31, CD68, CD 138,
Tryptase, Podoplanin, Kollagen IV) untersucht. Zusätzlich erfolgte
molekularbiologische Diagnostik auf Human Papillomavirus (HPV)-specifische DNA.
Ergebnisse: Alle Präparate zeigten eine verruköse Akanthose
und Papillomatose. Ekkrine Ausführungsgänge waren hyperplastisch und zeigten syringofibroadenomatöse Veränderungen und
Miliaria. Das dermale Kollagen war deutlich vermehrt mit verbreiterten Kollagenfasern bei weitgehendem Verlust der elastischen
Fasern. Es fanden sich mäßig dichte lymphoplasmazelluläre Infiltrate begleitet von interstitiell vermehrten Mastzellen und Makrophagen. Blutgefäße waren vermehrt und dilatiert mit häufig
sklerotisch veränderter Gefäßwand, während Lymphgefäße reduziert und kaum dilatiert erschienen. Die HPV-PCR war in allen
Präparaten negativ.
Schlussfolgerungen: Die voll entwickelte Podoconiosis zeigt
histopathologisch typische Merkmale eines chronischen Lymphödems mit ausgeprägter Sklerose, Verlust elastischer Fasern, verruköser Akanthose (nicht HPV-assoziiert) und reaktiven Veränderungen
ekkriner Strukturen. Die pathogenetische Relevanz der Mastzellinfiltrate und der Blutgefäßveränderungen bleibt zu klären.
Poster der 48. DDG-Tagung
P023
Automatisierung der direkten Immunfluoreszenz in der
dermatologischen Diagnostik: Verbesserung der Sensitivität
und Färbequalität
Lemcke S.1,2, Sokolowski S.3, Rieckhoff N.3, Winter-Keil
A.1,2, Schaller C.3, Rottmann N.3, Stöcker W.4, Zillikens D.1,2,
Schmidt E.1
1
Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Universitätsklinikum, Lübeck, Germany
2
Human Immunophenotyping Laboratory, Lübeck, Germany
3
EUROIMMUN AG, Dassow, Germany
4
EUROIMMUN AG, Lübeck, Germany
Die direkte Immunfluoreszenz (IF) ist wesentlicher Bestandteil in der
Diagnostik entzündlicher Hauterkrankungen, wie blasenbildender
Autoimmundermatosen (AIBD), Lupus erythematodes (LE), und Vaskulitis. Im Rahmen einer Studie zur Optimierung der direkten IF wurde ein neuartiges und automatisiertes Verfahren entwickelt, das die
Qualität und Sensitivität der Fluoreszenzfärbung steigern soll. Die
als EUROTide™ bezeichnete Technologie erlaubt eine automatische
Inkubation der Substrate in einem Reaktionsansatz, in dem durch
Schwenkbewegungen eine kontinuierliche Konvektion erzeugt wird.
Zur Evaluierung dieser neuen Technologie wurden kryokonservierte Biopsien von 24 Patienten (AIBD, n = 16; systemischer LE, n = 5; Vaskulitis, n = 3) parallel mit der EUROTide™
und der manuellen Standardmethode untersucht. Im Gewebe
gebundenes humanes IgG, C3c, IgM, IgA und Fibrinogen wurde über FITC-markierte Detektionsantikörper visualisiert. Der
Einsatz von Verdünnungsreihen (1:100–1:6.400) der jeweiligen
Detektionsantikörper zeigte, dass eine sichtbare Fluoreszenz mit
der EUROTide™ Technologie bis zu einem signifikant höheren
Verdünnungsgrad erzielt werden konnte als mit der Standardmethode (1:3.200 vs. 1:800, p = 0,001). Ein Vergleich der mit den
zwei Methoden erreichten Fluoreszenzintensitäten, quantifiziert
mit dem Bildverarbeitungsprogramm ImageJ bei jeweils gleicher
Verdünnungsstufe, ergab entsprechend deutlich stärkere Signale
im automatisierten Verfahren. Die Qualität der Färbungen wurde
zudem über ein Scoring von 1,0–4,0 bewertet, basierend u.a. auf
den Faktoren Hintergrund und Homogenität der Fluoreszenzsignale. Im Vergleich der Methoden stellte sich heraus, dass die
EUROTide™ -Färbungen von signifikant besserer Qualität waren
(1,37 ± 0.05) als die der Standardtechnik (1,80 ± 0.08, p = 0,0001).
Somit vermag die EUROTide™-Technologie sowohl die Qualität als auch die Sensitivität der Fluoreszenzfärbung in der direkten IF-Analyse zu verbessern.
P024
Die interstitielle granulomatöse Dermatitis – eine dermatologische Entität?
Lamos C.1, Wolter M.2, Geißler E.-M.1, Löser C.3, Dippel E.3
1
Klinikum Ludwigshafen, Dermatologie, Ludwigshafen, Germany
Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Dermohistopatholgie, Frankfurt, Germany
3
Klinikum Ludwigshafen, Ludwigshafen, Germany
2
Die interstitielle granulomatöse Dermatitis ist eine seltene entzündliche Erkrankung. Pathogenetisch finden sich zirkulierende
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Immunkomplexe und in manchen Fällen eine Assoziation mit
anderen Erkrankungen, die mit zirkulierenden Immunkomplexen
einhergehen. Am häufigsten findet sich eine Assoziation mit einer
Rheumafaktor-negativen Polyarthritis.
Bei unserer 64-jährigen Patientin bestand seit sechs Monaten ein ca. 20×20 cm großes, induriertes Erythem gluteal rechts.
Im Verlauf kam es zu weiteren Hautveränderungen am Stamm,
den Oberschenkeln sowie der rechten Axilla. Zusätzlich bestand
ein intermittierender Juckreiz. Histologisch waren eine minimale
oberflächliche und tiefe perivaskuläre chronische entzündliche
Rundzellinfiltration und kleine Aggregate aus Lymphozyten im Bereich der Junktionszone nachweisbar. Die immunhistochemische
Untersuchung zeigte CD3-reaktive T-Lymphozyten im perivaskulären lymphozytären Infiltrat. Serologisch waren die untersuchten immunologischen Marker (Rheumafaktor, Cyclische Citrullin
Peptid Antikörper, Antinukleäre Antikörper, SSA/Ro52-Antikörper,
SSB/La-Antikörper und ANCA-IFT) negativ. In Zusammenschau
des klinischen Bildes und Bewertung des histologischen Befundes
wurde die Diagnose einer interstitiellen granulomatösen Dermatitis gestellt. Es erfolgte eine topische Therapie mittels Betamethasonvalerat 0,1% sowie eine UVB-Therapie, worunter es zu einer
langsamen Besserung des Hautbefundes kam.
Bei der interstitiellen granulomatösen Dermatitis handelt es
sich um eine seltene Erkrankung mit typischem klinischen und
histologischen Erscheinungsbild. Die Erkrankungsdauer kann Monate bis Jahre betragen.
Dermatoimmunologie
P025
Die Rolle des entzündungsassoziierten Gefahrensignals
HMGB1 in der Immunpathogenese der Psoriasis vulgaris
Körber A.1, Joosten I.2, Strohbücker L.1, Koenen H.2,
Bergmann C.3
1
Universitätsklinik Essen, Hautklinik, Essen, Germany
Universitätsklinik Nimwegen, Immunologie, Nimwegen,
Netherlands
3
Universitätsklinik Essen, HNO, Essen, Germany
2
Psoriasis vulgaris ist eine chronisch entzündliche Autoimmunerkrankung, welche neben der Haut, auch das kardiovaskuläre und metabolische System betrifft. Die systemische Dimension der Psoriasis
vulgaris wird durch eine Reihe verschiedener proinflammatorischer
Zytokinen der Th1-, Th17- und Th22-Reihe induziert und unterhalten.
Wir vermuten, dass neben diesen etablierten inflammatorischen Zytokinen auch das DAMP „High Mobility Group Box 1
(HMGB1)“ eine bislang nicht beschriebene Rolle in der Pathogenese der Psoriasis vulgaris spielen kann. Aus diesem Grund
wurden Blut- und Gewebeproben von Psoriasis Patienten verschiedener Schweregrade und gesunden Kontrollen genommen.
Die Blutproben wurden mittels Ficoll in periphere mononukleäre Zellen, zur FACS-Analyse und für Stimulations-Essays, und
in Serum, zur Quantifizierung der Zytokine HMGB1, TGFβ und
IL-23 durch Elisa, aufgetrennt. Zusätzlich etablierten wir mehrere Multicolor-FACS-Färbungen zur Identifizierung der Rolle von
HMGB1 und seinen Rezeptoren RAGE, TLR2, und TLR4 auf den
peripheren mononukleären Zellen, insbesondere den Th-17- und
regulatorischen T-Zellen
119
Poster der 48. DDG-Tagung
Unsere Ergebnisse zeigen eine erhöhte Serumkonzentration
von HMGB1 bei -Patienten mit einer Psoriasis vulgaris im Vergleich zu der gesunden Kontrollgruppe. Außerdem zeigt sich ein
signifikanter Anstieg von HMGB1 mit Schweregradzunahme der
Psoriasis. Eine gleichzeitige Therapie der Psoriasis vulgaris mit einem nbDMARD oder Biologikum senkt signifikant die Serumkonzentration von HMGB1.
Unsere preliminären Daten zeigen eine bislang nicht beschriebene, schweregradabhängige Rolle von HMGB1 in Psoriasis
vulgaris sowohl im Serum als auch in der psoriatischen Hautläsion
P026
Neurologische Erkrankungen und das bullöse Pemphigoid
Segert M.H.1, Gambichler T.1
1
Katholisches Klinikum Bochum, Klinikum der Ruhr-UniversitätBochum, Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie,
Bochum, Germany
Fragestellung: Das bullöse Pemphigoid (BP) ist die häufigste blasenbildende Autoimmundermatitis des Menschen. Das BP ist in
der Regel mit Autoantikörpern (BP 180, BP 230) gegen die hemidesmosomalen Autoantigene BPAG1 und BPAG2 assoziiert. Im
Vorfeld konnte in Studien gezeigt werden, dass Patienten mit BP
ein höheres Auftreten neurologischer Erkrankungen (ND) aufweisen.
Unser Ziel war es die klinischen Daten von BP-Patienten mit
bzw. ohne ND sowie das BP-Autoantikörperbindungsverhalten in
verschiedenen neuronalen Gewebeproben von Säugetieren zu
analysieren.
Methodik: Es wurde die Datenbank unserer Abteilung bzgl.
der klinischen Daten von Patienten mit der definitiven Diagnose
eines BP untersucht. Weiterhin wurden neuronale Gewebeproben
von Säugetieren mit dem Serum von BP-Patienten mit erhöhten
BP 180-Autoantikörpern inkubiert.
Ergebnis: 85 (161/52.8%) Patienten litten unter mindestens
einer ND (BP+ND). BP 180 (p = 0.018), eosinophile Granulozyten
(p = 0.043) und Patienten mit Unterbringung in einer Pflegeeinrichtung (p = < 0.0001) stellten signifikant unabhängige Prädiktoren für das Auftreten von ND bei BP dar. In der Subgruppe der
selbstständig lebenden Patienten mit BP waren 25 (93/26.9%) an
ND erkrankt. In dieser Population korrelierte das Auftreten von
ND ebenfalls signifikant mit BP 180 (r = 0.26; P = 0.0003) und
den eosinophilen Granulozyten (r = 0.19; P = 0.0087). In unserem
Tiermodell konnte kein BP-180-spezifisches Immunfloreszenzmuster detektiert werden.
Schlussfolgerung: Unsere Ergebnisse unterstützen die
Daten älterer Studien, die deutlich erhöhte Zahlen von ND bei
BP-Patienten nachwiesen. Wir konnten zeigen, dass erhöhte BP180-Titer und erhöhte Titer eosinophiler Granulozyten unabhängige Prädiktoren für das Auftreten von ND in BP-Patienten sind.
Unsere experimentellen Daten sprechen gegen eine pathogenetische Bedeutung der spezifischen BP-180-Antikörperbindung in
neuronalen Gewebe bzgl. der Entstehung einer ND.
P027
FOXP3+ and CD39+ regulatory T cells in subtypes of
cutaneous lupus erythematosus
120
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Rooms I.1, Pätzholz J.1, Lahner N.1, Kreuter A.2, Gambichler T.1
1
Ruhr-Universität Bochum, Department of Dermatology, Bochum,
Germany
2
HELIOS St. Elisabeth Hospital, Department of Dermatology, Venereology, and Allergology, Oberhausen, Germany
Background: Lupus erythematosus (LE) is an autoimmune disease in which regulatory T cells play a pathogenetic role.
Objectives: We aimed to assess and compare the quantities
of lesional Tregs in subtypes of cutaneous LE (CLE) including chronic discoid LE (CDLE), LE tumidus (LET), and subacute CLE (SCLE).
Methods: Thirty-nine patients with CLE were enrolled in
the study. Immunohistochemistry was performed for CD4, CD8,
FOXP3 and CD39.
Results: We studied 9 CDLE patients, 21 LET patients, and
9 patients with SCLE. SCLE lesions [37 (0 – 134)] showed a significantly (P = 0.024) decreased percentage of CD4+ cells when
compared to CDLE [125 (0 – 146)] and LET [124 (0 – 240)] lesions.
Moreover, the CD4/CD8 ratio in SCLE lesions [0.7 (0.5 – 1.8)] was
significantly (P = 0.027) decreased when compared to CDLE [1.9
(1.5 – 2.8)] and LET [1.6 (0.8 – 2.9)] lesions. FOXP3 immunopositivity was significantly (P 0.017) decreased in LET [0 (0 – 6)] and
SCLE [1 (0 – 2)] lesions when compared to CDLE [6 (0 – 38)]. Moreover, in LET [2 (0 – 6)] and SCLE [2 (0 – 2)], we observed a significantly (P = 0.0049) diminished CD39-immunoreactivity when
compared to CDLE [4 (2 – 12)]. CD4+ cell count is a significant (P
= 0.0133) negative predictor for the diagnosis of SCLE (Odds ratio
0.978, 95% CI 0.960 to 0.99).
Conclusions: Our data indicate that there are differences in quantities of lesional T helper cells, CD4/CD8 ratio and
Tregs among subtypes of CLE. Interestingly, a higher decrease
of Tregs likely refl ecting higher loss of immune-tolerance is observed in the more photosensitive subtypes of CLE such as SCLE
and LET.
P028
Omalizumab reduziert die Symptome und verbessert die
gesundheitsbezogene Lebensqualität bei Patienten mit
chronischer spontaner Urtikaria: Eine post-hoc-Analyse der
Daten aus drei randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Phase-III-Studien
Maurer M.1, Casale T.2, Saini S.S.3, Bernstein J.A.4, Kaplan A.5,
Rosén K.6, Li J.7, Georgiou P.8, Balp M.M.9, Canvin J.8
1
Charité Universitätsmedizin Berlin / Klinik für Dermatologie,
Venerologie und Allergologie, Dermatologische Allergologie, Berlin,
Germany
2
University of South Florida, Morsani College of Medicine, Division
of Allergy and Immunology, Tampa, United States
3
Johns Hopkins Asthma and Allergy Center, Baltimore, United
States
4
University of Cincinnati, Cincinnati, United States
5
Medical University of South Carolina, Charleston, United States
6
Genentech Inc., San Francisco, United States
7
Novartis Pharmaceuticals Inc, East Hanover, United States
8
Novartis Pharmaceuticals UK Ltd, Horsham, United Kingdom
9
Novartis Pharma AG, Basel, Switzerland
Einführung: Die chronische spontane (CSU) – definiert als spontanes Auftreten von juckenden Quaddeln und/oder Angioödemen
Poster der 48. DDG-Tagung
für länger als 6 Wochen – wirkt sich negativ auf die Lebensqualität von Patienten aus. Omalizumab (OMA), ein monoklonaler
Anti-IgE-Antikörper, wurde als Zusatztherapie bei CSU-Patienten
untersucht, die nicht auf H1-Antihistaminika (H1AH) ansprechen.
Hier stellen wir Daten zu den Symptomen und zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität aus drei Phase-III-Studien vor (ASTERIA I/
II, GLACIAL).
Methoden: ASTERIA I/II: Patienten die trotz H1AH-Therapie
in zugelassener Dosis symptomatisch waren, erhielten randomisiert 75/150/300 mg OMA oder Placebo. GLACIAL: Therapierefraktäre Patienten (H1AH – bis zu 4-fache Dosis – plus H2 AH und/
oder LTR-Antagonisten) erhielten 300 mg OMA oder Placebo. Als
Endpunkte wurden die prozentualen Veränderungen von Baseline
zu Woche 12 ausgewertet. Die Symptommessung erfolgte mithilfe des Urtikaria-Aktivitätsscores UAS7. Die gesundheitsbezogene
Lebensqualität wurde mit Hilfe der Fragebögen DLQI (Dermatology Life Quality Index) und CU-Q2oL (Chronic Urticaria Quality-of-Life Questionnaire) bestimmt.
Ergebnisse: Mit OMA 300/150 mg wurde in Woche 12 in allen Studien eine signifikante Verringerung des UAS7 im Vergleich
zu Placebo erzielt (p < 0,0001 bzw. p < 0,005), mit OMA 75 mg
nur in ASTERIA I (p < 0,01). Signifikant verbessert waren auch
die gesundheitsbezogene Lebensqualität für folgende OMA-Dosierungen: (1) DLQI: 300 mg = p < 0,0001 (ASTERIA II, GLACIAL)
und p = 0,0037 (ASTERIA I); 150 mg: p = 0,0065 (ASTERIA II). (2)
CU-Q2oL: 300 mg = p < 0,0001 (ASTERIA II, GLACIAL) und p =
0,0024 (ASTERIA I); 150 mg p = 0,0064 (ASTERIA II). Die Häufigkeit unerwünschter Ereignisse war in allen Behandlungsgruppen
vergleichbar.
Schlussfolgerung: In allen drei Phase-III-Studien führte
Omalizumab bei Patienten mit refraktärer CSU zu einer signifikanten Verbesserung der Symptomatik und der gesundheitsbezogenen Lebensqualität.
P029
Sicherheit von Omalizumab (OMA) bei Patienten mit
chronischer spontaner Urtikaria (CSU): Gepoolte Analyse
von drei randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Phase-III-Studien (ASTERIA I, ASTERIA II und GLACIAL)
Maurer M.1, Saini S.S.2, Kaplan A.3, Casale T.4, Rosén K.5, Veith
J.5, Aydin S.6, Canvin J.7
1
Charité Universitätsmedizin Berlin / Klinik für Dermatologie,
Venerologie und Allergologie, Dermatologische Allergologie, Berlin,
Germany
2
Johns Hopkins Asthma and Allergy Center, Baltimore, United
States
3
Medical University of South Carolina, Charleston, United
States
4
University of South Florida, Morsani College of Medicine, Division
of Allergy and Immunology, Tampa, United States
5
Genentech Inc., San Francisco, United States
6
Novartis Pharma AG, Basel, Switzerland
7
Novartis Pharmaceuticals UK Ltd, Horsham, United Kingdom
Einführung: Omalizumab (OMA) ist ein humanisierten monoklonaler Anti-IgE-Antikörper. In der Behandlung von allergischem
Asthma ist das Sicherheitsprofil von OMA gut beschrieben. OMA
ist seit März 2014 auch für die Therapie der chronischen spontanen Urtikaria (CSU) mit unzureichendem Ansprechen auf H1-An-
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
tihistaminika (H1AH) zugelassen. Wir stellen hier die gepoolten
Sicherheitsdaten aus 3 Phase-III-Studien zur CSU vor.
Methoden: 975 CSU-Patienten wurden in 3 Phase-III-Studien untersucht. ASTERIA I/II: Patienten, die trotz H1AH-Therapie in
zugelassener Dosis symptomatisch waren, erhielten randomisiert
75/150/300 mg OMA oder Placebo. GLACIAL: Therapierefraktäre
Patienten (H1AH – bis zu 4-facher Dosis – plus H2 AH und/oder
LTR-Antagonisten) erhielten 300 mg OMA oder Placebo. Die Beurteilung der Sicherheit und Verträglichkeit von OMA erfolgte
anhand der Daten aus Woche 12 und 24.
Ergebnisse: Die Gesamtinzidenz unerwünschter Ereignisse
(UE) war unter 75/150/300 mg OMA studienübergreifend vergleichbar mit Placebo: 68,5/74,9/77,7% vs. 68,6%. Die meisten
OMA-bedingten UE waren in allen Behandlungsgruppen leicht
oder mittelschwer. Die Inzidenz spezifischer UE (z. B. Reaktionen
a. d. Injektionsstelle od. arterielle thrombotische Ereignisse) war
niedrig und bei OMA und Placebo gleich. UE, die als OMA-bedingt
berichtet wurden, traten unter Placebo gleich häufig auf. Die Inzidenz schwerwiegender UE (SUE) war bei OMA (75/150/300 mg)
und Placebo vergleichbar (2,1/3,4/6,1% vs. 5,0%). OMA-bedingte
SUE oder Therapieabbrüche, anaphylaktische Reaktionen, Malignität oder Todesfälle wurden nicht beobachtet.
Schlussfolgerungen: Das aus der Asthma-Therapie bekannte Sicherheitsprofil von OMA wurde für die Behandlung der CSU
bestätigt. Die Sicherheitsdaten waren in allen OMA- und Placebogruppen und über 12 und 24 Behandlungswochen vergleichbar.
Die bislang vorliegenden Sicherheitsdaten bestätigen Omalizumab
als gut verträgliche Behandlungsoption für Patienten mit CSU.
P030
ASSURE-CSU: Vorläufige Ergebnisse aus Deutschland; eine
Analyse der Diagnose und Behandlung von Patienten mit
Antihistaminika-refraktärer Chronischer spontaner Urtikaria
(CSU)
Weller K.1, Balp M.M.2, Hollis K.3, Mc Bride D.4, Weslund R.3,
Tian H.5, Chapman-Rothe N.6, Jugl S.6, Maurer M.1
1
Charité Universitätsmedizin Berlin / Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Dermatologische Allergologie, Berlin,
Germany
2
Novartis Pharma AG, Basel, Switzerland
3
RTI Health Solutions, Raleigh, United States
4
RTI Health Solutions, Manchester, United Kingdom
5
Novartis Pharmaceuticals Inc, East Hanover, United States
6
Novartis Pharma GmbH, Nürnberg, Germany
Hintergrund: Die Chronische spontane Urtikaria (CSU) ist definiert als spontanes Auftreten juckender Quaddeln u./od. Angioödeme (AÖ), für >6 Wochen. Sie hat erhebliche Auswirkungen auf
die gesundheitsbezogene Lebensqualität der Patienten. Es gibt
jedoch bislang kaum Behandlungsdaten zu H1-Antihistaminika
(H1AH)-refraktären CSU-Patienten.
Ziele: Die ASSURE-CSU, eine multinationale Beobachtungsstudie hat das Ziel, die menschliche u. wirtschaftliche Krankheitslast bei H1AH-refraktären CSU-Patienten zu identifizieren und zu
quantifizieren.
Methoden: Ausgewertet wurden erwachsene H1AH-refraktäre
CSU-Patienten (Krankheitsdauer ≥12 Monate). Die Datenerhebung
erfolgte mittels retrospektiver Analyse der Krankenakten (Zeitraum
12 Mon. vor Aufnahme i. d. Studie) und Patientenbefragung.
121
Poster der 48. DDG-Tagung
Ergebnisse: Die Patienten (N = 100) waren im Mittel 45,6 J.
alt und hatten eine mittlere Krankheitsdauer von 5,6 Jahren. Bei
82% war die Diagnose als CSU erfasst (mittel-/schwer 33% bzw.
28%, k.A. 36%), im Rest nicht klar definiert. Der Schweregrad
der CSU wurde anhand von Schubanzahl/-dauer/-intensität,
UAS7, Lebensqualität, Medikationsbedarf und Präsenz von AÖ
bestimmt. Bei 70% wurden diagnostische Tests zum Ausschluss
von Triggerfaktoren durchgeführt, ein ASST bei 15% [positiv
bei 6/15 (40%)]. 61% der Patienten erhielten H1AH (i. Mittel
für 199,6 ±127 Tage). Bei 78,7% der Patienten traten bereits AÖ
auf: bei 67,3% in den letzten 12 Mon., bei 55,1% in den letzten
4 Wo. und bei 26,5% bei Studienbeginn. Betroffen waren v.a.
Augen, Lippen/Mund und Hände. Eine Episode dauerte >48 Std.
(12,1%), 25–48Std. (13,6%) und ≤24 Std. (72,7%). Die Patienten
bewerteten den AÖ-Schweregrad (Skala 0–10) im Mittel mit 7,5
(Schwellung), 7,5 (Juckreiz) und 5,6 (Schmerzen). Krankheitsbezogener Leistungsverlust wurde bei 92.6% berichtet.
Schlussfolgerungen: H1AH-refraktäre CSU-Patienten sind
zu fast 2/3 von AÖ betroffen, zeigen eine erhebliche Krankheitslast und einen krankheitsbezogenen Leistungsverlust.
Ergebnisse: Zu Studienbeginn wiesen 1249 bzw. 1151 Patienten einen PASI von ≤20 bzw. >20 auf. Die Behandlung mit
Secukinumab führte im Vergleich zu Etanercept und Placebo
unabhängig von der Kategorie des PASI-Ausgangswertes bei allen Patienten zu einem besseren Ansprechen in Woche 12. Die
Woche 52-Daten der ERASURE- und FIXTURE-Studie zeigten die
langfristige Nachhaltigkeit des Ansprechens. Die höhere Secukinumab Dosis zeigte ein besseres Ansprechen, wobei besonders bei den PASI90-Ansprechraten ein großer Unterschied bestand. Secukinumab und Etanercept wurden ohne unerwartete
Sicherheitsrisiken gut vertragen.
P031
Kontautiene S.1, Valiukeviciene S.1
Secukinumab ist unabhängig von der anfänglichen Krankheitsschwere bei Patienten mit mittelschwerer bis schwerer
Plaque-Typ Psoriasis wirksam: gepoolte Analyse von vier
Phase-3-Studien
Gerdes S.1, Spelman L.2,3, Blauvelt A.4, Loffler J.5, Fox T.5,
Papavassilis C.5
1
University Medical Center Schleswig-Holstein, Psoriasis-Center at
the Department of Dermatology, Kiel, Germany
2
Veracity Clinical Research, Woolloongabba, Australia
3
Probity Medical Research, Waterloo, Canada
4
Oregon Medical Research Center, Portland, United States
5
Novartis Pharma AG, Basel, Switzerland
Einführung: Secukinumab, ein humaner monoklonaler anti-IL-17A-Antikörper, zeigte in Phase-3-Studien bei mittelschwerer bis schwerer Plaque-Typ Psoriasis sowohl eine schnelle und
nachhaltige Wirkung, als auch ein gutes Sicherheitsprofil. Die hier
vorgestellte Analyse untersucht die möglichen Auswirkungen der
anfänglichen Krankheitsschwere auf den klinischen Nutzen von
Secukinumab.
Material und Methoden: Für die gepoolte Analyse wurden Daten von 2400 Patienten mit mittelschwerer bis schwerer
Plaque-Typ Psoriasis aus vier randomisierten doppelblinden placebokontrollierten 52-wöchigen Phase-3-Studien einbezogen.
Secukinumab (300 mg/150 mg) wurde über 4 Wochen 1x wöchentlich und ab Woche 4 alle 4 Wochen subkutan (s.c.) verabreicht. In einer der eingeschlossenen Studien (FIXTURE) wurde zusätzlich Etanercept als Vergleichspräparat eingesetzt. Etanercept
(50 mg s.c.) wurde bis Woche 12 2x wöchentlich, danach 1x
wöchentlich verabreicht. Die Placebophase war in allen Studien
auf die ersten 12 Wochen beschränkt. Das Therapieansprechen
wurde in Woche 12 und Woche 52 anhand einer PASI75/90 Verbesserung oder anhand des Erreichens einer ärztlichen Gesamteinschätzung (IGA mod 2011) von erscheinungsfrei oder fast
erscheinungsfrei beurteilt. Zur statistischen Auswertung erfolgte
eine Non-Responder-Imputation für Subgruppen anhand des PASI-Ausgangswertes (PASI ≤ 20 oder > 20).
122
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Epidemiologie
P032
Melanocytic nevi in Lithuanian schoolchildren: the role of
phenotype, body mass index, parental and sun exposure
factors
1
Lithuanian University of Health Sciences, Department of Skin and
Venereal Diseases, Kaunas, Lithuania
Background: Melanocytic nevi (MN) are well known risk markers and precursors of cutaneous melanoma (CM). Recent studies revealed a strong positive correlation between body mass
index (BMI) and the incidence of CM. However, there was no
investigated the relationship between BMI and the prevalence
of MN.
Objectives: To estimate the prevalence of MN among
schoolchildren and its relationship with phenotype, body mass
index (BMI), parental and sun exposure factors.
Methods: A cross-sectional study was conducted on N =
1277 schoolchildren aged 7–19 years in Kaunas city, Lithuania.
Subjects were interviewed using self-administered questionnaire
and were assessed by a dermatologist. MN of all sizes and ≥2mm
in diameter were counted, phenotypic features and skin phototype were defined. BMI and body surface area (BSA) were calculated. Whole-body nevus counts were expressed both as totals and
as counts per unit of BSA – MN density (MND). Biological parents
completed questionnaires about nevus counts, family history of
skin cancer and CM.
Results: The number of all sizes and ≥ 2mm MN increased
sequentially with age respectively from median values of 44 (IQR
28, 60) and 5 (IQR 2, 8) at the age of 7–9 years to 85 (IQR 55,
128) and 16 (IQR 8, 30) at the age of 16–19 years. Higher MND
was found in children with light skin color (p < 0.001), I-II skin
phototype (p < 0.001), extensive facial freckling (p < 0.005), and
multiple nevi on father‘s and mother‘s arms (p < 0.05). Acquired
suntan at the end of summer was associated with a higher all
sizes MND (p < 0.05), correspondingly, outdoor activities at the
midday – with a higher ≥ 2mm MND (p = 0.047). Overweight
and obese children had a higher all sizes MND (p = 0.033, p =
0.044).
Conclusions: The prevalence of nevi among schoolchildren
is age-dependent and strongly determined by skin color, skin
phototype, facial freckling, and BMI. Parental nevus numbers,
acquired suntan and outdoor activities at the midday must be
considered.
Poster der 48. DDG-Tagung
P033
Etablierung einer Online-Übersicht zu Dermatologischen
Registern in Deutschland – ein neues Instrument zur Stärkung
der Registerforschung
Werner R.N.1, Erdmann R.1, Rosumeck S.1, Nast A.1
1
Charité – Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Dermatologie,
Berlin, Germany
Klinische Register haben die Aufgabe, die klinisch-epidemiologische Forschung sowie die Versorgungs- und Ursachenforschung
bei verschiedenen Erkrankungen zu verbessern. In Deutschland
gibt es eine Vielzahl von dermatologischen Registern, die unter
anderem Daten über Krankheitshäufigkeiten, Krankheitsverläufe
sowie Medikamentenwirksamkeit und Sicherheit, auch im Langzeitverlauf, erfassen. Mangelnde Bekanntheit und mühsames
Auffinden der jeweiligen Informationen stellen jedoch eine wesentliche Barriere zur Meldung von Patientendaten an Register
dar. Aus diesem Grund wurde von der Division of Evidence Based
Medicine der Dermatologischen Klinik an der Charité, unterstützt durch die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG),
im Juli 2014 die Schaffung einer Online-Übersicht über die in
Deutschland verfügbaren dermatologischen Register initiiert.
Hierzu wurden mittels einer systematischen Recherche, einer
Online-Recherche mit Hilfe der gängigen Suchmaschinen sowie einer ärztlicher Befragung vorhandene Register identifiziert
und alle relevanten Informationen zu den einzelnen Registern
ermittelt. Das neue Internetportal „Dermatologische Register“
auf den Internetseiten der DDG (verfügbar unter http://www.
derma.de/de/fuer-aerzte/dermatologische-register/) bietet eine
Zusammenfassung der in Deutschland verfügbaren dermatologischen Register und stellt grundlegende Informationen über die
jeweiligen Register zur Verfügung. Dieses Projekt soll Barrieren
zur Meldung an Register abbauen, indem es eine übersichtliche
Darstellung und Zusammenführung aller vorhandenen dermatologischen Register in Deutschland anstrebt. Interventionen zur
Verbesserung der Bekanntheit der Register können somit unter
einem Dach gebündelt werden. Betreuer bisher nicht erfasster
Register sind zur Kontaktaufnahme eingeladen. Eine kontinuierliche Pflege und Wartung wird die Aktualität der Informationen
sicherstellen.
P034
Patientenzufriedenheit in der Routineversorgung der Psoriasis – Entwicklung und Validierung des PsoSat-Fragebogens
zur klinischen Entscheidungsfindung
Radtke M.A.1, Spehr C.1, Reich K.2, Rustenbach S.J.1, Feuerhahn
J.1, Augustin M.1
1
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen – IVDP, Hamburg, Germany
2
Dermatologikum Hamburg, Hamburg, Germany
Hintergrund: Die Evidenz für den potenziellen Nutzen von Patientenpräferenzen in der Behandlung der Psoriasis nimmt zu. Ziel
der vorliegenden Studie war es, einen Fragebogen zur Behandlungszufriedenheit zu entwickeln und diesen für die klinische Entscheidungsfindung zu validieren.
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Methoden:
Mehrstufige
versorgungswissenschaftliche
Methodenentwicklung und Validierung innerhalb einer Querschnittstudie. Zielparameter waren sämtliche potentiell zufriedenheitsrelevante Parameter sowie konvergente Maße von Patienten-Outcomes wie Lebensqualität. Der generierte Item-Pool
wurde von einem multidisziplinären Expertenpanel zu einem Set
von 8 Items kondensiert. Diese wurden mit Faktorenanalysen und
Reliabilitätstests validiert.
Ergebnisse: Der Fragebogen beinhaltete 8 Items, die in Abhängigkeit der Übereinstimmung patientenseitig zu bewerten
waren (5-stufige Lickert-Skala). 213 Zentren setzen den Fragebogen bei 2.084 Patienten ein (mittlere Erkrankungsdauer 19J.). Ein
Großteil der Patienten (82,8%) war mit der derzeitigen Therapie
zufrieden. 19,1% gaben an, dass Therapieerwartungen nur zum
Teil erfüllt wurden. 39,2% wünschten sich eine bessere Therapie
und 65,7% gaben an, dass die derzeitige Therapie seit längerem
auf der Stelle steht. 108 Patienten (5,8%) machten die Nebenwirkungen zu schaffen, 22,6% der Patienten empfanden die Therapie als große Belastung. 32,1% gaben an, dass die Therapie schon
zu lange ohne Erfolg durchgeführt wurde und 18,9% Patienten
waren in der Behandlung auf Hilfe angewiesen. Der PsoSat-Score
erreichte bei hoher interner Konsistenz eine deutliche Korrelation mit direkt erfragter Therapiezufriedenheit (Cronbachs Alpha
= 0,86; r = 0,66).
Schlussfolgerung: Der PsoSat-Fragebogen ist ein reliables
und valides Instrument zur Messung der therapiebezogenen Zufriedenheit und Belastung. Das vorliegende Konzept zur Früherkennung von Patienten, bei denen ein Therapiewechsel indiziert
sein könnte, entspricht auch dem Konzept der Behandlungs- und
Therapieziele.
P035
Epidemiologie und Versorgungsbedarf der Psoriasis –
Erkenntnisse aus 10 Jahren Versorgungsforschung
Radtke M.A.1, Langebruch A.1, Jacobi A.1, Augustin M.1
1
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen – IVDP, Hamburg, Germany
Hintergrund: Die Strukturen, Prozesse und Qualität der Psoriasis-Versorgung waren in den letzten 10 Jahren Gegenstand intensiver Versorgungsforschung. Insgesamt wurden im CVderm, dem
gemeinsamen Zentrum für Versorgungsforschung von DDG und
BVDD, über 30 Projekte zu diesen Themen durchgeführt. Diese
Forschungsaktivitäten haben Eingang in eine differenzierte und
zielorientierte Versorgungsplanung gefunden.
Methoden: Systematische Übersicht aus 30 nationalen versorgungswissenschaftlichen Studien der letzten 10 Jahre am CVderm.
Ergebnisse: Das Studienprogramm umfasst Fragen zur
Häufigkeit, Krankheitslast, Kosten, Versorgungsqualität, Leitlinienimplementierung, Verhalten der Inanspruchnahme und
Nutzen von Versorgungselementen bei Psoriasis. Die epidemiologischen Daten weisen mit unterschiedlichen Datenquellen homogene Ergebnisse auf: Jahresprävalenz: 2,5%, Punktprävalenz:
2,1%, Prävalenz bei Kindern: 0,5–0,7%, Durchschnittsalter: 45 J.,
mittleres Erstauftreten: 20. Lebensjahr, mittlere Krankheitsdauer: 40–50 Jahre, Verhältnis m:w 55:45, Nagelbeteiligung: 40%,
Psoriasis-Arthritis: 17,4–20,9%, Kopfhautbeteiligung: 50% und
123
Poster der 48. DDG-Tagung
ein mindestens zweifach erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Komorbidität aus dem metabolischen und kardiovaskulären
Formenkreis. Bei Erstkontakt stellen sich 60 bis 70% der Patienten
bei einem Dermatologen vor, 30% bei einem Hausarzt. An der
Versorgung von Kindern haben nach Hautärzte, Hausärzte und
Kinderärzte jeweils 30% Anteil. Die aus der S3-Leitlinie abgeleiteten Qualitätsindikatoren weisen auf einen stetig steigenden Anteil
der Versorgungsqualität in Deutschland hin.
Schlussfolgerung: Die intensive Versorgungsforschung
der Dermatologen, die strukturierten Ansätze der Therapie, die
Einführung einer evidenzbasierten S3-Leitlinie, die nationalen
Versorgungsziele und die Einführung regionaler Psoriasisnetze
wurden die Grundlagen einer zukunftsorientierten Neuaufstellung der Versorgung dieser bedeutenden Erkrankung durch die
Dermatologen gestellt.
P036
Epidemiologie, klinische Manifestation und Prädiktoren der
Psoriasis-Arthritis: Ergebnisse der nationalen Studie „PsoHealth III“
Radtke M.A.1, Langebruch A.1, Jacobi A.1, Behrens F.2, Augustin M.1
1
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen – IVDP, Hamburg, Germany
2
Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Centrum für
innovative Diagnostik und Therapie, Frankfurt am Main, Germany
Hintergrund: Das klinische Bild der PsA umfasst eine heterogene
Gruppe entzündlicher Veränderungen von Gelenken, Knochen
und gelenknahen Sehnen- und Bandstrukturen. Das Wissen um
Prädiktoren für das Bestehen einer PsA sind insbesondere in der
dermatologischen Routineversorgung für einen frühen diagnostischen und therapeutischen Zugang notwendig. Zielsetzung der
Studie war die Untersuchung der Prävalenz und der klinischen
Merkmale der Psoriasis-Arthritis in einer deutschlandweiten Studie sowie die Identifikation von Prädiktoren für eine PsA.
Methoden: Nicht-interventionelle Querschnittsstudie in 7
Kliniken und 76 Praxen in Deutschland. Patienten mit Gelenkbeschwerden wurden in Analogie zu den GRAPPA-Empfehlungen
anamnestiziert und dermatologisch untersucht. Für eine Prädiktorenanalyse erfolgte innerhalb eines Regressionsmodells die Datenanlyse aus 3 Studien, die in den Jahren 2005, 2007 und 2008
durchgeführt wurden.
Ergebnisse: Von n = 1.265 Psoriasispatienten (mittleres Alter 52 Jahre; 43,4% weiblich), hatten 17,4% eine PsA (bei 14,2%
bereits zuvor diagnostiziert und bei 3,2% neu diagnostiziert).
Häufigste Symptome waren Gelenkschmerzen (81,0%) gefolgt von Morgensteifigkeit (70,5%) und Gelenkschwellungen
(68,4%). Das Mittelgelenk des Zeigefingers war am häufigsten
von Gelenkschwellungen (17,8% re.Hand; 15,3% li.Hand) und
Gelenkschmerzen (35,6% re.Hand; 34,2% li.Hand) betroffen.
Im Regressionsmodell an n = 4.146 Patienten war Nagelpsoriasis der stärkste Prädiktor für das Vorliegen einer PsA (OR 2,93;
95%CI:2,51–3,52; p < 0.001) gefolgt von stationären Krankenhausaufenthalten (OR1,63; 95%CI:1,38–1,93; p < 0.001). Demgegenüber war der Kopfhautbefall kein Prädiktor.
Schlussfolgerung: Epidemiologische Daten zur Prävalenz
der PsA in der dermatologischen Routineversorgung konnten
bestätigt werden. Die Nagelbeteiligung erwies sich als stärkster
124
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Prädiktor für das Vorliegen einer PsA. Die Rolle des Dermatologen
als Weichensteller in der Versorgung der PsA muss weiter gestärkt
werden.
P037
Prävalenz und Komorbidität der Atopischen Dermatitis im
Vergleich zur Psoriasis – Analyse bundesweiter Krankenkassendaten
Radtke M.A.1, Schäfer I.1, Jacobi A.1, Glaeske G.2, Kämpfe S.1,
Augustin M.1
1
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen – IVDP, Hamburg, Germany
2
Universität Bremen, Zentrum für Sozialpolitik, Bremen, Germany
Hintergrund: Psoriasis (PsO) und atopische Dermatitis (AD) folgen zwei unterschiedlichen immunologischen Entitäten, obgleich
sie Parallelen in der Krankheitsschwere, des Krankheitserlebens
und der Chronizität aufweisen. Ziel dieser Studie war die Ermittlung der Prävalenz und der Vergleich in den Häufigkeiten von Begleiterkrankungen zwischen AD und PsO.
Methoden: Datenauswertung von n = 1.349.671 Krankenversicherten ≥18 Jahre. Patienten mit PsO und AD wurden auf
Basis der ICD-10-Codes identifiziert und auf zuvor definierte Begleiterkrankungen hin analysiert.
Ergebnisse: Von n = 1.349.671 Krankenversicherten ≥18
Jahre hatten n = 37.456 PsO, entsprechend einer Prävalenz von
2,78% (2,94% Männer; 2,59% Frauen) und n = 48.140 Patienten AD, entsprechend einer Prävalenz von 3,67% (≥ 18 Jahre). Im
Vergleich zu Patienten mit AD und der gesunden Kontrollgruppe hatten Patienten mit PsO signifikant höhere Raten an Begleiterkrankungen, hierunter arterieller Hypertonus (OR:1,93;95%CI:1,89–1,97),
Hyperlipidämie
(OR:1,76;95%CI;1,72–1,80),
Adipositas (OR:1,74;95%CI:1,69–1,79) und Diabetes mellitus
(OR:1,88; 95%CI:1,82–1,93). Die Unterschiede wurden für alle
Altersklassen beobachtet. Patienten mit AD zeigten höhere Raten für Rhinitis allergica (OR:3,76;95%CI:3,68–3,84), Asthma
bronchiale (OR:3,12;95%CI: 3,04–3,19), Impetigo (OR:5,03;95%CI:4,60–5,51), Vitiligo (OR:2,60;95%CI:2,25–3,00) and ADHS
(OR:1.97; 95%CI:1,73–2,34). Erkrankungen aus dem Formenkreis
des metabolischen Syndroms waren signifikant seltener.
Schlussfolgerung: Unterschiede in der Pathogenese der
AD und PsO resultieren in signifikanten Unterschieden in den
Komorbiditätsprofilen. Die vorliegenden Daten widerlegen die
Annahme, dass die Assoziation von Psoriasis mit bestimmten Komorbiditätsprofilen aus einer Überbewertung oder eines höheren
Krankheitsschweregrades bei mittelschwerer bis schwerer Psoriasis resultiert und für Psoriasis nicht allgemeingültig ist.
P038
AWARE: Dokumentierte Krankheitslast und Behandlungsmuster bei 1750 CU-Patienten aus Deutschland
Maurer M.1, Staubach P.2, Raap U.3, Richter-Huhn G.4, Chaouche
K.5, Zeitler S.5, Chapman-Rothe N.6
1
Universitätsmedizin Berlin – Charite, Berlin, Germany
Universitätsmedizin Johannes Gutenberg-Universität KöR, Hautklinik und Poliklinik, Mainz, Germany
2
Poster der 48. DDG-Tagung
3
Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Germany
Praxis für Hautkrankheiten, Dresden, Germany
5
Novartis Pharma AG, Basel, Switzerland
6
Novartis Pharma GmbH, Nürnberg, Germany
4
Rationale: Die chronische Urtikaria (CU) ist eine heterogene
Gruppe von Krankheiten mit einem typischen Hautreaktionsmuster; juckenden Quaddeln und/oder Angioödem. Häufig wirkt sich
die CU sehr negativ auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität
der Patienten aus. Eine ausführliche Charakterisierung der tatsächlichen Krankheitslast steht allerdings noch aus. Das Spektrum
der Therapien für CU-Patienten ist breit, es liegen jedoch nur wenige Patientendaten über deren tatsächlichen Behandlungserfolg
vor. Hier analysierten wir die Ausgangsdaten von 1750 CU-Patienten die innerhalb der globalen nicht-interventionellen AWARE
Studie erfasst sind, um folgenden Fragen nachzugehen: Welche
Krankheitsbelastung erfahren Patienten mit chronischer Urtikaria im Alltag? Welche Therapien werden in der täglichen Praxis
tatsächlich angewendet, und welche Auswirkungen ergeben sich
auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität und die Arbeitsproduktivität des einzelnen Patienten?
Methoden und Ergebnisse: Die ersten 1750 CU-Patienten
wurden in drei Gruppen aufgeteilt: Patienten mit chronischer
spontaner Urtikaria, Patienten mit chronischer induzierbarer Urtikaria und Patienten mit beiden Formen. Deren Baseline-Scores in
Bezug auf die von den Patienten selbst angegebenen Ergebnisdaten in der AWARE (einschließlich DLQI, CU-Q2oL, WPAI, UCT und
AE-QoL) wurden jeweils zwischen den Gruppen (wo möglich)
verglichen und innerhalb jeder Gruppe und insgesamt hinsichtlich der Auswirkungen von Geschlecht, Alter und Krankheitsdauer
der Patienten ausgewertet. Außerdem wurden die medikamentösen Vorbehandlungen und aktuell angewendeten Medikamente
erfasst. Für Letztere werden Gruppenvergleiche und Korrelationsanalysen von Zusammenhängen zwischen Behandlungen und
Krankheitslast vorgestellt.
Schlussfolgerung: Die AWARE Daten ermöglichen eine umfassende Analyse der Anwendung verfügbarer Behandlungen
und deren Auswirkungen auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität von CU-Patienten in Deutschland.
P039
Prävalenz und Inzidenz des floriden Ulcus cruris in Deutschland (2009–2012)
1,2
1
3
2
3
Heyer K.A. , Protz K. , Herberger K. , Glaeske G. , Augustin M.
1
IVDP-Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und
bei Pflegeberufen, Universitätsklinikum Hamburg- Eppendorf,
CVderm, Hamburg, Germany
2
Zentrum für Sozialpolitik, Universität Bremen, Bremen, Germany
3
IVDP-Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und
bei Pflegeberufen, Universitätsklinikum Hamburg- Eppendorf,
Cedef, Hamburg, Germany
Hintergrund: Patienten mit einem Ulcus cruris leiden unter hoher
Krankheitslast und erfordern einen hohen pflegerischen und medizinischen Aufwand. Betrachtet man die Prävalenz oder Inzidenz
(Neuerkrankungsrate) des Ulcus cruris in Deutschland, finden sich
nur wenige Arbeiten, mit heterogenen Ergebnissen.
Methodik: Sekundärdatenanalyse der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) (BARMER-GEK mit ca. 8 Mio.) von 2009 bis
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
2012. Eine floride Wunde wurde identifiziert mit mindestens einer
ambulanten oder stationären Ulcus cruris Diagnose und zugleich
einer wundrelevanten Verordnung, ermittelt über produktspezifische Pharmazentralnummern. Die Ergebnisse wurden zudem
alters- und geschlechtsstandardisiert.
Ergebnisse: Die Prävalenz des floriden Ulcus cruris im Jahr
2012 betrug 0,26%. Hochgerechnet auf die deutsche Bevölkerung litten im Jahr 2012 somit 210.000 Personen unter einem
floriden Ulcus cruris. Über die Beobachtungsjahre 2009 bis 2012
zeigte sich eine annähernd lineare jährliche Erhöhung der Prävalenz um 0,04%. Die Inzidenzrate lag bei 0,25%, somit bei 249
Neuerkrankungen pro 100.000 Versicherte innerhalb von vier
Jahren. Hochgerechnet auf die deutsche Bevölkerung 2012 ergäbe dies mehr als 200.000 Neuerkrankungen an Ulcus cruris
innerhalb von vier Jahren oder ca. 50.000 neu erkrankte Personen pro Jahr. Über die einzelnen Jahre zeigte sich ein leichter
Anstieg der Inzidenzrate von 0,06% im Jahr 2009 auf 0,09% im
Jahr 2012.
Schlussfolgerungen: Sekundärdaten der GKV ermöglichen
es, Aussagen auf Bevölkerungsebene zu tätigen. Im Vergleich zu
den bisherigen publizierten Daten, meist aus regionalen Erhebungen wie der Bonner Venenstudie, bei der die Prävalenz [SI1] des
floriden Ulcus cruris 0,1% (80.000 Personen im Jahr 2003) betrug,
liegt die vorgefundenen Prävalenz bei 0,26% (210.000 Personen)
im Jahr 2012. Somit liegt die geschätzte Erkrankungshäufigkeit
des UCV deutlich höher, als bislang angenommen.
P040
Methoden zur Bewertung einer regionalen dermatologischen Versorgung am Beispiel Hamburgs
Augustin J.1, Erasmi S.2, Reusch M.3, Augustin M.4
1
Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei
Pflegeberufen (IVDP), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf,
CVderm, Hamburg, Germany
2
Geographisches Institut, Kartographie, GIS und Fernerkundung,
Göttingen, Germany
3
Institut für strategische Analysen in der Dermatologie, Hamburg,
Germany
4
Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei
Pflegeberufen (IVDP), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf,
Hamburg, Germany
Fragestellung: Regionale Ungleichheiten in der fachärztlichen
Gesundheitsversorgung zeigen sich nicht nur im ländlichen
Raum, sondern auch in Städten. Häufig wird die regionale Versorgungssituation jedoch nur mittels des Versorgungsgrads beschrieben. Um die „reale“ Versorgungssituation aufzeigen zu
können, sind weitere Methoden notwendig. Mit Netzwerkanalysen kann beispielsweise die Erreichbarkeit des nächstgelegenen
Arztes berechnet und in der Bewertung der regionalen Versorgungssituation berücksichtigt werden. In der vorliegenden Studie
wird diese Methode am Beispiel der regionalen dermatologischen
Versorgungsituation in Hamburg angewendet.
Methodik: Auf Basis der 96 Hamburger Stadtteile und der
101 Dermatologen wurde zunächst der Versorgungsgrad ermittelt. Anschließend wurde eine Netzwerkanalyse zur Erreichbarkeit
des nächstgelegenen Dermatologen durchgeführt. Die Analyse
basiert auf dem Hamburger Straßen- und Schienennetz (U-/SBahn).
125
Poster der 48. DDG-Tagung
Ergebnis: Die Ergebnisse zeigen stadtteilspezifische Unterschiede in Versorgung und Erreichbarkeit von Dermatologen in
Hamburg. Auf Grundlage des Versorgungsgrads lassen sich drei
„unterversorgte“ und 28 „überversorgte“ Stadtteile ausmachen.
Die Netzwerkanalyse zur Bemessung der Erreichbarkeit hat gezeigt, dass 94,5% der Einwohner Hamburgs den nächsten Dermatologen innerhalb von 10 Minuten (PKW) erreichen. Entsprechend dem Stadtteil und Verkehrsmittel kann der Zeitaufwand
jedoch auf über 30 Minuten ansteigen.
Schlussfolgerung: Die Anwendung des Versorgungsgrades
hat Unterschiede in der dermatologischen Versorgung Hamburgs
aufgezeigt. Die Ergebnisse der Erreichbarkeitsanalyse haben jedoch verdeutlicht, dass es trotz dieser Unterschiede nur wenige
Defizite in der Erreichbarkeit des nächsten Dermatologen gibt.
Erreichbarkeitsanalysen können damit als wertvolle und ergänzende Methode dienen, um das regionale Versorgungsgeschehen
zu bewerten.
P041
Qualität der Psoriasis-Versorgung in Deutschland: Aktuelle
Ergebnisse der Studie PsoHealth3
Langenbruch A.1, Radtke M.1, Jacobi A.1, Purwins S.1, Augustin M.1
1
CVderm, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg,
Germany
Hintergrund: In zwei bundesweiten Studien zur Psoriasis fanden
sich 2005 und 2007 Hinweise auf Versorgungsdefizite, die Anlass zur Verabschiedung der „Nationalen Versorgungsziele 2010
– 2015“ waren.
Zielsetzung: (1) Erfassung der Versorgungssituation von Patienten mit Psoriasis in Deutschland. (2) Vergleich mit den Psoriasis-Studien „PsoHealth1“ (2005) und „PsoHealth2“ (2007). (3)
Überprüfung der Versorgungsziele.
Methodik: Bundesweite, nicht-interventionelle Querschnittstudie. Zentrale Endpunkte waren der Schweregrad der Psoriasis
(PASI und Anteil an Patienten mit schwerer Psoriasis (PASI>20)),
Lebensqualität (DLQI und Anteil an Patienten mit schweren Einbußen an Lebensqualität (DLQI>10)), vorausgegangene Systemtherapie und stationäre Therapien in den letzten 5 Jahren.
Ergebnisse: Zwischen Januar 2013 und März 2014 wurden n =
1265 Patienten aus n = 83 dermatologischen Zentren eingeschlossen (mittleres Alter 52 Jahre; 43,4% Frauen). 9,2% der Patienten
litten an schwerster Psoriasis (PASI>20), 2007 waren es 11,6% und
2005 17,8%. Der mittlere PASI lag bei 8,1 (2007: 10,1; 2005: 11,4);
der mittlere DLQI betrug 5,9 (2007: 7,5; 2005: 8,6). 21,3% der Patienten wiesen starke Einschränkungen in ihrer Lebensqualität auf
(DLQI>10) (2007: 28,2%; 2005: 34,0%). 59,5% aller Patienten gaben an, mindestens einmal innerhalb der vorausgegangenen fünf
Jahre eine Systemtherapie erhalten zu haben (2007: 47,3%; 2005:
32,9%). 20,1% der Patienten wurden innerhalb der letzten fünf
Jahre stationär behandelt (2007: 20,1%; 2005: 26,9%).
Schlussfolgerungen: Unter Anwendung derselben Versorgungsindikatoren deuten die vorliegenden Daten, im Vergleich
zu den Vorstudien PsoHealth1 (2005) und PsoHealth2 (2007), auf
eine verbesserte dermatologische Versorgung der Psoriasis hin.
Die Entwicklung und Etablierung einer S3-Leitlinie und der „Nationalen Versorgungsziele Psoriasis 2010 – 2015“ könnten zu der
verbesserten Versorgungssituation von Patienten mit Psoriasis in
Deutschland beigetragen haben.
126
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P042
PsoBest: 2392 Tage Routineversorgung der Psoriasis für Sie
und Ihn – eine Genderanalyse
Augustin M.1, Spehr C.1, Rustenbach S.J.1, Wessolowski N.1,
Radtke M.A.1
1
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, IVDP, Hamburg,
Germany
Hintergrund: PsoBest beobachtet Patienten mit mittelschwerer
bis schwerer Psoriasis bei Ersteinstellung auf ein Biologikum oder
konv. Systemtherapeutikum für 10 Jahre unter Routinebedingungen. Ziel der vorliegenden Studie war die Charakterisierung der
Patienten unter Gender-Gesichtspunkten.
Methodik: Deskriptive und konfirmatorische Analyse der Baseline-Daten im Geschlechtervergleich aller bis zum 30.06.2014
erfassten 3.322 Patienten.
Ergebnisse: Die 40,5% Frauen waren im Vergleich zu den
Männern im Mittel etwas älter (48,1 vs. 46,8 Jahre) und länger
erkrankt (19,0 vs. 16,9 Jahre, p ≤ 0,001). Sie litten an einer stärkeren Beeinträchtigung der Lebensqualität (DLQI 12,0 vs. 10,4,
p ≤ 0,001) und häufiger an einer Gelenkbeteiligung (21,9% vs.
17,0%, p ≤ 0,001). Mehr als jede dritte Frau empfand ihre Behandlung als Belastung (39,3% vs. 28,2%, p ≤ 0,001), jede fünfte
benötigte dafür mehr als 30 Min. am Tag (20,8% vs. 17,2%, p ≤
0,01). Männer hatten hingegen einen höheren mittleren Schweregrad der Psoriasis (PASI 15,1 vs. 13,4, p ≤ 0,001) und häufiger
Nagelbeteiligung (60,0% vs. 40,9%, p ≤ 0,001). Dementsprechend erhielten Männer häufiger Biologika (35,1% vs. 31,2%).
Keine Unterschiede zeigten sich hinsichtlich BMI (28,3) und Arbeitsunfähigkeit aufgrund der Psoriasis (8,9 Tage/Jahr). Obwohl
beide Geschlechter regelmäßig Haut- und Hausärzte aufsuchten
(88,9% bzw. 43,6% mit mind. einem Besuch pro Jahr), gaben
40,8% an, mit der Behandlung vor Einschluss in PsoBest nicht
zufrieden gewesen zu sein. Nach bereits drei Monaten in PsoBest
sank dieser Anteil auf 13,9%. Die Zufriedenheit unterschied sich
zwischen Männern und Frauen nicht (83,8% vs. 81,2% zufriedene Patienten nach 3 Monaten).
Schlussfolgerungen: Männer und Frauen weisen bzgl. klinischer Psoriasis-Merkmale und der Versorgung zahlreiche Unterschiede auf. Diese gilt es zur Optimierung der Versorgung zu
erkennen, die ansonsten überwiegend positiv bewertet wird.
P043
Regionale Unterschiede von Qualitätsindikatoren und Versorgungsindex in der Versorgung der atopischen Dermatitis
Hintzen S.1, Langenbruch A.2, Beikert F.2, Radkte M.A.2,
Hartmann R.1, Augustin M.2
1
Bundeswehrkrankenhaus Berlin, Dermatologie, Berlin, Germany
IVDP Universitätsklinikum Eppendorf, Versorgungsforschung
Dermatologie, Hamburg, Germany
2
Einleitung: Die Studie Atopic Health 2010 erfasst die Versorgungssituation und -qualität der Patienten mit atopischer Dermatitis (AD) in Deutschland (D). Auf diese wurde ein Versorgungsindex (VI), errechnet aus 8/12 Qualitätsindikatoren (QI),
angewandt. Sie wurden von AD-Experten entwickelt und für 16
KV Bezirke regional ausgewertet.
Poster der 48. DDG-Tagung
Material/Methoden: In der nicht interventionellen Querschnittstudie gehörten zu den 8 QI: RAST Test, Hautpflege,
topische Immunmodulatoren und/oder Glukokortikosteroide, Triggerfaktoren Meiden, Hausstaubmilbensanierung bei
Allergie, Rauchverzicht in der Wohnung, Facharztberatung,
AD-Schulung.
Der VI berechnet sich aus der Summe der Ja ( = durchgeführt)-Antworten geteilt durch 7 oder 8 QI (mit Hausstauballergie
oder ohne), multipliziert mit 100. So ergibt sich, wie viel Prozent
der maximal möglichen Kriterien ein Patient erreicht hat. Die
prozentualen Ergebnisse der Gruppe mit 7 oder 8 QI wurden zu
einer Gruppe, dem Versorgungsindex, zusammengefasst. Er kann
einen Wert von: 0 = kein Kriterium bis 100 = alle Kriterien erfüllt
annehmen.
Ergebnisse: Von 1658 Fragebögen aus bundesweit 176 Zentren (Hautarztpraxen, Kliniken) wurden 1548 Datensätze regional
ausgewertet. Die höchste Teilnehmerzahl hatte Berlin n = 187, die
kleinste Rheinland-Pfalz (RP) n = 8. Bremen nahm nicht teil.
Der QI Hautpflege hatte mit 94,7% die weiteste Verbreitung
(Max. RP und Schleswig-Holstein 100%; Min. Sachsen-Anhalt
(ST) 90%). Am seltensten wurde mit 15,5% an AD-Schulungen
teilgenommen (Max. Hessen 23,1%; Min. Saarland 2,9%).
Der VI betrug im Mittel 63 (0 bis 100): Höchstmittelwert
(MW) Hamburg 67,8; niedrigster MW ST 50,1.
Schlussfolgerungen: Die neuen QI und der VI weisen regionale Unterschiede in der Versorgung der AD in D auf. Diese liefern
Anhaltspunkte zur Verbesserung der AD-Versorgung in den einzelnen Regionen. So könnte z.B. die Nutzung der AD-Schulungen
gesteigert werden.
Die Ergebnisse dienen als Grundlage zur Erstellung einer
neuen S3-Leitlinie.
P044
Die Versorgung der Psoriasis – ein europäischer Ländervergleich
Augustin J.1, Wagner T.1, Reusch M.2, Augustin M.3
1
Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei
Pflegeberufen (IVDP), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf,
CVderm, Hamburg, Germany
2
Institut für strategische Analysen in der Dermatologie, Hamburg,
Germany
3
Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei
Pflegeberufen (IVDP), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf,
Hamburg, Germany
Fragestellung: Die Struktur der Behandlungsabläufe chronischer
Krankheiten unterscheidet in den europäischen Ländern. Versorgungsbeschränkungen sind Charakteristikum vieler Gesundheitssysteme. Psoriasis als häufige entzündliche Hauterkrankung ist
mit einer Prävalenz von 2–4% in jedem europäischen Land bedeutend. Ihre Versorgungsqualität kann Informationen zur Leistungsfähigkeit der dermatologischen Versorgung ermöglichen.
Methodik: Anhand eines standardisierten Fragebogens
wurde eine Expertenbefragung von Vertretern der European Academy of Dermatology and Venereology (EADV) durchgeführt. 42
Vertreter aus 33 Ländern gaben unter anderem Auskunft über die
Psoriasisversorgung in ihrem Land.
Ergebnis: Psoriasis wurde von allen Experten als häufiger
dermatologischer Behandlungsanlass benannt. Der Anteil von
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Psoriasis-Patienten, die durch Dermatologen behandelt werden,
variiert dabei zwischen den Ländern stark (0,1% Irland, 100% Ungarn) und lag im Durchschnitt bei 70%.
Eine initiale Therapie mit topischen Steroiden ist europaweiter Standard. Ein anderes Bild zeigt sich bei der pharmakologischen Stufentherapie mit Systemtherapeutika. Ihr Verschreibungsanteil liegt in den skandinavischen Ländern (alle 100%) im
Vergleich zu anderen Ländern Europas (z.B. 20% Italien) auffallend höher. Bei den Biologika finden sich noch deutlichere Unterschiede (70% Großbritannien, 2% Griechenland). Zudem wurde
eine starke Korrelation mit den Gesundheitsausgaben deutlich.
Formale Verordnungskriterien und Budgetierung spielen dabei
eine untergeordnete Rolle.
Schlussfolgerung: Die Befragung konnte Unterschiede in
Versorgungsstruktur und der Therapie der Psoriasis zeigen. Dies
ist multifaktoriell bedingt durch historische, finanzielle sowie
strukturelle Komponenten. In vielen Ländern existieren Leitlinien
zur Diagnostik und Therapie. Etablierung und Durchsetzungsgrad differieren jedoch stark.
P045
Prävalenz der Adipositas bei Patienten mit Psoriasis:
Ergebnisse der nationalen Versorgungsstudie PsoHealth3
Jacobi A.1, Langenbruch A.1, Radtke M.A.1, Purwins S.1, Augustin M.1
1
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen (IVDP), Hamburg, Germany
Hintergrund: Psoriasis ist häufig mit Komorbiditäten wie Adipositas assoziiert. Bei der 2013 durchgeführten Versorgungsstudie
PsoHealth3 wurde die Adipositas bei Psoriasispatienten untersucht.
Methoden: Diese nationale Querschnittsstudie wurde in 83
dermatologischen Praxen und Kliniken durchgeführt. Adipositas
wurde anhand des Body-Mass-Index (BMI) beurteilt, nach klinischen Merkmalen und dem Schweregrad der Psoriasis (PASI)
evaluiert und in verschiedene Kategorien klassifiziert: BMI 26–30
Übergewicht; BMI 31–40 Adipositas; BMI > 40 starke Adipositas
per magna.
Ergebnisse: Es wurden n = 1265 Patienten in die Studie
aufgenommen (Durchschnittsalter 52 Jahre; 43,4% der Patienten weiblich). 9,2% litten an schwerer Psoriasis (PASI > 20), der
durchschnittliche PASI betrug 8,1, der DLQI belief sich auf 5,9.
1222 Patienten hatten ein Körpergewicht von 84,2 ± 18,6 kg;
Frauen 75,1 ± 16,7 kg; Männer 90,8 ± 17,0 kg, und der BMI in kg/
m2 betrug bei 1219 Patienten 28,0 ± 5,4; bei Frauen 27,4 ± 5,9;
bei Männern 28,4 ± 4,9. Des Weiteren wurden die Psoriasispatienten in Abhängigkeit von ihrem BMI-Index in verschiedene
Gruppen eingeteilt: BMI 26–30 (40,4%); BMI 31–40 (28,0%) und
BMI > 40 (3,1%). Adipositas trat bei Patienten mit milder und
schwerer Psoriasis in gleichem Maße auf: 29,5% (PASI < 10) und
34,3% (PASI > 10); p = 0,109 im Jahr 2013; im Vergleich zu einer
signifikanten Differenz zwischen jeweils 18,2% und 23,2%; p =
0,008 im Jahr 2007. Die Adipositas wurde auch anhand des PASI
und der entsprechenden Behandlung bewertet: 27,2% (PASI <
10 und keine Systemtherapie) und 32,6% (PASI > 10 und PASI <
10 mit Systemtherapie); p = 0,075 im Jahr 2013; im Vergleich zu
einer signifikanten Differenz zwischen jeweils 16,6% und 22,5%;
p = 0,009 im Jahr 2007.
127
Poster der 48. DDG-Tagung
Schlussfolgerung: Psoriasispatienten weisen eine hohe Prävalenz für Adipositas auf, nicht nur bei Patienten mit einer schweren Psoriasis, sondern auch bei leichten Formen, bei Behandlungsentscheidungen sollte dies berücksichtigt werden.
P046
Regionale Faktoren bei der Versorgung der Psoriasis im
Kindesalter in Deutschland
Jacobi A.1, Kis A.1, Radtke M.A.1, Augustin J.1, Gläske G.2,
Schäfer I.1, Augustin M.1
1
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen (IVDP), Hamburg, Germany
2
Universität Bremen, Zentrum für Sozialpolitik, Bremen, Germany
Hintergrund: Bei der juvenilen Psoriasis handelt es sich um eine
häufige Krankheit. In Deutschland gibt es noch keine ausreichende Evidenz für mögliche regionale Unterschiede bei der Versorgung von Psoriasis-Patienten im Kindesalter.
Methoden: Die Versorgungsdaten von Versicherten mit juveniler Psoriasis wurden mithilfe des ICD-10-Codes L40 aus der
Datenbank einer deutschen staatlichen Krankenkasse extrahiert.
Die Daten wurden nach den Ärztekammer-Regionen klassifiziert.
Die Datenextraktion umfasste alle Datensätze von Patienten, die
im Jahr 2009 versichert und jünger als 18 Jahre waren.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 1,64 Millionen Personen erfasst, die 2009 versichert waren, davon 293.181 Kinder. Bei 1313
Kindern (0,45% (0,42–0,47)) war Psoriasis diagnostiziert worden.
Die Prävalenz für juvenile Psoriasis wies regionale Unterschiede
auf. Die höchste Prävalenz wurde mit 0,63% (0,42–0,90) in Sachsen-Anhalt beobachtet, die niedrigste mit 0,35% (0,26–0,46) in
Schleswig-Holstein. In Bremen wurden geringere geschlechtsspezifische regionale Unterschiede mit einer höheren Prävalenzrate bei Mädchen festgestellt. Insgesamt wurden die meisten
Verordnungen von Dermatologen ausgestellt. Die Häufigkeit von
Verordnungen für systemische Kortikosteroide war jedoch höher
bei Kindern, die von Kinderärzten und Allgemeinärzten behandelt wurden. Die Vitamin-D3-Analoga wurden dagegen häufiger
von Dermatologen verschrieben.
Schlussfolgerung: Die Versorgung für Kinder mit Psoriasis
ist bundesweit verbesserungswürdig und die Consensus-Richtlinien werden noch nicht in ausreichendem Maß berücksichtigt.
Deshalb sind weitere Analysen dieser regionalen Unterschiede
von Bedeutung, um eine konsistente medizinische Versorgung
der Patienten mit juveniler Psoriasis in Deutschland sicherstellen
zu können.
P047
Trichophyton Spezies von Arthroderma benhamiae – eine
epidemiologische Untersuchung zur Prävalenz des neuen
zoophilen Dermatophyten im mitteldeutschen Raum
Uhrlaß S.1, Krüger C.1, Nenoff P.1
1
Labor für medizinische Mikrobiologie, Mölbis, Germany
Trichophyton (T.) Spezies von Arthroderma (A .) benhamiae ist die
anamorphe Spezies des teleomorphen Dermatophyten A. benhamiae. Dieser neuerdings in Deutschland isolierte zoophile Erreger
128
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
wurde zuerst in Südostasien beschrieben. Infektionsquelle sind
kleine Nagetiere, meist Meerschweinchen. Die morphologische
Differenzierung ist möglich, manche untypischen Stämme können jedoch nur mittels molekularbiologischen Methoden – Polymerasekettenreaktion (PCR) oder Sequenzierung identifiziert
werden.Über einen Zeitraum von drei Jahren, 3/2010 bis 3/2013,
wurden Hautproben vom Kopf, Gesicht, Oberkörper und Extremitäten kulturell und mittels PCR auf T. Spezies von A . benhamiae
untersucht. Die Materialien stammten aus Sachsen, Thüringen
und Sachsen-Anhalt. Der kulturelle Erregernachweis erfolgte auf
Sabouraud 4% Glukose-Agar mit und ohne Cycloheximid. Zum
Dermatophyten-DNS-Nachweis kam ein Uniplex PCR-ELISA-Assay zum Einsatz. Im Dreijahreszeitraum wurden 8464 Proben
von 7680 Patienten untersucht. Bei 231 (2,9%) von 7680 Patienten ließ sich T. Spezies von A . benhamiae mittels Kultur und/
oder PCR nachweisen. Erst danach folgte Microsporum canis als
zweithäufigster zoophiler Dermatophyt. T. Spezies von A . benhamiae fand sich kulturell bei 183 Patienten, dagegen mittels PCR
bei 225 der 231 Patienten. Kinder und Jugendliche bis 19 Jahre
waren mit 61,3% am stärksten von Infektionen durch T. Spezies von A . benhamiae betroffen. Das ist umso bemerkenswerter,
da lediglich 15% aller 7860 untersuchten Patienten Kinder und
Jugendliche waren. Ab einem Alter von 50 Jahren ist nur sporadisch mit Infektionen zu rechnen. Bevorzugte Lokalisationen waren Tinea corporis, Tinea faciei, Tinea capitis und Kerion Celsi.
Die steigende Prävalenz der Dermatomykosen durch T. Spezies
von A . benhamiae in Deutschland hat sich weitgehend unbemerkt vollzogen. Dermatologen, Pädiater, Tierärzte, Mitarbeiter
von Gesundheitsämtern und Zoohandlungen sollten aus diesen
epidemiologischen Daten Konsequenzen ziehen.
Genodermatosen
P048
Kongenitale Erythrodermie mit respiratorischer Insuffizienz
bei Spontanpartus in der 33. SSW
Claus S.1, Terliesner N.2, Simon J.C.1, Treudler R.1
1
Universitätsklinikum Leipzig, Klinik für Dermatologie, Venerologie
und Allergologie, Leipzig, Germany
2
Universitätsklinikum Leipzig, Klinik für Pädiatrie, Leipzig, Germany
Hintergrund: Die kongenitale Ichthyosis stellt eine große Gruppe kutaner Erkrankungen mit einer gestörten Barrierefunktion der
Haut dar. Das Ichthyosis Prematurity Syndrome (IPS) ist eine Form
einer autosomal rezessiven kongenitalen Ichthyosis, das durch die
klinische Trias Frühgeburt, verdickte desquamative Epidermis mit
Erythrodermie und neonatale Asphyxie charakterisiert ist.
Kasuistik: Wir berichten über ein 2700 g schweres, männliches Neugeborenes, das im August 2014 mit Spontanpartus in
der 33. 2/7 SSW geboren wurde. Postpartal entwickelte das Kind
eine respiratorische Insuffizienz mit Intubationspflichtigkeit über
zwei Tage. Bei Geburt fielen eine Erythrodermie und eine verdickte, käseartig desquamative Epidermis der Haut unter Betonung
der Extremitäten und Aussparung des Gesichts auf. Die Amnionflüssigkeit bei Geburt war grünlich verfärbt.
Sonographie Abdomen, Hüfte, Gehirn, Echokardiographie
waren unauffällig. Im Differentialblutbild zeigte sich eine Eosinophilie von 18,5% (NB < 4%). Therapeutisch erfolgte zunächst eine
Poster der 48. DDG-Tagung
Antibiose mit Cefotaxim und Ampicillin, später eine Umstellung
auf Clarithromycin bei Ureaplasmen-Nachweis bei der Mutter.
Topisch kamen Dexpanthenol-Creme und Ölbäder zum Einsatz.
Hierunter zeigte sich eine Besserung des Hautbefundes innerhalb
der ersten Tage.
Zusammenfassung: Aufgrund der typischen Symptome, zu
denen auch die grünlich verfärbte Amnionflüssigkeit sowie die Eosinophilie zählen, wurde klinisch ein IPS diagnostiziert. Die Diagnose wurde bisher auf Wunsch der Eltern noch nicht durch eine elektronenmikroskopische Hautuntersuchung mit Nachweis irregulärer
Ablagerungen von trilamellären Lipidmembranen bzw. durch eine
Genanalyse mit Nachweis einer entsprechenden Mutation im Fettsäuretransportprotein 4 Gen (FATP4) gesichert. Das IPS zeigt im
Anschluss an die Perinatalperiode einen meist gutartigen Verlauf.
P049
Nachweis einer heterozygoten Deletion des kompletten Fumarathydratase-Gens bei einem 38-jährigen Patienten mit
hereditärer kutaner Leiomyomatose
Voth H.1, Mitter D.2, Ziemer M.1, Simon J.C.1, Kendler M.1
1
Uniklinik Leipzig, Klinik für Dermatologie, Leipzig, Germany
Uniklinik Leipzig, Klinik für Humangenetik, Leipzig, Germany
2
Einleitung: Die hereditäre kutane Leiomyomatose (MCUL;
OMIM 150800) ist eine seltene autosomal-dominant vererbte Erkrankung infolge Mutation des Fumarathydratase-Gens auf Chromosom 1q42–43. Klinisch entwickeln ca. 76% der Patienten ab
dem 20. Lebensjahr solitäre oder multiple Leiomyome der Haut
und/oder des Uterus. In ca. 15% der Fälle treten zusätzlich papilläre Nierenzellkarzinome auf, wobei das mittlere Erkrankungsalter
hierfür bei ca. 44 Jahren liegt (HLRCC; OMIM 605839).
Fallbericht: Wir berichten über einen 38-jährigen Patienten,
der sich mit seit dem 25. Lebensjahr bestehenden multiplen hautfarbenen Papeln und Plaques am Körperstamm und den Extremitäten vorstellte, welche histologisch Leiomyomen entsprachen.
Anamnestisch waren in der Familie des Patienten nur die Mutter
und ihr Bruder von ähnlichen Hautveränderungen betroffen, wobei die Mutter zusätzlich an Uterusmyomen litt. In der molekulargenetischen Untersuchung des Patienten zeigte sich eine heterozygote Deletion des kompletten Fumarathydratase-Gens (Exon
1–10). Ein Nierenzellkarzinom wurde mittels MRT ausgeschlossen.
Diskussion: Bei den in der Literatur beschriebenen pathogenen Mutationen des Fumarathydratase-Gens handelt es sich in ca.
57% um Missense-, in 27% um Frameshift- bzw. Nonsense-Mutationen. Deletionen, Insertionen und Duplikationen werden seltener nachgewiesen, wobei große Deletionen nur 4% ausmachen.
Aufgrund des gehäuften Auftretens von Nierenzellkarzinomen
ist bei genetisch bestätigter hereditärer kutaner Leiomyomatose
eine engmaschige Tumorvorsorge durch jährliche bildgebende
Untersuchungen unerlässlich.
2
Vivantes Klinikum im Friedrichshain, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Berlin, Germany
Das männliche Neugeborene zeigte bei Geburt an den Fingern
periungual ausgedehnte Erosionen neben dystrophen, auffällig
verlängerten Fingernägeln sowie Schleimhauterosionen im Bereich der Zahnleiste. Eine Infektion wurde ausgeschlossen. In der
ersten Lebenswoche traten einzelne Blasen am Integument auf.
Die Biopsie zeigte eine junktionale Blasenbildung und fehlende
Anfärbbarkeit mit Anti-Laminin 332 (Epidermolysis bullosa Zentrum, Universitätshautklinik Freiburg). Die Verdachtsdiagnose
einer junktionalen Epidermolysis bullosa Herlitz (EBH) wurde
durch eine ebenso in Freiburg erfolgte Mutationsanalyse der
Laminin-332 Gene bestätigt. Eine spezialisierte Betreuung wurde eingeleitet. In den ersten Monaten breiteten sich die Erosionen zunächst langsam auf das weitere Integument aus. Nach
ca. 9 Monaten erfolgten jedoch stationäre Aufnahmen in immer
kürzeren Abständen mit Wundinfektionen, einer mikrozytären
Anämie, Trinkschwäche, Gedeihstörungen, Stridor und Atemwegsinfekten bis zum aktuellen Alter von 15 Monaten. Die EBH
ist eine autosomal-rezessiv vererbte sehr seltene Genodermatose mit einer Letalität von bis zu 90% bereits im ersten Lebensjahr. Ursächlich sind verschiedene Mutationen der Gene LAMB3,
LAMA3, LAMC2, die für Laminin 332 kodieren, ein Adhäsionsmolekül der Basalmembran. Trotz spezialisierter Zentren und
vielfältiger supportiver Maßnahmen ist Besserung nur begrenzt
und Heilung bisher nicht möglich. Gentherapeutische Ansätze
einschließlich pränatalen Gentransfers könnten die Perspektive
zukünftig verbessern.
P051
A rare case of phacomatosis spilorosea
Fink C.1, Enk A.1, Haenssle H.A.1
1
Universitätshautklinik Heidelberg, Dermatologie, Heidelberg,
Germany
Hauterosionen an den Fingern sowie Nagel- und Mundschleimhautveränderungen bei einem Neugeborenen
Phacomatosis spilorosea (formerly phacomatosis pigmentovascularis type III) is a rare syndrome characterized by the combination
of nevus spilus maculosus (speckled lentiginous nevus) and nevus
roseus (a teleangiectic nevus of pale-pink color) in a segmental
distribution with possibly overlapping sites of manifestation.
We report a new case of phacomatosis spilorosea in a 12-year-old caucasian girl with extensive pale-pink teleangiectatic
nevus and large segmental nevus spilus of the macular type.
Extracutaneous involvement included macrocephaly, irregular
astigmatism leading to impairment of vision, obstructive sleep
apnea syndrome, congenital developmental disorder of speech,
language, gross as well as fine motor skills, and the cognitive
development. Other systemic findings that have been reported
earlier, including epilepsy, iris defects, or melanosis occuli were
absent. Including the present case, a total of 14 cases of phacomatosis spilorosea have been published in the world literature
until today.
Knowledge of this rare entity will be helpful for clinicians in
order to detect frequently associated systemic findings.
Lentz E.1, Petrucha M.1, Girschick H.J.2, Hermes B.1
P052
P050
1
Vivantes Klinikum im Friedrichshain, Klinik für Dermatologie und
Phlebologie, Berlin, Germany
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Acral Peeling Skin Syndrom
129
Poster der 48. DDG-Tagung
Günther C.1
1
Universitätsklinikum Dresden, Klinik und Poliklinik für Dermatologie, Dresden, Germany
Das Syndrom der schälenden Haut der Akren (acral peeling skin
syndrome) ist eine autosomal rezessive Genodermatose die durch
akrale lamelläre Schuppung der obersten Hautschichten charakterisiert ist.
Wir berichten über ein 3 jähriges Mädchen, bei dem seit dem
3. Lebensmonat rezidivierend Rötungen und lamelläre Schuppung an den Volarseiten der Hände und Füße auftraten. Die Läsionen schmerzten primär nicht. Gelegentlich kam es zur Ausbildung wasserklarer Bläschen, die das Kind am Gehen hinderten.
Feuchtwarme Sommertemperaturen bedingten eine Verschlechterung der Hautveränderungen. Nagel und Haarwachstum waren
nicht beeinflusst. Die übrige Entwicklung des Kindes war normal.
Die Eltern zeigten keine klinische Symptomatik.
Als Ursache der Erkrankung wurde eine homozygote Mutation p.G113C in Exon 3 der Transglutaminase 5 nachgewiesen. Diese Mutation wurde erstmals 2005 von Cassidy et al. bei Patienten
mit acral peeling skin syndrome beschrieben und tritt wiederholt
bei europäischen Patienten auf. Charakteristisch ist ein früher Beginn der Hautveränderungen im ersten Lebensjahr. Pigors et al.
zeigten 2012, dass es durch die Mutation zu einer Störung der
epidermalen Differenzierung kommt. Vor allem an mechanisch
belasteten Stellen, wie den Volar- aber auch Dorsalseiten der Hände und Füße, wird dadurch das typische oberflächliche Abschälen
der Haut induziert.
P053
treten meist vor der Pubertät an Prädilektionstellen wie gluteal,
periumbilikal und genital auf. Die zunehmenden Gefäßschäden
können bei fortschreitender Erkrankung in verschiedenen Organsystemen zu potentiell lebensbedrohlichen Folgeerkrankungen wie Apoplex, Myokardinfarkt, koronare Herzerkrankung und
Niereninsuffizienz führen. Die derzeit effektivste Therapie ist der
Enzymersatz mittels Agalsidase α /β. Die Angiokeratome können
durch Laserbehandlung therapiert werden.
Geschichte und Ethik der Dermatologie
P054
Fortschritte der Dermatologie in China
Chen M.1, Li H.2, Löser C.3
1
Sichuan Provincial Hospital, Department of Dermatology,
Chengdu, China
2
Peking University First Hospital, Peking, China
3
Hautklinik, Klinikum Ludwigshafen gGmbH, Ludwigshafen, Germany
Chinesische Dermatologen entdecken Europa zunehmend als Ziel
für Ausbildung und wissenschaftlichen Austausch. Aktuell gibt es
über 20000 Hautärzte (!) in China, aber im kollektiven Bewusstsein der deutschen Dermatologen ist diese große Gruppe von
Fachkollegen wenig präsent. Auch deshalb lohnt ein Blick nach
Asien. Die Entwicklung der modernen Dermatologie in China
wurde von mehreren Generationen von Dermatologen beeinflusst und wird in dieser Arbeit dargestellt.
Angiokeratoma corporis diffusum (Morbus Fabry)
Behm B.1, Schreml S.1
1
Universitätsklinik Regensburg, Dermatologie, Regensburg, Germany
Bei einem 13-jährigen Patienten seien erstmals im 6. Lebensjahr
schmerzlose, palpable, bläulich-rötliche Hautveränderungen am
rechten Unterschenkel und linken Ellenbogen aufgetreten, die
sich im Verlauf weiter ausgebreitet hätten. Auch die Mutter habe
an Hautveränderungen dieser Art gelitten, die erfolgreich mittels
Laser behandelt worden seien.
Bei der körperlichen Untersuchung zeigten sich nicht wegdrückbare, ca. Stecknadelkopf-große, teils konfluierende, purpurrote bis bläuliche Papeln an Beinen, linkem Ellenbogen, linkem
Unterarm sowie gluteal. Histologisch zeigten sich hier weitgestellte, lakunenartige Papillarkörpergefäße und eine teils akanthotisch
verbreiterte, hyperkeratotische Epidermis. Serologisch zeigte sich
die α -Galactosidase erniedrigt (< 1 nmol/h/ml). Wir stellten die
Diagnose eines Angiokeratoma corporis diffusum. Wir empfahlen
eine humangenetische Vorstellung und initiierten ein interdisziplinäres Vorgehen zum Ausschluss einer möglichen extrakutanen
Manifestation sowie eine Enzymersatztherapie. Die Angiokeratome wurden mittels Argon-Laser behandelt.
Angiokeratoma corporis diffusum (Synonym: Morbus Fabry)
ist eine seltene lysosomale Speicherkrankheit mit Defekt der α -Galaktosidase A. Der X-chromosomal vererbte Defekt der α -Galaktosidase A führt zur Anhäufung von Glykosphingolipiden in den
Endothelzellen, den Perizyten und den glatten Muskelzellen der
Blutgefäße. Weibliche heterozygote Träger weisen eine deutlich
geringere Ausprägung der Erkrankung auf. Die Angiokeratome
130
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Gesundheitspolitik
P055
Krankheitskosten des Lymphödems in der Metropolregion
Hamburg
Herberger K.1, Purwins S.1, Blome C.1, Dietz D.1, Heyer K.1,
Augustin M.1
1
Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, Hamburg,
Germany
Einleitung: Bei einer Zahl von etwa 4,5 Millionen Betroffenen in
Deutschland, ist das Lymphödem von großer soziökonomischer
Bedeutung. Aufgrund der Chronizität der Erkrankung, des dauerhaften Therapiebedarfs und der Komorbiditäten ist diese Erkrankung mit hohen Kosten verbunden. Im Falle von Komplikationen,
wie dem Auftreten von Erysipelen, können sich diese nochmals
deutlich erhöhen. Ziel dieser Studie war die Erfassung der krankheitsspezifischen Kosten des Lymph- und Lipödems in der Metropolregion Hamburg.
Methoden: Sektorenübergreifende, querschnittliche Beobachtungsstudie an Patienten mit primärem und sekundärem
Lymphödem fokussierend auf die Kostenperspektive. Dabei wurden die direkten, indirekten Kosten für den Patienten, die Krankenversicherungen sowie die Gesellschaft erfasst.
Ergebnisse: Insgesamt wurden n = 348 Patienten (90.8%
weiblich) eingeschlossen, untersucht und interviewt. Das mittlere
Poster der 48. DDG-Tagung
Alter lag bei 57,3 ± 14,5 Jahren. Im Mittel beliefen sich die Gesamtkosten für das Lymphödem auf € 8.121 pro Jahr, wovon € 4.708
direkte und € 3.413 indirekte Kosten waren. € 5.552 wurden von
den Krankenkassen, € 494 von den Patienten getragen. Analoge
Ergebnisse zeigten die separaten Analysen von Arm- versus Beinödemen, primären versus sekundären versus Lip-/Lymphödem. Als
Hauptkostentreiber erwiesen sich die Behandlungskosten, das
Kompressionsmaterial sowie die Kosten durch Arbeitsausfälle.
Diskussion: Chronische Lymphödeme sind mit hohen direkten und indirekten Kosten verbunden. Zur effizienten Versorgungsplanung des primären und sekundären Lymphödems ist es
notwendig, einen dezidierten Überblick über Krankheitskosten
und Kostennutzenrelationen zu erhalten. Auf diese Weise ist eine
Entwicklung eines frühzeitigen und effizienten Disease-Management-Programms möglich.
P056
Merkmale und Aktivitäten der regionalen Psoriasisnetze in
Deutschland: Aktuelle Übersicht
Radtke M.A.1, Maassen D.2, Reusch M.3, Jacobi A.1, Augustin M.1
1
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen – IVDP,
Hamburg, Germany
2
Dermatologische Praxis, Maxdorf, Germany
3
Dermatologische Praxis am Tibarg, Hamburg, Germany
Hintergrund: Zur flächendeckenden Verbesserung der Versorgung wurden seit 2008 deutschlandweit 27 regionale Psoriasis-Netze gegründet, in denen Dermatologen mit besonderer
Expertise und Spezialisierung in der Psoriasis-Versorgung kooperieren.
Methoden: Sachstandsbericht aus den bundesweiten und
regionalen PsoNet-Aktivitäten.
Ergebnisse: Basierend auf den versorgungswissenschaftlichen Daten entwickelten die DDG und der BVDD in Kooperation
mit dem CVderm 2008 einen Aktionsplan zur Verbesserung der
Versorgungsqualität der Psoriasis in Deutschland. Dieser sah die
Gründung regionaler Psoriasisnetze vor, von denen inzwischen
bundesweit 27 aktiv sind. Die Funktionen und Zielsetzungen der
regionalen Netze, in denen etwa 800 Dermatologen assoziiert
sind, werden durch die Beteiligten vor Ort festgelegt. Die Ärzte
tauschen sich über moderne und effektive Therapiemöglichkeiten
aus und kooperieren interdisziplinär. Die Sprecher der regionalen
Netze haben Delegiertenstatus bei der jährlichen nationalen Versorgungskonferenz zur Psoriasis, die eine Lenkungsfunktion u.a.
für die Nationalen Versorgungsziele hat. Ziele von PsoNet sind die
nachhaltige Verbesserung der Versorgungsqualität von Psoriasis
und Psoriasis-Arthritis, die Förderung der Behandlungsqualität
und -kontinuität, die Implementierung der S3-Leitlinie und die
interdisziplinäre Kooperation. Ressourcen wurden durch einen
gemeinsamen Internetauftritt mit Repräsentanzen der regionalen
Netze gebündelt. Durch ein zweimal jährlich erscheinendes Journal (PsoNet-Magazin) wird der Austausch zwischen den Netzen
gefördert. Die Daten der Studie PsoHealth 3 (2013/2014) weisen
auf eine markante Verbesserung der Versorgungsqualität seit Einführung von PsoNet hin.
Schlussfolgerung: PsoNet ist ein positives Beispiel dafür, wie
das Ineinandergreifen von Forschungsaktivitäten der Fachgesellschaft und des Berufsverbandes sowie das gesundheitspolitische
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Engagement vieler Dermatologen mehr Qualität und Patientenorientierung generieren.
P057
Selektivverträge zu chronischen Wunden, aktueller Stand in
Deutschland
Göpel L.M.1, Heyer K.1, Herberger K.1, Stuppardt R.2, Tigges W.3,
Wagner T.1, Augustin M.1
1
Competenzzentrum Versorgungsforschung in der Dermatologie
(CVderm), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg,
Germany
2
Herausgeber Welt der Krankenversicherung, Berlin, Germany
3
Chirurgische Klinik, Asklepios-Westklinikum Hamburg, Hamburg,
Germany
Hintergrund: Bei Patienten mit chronischen Wunden handelt es
sich oft um multimorbide Patienten, deren Behandlung einen hohen ärztlichen und pflegerischen Aufwand erfordert und folglich
mit hohen Kosten für eine meist langwierige Behandlung einhergeht. Über Selektivverträge können Leistungserbringer und Krankenkassen die Versorgung einzelner Diagnosen durch strukturierte Behandlungsprozesse und individuelle Vergütungslösungen im
Hinblick auf eine bessere Qualität und bessere Wirtschaftlichkeit
optimieren. Über das Angebot von Selektivverträgen zu chronischen Wunden in Deutschland ist bislang wenig bekannt.
Zielsetzung: Ziel der Studie war die Erfassung und Darstellung der vorhandenen Selektivverträge der gesetzlichen Krankenkassen zu chronischen Wunden in Deutschland.
Methoden: Bundesweite versorgungswissenschaftliche Umfrage im Querschnitt bei sämtlichen Vertretern der gesetzlichen
Krankenkassen in Deutschland.
Ergebnisse: Die Responserate bei insgesamt 131 kontaktierten Krankenkassen lag bei knapp 21% (n = 27). 59,3% der Krankenkassen hatten Selektivverträge zu chronischen Wunden, 84,8%
waren Verträge der integrierten Versorgung. Die häufigste selektivvertraglich versorgte Diagnose war das diabetische Fußsyndrom
(69,7%). Die meist genannten Vertragspartner waren Arztpraxen
(66,7%), Krankenhäuser (48,5%) und Managementgesellschaften
(30,3%). Insgesamt wurden 20.068 Patienten mit chronischen
Wunden im Rahmen von Selektivverträgen behandelt.
Diskussion: Bei einer geschätzten Prävalenz von 1,7 Millionen gesetzlich versicherten Patienten mit chronischen Wunden
werden ca. 1,2% aktuell oder in der Vergangenheit im Rahmen
von Selektivverträgen behandelt. Dies verdeutlicht den großen
Bedarf an verbesserten Versorgungs- und Vergütungsstrukturen
in der Behandlung von chronischen Wunden. Ein Ausbau von
Selektivverträgen mit klar aufgestellten evidenz- und leitlinienbasierten Zielen für die Behandlung von Patienten mit chronischen
Wunden gilt es weiter anzustreben.
P058
Drei Jahre frühe Nutzenbewertung nach AMNOG: Welchen
methodischen Erfordernissen müssen Lebensqualitätsdaten
genügen?
Blome C.1, Augustin M.1, Lohrberg D.1
1
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, Hamburg, Germany
131
Poster der 48. DDG-Tagung
Fragestellung: Seit Januar 2011 erfolgt in Deutschland die frühe Nutzenbewertung neuer Arzneimittel gemäß AMNOG. Dabei
werden Nutzendossiers der pharmazeutischen Unternehmen
(PU) i.d.R. vom IQWiG bewertet; der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) entscheidet über Ausmaß und Wahrscheinlichkeit
des Zusatznutzens. Auf dieser Basis verhandeln PU und GKV-Spitzenverband den Erstattungspreis. Lebensqualität (LQ) ist einer
von vier maßgeblichen Endpunkten der Nutzenbewertung. Diese
Studie analysierte die methodischen Erfordernisse für den Beleg
eines Zusatznutzens hinsichtlich LQ.
Methodik: Unterlagen zu allen bis Ende 2013 abgeschlossenen Nutzenbewertungen wurden mit qualitativer Inhaltsanalyse
ausgewertet. Hierzu wurden Nutzendossier (Modul 1), Dossierevaluation, Protokoll der mündlichen Anhörung und “tragende
Gründe” der G-BA-Entscheidung nach dem Stichwort LQ und Synonymen durchsucht. Relevante Textpassagen wurden extrahiert
und auf Kernaussagen reduziert, dabei wiederkehrende Themen
mit Hilfe eines Kategoriensystems identifiziert.
Ergebnis: 66 Verfahren wurden ausgewertet. Eine Vielzahl
methodischer Erfordernisse zur Erhebung, Analyse und Interpretation von LQ-Daten wurde deutlich, unter anderem: die erforderliche Krankheitsspezifität des Instruments; nötige Evidenz zur
Validität von LQ-Fragebögen und minimaler klinisch relevanter
Differenzschwellen; erforderliche Dauer der LQ-Erhebung; Folgen möglicher Verzerrungen aufgrund unverblindeter Studiendesigns oder fehlender Daten; Bewertung von Effekten, die für
verschiedene Subskalen eines Fragebogens unterschiedlich ausfallen. Die Ergebnisse werden anhand von Nutzenbewertungen
zu dermatologischen Arzneimitteln veranschaulicht.
Schlussfolgerung: Effekte eines Arzneimittels auf die LQ
können sich erheblich auf den festgestellten Zusatznutzen auswirken. Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass Erhebung und
Auswertung in den zugrunde liegenden klinischen Studien einer
Reihe methodischer Anforderungen genügen.
P059
Ergebnisse: Es konnten Fragebögen von 681 dermatologischen Praxen ausgewertet werden. 4,3% der Praxen vergeben
niemals oder nur sehr selten Behandlungstermine. In 36,3% der
Praxen erfolgt die Behandlungsorganisation hingegen ausschließlich über die Terminvergabe. Der Anteil an Behandlungen nach
Terminvereinbarung variiert zwischen den KV-Bereichen zwischen 71,1 und 90,0%. Die durchschnittliche Wartezeit auf einen
Behandlungstermin bei einem niedergelassenen Dermatologen
beträgt 5 Wochen. Sie übersteigt die Wartezeit von privatärztlichen Hautarztpraxen um das 4-fache (1,2 Wochen). Zwischen
den KV-Bereichen schwankt die durchschnittliche Wartezeit zwischen 2,5 Wochen und 8,5 Wochen. Nach Indikationen stratifiziert beträgt die mittlere Wartezeit für die Exzision eines suspekten Naevus mit 1,2 Wochen am kürzesten, während Patienten 5,7
Wochen auf ein Hautkrebsscreening warten müssen.
Schlussfolgerung: Patienten mit potentiell risikoreichen und
akuten Indikationen erhalten relativ schnell einen Behandlungstermin, während Patienten mit weniger bedrohlichen Anliegen
mit längeren Wartezeiten rechnen müssen.
P060
Topische Therapie der leichten Psoriasis in Deutschland
Krensel M.E.1, Reich K.2, Bonnekoh B.3, Mrowietz U.4,
Rosenbach T.5, Reusch M.6, Augustin M.1
1
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, Hamburg,
Germany
2
Dermatologikum, Hamburg, Germany
3
Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie, Magdeburg,
Germany
4
Universitäts-Hautklinik Kiel, Klinik für Dermatologie, Venerologie
und Allergologie, Kiel, Germany
5
Dermatologische Praxis Osnabrück, Osnabrück, Germany
6
Dermatologische Gemeinschaftspraxis am Tibarg, Hamburg,
Germany
Wartezeiten und Behandlungsorganisation in Hautarztpraxen
Krensel M.E.1, Augustin M.1, Rosenbach T.2, Reusch M.3
1
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, Hamburg,
Germany
2
Dermatologische Praxis, Osnabrück, Germany
3
Dermatologische Praxis am Tibarg, Hamburg, Germany
Hintergrund: Die Wartezeit auf einen Behandlungstermin stellt
bei der Beurteilung des Gesundheitssystems einen wichtigen
Qualitätsindikator dar. Zahlreiche internationale Studien haben
beträchtliche Unterschiede hinsichtlich der Wartezeit auf einen
Behandlungstermin zwischen verschiedenen Ländern gezeigt.
Auch innerhalb einzelner Länder kann die Wartezeit je nach
Dringlichkeit und Indikation der Behandlung sowie der Vergütung der erbrachten Leistungen schwanken.
Zielsetzung: Erfassung der Behandlungsorganisation und
Wartezeiten in dermatologischen Praxen in Deutschland.
Methoden: Ein einseitiger Fragebogen wurde an 2.644 randomisiert gezogene dermatologische Praxen in Deutschland versendet. Die Rücksendung der Fragebögen erfolgte anonymisiert.
Die Erfassung der Gemeindekennziffern erlaubte eine regionale
Auswertung der Ergebnisse nach KV-Bereichen.
132
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Hintergrund: Die leichte Psoriasis stellt die am häufigsten vorkommende Krankheitsschwere der Plaque Psoriasis dar. Bei der
Therapie werden überwiegend topische Arzneimittel eingesetzt.
Trotz der breiten Anwendung topischer Arzneimittel bei Psoriasis
ist sehr wenig über die Therapiemodalitäten unter Dermatologen
bekannt.
Zielsetzung: Ziel der Studie war die bundesweite Erhebung
der Therapiegewohnheiten in der topischen Behandlung der
leichten Psoriasis in dermatologischen Praxen sowie die Ermittlung und Charakterisierung regionaler Unterschiede.
Methoden: Ein einseitiger Fragebogen wurde an 2.644 randomisiert gezogene dermatologische Praxen in Deutschland versendet. Die Rücksendung der Fragebögen erfolgte anonymisiert.
Die Erfassung der Gemeindekennziffern erlaubte eine regionale
Auswertung der Ergebnisse nach KV-Bereichen.
Ergebnisse: Am häufigsten finden Kortikosteroide (48,3%)
und Vitamin D-Analoga (41,2%) in der Behandlung der leichten
Psoriasis Anwendung. Werden Vit. D-Analoga in der Therapie eingesetzt, geschieht dies in 51,1% der Fälle in einer fixen Kombination mit Betamethason. Die meisten Dermatologen gehen bei der
Therapie mit Vit. D-Analoga sequenziell vor: 62,6% beginnen die
Therapie mit einer fixen Kombination aus Vit. D-Analoga und Betamethason und schließen eine Vit. D-Monotherapie an. 21,7%
Poster der 48. DDG-Tagung
der Dermatologen beginnen die Therapie mit Kortikosteroiden
und setzten sie mit einer Vit.-D Monotherapie fort. Am Ende der
Behandlung sind 45,4% der Dermatologen indifferent zwischen
einem Ausschleichen und dem Absetzen der Medikation. In der
proaktiven Therapie findet ebenfalls die fixe Kombination von Vit.
D-Analoga und Betamethason am häufigsten Anwendung. In allen Fragestellungen finden sich regionale Unterschiede.
Schlussfolgerung: Die Behandlungsleitlinie wird bei der
Therapie der leichten Psoriasis in Deutschland teilweise gut umgesetzt. Es bedarf allerdings einer weiteren Verbreitung der Informationen hinsichtlich der Evidenz der Behandlungsoptionen.
P061
Nutzen der Mitgliedschaft in einer Patientenorganisation
am Beispiel des Deutschen Psoriasis Bundes e.V.: vierarmige,
quasi-experimentelle Längsschnittstudie
Langenbruch A.1, Radtke M.1, Foos Z.1, Augustin M.1
1
Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei
Pflegeberufen, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany
Fragestellung/Ziel: Mithilfe des vorliegenden Projektes soll erstmals der Nutzen der Mitgliedschaft im Deutschen Psoriasis Bund
e.V. (DPB) erfasst werden.
Methodik: Das quasi-experimentelle Längsschnitt-Design
über drei Zeitpunkte umfasste vier Gruppen: 1.) mehrjährige Mitglieder im DPB, 2.) Personen mit einer freigewählten Erstmitgliedschaft, 3.) solche mit einer zufällig verliehenen Mitgliedschaft und
4.) eine Kontrollgruppe ohne Mitgliedsstatus. Alle vier Gruppen
wurden innerhalb eines Jahres im Abstand von jeweils sechs Monaten dreimal zu erkrankungsbezogenem Wissen, depressiver
Symptomatik, Gesundheit und Therapienutzen befragt.
Ergebnisse: Insgesamt n = 295 Patienten mit einem mittleren Alter von 54 Jahren (50,3% weiblich) wurden in die Studie
eingeschlossen. Diejenigen mit freigewählter Erstmitgliedschaft
zeigten zu Studienbeginn einen schlechteren Gesundheitszustand und höhere Depressionswerte als Personen mit verliehener
Mitgliedschaft. Mehrjährige Mitglieder hatten zu Studienbeginn
ein höheres Wissen als die anderen Gruppen. Der Anteil, der
an Patientenschulungen teilgenommen hatte, nahm nur in der
Gruppe der mehrjährigen Mitglieder zu. Der Gesundheitszustand
in der Gruppe ohne Mitgliedschaft wurde schlechter, während er
bei verliehener und „freiwilliger“ Neumitgliedschaft anstieg. Der
Patientennutzen in Bezug auf die aktuelle Behandlung stieg nur
bei den freiwilligen Neumitgliedern an.
Schlussfolgerung: Patienten mit Psoriasis vulgaris leiden unter
einer Vielzahl von Belastungen. Die Mitgliedschaft im DPB scheint
auf etliche dieser Belastungen einen günstigen Einfluss gehabt zu
haben. Der freiwillige Eintritt war mit den stärksten positiven Effekten verbunden. Dies könnte auch damit zusammenhängen, dass
Menschen, die eigenmotiviert Mitglied in einer Selbsthilfeorganisation werden, sich stärker aktiv um Informationen bemühen und dadurch auch stärker davon profitieren. Dieses Ergebnis dürfte auch für
andere Formen des Patienten-Empowerments von Bedeutung sein.
P062
Nicht Substitution Topischer Dermatika: Fakten aus der
Versorgungsforschung
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Augustin M.1, Radtke M.1, Reusch M.2
1
Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei
Pflegeberufen (IVDP), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf,
CVderm, Hamburg, Germany
2
Dermatologische Gemeinschaftspraxis am Tibarg und Institut für Strategische Analysen in der Dermatologie (IStAD), Hamburg, Germany
Hintergrund: Bei topischen Dermatika determinieren im Gegensatz zu systemischen Arzneimitteln (AM) auch Vehikel und Begleitstoffe mit ihren Eigenwirkungen die Effekte des Wirkstoffes
sowie das Nebenwirkungs- und Schadenspotential der Zubereitung. Aus dermatologischer Sicht ist deswegen unstrittig, dass
wirkstoffgleiche topische Dermatika nicht automatisch substituiert werden. Dieser Sachverhalt ist derzeit Gegenstand der Beratungen zur Nicht-Substitution nach §129 SGB V im GBA.
Zielsetzung: Ermittlung der Versorgungsrelevanz der
Nicht-Substitutionsregelung für die Versorgung.
Methodik: Versorgungswissenschaftliche Analyse zum Umfang der betroffenen Indikationen (Krankenkassen-, IMS- und Primärdaten), der betroffenen AM-Gruppen (GKV-Daten) und der
Schadenspotenziale.
Ergebnisse: Das Verordnungsvolumen der Dermatika betrug von 7/2013 bis 6/2014 ca. € 368 Mio., davon für nicht-topische Darreichungsformen € 128 Mio., für topische € 240 Mio.
Von letzteren unterlagen lediglich € 8 Mio. Rabattverträgen.
In Relation zu den GKV-Ausgaben für AM von € 35 Mrd. entspricht der Anteil substituierbarer Topika ca. 0,02%. Der Anteil
am Gesamtumsatz der Rabattverträge (ca. € 3 Mrd.) ist mit ca.
0,27% ebenfalls marginal. Diesem geringen Volumen steht eine
hohe Versorgungsrelevanz topischer Dermatika gegenüber, die
bei folgenden Indikationen in D benötigt werden: a) Chron.-entzündliche Hautkrankheiten: ca. 9 Mio. Personen; b) chron. Wunden: 1,9 Mio., c) erregerbedingte Hautkrankheiten: ca. 8,2 Mio.
Über die Anzahl an Fehlbehandlungen durch Vehikel, die nicht
phasengerecht, irritierend, kontaktallergisch, wirkabschwächend
oder nebenwirkungsverstärkend waren, gibt es bisher zahlreiche
Berichte, jedoch keine flächigen Daten.
Schlussfolgerung: Der Substitution topischer Dermatika
kommt ein geringer ökonomischer Nutzen bei deutlichen potentiellen Nachteilen für die Versorgung vieler Patienten zu. Topische
Dermatika sollten daher generell von der Substitution ausgenommen werden.
Haarerkrankungen
P063
Effektivität und Sicherheit der topischen Anwendung von
5%igem Minoxidilschaum im frontotemporalen und Vertex
Bereich bei Männern mit androgenetischer Alopezie über 2
Jahre
Kanti V.1, Hillmann K.1, Kottner J.1, Stroux A.1,2, Canfield D.3,
Blume-Peytavi U.1
1
Charité – Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Klinisches Studienzentrum für Haut – und
Haarforschung, Berlin, Germany
2
Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Biometrie und Klinische Epidemiologie, Berlin, Germany
3
Canfield scientific, Inc., New Jersey, United States
133
Poster der 48. DDG-Tagung
Hintergrund: Topisches Minoxidil wird evidenzbasiert für die
Behandlung der männlichen androgenetischen Alopezie (AGA)
am Vertex eingesetzt. Bisher fehlen Studien, die Wirksamkeit und
Sicherheit langfristiger topischer Minoxidil Anwendung sowohl
frontal als auch im Vertex standardisiert untersuchen. Es soll die
Effektivität und Sicherheit der topischen Anwendung von 5%
Minoxidil Schaum (5%MTF) frontal und im Vertex bei Männern
mit AGA über 104 Wochen objektiv, mittels standardisierter Methoden quantifiziert werden.
Methoden: Im Anschluss an eine 24-wöchige randomisierte, doppelblinde, Placebo-kontrollierte Studie bei Männern mit
AGA Grad IIIv-VI, erfolgte eine offene Anwendung von 5%MTF
über 80 Wochen. Gruppe 1 (n = 22) erhielt weiterhin 5%MTF,
somit insgesamt 104 Wochen. Gruppe 2 (n = 23) erhielt Placebo
bis Woche 24, gefolgt von 5% MTF Anwendung bis Woche 104.
Die Nichtvellushaardichte (f-TAHC, v-TAHC) und die kumulative
Nichtvellushaardicke (f-TAHW, v-TAHW) frontal und im Vertex
wurden zu Beginn der Studie (Baseline) und in Woche 24, 52, 76
und 104 mit Hilfe der Canfield Hair MetrixSM Methode evaluiert.
Ergebnisse: In Gruppe 1, stiegen f-TAHC und f-TAHW von
Baseline bis Woche 52 und Woche 76 statistisch signifikant an, um
in Woche 104 wieder vergleichbare Werte zur Baseline zu zeigen.
v-TAHC in Gruppe 1 sowie f-TAHC, v-TAHC, f-TAHW und v-TAHW
in Gruppe 2 blieben im Verlauf stabil.
Schlussfolgerung: Die 2-jährige 5%MTF Anwendung führt
zu einer effektiven Stabilisierung der Haardichte und Haardicke
frontal und im Vertex bei Männern mit mittelgradiger AGA, bei
gutem Sicherheits- und Verträglichkeitsprofil mit nur einer niedrigen Rate von irritativer Kontaktdermatitis. Aufgrund der geringen
Fallzahlgroße am Endpunkt, konnten in Woche 104 im Vergleich
zur Baseline keine signifikanten Ergebnisse erzielt werden. Insgesamt ist es aber bemerkenswert, dass sowohl frontal als auch im
Vertex eine langfristige Stabilisierung der Haardichte und Haardicke erzielt werden kann.
P064
Haarausfall und Alopezie: Evidenzbasiertes Vorgehen bei
Haarmedizin und Haartransplantation
Finner A.1
1
Klinik am Wittenbergplatz, Trichomed Praxis, Berlin, Germany
Haarausfall und Alopezie kann für einige Betroffene sehr belastend
sein. Sie fühlen sich unattraktiv, dem Haarverlust ausgeliefert und
in ihrem Lebensgefühl stark beeinträchtigt. Uns Dermatologen
kommt die Aufgabe zu, das Problem ernst zu nehmen, eine klare
Diagnose zu stellen und evidenzbasierte, nachgewiesene Therapiemöglichkeiten aufzuzeigen.
Zur Basisdiagnostik gehören der Zupftest, Beurteilung von Haardichte, – länge und -qualität sowie die Trichoskopie. Eine objektive
Verlaufskontrolle mittels Fotos oder digitalen Haarmessungen erhöht
die Compliance der oft langfristigen Behandlung und gibt den Patienten und Patientinnen die Kontrolle über Ihren Haarzustand zurück.
Beim diffusen Telogeneffluvium wird ein vermehrter täglicher Haarverlust beklagt. Der Zupftest ist diffus positiv. Mögliche
Auslöser dieses Haarwechsels liegen meist einige Monate zurück
bzw. sollten korrigiert werden. Unterstützend kommen in Studien nachgewiesene orale Kombinationspräparate zum Einsatz. Die
Betroffenen sind sehr beruhigt, wenn bereits ein Nachwachsen
gezeigt werden kann.
134
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Während sich die Alopecia areata spontan oder unter Therapie oft bessert, müssen vernarbende Alopezien frühzeitig behandelt werden.
Die androgenetische Alopezie zeigt sich anfangs oft durch
verstärkten Haarwechsel aufgrund verkürzter Anagenphasen,
später in einer sichtbaren Ausdünnung vor allem am Oberkopf.
Diagnostisch sind miniaturisierte Haare in der Trichoskopie. Zum
Einsatz kommt gemäß aktueller S3- Leitlinie dauerhaft topisches
Minoxidil, bei Männern auch orales Finasterid. Die Therapie muss
ausführlich erläutert werden.
Die zusätzliche mikrochirurgische Haartransplantation tausender einzelner follikulärer Einheiten (FU) mit je 1–3 Haaren kann
bei geeigneten Patienten und Patientinnen mit fortgeschrittener
Alopezie zudem ein dauerhaftes Auffüllen bereits ausgedünnter
oder kahler Areale ermöglichen.
Neue zellbasierte Therapieansätze werden derzeit erforscht.
Klinische Studien
P065
Patient satisfaction with systemic antipsoriatic medications:
ustekinumab is rated best for the skin
Schaarschmidt M.-L.1, Kromer C.1, Herr R.2, Schmieder A.1,
Goerdt S.1, Peitsch W.K.1
1
University Medical Center Mannheim, Heidelberg University,
Department of Dermatology, Mannheim, Germany
2
Institute of Public Health, Social and Preventive Medicine, Medical
Faculty Mannheim, Heidelberg University, Mannheim, Germany
Background: Patients with psoriasis are more satisfied with biologicals than with other treatments, but evidence on preferences
for specific medications is scarce.
Objective: Our aim was to assess patient satisfaction with
systemic antipsoriatic medications.
Methods: Treatment satisfaction of n = 200 patients
with moderate-to-severe psoriasis from our department was
determined with the Treatment Satisfaction Questionnaire for
Medication (TSQM) and on a 5-point Likert scale. Furthermore, participants were asked to identify their best therapy ever
obtained. The impact of socio-demographic, disease and treatment characteristics on satisfaction was assessed with multivariate regression.
Results: Participants currently treated with biologicals and
traditional systemic medications were significantly more satisfied
than those receiving phototherapy or topical therapy (TSQM:
323.3, 288.0, 260.6 or 266.8; p < 0.001). Regression models controlling for age, gender and disease severity identified the treatment modality as important predictor of satisfaction and confirmed highest satisfaction with biologicals. High quality of life
impairment (β = –0.437, p < 0.001) and psoriatic arthritis (β =
–0.185, p = 0.005) were associated with decreased satisfaction.
Overall, ustekinumab reached the highest TSQM score (350.1),
followed by acitretin (338.1), adalimumab (323.0), fumaric acid
(304.7), infliximab (300.2), etanercept (298.8) and methotrexate (272.3; p < 0.001). 91.7% of the participants with mere cutaneous psoriasis and 75% with psoriatic arthritis rated ustekinumab best whereas 57.1% with mere skin involvement and 83.3%
with arthritis favoured infliximab.
Poster der 48. DDG-Tagung
Conclusions: Patients are highly satisfied with biologicals,
but also appreciate certain traditional medications. Preferences
of those with mere cutaneous psoriasis are particularly high for
ustekinumab.
This study was performed as investigator-initiated trial without financial support from pharmaceutical companies.
P066
Impact of ixekizumab on blood neutrophil levels and
the incidence of infections caused by Candida albicans or
Staphylococcus aureus
Blauvelt A.J.1, Braun D.K.2, Cameron G.S.2, Shrom D.2, Heffernan
M.P.2, Holzkämper T.3
1
Oregon Medical Research Center, Portland, United States
Eli Lilly and Company, Indianapolis, United States
3
Lilly Deutschland GmbH, Bad Homburg, Germany
2
IL-17A homodimers and IL-17A/F heterodimers play important roles in neutrophil recruitment and protection against extracellular
pathogens such as C. albicans and S. aureus. Ixekizumab, a monoclonal antibody directed against IL-17A, is currently in development for treating plaque psoriasis. In this analysis, using data
from an open-label extension of a previously reported phase 2
study 1, the impact of ixekizumab treatment on blood neutrophil
levels and the incidence of candidal and staphylococcal infections
were assessed.
In an open-label manner, 120 patients (pts) received 120 mg
of ixekizumab subcutaneously every 4 weeks. Safety data were
available through Week 52 for all pts; additional data for some pts
were available through Week 100. Incidence of neutropenia was
graded according to CTCAE criteria. Candidal and staphylococcal
infections were as reported by the investigator, and microbiologic
confirmation was not required.
Among all 120 pts, 4 pts experienced transient grade 1
neutropenia that were not clinically significant; no grade 2 or
grade 3 neutropenia occurred. Overall, 49 pts experienced a treatment-emergent infection of any kind. Five of these 49 had a
reported candidal (4 oral and 1 vulvovaginal) and 2 had a reported staphylococcal infection (ear infection and impetigo), all of
which resolved with proper treatment and did not interfere with
ixekizumab dosing. One patient had a vulvovaginal infection due
to an unspecified yeast. None of these pts had concurrent neutropenia. In this study, there was a low incidence of neutropenia,
which was transient and not severe in psoriasis pts treated for 1
year with ixekizumab.
Unlike what may have been expected based upon mechanism of action, ixekizumab treatment was associated with a low
frequency of candidal or staphylococcal infections. Further study
is needed to fully understand the impact of ixekizumab treatment
on circulating neutrophil levels and host defense.
Reference:
1.
Leonardi et al. NEJM. 366:1190–9.
P067
Effects of ixekizumab treatment on quality of life during 48
weeks of open-label treatment in a phase 2 trial in psoriasis
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Armstrong A.1, Lebwohl M.2, Zhu B.3, Shrom D.3, Nikai E.3,
Heffernan M.3, Holzkämper T.4
1
University of Colorado Denver, Department of Dermatology,
COHO, Aurora, United States
2
Icahn School of Medicine At Mount Sinai, School of Dermatology,
New York, United States
3
Eli Lilly and Company, Indianapolis, United States
4
Lilly Deutschland GmbH, Bad Homburg, Germany
Ixekizumab, an anti IL-17A monoclonal antibody, has been shown
to be effective in a Phase 2 study in patients (pts) with moderate-to-severe chronic plaque psoriasis following 20 weeks (wks)
of randomized, placebo-controlled therapy. Significant improvements in health-related quality of life (HRQoL) were observed.
The objective of this study was to assess the long-term effects of
ixekizumab on HRQoL and treatment response as defined by the
European Consensus Panel (ECP) after 48 wks in an open-label
extension (OLE) of this Phase 2 clinical trial.
A total of 120 pts participated after completing 20 wks of
a randomized controlled treatment period and 0–12 wks of a
treatment-free period. Pts received 120 mg ixekizumab SC every
4 wks. HRQoL was assessed with the Dermatology Life Quality
Index (DLQI). The proportion of pts achieving improvement in
DLQI ≥5 points, a DLQI of 0 or 1, and a DLQI of 0 were assessed
at wks 24 and 48 of the OLE. The percentage of pts who achieved
an ECP response of ≥75% improvement in PASI (PASI 75) or ≥50%
and < 75% improvement in PASI (PASI 50 -< 75) with DLQI ≤5 was
assessed at wks 24 and 48.
Mean baseline (BL) DLQI of the pts in OLE was 10.9 ± 6.1. At
Wk 24, the mean DLQI was 1.2 ± 2.7, which reflected a statistically
significant decrease in DLQI of 9.6 ± 5.8 (89% improvement, p<
0.001). At Wk 48, mean DLQI was 1.3 ± 2.9, a significant decrease
in DLQI of 9.5 ± 5.6 (88% improvement, p< 0.001) from BL. At Wk
24, 77% of pts had an improvement in DLQI ≥5, 83% achieved
DLQI = 0 or 1, and 61% had a DLQI = 0. At Wk 48, 80% of pts had
an improvement in DLQI ≥5, 79% had DLQI = 0 or 1, and 64%
had a DLQI = 0. 98% of ixekizumab-treated pts at Wk 24 and 93%
at Wk 48 would be recommended to continue therapy.
Among pts participating in the OLE of a Phase 2 study of
ixekizumab, significant improvements from BL were observed in
HRQoL after 24 wks, and were maintained after 48 wks. At 24/48
wks, the vast majority of pts achieved the ECP treatment goal.
P068
Improvement in nail psoriasis in the open-label extension
period of a phase 2 trial of ixekizumab in patients with moderate-to-severe plaque psoriasis
Rich P.1, Langley R.G.2, Menter A.3, Krueger G.G.4, Zhu B.5, Wei
H.5, Cameron G.S.5, Heffernan M.P.5, Holzkämper T.6
1
Oregon Health & Science University School of Medicine, Department of Dermatology, Portland, United States
2
Dalhousie University, Department of Medicine, Division of Clinical
Dermatology and Cutaneous Science, Halifax, Canada
3
University of Texas Southwestern Medical Center Southwestern
Medical School, Department of Dermatology, Dallas, United States
4
University of Utah School of Medicine, Department of Dermatology, Salt Lake City, United States
5
Eli Lilly and Company, Indianapolis, United States
6
Lilly Deutschland GmbH, Bad Homburg, Germany
135
Poster der 48. DDG-Tagung
Ixekizumab an anti-IL-17A monoclonal antibody, has been shown
to be effective in treating moderate-to-severe psoriasis. As nails
are more treatment-resistant, we evaluated nail psoriasis response
to ixekizumab.
Overall, 142 patients (pts) with moderate-to-severe psoriasis
were randomized to SC injections of 10, 25, 75, or 150 mg ixekizumab or placebo at Weeks (wks) 0, 2, 4, 8, 12, and 16 (Part A).
Patients entered a treatment free period for up to 12 wks. In the
open-label extension (OLE), 120 pts entered OLE and received
120 mg ixekizumab every 4 wks. Nail psoriasis (fingers and toes)
was evaluated using the Nail Psoriasis Severity Index (NAPSI). Sixty pts had nail psoriasis at baseline (BL) and 59 (42%) pts had at
least 1 post-BL visit, 52 entered OLE, and 44 completed 48 wks
in OLE.
Mean BL NAPSI for all pts with nail psoriasis was 40.6. At
Wk 20, pts in the 75 and 150 mg groups had a mean decrease
in NAPSI from BL of 63.8% (26.3 absolute change) and 52.6%
(23.1 absolute change) vs. a 5.1% increase (1.9 absolute change;
p < 0.01) for pts in the placebo group. After 48 wks of OLE treatment, the 44 pts who remained in the study had a statistically
significant mean improvement in NAPSI from BL of 81.7% (mean
change –34.3; p < 0.001). Pts assigned to placebo in Part A (n
= 16), who had no nail improvement at Wk 20, experienced a
statistically significant mean percent improvement in NAPSI from
BL of 91.7% (n = 12, mean change -30.8; p < 0.001) after 48 wks
in the OLE.
Improvements in nail psoriasis were observed by Wk 20
in the 75 and 150 mg ixekizumab groups. Significant and sustained improvements in nail psoriasis continued in the 48 wk
OLE period.
P069
Messung von Hautalterung: eine systematische
Übersichtsarbeit zu klinischen Skalen
Dobos G.1, Lichterfeld A.1, Blume-Peytavi U.1, Kottner J.1
1
Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Charité –
Universitätsmedizin Berlin, Klinisches Studienzentrum für Haut- und
Haarforschung, Berlin, Germany
Einleitung: Hautalterungsskalen sind im klinischen Alltag und
in der Forschung weit verbreitet. Eine unüberschaubare Zahl an
Skalen ist bisher publiziert worden. Das erschwert die Ergebnisse
unterschiedlicher Studien miteinander zu vergleichen. Ziel dieser
Arbeit war es eine systematische Übersicht zu vorhandenen klinischen Hautalterungsskalen anzufertigen und deren Messeigenschaften kritisch zu bewerten.
Methoden: Eine Datenbanksuche in Medline und EMBASE
erfolgte über Ovid SP. Zwei unabhängige Reviewer untersuchten
die Publikationen anhand definierter Ein- und Ausschlusskriterien. Publikationen, die mindestens einen Aspekt der Reliabilität
oder Validität der Skalen untersuchten wurden in die Analyse eingeschlossen und unabhängig voneinander von zwei Reviewern
mit Hilfe der COSMIN Checkliste auf deren Messeigenschaften
bewertet. Skalentestungen in Studien mit mindestens guter methodologischen Qualität wurden auf die Qualität der Messeigenschaften hin untersucht.
Ergebnisse: 111 klinische Hautalterungsskalen sind in 52
Publikationen identifiziert worden. Davon wiesen 30 gute methodologische Qualität für mindestens eine Messeigenschaft
136
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
auf. Zweiundvierzig Skalen sind auf Ihre Reliabilität untersucht
worden, davon zeigten 19 gute Ergebnisse. Weitere fünfzehn
Skalen wurden auf ihre Inhalts-, Struktur-, Kriterium- und Konstruktvalidität untersucht. Die Mehrzahl der Skalen wurde für
die Untersuchung der Hautalterung im Gesicht entwickelt. Viele
Skalen quantifizieren ähnliche Eigenschaften, zum Beispiel wurden 15 Skalen gefunden, die die Ausprägung von Krähenfüßen
messen. Im Kontrast zu der großen Anzahl existierender Skalen
ist lediglich eine geringe Evidenz zu deren Messeigenschaften
vorhanden.
Schlussfolgerung: Empfehlungen zur Nutzung klinischer
Skalen zur Messung der Hautalterung können nur mit Vorsicht
ausgesprochen werden. Bereits existierende Skalen sollten weiter
untersucht und verbessert werden. Die Entwicklung neuer Skalen
sollte gerechtfertigt sein.
P070
Hautalterung im Gesicht: Abgrenzung zwischen
intrinsischen und extrinsischen Faktoren
Trojahn C.1, Dobos G.1, Lichterfeld A.1, Blume-Peytavi U.1,
Kottner J.1
1
Charité – Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie; Klinisches Studienzentrum für Haut- und
Haarforschung, Berlin, Germany
Hintergrund: Die Alterung der Haut, vor allem die der Gesichtshaut, unterliegt intrinsischen und extrinsischen Mechanismen.
Die intrinsische Hautalterung wird im hohen Maße durch das
chronologische Alter determiniert. Altersabhängige Hautveränderungen sind sowohl mittels klinischer Beurteilung als auch
biophysikalischer Methoden messbar. Ziel dieser klinischen Studie war es, die Frage zu untersuchen, ob und in wie fern klinische Bewertungen und biophysikalische Messungen abhängig und unabhängig vom chronologischen Alter miteinander
assoziiert sind.
Methoden: Vierundzwanzig weibliche Probandinnen in drei
Altersgruppen wurden in die Studie eingeschlossen. Es wurden
biophysikalische Messungen (Rauheit, Farbe, Hautelastizität,
Hautbarriere) auf der linken und rechten, oberen Wange unter
kontrollierten Raumbedingungen durchgeführt. Klinische Bewertungen der Gesichtshaut (globale Hautalterung, Ausprägungsgrad der Falten und Volumenverlust) wurden an standardisierten
Aufnahmen durchgeführt. Für die Assoziationsanalysen wurden
Pearson's Korrelationskoeffizienten berechnet und lineare Regressionsmodelle adjustiert auf das chronologische Alter gebildet.
Ergebnisse: Die Mehrheit der erhobenen Parameter war sowohl mit dem chronologischen Alter assoziiert (z.B. Falten-Score,
r = 0.901) als auch mit anderen Parametern (z.B. residuale Hautdeformation und Falten-Score, r = 0.606). Nach Adjustierung auf
Alter waren nur noch wenige Assoziationen nachweisbar (z.B.
mittlere Rauheit [Rz] und Helligkeit [L*], β = -0.507, R 2 = 0.377).
Schlussfolgerung: Das chronologische Alter kann als biologischer Marker für die intrinsische Hautalterung angesehen
werden und hat den größten Einfluss auf die Zeichen der Alterung der Gesichtshaut. Nur wenige Parameter, wie Hautrauheit,
Faltenbildung, Volumenverlust und Helligkeit der Haut scheinen
dagegen unabhängig vom chronologischen Alter miteinander assoziiert zu sein, was auf den Einfluss von extrinsischen Faktoren
zurückzuführen sein könnte.
Poster der 48. DDG-Tagung
P071
Hautbezogene Lebensqualität und deren beeinflussende
Faktoren von Patienten einer dermatologischen Tagesklinik
Galli E.1, Frambach Y.2, Thaci D.3
1
UKSH Campus Lübeck, Dermatologie und Venerologie, Lübeck,
Germany
2
Hanse-Klinik GmbH, Lübeck, Germany
3
UKSH Campus Lübeck, Exzellenzzentrum Entzündungsmedizin,
Lübeck, Germany
Hintergrund: Chronische Hauterkrankungen sind für die Betroffenen oftmals stigmatisierend und die Lebensqualität (LQ) stark
beeinflussend. Die Beeinträchtigung der LQ lässt sich mittels standardisierter Fragebögen wie dem DLQI (Dermatology Life Quality
Index) erfassen. Zur Beeinflussung der LQ durch eine tagesklinische Behandlung ist jedoch wenig bekannt.
Material und Methoden: 273 Patienten wurden 2011 tagesklinisch behandelt. Bei Aufnahme und Entlassung wurde zur
Messung der LQ der DLQI bestimmt. Die Beurteilung des klinischen Befundes erfolgte durch einen globalen Beurteilungs-Score (PGA), bei Ulcera wurde die Ulcusfläche verwendet. Mögliche
Einflussfaktoren wie z.B. Alter, Geschlecht und Erkrankungsdauer wurden erhoben. Korrelationen wurden anhand des Spearman'schen Korrelationskoeffizienten berechnet.
Ergebnisse: 139 Patienten (♀ 74, ♂ 65) mit einem Durchschnittsalter von 59,5 Jahren wiesen vollständige Datensätze auf
und wurden auf vier Diagnose-Gruppen verteilt: Ekzem (n = 45),
Psoriasis (n = 42), Ulcus (n = 23), sonstige (n = 29). Im Durchschnitt bekamen die Patienten 29 Behandlungen. Der DLQI-Wert
lag bei Aufnahme bei 11.8 (Ekzem), 11.1 (Psoriasis), 6.8 (Ulcus)
bzw. 9 (sonstige) und reduzierte sich durch die tagesklinische
Therapie auf 6.3 (Ekzem), 7.6 (Psoriasis), 4.9 (Ulcus) bzw. 5.9
(sonstige). Der PGA lag bei der Aufnahme bei 2,7 (Ekzem) bzw.
bei 3,1 (Psoriasis) und bei Entlassung bei 1,2 (Ekzem) bzw. 1,4
(Psoriasis). Die Ulcusfläche reduzierte sich von 45,9 (Aufnahme)
auf 0.9 cm2 nach der tagesklinischen Therapie. Als beeinflussende
Faktoren erwiesen sich ein jüngeres Alter (Rho -0.4, p < 0.05) und
im DLQI-Themenbereich „Symptome und Gefühle“ das weibliche
Geschlecht (Rho -0.2, p < 0.05%).
Schlussfolgerung: Die tagesklinische Therapie führte zu einer eindeutigen Besserung des Hautbefundes und der LQ, wobei
Alter und Geschlecht sich als am stärksten beeinflussende Faktoren der LQ erwiesen.
P072
Immunadsorption als adjuvante Therapieoption bei schwerem bullösen Pemphigoid: Erfahrungen mit 20 Patienten
Schulze F.1, van Beek N.1, Kasperkiewicz M.1, Zillikens D.1,
Schmidt E.1
1
Universität zu Lübeck, Klinik für Dermatologie, Allergologie und
Venerologie, Lübeck, Germany
Hintergrund: Das bullöse Pemphigoid (BP) ist die häufigste
bullöse Autoimmundermatose in Europa und betrifft insbesondere ältere, multimorbide Patienten. Pathogenetisch relevant sind
zirkulierende Autoantikörper gegen die hemidesmosomalen Proteine BP180 und BP230. Die Standardtherapie umfasst topische
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
und systemische Glukokortikoide, Immunmodulatoren wie Dapson und Tetrazykline sowie Immunsuppressiva wie Azathioprin,
Mycophenolsäure und Methotrexat. Die Immunadsorption ist
eine etablierte Therapieoption bei Patienten mit schwerem und/
oder refraktärem Pemphigus.
Methoden: 20 Patienten mit schwerem BP (Durchschnittsalter 78 Jahre) wurden mit Immunadsorption (Immunosorba, Fresenius; Therasorb, Milteny) an 3 aufeinanderfolgenden Tagen
behandelt. Zusätzlich erhielten sie eine Basistherapie bestehend
aus Dapson (1,0–1,5 mg/kg/d p.o.), Prednisolon (0,25–0,5 mg/
kg/d p.o.) und Clobetasolproprionat 0,05% Salbe (2x/d läsional).
Ergebnisse: Einen Monat nach Immunadsorption befanden
sich 35% der Patienten in kompletter Remission bei fortgeführter Basistherapie und 55% in partieller Remission. Nach durchschnittlich 23 Monaten Nachbeobachtungszeit waren 65% in
kompletter klinischer Remission (72% unter Basistherapie, 28%
ohne Basistherapie) und 30% in partieller Remission; bei einem
Patienten kam es zu einem Rezidiv. Die Serumautoantikörpertiter gegen BP180 NC16A waren rasch und anhaltend gesunken. Zu den wesentlichen unerwünschten Ereignissen gehörten
Dapson-bedingte Hämoglobinabfälle bei 6 Patienten, sowie ein
Apoplex einige Stunden nach der 2. Immunadsorption bei einer
Patientin und eine Sigmaperforation nach dem 3. Zyklus Immunadsorption bei einem Patienten.
Schlussfolgerung: Die Immunadsorption scheint eine effektive und auch bei diesem recht alten Patientenkollektiv eine
relativ sichere Therapieoption des schweren und/oder therapierefraktären BP darzustellen.
P073
Adapalene 0.1%/benzoyl peroxide 2.5% in the long-term
treatment of moderate to severe acne with or without
concomitant medication
Gollnick H.1, Porombka D.2, Jäckel A.3
1
Otto-von-Guericke-Universität, Universitätsklinik für Dermatologie
und Venerologie, Magdeburg, Germany
2
Galderma Laboratorium GmbH, Düsseldorf, Germany
3
Galderma Laboratorium GmbH, Abteilung Medizin, Düsseldorf,
Germany
Therapeutic success in acne depends on effective treatment
choice, but also on patient adherence and patient's quality of life.
The objective of this observational study was to assess the longterm efficacy and safety of the fixed-dose topical combination gel
adapalene 0.1%/benzoyl peroxide 2.5% (ADA-BPO) and its effect
on quality of life and treatment adherence of patients with acne.
This multicentre, non-interventional study enrolled patients
with moderate to severe inflammatory acne (revised Leeds Grade
4–12) using ADA-BPO alone or in combination in routine practice.
Full observation time per patient was 9 months (documented after 3 and 9 months). Endpoints included changes in acne severity,
treatment success, safety, quality of life (Cardiff Acne Disability
Index, CADI) and treatment adherence.
In total, 5,131 patients from 178 German centres were eligible for efficacy evaluation. The majority of patients (74.8%) suffered from acne grade 4 to 6 at baseline. 78.8% received ADA-BPO
alone and 21.2% received ADA-BPO in combination with another, mostly antibiotic agent. Over the course of the study median acne severity according to the Leeds revised grading system
137
Poster der 48. DDG-Tagung
improved significantly from 5.0 at baseline to 4.0 at 3 months and
2.0 at the final visit, whereby no more acne lesions were visible
in 25.8% of patients. A mean therapeutic effect was noted by
the patients after 3.5 ± 1.9 weeks. Quality of life assessed by the
median CADI score improved significantly from 5.0 at baseline to
2.0 at final visit. Treatment adherence also improved during the
entire study period. Facial skin irritations, predominantly mild to
moderate, were documented for 49.4% of patients. Just 1.7% of
patients discontinued ADA-BPO due to local skin irritations.
The results of this observational study support the safe and
effective use of ADA-BPO in the long-term management of patients with moderate to severe inflammatory acne which led to an
increase in quality of life and treatment adherence.
P074
Psoriasis vulgaris: Systematischer Review zur Wirksamkeit
der Systemtherapeutika in der Erhaltungstherapie
Nast A.1, Jacobs A.1, Rosumeck S.1, Werner R.N.1
1
Charité – Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Dermatologie,
dEBM, Berlin, Germany
Die Lebensqualität von Psoriasispatienten ist in Abhängigkeit des
Ausmaßes der Symptome stark beeinträchtigt. Eine optimale Therapie spielt daher eine zentrale Rolle in der Versorgung. Generell
kann die Behandlung der Psoriasis in Induktionstherapie und Erhaltungstherapie eingeteilt werden. Sprechen die Patienten auf
die Induktionstherapie an ( = Responder), gehen sie in die langfristige Erhaltungstherapie über. Für Patienten, deren Symptome
sich unter der Therapie nicht verbessern ( = Nonresponder), muss
eine Therapie-Anpassung vorgenommen werden. Da Psoriasis bei
den meisten Patienten einen chronischen Verlauf hat und die Medikamente über einen längeren Zeitraum verwendet werden, sind
für eine Nutzen-Schaden-Abwägung neben den Daten zu unerwünschten Wirkungen Informationen zur Langzeitwirksamkeit in
der Erhaltungstherapie relevant. Systematische Untersuchungen
zur Erhaltungstherapie, die die Langzeitwirksamkeit bei Patienten
beschreiben, die mit einem Medikament in der Induktionsphase
einen Therapieerfolg (PASI 75 Response) erzielten, bzw. das Problem des Wirksamkeitsverlustes adressieren, fehlen bisher.
Anhand eines systematischen Reviews werden die systemischen Medikamente, die in der S3-Leitlinie bei mittelschwerer bis
schwerer Psoriasis empfohlen werden, hinsichtlich ihrer Wirksamkeit in der Erhaltungstherapie bewertet. Zur Einschätzung der
Wirksamkeit werden sowohl klinische als auch patientenrelevante
Endpunkte bei Patienten, die nach Induktionstherapie eine PASI
75 Response erreichten, betrachtet. Nach systematischer Recherche im Oktober 2014 wurden 1396 Titel / Abstracts gesichtet und 145 Publikationen im Volltext auf Einschluss durch zwei
Reviewer unabhängig überprüft. Aktuell werden die relevanten
Studien einschließlich ihrer methodischen Qualität systematisch
analysiert. Die Ergebnisse dieser systematischen Übersichtsarbeit
werden präsentiert.
P075
Effects of apremilast on pruritus in patients with moderate
to severe plaque psoriasis: Results from the ESTEEM 1 and 2
trials
138
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Thaçi D.1, Yosipovitch G.2, Papp K.3, Bagel J.4, Kircik L.5, Lambert J.6,
Ferrandiz C.7, Goodfield M.8, Hu C.C.9, Day R.9, Girolomoni G.10
1
University Hospital Schleswig-Holstein Campus, Lübeck, Germany
Temple University School of Medicine, Philadelphia, United States
3
Probity Medical Research, Waterloo, Ontario, Canada
4
Psoriasis Treatment Center of Central New Jersey, East Windsor,
United States
5
Physicians Skin Care, PLLC, Louisville, United States
6
Ghent University Hospital, Gent, Belgium
7
Hospital Germans Trias i Pujol, Barcelona, Spain
8
Leeds General Infirmary, Leeds, United Kingdom
9
Celgene Corporation, Warren, United States
10
University of Verona, Verona, Italy
2
Purpose: Psoriasis patients (pts) report itching as their most bothersome skin symptom (Lebwohl MG. JAAD. 2014;70:871–81.
e1–30). Pruritus and skin discomfort/ pain were assessed in two
phase 3, randomized, controlled trials (ESTEEM 1 and ESTEEM
2) evaluating the efficacy/ safety of apremilast (APR) in pts with
moderate/severe plaque psoriasis.
Methods: Pts with moderate/severe plaque psoriasis (PASI
≥12, BSA ≥10%, sPGA sPGA ≥3 were randomized 2:1 to APR 30
mg BID (APR30) or placebo (PBO). At Wk 16, PBO pts were switched to APR30 through Wk 32 . Pts rated pruritus and skin discomfort using a 100-mm VAS.
Results: The full analysis set included 844 pts from ESTEEM
1 (PBO: n = 282; APR30: n = 562) and 411 from ESTEEM 2 (PBO:
n = 137[VM5]; APR30: n = 274). Demographic/ disease characteristics were generally well balanced between treatment groups.
At Wk 16, significantly more pts achieved PASI-75 (primary endpoint) with APR30 (ESTEEM 1: 33.1%; ESTEEM 2: 28.8%) vs PBO
(ESTEEM 1: 5.3%; ESTEEM 2: 5.8%) (P < 0.0001). Mean changes from baseline (BL) in pruritus VAS (mm) scores were signifi cantly greater with APR30 (ESTEEM 1: –31.5; ESTEEM 2: –33.5)
vs PBO (ESTEEM 1: –7.3; ESTEEM 2: –12.2) (P < 0.0001) at Wk
16, representing a nearly 50% decrease in pruritus severity with
APR30. Improvement in pruritus was observed as early as Wk 2
with APR30 and maintained through Wk32 (ESTEEM 1: –30.3; ESTEEM 2: –31.1). At Wk 16, mean changes (improvements) in skin
discomfort/pain VAS (mm) scores were significantly greater with
APR30 (ESTEEM 1: –28.3; ESTEEM 2: –28.5) vs PBO (ESTEEM 1:
–5.0; ESTEEM 2: –9.5) (P < 0.0001). The most common AEs were
diarrhea, nausea, URTI, nasopharyngitis, headache, and tension
headache.
Conclusion: Improvements in pruritus and skin discomfort/
pain were seen with APR30 as early as Wk 2 and maintained through Wk 32 in pts with moderate/severe plaque psoriasis.
P076
Long-term safety and tolerability of apremilast in patients
with psoriasis: Pooled safety analysis of two phase 3, randomized, controlled trials (ESTEEM 1 and 2)
Reich K.1, Papp K.2, Gordon K.3, Griffiths C.4, Chimenti S.5,
Lopez-Estebaranz J.L.6, Gottlieb A.7, Shah K.8, Hu C.C.8, Day R.8,
Paul C.9
1
SCIderm Research Institute and Dermatologikum Hamburg,
Hamburg, Germany
2
Probity Medical Research, Waterloo, Ontario, Canada
3
Northwestern University, Chicago, United States
Poster der 48. DDG-Tagung
4
Dermatology Centre, University of Manchester, Manchester,
United Kingdom
5
University of Rome Tor Vergata, Roma, Italy
6
Hospital Universitario Fundacion Alcorcon, Madrid, Spain
7
Tufts Medical Center, Boston, United States
8
Celgene Corporation, Warren, United States
9
Toulouse University, Hôpital Larrey, Toulouse, France
Purpose: Overall safety/tolerability of apremilast (APR) in moderate/severe plaque psoriasis were assessed in a pooled analysis of
two phase 3 trials (ESTEEM 1 and 2).
Methods: Patients (pts) (PASI ≥12, BSA ≥10%, sPGA ≥3) were
randomized 2:1 to APR 30 mg BID (APR30) or placebo (PBO) through Wk 16. All pts received APR30 to Wk 32, followed by a
randomized treatment withdrawal phase to Wk 52. AEs were assessed for Wks 0 to 16; Wks 0 to 52; and the APR-exposure period
through 11 Jan 2013.
Results: 1,250 pts received study medication at Wk 0 (PBO:
418; APR30: 832); 1,184 received APR30 (968 pts for ≥24 wks; 564
for ≥52 wks[VM3]). AEs ≥5% (Wks 0 to 16) in PBO or APR30 pts
were diarrhea (6.7%, 17.8%), nausea (6.7%, 16.6%), headache (including tension headache; 6.7%, 13.1%), URTI (6.5%, 8.4%), and
nasopharyngitis (6.9%, 7.3%). These were the most frequently reported AEs for all treatment periods. Most AEs were mild/moderate
in severity. The incidence of serious AEs was similar for PBO (2.6%)
and APR30 (2.0%) and discontinuations due to AEs were low (Wks
0 to 16: 3.8%, 5.4%). Long-term (uncontrolled) data did not indicate an increase in AEs or discontinuations based on exposure-adjusted incidence rates/100 patient-years. Diarrhea and nausea with
APR30 were predominantly mild, with the highest incidence in
the first 2 wks of treatment, and reduced incidence after the first
month of dosing. In clinical trials, more pts treated with APR30
reported weight loss and depression vs PBO. Adjudicated events
of major adverse cardiac events, malignancies, and serious and opportunistic infections were comparable for PBO and APR30. There
were no clinically meaningful changes on laboratory tests.
Conclusion: APR30 demonstrated an acceptable safety profile and was generally well tolerated for up to 52 wks.
P077
Therapie der Akne inversa/Hidradenitis suppurativa mittels
810nm Diodenlaser
Streckert S.1, Georgas D.2, Kirschke J.3, Bechara F.G.4
1
Klinikum, Dortmund, Germany
Helios Klinikum, Duisburg, Germany
3
Helios Klinikum, Oberhausen, Germany
4
St. Josef-Hospital, Bochum, Germany
2
Hintergrund: Die Acne inversa/Hidradenitis suppurativa ist eine
vernarbende, chronisch-entzündliche Erkrankung ausgehend von
den Terminalhaarfolikeln, die sich vorzugsweise an den Intertrigines manifestiert.
Fragestellung: Kann mit Hilfe eines 810nm Diodenlasers
durch die Enthaarung eine Verbesserung des Krankheitsbildes –
gemessen anhand eines modifizierten Hidradenitis suppurativa
Scores (HS-Score) nach Sartorius sowie anhand von histologischen Gesichtspunkten – erreicht werden?
Material und Methoden: 67 Patienten (n = 67), die an einer
akuten AI/HS (ausschließlich Hurley Grad I und II) erkrankt waren,
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
wurden in eine randomisierte Halbseitenvergleichsstudie eingeschlossen. Ein Hochleistungs-Diodenlaser mit einer Wellenlänge
von 810nm wurde verwendet. Mind. 6 Laserungen, in einem Abstand von mind. 4 Wochen, wurden durchgeführt. Bei den Patienten wurden im Studienverlauf jeweils zwei Biopsien entnommen. Eine in Sitzung 1, bevor die erste Laserung stattgefunden
hat und die andere nach Abschluss der Behandlung. Zusätzlich
wurde vor jeder Sitzung der HS-Score erhoben. Es erfolgte ein
Follow up nach 12 Monaten.
Ergebnisse: Die statistische Analyse zeigte eine deutliche Reduktion der klinischen Krankheitsaktivität gemessen am HS-Score. Wir konnten zusätzlich histopathologische Veränderungen
feststellen, wie eine Reduktion der Neutrophilenanzahl sowie des
tiefen entzündlichen Infiltrates. Eine signifikante und krankheitsrelevante Reduktion der Haare ließ sich verifizieren. Verbliebene
Haare zeigten persistierende perifollikuläre Entzündungen.
Schlussfolgerung: Der 810nm Diodenlaser ist ein effektives
minimal invasives Verfahren um Patienten im Anfangsstadium einer AI/HS zu behandeln. Sowohl die histopathologischen Ergebnisse als auch die klinischen Befunde konnten eine signifikante
Verbesserung der Krankheitsaktivität zeigen. Eine Anwendung
präoperativ wie auch als Rezidivprophylaxe sollte in Erwägung
gezogen werden.
P078
Wiederholte Anwendung von Ingenolmebutat-Gel bei multiplen aktinischen Keratosen im Gesicht und auf der Kopfhaut:
12-Monats-Ergebnisse der FIELD-Studie REPEAT
Garbe C.1, Larsson T.2, Venkata R.2, Knudsen K.M.2, Lear J.3,
Basset Seguin N.4, Poulin Y.5, Gilzinger A.6
1
Eberhard-Karls-Universität Tübingen, Universitäts-Hautklinik,
Tübingen, Germany
2
LEO Pharma A/S, Ballerup, Denmark
3
Manchester University, Manchester Royal Infirmary and Manchester Academics Health Science Centre, Manchester, United Kingdom,
4
Hôpital Saint-Louis, Paris, France
5
Laval University, Quebec City and Center for Research in
Dermatology, Quebec, Canada
6
LEO Pharma GmbH, Medical Department, Neu-Isenburg, Germany
Fragestellung: Die vorliegende Studie untersuchte die Effektivität und Sicherheit einer wiederholten Behandlung mit Ingenolmebutat (IngMeb) bei noch vorhandenen Restläsionen oder neu
aufgetretenen AK-Läsionen nach initialer Feldtherapie.
Methodik: Multizentrische, randomisierte, doppelblinde,
Vehikel-kontrollierte Phase III-Studie.
Alle Patienten erhielten im 1. Behandlungszyklus IngMeb
über 3 Tage und wurden randomisiert (2:1) auf IngMeb oder Vehikel-Gel, wenn 8 Wochen nach Initialtherapie noch AK-Läsionen
im Behandlungsfeld vorhanden waren oder bei zuvor kompletter Abheilung nach 26 oder 44 Wochen klinisch erneut Läsionen
auftraten (2. Behandlungszyklus, emergent AKs). Primärer Endpunkt war die komplette Abheilung aller AK-Läsionen im Behandlungsfeld 8 Wochen nach Randomisierung. Die Patienten wurden
insgesamt über 12 Monate beobachtet und erhielten maximal 2
Behandlungszyklen.
Ergebnis: 450 Patienten wurden in die Studie eingeschlossen. Die Randomisierung erfolgte bei n = 141 nach 8 Wochen, n
= 40 nach 26 Wochen und n = 22 nach 44 Wochen. Nach dem 1.
139
Poster der 48. DDG-Tagung
Behandlungszyklus kam es bei 61.6% der Patienten zu einer kompletten Abheilung, nach dem 2. Behandlungszyklus wurde 8 Wochen nach Randomisierung eine statistisch signifikante komplette
Abheilung bei 46.7% der Patienten (2. Zyklus nach 8 Wochen,
p = 0.001) bzw. 59.5% der Patienten (2. Zyklus nach 26 oder 44
Wochen, p = 0.013) erzielt. Nach 12 Monaten wiesen weiterhin
50% der Patienten, die den gesamten Zeitraum komplettierten
und ein oder zwei Behandlungszyklen erhielten, eine komplette
Abheilung auf.
Die Behandlung mit IngMeb bestätigte das bekannte Sicherheitsprofil, verglichen zum 1. Behandlungszyklus war der Gesamt-LSR-Score bei der wiederholten Anwendung niedriger.
Schlussfolgerung: Sowohl die initiale Feldtherapie mit Ingenolmebutat, als auch die wiederholte Anwendung bei noch
vorhandenen bzw. neu auftretenden AK-Läsionen, sind hochwirksam ohne Wirkverlust bei einer erneut durchzuführenden
Behandlung.
P079
Impact of a glycolic acid-containing pH4 water-in-oil
emulsion on skin pH
Kemper M.1, Abels C.1, Schreml S.2
1
Dr. August Wolff GmbH & Co. KG Arzneimittel, Bielefeld, Germany,
University Medical Center Regensburg, Department of Dermatology, Regensburg, Germany
2
The skin pH is crucial for physiological skin functions and a decline
in stratum corneum (SC) acidity, as it is observed in aged or diseased skin, may negatively affect physiological skin functions. The
aim of the various studies was to investigate the overall impact of
a glycolic acid-containing water-in-oil (W/O) emulsion adjusted
to pH4 regarding its effects on increasing skin pH.
The pH4 (W/O) emulsion was applied on volar forearm of
healthy subjects (29.9 ± 4.7 years, n = 6). Immediately after application for 10 min, a significant decline of skin surface pH (pHSS)
was observed, which diminished after 2 h. Furthermore the pH
was also markedly reduced in deeper layers of the epidermis.
In a clinical trial with diabetic patients (70.2 ± 2.6 years, n =
10) the pH4 (W/O) emulsion was applied on the bottom and the
dorsum of the foot and interdigitally where pHSS is pathologically
increased. Application of the pH4 (W/O) emulsion significantly
reduced pHSS in all test areas.
Long-term efficacy and safety of the pH4 (W/O) emulsion
was evaluated during a 28 days half-side trial (70.2 ± 5.2 years;
n = 30). Compared to untreated test areas, pHSS decreased significantly after 2 weeks of treatment with a further decline up to
4 weeks. In addition, skin hydration increased significantly. No
irritations or intolerance reactions were observed in any of the
mentioned studies.
Since body odor changes with aging, potentially associated
with an increased pHSS, a cross-over trial on elderly (67.3 ± 3.9
years; n = 45) assessed efficacy of a cream with pH 4 compared to
the same cream with pH 5.8 regarding deodorant effects. Axillary
malodor was significantly reduced for up to 24 hours after treatment with a cream adjusted to pH 4.
In summary, application of a pH4 (W/O) emulsion reduced
significantly the skin pH in healthy, elderly and diabetic subjects
without irritation, very likely leading to improve body odor as well
as functions of the epidermal barrier.
140
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
P080
Wirksamkeit und Sicherheit eines neuen Dimeticon-haltigen
Topika (LOYON®) im Vergleich zu 10%em Salizylsäureöl bei
Patienten mit Psoriasis capitis
Mayer A.1, Jacobi A.1, Anastasiadou Z.1, Buder V.1, Augustin M.1
1
Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei
Pflegeberufen (IVDP), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf,
Hamburg, Germany
Hintergrund: Die Kopfhaut ist bei 50–80% der Patienten mit
Psoriasis betroffen. Häufig wird die Keratolyse der anti-inflammatorischen Behandlung vorgeschaltet. Salizylsäure-haltiges Öl
ist hierfür effektiv, jedoch auch mit Nachteilen verbunden. Ziel
der vorliegenden Studie war die Untersuchung der Sicherheit und
Wirksamkeit eines neuen Kombinationspräparates aus Cetiol CC/
Dimeticon (LOYON®) zur Keratolyse von Psoriasis-Plaques auf der
Kopfhaut.
Methodik: An n = 90 randomisierten Patienten mit Psoriasis
capitis wurden die keratoloytischen Eigenschaften und die Verträglichkeit von LOYON® (Verumgruppe) und 10% Salizylsäureöl (10-SA, Kontrollgruppe) untersucht. Primärparameter war die
Verbesserung der Schuppung (PSSI) an Tag 7. Sekundär wurden
weitere Untersucher-verblindete klinische Parameter (sPGA, BSA,
PASI) und patientenberichtete Endpunkte (DLQI, EQ-5D VAS, EQ5D, PBI) erhoben.
Ergebnisse: Beide Behandlungsgruppen zeigten eine statistisch signifikante Schuppungs-Reduktion (Baseline: 2,84 vs. 2,89,
Tag 7: 2,19 vs. 2,07). Eine deutlich höhere Response im PSSI war
bereits nach 3 Tagen beim Verum zu beobachten (Tag 3: 25%
vs. 14%, Tag 7: 38% vs. 14%). Keine signifikanten Unterschiede
zeigten sich hinsichtlich der weiteren klinischen und patientenberichteten Endpunkte. Die Verträglichkeit war in beiden Gruppen hoch, wobei die Patientenakzeptanz beim Verum höher war.
Schlussfolgerung: Cetiol CC/Dimeticon und 10-SA zeigen
eine vergleichbare Wirksamkeit in Bezug auf die Abschuppung
der Kopfhaut mit einem früheren Ansprechen bei Cetiol CC/Dimeticon. In Anbetracht der hohen Sicherheit und sehr guten Patientenakzeptanz kann Cetiol CC/Dimeticon eine therapeutische
Alternative zu konventionellen Keratolytika sein.
P081
Primärmelanome in Assoziation zu vorbestehenden Nävi:
Ergebnisse einer prospektiven Beobachtungsstudie mit 832
Hochrisikopatienten
Haenssle H.A.1, Mograby N.2, Ngassa A.2, Buhl T.2, Brehmer F.2,
Emmert S.2, Schön M.2, Rosenberger A.3, Bertsch H.P.2
1
Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie am Universitätsklinikum Heidelberg, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg,
Heidelberg, Germany
2
Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie der
Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität
Göttingen, Göttingen, Germany
3
Institut für genetische Epidemiologie der Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität Göttingen, Göttingen, Germany
Fragestellung: Bisherige Studien berichteten nävusassoziierte
Melanome mit einer Häufigkeit zwischen 8,4% und 72% aller
Poster der 48. DDG-Tagung
kutanen Primärmelanome. Aufgrund des retrospektiven Charakters wurden wichtige Patientenmerkmale wie z.B. Anzahl der Nävi
und Hauttyp nicht berücksichtigt. Der Fokus unserer Analysen lag
auf der Häufigkeit nävusassoziierter Melanomen in Abhängigkeit
von Patientencharakteristika, Melanomrisikofaktoren, Melanomlokalisation und Ausmaß der Invasivität.
Methoden: Daten von 832 Hochrisikopatienten, die mittels
sequentieller digitaler Dermatoskopie in mindestens jährlichen
Intervallen seit 1997 untersucht wurden, wurden prospektiv in einer Microsoft® Access-basierten Datenbank erfasst und statistisch
ausgewertet.
Ergebnisse: Im Untersuchungszeitraum wurden 190 Melanome (42,6% in situ, 57,4% invasiv) bei 112 Hochrisikopatienten
diagnostiziert (37,5% weibl., 62,5% männl., medianes Alter 50,1
Jahre). Invasive Melanome hatten eine mediane Tumordicke von
0,42mm. Bei insgesamt 103 Melanomen (54,2%) war eine Nävusassoziation histologisch nachweisbar. In den univariaten Analysen zeigte sich eine Nävusassoziation signifikant häufiger bei in
situ Melanomen, bei einer Melanomlokalisation am Stamm und
bei Patienten mit >100 Nävi. Im Gegensatz dazu traten nävusassoziierte Melanome signifikant seltener bei Patienten mit stark
erhöhtem Melanomerkrankungsrisiko auf (atypisches Nävussyndrom, FAMMM-Syndrom, >1 Melanom in der Vorgeschichte).
Zusammenfassung: Im Rahmen dieser prospektiven Beobachtungsstudie konnten nävusassoziierte Melanome mit einer
hohen Frequenz von 54,2% bei einer Gruppe von 832 Hochrisikopatienten festgestellt werden. Patientencharakteristika wie
hohe Nävusanzahl mit stammbetonter Verteilung könnten als ein
wichtiges Argument für Verlaufskontrollen mittels der sequentiellen Dermatoskopie und zusätzlichen Übersichtsaufnahmen herangezogen werden, um nävusassoziierte Melanome frühzeitig zu
diagnostizieren.
P082
Behandlung mit Secukinumab bewirkt rasche Besserung der
subjektiven Belastung durch Psoriasis
Körber A.1, Lebwohl M.2, Mordin M.3, Mallaya U.G.4,
Gnanasakthy A.4, Fox T.5
1
Universitätsklinikum, Essen, Germany
Mt. Sinai Medical Center, New York, United States
3
RTI Health Solutions, Ann Arbor, United States
4
Novartis Pharmaceuticals Corporation, East Hanover, United States
5
Novartis Pharma AG, Basel, Switzerland
2
Einführung: Secukinumab (AIN457), ein vollständig humaner
monoklonaler Antikörper gegen Interleukin-17A, wurde in klinischen Studien der Phase 3 hinsichtlich der Wirksamkeit und
Sicherheit bei Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis untersucht. Diese Analyse betrachtet die Korrelation
von der Ansprechgeschwindigkeit der Verbesserung der Hautsymptomatik und den beiden Scores für die Lebensqualität DLQI
(Dermatology Life Quality Index) und der visuellen Analogskala
(VAS) des EQ-5D (EuroQoL 5-Dimension Health Status Questionnaire).
Methoden: Diese gepoolte Analyse bezieht sich auf ERASURE und FIXTURE, zwei multizentrische Studien der Phase 3. Patienten ≥18 Jahren wurden (einschließlich einer Gruppe mit 50 mg
Etanercept zweimal wöchentlich) für die subkutane Behandlung
randomisiert (150 mg Secukinumab, 300 mg Secukinumab und
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Placebo). Für die vorliegende Analyse wurde die klinische Besserung der Psoriasis in Woche 12 anhand des PASI (Psoriasis Area
and Severity Index) beurteilt. Der DLQI und der EQ-5D wurden
zu Beginn der Studie und in Woche 4, 8, 12, 24, 36 und 52 evaluiert. Die mediane Zeit bis zum Ansprechen wurde nach der Kaplan-Meier-Methode anhand eines Vergleichs der PASI75- und
PASI90-Gruppen mittels stratifiziertem Log-Rank-Test geschätzt
(Stratifizierung nach geographischer Region und Körpergewicht).
Ergebnisse: Die mediane Zeit bis zum Ansprechen gemäß
DLQI war in der PASI90-Gruppe im Vergleich zur PASI75-Gruppe
signifikant kürzer (DLQI-Ansprechen: 8 vs. 12 Wochen, p< 0,05).
Die mediane Zeit bis zum Ansprechen gemäß EQ-5D VAS betrug
in beiden Gruppen (PASI90/PASI75) 4 Wochen.
Fazit: Die Behandlung mit Secukinumab bewirkt bei Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis eine rasche
Besserung der subjektiven Beeinträchtigung der Lebensqualität.
Bei PASI90-Respondern tritt diese Besserung schneller ein als bei
PASI75-Respondern.
P083
Psoriasis-Patienten mit PASI90-Response erzielen deutlichere Besserungen der gesundheitsbezogenen Lebensqualität
als Patienten mit PASI75-Response
Philipp S.1, McLeod L.2, Mallya U.G.3, Fox T.4, Strober B.5,6
1
Charité Universitätsmedizin, Berlin, Germany, 2RTI Health Solutions, Research Triangle Park, United States, 3Novartis Pharmaceuticals Corporation, East Hanover, United States, 4Novartis Pharma
AG, Basel, Switzerland, 5University of Connecticut Health Center,
Farmington, United States, 6Probity Medical Research, Waterloo,
Canada
Einführung und Ziele: Secukinumab (AIN457), ein vollständig
humaner monoklonaler Antikörper gegen Interleukin-17A, wurde in klinischen Phase-3-Studien hinsichtlich der Wirksamkeit
und Sicherheit bei Patienten mit mittelschwerer bis schwerer
Plaque-Psoriasis beurteilt. Mit dieser Analyse wird der Nutzen
einer Besserung der objektiven Symptomfreiheit (definiert als
PASI90-Status vs. PASI75-Status) für das subjektive Ansprechen
beurteilt.
Material und Methoden: Patienten ≥18 Jahren wurden in
ERASURE 1:1:1 und in FIXTURE 1:1:1:1 (einschließlich einer Gruppe
mit 50 mg Etanercept zweimal wöchentlich) für die subkutane
Behandlung randomisiert (150 mg Secukinumab, 300 mg Secukinumab und Placebo). DLQI (Dermatology Life Quality Index)
und EQ-5D (EuroQoL 5-Dimension Health Status Questionnaire)
wurden zu Beginn der Studie und in Woche 4, 8, 12, 24, 36 und
52 beurteilt. Patienten, die ein klinisches (PASI90 oder PASI75)
und subjektives Ansprechen (DLQI (0 oder1) oder EQ-5D VAS
(Besserung um mindestens 7 Punkte) erreichten, wurden mittels
Chi-Quadrat-Test verglichen.
Ergebnisse: Unter den 1144 für Secukinumab randomisierten Patienten waren in Woche 12 550 PASI90-Responder
(48,3%) und 292 PASI75-Responder (25,5%). Die Zahl der Patienten, die sowohl klinisch als auch gemäß DLQI ansprachen,
war in Woche 12 unter den PASI90-Respondern signifikant höher als unter den PASI75-Respondern (70,0% vs. 48,1%, p <
0,05). Die Ansprechraten gemäß EQ-5 D VAS in Woche 12 waren
zwischen PASI90- und PASI75-Respondern vergleichbar (73,8%
vs. 70,9%, p > 0,05).
141
Poster der 48. DDG-Tagung
Fazit: Der Rückgang der Symptome der Psoriasis ist mit
Besserungen der gesundheitsbezogenen Lebensqualität und
des Gesundheitszustandes verbunden, dabei zeigen PASI90-Responder einen signifikant besseren (niedrigeren) DLQI als PASI75-Responder.
P084
Secukinumab bewirkt eine nachhaltige Verbesserung des
Patientenfeedbacks über ein Jahr
Wilsmann-Theis D.1, Sherif B.2, Mallya U.G.3, Fox T.4, Gottlieb A.5
1
Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie der
Universität Bonn, Bonn, Germany
2
RTI Health Solutions, Research Triangle Park, United States
3
Novartis Pharmaceuticals Corporation, East Hanover, United States
4
Novartis Pharma AG, Basel, Switzerland
5
Tufts Medical Center, Boston, United States
Secukinumab (AIN457), ein vollständig humaner monoklonaler Antikörper gegen Interleukin-17A, wurde in klinischen
Phase-3-Studien hinsichtlich der Wirksamkeit und Sicherheit
bei Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis beurteilt. Diese Analyse stellt die Langzeitwirkung der Secukinumabtherapie über 52 Wochen in den Mittelpunkt der
Untersuchung.
Patienten ≥18 Jahren wurden in ERASURE 1:1:1 und in FIXTURE 1:1:1:1 (einschließlich einer Gruppe mit 50 mg Etanercept
zweimal wöchentlich) randomisiert (150 mg / 300 mg Secukinumab und Placebo). Secukinumab wurde über 4 Wochen 1x wöchentlich und ab Woche 4 alle 4 Wochen subkutan verabreicht.
Die klinische Besserung der Psoriasis wurde anhand des PASI
(Psoriasis Area and Severity Index) und das Patientenfeedback
anhand des Dermatology Life Quality Index (DLQI) und der visuellen Analogskala (VAS) des EQ-5D (EuroQOL 5-Dimension
Health Status Questionnaire) beurteilt. Nachhaltiges Ansprechen
war als PASI90 oder besser in Woche 24 und keine Einschränkung
der Lebensqualität (DLQI-Score 0 oder 1) bis Woche 52 definiert.
Ähnliche Analysen wurden für den PASI90 in Woche 24 und das
EQ-5D-Ansprechen (Anstieg auf der EQ-5D VAS um mindestens 7
Punkte) durchgeführt.
Von den 572 für 300 mg Secukinumab randomisierten Patienten erzielten 70% (398/572) in Woche 24 einen PASI90. Von
genau diesen Patienten meldeten 81% (324/398) keine Einschränkung der Lebensqualität (DLQI 0 oder 1). Hiervon zeigten 86%
(278/324) auch in Woche 52 noch einen PASI90. Ähnliche Ergebnisse wurden für die Beibehaltung des Gesundheitszustands erzielt, gemessen anhand des EQ-5D-VAS-Ansprechens. Insbesondere konnten 91% der Patienten, die in Woche 24 ein fast oder
ganz symptomfreies s Hautbild (> = PASI90) und eine deutliche
Verbesserung des Gesundheitszustands erreicht hatten, beides
über 1 Jahr beibehalten.
P085
Methode der multiplen Imputation bestätigt Wirksamkeit
von Secukinumab in der Praxis: FIXTURE und ERASURE Daten zu mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis
Reich K.1,2, Langley R.G.3, Fox T.4, Gong Y.5, Güttner A.4
1
Dermatologikum, Hamburg, Germany
142
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
2
SCIderm Research Institute, Hamburg, Germany
Dalhousie University, Halifax, Canada
4
Novartis Pharma AG, Basel, Switzerland
5
Beijing Novartis Pharma Co. Ltd, Shanghai, China
3
Diese Analyse der Daten aus zwei zulassungsrelevanten randomisierten placebokontrollierten multizentrischen 52-wöchigen
Phase-3-Studien zu Secukinumab bei Psoriasis untersucht den
Einfluss verschiedener Datenimputationsmethoden auf die Beurteilung der Wirksamkeit. Gemäß Prüfplan wurden fehlende
Wirksamkeitsdaten mittels Non-Responder-Imputation (NRI) imputiert, einer konservativen Imputationsstrategie, bei der alle fehlenden Daten unabhängig vom eigentlichen Grund des Fehlens
als Non-Response klassifiziert werden. Die Wirksamkeit (Anteil
der Patienten mit einer Besserung des Psoriasis Area and Severity
Index um ≥90% gegenüber Studienbeginn [PASI90]) wurde unter Anwendung anderer Imputationsmethoden erneut analysiert:
erhobene Daten (keine Imputation; in die Wirksamkeitsanalyse
werden nur Patienten eingeschlossen, für die an den Endpunkten Daten vorliegen), LOCF (Last Observation Carried Forward;
Imputation mit dem letzten verfügbaren Ansprechen eines Patienten) und multiple Imputation (MI; jeder fehlende Wert wird
durch mehrere Werte ersetzt, die eine Gesamtverteilung der
möglichen Daten darstellen). Mit beiden Dosen Secukinumab
vs. Placebo und Etanercept wurden alle primären und die wichtigsten sekundären Endpunkte erreicht. Mit den Methoden LOCF
und MI wurden vergleichbare PASI90-Raten geschätzt. Der Anteil
an PASI90-Respondern bei Anwendung der NRI war zahlenmäßig
durchweg geringer als die mit den anderen Methoden erzielten
Schätzungen. Die verschiedenen Imputationsmethoden resultierten in abweichenden Schätzungen der Wirksamkeit, wobei die
prüfplangemäße NRI durchweg die niedrigsten Schätzwerte ergab. Die stringente Übernahme der Non-Response für alle fehlenden Daten spiegelt die klinische Realität nicht wider und ergibt
wahrscheinlich eine ungenauere Schätzung der tatsächlichen Ansprechrate als die MI.
P086
Sicherheit, Verträglichkeit und Wirksamkeit bei simultaner
oder sequentieller Behandlung zweier unterschiedlicher
Körperregionen mit Ingenolmebutat: Die FIELD-Studie
“Head & Body”
Pellacani G.1, Larsson T.2, Gilzinger A.3
1
Università di Modena e Reggio Emilia, Clinica Dermatologica
dell’Università di Modena e Reggio Emilia, Modena, Italy
2
LEO Pharma A/S, Ballerup, Denmark
3
LEO Pharma GmbH, Medical Department, Neu-Isenburg, Germany
Fragestellung: Diese Studie wurde durchgeführt, um Sicherheit und Wirksamkeit der gleichzeitigen Anwendung mit einem
sequentiellen Therapieregime zu vergleichen, wenn zwei unterschiedliche Areale – je eines im Gesicht oder auf der Kopfhaut
(150 μ g/g) und eines an Stamm oder Extremitäten (500 μ g/g)
– mit Ingenolmebutat behandelt wurden.
Methodik: Randomisierte, offene, multinationale Phase
III-Studie.
Die Patienten wiesen 4–8 klinisch typische sichtbare AK-Läsionen in je einem zusammenhängenden Areal von 25 cm2 im
Gesicht oder auf der Kopfhaut sowie an Stamm oder Extremitäten
Poster der 48. DDG-Tagung
auf und erhielten nach Randomisierung entweder eine simultane
Behandlung beider Areale oder im Abstand von 8 Wochen.
Ergebnis: Insgesamt wurden 199 Patienten randomisiert, n =
101 erhielten eine simultane und n = 98 eine sequentielle Behandlung mit Ingenolmebutat 150μg/g und 500μ g/g Gel für AK in Kopf
– bzw. Körperlokalisationen. In der Gruppe mit sequentieller Behandlung komplettierten 78% der Patienten die Studie vs 91% bei
simultaner Behandlung . 1 bzw. 2 Patienten zogen Ihre Einwilligung
aufgrund aufgetretener unerwünschter Ereignisse (UEs) zurück. Es
traten keine statistisch signifikanten Unterschiede des mittleren
LSR-Scores an Tag 3 auf (9.7 vs 10.4). Innerhalb der Behandlungsareale wurden 4 bzw.16 UEs berichtet, am häufigsten Juckreiz und
Schmerz an der Anwendungsstelle. Die komplette Abheilungsrate
nach 8 Wochen war in beiden Armen vergleichbar (52.7% bei simultaner, 46.9% sequentieller Therapie), ebenso die Reduktion an
Läsionen (83.4% vs 79.1%). Die von den Patienten berichteten TSQM-Score nach 8 und 16 Wochen waren in beiden Armen gleich.
Schlussfolgerung: Die simultane und die sequentielle
AK-Therapie unterschiedlicher Köperregionen mit Ingenolmebutat zeigte die gleiche Verträglichkeit und Wirksamkeit. Die
Ergebnisse stellen für die klinische Praxis und die Patienten alternative und geeignete Behandlungsmöglichkeiten in der AK-Behandlung mit Ingenolmebutat bereit.
P087
Komorbidität als Prädiktor für “Drug survival” bei Patienten
mit Psoriasis
Jacobi A.1, Rustenbach S.J.1, Augustin M.1
1
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen (IVDP),
Hamburg, Germany
Hintergrund: Psoriasis erfordert häufig eine lebenslange Therapie. Dabei wird die Dauer der jeweiligen Behandlung als Drug
survival bezeichnet und dient als Marker für den Behandlungserfolg. Komorbiditäten könnten darauf Einfluss haben.
Methoden: In dieser retrospektiven Analyse wurden Überlebensraten und Outcome-Parameter bei 67 Psoriasispatienten
analysiert, die im Rahmen der Routineversorgung mit Biologics
behandelt wurden.
Ergebnisse: Insgesamt wurden bei 67 Psoriasis-Patienten
125 Behandlungsperioden mit Adalimumab (n = 37), Efalizumab
(n = 9), Etanercept (n = 55), Infliximab (n = 13) und Ustekinumab (n = 11) durchgeführt. 64,2%, der Psoriasis-Patienten waren
männlich. Zum Zeitpunkt der ersten Biologic-Behandlung war
das Alter 47 (39–52) Jahre und die Erkrankungsdauer betrug 23
(17–31) Jahre. Der Beobachtungszeitraum dauerte ca. 4,2 (0,5–
6,2) Jahre. Die Differenz des Drug Survival zwischen Adalimumab
und Infliximab (p = 0,028) und Etanercept und Infliximab (p =
0,01) war bei Psoriasispatienten, die gleichzeitig an Psoriasis-Arthritis (PsA) litten, statistisch signifikant. Im Allgemeinen wiesen die
Patienten mit PsA eine signifikant längere Drug-Survival-Rate auf
(p = 0,010). Im Hinblick auf Komorbiditäten vom metabolischen
Syndrom war die Differenz für Drug Survival zwischen Adalimumab und Infliximab (p = 0,005), Etanercept und Efalizumab (p
= 0,027) und Etanercept und Infliximab (p = 0,001) statistisch
signifikant. Im Allgemeinen wiesen Patienten mit Komorbidität
eine signifikant kürzere Drug-Survival-Zeit auf als Patienten ohne
Komorbidität (p = 0,033).
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Schlussfolgerung: Die Effektivität von Biologics nimmt im
Laufe der Zeit ab. Patienten mit Komorbiditäten des metabolischen Syndroms wiesen einen stärkeren Verlust an Behandlungsadhärenz für Biologics auf, als Patienten ohne Komorbidität.
Lehrreiche Fälle (Diagnostik)
P088
Photoallergisches Kontaktekzem auf 4-tert-Butyl-4methoxy-dibenzoylmethan
Herbert V.G.1, Karimi J.1, Booken N.1
1
Dermatologikum Hamburg, Hamburg, Germany
Das photoallergische Kontaktekzem ist eine Typ-IV-Reaktion der
Haut als Antwort auf die Kombination von Allergen und UV-Licht
(meist UVA), wobei die applizierte Substanz nicht obligat phototoxisch ist. Häufige Photoallergene sind Sonnenschutzmittel,
Duftstoffe, antibakterielle Substanzen und Medikamente. Die
Dermatitis tritt in lichtexponierten Arealen auf.
Wir berichten über einen 66-jährigen Patienten, der seit 25
Jahren über rezidivierende Ekzeme nach Sonnenexposition leidet
und sich uns mit einem solchen vorstellte. Heliotropes Makromuster
mit unscharfen ekzematösen Streuherden. Starker Pruritus. Bekannte AD. Bei der Arbeitsdiagnose photoallergisches Kontaktekzem
wurden verschiedene Untersuchungen eingeleitet. Laboruntersuchungen incl. Differential-BB, klinische Chemie, Allergieprofil bei
Erwachsenen unauffällig, Gesamt IgE normwertig. UVA MED 15 J/
cm2, herabgesetzte UVB MED 25 mJ/cm2. Unauffällige Photoprovokation für UVA, UVB. Epikutantestung mit den DGK-Standardreihen
unauffällig. Photopatchtest: Nach 72 h im belichteten Areal 2-fach
positive Reaktion auf 4-tert-Butyl-4-methoxy-dibenzoylmethan
und die eigenen Lichtschutzmittel „La Roche Posay Anthelios XL
LSF 50+“ und „Eucerin Sun Allergy Protection Sun Creme-Gel SPF
25 und 50“. Wir empfahlen neben einer topischen antientzündlichen Therapie im Schub eine konsequente Allergenmeidung und
Vermeidung von direkter Sonnenstrahlung sowie einen alternativen
Sonnenschutz mit z.B. Allergika Vivisun 20 Cremegel.
4-tert-Butyl-4-methoxy-dibenzoylmethan zählt zur Gruppe der Lichtschutzsubstanzen, filtert UV-A-Strahlen und ist ein
häufiger Bestandteil von Sonnenschutzmitteln und Kosmetika
mit hohem Lichtschutzfaktor. Diese Kasuistik soll verdeutlichen,
dass die Bedeutung von Sonnenschutzmitteln als Ursache der
photoallergischen Kontaktdermatitis nicht außer Acht gelassen
werden darf, insbesondere da das Krankheitsbild bei fortgesetzter
Allergenexposition in eine chronische, sich verselbstständigende
Form übergehen kann.
P089
Eine Soforttypreaktion auf Kürbiskerne-Trick or treat with
pumpkinseed
Tuchenhagen A.-M.1
1
Dr.-Horst-Schmidt-Kliniken Wiesbaden, Klinik für Dermatologie und
Allergologie, Wiesbaden, Germany
Wir berichten über einen 31-jährigen Patienten, der während des Verzehrs von Kürbiskernbrot eine Lippenschwellung,
143
Poster der 48. DDG-Tagung
Zungenschwellung und Dyspnoe entwickelt hatte. Eine notärztliche Versorgung der Anaphylaxie hatte eine schnelle Besserung der Symptome erbracht. Im Rahmen der allergologischen
Diagnostik konnten wir im Prick-to-Pricktest sowie laborchemisch eine Soforttypsensibilisierung gegenüber Kürbiskernen
nachweisen.
P090
Chronische Ulcera crurum als initiale Manifestation einer
Polyarteriitis nodosa: ein Fallbericht
Kratzsch J.M.1, Simon J.-C.1, Voth H.1
1
Universitätsklinikum Leipzig, Dermatologie, Leipzig, Germany
Wir präsentieren den Fall einer 55-jährigen Patientin, die sich
über mehrere Jahre mit therapieresistenten chronischen Ulcera
crurum vorstellte. Im Verlauf kam es bei der Patientin spontan
zu mehreren Episoden fokaler neurologischer Defizite, die sich in
der cerebralen Bildgebung als ischämische Hirninfarkte darstellten. In der Subtraktionsangiographie ließen sich vaskulitische
Veränderungen sowohl der Hirngefäße als auch der kleinen Nierenarterien nachweisen. In Zusammenschau der klinischen und
angiologischen Befunde wurde die Diagnose einer systemischen
Polyarteriitis nodosa mit kutaner, nephrogener und cerebraler Beteiligung gestellt. Eine Cyclophosphamid-Bolustherapie in 4-wöchigen Abständen erreichte nicht nur eine neurologische Stabilisierung, sondern auch eine beinahe komplette Abheilung der
großflächigen Ulzerationen.
Die Polyarteriitis nodosa (PAN) ist eine seltene nekrotisierende Vaskulitis der mittelgroßen und kleinen arteriellen Gefäße.
Klinisch findet man bei ca. 1/3 aller PAN-Patienten eine kutane
Beteiligung. Systemmanifestationen zeigen sich hauptsächlich im
Bereich des Gastrointestinaltraktes, am zentralen und peripheren
Nervensystem, an den Gelenken und an den Muskeln. Primäre
und sekundäre Vaskulitiden sind mit ca. 13,5% keine seltene Ursache chronischer Wunden, wobei sich die PAN initial nur vereinzelt
monosymptomatisch als Ulcus cruris manifestiert. Zusammenfassend sollte bei chronischen Ulzerationen frühzeitig auch an Systemvaskulitiden gedacht werden. Zur initialen Diagnostik empfiehlt sich neben der genauen Anamnese eine ausreichend tiefe
Biopsie, die den Ulkusrandbereich und das subkutane Fettgewebe
mit einschließt. Bei histologischem Verdacht auf eine nekrotisierende Vaskulitis sollten zeitnah bildgebende Untersuchungen
zum Ausschluss von Systemmanifestationen erfolgen.
P091
Tinea incognita nach Meerschweinchenkontakt – eine Dermatomykose durch einen neuen zoophilen Dermatophyten
Uhrlaß S.1, Walther T.2, Krüger C.1, Nenoff P.1
1
Labor für medizinische Mikrobiologie, Mölbis, Germany
Hautarztpraxis, Leipzig-Schönefeld, Germany
2
Bei einer 47jährigen Frau bestanden erythematöse, papulöse,
pustulöse und randbetonte Läsionen am Zeigefinger der linken
Hand sowie erythrosquamöse Papeln und Plaques am linken Augenlid. Unter dem Verdacht auf ein sekundär bakteriell infiziertes Kontaktekzem wurde mit einem topischen Glukokortikoid
(Prednisolon) sowie einer Harnstoff und Macrogollaurylether
144
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
enthaltenden Emulsion behandelt, ohne dass es zu einer Besserung kam. Neben Staphylococcus aureus ließ sich aus beiden Läsionen der zoophile Dermatophyt Trichophyton (T.) Spezies von
Arthroderma (A.) benhamiae sowohl kulturell isolieren als auch mittels Polymerasekettenreaktion (PCR) nachweisen. Infektionsquelle
für diesen makroskopisch meist gelb pigmentierten und schnell
wachsenden Dermatophyten sind fast immer Meerschweinchen
(Cavia porcellus form. domestica). Die an einer Depression leidende Frau hielt die Tiere auf Anraten ihres Psychotherapeuten. Die
Unterscheidung zu zoophilen Stämmen von Trichophyton interdigitale (frühere Bezeichnung Trichophyton mentagrophytes) ist
nicht immer einfach, zumal auch diese lange bekannte Spezies
von kleinen Nagetieren – nicht nur Meerschweinchen – auf den
Menschen übertragen wird. In einigen Regionen Deutschlands
ist T. Spezies von A. benhamiae mittlerweile häufiger als z. B.
Microsporum canis. Ausgedehnte Formen der Tinea corporis, insbesondere jedoch die Tinea faciei und auch die Tinea capitis sollten – wie hier geschehen – systemisch behandelt werden. Mittel
der Wahl für die orale Therapie ist Terbinafin, Alternativen stellen
Fluconazol und Itraconazol dar. Die Patientin erlitt ca. ein halbes
Jahr später ein Rezidiv der Tinea faciei. Die entzündliche, follikulär gebundene Läsion oberhalb der Lippe war verkrustet und ließ
an eine bakteriell infizierte Herpes-simplex-Virus- (HSV-) Infektion
denken. Die HSV-PCR war jedoch negativ. Wegen wiederholtem
Nachweis von T. Spezies von A. benhamiae musste erneut systemisch mit Terbinafin behandelt werden.
P092
Gesichtsschwellung und Hydroa-vacciniforme-artige Hautveränderungen: kutane Indikatorläsionen einer systemischen EBV-assoziierten T-Zell-Lymphoproliferation mit Entwicklung eines aggressiven extranodalen EBV-assoziierten
NK/T-Zell-Lymphoms
Toksoy A.1, Benoit S.1, Buder-Bakhaya K.1, Geissinger E.2, Rosenwald
A.2, Grigoleit G.U.3, Knop S.3, Goebeler M.1, Wobser M.1
1
Klinik und Poliklinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg, Germany
2
Institut für Pathologie, Universität Würzburg, Würzburg, Germany
3
Medizinische Klinik II, Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg,
Germany
Eine immunkompetente, 45-jährige Patientin türkischer Herkunft
stellte sich mit seit vier Jahren persistierenden Schwellungen und
krustösen Papeln im Gesicht sowie enoralen Aphthen vor. Zuletzt
zeigten sich rezidivierende Fieberschübe und ein Gewichtsverlust.
Der histologische Nachweis einer oligoklonalen EBV-positiven T-Zell-Population in Haut und Mundschleimhaut sowie in
Lymphknoten und Knochenmark erbrachte in Zusammenschau
mit Klinik, Bildgebung und serologischem Nachweis von EBVDNA (6 × 103 Kopien/ml) und EBV-IgG-Antikörpern die Diagnose
einer chronisch aktiven EBV- (CAEBV-) assoziierten T-Zell-Lymphoproliferation. Unter einer Chemotherapie mit CHOP (und
experimenteller Intensivierung durch den Anti-CD20-Antikörper
Rituximab bei unzureichendem Rückgang der EBV-Kopienzahl)
zeigte sich zunächst ein systemisches Ansprechen bei allerdings
weiterem Progress der Hydroa-vacciniforme-artigen Hautveränderungen. Vier Monate nach Primärdiagnose und insgesamt
vier Jahre nach erstmaligem Auftreten der kutanen Indikatorläsionen wurde die Erstdiagnose eines konsekutiven EBV-assoziierten
Poster der 48. DDG-Tagung
NK-T-Zelllymphoms mit hepatischer Manifestation gestellt. Nach
zumindest partiellem Ansprechen sämtlicher Krankheitsmanifestationen auf eine Hochdosischemotherapie (SMILE) erfolgte
eine allogene Stammzelltransplantation.
CAEBV-Infektionen können mit B-, T- oder NK-Zell-proliferativen Erkrankungen assoziiert sein, wobei insbesondere bei
Entwicklung eines hochaggressiven EBV-assoziierten NK/T-ZellLymphoms die Prognose trotz intensiver Therapiemaßnahmen
häufig infaust ist. Die Mehrheit der CAEBV-Infektionen sind im
asiatischen Raum sowie im Kontext einer Immunsuppression zu
finden. Mögliche kutane Manifestationen bestehen in einer Gesichtsschwellung, enoralen Aphthen oder einer Hydroa-vacciniforme-artigen Symptomatik, welche bei unserer Patientin mittels
histologischer Sicherung den Schlüssel zur Diagnosestellung und
entsprechenden Therapie lieferten.
P093
Schmerzhaftes, therapierefraktäres Ulcus bei einer 75 jährigen Frau
Petrucha M.1, Weigert O.1, Hermes B.1
1
Vivantes Klinikum Friedrichshain, Dermatologie und Phlebologie,
Berlin, Germany
Vorstellig wird eine 75 jährige Patientin mit einem äußerst
schmerzhaften, oberflächlichen, 220 × 200 mm großen Ulcus am
linken Oberschenkel proximal lateral. Als Kind litt die Patientin an
einer Knochentuberkulose des linken Knies und einer Tuberculosis
cutis colliquativa links zervikal. Zu ersten Hautveränderungen am
linken Oberschenkel kam es 2008 in Form einer schmerzhaften
flächigen Verhärtung. Die bisherige ambulante Therapie umfasste nach bioptischer Diagnose einer Sarkoidose über 5 Jahre
hochklassige steroidale Externa, zumeist okklusiv. Die stationäre
Aufnahme an unserer Klinik erfolgte Ende 2013 wegen Größenprogredienz des Ulcus und massiver Schmerzen bei den Verbandwechseln. Die umfangreiche Diagnostik mit mehrfacher Tbc PCR,
Quantiferontest, Bildgebungen und Labor war unauffällig. Histologisch zeigte sich eine granulomatöse Dermatitis ohne säurefeste
Stäbchen oder Pilzelemente. Eine initiale parenterale antibiotische
Therapie unter der Arbeitsdiagnose einer irritativ-toxischen Dermatitis blieb ohne Effekt. Nach Vorliegen der Histologie gaben
wir mit geringem Erfolg unter der Arbeitsdiagnose eines vegetierenden Pyoderma gangränosum Prednisolon 1,5mg/kg und Azathioprin 50 mg/die. Vier Wochen nach Aufnahme wurde in allen
angelegten Kulturen Mycobacterium tuberculosis nachgewiesen.
Mit der Diagnose Lupus vulgaris erfolgte der Wechsel auf ein tuberkulostatisches Therpieregime mit rascher Schmerzfreiheit und
allmählicher Wundheilung über Monate. Bemerkenswert erscheinen in unserem Fall sowohl die ungewöhnliche Klinik mit der nässenden, erosiv – ulzerösen Wundfläche, als auch der wegweisende Stellenwert der Mikrobiologie. Für eine adäquate Therapie des
üblicherweise paucibazillären Lupus vulgaris ist bei aller sonstiger
aufwendiger Diagnostik nach wie vor der kulturelle Nachweis des
Erregers der Goldstandard. Die Geduld, zu der man durch die
lange Generationszeit der Mykobakterien gezwungen wird, stellt
für Patienten und Ärzte eine große Herausforderung dar.
P094
Lichen sclerosus et atrophicus auf Radioderm – ein Fallbericht
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Meyer K.M.1, Haferkamp S.1, Schreml S.1, Hohenleutner U.1,
Berneburg M.1, Jaeger T.1
1
Klinik und Poliklinik für Dermatologie, Universität Regensburg,
Dermatologie, Regensburg, Germany
Kasuistik: Eine 60-jährige Patientin stellte sich in unserer Klinik
mit seit 14 Jahren bestehenden weißlich-porzellanartigen, fokal
hämorrhagischen Makulae im Bereich der linken Brust vor. Aufgrund eines invasiv duktalen Mammakarzioms war von Februar
bis April 2001 in diesem Areal eine adjuvante Radiotherapie (bis
50,4 Gy) durchgeführt worden. Kurz nach Abschluss der Bestrahlung seien erstmals Hautveränderungen aufgetreten, welche sich
im Verlauf auf ein etwa 15 × 20 cm messendes Areal ausgebreitet
hätten. Eine entnommene Hautbiopsie sicherte die Verdachtsdiagnose eines Lichen sclerosus et atrophicus.
Kommentar: Als Folge einer Radiotherapie können akute
oder chronische Hautreaktionen auftreten. Häufigste Nebenwirkungen sind die Radiodermatitis und die radiogene Fibrose
zu nennen. Auf dem Boden einer chronischen Radiodermatitis
können sich auch Hauttumore wie Basalzellkarzinome oder Angiosarkome entwickeln. Weitaus seltener sind andere postradiogene entzündliche Folgeerkrankungen der Haut in der Literatur
beschrieben wie Morphea, Morbus Grover, Wells-Syndrom und
Sweet-Syndrom. 1985 wurden erstmals und bislang auch die zwei
einzigen Fälle eines Lichen sclerosus et atrophicus (LSA) nach vorausgegangener Radiotherapie bei Mammakarzinom beschrieben. Die Ätiologie des LSA ist weitgehend unbekannt, da jedoch
Traumen in manchen Fällen als provozierender Faktor diskutiert
werden, könnte der LSA eine isomorphe Antwort auf die Traumatisierung des Gewebes durch Bestrahlung darstellen.
P095
Dermatitis medusica migrans?
Engelmann C.1, Edelmann R.1, Heronimus K.C.1, Mechtel D.1
1
Heinrich-Braun-Klinikum, Hautkrankheiten und Allergologie,
Zwickau, Germany
Wir berichten über zwei männliche Patienten, die nach Schwimmen im Meer in Sri Lanka über zirzinäre urtikarielle erythematöse
Hautveränderungen an beiden Fußrücken mit blutiger Wundsekretion klagten. Vor Ort wurde unter der Diagnose einer „jellyfish
dermatitis“ topisch mit Hydrocortison und systemisch mit Cetirizin und Clindamycin ohne nennenswerten Erfolg behandelt.
Auf Grund der Anamnese und des klinischen Bildes gingen
wir von einem Quallenkontakt im Sinne einer Dermatitis medusica mit konsekutivem gramnegativen Fußinfekt aus und behandelten systemisch mit Ampicillin/Sulbactam und Prednisolon in
absteigender Dosierung.
Nach initialem Ansprechen zeigte sich eine gangartige Ausbreitung der zunächst durch die Tentakel vermuteten Hautveränderungen. Die Biopsie zeigte lediglich eine toxische Dermatitis im
Sinne der Dermatitis medusica.
Bei Progress der Hautveränderungen begannen wir unter
dem klinischen Verdacht einer (zusätzlichen) Larva migrans mit
Ivermectin, worunter beide Patienten eine rasche Besserung berichteten.
Insbesondere bei „Reisedermatosen“ und nach Vorbehandlung ist das initiale klinische Bild nicht immer eindeutig. Auch die
Hautbiopsie kann, wenn nicht repräsentativ ausgewählt, ohne
145
Poster der 48. DDG-Tagung
nennenswerte Hilfe sein. Bei unklaren Hautveränderungen sollten diese im Verlauf regelmäßig neu beurteilt und die Therapie
entsprechend des klinischen Bildes, der Anamnese und der möglichen Differentialdiagnosen überdacht und umgestellt werden.
P096
Multibazilläre Lepra – ein Fallbericht
Brüning J.-H.1, Schubert S.2, Lübbert C.2, Ziemer M.1,
Simon J.-C.1, Kunz M.1
1
Universität Leipzig, Klinik für Dermatologie, Venerologie und
Allergologie, Leipzig, Germany
2
Universität Leipzig, Klinik und Poliklinik für Gastroenterologie und
Rheumatologie, Leipzig, Germany
Hintergrund: Die Lepra ist eine chronische granulomatöse Erkrankung verursacht durch Infektion mit Mycobacterium leprae.
Neben der Einteilung nach Ridley-Jopling anhand des klinischen
und Immunstatus in tuberkuloide und lepromatöse Lepra unterteilt man die Lepra laut WHO anhand eines Hautabstrichs oder
der Anzahl auftretener Läsionen in paucibazillär und multibazillär. Diagnosekriterien sind hypopigmentierte oder erythematöse
Makulae mit Sensibilitätsverlust, histologisch verdickte periphere
Nerven mit Verlust von Hautadnexstrukturen sowie ein positiver
bakterieller Abstrich. Je nach klinischer Form wird die Lepra mit
Rifampicin, Clofazimine und Dapson in unterschiedlichen Kombinationsschemata therapiert.
Fallbeschreibung: Ein 35-jähriger brasilianischer Patient
zeigte im Bereich der oberen Extremitäten großflächige, hypopigmentierte, sensibilitätsgeminderte flache Plaques und derbe
Makulae mit Alopezie. Zusätzlich bestand im Bereich der Hände
eine schmerzhafte endgradige Bewegungseinschränkung. Die
Beschwerden waren über Jahre langsam progredient.Es erfolgte
eine histologische Untersuchung, ein Nasen-Rachenabstrich, eine
infektiologische und serologische Untersuchung, sowie eine Neuro-und Thermographie. Bei spezifischem IgM-Antikörpernachweis gegen das phenolische Glycolipid-1 (PGL-I)1:1200 und positivem Abstrich wurde die Diagnose einer multibazillären Lepra
gestellt. Unter Kombinationstherapie mit Rifampicin 600mg/mtl,
Dapson 100mg/tgl und Clofazimine 100–200mg/tgl zeigte der
Patient nach 6 Monaten eine Befundverbesserung. Die Therapie
wird zur Zeit fortgeführt. Eine aufgetretene Typ-1 Leprareaktion
wurde mit oralem Prednisolon und Clofazimine in erhöhter Dosierung behandelt.
Fazit: Die Lepra zeigt klinisch ein vielfältiges Bild und sollte
bei entsprechender Anamnese und Klinik auch in unseren Breiten
als Diagnose mit in Betracht gezogen werden. Die multibazilläre
Lepra erfordert oft eine Kombinationstherapie und monatelange
Behandlung.
P097
Unfreiwillige Reexposition – einfach nur Pech?
Paulmann M.1, Mockenhaupt M.1
1
Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie, Dokumentationszentrum schwerer Hautreaktionen, Freiburg, Germany
Schwere blasenbildende Hautreaktionen wie Stevens-Johnson-Syndrom (SJS), Toxisch epidermale Nekrolyse (TEN) und
146
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Generalisiertes bullöses fixes Arzneiexanthem (GBFDE) werden
überwiegend durch Arzneimittel induziert. Es bestehen Erytheme
und Blasen der Haut und bei SJS/TEN auch Erosionen der Schleimhaut. Die Reaktionen sind selten, verlaufen aber häufig tödlich.
Für die Prognose ist die Abgrenzung von GBFDE und SJS/TEN entscheidend.
Eine 82jährige Patientin entwickelte erythematöse Plaques
mit Blasenbildung am gesamten Integument. Die Schleimhäute waren unauffällig. Die Histologie zeigte eine subepidermale
Spaltbildung, Epidermisnekrosen und ein perivaskuläres Entzündungsinfiltrat; die Immunfluoreszenz war negativ. Aufgrund dieser Befunde wurde die Diagnose eines GBFDE gestellt. Metamizol
konnte als Auslöser identifiziert werden. Der Epikutantest in loco
war negativ, dennoch wurde ein Allergiepaß ausgestellt. 3 Jahre
später kam es erneut zu einem GBFDE nach Metamizol.
Eine 91jährige Patientin entwickelte eine Rötung mit Blasenbildung sowie erosiver Lippenbeteiligung. Der Befund war
im Verlauf stark progredient und führte zu einer großflächigen
Epidermolyse. Die Histologie zeigte einen wie oben beschriebenen Befund, so dass ebenfalls die Diagnose eines GBFDE gestellt
wurde. Mögliche Auslöser waren Metamizol und Cefuroxim. Ein
Verdachtsallergiepaß wurde ausgestellt und nach Abheilung sollte ein Epikutantest in loco durchgeführt werden. Zuvor erhielt
die Patientin erneut Metamizol und entwickelte ein Zweitereignis
innerhalb von 3 Monaten.
Beide Patientinnen konnten trotz ihres hohen Alters und einer Hautablösung von mehr als 10% nach 2–3wöchiger stationärer Behandlung entlassen werden. Beide erlitten trotz bekanntem
Auslöser und vorhandenem Allergiepaß eine erneute Reaktion.
Häufig sind Wiederholungsereignisse schwerer und führen zum
Tod (22% Letalität). Zum Schutz der Patienten sollten auffällige
Alternativen, z.B. Armband mit Angabe des Allergens, gefunden
werden.
P098
Erythema-nodosum-artige Pannikulitis und Exanthem unter
Systemtherapie mit Vemurafenib bei metastasiertem Melanom
Behle V.1, Hamm H.1, Gesierich A.1, Kneitz H.1, Goebeler M.1
1
Würzburg, Dermatologie, Würzburg, Germany
Kutane Nebenwirkungen durch den B-RAF-Inhibitor Vemurafenib sind ein häufig beschriebenes Phänomen. Insbesondere treten
Exantheme, Sonnenbrände aufgrund erhöhter Photosensibilität,
Verrucae, Keratoakanthome und Plattenepithelkarzinome auf.
Wir berichten über eine 68-jährige Patientin mit Melanom
im Stadium IV, bei der sich am 6. Einnahmetag des B-RAF-Inhibitors erythematöse, druckschmerzhafte Nodi an Gesäß und proximalen Oberschenkeln ausbildeten. In der Probebiopsie zeigte
sich das Bild einer frischen septo-lobulären Pannikulitis mit reichlich neutrophilen Granulozyten, passend zum Initialstadium eines Erythema nodosum. Bereits nach zwei Tagen waren die Nodi
unter topischer Therapie mit Clobetasol-Creme abgeflacht und
nur noch als flaue Rötung erkennbar. Zusätzlich entwickelte die
Patientin wenige Tage später ein Erythema exsudativum multiforme-artiges Exanthem mit Fieber bis zu 38,5 °C. Die Vemurafenib-Dosis wurde zunächst reduziert, bei aber nur langsam rückläufigem Exanthem abgesetzt. Im Verlauf kam es innerhalb von
10 Tagen nach Absetzen zu einer vollständigen Abheilung des
Poster der 48. DDG-Tagung
Exanthems. Aufgrund der ausgeprägten Hautreaktion in Kombination mit Fieber entschlossen wir uns, auf den alternativ verfügbaren B-RAF-Inhibitor Dabrafenib umzustellen; hierunter entwickelten sich im Verlauf keine kutanen Nebenwirkungen.
In der Literatur wurden bislang lediglich 2 Fälle einer Erythema-nodosum-artigen Pannikulitis beschrieben, die unter Therapie mit Vemurafenib auftraten. Unser Fall demonstriert, dass
sich eine Erythema-nodosum-artige Pannikulitis in zeitlichem Zusammenhang mit anderen Hautreaktionen entwickeln kann und
sich nach Absetzen des Auslösers unter topischer Therapie mit
potenten Glukokortikoiden rasch bessert. Der Wechsel auf einen
anderen BRAF-Inhibitor (Dabrafenib) führte bei unserer Patientin
nicht zu einem Wiederaufflammen des Exanthems und/oder der
Erythema-nodosum-artigen Pannikulitis.
P099
Nekrobiotisches Xanthogranulom
Wilm A.1, Berneburg M.1, Karrer S.1
1
Klinik und Poliklinik für Dermatologie, Universität Regensburg,
Regensburg, Germany
Bei der 49-jährigen Patientin bestanden seit 2006 größenprogrediente, schmerzhafte, schmierig belegte, im Randbereich weit
unterminierte Ulzera an Unterschenkeln und Füßen, teils mit festhaftenden Nekrosenplatten. Am gesamten Integument zeigten
sich bis zu 3 cm große, derbe, rötliche subkutane Knoten. 2005
war eine Radiatio beider Orbitae bei V.a. Pseudotumoren erfolgt,
seitdem Amaurosis mit kompletter Destruktion der Hornhaut und
putridem Ausfluss aus beiden Orbitae. Aktenanamnestisch multiple Komobiditäten, u.a. eine monoklonale Gammopathie und
ein Klippel-Trenaunay-Syndrom mit Hypertrophie rechten oberen
Extremität.
Histologisch zeigte sich ein bis ins subkutane Fettgewebe
reichendes, xanthogranulomatöses Infiltrat mit Nekrobiosezonen
und zahlreichen schaumigen Histiozyten sowie mehrkernigen
Riesenzellen. Es wurde die Diagnose eines nekrobiotischen Xanthogranuloms gestellt. Eine Therapie mit 80 mg Prednisolon täglich führte zu einer zunehmenden Reepithelisierung der Ulzera,
einer Rückbildung der Knoten und einem Rückgang der Schmerzsymptomatik.
Das nekrobiotische Xanthogranulom, 1980 von Kossard
und Winkelmann beschrieben, ist eine seltene Erkrankung unbekannter Ätiologie, die in über 80% der Fälle mit einer monoklonalen IgG Gammopathie assoziiert ist. An der Haut zeigen sich
rötlich-gelbliche Papeln und Knoten mit Teleangiektasien, die zu
zentral atrophischen Plaques konfluieren können. In 40% kommen sekundär Ulzerationen dazu. Am häufigten ist die Periorbitalregion betroffen, ophthalmologische Komplikationen können bis
zur Erblindung führen. Extrakutane Manifestationen wie Hepatosplenomegalie sind möglich. Viele Therapieansätze zielen auf
die Behandlung der zugrundeliegenden hämatologischen Erkrankung, in Fallberichten beschrieben sind z.B. Kortikosteroide, Radiatio, Plasmapherese, extrakorporale Photopherese, Chlorambucil,
Cyclophosphamid, Methotrexat, Azathioprin, Dapson, Thalidomid, Lenalidomid, intravenöse Immunglobuline und Interferon.
P100
Gut differenziertes Chondrosarkom am Sternum
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Förster D.1, Baltaci M.1, Pullmann-Tesch S.1, Assaf C.1
1
Helios Klinik für Dermatologie und Venerologie, Krefeld, Germany
Eine 90-jährige Patientin stellte sich mit einem seit einem halben
Jahr größenprogredienten Knoten am Sternum vor. Bei der körperlichen Inspektion sahen wir am Sternum einen faustgroßen,
harten, subkutanen Tumor, der nicht verschieblich war. Die histologische Untersuchung einer Biopsie ergab Veränderungen, die
zu einem Chondrosarkom passten, wobei allein durch die feingewebliche Untersuchung ein Chondrom nicht auszuschließen war.
Die Computertomografie zeigte im Bereich des Manubrium sterni
eine ca. 7,2 × 6,8 cm große, infiltrativ in das prästernale Fettgewebe und in die angrenzende Pektoralismuskulatur wachsende
Raumforderung, mit nahezu vollständiger Destruktion des Manubrium sterni sowie des angrenzenden Corpus sterni. In Zusammenschau der Histologie mit der Bildgebung wurde die Diagnose
eines gut differenzierten Chondrosarkoms gestellt.
Aufgrund des fortgeschrittenen Alters und des schlechten
Allgemeinzustandes der Patientin wurde eine Chemotherapie als
nicht sinnvoll erachtet. Auch die Möglichkeit einer chirurgischen
Sanierung war aufgrund des fortgeschrittenen Befundes nicht gegeben, so dass eine Radiatio durchgeführt wurde.
Konklusion: Histologisch keine sichere Aussage über die Dignität möglich, erst durch die klinisch-pathologische Korrelation
lässt sich die Dignität beurteilen.
Literatur:
Dürr R., Schlemmer M., Wilkowski R. et al. Arthritis+ Rheuma
27 (2007): 141–150.
Petersen I., der Pathologe 34 (2013): 436–448.
P101
Pemphigus foliaceus mit Teilphänomenen eines Pemphigus
vegetans
Karwath M.1, Demmler D.1, Marcus E.L.1, Hannemann C.1, Fuster
Estruch S.1, Müller J.1, Fischer M.1
1
Klinik für Dermatologie und Venerologie, Aue, Germany
Der Pemphigus foliaceus ist eine der häufigeren Ursachen blasenbildender Autoimmunerkrankungen. Dennoch bereitet das
vielgestaltige klinische Bild immer wieder Schwierigkeiten und
verzögert die korrekte Einordnung.
Bei einem 85jährigen Mann bestanden seit mehreren Wochen Erosionen der Stirn und Augenlider. Die initiale Labordiagnostik unter dem Verdacht einer Kontaktdermatitis ergab keine
Auffälligkeiten. Innerhalb von zwei Wochen entwickelte sich dann
eine massive Pachydermie der Augenlider sowie nässende verruköse Plaques inguinal. Diverse Biopsien zeigten eine ausgeprägte
durch eosinophile Granulozyten dominierte Entzündung. Erst in
einer Rebiopsie fand sich eine ältere intraepidermale Blase. In der
indirekten Immunfluoreszenz gelang der Nachweis von Desmoglein1-Ak. Unter einer Therapie mit Prednisolon und Azathioprin
trat die vollständige Rückbildung der Pachydermie und der Erosionen.
Der vorliegende Fall ist klinisch ein Mischbild eines Pemphigus foliaceus und eines Pemphigus vegetans. Ungewöhnlich ist
die rasche Entwicklung von Vegetationen, die beim Pemphigus
foliaceus, wenn überhaupt, erst nach längerer Krankheitsdauer
auftreten.
147
Poster der 48. DDG-Tagung
P102
Chronische Hautveränderungen bei erythropoetischer Protoporphyrie
Meister L.1, Ochsendorf F.1, Valesky E.M.1, Kaufmann R.1
1
Universitätsklinikum Frankfurt, Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Frankfurt, Germany
Hintergrund: Die erythropoetische Protoporphyrie manifestiert
sich in der Regel im Kindesalter mit einer stark erhöhten Photosensitivität. Nach UV-Bestrahlung kommt es zu sonnenbrandähnlichen Erythemen, Ödemen und Quaddeln. Neben den
akuten, meist reversiblen Reaktionen, gehen aber auch chronische Hautveränderungen mit der erythropoetischen Protoporhyrie einher.
Fallbericht: Wir berichten über einen 60-jährigen Patienten
bei dem seit dem jungen Erwachsenenalter eine erythropoetische
Protoporhyrie bekannt ist. Im Rahmen einer akut verlaufenden
protoporphyrin-induzierten Leberzirrhose erfolgte 20 Jahre zuvor
eine Lebertransplantation. Der Patient entwickelte über Jahrzehnte an den chronisch sonnenexponierten Lokalisationen (Handrücken, Nase, Ohrenmuschel) symptomlose, flach erhabene,
lichenoide Papeln mit Vergröberung des Hautreliefs. Am Nasenflügel zeigen diese Papeln einen angiofibromähnlichen Charakter,
möglicherweise als Kontinuum der vorbeschriebenen lichenoiden
Papeln.
Schlussfolgerung: Die akuten Hautmanifestationen der erythropoetischen Protoporphyrie sind gut dokumentiert, dennoch
sollten in diesem Zusammenhang auch die chronischen Hautveränderungen beachtet werden.
P103
Dramatischer Verlauf eines Pyoderma gangraenosum
Herrgott I.1, Metze D.1, Broekaert S.1, Lippert U.2, Ehrchen J.1
1
Universitätsklinik Münster, Dermatologie, Münster, Germany
Universitätsmedizin Göttingen, Dermatologie, Venerologie und
Allergologie, Göttingen, Germany
2
Wir berichten über eine 64-jährige Patientin, die 2010 erstmals
eine Ulzeration am Capillitium entwickelte. Histologisch wurde
auswärtig die Diagnose eines Pyoderma gangraenosum gestellt.
Dies sprach initial gut auf eine orale Methylprednisolon-Therapie
an, zeigte jedoch eine sofortige Rezidivneigung bei Reduktion
unter 4mg. Es erfolgten weitere Therapieversuche mit Azathioprin, Ciclosporin und Remicade ohne deutliches Ansprechen.
In den weiterführenden Untersuchungen fand sich in der Lunge
eine entzündliche Einschmelzung im rechten Unterlappen, die
histologisch als Beteiligung bei Pyoderma gangraenosum gedeutet wurde. Es wurde zusätzlich eine Behandlung mit Methotrexat
(MTX) begonnen. Einen Monat später (2 ½ Jahre nach Erstmanifestation) stellte sich die Patientin bei uns mit neuaufgetretenen disseminierten Hautveränderungen (HV) am Integument
und einem ca. 12×12cm großem Defekt am Capillitium vor trotz
bestehender hoch dosierter Immunsuppression. In der weiteren
Diagnostik zeigten sich ein IgG-Mangel, ein erhöhtes Ferritin
und CRP, eine Anämie und eine Thrombozythämie. Mittels erneuter Histologie der HV am Integument ergab sich nun der V.a.
eine Herpes-Virus-Infektion. Mittels PCR wurde Varizella Zoster
148
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
schließlich in mehreren Abstrichen von den HV am Integument
bestätigt.
Trotz sofortiger Initiierung einer hochdosierten antiviralen
Therapie mit Aciclovir kam es zu einem septischen Verlauf mit
Verschlechterung des Allgemeinzustandes und respiratorischer
Insuffizienz. Eine Therapieeskalation mit Meronem, Vancomycin
und Caspofungin zeigte keinen Effekt, so dass die Patientin leider
innerhalb von wenigen Tagen verstarb. Wir stellten abschließend
die Diagnose eines fatalen Herpes Zoster bei Immunsuppression
mit internen Steroiden und MTX.
Zusammenfassend sollten bei ungewöhnlichem Verlauf von
autoinflammatorischen Erkrankungen trotz lange gesicherter Diagnose dringend infektiöse Differentialdiagnosen sowie Immundefekte (IgG-Mangel) ausgeschlossen werden.
P210
Kutanes nekrobiotisches Xanthogranulom bei Paraproteinämie mit mukokutaner und viszeraler Beteiligung.
Schott R.1, Bonnekoh B.1, Reschke K.2, Franke I.1, Gollnick H.1
1
Otto-von-Guericke-Universität, Medizinische Fakultät, Klinik für
Dermatologie und Venerologie, Magdeburg, Germany
2
Otto-von-Guericke-Universität, Medizinische Fakultät, Klinik
für Nieren- und Hochdruckkrankheiten, Diabetologie und
Endokrinologie, Magdeburg, Germany
Eine 66-jährige Patientin wurde im März 2014 wegen enoralen
Läsionen sowie multiplen gelblichen Knoten und Plaques im
Gesicht, an Stamm und oberen Extremitäten sowie eines Ulcus
am Labium majus pudendi vorgestellt. Unter der auswärtigen,
teils bioptisch unterstützten Diagnose einer Sarkoidose-Variante
mit Multiorganbefall (2012) befand sie sich in internistischer Behandlung. Als Nebendiagnose bestand ein Smoldering Myelom
mit monoklonaler Gammopathie (IgG Kappa). Dermatopathologie: nekrobiotische, xanthogranulomatös infiltrierte Areale in
der Dermis mit Epitheloidzellen, schaumigen Histiozyten, Riesenzellen vom Touton-Typ sowie bizarre Fremdkörperriesenzellen; innerhalb der nekrobiotischen Zone spaltförmige Lakunen
entsprechend Cholesterinablagerungen; Immunhistologie für
CD1a und S100 negativ. Spezialfärbung auf Stabilin-1: Schaumund Riesenzellen heterogen, jedoch überwiegend positiv (Prof.
Goerdt, Mannheim). Paraklinik: mikrozytäre hypochrome Anämie, Eosinophilie, Lympho- und Monozytose, HDL-Erniedrigung,
ACE-Erhöhung, HLA-B27-Positivität. Abschließende Diagnose:
normolipämisches nekrobiotisches Xanthogranulom, a.e. infolge einer Paraproteinämie, mit muko-kutaner und viszeraler
Manifestation. Seitens der mitbehandelnden Internisten wird
ein Therapieversuch mit Bortezomib erwogen (Proteasom-Inhibitor, zugelassen beim Plasmozytom). Beim nekrobiotischen
Xanthogranulom [Kossard und Winkelmann 1980] handelt sich
um eine seltene Erkrankung aus dem Formenkreis der Nicht-Langerhanszell-Histiozytosen (weltweit etwa 100 Fälle beschrieben).
Ätiopathogenetisch findet sich in etwa 80% der Fälle eine Assoziation zu einer Paraproteinämie. Wahrscheinlich kommt es zu
einer Komplexbildung der Paraproteine und von Lipoproteinen
mit konsekutiver Phagozytose und dermalen Ablagerungen. Die
Behandlung der Grunderkrankung steht im Vordergrund. Eine
interdisziplinäre Zusammenarbeit ist von großer Bedeutung. Erst
der dermatopathologische Befund war für die Diagnosestellung
wegweisend.
Poster der 48. DDG-Tagung
Lehrreiche Fälle (Therapie)
P104
Erfolgreiche Therapie einer Necrobiosis lipoidica mit PUVA
und intraläsionalen Steroiden
Rudolph B.M.1, Butsch F.1, Wilden S.1, Becker D.1
1
Universitätsmedizin Mainz, Hautklinik, Mainz, Germany
Bei der Necrobiosis lipoidica handelt es sich um eine seltene
granulomatöse Hauterkrankung, die zumeist am ventralen Unterschenkel lokalisiert ist. Klinisch zeigen sich scharf begrenzte,
atrophische, gelbliche Plaques mit bräunlichem Randsaum. Die
Ätiologie ist unklar, ein Zusammenhang mit metabolischen Erkrankungen, insbesondere dem Diabetes mellitus, oder Traumata
werden vermutet. Als Komplikation können Ulzerationen auftreten. Da es bisher keine etablierten Behandlungsschemata gibt,
stellt die Erkrankung eine therapeutische Herausforderung dar.
Wir berichten über eine 58-jährige Patientin mit seit einem
Jahr progredienten gelblichen Plaques mit erythematösem Randwall am ventralen linken Unterschenkel und rechten Fußrücken.
Als Vorerkrankung bestand eine Hyperlipoproteinämie. Ein Diabetes mellitus lag nicht vor, ebenso wurden keine Bagatelltraumata
berichtet. Eine Probebiopsie bestätigte die Verdachtsdiagnose
einer Necrobiosis lipoidica. Die Hautveränderungen bereiteten
der Patientin keine subjektiven Symptome, waren aber im Verlauf größenprogredient, sodass eine Therapie mit einem lokalen
Steroid begonnen wurde. Diese zeigte jedoch auch nach mehreren Wochen kein Ansprechen. Wir behandelten die Patientin daraufhin mit Creme-PUVA bis zu einer Dosis von 3,5 J/cm2 dreimal
wöchentlich für insgesamt 6 Wochen, wobei auf ein striktes Bestrahlungsfeld geachtet wurde, um die umliegende gesunde Haut
vor UV-Schäden zu schützen. Da sich hierunter nur eine langsame
Besserung zeigte, ergänzten wir die Therapie mit intraläsionaler
Verabreichung von Triamcinolon. Unter der Kombinationstherapie kam es zu einem kontinuierlichen Abblassen der Läsionen.
Dieser Fall zeigt erneut, dass es sich bei der Necrobiosis lipoidica um eine therapieresistente Hauterkrankung handelt. Die
Kombination aus lokaler PUVA und intraläsionalen Steroiden stellt
eine mögliche erfolgversprechende Behandlungsoption dar. Beobachtungen an größeren Kollektiven sind notwendig, um das
Therapieschema zu evaluieren.
dieser immer noch letalen und mit schlechter Prognose behafteten Erkrankung, es besteht eine 5-Jahres Überlebensrate von
nur zwischen 10%-22%, scheint zuzunehmen. Glücklicherweise
handelt es sich um einen Tumor großen Seltenheit (0,5–4% aller
malignen Tumore des unteren gastrointestinalen Traktes), jedoch
stellt das Anorektum bereits die dritthäufigste Lokalisation für ein
Melanom nach Dermis und Retina dar.
Die primäre Therapie stellt weiterhin die komplette chirurgische Entfernung dar, in welchem Ausmaß ist immer noch Bestandteil vieler Diskussionen. Sie stellt die größte Hoffnung auf
Heilung für den Patienten dar. Die meist sehr späte Diagnose,
bei dann bereits weit fortgeschrittener Metastasierung erschwert
häufig eine erfolgreiche Therapie. Trotz neuer Therapieoptionen
mit dem CTLA-4-Blocker Ipilimumab und Vemurafenib muss
auch die Art der chirurgischen Behandlung erneut diskutiert werden. War die abdominoperineale Resektion häufig die Therapie
der Wahl, hat die schlechte postoperative Lebensqualität, bei einem häufig nur palliativen Eingriff, zu einem Umdenken geführt:.
Auch die Art und der Lymphknotenbehandlung solllte überdacht
werden.
Anhand von 5 Fallbeispielen, die in den letzten 18 Monaten
in unserer Klinik behandelt wurden, wollten wir versuchen adäquate chirurgische Vorgehensweise aufzeigen.
P106
Nekrobiotisches Xanthogranulom
Böhm B.1, Pullmann-Tesch S.1, Assaf C.1
1
HELIOS Klinikum Krefeld, Hautklinik, Krefeld, Germany
Eine 60-jährige Patientin stellte sich in unserer Ambulanz vor und
berichtete über seit 6 Jahren bestehende, größenprogrediente,
gelbliche, derbe, periorbitale Plaques. Laborchemisch war eine
monoklonale Gammopathie vom Typ IgG lambda auffällig.
Histologisch sahen wir Palisadengranulome mit Nekrobiose
und Cholesterinspalten, typisch für ein nekrobiotisches Xanthogranulom.
Unter einer systemischen Cyclophosphamid-Puls-Therapie,
die alle vier Wochen durchgeführt wurde, sowie Unterspritzungen mit Triamcinolon Kristallsuspension zeigten die Hautveränderungen eine gute Rückbildung sowohl klinisch als auch radiologisch (MRT). Ferner konnte ein Rückgang des monoklonalen
Gradienten in der Immunelektrophorese nachgewiesen werden.
P105
P107
Das anorectale mucosale Melanom (ARMM) aus
chirurgischer Sicht
Eosinophile Pneumopathie als Komplikation einer mit
Dapson therapierten linearen IgA Dermatose
Roblick M.H.1
Meinzer F.S.1, Nilius G.2, Lehmann P.1, Hofmann S.1
1
1
edh Hannover, Koloproktologie, Hannover, Germany
Helios Klinikum Wuppertal Barmen, Wuppertal, Germany
Helios Klinik Hagen-Ambrock, Hagen, Germany
2
Das anorectal mucosal melanoma (ARMM) ist eine Tumorentität
die Behandler und Patient oft gleichermaßen mit seiner Divergenz
und seinen unterschiedlichen Verhalten überrascht. Beim ARMM
handelt es sich um einen Subtyp des malignen Melanoms. Dieser
Subtyp ist extrem aggressiv und metastasiert frühzeitig lymphogen wie auch hämatogen. 70% dieser Tumore haben bereits bei
Diagnosstellung möglicherweise auf Grund der guten Gefäß- und
Lymphversorgung der Anorektalregion metastasiert. Die Inzidenz
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Bei einer 69-jährigen Patientin mit juckenden disseminierten anulären erythematösen Plaques mit randständiger Blasenbildung
hatten wir im Juni 2012 aufgrund von IgA-Ablagerungen an der
dermoepidermalen Junktionszone in der direkten Immunfluoreszenz die Diagnose einer linearen IgA Dermatose (LAD) gestellt. Bei
normwertiger Glukose-6-Phosphat-Dehydrogenase erfolgte eine
Therapie mit Dapson 100 mg/d, worunter es rasch zur Abheilung
149
Poster der 48. DDG-Tagung
des Hautbefundes kam. Nach einigen Monaten wurde Dapson
vom Hausarzt wegen Leistungsabfalls und moderater Anämie abgesetzt und durch Azathioprin 100 mg/d ersetzt. Hierunter kam
es jedoch erneut zum Auftreten von Juckreiz und Bullae. Dapson
wurde erneut angesetzt, wobei eine Dosis von 50 mg jeden 2.
Tag schließlich als Erhaltungstherapie ausreichte.
Im Verlauf klagte die zuvor bis auf eine Hypothyreose internistisch gesunde Patientin über eine zunehmende Belastungsdyspnoe, die CT-morphologisch im August 2014 einer interstitiellen Lungenerkrankung zugeordnet werden konnte. Die
Lungenfunktion ergab eine restriktive Ventilationsstörung und in
der BAL zeigten sich vermehrte eosinophile Granulozyten. In Zusammenschau dieser Befunde wurde die Diagnose einer fibrosierenden Lungenerkrankung vom Typ einer NSIP (nichtspezifischen
interstitiellen Pneumopathie) gestellt. Dieses Krankheitsbild ist als
seltene Nebenwirkung von Dapson beschrieben, weshalb Dapson abgesetzt und eine Therapie mit Prednisolon 20 mg/d über
6 Wochen eingeleitet wurde. Darunter kam es zu einer raschen
Besserung der Symptomatik.
Dapson gilt als Therapie der 1. Wahl bei neutrophilenreichen
bullösen Autoimmundermatosen wie der LAD. Eine bekannte Nebenwirkung ist die Hämolyse und Methämoglobinämie. Interstitielle Lungenerkrankungen stellen eine seltene, aber schwerwiegende Komplikation einer Dapson-Therapie dar, die bisher vor
allem bei Lepra-Patienten beobachtet wurde. Unseres Wissens
nach ist dies der erste Fall einer eosinophilen Pneumopathie bei
mit Dapson therapierter LAD.
P108
Der Silbermann-Argyrie der Haut nach Einnahme einer
Silberkolloidlösung
Butzmann C.M.1, Technau-Hafsi K.1, Bross F.1
1
Klinik für Dermatologie und Venerologie, Freiburg, Germany
Wir berichten über einen Patienten mit ausgeprägtem bläulich-grauem Hautkolorit mit besonderer Betonung des Gesichtes
nach Einnahme einer selbst hergestellten Silberkolloidlösung. Die
Verdachtsdiagnose einer Argyrie ließ sich histologisch bestätigen
und auch im Blut konnte eine massiv erhöhte Silberkonzentration von 31,000 μ g/l (Norm ≤1 μ m/l) gemessen werden. Anamnestisch bestand bei unserem Patienten außerdem ein zeitlicher
Zusammenhang zwischen der Einnahme der Silberkolloidlösung
und dem erstmaligen Auftreten einer Schizophrenie. Inwiefern es
einen Zusammenhang zwischen der Einnahme der Silberkolloidlösung und der Erstmanifestation der Schizophrenie gibt ist unklar. Wir entschieden uns für einen Behandlungsversuch mit dem
Q-switsched 1064nm Neodym-Yttrium Aluminium Garnet Laser
(Nd: YAG Laser). Die Probebehandlung an einem kleineren Areal
mit 0,9 Joule/cm2 und einer Spot Größe von 3mm zeigte vier Wochen nach Behandlungsbeginn eine deutliche, narbenfreie Aufhellung des Hautareals, die auch im folgenden Jahr bestand hatte.
Aufgrund der starken Schmerzhaftigkeit wäre eine Weiterführung
der Therapie für unseren Patienten nur in Allgemeinanästhesie
möglich gewesen. Dies wurde von dem Patienten abgelehnt.
Unser Fallbericht zeigt die erfolgreiche Behandlung einer Argyrie
durch Einnahme einer Silberkolloid-Lösung mittels Nd: YAG Laser.
Besonders bei einer Stigmatisierung des Patienten durch sichtbare Graufärbung des Gesichtes kann sie einfach durchgeführt
werden und von dauerhaftem Nutzen sein.
150
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P109
Erfolgreiche Behandlung einer therapieresistenten Pityriasis
rubra pilaris mit Etanercept
Vogel A.-S.1, Marsch W.C.1, Taube K.-M.1, Kreft B.1
1
Universitätsklinikum Halle (Saale), Martin-Luther-Universität
Halle-Wittenberg, Poliklinik für Dermatologie und Venerologie,
Halle (Saale), Germany
Die Pityriasis rubra pilaris ist eine seltene, überwiegend erworbene Erkrankung unbekannter Ätiologie. Bei teils auch fulminantem Beschwerdebild ist mit einer erheblichen Beeinträchtigung
der Lebensqualität und Komplikationen zu rechnen [1]. Klinisch
manifestiert sich das Vollbild der Erkrankung oftmals durch eine
Erythrodermie. Die Therapie ist schwierig und herausfordernd.
Im nachfolgenden Fall soll eine therapeutische Alternative bei einem hartnäckigen, ausgeprägten Erkrankungsverlauf präsentiert
werden.
Der Patient litt bei Erstvorstellung seit ca. 14 Tagen unter
einem progredienten, psoriasiform anmutenden Exanthem. Bei
Aufnahme bestand bereits eine Erythrodermie mit auffälligen
“nappes claires“ sowie wachsartigen Hyperkeratosen palmar bds.
Begleitendend bestanden Juckreiz, Brennen und Schüttelfrost.
Der histologische Befund war gut mit einer Pityriasis rubra
pilaris vereinbar. Andere Differenzialdiagnosen konnten ausgeschlossen werden. Hinweise auf assoziierte Erkrankungen ergaben sich nicht.
Trotz intensiver Therapie mittels glukokortikosteroididhaltiger Externa sowie einer Re-PUVA mit Acitretin (30 mg/d) konnte
nach vier Monaten keine Beschwerderemission erzielt werden.
Ebenfalls zeigte die second-line Therapie mit MTX 20mg/Woche
über acht Wochen einen frustanen Behandlungsverlauf. Aufgrund
der generalisierten Beschwerdesymptomatik und der Therapierefraktärität eskalierten wir daher die Medikation mit Etanercept 50
mg/Woche s.c.. Erstmals zeigte sich hierunter eine bisher anhaltende Remission.
Die Pityriasis rubra pilaris ist eine chronische, teils schwer
therapiebare Erkrankung [1]. Neben den bisher üblichen Behandlungsstrategien mittels Retinoiden, PUVA und in zweiter
Linie Immunsuppressiva (z.B.: MTX) kann der Einsatz von TNF-alpha Antagonisten bei ausgewählten Patienten eine erfolgreiche
(off-label) Alternative darstellen.
[1] Wollina U. Pityriasis rubra pilaris. Hautarzt 2012; 63: 655–664
P110
Erfolgreiche Therapie einer hyperplastischen
granulomatösen Gingivitis mit Dimethylfumarat
Scheiba N.1, Schäkel K.1
1
Universitätsklinikum Heidelberg, Hautklinik, Heidelberg, Germany
Wir berichten über einen 13-jährigen Jungen mit einer ausgeprägten, persistierenden Hypertrophie der vestibulären Gingiva
und der Oberlippe. Histopathologisch wurde eine orofaziale Granulomatose bestätigt. Ein Therapieversuch mit oralen Corticosteroiden blieb ohne Erfolg. Unter einer 10-monatigen off-label
Therapie mit Dimethylfumarat per os zeigte sich bei guter Verträglichkeit ein deutlicher Rückgang der Schwellungen an Gingiva
Poster der 48. DDG-Tagung
und Oberlippe. Der Therapieerfolg hält aktuell 18 Monate nach
Behandlungsende an.
Der Begriff orofaziale Granulomatose(OFG) umfasst eine heterogene Gruppe nicht infektiöser, granulomatöser Schwellungen
von Lippen, Zunge oder Perioralregion welche anfangs oft wiederkehrend auftritt, im späteren Verlauf jedoch auch persistieren
kann. In seltenen Fällen ist eine hyperplastische Gingivitis führendes Symptom einer OFG.
OFG kann im Rahmen systemischer granulomatöser Erkrankungen wie der Sarkoidose auftreten, im Rahmen des Melkersson-Rosenthal-Syndroms zusammen mit einer Lingua plicata
und einer Parese des Nervus fazialis oder auch als eigenständiges Krankheitsbild ohne geklärte Ätiologie. Die therapeutischen
Optionen sind limitiert, insbesondere bei hyperplastischer
Gingivitis.
Dimethylfumarat (DMF), ein Ester der Fumarsäure, ist zur
Behandlung der Psoriasis sowie neuerdings auch der Multiplen
Sklerose zugelassen. Der therapeutische Effekt beruht hauptsächlich auf einer immunmodulierenden Wirkung. An möglichen
Nebenwirkungen zu nennen sind vor allem gastrointestinale Beschwerden, eine Flush-Symptomatik und Leukopenien mit teils
schweren Lymphopenien, so dass regelmäßige Laborkontrollen
erforderlich sind.
Zusammenfassend lässt sich sagen dass Dimethylfumarat
eine anhaltend effektive Therapieoption bei Patienten mit orofazialer Granulomatose und hyperplastischer Gingivitis sein kann.
P111
Disseminiertes elastolytisches Riesenzellgranulom
Hannemann C.1, Müller J.1, Marcus E.-L.1, Fischer M.1
1
HELIOS Klinikum Aue, Klinik für Dermatologie und Venerologie,
Aue, Germany
Das elastolytische Riesenzellgranulom ist eine seltene granulomatöse Dermatose des mittleren Lebensalters. Eine Standardtherapie existiert nicht.
Bei einem 49jährigen Patienten bestanden seit 10 Jahren
an den Armen und Beinen anuläre, dunkelbraune, leicht infiltrierte Plaques mit Randbetonung. Er gab an, dass diese Plaques
an den Armen begonnen hätten und nunmehr stetig an Anzahl
und Fläche zugenommen hätten. Subjektiv bestand ein mäßiger
Juckreiz. Der histologische Befund erbrachte ein elastolytisches
Riesenzellgranulom. Die Behandlung erfolgte zunächst topisch
mit hochpotenten Glukokortikosteroiden in Kombination mit einer Bade-PUVA. Nachdem dieses Therapiekonzept nur zu einer
zögerlichen Besserung des Befundes führte, wurden Behandlungsversuche mittels Erbium-YAG-Laser bzw. einer Kontaktkryotherapie durchgeführt. Dabei zeigte sich insbesondere die Kryotherapie als effektiv und führte zu einer Regredienz der Infiltration
und Abblassen der Plaques. Bei der weiterführenden Diagnostik
fand sich eine Anämie unklarer Genese.
Die Ätiopathogenese des elastolytischen Riesenzellgranuloms ist unklar. Diskutiert wird eine Variante des Granuloma anulare bzw. der Necrobiosis lipoidica. Die Behandlung ist schwierig.
Nach unseren Erfahrungen könnte die Kryotherapie zumindest
bei einzelnen Läsionen eine Erweiterung der Therapie darstellen.
Wichtig ist die Beachtung insbesondere hämatologischer Begleiterkrankungen.
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
P112
Necrobiotic xanthogranuloma associated with multiple
myeloma: successful treatment with autologous stem cell
transplantatio
Petkevicius A.1, Bytautien e˙ S.1, Makstiene J.2, Gerbutavicius R.3
1
Lithuanian University of Health Sciences, Medical Academy,
Department of Skin and Venereal Diseases, Kaunas, Lithuania
2
Lithuanian University of Health Sciences, Medical Academy,
Department of Pathological Anatomy, Kaunas, Lithuania
3
Lithuanian University of Health Sciences, Medical Academy,
Department of Oncology and Haemathology, Kaunas, Lithuania
Introduction: Necrobiotic xanthogranuloma (NXG) is very rare,
unknown ethiology, chronic progressive disease, which has no
effective first choice treatment. The disease is characterised by
yellow or red-orange plaques or nodules that predominantly affects the face periorbital area, then the trunk and the extremities.
NXG has association with paraproteinemia, lymphoproliferative
or haematologic disorders.
Case report: 50-year-old man with a 1-year history of multiple cutaneous lesions and complains of weakness and fatigue.
Physical examination showed of annular plaques of various
sizes with raised erythematous borders around a depressed or
ulcerated center, on the legs, trunk and arms; periorbital yellow
nodules. Laboratory findings revealed leukopenia, thrombopenia
and elevated amounts of CRP, ESR; abdominal ultrasound – splenomegaly. Serum immunoelectrophoresis revealed IgG lightchain monoclonal gammopathy; plasma cells in bone marrow
were found. Histology: Large area of necrobiotic collagen, appear
as amorphous eosinophilic debris, around granulomatous infiltrate, composed of histiocytes, giant cells of the Touton type, lymphocytes, plasma cells.
Treatment: Usual local and systemic treatment were not
effective. Haematologist confirmed multiple myeloma (MM)
and treated it with 4 cycles of chemotherapy. After chemotherapy partial response was obtained. Autologous haematopoetic
stem cell transplantation was performed and complete response
obtained with conventional MM complete response criteria. But
patient did not met stringent MM complete response criteria as
serum imunofixation is weakly positive for IgG band. Free light
chain ratio was normal.
Conclusion: Therapeutic options for NXG are limited but
treatment with autologous stem cell transplantation proved to be
safe and effective also confirmed a coherency with MM.
P113
Rezidivierende kutane Leishmaniose im Gesicht
Pitsch A.1, Pfeiff B.1, Dill D.1
1
Klinikum Lüdenscheid- Märkische Kliniken GmbH, Lüdenscheid,
Germany
70 jähriger Patient. Im März 2014 fulminantes Rezidiv einer Leishmania infantum-Infektion der linken Gesichtshälfte und kleinknotige Infiltrate am Nasenrücken. Erstdiagnose 2011 mit Abheilung
nach systemischer Miltefosin-Therapie, die von gastrointestinalen
und psychischen Nebenwirkungen begleitet war. Erstes Rezidiv
2012, Abheilung unter Lokaltherapie mit Leshcutan Creme. Im
151
Poster der 48. DDG-Tagung
März 2014 kein Ansprechen auf die Therapie mit Leshcutan Creme.
Daraufhin systemische Therapie mit liposomalem Amphotericin B
über 14 Tage in Kombination mit einer intra- und periläsionalen
Injektionsbehandlung mit Antimon Präparaten (Glucantime) – zunächst in Allgemeinanästhesie. Sieben weitere Unterspritzungen
z.T. unter vorheriger Gabe von Midazolam 7,5 mg p.o.. Unter
diesem Regime langsame Rückbildung der Hautveränderungen.
Vollständige Remission seit Mai 2014. Das Resultat ist signifikant
besser als alle zuvor erreichten Befunde. In umfangreichen Sequenzierungsversuchen am Bernhard-Nocht-Institut und am Institut für Infektions- und Tropenmedizin der LMU München konnte nur Leishmania donovani Komplex nachgewiesen werden.
Die Leishmanieninfektion der Haut wird in die kutane
Leishmaniose der Alten und Neuen Welt eingeteilt. Die Übertragung erfolgt durch Sandmücken. Klinisch müssen folgende
Differentialdiagnosen ausgeschlossen werden: Basalzellkarzionom, eosinophiles Granulom, Ekthyma, lupoide Rosazea,
Lepra und Tuberculosis cutis.Die systemische Therapie ist bei
den Erregern der Leishmaniose in Europa Mittel der Wahl. Zusätzlich oder alternativ zur Infiltration mit Antimonpräparaten (z.B. Glucantime), kann eine Infrarottherapie angewendet
werden (Hyperthermie). Bei einzelnen Läsionen in kosmetisch
nicht störender Lokalisation kann die Spontanheilung abgewartet werden. Der Verlauf der kutanen Leishmaniose ist meistens
komplikationslos.
Der folgende „lehrreiche“ Fallbericht beschreibt die Behandlung einer Patientin mit Etanercept ( Ε nbrel®) in 9 Zyklen ohne
Wirkungsverlust.
Bei der Patientin wurden psoriasiforme Hautveränderungen
im Jahre 1997 diagnostiziert. Die Erstvorstellung bei uns erfolgte
im Jahr 2000 aufgrund einer ausgedehnten Psoriasis corporis und
capitis. Die Finger- und Zehennägel zeigten ebenfalls Veränderungen.
Bei der Patientin erfolgte initial eine Therapie mit topischen
Glukokortikoiden, Cignolin, Salizylsäurepräparaten, Ganzkörper
-UV-Bestrahlungen und systemischer Fumarsäure. Die orale Gabe
von Fumarsäure musste aufgrund von Nebenwirkungen (Leberwerterhöhungen, gastrointestinalen Beschwerden, Urtikaria) abgesetzt werden.
Aufgrund der Leberwerterhöhungen sowie eines anamnestischen HELLP-Syndroms wurde eine Therapie mit Etanercept eingeleitet. Bisher erfolgten seit 2005 9 Zyklen mit Etanercept ohne
Wirkungsverlust. Nach dem Absetzen der Biologikatherapie nach
jeweiligem Erreichen einer annähernden PASI 100 – Reduktion
folgten jeweils 5–8 Monate Beschwerdefreiheit.
1.
Könemann M.1, Assaf C.1
2.
Enk CD et al (2003) Kutane Leishmaniose. Hautarzt 54:
506–512
Lee SA et al (2003) Therapy of cutaneous leishmaniasis. Int J
Infect Dis 7: 86–93
P114
Flexible, situationsangepasste, intermittierende Langzeitbehandlung der Psoriasis vulgaris mit Etanercept ohne Wirkverlust in 9 Zyklen
Kardorff B.1,2, Pakou P.3, Dorittke P.2,4
1
Haut-, Allergie-, Venen- und Laserpraxis Mönchengladbach-Rheydt, Dermatologie, Allergologie, Lasermedizin,
Mönchengladbach, Germany
2
Haut-, Allergie- und Venenpraxis Korschenbroich, Dermatologie,
Korschenbroich, Germany
3
Haut-, Allergie-, Venen- und Laserpraxis Mönchengladbach-Rheydt,
Dermatologie, Mönchengladbach, Germany
4
Haut-, Allergie-, Venen- und Laserpraxis Mönchengladbach-Rheydt, Dermatologie, Phlebologie, Mönchengladbach,
Germany
Mit der Einführung von Biologika in die antipsoriatische systemische Therapie ist die Notwendigkeit des Abbruchs einer Rotationstherapie aufgrund von Organtoxizität nicht mehr unabdingbar.
Die TNF@-Blocker, wie Etanercept, zeigen in der Langzeittherapie
ein positives Nutzen-Risiko-Verhältnis.
Dennoch ist oftmals eine kontinuierliche Therapie mit Biologika wegen alltäglicher Ereignisse (z. B Schwangerschaft, Infektionen, Therapieunterbrechung auf Wunsch des Patienten) nicht
möglich. Die Option der Intervalltherapie an sich ermöglicht
insgesamt eine bessere Lebensqualität für die Patientinnen und
Patienten, da auf individuelle Lebensumstände auch individuell
reagiert werden kann.
152
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
P115
Paraneoplastische Dermatomyositis bei fortgeschrittenem
Ovarialkarzinom
1
HELIOS Klinikum Krefeld, Dermatologie, Krefeld, Germany
Malignome sind häufig mit der Dermatomyositis assoziiert. Nicht
selten stellt der Dermatologe die initiale Diagnose einer malignen
internistischen Erkrankung aufgrund paraneoplastischer Hautveränderungen. In dem vorliegenden Fall einer Patientin mit lokal
metastasiertem Ovarialkarzinom führten eine radikale Tumorresektion und die Therapie mittels adjuvanter Chemotherapie in
Kombination mit monoklonalen Antikörpern und Steroiden zu
einer vollständigen Remission des Ovarialkarzinoms und der Dermatomyostitis.
Anlass der dermatologischen Vorstellung der 60 jährigen
Patientin waren seit 4 Monaten bestehende rotblaue Verfärbungen des Gesichts sowie rötlich infiltrierte Hautveränderungen im
Bereich der Hände im Sinne Gottronscher Papeln. Anamnestisch
war ein kurativ therapierter Brustkrebs vor Jahren bekannt. Die
Patientin beklagte Kraftlosigkeit und Muskelschmerzen. Es wurde
von Nachtschweiß und Gewichtsverlust berichtet. CK und LDH
waren erhöht. Die ANA zeigten sich positiv. Mikroskopisch war
im Hautbiopsat eine lymphozytendominierte Entzündungsreaktion mit deutlichem Interface-Prozess nachweisbar. Ein muskuläres
Biopsat zeigte den histopathologischen Befund einer Dermatomyositis.
Im Tumormarker-Screening war CA-125 deutlich erhöht.
Eine CT-Bildgebung und die anschließende explorative Laparoskopie ergaben eine ausgeprägte Peritonealkarzinose auf dem
Boden eines serösen Ovarialkarzinoms, FIGO-Stadium IIIc (pT 3c
pN1 cM0). Nach chirurgischer Tumorresektion und Chemotherapie mit Carboplatin, AUC 5, Paclitaxel in Kombination mit Bevacizumab sowie lokaler steroidaler Therapie kam es zur kompletten
Remission der Dermatomyositis.
Conclusio: Die Dermatomyositis ist häufig mit Malignomen
assoziiert. Bei Frauen können dies insbesondere Ovarialkarzinome
sein. Eine Tumoreliminierung kann eine Dermatomyositis heilen.
Poster der 48. DDG-Tagung
[Hill CL, Zhang Y, Sigurgeirsson B, et al. Frequency of specific cancer types in dermatomyositis and polymyositis: a population-based study. Lancet 2001; 357: 96–100.]
P116
Intensivmedizinische Aspekte der Toxisch Epidermalen
Nekrolyse
Marcus E.L.1, Wallenborn J.2, Fischer M.1
1
HELIOS Klinikum Aue, Klinik für Dermatologie und Venerologie,
Aue, Germany
2
HELIOS Klinikum Aue, Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin,
Aue, Germany
Die Toxische Epidermale Nekrolyse (TEN) ist eine schwere unerwünschte Arzneimittelreaktion mit hoher Letalität, die meist eine
intensivmedizinische Behandlung erfordert. Dabei ist das intensivmedizinische Management neben der dermatologischen Behandlung besonders komplex.
Ein 44-jähriger Mann entwickelte nach der Einnahme von Allopurinol, Ibuprofen und Etoricoxib ein generalisiertes Exanthem
mit zunehmender Exfoliation und Schleimhautbeteiligung. Die
klinische Diagnose einer TEN wurde histologisch bestätigt (ScorTEN bei Aufnahme: 2 Punkte). Nachdem eine ex juvantibus begonnene Prednisolontherapie mit 3mg/kg KG einen weiteren Progress auf zuletzt 80% betroffene KOF nicht verhindern konnte,
erfolgte die Applikation von Infliximab (350mg). Hierdurch konnte ein weiterer Progress des TEN verhindert werden. Aufgrund der
starken Schmerzen erfolgte parallel dazu die Intubation und Analgosedierung. Trotz deutlicher Besserung des Hautbefundes war
der ITS-Aufenthalt durch eine erschwerte Analgesie (4fach-Kombination) und intermittierende hypertensive Entgleisungen prolongiert. Ferner kam es zu einer Besiedlung mit multiresistenten
Keimen (MRSA und VRE). Dennoch konnte der Patient vollständig
genesen nach vier Wochen entlassen werden.
Wie bereits mehrfach beschrieben, ist Infliximab in der Behandlung der TEN gut wirksam. Darüber hinaus sind Patienten
mit einer TEN intensivmedizinisch schwer zu führen, wobei insbesondere Analgosedierung, Bilanzierung, Lagerung und Antibiose
besondere Herausforderungen darstellen.
Mikrobiologie
P117
Ungewöhnlicher Dermatophyt bei einer entzündlichen Form
einer Tinea capitis bei einem Kind
Lindenlaub P.1, Kolesnik M.1, Gräser Y.2, Gollnick H.1
1
Universitätsklinikum Magdeburg A. Ö. R., Dermatologie und
Venerologie, Magdeburg, Germany
2
Universitätsmedizin Berlin – Charite, Institut für Mikrobiologie
und Hygiene; Nationales Konsiliarlabor für Dermatophyten, Berlin,
Germany
In unserer Ambulanz stellte sich ein Mädchen (4 J.) mit occipital kahlen, schuppenden und im Verlauf pustulösen Herden
vor. Das Kind besucht alle 2 Wochen seinen Vater, der in ländlicher Umgebung mit Hunden, Katzen und Kaninchen lebt. Im
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Haushalt der Mutter, wo das Kind sonst wohnt, gibt es keine
Haustiere. Schuppen und Pustelabstriche wurden auf Sabouraud-2% Glucose-Agar sowie Selektivagar für pathogene Pilze
überimpft und bei RT inkubiert. Nach 3 Wochen erfolgte die Differenzierung des Dermatophyten anhand der Kolonie- und Mikromorphologie. Es wuchsen kompakte, fest im Agar verankerte
Kolonien mit hauchfeinem Luftmyzel, darunterliegender wachsig-knorpeliger Schicht und z. T. speichenartiger Fältelung. Das
Luftmyzel war zentral rosa-violett und am Rand gelblich-orange
gefärbt, ebenso die Kulturunterseite. Die Kolonien setzten einen
rotbraunen, sich über den Nährboden ausbreitenden Farbstoff
frei. Mikroskopisch zeigten sich nur knorriges Myzel und interkalare Chlamydosporen; Makro- und Mikrokonidien waren nicht
nachweisbar. Das Isolat ähnelte am stärksten Trichophyton violaceum. Zur molekularbiologischen Differenzierung wurde die Kultur an das Nationale Konsiliarlabor für Dermatophyten gesandt.
Hier wurden die ITS 1- und ITS 2-Regionen der rDNA sequenziert
und das Isolat mittels der IDNS-Datenbank von SmartGene als
Trichophyton rubrum (afrikanische Population) identifiziert. Auch
T. violaceum (unsere Einstufung des Isolates) kommt v. a. in Afrika vor, gehört aber als eigenständige Spezies nicht zum o. g. T.
rubrum -Komplex. Beim vorgestellten Fall ist dieses Resultat insofern überraschend als ein Afrika-Urlaub der Familie oder direkte
Kontakte des Mädchens mit afrikanischen Kindern nicht bekannt
sind. Da es sich um einen anthropophilen Dermatophyten handelt, scheiden die Haustiere vom Vater des Kindes als mögliche
Infektionsquellen aus. Die Tinea capitis wurde mit Terbinafin
(62,5 mg/Tag, bei < 20 kg KG) und lokal mit Ciclopirox sowie
Zineryt erfolgreich behandelt.
P118
Antimikrobielle Wirksamkeit von Aminocellulosen in einem
Co-Kulturmodell mit humanen HaCaT Keratinozyten und
Candida albicans
Finger S.1, Wiegand C.1, Liebert T.2, Heinze T.2, Hipler U.-C.1
1
Universitätsklinikum Jena, Klinik für Hautkrankheiten, Jena,
Germany
2
Kompetenzzentrum Polysaccharidforschung, Institut
für Organische Chemie und Makromolekulare Chemie,
Friedrich-Schiller-Universität Jena, Jena, Germany
Cellulose besitzt keine antimikrobielle Wirkung, kann aber durch
chemische Modifikation funktionalisiert werden. Durch gezieltes
Anbinden von Aminogruppen über Nukleophile Substitution an
der C6 -Position der Anhydroglukoseeinheit entstehen sogenannte Aminocellulosen (AC). Durch diese Funktionalisierung besitzen AC polykationische Eigenschaften und eine antimikrobielle
Wirkung. Der Wirkmechanismus ist im Detail jedoch noch nicht
erforscht. Um die Biofunktionalität und -kompatibilität der AC
besser verstehen zu können, eignen sich Co-Kulturmodelle aus
humanen Zellen und Mikroorganismen.
AC mit Ethylendiamin (EDA) bzw. Triaminotriethylamin
(TAEA) als funktioneller Gruppe wurden gegen C. albicans, humanen HaCaT Keratinozyten und im Co-Kulturmodell untersucht.
Die antimikrobielle Aktivität wurde anhand von Wachstumsuntersuchungen sowie über den mikrobiellen ATP-Gehalt und Effekte
auf HaCaTs über den zellulären ATP- und Proteingehalt bestimmt.
Im Co-Kulturmodell erfolgte eine Quantifizierung von C. albicans mittels qPCR. Des Weiteren wurde eine EDA-AC mit RBITC
153
Poster der 48. DDG-Tagung
markiert, mit C. albicans und HaCaTs inkubiert und mikroskopisch
analysiert.
EDA- und TAEA-AC sind gegen C. albicans wirksam. Bei
HaCaTs zeigte die EDA-AC eine bessere Zellverträglichkeit. Eine
Reduktion des mikrobiellen Wachstums bei steigender AC-Konzentration wurde anhand der Quantifizierung von C. albicans in
der Co-Kultur mittels qPCR nachgewiesen. Hierbei zeigte sich
ebenfalls ein Vorteil der EDA-AC, da eine höhere Reduktion von
C. albicans im zellverträglichen Bereich erzielt wird. Mikroskopische Analysen deuten darauf hin, dass AC mit der Oberfläche von
HaCaTs und C. albicans interagieren kann.
Die Biokompatibilität und die antimikrobielle Wirksamkeit
von AC konnte nachgewiesen werden, wobei diese abhängig von
der Funktionalisierung sind. Dabei stellte sich heraus, dass die AC
mit EDA als funktioneller Gruppe für medizinische Applikationen
besser geeignet ist, als die TAEA-AC.
P119
Charakterisierung der antimikrobiellen Ausrüstung von
Keramikoberflächen
Finger S.1, Zieger M.1, Wiegand C.1, Rode C.2, Wyrwa R.2,
Grünler B.2, Hipler U.-C.1
1
Universitätsklinikum Jena, Klinik für Hautkrankheiten, Jena,
Germany
2
INNOVENT e. V., Jena, Germany
Antimikrobiell wirksame Oberflächen finden bereits Anwendung
im medizinischen Bereich, in der Lebensmittelindustrie, als auch
im Haushalt. Dabei können die Materialien mit verschiedenen antimikrobiell aktiven Substanzen ausgestattet sein. Um die Wirksamkeit dieser Materialien untersuchen zu können, gibt es eine
Vielzahl von nationalen und internationalen Standardtestverfahren.
In dieser Studie wurden keramische Erzeugnisse mit Zinkoxid
(ZnO) antimikrobiell ausgerüstet und nach dem Internationalen
Standard ISO 22196 hinsichtlich ihrer Wirksamkeit untersucht.
Dazu wurden 5cm x 5cm große Probekörper im direkten Kontakt
mit den Bakterien Staphylococcus aureus (ATCC 6538), Staphylococcus epidermidis (DSM 1798), Klebsiella pneumoniae (ATCC 4352)
und Pseudomonas aeruginosa (DSM 1117), sowie mit den Pilzen
Candida albicans (DSM 1386), Candida glabrata (DSM 11226), Trichophyton rubrum (70K10) und Aspergillus fumigatus (DSM 819)
für 24h bei 37°C inkubiert. Danach erfolgte die quantitative Evaluierung der antimikrobiellen Aktivität der Proben gegenüber den
einzelnen Testmikroorganismen mittels Keimzahlbestimmung.
Als Kontrolle wurden Probekörper ohne antimikrobielle Ausrüstung mitgeführt.
Durch die Ausrüstung der keramischen Erzeugnisse mit ZnO
konnte eine starke antibakterielle Wirksamkeit nachgewiesen werden. Gegenüber dem Schimmelpilz A. fumigatus konnte ebenfalls
eine starke Wirksamkeit erzielt werden. Gegen den Dermatophyt
T. rubrum waren die untersuchten Materialien nicht wirksam. Für
die Hefen konnte eine leichte (C. albicans) bis signifikante (C. glabrata) antimikrobielle Aktivität nachgewiesen werden.
Die Ausrüstung von keramischen Oberflächen mit ZnO zeigte eine breite antimikrobielle Wirksamkeit gegenüber pro- und
eukaryotischen Mikroorganismen im direkten Kontakt. Daraus
ergibt sich ein vielseitiges Potential für klinische und industrielle
Anwendungen.
154
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P120
Kutane Leishmaniose – eine deutsche Familie importiert ein
unerwünschtes Reisesouvenir
Tröbinger M.1, Rainer-Längle C.1, Gebhardt M.2, Kämpgen E.1
1
DERMATOLOGIKUM BERLIN, Berlin, Germany
Dermatologikum Hamburg, Hamburg, Germany
2
Die kutane Leishmaniose (kL), bekannt als Orient-, oder Aleppobeule, befällt die Haut und verschont im Gegensatz zur viszeralen L die inneren Organe. Die Übertragung erfolgt durch Sandmücken. Reservoir sind Tiere (Nager, Hunde) oder Menschen.
In 98 Staaten ist L endemisch und verursacht ca. 1,5 Millionen
kutane Infektionen pro Jahr. Aufgrund der geographischen Nähe
zu Deutschland sind die Endemiegebiete im südeuropäischen
Mittelmeerraum (Italien, Südfrankreich, Spanien, Griechenland,
Nordafrika) bedeutend.
Wir berichten über 3 Mitglieder einer Familie, die über einen
Zeitraum von 20 Monaten an einer kL erkrankten.
T.G. hatte seit Monaten schlecht heilende knotige Hautveränderungen. Histologisch wurde die Diagnose kL gestellt und die
Herde wurden operativ saniert.
J.G. hatte seit einem Jahr an Größe zunehmende Papeln an
der Wange. Der histologische Befund und die PCR bestätigten die
Verdachtsdiagnose kL. Unter der Systemtherapie mit Miltefosine
kam es zur Abheilung.
S.G. zeigte entzündliche livide Knoten am Kinn und Ellenbogen. Die histologische Untersuchung und die PCR Typisierung
ergaben eine Infektion mit L.infantum. Die Therapie erfolgte mit
Miltefosine.
Im Mittelmeerraum ist die Infektionsrate von Hunden mit L
besonders hoch: auf Mallorca sind 67% infiziert. Der dort verbreitete Erreger L.infantum kann die kutane, mukokutane und viszerale L verursachen. Das Institut für Tropenmedizin, Charité Universitätsmedizin Berlin, hat in den letzten 5 Jahren 190 Fälle von
kL gesammelt. 40 Fälle kamen aus Spanien und davon infizierten
sich 26 auf Mallorca. Die oben genannte Familie war gelegentlich
mit ihrem Hund am Strand Es Trenc auf Mallorca spazieren. Unter
den Einheimischen gilt dieser Strand als Brutstätte von L übertragenden Sandmücken.
Interessant für uns ist die Tatsache, dass gleich 3 Familienmitglieder in einem zeitlich versetzten Abstand an kL erkrankten.
Dieses Reisesouvenir ist in Deutschland ein sicherlich unterdiagnostiziertes Importgeschehen.
P121
Pflanzensäfte aus den Blättern der Isatis tinctoria weisen
starke antimikrobielle Eigenschaften gegen Bakterien, Hefen
und Dermatophyten auf
Hesse J.1, Wiegand C.1, Grün M.2, Fankhänel N.2, Schleicher R.3,
Keiner M.3, Hipler U.-C.1
1
Universitätsklinikum Jena, Klinik für Hautkrankheiten, Jena,
Germany
2
Food GmbH Analytik – Consulting, Jena, Germany, 3Nuth GmbH &
Co.KG, Mihla, Germany
Waid, Isatis tinctoria L. (Brassicaceae), wurde schon in der Antike zur Behandlung von Wunden und Hautausschlägen genutzt.
Poster der 48. DDG-Tagung
Heute weiß man, dass aktive Verbindungen wie Tryptanthrin
für die pharmakologische Wirkung verantwortlich sind. Im Hinblick auf die zunehmende Entwicklung von Resistenzen ist es
von Interesse, die antimikrobielle Aktivität des Waids zur unterstützenden Behandlung von Wunden und Hauterkrankungen zu
untersuchen. In der vorliegenden Studie wurde daher der Effekt
von Waid-Pflanzensäften auf Bakterien, Hefen und Dermatophyten analysiert.
Die antimikrobielle Aktivität von Waidsäften mit unterschiedlicher Verarbeitung (frische Blätter (FW1, FW2), vergorene getrocknete Blätter (VGW) und Pressrückstand grüner Blätter (PR))
gegen S. aureus, K. pneumoniae, C. albicans, M. pachydermatis
und T. rubrum wurde mittels der Laser-Nephelometrie analysiert.
Zudem wurden lebende Mikroorgansimen über die luminometrische Bestimmung des ATP-Gehaltes quantifiziert.
Die Waidsäfte wiesen eine signifikant bakterizide und fungizide Kapazität gegen die getesteten Mikroorganismen auf. Das
wachstumshemmende Potential war gegenüber Dermatophyten
stärker als gegenüber Bakterien und Hefen. Während gram-negative Bakterien wie K. pneumoniae stärker inhibiert wurden als
gram-positive wie S. aureus, war die antimykotische Aktivität gegenüber der Hefe M. pachydermatis stärker als gegenüber C. albicans. Insgesamt war die antimikrobielle Wirkung von FW1 und
FW2 sowie PR höher als von VGW.
Waid-Pflanzensäfte weisen eine starke antimikrobielle Wirksamkeit auf. Verarbeitungsprozesse beeinflussen die Wirkung der
Waidsäfte, wobei angenommen werden kann, dass dabei gebildete aktive Verbindungen, für diese Unterschiede verantwortlich
sind, die weiter untersucht werden sollen. Die Ergebnisse verdeutlichen die Effektivität von Waid gegenüber Bakterien und Pilzen
und liefern wichtige Hinweise für die Anwendbarkeit von Waid als
natürliche Quelle antimikrobieller Wirkstoffe.
P122
Magistralrezepturen für die Kombination eines
Antimykotikums mit Methylprednisolonaceponat
Wohlrab J.1,2, Neubert R.H.H.2,3, Sommer E.2
1
Universitätsklinikum Halle, Klinik für Dermatologie und Venerologie, Halle, Germany
2
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für
angewandte Dermatopharmazie, Halle, Germany
3
Institut für Pharmazie, Halle, Germany
Eine häufige Behandlungssituation ergibt sich im klinischen Alltag
durch das Auftreten von Dermatophyteninfektionen der freien
Haut. Dabei stehen klinisch meistens entzündliche Phänomene im
Vordergrund, die auch das subjektive Beschwerdebild des Patienten bestimmen. Nach der Diagnosesicherung orientieren sich die
therapeutischen Strategien vor allem an der betroffenen Fläche,
dem Erreger, an den Komorbiditäten des Patienten sowie möglicher Komedikation und beziehen lokale und systemische Therapieformen ein. Als antimykotische Wirkstoffe werden für die meist
topische Therapie vor allem Azole sowie Ciclopiroxolamin empfohlen. Insbesondere für die Anfangsphase der Therapie wird zum
raschen Abklingen der entzündlichen Begleitreaktion und der
damit verbundenen subjektiven Beschwerden wie Juckreiz und
brennende Schmerzen die Koapplikation eines Glukokortikoids
praktiziert. Dabei wird insbesondere bei Azolen die Elimination
des Glukokortikoids durch Interaktion über CYP3A4 reduziert, so
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
dass die kutane Bioverfügbarkeit der Wirksubstanzen verändert
wird. Darüberhinaus ergeben sich wegen der unterscheidlichen
physikochemischen Eigenschaften der Substanzen Stabilitätsprobleme in galenischen Zubereitungen. Aus klinischer Sicht ist zu
beachten, dass bei unkritischem, insbesondere langfristigem Einsatz von Glukokortikoiden die bekannten unerwünschten Effekte
resultieren können.
Vor diesem Hintergrund sind in der topischen Kombinationstherapie eines Antimykotikums mit einem Glukokortikoid Substanzen mit einem optimalen Therapeutischen Index
(TIX) zu bevorzugen. Um in einer Magistralrezeptur diesen
Anforderungen zu genügen, wurden Kombinationsrezepturen
von Methylprednisolonaceponat mit 1% Clotrimazol bzw. 1%
Ciclopiroxolamin für die epikutane Anwendung erarbeitet und
entsprechend der aktuellen Apothekenbetriebsordnung qualitätsorientiert validiert.
Molekulare Diagnostik
P123
Cytochrom b Sequenzierung aus Formalin fixierten Paraffin
eingebetteten Hautbiopsien ermöglicht eine schnelle,
sensitive und spezifische Diagnose der Infektion mit
Leishmanien Spezies
Gebhardt M.1, Ertas B.1, Falk T.M.1, Böer-Auer A.1
1
Dermatologikum Hamburg, Hamburg, Germany
Die Identifikation von Leishmanien Spezies ermöglicht die Beurteilung der Pathogenität einer Leishmaniasis und ist entscheidend
für die Einleitung einer spezifischen Therapie. Gegenwärtiger
Goldstandard der Diagnostik sind Histopathologie und Parasitenkultur inklusive der Analyse spezifischer Enzymmuster.
Aufgrund der Seltenheit der Erkrankung und der unspezifischen Klinik wird die Diagnose in Deutschland meist anhand einer
Biopsie durch Nachweis von Amastigoten gestellt oder bei Vorliegen eines granulomatösen Infiltratmusters vermutet. Inzwischen
stehen zusätzlich molekularbiologische Methoden zum Nachweis
und zur Identifikation von Leishmanien zur Verfügung, die zumeist jedoch nicht auf die Analyse von Formalin fixiertem Paraffin
eingebettetem Material zugeschnitten sind.
67 in Paraffin eingebettete- Hautbiopsien von 49 Patienten
wurden mittels pan-Leishmanien Echtzeit-PCR untersucht (ss rRNA)
und eine Leishmaniasis bestätigt. Die Typisierung durch überlappende Amplifikation und Sequenzierung von 3 PCR Produkten des
vorderen Abschnitts (510 bp) des Cytochrom b Gens (cyt-b) der
kDNA ergab 6 verschiedene Leishmanien-Spezies: 56 L. infantum, 6
L. major, 2 L. panamensis, 1 L. killicki, 1 L. aethiopica and 1 L. tropica.
Alle Proben, in denen histologisch Amastigoten nachgewiesen werden konnten, wurden erfolgreich typisiert, ebenso Proben
mit typischem histologischem Pattern ohne Nachweis von Amastigoten (erregerarme Präparate). In 73% der Fälle war das Land, in
dem die Infektion erworben wurde, bekannt. Von diesen waren in
97% die detektierten Leishmanien Spezies endemisch.
Die Cytochrom b PCR und Sequenzierung aus bereits vorhandenen Hautbiopsien führt zu einer schnellen, sensitiven und
spezifischen Diagnose der kutanen Infektion mit Leishmanien
Spezies und ist insbesondere dann hilfreich, wenn kein weiteres
Material zur Kultivierung gewonnen werden kann.
155
Poster der 48. DDG-Tagung
P124
Genotypisierung von Borrelien an paraffin-eingebetteten
Hautbiopsien der kutanen Borreliose mittels IGS-, ospA- und
OspC-PCR
Brandt F.C.1, Ertas B.1, Falk T.M.1, Metze D.2, Böer-Auer A.1
1
Dermatologikum Hamburg, Hamburg, Germany
Universitäts-Hautklinik, Münster, Germany
2
Hintergrund: Die Lyme Borreliose zeigt ein breites klinisches
Spektrum mit Beteiligung von Haut, Gelenken und Nervensystem.
Die vielfältigen Manifestationsformen werden mit verschiedenen
Borrelien-Genospezies assoziiert. Die Genotypisierung bedurfte
bisher der methodisch schwierigen Borrelienkultur oder der Gewinnung von Nativgewebe. In der Praxis werden Hautbiopsien
zumeist Formalin-fixiert und Paraffin-eingebettet. Polymerase
Kettenreaktion (PCR) zum Nachweis von Borrelia burgdorferi
sensu latu steht für dieses Material zur Verfügung, Studien zur
Genotypisierung von Subspezies liegen jedoch bisher nicht vor.
Methoden: 82 Paraffin-eingebettete Biopsien von 68 Patienten (Erythema migrans, n = 33), Acrodermatitis chronica atrophicans (n = 10), Lymphocytoma cutis (n = 5), Zeckenstichreaktionen
(n = 20)) wurden mit PCR Assays im Bereich der IGS-Region und
der ospA- und ospC-Gene untersucht mit nachfolgender Sequenzierung und phylogenetischer Analyse.
Ergebnisse: 85,3% der Proben konnten mittels IGS-, ospAund ospC-PCR genotypisiert werden, hiervon waren 91.4% B.
afzelii-, 6.9% B. garinii-, 1.7% B. bavariensis-Infektionen. Die
OspA-Serotypisierung ergab Typ 2 (90%), Typ 3 (7.5%) und Typ
4 (2.5%). Die OspC-PCR war bei 40% der Patienten positiv und
ergab 12 verschiedene Gruppen, wobei nichtinvasive Formen nur
in Zeckenstichreaktionen und Erythemata migrantia nachweisbar
waren. Die Infektionen mit verschiedenen Genospezies zeigten
keine ausgeprägten Unterschiede, jedoch fanden sich arthralgische Beschwerden sowie perineurale Infiltrate häufiger bei Infektionen mit invasiven OspC Gruppen.
Schlussfolgerungen: Die Genotypisierung von Borrelien
kann in die dermatopathologische Routine als nachgeschaltete
molekulare Diagnostik integriert werden. Dies kann besonders
für die Frühdiagnose hilfreich sein, da Infektionen mit invasiven
OspC Gruppen früher adäquat behandelt werden könnten.
P125
Beta Tubulin Gene (BT2, partiell) und die ITS rRNA Region
für die DNA-Diagnostik von 30 Dermatophyten-Arten
Rangno N.1, Langensiepen P.1, Uhrlaß S.2, Nenoff P.2
1
Mykolabor Dresden im IHD, Dresden, Germany
Labor für medizinische Mikrobiologie Mölbis, Mölbis, Germany
2
Dermatophyten sind eine Gruppe von filamentösen Pilzen, welche drei Gattungen Trichophyton spp., Microsporum spp., und Epidermophyton spp. und deren Hauptfruchtformen (Arthroderma)
umfasst. Diese Pilze besitzen die Fähigkeiten, das keratinisierte
Gewebe (Haut, Haare und Nägel) von Menschen und Tieren anzugreifen und dort Infektionen (Dermatophytosen) hervorzurufen.
Der häufigste Fußpilzerreger ist T. rubrum, welcher in etwa 78%
der Dermatophytenisolate gefunden wird. Die Epidemiologie ist
von Art zu Art verschieden, wodurch eine spezifische Diagnostik
156
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
im Vorfeld einer Behandlung von enormer Wichtigkeit ist. Traditionelle Methoden zur Identifizierung von Dermatophyten, wie
makro- und mikroskopische Analyse der morphologischen Merkmale, können sehr zeitaufwändig und irreführend sein. In den
letzten Jahren wurden für die Identifizierung von Dermatophyten molekulare DNA-Methoden, wie die PCR (Polymerase Chain
Reaction) mit pilzspezifischen Primern bzw. Sonden und die Sequenzierung der genetischen Marker, beschrieben. Derzeit ist die
ITS (Internal Transcribed Spacer) ribosomale RNA (rRNA) die am
häufigste sequenzierte Region und inzwischen ein anerkannter
genetischer Marker für die Diagnostik von Dermatophyten. Allerdings ist ihr Potenzial nicht ausreichend, um phylogenetisch sehr
nah verwandte Spezies eindeutig zu differenzieren. Diese Studie
beschreibt die Sequenzierung und Analyse des Beta-Tubulin Gens
(BT2, partiell) im Vergleich zum kompletten ITS rRNA Bereich und
deren Potenzial für die molekulare Diagnostik von 30 Dermatophyten-Arten.
Es zeigt sich, dass das Beta-Tubulin Gen im Vergleich zur ITS
rRNA, insbesondere bei Microsporum spp. ausreichende Sequenzvariabilität beinhaltet, um die Spezies voneinander zu differenzieren. Allerdings ist die Sequenzvariabilität des Beta-Tubulin Gens
nicht ausreichend, um die spezifischen Primer bzw. Sonden für
alle 30 Dermatophyten-Arten zu generieren.
P126
Dermatophyten-PCR mit Speziesidentifizierung an der Hautbiopsie
Eckert J.C.1, Ertas B.1, Falk T.M.1, Böer-Auer A.1
1
Dermatologikum Hamburg, Hamburg, Germany
Hintergrund: Die Tinea ist eine häufige Erkrankung mit einem
vielseitigen klinischen Erscheinungsbild. Besonders wenn sich das
klinische Bild atypisch zeigt, dienen Biopsien zur Diagnosestellung. Trotzdem ist es nicht immer möglich Organismen im Präparat aufzufinden, ins Besondere dann, wenn zuvor Antimykotika
eingesetzt wurden. In solchen Fällen kann eine PCR für Dermatophyten den gewünschten Nachweis bringen.
Ziele: Erprobung eines neuen PCR Assays mit Speziesidentifizierung aus Paraffin-Proben; Vergleich des Erscheinungsbildes
der Infektionen durch verschiedene Spezies.
Methoden: 121 Biopsien von 92 Patienten mit dem klinischen Verdacht einer Dermatophyteninfektion wurden in diese
Studie eingeschlossen. In 42 Fällen wurde die Diagnose einer
Tinea histopathologisch bestätigt, in weiteren 79 Fällen wurden
keine Hyphen identifiziert. Die DNA wurde aus Paraffin-Schnitten isoliert. Dem PCR-Assay im Bereich der ITS2 Region folgte
die Sequenzierung. Die Schnittpräparate wurden hinsichtlich
Hyphennachweis, Infiltratmuster und -zusammensetzung sowie
epidermaler und follikulärer Veränderungen reevaluiert. Patientendaten, klinisches Erscheinungsbild sowie Differentialdiagnosen wurden analysiert.
Ergebnisse: Mittels PCR war es möglich 98% der Dermatophyteninfektionen aufzudecken; mittels Mikroskopie waren es
lediglich 84%. Erwartungsgemäß war T. rubrum die dominierende Spezies. Weitere identifizierte Spezies waren T.verrucosum
(1,85%), M.canis (3,7%), E.floccosum (1,85%), T.interdigitale
(3,7%), Exophiala (5,56%), Lewia (1,85%). Histologisch undiagnostiziert blieben vor allem Infektionen mit T.interdigitale, Exophilala sp. und Lewia sp.
Poster der 48. DDG-Tagung
Fazit: Der molekulare Speziesnachweis von Dermatophyten
kann in die dermatopathologische Routinediagnostik integriert
werden. Er ist schnell, spezifisch und verbessert die Sensitivität
der histopathologischen Diagnosestellung.
Nagelerkrankungen
P127
FUN: Eine nicht interventionelle Untersuchung zur Effektivität von FUMADERM® bei Nagelpsoriasis
Frambach Y.1, Mohr M.2, Galli E.2, Zillikens D.2, Ludwig R.2
1
Hanse-Klinik, Lübeck, Germany
Universität zu Lübeck, Klinik für Dermatologie, Allergologie und
Venerologie, Lübeck, Germany
2
Hintergrund: Obwohl Fumaderm® heute in Deutschland das primär am häufigsten eingesetzte Systhemtherapeutikum zur Therapie der Psoriasis darstellt, gibt es bislang nur wenige Daten zur
Wirksamkeit von Fumarsäureestern auf die Nagelpsoriasis.
Methodik: Monozentrische, prospektive, nicht interventionelle Studie; erstmalige Verordnung von Fumaderm® aufgrund
einer Psoriasis mit gleichzeitigem Nagelbefall. Primäre Studienziele: Änderung des NAPSI der Fingernägel sowie des PGA eines
Zielnagels nach 2, 4, 6, 9 und 12 Monaten im Vergleich zum Ausgangsbefund. Sekundäre Endpunkte: Änderungen des Nagelmatrix- und des Nagelbettbefalls, der Lebensqualität (DLQI), des
PASI, der betroffenen Körperoberfläche; Erfassung von Nebenwirkungen.
Ergebnisse: Von insgesamt 34 eingeschlossenen Patienten
wurden 17 (♂ 3, ♀ 14) über einen Zeitraum von mind. 6 Monaten
beobachtet. Es waren nahezu alle Fingernägel (9 ±1) betroffen.
Der durchschnittliche Gesamt NAPSI von 35 ± 18 Punkten reduzierte sich nach 6 Monaten um ca. 40% (p < 0,0001, gepaarter
t-Test). Dabei verbesserten sich innerhalb der ersten 6 Monate
die psoriatischen Veränderungen der Nagelmatrix um 45% (p <
0,001) stärker als die des Nagelbettes (–34%; p < 0,001). Ausgehend von einer initial mäßig starken Nagelpsoriasis des Zielnagels (PGA 3,1 ± 0,8) bestand nach 6 Monaten durchschnittlich
ein leichter (PGA 2,1 ± 1) und nach 12 Monaten ein minimaler bis
leichter Nagelbefall (PGA 1,8 ± 1). Der PASI dieser Patienten verringerte sich von durchschnittlich 9 auf 3 Punkte (p < 0,001). 13
Patienten (81%) erreichten bis zum Beobachtungsende nach 12
Monaten einen PASI-50, davon 6 Patienten (38%) einen PASI-75
und 2 Patienten (13%) einen PASI-90. Die Lebensqualität der Patienten, gemessen am DLQI, besserte sich nach 6 bzw.12 Monaten
um ca. 50 bzw.60%.
Schlussfolgerung: Eine Langzeittherapie mit Fumaderm
stellt bei guter Verträglichkeit auch bei begleitender Nagelpsoriasis eine erfolgversprechende Therapieoption dar.
P128
Laserbehandlung der Onychomykose – eine kontrollierte,
randomisierte Studie
Lorenz A.1, Eberlein B.1, Ring J.1, Biedermann T.1, Seifert F.1
1
Technische Universität München, Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am Biederstein, München, Germany
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Fragestellung: Mit der Lasertechnologie hat sich eine mögliche
neue, vielversprechende Option zur Therapie der Onychomykose
aufgetan, deren Wirksamkeit in der vorliegenden Studie im Seitenvergleich überprüft wurde.
Methodik: Die Studie schloss 20 Patienten (11 ♀, 9 ♂, mittleres Alter = 59,35 Jahre ± 11,18 Jahre, 41–83 Jahre) mit der klinischen Diagnose einer Onychomykose beider Großzehennägel
ein. Die Nägel wurden randomisiert auf Behandlungs- und Kontrollgruppe verteilt (Seitenvergleich). An drei Behandlungsterminen im Abstand von im Mittel 15,6 (2. Termin) und 41,8 Tagen (3.
Termin) wurde die Therapie mit dem A.R.C. Diodenlasers (A.R.C.
Laser GmbH, Nürnberg) mit λ = 1064 nm durchgeführt (300 bis
800 Joule Gesamtenergie). Vor der ersten Sitzung sowie durchschnittlich 111,6 Tage nach der letzten erfolgten Fotodokumentation der Großzehennägel und mykologische Untersuchung des
Nagelmaterials (nativ und Kulturanlage). Zur Bewertung des Therapieerfolges wurde der Onychomycosis Severity Index (OSI) herangezogen. Weiterhin wurde das Schmerzerleben der Patienten
während der Behandlung anhand einer numerischen Rating-Skala (NRS) bemessen.
Ergebnis: 19 Patienten konnten ausgewertet werden. Die
Punktezahl des OSI fiel bei den behandelten Nägeln im Mittel
von 28,00 Punkten ± 8,38 P. (Spannweite: 4 bis 35 P.) vor der
Therapie auf 25,67 P. ± 10,62 P. (Spannweite: 6 bis 35 P.) bei der
Nachkontrolle. Bei den unbehandelten Nägeln veränderte sich
die Punktezahl im Mittel von 27,74 P. ± 9,42 P. (Spannweite: 6 bis
35 P.) auf 26,83 P. ± 8,94 P. (Spannweite: 4 bis 35 P.).
Im untersuchten Nagelmaterial der 38 Nägel ließ sich 27 mal
ein Pilz nachweisen, bei den behandelten Nägeln 10 mal vor der
Therapie, 13 mal danach.
Während der Behandlung gaben die Patienten 3,5 von 10 P.
(0 bis 8 P.) nach NRS an.
Schlussfolgerung: Die Behandlung mit dem Diodenlaser
wurde von den Patienten gut toleriert, allerdings kam es zu keiner relevanten Verbesserung der Onychomykose im Vergleich zur
Kontrollgruppe.
P129
In vitro sporicidal activity of amorolfine and other antifungal drugs used for onychomycosis treatment
Seidl H.P.1, Jäckel A.2, Müller J.2, Schaller M.3, Borelli C.3, Polak A.4
1
Dermatologische Klinik, TU München, München, Germany
Galderma Laboratorium GmbH, Medizinische Abteilung,
Düsseldorf, Germany
3
Universitäts-Hautklinik, Tübingen, Germany, 4Spitzreinweg, Aesch,
Switzerland
2
Background: Nail fungus infections are a widespread health problem affecting 12% of the German population. The elimination
of all pathogenic cells in the nail by antimycotics is the major
challenge for therapy since the formation of dormant fungal cells,
so called spores, seems to be the main cause of treatment failure
and recurrence. Fungal spores can survive in the nail keratin for
months due to their resistant cell wall and a minimized metabolism thereby evading the effect of antimycotics. Accordingly,
the identification of the entire therapeutic profile of an antifungal
drug should also address its sporicidal action.
Material and methods: In the present in vitro study, the
ability of amorolfine and four other antimycotics (ciclopirox,
157
Poster der 48. DDG-Tagung
bifonazole, terbinafine, fluconazole) in killing microconidia of Trichophyton rubrum, chlamydospores of Epidermophyton floccosum
and blastospores of Candida albicans was extensively studied since these fungi occur predominantly in onychomycosis.
Results: The efficacy of all five antimycotics depended on
the drug concentration and incubation time whereby 10- to
1000-fold higher concentrations were needed to achieve sporicidal activity compared to the amounts needed to inhibit growing fungus cells (MIC). Amorolfine and ciclopirox showed the
same sporicidal effect and kinetics for all three varieties of spores.
Both were more effective than fluconazole and bifonazole against
microconidia and chlamydospores and slightly more effective
against chlamydospores and blastospores than terbinafine after
four days of incubation and concentrations ≥ 10 μ g/ml. In general,
the usage of high concentrations of the antimycotics resulted in
a loss of time dependency. Clinical relevance of the findings will
be discussed.
Conclusions: For the first time, it could be demonstrated
systematically that sporicidal action can be reached by different
antifungals used for onychomycosis treatment and that it is partially time and concentration related.
Onkologie
P130
Dimethylfumarate inhibits colon carcinona cell
proliferation: evidence for cell cycle arrest, apoptosis and
autophagy
Kaluzki I.1, Hrgovic I.1, Kaufmann R.1, Valesky E.1, Kippenberger
S.1, Meissner M.1
1
Universitätsklinik Frankfurt, Klinik für Dermatologie, Venerologie
und Allergologie, Frankfurt, Germany
Background: Colorectal cancer is the second most common malignant neoplasm in women and the third most common in men.
Dimethylfumarate (DMF) is employed successfully as a drug for
the treatment of inflammatory skin diseases as psoriasis. Furthermore recent studies have proven that DMF has a marked anti-proliferative impact on diverse cancer entities e.g. on melanoma or
head and neck cancer. With the intention of exploring its anti-tumorigenic potential, we examined the effects of DMF on human
colon carcinoma cell lines.
Methods: Colon carcinoma cell lines were treated with or
without DMF. Effects of DMF on proliferation, cell cycle progression and apoptosis were analyzed mainly by BrdU- and LDH-assays,
flow cytometry, and immunoblotting.
Results: The proliferation assays showed that DMF inhibits
cell proliferation. In order to find the causal mechanisms we studied the cell cycle via FACS analysis and the apoptotic pathways.
In HT-29 it was shown that DMF induces a cell cycle arrest in G0/
G1 phase, which is accompanied by up-regulation of p21 and
down-regulation of cyclin D1 and CDK4. Besides, up-regulation
of LC3 I/II suggests that autophagy is involved in the inhibition
of proliferation in HT-29. In T-84, the up-regulation of both LC3
I/II and p62 (SQSTM1) and the activation of caspase 8 indicates
autophagy to be a major mechanism of action of growth inhibition prompted by DMF. In addition, the detection of an increased number of mono- and oligonucleosomes provides evidence
158
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
that apoptosis is induced in T-84. Furthermore, we explored the
anti-proliferative effect of DMF in combination with oxaliplatin.
Our results show that DMF supports the action of oxaliplatin in a
synergectic manner.
Conclusion: Taken together, our results demonstrate that
DMF has distinct anti-tumorigenic, cell line dependent effects on
colon cancer cells by arresting cell cycle in G0/G1 phase as well as
activating both the autophagic pathway and apoptosis.
P131
Langzeitansprechen intraspinaler Metastasen bei
B-Raf-mutiertem Melanom unter DabrafenibTherapie
Koop A.1, Satzger I.1, Kapp A.1, Gutzmer R.1
1
Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Dermatologie,
Allergologie und Venerologie, Hannover, Germany
B-Raf-Inhibitoren führen bei 50–60% der Patienten mit metastasiertem, B-Raf V600-positivem, malignen Melanom (MM) zu
einem Ansprechen für durchschnittlich 7 Mo. Bei Hirnfiliae liegen die Ansprechraten bei ca. 30%, die Ansprechdauern liegen
bei ca. 3–4 Mo. Wir berichten von einem metastas., B-Raf-V600E
mutierten 75jährigen männl. Melanompat., welchem 19 J. zuvor
ein ulzeriertes MM mit 0,87 mm Tumordicke am Rücken exzidiert
worden war. 09/2013 stellte sich der Pat. mit Rückenschmerzen
und Bewegungseinschränkung der Beine vor; keine relevanten
Erkrankungen oder Begleitmedikat. In der MRT zeigten sich mehrere Raumforderungen (RF) im Rückenmark mit Muskelinfiltration. Nach operat. Exzision einer RF im Spinalganglion S1 konnte
histolog. eine Melanomfilia mit B-Raf V600E Mutation diagnostiziert werden. Das übrige Staging zeigte sich blande, sodass von
10–11/2013 eine Radiatio der RF erfolgte. Nach radiolog. Progress
der intraspinalen RF, erfolgte ab 12/2013 die Therapie mit dem
B-Raf-Inhibitor Dabrafenib 2×150 mg/Tag. Nach 3-monatiger
Einnahme waren keine RF mehr nachweisbar. Unter der Therapie
traten initial Diarrhoen auf, welche unter Mesalazinbehandlung
nahezu sistierten. Zudem traten verruköse Läsionen der Haut
auf, die im Verlauf spontan rückläufig waren. Ein Hand-Fuß-Syndrom (CTC 1) zeigte sich unter topischem Steroid gebessert. Die
postoperative Einschränkung beim Gehen konnte durch KG und
Fußheberorthese gering gebessert werden. Zum Zeitpunkt der
Abstracteinr. war der Pat. seit 10 Mo. unter Dabrafenibtherapie
und in kompletter Remission. Der Pat.-kasus zeigt, dass ein Langzeitansprechen intraspinaler Filiae, auch nach Progress unter einer
Radiatio, unter zielgerichteten Therapien möglich ist. Aufgabe zukünftiger Studien wird es sein, angesichts neuer Therapieansätze
für das fortgeschrittene MM, prädiktive Parameter für ein gutes
Ansprechen und Nebenwirkungen herauszuarbeiten, um eine rationale Therapieauswahl zu ermöglichen.
P132
Duktal-ekkrines Adenokarzinom mit herdeförmiger
plattenepithelialer Differenzierung mit perineuraler
Ausbreitung und Knocheninfiltration
Kadlecova M.1, Simon J.C.1, Kendler M.1, Ziemer M.1
1
Universitätsklinikum Leipzig, Klinik und Poliklinik für Dermatologie,
Venerologie und Allergologie, Leipzig, Germany
Poster der 48. DDG-Tagung
Einleitung: Wir berichten über einen Fall eines 73-jährigen Patienten mit einem seit Mai 2013 bestehenden größenprogredienten Tumor am Kopf.
Methode: Mehrmalige ambulant auswärts durchgeführte
Exzisionen klassifizierten den Tumor als Plattenepithelkarzinom.
Aufgrund eines raschen Rezidives erfolgte die mikrographisch
kontrollierte Exzision. Histologisch zeigte sich ein duktal-ekkrines
Adenokarzinom mit herdeförmiger plattenepithelialer Differenzierung parietal rechts mit perineuraler Ausbereitung und Knocheninfiltration.
Die CT Untersuchung des Schädels zeigte eine Infiltration bis
in die Spongiosa. Die durchgeführte Staging-Untersuchung mittels PET-CT erbrachte kein Nachweis weiterer malignitätsuspekter
Tumorherde. Aufgrund der Infiltration bis in der Spongiosa der
Kallote und perineuraler Ausbreitung erfolgte eine Nachresektion
zuerst der Tabula externa, bei R1 Ergebnis dann in Zusammenarbeit mit den Neurochirurgen und MKG Chirurgen die Tabula
interna und anschließend die Defektdeckung mit einem gestieltem freiem Latissimus-dorsi-Lappen. Die cervikalen Lymphknoten
wurden an Level II, III und IVa entfernt, insgesamt 8 Tumorfreie
Lymphknoten. Nach einer interdisziplinären Tumorkonferenz
wurde eine adjuvante Radiatio empfohlen, die der Patient aber
ablehnte.
Diskussion: Bei dem ekkrinem Adenokarzinom der Haut
handelt es sich um einen sehr seltenen Tumor, der am ehesten
von den Schweißdrüsen stammt. Charakteristisch ist das invasive
Wachstum und eine hohe Rezidivrate mit bis zu 60% Risiko einer
Metastasierung am häufigsten Knochen oder Lunge. Die mikrographisch kontrollierte Exzision ist Therapie der Wahl. Aufgrund
der Rarität des Tumors ist zur Zeit keine Leitlinie vorhanden. Die
Rolle der adjuvanten Radiatio ist unklar.
Seltene aggressiv wachsende Tumore am Kopf sollten in einem interdisziplinären Tumorboard besprochen werden und bei
Notwendigkeit auch interdisziplinär behandelt werden.
P133
Malignes Melanom der Großzehe – Bedeutung der
operativen Diagnostik und Therapie
Khojah A.1, Nestoris S.1, Riedel U.1, Keiler A.1, Blödorn-Schlicht
N.2, Stege H.1
1
Dermatologische Klinik, Detmold, Germany
Labor für Dermatohistopathologie, Hamburg, Germany
2
Fragestellung: Die Kasuistik veranschaulicht die Bedeutung invasiver Diagnostik zum Ausschluß maligner Melanome beim Vorliegen subungualer Tumore.
Methodik: Die 50-jährige Patientin litt seit ca. 12 Monaten
unter einem subungualen Tumor der rechten Großzehe, der im
Verlauf exazerbierte und am medialen Nagelwall ein exophytisches Wachstum mit Ulzeration zeigte. Unter der Diagnose eines
Unguis incarnatus wurde auswärtig eine operative Abtragung
des proliferierenden Gewebes mit elektrokaustischer Behandlung
durchgeführt. Auf eine histologische Aufarbeitung wurde verzichtet. Sechs Monate danach stellte sich die Patientin mit einem
hautfarbenen, halbkugeligen, subungualen Tumor und erneuten
ulzerösen Veränderungen im Nagelwall in unserer Klinik vor. Das
klinische Bild erlaubte keine sichere Diagnosestellung. Deshalb
wurde der Tumor nach Abtragung der Nagelplatte exzidiert und
dermatohistopathologisch untersucht.
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Ergebnis: Hier zeigte sich das Vorliegen eines ulzerierten
nodulären malignen Melanoms mit einer Tumoreindringtiefe von
über 3 mm und mehr als 2 Mitose/mm2, BRAF negativ, non in
toto. Das leitliniengerechte operative und diagnostische Vorgehen erforderte die Großzehenamputation und Sentinel Lymph
Node Exstirpation sowie ein Staging. Eine Metastasierung des
Melanoms konnte nicht nachgewiesen werden. Die Patientin
steht unter einer Interferon-alpha-Therapie (3×3 Mio. i.E.) und
engmaschiger dermatoonkologischer Nachsorge. Seit 6 Monaten
konnte ein Progress der Tumorerkrankung nicht nachgewiesen
werden.
Schlussfolgerung: Die klinische Beurteilung subungualer
Tumore ist durch die Nagelplatte erschwert. Die Dignität subungualer Tumore ist stets durch einen histolopathologischen
Befund zu sichern. Nur durch die Gewinnung von Biopsiematerial kann das Vorliegen maligner Tumore mit hoher Sicherheit
ausgeschlossen werden. Der Verzicht auf diese Vorgehen
führt zu fatalen und lebensbedrohenden Fehldiagnosen und
Fehlbehandlungen.
P134
Acne inversa als mutmaßliche Nebenwirkung einer Vemurafenib-Therapie
Thiem A.1, Mergler R.1, Kneitz H.1, Weyandt G.1, Goebeler M.1,
Gesierich A.1
1
Universitätsklinikum Würzburg, Klinik und Poliklinik für
Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Würzburg, Germany
Kutane Veränderungen sind eine häufige Nebenwirkung unter
Therapie mit BRAF-Inhibitoren. Dazu zählen u.a. Exantheme,
verstärkte Lichtempfindlichkeit, Keratosis-pilaris-artige Hautveränderungen, Akanthome, Keratoakanthome und kutane Plattenepithelkarzinome. Zystische Veränderungen wie Milien oder
Epidermalzysten werden ebenfalls häufig beschrieben. Wir stellen den Fall einer Patientin mit neu aufgetretenen entzündlichen
Knoten im Sinne einer Acne inversa unter Therapie mit Vemurafenib vor.
Eine 50-jährige Patientin, Nichtraucherin, im Melanom
Stadium IV mit Nachweis einer BRAF-V600E-Mutation wurde
mit Vemurafenib 2xtgl. 960 mg behandelt. Zwei Wochen nach
Vemurafenib-Einleitung kam es zum Auftreten eines ausgeprägten, folllikulär gebundenen, pustulösen Exanthems, welches unter
systemischer und lokaler Kortikosteroidtherapie sowie Unterbrechung der Vemurafenib-Gabe abheilte. Vemurafenib wurde nach
zweiwöchiger Pause in einer reduzierten Dosis von 2x 720 mg/Tag
wiederbegonnen, ohne dass sich ein erneutes Exanthem ausbildete. Sechszehn Wochen nach Wiedereinleitung von Vemurafenib entwickelten sich langsam größenprogrediente, erythematöse,
schmerzhafte Knoten inguinal und genital beidseits. Bei fehlender
Abheilung unter oraler antibiotischer Therapie mit Cefuroxim und
desinfizierender Lokaltherapie wurde einer antientzündlichen
Therapie mit Doxcyclin initiiert; hierunter kam es zunächst zur
deutlichen Befundbesserung, im Verlauf aber zum Auftreten weiterer Knoten, so dass Exzisionen der betroffenen Areale erfolgten.
Histologisch zeigte sich das Bild einer Acne inversa.
Das Auftreten von Acne inversa-artigen Veränderungen unter
Vemurafenib-Therapie ist bisher in der Literatur lediglich in einem
Fallbericht beschrieben. Der zugrunde liegende Pathomechanismus ist unklar. Bei den regelmäßigen Kontrolluntersuchungen
159
Poster der 48. DDG-Tagung
unter einer BRAF-Inhibitor-Therapie sollte auch auf Acne inversa-artige Hautläsionen an den entsprechenden Prädilektionsstellen geachtet werden.
P135
CD4+ CD56+ blastäre Neoplasie plasmazytoider dendritischer Zellen – ein Fallbericht
Mickler M.1, Rudelius M.2, Jaeger T.1, Schreml S.1, Mayer S.3,
Berneburg M.1, Haferkamp S.1
1
Universitätsklinikum Regensburg, Dermatologie, Regensburg,
Germany
2
Universitätsklinikum Würzburg, Pathologie, Würzburg, Germany
3
Universitätsklinikum Regensburg, Innere Medizin, Regensburg,
Germany
Einleitung: Die CD4+ CD56+ blastäre Neoplasie plasmazytoider
dendritischer Zellen (BNPD) ist eine seltene Erkrankung aus der
Gruppe der kutanen Lymphome, die sich durch einen aggressiven Verlauf mit schlechter Prognose auszeichnet. Wir berichten
von einem 82-jährigen Patienten, der sich mit einem rasch entwickelnden, seit wenigen Wochen bestehenden Tumor am oberen
Rücken in unserer Klinikambulanz vorstellte.
Lokalbefund: 2 cm durchmessender, runder, scharf begrenzter, rötlich-bräunlicher Tumor am oberen Rücken. Kein Juckreiz, minimale Druckschmerzhaftigkeit.
Histologie: Es zeigt sich subepidermal, das gesamte Korium durchsetzend, ein dichtes Infiltrat monomorpher, blastärer
Tumorzellen. Die immunhistochemische Untersuchung konnte
die Expression von CD4, CD56, CD7 und CD138 der Tumorzellen
nachweisen. In Zusammenschau der Befunde wurde die Diagnose
einer CD4+ CD56+ blastären Neoplasie plasmazytoider dendritischer Zellen gestellt.
Krankheitsverlauf: Zum Zeitpunkt der Diagnose waren bereits deutlich vergrößerte Lymphknoten sowie eine Infiltration
des Knochenmarks nachweisbar. Zusätzlich bestand ein reduzierter Allgemeinzustand mit ausgeprägter B-Symptomatik. Es wurde eine Polychemotherapie mit Cyclophosphamid, Doxorubicin,
Vincristin und Prednisolon (CHOP-Schema) eingeleitet. Bereits
nach dem ersten Zyklus kam es zu einer deutlichen klinischen
und laborchemischen Besserung. Der Patient befindet sich aktuell
nach 3 Zyklen Therapie in kompletter Remission und deutlich gebessertem Allgemeinzustand.
Diskussion: Bei der BNPD handelt es sich um ein seltenes
und aggressives Lymphom. Meist sind ältere Patienten betroffen
mit einem medianen Erkrankungsalter im 6. Lebensjahrzehnt.
Die Erkrankung manifestiert sich in den meisten Fällen zunächst
an der Haut, bevorzugt am Kopf oder Stamm. Häufig ist bereits
bei Diagnose, wie auch in unserem Fall, eine systemische Beteiligung mit Befall des Knochenmarks und der Lymphknoten
nachweisbar.
P136
Abnahme der Inzidenz BRAF-Therapie-induzierter epithelialer Hautveränderungen unter fortschreitender Therapie
Kratzsch D.1, Ziemer M.1
1
Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Germany
160
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Die Entstehung epithelialer Hautveränderungen ist eine der
am häufigsten beobachteten kutanen Nebenwirkungen unter
BRAF-Inhibitor Therapie. Als Ursache der Keratinozytenproliferation unter pharmakologischer RAF-Blockade wird eine paradoxe
Aktivierung der „mitogen activated protein kinase” (MAPK) Signalkaskade in Zellen mit BRAF-Wildtyp vermutet.
Wir berichten über einen männlichen Patienten, welcher wegen eines metastasierten Melanoms seit 8 Monaten mit 2 × 960
mg Vemurafenib behandelt wird. In diesem Zeitraum entwickelte
er insgesamt zahlreiche epitheliale Herde, darunter 11 Verrucae
vulgares, eine Lentigo senilis und eine seborrhoische Keratose
(in Assoziation mit einem melanozytären Compoundnävus). Das
Maximum an verrukösen Hautveränderungen trat bereits nach 8
Wochen BRAF-Therapie mit insgesamt 7 eruptiven Verrucae vulgares auf. In den folgenden Monaten kam es zu einer deutlichen
Abnahme der Neuentstehung.
Studien zufolge liegt die mittlere Zeit bis zum ersten Auftreten von Verrucae vulgares unter Vemurafenib-Therapie zwischen
4 und 5 Wochen. Unter der Therapie mit Dabrafenib konnte eine
deutlich spätere Entstehung von Verrucae vulgares festgestellt
werden. Verlaufsbeobachtungen zur Entwicklung epithelialer
Hautveränderungen unter BRAF-Therapie sind in der Literatur
bisher ausstehend.
Damit berichten wir erstmals von einer Abnahme der Inzidenz BRAF-Therapie-induzierter epithelialer Hautveränderungen
unter zeitlich fortschreitender Vemurafenib-Therapie.
Der Patient ist zum aktuellen Zeitpunkt in partieller Remission mit weiterhin kontinuierlicher Verkleinerung der Metastasen.
P137
Literaturübersicht zu epidemiologischen Daten des
Porokarzinoms
Schultheis K.1, Wiegand H.1, Kaufmann R.1, Meissner M.1
1
Uniklinik Frankfurt, Dermatologie, Frankfurt, Germany
Das Porokarzinom ist ein sehr seltener maligner Hauttumor, der
vom intraepidermalen Teil des ekkrinen Schweißdrüsenausführungsganges ausgeht. Er macht 0,005–0.01% der kutanen Tumoren aus. Eine lymphogene und hämatogene Metastasierung
ist möglich. Aufgrund der Seltenheit des Porokarzinoms ist noch
wenig über den Tumor bekannt.
Die Datenbank Pubmed wurde nach Artikeln durchsucht,
die im Titel und/oder Abstrakt das Wort Porokarzinom enthielten
(Stand 02/2014). Da es Ziel war epidemiologischen Daten zu erheben, wurden nur Fallberichte und keine Übersichtsartikel verwendet, um Doppeltauswertungen zu vermeiden. Insgesamt wurde
223 Patienten aus 140 Artikeln in die Auswertung eingeschlossen.
51% waren Frauen und 49% Männer. Das Durchschnittsalter
bei Diagnosestellung lag bei 65,8 Jahren. Bei 55% der Patienten
trat das Porokarzinom zwischen der 6. und 7. Lebensdekade auf.
Die Lokalisationen wurden durch uns in fünf Kategorien (Kopf,
obere und untere Extremitäten, Stamm und unbekannt) unterteilt. Die häufigsten Porokarzinome wurden an den unteren Extremitäten (38%) und am Kopf (27%) detektiert. 17% der Patienten entwickelten ein Lokalrezidiv, wobei in 39% der Fälle keinerlei
Aussage zum Vorliegen eines Rezidives gemacht wurde. Bei 32%
der Fälle wurde eine Lymphknotenmetastasierung und in 18%
eine Fernmetastasierung beschrieben. 63% der Patienten mit
Fernmetastasen verstarben an der Erkrankung. Bei den Patienten
Poster der 48. DDG-Tagung
mit Lymphknotenbefall (N = 71) erfolgte bei 62% (N = 44) eine
Lymphadenektomie. Im Falle einer Metastasierung gibt es kein
einheitliches Behandlungsschema. In den meisten Fällen wurden
platinhaltige Kombinationschemotherapien durchgeführt.
Das Pororkarzinom ist ein seltener Tumor, der vorwiegend
in höherem Lebensalter auftritt. Es gibt keinen geschlechtsspezifischen Unterschied. Im Falle einer Metastasierung versterben
mehr als die Hälfte der Patienten. Ein einheitliches Therapieschema im Fall einer Fernmetastasierung fehlt.
P138
Uniläsionale lokal rezidivierende lymphomatoide Papulose
mit variabler histologischer Präsentation
Wehkamp U.1, Schwarz T.1, Weichenthal M.1, Klapper W.2,
Oschlies I.2
1
Klinik für Dermatologie, Universitätsklinikum, Kiel, Germany
Institut für Pathologie, Hämatopathologie, Universitätsklinikum,
Kiel, Germany
2
Wir berichten über eine 73 Jahre alte Patientin, die sich 2013 mit
einem solitären Nodus mit einem Durchmesser von ca. 5 mm am
rechten Unterschenkel in unserer Ambulanz vorstellte. Anamnestisch war 2001, 2004 und 2009 in gleicher Lokalisation eine
vergleichbare Läsion exzidiert worden, retrospektiv konnten die
Biopsien ab 2004 histopathologisch reevaluiert werden.
Zu jedem Zeitpunkt zeigte die histopathologische Untersuchung das Bild einer lymphomatoiden Papulose (LyP).
Obwohl die Rezidive immer an gleicher Lokalisation auftraten, variierte der histologische Subtyp der LyP im zeitlichen
Verlauf. 2004 wurde der Befund als LyP Typ C eingestuft mit
V-förmiger blastenreicher Infiltration im dermalen Anteil. 2009
kam man in Zusammenschau mit den klinischen Befunden zur
Diagnose einer LyP, Typ B mit einem im Vergleich deutlich geringeren Blastenanteil. Die letzte Biopsie in 2013 ergab einen Mycosis-fungoides-ähnlichen Phänotyp mit einer epidermotropen
atypischen lymphozytären Population mit teils basalem Aufreihungsphänomen und Pautrierschen Mikroabszessen; der Befund
wurde letztlich als ungewöhnliche LyP Typ B klassifiziert. Eine
molekular klonale Population konnte zu keinem Zeitpunkt nachgewiesen werden. Aufgrund des konstant aberranten T-Zellphänotyp in allen Proben mit variabler Expression von CD30, Positivität für zytotoxische Marker und CD43 bei Negativität für CD3,
CD4 und CD8 ist jedoch von Manifestationen ein- und derselben
T-Zell-Lymphoproliferation auszugehen.
Differentialdiagnostisch wurden eine uniläsionale Mycosis
fungoides oder ein rekurrentes großzellig anaplastisches Lymphom diskutiert. Nach klinisch-pathologischer Korrelation ist der
vorliegende Fall jedoch am besten unter der Diagnose einer uniläsionalen Präsentation einer LyP zu klassifizieren.
Die rezidivierend uniläsionale Präsentation einer LyP in variablen histologischen Subtypen ist unseres Wissens nach ein bisher
in der Literatur nicht beschriebenes Phänomen.
P139
Das „okkulte“ Melanom
Kellner I.1, Herbst R.1
1
HELIOS Klinikum Erfurt, Dermatologie und Allergologie, Erfurt, Germany
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Laut S3 Leitlinien Melanom wird „..bei Nachweis von Haut-,
Lymphknoten- oder Fernmetastasen bei unbekanntem Primärmelanom die Suche nach einem extrakutanen Primarius nicht
empfohlen…“ Eine 60-jährige Patientin wurde uns aufgrund einer generalisierten Metastasierung bei okkultem Primum direkt
zur Therapie zugewiesen. Ein auswärtiges apparatives Staging
hatte histologisch amelanotische Metastasen eines malignen Melanoms mit hilärer Lymphknoten-, Magen-, Darm-, subkutaner,
pulmonaler, hepatischer und ossärer Metastasierung ergeben. Bei
der initial in unserer Klinik durchgeführten Ganzkörperinspektion fanden wir im Bereich der hinteren Kommissur der rechten
Labia majora einen 1cm durchmessenden wenig primentierten
Tumor mit lividen Knötchen. Histologisch fanden wir ein ulceriertes noduläres Schleimhautmelanom mit Satellitenmetastasen, TD
2,5mm. Ein 60-jähriger Patient wurde uns mit einem Lymphknotenkonglomerat im Bereich der rechten Axilla vorgestellt. Bioptisch war eine Lymphknotenmetastase eines malignen Melanoms
diagnostiziert worden. Eine hautärztliche Untersuchung war im
Heimatkrankenhaus erfolgt und als unauffällig dokumentiert. Die
Vorstellung erfolgte ebenfalls zur Therapieübernahme bei okkultem Primum. Wir fanden am DI der rechten Hand eine verdickte
Nagelplatte mit subungualen bräunlichen Hyperkeratosen und
einem rötlichem Tumor am proximalen Nagelfalz ohne positives
Hutchinsonzeichen. Die Nagelextraktion mit tiefer Probeexcision aus dem Nagelbett sicherte die Diagnose eines akrolentiginösen ulcerierten malignen Melanoms, TD 5 mm. Es erfolgten
die Amputation des Endgliedes, die Lymphadenektomie axillär
rechts (15/18 Lymphknoten Melanommetastasen), eine adjuvante Radiatio rechts axillär und die Einleitung einer adjuvanten Interferon-Therapie. Wir möchten mit unseren beiden Fällen darauf
aufmerksam machen, dass eine erneute vollständige kutane Untersuchung der Haut und angrenzenden Schleimhäute der Patienten die Diagnose „okkult“ mitunter revidieren lassen kann.
P140
Hämophagozytotisches Syndrom bei subkutanem
pannikulitisartigen T-Zell-Lymphom
Rudolph N.1, Ziemer M.1, Klemke C.D.2, Simon J.C.1, Treudler R.1
1
Universitätsklinikum Leipzig, Klinik für Dermatologie, Venerologie
und Allergologie, Leipzig, Germany
2
Universitätsmedizin Mannheim, Klinik für Dermatologie,
Venerologie und Allergologie, Mannheim, Germany
Hintergrund: Das weltweit seltene subkutane pannikulitisartige
T-Zell-Lymphom (SPTL) wurde erstmals 1991 beschrieben. Wir
berichten über einen Fall mit SPTL und Hämophagozytosesyndrom (HPZS).
Kasuistik: Eine 43-jährige Patientin entwickelte über 10 Monate multiple, erythematöse Knoten bis max. 5cm an Extremitäten und Abdomen mit inguinaler Lymphadenopathie.
Histologie: innerhalb der Subkutis dichte Infiltrate lymphoider Zellen (CD3-, CD8-, und Perforin-positiv) untermischt mit
Makrophagen. Die neoplastischen T-Lymphozyten exprimierten
den Alpha Beta T-Zell-Rezeptor.
Labor: Leuko- und Thrombopenie, sIL-2-Rezeptor-Anstieg:
4300 kU/l, erhöhte Transaminasen, Ferritin-Erhöhung, Gesamteiweiß-Verminderung. CT: Splenomegalie, subkapsuläre hypodense Leberläsion. Knochenmarkbiopsie: reaktive Veränderungen im
Sinne eines Reizmarks.
161
Poster der 48. DDG-Tagung
Unter einer systemischen Glukokortikosteroidtherapie zeigte
sich nur ein ungenügendes Ansprechen des initial als Erythema
nodosum eingeordneten Befundes. Nach Dosisreduktion entwickelte die Patientin hohes Fieber, was zunächst mit einer Sepsis in
Zusammenhang gebracht wurde. In einem externen Krankenhaus
erfolgte nach einer intensivmedizinischen Therapie (einschließlich
Antibiose) erneut eine prolongierte Glukokortikosteroidgabe mit
Dexamethason 40 mg und im Verlauf die Einstellung auf MTX.
Diskussion: Die Symptome Panzytopenie, Fieber, Splenomegalie, Ferritin-Erhöhung, Triglyceridämie und sIL-2 Rezeptor-Anstieg führte zur Diagnose eines HPZS. Bei SPTL vom αβ -Typ ist das
Auftreten eines HPZS mit einer erhöhten Sterblichkeit assoziiert
(46% 5-JÜR).
Aufgrund der weltweit beschriebenen niedrigen Fallzahl existiert aktuell keine einheitliche Therapieempfehlung. Beschrieben
sind derzeit neben CHOP-Zyklen, Stammzelltransplantationen
und Radiotherapie vor allem immunsuppressive Ansätze, z.B. mit
systemischen Glukokortikosteroiden oder Cyclosporin A als Monotherapie. Der Verlauf bei unserer Patientin bleibt abzuwarten.
P141
The effectiveness of dermoscopy in the diagnostics of
dysplastic Melanocytic Nevi and Cutaneous Melanoma
Maciuliene R.1, Makstiene J.2, Karciauskiene J.1, Valiukeviciene S.1
1
Department of Skin and Venereal Diseases of the Lithuanian
University of Health Sciences, Medical Academy, Kaunas, Lithuania
2
Department of Pathological Anatomy of the Lithuanian University
of Health Sciences, Medical Academy, Kaunas, Lithuania
Background: Early diagnostics of cutaneous melanoma (CM) is
highly important for patient survival. Studies have shown that
dermoscopy improves CM diagnostics. However, the data on the
effectiveness of the digital dermoscopy evaluation software are
rather contradictory.
Objectives: To compare the effectiveness of the conclusions
made automatically and by a dermatologist in diagnosing dysplastic melanocytic nevi (MN) and CM.
Methods: Over the period of 2010–2011, 54 melanocytic
skin tumors were analyzed prior to their excision. Based on histological analysis, 32 benign MN, 11 dysplastic MN, and 11 cases
of CM were diagnosed. The thickness of CM was measured following Breslow's technique (pT). Two dermatologists conducted
qualitative and quantitative evaluation of dysplasia (in points) on
the digital images of the nevi using the ABCD rule, and automatically, using the Moleanalyzer software of the FotoFinder dermatoscope. Due to the small number of cases, for the final analysis
CM and dysplastic MN were combined in a single group.
Results: The sensitivity of the conclusion in the diagnosis of
dysplastic MN and CM made by a dermatologist and automatically was, accordingly, 75% and 56%, and specificity – accordingly,
65% and 64%. The sensitivity of the conclusion in the diagnosis
of CM (mean pT – 0,99 ± 1,08 mm) made by a dermatologist and
automatically was, accordingly, 100% and 80%, and specificity –
accordingly, 63% and 61%.
Conclusions: The software of the digital dermatoscope may
be used for the screening of dysplastic MN and CM not larger
than 15,4 mm in diameter. However, an experienced dermatologist using the ABCD rule may more effectively diagnose malignant melanocytic lesions.
162
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
P142
Basosquamous carcinoma of the head and neck: Clinical
and histologic characteristics and their impact on disease
progression
Wermker K.1, Rocnik N.1, Gößling K.1, Klein M.1, Schulze H.-J.2,
Hallermann C.2
1
Fachklinik Hornheide, Abteilung für Mund-, Kiefer und Gesichtschirurgie, Münster, Germany
2
Fachklinik Hornheide, Abteilung für Dermatologie und Venerologie, Dermatohistopathologie, Münster, Germany
Objectives: Basosquamous carcinoma (BSC) is a rare tumor entity
and most common onset is in the head and neck region (BSCHN). Data on diagnosis, treatment and especially risk assessment
concerning disease course and outcome is deficient or inconsistent. The aim of this study was to evaluate potential risk factors
for local relapse (LR) and lymph node metastasis (LNM) and their
impact on progression free survival (PFS).
Materials and methods: In a retrospective monocentric study patients with BSC-HN treated between 1999 and 2011 were
analyzed with regard to clinical and histologic characteristics.
Possible prognostic parameters for LR, LNM and PFS were evaluated using univariate statistics.
Results: In total 89 patients (55 male, 34 female, mean age
71.8 years) with a mean follow-up time of 47.7 months (range
12 – 112) were included. LR occurred in 4 patients (4.5%) and
5 patients (5.6%) developed LNM, showing significantly shorter
PFS time of 16.1 months compared to 154.2 months in patients
without LNM (p < 0.001). Tumor depth and size (T classification),
incomplete resection, localization at the ear, deep maximal vertical invasion, muscle and vessel invasion showed significant (p <
0.05) association to LR, LNM and shorter PFS time.
Conclusion: Whereas histology shows some typical characteristics of basal cell carcinoma, biological behavior and aggressiveness
of BSC is similar to cutaneous squamous cell carcinoma. The in this
study firstly described potential risk factors for LR and especially LNM
can help to identify patients with higher risk for unfavorable outcome.
P143
20 MHz-Sonographie der Haut in der Differenzialdiagnostik
zwischen nodulärem Basalzellkarzinom und seniler Talgdrüsenhyperplasie des Gesichts: eine Pilotstudie
Bens G.1, Binois R.1, Roussel A.1, Kerdraon R.2, Estève E.1
1
Centre Hospitalier Régional d’Orléans, Service de Dermatologie,
Orléans, France
2
Centre Hospitalier Régional d’Orléans, Service d’AnatomoPatholgie, Orléans, France
Die klinische Differenzialdiagnose (DD) zwischen beginnendem
nodulärem Basalzellkarzinom (nBZK) und seniler Talgdrüsenhyperplasie (STH) des Gesichts kann schwierig sein. Ausgehend von
einer Analyse der histologischen Struktur dieser beiden Entitäten
postulierten wir, dass die Echogenitätsunterschiede zwischen
nBZK und STH ausreichend sind, um in der 20 MHz-Sonographie
der Haut zwischen ihnen zu unterscheiden.
79 kleine Hauttumoren des Gesichts, die einer histologischen
Abklärung zwischen nBZK und STH bedurften, wurden vor ihrer
Poster der 48. DDG-Tagung
Exzision sonographisch untersucht. Die Fotos der Sonobefunde
wurden 2 unabhängigen Untersuchern vorgestellt, die für den klinischen und histologischen Befund blind waren. Die Sonobefunde der Hautveränderungen (HV) wurden von ihnen als echoarm
versus echoreich im Vergleich zum angrenzenden Korium eingestuft. Ein echoarmer Befund wurde als Diagnosekriterium für ein
nBZK in der DD zur STH definiert.
Von 77 sonographisch darstellbaren HV waren histologisch
38 maligne (24 nBZK, 8 infltrative Basalzellkarzinome [BZK], 1
follikuläres BZK, 4 Plattenepithelkarzinome und 1 aktinische Keratose) und 39 benigne (24 STH, 5 dermale Naevi und 10 andere gutartige HV). Die Reproduzierbarkeit der Einstufung des
Sono-Befundes betrug 90% für 2 verschiedene Bilder eines selben Tumors. Die Konkordanz zwischen den beiden Untersuchern
erreichte 87,4% für ein bestimmtes Bild. Die Sensitivität der Methode betrug 92,2% für die Detektion eines nBZK und 89,4% für
die Detektion aller malignen Tumoren. Die Spezifizität betrug
69,6% für die Detektion von BZK und 78,8% für die Detektion
aller malignen HV.
Die 20 MHz-Sonographie ist ein non-invasives Verfahren mit
guter Sensitivität für die Identifizierung von nBZK in der DD gegenüber der STH. Ein echoarmer Befund ist nicht spezifisch für
nBZK. Andere DD des nBZK und eine Tumorlokalisation in den
seborrhoischen Gesichtsarealen scheinen die Spezifizität der 20
MHz-Sonographie zu verschlechtern.
P144
Fataler Verlauf eines Patienten mit metastasiertem Dermatofibrosarcoma protuberans unter der Therapie mit Imatinib
mesylat (Glivec®)
Babic V.1, Dabrowski E.1, Dippel E.1
1
Klinikum Ludwigshafen, Hautklinik, Ludwigshafen, Germany
Das Dermatofibrosarcoma protuberans ist ein seltener langsam
wachsender Weichteiltumor. Es ist charakterisiert durch seltene
Metastasierungsneigung (< 5%), jedoch besteht eine hohe Lokalrezidivrate (10–30%). Der Tumor tritt vor allen bei Erwachsenen in
einem Durchschnittsalter von ca. 40 Jahren auf. Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen. [1,2] Die häufigste Lokalisation
ist der Stamm (42–72%), gefolgt von den proximalen Extremitäten (16–30%) und Kopf- Halsbereich (10–16%). [3,4,5]Beim DFSP
wird in 90% der Fälle eine chromosomale Translokation t(17q22;
22q13) beschrieben. Somit entsteht ein überzähliges Ringchromosom. Dieses exprimiert das COL1α1-PDGFβ -Fusionsprotein, welches als kontinuierlicher Stimulator für den Wachstum der DFSP
Zellen wirkt. [3,6,7] Die radikale chirurgische Resektion ist die Therapie der Wahl. Dabei sollte ein Sicherheitsabstand von 1–3 cm
eingehalten werden. Bei inoperablen, lokal rezidivierten oder metastasierten DFSP wird die molekular zielgerichtete Therapie mit
dem Thyrosinkinase Inhibitor Imatinib (Glivec®) empfohlen. Die
Therapie führt zur Unterbrechung der pathologischen Aktivierung
des PDGFβ -gerichteten Wachstumstimulus. Wir berichten über einen 81-jährigen Patienten mit metastasierten Dermofibrosarcoma
protuberans, der unter der Imatinib Therapie mit 800 mg schwere
Nebenwirkungen, von gastrointesinalen Beschwerden, Ödembildung bis hin zum Nierenversagen, entwickelt hatte. Imatinib ist
ein Präparat das sorgfältig eingesetzt werden muss. Besonders
bei älteren Patienten mit kardialen oder nephrologischen Vorerkrankungen, sollte eine Dosierungreduktion erwogen werden.
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Aktuelle Studien sprechen für ein Ansprechen von ca. 50%. Dabei
sind die Dosierungen von 400–600mg/täglich der Dosierung von
800mg in der Wirkweise gleichgestellt, jedoch mit deutlich weniger Nebenwirkungen. [18]
P145
Erfolgreiche Toleranzinduktion bei einem Patienten mit
Marginalzonenlymphom und Rituximab Hypersensitivität
Schultheis K.1, Barudoni A.1, Meissner M.1, Kaufmann R.1, Valesky
E.M.1
1
Universitätsklinikum Frankfurt, Klinik für Dermatologie, Venerologie
und Allergologie, Frankfurt, Germany
Vorgestellt wird ein 64-jähriger Patient mit einem multilokulären
extranodalen Marginalzonenlymphom mit kutanen Plaques und
axillären Lymphknoteninfiltrationen (Stadium III nach modifizierter Ann-Arbor-Klassifikation). Trotz Prämedikation mit 1g Paracetamol, 100mg Prednisolon und 2mg Clemastin entwickelte der
Patient bei der Erstgabe von Rituximab nach 15min eine Urtikaria
mit Angioödemen. Die Gabe musste umgehend abgebrochen
werden. Ein erneuter Versuch der Applikation unter Eskalation der
Prämedikation scheiterte ebenfalls aufgrund einer akuten Urtikaria nach wenigen Minuten.
Bei weiter bestehender Therapiebedürftigkeit des Marginalzonenlymphoms erfolgte der Versuch einer Toleranzinduktion. Zum Ausschluss einer Typ-I Reaktion erhielt der Patient einen Prick- und Intrakutantest. Es zeigten sich keine Reaktionen.
Im Verlauf wurde Rituximab in aufsteigenden Konzentrationen
(1:100, 1:10, 1:1) mit ansteigenden Infusionsgeschwindigkeiten
in 12 Schritten nach standardisiertem Protokoll infundiert. Insgesamt erhielt der Patient die notwendige Gesamtdosis von 732
mg Rituximab über 5 h 50 min. Bei der Maximalgeschwindigkeit (120 ml/h) traten erneut generalisierte Quaddeln auf. Mittels
Gabe von i.v. Glucocorticosteroiden und Antihistaminika konnte
die Reaktion gut kontrolliert werden. Nach erneuter Reduktion
der Geschwindigkeit (80 ml/h) wurde die verbleibende Infusion
problemlos vertragen. Die zweite Gabe nach o.g. Schema zur Toleranzinduktion verlief komplikationslos.
Durch das o.g. 12-Stufen Aufdosierungsschema konnte bei
unserem Patienten eine kurzfristige Toleranz erzeugt und das
Präparat (Rituximab) verabreicht werden. Es ist zu empfehlen,
dass bei Patienten mit einer Hypersensitivitätsreaktion die Toleranzinduktion versucht werden sollte, bevor auf möglicherweise
schlechtere Therapiealternativen zurückgegriffen wird.
P146
Atypisches Fibroxanthom mit Lymphknotenmetastasierung
Strunk T.1, Materna U.2, Eufinger H.3, Szeimies R.-M.2
1
Klinikum VEST, Klinik f. Dermatologie u Allergologie,
Recklinghausen, Germany
2
Klinikum VEST, Klinik für Dermatologie, Recklinghausen, Germany
3
Klinik für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie, Recklinghausen, Germany
Wir berichten über einen 79-jährigen Patienten, der sich im
Juli 2012 mit einem seit 6 Monaten bestehenden, rezidivierend
blutenden Tumor am Kapillitium links vorstellte. Es zeigte sich
ein ca. 1,5 cm durchmessender, zentral ulzerierter Nodus mit
163
Poster der 48. DDG-Tagung
aufgeworfenem Randwall und randständigen Teleangiektasien.
Nach chirurgischer Exzision konnte die Diagnose eines atypischen
Fibroxanthoms gestellt werden. Vier Monate später präsentierte
sich der Patient erstmals mit Rezidiv im proximalen Anteil der
Narbe, das mit 2 cm SA zu allen Seiten reseziert wurde. Ein erneutes Lokalrezidiv wurde im Juni 2013 diagnostiziert. Bei Nachweis
einer knöchernen Tumorinfiltration erfolgte die Resektion unter
Mitnahme der Tabula interna mit anschließender modellierender
Osteotomie, Skalprotationsplastik und Spalthauttransplantation. Im Rahmen der Nachsorge zeigte sich im Januar 2014 im CT
das Bild einer zervikalen Lymphadenopathie links. Histologisch
konnte eine lymphogene Metastasierung des vorbekannten
atypischen Fibroxanthoms diagnostiziert werden, sodass eine
erweiterte radikale Neck dissection mit anschließender Radiatio
erfolgte. In der Nachsorge konnte seitdem kein Rezidiv und keine
Fernmetastasierung festgestellt werden.
Das atypische Fibroxanthom (AFX) wird vorwiegend bei
Männern um das 70. Lebensjahr in UV-exponierten Arealen beobachtet. Es handelt sich um ein undifferenziertes pleomorphes,
spindelzelliges Sarkom der Dermis mit niedrig-malignem Potential. Zwar neigt das AFX zur Ausbildung lokaler Rezidive, Fälle mit
einer lymphogenen Metastasierung werden in der Literatur aber
nur vereinzelt beschrieben. Schwierig ist die Abgrenzung zu dem
deutlich aggressiver wachsenden und frühzeitig metastasierenden malignen fibrösen Histiozytom (MFH), da sowohl histologisch, als auch immunhistochemisch, mit Ausnahme der Infiltrationstiefe, keine Unterschiede zu erkennen sind. Einige Autoren
vertreten daher die Auffassung, dass es sich beim AFX um eine
oberflächliche Variante des MFH handelt.
P147
Isolierte Nagelwachstumsstörung – eine diagnostische
Herausforderung
Ehrig S.1, Materna U.1, Blume J.-H.1, Eickelmann M.1,
Szeimies R.-M.1
1
Klinikum VEST, Klinik für Dermatologie, Recklinghausen, Germany
Eine 72-jährige Patientin stellte sich mit einer seit einem Jahr bestehenden Nagelwachstumsstörung am rechten Daumen ohne
vorangegangenes Trauma vor. Bei der klinischen Untersuchung
zeigte sich im ulnaren Nagelanteil des rechten Daumens ein hautfarbener subungualer Tumor mit partieller Destruktion des Nagels.
Hutchinson-Zeichen negativ, restliche Nägel unauffällig. Da die Patientin eine Probebiopsie ablehnte, erfolgten neben mykologischer
Diagnostik und dem Röntgen des Fingerstrahls zunächst zytologische Abklatschpräparate des Tumors auf Melan-A, HMB45 und
S100-Protein, die deutlich positiv waren. Eine daraufhin entnommene Probebiopsie bestätigte den Verdacht auf ein amelanotisches
akrolentiginöses malignes Melanom. Die Staginguntersuchungen
(Röntgen-Thorax, Sonographie Lymphknoten und Abdomen, CT
Schädel, Thorax und Abdomen) und SLNB zeigten keine weitere
Melanommanifestation. Zusammenfassend fand sich bei der Patientin ein amelanotisches akrolentiginöses malignes Melanom mit
einer Tumordicke von 1,67 mm, Clark Level II-III, < 1 Mitose/mm2,
pT2aN0M0, Stadium IB. Therapeutisch erfolgten eine Extraktion
des Daumennagels mit 1 cm SA zu den Seiten und zur Tiefe bis auf
das Periost sowie eine Sentinel-Lymphknoten-Biopsie.
Das akrolentiginöse maligne Melanom ist mit einem Anteil
von 2–3% eine seltene Variante des malignen Melanoms, von
164
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
denen 30% als amelanotische Tumoren imponieren. 90% der
ALM finden sich am Daumen oder der Großzehe. Insbesondere
bei amelanotischen Tumoren wird die Diagnose oft erst in fortgeschrittenen Stadien gestellt. Die Rolle vorangegangener Traumata in der Pathogenese wird kontrovers diskutiert. Die Therapie
entspricht der des malignen Melanoms, die Amputation der distalen Phalanx ist nur bei high-risk Melanomen zu empfehlen. Der
cKIT-Mutationsanalyse kommt beim metastasierten ALM auch im
Hinblick auf eine „targeted-Therapy“ eine besondere Bedeutung
zu. Eine zytologische Untersuchung, insbesondere mit HMB45
kann diagnostisch hilfreich sein.
P148
Automatisiertes Hautkrebs-Screening mit berührungsloser
„Remote-Dermatoskopie“
Haenssle H.A.1, Hofmann L.2, Schön M.2, Werfel T.3, Günther A.4, Basu C.4, Roth B.4, Niemann K.-H.5, Schmerling
O.5, Scharenberg S.6, Lüllau F.7, Vogt K.8, Rosenhahn B.8,
Meinhardt-Wollenweber M.4, Emmert S.2
1
Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie am Universitätsklinikum Heidelberg, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg,
Dermatologie, Heidelberg, Germany
2
Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie der Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität Göttingen,
Göttingen, Germany
3
Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie der Medizinischen Hochschule Hannover, Hannover, Germany
4
Hannoversches Zentrum für Optische Technologien, Leibniz
Universität Hannover, Hannover, Germany
5
Hochschule Hannover, Fakultät I – Elektro- und Informationstechnik, Hannover, Germany
6
tpm taberna pro medicum GmbH, Lüneburg, Germany
7
Lumedtec GmbH, Lüneburg, Germany
8
Institut für Informationsverarbeitung, Leibniz Universität Hannover,
Hannover, Germany
Einleitung: Strategien zum Hautkrebs-Screening, wie das deutsche Hautkrebs-Screening Programm der gesetzlichen Krankenkassen, sollen Morbidität und Mortalität durch maligne Hauttumore in der Bevölkerung reduzieren. Der zeitliche und personelle
Aufwand für Ganzkörper-Screening Untersuchungen inklusive der
Dermatoskopie ist jedoch sehr hoch. Um Ärzte im medizinischen
Alltag zu entlasten und eine gleichbleibend hohe Qualität und
Standardisierung des Hautkrebs-Screenings zu ermöglichen, erscheinen Technologien für ein weitgehend automatisiertes Hautkrebs-Screening wünschenswert.
Material/Methoden: Kooperationsprojekt des „Zentralen
Innovationsprogramms Mittelstand (ZIM)“ mit führenden Partnern aus Industrie und Akademie mit dem Ziel der technologischen Entwicklung und medizinischen Validierung eines automatisierten Hautkrebs-Screening Gerätes mit der Möglichkeit einer
kontaktfreien „Remote-Dermatoskopie“.
Ergebnisse: Die getrennt geführten Entwicklungsstränge für
die erforderlichen Technologien zielen auf i) einen automatisierten Scanvorgang von Körperabschnitten, ii) eine automatisierte
Erkennung von entzündlichen und/oder neoplastischen Hautveränderungen, iii) einen Ausgleich von Körperbewegungen durch
Motion-Tracking Technologien, iv) eine kontaktfreie Dermatoskopie aus der Distanz (Remote-Dermatoskopie), v) eine Segmentierung und strukturelle Analyse gewonnener Aufnahmen sowie
Poster der 48. DDG-Tagung
vi) die automatisierte digitale Entfernung störender Artefakte
wie Körperbehaarung (virtuelle Rasur). Nach Realisierung erster
Teilaspekte bestehen weitere Ziele in der Integration der Systemkomponenten sowie der Generierung von automatisierten Computeralgorithmen für eine Hilfestellung bei der Diagnose häufiger
kutaner Neoplasien.
Zusammenfassung: Ein automatisiertes Hautkrebs-Screening
mit integrierter „Remote-Dermatoskopie“ soll spezialisierte Zentren und Praxen personell entlasten und Ärzten differentialdiagnostische Hilfestellung bieten.
P149
Dermatoonkologische Versorgung von Patienten im
ländlichen Bereich am Beispiel Mecklenburg Vorpommern
Lutze S.1, Arnold A.1, Jünger M.1
1
Universitätsmedizin Greifswald, Klinik und Poliklinik für Hautkrankheiten, Greifswald, Germany
In den letzten Jahren hat sich die Behandlung dermatoonkologisch erkrankter Patienten stark verändert:
Neben neuen Behandlungsoptionen in der medikamentösen
Behandlung von fortgeschrittenen und metastasierten Hauttumoren, insbesondere dem malignen Melanom sind in den aktuellen Leitlinien viele weitere Aspekte fixiert, die eine zunehmend
individuelle und interprofessionelle Therapieplanung und Betreuung dieser Patienten erfordern. Die Erfüllung der Leitlinienvorgaben erfordert die Mitbetreuung der Patienten an einer zentralen
Struktur, vorrangig einem Hauttumorzentrum. Dies betrifft sowohl die dokumentierte interdisziplinäre Indikationsstellung für
eine Tumortherapie als auch deren Umsetzung. Gerade in einer
ländlich geprägten Region mit weiten Anfahrtswegen für die oft
älteren und/ oder schwer erkrankten Patienten ist aber eine belastbare Zusammenarbeit mit den niedergelassenen dermatologischen Fachärzten und auch anderen Fachärzten (z.B. dem betreuenden Hausarzt) erforderlich, um die Sicherheit der Behandlung
zu erhöhen. Das Nebenwirkungsspektrum neuer Melanomtherapien ist teilweise komplex und bedarf exakter Kenntnisse und
guter Kooperation. Neben klaren und schnellen Kommunikationswegen (auch unter Nutzung der Telemedizin sowie vernetzter Ambulanzsoftware) und ständiger Erreichbarkeit mit festen
Ansprechpartnern gehören Information und Einbeziehung der
Kollegen in neue Therapien durch Weiterbildungsangebote sowie
die Möglichkeit jederzeitiger Vorstellung von Patienten mit Akutsymptomatik dazu. Intersektorale Versorgungsmodelle für die
Patienten einschliesslich der Organisation der Weiterbetreuung
– häuslicher Pflege, spezialisierter ambulanter palliativmedizinischer Versorgung oder Betreuungsorganisation auf einer Palliativstation und im Hospiz – sind weitere wichtige Punkte.
Am Beispiel des Hauttumorzentrums Greifswald soll ein Überblick über die besonderen Herausforderungen der dermatoonkologischen Versorgung in einem Flächenland gegeben werden.
P150
Therapie mit Vemurafenib nach Myokardinfarkt
Kirsten H.1, Ziemer M.1, Weidauer-Zuniga S.1, Thorn N.1, Simon J.C.1
1
Universität Leipzig, Klinik für Dermatologie, Venerologie und
Allergologie, Leipzig, Germany
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Hintergrund: Zu den bekannten kardialen Nebenwirkungen von
Vemurafenib gehört die Verlängerung der QT-Zeit. Ein erhöhtes Myokardinfarktrisiko unter der Therapie ist nicht bekannt. Es
werden nur Einzelfälle von Myokardinfarkten unter Vemurafenib
beschrieben. Wie sollte also vorgegangen werden, wenn es unter
der Therapie mit Vemurafenib zu einem Herzinfarkt kommt? Ein
Fallbericht eines 58-jährigen Patienten.
Kasuistik: Der Patient erhielt aufgrund eines metastasierten Melanoms (pulmonale und Nebennieren-Metastasierung)
Vemurafenib. Nebenbefundlich bestand eine hypertensive Herzkrankheit. Auffällig zeigte sich außerdem die Familienanamnese
(Vater: Myokardinfarkt, Großvater: Myokardinfarkt, Großmutter:
Apoplex). 48 Tage nach Ersteinnahme von Vemurafenib (mit zwischenzeitlicher Pause von 14 Tagen aufgrund eines acneiformen
Exanthems) und 9 Tage nach Wiederbeginn der Medikation
kam es bei dem Patienten zu einem ST-Hebungsinfarkt der Vorderwand mit Verschlechterung der LVEF auf 25%. Dem Patienten wurden zwei Stents in die LAD implantiert, woraufhin sich
im weiteren Verlauf ein Anstieg der LVEF auf 44% zeigte. Aufgrund eines anamnestisch ausgeprägt stressigen Tages für den
Patienten vor dem ST-Hebungsinfarkt als mögliche Ursache und
aufgrund der bekannten Familienanamnese sahen wir einen Zusammenhang zwischen Vemurafenib-Therapie und Myokardinfarkt als eher nichtwahrscheinlich an. 25 Tage nach dem Ereignis
wurde Vemurafenib in reduzierter Dosierung (720 mg 2 x tägl.)
wieder angesetzt. In der letzten Staging-Untersuchung fand sich
eine Complete Response.
Kommentar: Bezüglich der weiteren Therapie mit Vemurafenib nach Myokardinfakt gibt es keine Empfehlungen den Wiedereinstieg der Medikation betreffend. In diesem Fall wurde die
Therapie mit Vemurafenib fortgeführt. Der Patient befindet sich
in engmaschiger Kontrolle. Die LVEF zeigte sich zuletzt mit 50%
weiterhin gebessert.
P151
Lokalisiertes B-Zell lymphoblastisches Vorläufer-Lymphom
der Haut
Buchner M.1, Wehkamp U.1, Grewe L.1, Horst H.A.2, Klapper W.3,
Weichenthal M.1
1
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Klinik für
Dermatologie, Kiel, Germany
2
Universitätsklinikum Schleswig- Holstein, Campus Kiel,
Medizinische Klinik II, Kiel, Germany
3
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Sektion
Hämatopathologie, Kiel, Germany
Wir stellen einen 30-jährigen Patienten mit einem rasch wachsenden Tumor am Hinterhaupt vor. Unter dem Verdacht auf ein
kutanes B-Zell Lymphom wurde eine Hautbiopsie vorgenommen,
welche sich in der bioptischen Untersuchung als kutanes B-Zell
lymphoblastisches Vorläufer (“Precursor”)-Lymphom (pB-LBL)
herausstellte. Die darauf erfolgten hämatopathologischen Untersuchungen, Knochenmarkspunktion und CT-Befunde zeigten
jedoch keine weiteren Manifestationen in Form eines nodalen
bzw. systemischen Lymphoms bzw. einer lymphoblastischen
Leukämie.
Das pB-LBL ist ein sehr seltenes NHL, welches sich häufig im
Weichteilgewebe, Knochen und Lymphknoten manifestiert. Die
Abgrenzung des pB-LBL von einer lymphoblastischen Leukämie
165
Poster der 48. DDG-Tagung
ist fließend und oftmals finden sich Übergänge. Durch Chemotherapie und ggf. Radiotherapie ist häufig eine komplette Remission erreichbar (bis zu 70%) und die 5-Jahres-Überlebensrate
beträgt 45% bis 55%. Eine primär kutane Manifestation eines
pB-LBL ist sehr selten beschrieben. Den vorliegenden Berichten
zufolge kann eine isolierte Manifestation an der Haut mit einer
günstigen Prognose verbunden sein.
Im vorliegenden Fall kam es unter einer durchgeführten
Polychemotherapie zu einer kompletten Remission der kutanen
Lymphominfiltration. Regelmäßige Staging-Untersuchungen und
eine langfristige Nachsorge sind bei signifikantem Rezidivrisiko
jedoch langfristig notwendig.
P152
Elektrochemotherapie von Satellitenmetastasen eines malignen blauen Nävus
Wölker J.1, Hallermann C.1, Schultewolter T.1, Tiemann M.2,
Schulze H.-J.1
1
Fachklinik Hornheide, Dermatologie, Münster, Germany
Institut für Hämatopathologie, Hamburg, Germany
2
Ein 59-jähriger Patient stellte sich zwischen 2010 und 2014 mehrfach in unserer Klinik vor mit rezidivierenden kutanen Metastasen
eines malignen Naevus bleu hochfrontal rechts. Im Vorfeld wurde 2009 ein Naevus exzidiert; es kam jedoch 2010 zu erneutem
Wachstum in Form eines Lokalrezidivs. Die Histologie des Tumors
war zu diesem Zeitpunkt charakterisiert durch einen epidermisnah proliferationsaktiven und zur Tiefe zunehmend epitheloidzellig transformierten, zellreichen blauen Naevus. Die molekulare
Charakterisierung wies eine NRAS-Mutation nach bei fehlenden
Nachweisen für das BRAF- und cKIT-Gen.
2011 entwickelten sich 10 stecknadelkopfgroße Satellitenmetastasen; diese wurden operativ entfernt und eine daraufhin
durchgeführte SLNB zeigte eine Mikrometastase im Wächterlymphknoten, Die regelmäßig durchgeführte Ausbreitungsdiagnostik ergab bis zum jetzigen Zeitpunkt keinen Anhalt für eine
Fernmetastasierung.
Nach dem Auftreten von inoperablen Rezidiven und lokoregionären Metastasen des Naevus bleu führten wir 2013 eine Elektrochemotherapie mit Bleomycin i.v. durch, initial mit kompletter
Remission. 14 Monate sowie 20 Monate später trat jeweils eine
weitere operativ sanierbare kutane Metastase auf.
Der vorliegende Fall zeigt eindrucksvoll den Übergang eines
initial benignen Befundes in einen maligne entarteten blauen Nävus mit rezidivierender Bereitschaft zu lokoregionärer Metastasierung bei fehlender Fernmetastasierung und die Wirksamkeit der
Elektrochemotherapie. Bei der Häufigkeit blauer Nävi ist eine maligne Entartung in der Literatur selten beschrieben, in einzelnen
Fällen jedoch mit ausgeprägter Metastasierung in Lymphknoten
und Gehirn bis zum letalen Ausgang.
P153
Erfolgreiche Kombinationstherapie von BRAF- und MEK-Inhibitor nach Progress unter BRAF-Inhibitor Monotherapie:
Bericht eines Patienten mit hirnmetastasiertem Melanom
Asper H.1, Satger I.1, Tolk H.1, Kapp A.1, Gutzmer R.1
1
Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Germany
166
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Wir berichten über einen 59-jährigen Patienten, der nach Progress unter einer Monotherapie mit dem BRAF-I.Vemurafenib auf
die Kombinationstherapie mit dem BRAF-I. Dabrafenib und dem
MEK-I.Trametinib ansprach.
Bei dem Patienten wurde im Jahr 2012 ein malignes Melanom
am Rücken mit 1,6mm Tumordicke diagnostiziert und entfernt
mit Nachweis einer BRAF V600E Mutation. Es erfolgte gleichzeitig
eine Lymphknotendissektion bei Vorliegen einer Makrometastase
axillär li. Nach einer Radiatio in diesem Bereich schloss sich eine
adjuvante Therapie mit Hochdosis-Interferon an, die aufgrund eines Tumorprogresses abgebrochen werden musste.
Im April 2013 wurde bei Auftreten von Lymphknotenfiliae inguinal bds. u. axillär li., einer Lebermetastase sowie Hirnfiliae eine
Therapie mit Vemurafenib begonnen. Die Therapie wurde vom
Patienten insgesamt gut vertragen. Die laborchemischen Untersuchungen und EKG-Kontrollen zeigten keine pathologischen
Befunde. Nach kompletter Remission der peripheren Filiae und
partieller Remission der cerebralen Filiae ließen sich im März 2014
mindestens sechs größenprogrediente Filiae in beiden Großhirnhemisphären nachweisen. Alle übrigen Metastasen waren weiter
in kompletter Remission und der Patient hatte subjektiv weiterhin
keine Beschwerden. Daraufhin wurde die Kombinationstherapie
mit Dabrafenib 150 mg 2xtgl und Trametinib 2mg 1xtgl.initiiert.
Der Patient zeigte bis auf eine Xerosis cutis wenig Nebenwirkungen und hat die Therapie gut vertragen. In den aktuellen Staginguntersuchungen vom Oktober 2014 zeigten sich die bekannten
Hirnmetastasen unverändert ohne Hinweis auf weitere Filiae.
Nach Progress auf eine BRAF-Inhibitor Monotherapie stellt
die Kombination aus einem BRAF- und MEK-Inhibitor eine Therapieoption dar, die im Einzelfall diskutiert werden kann. Erste publizierte Fallserien legen allerdings nahe, dass die Erfolgsaussichten
des Ansprechens auf die Kombination nach Progress unter Monotherapie geringer sind als der direkte Einsatz der Kombination.
P154
Lymphknoteninfiltration durch ein großzellig, anaplastisches, CD30-positives T-Zell-Lymphom oder M. Hodgkin –
eine Herausforderung für Pathologen und Kliniker
Messerschmidt A.1, Hartmann S.2, Kaufmann R.1, Meissner M.1
1
Klinik f. Dermatologie, Venerologie und Allergologie Universität
Frankfurt, Frankfurt am Main, Germany
2
Dr. Senckenbergisches Institut für Pathologie Universitätsklinikum,
Frankfurt am Main, Germany
Bei einem 62-jährigen Patienten war seit 16 Jahren ein kutanes
großzellig, anaplastisches, CD30+ T-Zell-Lymphom (CD30+TCL)
bekannt. Vor 7 Jahren wurde zusätzlich ein M. Hodgkin (MH) diagnostiziert und mit einer Polychemotherapie erfolgreich behandelt. Das kutane Lymphom war im Laufe der Jahre mit PUVA, MTX
oder Radiotherapie therapiert worden. Sonographisch zeigte sich
inguinal im Rahmen der Nachsorge ein pathologischer Lymphknoten. Der Lymphknoten (LK) wurde exstirpiert.
Es stellte sich ein LK mit Infiltraten aus einer hellzellig imponierenden atypischen Zellpopulation mit vergrößerten Kernen
und verplumptem Chromatin sowie teilweise bohnenförmigen
Kernen dar. Immunhistochemisch kamen reichlich CD30+ pleomorphe Blasten zur Darstellung. Diese waren von CD3+ T-Zellen umgeben. Die Blasten zeigten teilweise eine Expression
von CD15 bei Negativität für TIA1, Granzym-B und ALK1. Die
Poster der 48. DDG-Tagung
Proliferationsrate lag bei etwa 50%. Die Blasten waren weiterhin
positiv für MUM1 und fraglich spezifisch positiv für PAX5 bei Negativität für CD10. Zur Abgrenzung gegenüber einem MH wurde
eine molekulare Analyse durchgeführt. Die Reaktionen des Immunglobulin-Schwerketten-Lokus fielen polyklonal aus. Auch in
den Reaktionen für die T-Zell-Rezeptor Gamma- und Beta-Kette
fand sich ein polyklonales Bild.
In der Literatur wird ein Zusammenhang zwischen MH und
CD30+TZL beschrieben. Häufiger sind wohl morphologische und
immunphänotypische Überschneidungen zwischen dem MH und
der Lymphknoteninfiltration durch CD30+TZL. So kann die Koexpression von CD30 und CD15 bei gleichzeitiger morphologischer
Ähnlichkeit der Zellen mit Hodgkin-Zellen irrtümlich zur Diagnose eines MH führen. Der gehäuft beobachtete Zusammenhang
zwischen MH und CD30+TZL scheint einer Re-Evaluation häufig
nicht Stand zu halten. Auch in unserem Fall wurde die Diagnose
Lymphknoteninfiltration durch ein CD30+TZL und nicht MH gestellt. Inwieweit bei unserem Patienten die Diagnose MH vor 7
Jahren korrekt war, gilt es zu überprüfen.
P155
Optische Kohärenztomographie und Imiquimod Therapie
der Erythroplasie Queyrat: eine Fallstudie
Schmitz L.1,2, Bierhoff E.3, Gambichler T.1, Dirschka T.2,4
1
Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie,
St. Josef-Hospital, Klinikum der Ruhr-Universität Bochum, Bochum,
Germany
2
CentroDerm, dermatologische Praxis, Wuppertal, Germany
3
Heinz-Werner-Seifert-Institut für Dermatopathologie Bonn, Bonn,
Germany
4
Fakultät für Gesundheit, Universität Witten-Herdecke,
Witten-Herdecke, Germany
Die Erythroplasie Queyrat (EQ) ist ein seltenes in-situ Plattenepithelkarzinom der Schleimhäute, das sich bei nicht beschnittenen
Männer zumeist im Bereich der Glans Penis manifestiert. Die frühzeitige Erkennung und Behandlung ist entscheidend, um die Entwicklung eines invasiven Plattenepithelkarzinoms zu verhindern.
Für die Prognose und Therapie ist die Frage nach Invasivität entscheidend. Den diagnostischen Goldstandard stellt die histologische Untersuchung dar. Damit lässt sich prätherapeutisch jedoch
nur eine Aussage über das Biopsat und nicht über die vertikale
Ausdehnung der gesamten Läsion treffen. Die optische Kohärenztomographie (OCT) ermöglicht die Erstellung von nicht invasiven, vertikalen Echtzeitbildern der Haut, die an gleicher Stelle
beliebig oft reproduzierbar ist.
Wir berichten über einen 55-jährigen Patienten, der sich mit
seit 2 Jahren bestehendem, progressivem Erythem im Bereich der
Glans Penis vorstellte. Bei histologisch gesicherter EQ war dem
Patienten extern die partielle Penektomie empfohlen worden. Die
OCT ermöglichte uns die nicht invasive Darstellung einer intakten
dermo-epidermalen Junktionszone über die gesamte Läsion. Daher entschlossen wir uns nach unauffälligen Stagingbefunden zur
Durchführung einer konservativen, topischen Therapie mittels
Imiquimod 5%. Imiquimod ist ein topischer Immunmodulator
mit antitumoralen und antiviralen Eigenschaften.
Nach einer 8-wöchigen Therapiephase ließen sich sowohl
klinisch als auch OCT-morphologisch keine pathologischen Veränderungen mehr nachweisen. In einer Follow-up Untersuchung
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
nach einem Jahr ergaben sich weiterhin keine Hinweise auf ein Rezidiv. Die OCT kann somit die diagnostische Abklärung bei EQ ergänzen und ist als nicht-invasives Verfahren zur Therapiekontrolle
geeignet. Die topische Therapie mit Imiquimod 5% ermöglicht
eine wirksame, konservative Behandlung für Patienten mit EQ.
P156
Atonal homolog-1 gene sequencing in Merkel cell carcinoma
tissue and cell cultures
Mothezebsade S.1, Schmitz L.1, Schaller J.2, Schulze H.J.3, Oellig
F.4, Oellig W.P.4, Kreuter A.5, Becker J.C.6, Gambichler T.1
1
Department of Dermatology, Skin Cancer Centre, Ruhr-University
Bochum, Bochum, Germany
2
Dermatopathology, Duisburg, Germany
3
Fachklinik Hornheide, Skin Cancer Centre, Department of
Dermatology and Dermato-Histo-Pathology, Münster, Germany
4
Institute for Pathology, Mülheim/Ruhr, Germany
5
Department of Dermatology, Venereology and Allergology, HELIOS
St. Elisabeth Hospital Oberhausen, Oberhausen, Germany
6
Department of Dermatology, University Hospital Essen, West
German Cancer Centre, University Duisburg-Essen, Essen, Germany
Background: Atonal homolog 1 (ATOH1), also called Math1 or
Hath1, may have an anti-oncogenic function for the Atonal group
of pro-neural basic helix-loop-helix transcription factors. It has
recently been reported that ATOH1 is mutated in Merkel cell carcinoma (MCC) and may represent a tumour suppressor gene.
Objectives: We aimed to verify the aforementioned data by
investigating the ATOH1 gene in tissue and cell cultures of patients with MCC.
Methods: Genomic DNA isolation and amplification via PCR
was successfully performed in 33 MCCs (FFPE tissue), 3 MCC cell
lines and one small cell lung cancer cell line as a control for neuroendocrine neoplasms. Sanger sequencing of the whole ATOH1
gene was applied in order to detect mutations.
Results: Neither in MCC samples of 33 patients nor in cell
lines we could discover ATOH1 mutations. In one case we found
a single nucleotide polymorphism which has previously been reported to be a natural variant (H237Q).
Conclusions: On the basis of our preliminary data we conclude that ATOH1 mutations do unlikely play a role in the pathogenesis of MCC.
P157
Morphenwechsel von kutanem T-Zell-Lymphom vor zu Morbus Hodgkin nach einer Gravidität
Fiedler E.1, Friedling F.1, Marsch W.C.1
1
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Universitätsklinik für
Dermatologie und Venerologie, Halle (Saale), Germany
Graviditäten werden in Mitteleuropa gegenwärtig zumeist zwischen dem 18. und 35. Lebensjahr ausgetragen. Die Koinzidenz
von Malignomen ist vergleichsweise selten, da die Altersgipfel
der meisten Malignome erst im höheren Alter liegen. Ob durch
die besonderen Bedingungen (Immun- und Hormonstatus) unter
der Gravidität engere Verbindungen zwischen der Malignommanifestation mit dem biologischen Zustand Schwangerschaft
167
Poster der 48. DDG-Tagung
bestehen, ist Gegenstand vielfacher Untersuchung und wird kontrovers diskutiert.
Eine 26-jährige, bis dato gesunde Frau stellte sich mit juckenden hellroten Knoten lumbal vor, die innerhalb von 6 Monaten
entstanden seien. Anhand der Immunhistologie wurden diese als
lokalisiertes kutanes T-Zell-Lymphom von Typ Mycosis fungoides
bewertet, wobei sich die Abgrenzung zu einem Pseudolymphom
auf den Klonalitätsnachweis (T-Zell-Rezeptor-Rearrangement)
stützte.
Unter einer mittlerweile eingetretenen Schwangerschaft ergab sich eine stetige Remission des Befundes ohne Therapie bis
zur kompletten Remission. Jedoch traten wenige Tage nach Entbindung erneut klinisch gleichartige Knoten lumbal sowie derbe
Lymphknotenschwellungen gleichseitig inguinal auf. Histologische Untersuchungen von Haut und Lymphknoten zeigten nun
jedoch ein klassisches Hodgkin-Lymphom. Unter einer adäquaten
Radio-Chemotherapie konnte eine komplette Remission erreicht
werden.
Der hier berichtete Übergang eines Non-Hodgkin-Lymphoms in einen Morbus Hodgkin ist äußerst selten. Bei den wenigen
berichteten Fällen liegen die Manifestationen zumeist um Jahre
auseinander, bestehen an verschiedenen Lokalisationen und stehen durchaus in einem möglichen Zusammenhang mit der Chemotherapie des ersten Lymphoms.
Die klinische Remission in unserem Fall ist nahezu identisch
mit dem Zeitraum der Gravidität, was auf eine Rolle der Gravidität für die zwischenzeitliche Remission (und Transformation?) hinweist. Im Gegensatz zu häufigem Lymphomprogress unter Gravidität beobachteten wir eine vorübergende Komplettremission.
P158
Effektive Therapie kutaner Metastasen eines
Mammakarzinoms mit Elektrochemotherapie: ein Fallbericht
Maul L.V.1, Hauschild A.1, Kähler K.C.1
1
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Klinik für
Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Kiel, Germany
Hintergrund: Das Mammakarzinom ist die häufigste Ursache
für die Manifestation kutaner Metastasen. Ihr Management stellt
oftmals eine therapeutische Herausforderung dar. Die Elektrochemotherapie (ECT) ist eine innovative, palliative Behandlungsmethode von kutanen Metastasen solider Tumoren. Mittels
Elektroporation wird eine signifikant erhöhte Zytotoxizität des
intravenös applizierten Chemotherapeutikums Bleomycin in den
Tumorzellen erzielt. Die ECT wird bereits vor allem von Dermatoonkologen in vielen deutschen Kliniken eingesetzt.
Methodik: Wir beobachteten bei einer 59- und 76-jährigen
Patientin eine kutane, symptomatische, lokoregionäre Metastasierung 6 bzw. 7 Jahre nach Erstdiagnose eines Mammakarzinoms.
Nach vorangegangener Mastektomie, Radiato und verschiedenen Systemtherapien unterzogen sich die Patientinnen einer ECT
mit Bleomycin (15mg/m2 Körperoberfläche) in palliativer Intention. Während im ersten Fall bei ausgedehnter Filialisierung ein
zweiter Zyklus nach 8 Wochen indiziert war, erfolgte im zweiten
Fall bei lokalem Befund nur ein ECT-Zyklus.
Ergebnis: Die ECT stellte sich als wirksame und verträgliche
Behandlungsmethode zur Verbesserung der lokalen Tumorkontrolle im Rahmen eines interdisziplinären Therapiekonzeptes dar.
Die symptomatischen Hautmetastasen wiesen eine anhaltende
168
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Remission 10 bzw. 20 Monate nach ECT auf. Blutungen, Fibrinbeläge, putride Sekretion, Nekrosen und Foetor zeigten sich im
Verlauf unter Therapie mit Wundgel, Gaze- und Alginatverbänden sowie Nekrosektomie deutlich regredient. Das sezernierende
Tumorgewebe wandelte sich zu einer trockenen Nekrose um.
Fazit: Dieser Fallbericht weist auf eine gute Effektivität und
Tolerabilität der ECT bei Patienten mit Hautmetastasen eines
Mammakarzinoms hin. Obwohl dieser lokale Behandlungsansatz keinen Einfluss auf das Gesamtüberleben ausübt, kann jedoch durch Linderung tumorassoziierter Symptome wie Foetor,
Schmerzen oder Blutungen häufig die Lebensqualität der Patienten verbessert werden.
P159
„Laser-assisted drug delivery“: Verstärkte Entzündungsreaktion von Ingenolmebutat nach ablativer fraktionierter
Laserbehandlung
Braun S.A.1, Homey B.1, Gerber P.A.1
1
Heinrich-Heine Universität, Hautklinik, Düsseldorf, Germany
Hintergrund: Studien der letzten Jahre zeigen, dass fraktionierte ablative Laser (AFXL) ein neuartiges Verfahren darstellen, die
dermale Barriere zu überwinden, um somit die Penetration von
lokal applizierten Pharmaka zu erhöhen und deren dermale Bioverfügbarkeit im Sinne einer laser-assisted drug delivery (LADD) zu
steigern. Ingenolmebutat (IM) ist effektiv bei der Behandlung von
flachen aktinischen Keratosen (AK). Die Therapie von hypertrophen AK und AK an Hand- und Fußrücken mit IM stellt jedoch
häufig weiterhin eine Herausforderung dar.
Methode: Wir behandelten Patienten mit hypertrophen AK
und AK an den Hand- und Fußrücken in Kombination mit AFXL
(Fraktionierter 4.940 nm Er:YAG-Laser, MCL 30 Dermablate® and
MCL 31 Dermablate®, Asclepion Laser Technologies, Jena; spot
size : 350 μ m; density : 10%; total fluence : 42–63 J/cm2) und IM.
Ergebnisse: Beispielhaft präsentieren wir Patienten, die auf
die Kombinationsbehandlung (AFXL-IM) eine deutlich verstärkte
Entzündungsreaktion entwickelten. Ein Patient mit hypertrophen
AK am Hinterkopf zeigte eine komplette klinische Abheilung aller
Läsionen nach AFXL-IM. Eine Patientin mit aktinischer Feldkanzerisierung der Fußrücken, die keine Entzündungsreaktion auf die
Monotherapie mit IM entwickelte, zeigte nach AFXL-IM eine komplette klinische Abheilung der AK im behandelten Areal mit deutlich verbesserten taktilen Hautbefund. Systemreaktionen wurden
nicht beobachtet.
Diskussion: Unsere Beobachtungen zeigen, dass IM mit
AFXL kombiniert werden kann und die Nebenwirkungen tolerable sind. Es finden sich erste Hinweise, dass die AFXL-IM-Therapie
erfolgreich an schwer zu behandelnden Arealen wie Hand- und
Fußrücken und bei hypertrophen AK eingesetzt werden kann.
Klinische Studien werden dringend benötigt, um das Potential
und die Limitationen dieser Kombinationsbehandlung weiter zu
untersuchen.
P160
Beurteilung von Behandlungserfolg und Lebensqualität
bei Patienten mit aktinischen Keratosen unter Therapie mit
Ingenolmebutat (Picato®) im Zeitraum von 8 Wochen
Poster der 48. DDG-Tagung
Diepgen T.L.1, Eicke C.2, Gilzinger A.3
1
Hautklinik des Universitätsklinikums Heidelberg, Abteilung für
Klinische Sozialmedizin, Heidelberg, Germany
2
Dres. Eicke GbR, Bad Vilbel, Germany
3
LEO Pharma GmbH, Medical Department, Neu-Isenburg, Germany
Fragestellung: Ingenolmebutat (IngMeb) ist eine neue Substanz
zur feldgerichteten AK-Behandlung mit guter Evidenzlage aus
mehreren randomisierten klinischen Studien für beide verfügbaren Konzentrationen (150μ g/g für Gesicht/Kopfhaut, 500μ g/g für
Stamm/Extremitäten). Allerdings existieren nur wenige Daten zur
Anwendung in der täglichen Routine. In dieser Studie wurde u.a.
Krankheitsverlauf, Lebensqualität, Patientenadhärenz und -zufriedenheit bei ambulanter Routinebehandlung aktinischer Keratosen
mit IngMeb über einen Zeitraum von 8 Wochen dokumentiert.
Methodik: Nicht-interventionelle Studie, in der 829 Patienten in 292 dermatologischen Praxen in Deutschland mit IngMeb
behandelt wurden. Die Wirksamkeit wurde von Dermatologen
und Patienten bewertet, zusätzlich durch die Patienten Verträglichkeit und Behandlungskomfort bei der Anwendung von IngMeb.
Ergebnis: 79% der Dermatologen bewerteten die Wirksamkeit mit sehr gut/gut, nur 4% als ungenügend. 83% der Patienten waren sehr/ziemlich zufrieden mit der Wirksamkeit von
IngMeb, nur 32% mit den topischen Vortherapien, mit welchen
22% der Patienten “gar nicht zufrieden” waren. Hinsichtlich der
Verträglichkeit gab es keine Unterschiede zwischen Vortherapien
und IngMeb. Jedoch wurde der Behandlungskomfort bei IngMeb, verglichen mit anderen topischen Behandlungsoptionen,
deutlich besser bewertet (41% vs 26% sehr zufrieden, 85% vs
67% sehr/ziemlich zufrieden). Alle von den Patienten berichteten Hautbefunde (Rauigkeit, Faltigkeit, Fleckigkeit) sowie alle im
Skindex-16-Fragebogen erfassten QoL-Dimensionen (Funktionen, Symptome, Emotionen) waren durch Therapie mit IngMeb
statistisch signifikant verbessert (jeweils p< 0.01). 79% der Patienten würden sich direkt wieder für IngMeb entscheiden, nur 7%
dagegen.
Schlussfolgerung: Die kurze Feldbehandlung mit IngMeb
zeichnet sich durch gute Wirksamkeit und Verträglichkeit aus, was
in einer hohen Zufriedenheit und Steigerung der Lebensqualität
bei Patienten mit Aktinischen Keratosen resultiert.
P161
Komplette Remission eines in-transit metastasierten Plattenepithelkarzinoms unter chronischer Immunosuppression
nach Nierentransplantation durch Ingenolmebutat
Boettjer J.1
1
Dermatologie am Johannes-Wesling-Klinikum Minden,
HautTumorCentrum Minden, Minden, Germany
Einführung: Organtransplantierte Patienten haben aufgrund
chronischer Immunosuppression ein deutlich erhöhtes Risiko,
Hauttumoren zu entwickeln. Plattenepithelkarzinome werden
oft erst spät als solche erkannt, verlaufen im Falle einer Filialisierung foudroyant und sprechen nur erschwert auf etablierte
Therapien an.
Kasuistik: Ein 74 jähriger seit 1997 nierentransplantierter, chronisch immunsupprimierter Patient entwickelt seit 2009
multiple segregierende Plattenepitelkarzinome der rechten
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Gesichtshälfte. Seit 09/2012 rezidivierend Auftreten von miliaren kutanen Filiae zunächst präaurikulär später auch am Ohr
und retroaurikulär (T3 N0 M0, Stadium III). Neben periodischen
Exzisionen der Filiae erfolgte zunächst eine Feldbestrahlung der
rechten Wange nachfolgend der rechts cervicalen Lymphome
(09–10/2012) sukzessive eine Therapie mit dem EGFR-Antagonisten Cetuximab ohne anhaltende Remission. In 06/2013 Elektrochemotherapie der Filiae mit Bleomycin. Auch hier nur ein vorübergehendes Ansprechen.
Erst die Lokaltherapie mit Ingenolmebutat in 10/2013 erbrachte eine anhaltende komplette Remission über inzwischen 12
Monate.
Fazit: Ingenolmebutat (Picato) ist seit 2012 in der EU zur
topischen Behandlung von nicht-hyperkeratotischen aktinischen
Keratosen bei Erwachsenen zugelassen. Bereits 2012 konnte gezeigt werden, dass Ingenolmebutat in der humanen Plattenepithelcarcinom-Zelllinie HSC-5 apoptose-auslösend war. 2013 wurden Plattenepithelkarzinome erfolgreich am Wildtyp-Mausmodel
(SKH1) topisch mit Ingenolmebutat therapiert. Unsere Kasuistik
zeigt, dass Ingenolmebutat eine komlette Remission bei therapieresistenten kutanen Metastasen eines Plattenepithelkarzinoms
beim Menschen induzieren kann.
P162
Monozentrische Therapieerfahrung mit Ipilimumab an 41
Patienten mit metastasiertem Melanom
Eleftheriadis V.1, Stadler R.2
1
Johannes Wesling Klinikum, Dermatologie, Minden, Germany
Johannes Wesling Klinikum, Minden, Germany
2
Der Zusammenhang zwischen therapeutischer Beeinflussung des
Immunsystems und des malignen Melanoms ist seit Jahren bekannt.
Bescheidene Erfolge aus der Vergangenheit mit Interleukin-2
und Interferon-alpha sind hierfür ein Beleg. Mit der Entdeckung
der „Checkpoint-Moleküle“ und deren Inhibition mit modernen
Antikörpern hat eine neue Ära in der Immuntherapie des Melanoms begonnen.
Als erster Vertreter dieser Substanzklasse gilt der Anti-CTLA-4 Antikörper Ipilimumab.
Als Immunmodulator wirkt diese Substanz als ein Verstärker
der T-Zellfunktion, welcher speziell das inhibitorische Signal von
CTLA-4 blockiert. Der Wirkmechanismus ist indirekt und erfolgt
über die Verstärkung der T-Zell-vermittelten Immunantwort. Darüber hinaus breitet sich auch das Nebenwirkungsspektrum des
Präparates aus, das eine Reihe von Autoimmunprozessen und
-phänomenen aufweist.
In der Hautklinik Minden wurden seit 2010 innerhalb von
Studien und seit Zulassung der Substanz, 41 Patienten mit Ipilimumab behandelt, 24 männlich, 17 weiblich. Das mediane Alter
unserer Patienten betrug 64,2 Jahre. Etwa 37,5% der Patienten
(15) waren zum Zeitpunkt der Auswertung noch am Leben; 4 davon unter laufender Ipilimumabtherapie.
Unter den verstorbenen Patienten konnte eine durchschnittliche Gesamtüberlebenszeit von 8,8 Monaten (1,5–28,7 Monate)
dokumentiert werden.
Unter der Therapie traten folgende Nebenwirkungen auf:
Appetitlosigkeit, Abgeschlagenheit, juckendes Exanthem,
Kribbeln, Diarrhoe/ Collitis, Schüttelfrost, Gewichtsabnahme,
169
Poster der 48. DDG-Tagung
Übelkeit, Erbrechen, erhöhte Leberparameter, Bauchschmerzen, Fieber, Muskelschmerzen, Pneumonie, Mundtrockenheit,
Kopfschmerzen, Obstipation, vermehrtes Schwitzen, Blutbildveränderungen (Anämie), Beinödeme, Schwindel, Vorhofflimmern, Zoster, sowie Darmperforation (1), Perikarderguss (1), und
Krampfanfall (1).
In dieser monozentrischen Arbeit stellen wir die Effektivität
und die Ansprechraten von Ipilimumab in unserem Patientenkollektiv vor.
P163
Systemic treatments in melanoma influence the accessibility
of the immune system to the tumor: A retrospective histopathological investigation
Krähenbühl L.1,2, Goldinger S.M.1, Matsushita S.3, Amann V.C.4,
Kempf W.1, Levesque M.P.1, Dummer R.1
1
Universitätsspital Zürich, Dermatologische Klinik, Zürich,
Switzerland
2
Centre Hospitalier de Bienne, Service de Médecine Interne, Biel/
Bienne, Switzerland
3
Kagoshima University, Department of Dermatology, Kagoshima,
Japan
4
Universitätsspital, Zürich, Switzerland
In the last few decades, immunohistochemical (IHC) stainings in
histopathology have seen major progress. Microscopically analyzing melanoma slides using conventional stainings as well as specific markers and multiplex stainings have been crucial for better
understanding of melanoma and it's susceptibility to certain treatments. PD1 and PD-L1 are targets of promising new anti-tumor
medications, specific stainings are now available. Furthermore,
published data indicate differing survival depending on PD-L1
status. However, the influence of different types of systemic treatments in melanoma on the evolution of previously immune privileged tumors towards immune accessibility has not yet been sufficiently investigated. Therefore, we have performed various IHC
stainings of tumor samples before and after relevant treatments.
Systemic treatments assessed in our study include immune therapy, targeted therapy as well as chemotherapy. We retrospectively
identified patients with available pre- and post-treatment tumor
samples and appropriate follow up data. Each sample was stained
for H&E, PD1, PD-L1, CD3, CD8, CD68, CD163 and IDO. In the
microscopical analysis emphasis was on lymphocyte infiltration
within the tumor. Obtained results demonstrate the transformation from an immune privileged environment to an immune
accessible tumor under certain treatments. This is illustrated by
an evolution from lymphocytes arranged around the tumor in
a grenz zone phenomenon before treatment and an important
lymphocyte infiltration of the tumor post treatment. A correlation
to clinical evolution highlights prognostic relevance of the observed phenomenon.
170
Valesky E.1, Kaufmann R.1, Meissner M.1
1
Universitätsklinik Frankfurt, Klinik für Dermatologie, Venerologie
und Allergologie, Frankfurt, Germany
Background: The plastic reconstruction of the ear after microscopically controlled tumor surgery is a particular challenge. The
chondrocutaneous helix rim advancement flap (CHRAF) is perfectly suited for the repair of different defects of the helix and even
defects beyond.
Objective: Here, we describe two known and two new
modifi cations of the chondrocutaneous helix rim advancement
fl ap that enlarge the scope of application in tumor surgery of
the ear.
Methods: We demonstrate the different techniques and
practical application of the repair and evaluate the benefits and
limitations.
Results: The CHRAF and its modifications is an excellent method for repair of various defects of the helical region of the ear.
Conclusion: The CHRAF and its modifications proves to be
an good alternative to other methods of closure by preserving
the anatomical contour and mechanical and acoustic functions
in a single-staged procedure with excellent aesthetic results. The
two new modifications we introduced here, enlarge the known
armentarium for very large defects of the upper pole and the
midhelix of the ear.
P165
Subcutaneous non-absorbable polypropylene (SNAP) sutures in serial excision of congenital nevi: A new time-saving
technique reducing dehiscence with optimized aesthetic
results
Valesky E.1, Kaufmann R.1, Meissner M.1
1
Universitätsklinik Frankfurt, Klinik für Dermatologie, Venerologie
und Allergologie, Frankfurt, Germany
Operative Dermatologie
Background: Large and medium sized melanocytic nevi are removed based on their tendency of the developemt of cutaneous
malignant melanoma as well as on cosmetic reasons. A good surgical treatment option is the serial excision with subsequent procedues every 2–3 months. A common problem of this method is
the tendency of dehiscence and the development of hypertrophic
scar formation during serial excisions especially when using standard subcutaneous polyglactin and polydioxanone sutures. Especially problem regions, as for example jutaarticular areas, are prone to dehiscence increasing the number of mandatory excisions.
Methods: Therefore, we changed the approach for serial excisions and introduced subcutaneous non-absorbable polypropylene sutures, we call in short SNAP sutures.
Results: They reduce the tendency for dehiscence thus reducing the number of excisions and hence result in a better cosmetic
outcome.
Conclusion: Therefore, SNAP sutures are an alternative effctive procedure in serial excisions.
P164
P166
Chrondocutaneous helix rim advancement flap: Two classical
and two new modifications for very large defects of the ear
Akzidentielle Verletzung eines Astes der Arteria facialis
durch Biopsie der Mundschleimhaut
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Poster der 48. DDG-Tagung
Mohr M.1, Zillikens D.1, Kahle B.1
-
1
Universität zu Lübeck, Klinik für Dermatologie, Allergologie und
Venerologie, Lübeck, Germany
Bei einem 79- jährigen Patienten mit bekanntem Schleimhautpemphigoid (Anti-BP180 Antikörper, aktuell klinische Remission)
erfolgte eine Mundschleimhautbiopsie der Wangenschleimhaut
rechts paraläsional mittels Stanze zur Kontrolle der direkten Immunfluoreszenz. Intraoperativ gestaltete sich der Eingriff unauffällig und der Wundverschluss erfolgte mit einer 4/0 Vicryl- rapid
Einzelknopfnaht. Zwei Tage postoperativ kam es zu deutlicher
Schwellung und Schmerzen der rechten Wange, sodass eine
notfallmäßige Vorstellung erfolgte. Klinisch zeigte sich die rechte Wange apfelgroß geschwollen, leicht überwärmt, aber kaum
gerötet. Die enorale Schleimhaut war bis auf eine diskret gerötete Papille unauffällig. Sonographisch sahen wir an der rechten
Wange eine diffus homogen echoreiche Substanzvermehrung
sowie multiple kleine arterielle Gefäße. HNO- ärztlich zeigte sich
in Zusammenschau der Befunde eine akzidentielle Verletzung
eines Astes der Arteria facialis mit Hämatom und Begleitödem,
jedoch keine Parotisverletzung. Bei Verdacht auf eine beginnende
Superinfektion und bei erhöhten laborchemischen Entzündungswerten (CRP 17,6 mg/l) wurde eine orale Antibiose mittels Cefpodoximproxetil 200 mg 2x/d über 7 Tage durchgeführt. Unter
mehrmals täglichen Mundspülungen mit Stomatitislösung und
adäquater Schmerz- und antiphlogistischer Therapie kam es zur
kompletten Abheilung. Dieser Fall zeigt, dass bei schmerzhafter
Wangenschwellung nach Mundschleimhautbiospie an eine akzidentielle Verletzung der Arteria facialis gedacht werden muss.
Die Biospie sollte daher nicht unnötig tief sein. Oberflächliche
Biospien lassen sich meist besser mittels Sklapell als mit einem
Stanzgerät durchführen. Die Biospiestelle sollte im vorderen Drittel der Wangenschleimhaut erfolgen, um das Verletzungsrisiko
der Arteria facialis zu minimieren.
P167
Spalthauttansplantationen in der Dermatochirurgie: Ergebnisse einer randomisierten kontrollierten Studie zur Wahl
der Donorstelle („occipital“ versus „femoral“)
Kovacs M.1, Karsai S.1, Podda M.1
1
Hautklinik, Darmstadt, Germany
Fragestellung: Spalthauttransplantationen zur Defektdeckung
gehören zu den häufigsten Eingriffen in der Dermatochirurgie.
Standard an den meisten deutschen Kliniken ist bis dato die Entnahme des Transplantates von der Oberschenkelstreckseite. Bereits seit den 1960-er Jahren liegen Fallserien und retrospektive
Studien vor, die bei der Entnahme der Spalthaut vom Hinterkopf
insgesamt ein gutes Ergebnis hinsichtlich der Einheil- und Komplikationsrate sowie der Patientenzufriedenheit vermuten lassen.
Methodik: Um evidenzbasierte Ergebnisse zur erhalten,
verglichen wir erstmalig im Rahmen einer randomisierten, kontrollierten Studie die unterschiedlichen Donorstellen („occipital“
versus „femoral“) in einem ausreichend großen und homogenen
Patientenkollektiv (N = 117) anhand folgender Parameter miteinander:
- Re-Epithelialisierungsrate an der Entnahmestelle
- maximalen Einheilrate an der Empfängerstelle
- Vancouver Scar Scale
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Komplikationen
Schmerzintensität (anhand einer visuellen Analogskala)
Kosmetisches Gesamtergebnis
Patientenzufriedenheit
Die Bewertung erfolgte an den postoperativen Tagen: 3, 5, 7, 14,
30 und 90.
Ergebnisse: Vielversprechende Interimsergebnisse wurden
2014 im Rahmen der DGDC präsentiert. Die Studie schließt im
November 2014. Wir möchten auf der DDG-Tagung die endgültigen Ergebnisse vorstellen.
Schlussfolgerung: Durch die objektiv gewonnenen Erkenntnisse erhoffen wir uns, einen neuen Standard hinsichtlich der Entnahmestelle zu definieren.
P169
Dicke Zehe – ein operativer Fall
Nitzsche G.1, Ziemer M.1, Simon J.-C.1, Kendler M.1
1
Universitätsklinikum Leipzig, Dermatologie, Leipzig, Germany
Einleitung: Eine selektive digitale Vergrößerung durch einen exophytischen Tumor kann die klinische Grundlage für unterschiedliche benigne und maligne Differentialdiagnosen sein.
Material: Wir berichten über einen 72 jährigen Patienten,
der sich mit einem seit sieben Jahren langsam größenprogredienten Tumor der rechten Großzehe vorstellte. Die Konsultation
erfolgte auf Grund eines Spannungs- und Druckgefühls und Problemen beim Anziehen des Schuhwerks. Ein vorangegangenes
Trauma wurde verneint.
Ergebnisse: Klinisch zeigte sich ein 3×3×3 cm großer erythematöser Nodus, der von plantar umschlagend, auf den Nagelbereich zuwuchs. Das übrige Integument war erscheinungsfrei.
Nach bioptischer Sicherung zeigten sich histologisch dermal
dicht gedrängte, kompakte, sich mit einander verflechtende Kollagenfaserbündel mit zwischenliegenden Inseln reifer Fettzellen.
Es wurde die Diagnose einer Fibromatosis plantaris Ledderhose
(ML) gestellt. Aufgrund der progredienten Beschwerden erfolgte
die Exzision des Hauttumors unter Einbeziehung des exophytischen Nagelanteils. 5 Wochen später wurde der Defekt mittels
Spalthauttransplantats verschlossen. Der Patient zeigt sich seit 20
Monaten beschwerde- und rezidivfrei.
Schlussfolgerung: Die bei unserem Patienten festgestellte
Fibromatosis digitalis wurde als ML deklariert. Denkbare klinische
Differentialdiagnosen sind einerseits epitheliale Tumoren, andererseits benigne oder maligne Erkrankungen des Bindegewebes.
Superfizielle Fibromatosen, die sich an der Zehe im Erwachsenenalter als reaktiver Prozess oder seltener als M. Ledderhose
äußern, stellen wichtige Differentialdiagnosen dar.Die reaktive
Fibrose als wichtigste histologische Differentialdiagnose war auf
Grund eines fehlenden vorangegangen Traumas unwahrscheinlicher. Ein Zehenbefall bei ML ist tendenziell möglich, da die Plantaraponeurose am Tuber calcanei entspringt und ausstrahlend in
der Subkutis der Zehen endet. Therapie der Wahl ist die operative Versorgung.
P170
Laserrauch – Risiken und Präventionsmaßnahmen
171
Poster der 48. DDG-Tagung
Karsai S.1,2
1
Hautklinik Darmstadt, Darmstadt, Germany, 2Universitätshautklinik
Greifswald, Greifswald, Germany
Laserchirurgisch induzierter Rauch kann relevante Mengen toxischer, karzinogener sowie infektiöser Gase und Partikel enthalten. Auch wenn aktuell nur wenig Gefährdungsdaten auf wissenschaftlicher Basis vorliegen, die Art und Ausmaß der tatsächlichen
Gefährdung exponierter Personen beschreiben, sollen und dürfen vor dem Hintergrund der Gefahr irreversibler gesundheitlicher Schäden entsprechende Schutzmaßnahmen nicht hinausgezögert werden. Alle potenziell exponierten Personen (Patienten,
medizinisches Personal und Reinigungskräfte) müssen über das
Gesundheits- und Berufsrisiko im Umgang mit laserchirurgisch
induziertem Rauch unterrichtet werden.
Ziel des Vortrages ist es, die aktuelle Datenlage zur bestehenden Gefährdung durch laserchirurgisch induzierten Rauch kurz
darzustellen und Empfehlungen zu risikoadäquaten Schutzmaßnahmen für Anwender, Assistenz und OP-Personal zusammenzufassen.
Literatur:
P173
Karsai S, Däschlein G. “Smoking guns”: hazards generated by
laser and electrocautery smoke. J Dtsch Dermatol Ges. 2012
Sep;10(9):633–6.
Doppelseitige U-Lappenplastik und enorale V-Y-Lappenplastik zur Defektrekonstruktion bei einem ausgedehnten
fibrosierenden Basalzellkarzinom der Oberlippe
P171
Kofler L.1, Schippert W.1, Schulz C.1, Volz T.1, Röcken M.1,
Häfner H.-M.1
Hyperhidrosis axillaris- Mikrowellen (Miradry ®) vs axilläre
Saugkurettage
Jokisch R.1
1
Hautmedizin-Kelkheim, Kelkheim, Germany
Die permanente Reduktion axillären Schwitzens erforderte bislang ein operatives Prozedere bevorzugt durch die laserassistierte
axilläre Saugkurettage. Das Ende 2014 in Deutschland eingeführte Miradry ® Mikrowellensystem ist ein konservatives Verfahren
mit der gleichen Zielsetzung eines permanenten Therapieerfolges. Präsentiert werden die beiden konkurrierenden Verfahren,
erste Behandlungsergebnisse mit dem Mikrowellensystem und
ein kritischer Vergleich der beiden Vorgehensweisen, auch in Bezug auf die entsprechende Leitlinie
P172
Der Erbium:YAG Laser als alternative Therapieoption bei
Sebocystomatosis scroti.
Kleemann J.1, Ochsendorf F.1, Kaufmann R.1, Meissner M.1
1
Uniklinik Frankfurt, KDVA Klinik für Dermatologie, Venerologie und
Allergologie, Frankfurt am Main, Germany
Bei der Sebocystomatosis scroti handelt es sich um eine benigne
Erkrankung, die durch das Auftreten multipler Epidermalzysten
am Skrotum definiert ist. Diese stellen sich in Form von gelblichen, prall-elastischen, indolenten Papeln und Knoten dar. Die
Diagnosesicherung kann histologisch erfolgen. Die Ätiologie dieser Erkrankung ist bisher nicht geklärt. Bisherige Therapieverfahren sind rein chirurgisch. Zahlreiche verschiedene Techniken wurden beschrieben. Als Standardtherapie gilt die spindelförmige
172
Exzision, bei der die Zyste in toto mit Zystensack entfernt wird
und der Defekt anschließend mit Nahtmaterial primär verschlossen wird. Bei ausgedehnten Befunden gilt die großflächige Exzision mit Entfernung der Tunica dartos als effektive Alternative mit
geringer Rezidivrate, aber großem Gewebedefekt.
Ein von uns angewandtes, schonendes Verfahren ist die Therapie mit dem Erbium:YAG Laser.
In Lokalanästhesie wird die Epidermis über den Epidermalzysten mittels Erbium YAG Laser (5J/cm2 5–8Hz, 5 mm Spot) bis
zum Freiligen des Zystensacks abgetragen. Die Zyste wird mit einer Pinzette gefasst, der Zystensack stumpf freipräpariert und in
toto entfernt. Nach Anlage eines Polividonjod Verbandes erfolgte
die sekundäre Wundheilung.
Die angewendete Technik ermöglicht eine schnelle und gewebesparende Entfernung multipler Epidermalzysten in lokaler
Betäubung. Die Sekundärheilung am Skrotum erfolgt in kurzer
Zeit und mit einem guten kosmetischen Ergebnis. Vorteil des Erbium:YAG Lasers ist die kalte Ablation mit minimalen thermischen
Begleitschäden und geringem Narbenrisiko.
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
1
Universitäts-Hautklinik Tübingen, Tübingen, Germany
Im Juli 2013 stellte sich eine 35-jährige, aus Japan stammende
Patientin mit einer seit mehreren Jahren größenprogredienten
Hautveränderung an der Oberlippe vor, die über Jahre in Japan
als Herpes labialis interpretiert und behandelt wurde.
Klinisch zeigte sich eine über 3 cm durchmessende, scharf
begrenzte, erythematöse Plaque mit randständigen Teleangiektasien, unregelmäßig erosiv verändert und mit Serokrusten belegt,
mit teils narbig imponierenden Arealen. Aufgrund der Klinik sowie der auflichtdermatoskopischen Befunde wurde die Verdachtsdiagnose eines Basalzellkarzinoms der Oberlippe geäußert und
histologisch bestätigt
Nach der Exzision ergab sich ein 58 mal 30 mm messender
Defekt. Der Defektverschluss wurde mittels einer doppelseitigen
U-Lappenplastik durchgeführt, wobei die verbliebene Mukosa
mobilisiert und nach unten an den Lappen vernäht wurde.
Bei insuffizientem Lippenschluss wurde die Indikation zur
Philtrum-Korrektur durch Z-Plastik gestellt.
Weil weiterer Narbenzug sichtbar war, wurde im August
2014 die Indikation zur erneuten Korrekturoperation gestellt wurde. Dabei wurde an der enoralen Mukosa ein V-förmiger Lappen
gebildet, in Richtung Lippenrot mobilisiert und fixiert. Der enorale Defektverschluss erfolgt durch eine Dehnungsplastik im Sinne
einer V-Y-Plastik mit Einzelknopfnähten.
Die hier durchgeführte doppelseitige U-Lappenplastik erlaubt einen Verschluss mit einem geringen Risiko des Narbenzuges nach vertikal und ändert die Muskelverlaufsrichtung nicht.
Hervorzuheben ist der letzte Folgeeingriff, bei dem eine enorale
V-Y-Plastik zur Korrektur der oralen Schlussinsuffizienz angewandt
wurde. Durch diese Technik konnte ein suffizienter Lippenschluss
ohne weitere sichtbare Narbe und ohne Erweiterung der bereits
durchgeführten Defektdeckung erzielt werden.
Poster der 48. DDG-Tagung
P174
Einzeitige Exzision und Rekonstrukion von multiplen Zylindromen mittels Dermisersatzmaterial (Integra®) in Kombination mit Spalthauttransplantaten – funktionelle Vorteile und
unerwartete kosmetische Nachteile dieser neuen operativen
Methode
Nestoris S.1, Keiler A.1, Stege H.1
1
Klinikum Detmold, Dermatologische Klinik, Detmold, Germany
Einleitung: Das Brooke-Spiegler Syndrom (BSS) ist eine autosomal
dominante Genodermatose mit einer variablen Expression und
Penetration sowie einer großen inter- und intrafamiliären phänotypischen Variabilität. Ursächlich sind zahlreiche unterschiedliche
Mutationen im CYLD Gen im Chromosom 16q. Betroffene Patienten entwickeln in der Regel insbesondere Zylindrome, Trichoepitheliome und Spiradenome, überwiegend im Kopf- und Nackenbereich. Zwar ist eine maligne Transformation der Tumore selten,
vor dem Hintergrund des Wachstumsprogresses und der kosmetischen Beeinträchtigung ist eine Exzsion der Tumore jedoch in der
Regel die Therapie der Wahl und bei Einzelläsionen problemlos
möglich. Ist jedoch die gesamte behaarte Kopfhaut betroffen,
ist das operative Vorgehen weiterhin eine Herausforderung und
sowohl in Bezug auf den zeitlichen Ablauf (ein- vs. mehrzeitig)
und die rekonstruktiven Maßnahmen als auch in Bezug auf das
kosmetische und funktionelle Ergebnis uneinheitlich.
Methodik: Wir berichten über die Vor- und Nachteile einer
einzeitigen Skalpierung und Rekonstruktion mittels gemeshter
Spalthauttransplantate in Kombination mit Dermisersatzmaterial
(Integra®, Integra), die mittels Vakuumtherapie (VAC®, KCI) temporär fixiert wurden.
Ergebnis: Die mit Dermisersatz transplantierten Areale wiesen gegenüber den lediglich mittels Spalthaut transplantierten
Arealen eine höhere Gewebedicke und Belastbarkeit auf. Unerwarteter Weise zeigte sich in diesen Arealen allerdings eine netzförmige Hyperpigmentierung, die bisher in diese Form noch nicht
beschrieben worden ist.
Fazit: Das einzeitige operative Vorgehen ist zwar zeitlich und
infrastrukturell aufwendig und technisch anspruchsvoll, führt jedoch zu einem insgesamt guten Ergebnis bei hoher Patientenzufriedenheit und kurzer stationären Verweildauer. Die kombinierte
Rekonstruktion mittels Spalthauttransplantat und Dermisersatz
führt im Vergleich zur Spalthauttransplantation allein zu einem
besseren funktionellen Outcome.
P175
Radiotherapie der postoperativen prolongierten Lymphorrhoe bei Wächterlymphknotenbiopsie und radikaler Lymphadenektomie
Stadie V.1
1
Universitätsklinikum Halle/Saale, Klinik für Dermatologie und
Venerologie, operative Dermatologie, Halle/Saale, Germany
Neben traumatisch und infektiös bedingten Lymphorrhoen tritt
die Lymphorrhoe infolge operativer Eingriffe an den Lymphgefäßen nicht selten auf. Je nach Umfang des operativen Eingriffes und
der Lokalisation (Hals, Thorax, Abdomen, Inguinalregion) wird in
der Literatur das Auftreten einer Lymphfistel, Lymphzyste oder
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
Lymphorrhoe mit 2–15% angegeben. Die meisten Lymphzysten
bleiben asymptomatisch, nur bei Symptomen oder Infektionsgefahr sollte eine Intervention (Punktion/Reoperation) erfolgen. Bei
den meisten Patienten mit postoperativen Lymphorrhoen wird
ein Verschluss bzw. ein Sistieren innerhalb der ersten 14 postoperativen Tage beobachtet. Die wenigsten Patienten neigen zu einer
über diesen Zeitraum hinaus andauernden Lymphorrhoe. Dabei
sind Lymphverluste von 100 bis 2000 ml/d beschrieben worden.
Die prolongierte postoperative Lymphorrhoe zählt zu den
typischen und häufigen Komplikationen bei radikalen axillären
und (aortoilio-) inguinalen Lymphadenektomien im Rahmen der
Onko-Chirurgie. Sie tritt bei ca. zwei Drittel unserer jährlichen
20 – 30 Lymphadenektomiepatienten auf. Diese Komplikation
bedingt eine erhöhte Infektionsrate und verzögerte Wundheilung. Unser Therapieregime besteht bei 2 Wochen bestehender
postoperativer prolongierter Lymphorrhoe in der Durchführung
einer niedrigdosierten Strahlentherapie (ED 2 Gy, max. Dosis 20
Gy). Wir haben nun die Daten der Patienten, die in den letzten 10
Jahren diese Therapie erhalten haben, aufgearbeitet. Die Therapie
wurde insgesamt bis auf eine leichte Nausea gut toleriert, an der
Haut wurden keine akuten Strahlennebenwirkungen beobachtet.
P176
Pseudoaneurysma der Arteria temporalis superficialis als seltene Komplikation nach chirurgischer Tumorentfernung im
Schläfenbereich
Benjamin M.1, Kendler M.1, Simon J.-C.1, Grunewald S.1, Voth H.1
1
Uniklinik Leipzig, Klinik für Dermatologie, Leipzig, Germany
Wir berichten über einen 81-jährigen Patienten, der sich eine Woche nach auswärtiger Operation eines Basalzellkarzinoms temporal rechts mit einer größenprogredienten und schmerzhaften
pulsierenden Raumforderung in unserer Klinik vorstellte. Im Rahmen der operativen Exploration erwies sich der Tumor als Pseudoaneurysma der Arteria temporalis superficialis, welche durch
Ligatur des proximalen und distalen Gefäßanteils sowie Resektion
des thrombosierten, ektatischen Abschnitts behandelt wurde.
Pseudoaneurysmen der Arteria temporalis superficialis stellen eine seltene Komplikation bei Hauttumoroperationen im
Schläfenbereich dar. Während perforierende Verletzungen der
Arteria temporalis superficial aufgrund der intraoperativ meist
starken Blutung eine sofortige Ligatur des verletzten Gefäßabschnittes erfordern, können stumpfe oder unvollständig penetrierende Gefäßtraumen unentdeckt bleiben und zur Ausbildung
von Pseudoaneurysmen führen, die sich klinisch erst Tage bis Wochen nach dem traumatischen Ereignis als langsam größenprogrediente pulsatile Tumoren zeigen. Die Diagnose ist leicht durch
Anamnese und klinische Untersuchung zu stellen und kann durch
bildgebende Verfahren (Doppler-Sonographie, kontrastmittelgestützte Computertomographie, Angiographie) bestätigt werden.
Therapie der Wahl ist die Ligatur der zuführenden Gefäße mit
vollständiger Exzision des Pseudoaneurysmas, obwohl in Einzelfällen auch endovaskuläre Verfahren (Embolisation mit Thrombin
oder Coils) beschrieben sind.
P177
Tinea nigra plantaris unter dem klinischen Bild eines melanozytären Prozesses
173
Poster der 48. DDG-Tagung
Czarnecka A.1, von Vegesack E.C.1, Marsch W.C.1, Stadie V.1
Literatur:
1
[Stallings et al. The Reverse Dermis Graft- A Choice Not a Flap,
Journal of Iowa Medical Society 1971 Oct;61 (10):606–11]
Universitätsklinikum Halle/Saale, Klinik für Dermatologie und
Venerologie, Halle, Germany
Wir berichten über einen 31-jährigen Mann, der sich mit einem
seit 1 Jahr bestehenden und größenprogredienten, hellbraun
pigmentierten Fleck plantar rechts vorgestellt hat. Aufgrund des
klinischen Bildes einer 1,5 cm durchmessenden, kreisrunden, inhomogen hellbraunen, unscharf begrenzten, nicht schuppenden
Makula stellten wir eine Verdachtsdiagnose eines melanozytären
Prozesses. Auflichtmikroskopisch jedoch zeigte sich kein typisches
melanozytäres Pigmentmuster der Leistenhaut sowie keine weiteren Strukturmerkmale. Wir führten eine Probebiopsie durch. Hier
zeigte sich überraschender Befund einer superfiziellen Schimmelpilzinfektion der Haut.
Bei der Tinea nigra handelt sich um eine harmlose, meist tropische (in Süd- und Mittelamerika sowie Afrika vorkommende)
Schimmelpilzerkrankung, die bei Europäern bisher ausschließlich an Handtellern und Fußsohlen beobachtet wurde. Die Pilze
bilden aus Tyrosin über Dopa ein melanoides Pigment, deshalb
differentialdiagnostisch sollte man solche Erkrankungen wie Pityriasis versicolor, melanozytärer Naevus, malignes Melanom oder
Schmutztätowierungen ins Kalkül ziehen.
P178
Umgekehrtes Korium-Transplantat bei großen
Fußsohlendefekten
Vander Stichele D.1, Horn T.1, Assaf C.1
1
Helios Klinik für Dermatologie und Venerologie, Krefeld, Germany
Große Fußsohlendefekte im Plantarbereich sind aufgrund des
hohen Gewichtsdrucks und der schlechten Vaskularisierung oft
schwierig operativ zu verschließen. Primärverschlüsse oder Verschiebeplastiken sind kaum durchführbar. Außerdem werden
hohe mechanische Anforderungen für eine vollständige postoperative Belastbarkeit gestellt.
Die Technik des umgekehrtes Korium-Transplantates ermöglicht eine solche belastungsstabile Rekonstruktion von größeren
plantaren Weichteildefekten.
Wir stellen hier eine 73-jährige Patientin mit einem Rezidiv eines 1999 exzidierten superfiziell spreitenden malignen Melanoms,
Clark Level II TD 0,45 mm rechts plantar vor. Bei der körperlichen
Inspektion sahen wir in der Umgebung der reizlosen Narbe zahlreiche neue großflächige, stärker pigmentierte Areale. Histologisch zeigte sich ein akrolentiginöses malignes Melanoma in situ.
Bei ausgedehntem Befund erfolgte zur plantaren Wundgrundkonditionierung die Anlage einer Vakuumpumpe.
Nach 2 Wochen wurde ein umgekehrtes Korium-Transplantates unter anschließender Fortführung der Vakuumtherapie eingenäht.
Nach weiteren 2 Wochen konnte dann bei ausreichender
Vaskularisation des Transplantates eine Vervollständigung der
Defektdeckung mittels einem zusätzlichen Spalthauttransplantat
durchgeführt werden.
Postoperativ besteht eine normal belastbare Fußsohle ohne
funktionelle Einschränkungen.
Konklusion: Das umgekehrte Korium-Transplantat ist eine
gute Möglichkeit zum Verschluß größerer Defekte in mechanisch
belasteten Bereichen der Fußsohlen.
174
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
[Fratila AA, Bertlich R. The reversed dermal graft: surgical procedure and clinical applications, Facial Plast Surg 1997 Apr;13(2):93–9]
P179
Composite grafts für die Rekonstruktion von Nasenflügeldefekten
Papapanagiotou M.1, Beissert S.1, Maschke J.1
1
Klinik und Poliklinik für Dermatologie, Universitätsklinikum Carl
Gustav Carus, Dresden, Germany
Basalzell- und Plattenepithelkarzinome der Haut treten in den
UV-exponierten Arealen des Gesichts und hier insbesondere an
der Nase ab der 6.Lebensdekade auf. Spezielle Herausforderungen hinsichtlich der plastischen Rekonstruktionen nach vollständiger Tumorexzision ergeben sich bei komplexen Defekten am
distalen Anteile der Nase, wie zum Beispiel am Nasenflügel. Wir
berichten über zwei Patienten bei denen nach Exzisionen eines
Basalzell- und eines Plattenepithelkarzinoms 1,5 cm bis 2,8 cm
weite penetrierende dreischichtige Defekte am Nasenflügel mit
Verlust des caudalen Nasenflügelrandes entstanden und bei
denen die plastische Rekonstruktion jeweils mittels freiem Hautund Knorpeltransplantat (Composite graft) aus der Helix der
ipsilateralen Ohrmuschel erfolgte. In Tumeszenzlokalanästhesie
erfolgten die Tumorexzisionen und die Transplantatentnahmen.
Donor- und Empfängerstellen wurden mehrschichtig verschlossen. Intraoperativ wurde flächenadaptiert niedermolekulares Heparin in den Empfängerbereich des Composite grafts injiziert und
eine Mupirocin-haltige Nasentamponade eingelegt. Postoperativ
zeigten die Composite grafts eine gute Adaptation und im Verlauf
eine komplette Einheilung. Beide Patienten waren mit dem ästhetischen und funktionellen Ergebnis sehr zufrieden. Composite
grafts von Ohrhelix sind dorsal konvex und ventral konkav, so
dass eine ideale Rekonstruktion des Nasenflügels erreicht werden
kann. Zudem kann aufgrund der ähnlichen Hautfarbe und Konsistenz von Donor- und Empfängerareal ein gutes ästhetisches
Ergebnis erwartet werden. Da die Versorgung des Transplantats
anfangs ausschließlich durch Diffusion erfolgt, spielen die Kontaktfläche und Gesamtgröße eine wichtige Rolle. Die intraoperative Gabe von Heparin hat sich zur Vermeidung von Transplantatnekrosen bewährt.
P180
Lippenwechsellappenplastik zur Rekonstruktion von
ausgedehnten Unterlippendefekten
Triebe F.1, Beissert S.1, Maschke J.1
1
Klinik und Poliklinik für Dermatologie, Universitätsklinikum Carl
Gustav Carus, Dresden, Germany
Nach der Exzision von ausgedehnten Plattenepithelkarzinomen
an der Unterlippe ist eine Rekonstruktion des Defekts in funktioneller wie in ästhetischer Hinsicht sehr wichtig. Wir berichten
über zwei Patienten bei denen nach Exzisionen von ausgedehnten Plattenepithelkarzinomen an den Unterlippen die plastischen Rekonstruktionen jeweils mittels an der A. labials superior
Poster der 48. DDG-Tagung
gestielter Lippenwechsellappenplastik („reverser Abbe-Lappen“)
erfolgten. Die Tumorexzisionen, die primären Rekonstruktionen
als auch die Lappenstieldurchtrennungen nach ca. 3 Wochen
konnten komplikationslos in Tumeszenzlokalanästhesie durchgeführt werden. Die funktionellen und ästhetischen Ergebnisse, insbesondere hinsichtlich Lippensymmetrie, Artikulation, Ästhetik,
Prothesensitz und Nahrungsaufnahme wurden von den Patienten als sehr gut bewertet. Lippenwechsellappenplastiken können
zum Verschluss von penetrierenden Lippendefekten verwendet
werden, bei denen die Defektgröße ein Drittel bis die Hälfte
der Unterlippe beträgt. Als Erstbeschreiber der Lippenwechsellappenplastik (engl. cross-lip flap) wird Johann Gustaaf Hjertzeel
aus Schweden bereits im Jahr 1756 benannt. Die Methode wurde ursprünglich zur Korrektur von Spaltbildungen der Oberlippe
verwendet. Nach mehrfacher Modifikation fand die Lippenwechsellappenplastik im Jahr 1898 seine Verbreitung durch den Chirurgen Robert Abbe (1851 – 1928). Nach seinem Namen wird diese
Technik auch „Abbe-Lappen“ benannt. Wir haben die Technik
des „reversen Abbe-Lappens“ im Rahmen der dermatologischen
Tumorchirurgie bei zwei Patienten zur Korrektur von ausgedehnten Unterlippendefekten angewendet und konnten einen optimalen Erhalt der Lippenfunktion und eine Rekonstruktion innerhalb
der ästhetischen Einheit erreichen.
Pädiatrische Dermatologie
P181
Infantiles, akutes, hämorrhagisches Ödem
Messerschmidt A.1, Wolter M.1, Ter-Nedden J.1, Kaufmann R.1,
Ochsendorf F.1
1
Universitätsklinik Frankfurt, Dermatologie, Frankfurt am Main,
Germany
Anamnese: Bei einem 17 Monate alten, männlichen Kleinkind
traten erstmals vor wenigen Stunden an beiden Armen und Beinen gerötete Schwellungen auf. Es bestanden weder Juckreiz
noch Fieber oder eine Verschlechterung des Allgemeinzustandes.
Befund: An den Streckseiten der Extremitäten zeigten sich
livid-erythematöse, teils kokardenartige, ödematöse, hämorrhagische Plaques.
Histologie: Es fand sich eine die gesamte Dermis durchsetzende interstitielle Entzündungsreaktion mit neutrophilen und
eosinophilen Granulozyten. Fokal sah man einzelne frische Einblutungen.
Diagnose: In Zusammenschau von Klinik und histologischem Befund stellten wir die Diagnose eines infantilen, akuten,
hämorrhagischen Ödems.
Verlauf: Ohne jede Therapie waren die Hautveränderungen
innerhalb einer Woche nahezu komplett abgeheilt. Ein Auslöser
konnte nicht gefunden werden.
Diskussion: Beim infantilen, akuten, hämorrhagischen
Ödem (Kokardenpurpura) handelt es sich um eine leukozytoklastische Vaskulitis, die ausschließlich die Haut betrifft und spontan
abheilt. Bis 2007 waren weltweit ca. 300 Fälle der Erkrankung
beschrieben worden. 80% der Patienten waren bei Diagnosestellung zwischen 6 und 24 Monaten alt. Jungen sind doppelt so
häufig betroffen wie Mädchen. In 70% der Fälle geht der Erkrankung ein Infekt (Atemwegsinfekt, Diarrhoe oder Harnwegsinfekt)
© 2015 The Authors | JDDG © Blackwell Publishing Ltd. | JDDG | 1610-0379/2015/13 (Suppl. 1) 1–193
voraus. Laborkontrollen sind in der Regel nicht wegweisend. Die
Haut veränderungen entstehen typischerweise rasch und umfassen große, runde, erythematöse bis livide Plaques an Wangen,
Ohren und Extremitäten. Oft treten kokardenartige Läsionen und
Ödeme der distalen Extremitäten auf. Andere Organe werden in
der Regel nicht befallen. Die Hautveränderungen heilen meist innerhalb von 2 bis 60 Tagen spontan ab. Eine effektive Therapie
ist nicht bekannt, systemische Steroide haben keinen Einfluss auf
den Krankheitsverlauf. Wichtig ist, die Krankheit zu kennen und
die Eltern über das selbst-limitierende, harmlose Krankheitsbild
aufzuklären.
P182
Kutane Langerhanszellhistiozytose – eine diagnostische
Herausforderung
Wilhelm N.1, Fahrig A.1, Schönfeld J.1, Kreft B.1
1
Universitätsklinikum Halle (Saale), Dermatologie, Halle (Saale),
Germany
Langerhanszell-Histiozytosen bieten ein heterogenes Spektrum
maligner und benigner Erkrankungen. Charakteristisch ist eine
gestörte Immunregulation mit abnormer Proliferation von Langerhanszellen in unterschiedlichen Organen. Aufgrund der vielgestaltigen morphologischen Erscheinungsformen bei der kutanen Form, sollte bei nicht eindeutigen papulösen, ekzematoiden
oder ulzerierten Befunden eine Langerhanszell-Histiozytose differentialdiagnostisch mit ins Kalkül gezogen werden.
Ein 17-jähriger Patient berichtet, zunächst juckende stammbetonte erythematöse Papeln bemerkt zu haben. Im weiteren
Verlauf kam es zu einem Progress im Sinne eines kleinpapulösen
Exanthems mit vorwiegend nächtlichem Juckreiz. Zunächst erfolgte unter dem Verdacht einer Skabies-Infestation eine 2-malige Lokaltherapie mit Permethrin. Anschließend wurde eine
antientzündliche Lokaltherapie mit topischen Glukokortikoiden
veranlasst. Eine Befundregredienz konnte dadurch nicht erreicht
werden, vielmehr traten neue Effloreszenzen flexural und auch
genital auf. In der konventionellen Histologie als auch in der Immunhistochemie zeigten sich eindeutige Hinweise für das Vorliegen einer Langerhanszell-Histiozytose. Eine Beteiligung anderer
Organe konnte ausgeschlossen werden. Eine zeitlich befristete
Lokal- als auch Systemtherapie mit Glukokortikoiden erbrachte
einen guten Therapieerfolg.
Nach Literaturrecherche ist