Regionalteil NRW, Ausgabe 4/2015 - Architektenkammer Nordrhein

DABregional 4 · 15
1. April 2015, 47. Jahrgang
Offizielles Organ der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen | Körperschaft des öffentlichen Rechts
Editorial
 3 Wohnen im Wettstreit – von Dr. Christian Schramm
Aktuell
 4 Vorstand: Energetische Sanierung besser fördern
 5 Landeswettbewerb: Innovatives Wohnen auf dem Campus
 6 StadtBauKultur: Das EFH am Stadtrand
Auslobung: Auszeichnung vorbildlicher Bauten 2015
 7 Baukunstarchiv geht auf die Zielgerade
Architektenkammer NRW jetzt Mitglied im Kulturrat NRW
 8 Nacht der Museen: Frank Goosen liest im HdA
Architektur und Schule: „Ein Café von uns“
 9 Architekturquartett: Kultur-Vermittlung mit Konsequenz
10 „UrbanSlam!“: Neues Format der AKNW startet
„NRW lebt.“: Thema „Nahmobilität“ am 22.04. in Köln
11 Peter Behrens-Ausstellung: Ein besseres Leben gestalten
12 KfW-Veranstaltung: Fördermittel intelligent kombinieren
13 Ausstellung „Abgetankt“: Vergessene Benzinpaläste
Veranstaltungen
14 Haus der Architekten: „Abgetankt“ und Förderpreis
Tag der Architektur: Rund 370 Objekte in NRW zu sehen
Filmreihe: „Megacities China“ in Bielefeld zu sehen
15 Fachexkursionen zur Expo Milano 2015: Termine
Ausloberpreis wird an Wohn + Stadtbau Münster verliehen
Service
15 Praxishinweis des Monats: Mindestlohn für Praktikanten?
Blickpunkt
16 Landeswettbewerb: Wohnen und Leben auf dem Campus –
Dokumentation der Preisträgerarbeiten
Impressum
Herausgeber
Architektenkammer NRW
Dipl.-Ing. Ernst Uhing
Dipl.-Ing. Michael Arns
Dipl.-Ing. Klaus Brüggenolte
Dr.-Ing. Christian Schramm
Regionalredaktion NRW:
V. i. S. d. P.: Christof Rose (ros),
Pressesprecher
Zollhof 1, 40221 Düsseldorf
Tel. (0211) 4967-34/35
Internet: www.aknw.de
E-Mail: [email protected]
Politik
18 Aktuelle Meldungen
Berufspraxis
19 Rechtsproblem: Freundschaftsdienst
Konsequenzen aus BGH-Urteil zu Stufenverträgen
20
21
22
23
Prisma
Ausstellungen
Personalien
Auszeichnungen
Auslobungen, Veranstaltungen, Informationen
Akademie
24 Seminare der Akademie der Architektenkammer NRW
Stiftung Deutscher Architekten
26 Zwischenbericht des Stipendiaten Alexander Bartscher
über seine Promotion zu Carlfried Mutschler
Verbände
28 BDA: Nachruf zum Tode von Peter Wörmann
Forum Architektur 2015
29 BDB: 5. Symposium für Immobilienwerte
30 ai nw: Diversität und Heterogenität am Bau – Frau am Bau
BDIA: Absolventen auf der Interzum
bdla: Qualitätsoffensive Freiraum
31 SRL: Normierung von Städten ist ein Irrweg
VjA: Umbauarbeiten im Vorstand
Mitgliedernachrichten
32 Neueintragungen in die Mitgliederliste der AKNW
Redaktion Versorgungswerk:
Verantwortl.: Dipl.-Kfm. Thomas Löhning
Inselstraße 27, 40479 Düsseldorf
Tel. (0211) 49238-0
Fax (0211) 49238-30
Internet: www.vw-aknrw.de
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Das DAB regional wird allen Mitgliedern der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen zugestellt. Der Bezug des DAB regional ist durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten.
DABregional 04·15
Editorial | Nordrhein-Westfalen | 3
Wohnen im Wettstreit
Liebe Kollegin,
lieber Kollege,
Wohnungsmangel in den Ballungsgebieten, Mietpreis­
explosion, Mietpreisbremse, Baugeld billig wie nie –
die Zeitungen waren in den letzten Wochen voll von
Berichten rund um das Thema Bauen und Wohnen.
Alle Fachleute der Branche sind sich einig, dass mehr
Wohnungen gebaut und saniert werden müssen.
Die Debatte ist richtig und muss weiter geführt wer­
den. Wer in jüngster Zeit in Köln, Düsseldorf, Müns­
ter oder Aachen eine Mietwohnung gesucht hat, der
dürfte das Gleiche erfahren haben, wie ich es oft von
Studenten höre: Schlange stehen, merkwürdigste Be­
werbungsgespräche mit Makler und Vermietern, teil­
weise überzogene Mieten für schlecht instand gehal­
tene Wohnungen. Das Thema „Qualität“ spielt dabei
oftmals für die Vertragsverhandlungen eine eher un­
tergeordnete Rolle.
Auf Qualität müssen wir aber insistieren, insbeson­
dere beim Wohnungsneubau. Hier bietet sich in vie­
len Kommunen unseres Landes die Chance, auf Kon­
versionsflächen und Brachgrundstücken zukunfts­
sichere, „demografiefeste“ Wohnungen zu realisieren.
Ein hervorragendes Beispiel dafür bietet das geplante
neue Uni-Quartier „Campus West“ in Aachen, zu dem
wir gemeinsam mit dem NRW-Bauministerium un­
seren aktuellen „Landeswettbewerb NRW“ durchge­
führt haben. Wie Sie der Berichterstattung in dieser
Ausgabe des DAB NRW entnehmen können, hat die­
ses Qualifizierungsverfahren zweierlei gezeigt:
Erstens: Architektenwettbewerbe sind gerade im
Wohnungsbau ein hervorragendes Instrument, um für
komplexe Bauaufgaben die optimale Lösung zu fin­
den. Die Kolleginnen und Kollegen, die für das Grund­
stück entlang einer Güterbahnstrecke in Aachen geplant haben, konnten verschiedene Lösungsansätze
aufzeigen, die von der Jury als innovativ im Ansatz
und überzeugend in der städtebaulichen Ausgestal­
tung bewertet wurden. Hier wird ein neues Stück Stadt
entstehen, das nicht nur den Aachener Wohnungs­
markt entlastet, sondern auch neue Qualitäten in ein
noch entwicklungsfähiges Quartier trägt.
Zweitens: Architektenwettbewerbe sorgen für Trans­
parenz und öffentliche Diskussionen. Der Landeswett­
bewerb in Aachen wurde durch eine regelmäßige Be­
richterstattung der örtlichen Zeitungen flankiert und
konnte seine Ergebnisse mit der (öffentlichen) Preis­
verleihung am 20. Februar nebst beglei­
tender Ausstellung gut an interessierte Bür­
gerinnen und Bürger vermitteln.
Das Wettbewerbswesen ist in NordrheinWestfalen – nicht zuletzt dank der inten­
siven Bewerbung und Betreuung dieses In­
struments durch die AKNW – ein vitales
Vergabeverfahren, das im Jahr 50 bis 70
Mal zum Einsatz kommt. Wir haben uns
zum Ziel gesetzt, darum zu kämpfen, die­
ses erfolgreiche Instrument insbesondere
im Bereich des Wohnungsbaus noch stär­
ker zu etablieren.
Mit positivem Beispiel voran geht die
„Wohn + Stadtbau GmbH“ in Münster, die
eine Vielzahl konkurrierender Verfahren
für Wohnungsbauprojekte nach den aner­
kannten Wettbewerbsregeln durchgeführt
hat. Dafür wird die kommunale Wohnungs­
baugesellschaft am 20. April in Münster
mit dem „Ausloberpreis“ der Architekten­
kammer Nordrhein-Westfalen ausgezeich­
net.
Das Wohnen ist ein zentrales Grundbe­
dürfnis des Menschen. Nicht zufällig nimmt
das Thema in den Tageszeitungen und Ma­
gazinen gegenwärtig wieder so großen
Raum ein. Wenn wir Bürgerinnen und Bür­
ger für Architekturqualität interessieren
und begeistern wollen, müssen wir im un­
mittelbaren Nahbereich ansetzen – eben
bei der Wohnung und im Quartier. Darin
sind wir uns mit unserem NRW-Bauminis­
ter Michael Groschek einig, der auf der
Preisverleihung in Aachen sagte: „Woh­
nungsbau und insbesondere sozial geför­
derter Wohnungsbau darf und muss nicht
der ‚billige Jakob‘ sein.“ Wir sind jeden Tag
gefordert, diese Behauptung mit guten Bei­
spielen zu untermauern!
Ihr
Dr. Christian Schramm, Vizepräsident der
Architektenkammer Nordrhein-Westfalen
[email protected]
DABregional 04·15
4 | Nordrhein-Westfalen | Aktuell
Energetische Sanierung besser fördern
AKNW-Vorstand kritisiert das Scheitern des Steuer-Förderpakets für Maßnahmen der Gebäudeoptimierung
M
it Enttäuschung und Verärgerung
reagierte der Vorstand der Archi­
tektenkammer Nordrhein-Westfa­
len auf das Scheitern der angekündigten
Steuererleichterung für Maßnahmen der
Bundesregierung im Bereich der energe­
tischen Gebäudesanierung. „Steuererleich­
terungen für Sanierungsmaßnahmen wä­
ren für private Bauherren der längst über­
fällige Anreiz gewesen, derartige Investitionen in ihr Haus zu stecken“, fasste
AKNW-Präsident Ernst Uhing das Unver­
ständnis der Fachwelt zu dem Beschluss
der Koalition in Berlin zusammen.
gemeinsame Positionen in den politischen
Raum hinein zu tragen. Beteiligt sind die
jeweiligen Spitzenverbände der relevanten
Unternehmens- und Berufsbranchen auf
Landesebene sowie Gewerkschaften, Um­
weltschutz-, Verbraucher- und Sozialver­
bände. Als besonders dringlich betrachtet
die „Gebäudeallianz NRW für Klimaschutz“
die Schaffung von Anreizen für Investiti­
onen, die Implementierung quartiersbezo­
gener Konzepte sowie die sozialverträg­
liche Umsetzung energetischer Sanierungs­
maßnahmen.
Im Dezember 2014 hatten die Bundesre­
gierung und die Länder vereinbart, den
Austausch von Fenstern, alten Heizungs­
anlagen sowie den Einbau von Wärmedäm­
mung zu fördern. Angekündigt war ein
milliardenschweres Programm, das den
Klimaschutz in Deutschland einen großen
Schritt nach vorn gebracht hätte – und viel­
fältige Investitionen in den Gebäudebe­
stand gebracht hätte. „Wichtig ist nun, nach
vorne zu sehen und ein umfassendes Maß­
nahmenpaket zu konzipieren, das Bau­
herren Orientierung und langfristige Si­
cherheit bietet“, konstatierte Präsident
Uhing. Mit Blick auf die baukulturelle Be­
deutung dieses Themas unterstrich der
Vorstand der Architektenkammer NRW,
dass Architektinnen und Architekten die
richtigen Ansprechpartner für verantwor­
tungsvolle energetische Sanierungsmaß­
nahmen sind.
Auf Basis der europäischen Dienstleistungs­
richtlinie sind in Nordrhein-Westfalen
Ende 2009 die sogenannten Einheitlichen
Ansprechpartner (EA) eingerichtet wor­
den. Die EA sollten dafür sorgen, dass Dienst­
leister europaweit bei Fragen an Behörden
nur noch einen Ansprechpartner kontak­
tieren müssten, der ihre Anfragen qualifi­
ziert beantwortet.
In NRW waren damals 21 solcher EA ins
Leben gerufen worden; gegen den Rat der
AKNW, die immer wieder darauf hinge­
wiesen hatte, dass zumindest Architekten
und Stadtplaner aus dem EU-Ausland ihre
Fragen sowieso direkt an die deutschen Ar­
chitektenkammern richten würden. „Die
Zahlen geben uns recht“, stellte Ernst Uhing
im Vorstand der Architektenkammer NRW
nun fest. Faktisch habe es keine Anfrage
zu Architekturfragen an die Einheitlichen
Ansprechpartner in NRW gegeben. Die Lan­
desregierung hat nun angekündigt, das
System der EA noch einmal zu überarbei­
ten. Künftig soll es nur noch eine internet­
basierte Plattform des e-Governments ge­
ben. „Für alle Fragen rund um die Berufsa­
nerkennung bleiben die Kammern die
zentralen Ansprechpartner für die Kolle­
ginnen und Kollegen aus dem In- und Aus­
land“, lautete das Fazit des Vorstands der
AKNW.
Gebäudeallianz NRW
Um das Thema der energetischen Bestands­
sanierung auch auf Landesebene mit Nach­
druck voran zu bringen, beteiligt sich die
Architektenkammer an dem Bündnis „Ge­
bäudeallianz NRW für Klimaschutz“. Vor­
standsmitglied Eric Wollesen erläuterte,
dass sich die Allianz als loses Bündnis von
Akteuren verstehe, die dazu bereit sind,
DABregional 04·15
„Einheitlicher Ansprechpartner“
DEUBAUKOM und DIDACTA
Die Architektenkammer Nordrhein-West­
falen wird auch in den kommenden Mo­
naten wieder auf wichtigen Messen im Lan­
de vertreten sein, um den Austausch mit
Partnerorganisationen zu pflegen und um
für ihre Mitglieder sowie für Bauherren
und Interessenten als Ansprechpartner vor
Ort zur Verfügung zu stehen. Der Vorstand
beschloss, dass die AKNW auch an der
nächsten DEUBAUKOM-Messe in Essen im
Januar 2016 als aktiver Partner beteiligt
sein soll. Neben dem stets ausverkauften
Fachkongress zum „Bauen mit Stahl“, der
traditionell im Rahmen der Fachmesse
stattfindet, wird die AKNW auch mit einem
Infostand in der zentralen Messehalle ver­
treten sein. „Die DEUBAUKOM bleibt die
große Baumesse im Westen“, unterstrich
Präsident Ernst Uhing.
Als wichtige Netzwerkveranstaltung für
das Aktionsprogramm „Architektur macht
Schule“ beurteilte der Vorstand auch die
„Didacta“-Messe, die im Februar nächsten
Jahres in Köln stattfinden wird. Die AKNW
wird dort – auf Einladung von Schulminis­
terin Sylvia Löhrmann – Gast auf dem Stand
des NRW-Ministeriums für Schule und
Weiter­bildung sein. „Ein ideales Forum,
um Pädagogen, Lehrern und Verantwort­
lichen der Bildungsinstitutionen unsere
vielfältigen Aktivitäten im Schulbereich
vorzustellen“, riet auch Vorstandsmitglied
Gabriele Richter als Vorsitzende des Aus­
schusses Öffentlichkeitsarbeit zu einer Teil­
nahme.
Die Architektenkammer führt zahlreiche
Planungs- und Bauprojekte an Schulen in
NRW durch und bietet Lehrerinnen und
Lehrern verschiedene Architektur-Schul­
bücher an. Darüber hinaus engagieren sich
zahlreiche Kammermitglieder ehrenamt­
lich an Schulen, um die Themen Architek­
tur, Wohnen, Freiraumgestaltung und Stadtentwicklung schon Kindern und Jugend­
lichen zu vermitteln.
n Christof Rose
Fotos: T. Saltmann
Aktuell | Nordrhein-Westfalen | 5
Preisverleihung mit (v. l.): Marcel Philipp (OB Aachen), Reinhard Gerlach (pbs),
Michael Groschek (NRW-Bauminister), Prof. Andreas Fritzen (Fritzen Architekten),
Ernst Uhing (Präsident AKNW) und Prof. Thomas Zimmermann (Jury-Vors.)
Die Ergebnisse des Landeswettbewerbs 2014 wurden in Aachen in einer Ausstellung präsentiert und sind in einer Broschüre dokumentiert, die kostenlos bei der
Architektenkammer NRW bezogen werden kann
Innovatives Wohnen auf dem Campus
Preisverleihung zum „Landeswettbewerb NRW 2014“ in Aachen / Zukunft studentischen Wohnens
E
in innovatives, urbanes Wohnquartier auf einem schwie­
rigen Grundstück entlang einer Bahnlinie zu planen – das
war die anspruchsvolle Aufgabe des „Landeswettbewerb
NRW 2014“, den das Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtent­
wicklung und Verkehr des Landes NRW in Kooperation mit der
Architektenkammer Nordrhein-Westfalen ausgelobt hatte. Am
20. Februar wurden in der Aachener Nadelfabrik die Preise über­
reicht. Den ersten Preis errangen „pbs architekten Gerlach Wolf
Böhning Planungsgesellschaft“ aus Aachen mit Fritzen Archi­
tekten und Stadtplaner (Köln). „Sie haben für ein ungünstig ge­
schnittenes und stark Lärm belastetes Grundstück eine hervorra­
gende Lösung entwickelt, die Vorbildcharakter für ähnliche Bau­
aufgaben hat“, lobte der Präsident der Architektenkammer
Nordrhein-Westfalen, Ernst Uhing.
Auch der nordrhein-westfälische Bauminister Michael
Groschek zeigte sich von der Qualität der Preisträgerarbeit über­
zeugt: „Der Entwurf stellt bei aller Klarheit eine Vielfalt von Woh­
nungsangeboten bereit. Er gibt damit richtige Antworten auf die
Herausforderungen einer wachsenden Stadt und setzt Impulse
für die Campus-Entwicklung.“ Minister Groschek unterstrich die
Bedeutung der gemeinsamen Landeswettbewerbe seines Hauses
mit der AKNW, die längst zu einem „Markenzeichen“ geworden
seien und immer wieder Innovationsimpulse in den nordrheinwestfälischen Wohnungsbau aussenden würden.
Aufgabe des Wettbewerbs in Aachen war es, ein Wohnquar­
tier für den Campus der RWTH zu entwickeln, das dazu beitra­
gen soll, die Wohnungssituation in Aachen zu verbessern und
den Wohnraumbedarf zu decken, der sich durch das weitere
Wachstum der Hochschule ergibt. Dabei galt es für die Archi­
tekten, ein schwieriges Grundstück zu beplanen, das insbeson­
dere durch den Lärm einer Güterbahntrasse belastet war.
„Die Ergebnisse sind vielfach überaus überzeugend und bele­
gen, dass Wettbewerbsverfahren auch im Bereich des Wohnungs­
baus die besten Verfahren sind, um zu überzeugenden städtebau­
lichen Lösungen zu kommen“, unterstrich Kammerpräsident Ernst
Uhing, auch mit Blick auf die weiteren Preisträger. Der zweite
Preis ging an h4a Gessert + Randecker + Legner Architekten (Düs­
seldorf), der dritte Preis an Konrath und Wennemar Architekten
Ingenieure gemeinsam mit FSWLA Landschaftsarchitektur (bei­
de Düsseldorf). Eine Anerkennung sprach die Jury aus an das
Architek­tur Contor Müller Schlüter (Wuppertal) mit Club L 94
Landschaftsarchitekten (Köln).
Für den Vorsitzenden der Jury, den Frankfurter Architekten
Prof. Thomas Zimmermann (raum-z Architekten), sind Wettbe­
werbsverfahren „das ideale Investment für solche Aufgaben.“ Es
sei verwunderlich, dass Architektenwettbewerbe im Wohnungs­
bau eher die Ausnahme als die Regel seien. „Wettbewerbe sind
transparent und beziehen die Öffentlichkeit in die Stadtentwick­
lung mit ein“, hob Prof. Zimmermann hervor.
In Aachen ging es um die Realisierung von 275 Wohneinheiten,
von denen mindestens 30 Prozent sozial gefördert sein sollen.
„Hier zeigt sich einmal mehr: Geförderter Wohnungsbau ist nicht
der ‚billige Jakob‘, sondern kann hohen Ansprüchen genügen“,
betonte NRW-Bauminister Michael Groschek im Rahmen der
Preisverleihung. Groschek rief Investoren dazu auf, das Wohn­
raumförderprogramm des Landes umfänglich zu nutzen. „Damit
bauen wir zusammen für die Mitte der Gesellschaft und an der
Zukunft unseres Landes!“
n Christof Rose
DABregional 04·15
6 | Nordrhein-Westfalen | Aktuell
Auslobung: „Auszeichnung vorbildlicher Bauten 2015“
Jetzt mit herausragenden Bauwerken bewerben!
Das EFH am Stadtrand
Die Regionale 2016 und die StadtBauKultur NRW starten ein Kooperationsprojekt zum Thema Ein- und Zweifamilienhausgebiete der 1950er- bis 1970erJahre. Für Jahrzehnte galt es als beliebteste Wohnform und als sichere Geldanlage obendrein: das Einfamilienhaus
am Stadtrand. Doch nun kommen die
Bauherren von einst in die Jahre – und
ihre Immobilien ebenso.
Was lange als sicher galt, muss auf
seine Zukunftsfähigkeit geprüft werden:
Wie können Einfamilienhäuser für ein
Leben im Alter angepasst werden? Wie
kann man sie für die nachfolgende Generation attraktiv machen? Wie können
sie einer nachhaltigen Entwicklung gerecht werden?
Ziel des Kooperationsprojektes von
Regionale 2016 und StadtBauKultur NRW
ist es, die Herausforderungen und mögliche Lösungsansätze zu untersuchen,
zu dokumentieren und an private Eigentümer und kommunale Verwaltungen zu
kommunizieren. Außerdem erhalten die
Akteure Anregungen und Unterstützung
bei der konkreten Umsetzung beispielhafter Strategien. Der geografische Fokus des Kooperationsprojektes liegt auf
dem Gebiet der Regionale 2016 im westlichen Münsterland.
Der „nrw.landschaftsarchitektur.preis
2014“ kommt ins Rathaus Pulheim (15.04.
bis 08.05.15): Präsentiert vom Bund Deutscher Landschaftsarchitekten NRW und
dem M:AI wandert die Ausstellung in die
Städte, in denen die vier Preisträgerprojekte zu finden sind. Dazu gehört u. a.
der Nordpark Pulheim, den bbzl böhm
benfer zahiri landschaften städtebau
(Berlin) entwickelt haben. Weitere Informationen unter www.mai.nrw.de. n kk
Das Land Nordrhein­Westfalen führt, vertreten durch das Ministerium für
Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr, alle fünf Jahre die „Aus­
zeichnung vorbildlicher Bauten in Nordrhein­Westfalen“ durch. Die Aus­
zeichnung bildet aufgrund ihrer Breitenwirkung seit 35 Jahren einen wich­
tigen Beitrag zur Förderung der Baukultur in NRW. Die Architektenkammer
NRW ist seit 1980 Kooperationspartner dieses Verfahrens, das in diesem
Jahr erneut durchgeführt wird.
Die „Auszeichnung vorbildlicher Bauten in NRW“ richtet sich an alle Bau­
herrinnen und Bauherren sowie Architektinnen und Architekten, die in ge­
stalterischer, ökologischer und ökonomischer Hinsicht herausragende Bau­
ten realisiert haben. Prämiert werden Gebäude und Anlagen, die in beson­
derer Weise den Zielsetzungen der Auslobung entsprechen, die Ende
Februar veröffentlicht wurde. Die Objekte müssen in NRW liegen und in den
vergangenen fünf Jahren fertiggestellt worden sein. Ausgezeichnet werden
können alle Arten von Bauten, wie z. B. Wohnungsbauten und Siedlungen,
Kultur­ und Bildungsbauten, Büro­ und Gewerbebauten sowie öffentliche
Bauten. Bei den Bauaufgaben kann es sich um Neubauten, aber auch um
Maßnahmen im Bestand handeln.
Um die Auszeichnung können sich Bauherren und Mitglieder einer Ar­
chitektenkammer als Entwurfsverfasser in beiderseitigem Einvernehmen
bewerben. Es entscheidet eine unabhängige Jury, die bis zu 30 Bauten aus­
zeichnen kann. Die Auszeichnung erfolgt Ende November durch die Verlei­
hung einer Urkunde und einer Gebäudeplakette im Rahmen einer öffent­
lichen Preisverleihung. Außerdem werden die ausgezeichneten Objekte in
einer Broschüre und einer Ausstellung dokumentiert.
n Li
Die Unterlagen müssen bis zum 24. April 2015 bei der AKNW eingereicht
werden. Vollständige Auslobung: www.aknw.de und www.mbwsv.nrw.de.
Innenarchitektentag: „Die Welt in 3D/4D/5D“
In „3D/4D/5D“ findet in diesem Jahr der „AKNW­Innenarchitektentag“ statt. Am 6. Mai
wird sich die Fachtagung während der „interzum – Fachmesse für Werkstoffe und Zu­
lieferteile der Möbelproduktion und für den Innenausbau“ in Köln mit der Frage be­
schäftigen, durch welche Faktoren der Raum und seine Erlebbarkeit definiert werden.
Wir leben in einer dreidimensionalen Welt. Ist aber die Harmonie von Länge, Höhe
und Breite ausreichend, um einen perfekten Raum zu schaffen? Welche Einflüsse über
die drei Dimensionen hinaus machen unseren gebauten Nahbereich aus, erzeugen ein
starkes „Raumerlebnis“? Diesen Fragen spürt der Innenarchitektentag 2015 nach. Zu
den Referentinnen und Referenten gehören u. a. Prof. Dr. Uwe Ilg (Universität Tübin­
gen), Thomas Kusitzky von der Auditory Architecture Reseach Unit (Universität der
Künste Berlin) zum Thema „hörend gestalten“ und die RaumZeitPiraten aus Düsseldorf
mit ihrem „rhizomatic engineering – drafts for zero gravity“.
Der kollegiale Austausch wird den Innenarchitektentag der AKNW auf der Piazza
„Innovation of Interior“ im Rahmen der interzum­Messe auch in diesem Jahr sicherlich
wieder zu einem der wichtigsten Treffpunkte für Innenarchitekten machen. Im An­
schluss an die Vorträge: Fachführung für Innenarchitektinnen und ­architekten. n ros
„Innenarchitektentag“: 06.05.15, 11.00 – 13.00 Uhr, interzum auf der KölnMesse.
DABregional 04·15
Foto: Markus Lehrmann
Foto: Stefanie Kleemann
Aktuell | Nordrhein-Westfalen | 7
Früheres „Museum am Ostwall“ in Dortmund: Ursprünglich in den 1870er-Jahren als Landesoberbergamt errichtet, wurde das Gebäude 1947 als Museum überformt und wieder eröffnet.
Seit dem Umzug des Museums am Ostwall ins umgebaute „Dortmunder U“ steht das Gebäude
überwiegend leer. Ein ursprünglich seitens der Stadt vorgesehener Abriss wurde durch das
neue Nutzungskonzept verhindert – auch auf das engagierte Betreiben von Oberbürgermeis­
ter Ullrich Sierau, der als Stadtplaner Mitglied der AKNW ist
Baukunstarchiv NRW geht
auf die Zielgerade
Die Einrichtung des Baukunstarchivs NRW
im ehemaligen Museum am Ostwall in
Dortmund kommt voran. Nach einem Ab­
stimmungsgespräch mit dem Dortmunder
Oberbürgermeister Ullrich Sierau und den
zukünftigen Gesellschaftern der BetreiberGmbH sowie der örtlichen Bauverwaltung
nutzte der Präsident der Architektenkam­
mer NRW, Ernst Uhing, im Februar die
Treibende Kräfte hinter dem künftigen Baukunstarchiv NRW (v. l.):
Ernst Uhing (Präsident der Architektenkammer NRW), Christian Pertl
(Architekt, Stadt Dortmund), Prof. Dr. Wolfgang Sonne (TU Dortmund),
Christian Ravagni (Architekt, Stadt Dortmund), Regina Wittmann
(stellv. Vors. Förderverein) und Klaus Fehlemann (Stadtdirektor a. D.,
Dortmund)
Möglichkeit einer Ortsbesichtigung des
leerstehenden Ostwallmuseums. Prof. Dr.
Wolfgang Sonne und Stadtdirekter a. D.
Klaus Fehlemann erläuterten die Geschich­
te des zunächst als Oberbergamt entstan­
denen und später zum Museum umge­
bauten Gebäudes. Die Geschichte sei in
vielen Teilen des Bauwerks noch immer
gut ablesbar, so Ernst Uhing. Nach einer
Sanierung des Gebäudes müssten diese
Spuren für die Nachwelt erhalten werden.
So ließe sich das Gedächtnis des geschichts­
trächtigen Gebäudes gut in die Zukunft
Architektenkammer NRW jetzt Mitglied
im Kulturrat NRW
Mit Beschluss vom 9. Februar hat der Kulturrat NRW die Archi­
tektenkammer Nordrhein-Westfalen als neues Mitglied aufge­
nommen. Die AKNW weitet damit auf Basis eines Beschlusses der
Vertreterversammlung ihre baukulturellen Aktivitäten und Netz­
werke aus. Der Kulturrat NRW ist ein eingetragener Verein, in
dem sich Landesverbände, Landesgruppen und vergleichbare In­
stitutionen engagieren, die im Bereich Kultur tätig sind und Be­
deutung für das Kulturleben in Nordrhein-Westfalen haben.
Die Mitglieder verteilen sich auf sieben Sektionen, deren je­
weilige Sprecherinnen oder Sprecher automatisch Mitglied des
Gesamtvorstandes sind. Vorsitzender des Kulturrates ist der
frühere Bundesminister des Inneren, Gerhart R. Baum. Der Kul­
transportieren. Erleichtert zeigte sich Ernst
Uhing über die nun beginnenden Planungen
und die Sanierung des Gebäudes.
Es bestätigte sich während der Ortsbe­
sichtigung noch einmal die Bedeutung der
durch die Vertreterversammlung der Ar­
chitektenkammer Nordrhein-Westfalen und
die Gremien der Stiftung Deutscher Archi­
tekten getroffenen Entscheidungen, das
Baukunstarchiv NRW zusammen mit der
Ingenieurkammer-Bau NRW und dem För­
derverein für ein Baukunstarchiv anzuge­
hen. n Le
turrat NRW versteht sich als unabhängiges Gremium für zentra­
le Fragen des Kunst- und Kulturlebens in Nordrhein-Westfalen
und als Gesprächspartner für die kulturpolitischen Entscheidungs­
träger. Ein regelmäßiger Austausch findet mit Kulturministerin
Ute Schäfer und dem Ausschuss Kultur des Landtags NRW statt.
Der Kulturrat NRW will
n die Freiheit von Kunst und Kultur fördern und sichern;
n die Vielfalt und Qualität der kulturellen Infrastruktur unter­
stützen, um NRW als Kulturregion in Deutschland und
­Europa zu stärken;
n den Informations- und Erfahrungsaustausch der Kunst- und
Kulturorganisationen verbessern;
n kulturpolitische Interessen formulieren und sie in der
Öffent­lichkeit und gegenüber politischen Parteien vertreten;
n die Rahmenbedingungen für Publikations- und Informa­
tionsmöglichkeiten verbessern.
n ros
DABregional 04·15
8 | Nordrhein-Westfalen | Aktuell
Foto: philippwente.com
Nacht der Museen: Frank Goosen liest im HdA
Kabarettist, Comedian, Autor und Moderator: Frank
Goosen aus Bochum liest im Haus der Architekten
Die Ausstellung „Abgetankt“ (siehe Bericht S. 13) ist ein Beitrag der Architektenkam­
mer NRW zur Düsseldorfer „Nacht der Museen“ am 18. April. Ab 19.00 Uhr wird das
Haus der Architekten im Medienhafen wieder eine der zentralen Anlaufstellen für Kunstund Kulturfreunde sein. Neben den Fotoarbeiten von Joachim Gies dürften zwei Le­
sungen von Frank Goosen wieder hunderte Nachtschwärmer ins Haus der Architekten
locken: Der kultige Ruhrgebietsautor und Kabarettist liest aus seinem Buch „Radio Hei­
mat. Geschichten von zuhause“; darin geht es um die Menschen im Ruhrgebiet, um
bauliche Highlights und Merkwürdigkeiten, um den Charme des Lebens in der größten
europäischen Agglomeration. Natürlich gibt es auch wieder passende Live-Musik: Die
Band „SAXess“ spielt Hits und Evergreens aus den 1950er- und -60er-Jahren.
n ros
DABregional 04·15
Schülerinnen und Schüler der Alfred-Herrhausen-Schule stellten ihre
Pläne für das Nachbarschaftscafé und das Modell der Studenten der
PBSA Düsseldorf vor
Foto: Ute Reeh
Mit den Mitteln zeitgenössischer Kunst regt die Düsseldorfer
Künstlerin Ute Reeh regelmäßig bauliche Projekte an Schulen
an, um insbesondere Kindern und Jugendlichen von Förderschu­
len neue Perspektiven für sich und die Menschen in ihrem Vier­
tel zu geben. Ein aktuelles Vorhaben ist der Bau eines Café-Pa­
villons in einem städtebaulich isolierten Viertel im Düsseldorfer
Süden. Gemeinsam mit der Peter Behrens School of Architecture
(PBSA Düsseldorf) entwickelten Kinder und Jugendliche für ih­
re Siedlung, die als ehemalige Obdachlosensiedlung städtebau­
lich in einer isolierten Situation liegt, ein Café, das in Eigenregie
gebaut und später auch betrieben werden soll. Die jungen Ak­
teure stammen größtenteils aus einkommensschwachen Fami­
lien. Sie möchten einen Ort schaffen, an dem die Bewohner des
Viertels und der Umgebung gerne zusammenkommen: Ein of­
fener Ort, an dem die Qualitäten der Menschen und ihre Ge­
schichten sichtbar werden.
Das Quartier am Wittenberger Weg ist durch eine Schnellstra­
ße, eine Autobahn und ein Gewerbegebiet vom Stadtraum abge­
trennt. Das Viertel hat die schlechtesten Sozialdaten Düsseldorfs
und konfrontiert Anwohner, Polizei und kommunale Politiker
mit schwer lösbaren Problemen. Ein großer Teil der Kinder und
Jugendlichen aus dem Viertel besucht die Alfred-HerrhausenSchule, eine Förderschule für Lernen sowie für soziale und emo­
tionale Entwicklung.
Für die Künstlerin Ute Reeh war es deshalb von großer Be­
deutung, dass Projekt gemeinsam mit den sozialräumlichen Ak­
teuren und weiteren Kooperationspartnern aus dem Kulturbe­
reich zu entwickeln. „Wir kooperieren mit den bestehenden Struk­
turen und Förderangeboten, schaffen dabei aber etwas
grundsätzlich Neues“, betonte die Künstlerin bei einer öffentli­
chen Präsentation des Projektes am 10. Februar 2015. Das Er­
gebnis entstehe aus der eigenen Wahrnehmung der jungen Leu­
te heraus und spiegele somit die Bedürfnisse und Ideen der Men­
schen, die das Café zukünftig nutzen werden, wider. Im Zentrum
der öffentlichen Projektvorstellung, zu der auch der Staatssekre­
Modell: PBSA
Architektur und Schule:
„Ein Café von uns“
tär aus dem NRW-Bauministerium, Michael von der Mühlen, ge­
kommen war, stand das Modell des Seminars von Prof. Peter Pütz
und stellv. Prof. Jörg Leeser von der PBSA. Gemeinsam mit Schü­
lerinnen und Schülern der Alfred-Herrhausen-Schule hatten die
Studierenden im vergangenen Semester am Entwurf für das Ca­
fé gearbeitet. Der Dekan der PBSA, Prof. Pablo Molestina, hält
das Vorhaben für ein wichtiges soziales Architekturprojekt: „Ich
verspreche mir von der Konstellation mit Schulkunst und mit den
Kindern hier aus der Alfred-Herrhausen-Schule in Garath, dass
die Annahme dieses Cafés schon jetzt stattfindet.“ Präsentiert
wurden außerdem die ersten Modelle der Schülerinnen und Schü­
ler aus der Findungsphase sowie Zeichnungen von Kindern aus
den beiden ansässigen Kindertagesstätten.
Im nächsten Schritt des Projektes soll nun der Bauantrag ge­
stellt werden. Im Sommer soll der Bau des Cafés beginnen. Un­
terstützung kommt von der Landesinitiative StadtBauKultur NRW
2020, in der die AKNW aktives Mitglied ist, sowie der „Aktion
Mensch“ und der Kämpgen-Stiftung. Weitere Sponsoren werden
gegenwärtig noch gesucht.
n pm/ros
Fotos: Ulla Emig
Aktuell | Nordrhein-Westfalen | 9
Mit mehr als 300 Besuchern war das „09. Architekturquartett NRW“ in der
Kreuzeskirche in Essen vollständig ausgebucht. Der Veranstaltungsort war zugleich eines der besprochenen Bauwerke – eine evangelische Kirche, die für
Gottes­dienste wie auch für kommerzielle Veranstaltungen genutzt wird
AKNW-Präsident Ernst Uhing (3. v. r.) begrüßte als Teilnehmer des Quartetts (v. l.)
Dr. Brigitte Franzen, Prof. Max Dudler, Boris Schade-Bünsow und Prof. Kunibert
Wachten. Die Vorstellung der drei zu diskutierenden Bauten übernahm wieder
AKNW-Pressesprecher Christof Rose (r.)
Kultur-Vermittlung mit Konsequenz
„09. Architekturquartett NRW“ diskutierte über drei neue Kulturbauten in Münster, Essen und Wuppertal
G
ebäude, die Kultur vermitteln – das sind u. a. Museen, Bil­
dungseinrichtungen und immer öfter auch Kirchen. In ei­
ner dieser (jetzt sakral und gleichzeitig weltlich genutzten)
Kirchen fand am 5. März das „09. Architekturquartett NRW“ der
Architektenkammer Nordrhein-Westfalen statt. Die Essener Kreu­
zeskirche mit ihrem komplett neu gestalteten Innenraum war ei­
ne ausdrucksstarke Location für die vier Diskutanten: den Archi­
tekten Prof. Max Dudler, den Chefredakteur der Bauwelt, Boris
Schade-Bünsow, Dr. Brigitte Franzen, Direktorin des Ludwig
Forum für Internationale Kunst in Aachen sowie den Architekten
und Stadtplaner Prof. Kunibert Wachten als Gesprächsleiter.
Der völlig weiß gehaltene Raum der Kreuzeskirche wurde zum
Architekturquartett mittels eines dezenten und dennoch effek­
tiven Lichts inszeniert. Ende vergangenen Jahres war das Bau­
werk seinem erweiterten Zweck übergeben worden, sowohl Got­
teshaus als auch Ort der Begegnung und kultureller Veranstal­
tungen zu sein. Den Podiumsgästen ging die Umgestaltung
allerdings nicht weit genug. Max Dudler wünschte sich eine kras­
sere Änderung: „Man hätte alles weiß machen müssen, Boden,
Stühle, Mobiliar. Am besten die ganze Kirche auch von außen!“
Die Neuausrichtung des Baus wäre dann schlagkräftiger, deut­
licher inszeniert gewesen. Überhaupt zweifelte das Fachpodium
an, dass der Raum der Doppelnutzung – Gottesdienste und un­
terschiedlichste Veranstaltungen – gerecht werden könne. Jede
dieser Nutzungsformen brauche ihre eigene Inszenierung.
Das zweite Projekt war die im Dezember 2013 eingeweihte
„Junior Uni“ in Wuppertal mit ihrem amöbenartigen Grundriss
und ihrer mit bunten Streifenelementen verkleideten Fassade
(Architekten Goedeking Niedworok). Sie steht auf einem ehema­
ligen Brachgrundstück am Ufer der Wupper mit Blick auf die
Schwebebahn im Stadtteil Barmen. Hier werden außerschulische
Bildungsveranstaltungen angeboten. „Ufo-artig fremd“ empfand
Boris Schade-Bünsow das Gebäude an diesem Ort. Die Fassaden­
gestaltung sei ihm zwar zu bunt geraten, der Chefredakteur der
Bauwelt räumte aber ein, dass die Fassade dazu beitrage, dass
sich die Bürger angesprochen und die „Studenten“ wohl fühlen.
Prof. Dudler zweifelte die Dauer dieses Effekts an: „In fünf Jah­
ren redet keiner mehr von der Architektur dieses Bauwerks.“
Das neue Museum für Kunst und Kultur in Münster (Staab
Architekten) war zum Abschluss Gegenstand der Diskussion des
Architekturquartetts. Es entstand gegenüber dem historischen
Museumstrakt und auf der Fläche des abgerissenen Neubaus aus
den 1970er-Jahren. Boris Schade-Bünsow beurteilte den Neubau
als gut gelungen: „So kann man viele Besucher einfangen und
Kunst sichtbar machen.“ Für Brigitte Franzen kam die Innenauf­
teilung „etwas gequält“ daher, die Raumzuschnitte seien „wun­
dersam“. Max Dudler: „Ein Museumsbau muss aber der Kunst
dienen, Räume dürfen nicht als Selbstzweck entwickelt werden.“
Prof. Kunibert Wachten verwies abschließend darauf, dass die
drei diskutierten Werke in der Aufgabenstellung und Größenord­
nung sehr unterschiedlich zu bewerten seien. Und allesamt vom
großen Engagement der Projektpartner profitierten. „Hier ist oft­
mals mit wenig Mitteln viel Stadt entstanden.“ n Anette Kolkau
Ausführlicher Bericht unter www.aknw.de.
DABregional 04·15
10 | Nordrhein-Westfalen | Aktuell
„UrbanSlam!“ – Neues Format der Architektenkammer NRW geht an den Start
Kennen Sie Poetry Slam? Das junge Ver­
anstaltungsformat hat sich seit der Jahr­
tausendwende in der Kultur- und Krea­
tivszene etabliert – und bekommt jetzt
Nachwuchs: Die Architektenkammer NRW
startet am 12. Mai den ersten „UrbanSlam!“.
Junge Architekten und Stadtplaner bzw.
Studierende, die auf dem Weg in das Be­
rufsleben sind, werden eingeladen, ihre
Konzepte, Planungsideen oder Erkennt­
nisse aus dem Bereich der Architektur, In­
nenarchitektur, Landschaftsarchitektur
oder Stadtplanung vor einem interessier­
ten Publikum kurz und knapp zu präsen­
tieren. Wer den Mut dazu hat und ein ori­
ginelles Thema vorstellen möchte, sollte
sich schnell bei der AKNW melden!
Mit großem Erfolg laufen seit einigen
Jahren bereits „Science Slam“-Veranstal­
tungen in ganz Deutschland. Auch bei die­
sem Format geht es darum, dass Texter und
Dichter, Wissenschaftler und Forscher in
Rahmen eines engen Zeitfensters ihre
­Gedanken, Ideen oder Forschungsthemen
auf der Bühne einem interessierten Publi­
kum vorstellen – und dieses per Applaus
(-intensität) die Siegerin bzw. den Sieger
kürt (www.science-slam.com).
Die erste „UrbanSlam!“-Veranstaltung wird
am 12. Mai im Ludwig Forum in Aachen
über die Bühne gehen. Thema: „Die Zu­
kunft der Stadt“. Fünf Slammer werden
ihre Ideen und Vortragskünste miteinan­
der messen; als Preis winkt eine „Survival“Tasche, mit der es sich als angehender Ar­
chitekt bzw. Nachwuchs-Architektin bes­
ser durch die Phasen des Studiums bzw.
der Weiterbildung und Praxiszeit schlagen
lässt (Inhalt u. a.: ein Jahresabo für das
Deutsche Architektenblatt).
Im Vordergrund steht beim „UrbanSlam“
aber der Spaß, die Freude am Austausch
mit Architekten und architekturaffinen Kul­
turmenschen sowie das lebendige Veran­
staltungsformat. Die Architektenkammer
NRW will mit dem neuen „UrbanSlam!“
ein Format etablieren, das den regelmä­
ßigen Austausch mit jungen Kolleginnen
und Kollegen sowie den Hochschulen im
Lande intensiviert. Entsprechend sollen
„UrbanSlams!“ in den kommenden Jahren
an verschiedenen Architektur-Hochschu­
len in Nordrhein-Westfalen durchgeführt
werden.
Um die Teilnahme als Slammer bewer­
ben können sich prinzipiell alle Interessier­
ten. Die AKNW möchte in erster Linie jun­
gen Architektinnen und Architekten bzw.
Studierenden die Möglichkeit geben, sich
in Kurzvorträgen von maximal zehn Minu­
ten (kürzer ist erlaubt, länger nicht) vor
einem interessierten Publikum zu präsen­
tieren. Ob städtebaulicher Entwurf, Ob­
jektplanungen, Forschungsarbeiten zur
Stadt, Visionen oder künstlerische Kon­
zepte: Erlaubt sind alle Themen zur „Zu­
kunft der Stadt“ in allen Darstellungsformen,
vom reinen Textvortrag über Powerpoint­
präsentationen bis zu Gesang oder sze­
nischer Darbietung. Die Moderation der
Veranstaltung übernimmt eine geübte Slam­
merin und Moderatorin von Science SlamVeranstaltungen. Partner der AKNW ist die
Agentur Luups aus Dortmund, die seit meh­
reren Jahren erfolgreich Science Slams in
ganz Deutschland durchführt.
Interessenten, die gerne auftreten möch­
ten, richten ein kurzes Schreiben mit knap­
per Themenskizze und Angaben zur Per­
son bitte an [email protected].
n ros
Eindrücke von Science Slam-Veranstaltungen finden Sie unter www.science-slam.
com sowie vielfach auf youtube.
„Nahmobilität“ – Gehen Sie mit auf Tour durch Köln am 22. April!
Die „Nahmobilität“ steht im Mittelpunkt der nächsten Veranstaltung der Aktionsplattform „NRW lebt.“ der
Architektenkammer Nordrhein-Westfalen. Am 22. April sind interessierte Kammermitglieder und Bürger eingeladen, im
Rahmen von vier Exkursionen in Köln die Herausforderungen zu diskutieren und vor Ort aufzuspüren, die der demogra­
fische Wandel für die Nutzbarkeit und Funktionalität des ÖPNV und des öffentlichen Raumes mit sich bringt. Dabei sol­
len Themen wie Verkehrswege, Barrierefreiheit, Leitsysteme und Verständlichkeit von Ausschilderungen zu Fuß, mit dem
Fahrrad, im ÖPNV und per Bus erkundet und besprochen werden.
Eine Generationen-übergreifende Nutzbarkeit von Wegen, Plätzen, Räumen und Infrastrukturen beginnt nicht erst im
Haus, sondern bereits weit vor der Haustür. Auch der öffentliche Raum muss für Menschen mit Handicap und für ältere
Menschen sicher und funktional sein. Zugleich muss die Mobilität aller Bürgerinnen und Bürger sichergestellt werden –
mit Blick auf einzelne Stadtquartiere, auf soziale Strukturen und die Nutzbarkeit des ÖPNV.
Architekten und Planer diskutieren im Rahmen der Aktionsplattform „NRW lebt.“ mit Politik und Verwaltung, Vertre­
tern von Interessensverbänden und interessierten Bürgerinnen und Bürgern konkrete Beispiele vor Ort in Köln. Angebo­
ten werden ein Fußrundweg durch die Innenstadt, eine Radtour in den Westen, eine ÖPNV-Rundfahrt sowie eine Ent­
deckertour durch noch wenig genutzten öffentlichen Raum. Lassen Sie sich von „NRW lebt.“ bewegen!
n ros
Details zum Programm und den Touren unter www.nrw-lebt.de.
DABregional 04·15
Aktuell | Nordrhein-Westfalen | 11
Peter Behrens: Ein besseres
Leben gestalten
Fotos: Christof Rose
„So richtig klug bin ich aus ihm nicht geworden“, räumte Prof.
Dr. Thorsten Scheer in einem Pressegespräch vor Eröffnung der
Ausstellung ein. „Aber Peter Behrens muss ein großes Talent ge­
habt haben, Menschen zu begeistern und sich mit äußerst kom­
petenten Mitarbeitern zu umgeben.“ Anlässlich des 75. Todes­
tages des vielfältigen Architekten, Designers, Gestalters und
Kreateurs Peter Behrens zeigte die Peter Behrens School of Ar­
chitecture (PBSA, FH Düsseldorf) im März die Ausstellung
„Peter Behrens und die Vielfalt der Gestaltung“ im Düsseldorfer
NRW-Forum.
Prof. Dr. Thorsten Scheer, Architekturhistoriker an der PBSA, kuratierte und realisierte die Ausstellung mit seinen Studentinnen und Studenten; hier am Modell des
Mannesmannhauses in Düsseldorf
Teekessel und andere Haushaltsobjekte beschäftigten Peter Behrens ebenso wie
Architektur und Grafikdesign
In Berlin-Moabit baute Peter Behrens die berühmt gewordene Turbinenhalle. Die
Modelle wurden von Studierenden entwickelt
Kurator Prof. Thorsten Scheer hatte mit seinen Studentinnen und
Studenten die zwölf wichtigsten Arbeiten von Behrens in hoch­
wertigen Holzmodellen ausgearbeitet und thematisch aufbe­reitet. In der Chronologie der Ausstellung entfaltete sich dabei
das Leben und Werk eines Mannes, der „mit einem Bein noch im
19. Jahrhundert, mit dem anderen aber schon weit im 20. Jahr­
hundert stand“, wie Scheer formulierte.
Peter Behrens war ursprünglich Maler, widmete sich aber spä­
ter hauptsächlich der Architektur. Mit dem Mannesmann-Haus
am Rheinufer in Düsseldorf, dem Hauptlagerhaus der Gutehoff­
nungshütte in Oberhausen und dem Krematorium in Hagen hat
er in NRW einige seiner wichtigsten Bauten realisiert, die heute
noch erhalten sind. Was Peter Behrens besonders auszeichnete,
so Prof. Scheer, war sein ganzheitlicher Gestaltungsansatz, der
darauf abzielte, das Leben der Menschen durch gutes Design und
gute Architektur zu verbessern. Für die AEG entwarf Behrens
Nutzobjekte wie Tischventilatoren, Heizlüfter und Teekessel. Auch
Schriften entwickelte der Allrounder, ebenso wie er sich an dem
„Reformkleid“ versuchte, welches die Frau des beginnenden Jahr­
hunderts aus Mieder und Korsage befreien sollte.
Die Architekturen von Peter Behrens tragen nach der Analyse
des Kunst- und Architekturhistorikers Thorsten Scheer keine kla­
re Handschrift. „Gemeinsam ist seinen Werken der große Maß­
stab und der Wille zu Klarheit und Reduktion.“ Als einer der maß­
geblichen Architekten der frühen Moderne entwarf Behrens, ge­
meinsam mit Ingenieuren, große Fabrikhallen wie die
Turbinenfabrik in Berlin-Moabit als leichte Stahlkonstruktionen,
deren Fassade er aber (aus Repräsentationsgründen) mit Beton­
platten oder Naturstein verkleidete. Seine deutlich jüngeren Kol­
legen Mies van der Rohe und Le Corbusier, die von ihm lernten,
gingen später diesen Weg radikaler weiter.
Die Architektenkammer NRW war als Kooperationspartner in
die Ausstellung eingebunden. In vier Vorträgen wurden im Ver­
lauf des Monats März Leben und Werk von Peter Behrens weiter
beleuchtet und diskutiert. n Christof Rose
Info: www.peter-behrens-ausstellung.de und www.aknw.de.
DABregional 04·15
Fotos: Christof Rose
12 | Nordrhein-Westfalen | Aktuell
Relevantes Thema für die NRW-Architektenschaft: Mehr als 120 Mitglieder informierten sich im Haus der Architekten über Förderprogramme der KfW
(v. l.) Anno Lingens, Sigrid Koeppinghoff, Ernst Uhing, Rita Tölle, Dr. Burkhard
T­ouché, Armin Jung, Dr. Hartmut Murschall, Daniela Korte, Nils Hille, Michael Müller
Fördermittel intelligent kombinieren
KfW stellte im Haus der Architekten neue Förderprogramme und Finanzierungshilfen vor
D
as Fördervolumen der KfW-Bank
läuft auf einem hohen Niveau – es
muss nur genutzt werden!“ Mit die­
ser Botschaft stellte Dr. Burkhard Touché,
Abteilungsleiter der KfW, die Förderpro­
gramme seines Hauses in Düsseldorf vor.
Gemeinsam mit der KfW-Bank und der
Bundesarchitektenkammer (BAK) hatte
die Architektenkammer NRW ihre Mitglie­
der am 26. Februar ins Haus der Archi­
tekten eingeladen, um über neue Förder­
konditionen zu informieren und um ihre
Mitglieder in die Lage zu versetzen, die
Angebote der staatlichen Förderbank im
Sinne der Bauherren zu aktivieren.
Über 14 Milliarden Euro vergibt die KfW
im Jahr an günstigen Krediten für den Be­
reich „Wohnen“. Davon gehen zehn Milli­
arden in Bestands- und Sanierungsmaß­
nahmen. Geld, das Architekten im Sinne
ihrer Bauherren nutzen können, warb Dr.
Touché bei den rund 120 Architektinnen
und Architekten, die zu der Veranstaltung
gekommen waren. Seine Kollegin Daniela
Korte wies darauf hin, dass die KfW im
Wohninvestmenent drei Segmente förde­
re: das energieeffiziente Bauen, im Be­
standsbereich das energieeffiziente Sanie­
DABregional 04·15
ren sowie das altersgerechte Bauen. Geld
stellt auch das Land NRW im Rahmen der
Wohnraumförderung zur Verfügung – 800
Millionen Euro im Jahr.
Für das Ministerium für Bauen, Woh­
nen, Stadtentwicklung und Verkehr des
Landes stellten Sigrid Koeppinghoff und
Rita Tölle die Strategien der Wohnungs­
politik des Landes NRW vor. Dabei hoben
sie besonders hervor, dass die aktuellen
Anstrengungen zur Sanierung des Gebäu­
debestandes unter der Maßgabe des be­
zahlbaren, energieeffizienten und genera­
tionengerechten Bauens stattfinden sollten.
„Bei geschickter Planung können die Mit­
tel des Landes mit den Förderprogrammen
der KfW kombiniert werden.“
Auch Dr. Hartmut Murschall vom NRWKlimaschutzministerium warb für Sanie­
rungskonzepte, die regenerative Energie­
quellen einschließen. Das Programm pro­
gres.nrw, das im Februar dieses Jahres neu
aufgelegt wurde, bietet u. a. Förderung für
thermische Solaranlagen, Photovoltaik-An­
lagen sowie für den Einbau von Wärme­
rückgewinnungsanlagen.
Die Veranstaltung im Haus der Archi­
tekten stand unter dem Motto „Besser mit
Architekten“. Der Präsident der Architek­
tenkammer NRW, Ernst Uhing, warb in sei­
ner Begrüßungsrede dafür, die Mittel für
den Wohnungsbau aktiv zu nutzen. „Wer
die Programme kennt, kann diese bei der
Planung im Sinne seines Auftraggebers be­
rücksichtigen.“ Es sei wichtig, dass insbe­
sondere die energetische Sanierung des
Bestandes mit Architektinnen und Archi­
tekten bzw. Innenarchitekten umgesetzt
werde. „Sonst leidet die Qualität und auch
die Baukultur in diesem Land!“
Diskutiert wurde in der Veranstaltung
auch, wie die ambitionierten Ziele der
Energie­einsparung am einzelnen Objekt
umgesetzt werden können. Beispiele dazu
lieferten drei AKNW-Mitglieder aus ihrer
Planungspraxis. Der Stadtplaner Armin
Jung stellte die energetische Stadtsanie­
rung nach KfW-Programm 432 am Beispiel
der Sennestadt (Bielefeld) vor. Der Düssel­
dorfer Architekt Anno Lingens hatte in sei­
ner Heimatstadt das von den Eltern geerbte
Haus saniert und in ein Drei-Parteien-Haus
umgebaut – altersgerecht nach KfW-Pro­
gramm 159 und unter Wahrung des Denk­
malschutzes. Michael Müller vom Contor
Müller Schlüter in Wuppertal sprach über
„Energieeffizientes Bauen und Sanieren“.
n Christof Rose
Aktuell | Nordrhein-Westfalen | 13
Vergessene
Benzinpaläste
Fotoausstellung „Abgetankt“ von Joachim Gies im HdA
Geschwungene, übergroße Dächer, weite Vorfahrten, gläserne
Kassenhäuschen: Die Tankstellenarchitektur der 1950er-Jahre
kündete von Aufbruch, Fortschritt und der Liebe der Deutschen
zum Automobil. Der junge Fotograf Joachim Gies hat 300 alte
Tankstellen jener Jahre ausfindig gemacht und fotografisch do­
kumentiert. „Ich mag einfach verlassene Orte und die Ausstrah­
lung menschenleerer Räume“, erläuterte Joachim Gies, der die
Bildserie „Abgetankt“ ursprünglich als Abschlussarbeit seines Fo­
tografiestudiums an der Fachhochschule Dortmund realisiert hat­
te. Allerdings kam der nachfolgende Bildband bei Zeitungen und
in Fachmagazinen so gut an, dass Gies mit seinem speziellen The­
ma zum „Medienstar“ avanciert ist, wie sein Mentor Jörg Sarbach
auf der Vernissage erklärte. Sarbach kannte den heute 29-­Jährigen
bereits als Kind und hat ihn zur Fotografie geführt. „Joachim
Gies hat einen präzisen, dokumentarischen und doch zugleich
sehr einfühlsamen Blick auf seine Motive“, charakterisierte
Sarbach die Stärke des jungen Kollegen.
Die Auswahl der Tankstellen-Fotos, die Joachim Gies nun in
der Ausstellung „Abgetankt“ vorstellt, dokumentiert Architektur
und Zeitgeist, Zukunftsglaube und Vergänglichkeitsängste. „Am
Beispiel der Tankstellen können wir auch darüber diskutieren,
wie wir mit dem Gebäudebestand der Nachkriegszeit umgehen
und wie man für erhaltenswerte Bauten geeignete Nachnutzungen
entwickeln kann“, erklärte Ernst Uhing, Präsident der Architek­
tenkammer NRW, in seiner Eröffnungsrede. Dem schloss sich
auch der Festredner, Prof. Dr. Thorsten Scheer, an. Der Kunsthis­
toriker, der an der Peter Behrens School of Architecture lehrt,
ordnete die Typologie der Tankstelle in die städtebauliche Ent­
wicklung der Nachkriegszeit ein. „Das rasante Wachstum des In­
dividualverkehrs ist nicht zuletzt als Folge der Charta von Athen
zu verstehen“, so Scheer. Denn die Funktionstrennung der Stadt
Fotos: Wilfried Meyer
„Des Deutschen liebstes Kind“ fasziniert ungebrochen und macht
die Menschen neugierig. Als Ernst Uhing, Präsident der Architek­
tenkammer NRW, am 3. März mehr als 150 Gäste im Haus der
Architekten zur Eröffnung der Ausstellung „Abgetankt“ begrüßte,
rief er Erinnerungen an das erste eigene Auto und Geschichten
rund um die Tankstelle im Wandel der Zeit wach – und hatte die
volle Aufmerksamkeit seiner Zuhörer. Die Architektenkammer
NRW präsentiert noch bis zum 24. April eine Fotoausstellung von
Joachim Gies, in welcher der Kölner Fotograf Tankstellen der
1950er- und 1960er-Jahre neu ins Bild setzt. Eine faszinierende
Zeitreise – und zugleich eine kritische Dokumentation des Um­
gangs mit der Architektur der Nachkriegszeit.
Die Fotos alter Tankstellen in ihrem heutigen Zustand faszinierten die Gäste
Vernissage am 3. März mit (v. l.): Markus Lehrmann (HGF AKNW), Prof. Dr.
Thorsten Scheer (PBSA), Lutz Lienenkämper (Parl. Geschäftsführer CDU-Landtagsfraktion), Joachim Gies (Fotograf), Ernst Uhing (Präsident AKNW) und Jörg
Sarbach (Fotograf, Mentor des Künstlers)
habe dazu geführt, dass die Menschen bis heute mit dem Auto
zwischen Wohnung, Arbeitsort und Freizeitgestaltung pendelten.
Auch die Ölkrise 1973 habe die Menschen in den Industrienati­
onen nicht grundsätzlich von der Freude am Autofahren abge­
bracht. „Das geschieht erst heute, da der Nimbus des eigenen Au­
tomobils für junge Leute, insbesondere in den Städten, deutlich
abnimmt“, konstatierte der Historiker.
Während seines Fotografie-Studiums in Dortmund begann
Joachim Gies, sich systematisch und konzeptionell in seiner fo­
tografischen Arbeit mit seiner neuen Umwelt auseinander zu set­
zen. Dabei faszinierten ihn insbesondere verlassene Orte, wie
Halden, „Freibäder im Winter“ oder das Haus des verstorbenen
Großvaters. Das Projekt „Abgetankt“ möchte Joachim Gies auf
jeden Fall fortsetzen. „Es gibt bereits viele Hinweise.“ n C. Rose
Ausstellung im Haus der Architekten bis zum 24.04.15. Öffnungszeiten: Mo. – Fr., 8.00 – 17.00 Uhr. Info: www.abgetankt.de.
DABregional 04·15
14 | Nordrhein-Westfalen | Veranstaltungen
Abgetankt und
Förderpreis ab 27.04.!
Foto: Christof Rose
Für ein bundesweites Rauschen im Blätter­
wald der Zeitungen und auch der elektronischen Medien sorgte seit ihrer Eröffnung
die Ausstellung „Abgetankt“, in welcher
der Fotograf Joachim Gies Tankstellen der
1950er- und 60er-Jahre im heutigen Zustand portraitiert. Die Fotoausstellung ist
noch bis zum 24. April im Haus der Architekten zu sehen.
Interview der „tagesschau“ mit AKNW-Präsident
Ernst Uhing zur Ausstellung „Abgetankt“ im HdA
Ab dem 27. April präsentiert die AKNW
dann im Haus der Architekten die Ergebnisse des „Förderpreis 2014 der Stiftung
Deutscher Architekten“. Gezeigt werden
die Arbeiten der Preisträger, Anerkennungen und weitere Einreichungen.
Mit dem Förderpreis will die Stiftung
Deutscher Architekten alle zwei Jahre
Nachwuchs-Architekten auf ihrem Weg in
den Beruf motivieren und besondere Talente öffentlichkeitswirksam auszeichnen.
Die Preisverleihung findet am 16. April
(18.00 Uhr) im Düsseldorfer Künstlerverein „Malkasten“ statt. Alle an dem Thema
Interessierten sind zu der Preisverleihung
herzlich eingeladen - und dazu, sich vom
27.04. bis zum 28.05.15 die Ausstellung
im Haus der Architekten im Düsseldorfer
Medienhafen kostenlos anzusehen. n ros
Öffnungszeiten des Haus der Architekten:
Mo. – Fr., 8.00 – 17.00 Uhr. Eintritt frei!
Der bundesweite „Tag der Architektur“ liegt
in diesem Jahr für Nordrhein-Westfalen et­
was ungünstig – nämlich mit dem 27. und
28. Juni am ersten Wochenende der Som­
merferien. Der Bereitschaft der Kammer­
mitglieder, mit ihren neuen und erneuerten
Bauwerken an der Veranstaltung mitzu­
wirken, hat dies glücklicherweise fast kei­
nen Abbruch getan: Etwa 375 Hochbauten
und Objekte der Innenarchitektur, der Land­
schaftsarchitektur und der Stadtplanung
werden den TdA auch in diesem Jahr wie­
der zu einem großen
Architekturfest mit ei­
ner enormen
Reichweite
machen.
Die Sichtungskommission tagte
am 9. März im Haus der Archi­
tekten und stellte die Einhaltung
der formalen Teilnahmebedin­
gungen fest. Erneut stellt die
Gruppe der privaten Ein- und
Mehrfamilienhäuser den größ­
ten Teil der Bauwerke, die zu se­
hen sein werden.
Die Architektenkammer NRW wird den be­
liebten Print-Katalog zum „Tag der Archi­
tektur 2015“ voraussichtlich Anfang Mai
Foto: Christof Rose
NRW: 375 Objekte am
„Tag der Architektur“
„Sichtungskommission“ mit (v. l.): Jürgen Meinhard,
Dr. Markus Wirtz (Geschäftsst.), Ernst Herbstreit,
Frank Brünsing, Gabriele Richter, Katja Domschky,
Jessica Franke (Geschäftsst.) und Martin Müller
veröffentlichen können; kurz vorher wird
die Internet-Datenbank freigeschaltet. Die
Geschäftsstelle der
AKNW hat die Pres­
searbeit bereits begon­
nen und alle aktuellen
Medien in NRW sowie
die Fachpresse über die Veranstaltung in­
formiert. Alle Teilnehmer sind eingeladen,
ebenfalls mit ihren Beiträgen bei den Zei­
tungen und elektronischen Medien vor Ort
auf den Tag der Architektur hinzuweisen.
Der Tag der Architektur findet in den mei­
sten Bundesländern – auch in NRW – zum
20. Mal statt. Das Motto der Jubiläumsaus­
gabe des TdA lautet „Architektur hat Be­
stand“.
n ros
Aktuelle Info unter www.aknw.de.
„Megacities China“ in Bielefeld zu sehen
Am 14. April geht im „Lichtwerk“ in Bielefeld die neue Reihe „Architektur
und Film“ der Architektenkammer NRW an den Start. Das erfolgreiche Pro­
jekt, das die AKNW mit dem Filmmuseum der Landeshauptstadt Düsseldorf
entwickelt hat und in halbjährlichem Rhythmus weiter führt, befasst sich
diesmal mit dem Thema der „Megacities China“.
Als Megacity werden Städte bezeichnet, die mehr als zehn Millionen Ein­
wohner haben. Nahezu die Hälfte der 30 größten Städte der Welt liegt in
Asien. Rasant wachsende Megastädte treiben die wirtschaftliche Entwick­
lung Chinas voran, sind aber auch Orte sozialer Konflikte.
Die 17. Ausgabe der Reihe „Architektur und Film“ greift diese Themen in
unterschiedlichen Filmbeiträgen auf: „Bird‘s Nest – Herzog und de Meuron
in China“ (C. Schaub, 2008; am 14.04.15); die Tragikomödie „I love Beijing“
(Ning Ying, 2002; 21.04.); „The House in the Park“ (Hercli Bundi, 2010;
28.04.) und „Fallen Angels“ (Wong Kar-Wai, 1995; 05.05.).
n ros
Detaillierte Infos zum Programm unter www.aknw.de.
DABregional 04·15
Veranstaltungen / Service | Nordrhein-Westfalen | 15
Fachexkursionen zur Expo Milano 2015: Termine
Am 1. Mai öffnet in Mailand die Expo Milano 2015 ihre Pforten. Bis zum 31.
Oktober werden die Länderpavillons und Themenpräsentationen unter dem
Leitmotiv „Den Planeten ernähren, Energie für das Leben“ Besucher aus der
ganzen Welt anlocken – darunter viele Architekturfreunde und Fachleute
der Branche. Die Akademie der Architektenkammer NRW hat mit der Agen­
tur Poppe-Reisen einige Fachexkursionen für Architektinnen und Architekten
entwickelt, die das 1,1 km2 große Messegelände aus Expertensicht erschlie­
ßen. Die Reiseangebote sind wahlweise mit eigener Anreise buchbar und
umfassen drei Hotelübernachtungen im zentral gelegenen 4-Sterne-Hotel
Radisson Blu, einen architektonischen Rundgang durch die Innenstadt Mai­
lands, ein gemeinsames Abendessen sowie den Eintritt zur Expo mit ganz­
tägiger Begleitung durch einen fachlich versierten Reiseleiter.
n gro/ros
Termine: 10. – 13.05. und 31.05. – 03.06.2015. Restplätze gibt es noch für
die Exkursionen 17. – 20.05. und 24. – 27.05.2015. Ausgebucht sind bereits
die Touren 03. – 06.05. sowie 28.06. – 01.07.2015. Informationen zu weiteren Terminen im Herbst 2015 und das detaillierte Programm finden Sie
im Internet-Angebot unter www.akademie-aknw.de.
Ausloberpreis für die Wohn + Stadtbau Münster
Mit der Wohn + Stadtbau Münster GmbH wird zum ersten Mal ein Unter­
nehmen der Wohnungswirtschaft mit dem Ausloberpreis der Architekten­
kammer Nordrhein-Westfalen gewürdigt. Der Preis ist eine öffentliche An­
erkennung für Auftraggeber, die konsequent auf das Vergabeinstrument des
Architektenwettbewerbs setzen, um für ihre Bauaufgaben die jeweils opti­
male Lösung zu ermitteln; und die im Anschluss auch die geplanten Bau­
werke mit den Preisträgern realisieren. Die Wohn + Stadtbau hat seit ihrer
Beteiligung am „Landeswettbewerb 2006“ des Bauministeriums NRW und
der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen viele konkurrierende Verfah­
ren nach den Wettbewerbsregeln durchgeführt. Für diese vorbildliche Stra­
tegie erhält die Wohn + Stadtbau den „Ausloberpreis 2015“.
n ros
20.04.15, 17.00 Uhr: Verleihung „Ausloberpreis 2015“. Friedenssaal im Historischen Rathaus Münster. Anmeldung bitte unter [email protected].
Mitmachen: Sommerseminar an der Aa
Absolventinnen und Absolventen der Architekturfakultäten in NRW sind
wieder eingeladen, am „Sommerseminar“ der Stiftung Deutscher Architekten
teilzunehmen. Unter dem Kürzel „KUBAaI“ will die Stadt Bocholt ein „Kul­
turquartier Bocholter Aa und Industriestraße“ entwickeln. Aufgabe der Se­
minarteilnehmer wird es sein, ein städtebauliches Konzept für diesen dicht
bebauten Bereich der traditionsreichen Bocholter Textil-Industrie und neue
Wohnkonzepte zu entwickeln. Eine spannende Aufgabe für drei intensive
Workshoptage. Die Stiftung führt das Seminar in Zusammenarbeit mit der
Stadt Bocholt und der „Regionale 2016“ vom 19. bis 21. Juni durch. n ros
Praxishinweise des Monats
Mindestlohn für
Praktikanten?
Seit dem 01.01.2015 gilt das Gesetz zur
Regelung eines allgemeinen Mindestlohns (MiLoG). Auch wer in seinem Büro
Praktikanten beschäftigt, muss sich seitdem mit der Frage befassen, ob das
MiLoG auf das jeweilige Praktikumsverhältnis Anwendung findet und die Praktikantin oder der Praktikant Anspruch
auf den Mindestlohn von 8,50 Euro hat.
Auf berufs- oder studienbegleitende
Praktika von bis zu drei Monaten Dauer
finden die Regelungen zum Mindestlohn
grundsätzlich keine Anwendung. Jedoch
dann, wenn zuvor bereits ein Praktikumsverhältnis mit demselben Ausbildenden
bestanden hat, sind die Regelungen des
MiLoG wieder anzuwenden.
In dem Praxishinweis der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen „Das Mindestlohngesetz im Architekturbüro“ (PH50)
finden Sie weitere Details dazu, unter
welchen Voraussetzungen der Mindestlohn auch für Praktikantinnen und Praktikanten in Architekturbüros gilt. Im Übrigen thematisiert der Hinweis auch den
durch das MiLoG definierten Qualitätsrahmen für Praktika und fasst zusammen,
welche Regelungen der Vertrag mit einem
Praktikanten enthalten muss.
n KD
Den Praxishinweis „Das Mindestlohngesetz im Architekturbüro“ (PH50)
sowie alle weiteren bisher erschienenen Praxishinweise der Architektenkammer NRW finden Sie auf unseren Internetseiten unter: www.
aknw.de in der Rubrik „Mitglieder /
Veröffentlichungen / Praxishinweise“.
Sie können diese dort herunterladen
oder als gedruckte Merkblätter beziehen. Das Angebot ist für Mitglieder
kostenlos nutzbar.
Berichte zu aktueller Rechtsprechung
finden Sie ebenfalls unter „Mitglieder“
in der Rubrik „Recht und Gesetze /
Rechtstipps und Urteile“.
Info unter www.stiftung-deutscher-architekten.de oder Tel: (0211) 4967-42.
DABregional 04·15
Rendering und Lageplan: Architekten
16 | Nordrhein-Westfalen | Blickpunkt
Erster Preis im Landeswettbewerb 2014 für den Entwurf von pbs architekten und Fritzen Architekten und Stadtplaner
Wohnen und Leben auf dem Campus
Landeswettbewerb NRW 2014: Campus West in Aachen – Dokumentation der Preisträgerarbeiten
E
infach formulierte Aufgabenstellung, schwieriges Grund­
stück: Ein neues Wohnquartier für den Campus der RWTH
Aachen war zu entwickeln, das dazu beitragen soll, die Woh­
nungssituation in Aachen zu verbessern und den Wohnraumbe­
darf zu decken, der durch das weitere Wachstum der Hochschu­
le zu erwarten ist. Der Landeswettbewerb NRW 2014 war vom
MBWSV und der AKNW gemeinsam ausgelobt worden. Die Stadt
Aachen, die Mitauslober war, wünschte sich außerdem, dass das
Projekt zusätzliche Impulse für die Entwicklung des Campus West
aussenden sollte. Am 20. Februar wurden in der Aachener
­Nadelfabrik die Preise überreicht. Wir stellen die prämierten
­Arbeiten vor.
Erster Preis: pbs architekten Gerlach Wolf Böhning
Aachen; Fritzen Architekten und Stadtplaner, Köln
Ihre Entscheidung, den mit 26 500 Euro dotierten ersten Preis
an pbs architekten Gerlach Wolf Böhning Planungsgesellschaft
zusammen mit Fritzen Architekten und Stadtplaner zu vergeben,
begründete die Jury wie folgt: „Das Quartier wird durch zwei
Stichstraßen erschlossen, die in einen räumlich klar gefassten
und städtebaulich richtig gelegenen Dreiecksplatz münden. An
die Südseite des Platzes schließt eine kammartige, geschlossene
Bebauung sinnvoll an das Campusband an. Diese wird an der
nördlichen Platzseite ergänzt durch eine maßvolle Fortführung
der Bestandsstrukturen des ehemaligen Klosters durch Zeilen­
bauten, die zum einen den Klostergarten einfassen und zum an­
deren offene Wohnhöfe bilden. Im Nordwesten schließt das Quar­
tier sinnvoll an die Bebauung Süsterau an. Richtigerweise wird
DABregional 04·15
diese durch eine Mischung von Stadthäusern sowie durch Rei­
henhäuser ergänzt. [...]
Der Entwurf besticht insgesamt durch seine klare städtebau­
liche Sprache und durch die überzeugende baukörperliche Lö­
sung des Lärmschutzes am südöstlichen Rand des Quartiers zum
Campusband hin. Die Grundrisse der dargestellten Wohnungen
überzeugen sowohl funktional als auch hinsichtlich ihrer Durch­
mischung. Die Kammstruktur der Bebauung ermöglicht eine Be­
lichtung der Wohnungen zu unterschiedlichen Himmelsrich­
tungen sowie ihre natürliche Belüftung bei gleichzeitiger Einhal­
tung des Schallschutzes auf der Südseite. Positiv wird weiterhin
gesehen, dass das Quartier ein flexibles Angebot an differenzierten
Wohnformen unter anderem für studentisches Wohnen in Cam­
pusnähe anbietet. Die Kindertagesstätte fügt sich harmonisch in
die Wohnbebauung ein und ist über die südliche Stichstraße
zweckmäßig angebunden. [...]“
Zweiter Preis: h4a Gessert + Randecker + Legner
Architekten, Düsseldorf
Juryurteil: „Das Konzept des mit Wohnhöfen gegliederten Lärm­
schutzriegels und der Parkrandbebauung überzeugt. Auch die
Wohnhöfe entlang der Erschließungsstraße mit den gegenüber­
liegenden Gebäuden zeigen besondere Qualitäten. Sie bieten ein
differenziertes räumliches Angebot für unterschiedliche Zielgrup­
pen. Sie schaffen klare Quartiere sowie städtebauliche Transpa­
renz und Durchlässigkeit. Die Höfe ermöglichen eine prägnante
Adressbildung. Die klare Erschießung unterstreicht die städte­
bauliche Grundkonzeption in selbstverständlicher Art.
Blickpunkt | Nordrhein-Westfalen | 17
Der südliche Wohnriegel integriert den Schallschutz durch seine
baukörperliche Ausprägung mittels Querstellung der Wohnku­
ben und geschickter grundrisslicher Zonierung. Der städtebau­
lichen Konzeption folgend, weist der Wohnriegel gute Proporti­
onen, Maßstäblichkeit und Angemessenheit zum Ort auf. Die An­
lage der Wohnungsgrundrisse durch Auflösung des Riegels in
eine Kammstruktur schafft vielfältige Orientierungs- und Belich­
tungsmöglichkeiten und kann nachhaltig auf künftige Wohnan­
forderungen reagieren. Die dargestellten Grundrisse sind funk­
tional überzeugend und von hoher Varianz. Die Architektursprache des Baukörpers ist schlüssig aus dem städtebaulichen
Konzept entwickelt. [...]“
Dritter Preis: Konrath und Wennemar Architekten
Ingenieure; FSWLA Landschaftsarchitektur, Düsseldorf
Begründung der Jury: „Das robuste städtebauliche Konzept setzt
die Anforderungen der Auslobung auf den Ort bezogen geschickt
um. Eine südliche Achse vom ehemaligen Kloster zum künftigen
Campusband schafft eine räumlich prägnante innere Erschlie­
ßung. Das historische Klostergebäude wird so zur unverwechsel­
baren Adresse für das neue Quartier.
Das Erschließungssystem in Spangenform ermöglicht eine kla­
re Orientierung. Die Straßen, Plätze und Freiräume bieten unter­
schiedliche stadträumliche Identitäten, sind wohlproportioniert
und versprechen hohe Aufenthaltsqualität. Die Baufelder bieten
trotz der unterschiedlichen Gebäudestrukturen ein harmonisches
Raumgefüge. Das Stellplatz- und Garagenkonzept entspricht der
kleinteiligen Logik der Baufelder. Der Standort der Kita im Süd­
osten ist richtig gewählt. [...] Das städtebauliche Konzept ist prägnant und dem Ort angemessen. Die Architektur der Gebäude ist
grundsätzlich ebenfalls überzeugend, bedarf jedoch hinsichtlich
der Wohnungsorientierung und des Schallschutzes der Überar­
beitung und weiterer Untersuchung. Die Arbeit stellt einen indi­
viduellen und innovativen Beitrag zur gestellten Aufgabe dar.“
Jury: „Das städtebauliche räumliche Konzept arbeitet mit klaren
Strukturen und Themen insbesondere zu den Rändern. Die An­
schließung erfolgt als einfache Ringstraße. So prägen dreige­
schossige Reihenhäuser den Zugang von der Süsterfeldstraße.
Durch das Herausdrehen der Gebäude aus der Straßenachse nach
Westen entstehen wohnhofähnliche Vorbereiche mit einer klaren
Adressbildung. Über die Terrassierung der Straßeneingangsbe­
reiche zu den eigenen Gärten wird die bestehende Topografie in
das Konzept aufgenommen. [...]
Die Architekturen sind aus dem städtebaulichen Konzept schlüs­
sig entwickelt. [...] Die Grün- und Freiraumgestaltung zur Süsterau und im Zusammenhang mit der Kammbebauung ist schlüs­
sig auf die Wohn- und Gebäudetypologien übertragen. Die un­
deutliche städtebauliche und grünstrukturelle Ausgestaltung der
Mitte verhindert eine starke Quartiersbildung. [...]“
(Alle Jurybegründungen in Auszügen zitiert.)
Renderings: Architekten
Anerkennung: Architektur Contor Müller Schlüter,
Wuppertal; Club L 94 Landschaftsarchitekten, Köln
(v. o. n. u.) Zweiter Preis: h4a Gessert + Randecker + Legner Architekten
Dritter Preis: Konrath und Wennemar Architekten Ingenieure mit FSWLA Landschaftsarchitektur
Anerkennung: Architektur Contor Müller Schlüter mit Club L 94 Landschaftsarchitekten
Die ausführliche Dokumentation zum Landeswettbewerb kann
unter www.aknw.de bestellt bzw. heruntergeladen werden.
DABregional 04·15
18 | Nordrhein-Westfalen | Politik
270 Millionen Euro für die
Städtebauförderung
Bund und Land stellen in den kommenden
fünf Jahren rund 270 Millionen Euro für
die Städtebauförderung NRW bereit. Ein
großer Teil der Förderungen wird voraus­
sichtlich wieder Kommunen in der Metro­
pole Ruhr zugute kommen. Aus dem aktu­
ellen Städtebauförderungsprogramm hat
das Ruhrgebiet nach Angaben des NRWMinisteriums für Bauen, Wohnen, Stadt­
entwicklung und Verkehr 102,5 Millionen
Euro (37,1 Prozent der Fördermittel) er­
halten. Ein Großteil floss in Projekte aus
den Bereichen „Soziale Stadt“ und „Stadt­
umbau West“. Angesichts der Bedarfslage
der Kommunen im Ruhrgebiet könne auch
für 2015 eine überproportionale Förderung
prognostiziert werden.
Schwerpunkt der nächsten Förderperi­
ode sollen städtische und ländliche Räu­
me mit erhöhten strukturellen Schwierig­
keiten sein. Mithilfe der Städtebauförde­
rung werden unter anderem die energetische
Sanierung von Schulen, die barrierefreie
Umgestaltung von Marktplätzen sowie die
Umgestaltung von Grünanlagen finanziert.
Für das fondsübergreifende Förderpro­
gramm „Starke Quartiere – starke Men­
schen“ werden die NRW-EU Programme
des Europäischen Fonds für Regionale Ent­
wicklung (EFRE), des Europäischen Sozi­
alfonds (ESF) und des Europäischen Land­
wirtschaftsfonds für die Entwicklung des
ländlichen Raums (ELER) gebündelt. Der
Verband der Wohnungs- und Immobilien­
wirtschaft (VdW RW) begrüßt dieses Ver­
fahren. VdW-Verbandsdirektor Alexander
Rychter hält es für sinnvoll, ausgewählte
Stadtviertel gezielt zu fördern, anstatt sich
auf Einzelgebäude zu konzentrieren. „Funk­
tionierende Quartiere mit einer guten so­
zialen Durchmischung, mit einer Vielfalt
an städtischen Funktionen und genügend
Barrierefreiheit auch jenseits der Wohn­
häuser entscheiden letztlich darüber, ob
Menschen in einer Stadt leben wollen.“ Die
Wohnungsunternehmen und Genossen­
schaften würden die Förderangebote vo­
raussichtlich gut annehmen.
n pm/ros
DABregional 04·15
Wohnungswirtschaft
Tourismus
VdW kritisiert
Mietpreisbremse
Besucherrekord in NRW
Erneut hat der Tourismus in NordrheinWestfalen ein Rekordergebnis erzielt: 2014
kamen erstmals 21,2 Millionen Gäste. Auch
die Zahl der Übernachtungen stieg mit 47,9
Millionen auf einen neuen Rekordwert.
„Dass uns zum fünften Mal in Folge ein Re­
kordergebnis gelungen ist, zeigt eines ganz
deutlich: Unsere Investitionen zahlen sich
aus“, erklärte NRW-Wirtschaftsminister
Garrelt Duin. Seit 2010 habe NordrheinWestfalen beim Übernachtungstourismus
um 18,1 Prozent zugelegt. „Damit liegen
wir an der Spitze der großen Flächenlän­
der und deutlich über dem Bundesdurch­
schnitt“, freute sich Duin.
Mit 21,2 Millionen Ankünften (plus 4,2
Prozent) und 47,9 Millionen Übernach­
tungen (plus 3,9 Prozent) konnte Nordrhein-Westfalen 2014 den fünften Rekord
in Folge erzielen. 2014 konnten alle Regi­
onen in NRW die Gäste- und Übernach­
tungszahlen im Vergleich zum Vorjahr stei­
gern. Mit 3,7 Millionen Ankünften erzielten
die Regionen Köln und Rhein-Erft-Kreis
die höchste Gästezahl. Die Region Düssel­
dorf und der Kreis Mettmann lagen mit 3,2
Millionen auf Platz zwei, das Ruhrgebiet
mit 3,1 Millionen auf Platz drei.
Den prozentual höchsten Zuwachs bei
den Übernachtungen konnten im vergan­
genen Jahr mit über zwölf Prozent die Ei­
fel und die Region Aachen verbuchen. Aa­
Für ein falsches Signal hält der Verband
der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft
Rheinland Westfalen (VdW RW) die von
der Großen Koalition in Berlin beschlos­
sene Mietpreisbremse. Verbandsdirektor
Alexander Rychter glaubt, das Instrument
werde seinen Zweck verfehlen. „Die Miet­
preisbremse weckt falsche Erwartungen
bei den Menschen. Die Wohnungsunter­
nehmen und Wohnungsgenossenschaften
raten nun vor allem dazu, die Mietpreis­
bremse im Rahmen einer verantwortungs­
voll definierten Gebietskulisse einzuset­
zen.“ Flächendeckend könne in NRW und
dem nördlichen Rheinland-Pfalz keine Re­
de von zu hohen Kaltmieten bei den Un­
ternehmen der Wohnungswirtschaft sein:
Nach Angaben des Verbandes sind die Kalt­
mieten in den letzten zehn Jahren unter­
halb der Inflationsrate gestiegen und lagen
in NRW im Jahr 2013 bei 5,02 Euro je qm
Wohn- und Nutzfläche.
n pm/ros
Wohnungspolitik
Groschek unterzeichnet
Europäische Erklärung
Foto: Karlsverein
Stadtentwicklung
War im „Karlsjahr“ 2014 ein besonderer Touristenmagnet: der Aachener Dom
chen stand 2014 aufgrund der zahlreichen
Ausstellungen und Veranstaltungen anläss­
lich des Karlsjahres verstärkt im Fokus der
Besucher. n pm/ros
NRW-Bau- und Wohnminister Michael Gro­
schek hat in Brüssel die Europäische Erklä­
rung zu einer verantwortungsvollen Woh­
nungswirtschaft unterzeichnet. Groschek
unterstützt damit das Anliegen der Orga­
nisatoren, sich für die Schaffung von be­
zahlbarem Wohnraum stark zu machen.
„Wir brauchen eine sozial ausgewogene
Wohnungspolitik, um auch in Zukunft den
Menschen ausreichend bezahlbaren und
qualitätsvollen Wohnraum zu bieten, ins­
besondere in den Boomstädten“, erklärte
der Minister. „Daher appelliere ich an die
Wohnungswirtschaft, sich der Zielsetzung
der Erklärung ebenfalls anzuschließen.“
Die Erklärung haben unter anderem be­
reits Schottland, die Stadt Wien, der Deut­
sche Mieterbund sowie viele Verbände der
Wohnungswirtschaft unterschrieben. n pm
Berufspraxis | Nordrhein-Westfalen | 19
Bundesbauministerium zieht Konsequenzen aus BGH-Urteil zu Stufenverträgen
Wie zuletzt berichtet, hat der Bundesgerichtshof (BGH) mit Ur­
teil vom 18.12.2014 festgestellt, dass bei Stufenverträgen der
Zeitpunkt des Abrufs der jeweiligen Stufe darüber entscheidet,
welche Fassung der HOAI anzuwenden ist. Nun hat das Bundes­
ministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicher­
heit die notwendigen Konsequenzen aus diesem Urteil gezogen.
Es geht in Übereinstimmung mit der juristischen Fachwelt da­
von aus, dass die BGH-Entscheidung nicht nur im Hinblick auf
den im Ausgangsfall zugrunde liegenden Wechsel von der HOAI
2002 zur HOAI 2009 von Belang ist, sondern auch für Stufenver­
träge, die unter Geltung der HOAI 2009 geschlossen wurden, bei
denen einzelne Stufen aber erst nach Inkrafttreten der HOAI 2013
abgerufen wurden bzw. werden. Durch Anwendungserlass vom
24.02.2015 (B I 1 – 81011.4/0) hat das Ministerium klargestellt,
dass in beiden Fallgestaltungen auf die jeweils zum Abrufzeitpunkt
geltende HOAI-Fassung abzustellen ist. Weiter heißt es in dem Er­
lass u. a., dass bei den nach Inkrafttreten der HOAI 2013 abgeru­
fenen Stufen ggf. auch die mitzuverarbeitende Bausubstanz bei
den anrechenbaren Kosten zu berücksichtigen ist. Das Ministeri­
um weist schließlich darauf hin, dass bei der Ermittlung der Ho­
norare die prozentuale Bewertung der Leistungsphasen gemäß
HOAI 2013 an den im Ausgangsvertrag festgelegten Umfang der
spezifischen Leitungspflichten anzupassen ist. Dies bedeutet, dass
der Architekt lediglich die Grundleistungen nach der HOAI 2009
zu erbringen hat. Die mit der HOAI 2013 neu hinzugetretenen,
nicht zu erbringenden Grundleistungen werden anteilig bewertet
und vom dem auf Basis der HOAI 2013 errechneten Honorar ab­
gezogen. Das Bundesbauministerium hat in Aussicht gestellt, bis
zum Jahresende Richtwerte für die Bewertung der entsprechenden
Teilleistungen bekannt zu geben.
n Dr. S. Kerkhoff
Rechtsproblem des Monats
Freundschaftsdienst
Architektin A wendet sich mit folgender
Frage an die Kammer:
„Ich habe häufiger Aufträge für die Planung und Überwachung von Baumaßnahmen der Firma X erhalten. Auf diese
Weise hat sich in den letzten Jahren eine
enge Zusammenarbeit mit dem Geschäftsführer des Unternehmens ergeben. Wir
haben uns immer sehr gut verstanden und
vertrauensvoll kooperiert. Deshalb habe
ich mich beim letzten Auftrag darauf eingelassen, diesmal einen Pauschalpreis zu
nennen und vertraglich festzuschreiben.
Mittlerweile muss ich aber feststellen, dass
diese Pauschale deutlich zu niedrig angesetzt war. - Darf ich jetzt noch eine Rechnung nach den Regeln der HOAI stellen?“
Ja, da die getroffene Honorarvereinbarung
unwirksam sein dürfte. Eine Unterschreitung der Mindestsätze lässt die HOAI nur
in Ausnahmefällen zu und verlangt dafür
zusätzlich eine schriftliche Vereinbarung
(§ 7 Abs. 3 HOAI). Nach der Amtlichen Begründung der Regelung in der HOAI 2009,
die unverändert in die HOAI 2013 übernommen wurde, können enge Bindungen
rechtlicher, wirtschaftlicher, sozialer oder
persönlicher Art für einen Ausnahmefall
sprechen, der die Mindestsatzunterschrei-
tung rechtfertigt (BR-Drs. 396/09, S. 165).
Die Hürden für die Annahme einer engen
wirtschaftlichen Beziehung, die in der Praxis
am häufigsten für Rechtsunsicherheit sorgt,
sind jedoch hoch. Das Vertragsverhältnis muss
sich dazu ganz deutlich von der Masse der
übrigen Vertragsverhältnisse abheben (BGH,
Urteil vom 27.10.2011 – VII ZR 163/10, BauR
2012, 271). Das Oberlandesgericht Düsseldorf hat jüngst noch einmal betont, dass es
sich um eine besonders enge Beziehung zwischen den Parteien handeln muss, und dass
diese nicht schon deshalb anzunehmen ist,
weil sich im Laufe einer geschäftlichen Zusammenarbeit Umgangsformen entwickelt
haben, die als freundschaftlich zu bezeichnen sind (OLG Düsseldorf, Urteil vom
23.10.2014 – 5 U 51/13).
Auch reicht es nicht aus, dass schon in der
Vergangenheit vielfach Aufträge erteilt und
zu einem unter dem Mindestsatz liegenden
Pauschalhonorar vergütet wurden, oder dass
der Auftragnehmer regelmäßig einen erheblichen Teil seines Jahresumsatzes aus einer
bestimmten Geschäftsbeziehung generiert
(vgl. BGH, Urteil vom 27.10.2011 – VII ZR
163/10, IBR 2012, 88). Ebenso wenig genügt
die wiederholte Erteilung gleichgelagerter
Aufträge (KG Berlin, Urteil vom 13.1.2011 –
27 U 34/10). Vor diesem Hintergrund er-
scheint mittlerweile sogar fraglich, ob (wie
früher häufig angenommen) das Bestehen
eines Rahmenvertrages für sich genommen noch einen Ausnahmefall zu begründen vermag (vgl. Locher/Koeble/Frik, HOAI, 12. Aufl., Rz. 124 zu § 7 HOAI).
Praxistipp
Ob wirklich eine Konstellation vorliegt, die
eine Mindestsatzunterschreitung gestattet, sollte schon deshalb sorgfältig geprüft
werden, weil anderenfalls die Gefahr besteht, gegen Berufspflichten zu verstoßen
(§ 22 Abs. 2 Nr. 8 BauKaG NRW). Ein wegen einer Mindestsatzunterschreitung unwirksamer Vertrag ist zudem höchst streitanfällig, denn häufig beruft sich der Bauherr darauf, dass der Architekt nach Treu
und Glauben dennoch an die unwirksame
Honorarvereinbarung gebunden sei. Dies
kann der Fall sein, wenn der Auftraggeber
auf die Wirksamkeit der Vereinbarung vertrauen durfte und sich hierauf durch entsprechende wirtschaftliche Dispositionen
eingerichtet hat. Ein in dieser Weise schutzwürdiges Vertrauen kann sich u. a. dadurch
herausbilden, dass zwischen den Vertragspartnern wiederholt Honorarvereinbarungen unter den Mindestsätzen getroffen
wurden.
n Dr. Sven Kerkhoff
DABregional 04·15
20 | Nordrhein-Westfalen | Prisma
Ausstellungen
Eduardo Souto de Moura in
Hombroich
Dortmund
Ina Weber/Vincent Tavenne:
Weg nach Dort
Museum Ostwall, Leonie-ReygersTerrasse 2
(bis 26. April 2015)
Modelle, Pläne, Skizzen und Fotografien
des portugiesischen Architekten Eduardo
Souto de Moura zeigt die Stiftung Insel
Hombroich gemeinsam mit dem Bund Deut­
scher Architekten BDA. Souto de Moura,
geboren 1952, ist ein bedeutender Vertre­
ter der Escola do Porto; 2011 erhielt er den
Pritzker-Preis.
Herford
(un)möglich! Künstler als Architekten
Marta, Goebenstraße 2–10
(bis 31. Mai 2015)
Köln
SYSTEM DESIGN.
Über 100 Jahre Chaos im Alltag
Museum für angewandte Kunst,
An der Rechtschule
(bis 7. Juni 2015)
Weil am Rhein
Architektur der Unabhängigkeit.
Afrikanische Moderne
Vitra Design Museum,
Charles-Eames-Straße 2
(bis 31. Mai 2015)
Making Africa.
A Continent of Contemporary Design
(bis 13. September 2015)
Foto: Luis Ferreira Alves
Frankfurt
DAM-Preis für Architektur in
Deutschland 2014
Deutsches Architekturmuseum,
Schaumainkai 43
(bis 12. April 2015)
Estádo Municipal de Braga von Eduardo Souto de
Moura (2003)
Die Ausstellung und der zweisprachige
Katalog legen das Augenmerk auf die Ent­
stehungsprozesse und Realisierung seiner
Bauten seit 1980 sowie auf die für de
Moura so wichtige Inspiration durch Ar­
chitekturgeschichte und Literatur. Ausstel­
lung und Katalog sind in enger Absprache
mit dem Architekten konzipiert, der bei
der Eröffnung anwesend sein wird.
Der von dem portugiesischen Archi­
tekten Alvaro Siza gestaltete „Siza Pavil­
lon“ auf der Raketenstation Hombroich
bietet einen passenden Rahmen für die
Präsentation. Siza ist ein enger Weggefähr­
te von Souto de Moura. n pm/ros
Foto: © Iwan Baan
18.04. – 24.08.2015, Eröffnung: 18.04.2015.
Raketenstation Hombroich, Siza Pavillon,
41472 Neuss. Weitere Info unter www.
inselhombroich.de.
Albert Weis in Goch
Hotel Ivoire, Abidjan (Côte d’Ivoire) von Heinz
Fenchel and Thomas Leiterdorf, 1962-1970
Ausstellungen mit Architekturbezug in Auswahl
DABregional 04·15
Architektur und Stadtraum
der Nachkriegsmoderne
Das Museum im niederrheinischen Goch
zeigt bis zum 17. Mai eine Ausstellung zum
Werk des 1969 in Passau geborenen Künst­
lers Albert Weis. Der in Berlin lebende
Künstler erfährt seine Inspiration nach An­
gaben des Museums in dem ihn und uns
umgebenden urbanen Raum. Instinktiv
spüre er Proportionen und Maßverhält­
nisse auf und setze diese in eigenen skulp­
turalen Werken um. Bei seinen Streifzügen
durch die bundesdeutschen Städte reagiert
Weis besonders gern auf die Architektur
und den Stadtraum der Nachkriegsmo­
derne.
Die Diskrepanz zwischen der Sehnsucht
nach einer funktionierenden, auf den Men­
schen ausgerichteten Architektur auf der
einen und dem Scheitern einer solchen
Utopie auf der anderen Seite prägen den
kritischen und gleichsam sensiblen Blick
des Künstlers auf unsere gebaute und ge­
formte Umwelt, so die Ausstellungsmacher
in der Ankündigung der bis zum 17. Mai
terminierten Schau. Ausgangspunkt für die
Schau sind seine jüngsten Arbeiten, in de­
nen er mit Aluminium-Klebeband Wand­
fläche abklebt.
Als arbeite er mit einem breiten Pinsel,
überklebt er Wandpartien und lässt so viel
freie Wand stehen, dass der Eingriff deut­
lich sichtbar bleibt. Dieser Eingriff akzen­
tuiert und versteckt gleichermaßen, legt
architektonische Situationen offen, indem
er sie verdeckt.
Foto: Albert Weis
Stiftung Insel Hombroich
tape (silver), Museum für konkrete Kunst, Ingolstadt,
2014 von Albert Weis
Der Künstler reagiert und antwortet
nach Museumsangaben auf architekto­
nische Gegebenheiten. Er deckt Maßver­
hältnisse auf, mache sie sichtbar und phy­
sisch erlebbar und wirke so wie ein "Spie­
gel der Verhältnisse". Seine Materialien
sind Metall oder Kunststoff, ebenso aber
Neonlichtröhren sowie Videos. n ARe
Weitere Informationen finden Sie unter
www.museum-goch.de.
Personalien
Nachruf
Die Architekten­
kammer NRW trau­
ert um Wolfgang
Esser, der am 14. Fe­
bruar im Alter von
86 Jahren verstor­
ben ist. Der Essener
Architekt gehörte
zu den Kammermit­
gliedern der ersten Stunde. Von der ersten
Wahl zur Vertreterversammlung der AKNW
im Jahre 1971 bis 2011 war Wolfgang Esser
ununterbrochen Mitglied des „Architekten­
parlaments“. In der langen Zeit seiner eh­
renamtlichen Tätigkeit hat sich der Architekt
in zahlreichen Kammergremien engagiert.
Über zwanzig Jahre arbeitete er im Ausschuss
„Planen und Bauen“ sowie in weiteren Fach­
gremien mit. Sein besonderes Interesse galt
den Normvorschriften im Wärme-, Schallund Brandschutz.
Wolfgang Esser begann seine berufliche
Laufbahn nach dem Studium in Essen als
angestellter Architekt. 1966 machte er sich
selbstständig und realisierte vor allem Pro­
jekte im Wohnungs- und Verwaltungsbau
sowie Gewerbeobjekte.
Neben seinen berufspolitischen Ehren­
ämtern in der Architektenkammer NRW
und seinem Verband, der VFA, setzte sich
Esser über viele Jahre für die Baukultur in
Deutschland ein: Er war seit 1984 Spre­
cher und Geschäftsführer des Rates für
Baukultur im Deutschen Kulturrat. Für sei­
ne besonderen ehrenamtlichen Verdienste
im berufspolitischen Bereich wurde Wolf­
gang Esser mit dem Bundesverdienstkreuz
am Bande ausgezeichnet. n ehn
Nachruf
Zum Tod von Peter
Wörmann
Der Architekt Peter Wörmann ist am 15.
Februar im Alter von 69 Jahren verstorben.
Peter Wörmann war seit 2001 Mitglied der
Foto: T. Saltmann
Foto: privat
Wolfgang Esser verstorben
Vertretersammlung der Architektenkam­
mer Nordrhein-Westfalen. Zunächst en­
gagierte er sich im Ausschuss „Dienstleistungen, Recht und Sachverständigenwe­
sen“ der AKNW, seit 2007 gehörte er dem
Ausschuss „Planen und Bauen“ an, den er
seit 2011 auch als
stellvertretender
Vorsitzender mitbe­
treute.
Peter Wörmann
gründete bereits
1970, kurz nach
dem Studium an der
Staatlichen Schule
für Ingenieurwesen in Münster, in seiner
Heimatstadt Ostbevern ein eigenes Archi­
tekturbüro. Das Leistungsspektrum des Bü­
ros Wörmann Architekten umfasste die
Planung und Ausführung von Bauten des
Gesundheitswesens, Verwaltungs-, Hotelund Wohngebäude, Verkehrsbauten bis hin
zu sakralen Bauwerken. Zu den herausra­
genden Projekten Peter Wörmanns zählt
beispielsweise das gemeinsam mit dem Ar­
chitekten Gert Schulz geplante und reali­
sierte Terminal 2 des Internationalen Flug­
hafens Münster-Osnabrück. Peter Wörmann
war außerdem als Lehrbeauftragter für
„Experimentelles Planen und Gestalten“
an der Fachhochschule Salzburg tätig.
Berufspolitisch engagierte sich Peter
Wörmann seit er 1981 in den Bund Deut­
scher Architekten berufen wurde. Im BDA
war er lange Zeit im Arbeitskreis Kranken­
häuser und Gesundheitswesen aktiv.
Die Architektenkammer NRW wird dem
verstorbenen Architekten Peter Wörmann
ein ehrendes Andenken bewahren. Seinen
Angehörigen gilt unser Mitgefühl. n ehn
Glückwunsch
Prof. Horst Fischer feiert
60. Geburtstag
Architekt Prof. Horst Fischer aus Aachen
feiert am 15. April seinen 60. Geburtstag.
Der 1955 in Oldenburg geborene Horst
Fischer erlernte das Handwerk des Archi­
tekten von der Pike auf. Er absolvierte zu­
nächst eine Maurerlehre und studierte dann
Architektur in Aachen und Berlin.
Foto: privat
Prisma | Nordrhein-Westfalen | 21
Unmittelbar nach dem Studium begann
Horst Fischer als freiberuflicher Architekt
zu arbeiten. 1988 gründete er das Büro für
Architektur und Umweltplanung Horst Fi­
scher in Aachen. Schon kurz nach der Bü­
rogründung, im Jahr 1990, wurde Horst
Fischer mit dem Förderpreis des Landes
NRW für junge Künstlerinnen und Künst­
ler ausgezeichnet.
Prof. Fischer plant und realisiert mit sei­
nem Büro, das seit 2007 als fischerarchi­
tekten firmiert, schwerpunktmäßig Bauten
für Gewerbe, Industrie und Hochschulen
sowie Wohnbauten und Interieurs. Zu sei­
nem Leistungsspektrum gehören außer­
dem die Umnutzung und Reaktivierung
denkmalgeschützter Bausubstanz sowie
städtebauliche Rahmenplanungen. Gut­
achten, Wettbewerbe und Preisrichtertä­
tigkeiten sind weitere Aufgabenfelder. Zahl­
reiche Bauten von fischerarchitekten wur­
den mit Preisen und Auszeichnungen geehrt.
Horst Fischer ist seit
1995 auch als Hoch­
schullehrer an der
Fachhochschule Aa­
chen tätig. Seit 1999
hat er dort die Pro­
fessur für Baukon­
struktion und Innen­
raumgestaltung in­
ne, 2013 wurde er
zum Dekan des Fachbereichs Architektur
an der FH Aachen ernannt.
In die Vertreterversammlung der Archi­
tektenkammer NRW wurde Prof. Horst
Fischer 2006 gewählt. Seither engagiert er
sich im Ausschuss „Aus- und Fortbildung“
sowie im Fachbeirat der Akademie der AKNW.
In der Verbandsarbeit ist Prof. Horst
Fischer aktiv, seit er 1993 in den Deutschen
Werkbund eintrat. 2000 wurde er in den
Bund Deutscher Architekten berufen, seit
2008 ist er der Vorsitzende der BDA-Grup­
pe Aachen. n ehn
Gratulation
Hans-Peter Miele feiert
65. Geburtstag
Hans-Peter Miele, Architekt und Stadtpla­
ner aus Hagen, wurde 1996 erstmals in die
DABregional 04·15
Runder Geburtstag
75. Geburtstag:
Günther Schreiber
Architekt Günther Schreiber aus Aachen
feiert am 28. April seinen 75. Geburtstag.
Seit 1988 ist Günther Schreiber Mitglied
in der Vertreterversammlung der Architek­
tenkammer Nordrhein-Westfalen. In die­
DABregional 04·15
ser Funktion enga­
giert er sich in di­
versen Gremien der
Kammer, wie dem
Wahlvorstand und
der Schlichtungs­
stelle, denen er seit
2011 angehört. Im
Ausschuss „Öffent­
lichkeitsarbeit“ war Günther Schreiber über
23 Jahre aktiv.
Der 1940 in Aachen geborene Günther
Schreiber begann seine berufliche Lauf­
bahn als angestellter Architekt in einem
Aachener Architekturbüro. 1966 wechsel­
te er in den Bergbau und war als Angestell­
ter des Eschweiler Bergwerksvereins für
Planung und Bauleitung zuständig. Von
1972 bis zu seiner Pensionierung im Jahr
1998 war er als Bauingenieur und Archi­
tekt bei der Deutschen Post beschäftigt. Zu
seinen Tätigkeitsschwerpunkten gehörten
Bauleitungen und Gutachtertätigkeiten für
bebaute und unbebaute Liegenschaften der
Post.
Architekt Günther Schreiber engagiert
sich seit vielen Jahren in der Verbandsar­
beit. Seit 1982 gehört er dem BDB und seit
1984 auch der Interessengemeinschaft An­
gestellter Architekten an. Für sein ehren­
amtliches Engagement wurde er mit der
Bundesverdienstmedaille ausgezeichnet.
Neben seinen berufspolitischen Ehren­
ämtern engagiert sich Schreiber als Vorsit­
zender des Musikvereins Hahn, als Ge­
schäftsführer der Chorgemeinschaft Hu­
mor-Harmonie und als Geschäftsführer der
Prinzengarde in Aachen.
n ehn
Lehrgebiet Innenarchitektur
Sabine Keggenhoff an die
PBSA berufen
Ab dem Sommersemester 2015 wird In­
nenarchitektin Sabine Keggenhoff aus Arns­
berg als Professorin im Fachbereich Archi­
tektur der Peter Behrens School of Archi­
tecture (PBSA) in Düsseldorf das Lehrgebiet
„Entwerfen Innenarchitektur“ betreuen.
„Mein Ziel ist es, den Studierenden im­
pulsgebend Instrumentarien aufzuzeigen
und zu vermitteln, die sie dazu befähigen,
Foto: Keggenhoff / Partner
Foto: privat
Vertreterversamm­
lung der Architek­
tenkammer Nordrhein-Westfalen ge­
wählt. Nach einer
kurzen Unterbre­
chung ist er seit
2002 wieder Mit­
glied im „Archi­
tektenparlament“ und engagiert sich seit­
her in der Schlichtungsstelle der AKNW.
Von 2008 bis 2011 war er außerdem Mit­
glied im Ausschuss „Berufsrecht und Be­
rufsausübung“ der Architektenkammer
Nordrhein-Westfalen.
Der gebürtige Dortmunder Hans-Peter
Miele studierte Architektur und Städtebau
in Hagen und Berlin. Nach dem Studium
war er zunächst als angestellter Architekt
im Büro Dr. Kammel tätig, bevor er sich
1980 mit einem eigenen Büro in Hagen
selbstständig machte. Zum Leistungsspek­
trum seines Büros zählen vor allem die Sa­
nierung von Kirchen und deren künstle­
rische Ausstattung sowie der Bau von Ge­
meindezentren. Weitere Schwerpunkte
liegen in den Bereichen Wohnungs-, Ver­
waltungs- und Industriebau sowie im alten­
gerechten Bauen. Städtebauliche Entwür­
fe und Gutachtertätigkeiten sind weitere
Aufgabenfelder. An zahlreichen Wettbe­
werben hat das Büro Miele Architekten +
Stadtplaner erfolgreich teilgenommen und
daraus hervorgehende Projekte realisiert.
Der Architekt und Stadtplaner HansPeter Miele wurde 1985 in den Bund Deut­
scher Architekten berufen und engagiert
sich seit vielen Jahren auch in der Ver­
bandsarbeit als Vorsitzender der Gruppe
Hagen-Ennepe-Mark.
Am 18. April feiert Hans-Peter Miele sei­
nen 65. Geburtstag.
n ehn
Foto: privat
22 | Nordrhein-Westfalen | Prisma
der Disziplin Innenarchitektur im Laufe
der Zeit anforderungsbezogen und visio­
när Ausdruck zu verleihen,“ beschrieb Sa­
bine Keggenhoff ihre kommenden Lehr­
aufgaben nach Bekanntgabe ihrer Beru­
fung.
In der Innenarchitektur gehe es immer
um das Schaffen von besonderen, identi­
tätsstiftenden Orten im Spannungsfeld von
Raum, Konzept, Nutzung, Gestaltung und
technischer Umsetzung. „Wir verbringen
über 80 Prozent un­
seres Lebens in In­
nenräumen, und
unsere Gesellschaft
benötigt in stei­
gendem Maße dif­
ferenzierte und
funktionalisierte In­
nenräume“, so Sa­
bine Keggenhoff. Vor diesem Hintergrund
sei es unbefriedigend, dass Lehrstühle der
Fachbereiche Innenarchitektur kaum an
Innenarchitektinnen und Innenarchitekten
vergeben werden. n pm/ros
Auszeichnungen
Denkmalschutz
Preis für 350 Jahre altes
Fachwerkhaus
Ein 350 Jahre altes Fachwerkhaus in Ra­
tingen hat den Denkmalpreis des Landes
Nordrhein-Westfalen erhalten. Der mit
7000 Euro dotierte Rheinisch-Westfälische
Preis für Denkmalpflege wurde am 22. Fe­
bruar in Pulheim übergeben. Ausgezeich­
net wurde ein kleines Bauernhaus aus dem
17. Jahrhundert, das weitgehend im Origi­
nal erhalten ist: Die ursprüngliche Raum­
struktur, die historischen Innentüren, alte
Eichendielen, die Balkendecke, eine Innen­
treppe und das Kellergewölbe erzählen von
den Bauweisen vergangener Jahrhunderte.
Für die oberste Denkmalschützerin im
Rheinland, Landeskonservatorin Dr. A
­ ndrea
Pufke, ist das heute als Einfamilienhaus
genutzte Gebäude deshalb ein besonderes
Kleinod. „So viel Altes haben wir im Rhein­
land nicht“, ordnete Pufke das Fachwerk­
Prisma | Nordrhein-Westfalen | 23
Winfred Schneider, MBWSV NRW
haus ein. Die Jury würdigte mit der Preis­
vergabe ausdrücklich auch das große En­
gagement der Eigentümerfamilie, die das
historische Bauernhaus mit Hilfe der
Architek­tin Ilsetraut Popke vor dem dro­
henden Abbruch gerettet hatte. Bevor Kat­
ja Schily, Preisträgerin und Eigentümerin
des Gutes „Rosendahl“ in Ratingen, das
denkmalgeschützte Gebäude erwarb, stand
es lange Zeit leer und war vom Verfall be­
droht. Die an das Fachwerkhaus angren­
zende Scheune wurde entfernt, um an glei­
cher Stelle einen Neubau zu errichten.
n pm/ros
Bauherrin Katja Schily und ihre Architektin Ilsetraut
Popke ermöglichten durch eine Kombination von Sanierung und Neubau eine zeitgemäße Nutzbarkeit
des Fachwerkhauses
Auslobungen
Landschaftsarchitekur
„Gärten des Jahres 2016“
Der Callwey Verlag und „Garten + Land­
schaft“ loben zum ersten Mal gemeinsam
das Auszeichnungsverfahren „Gärten des
Jahres“ aus. Beteiligt sind als weitere Part­
ner der bdla Bund Deutscher Landschafts­
architekten, Schloss Dyck, „Mein schöner
Garten“, BGL Bundesverband Garten-, Land­
schafts- und Sportplatzbau e. V. und die
Kann GmbH. Gesucht werden die besten
von Landschaftsarchitekten bzw. Gartenund Landschaftsbauern gestalteten Privat­
gärten im deutschsprachigen Raum.
Der erste Preis ist mit einem Preisgeld
von 5000 Euro dotiert, möglich sind wei­
tere Auszeichnungen. Die Zeitschriften
„Garten + Landschaft“ und „Mein schöner
Garten“ werden die Siegerprojekte aus­
führlich vorstellen. Die 50 besten Gärten
werden außerdem in einem umfangreichen
Bildband im Callwey Verlag veröffentlicht.
Die eingereichten Arbeiten werden von ei­
ner unabhängigen Jury beurteilt, die sich
wie folgt zusammensetzt: Andrea Kögel
(Chefredakteurin „Mein schöner Garten“),
August Forster (Präsident des BGL), Till
Rehwaldt (Präsident des bdla) und Frank
Wollmann (Kann GmbH). Einsendeschluss
ist der 15. Juli 2015.
n pm/ros
Info unter www.gaerten-des-jahres.com.
Haldenzeichen
Hamm sucht Verbindung
seiner Halden
Fünf Halden reihen sich im westfälischen
Hamm auf einer Strecke von lediglich zwei
Kilometern aneinander. Die Stadt sucht
nun nach einem verbindenden Element für
die Erhebungen und lobt daher einen Wett­
bewerb für die Gestaltung von fünf Hal­
denskulpturen aus. Die Halden Radbod,
Schacht Franz Nord, Humbert, Sundern
sowie die Kissinger Höhe des Regionalver­
bandes Ruhr sind nach Einschätzung der
Kommune die prägenden Landmarken im
Lippepark Hamm.
Ziel des Wettbewerbs ist die Entwick­
lung eines Gesamtkonzeptes für die Hal­
denkette. Teilnehmen können sowohl Künst­
ler als auch Architekten. Die Wettbewerbs­
beiträge werden bis zum 30. Juni entgegen
genommen. Eine Fachjury entscheidet am
13. August über den Gewinnerentwurf.
Der Bau der Haldenzeichen soll in mehre­
ren Bauabschnitten bis voraussichtlich 2020
erfolgen und abgeschlossen sein. n ARe
Veranstaltungen
polis Convention am 6./7. Mai
Urbane Entwicklungen
und Ideen
Die polis Convention feiert am 6. und 7.
Mai Premiere in den imposanten Alten
Schmiedehallen des „Areal Böhler“ in Düs­
seldorf. Unter dem Motto „Connecting Ur­
ban Developers“ will die neue Fachmesse
für Projekt- und Stadtentwicklung insbe­
sondere Entscheider und Verantwortungs­
träger aus Kommunen und Immobilien­
wirtschaft ansprechen. Angestrebt wird ein
lebendiger Austausch über Chancen und
Möglichkeiten urbaner Entwicklungen und
die Präsentation von Projektideen, Flächenund Grundstückspotenzialen, Unterneh­
mensstrategien, Marktnischen, Investments,
Quartiersentwicklungen, nachhaltigen Ent­
wicklungskonzepten u. v. m.
Auf dem messebegleitenden Kongress
diskutieren Experten in sechs Themenfo­
ren Trends und Erwartungen zur Zukunft
der Stadt.
n pm/ros
Info unter www.polis-convention.com.
Informationen
Neuenbeken
Neue Akademie für
Baukultur gegründet
Mit der „Akademie Neuenbeken“ ist in der
Nähe von Paderborn ein weiteres Institut
zur Förderung der Baukultur ins Leben ge­
rufen worden. Mit Fachseminaren, Diskus­
sionsrunden, Ausstellungen, Schriftreihen
und anderen Veranstaltungsangeboten will
die Akademie sich im Bereich der Fortbil­
dung für Architektinnen und Architekten
sowie für baukulturelle Diskurse engagie­
ren. Geplant sind Themen wie Kunst am
Bau, Denkmalschutz, Nachhaltigkeit und
der Einsatz erneuerbarer Energien in der
Architektur, Architekturtheorie und ihre
Vernetzung zu anderen gesellschaftlichen
Gruppierungen. Angestrebt wird „ein kre­
ativer, befruchtender Gedankenaustausch
zwischen Teilnehmern, Referenten und
Veranstaltern“, heißt es in einer Pressemit­
teilung der neuen Akademie.
Die Akademie plant außerdem eine
Schriftreihe, in der die Gedanken zusam­
mengefasst und veröffentlicht werden, die
die Teilnehmer in den Veranstaltungen ge­
meinsam entwickeln. Ziel ist es, ein Sprach­
rohr für diejenigen Belange in der Archi­
tektur zu schaffen, die im rationalen Alltag
oftmals unbeachtet bleiben.
n pm/ros
DABregional 04·15
24 | Nordrhein-Westfalen | Akademie
Ausgewählte Seminare im April und Mai 2015
Vollständige Übersicht des Seminarangebots unter www.akademie-aknw.de
Datum
Veranstaltung
Referent/in
V-Nr.
Ort
Preis
21.04.2015
Materialien in der Praxis
Natürliche und zukunftsweisende Materialien
Dipl.-Ing. H. Bäuerle
15001102
Düsseldorf
110,-
22.04.2015
Lichtplanung – Architekturbeleuchtung und ihre
Qualitätsmerkmale
Dipl.-Ing. R. Schoofs, Innenarchitekt
15001103
Düsseldorf
110,-
23.04.2015
Barrierefreies Bauen
Die DIN 18040 – Planungsgrundlagen
Dipl.-Ing. V. Schmitz, Architektin und Innenarchitektin
15001105
Düsseldorf
100,-
27.04.2015
Frauen am Bau – Diversity und Umgang
mit Heterogenität am Bau
Dipl.-Ing. G. Burkard, Architektin und staatlich
anerkannte SV für Schall- und Wärmeschutz
15001108
Düsseldorf
120,-
28.04.2015
Systematische Farbgestaltung
Zwischen Trend und Tradition
Dr. H. Kalthegener, Designerin
15001109
Düsseldorf
130,-
29.04.2015
Kostenplanung – Grundlagen und Anwendungsbeispiele der DIN 276
Dipl.-Ing. W. Seifert, Architekt und ö.b.u.v. SV für
Honorare und Architektenleistungen
15001111
Düsseldorf
110,-
30.04.2015
Der Projektleiter als Konfliktmanager
Dipl.-Ing. Lothar E. Keck, Architekt
15001113
Düsseldorf
110,-
04.05.2015
Bauüberwachung in der Praxis
Gesetzliche Grundlagen, Ablauf und entsprechende Dokumentation
Dipl.-Ing. S. Musil, Architekt und SV im Bau- und
Qualitätswesen
15001115
Düsseldorf
110,-
05.05.2015
Bauprodukte und Bauarten
Veranstaltungsreihe Brandschutz
Prof. Dr.-Ing. J. Wesche
15001116
Düsseldorf
150,-
06.05.2015
SV-Fortbildung: Gebäudedichtheit und
Schimmelpilzvermeidung – Ein Widerspruch?
Dipl.-Ing. S. Horschler, Architekt
15001119
Düsseldorf
160,-
07.05.2015
Brandschutz – Grundlagen
Veranstaltungsreihe Brandschutz
Dipl.-Ing. T. Kempen, staatlich anerkannter SV
für die Prüfung des Brandschutzes
15001121
Düsseldorf
120,-
08.05.2015
Energetische Sanierungskonzepte
Kosten – Wirtschaftlichkeit – Fördermittel
Dipl.-Ing. P. L. Müller, Architektin
15001122
Münster
110,-
09.05.2015
Existenzgründung – Investition in die eigene
Zukunft
Dipl.-Betriebswirtin A.-C. Poirier
15001124
Düsseldorf
100,-
11.05.2015
Auftragsakquisition im Architekturbüro
Erstkontakt – Vertrag – Kundenbindung
F. Thiel
15001127
Düsseldorf
110,-
12.05.2015
Workshop: Farbe in der Architektur
Aspekte dreidimensionaler Farbgestaltung
Dipl.-Ing. H. Bäuerle
Dipl.-Ing. S. Ferrari
15001129
Düsseldorf
130,-
13.05.2015
Trockenbau – Konstruktion und Brandschutz
Dipl.-Ing. M. Dlugay, Architekt
15001131
Aachen
110,-
18.05.2015
Klimaschutz als Aufgabe für den Städtebau
Prof. Dr. M. Krautzberger, Ministerialdirektor a.D.
15001134
Düsseldorf
100,-
19.05.2015
SV-Fortbildung: Energetische Optimierung von
Gebäuden – Schwerpunkt Wärmebrücke
Dipl.-Ing. S. Horschler, Architekt
15001135
Düsseldorf
160,-
21.05.2015
HOAI aktuell – Was Sie bei Vertragsgestaltung
und Honorarabrechnung beachten müssen*
Assessor jur. J. Hoffmüller
15001137
Düsseldorf
110,-
21.05.2015
Niederländischer Städte- und Wohnungsbau
Aktuelle Entwicklungen (Abendveranstaltung)
Dipl.-Ing. M. Kloos, Architekt und Stadtplaner
15001139
Düsseldorf
50,-
28.05.2015
Planungsmediation – Konflikte vermeiden beim
Planen und Bauen
Dipl.-Ing. S. Seidel, Architektin und Mediatorin
15001142
Düsseldorf
110,-
28.05.2015
Bauzeit und Beschleunigung von Bauabläufen
Rechtliche Grundlagen (Abendveranstaltung)
Dr. C. Leesmeister, Rechtsanwalt
15001143
Düsseldorf
50,-
29.05.2015
EnEV 2014 in der Praxis
Umsetzung und Rechenbeispiele
Ing. (grad.) E. Merkschien, Stadtplaner und BafaBerater
15001144
Dortmund
100,-
* Mitglieder der AKNW können pro Kalenderjahr an einem Bonus-Seminar zum Preis von 30 € teilnehmen.
DABregional 04·15
Akademie | Nordrhein-Westfalen | 25
11.05.2015: Auftragsakquisition im Architekturbüro –
Erstkontakt – Vertrag – Kundenbindung
Die Koordination der Planungs- und Ausführungsbeteiligten während der Ausführungsphase eines Bauvorhabens ist von entscheidender Bedeutung für die erfolgreiche, d. h. mängelfreie, termingerechte und kostenbewusste Erstellung von Bauwerken. In diesem
Seminar werden zunächst die Grundkenntnisse des Bauleiters aufgefrischt und auf die aktuelle Rechtsprechung eingegangen. Hinweise auf gesetzes- und VOB-konformes Verhalten des Bauleiters, u. a.
bei Störfällen wie Terminverzug, Mängeln an der Bauleistung während der Ausführung und Behinderungsanzeigen runden das Programm ab. Seminarschwerpunkte: Die Verantwortung und die Verpflichtungen des Bauleiters nach der BauO NRW, nach der HOAI
2009 und 2013 und dem BGB; Die Verpflichtung des Bauleiters aus
dem Bauvertrag zwischen Bauherr und ausführenden Firmen; Die
praktische Umsetzung der Verpflichtungen während der Leistungsphase 8 der HOAI und die Dokumentation der Tätigkeit des Bauleiters; Die Durchführung und Dokumentation von Baubesprechungen
Referent: Dipl.-Ing. S. Musil, Architekt/SV im Bau- und Qualitätswesen
Düsseldorf, 10.00-17.15 Uhr, 110 € für Mitglieder der AKNW
Auftragsgenerierung oder Akquisition, das ist ein Dauerthema in jedem Architekturbüro. „Wie komme ich zu neuen Interessenten?“ diese Frage steht zu Beginn des Seminars im Mittelpunkt. Unterschiedliche Wege und Methoden werden beschrieben, die Vorteile
und Nachteile, Chancen und Risiken werden erläutert. „Wie mache
ich aus meinem Interessenten einen Kunden?“ Damit verbunden sind
Anregungen und Impulse, wie Architektinnen und Architekten sich
im Erstgespräch verhalten, wie professionell sie ihre Fragen stellen,
wie sie ihr Honorar „verkaufen“ und wie sie Nachlassforderungen erfolgreich abwehren. „Was passiert nach der Schlussabnahme?“ Die
Möglichkeiten der Kundenpflege und des nachhaltigen Kundenkontaktes bearbeitet das Seminar. Diese Fragen, die Architektinnen und
Architekten immer wieder stellen, werden anhand von Beispielen aus
der Praxis behandelt.
Referent: F. Thiel
Düsseldorf, 10.00-17.15 Uhr, 110 € für Mitglieder der AKNW
Foto: Annika Feuss
04.05.2015: Bauüberwachung in der Praxis - Gesetzliche
Grundlagen, Ablauf und entsprechende Dokumentation
06.05.2015: SV-Fortbildung: Gebäudedichtheit und
Schimmelpilzvermeidung – ein Widerspruch?
Geeignet als Sachverständigenfortbildung für staatlich anerkannte
Sachverständige für Schall- und Wärmeschutz sowie für ö.b.u.v. Sachverständige für Gebäudeschäden. Die Anforderungen an die Gebäudedichtheit sind schon seit vielen Jahren Bestandteil der verschiedenen Wärmeschutz- und Energieeinsparverordnungen sowie der
DIN 4108. Die Planung eines dichten Gebäudes betrifft zahlreiche
Planungsstufen. Gleichzeitig nimmt das Thema Schimmelpilz seit
vielen Jahrzehnten einen breiten Raum ein. Einen intakten Schlagregenschutz vorausgesetzt, geht es bei Streitigkeiten immer um die
Frage, ob ein unsachgemäßes Nutzerverhalten oder ein baulicher
Mangel zum Phänomen Schimmelpilz geführt hat. Das Seminar beschreibt anschaulich die aktuellen Neuerungen aus der Normung
zum Thema Gebäudedichtheit und Wärmebrücken und wird auch
einen Ausblick auf Lüftungskonzepte geben.
Referent: Dipl.-Ing. S. Horschler, Architekt
Düsseldorf, 10.00-17.15 Uhr, 160 € für Mitglieder der AKNW
18.05.2015: Klimaschutz als Aufgabe für den Städtebau
Der Klimaschutz hat als Aufgabe für Stadtplanerinnen und Stadtplaner besondere Bedeutung. Im Seminar werden die planungsrechtlichen Vorgaben und die zur Verfügung stehenden Instrumentarien
zur Umsetzung eingehend erläutert. Themenüberblick: Beitrag des
Städtebaus und der Stadtentwicklung zu Energieeinsparung und Klimaschutz; Was kann die Bauleitplanung dazu leisten? Inhalte und
Bedeutung des Energieeinsparrechts des Bundes (Energieeinsparungsgesetz, Energieeinsparverordnung; Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz); Möglichkeiten des Bauordnungsrechts; Inhalte und Bedeutung von kommunalen/städtebaulichen Energieversorgungskonzepten; Was bedeutet „Bedeutung der Innenentwicklung für den
Klimaschutz?“. Besondere Schwerpunkte sind dabei: Aufgaben und
Möglichkeiten der Bauleitplanung, städtebauliche Verträge, Stadtumbau und städtebauliche Sanierung.
Referent: Prof. Dr. M. Krautzberger, Ministerialdirektor a.D.
Düsseldorf, 10.00-17.15 Uhr, 100 € für Mitglieder der AKNW
Änderungen vorbehalten. Alle Veranstaltungen werden im Sinne der
Fort- und Weiterbildungsordnung der Architektenkammer NRW anerkannt. Eine Tagesveranstaltung umfasst acht, ein Kolloquium vier
Unterrichtsstunden. AKNW-Mitglieder müssen acht Unterrichtsstunden Fortbildung pro Kalenderjahr nachweisen.
Eine vollständige Übersicht des Seminarangebots der Akademie der
Architektenkammer NRW und die Möglichkeit zur Online-Anmeldung finden Sie im Internet unter www.akademie-aknw.de. Anmeldung per Fax: (0211) 49 67 93.
DABregional 04·15
26 | Nordrhein-Westfalen | Stiftung
Projekt 032: E7,7 in Mannheim
Betrachtungen zum Wohnhaus des Architekten Carlfried Mutschler – Ein Zwischenbericht des
Stipendiaten Alexander Bartscher
N
1958 inmitten des Mannheimer Stadtzen­
trums, den von Kriegsschäden schwer ge­
zeichneten Quadraten, eine Baulücke zu
erwerben und für sich als Atelier und Wohn­
haus zu bebauen, ist für einen Architekten
im Wirtschaftswunderdeutschland keine
Selbstverständlichkeit, auch wenn man
finan­zielle Anreize durch städtische Wie­
deraufbauprogramme in Betracht zieht.
Entgegen dem Zeitgeist funktionalistischer
Stadtplanung entscheidet sich Mutschler
für ein genuin urbanes Lebensmodell.
Das Haus an der Porte Molitor, Rue
Nungesser et Coli 24 von Le Corbusier, das
dieser seit 1933 für sich nutzte, darf wohl
als der Prototyp eines städtisches Habitats
für einen „modernen“ Architekten und sei­
ne Frau, keine Kinder, angesehen werden.
(Corbusiers typologischer Rückgriff auf
seinen Lehrer Perret dürfte für Mutschler
keine Rolle gespielt haben.) Schon diese
Bezugnahme auf Corbusier kann als Eman­
zipation von Lehre und Prinzipien des stets
verehrten Professors, Egon Eiermann, der
sich ungefähr zeitgleich sein bekanntes
Haus im Grünen in Baden-Baden errichtet,
DABregional 04·15
Höhen der Sockelgesimse der gründerzeit­
lichen Nachbarbebauung und bindet den
strikt modernen Bau somit wie selbstver­
ständlich in den Straßenraum ein.
Konsequenterweise ist die obere, brei­
tere Horizontale nicht nur als reines Archi­
tekturglied, sondern auch als autonome
Plastik des mit Mutschler eng befreunde­
ten Bildhauers Otto Herbert Hajek lesbar.
Durch die Tiefe des Reliefs und der schrun­
digen Oberfläche der Hajekschen Plastik
entsteht wiederum eine Annäherung an
die Körnung und Struktur der Nachbarn.
Foto: Klaus Meier-Ude
ach einer sehr weit gefassten Ein­
führung zu den Arbeiten von Carlfried Mutschler im Aprilheft des letz­
ten Jahres möchte ich den Fokus diesmal
bewusst begrenzen und lediglich von einem
Bauwerk ausgehend weitere Themenfelder
aufzeigen. Das eigene Haus eines Archi­
tekten erlaubt beinahe zwangsläufig einen
umfassenden Einblick in die Gedankenwelt
seines Erbauers. Und so glaube ich, dass
auch das Stadthaus in E7,7 einen guten
Ausgangspunkt für die Betrachtung der
früheren Arbeiten von Carlfried Mutschler
darstellen kann. Eine Vielzahl von entwurflichen Gedanken, die spätere oder auch
gleichzeitig entstandene Bauten prägen,
lassen sich schon auf dem Experimentier­
feld des eigenen Wohnens ausmachen.
STIFTUNG
DEUTSCHER
ARCHITEKTEN
Proportionen und Tektonik
Carlfried und Isolde Mutschler
verstanden werden. Das ganze Haus in E7
strebt viel eher in die Richtung expressiver
Plastik des späteren Corbusiers, als dass es
die kunstvolle Fügung autonomer Teile in
ausgetüftelten Details gemäß Karlsruher
Lehre zelebrieren würde.
Fassade und Plastik
Der charakteristische Aufriss der Straßen­
seite des Hauses ist von einer klaren Glie­
derung in zwei übereinander lagernden Zo­
nen geprägt. Ein liegendes Rechteck im Ver­
hältnis des goldenen Schnittes bildet über
zwei Geschosse hinweg den Sockel und
markiert somit den gewerblich genutzten
Teil des Hauses. Die Erscheinung des Hauses
ist hier bis auf die konstruktiv notwendi­
gen Elemente des Stahlbetonskelettes aus­
gedünnt. Einzig die kräftige, aufgedoppelte
Horizontale oberhalb des Erdgeschosses
tritt vor die Stützenebene der Fassade und
ist somit ablesbar aus dem strukturellen
Gefüge herausgelöst. Einem fast schon klas­
sischen Architekturverständnis folgend, ist
dieses Element primär als optisches Ge­
wicht in der Komposition von Bedeutung.
Sie nimmt ganz unmittelbar Bezug auf die
Über diesem Sockel nun erheben sich die
drei zu einer präzise quadratischen Fläche
zusammengezogenen Wohngeschosse. Ge­
samtheitlich bildet die Straßenansicht­
somit ein Rechteck, das exakt den Ver­
hältnissen des goldenen Schnittes ent­
spricht. Ob diese sorgfältige Proportionie­
rung ­Mutschlers plastischem Empfinden,
einer ansonsten weitgehend geheim gehal­
tenen Liebe zur Geometrie, oder auch ei­
ner eingehenderen Beschäftigung mit Cor­
busiers Modulor entspringt, wird noch der
Gegenstand weiterer Studien werden müs­
sen. Mit einiger Sicherheit jedoch deutet
sich an, dass die reine Form des Quadrats
für Mutschler offenbar von einer besonde­
ren Bedeutung gewesen sein muss.
Nicht nur wird es hier am eigenen Wohn­
haus sehr bestimmt herausgearbeitet – im­
mer wieder finden sich im Laufe seiner ge­
samten Schaffenszeit Beispiele für eine sol­
che Betonung. Am prominentesten sind
hierbei wohl die beiden Kirchen, die unge­
fähr in derselben Periode wie das Wohn­
haus entstehen.
Im Falle des Wohnhauses wird das Qua­
drat mit einer räumlichen Komposition aus
Geschossbändern, tiefen Fenstern, vor­
geblendeten Betonteilen und – die ganze
Erscheinung prägend – gelben Backstein­
Wohnung von Carlfried Mutschler
flächen in einen Zustand ausgewogener
Spannung versetzt. Ob die Semper-Lektü­
re in Karlsruhe in Mutschlers Studienjah­
ren auf dem Lehrplan stand, wird sich noch
zeigen müssen; dass der Bau dessen Be­
kleidungstheorie im modernen Gewande
mustergültig zum Vorschein bringt, wird
seinem Verfasser aber wohl bewusst gewe­
sen sein. Ganz ausdrücklich werden die
Backsteinwände als Umhüllung des struk­
turellen Stahlbetongerüsts ausformuliert.
Die bekleidende, textile Charakteristik des
Werkstoffs wird an der obersten, linken
Ecke durch das „Ausfasern“ der aus der
Wandebene herausgelösten Mauerwerks­
fläche sogar explizit vorgeführt.
Das Motiv der einhüllenden, vorzugs­
weise gelben Backsteinwand zieht sich in
der Folge als Leitfaden durch Mutschlers
Arbeiten bis in die späten siebziger Jahre
hinein. Immer wieder sucht Mutschler nach
Möglichkeiten, dieses Thema zum Aus­
druck zu bringen. So wölben sich die Wän­
de schon in seiner Friedrich-Ebert-Schule
um die vorgelagerten Kamine; in der Ka­
pelle am St. Elisabeth-Krankenhaus und
dem Gemeindezentrum in Vogelstang dann
verselbstständigen sie sich zu einer orga­
nischen, bergenden Form. In diesem Zu­
sammenhang betrachtet, erscheint sogar
die zusammen mit Frei Otto entwickelte
gigantische Holz-Gitterschale der Multihal­
le als ein weniger singuläres Werk in
­Mutschlers Schaffen, als vielmehr als die
konsequente Weiterentwicklung eines früh
angelegten Gestaltungswillens.
Die Wohnung
Wie schon Le Corbusier in Paris sieht auch
Mutschler das oberste Geschoss sowie die
darüber liegende Dachterrasse des Hauses
für die eigene Wohnnutzung vor. Die Woh­
nung in ihrer beschränkten Größe von
kaum mehr als 75 m2 entspricht, gemäß
dem Lebensmodell ihres Erbauers, nur be­
schränkt den bürgerlichen Konventionen.
Oberstes Ziel der Planung war die Schaf­
fung eines möglichst weitgefassten zusam­
menhängenden Großraumes, dessen funk­
tionale Bespielung sich kurzfristig und oh­
ne Aufwand variieren lässt. Kleine und
große Gesellschaften waren bei Mutschlers
eher die Regel als die Ausnahme. Funkti­
onsbereiche wie Küche und Bad dagegen
werden aufs Minimum reduziert, private
Zimmer gibt es nicht.
Lediglich ein hölzernes Multifunktions­
möbel und die expressive, gemauerte Ka­
minplastik unterteilen den Wohnraum in
unterschiedliche, miteinander verschleifen­
de Raumzonen. Mobile Elemente, insbe­
sondere die vom Maler Winfred Gaul ge­
staltete Schiebewand vor dem informellen
Schlafbereich oder auch der aus dem Mö­
bel herausklappbare Esstisch, sorgen für
die gewünschte räumliche Flexibilität.
Die Wohnung ist stark von der in den
Innenraum überführten Materialität ge­
prägt. Fast alle Oberflächen inklusive Bo­
den und Decke sind in rohem, ansichtigem
Beton oder gelbem Mauerwerk ausgeführt
und verleihen den Räumen durch ihre starke
Präsenz einen fast höhlenhaften Charak­
ter. Die schlitzartigen Öffnungen und Ober­
lichter in Wand und Decke vermögen die­
sen Eindruck sogar noch zu stärken.
In diesem Raumgefüge wird ausgerech­
net der Aufstieg zum Außenraum als raum­
hoch umschlossene, nur zum Himmel of­
fene Schneckentreppe ausgebildet. Dass
dieses hermetische Bauteil freischwebend
am Hause hängt, erschließt sich dem Be­
sucher erst, wenn er die luftige Weite der
plateauartigen Dachterrasse erreicht.
Es sind solch starke räumliche Kontraste
auf engem Raume, die der Wohnung eine
große atmosphärische Dichte verleihen.
Mutschler selbst beschreibt im Vorwort
einer ersten Werkausgabe des Büros seine
Architekturen als „Versuche, an einem be­
stimmten Ort Gehäuse zu schaffen, Situa­
tionen zu artikulieren und sie plastisch aus­
zuformen“. Ein solcher Versuch scheint
beim Haus in E7 langfristig geglückt zu
sein.
n Alexander Bartscher
E7,7 von 1960 in Mannheim
Foto: Alexander Bartscher
Foto: Klaus Meier-Ude
Stiftung | Nordrhein-Westfalen | 27
DABregional 04·15
28 | Nordrhein-Westfalen | Verbände
Mitglieder und der Architektur-Interessier­
ten hinaus. Sicher auch deswegen, weil die
Themen oft ungewöhnlich sind, über die
Grenzen des Faches schauen und unter­
haltsam vermittelt werden. Neben Prof.
Peter Degen selbst, der das Jahresthema
jeweils entwickelt und strukturiert, wer­
den „Gastreferenten“ eingeladen.
Nachruf
Zum Tode von
Peter Wörmann
Schon 1970 eröffnete Wörmann sein eige­
nes Büro in Ostbevern. Dem Standort blieb
er sein Leben lang treu. Das Büro expan­
dierte, und 1997 erfolgte der sehr beein­
druckende Neubau für sein weit über die
Grenzen der Region hinaus erfolgreiches
Architekturbüro am Ortseingang seiner
Heimatstadt.
Wer nicht nur sein Büro, sondern auch
sein Wohnhaus kannte, dem wurde schnell
seine Liebe zur bildenden Kunst bewusst.
In dieser Auseinandersetzung zwischen
Kunst und Architektur lernten wir uns ken­
nen, nachdem Peter Wörmann 1981 in den
Bund Deutscher Architekten berufen wor­
den war. Unsere Wege kreuzten sich eine
Weile in vielen Preisgerichten, in denen
wir bisweilen unterschiedliche Positionen
vertraten, aber immer wieder zu einer Ver­
ständigung fanden.
Wörmann hat viel und leidenschaftlich
gebaut, für die Kirche, für den Staat, für
Kommunen. Kleine Bauaufgaben wie die
Friedhofskapelle in Havixbeck lagen ihm
ebenso am Herzen wie eine Vielzahl von
Kirchenbauten und Krankenhäusern. Auch
der Terminal II des Flughafens MünsterOsnabrück trägt seine Handschrift.
Trotz seiner umfangreichen beruflichen
Herausforderungen übernahm er für sei­
nen Berufsverband und in der Architekten­
kammer NRW – der Vertreterversammlung
und dem Ausschuss „Planen und Bauen“
der AKNW gehörte er seit 2006 an – zahl­
reiche ehrenamtliche Aufgaben, die er kraft­
DABregional 04·15
Foto: Christian Richters
Der Architekt Peter Wörmann, der am 15.
Februar 2015 verstorben ist, war dem Kul­
turraum des Münsterlandes mit starken
Wurzeln verbunden. 1945 in Ostbevern ge­
boren, entstammte er einer alten Hand­
werker- und Baumeisterfamilie. Nach ei­
ner Lehre als Zimmermann im elterlichen
Betrieb studierte er Architektur an der Fach­
hochschule Münster und schloss es 1969
mit dem Diplom ab.
Peter Wörmann (1945 – 2015)
voll wahrnahm. Nie Posten sammelnd, son­
dern immer Aufgaben gestaltend.
Für seine Heimatstadt hat er im Kontext
der Regionale 2004 den kleinen Ausstel­
lungspavillon am Ortseingang gebaut und
über einen längeren Zeitraum auch betreut.
Leider blieb das Wasser-Informationszen­
trum für die drei monotheistischen Welt­
religionen in der Landvolkshochschule
Freckenhorst, das er ebenfalls für die Re­
gionale 2004 angeschoben hatte, eine Uto­
pie. Während dieser Zeit und durch die ge­
meinsame Arbeit im Beirat für Stadtgestal­
tung der Stadt Münster fanden unsere
Wege wieder häufiger zusammen.
Peter Wörmann war ein außergewöhn­
licher Architekt und Freund, der einen
großen Charme entwickeln konnte, der ein
großzügiger Gastgeber und in seinen letz­
ten Lebensjahren auch ein engagierter Ar­
chitekturlehrer an der Fachhochschule in
Salzburg war.
Er wird fehlen.
n Friedrich Wolters
Forum Architektur 2015
„Der verborgene Ort“
Die Resonanz der seit etlichen Jahren fast
monatlich stattfindenden Vortrags- und
Diskussionsveranstaltungen des BDA Düs­
seldorf reicht weit über den Kreis der BDA-
2015 beschäftigt sich das Forum Architek­
tur mit verborgenen Orten, Räumen und
Welten. Im Zeitalter von GPS und digitaler
Überwachung werden Erinnerungen kost­
bar an Orte, die dem Zugriff von außen
entzogen waren.
Termine bis zur Sommerpause, jeweils
19.00 Uhr:
Dienstag, 14. April: „Der letzte Ort“
Peter Degen spricht über Grabmäler, de­
ren Architektur häufig durch die Spannung
zwischen dem Anspruch nach Repräsenta­
tion und dem Streben nach Ruhe und Un­
versehrtheit gekennzeichnet ist.
Mittwoch, 20. Mai: „Verborgene
unterirdische Welten“
Degen erkundet von Menschen geschaf­
fene oder gestaltete Höhlen und unterir­
dische Verliese. Was fasziniert Forscher
und Abenteurer an solchen Unterwelten?
Mittwoch, 10. Juni: „Verborgene
Räume aus transpersonal
psychologischer Sicht“
Die Heilpraktikerin Sandra Veit spricht über
unterschiedliche Persönlichkeitsstrukturen
und die von diesen Menschen entwickelten,
ihnen gemäßen inneren Räume.
Nach der Sommerpause werden reale, je­
doch verborgene architektonische Räume,
wie es sie z. B. in Palastanlagen gibt, the­
matisiert. Außerdem geht es um geheime
Rückzugsorte, die der Besinnung und Selbst­
erforschung, aber auch dem Abenteuer die­
nen mögen.
n joe
Zu allen Terminen sind auf www.bdaduesseldorf.de weitere Informationen hinterlegt. Die Veranstaltungen finden in Kooperation mit dem Stadtmuseum Düsseldorf statt (Berger Allee 2).
26. Juni in Essen
5. BDB-Symposium für
Immobilienwerte 2015
Das BDB-Symposium für Immobilienwerte
stellt in diesem Jahr die Gewerbeimmobi­
lien in den Mittelpunkt der Veranstaltung.
Neben der Analyse der normierten Bewer­
tungsverfahren, Erläuterungen zur Ertrags­
wertrichtlinie und Ausführungen zur Haf­
tung des Immobilien bewertenden Sach­
verständigen stehen die wertrelevanten
Merkmale von Büroimmobilien, Logistikimmobilien und kleinen Gewerbebetrieben
im Fokus.
Zum nunmehr fünften Mal findet die eta­
blierte Veranstaltung am letzten Freitag im
Juni, den 26.06.2015, im Atlantic-Con­
gress-Hotel in Essen statt.
Auszüge aus dem Programm
In diesem Jahr wird Dipl.-Ing. Dipl.-Wirtsch.Ing. Karsten Schmidt, öffentlich bestellter
und vereidigter Sachverständiger aus Dort­
mund, das Symposium eröffnen, leiten und
moderieren. Das Grußwort richtet in die­
sem Jahr Dipl.-Ing. Ernst Uhing, Präsident
der Architektenkammer NRW, an die Ta­
gungsteilnehmer.
Im Laufe des Vormittags werden die nor­
mativen Bewertungsverfahren nach der
Immobilienwertermittlungsverordnung
von Dipl.-Ing. Andreas Jardin und Prof.
Dipl.-Ing. Wolfgang Kleiber dargestellt und
kritisch beurteilt. Dipl.-Ing. Andreas Jar­
din wird sich mit der Notwendigkeit der
Richtlinien befassen und die Vor- und Nach­
teile der zunehmenden Regulierung der
Wertermittlung in das Zentrum seines Vor­
trages stellen.
Prof. Dipl.-Ing. Wolfgang Kleiber stellt
dem Plenum den aktuellen Stand der Er­
tragswertrichtlinie vor. Fragen der Modellund Referenzkonformität, der Definition
Mit über 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern stets
gut besucht
marktüblich erzielbarer Erträge und der
Ableitung des Liegenschaftszinssatzes wirft
er dabei auf und beantwortet sie in gewohnt
kritischer und fachkundiger Weise.
Zur Datenermittlung für Mietwertgut­
achten bei Büroimmobilien wird Dipl.-Ing.
Dipl.-Wirtsch.-Ing. Karsten Schmidt am
Nachmittag Stellung nehmen. Er vermit­
telt methodische Grundlagen, die Auswer­
tung von Marktberichten und Vergleichs­
objekten, stellt Kriterien der Mietwertab­
leitung dar und erläutert die sachverständige Vorgehensweise mit Hilfe von
Nutzwertanalysen.
Wertrelevante Merkmale von Logistikimmobilien wird Martin Schachner-Blume
aus Düsseldorf erörtern. Neben der aktu­
ellen Marktsituation arbeitet Martin Schach­
ner-Blume die Merkmale von Logistik- und
Industrieimmobilien, relevante Nutzer­
gruppen und die Bewertungsansätze für
Logistik- und Industrieimmobilien heraus.
Bewertungsinhalte werden an einem Fall­
beispiel dargestellt.
Viktor H. Müller, öffentlich bestellter
und vereidigter Sachverständiger aus Stutt­
gart-Vaihingen, wird sich danach mit dem
Wertermittlung kleiner Gewerbebetriebe
auseinandersetzen. Sein Vortrag zielt auf
die Auswertung von Marktdaten, die spe­
zifischen Bedingungen kleiner Betriebe und
alternative Wertermittlungsverfahren ab,
die zur Stützung der normierten Verfahren
dienen können.
Last but noch least berichtet Prof. Jür­
gen Ulrich, Vorsitzender Richter am Land­
gericht Dortmund, über die Haftung des
Immobilien bewertenden Sachverständigen.
Aktuell und wie immer äußerst unterhalt­
sam wird Jürgen Ulrich zur „JedermannHaftung“, zum § 839a BGB, zur Dritthaf­
tung des Privatgutachters sowie zu frem­
den Urheber- und Persönlichkeitsrechten
Stellung nehmen. Seine Einschätzung zur
Haftpflichtversicherung des Sachverstän­
digen wird seinen Vortrag abrunden.
Das BDB-Symposium gibt Ihnen auch
in diesem Jahr wieder einen kompakten
und tiefgehenden Überblick über aktuelle
Entwicklungen der Immobilienwertermitt­
lung. Lassen Sie sich diese Veranstaltung
nicht entgehen!
Die Veranstaltung ist geeignet, die Pflicht
zur regelmäßigen Fortbildung für ö.b.u.v.
Sachverständige für die Bewertung von
Immobilien zu erfüllen. Die allgemeine An­
erkennung für die Erfüllung der Fortbil­
dungspflicht sowohl der AKNW als auch
für die IK-Bau NRW liegt vor. Ebenso ist
die Veranstaltung von HypZert zur Erfül­
lung der Fortbildungspflicht anerkannt.
Auch für die Veranstaltung 2015 besteht
erneut eine Kooperation mit dem b.v.s.
Ich freue mich, Sie am 26. Juni 2015 in
Essen begrüßen zu dürfen. n Karsten ­Schmidt,
Stadtplaner, ö.b.u.v. Sachverständiger
Anmeldungen zur Veranstaltung bequem
über die Homepage des BDB.NRW unter
www.bdb-nrw.de. Bis zum 15. April 2015
gewähren wie einen 10-prozentigen Frühbucherrabatt. Eine zeitnahe Anmeldung
wird empfohlen, da das Symposium erfahrungsgemäß schnell ausgebucht ist.
Top-Tagungslocation: das Atlantic Congress Hotel
in Essen
Foto: Atlantic Congress Hotel
Foto: eres.ddorf
Verbände | Nordrhein-Westfalen | 29
DABregional 04·15
30 | Nordrhein-Westfalen | Verbände
Aus der Praxis: Seminar
Qualitätsoffensive Freiraum
Diversität und Heterogenität am Bau – Frau am Bau!
Unterschiedlich sind die Aufgabenfelder,
die Architektinnen und Ingenieurinnen
neuzeitlich besetzen. Sie arbeiten als selbst­
ständige „Allrounder“ oder als Angestell­
te. Ihr Tätigkeitsfeld ist oftmals die Schnitt­
stelle zwischen Planung und Baustelle, ob
als Projekt- oder Bauleiterinnen.
Die Gepflogenheiten des „Baustellenlebens“
sind noch immer geprägt durch Gesetzmä­
ßigkeiten einer von Männern dominierten
Welt. Sie birgt manche Herausforderung
und bringt gleichermaßen Frauen und Män­
ner an die Grenzen ihres Leistungsvermö­
gens.
Die Architektin und Coachin Gerhild
Burkard nutzte ihre langjährigen beruf­
lichen Erfahrungen und entwickelte das
Seminar „Frau am Bau“. Ein praxisorien­
tiertes Training zum souveränen, kompe­
tenten und überzeugenden Auftreten. Es
werden konkrete und oftmals wiederkeh­
rende Konflikte analysiert, diskutiert und
gelöst. Methoden wie das „ArgumentationsAikido“ helfen dabei, „Killerphrasen“ und
unangemessene Bemerkungen entschie­
den abzuweisen. Der Blick auf geschlech­
terspezifische Unterschiede und das Ver­
ständnis von unterschiedlichen Rollenver­
halten hilft Frauen, sich sicher auf dem
gefragten Parkett der Bauleitung zu bewe­
gen.
Der bundesweite Erfolg dieses Seminars
zeigt die Wichtigkeit, Frauen in ihrer Hand­
lungs-, Kommunikations- und Konfliktfä­
higkeit zu unterstützen.
Alle Kolleginnen sind herzlich eingela­
den. Erweitern Sie Ihre Kompetenz. Set­
zen Sie Ihre Stärken ein. Nutzen Sie Ihr
Potenzial! n ai nw
Termin: 27.04.2014, ganztägig, Düsseldorf
Anmeldung: www.akademie-aknw.de.
Kontakt und Info: www.architektinneninitiative.de.
DABregional 04·15
BDLA fordert den
Freiflächenplan
Ausgezeichnete Innenarchitektur
Absolventen auf der
interzum
„BDIAusgezeichnet!“ ist der Titel, mit dem
der BDIA besonders innovative Abschluss­
arbeiten der Innenarchitektur-Absolventen
in Nordrhein-Westfalen ehrt. In diesem
Jahr ermöglicht es der Verband allen Prä­
mierten, die ausgezeichneten Arbeiten auf
der „interzum“ zu präsentieren, die vom
5. bis 8. Mai 2015 in der Koelnmesse statt­
findet.
Zu sehen sind die vielfältigen Projekte im
Bereich der „Innovation of Interior (IOI)“,
dem Sonderformat der internationalen
Fachmesse interzum für Architekten, In­
nenarchitekten, Industriedesigner und an­
dere Planer. Die IOI gilt als inspirierende
und zukunftsweisende Plattform für neue
Entwicklungen im Material- und Produktbe­
reich. Hier werden Innovationen gezeigt,
die auf Trends in Design und Architektur
verweisen.
Als Mitglied im Fachbeirat der interzum
hat der BDIA NRW, vertreten durch Birgit
Schwarzkopf, die Möglichkeit, diese wir­
kungsvolle Plattform zur Positionierung
des Nachwuchses zu nutzen: Zum einen
bringt der Verband durch die prämierten
Projekte die Kompetenzen der Absolventen
in die Öffentlichkeit. Zum anderen bekom­
men die jungen Talente damit die Chance,
gute Kontakte für einen erfolgreichen Be­
rufsstart zu knüpfen. Dieses Anliegen des
BDIA NRW wird auch von der Koelnmesse unterstützt.
Der BDIA NRW lädt alle Kolleginnen
und Kollegen ein, die Ausstellung auf der
interzum zu besuchen und sich inspirieren
zu lassen. n AS
Weitere Informationen und Kontakt:
www.bdia-nrw.de.
Der NRW-Verband der Landschaftsarchi­
tekten bdla nw geht 2015 mit einem durch­
aus altbekannten Thema in die Offensive.
Ziel ist es, den Freiflächenplan im Rahmen
der Novelle der BauONW als eigenen
(optionalen) Baustein des Baugenehmi­
gungsverfahrens zu etablieren – natürlich
mit den Landschaftsarchitekten als Plan­
verfassern. Zudem will man aufzeigen, wie
Kommunen dieses Instrument über städ­
tische Satzungen verbindlich einfordern
können.
Der neue Vorsitzende der Landesgruppe,
Matthias Lill, sagt dazu: „Meine Intention
zu Beginn meiner Amtszeit war, dieses The­
ma noch einmal auf den Weg zu bringen,
als Instrument und Handreichung zur Ver­
einfachung von Genehmigungsverfahren
und zur Sicherung qualitätsvoller Sied­
lungsräume. Nordrhein-Westfalen bedarf
einer neuen Betrachtung zu gestaltender
Freiräume, natürlich mit Unterstützung
eingetragener Landschaftsarchitekten. Es
zeigt sich, dass nun Interesse an solch einem
Regelungswerk besteht.“
Nachhaltige Stadtentwicklung könne
zudem nicht auf den relativ kleinen Anteil
des öffentlichen Raumes beschränkt wer­
den; auch auf privatem Grund gelte es, neu
zu denken und zukunftssichere Freiflächen
zu entwickeln. Genehmigungsbehörden,
aber auch den Gestaltungsbeiräten in den
Kommunen fehlen derzeit bei der Vielzahl
vereinfachter Verfahren im baulichen In­
nenbereich Steuerungsmöglichkeiten. Der
verbindliche Freiflächenplan im bauauf­
sichtlichen Verfahren kann hier eine wich­
tige Bündelungsfunktion haben; er trägt
zur Verfahrensvereinfachung bei und schafft
Rechtssicherheit. n is/bdla nw
Eine ausführlichere Version der Forderungen finden Sie im Internet unter
www.bdlanw.bdla.de.
Verbände | Nordrhein-Westfalen | 31
Normierung von Städten
ist ein Irrweg
Weltweit wie europäisch wird seit einiger
Zeit und insbesondere von entsprechenden
Lobbygruppen in starkem Maße die Stan­
dardisierung von Dienstleistungen gefor­
dert, die über die rein technischen Norm­
inhalte hinausgehend auch Leistungsbilder,
Qualifikationen und Verfahren erfassen
soll. Auf diese Weise werden auch geistigkreative Leistungen, wie jene der Stadtpla­
nung, erfasst.
Gleich drei Normungsvorhaben lagen 2013
bei der International Organization for Stan­
dardization (ISO) vor, die eine Bewertung
und Zertifizierung von Städten und Quar­
tieren vorsehen. Daraufhin wurde das Ko­
mitee „Sustainable development in com­
munities" der ISO gegründet, dessen Ziel
die Entwicklung von Normen ist, welche
„die Kommunen bei der Einführung und
Umsetzung eines Nachhaltigkeitsmanage­
ments unterstützen“ sollen.
Formell ist somit also ein Einstieg in die
Normierung von Städten und Quartieren
in Gang gesetzt. Wie weit man dabei den
Arbeitsauftrag auffasst, wird in der ent­
sprechenden „Roadmap“ des deutschen
DIN-Spiegelgremiums deutlich: „Damit
Smart Cities Wirklichkeit werden können,
bedarf es weit mehr als neuer Technolo­
gien. Es erfordert einen kulturellen Werte­
wandel und eine stärkere Besinnung auf
Werte, die gemeinsame Verantwortung
zum Ziel haben.“ (VDE, S. 14)
Nach Einschätzung des Deutschen In­
stituts für Urbanistik (DIfU) ist die „Road­
map“ zudem primär auf die Machbarkeit
von Technologien ausgelegt. Städte und
Gemeinden werden alleine als Anwen­
dungs- und Erprobungsgebiet für verschie­
dene Technologien durch global tätige Kon­
zerne aufgefasst. (vgl. URBAN 2.0, S.14)
Kommunale Spitzenverbände, Kammern
wie auch einzelne Berufsverbände haben
Ansprechpartner
Der direkte Weg zu den
Berufsverbänden
Die Internetseite der Architektenkammer
www.aknw.de führt Sie auf direktem Weg
zu den Berufsverbänden. In der Rubrik
„Wir über uns / Berufsverbände“ finden
Sie eine Liste der deutschen Verbände
sowie Anschriften, Telefonnummern und
E-Mail-Adressen der Geschäftsstellen.
Die nordrhein-westfälischen Berufsverbände finden Sie im Internet wie folgt:
narchitektinnen-initiative
Änderungen bei der VjA
Umbauarbeiten im
Vorstand
Mit der Wahl Ende Januar fand bei der Ver­
einigung junger Architekten (VjA) die letz­
te Maßnahme in der Führungsriege statt.
Kollege Michael Heyng ist als zweiter Vor­
sitzender gewählt worden. Mit dieser schritt­
weisen Neubesetzung beider Vorstands­
vorsitzenden ist sowohl für eine Kontinu­
ität als auch eine Konzentration auf
wichtige berufspolitische Themenfelder –
aktuell wie auch in den nächsten Jahren –
sichergestellt. Allseits gab es bei der Gele­
genheit auch Dank an den langjährig er­
folgreichen Kollegen Alexander Kölsch
Geschäftsführer und zuletzt auch Vorsit­
zenden.
n VjA
Neue Führungsriege (v. l.): Jürgen Lintner (Geschäftsführer, Schatzmeister), André Saatkamp (erster Vorsitzender) und Michael Heyng (zweiter Vorsitzender)
Foto: VjA
Standardisierung von Dienstleistungen
sich kritisch zu diesem Normungsansatz
positioniert – auch gegenüber der Bundes­
politik. Auch WIR – Stadtplaner In NRW
haben von Beginn an diesen Weg für einen
Irrweg der Normung gehalten und gefor­
dert, das Verfahren zu öffnen und den Sach­
verstand der Stadtplanerinnen und Stadt­
planer einzubeziehen. Dies ist zwischen­
zeitlich erfolgt. WIR Stadtplaner In NRW
sagen: Städte und Quartiere dürfen kein
Spielball für global agierende Audit-Agen­
turen werden!
n Torsten Stamm
(ai nw):
www.architektinnen-initiative.de
nBund Deutscher Architekten (BDA):
www.bda-nrw.de
nBund Deutscher Baumeister Architekten und Ingenieure (BDB):
www.bdb-nrw.de
nBund Deutscher Innenarchitekten
(BDIA): www.bdia-nrw.de
nBund Deutscher Landschaftsarchitekten (BDLA): www.bdlanw.bdla.de
nDGB Bezirk NRW: www.nrw.dgb.de
nInformationskreis für Raumplanung
(IfR): www.ifr-ev.de
nInteressengemeinschaft Angestellter Architekten (IAA):
www.iaa-architekten.de
nVerband Deutscher Architekten
(VDA): www.vda-nw.de
nVereinigung Angestellter Architekten (VAA): www.vaa-nrw.de
nVereinigung Freischaffender Architekten (VFA): www.vfa-nrw.de
nVereinigung für Stadt-, Regional- und
Landesplanung (SRL): www.srl.de
nVereinigung junger Architekten
(VjA): www.vja.de
Unter www.aknw.de finden Sie in der
Rubrik „Wir über uns“ unter „Gremien“
bzw. „Geschäftsstelle“ außerdem die Listen der Kammergremien sowie eine Liste Ihrer Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner in der Geschäftsstelle der
Architektenkammer Nordrhein-Westfalen. n
DABregional 04·15