Wie weit ist es von Regensburg nach Hengersberg? Schmerz – Physiologie und Therapie Hengersberg 29.04.2015 K. Hanshans Schmerzambulanz und Tagesklinik am Krankenhaus Barmherzige® Brüder Regensburg Quelle: Google maps Schmerztherapie KBBR 2015 Wie weit ist es von Regensburg nach Hengersberg? Was ist das? Quelle: Google maps Schmerztherapie KBBR 2015 Oder? Schmerztherapie KBBR 2015 Was ist Schmerz ? Definition der IASP: Schmerz ist ein unangenehmes Sinnes- und Gefühlserlebnis, das mit aktueller und potentieller Gewebsschädigung verknüpft ist oder mit Begriffen einer solchen Schädigung beschrieben wird“ „Schmerz ist das, was den Patienten schmerzt“ Schmerztherapie KBBR 2015 Schmerztherapie KBBR 2015 Bedeutung der Schmerzdefinition der IASP: Schmerzverständnis Schmerzeinteilung • • • • • Die kausale Verknüpfung von Gewebsschädigung und Schmerzreaktion wird aufgegeben. Eine Gewebeschädigung muss nicht vorliegen, um Schmerz zu empfinden und ist auch nicht immer nachweisbar. Trotzdem wird Schmerz häufig noch auf seine Rolle als Warnsignal reduziert. Die Auffassung ist verbreitet, dass nur sensorische Reize zu Schmerzempfindungen führen können und die Intensität des Reizes direkt das Ausmaß der wahrgenommenen Schmerzen bedingt. (vgl. Egle et al., 2000; Fischbeck, S. 2006) • Nozizeptorschmerzen – Somatische Schmerzen, • Oberflächenschmerz = Haut • Tiefenschmerz = Knochen, Bänder, Muskulatur, Bindegewebe – Viszerale Schmerzen (Eingeweideschmerzen) • Hohlorgane, Peritoneum, parenchymytöse Organe, sympathisch innervierte Organe Neuropathische Schmerzen – Zentral (Deafferenzierung, Phantomschmerz, Thalamusschmerz) – Peripher (Polyneuropathie, Kausalgie [SMP], Nervenkompression – Gemischt (Plexusinfiltration, postherpetische Neuralgie) Gemischte Formen • Psychogener Schmerz • – z.B. Plexusinfiltrationen durch Tumore Schmerztherapie KBBR 2015 Was ist Schmerz? Empfangsanlagen • Schmerz ist mehr als nur ein elektrischer Impuls • Schmerz ist eine menschliche Grunderfahrung und tief verwurzelt im menschlichen Wesen. Schmerztherapie KBBR 2015 Periphere sensorische Nervenfasern Schmerztherapie KBBR 2015 Aktivatoren und Modulatoren polymodaler („wide dynamic range“) Nozizeptoren Aδ-Faser C- Faser Aβ-Faser Aδ-Faser: Schmerzafferenzen: scharfe stechende Schmerzen C- Faser: Polymodale Schmerz-/Temperaturafferenzen, Jucken: langsame brennende Schmerzen, diffus Aβ-Faser: Meissner-Pacini-,Ruffini-, Merkelkörperchen: Berührung, Schwingung, Vibration, Druck Schmerztherapie KBBR 2015 Aktivatoren und Modulatoren polymodaler (wide-dynamic range) Nozizeptoren Schmerztherapie KBBR 2015 Schmerzentstehung und Weiterleitung Zentrale Schmerzverarbeitung Nozizeptoren werden gereizt Umwandlung des Schmerzreizes in Aktionspotentiale Weiterleitung über Rü Rückenmark, HinterhornHinterhornnervenzellen, Hirnstamm bis zum Groß Großhirn T.R. Tölle in Zenz, Lehrbuch der Schmerztherapie 2. Aufl., S. 104 Schmerztherapie KBBR 2015 Schmerztherapie KBBR 2015 Zentrale Modulation Schmerzentstehung beteiligte Strukturen Moderne bildgebende Verfahren (PET, f MRI ) geben Hinweise, welche Regionen des Gehirns für die Verarbeitung der Komponenten von Schmerz verantwortlich sind: •Sensorisch - diskriminative Komponente (S1/S2,IC) •Affektive Komponente (PPC,ACC, IC,AMYG) S1/S2 somatosensorischer Kortex ACC anteriorer cingulärer Kortex PCC posteriorer cingulärer Kortex PPC posteriorer parietaler Kortex IC Insula PFC Präfrontal Kortex AMYG Amygdalum PB Nucleus parabrachialis •Kognitive Komponente (PFC) •Autonome und somatomotorische Komponente ( PAG, PB, HYPOTH) Schmerztherapie KBBR 2015 Erkrankungen mit nozizeptivem Schmerz Schmerztherapie KBBR 2015 Schmerztherapie KBBR 2015 aus K. Brune, A. Beyer, M. Schäfer (Hrsg), 2001, SCHMERZ, Springer Verlag, S.17 Erkrankungen mit neuropathischem Schmerz Schmerztherapie KBBR 2015 Periphere und zentrale Sensibilisierung Periphere und zentrale Sensibilisierung Periphere und zentrale Sensibilisierungen führen zu einer erhöhten Schmerzhaftigkeit Hyperalgesie: Ein Schmerzreiz wird stärker als gewöhnlich wahrgenommen Allodynie: Ein gewöhnlich nicht schmerzhafter Reiz wird als schmerzhaft wahrgenommen Nervenläsion Freisetzung von TNF, IL-1 → NGF Massiver AP*-Einstrom auf spinaler Ebene Intrazelluläre molekulare Veränderung Antero- u. retrograder axonaler Transport Anzahl der Rezeptoren (AMPA, NMDA, NK1) Expression von Bradykininrezeptoren Neuropeptide ↑ Zentrale Sensibilisierung Lokale Wirkung: Na-Kanäle Zytokine Induktion von COX-2 Periphere Sensibilisierung Goscinny et al. Asterix 1978 Schmerztherapie KBBR 2015 Schmerztherapie KBBR 2015 * Aktionspotential Plastische Veränderungen des Gehirns bei chronischem Schmerz Berücksichtigung neuer Schmerzmechanismen Wichtige Schmerztypen verstehen Nozizeptiver Schmerz Entzündungsschmerz Neuropathischer Schmerz Dysfunktionaler Schmerz Schädlicher Stimulus Entzündung Nervenschädigung Kein schädlicher Stimulus Keine Entzündung Keine Nervenschädigung Protektiv Heilung/ Reparatur pathologisch Hohe Schmerzschwelle pathologisch pathologisch Niedere Schmerzschwelle Maihöfner et al. (2003) Patterns of cortical reorganization in complex regional pain syndrome. Neurology 61: 1707–1715 Schmerztherapie KBBR 2015 Beurteilung der Schmerzintensität Verbal Rating Scale (VRS) Visuelle Analogskala (VAS) Schmerzmessung und Dokumentation Patienten mit kognitiven Einschränkungen: Fremdeinschätzung •Vegetative Zeichen •Körpersprache •Gesichtsausdruck •Stimmlicher Ausdruck •Gefühl • Kein Schmerz • Leichter Schmerz • Mäßiger Schmerz • Starker Schmerz Schmerztherapie KBBR 2015 Numerische Analogskala (NAS) • Sehr starker Schmerz • Stärkster vorstellbarer Schmerz Bsp.: BESD Schmerztherapie KBBR 2015 Schmerztherapie KBBR 2015 Krebs und Schmerz Pharyngeal 70% Oesophagus 44% Lunge 52% Brust 60% Magen 50% Kolorektal 64% Gynäkologisch 75% •Anteil der Tumorpatienten mit Schmerzen (nach Tumorart) Prostata 66% Hämatogen 53% Schmerztherapie KBBR 2015 Schmerzursachen bei Tumorpatienten • Vainio A et al.: J Pain Symptom Schmerztherapie Manage KBBR1996; 2015 12:3-10. Mamma Carcinom Tumorbedingt (60 bis 90 %) Knochen-/Weichteilinfiltration, Kompression und Infiltration von Nerven-, Blut und Lymphgefäßen, Tumornekrose an Schleimhäuten mit Ulzeration und Perforation, Hirnödem • Tumorassoziierte Schmerzen (ca. 10 %) Paraneoplastisches Syndrom, Zosterneuralgie, Pilzinfektion, Venenthrombose, Dekubitus • Therapiebedingt (10 bis 25 %) Operation (Nervenläsion,Vernarbung, Ödem, Muskelverspannung), Radiatio (Fibrose, Neuropathie, Strahlenosteomyelitis, Mukositis), Chemotherapie (Entzündung, Paravasat,Mukositis, Neuropathie) • Tumorunabhängig (3 bis %) Migräne, Spannungskopfschmerz, Arthritis, Rückenschmerz Schmerztherapie KBBR 2015 Mundbodencarcinom Schmerztherapie KBBR 2015 Lymphödem Schmerztherapie KBBR 2015 Schmerztherapie KBBR 2015 Therapiemethoden Schmerzbeeinflussung Schmerzwertung kausale Therapie Pharmakotherapie (Systemisch, lokal) Nervenblockaden Neurochirurgische Verfahren (Pumpen, SCS) Psychotherapeutische Verfahren Physiotherapie Elektrostimulationsverfahren Hilfsmittel Dissoziation vom Schmerzerlebnis Amytriptilin, Haloperidol etc. Psychologische Therapie Leitung Leitungsanästhesie Ropivacain, Bupivacain etc. Rezeption Antipyretika, Antiphlogistika Verarbeitung Schmerzkontrolle Tilidin/N, Fentanyl, Morphin etc. Membranstabilisierung Carbamazepin etc. ASS, Ibuprofen, Diclofenac etc. Schmerztherapie KBBR 2015 Schmerztherapie KBBR 2015 Analgetika - Nicht-Opioidanalgetika - Opioide - Antidepressiva - Antiepileptika - Muskelrelaxantien - Cortison - u.a. Schmerztherapie KBBR 2015 Schmerztherapie KBBR 2015 WHO Stufenschema … Schmerztherapie in Stufen ein überholtes Therapieprinzip bei chronisch gutartigen Schmerzen? (WHO 1986) NichtOpioidanalgetika Schwach wirksame Opioide Stark wirksame Opioide Tilidin/Naloxon Tramadol Dihydrocodein etc. Morphin Oxycodon Fentanyl Oxycodon/Naloxon Hydromorphon Buprenorphin Tapentadol etc. WHO - II WHO - III Die Grenzen des WHO-Stufenschemas: Das WHO-Stufenschema … NSAR, Cox-2 Paracetamol Metamizol Flupirtin, Tolperison etc. WHO - I • ist 1986 für Tumorschmerztherapie konzipiert! • berücksichtigt keine neuen pathophysiologische Erkenntnisse! • berücksichtigt keine neuen pharmakologische Erkenntnisse! Co-Therapeutika nichtmedikamentöse Maßnahmen schwache Schmerzen (VAS ≤ 30) mittlere Schmerzen (VAS = 30 - 70) starke Schmerzen (VAS ≥ 70) Schmerztherapie KBBR 2015 Schmerztherapie KBBR 2015 Klassische NAIDS Diclofenac, Ibuprofen, Naproxen Nicht-Opioidanalgetika • Saure antipyretische Analgetika • • • • • • Indikation: Ibuprofen, Dexibuprofen (Deltaran) Diclofenac (Voltaren) Flurbiprofen (Froben) Naproxen (Proxen) Acetylsalicylsä Acetylsalicylsäure (ASS, Aspirin) Somatonozizeptiver Schmerz, ossärer Schmerz (Metastasen) Sinnvolle Kombinationen: Opioide, Novaminsulfon, Paracetamol Nichtsaure antipyretische Analgetika • • Kontraindikation (alle NSAR): Paracetamol (Ben u ron, Parafan) Metamizol (Novalgin, Novaminsulfon) • Cox 2 – Hemmer • Nichtopioidanalgetika ohne antipyretische und antiphlogistische Wirkung • • • • Celecoxib, Etoricoxib, Parecoxib, Lumiracoxib ?, Rofecoxib?, Valdecoxib? Valdecoxib? Flupirtin Ketamin Nefopam Niereninsuffizienz, Volumenmangel, Mittlere bis schwere Herzinsuffizienz, Allergie gegen NSAR (Diclofenac o.ä), Magenulcus, Stillzeit, Schwangerschaft, Kinder unter 14 Jahren, Bronchialasthma, Lupus erythematodes Ceiling Effekt (Oberhalb der Maximaldosis keine Analgesieerhöhung) Eher Opioide erhöhen als NSAR Höchstdosis anstreben Schmerztherapie KBBR 2015 Wirkungsweise der sauren Nichtopioidanalgetika (NSAR) NSAR: Arachidonsäure Cyclooxygenase (COX1+2) { X entzündungshemmend schmerzlindernd Magen-/Darmschädigung NierenSchädigung Prostaglandine unterstützen Funktion von Nieren und Thrombozyten vermitteln Entzündung und Schmerz schützen Magenmucosa Schmerztherapie KBBR 2015 Unerwünschte Wirkungen nichtsteroidaler Antirheumatika (NSAR) Gastrointestinale Toxizität (COX-1) Erosionen der Magen-Darm-Schleimhäute gastrointestinale Blutungen Bildung von Ulzerationen bis hin zur Perforation Nierenfunktionsstörungen & Hypertension (COX-1/2) Abnahme der Nierenperfusion Reduktion der glomerulären Filtrationsrate Wasserretention Blutdruckanstieg Nierenversagen Bronchokonstriktion (COX-1) Analgetika-Asthma Gerinnungsstörungen (COX-1) Hemmung der Thrombozytenaggregation Verlängerung der Blutungszeit Shorrock CJ et al., Am J Med 1988;84 (Suppl):25-34 (Suppl):25 Schmerztherapie KBBR 2015 Schmerzbehandlung mit NSAR Die 10-Prozent-Regel 10 % der mit NSAR behandelten Patienten entwickeln Ulzera 10 % der Ulkus-Patienten entwickeln Komplikationen Schmerztherapie KBBR 2015 Einschränkung der Therapieoptionen Rote Hand-Briefe in 2013 und 2014 unter anderem für: • Diclofenac • Flupirtin • Tetrazepam • Tolperison • u.a. 10 % der Patienten mit Ulkusbedingten Komplikationen versterben daran Schmerztherapie KBBR 2015 Schmerztherapie KBBR 2015 Opioidrezeptoren Schmerztherapie KBBR 2015 Schmerztherapie KBBR 2015 Opioide Pro und Kontra Opioid-Vorteile Behandlung mit Opioiden Indikationen Opioid-Nachteile Keine Organtoxizität Keine Blutbildveränderungen Nebenwirkungen gut handhabbar Viele galenische Zubereitungen Breites Indikationsspektrum Keine Dosis-Obergrenzen Gute Kombinierbarkeit Frühzeitiger Einsatz schützt vor Chronifizierung Tumorschmerzen Starke Schmerzen aufgrund von Gelenkerkrankungen Morphinmythos Abhängigkeit bei Fehlgebrauch Nicht antiphlogistisch wirksam Nebenwirkungen (z.B. Obstipation) Starke Rückenschmerzen Osteoporose-bedingte Schmerzen Neuropathische Schmerzen wie z.B. Postzosterneuralgie, Stumpf- und Phantomschmerzen Peri- und postoperative Schmerzen, (Prophylaxe der Chronifizierung) Akutschmerzen, (Prophylaxe der Chronifizierung) Schmerztherapie KBBR 2015 Schmerztherapie KBBR 2015 Wirkungsstärke (Potenz) und maximale Wirksamkeit (Effizienz) Niedrigpotente Opioide • • • • Tramadol (Tramal, TramundinTramundin-Retardprä Retardpräparate) Tilidin (Valoron NN-Retard, Tilidin comp.) Codein (Codeinum phosphoricum Compretten) Dihydrocodein (DHC 60/90/120) Schematische Darstellung der Beziehung zwischen der Dosis und der Wirkung verschiedener Opioidanalgetika zur Erläuterung der Begriffe der analgetischen Wirkungsstärke (Potenz) und Wirksamkeit (Effizienz). [Jage J. .(2001) Lehrbuch der Schmerztherapie] Schmerztherapie KBBR 2015 Schmerztherapie KBBR 2015 Hochpotente Opioide • Individueller Medikamentenverbrauch MorphinMorphin-Sulfat (oral:MST, Sevredol, MM-long, Capros; rektal: MSR; i.v.: MSI, MorphinMorphin-Merck ) • • • • • • Hydromorphin (Palladon) Oxycodon (Oxygesic, Targin) Fentanyl (z.B. Durogesic, 2,5mg, 5mg,7mg,10mg) Buprenorphin (Temgesic, Transtec, Norspan) Tapentadol (Palexia) Levomethadon (L(L-Polamidon) Morphinverbrauch mittels PCA bei 40 Patienten nach abdominalchirurgischen Eingriffen Nach K. Lehmann 1994 Schmerztherapie KBBR 2015 Differentialindikation von Opioiden Opioide bei Leber- u. Niereninsuffizienz ? Symptom Morphin Hydromorphon Oxycodon Methadon Fentanyl TTS Buprenorphin TTS Übelkeit/ Erbrechen -- ++ ++ + ++ + Obstipation -- ++ + + ++ + Somnolenz/ Verwirrtheit Ø ++ ++ Ø Ø Ø Schluckstörungen ++ ++ Ø + ++ ++ Leberinsuffizienz Ø ++ Ø + ++ - Niereninsuffizienz Ø ++ - + + ++ - - Instabile Schmerzen ++ ++ = sehr geeignet ++ + = geeignet ++ - -- = ungeeignet - = ungünstig Schmerztherapie KBBR 2015 Ø = kontraindiziert Arbeitskreis Tumorschmerz der DGSS Schmerztherapie KBBR 2015 Kombinierbarkeit von Opioden Dauer- Therapie Bedarfs-Therapie Buprenorphin-TTS • Buprenorphin-s.l. Fentanyl-TTS • Fentanyl-OTFC Hydromorphon SR • Hydromorphon IR Morphin SR • Morphin IR Oxycodon SR • Oxycodon IR SR=Sustained Release, IR=Immediate Release; TTS=Transdermales Therapeutisches System; OTFC=Oral transmucös appliziertes Fentanyl Schmerztherapie KBBR 2015 Schmerztherapie KBBR 2015 Opioidrotation äquianalgetische Dosierungen in mg Tramadol oral Tramadol s.c./i.v. Morphin oral Morphin s.c./i.v. Morphin epidural Oxycodon oral Hydromorphon oral Fentanyl TTS (µg/h) Buprenorphin s.l. Buprenorphin s.c./i.v. Buprenorphin TTS 150 300 450 600 100 200 300 400 500 30 60 90 120 150 180 210 240 10 20 30 40 50 60 70 80 2,5 5 7,5 10 12,5 15 17,5 20 30 60 90 120 4 8 12 16 20 24 28 32 25 50 75 100 0,4 0,8 1,2 1,6 2,0 2,4 2,8 3,2 0,3 0,6 0,9 1,2 1,5 1,8 2,1 2,4 35 52,5 70 87,5 105 140 (Nach Sittl, Griesinger) Opioidanalgetika Nebenwirkungen Zentrale Nebenwirkungen: • Reduktion der Atemfrequenz (Atemzentrum) • Übelkeit und Erbrechen (chemorezeptive Triggerzone) – vorübergehend! • Hustendämpfung (Medulla oblongata) • Miosis (Nucleus oculomotorius) Abhängigkeit, Toleranz, Sucht Abhängigkeit, Toleranz, Sucht Toleranz • physiologische Gewöhnung an das Opioid • teilweiser Verlust der analgetischen Wirkung • macht Dosissteigerung oder OpiatWechsel erforderlich • „Opiatnaive“ Patienten brauchen andere Dosen Körperliche Gewöhnung (-normal) • • • • • • • Schmerztherapie KBBR 2015 Abhängigkeit, Toleranz, Sucht Symptome eines Opiatentzuges bereits nach 2 Wochen Hervorgerufen durch plötzliches Absetzen Schwitzen, Kaltschweiss Motorische und innere Unruhe, Gliederschmerzen Tachykardie, Hypertonie Durchfall, Magenschmerzen Geweitete Pupillen Schmerztherapie KBBR 2015 Macht Schmerztherapie süchtig? Psychische Abhängigkeit (~Sucht) • • • • Suchen nach Stimmungseffekten durch Opioide Entspannung, innere Ruhe, Wohlbefinden unabhängig von analgetischem Effekt Suchtpotential (unretardiert, schnell) Bsp.: Tilidin-Tropfen bei chronischen Rückenschmerzen "Evidenz"basierte Erkenntnisse zur Prävalenz von Opioid-Abhängigkeit LONTS 2009: •Bei einer Einnahmedauer von mindestens vier Wochen Opioid-Abhängigkeitsrate 3,27% (durchschnittliche Einnahmedauer: 26,2 Monate). •Bei Ausschluss von vorausgehendem bzw. aktuellem Alkohol- und/oder Drogenmissbrauchs Opioid-Abhängigkeitsrate nur bei 0,19% versus 5% bei den Studien, die die Patienten nicht auf Grund dieses Kriteriums vorselektierten. •11,5% der Patienten, die Opioide mindestens vier Wochen regelmäßig einnehmen, zeigten in 17 Studien ein auffälliges drogenbezogenes Verhalten (z.B. Horten von Opioiden, Dosissteigerungen etc.). •Bei Vorselektion auf Grund einer Missbrauchs- oder Abhängigkeitssymptomatik in der Krankheitsgeschichte, lag die Rate bei nur 0,59%. Fishbain DA et al. Pain Med 2008; 9(4): 444-59 Schmerztherapie KBBR 2015 Schmerztherapie KBBR 2015 Antikonvulsiva Antidepressiva • Indikation: – Neuropathischer Schmerz mit Brennschmerzkomponente – Nerveninfiltration oder Nervenkompression durch Tumor – Polyneuropathie durch Chemo- oder Strahlentherapie • Präparate: – Amitriptylin (Saroten) 30-60mg Dosierung: eher niedrig • Wirkungseintritt: nach wenigen Tagen 2. GABAerge Transmissionsverbesserung: 3. Glutaminantagonismus: Lamotrigin, Topiramat – Mirtazapin (Remergil)15-60mg • Carbamazepin, Oxcarbazepin, Gabapentin, Pregabalin, Phenytoin, Lamotrigin, Topiramat Gabapentin, Pregabalin, Ethosuximid, Phenobarbital, Tiagabin,Topiramat, Valproinsäure, Clonazepam 10mg -75mg – Doxepin (Aponal) 5mg -75mg (auch Tropfen und i.v.) – Duloxetin (Cymbalta) Einteilung nach ihrem Wirkprinzip: 1. Hemmung spannungsabhängiger Natrium- und Kalziumkanäle: Schmerz-Medikamenten Router Antikonvulsiva • Indikation Medikamentengruppe Wirkort Wirkmechanismus Haupteinsatz NSAR peripher spinal analgetisch antientzündlich Nozizeptorschmerz, Entzündungsschmerz Opioide spinal Gehirn analgetisch stärkste Nozizeptorschmerzen, starke Nervenschmerzen Kanalblocker (z.B. Pregabalin) im Nerv spinal supraspinal nervenstabilisierend anxiolytisch Nervenschmerzen Reuptakehemmer (z.B. Amitriptylin) spinal supraspinal Steigerung der Schmerzhemmung Nervenschmerzen, chronische Schmerzen Kaliumkanalöffner spinal relaxierend Muskelverspannungen – Einschießende, neuropathische (neuralgiforme) Schmerzen • Nebenwirkungsprofile – – – – – – – Schwindel, Übelkeit, Müdigkeit, Sedierung Konzentrations- und Reaktionsstörungen, Koordinationsstörungen, Libidoverlust, Kopfschmerzen, Parästhesien, Verwirrtheitszustände Zusätzlich präparatspezifische Nebenwirkungen!!! Schmerztherapie KBBR 2015 Invasive Schmerztherapie Ganglionäre lokale Opioidanalgesie (GLOA) Schmerztherapie KBBR 2015 Schmerztherapie KBBR 2015 Invasive Schmerztherapie Regionalanästhesie Nervenblockaden • G. stellatum Blockade Plexusblockaden (cervical, lumbosakral) Schmerztherapie KBBR 2015 Schmerztherapie KBBR 2015 Medikamentöse Verfahren Regionalanästhesie Patientenkontrollierte Analgesie (PCA) Rückenmarksnahe Verfahren • • • • • • Intrathekal (Spinal) Epidural/Peridural/Sakral Applikationsweg: i.v., epidural, intrathekal, ggf. auch s.c Parameter: Bolusgröße, Bolusdauer, Sperrzeit, 4h-Maximum, Basisrate oder retardierte Basismedikation Im Verlauf Anpassung der Basisrate je nach benötigter Boluszahl Auch mit tragbaren ambulanten Pumpensystemen realisierbar Schmerztherapie KBBR 2015 Schmerztherapie KBBR 2015 Intrathekale Schmerztherapie • Strahlentherapie und Nuklearmedizin Implantierbare Pumpen CT-gestützte Blockadetechniken z.B.: • • Wirbelsäule (Facetten, Spinalnerven) Sympathikolysen Strahlentherapie bei: • Tennisellbogen, Fersensporn, Achillodynie Palliative Strahlentherapie zur: • • • • Schmerztherapie KBBR 2015 Tumorverkleinerung Organ- und Gefäßkompression, Hirndruck, drohende Frakturen, Blutungen, Exulcerationen Linderung oder Verhinderung von Symptomen Verbesserung der Lebensqualität Schmerztherapie KBBR 2015 „Ein Indianer kennt keinen Schmerz!“ Schmerztherapie KBBR 2015 Wahrheit und Wahrhaftigkeit Hospital Tribune 2002, 25; Nr.5 Schmerztherapie KBBR 2015 Schmerztherapie KBBR 2015
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