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Medizinische Leitlinien:
das deutsche Modell mit
seinen Stärken und Schwächen
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Corinna Schaefer
Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ), Berlin
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Agenda
!  Das ÄZQ
!  Herausforderung Wissenstransfer
!  Das “Deutsche Modell”?
!  Das Programm für Nationale
VersorgungsLeitlinien
!  Ausblick
Corinna Schaefer, Bern, 28.04.2015
Ärztliches Zentrum für
Qualität in der Medizin (ÄZQ)
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Agenda
!  Das ÄZQ
!  Herausforderung Wissenstransfer
!  Das “Deutsche Modell”?
!  Das Programm für Nationale
VersorgungsLeitlinien
!  Ausblick
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Das ÄZQ
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Patientensicherheit
Koordination NVLProgramm
Evidenzbasierte
Medizin und Leitlinien
Patienteninformation
& -beteiligung
Gemeinsames Kompetenzzentrum für
Qualität und Wissenstransfer im Gesundheitswesen.
Ärztliches Zentrum für
Qualität in der Medizin (ÄZQ)
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Agenda
!  Das ÄZQ
!  Herausforderung Wissenstransfer
!  Das “Deutsche Modell”?
!  Das Programm für Nationale
VersorgungsLeitlinien
!  Ausblick
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Problem 1: Kurze Halbwertszeit des Wissens
„Die Hälfte dessen, was Sie im
Studium gelernt haben, wird sich
im Laufe von 5 Jahren entweder
als grottenfalsch oder komplett
überholt herausstellen.
Das Problem ist, dass Sie nicht wissen,
welche Hälfte.“
David Sackett. Thoughts for new medical students at a new medical school, Richard Smith, BMJ
2003; 327: 1430-3
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Problem 2: Wissenszuwachs
!  Mitte des 20. Jahrhunderts:
medizinische Neupublikationen:
wenige Tausend pro Jahr
!  Heute: etwa 75 neue klinische
Studien & 11 systematische
Reviews pro Tag, Tendenz
steigend
!  aktuelle Schätzung im Deutschen Ärzteblatt: einem
durchschnittlichen Mediziner bleiben für die Lektüre
fachspezifischer Literatur lediglich 20 Minuten pro
Woche
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Problem 3: Lesen allein reicht nicht
Methodenkompetenz erforderlich
„Neue Medikamente werden im
Auftrag der Hersteller getestet, in
fragwürdigen Studiendesigns, an viel
zu kleinen, wenig repräsentativen
Patientenpopulationen, die in einer
Weise ausgewertet und interpretiert
werden, dass die Vorteile der
Behandlung überwiegen. Es
überrascht nicht, dass diese Studien
Ergebnisse produzieren, die dem
Hersteller nützen.“
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Problem 4: Nichtpublikation von Studien
!  Etwa die Hälfte aller Studien wird wegen unliebsamer
Ergebnisse nicht publiziert.
!  Positive Ergebnisse werden erheblich früher publiziert als
negative.
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Problem 5: Praxistauglichkeit?
Ergebnisdarstellung
von CochraneReviews liefert viele
Informationen nicht,
die für die
Umsetzung in
ärztliches Handeln
notwendig sind.
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Problem 6: Vom Wissen zum Tun?
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Leitlinien als Instrumente des Wissenstransfers?
„Leitlinien unterscheiden sich von
anderen Quellen aufbereiteten Wissens
(Evidenzberichte, Systematic Reviews,
Health Technology Assessments mit
oder ohne Metaanalysen) durch die
Formulierung von klaren
Handlungsempfehlungen, in die auch
eine klinische Wertung der Aussagekraft
und Anwendbarkeit von
Studienergebnissen eingeht.“
AWMF Regelwerk, Einführung: Was sind Leitlinien? (2012)
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Agenda
!  Das ÄZQ
!  Herausforderung Wissenstransfer
!  Das “Deutsche Modell”?
!  Das Programm für Nationale
VersorgungsLeitlinien
!  Ausblick
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LL-Entwicklung in Deutschland
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LL-Entwicklung in Deutschland
"  Leitlinienentwicklung obliegt den einzelnen
Fachgesellschaften (z.T. wider-sprüchliche
Leitlinien unterschiedlicher Qualität zum
selben Thema
"  Bereitstellung, methodische Unterstützung, Koordination und
Klassifikation durch die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen
Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF Register und Regelwerk)
"  Zwei Nationale Leitlinienprogramme mit formalen und methodischen
Vorgaben:
o  Programm für Nationale VersorgungsLeitlinien (NVL)
o  Leitlinienprogramm Onkologie
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LL-Klassifizierung der AWMF
S1
S2
S3
Keine systematische Recherche
Kein formaler Konsensprozess
Systematische Recherche (S2e)
oder
Formaler Konsensprozess (S2k)
Systematische Recherche und
Verknüpfung von Evidenz und Empfehlungsgrad
und
Formaler Konsensprozess in interdisziplinärem
Gremium
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Agenda
!  Das ÄZQ
!  Herausforderung Wissenstransfer
!  Das “Deutsche Modell”?
!  Das Programm für Nationale
VersorgungsLeitlinien
!  Ausblick
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Hintergrund: NVL-Programm
•  NVLs sind evidenzbasierte ärztliche
Entscheidungshilfen für hochprävalente
chronische Erkrankungen mit Schwerpunkt
auf Versorgungskoordination.
•  2002 von der Bundesärztekammer initiiert,
um hochwertige, systematisch entwickelte
Empfehlungen für Disease Management
Programme bereitzustellen
•  Seit September 2003 in gemeinsamer
Trägerschaft der Bundesärztekammer (BÄK),
der Kassenärztlichen Bundesvereinigung
(KBV) und der AWMF
•  Koordination, Moderation und Durchführung
durch das ÄZQ
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Methodik
•  Anforderungen für S3 LL
(syst. Recherche und
formalisierter
Konsensprozess)
•  Benennungsverfahren
(alle an der Versorgung
Beteiligten & Patienten)
•  Leitlinienadaptation
•  ergänzt durch De Novo
Entwicklung
•  Öffentliche Konsultation
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12 Nationale Versorgungsleitlinien
= Entwicklungszeit
Ø = ca. 3,5 Jahre
DM Therapie
DM Neuropathie
Kreuzschmerz
DM Nephropathie
Herzinsuffizienz
DM Schulung
Depression
DM Fußkomplikationen
* = CHD
pharmacotherapy chapter
DM Retinopathie
COPD
KHK
Asthma
2002
2003
2004
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2005
2006
2.
1 update*
Asthma 1. update
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
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2014
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Leitlineingruppen
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Stärken
"  Methodische Stringenz
und Evidenzbasierung
"  Unmittelbarere Impact auf
die Versorgung (DMP)
"  Beteiligung aller
relevanten Stakeholder
"  Transparenz
"  Dissensdarstellung /
Sondervoten
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Herausforderungen
"  Langwierige & teure
Prozesse
"  Komplexität & Umfang
"  Implementierung
"  Vertrauen
(Interessenkonflikte)
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Beispiel: NVL diabetische Neuropathie
Entwicklungsdauer
244 Wochen
(4 Jahre 8
Monate!)
Experten
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Konferenztage
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Telefonkonferenzen
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Kosten (Personal-/
Sachkosten)
Etwa
195.365 €
J. Köpp et al. Financing of Clinical Practice Guidelines (CPG) – what do we really know? Poster No P 055. GIN Conference 2012
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Umfang
NVL Asthma
271 Seiten
NVL Depression
264 Seiten
NVL Diabetes Therapie
252 Seiten
NVL KHK
251 Seiten
NVL Diabetes Neuropathie 232 Seiten
NVL Diabetes Nephropathie 217 Seiten
NVL Kreuzschmerz
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199 Seiten
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Aktuelles Implementierungsbeispiel
Nein.
Seit 2009 gilt die
Empfehlung zur
OP zwischen dem
6. und 12. Monat.
2012 wurden 81%
der betroffenen
Jungen nicht
leitliniengerecht
operiert.
Deutsches Ärzteblatt 40/2014 (3. Oktober)
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Leitlinienwissen ≠ gute Versorgung
Dtsch Arztebl Int. 2011 Feb;108(5):61-9
!  40 % (n = 437) der antwortenden Ärzte verfügen
definitionsgemäß über eine adäquate Leitlinienkenntnis. (...)
!  Die Indikatorenauswertung zeigt bei 12 von 16 Indikatoren keine
wesentlichen Unterschiede in der therapeutischen Behandlung
zwischen Arztgruppen mit und ohne adäquates LL-Wissen.
!  Vier Indikatoren werden von Ärzten mit inadäquater
Leitlinienkenntnis zu einem höheren Anteil erfüllt.
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Interessenkonflikte
Quelle: http://dzvhae-homoeopathie-blog.de/?p=114
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Negativ-Empfehlungen in deutschen Leitlinien
Anteil negativer
Empfehlungen
in vierzig S3-Leitlinien
(% aller Empfehlungen)
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NVL Kreuzschmerz: Negativempfehlungen
* Prävention / Edukation / Ergonomie / Multimodale Therapie / Reha / Nachsorge / Berufl. Eingliederung
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Problem: Akzeptanz
Ärzte folgen Leitlinien seltener, wenn
sie Negativ-Empfehlungen
aussprechen
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Agenda
!  Das ÄZQ
!  Herausforderung Wissenstransfer
!  Das “Deutsche Modell”?
!  Das Programm für Nationale
VersorgungsLeitlinien
!  Ausblick
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Ausblick 1: Standards einhalten!
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Ausblick 2: Awareness & leichte Formate
"  Evidenz- statt
Eminenzbasierung!
"  Stringente
Methodik!
ABER …
"  Keine Lehrbücher!
"  Kurze, eindeutig formulierte Empfehlungen!
"  Stringente, knappe Begründungen!
"  Andere Verbreitungsformate!
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