Anlage 3 - Kommission für Anlagensicherheit (KAS)

GS/15/0081
AK-UG2/15/005
Gefahrenquellen Wind, Schnee- und Eislasten:
Wissenschaftlicher Kenntnisstand
zum möglichen Einfluss des Klimawandels
Prof. Dr. Manfred Stock
PIK-Forschungsbereich Klimawirkungen
Vorstandsbeauftragter Regionalstrategien
Fachgespräch des AK-UG2 der Kommission für Anlagensicherheit
BMUB, Bonn, 17. April 2015
Gefahrenquellen Wind, Schnee- & Eislasten:
Möglicher Einfluss des Klimawandels
I.
Neue Erkenntnisse zum aktuellen Klimawandel
1.
2.
3.
II.
Szenarien und Risiken
Veränderungen bei atmosphärischen Strömungen
Mögliche Auswirkungen auf Extremereignisse
Wind: wissenschaftlicher Kenntnisstand
1.
2.
3.
Winterstürme
Konvektive Sturmereignisse
Fazit
III. Schnee: wissenschaftlicher Kenntnisstand
1.
2.
3.
4.
Meteorologische Faktoren für extreme Schneelasten
Fallbeispiele
Mögliche Entwicklungen im Klimawandel
Fazit
Prof. Dr. Manfred Stock, Forschungsbereich Klimawirkungen
2 / 30
Szenarien des Klimawandels & Risiken
IPCC-WGIIAR5_2013
Prof. Dr. Manfred Stock, Forschungsbereich Klimawirkungen
3 / 30
Arktisches Meereis: kleinstes Minimum 09/2014
Aktuelle Meereisbedeckung
Mitte September 2014
im Vergleich zur
mittleren Ausdehnung
1992-2006 (rote Linie)
© Lars Kaleschke/Universität Hamburg
Prof. Dr. Manfred Stock, Forschungsbereich Klimawirkungen
4 / 30
Arktisches Meereis: kleinstes Maximum 03/2015
22.03.2015:
http://nsidc.org/arcticseaicenews/
Prof. Dr. Manfred Stock, Forschungsbereich Klimawirkungen
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Auswirkungen des Meereisrückgangs auf globale
atmosphärische Wellen
Jetstream & Rossby-Wellen
Schwingen die Wellen nach Norden,
saugen sie warme Luft aus den Tropen
nach Europa, Russland oder die USA;
schwingen sie nach Süden geschieht das
gleiche mit kalter Luft aus der Arktis.
⇒ veränderte Wetterlagen
in Sommer und Winter
© NASA, Goddard Space Flight Center
© MMCD NEW MEDIA
Prof. Dr. Manfred Stock, Forschungsbereich Klimawirkungen
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Beobachtete Veränderungen bei Extremwetterlagen
Sommer: mehr stabile Hochdrucklagen mit Hitze
oder daneben bzw. davor/danach
mehr stationäre Tiefs mit Starkregen
Winter: milde schneearme Winter
oder daneben bzw. davor/danach
mehr extreme Schneefallereignisse
© Coumou et al. / PIK
Prof. Dr. Manfred Stock, Forschungsbereich Klimawirkungen
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Extremereignisse: wissenschaftlicher Kenntnisstand
Heatwaves
Quelle: Kunkel et al. 2013
Prof. Dr. Manfred Stock, Forschungsbereich Klimawirkungen
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Gefahrenquellen Wind, Schnee- & Eislasten:
Möglicher Einfluss des Klimawandels
I.
Neue Erkenntnisse zum aktuellen Klimawandel
1.
2.
3.
II.
Szenarien und Risiken
Veränderungen bei atmosphärischen Strömungen
Mögliche Auswirkungen auf Extremereignisse
Wind: wissenschaftlicher Kenntnisstand
1.
2.
3.
Winterstürme
Konvektive Sturmereignisse
Fazit
III. Schnee: wissenschaftlicher Kenntnisstand
1.
2.
3.
4.
Meteorologische Faktoren für extreme Schneelasten
Fallbeispiele
Mögliche Entwicklungen im Klimawandel
Fazit
Prof. Dr. Manfred Stock, Forschungsbereich Klimawirkungen
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Entwicklung beim Sturmindex Nordwest-Europa
Quelle: Feser et al. (2014)
Prof. Dr. Manfred Stock, Forschungsbereich Klimawirkungen
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Trendanalysen zur Anzahl der Winterstürme
Anzahl der
Studien
rot: Zunahme
blau: kein Trend
grün: Abnahme
Messdaten Modelle Modelle
Vergangenheit
Klimaszenarien
Quelle: Feser et al. (2014)
Prof. Dr. Manfred Stock, Forschungsbereich Klimawirkungen
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Relative Änderungen der Schäden durch
Winterstürme im A1B-Szenario (GDV-Datenbasis)
Quelle: Gerstengarbe 2011
Prof. Dr. Manfred Stock, Forschungsbereich Klimawirkungen
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Konvektive Prozesse – Gewitterzelle
Quelle: Sander 2010
(Original von Klemp 1987)
Prof. Dr. Manfred Stock, Forschungsbereich Klimawirkungen
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Abhängigkeit konvektiver Parameter an Tagen mit
Schwergewitter – Beobachtungen & Reanalysen, Europa
1. Convective
Available
Potential
Energy
2. WindSheer
(0 to 6 km)
blau: Windböen > F1
und Hagel > 5cm
rot: signifikante
Tornados ≥ F2
grau: Tornados < F1
Quelle: Sander, J. (2011)
Prof. Dr. Manfred Stock, Forschungsbereich Klimawirkungen
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Entwicklung konvektiver Parameter [1957 – 2009]
an verschiedenen Stationen in Deutschland
Schleswig
Quelle: Mohr, S. (2013)
Prof. Dr. Manfred Stock, Forschungsbereich Klimawirkungen
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Hagelschadenstage/Jahr [1986 – 2010], DE-BW
Quelle: Mohr, S. (2013)
Prof. Dr. Manfred Stock, Forschungsbereich Klimawirkungen
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Relative Änderung WSh0-6 vs CAPE1/2
∆ WSh0-6 (m/s)
CAPE * (WSh0-6)1.6 = konstant
Klimawandel:
CAPE wächst mit ∆T
⇒ eventuell stärkere
Gewitterstürme,
& eher weniger
Tornados (??)
∆ WMAX = ∆ (2*CAPE)1/2 (m/s)
Quelle: Brooks (2012)
Prof. Dr. Manfred Stock, Forschungsbereich Klimawirkungen
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Fazit: Wind- und Sturmgefahren im Klimawandel
Winterstürme
• Bisher beobachtete Entwicklungen von Sturmschäden in
Europa belegen noch keinen Einfluss des Klimawandels.
• Verschiedene Studien lassen zukünftig einen Anstieg
der Sturmgefahren für Nordwest-Europa erwarten,
aber bei hoher natürlicher Variabilität.
Gewitterstürme und Tornados
• Für die Einschätzung der Entwicklung bei anderen
Sturmgefahren, z.B. durch Gewitterstürme und
Tornados ist die Informationslage noch zu dürftig.
IPCC-WGIIAR5_2013
Prof. Dr. Manfred Stock, Forschungsbereich Klimawirkungen
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Next:
Schnee- & Eislasten
- wissenschaftlicher Kenntnisstand
Prof. Dr. Manfred Stock, Forschungsbereich Klimawirkungen
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Gefahrenquellen Wind, Schnee- & Eislasten:
Möglicher Einfluss des Klimawandels
I.
Neue Erkenntnisse zum aktuellen Klimawandel
1.
2.
3.
II.
Szenarien und Risiken
Veränderungen bei atmosphärischen Strömungen
Mögliche Auswirkungen auf Extremereignisse
Wind: wissenschaftlicher Kenntnisstand
1.
2.
3.
Winterstürme
Konvektive Sturmereignisse
Fazit
III. Schnee: wissenschaftlicher Kenntnisstand
1.
2.
3.
Meteorologische Faktoren für extreme Schneelasten
Fallbeispiele
Mögliche Entwicklungen im Klimawandel & Fazit
Prof. Dr. Manfred Stock, Forschungsbereich Klimawirkungen
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Meteorologische Faktoren für extreme Schneelast
(1) Stationäre Wetterlagen im Winter, insbesondere aus
West- oder Nordwestwetterlagen, die langandauernde
oder wiederholte extreme Niederschläge überwiegend
in Form von Schnee bringen,
(2) Temperaturschwankungen um die 0°C, verbunden mit
Tau- und Gefrierzyklen sowie Niederschlägen,
alternierend als Regen, Graupel, Schnee und Schneeregen,
(3) stürmische Winde mit
starken Schneeverwehungen infolge Winddrift,
(4) hohe vertikale oder horizontale Gradienten von
Lufttemperatur und Feuchte infolge spezifischer
regionaler geographischer Besonderheiten
Prof. Dr. Manfred Stock, Forschungsbereich Klimawirkungen
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Zunahme niederschlagsreicher Wetterlagen im Winter
Änderungssignale in Tagen pro Jahr über den Zeitraum von 1950 bis 2100
und mittlere, bodennahe Strömungsfelder der zyklonalen Südwestwetterlage
(links), des Tiefs Mitteleuropa (rechts )
Quelle: U. Riediger, DWD, Klimastatusbericht 2012
Prof. Dr. Manfred Stock, Forschungsbereich Klimawirkungen
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Anomalien der Schneebedeckung auf der Nordhalbkugel
2009-2010
2010-2011
%
Quelle: Liu et al., PNAS 2012
Prof. Dr. Manfred Stock, Forschungsbereich Klimawirkungen
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Sturmtief „DAISY“ Januar 2010, Vb-Wetterlage
Temperaturanomalien
30. Dez. 2009–13. Jan. 2010
⇒ schwere Schneeeinbrüche in Südeuropa, in Norddeutschland nur punktuell
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Sturmtief_Daisy
Prof. Dr. Manfred Stock, Forschungsbereich Klimawirkungen
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Meteorologische Parameter am 23.02.1999
Quelle: MeteoSchweiz 1999
Prof. Dr. Manfred Stock, Forschungsbereich Klimawirkungen
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Meteorologische Parameter Dez. 2005 bis Feb. 2006
Quelle: U. Strasser 2008
Prof. Dr. Manfred Stock, Forschungsbereich Klimawirkungen
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Extremfrühjahr 2013
Mittwoch, 13.03.2013
Historischer Märzwinter
Neue Schnee- und Kälterekorde
Mit dem heftigsten Temperatursturz seit vielen Jahrzehnten hat sich mitten im
März noch einmal der Winter mit aller Macht zurückgemeldet. Zunächst
formierte sich eine markante Luftmassengrenze, die Frühlingsluft im Süden
von arktischer Kaltluft im Norden trennte. Im Übergangsbereich zwischen
beiden Luftmassen kam es zu teilweise massiven Schneefällen, aber auch zu
Eisregen. Der eisige Nordostwind sorgte zudem für teils meterhohe
Schneeverwehungen im Norden, ………...
In Lübeck türmte sich der Schnee am 11. März ganze 42 Zentimeter hoch, …….
http://www.wetteronline.de/wetterrueckblick/2013-05-30-rb
Prof. Dr. Manfred Stock, Forschungsbereich Klimawirkungen
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Lake Effect Snow
Prof. Dr. Manfred Stock, Forschungsbereich Klimawirkungen
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Meteorologische Faktoren für extreme Schneelast
(1) Stationäre Wetterlagen im Winter, insbesondere
aus West- oder Nordwestwetterlagen, die langandauernde oder wiederholte extreme Niederschläge
überwiegend in Form von Schnee bringen,
Wetterlagen &
Niederschläge
nehmen
wahrscheinlich zu.
(2) Temperaturschwankungen um die 0°C,
mit Tau- und Gefrierzyklen sowie alternierend
Regen, Graupel, Schnee und Schneeregen,
Temperaturen &
Feuchte nehmen
im zu Winter.
(3) stürmische Winde mit
starken Schneeverwehungen infolge Winddrift,
Möglicherweise
leichte Zunahme.
(4) hohe vertikale oder horizontale Gradienten von
Lufttemperatur und Feuchte infolge spezifischer
regionaler geographischer Besonderheiten
Erfordert noch
Untersuchungen
Fazit: ein Klimaanpassungsfaktor von 1,2 für Schneelast
erscheint in Anlehnung an TRAS 310 vertretbar.
Prof. Dr. Manfred Stock, Forschungsbereich Klimawirkungen
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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
!?
Prof. Dr. Manfred Stock, Forschungsbereich Klimawirkungen
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