p o Tanja r T Kodlin f o l i o Ausgewählte Arbeiten „Die Flüchtigkeit des Schwebens Tanz und Bildhauerei sind die Ausdrucksformen, in denen Tanja Kodlin das Verhältnis von Körpern zueinander, von Körper und Schwerkraft erkundet. Der Begriff des Körpers ist dabei weit gefasst und kann wohl am ehesten als ein Objekt oder Subjekt beschrieben werden, das sich bewegt, das bewegt wird oder in der Bewegung fixiert wird. Es ist die Suche nach dem Augenblick, in dem sich der Zustand eines Körpers oder einer Gruppe von Körpern kristallisiert. Im tänzerischen Ausdruck ist er nur von kurzer Dauer, ein flüchtiger Moment. In den bildhauerischen Arbeiten wird dieser Moment fixiert, in dem alles zu kippen scheint. Wie wirken Körper aufeinander, wie wirkt das Gewicht des eigenen und das des anderen Körpers? Wird der Tüll nicht durch sein Eigengewicht fast von der Spitze des Metallkörpers durchbohrt, hält sich die Holzkonstruktion in ihrer labilen Lage? Die physikalischen Kräfte und Gesetzmäßigkeiten gilt es zu nutzen, um diesen Eindruck des Schwebens, der Gleichzeitigkeit von Balance und Ungleichgewicht, von Masse und Leichtigkeit, zu erreichen.“ Text: Johanna Hoberg Skulptur /Istallation „Das Zelt in mir“, 2013 Installationsansicht: Kunstakademie Düsseldorf, Foto: Lorenz Obermaier „Das Zelt in mir“, 2013 Installationsansicht: Kunstakademie Düsseldorf, Foto: Lorenz Obermaier „Das Zelt in mir“, 2013 Eisen, PVC, Nähgarn, Größe variabel Installationsansicht: Kunstakademie Düsseldorf Foto: Lorenz Obermaier Das Zelt in mir Material: Eisen, PVC, Nähgarn Größe: Größe variabel Ort: Kunstakademie Düsseldorf, 2013 „Das Zelt in mir“ aus dem Jahr 2013 beschäftigt sich mit der Idee von Heimat. Augangspunkt ist die Auseinandersetzung mit der Institution Heimatmuseum. Nach der Aktualisierung des Museumswesens, nämlich der Entzauberung des Museums während der Weimarer Republik, fand das Alltags-Objekt dort einen neuen Platz und wurde zum musealen Ausstellungsstück. Dies war vor allem im Heimatmuseum deutlich erkennbar. Während dieser Zeit entstanden viele Heimatmuseen neu, gegründet und geleitet hauptsächlich von nicht professionellen Personen. Somit waren diese frei von Kulturpolitik und relativ selbstständig. Das Heimatmuseum war Repräsentant einer Idee von Heimat und diente als Identifikationshilfe des Volkes, ebenso als soziale Kommunikationsstätte. Es zeigte eine Ansammlung von Alltagsgegenständen, die Objekte stammten meist aus dem Lebenszusammenhang, häufig waren es Arbeitsgegenstände und Gebrauchtwaren. Es wurde das gezeigt woraus die eigene Welt bestand, Schwerpunkt war die begrenzte Region. Somit sollte die Heimat systematisch erfasst, gesammelt, bewahrt und erhalten werden. Das Bild von Heimat wurde anhand von aus dem Lebenszusammenhang entnommenen Alltagsgegenständen, die dann im Museumsraum präsentiert wurden, definiert. Die Arbeit „Das Zelt in mir“ bleibt leer. Alle diese Gegenstände, fehlen. Es hängt in der Luft. Durch den fehlenden Bodenkontakt wird ihm ein geografischer Bezugspunkt genommen. Es schwebt im Nirgendwo. Die Umrisse des Raumes haben die Form eines Zeltes und es ist in sich geschlossen, es gibt keinen Zugang. Nur durch die Distanz vom Boden, hat der Betrachter die Möglichkeit hineinzusehen. Die Höhe ist allerdings so abgestimmt, dass er dazu aufgefordert wird den Innenraum nicht zu betreten. Lösgelöst vom Boden verliert das Zelt, als potenzieller Wohnraum, seine ursprüngliche Funktion und wir zum nutzlosen Ding. Dezentral hängt es im Raum und egal von welchem Blickpunkt im Ausstellungsraum, die Form kann nicht vollständig erfasst werden. Es bleiben Fragmente, die der Betrachter selbstständig zusammenfügen kann. So bleibt die Arbeit in ihrer äußeren und inneren Form ungreifbar. Eine dunkle, glatte, leere Hülle, grundlos, nicht verwurzelt. Sie zeigt ein Bild von Heimat, als etwas nicht Fassbares, Unstatisches und Bodenloses. Als Erinnerung oder als Gefühl, einen Ort, den ich in mir trage und mittführe, egal wo ich auch sein mag. „Ohne Titel“, 2013 Basaltstein, Netzstoff, Wolle, 250 x 150 x 25 cm Installationsansicht: Kunstakademie Düsseldorf Foto: Kevin Pawel Matweew „Ohne Titel“, 2013 Detailansicht: Kunstakademie Düsseldorf, Foto: Kevin Pawel Matweew „Ohne Titel“, 2013 Detailansicht: Kunstakademie Düsseldorf, Foto: Kevin Pawel Matweew „Ohne Titel“, 2013 Installationsansicht: Kunstakademie Düsseldorf, Foto: Kevin Pawel Matweew Ohne Titel, 2013 Material: Basaltstein, Netzstoff, Wolle Größe: 250 x 150 x 25 cm Ort: Kunstakademie Düsseldorf, 2013 In der Arbeit „Ohne Titel“ von 2013 interessiere und beschäftige ich mich mit der Frage nach den Körpergrenzen. Zu sehen ist ein feiner, teilweise bestickter, netzartiger Stoff, der auf einer durch schwarze Basaltsteinblöcke angeordneten rechteckigen Fläche aufliegt. Strucktur und Bedeutung der menschlichen Haut dienen als Ausgang der Arbeit. Sie definiert die Abgrenzung von Innen und Außen, sie umschließt den Körper und dient gleichzeitig als Öffnung, sie funktioniert als Schnittstelle zwischen dem eigenen Körper und seiner Umwelt. Für diese Schnittstelle interessiere ich mich. Wo ist die Grenze des Körpers? Wo beginnt er, wann hört er auf? Passiert dies wirklich ausschließlich durch die Haut? Welche Rolle spielt dann zum Beispiel die Kleidung, gehört sie zum Körper oder schon zum Umraum? Wie definiert der Körper seinen Raum in Bezug zu seiner Umgebung? Kann sich das Gefühl der eigenen Körpergrenzen auflösen und sich im Außen verlieren? Gibt es die Möglichkeit der Abgrenzung, ohne sich seiner Ausenwelt zu verschließen? Die Basaltblöcke bauen einen Bezug zum Boden und zur Erde auf. Sie bilden den Ausgleich zu dem durchlässigen unbegrenzten Stück bestickten Netzstoff. Sie verorten und begrenzen ein Stück Raum. Ihre Anordnung greift die Struktur des Stickens auf. Sie bilden einen fragilen und lichtdurchlässigen Unterbau, der mit seiner Größe und seinem Aufbau an ein Grabmal aber auch Bett erinnert. Detailansicht „Höhenflug“, 2012 Metall, Tüll, 284 x 60 x 60 cm Installationsansicht: Kunstakademie Düsseldorf „Ohne Titel“, 2012 Detailansicht: Kunstakademie Düsseldorf „Ohne Titel“, 2012 Metall, Keramik, 187 x 87 x 56 cm Installationsansicht: Kunstakademie Düsseldorf „Ohne Titel“, 2011 Holz, Leim, 343 x 253 x 248 cm Installationsansicht: Kunstakademie Düsseldorf Entwurf zu „Ohne Titel“, 2011 120 x 55 x 50 cm Entwurf zu „Ohne Titel“, 2011 215 x 65 x 50 cm „Ohne Titel“, 2011 Detailansicht: Kunstakademie Düsseldorf „Ohne Titel“, 2011 Fotokopien, 29,5 x 21 cm „follow the line“, 2010 Holz, Leim, Lack, 177 x 658 x 106,5 cm Installationsansicht: Kunstverein NRW Foto: Jürgen Staack „follow the line“, 2010 Detailansicht: Kunstverein NRW, Foto: Jürgen Staack „follow the line“, 2010 Installationsansicht: Kunstverein NRW, Fotos: Jürgen Staack „follow the line“, 2010 Installationsansicht: Kunstverein NRW, Foto: Jürgen Staack „Ohne Titel“, 2010 Holz, Schrauben, Wandfarbe, 172 x 120 x 160 cm Installationsansicht: Kunstakademie Düsseldorf „Ohne Titel“, 2010 Detailansichten: Kunstakademie Düsseldorf „Ohne Titel“, 2010 Installationsansichten: Kunstakademie Düsseldorf „Ohne Titel“, 2011 Holz, Lack, Metall, 300 x 610 x 245 cm Installationsansicht: Kunstverein Recklinghausen Privatbesitz von Dr. Gross-Weege „Ohne Titel“, 2011 Detailansicht: Kunstverein Recklinghausen „Ohne Titel“, 2011 Installationsansicht: Kunstverein Recklinghausen Collagen/Fotoarbeiten „Ohne Titel“, 2012 Fotokopien, Glas, 29,5 x 21 cm „Ohne Titel“, 2012 Druck auf Karton, Glas, Postkartformat „Ohne Titel“, 2012 Laserdruck auf Papier, DIN A4 Ohne Titel, 2012 Material: Druck auf Karton, Glas, Postkartformat Größe: Postkartformat Die Fotoarbeit „Ohne Titel“ von 2012 zeigt einen sich auf einem einfachen Holzast stützenden menschlichen Körper. Die Augen sind geschlossen. Der Ast, der Körper und der von ihm geworfene Schatten ergeben ein Dreieck, welches einen Durchblick auf Himmel, Schneebedeckte Bergspitzen und Wolkenlandschaft freigeben und dieses Bild umrahmen, es abgrenzen. Die Form des Dreiecks erinnert an die eines Zeltes, im weitergeführten Sinne an das Wohnhaus, ein geografisch zugewiesener Ort der Geborgenheit und Sicherheit. In dieser Arbeit bleibt der Innenraum leer, als Luftraum; als unspezifischer, nicht fassbarer Ort. Es ist ein kleines Format, angelehnt an das Format der Postkarte, symbolisch für das Reisen und die Ferne, die Heimatlosigkeit. Die Größe der Aufnahme erfordert den Betrachter nah an das Bild heranzutreten, es entsteht ein Intimraum, ebenso durch die geschlossenen Augen der Person auf dem Bild, eine Position des Ruhens oder bei sich Seins. „Ohne Titel“, 2009 Fotokopien, Karton, Nähgarn, Größe variabel „I´m hanging out on Monday my Sunday dreams to dry“, 2011 Farblaserdrucke, Holz, Nähgarn, 105 x 315 x 73 cm Installationsansicht: Foyer, Düsseldorf „I´m hanging out on Monday my Sunday dreams to dry“, 2011, Foyer Düsseldorf Detailansichten: Foyer, Düsseldorf I´m hanging out on Monday my Sunday dreams to dry Material: Farblaserdrucke, Holz, Nähgarn Größe: 105 x 315 x 73 cm Ort: Foyer, Düsseldorf, 2011 „I´m hanging out on Monday my Sunday dreams to dry“ von 2011 bezieht ebenso wie „Ohne Titel“ von 2012 den menschlichen Körper, meinen Körper, sichtbar in die Arbeit mit ein. Diese Arbeit geht auf eine frühere performative Arbeit „Durch mein Gewicht weiß ich wo ich bin“ von 2010 im Schaufenster des Kunstvereins für die Rheinlande und Westfalen zurück. In dieser 22-minütigen Performance bewege ich mich langsam durch die Zwischenräume einer, aus einem Viereck entwickelten, in sich aufgebrochenen und verdrehten Holzstrucktur, „follow the line“, 2010. Diese Arbeit entstand zeitgleich und nimmt sich die geometrische Figur des Quadrats, der vereinfachte Grundriss eines Wohnhauses, als formalen Ausgangspunkt. Die einzelnen Elemente verfügen über einen quadratischen Querschnitt und mäandern in quadratischen Strukturen durch den schmalen, langgezogenen Raum.Die sich daraus ergebene Struktur hält sich selbst, duch die Spannung zwischen Wand und Glasscheibe, berührt somit weder Boden noch Decke und erweckt den Anschein des Schwebens. „Durch mein Gewicht weiß ich wo ich bin“ ist ein einfacher Versuch performativen und skulpturalen Arbeitsansatz zu verbinden und in Beziehung zueinander zu setzen. Die sich daraus ergebenden Fotoaufnahmen sind Arbeitsmaterial für „I´m hanging out on Monday my Sunday dreams to dry“ . Es sind vier in unterschiedlichen Größen gewählte Bilder, welche wie Kleidungsstücke an einer wäscheleinenählichen Konstruktion befestigt sind. Sie zeigen jeweils meinen, durch den gewählten Bildausschnitt eingegrenzten Körper. Dieser scheint grund- und orientierungslos in der geometrischen Strucktur zu hängen. Der Umraum ist weiß und es macht den Anschein als schwebe der Körper im Nichts, in einem undefinierten Raum. „Ohne Titel“, 2011 Fotokopien, Glas, 29,5 x 21 cm „Ohne Titel“, 2011 Fotokopie, Glas 29,5 x 21 cm „Ohne Titel“, 2011 Fotokopien, Holz, Glas, 61 x 26,5 cm Tanz/Performance “Durch mein Gewicht weiß ich wo ich bin“, 2010 Performance, 22 min., Kunstverein NRW Foto: Jürgen Staack “Durch mein Gewicht weiß ich wo ich bin“, 2010, Kunstverein NRW Fotos: Jürgen Staack DUELL Konzept: Tanja Kodlin Performer: Tanja Kodlin, Oliver Blumeck Material: Spanngummeband Ort: Malkasten, Düsseldorf, 2012 Dauer: 15 Minuten “Der vermengte Körper tritt in eine beunruhigende Nähe ein, beunruhigend, weil sie Nähe ist, Annäherung an eine gewisse Unterscheidung und Erneuerung, Wiederholung und Wiederbelebung des Abstands, und die Lust besteht darin, deren für immer ungewisses, labiles und zitterndes Maß auszukosten.“ Jean-Luc Nancy „Duell“, 2012, Malkasten, Düsseldorf Performance mit Oliver Blumeck, 15 min. Foto: Klara Paterok „Duell“, 2012, Malkasten, Düsseldorf Fotos: Klara Paterok „Duell“, 2012, Malkasten, Düsseldorf Foto: Klara Paterok HOMO SEDENS Konzept/Choreographie/ Tanz: Tanja Kodlin, Julia Turbahn Ort: Freies Forum Theater, Düsseldorf, 2013 Dauer: 20 Minuten http://www.youtube.com/watch?v=KuS4M6NhI20 Unauffällig, aber allgegenwärtig begleitet der Stuhl, wie wir ihn kennen, den neuzeitlichen Mensch: Handgreiflich dient er als Mobiliar aber tiefgreifend formt er die Physis, prägt die Sprache und ist metaphorisch und allegorisch ins Denken eingedrungen. […] Gemeinsam mit der Haltung des Sitzens schafft er neue Abgrenzungen zwischen den Menschen, fügt sie in feste Rahmen, fixiert Distanzen und bildet neue Figurationen der Begegnungen. Der Stuhl wird zum abgesteckten Territorium im Raum des Sozialen, das Sitzen zur charakteristischen Haltung der Bürgerlichkeit.“ Hajo Eickhoff in „Himmelsthron und Schaukelstuhl/Die Geschichte des Sitzens“ Eine Beobachtung meinerseits in der U-Bahn war der Beginn für HOMO SEDENS. Schräg gegenüber saß mir ein älterer Herr. Sein Oberkörper in seiner Sitzposition sehr aufgerichtet, der Blick konzentriert nach vorne. Beide Beine im neunzig grad Winkel eng aneinender, die Hände ruhten auf den Knieen. Mein umherschweifender Blick blieb an ihm hängen. Einige Sekunden später bemerkte ich seine beiden Füße fünf cm über dem Boden schwebend. „Störfaktoren“ dieser Art in der alltäglichen Umgebung geschehen häufiger aber sind nicht oft von großer Auffälligkeit und doch blieb dieses Bild hängen und entwickelte sich zu einer performativen Arbeit, HOMO SEDENS. In dieser Arbeit setzen wir uns damit auseinander, wie das Sitzen und Sitzgelegenheiten unseren Körper, unsere Körperhaltungen und Bewegungen formen und beeinflussen. Ausgehend von Foucaults Vorstellung einer „Gesellschaft der Disziplin“ und der Beschäftigung mit der Kulturgeschichte des Sitzens, erforschen wir, wie Sitzgelegenheiten im öffentlichen Raum bewusst und unbewusst unsere Körpersprache aber auch die zwischenmenschliche Interaktion verändern. Das Stück basiert auf Beobachtungen sitzender Personen im öffentlichen Raum und der daraus resultierenden Sammlung an Alltagsbewegungen des sitzenden Körpers sowie deren Körperhaltungen und Körperpositionierung zueinander; durch Bezugnahme der Personen auf den Sitzgelegenheiten aufeinander, sowie durch die Anordnung der Sitzgelegenheiten im Raum. Anhand dieses Recherchematerials entwickelten wir eine eigenständige Bewegungssequenz sowie die räumliche Anordnung der sitzenden Körper zueinander. “Homo Sedens“, 2013, FFT, Düsseldorf Tanzperformance miti Julia Turbahn, 20 Minuten Videostills: Kevin Pawel Matweew http://www.youtube.com/watch?v=KuS4M6NhI20 Tanja Kodlin Homo Sedens, 2013, Probenaufnahmen, Düsseldorf Homo Sedens, 2013 Auswahl aus dem Recherchematerial Arbeitstitel: HALTEN Konzept/Choreographie/Tanz: Tanja Kodlin Musik/Komposition: Yoshiko Klein, Sabine Ahrendt Entsteheungsjahr: 2013/14 Dauer: 22 Minuten https://www.youtube.com/watch?v=-FvWnEdUNrw http://vimeo.com/92927016 HALTEN ist eine Recherchearbeit über das Halten. Sie ist eine Zusammenarbeit von vier Künstlerinnen und ein Aufeinandertreffen von Klang/Geräusch und Bewegung. Dabei lenken Sie den Fokus unter anderem auf die Fragen: Wie beeinflusst das Halten von Objekten im Alltag die Körperformen? Wie beeinflussen das Halten eines Instruments und die Bewegungen mit dem Instrument die Spielweise und damit den Klang? In Zusammenführung der Bewegungs-, bzw. Klangabfolge, ist es uns ein großes Anliegen beiden, Klang und Bewegung, ihre Eigenständigkeit und Gleichwertigkeit zu lassen. Die Struktur der Arbeit nimmt sich die Struktur des Alltags als Vorlage, und so gibt es weder einen Anfang noch ein Ende oder einen Höhepunkt. Sie bleibt Ausschnitt eines sich immer weiterdenkenden, fortlaufenden und wiederholenden Ereignisses. Ausgangspunkt der Bewegungs-Recherchearbeit bildet die Begrifflichkeit „Halten“ in Relation zur Alltagsbewegung. Wie beeinflusst das Halten unseren Körper und unsere Ausdrucksweisen? Wie verhalten wir uns in unserer Umwelt? Wie halten wir uns an unserer Umgebung? Das Beobachten des Haltens von Gegenständen, dem eigenen Körper und Anderen bildet die Grundlage für Aufnahmen alltäglicher Bewegungen und Körperformen, welche durch das Halten entstehen. Die Fotos sind unbemerkte Abbildungen von Personen im öffentlichen Raum und halten somit einen Augenblick des Festhaltens fest. Anhand einer Selektion der gesammelten Bilder wird nach einem Bewegungsablauf gesucht. Innerhalb eines Bildes, aber auch die Bilder verbindend, werden die abgebildeten Körperhaltungen aus ihrem Kontext genommen, zergliedert und in neuer Weise zusammenfügt, um neue Sinnzusammenhänge zu schaffen. Hierbei steht die kleine, intime, schlichte Bewegung und das Untersuchen und Ausreizen dieser im Mittelpunkt. Es sollen Bewegungssequenzen entwickelt werden, welche in ihrer Ausführung und ihrem Ausdruck so neutral wie möglich bleiben, um dem Betrachter seinen gedanklichen Freiraum für Interpretation und Deutung zu lassen. Ausgangspunkt der Geräusch- und Klangerforschung ist das Experimentieren mit dem Instrument, als Erweiterung von Körper und das Experimentieren mit der Stimme, als Erweiterung von Klang sein. Wie äussert sich eine körperliche Konditionierung auf ein Instrument und wie schreibt sie sich in den individuellen Körper des Spielers ein? Wie verändert sich der Klang durch Veränderung der Körperhaltung und des gehaltenen Instrumentes während des Spielens? Die Instrumente wechseln ihre Spieler, und durch Aufbau und Dekonstruktion des gehaltenen, klaren, geräuscharmen Tons untersucht ein einzelnes Tonereignis analog, indem es mit gleicher, klar definierter Tonhöhe zwischen den beiden Musikerinnen hin und hergeschickt wird: stimmlich und instrumental den Einfluss von Körperhaltung auf den Klang. „HALTEN“, 2014 Performance, 22 Minuten Kunsthaus Rhenania, Köln Yoshiko Klein, Sabine Akiko Ahrendt, Tanja Kodlin Fotos: Jonas Gerhardt, Heiko Specht https://www.youtube.com/watch?v=-FvWnEdUNrw HALTEN, 2013/2014 Auswahl aus dem Recherchematerial HALTEN, 2013/2014 Auswahl aus dem Recherchematerial Bewegunsstudie zu HALtEN „Stück für Füße und Gitarre“ 2013, Studio Roh, Düsseldorf Performance mit Kevin Pawel Matweew 5 Min. Bewegunsstudie zu HALtEN, 2013, Beton+Gold, Köln „Studie zu HALtEN Performance, 1 Min. Videostill: Vera Drebusch Bewegunsstudie zu HALtEN, 2013, Beton+Gold, Köln „Studie zu HALtEN Performance, 1 Min. Tanja Kodlin Lebt und arbeitet in Köln. Ausbildung: 2007-2013 2009 2011 2013 2013 2015 Studium der freien Kunst bei Prof. Didier Vermeiren an der Kunstakademie Düsseldorf. Aufenthalt in Buenos Aires, Argentinien, im Rahmen des NRW Reisestipendiums Auslandsemester in Paris, Frankreich, an der “L École national supérieure des beaux-arts de Paris” bei Prof. Giuseppe Penone. Studium der freien Kunst bei Prof. Anthony Cragg. Diplom/Akademiebrief an der Kunstakademie Düsseldorf. Auszeichnung zur Meisterschülerin von Prof. Didier Vermeiren BA Tanz an der Hochschule für Musik und Tanz Köln. MA Choreografie and Performance an der Justus-Liebig-University Gießen Stipendien: 2009 2010 2014 Reisestipendium des Kunstvereins NRW Frankreichstipendium des Deutsch-Französischen Jugendwerkes flausen, young artists in residence, Theater Wrede, Oldenburg Ausstellungen und Performances: 2014 2013 2012 2011 2010 2009 DAS HAUS/ Yana Thönnes, Spangenberg sense no sense, Shedhalle, tübingen NAKT Festival 2014, Kampnagel, Hamburg Soupergroup/Ari Benjamin Meyers, tanzhaus nrw, Düsseldorf The sooner we jump, Kunsthaus Rhenania, Köln Ad Hoc//Festival, KHM, Köln Cheers for Fears, Halle 3, Düsseldorf Arzt, Beton und Gold, Köln Eiltank, Studio Roh, Düsseldorf (K) roundabout13, ZKM (HfG), Karlsruhe Made in Düsseldorf, FFT, Düsseldorf (K) Das Zelt in mir, Kunstakademie Düsseldorf Duell, Malkasten, Düsseldorf (K) Kuckucksnest, Kunsthaus ArToll, Beburg-Hau Die Sao Paulo Biennale, MAP, Düsseldorf Füßescharren, Foyer, Düsseldorf Tanzwerkstatt Europa, Muffathalle, München Prisma, Kunstverein Recklinghausen (K) Follow the line, Kunstverein NRW Durch mein Gewicht weiß ich wo ich bin, Kunstverein NRW Orientierung: Kunst-pädagogik 2009, Kunstakademie Düsseldorf, Gruppenausstellung im Rahmen des Bundeskongresses 2009 (K) K=Katalog Weitere Informationen unter: http://www.glut-magazin.de
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