WURZBURGER DIOZESANGESCHICHTSBLÄTTER 76. BAND SONDERDRUCK 2013 BISTUM WÜRZBURG Überblick über die Geschichte von Burg und Amt Prozelten bis zum Ende des Alten Reiches Dieter MichaelFeineis Um die Mitte des 12. Jahrhunderts erscheinen im südwestlichen Spessart die Staufischen Reichsschenken von Schüpf, deren namengebende Burg bei Oberschüpf nordwestlich von Mergentheim stand . Am Untermain nennen sie sich nach den Burgen Klingenburg und Prozelten und sind auch als nunmehrige Lehensinhaber der bambergischen Bachgaubesitzu ngen, darunter deren H auptort Niedernberg, nachweisbar. Die Reichsschenken treten somit an Orten und Positionen auf, die zuvor Diemar von Niedernberg, H einrich von Klingenburg und Timo von Prozelten innehatten. Das spricht für enge Beziehungen zwischen den drei Edlen. 1 Folgende Abkürzungen werden verwendet: BayHSrA = Bayerisches Haupestaaesarchiv München fl =Gulden MzU = Main7er Urkunden MzUGS = Mainzer Urkunden Geistlicher Schrank MzUWS = Mainzer Urkunden Weltlicher Schrank RB = Regesta Boica StAWü = Staatsarchiv Würzburg 1 Vgl. Wolfgang Hartmann, Vom Main zur Burg Trifels vom Kloster Hirsau zum Naumburger Dom. Auf hochmittelalterlichen Spuren des fränkischen Adelsgeschlechts der Reginbodonen (Veröffentlichungen des Geschiches- und Kunstvereins Aschaffenburg e. V. 52), Aschaffenburg 2004, s. 15. Die Stauferkönige haben die Reichsministerialenfamilie von Schüpf-Klingenberg-Prozelten in der zweiten H ~ lfre des 12. J ahrhunderts im südwestlichen Mainviereck angesetzt. Sie befehligten hier zwei wichtige Reichsburgen: Klingenberg und Prozelten. Unweit der letzteren errichteten sie vor 1214 eine eigene Burg, die Burg Kallenberg bei Fcchenbach. 1214 wird Albertus villicus de Kolbenberc greifbar, Maier Alberes von Tief, eines engen Verwandten des Schenken Konrad von Klingcnberg. Angehörige der Familie der Rüdt gehörten zu den Burgmännern der Reichsschenken von Schüpf- Klingenberg-Prozelten zu Prozelten. Die Burg Kallenberg bei Pechenbach war schon seit dem endenden 13. Jahrhundert in der Hand der Rüdt und wurde teilweise oder ganz eine Lehensburg der Deueschordenskommende Prozelten. Sie kam 1483/84 mit der Kommende Prozeiten-Neubrunn samt dem Amt Röllbach an das Erzstift Mainz als Lehensherr. Nach dem Einzug der Lehensburg durch Mainz Ende des 17. Jahrhunderes verfiel d.ie Burg im 18. Jahrhundert. Vgl. Wilhelm Störmer/ Roland Vocke, Teil 111 Miltenberg. Die Amter Amorbach und Miltenberg des Mainzer Oberstifts als Modelle geistlicher Territorialität und Herrschafesintensivierung (Historischer Atlas von Bayern. Teil Franken. Reihe 1. Heft. 25), München 1979, S. 88-91. 1310 teilte Wiprecht Rüdt von Bödigheim (bei Osterburken) und Kallenberg seine Güter unter seine Söhne. Von diesen wurde Wiprecht der Jüngere der Stifter der Linie zu Bödigheim. Kollenbcrg wurde zu gleichen Hälften unter Konrad und H einrich Rüdt geteilt. Kollenberg war Gancrbenburg. 1635 starb die auf Kollenberg ansässige Linie der Rüdt aus; die Güter wurden als ver manntes Lehen eingezogen und nicht mehr verliehen. Allerdings erhoben die Rüdt von Bödigheim immer Anspruch; erst 1761 verzichtete F ranz Georg Jakob von Rüdt auf das Lehen Kallenberg z um Besten des Kurfürsten von Mainz. Vgl. Adolf Feulncr, Bezirksamt Marktheidenfeld (Die Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern. Regierungsbezirk Unterfranken und Aschaffenburg. VII. Bezirksamt Marktheidenfeld), München 1913, S. 60. Weitere Literatur: Joseph Aschbach, Geschichte der Grafen von Wertheim von den ältesten Zeiten bis zu ihrem Erlöschen im Mannesstamm im Jahr 1556, 1.-2. Teil (2. Teil: Wertheimisches Urkundenbuch), Frankfurt a. Main 1843. Franz Ludwig Brunner, Geschichte der DeutschherrenordensComthurei und des Marktfleckens Neubrunn von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart, 211 1274, Dezember 27, verkauften die Reichsministerialen Konrad und Walcer von Klingenberg die Burg Prozelten samt Zubehör an R einhard I. von Hanau, Poppo IV und Rudolf /I. von Wertheim für 600 Pfund Heller zu gesamter Hand. 2 Doch wurde die Herrschaft schon 1283 bei der Teilung der Grafschaft Wertheim ebenso wie die übrigen wertheimischen Besitzungen aufgeteilt- die Burg Prozelten mit Zubehör ging jedoch dabei den Grafen von Wertheim für immer verloren. Es folgten nämlich viele Erbteilungen, Verkäufe und Schenkungen, die Prozelten betrafen. 2 Würzburg 1893. ] ohann Konrad Dahl, Geschichte und Beschreibung der alten H errschaft Klingenberg am Main, in: Die geöffneten Archive des Königreiches Baiern 2 {1822/23} 4, S. 348-376. 5, S. 1-35. 6, S. 97-1 40. Hermann Ehmer, Geschichte der Grafschaft Wertheim, Wertheim 1989. Wilhelm E n ~el (Hg.), Urkundenregesten zur Geschichte der kirchlichen Verwaltung der Grafschaft Wenhe1m 1276 - 1499, Wertheim 1959. Dieter Michael Feineis, Klingenberg bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts, in: Würzburger Diözesangeschichtsblätter 54 (1992}, S. 153-176, speziell S. 155 - 158. Ders., Untersuchu ngen zur Finanz- und Wirtschaftsgeschichte des Hochstiftes Würzburg im 18. Jahrhundert (Quellen und Forschungen zur Geschichte des Bistums und Hochstifts Würzburg 49}, Würzburg 1996. August Gehrsitz I Johannes Schreiber (Hg.), 1150 Jahre Neubrunn, Neubrunn 1965. Valentinus Ferdinandus de Gudenus, Codex diplomaticus, Bd. 1, Göttingen 1743; Bd. 2, Frankfurt 1747; Bd. 3, Frankfurt 1751; Bd. 4, Frankfurt 1768; Bd. 5, Frankfurt 1768. Kar! Heinrich Lampe, Die Entstehung der Deutschordenskommende Prozelten, in: Wertheimer Jahrbuch 1955 (1956}, S. 39-45. Kar! Heinrich Lampe, Das Zins- und Gültregister der Deutschordenskommende Prozelten von 1379 (Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte. Reihe 10. Quellen zur Wirtschaftsgeschichte Frankens, Bd. 6}, Würzburg 1965. Paul O esterreicher, Antheil der Reichsherrn von Schlüsselberg an der Reichsherrschaft Klingenberg und Prozelten, in: Die geöffneten Archive des Königreiches Baiern 2 ( 1822/23) 2, S. 122 - 170. Carl Friedrich Reinhardt, Geschichte des Dorfes Röllbach, Obernbur g 1905. Volker Rödel, Die Schenken von Schüpf, in: Mein Boxberg 24 (1990}, S. 21 - 46. Theodor Ruf, Die Grafen von Rieneck. Genealogie und Territorienbildung, Würzburg 1984. Johannes Schreiber, N eubrunn und der Deutsche Orden, in: Wertheimer Jahrbuch 1961/62, S. 59 - 61. Wilhelm Störmer, Marktheidenfeld (H istorischer Atlas von Bayern. Teil Franken. Heft 10}, München 1962. Erhard Tremel, Chronik der Stadt Stadtprozelten, einem Städtchen des Deutschen Ritterordens, Stadtprozelten 1992. BayHStA, Ritterorden Urkunde Nummer 6059 {Urkunde jetzt Staatsarchiv N ürnberg). Vgl. Femeis, Klingenberg (wie Anm. 1}, S. 156f. Als Stadt wird Prozelten erstmals 1291, Febr. 14, genannt. Vgl. Kar! Weller (H g.), Hohenlohisches Urkundenbuch, Bd. 1 (1 153-1310}, Stuttgart 1899, S. 526; vgl. Anm. 7 der vorliegenden Untersuchung. Eine Urkunde aus dem Jahr 1320, Mai 29, nennt "stat Protselden" und "Altenprotselden das dorf" nebeneinander; BayH StA, MzU 541 (jetzt StAWü, MzUWS 28/ 40). Vgl. de Gudenus, Codex diplomaticus, Bd. 4 (wie Anm. 1}, S. 1030f., zu U rkunde 145. [Bei Gudenus muss es hier statt "centam Stechenne" "centam Eichenne" = Cent zur Eich heißen.] 1355, Mai 12, gestattet Kaiser Kar! IV. dem Deutschordenskomtur Philipp von Sickenbach die Stadt zu befestigen und überträgt dem Komtur das Blutgericht und ein Wochengericht am Samstag. Auch verleiht er der Stadt die Rechte von Gelnhausen; BayHStA, MzU 1176 (jetzt StAWü, MzUWS 28/70). Vgl. de Gudenus, Codex diplomaticus, Bd. 3 (wie Anm. 1), S. 385 MzU WS 388, Urkunde 270. Das Spital im Städtchen wurde 1319 gegründet. Elisabeth von H ohenlohe verlegte in diesem Jahr em kleines Siechenheim, das sie in Neubrunn eingerichtet hatte, nach Prozelten. Wohl im gleichen Jahr dürfte auf der Burg Prozelten eine Komturei eingerichtet worden sein. Vgl. Lampe, Entstehung (wie Anm. 1), S. 44. Vgl. Brunner, Deutschherrenordens-Comthurei (wie Anm. 1), S. 8. P farreimäßig war ursprünglich Stadtprozelten eine Filiale der Pfarrei Dorfprozelten (vgl. dazu Anm. 16 der vorliegenden Untersuchung). Was Stadtprozelten betrifft, so erscheint in einem Vertrag des Mainzer Erzbischofs Diether von Isenburg mit dem D eutschmeister U lrich von Leutersheim der Subsidien wegen aus dem Jahr 1460 unter den Pfarreien, die dem Orden gehören, "Brotselden pharre im spital"; StAWü, MzUWS 28/114. Zur Geschichte des Deutschen Ordens im H errschaftsgebiet von Prozelten vgl. Störmer, Marktheidenfeld (wie Anm. 1}, S. 46-52. 212 Lagnl • n $11:1nr.l i Tlll'l!ft 11 ~ l :1~ ··- -..=- Abb. I : Burg Kollenberg, aus: Adolf Feulner, Bezirksamt Markthezdenfeld (Die Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern. Regierun?sbezirk Unterfranken und Aschaffenburg. V II. Bezirksamt Markthezdenjeld), München 1913, S. 62. Vgl. auch Anm. 1 der vorliegenden Untersuchung. 1. D ie Entwicklung bis 1483 1.1 Der Anteil Poppos IV und Rudolfs li. von Wertheim an der Burg Prozelten mit Zubehör Poppo IV. (Regierungszeit 1260-1 283) war mit Mechthild von Eppstein verheiratet und hatte mit ihr die drei Töchter Kunigunde, Elisabeth3 und Mechthild. Sein Bruder Rudolf II. (Regierungszeit 1260- 1306) hatte in erster Ehe Mechthild vo n Dürn zur Frau, in zweiter Ehe Markgräfin Kunigunde von Baden. Offenbar waren nur der zweiten Ehe Kinder entsprungen, nämlich Kunigunde und drei Brüder, die alle den Namen Rudolf erhielten. Der ältere 3 Poppo haue nur eme Tochter namens Elisabetb, nicht drei, wie Dahl (vgl. Dahl, Geschichte und Beschreibung [wie Anm. 1], S. 369) und Oesterreicher (vgl. Oesterreicher, Reichsherrn von Schlüsselberg [wie Anm. 1], S. 126) meinen. Die mit Wolfram von Eberstein vermählte Tochter Poppos hieß nicht Elisabeth, sondern Kunigunde. Sie war in zweiter Ehe mit H einrich von Henneberg vermählt. Dieser nennt 1287, Mai 3, seine Verlobte Kunigunde .von Ebirstein" (vgl. Aschbach, Grafen von Wertheim [wie Anm. 1), 2. Teil: Wertheimisches Urkundenbuch, Urkunde 41). Wolfram starb früh (vor 1287) und hinterließ einen unmündigen Sohn "Boppelinen von Ebirstein" (vgl. Aschbach, Grafen von Wenheim [wie Anm. 1], 2. Teil: Wertheimisches Urkundenbuch, Urkunde 44). Kunigunde hatte ein Drittel der Burg Prozelten geerbt "ex obitu suorum parentum", d.h. von Poppo IV. und Mcchthild (vgl. Aschbach, Grafen von Wertheim [wie Anm. 1), 2. Teil: Wertheimisches Urkund enbuch, Urkunde 41). Konrad von llohenlohe, der Vater des Gottfried von H ohen lohe, war mit einer Elisabeth von Wertheim verheiratet. Ein anderer Konrad, ein Sohn des Kraft von Hohenlohe, war in erster Ehe mit einer nicht benannten .von Wertheim" vermählt. Elisabeth, Witwe des Gottfried von H ohenlohe, nennt diese Gemahlin Konrads 1293 ihre .Base" (vgl. Aschbach, Grafen von Wertheim (wie Anm. !), 2. Teil: Wertheimisches Urkundenbuch, Urkunden 45 und 48). 213 der drei Rudolfe wurde Domherr in Würzburg, der dritte starb jung, nur der mittlere (Rudolf III., gestorben 1355; verheiratet mit Elisabeth von Breuberg) folgte dem Vater in der Regierung nach. Als Poppo IV. 1283 starb, erbten seine Töchter eine Hälfte der Wertheimer Herrschaft. Poppos Schwiegersöhne kamen aus vornehmen Familien. Kunigunde war in erster Ehe mit dem Grafen Wolfram von Eberstein [Eppstein} verheiratet, in zweiter Ehe mit Heinrich von Henneberg. Elisabeth hatte Gottfried von Hohenlohe geheiratet, wurde aber früh Witwe. Mechthild hatte Gottfried von Schlüsselberg zum Mann; ihre Tochter Elisabeth heiratete den Grafen Konrad von Vaihingen. Da für diese Schwiegersöhne die Erbteile an der Wertheimer Herrschaft teilweise recht entfernt lagen, waren sie bestrebt, diese gewinnbringend zu veräußern. 4 1287, Mai 3. Graf Heinrich von Henneberg verspricht dem Grafen Rudolf von Wertheim den dritten Teil von Prozelten für den dritten Teil von Laudenbach (bei Karlstadt) oder von Freudenberg abzutreten. 5 Der Henneherger weigerte sich den Anteil herauszugeben. 1288, August 25, gab es einen Schiedsspruch des Würzburger Bischofs Mauegold in den Streitigkeiten des Grafen Heinrich von Henneberg mit dem Grafen Rudolf III. von Wertheim über des ersteren Anteil an Prozelten. 6 1291, Februar 14, versuchte man ein weiteres Schiedsverfahren in den Streitigkeiten des Grafen Heinrich von Henneberg mit dem Grafen Rudolf von Wertheim, betreffend den dritten Teil von Prozelten gegen Laudenbach und Freudenberg abzutreten. 7 Ob er sich dem dritten Schiedsspruch von 1299, März 13, durch den Deutschmeister Gottfried von Hohenlohe gebeugt hat8, ist nicht ersichtlich. 1291, Dezember 27. Elisabeth, die Witwe des Gottfried von Hohenlohe, verkauft ihren Teil an den Burgen und Dörfern Prozelten, Laudenbach, Mosbach und Mönchberg an Gottfried von Schlüsselberg für 1500 Pfund Heller.9 1311, September 21. Graf Poppo von Eberstein, Sohn des Wolfram von Eberstein und der Kunigunde von Wertheim, besitzt an der Burg Prozelten und Zugehör den "halben Teil", der ihm durch Entscheid der Elisabeth von Hohenlohe zugesprochen wird. Diese Hälfte hat er für 750 Pfund Heller gekauft. 10 6 7 8 9 10 Vgl. Ehmer, Grafschaft Wertheim (wie Anm. 1), S. 40. Vgl. Aschbach, Grafen von Wertheim (wie Anm. 1), 2. Teil: Wertheimisches Urkundenbuch, Urkunde 41. Vgl. Feineis, Klingenberg (wie Anm. 1), S. 157. Vgl. Aschbach, Grafen von Wertheim (wie Anm. 1), 2. Teil: Wertheimisches Urkundenbuch, Urkunde 42. Vgl. Feineis, Klingenberg (wie Anm. 1), S. 157. Vgl. Karl Weller (Hg.), Hohenlohisches Urkundenbuch, Bd. 1 (1153-1310), Stuttgart 1899, S. 526. Vgl. Aschbach, Grafen von Wertheim (wie Anm. 1), 2. Teil: Wertheimisches Urkundenbuch, Urkunde 54 (nach dem Transsumpt des Deutschmeisters Gottfried von Hohenlohe von 1299, März 13). Vgl. Feineis, Klingenberg (wie Anm. !), S. 157. Vgl. Aschbach, Grafen von Wertheim (wie Anm. 1), 2. Teil: Wertheimisches Urkundenbuch, Urkunde 54. Vgl. Feineis, Klingenberg (wie Anm. 1), S. 157. BayHStA, MzU 295b (jetzt StAWü, MzUWS 4313). RB IV, S. 505. Von Gottfried von Schlüsselberg kam dieser Anteil an den Gemahl seiner Tochter Elisabeth, Graf Konrad von Vaihingen. Vgl. Urkunden von 1319, Februar 27 und 1319, März 13, in Anm. 15 der vorliegenden Untersuchung. Gottfried von Schlüsselberg schenkt 1298 das Patronat von Böttigheim dem Deutschen Orden. Vgl. de Gudenus, Codex diplomaticus, Bd. 4 (wie Anm. 1), S. 978f., Urkunde 100. Urkunde von Papst Bonifaz VIII. von 1298, März 27. Vgl. Lampe, Entstehung (wie Anm. 1), S. 41. Vgl. Oesterreicher, Reichsherrn von Schlüsselberg (wie Anm. 1), S. 162-167, Urkunde 9. RB V, S. 204f. 214 - ?.0""\i.;"'.IS.:~ ' .'1 - Got:sch Abb. 2: Burg Prozelten, aus: Adolf Feulner, Bezirksamt Marktheidenfeld (Die Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern. Regierungsbezirk Unterfranken und Aschaffenburg. VII. Bezirksamt Marktheidenfeld), München 1913, S 119. Abb. 3: Burg Prozelten von Norden, aus: Adolf Feulner, Bezirksamt Marktheidenfeld (Die Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern. Regierungsbezirk Unterfranken und Aschaffenburg. VII. Bezirksamt Marktheidenfeld), München 1913, S. 123. (Burg Prozelten. Ansicht nach Daniel Meisne r, Sciographia cosmica, 1623). 215 1313, Mai 25. Gottfried von Schlüsselbergs zweite Gemahlin Margaretha von Katzenelnbogen, nun vermählt mit Raugraf Georg, hat von ihrem ersten Gemahl Güter, Zehnten, Zölle und andere Rechte in Prozelten, Hasloch, Haselberg, Altenbuch und Neuenbuch als Wittum erhalten. Sie veräußert diese Güter- aber nur für Lebenszeit ("donacione facta inter vivos")- an Elisabeth von Hohenlohe für 500 Pfund Heller. 11 Diese Güter kamen wohl1319,Juli 24, an den Deutschen Orden. 12 1317, Mai 28[!] ["Samstag in der Pfingstwoche"]. Poppo von Eberstein und seine Frau Gute, genannt von Wilenau, verkaufen den halben Teil an der Burg Prozelten mit allen Gütern und Rechten ihrer Muhme [Tante des Poppo von Eberstein] Elisabeth von Hohenlohe, Witwe des Gottfried von Hohenlohe, und dem Komtur des Deutschen Hauses zu Mergentheim für 600 Pfund HellerY 1319, Juli 24. Der Würzburger Bischof Gottfried III. von Hohenlohe beurkundet, dass Elisabeth von Hohenlohe, Witwe seines Vetters GottEried von Hohenlohe, "allez ir gut" dem Deutschen Haus zu Prozelten für 1300 Pfund Heller veräußert hat. 14 1319, Februar 27. Graf Konrad von Vaihingen und seine Ehefrau Elisabeth, Tochter des verstorbenen Gottfried von Schlüsselberg, übergeben- auf Bitten der Elisabeth von Hohenlohe - als Seelenheilstiftung ihren Teil an Burg und Stadt Prozelten mit Zoll und Gericht Brüdern des Deutschen Ordens zu Prozelten, ausgenommen Mannlehen, ihre Edelleute und Kirchsätze.l 5 11 Vgl. de Gudenus, Codex diplomaticus, Bd. 4 (wie Anm. 1), S. 1008f., Urkunde 129. Vgl. Lampe, Entstehung (wie Anm. 1), S. 43. Vgl. Oesterreicher, Reichsherrn von Schlüsselberg (wie Anm. 1), S. 144. Vgl. Dahl, Herrschaft Klingenberg (wie Anm. 1), S. 373. 12 Vgl. Urkunde von 1319, Juli 24, in Anm. 14 der vorliegenden Untersuchung. 13 ßayHStA, MzU 494 (jetzt StAWü, MzUWS 28/24). Vgl. de Gudenus, Codex diplomaticus, Bd. 4 (wie Anm. l), S. 1020- 1022, Urkunde 139. RB V, S. 359. Vgl. dazu auch den Teilungsvertrag zwischen Poppo von Eberstein und Konrad von Vaihingen dem Jungen von 1311, November 15 (vgl. Anm. 19 der vorliegenden Untersuchung). Ein Einspruch des Grafen Poppo von Eberstein gegen den Vertrag von 1313, Mai 25, wurde 1319 durch den Bischof von Würzburg so beigelegt, dass der Kaufpreis auf die Summe von 2600 Pfund Heller erhöht wurde. Vgl. Lampe, Entstehung (wie Anm. 1), S. 43. 1320, Januar 24, heißt es: Graf Poppo von Eberstein "de receptis 2600 libris data Mergentheimenses absolvit". de Gudenus, Codex diplomaticus, Bd. 4 (wie Anm. 1), S. 1030, Anm. zu Urkunde 145. 14 BayHStA, MzU 534 (jetzt StAWü, MzUWS 28/36). Vgl. dazu Urkunde 1335, Januar 17, in Anm. 22. 15 BayHStA, MzU 523 (jetzt StAWü, MzUWS 28/27). BayHStA, Ritterorden Urkunde Nr. 6060 (jetzt Staatsarchiv Nürnberg). Vgl. Oesterreicher, Reichsherrn von Schlüsselberg (wie Anm. 1), S. 168f., Urkunde 10. Die Grafen von Vaihingen waren ein Zweig des mächtigen Grafengeschlechtes von Calw. Zu Konrad von Vaihingen und zum Teilungsbrief zwischen Poppo von Eberstein und Konrad von Vaihingen demJungen von 1311, November 15, vgl. Anm. 20 der vorliegenden Untersuchung. Konrad von Vaihingen und seine Frau Elisabeth, Tochter des Gottfried von Schlüsselberg, verkaufen 1314 das Dorf Schollbrunn (bei Marktheidenfeld) ihrer Muhme [Tante seiner Frau Elisabeth] Elisabeth von Hohenlohe für 200 Pfund Heller. Vgl. de Gudenus, Codex diplomaticus, ßd. 3 (wie Anm. 1), S. 737, Urkunde 69. Schollbrunn gehörte später zur Kartause Grünau, die 1328 von Elisabeth von Hohenlohe gegründet wurde. Vgl. Störmer, Marktheidenfeld (wie Anm. 1), s. 91 -93. 1317 verkauft Konrad von Vaihinsen dem Deutschen Orden den Häuserhof in Stadtprozelten. Vgl. Störmer, Marktheidenfeld (w1e Anm. 1), S. 47. 1319, Februar 27 ["Dienstag nach St. Matthias"). Konrad von Vaihingen und seine Frau Elisabeth, Tochter des Gottfried von Schlüsselberg, verkaufen die Dörfer Faulbach und Breitenbrunn mit allen Rechten an Konrad von Gundelfingen, Landkomtur des Deutschen Ordens in Franken für 600 Pfund Heller; BayHStA, MzU 522 Getzt StAWü, MzUWS 28/32). Vgl. de Gudenus, 216 1320, Sept. 23. Graf Konrad von Vaihingen der Junge und seine Frau Elisabeth, Tochter des Gottfried von Schlüsselberg, schenken dem Konrad von Gundelfingen, Landkomtur in Franken, und dem Deutschen Orden in Prozelten den Kirchsatz der Pfarreien Dorfprozelten und Faulenbach als Seelgerät. 16 1321, März 18. Graf Konrad von Vaihingen der Jüngere und seine Ehefrau Elisabeth, Tochter des Gottfried von Schlüsselberg, überweisen auch Mannlehen und Edelleute von Prozelten samt den dazugehörigen Gütern an den Deutschen Orden in Prozelten und erhalten dafür vom Deutschen Orden 1400 Pfund Heller nach dem Tod ihrer Mume Elisabeth von HohenloheY 1.2 Der Anteil Reinhards von Hanau an der Burg Prozelten mit Zubehör18 Möglicherweise kam die Hanauer Hälfte am Burgbezirk Prozelten durch Erbschaft und Kauf an die Grafen Poppo von Eberstein und Konrad von Vaihingen, da Ersterer 1311 im Besitz der halben Burg und Herrschaft ist19, Letzterer aber Rechte in den Dörfer Dorfprozelten, Altenbuch, Neuenbuch, Schollbrunn, Hasselberg, Hasloch, Bestenheid, Erkenboldeck [?] und Michelrieth zugewiesen bekommt. 20 16 17 18 19 20 Codex diplomaticus, Bd. 4 (wie Anm. 1), S. 1026f., Urkunde 143 (hier werden 1600 Pfund Heller als Kaufpreis genannt.). RB V, S. 401. 1319, Februar 28. Konrad von Vaihingen und seine Frau Elisabeth, Tochter des verstorbenen Gottfried von Schlüsselberg, übergeben ihrer Muhme Elisabeth von Hohenlohe, Wirwe des Gottfried von Hohenlohe, alles, was ihnen von ihrem "sweher selig" Gottfried von von Schlüsselberg als Erbe zugefallen war, ausgenommen der Güter und Leute, die sie dem Deutschen Orden überlassen haben; BayHStA, MzU 525 (jetzt StAWü, MzUWS 28/35). Vgl. Kar! Weller (Hg.), Hohcnlohisches Urkundenbuch, Bd. 2 [1311-1350], Stuttgart 1901, S. 384, Nr. 37. 1319, Februar 28. Graf Konrad von Vaihingen gelobt die d em Deutschen Orden gegebenen und verkauften Güter zu Prozelten und anderswo gegen Ansprüche Dritter zu verteidigen; BayHStA, MzU 524 (jetzt StAWü, MzUWS 28/28). 1319, März 13. Graf Konrad von Vaihingen und seine Frau Elisabeth übergeben nach Bezahlung durch den Deutschmeister im Maulbronner Hof zu Speyer die Dörfer Faulenbach und Breitenbrunn dem Deutschen Orden; BayHStA, MzU 528 Getzt StAWü, MzUWS 28/33). Vgl. de Gudenus, Codex diplomaticus, Bd. 4 (wie Anm. 1), S. 1027-1029, Urkunde 144. 1319, April11 wurden in Speyer Konrad von Vaihingen 1000 Pfund Heller für einen Verkauf vom Landkomtur des Deutschen Ordens ausgehändigt; BayHStA, MzU 529 (jetzt StAWü, MzUWS 28/34). 1321, März 17. Graf Ko nrad von Vaihingen und seine Frau Elisabeth, Tochter des verstorbenen Gottfried von Schlüsselberg, schenken auf Bitten ihrer Muhme Elisabeth von Hohenlohe, Witwe des Gottfried von Hohenlohe, dem Deutschen Orden vom Haus Prozelten die Lehenschaft und alle Rechte über die Güter zu Buoch bei Bremen, deren Teil Ritter Gotfrid Ducrink der Ältere von ihnen zu Lehen hatte; BayHStA, MzU 546 (jetzt StAWü, MzUWS 28/41 Vz ). BayHStA, MzU 544 (jetzt StAWü, MzUWS 28/38). Vgl. de Gudenus, Codex diplomaticus, Bd. 4 (wie Anm. 1), S. 1031, zu Urkunde 145. RB VI, S. 19 (die Urkunde bezeugt u. a. ein Wolfram de Clingenberg.) Zur Pfarrei Dorfprozelten vgl. Monumenta Germaniae Historica, Scriptores 30, 2, Supptementa tomorum I - XV, S. 1483-1487 (Adolf Hofmeister [Hg.], Notae Brotseldenses, 1926). BayHStA, MzU 547 (jetzt StAWü, MzUWS 28/42). RB VI, S. 34. Vgl. dazu auch Urkunde von 1319, Februar 27; BayHStA, MzU 523 (jetzt StAWü, MzUWS 28/27), in Anm. 15. Vgl. Dahl, Herrschaft Klingenberg (wie Anm. 1), S. 372f. Vgl. Urkunde von 1311, September 21 in Anm. 10 der vorliegenden Untersuchung. RB V, S. 204f. RB V, S. 210 (1311, November 15. Teilungsbrief zwischen Poppo von Eberstein und Konrad von Vaihingen dem Jungen. Vaihingen bekommt Dorfprozelten, Zehnten zu Altenbuch, Neuenbuch, Schollbrunn, die H öfe zu H ausen, Hasselberg, Hasloch, Zehnten zu Bestenheid und die Dörfer Erkenboldek [?] und Michelriech zugewiesen. Vgl. Störmer, Marktheidenfeld (wie Anm. 1), S. 46. Zu Konrad von Vaihingen vgl. auch Anm. 15, 16 und 17 der vorliegenden Untersuchung. 21 7 Möglich ist auch, dass Hanauer Besitz an Rieneck gekommen ist. Diese Vermutung wird durch folgende Urkunden bestärkt: 1317, April 5. Graf Heinrich von Rieneck und seine Ehefrau Adelheid von Ziegenhagen geben kund, dass sie mit Zustimmung des Grafen Ludwig von Rieneck (Bruder von Heinrich) und dessen Gemahlin Elisabeth von Hohenlohe ihre Eigenleute in Röllbach dem Deutschen Orden, Haus Mergentheim, für 60 Pfund Heller verkauft haben.21 1329, November 11. Ludwig der Ältere, Graf von Rieneck, genannt von Grünsfeld, und seine Gemahlin Elisabeth von Hohenlohe treten dem Deutschen Orden die Rechte ab, die sie über Untertanen haben zu Burg und Stadt Prozelten, Dorfprozelten, Neuenbuch, Faulbach, Breitenbrunn, Altenbuch und Wildensee und übergeben sie dem Deutschmeister. Sie tun dies aus Freundschaft zu ihrer lieben Muhme, der Gräfin Elisabcth von Hohenlohe, Witwe des Grafen Gottfried von Hohenlohe. 22 Ein Abschluss der Übertragung der Burg Prozelten mit Zubehör an den Deutschen Orden scheint 1334 erreicht zu sein. 1334, Juli 11, bekennt der Deutschmeister Wolfram von Nellenberg, dass der Pfleger des Stiftes Mainz Balduin (1328-1337) die Häuser Mergentheim, Prozelten, Neubrunn und Archshofen bei Mergentheim unter seinen Schutz genommen hat für jährlich 80 Pfund Heller, zahlbar an den Amtmann zu Tauberbischofsheim von einem Hof bei Grünsfeld. 23 1.3 Die Entstehung der Deutschordenskommende Prozelten Ein Großteil der Schenkungen an das neu errichtete Deutschordenshaus zu Prozelten stammt von Elisabeth von Hohenlohe. Sie hatte im Laufe ihres Lebens die meisten Anteile an der Burg Prozelten mit Zubehör erworben, 21 22 23 BayHStA, MzU 492 Uetzt StAWü, MzUWS 28/26). V~l. de Gudenus, Codex diplomaticus, ßd. 4 (w1e Anm. 1), S. 1020. Hier wird die Frau von Heinnch von Rieneck Alheydis von Ziegenhain genannt. Die Rechte stammen wahrscheinlich aus der Hanauer Erbschaft: Ulrich I. von Hanau, Sohn Reinhards I. von Hanau, war vermählt mit Elisabeth Gräfin von Rieneck. Diese war eine Schwester Ludwigs von Rieneck. Ludwig hatte eine Elisabeth von Hohenlohe zur Gemahli.n. Graf Ludwig von Rieneck kam entweder durch seine Gemahlin Elisabeth von Hohenlohe oder durch seine Schwester Elisabeth von Rieneck, Gemahlin Ulrichs I. von Hanau, zu seinem Anteil an den Prozeltischen Gütern und Rechten. Davon veräußerte er wieder einiges an den Grafen Heinrich von Rieneck, seinen Vetter, behielt sich aber das Eigentumsrecht vor. Daher bedurfte auch Graf Heinrich der Einwilligung Ludwigs von Rieneck, als er 1317 seine Eigenleute (nhomines proprios") zu Röllbach dem Deutschen Orden verkaufte. Vgl. Anm. 22 der vorliegenden Untersuchung. BayHStA, MzU 646 Uetzt StAWü, MzUWS 28/26). Vgl. de Gudenus, Codex diplomaticus, Bd. 4 (wie Anm. 1), S. 1043f., Urkunde 158. Vgl. Lampe, Entstehung (wie Anm.l), S. 44. Bay HStA, MzU 711 Uetzt StAWü, MzUWS 28/48). Vgl. de Gudenus, Codex diplomaticus, Bd. 4 (wie Anm. 1), S. 1044f., Urkunde 159 (hier erscheint ein falsches Datum, nämlich 1333, Juli 12). RB VII, S. 84; vgl. Lampe, Entstehung (wie Anm. 1), S. 40f. Vgl. dazu auch Urkunde von 1440, April 6, bei de Gudenus, Codex diplomaticus, Bd. 4 (wie Anm. 1), S. 260- 262, Urkunde 121 (der Deutschordensmeister Eberhard von Saunsheim bittet Erzbischof Dietrich von Mainz um Schutz für die Häuser Mergentheim, Prozelten, Neubrunn und Archshofcn). 1335, Januar 17, lässt Elisabeth von Hohenlohe dem Deutschen Orden alle Schulden nach; BayHStA, MzU 720 (jetzt StAWü, MzUWS 28/49). RB VII, S. 100 ("Elisabetha de Hohenloch 218 sie dem Deutschen Orden übergeben bzw. verkauft und andere Adelsfamilien veranlasst, Besitz an der Burg und im Herrschaftsbereich von Prozelten an den Deutschen Orden zu veräußern bzw. ihm zu schenken. Elisabeth war die Tochter des Grafen Poppo IV. von Wertheim. Ihr Gemahl Gottfried von Hohenlohe starb 1290, ebenso ihr Sohn. Die schweren Schicksalsschläge, die sie getroffen hatten, werden sie veranlasst haben, sich ganz der Mildtätigkeit zu widmen. Zwischen 1305 und 1311 errichtete sie ein Spital in Neubrunn und übergab es dem Deutschen Orden. 1319 verlegte sie dieses Spital mit Genehmigung des Deutschen Ordens nach Prozelten, wo dann auch auf der Burg der Verwaltungssitz der Deutschordensbesitzungen dieses Gebietes errichtet wurde. . ... ... . Abb. 4: Burg Neubrunn, aus: Adolf Feulner, Bezirksamt Markth eidenfeld (Die Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern. Regierungsbezirk Unterfranken und Aschaffenburg. VII. Bezirksamt Marktheidenfeld), München 1913, S. 96. . ~· -( .. 'P I T ., . Die Deutschordenskommende Prozehen-Neubrunn unterstand dem Haus Mergentheim. Sie umfasste ab 1348 vier Ämter: Prozelten, Neubrunn, Sachsenhausen und Röllbach. Nach dem Urbar von 1379 hatte die Kommende Prozelten-Neubrunn in folgenden Ortschaften die Dorfherrschaft und Vogtei: Amt Prozelten: Altenbuch, Breitenbrunn, Dorfprozelten mit Hof "zu dem Luft", Faulbach, Mondfeld, Neuenbuch, Stadtprozelten und Wildensee diesseits des Baches. Alle diese Orte mit Ausnahme von Mondfeld gehörten zur Cent Prozelten. ordini teutonico omnia debitaper quae sibi obstrictus erat, pro remedio animae suae remittit. "); vgl. dazu Urkunde von 1319,Juli 24, in Anm. 14 der vorliegenden Untersuchung. 1335, Oktober 16, verzichtete Graf Rudolf III. von Wertheim auf alle Rechte und Ansprüche, d ie seine verstorbene Muhme, Gräfin Elisabeth von Wertheim, Witwe des Gotrfried von Hohenlohe, dem Deutschen Orden überlassen hat; vgl. Lampe, Entstehung (wie Anm. 1), S. 44. 219 Amt Neubrunn: Dietenhan (gemeinschaftlich mit Kartause Grünau), Helzenberg (ausgegangener Ort), Lindelbach, Neubrunn, Urphar, Böttigheim (nur Vogtei und Gerichtsbarkeit auf eigenen Gütern und eigenen Leuten). Amt Sachsenhausen: Röttbach, Sachsenhausen, Waldenhausen. Amt Röllbach: Röllbach, Schmachtenberg, Großheubach (nur Vogtei und Gerichtsbarkeit auf eigenen Gütern und eigenen Leuten).24 Erwerbungen des Deutschen Ordens im Prozeltener Herrschaftsgebiet bis 1348: Der halbe Teil der Burg Prozelten mit Zugehörungen, die von Poppo von Eberstein [Eppstein] herrühren (vgl. Urkunden von 1311, September 21 [wie Anm. 10 der vorliegenden Untersuchung] und von 1317, Mai 28 [wie Anm. 13 der vorliegenden Untersuchung]). Alles, was Elisabeth von Hohenlohe an Prozeltischen Gütern (Anteile an Prozelten, Altenbuch und Neuenbuch) besaß (vgl. Urkunden von 1313, Mai 25 [wie Anm. 11 der vorliegenden Untersuchung] und 1319, Juli 24 [wie Anm. 12 und 14 der vorliegenden Untersuchung]). Das Patronat der Kirche von Böttigheim von Gottfried von Schlüsselberg aus dem Jahr 1298.25 Der Anteil des Konrad von Vaihingen an Burg und Stadt Prozelten mit Breitenbrunn und Faulbach (vgl. Urkunden von 1319, Februar 27 [wie Anm. 15 der vorliegenden Untersuchung] und 1319, März 13 [wie Anm. 15 der vorliegenden Untersuchung]). Die "Mannlehen" und "Edelleute" des Konrad von Vaihingen (vgl. Urkunde von 1321, März 18 [wie Anm. 17 der vorliegenden Untersuchung]). Die Patronate der Kirchen zu Dorfprozelten und Faulbach von Konrad von Vaihingen (vgl. Urkunde von 1320, September 22 [wie Anm. 16 der vorliegenden Untersuchung]). Die Prozeltischen Anteile des Reinhard von Hanau (vgl. Kapitel 1.2 der vorliegenden Untersuchung). Besitzungen und Rechte zu Röllbach, Schmachtenberg, Collenberg, Fechenbach, Dorfprozelten, Mondfeld, Boxtal.26 24 25 26 Vgl. Heinrich Lampe, Entstehung (wie Anm. 1), S. 39, 41f., 44; vgl. Lampe, Zins- und Gültr egister (wie Anm. 1). Zur Geschichte des Deutschen Ordens im Raum Prozelten vgl. auch Störmer, Marktheidenfeld (wie Anm. 1), S. 46- 52. Vgl. Anm. 9 der vorliegenden Untersuchung. Vgl. Lampe, Entstehung (wie Anm. 1), S. 41. Vgl. Störmer, Marktheidenfeld (wie Anm. 1), S. 46f. Zu den Streitij:keiten des Deutschen Ordens um Herrschaftsrechte in den Dörfern Urphar, Lindelbach, Dtetenhan, Sachsenhausen und Nassig mit den Grafen von Wertheim im 15. Jahrhundert, zum Tausch der Dorf- und Grundherrschaft in Waldenhausen (Amt Sachsenhausen) vor 1440 gegen die Wertheimer Gerechtsame im Dorf Röllfeld und dem Tausch der Gerechtsame des Ordens in Boxtal (Amt Prozelten) gegen andere Güter vgl. Störmer, Marktheidenfeld (wie Anm. 1), S. 51f. In Röllbach beginnt der Deutsche Orden im Jahr 1260 Fuß zu fassen; vgl. Lampe, Entstehung (wie Anm. 1), S. 39f. 1261, Januar 13, vermachte Walter I. Schenk von Klingenberg und Prozelten (1243-1267) dem Deutschen Orden seine sämtlichen reichslehenbaren Güter zu Röllbach und Erlenbach, sowie das Patronat der Röllbacher Kirche, "ad subsidium terrae sanctae"; vgl. de Gudenus, Codex diplomaticus, Bd. 4 (wie Anm. 1), S. 899-902 (1261, Januar 2 und 1261, Juli 12); vgl. Feineis, Klingenberg (wie Anm. 1), S. 156; vgl. Lampe, Entstehung (wie Anm. 1), S. 39f. 1293, Dezember 31, werden die Deutschordensbrüder in Röllbach erwähnt; StAWü, Jesuitenkolleg Aschaffenburg U rkunde 1293, Dezember 31 (weitere Urkunden über Güter und Beständner in Röllbach, teils das Kloster Himmelthai betreffend, aus den Jahren 1245, 1247, 1254 [2 Urkunden], 1293 [3 Urkunden] befinden sich in StAWü, Jesuitenkolleg Aschaffenburg Urkunden 1245/1; 1247; 1254; 1254, November 1; 1293; 1293; 1293). 1294, Januar 13, übergibt Eigil von Röllbach als Seelgcrät Güter in Großheubach und Röllbach dem Deutschen Orden in Mergentheim; vgl. de Gudenus, Codex diplomaticus, Bd. 4 (wie Anm. 1), S. 975, Urkunde 96. 1298, Februar 14, verkauft Gerlach von Breuberg das Dorf Schmachtenberg dem Deutschen Orden; vgl. de Gudenus, Codex diplomaticus, Bd. 4 (wie Anm. 1), S. 979f., Urkunde 101. 220 2. Der Übergang der Deutschordenskommende Prozeiten-Neubrunn an das Erzstift Mainz und die Entwicklung bis 1803 27 Kurmainz hatte bis zum Ende des Mittelalters im Süd- und Ostspessan keinen Zugang zum Maintal. Daher war das Erzstift interessiert an der Deutschordenskommende Prozelten, die es 1483/ 84 durch Tausch gegen die Besitzungen Neckarsulm und Scheuerberg (Landkreis Heppenheim) erwarb. Sowohl für den Deutschen Orden als auch für Kurmainz bedeutete der Tausch Prozeltens eine Gebietsabrundung. Die Tauschverhandlungen zogen sich ein ganzes Jahr hin. 1484, Mai 27, fand der Wechsel statt. 28 Der Hochmeister Reinhard von Neipperg übergab dem Mainzer Erzbischof Berthold von Henneberg die Schlösser und Städte Stadtprozelten und Neubrunn, die Dörfer Breitenbrunn, Dorfprozelten, Faulbach, Mondfeld, Neuenbuch, Röllbach und Schmachtenberg, die Teile und Gerechtigkeiten des Deutschen Ordens in Altenbuch, 27 28 1341: Die Pfarrei Röllbach gehört dem Haus Mergentheim. Revers des Pfarrers wegen seiner Kompetenz; BayHStA, MzU 850 (jetzt StAWü, MzUWS 28/51). Bereits 1250, April9, wird in Röllbach ein Pfarrer erwähnt; StAWü, Jesuitenkolleg Aschaffenburg, Urkunde 1250, April 9. 1291 wird die Röllbacher Pfarrkirche erwähnt; StAWü, Jesuitenkolleg Aschaffenburg Urkunden 1291/2. 1348, April 5 und 9: Der Hof zu Röllbach, zu dem auch der zu Miltenbcrg gehört, kommt vom Haus Mergentheim an das Haus Prozelten. Der Viehbestand usw. wird genau angegeben; BayHStA, MzU 1040 (jetzt StAWü, MzUWS 28/54). Der Besitz in und um Röllbach dürfte um 1348 mit Prozelten vereinigt worden sein. 1348 verkaufte Gottfried Graf von Hanau, mit Bewilligung des Nürnberger Burggrafen Berthold, Landkomturs der Ballei Franken, dem Deutschmeister Wolfram von Nellenburg und dem Haus Prozelten den Hof zu Röllbach für 2400 fl.; vgl. Lampe, Entstehung (wie Anm. 1), S. 44. Weitere Erwerbungen des Deutschen Ordens bis 1341 im Prozeltener Herrschaftsgebiet: 1327, Oktober 18. Poppo von Eberstein und seine Gemahlin H edwig von Zygenhagen verkaufen dem Komtur von Mergentheim ihre Lehen, nämlich die Collcnburg, Güter zu Fechenbach, Dorfprozelten, Mondfeld, Faulenbach, Breitenbrunn, Neuenbuch u. a. für 200 Pfund Heller; BayHStA, MzU 617 (jetzt StAWü, MzUWS 28/45). 1327, November 25. Gottfried und Konrad von Bickcnbach bestätigen (als Lehensherren) den Verkauf von Gütern zu Röllbach durch Diether Spiez von H eidebach an das Deutsche Haus zu Mergentheim; BayHStA, MzU 61~. (jetzt StAWü, MzUWS 28/44). 1329, November 11 . Ludwig der Altere, Graf von Rieneck, genannt von Grünsfeld, und seine Gemahlin Elisabeth von Hohenlohe treten dem Deutschen Orden die Rechte ab, die sie über Untertanen haben zu Burg und Stadt Prozelten, Dorfprozelten, Neuenbuch, Faulbach, Breitenbrunn, Altenbuch und Wildensee und übergeben sie dem Deutschmeister. Sie tun dies aus Freundschaft zu ihrer lieben Muhme, der Gräfin Elisabeth von Hohenlohe, Witwe des Grafen Gottfried von H ohenlohe; BayHStA, MzU 646 (jetztStAWü, MzUWS 28/26); vgl. de Gudenus, Codex diplomaticus, Bd. 4 (wie Anm. 1), S. 1043f., Urkunde 158. Vgl. Anm. 22 der vorliegenden Untersuchung. 1329, Dezember 6. Graf Konrad von Vaihingen und seine Gemahlin Elisabeth tun kund, dass sie Herrn Konrad von Schlüsselberg die Güter und die Leute gegeben haben, die H err Gottfried von Schlüsselberg an Prozelten und was dazu gehört gelassen hat; vgl. Oesterreicher, Reichsherrn von Schlüsselberg (wie Anm. 1), S. 162-167, Urkunde 11. 1331, Juni 19. Der Deutsche Orden zu Mergentheim erwirbt 6 Malter Korngült auf einem Hof zu Feebenbach für 24 Pfund Heller; BayHStA, MzU 671 (jetzt StAWü, MzUWS 28/47). 1341, September 7. Der Deutschmeister Wolfram von Nellenberg bestimmt, dass der Hof zu Hausen nicht mehr dem Spital zu Prozelten gehören soll. Das Spital erhält dafür den Hof zu Mondfeld, den Zehnten daselbst, ein Drittel des Zehnten zu N euenbuch und weitere Rechte; BayHStA, MzU 852 (jetzt StAWü, MzUWS 28/50.1). Vgl. Störmer, Marktheidenfeld (wie Anm. 1), S. 54f. StAWü, MzUWS 28/144. MzUWS 28/145. MzUWS 28/142. MzUWS 28/135. MzUWS 28/128. MzUWS 28/129. MzUWS 28/136. MzUWS 28/139. MzUWS 28/133. MzUWS 28/141. MzUWS 28/140. MzUWS 28/137. MzUWS 28/130. MzUWS 28/134. MzUWS 28/132. MzUWS 28/131. MzUWS 28/138. MzUWS 28/146; vgl. Störmer, Marktheidenfeld (wie Anm. 1), $.52, 54. 221 Böttigheim, Großheubach und Röllfeld, außerdem die Höfe Hausen, Gußhof, Thiergarten und die Rosenmühle bei Mondfeld sowie die auswärtigen Leibeigenen des Ordenshauses Prozelten. Im selbenJahr kaufte Kurmainz auch das Dorf Röttbach, das der Deutsche Orden 1461 an das Kloster Triefenstein verpfändet hatte, wieder zurück. Die Kommende Prozelten wurde nun in ein kurmainzisches Amt umgebildet, wobei man im Wesentlichen die Gliederung aus der Deutschordenszeit beibehielt. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts war das Amt Prozelten untergliedert in ein Oberamt mit Neubrunn und Böttigheim, ein Mittelamt mit der Burg Prozelten und den Orten Stadtprozelten, Altenbuch, Breitenbrunn, Dorfprozelten, Faulbach, Mondfeld, Neuenbuch und Röttbach und in ein Unteramt mit den Orten Röllbach, Röllfeld, Schmachtenberg und Großheubach. 29 Das Zinsbuch des Amtes Prozelten vom Jahr 1546, das auch die Gefälle fremder Herrschaften in den einzelnen Orten enthält, zeigt ziemlich genau die Herrschaftsverhältnisse in diesem Amtsbereich zwischen Kurmainz und anderen Hoheitsträgern. 30 Dabei ergibt sich folgendes Bild: Im Raum der Cent Prozelten sowie in den beiden zum Amt gehörigen Orten Mondfeld und Röttbach findet man eine fast geschlossene mainzische Grundherrschaft; je weiter die Orte jedoch vom Amtssitz liegen, um so mehr tritt fremde Grundherrschaft auf. Im Markt Neubrunn werden Gefälle von 16 fremden Hoheitsträgern, in Böttigheim von 12 fremden Hoheitsträgern erhoben. Als Mainzer Lehensträger im Amt Prozelten treten nur zwei Geschlechter auf, die Rüdt von Kollenberg für die KoBenburg und mehrere Güter und das Geschlecht der Geipel für ein Prozeltener Burglehen. 31 Worin das Burglehen bestand, ist nicht bekannt. Im Zuge der mainzischen Arrondierungspolitik wurden 1655 die beiden Orte des so genannten Oberamts, Neubrunn und Böttigheim, an das Hochstift Würzburg verkauft.32 Mitte des 17. Jahrhunderts wurde dann noch das bisher zum Prozeltener Unteramt gehörige halbe Dorf Röllfeld33 dem kurmainzischen Amt Klingenberg übergeben. Seitdem blieb das Amt Prozelten34 bis 1803 unverändert. 29 StAWü, Mainzer Jurisdiktionalbuch 36. 30 StAWü, Mainzer Güterbeschreibung 69. 31 StAWü, Mainzer Güterbeschreibung 69 (unter Stadtprozelten). Vermutlich handelt es sich um 32 33 34 die Forstmeister Geipel von Schöllkrippen. Das Amt Neubrunn unterstand im Hochstift Würzburg dem Hofkammerzinsamt. Zur Statistik, den Geld- und Naturaleinnahmen und -ausgaben des Amtes Neubrunn im Jahre 1728 vgl. Feineis, Untersuchungen zur Finanz- und Wirtschaftsgeschichte (wie Anm. 1), S. 108-111. Während das halbe Dorf Röllfeld 1659 noch beim Amt Stadtprozelten (StAWü, Rentamt Klingenberg 21, S. 1) auftritt, erscheint die ganze Ortschaft 1668 beim Amt Klingenberg (StAWü, Mainzer Jurisdiktionalbuch 16); vgl. Dieter Michael Feineis, Röllfeld, Klingenberg 1980. Störmer, Marktheidenfeld (wie Anm. 1), S. 55, Anm. 4. 1454, Dezember 30, wird ein Konrad Diederich zu Röllfeld in einer Urkunde erwähnt, die die Cent zur Eich und den Viehtrieb der Dörfer Kleinwallstadt, Rück, Sommerau u.a. betrifft; StAWü, Jesuitenkolleg Aschaffenburg Urkunden 1454/1. Zur Kellerei Stadtprozelten gehörten 1802 folgende Waldgebiete: Forst Kollenberg (567 Morgen), Forst Hohenberg (902 Morgen), Forst Nonnenwald (142 Morgen) und Forst Schenkenwald (2136 Morgen); vgl. Störmer, Marktheidenfeld (wie Anm. 1), S. 54, Anm. 1. Amtssitz war bis in das 17. Jahrhundert die Burg Prozelten (heute gewöhnlich Henneburg genannt), doch müssen Amtssitz und Kellerei im 17. Jahrhundert in die Stadt verlegt worden sein, denn die Burg wurde seit etwa 1626 mehr und mehr dem Verfall preisgegeben. Um 1700 wurde das Gebälk abgetragen und als Bauholz verkauft. Die Burg wurde nicht 1688 von Turenne zerstört, wie oft behauptet wird; vgl. Störmer, Marktheidenfeld (wie Anm. 1), S. 55, Anm. 5. Zur Statistik, den Geld- und Naturaleinnahmen und -ausgaben der Kellerei Prozelten im Jahre 1717 vgl. Feineis, Untersuchungen zur Finanz- und Wirtschaftsgeschichte (wie Anm. 1), S. 348-351. 222
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