Reformation in Thüringen. Programm der Städte und Museen in den Luther-Themenjahren 2015 bis 2017 4 Museumsführer Nino Dell will auf der Wartburg selbst kleinste Geheimnisse sichtbar machen Wo Luther irrte … wünschte ich, alle meine Bücher möchten in dauernder Vergessenheit begraben werden, um besseren Platz zu machen. 38 In der Landesausstellung 2016 zu sehen: Martin Luther als Junker Jörg, Lucas Cranach d.Ä. Inhalt 04Weitersagen! Drei Thüringer Protagonisten gehen ins Detail 10 Veranstaltungsübersicht LUTHER IN THÜRINGEN 14 Ein Mann, ein Wort – Lebenswendungen und klare Ansagen CRANACH IN THÜRINGEN TITEL: Detail aus dem restaurierten Altargemälde von Lucas Cranach in der Stadtkirche St. Peter und Paul (Herderkirche) in Weimar 2 Vor allem jedoch bitte ich den geneigten Leser, er möge das Nachfolgende mit großem Mitgefühl lesen. Er soll wissen, dass ich einstmals ein überaus toller Mönch und Päpstler war, als ich diese Sache in Angriff nahm, so trunken, ja ertrunken in den Lehren des Papstes. So wirst du in diesen meinen früheren Schriften finden, wie viele und große Zugeständnisse ich dem Papst in tiefster Demut gemacht habe, die ich in späteren und jetzigen Zeiten für die höchste Gotteslästerung und Greul halte und verfluche. Du wirst also, gütiger Leser, diesen Irrtum der Zeitlage und meiner Unerfahrenheit zuschreiben. Denn ich geriet durch die Umstände, nicht mit Willen und Absicht, in dieses Getümmel; dafür rufe ich Gott selbst zum Zeugen an.“ Martin Luther, am 5. März 1545 14 Die historische Bibliothek im Augustinerkloster Erfurt beherbergt rund 13.000 Handschriften und Drucke DIE ERNESTINER IN THÜRINGEN 32 Kidnapping, clevere Hochzeiten und Architektur vom Feinsten 56 Über 1.000 Kilometer in den Fußstapfen Martin Luthers 38Thüringer Landesausstellung 2016 58 Service & Anreise 40 Veranstaltungen 2016 500 JAHRE REFORMATION 20 Ein Karrieresprung, volle Auftragsbücher und unser Bild von Luther 42 Widersprüche, Dunkel männerbriefe, Thesen – die Zeit war reif 26Gemeinschaftsausstellung 50 Nationale Austellung Bild und Botschaft 28 Veranstaltungen 2015 LUTHERWEG Kontakte, Karte, Impressum 56 Unterwegs auf dem Lutherweg können Wanderer und Pilger echte Natur genießen Luther und die Deutschen 52 Veranstaltungen 2017 www.lutherland-thueringen.de 3 Weitersagen! Das meinen drei Menschen, die sich täglich mit Thüringer Ausstellungsprojekten und ihren Gästen beschäftigen. Folgen Sie einer ganz persönlichen Einladung … Ohne die Wartburg, ohne Eisenach und Umgebung ist das Thema Reformation und das damit aufs Engste verbundene Leben Martin Luthers nur schwer vorstellbar. Kindheitstage und Schulzeit verbrachte er hier, wo Teile seiner Familie zuhause waren. Auf der Wartburg übersetzte er das Neue Testament. Gerne öffnen wir Besuchern jede notwendige Tür, um selbst kleine Geheimnisse sichtbar zu machen.“ NINO DELL, Museumsführer auf der Wartburg bei Eisenach – zum kompletten Interview einfach QR-Code scannen oder unter www.lutherland-thueringen.de anschauen 4 www.lutherland-thueringen.de 5 Unsere Cranach-Ausstellung lebt vom eigenen reichen Bestand an Gemälden, an Grafik und Buchkunst sowie von dem in seiner Bedeutung einzigartigen Flügelaltar in der Herderkirche. Auf diesem werden wie in einem Brennglas die drängenden Probleme der Zeit deutlich. Am letzten Wohnort Cranachs d. Ä. spüren wir aber auch Fragen wie diesen nach: Was hieß es Hofkünstler zu sein, Hofkunst zu schaffen?“ DR. KARIN KOLB, Kuratorin der Ausstellung „Cranach in Weimar“, Klassik Stiftung Weimar – mehr verrät Frau Dr. Kolb im Interview, dazu einfach den QR-Code scannen oder unter www.lutherland-thueringen.de ansehen 6 www.lutherland-thueringen.de 7 Zu den außergewöhnlichen und kostbaren Exponaten, die wir in Gotha den Besuchern der ‚Ernestiner‘ – Landesausstellung zeigen werden, gehört ‚das kleine Porzellanheiligtum‘ von Luise Dorothea (1710 bis 1767), Gemahlin Herzog Friedrichs III. Überzeugt davon, dass ‚die Freude am meisten zur Gesundheit beiträgt‘, gestaltete sie den Gothaer Hof zu einem fest in der Aufklärung verwurzelten Musenhof.“ STEFANIE KRETSCHMANN, Museumsführerin der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha – für komplettes Interview QR-Code scannen oder auf www.lutherland-thueringen.de anschauen 8 www.lutherland-thueringen.de 9 VERANSTALTUNGEN 2015 Februar Mehr Infos und Termine im Heft ab Seite 26 und unter www.lutherland-thueringen.de März April Mai Juni Juli August September Oktober Luthermonat November Dezember bis 30.06.2015 schmalkalden Leben und Sterben im Dreißigjährigen Krieg GEMEINSCHAFTSAUSSTELLUNG Ausstellungen Bild und Botschaft. 29.03. – 19.07.2015 gotha Cranach im Dienst von Hof und Reformation 02.04. – 19.07.2015 eisenach Die Lutherporträts der Cranach-Werkstatt 03.04. – 14.06.2015 weimar Cranach in Weimar 24.09.2015 – 31.01.2016 nordhausen Lucas Cranach dem Jüngeren zum 500. Geburtstag 12.04. – 21.06.2015 gotha Himmelsspektakel. Astronomie im Protestantismus der Frühen Neuzeit 01.08.2015 – 31.07.2016 schmalkalden Die Doppelehen des Landgrafen Philipp von Hessen ab 03.05.2015 altenburg Georg Spalatin – Freiheit und Glauben 03.05.2015 – 31.12.2017 altenburg Wenn ich nicht gewesen wäre ... – Der Reformator Spalatin in Altenburg 06.09.2015 – 27.03.2016 eisenach Die Weimarer Kinderbibel. 21.06. – 16.08.2015 jena Machtworte – Wortgewalt und Bilderwelten bei Luther ab 26.09.2015 eisenach Luther und die Bibel 27.06. – 30.09.2015 erfurt Kontroverse und Kompromiss. Der Pfeilerbildzyklus des Mariendoms Musik 03.04.2015 weimar Thüringer Bachwochen 03.04. und 26.04.2015 19.07.2015 09.08.2015 03. – 15.11.2015 Tag der Musik Ein Besuch im Atelier – Lieder und Arien über Cranachs liebste Modelle Luther-King-Bach-Jazz altenburg ... nicht drehen und springen – Tanz und Lebensfreude zur Zeit Lucas Cranachs sondershausen altenburg 21.06.2015 Kantatengottesdienst 12.04.2015 weimar Thüringer Bachwochen gotha 03.05.2015 04.06.2015 12.07.2015 Luther-Stammtisch Führung „Georg Spalatin – Meine Arbeitswege“ Führung „Georg Spalatin – Meine Arbeitswege“ Luther-Stammtisch Luther-Stammtisch 28.03.2015 gotha Kirchenstadtführung mit Musik 12.04.2015 bad blankenburg Luther-Stammtisch jena 08.11.2015 altenburg Deutsches Requiem von Johannes Brahms 04.04.2015 altenburg gotha Kantatengottesdienst 06.03.2015 weimar altenburg 04.05.2015 eisenach Eröffnung Thüringer Lutherweg 07.05.2015 Sonstiges 18.06.2015 saalfeld Luther-Stammtisch 29.08.2015 Lutherlauf von Altenburg nach Borna 04.09.2015 05.06.2015 09.08.2015 13.09.2015 Luther-Stammtisch Luther-Stammtisch Luther-Stammtisch saalfeld weimar bad blankenburg bad blankenburg weimar Luther-Stammtisch bad blankenburg mühlhausen 12. Bauernkriegs spektakel 10.05.2015 bad blankenburg altenburg Ökumenischer Gottesdienst im Freien 08.10.2015 06.06.2015 17.09.2015 Führung „Georg Spalatin – Meine Arbeitswege“ Luther-Stammtisch altenburg saalfeld 27.09.2015 09.05. – 10.05.2015 03.10.2015 gotha Kirchenstadtführung mit Musik 14.06.2015 mühlhausen Führung „Turbulente Zeiten nach dem Bauernkrieg“ bad blankenburg mühlhausen Führung „Turbulente Zeiten nach dem Bauernkrieg“ nordhausen Festvortrag zum 450. Todestag von Justus Jonas 31.10. eisenach Reformationsgottesdienst gotha Erlebnisrundgänge „Reformation hautnah“ möhra Reformationsmarkt altenburg Festgottesdienst 19.12.2015 gotha Kirchenstadtführung mit Musik 10.11.2015 erfurt Ökumenisches Martinsfest eisenach Luthers Geburtstag 14.11.2015 altenburg Führung „Georg Spalatin – Meine Arbeitswege“ 27.11.2015 weimar Luther-Stammtisch Luther-Stammtisch Luther-Stammtisch 21.06.2015 23.05.2015 gotha Kirchenstadtführung mit Musik 10 altenburg Führung „Georg Spalatin – Meine Arbeitswege“ www.lutherland-thueringen.de 11 VERANSTALTUNGEN 2016 Januar Mehr Infos und Termine im Heft ab Seite 38 und unter www.lutherland-thueringen.de Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember altenburg Georg Spalatin – Freiheit und Glauben / Wenn ich nicht gewesen wäre … – Der Reformator Spalatin in Altenburg eisenach Luther und die Bibel bis 31.07.2016 schmalkalden Die Doppelehen des Landgrafen Philipp von Hessen THÜRINGER LANDESAUSSTELLUNG 2016 06.09.2015 – 27.03.2016 eisenach Die Weimarer Kinderbibel. 30.01. – 24.04.2016 bad köstritz Nimm in dein Herz das Lutherwort Die Ernestiner. Eine Dynastie prägt Europa 24.04. – 28.08.2016 gotha / weimar März – September 2016 hohenfelden Dörfliche Pfarrer – streitbare Neuerer bis 31.01.2016 nordhausen Lucas Cranach d. J. zum 500. Geburtstag 31.10. 2016 – 31.10.2017 mühlhausen Luthers ungeliebte Brüder 24.04. – 28.08.2016 altenburg Nicht ohne den Altenburger! / 1871 – Ernst I. baut ein Theater 30.04. – 31.07.2016 eisenach Die Bibel in Bildern von Julius Schnorr von Carolsfeld Nov. 2016 – Febr. 2017 bad frankenhausen Ecce homo – Christusbilder der Gegenwart 30.04. – September 2016 bad köstritz Dein Lied, o Luther, tönt wie Meeresrauschen 04.05. – 31.10.2016 eisenach Luther und die deutsche Sprache 01.09. – 27.10.2016 eisenach Leben nach Luther. Eine Kulturgeschichte des evangelischen Pfarrhauses 06.05. – 08.05.2015 mühlhausen 13. Bauernkriegs spektakel VERANSTALTUNGEN 2017 Januar 10.11.2016 erfurt Ökumenisches Martinsfest Mehr Infos und Termine im Heft ab Seite 50 und unter www.lutherland-thueringen.de Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember altenburg Georg Spalatin – Freiheit und Glauben / Wenn ich nicht gewesen wäre … – Der Reformator Spalatin in Altenburg eisenach Luther und die Bibel bis 31.10.2017 mühlhausen Luthers ungeliebte Brüder bis Febr. 2017 bad frankenhausen Ecce homo – Christusbilder der Gegenwart NATIONALE AUSSTELLUNG Luther und die Deutschen 04.05. – 05.11.2017 eisenach 11.05. – 05.11.2017 nordhausen Die Freie Reichsstadt Nordhausen und die Reformation Mai – Oktober 2017 eisenach Ketzer, Spalter, Kirchenlehrer – Luther aus katholischer Sicht 1517–2017 ab 21.03.2017 eisenach Mystik, Pietismus, Orthodoxie: Bachs theologische Bibliothek. Frühjahr 2017 gotha Thüringen – Lutherland und Erinnerungsraum der Reformation 11.04. – Oktober 2017 weimar Luthers Erben in Buchenwald 01.05. – 05.11.2017 eisenach Musikalische Predigt – Bach und [Luthers] Theologie 30.07. – 30.09.2017 eisenach Wanderlust 26.07. – 31.07.2017 eisenach 117. Deutscher Wandertag 12 31.10.2017 – 28.01.2018 jena Johann Friedrich. Ein Glaubenskämpfer in der Gefangenschaft 29.09. – 15.10.2017 10.11.2017 thüringen Güldener Herbst erfurt Ökumenisches Martinsfest www.lutherland-thueringen.de 13 LUTHER IN THÜRINGEN Ein Mann, ein Wort – Lebenswendungen und klare Ansagen Martin Luther und Thüringen, das gehört zusammen wie Himmel und Erde. Hier besuchte er die Schule und begann zu studieren. Hier wurde er zum Mönch, visitierte Klöster, predigte viele Male. In Thüringen übersetzte er das Neue Testament, hier wurden die von ihm verfassten „Schmalkaldischen Artikel“ erstmals öffentlich und europaweit verbreitet. In Schmalkalden – hier der Renaissance-Festsaal von Schloss Wilhelmsburg – wurde unter wesentlicher Beteiligung Luthers protestantische Geschichte geschrieben 14 www.lutherland-thueringen.de 15 Kurfürst Johann Friedrich I. – hier als Denkmal in Jena – hielt schützend seine Hand über Martin Luther E s war ein heißer Julitag im Jahr 1505. Martin Luther, Student an der Universität Erfurt, war auf dem Rückweg von einem Besuch bei den Eltern im Mansfeldischen. Der 21-jährige hatte die Silhouette Erfurts schon im Blick, als sich über ihm ein Gewitter zusammenbraute. Weit und breit kein Schutz. Weiterlaufen? Umkehren? Verbürgt ist, dass er durch einen Blitzstrahl nahe dem Dorf Stotternheim erschüttert worden sei und im Schreck gerufen habe: „Hilf du, heilige Anna, ich will ein Mönch werden!“ Der Hilferuf an die Schutzpatronin der Bergleute war ein kirchenrechtlich nicht bindendes Notgelübde. Luther aber – ein Mann, ein Wort – vollzog die einmal ausgerufene jähe Lebenswendung: Nur zwei Wochen nach dem Blitz-Erlebnis klopfte er an die Pforte des Augustinerklosters Erfurt, das für besonders strenge Einhaltung der Ordensregeln bekannt war. Die „Regeln“ bedeuteten Verzicht auf den eigenen Willen (Gehorsam), auf die Liebe eines anderen Menschen (Ehelosigkeit) sowie Verzicht auf materiellen Besitz. Für den jungen Intellektuellen bot sich hier aber auch eine Chance, er konnte Theologie studieren. Dass daraus entstehen sollte, was 500 Jahre später als Reformation gefeiert wird, war nicht absehbar. Der in Erfurt vollzogene Wechsel vom Jurastudenten zum Mönch sollte jedoch nicht das einzige Wagnis in diesem aufsehenerregenden Leben bleiben. Ein reichliches Jahrzehnt nach dem Klostereintritt – die einer Offenbarung gleichkommende Fußreise zur Generalbeichte nach Rom lag hinter ihm – erschütterte der zum kritischen Theoretiker der Kirche herangereifte Mann Fundamente bisheriger Selbstverständlichkeiten: In seinem Dienstort Mit dem Aufenthalt des jungen Martin Luther in Erfurt ist auch das faszinierende Ensemble von Dom St. Marien und Kirche St. Severi verbunden Wittenberg veröffentlichte er 95 Thesen gegen den Ablass handel. Wo irgend möglich, verbreitete Luther selbst diesen neuen Geist von den Kanzeln meist überfüllter Kirchen. Ein Skandal und eine neue Identität Diesem Skandal ohnegleichen folgten Vorladungen, Verhöre, Androhungen – aber auch Geheimdiplomatie begleitete die Vorgänge. So etwa zwischen Luther und dem päpstlichen Gesandten Karl von Miltitz. Ort der Begegnung im Jahr 1519 war Altenburg, wo Luthers Freund, der Geheimsekretär des Kurfürsten und spätere Altenburger Superintendent, Georg Spalatin lebte. Einziger Gegenstand des Sondierungs gespräches war die grundsätzliche Frage, ob Luther weiter auf seinen Thesen beharre? Luthers Landesherr erfuhr von ihm danach dieses Verhandlungsergebnis: „Erstens, dass ein allgemeiner Stillstand beider Parteien geschehe und beiden Teilen verboten werde, weiterhin von der Materie In der Georgenburse Erfurt erinnert eine kleine Ausstellung an den einstigen Bewohner Martin Luther LEBENSSTATIONEN 1510 Luther zur Generalbeichte in Rom. Er ist enttäuscht: „Die Gottlosigkeit und Bosheit ist dort so groß, dass allda weder Gott noch Menschen, weder Sünde noch Schande geachtet werden.“ 17 15 15 15 Priesterweihe in Erfurt und Beginn des Studiums der Theologie, das er nach seiner Versetzung in die Stadt Witten berg dort fortsetzt und als Doktor der Theologie abschließt 10 15 1507 07 15 1505 Legendäres Blitz-Erlebnis, das Luthers Eintritt in das Augustiner kloster Erfurt zur Folge hat 05 15 Universität Erfurt, wo er 1505 zum Magister Artium promoviert und das Studium der Rechte beginnt 01 15 1501 Immatrikulation an der 0 Schulbesuch Martin Luthers – zunächst in Magdeburg, dann in Eisenach 0 15 1496 – 1501 96 14 am 10. November in Eisleben geboren und tags darauf auch dort getauft 95 14 1483 Martin Luther wird 90 14 85 14 16 3 0 Katharina von Bora 8 14 8 14 Martin Luther 1517 In Wittenberg werden Martin Luthers 95 Thesen gegen den Ablass veröffentlicht. Den in einem päpstlichen Verhör des folgenden Jahres erhofften Widerruf verweigert Luther www.lutherland-thueringen.de 17 » In der Jenaer Stadtkirche St. Michael predigte Martin Luther mehrfach Das Lutherhaus in Eisenach ist eines der auffälligsten Bürger häuser im historischen Stadtzentrum. Das Haus aus dem 14. Jahrhundert, das als eines der ältesten Gebäude Thüringens gilt, rüstet sich für das Reformationsjubiläum Um 1500 befand sich der Häuserkomplex im Besitz der einflussreichen Patrizierfamilie Cotta. Sie hatte Martin Luther, der in Eisenach einige Jahre zur Schule ging, bei sich aufgenommen. Wie Luther später erzählte, empfing er von dem hier verkehrenden Kreis wohlhabender Eisenacher Bürger und angesehener Geistlicher wesentliche Impulse. Ein im Museum zu sehendes Ölgemälde erinnert auch an Luther als Kurrendesänger. Sehenswert! SCHLOSS WILHELMSBURG SCHMALKALDEN zu predigen, zu schreiben und zu sprechen.“ Dem erzielten Schweigeabkommen war jedoch nur ein kurzes Glück beschieden. Luther blieb bei seinen Ansichten, ja immer neue reformerische Ansätze kamen hinzu. „Ich bin entschlossen, die Mönchsgelübde anzugreifen und die jungen Leute aus der Hölle des Zölibats zu befreien, der durch Brunst und Befleckungen so unrein und so verrucht ist“. Das schrieb er 1521 in einem Brief von der Wartburg bei Eisenach. Auf diese war er nach einer „Räuberpistole“ gekommen, die sich ein Schriftsteller hätte ausdenken können. Tatsächlich aber war der geistige Kopf hinter der als Überfall getarnten Rettung Luthers der ranghöchste Politiker im Land, der Kurfürst. Auf der Rückreise vom Reichstag zu Worms, wo Luther für vogelfrei erklärt worden war, machte man einen Abstecher nach Möhra, dem Stammort der Familie Luther. Dass der kleine Umweg Teil der wenige Stunden später im Wald bei Steinbach/Altenstein inszenierten Entführung Luthers auf die Wartburg war, wussten nur wenige. Das Lutherhaus wird derzeit umgebaut, erweitert und modernisiert. Mit der Wiederöffnung im September 2015 lädt eine neue Dauerausstellung mit dem Titel „Luther und die Bibel“ ein. Sie wird die von Luther auf der Wartburg übersetzte Heilige Schrift in vielfältigen Facetten beleuchten. Neben zahlreichen originalen klassischen Ausstellungsstücken werden Multimediastationen von der Reformationszeit und ihren Folgen erzählen. Lutherplatz 8, 99817 Eisenach, Tel. 03691 29830, www.lutherhaus-eisenach.de Über dem mittelalterlichen Stadtkern thront Schloss Wilhelmsburg. Zwischen 1585 und 1590 erbaut, gilt es aufgrund seiner nahezu vollständig erhaltenen Außenanlage, seiner originalen Raumstruktur im Inneren, wegen seiner prächtigen Wandmalereien und Stuckaturen als Juwel unter den Renaissanceschlössern Deutschlands. Reformation, Schmalkaldischer Bund und Martin Luthers Rolle dabei prägen die museale Präsentation. Schlossberg 9, 98574 Schmalkalden, Tel. 03683 403186, www.museumwilhelmsburg.de In Altenburg – hier die zum Wahrzeichen gewordenen Roten Spitzen – weilte Martin Luther viele Male körperlichen Qualen, teuflischen Anfechtungen und Gefühlen, ein Deserteur zu sein. Tatenlos aber war er nicht. In den 300 Tagen Einsamkeit hoch über der ihm seit Schultagen vertrauten Stadt Eisenach übersetzte er das Neue Testament. In dem südlich von Eisenach gelegenen Schmalkalden schrieb Martin Luther ein weiteres Mal wesentlich an deutscher Geschichte mit. Landesherr Philipp von Hessen, eine der schillerndsten Personen des Jahrhunderts, gehörte zu jenen Fürsten, die nur in einem Bündnis aller Protestanten Schutz gegen den Kaiser sahen. Das so geschmiedete Verteidigungsbündnis nannte sich nach dem Ort der Gründung Schmalkaldischer Bund. Dessen „glanzvollster Fürstentag“, so etwas wie eine europäische Sicherheitskonferenz, fand im Winter 1537 statt. 16 Fürsten, zahlreiche Grafen, Gesandte des Kaisers, des Papstes und verschiedener Königshäuser, Vertreter von Reichs- und Hansestädten sowie hochrangige evangelische Theologen waren zugegen. Auch Martin Luther. Im Gepäck hatte er Texte „darauf ich stehen muss und stehen will, bis in meinen Tod“. Die mit „Darauf ich stehen muss und stehen will, bis in meinen Tod“ Auf der sichere Obhut gewährenden kurfürstlich-sächsischen Wartburg bekam der Entführte eine neue Identität. Er ließ sich die Haare und einen Bart wachsen, trug ritterliche Kleidung mit Schwert und nannte sich fortan „Junker Jörg“. Nur wenige Mitstreiter erfuhren dessen geheimen Aufent haltsort, es wurde ruhig um den Reformator. „Den Luther sind wir los, wie wir wollten“, triumphierte schon ein römischer Prälat. Doch er lebte – wenn auch zuweilen unter Herzblut verfassten Texte gingen als „Schmalkaldische Artikel“ in die Geschichte ein. Unterwegs zu Luther in Thüringen, führt der Weg zu vielen weiteren Orten. Weimar, Mühlhausen, Gotha, Arnstadt, Bad Frankenhausen oder Saalfeld gehören unbedingt dazu (siehe auch Seiten 42 bis 49). Und natürlich Jena. Luthers Beziehung zu Jena war konfliktreich. Ursächlich dafür war sein in dieser Region wirkender Gegenspieler, der Radikalreformer Karlstadt. Einst Verbündete Luthers, verließen Karlstadt und Gefolgschaft den gewaltfreien Weg der Reformation. Eine scharfe Predigt Luthers in der überfüllten Jenenser Kirche gegen diese Bilderstürmerei bewirkte jedoch nur wenig. Direkt gegenüber der Kanzel ist die bronzene Grabplatte für den Reformator angebracht. Dass sie hier und nicht in Wittenberg zu sehen ist, hat mit den Wirren nach dem Schmalkaldischen Krieg zu tun. Mehr Infos unter www.lutherland-thueringen.de LEBENSSTATIONEN 55 15 6 1531 In Schmalkalden gründet sich der nach der Stadt benannte Bund. Für einen Konvent fasst Luther protestantische Hauptlehren, die „Schmalkaldischen Artikel“, zusammen 50 15 4 15 1524/25 Beginn und Niederschlagung des Bauernkrieges. Martin Luther heiratet die frühere Nonne Katharina von Bora; sie werden Eltern von drei Mädchen und drei Jungen 45 15 1522 Luthers Übersetzung des Neuen Testaments, die bis heute so genannte September testament, erscheint 0 Reichstag in Worms; auch hier kein Widerruf. Entführung auf die Wartburg, wo er, getarnt als „Junker Jörg“, das Neue Testament übersetzt 4 15 1521 Vorladung Luthers zum 35 15 31 15 1520 In Wittenberg öffentliche Verbrennung der Bulle, die Martin Luther den Bann androht 30 15 Leipzig wird zum Ort der Disputation zwischen Luther und einem seiner größten Gegner, dem Theologen Johann Eck 25 15 1519 24 15 18 21 15 Katharina von Bora 20 15 19 15 Martin Luther 1546 Tod Martin Luthers. Am 22. Februar wird er in Wittenberg beigesetzt; seine Frau stirbt 1552 www.lutherland-thueringen.de 19 Unter anderem mit 23 CranachGemälden aus dem eigenen Bestand überrascht das Herzogliche Museum Gotha seine Besucher CRANACH IN THÜRINGEN Ein Karrieresprung, volle Auftragsbücher und unser Bild von Luther Für Lucas Cranach d. Ä. war Thüringen ein wertvolles Pflaster. Manch großer Auftrag hatte hier seine Herkunft. Mit Blick auf die sich vollziehende Reformation fand er hier interessante Gesprächspartner. Und: Von hier stammt seine spätere Ehefrau. Cranach-Kenner wie Neuentdecker dürfen staunen. 20 www.lutherland-thueringen.de 21 Am historischen Marktplatz von Weimar zieht das Cranachhaus alle Blicke auf sich Das Museum für Stadtgeschichte in Neustadt an der Orla fand sein attraktives Domizil in einem rund 500 Jahre alten Bürgerhaus inmitten der sehenswerten historischen Altstadt. In seinen 13 thematisch gestalteten Ausstellungsräumen widmet man sich ausführlich auch der Historie des Buchdruckerhandwerks von Neustadt. Mit Johann Carl Gottfried Wagner, ein mit Goethe befreundeter Drucker, Buchhändler und Verleger, hatte ein renommierter Vertreter der schwarzen Kunst im heutigen Museum einst seine Firma. Ein Ausstellungsraum widmet sich dem in der Stadtkirche zu sehenden Altar aus der Cranach-Werkstatt. In der Nähe des Museums steht das mit einem bis in den Giebel hineinragenden Erker geschmückte Haus, in welchem Luther während seiner Aufenthalte in der Stadt übernachtet haben soll. Im Erfurter Dom zu sehen: Die Verlobung der Heiligen Katharina, Tafelbild von Lucas Cranach d. Ä. Kirchplatz 7, 07806 Neustadt an der Orla, Telefon 036481 51913, www.neustadtanderorla.de W as für ein Zeitenlauf, in dem die künstlerisch wie geschäftlich begnadete Cranach-Familie lebte und Spuren hinterließ, wie sie eindringlicher, dauerhafter und farbenfroher kaum sein konnten! Das Cranach-Jahr 2015 wird die bis in die Gegenwart reichende Aktualität der Kunst aus der Cranach-Werkstatt mit prächtig inszenierten Ausstellungen an gleichermaßen authentischen wie repräsentativen Orten Thüringens sichtbar machen. Doch versetzen wir uns zunächst einmal in die Welt der Cranachs vor 500 Jahren… Wiewohl Radio, Fernsehen, Handy oder Facebook erst fünf Jahrhunderte später in das Leben der Menschheit traten und die uns heute selbstverständliche blitzschnelle Kommunikation rund um den Erdball ermöglichten, verbreiteten sich auch seinerzeit diese und jene Nachrichten mehr oder weniger schnell und wahr. Von reitenden Boten überbrachte Briefe, von Reisenden aus fernen Ländern mitgebrachte Berichte oder auch nur das Weitererzählen dessen, was in der nahen Umgebung geschah, fütterten die Gespräche bei Hofe nicht weniger als in den Hohen Schulen, in Werkstätten oder an Wirtshaustischen. Hört, hört, was zu jener Zeit sich in der großen Welt ereignet: Über ganz Europa breitet sich die Buchdruckerei aus; Leonardo da Vinci entwickelt das Modell einer Flugmaschine und malt etwas später das berühmte Gemälde „Mona Lisa“; die heute selbstverständliche Bezeichnung „Deutschland“ setzt sich für das Gebilde von 350 weltlichen und geistlichen Territorialstaaten durch – es erscheint die erste gedruckte Deutschlandkarte; der Seefahrer Christoph Kolumbus macht in Häfen von Cuba, Haiti und den Bahamas fest – der amerikanische Kontinent ist entdeckt; in Wittenberg wird die erste landesfürstliche Universität Deutschlands gegründet; der Nürnberger Peter Henlein baut tragbare Uhren mit Federzug; eine erste Druckschrift mit der Bezeichnung „Zeitung“ erscheint; der mitteldeutsche Bergbau boomt, unvorstellbar schwere und gefährliche Arbeitsbedingungen führen zu ersten Streiks. Unterwegs in diesem Zeitenlauf ist auch der 1472 geborene Lucas Cranach d. Ä. Nach Lehr- und Wanderjahren, die ihn u.a. nach Wien verschlagen, trifft den 33-jährigen Künstler – aus heiterem Himmel? – ein Karrieresprung: Der sächsische Kurfürst Friedrich III. der Weise (1463 bis 1525), beruft ihn zum Hofmaler nach Wittenberg an der Elbe. Drei Jahre später wird er dem Maler seines Vertrauens das Privileg eines vererbbaren Wappens nachreichen. Die inzwischen unternehmerisch betriebene, nahe dem Wittenberger Schloss und dem Markt gelegene Werkstatt, verlassen ab 1512 nur noch Gemälde und Grafiken, an deren Rändern eine geflügelte Schlange mit einem Rubinring im Maul zu sehen ist. Das ist die Zeit, in der aus dem thüringischen Erfurt jener Mann für immer nach Wittenberg kommt, mit dem der Hofmaler alsbald gedanklich in bestem Einvernehmen sein, und aufs Engste auch freundschaftlich verbunden sein wird: Martin Luther. Als dieser 1521 die 300 Tage Einsamkeit auf der Wartburg verbringt LEBENSSTATIONEN 12 15 8 10 15 0 15 Der Kurfürst erteilt ihm das erbliche Wappen: die geflügelte Schlange mit einem Rubinring im Maul. Das Vertrauen seines Dienstherren hat er bereits soweit erworben, dass dieser ihm repräsentative Aufträge erteilt 05 15 1508 02 15 1505 beruft der sächsische Kurfürst Cranach als Hofmaler nach Wittenberg 0 Wien. Im Milieu von Humanisten, Gelehrten und Künstlern fasst er rasch Fuß. Hier wird er – inzwischen 30 Jahre alt – erstmals als Künstler fassbar 0 15 1502 kommt er in die Universitätsstadt 95 14 90 14 1472 wird Lucas Maler (ab 1502 Cranach) in Kronach geboren 85 14 0 22 8 14 Cranach d. J. 75 14 72 14 Cranach d. Ä. 1512 heiratet Cranach die aus Gotha stammende Ratsherrentochter Barbara Brengbier; ein Jahr darauf kommt Sohn Hans zur Welt (gestorben 1537) www.lutherland-thueringen.de 23 » und nur einmal – getarnt als „Junker Jörg“ – eine Reise nach Wittenberg unternimmt, hat Lucas Cranach d. Ä. den mit der Bibelübersetzung beschäftigten Kirchenkritiker und -reformierer in einem eindrucksvollen Holzschnitt dokumentiert. Selbstverständlich gehört auch dieses Bildnis zu den Exponaten der Sonderausstellung „Die Lutherporträts der Cranach-Werkstatt“ auf der Wartburg. Die Cranach-Werkstatt floriert. Um alle Aufträge erledigen zu können, zeichnet sich die Werkstatt durch eine bis dahin nicht gekannte Variantenpraxis der Kunstproduktion Sehenswert! LINDENAU-MUSEUM Der Neorenaissancebau beherbergt die Sammlungen des Staatsmannes, Naturwissenschaftlers und Kunstsammlers Bernhard August von Lindenau (1779 bis 1854). Den internationalen Rang des Hauses, das zu den führenden Museen im Osten Deutschlands zählt, bestimmt die 180 Werke umfassende Sammlung „Frühe italienische Malerei“, einer der umfangreichsten außerhalb Italiens. Bemerkenswert sind auch die Sammlung „Antike Keramik“, die Kunstbibliothek des 17. bis 19. Jahrhunderts und die Sammlung von Gipsabgüssen nach der Antike und der Renaissance. Gabelentzstraße 5, 04600 Altenburg, Telefon 03447 89553, www.lindenau-museum.de aus. Cranach entwickelt sich auch zu einem der erfolgreichsten Aktspezialisten seiner Zeit. Der von manchen Zeitgenossen als „Schnellmaler“ eingeordnete Cranach d. Ä. hat seinen Skizzenblock wohl immer auch dann bei der Hand, wenn er einen Termin mit oder bei den Luthers hat. Denn nur so kam vermutlich zustande, was wir heute als Bild Luthers vor Augen haben. Luther mit Doktorhut, Luther als „Junker Jörg“, Luther auf der Kanzel, Luther beim Abendmahl oder als Familienvater – die Vorstellung vom Aussehen Luthers wird in Cranachs Gesamtwerk plastisch wie nirgendwo sonst. Abgesehen von den Repräsentanten der zentralen Gewalt gibt es von keinem anderen Menschen in der ersten Hälfte des 16. Jahrhundert mehr Bildnisse als von Martin Luther und dessen Familie. Nicht wenige Originale davon haben seit jeher ihren festen Platz in Thüringen. Sie gehören zu den Highlights der großen Sonderausstellungen im Cranach-Jahr 2015. Für Lucas Cranach d. Ä. war Thüringen in vielerlei Hinsicht ein ausgesprochen wertvolles Pflaster. Manches in seinen Auftragsbüchern hatte hier seine Herkunft. Hier fand er mit Blick auf die sich vollziehende Reformation interessante Gesprächspartner. Und: Hier fand er seine spätere Ehefrau. Wie anderes im Leben der Malerfamilie Cranach auch, ist selbst ein Ereignis wie die Hochzeit nicht eindeutig belegt. Es muss um das Jahr 1512 gewesen sein, als der damals 40-jährige Mann die Gothaerin Barbara Brengbier geheiratet hat. Im Dunkeln liegt, wo sich die Ratsherrentochter und der Maler kennengelernt haben. Denkbar ist, dass es in Gotha gewesen sein könnte. Immerhin hat Cranach mehrfach den dort lebenden Humanisten Mutianus Rufus und den eng mit Luther befreundeten Theologen Friedrich Myconius besucht. Ein erstes Treffen fand vielleicht in dem heute als „Cranach-Haus“ geläufigen Eltern- und Geburtshaus der Brengbiers am Schlossberg statt. Das nach aufwändiger Sanierung in bestem Licht sich zeigende Herzogliche Museum auf der anderen Seite des Schlossberges verfügt mit 23 Gemälden aus den Händen der Cranachs über einen Schatz ohnegleichen. Die Jubiläumsausstellung im Cranach-Jahr wird diese herausragenden Arbeiten, und weitere von nationalen wie internationalen Leihgebern, unter dem Titel „Cranach im Dienst von Hof und Reformation“ präsentieren. Einschneidende politische Veränderungen brachten es mit sich, dass Lucas Cranach d. Ä. Wittenberg verließ und 1552 in die Residenzstadt Weimar übersiedelte. Quartier bezog er in dem heute nach der Familie benannten prächtigen Renaissancehaus am Markt, das einem Schwiegersohn nachgefragt bei lucas cranach dem älteren Ein Besuchermagnet im Stadtschloss Weimar ist die Cranachgalerie Sie haben erst mit 40 Jahren geheiratet, warum so spät? Wenn schon eine Familie gründen, dann sollte die es gut haben. Also hatte ich zunächst viel zu schaffen.“ Ihre Hochzeit mit der aus dem thüringischen Gotha stammenden Ratsherrentochter füllte die private Schatulle ordentlich auf. Sie aber schafften weiter wie ein Workaholic, nutzten Ihren Rang als Hofmaler für ein überaus ertragreiches Marketing… „Ja, man nahm mich alsbald auch außerhalb der Höfe gern in den Dienst. Ich musste effizienter werden um zu realisieren, was vor mir stand: Einerseits dekorative Ausstattung von Ritterturnieren, Jagden und fürstlichen Hochzeiten beispielsweise, andererseits zahllose Gemälde, Porträts, Kupferstiche, Buchillustrationen. Also gründete ich eine bis dahin in meinem Metier so nicht gekannte Werkstatt.“ Cranachs gehörte. Das Lucas Cranach d. Ä. hier noch an dem von seinem Sohn Lucas geschaffenen Altar für die Stadtkirche mitarbeitete, ist zweifelsfrei widerlegt. Das monumentale Werk zeigt an zentraler Stelle auch Martin Luther mit aufgeschlagener Bibel und, neben ihm stehend, den vom Blutstrahl Christi getroffenen Lucas Cranach d. Ä. In der Kirche fand auch die originale Platte für das Grab von Cranach d. Ä. ihren Platz. Eine Kopie derselben steht auf dem Friedhof der Jakobskirche, wo Cranach seine letzte Ruhestätte fand. Im Stadtschloss Weimar hat die umfangreiche Cranach-Galerie ihren Platz. Die Sonderausstellung „Cranach in Weimar“ stellt die reichen Bestände der Klassik Stiftung an Gemälden, Zeichnungen, Druckgrafik, Buchkunst sowie Weimar als Wirkungsort Cranachs in den Mittelpunkt. Cranach-Kenner und Neuentdecker werden in Thüringen aus dem Staunen nicht herauskommen. In der Ihre Söhne das Handwerk erlernten und bald auch Verantwortung übernahmen. „Lucas jedenfalls, da mein Sohn Hans ja leider während einer Studienreise in Italien verstarb. Aber Lucas machte seine Sache als Künstler und Werkstattchef richtig gut. Auch darüber hinaus hat er mir einiges abgeschaut und fortgeführt: politisches Engagement, Geschäftsphilosophie, Familiensinn.“ Wohl auch deswegen feiert man hierzulande dessen 500. Geburtstag mit Veranstaltungen, Ausstellungen und anderen touristischen Highlights – eifersüchtig? „Wie sollte ich? Ich bin stolz auf meine beiden Jungs und ebenso auf einige meiner Gesellen. Sie waren gelehrige, fleißige, kreative Schüler. Sie trugen die Qualität Cranach’schen Könnens weit über die Mitte Deutschlands hinaus. Auch wenn ich selbst längst nicht überall Hand angelegt habe kann man sicher sein: Wo Cranach drauf steht, ist Cranach drin.“ Mehr Infos unter www.cranach2015.de LEBENSSTATIONEN 53 15 50 15 8 Umstände den Umzug des Wittenberger Hofes nach Weimar; Cranach verliert zeitweilig seine Stellung als Hofmaler 4 15 1548 erfordern politische 45 15 Barbara; Cranach der Jüngere heiratet 41 15 1541 stirbt Cranachs Frau 0 ist Cranach d. Ä. mit Unterbrechungen Bürgermeister und Ratsherr Wittenbergs 4 15 1537 – 1544 37 15 1525 sind die Cranachs Trauzeugen bei der Hochzeit von Martin Luther 35 15 ca. 1515 – 1520 kommen die Töchter Ursula, Barbara und Anna zur Welt – zwei von ihnen lebten in Gotha 30 15 24 1515 wird Sohn Lucas geboren 25 15 Cranach d. J. 20 15 15 15 Cranach d. Ä. 1550 übergibt Cranach die Werkstatt Sohn Lucas, zwei Jahre später übersiedelt d. Ä. nach Weimar, wo er 1553 stirbt und beigesetzt wird www.lutherland-thueringen.de 25 VERANSTALTUNGEN 2015 Die Lutherporträts der Cranach-Werkstatt GEMEINSCHAFTSAUSSTELLUNG Bild und Botschaft. Der 500. Geburtstag von Lucas Cranach d. J. ist für drei große Museen Thüringens Anlass zu einer Gemeinschaftsausstellung. Schöpfend aus den umfangreichen eigenen Beständen und ergänzt durch attraktive nationale wie internationale Leihgaben erwartet die Besucher ein wahres Feuerwerk von Arbeiten der Künstlerfamilie Cranach und malender Zeitgenossen. www.cranach2015.de Cranach im Dienst von Hof und Reformation Diese Ausstellung im Herzoglichen Museum Gotha richtet den Fokus auf die öffentliche Wirksamkeit der Cranach-Werkstatt im Dienste der Kurfürsten von Sachsen und der Reformation. In der Gesamtschau wird der Betrachter nachvollziehen können, wie politische Botschaften des ernestinischen Herrscherhauses und die Lehren Luthers in großartige Gemälde und Grafiken umgesetzt wurden. Gezeigt werden Arbeiten, die in der ersten Hälfte des 16. Jahrhundert entstanden und somit die Reformation von ihren Anfängen bis zu ihrem Siegeszug erfassen. Großes Motiv oben: Erstmals seit Jahrzehnten werden in Gotha die beiden wichtigsten Fassungen des Motivs „Gesetz und Gnade“, die Tafeln aus Gotha und Prag, gemeinsam präsentiert Im Schiller-Museum Weimar zu sehen: „Christus und die Ehebrecherin“, Lucas Cranach d. J., um 1535/40 Als Hofmaler oblag es Cranach, repräsentative Werke zu schaffen, die der Ausstattung kurfürstlicher Residenzen dienten oder befreundeten Fürsten geschenkt wurden. Davon zeugen in der Ausstellung Porträts, mythologische und biblische Historien sowie Jagd- und Turnierdarstellungen. Andere hervorragende Kunstwerke belegen, dass Cranach sein Können früh in den Dienst der neuen Lehre stellte. So zeigen etwa die Bilder der Kindersegnung oder „Gesetz und Gnade“ (oben), dass der Mensch, nur durch Gottes Gnade Erlösung findet. HERZOGLICHES MUSEUM GOTHA Das im ebenso eleganten wie pompösen Stil des Historismus errichtete Museum versteht sich als „der Louvre Thüringens“. Dessen Schätze verdanken sich der Sammelleidenschaft der Gothaer Herzöge. Präsentiert werden neben hervorragenden Gemälden niederländischer und deutscher Meister u. a. ägyptische Mumien, antike Vasen, Skulpturen, Goldschmuck sowie Kunst aus China und Japan. Parkallee 15, 99867 Gotha, Telefon 03621 82340, www.stiftung-friedenstein.de 02.04. – 19.07.2015 eisenach wartburg täglich 8.30 – 17.00 Uhr Eintritt Museum mit Cranach-Ausstellung: 5,00 € / ermäßigt 3,00 € Führung durch den Palas inkl. Museum mit Cranach-Ausstellung: 9,00 € / ermäßigt 5,00 € Cranach in Weimar Die Ausstellung präsentiert Leben, Werk und Wirkung Lucas Cranachs d. Ä. und Lucas Cranachs d. J. an der Schwelle zwischen Mittelalter und Neu zeit. Im Mittelpunkt stehen die reichen Bestände der Klassik Stiftung Weimar sowie der in seiner Bedeutung einzigartige Flügelaltar der Stadtkirche St. Peter und Paul (Herderkirche). Die Ausstellung ist in vier Kapitel gegliedert: Das eröffnende Kapitel „Werk und Künstler“ verknüpft das Cranach’sche Œuvre mit Weimar als letztem gemeinsamem Wirkungsort von Vater und Sohn. Das zweite Kapitel „Glaube und Reformator“ untersucht die Arbeit der Cranach-Werkstatt im Dienst der Reformation und ihrer Protagonisten. Daran schließt sich das große Kapitel „Botschaft und Auftraggeber“ an, das sich dem Wirken am Hof Johann Friedrichs des Großmütigen im Auftrag fürstlicher Repräsentation widmet. Das letzte Kapitel „Rezeption und Betrachter“ wirft in einer Reihe von Exkursen erstmals Schlaglichter auf die Wirkungsgeschichte der Cranach-Werkstatt: von der Wiederentdeckung der Cranach-Werke im Umfeld Goethes bis zur Rezeption im Weimar des 20. Jahrhunderts. 03.04. – 14.06.2015 29.03. – 19.07.2015 weimar schiller-museum täglich 10.00 – 17.00 Uhr Eintritt: 5,00 € / ermäßigt: 2,50 € Di – So 9.30 – 18.00 Uhr Eintritt inkl. Audioguide: 5,00 € / ermäßigt 4,00 € Eintritt inkl. Schillers Wohnhaus: 7,50 € / ermäßigt 6,00 € gotha herzogliches museum 26 Zwischen 1520 und 1546 entstanden sieben verschiedene grafische und gemalte Porträttypen Martin Luthers in der Werkstatt Cranachs d. Ä. und d. J. Alle Zu den Luther-Bildnissen ≠aus der Cranach-Werkstatt, die bis heute die diese Bildnisse dienten propagandistischVorstellung vom Aussehen des Refordokumentarischen und somit werbend mators prägen, gehört auch dieses aus lehrhaften Zwecken. Dabei übernahm das dem Jahr 1526 Porträt Luthers als Botschafter des reformatorischen Programms und lückenlose Illustration seines biografischen Werdegangs eine wesentliche Funktion. Die Ausstellung stellt diese Typologie vor und befasst sich mit der Organisation der Wittenberger Werkstatt. Im Mittelpunkt stehen gemalte und grafische Porträts des Mönchs und Reformators, die durch Lutherbildnisse weiterer Zeitgenossen, wie Heinrich Aldegrever, Hans Sebald Beham und Georg Pencz sowie spätere, Vater und Sohn Cranach zitierende Beispiele der Malerei und Grafik ergänzt werden. Sie zeigen, dass das Wittenberger Werkstattvorbild des Lutherporträts in der zeitgenössischen Kunst bis heute aktuell geblieben ist. Sehenswert! SCHILLER-MUSEUM WEIMAR Das Museum mit seiner modernen Architektur und teilweise verglasten Fassade bildet einen Komplex mit dem historischen Wohnhaus von Friedrich Schiller. Das ursprünglich ganz dem Leben und Wirken Schillers gewidmete Museum wird seit seiner zeitgemäßen baulichen Erneuerung im Inneren vor allem für anspruchsvolle Wechselausstellungen genutzt. Schillerstraße 12, 99423 Weimar, Telefon 03643 545400, www.klassik-stiftung.de WARTBURG EISENACH Die zum UNESCO-Welterbe gehörende Burg war Zentrum hochmittelalterlichen Dichtens und Minnesangs, Wohn- und Wirkungsort der heiligen Elisabeth und vieles mehr. Vor allem aber wurde sie zur „Lutherburg“. Mit der Stube in der Burgvogtei erleben die Besucher den authentischen Aufenthaltsraum Martin Luthers in den Jahren 1521/22. Auf der Wartburg 1, 99817 Eisenach, Telefon 03691 2500, www.wartburg.de www.lutherland-thueringen.de 27 VERANSTALTUNGEN 2015 Die Thüringer Bachwochen sind das größte Musikfestival Thüringens. Ein besonderes Markenzeichen sind die Aufführungen an authentischen Bachstätten WEITERE VERANSTALTUNGEN 2015 Das Stadtmuseum Erfurt im prächtigen „Haus zum Stockfisch“ thematisiert die Bedeutung Erfurts als mittelalterliches Kultur- und Handelszentrum, als Luthers geistige Heimat und spannt einen Bogen bis in die Moderne. Tipp: Luther-Stammtische 06.03./05.06./04.09./27.11.2015 weimar Eckermannstube im Gasthaus „Zum weißen Schwan“ Die Dauerausstellung „Tolle Jahre – an der Schwelle zur Reformation“ zeigt in ganz modernem Rahmen viele spannende Exponate, die im Zusammenhang mit der Lutherzeit stehen. Erstmals zu sehen ist beispielsweise die Federtasche des Reformators, ein ausgeklügeltes System von ineinander gestapelten Kistchen, in denen Martin Luther seine Schreibmaterialien verstaute. Die multimediale Ausstellung will aber mehr als bloß eine gelungene Vitrinenschau sein: Sie versucht auch, provokante Bezüge zur Jetztzeit herzustellen. Fragt, welche Auswirkungen die Reformation auf uns und unser Denken hat. Und fordert die Besucher so dazu auf, nicht nur auf historischen Pfaden durchs Museum und durch Erfurt zu wandeln. 12.04./10.05./14.06./ 12.07./ 09.08./13.09.2015 bad blankenburg „Café Leuchtblick“ im Evangelischen Allianzhaus 07.05./04.06./17.09.2015 saalfeld Treffpunkt Johanneskirche Mehr Infos und Termine unter www.lutherland-thueringen.de Johannesstraße 169, 99084 Erfurt, Tel. 0361 6555651, www.stadtmuseum-erfurt.de 03.04.2015, 19:30 Uhr 12.04.2015, 17:00 Uhr 03.05.2015 – 31.12.2017 Thüringer Bachwochen: Ensembles des Mozarteum Salzburg und des Royal College of Music London Bachs Johannespassion vor dem berühmten Cranach-Altar Thüringer Bachwochen: Huelgas Ensemble Der Kosmos Cranach wird mit einem Konzert hörbar: mit Musik, die zu seiner Lebzeit entstanden ist. 03.04./26.04./21.06.2015 12.04.-21.06.2015 Kantatengottesdienst Himmelsspektakel. Astronomie im Protestantismus der Frühen Neuzeit Die Ausstellung der Forschungsbibliothek Gotha beschreibt den Wandel des astronomischen Weltbildes im Protestantismus der frühen Neuzeit. Dabei werden die im 16. und 17. Jahrhundert diskutierten Weltsysteme anhand von Handschriften, alten Drucken, astronomischen Instrumenten sowie Weltmodellen anschaulich erklärt. Wenn ich nicht gewesen wäre ... – Der Reformator Spalatin in Altenburg Georg Spalatin: Theologe, Prinzenerzieher, Geheimsekretär, Historiograph, vor allem aber enger Freund und Beschützer Martin Luthers. Als Georg Burkhardt am 17. Januar 1484 in Spalt geboren, besuchte er Schulen in Spalt und Nürnberg sowie die Universitäten in Erfurt und Wittenberg. 1508 trat er als Prinzenerzieher in den Dienst des sächsischen Kurfürsten Friedrich III. Bald darauf nannte sich der Gelehrte nach seinem Geburtsort Spalt. Ab 1511 sollte sich die Stadt Altenburg untrennbar mit seinem Lebensweg verknüpfen. Spalatin, enger Vertrauter des sächsischen Kurfürsten Friedrich III., setzte sich mit großem diplomatischem Geschick für seinen Freund Martin Luther und dessen reformatorisches Wirken ein. Zu seinen geheimen Missionen gehörte auch die Verbringung Luthers auf die Wartburg. 1525 übernahm Spalatin das Amt des Pfarrers an der Altenburger Stadtkirche St. Bartholomäi, um drei Jahre später auch als Superintendent und Visitator tätig zu werden. weimar stadtkirche Der Gothaer Erlebnisrundgang führt auch über den historischen Marktplatz mit Rathaus altenburg brüderkirche bis 30.06.2015 schmalkalden museum schloss wilhelmsburg Leben und Sterben im Dreißigjährigen Krieg Sonderausstellung 28.03. / 23.05. / 03.10. / 19.12.2015 gotha tourist-information Erlebnisrundgang „Kirchenstadtführung mit Musik“ 28 04.04./03.05./06.06./ 14.11.2015 altenburg tourismus-information Öffentliche Stadtführung „Georg Spalatin – Meine Arbeitswege“ Altenburger Rundgang entlang des innerstädtischen Lutherweges – vorbei an der St. Bartholomäikirche, dem Residenzschloss, den Roten Spitzen, dem Rathaus sowie der Brüderkirche Start: 14 Uhr weimar stadtkirche gotha schloss friedenstein altenburg residenzschloss Die Ausstellung zeigt originale Sachzeugen aus der Lebens- und Geistes welt Spalatins, beispielsweise einen Briefwechsel zwischen ihm und Luther in dem es um die Übersetzung des Johannes-Evangeliums geht. Den Alltag des Reformators und seiner Familie zeigt eine virtuelle Rekonstruktion des Hauses, die auf der Grundlage von unlängst gefundenen Inventarlisten des Hausstandes basiert. 03.05.2015 altenburg st. bartholomäikirche Wiedereröffnung der Dauerausstellung „Georg Spalatin – Freiheit und Glauben“ St. Bartholomäi ist ein wahrhaftiger Ort der Reformation: Georg Spalatin, der in den frühen Jahren der Reformation als vertrauter Ratgeber und Sekretär des Kurfürsten von Sachsen wesentlich und effizient hinter den Kulissen vermittelte, wirkte selbst 20 Jahre – bis zu seinem Tode 1545 – in der Stadtkirche der Wettiner Residenz Altenburg. Von hier beeinflusste er unermüdlich das Entstehen der neuen Landeskirche und setzte die Reformation in Altenburg praktisch um. Die Dauerausstellung erklärt die Kirche als geistlichen Ort für die Menschen von heute. Und sie bietet einen weiten Blick über die Zeit Spalatins und die Reformationsgeschichte der Stadt. www.lutherland-thueringen.de 29 VERANSTALTUNGEN 2015 Luthermonat November 24.09.2015 – 31.01.2016 nordhausen flohburg – das nordhausen museum 31.10. Lucas Cranach dem Jüngeren zum 500. Geburtstag Sonderausstellung zum Epitaphgemälde für Bürgermeister Michael Meyenburg, den eine enge Freundschaft mit Luther und den Cranachs verband Das Ekhof-Theater auf Schloss Friedenstein Gotha ist das älteste barocke Theater der Welt mit originaler Bühnentechnik aus dem 17. Jahrhundert 21.06. – 16.08.2015 09.08.2015 Machtworte – Wortgewalt und Bilderwelten bei Luther Die Ausstellung beleuchtet in Wort und Bild die Sprachgewalt des Reformators, die Einfluss auf die Entwicklung der deutschen Hochsprache hatte. … Ein Besuch im Atelier – Lieder und Arien über Cranachs liebste Modelle Konzert im Rahmen des EkhofFestivals 2015 jena stadtkirche gotha ekhof-theater Im Blickpunkt der Sonderausstellung steht das Epitaphgemälde „Die Auferstehung des Lazarus“. Es wurde 1558 im Auftrag der Familie des verstorbenen Nordhäuser Bürgermeisters Michael Meyenburg von Lucas Cranach d. J. geschaffen. Seinen Platz fand es in der evangelischen St.-Blasii-Kirche. Bereits 1937 ließen Nachkommen des über die Stadt hinaus bekannten Bürgermeisters von dem Dresdner Künstler Robert Häusler eine Kopie des großformatigen Gemäldes anfertigen. Ein aus heutiger Sicht glückvoller Auftrag, da das Original in der Folge des Zweiten Weltkrieges verloren ging. Die Geschichte des Verlustes dokumentiert die Ausstellung mit. Das Besondere an dem Ölgemälde ist die darauf verewigte Gruppe von Reformatoren wie Martin Luther, Johannes Bugenhagen, Erasmus von Rotterdam, Justus Jonas, Caspar Cruciger und Philipp Melanchthon. eisenach wartburg Eröffnung Thüringer Lutherweg 09.05. – 10.05.2015 mühlhausen 12. Bauernkriegsspektakel Historienschauspiel mit Mittel altermarkt erfurt angermuseum/dom Kontroverse und Kompromiss. Der Pfeilerbildzyklus des Mariendoms Die ab 1506 entstandenen Pfeilerbilder zeigen überwiegend Themen, die in der katholischen Tradition Bedeutung haben. Sie sind wichtiges Zeugnis für die theologischen Kontroversen der Lutherzeit. Die Ausstellung wird diese Bilder im Hinblick auf ihre theologischen, liturgischen, kulturgeschichtlichen und stilistischen Bezüge deuten. Die Pfeilerbilder sind im Dom zu sehen, während im Angermuseum Werke der eigenen Sammlung sowie Leihgaben präsentiert werden. 14.06./27.09.2015 mühlhausen tourist-information Sonderführung „Turbulente Zeiten nach dem Bauernkrieg“ Stadtführung mit einem Luther finder. Anmeldung erforderlich. Erlebnisrundgänge „Reformation hautnah“ möhra Reformationsmarkt altenburg st. bartholomäikirche altenburg brüderkirche 03. – 15.11.2015 Ökumenischer Gottesdienst im Freien Luther-King-Bach-Jazz 29.08.2015 Lutherlauf von Altenburg nach Borna Einst lief Luther entlang dem schmalen „ernestinischen“ Korridor nach Altenburg, um dort seinem Freund Georg Spalatin zu begegnen. Heute laufen begeisterte Sportler in Erinnerung an diese Begebenheit, diesen 22 Kilometer langen, historischen Weg. Jeder angemeldete Läufer erhält ein T-Shirt mit der Aufschrift einer These. Die Sonderausstellung präsentiert auch die wertvolle „Himmelgarten-/ St. Blasii Bibliothek“ – darunter 245 Inkunabeln und Drucke aus der Zeit der Reformation. Dazu gehören Werke auch all jener Reformatoren, die auf dem Epitaphgemälde zu sehen sind. Auf deren Biographie verweist die Ausstellung mit mehreren Dokumenten. gotha ekhof-theater … nicht drehen und springenTanz und Lebensfreude zur Zeit Lucas Cranachs Konzert im Rahmen des EkhofFestivals 2015 01.08.2015 – 31.07.2016 schmalkalden museum schloss wilhelmsburg Die Doppelehen des Landgrafen Philipp von Hessen Sonderausstellung jena nordhausen bürgerhaus am markt Festvortrag zum 450. Todestag von Justus Jonas, Reformator aus Nordhausen Mit seinen beiden Kirchen ist der Erfurter Domberg ein Wahrzeichen der Stadt altenburg brüderkirche Deutsches Requiem von Johannes Brahms 10.11.2015 erfurt domplatz Ökumenisches Martinsfest Die traditionelle Martinsfeier gilt sowohl dem Stadtpatron Martin von Tours als auch Martin Luther. U. a. erstrahlt der Domplatz im Licht tausender Lampions. 26.09.2015 eisenach lutherhaus Wiedereröffnung mit der neuen Dauerausstellung „Luther und die Bibel“ Nach fast zweijähriger Schließung wird das Lutherhaus endlich wiedereröffnet! Im Mittelpunkt der neuen Dauerausstellung steht Luthers Bibelübersetzung und ihre kulturhistorische Wirkung auf Musik, Literatur und Sprache. Tagung in Jena – Zur Nachwirkung der Reformation im zivilen Ungehorsam – eine politisch-musikalische Aktualisierung 08.11.2015 Die Weimarer Kinderbibel. Das Buch der Bücher aus der Sicht von Kindern in Zusammenarbeit mit der Literarischen Gesellschaft Thüringen e.V. Sonderausstellung 19.07.2015 Festgottesdienst und Proklamation der 7. Altenburger These 03.10.2015 eisenach wartburg sondershausen thüringer landes musikakademie 30 gotha 06.09.2015-27.03.2016 18.06.2015 Tag der Musik Chorfest der Thüringer Laienchöre mit Vertonungen von Luthertexten aus vier Jahrhunderten und Chormusik des 17. Jahrhunderts – Festtag mit Wandelkonzerten in den Sälen der Akademie Reformationsgottesdienst 08.10.2015 27.06. – 30.09.2015 04.05.2015 eisenach wartburg eisenach lutherhaus Sehenswert! FLOHBURG I DAS NORDHAUSEN MUSEUM Die moderne, multimediale Ausstellung im 2012 neu eröffneten Museum beginnt bei den Ursprüngen der Stadt im 8. Jahrhundert, beleuchtet die Zeit als freie Reichsstadt bis hin zur jüngsten Geschichte der Wendezeit. Highlights sind die historische Bohlenstube und der original erhaltene Tiefkeller. Luthers Geburtstag Traditionelles Museumsfest mit Musik und kulinarischen Genüssen Mehr Infos und Termine unter www.lutherland-thueringen.de Barfüßerstraße 6, 99734 Nordhausen, Telefon 03631 4725680, www.nordhausen.de www.lutherland-thueringen.de 31 Luise Dorothea, Gemahlin Herzog Friedrichs III. von Sachsen–Gotha–Altenburg, war eine große Anhängerin der Aufklärung. Vom Gothaer Hof aus korrespondierte sie auch mit Friedrich dem Großen und Voltaire DIE ERNESTINER IN THÜRINGEN Kidnapping, clevere Hochzeiten und Architektur vom Feinsten Über 400 Jahre regierten Ernestiner in bis zu zehn Linien und Residenzen weite Teile des heutigen Thüringen und bestiegen selbst europäische Throne. Zu den Folgen ihrer „Kleinstaaterei“ gehört auch, was Touristen aus aller Welt begeistert: Schlösser und Parks, Kunstsammlungen, eine einzigartige Musik-, Kunst-, Literatur- und Theaterlandschaft. 32 www.lutherland-thueringen.de 33 Von einem Brüsseler Meister geschaffen und in Gotha aufbewahrt: Kurfürst Johann Friedrich I. beim Brettspiel Barockes Universum Gotha: Schloss Friedenstein und das Herzogliche Museum inmitten weitläufiger Parkanlagen bilden ein einzigartiges Ensemble DAS LESEN, RECHNEN, SCHREIBEN MACHT, DASS MANCHER WIRD GAR HOCH GEACHT Spruch auf einer ernestinischen Kupfermünze von 1621 34 A uf dem hochgelegenen thüringischen Schloss Altenburg ereignete sich in der Nacht vom 7. zum 8. Juli 1455 etwas Ungeheuerliches. Der „Sächsische Bruderkrieg“, in dem auch Ritter Kunz von Kaufungen treu an der Seite des Kurfürsten gekämpft hatte, war bereits einige Jahre vorbei. Der Ritter allerdings hatte aus dieser Zeit dem Landesherrn gegenüber noch eine Rechnung offen. Dieser jedoch zahlte nicht, sondern vertröstete den Vasallen ein ums andere Mal. Da griff der sich betrogen fühlende Mann in besagter Nacht zum letzten Mittel. Der Zeitpunkt war trefflich gewählt: Der Hausherr war in Leipzig und die meisten seiner dagebliebenen Hofleute waren am Feiern. Von einem unzufriedenen Mann aus der Hofküche ins Schloss eingelassen, entführte der Ritter die schlafenden Söhne des Kurfürsten, die Prinzen Ernst und Albrecht. Doch das Kidnapping flog auf, schon eine Woche später starb der Ritter durch das Schwert des Henkers. Drei Jahrzehnte später waren die entführten Knaben von einst Regenten im Haus Wettin. Das Territorium dieses großen Adelsgeschlechtes erstreckte sich grob umrissen über jene Landesteile, die heute als Mitteldeutschland bezeichnet werden. Kurfürst Ernst, der ältere der beiden Brüder, setzte alsbald auf eine „Gebietsreform“. Eine aus zwölf Blättern bestehende, in Pergament gebundene Urkunde besiegelte diese „Leipziger Teilung von 1485“. Der Vertrag hielt fest, welcher der beiden Brüder welchen Landstrich bekam. Seitdem sprechen die Geschichtsschreiber von den Ernestinern, die zunächst in Wittenberg und später in Weimar residierten, und von der albertinischen Linie mit der Residenz Dresden. Weitere Landesteilungen folgten. So entstand über die Jahrhunderte jener „bunte Fleckenteppich“ von Landkarte, der als „Kleinstaaterei“ ins Gerede kam. Tatsächlich existierten auf dem Gebiet, das in etwa mit dem heutigen Thüringen gleichzusetzen ist, mehr oder weniger lang bis zu zehn ernestinische Nebenlinien samt Residenzen. Dass diese Ländchen politisch bedeutungslos waren, ist wahr. Ebenso wahr ist, dass der Wettbewerb der Höfe untereinander eine Vielfalt und Fülle geistigen, künstlerischen und architektonischen Reichtums hervorbrachte. Ernestinischer Willkomm, um 1541 Diese einzigartige Entwicklung nimmt der Freistaat Thüringen zum Anlass für seine nächste Landesausstellung im Jahr 2016. Deren Titel „Die Ernestiner. Eine Dynastie prägt Europa“. Steckt hinter diesem Ausstellungsprojekt eine dem medialen Zeitgeist geschuldete Übertreibung? Mitnichten! Wer aber waren die Ernestiner? Wann und wo regierte dieses über 1.000 Jahre existierende Adelsgeschlecht, wie lebten die Untertanen? Drei außergewöhnlich handelnde Persönlichkeiten der Dynastie mögen fürs Ganze stehen: der in Gotha residierende, für sein Engagement in der Bildung europaweit berühmt gewordene Herzog Ernst I. (1601 bis 1675); der in Weimar residierende Großherzog Carl Alexander (1818 bis 1901), zu dessen überragenden Leistungen der Wiederaufbau der Wartburg gehörte, und der in Meiningen residierende Herzog Georg II. (1826 bis 1914), der europäische Theatergeschichte schrieb. Als Ernst I. das 1640 gebildete Herzogtum SachsenGotha übernahm, tobte noch der „Dreißigjährige Krieg“. Bevor er nach Gotha kam, lebte der Mann 40 Jahre lang in Weimar. Am dortigen Hof wurde er Mitglied der bis heute hochgeschätzten „Fruchtbringenden Gesellschaft“, dort gab er die von ihm privat mitfinanzierte, alsbald nach ihm benannte „Ernestinische Bibel“ in Auftrag. Sie wurde zu einem Deutsch-Lesebuch, was den Herzog auch zu einem Wegbereiter für einen institutionalisierten Deutschunter- Sehenswert! SCHLOSS & SPIELKARTENMUSEUM ALTENBURG Spannend und kontrastreich wirkt das Schloss – die einstige Residenz der Wettiner Fürsten – auf Grund von 1.000 Jahren Baugeschichte. Das Museum in der ehemaligen fürstlichen Residenz präsentiert herzogliche Wohnkultur und Exponate der vielfältigen Sammlungen. In der „Skatstadt“ Altenburg sind darunter natürlich auch Spielkarten aus fünf Jahrhunderten und von fünf Kontinenten zu sehen. Schloss 2– 4, 04600 Altenburg, Telefon 03447 512712, www.residenzschloss-altenburg.de www.lutherland-thueringen.de 35 Das Stadtschloss Weimar und seine Vorgängerbauten waren beinahe 450 Jahre Residenz ernestinischer Herzöge Verheiratet nach ganz Europa Ins fränkische Schloss Ehrenburg, das zum Herrschafts bereich des Hauses SachsenCoburg und Gotha gehörte, war im April 1894 der gesamte europäische Hochadel eingeladen. Warum? Ein Foto, auf dem auch der deutsche Kaiser Wilhelm II. und der spätere Zar Nikolaus II. zu sehen sind, dokumentiert den Anlass: die Hochzeit einer Enkelin der englischen Königin Victoria. Franken, Thüringen, Deutschland, Großbritannien, Irland, Russland – lief da etwas aus dem familiären Ruder? Nein! Diese Fürstenhochzeit belegte einmal mehr die raffiniert eingefädelte Heiratspolitik der Ernestiner, dank der Verbindungen zu Höfen in ganz Europa entstanden. Initiatorin der wohl bis heute ebenso populären wie spektakulären Verbandelungen war Herzogin Auguste Caroline Sophie. Sie verheiratete ihre Töchter Juliane nach Russland und Victoire nach England. Mehrfach gehörten Deutsche zum englischen Königshaus. Der Ernestiner Prinz Albert – eine riesige Veranstaltungshalle in London ist nach ihm benannt – gehört dazu wie auch zahlreiche Nachkommen aus seiner Ehe mit Königin Victoria. Zu den „Windsors“ wurde das britische Königshaus erst nach der Umbenennung durch den Großvater der heutigen Königin Elisabeth II. im Kriegsjahr 1917. Angehörige ernestinischer Fürstenhäuser bestiegen durch Heirat, Wahl oder Erbfolge auch Throne in weiteren Ländern, so u. a. in Belgien, Portugal und Bulgarien. Aus dem 2. Drittel des 17. Jahrhundert stammt die von einem unbekannten Künstler geschaffene Nautilusschnecke Die Ernestiner waren berühmt für ihre Kunstförderung. Das Neue Museum Weimar entstand bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts Eine im europäischen Sinne nicht weniger spektakuläre Hochzeit wurde im November 1804 in Weimar 20 Tage lang gefeiert. Es war die Ehe zwischen Erbprinz Carl Friedrich und der russischen Zarentochter Maria Pawlowna. Nicht nur Friedrich Schiller nannte die Pawlowna „eine unschätzbare Akquisition“. Die Dame verfügte über politischen Einfluss, den auch Napoleon respektierte, und über bedeutende Finanzmittel. Letztere ermöglichten Einiges von dem, womit die Stadt der literarischen Klassik bis heute Touristen zu begeistern weiß. Diese Illustration schuf Lucas Cranach d. Ä. für eine in Weimar aufbewahrte Lutherbibel 36 richt machte. 1643 begann der letztlich elf Jahre währenden Bau des heutigen Schlosses Friedenstein, dessen Name Programm ist. Um die verheerenden Auswirkungen des Krieges zu dämpfen, förderte der Herzog besonders Bildung und christliche Lehre. So setzte er u.a. die allgemeine Schulpflicht durch. Am Ende seiner 34-jährigen Regierungszeit machte ein geflügeltes Wort die Runde, wonach in Gotha die Bauern gebildeter seien als anderswo die Edelleute. Gleich, aus welchem Anlass man nach Eisenach geht, die über der Stadt gelegene Wartburg ist ein Muss. Die Burg war Zentrum hochmittelalterlichen Dichtens und Minnesangs, Wohnort der heiligen Elisabeth, bot dem verfolgten Reformator Martin Luther ein sicheres Exil und sah mit dem Wartburgfest der deutschen Burschenschaften den Morgen einer freiheitlich-demokratischen Nation heraufdämmern. Es war Großherzog Carl Alexander, der diese Bedeutung der Burg seiner Ahnen aufgriff. Mit Idealismus und subtilem Kunstverstand unternahm er es, dieses stolze Bauwerk wieder aufzurichten. 1867 war es geschafft, Franz Liszt dirigierte die Festmusik. Hätte der seit Kindheitstagen im Hause Goethe ein- und ausgehende Regent nur die Rettung der Burg vollbracht, es wäre des Verneigens mehr als wert. In einem Brief aus seiner Feder findet sich auch dieser Satz: „... und wenn sie überall in Deutschland untergingen, in Weimar sollen die ererbten Schätze des Wissens und der Kunst bewahrt bleiben.“ Touristen aus aller Welt erleben in Thüringen, dass dieser Satz eherne Verpflichtung über die Wartburg hinaus war. Das war ein Skandal, als der bald 50-jährige Meininger Herzog Georg II. in dritter Ehe Frau Helene Franz heiratete. Zwar waren die vorherigen Gattinnen verstorben, aber deren Nachfolgerin war ein gesellschaftlicher Affront: Die Dame war keine Adlige, sondern eine Schauspielerin und zudem fast 15 Jahre jünger. Kennengelernt hatte man sich bei der Arbeit. Georg II. war von jungen Jahren an den Musen gegenüber besonders aufgeschlossen. Musik, Malerei, Architektur, aber vor allem das Theater standen hoch in seiner Gunst. Mit seiner letzten Ehefrau hatte er nicht nur eine ihn liebende Partnerin gefunden, sondern eine kompetente Verbündete für sein großes reformerisches Werk im Theater- und Konzertwesen. Das später in Europa sich ausbreitende Regietheater und die heute so selbstverständliche Orchesterkultur, haben ihre Wurzeln in Meiningen und in dieser Beziehung. Auch nachdem Georg II. seine Angetraute in den Rang der Freifrau von Heldburg erhoben hatte, blieben ihr Auftritte auf der Bühne verwehrt. Hinter den Kulissen jedoch hatte sie alle Freiheiten zum Aufbau eines Netzwerkes. Mit Erfolg. Gäste- und Besuchslisten des Meininger Herzoghauses lesen sich wie ein „Who is who“ der Musik, des Theaters und der Literatur jener Zeit. Dass man sich hier wohl fühlte, davon spricht etwa Richard Wagner mit diesen Bonmot: „Es gibt viele Meinungen, aber nur ein Meiningen, es gibt viele, die über mich herzogen, aber nur einen Herzog.“ Die Ernestiner sind Geschichte. Die Geschichte der Ernestiner verspricht eine spannende Landesausstellung. Mehr Infos unter www.ernestiner2016.de www.lutherland-thueringen.de 37 VERANSTALTUNGEN 2016 Sehenswert! THÜRINGER LANDESAUSSTELLUNG 2016 SCHLOSS FRIEDENSTEIN GOTHA Die Ernestiner. Eine Dynastie prägt Europa Das von den Ernestinern gebaute Gothaer Schloss Friedenstein erstrahlt übers ganze Jahr in besonderem Glanz. In Weimar zu sehen: Himmelsglobus von 1699 (links) Höfische Opulenz, barocke Prachtentfaltung sowie spannende Exkurse in Politik, Alltag, in die Künste und aufblühenden Wissenschaften – all das verspricht Thüringens fünfte Landesausstellung. Vom Frühjahr bis in den Hochsommer des Jahres 2016 sind die Besucher dazu an einzigartige originale Schauplätze nach Gotha und Weimar eingeladen. www.ernestiner2016.de Das Schloss verwahrt zahlreiche authentische Zeugnisse der Lutherzeit. Insbesondere die Einblattdruck- und Flugblattsammlung Herzog Ernst I. von Sachsen-Gotha stellt einen kultur- und kunstgeschichtlichen Schatz von außergewöhnlicher Bedeutung dar. Die Forschungsbibliothek im Schloss verfügt über einen deutschlandweit einzigartigen Bestand an reformatorischen Handschriften und alten Drucken, darunter zahlreiche Originale aus Luthers Bestand. Stiftung Schloss Friedenstein, 99867 Gotha, Telefon 03621 82340, www.stiftung-friedenstein.de STADTSCHLOSS WEIMAR Das an der Ilm gelegene Stadtschloss ist das bauliche Resultat einer Entwicklung über ein halbes Jahrtausend. Architektonische Glanzlichter sind das Treppenhaus und der Festsaal. In der einstigen herzoglichen Residenz fand das Schlossmuseum prächtige Ausstellungsräume für die vom Mittelalter bis zur Moderne um 1900 reichenden Kunstsammlungen. Einer der Höhepunkte: Die Cranach-Galerie mit weiteren Vertretern altdeutscher Malerei. I n den beiden Städten hatten die Fürstenhäuser Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-GothaAltenburg und Sachsen-Coburg und Gotha ihren Haupt- und Regierungssitz. Auf Schloss Friedenstein in Gotha und im benachbarten Herzoglichen Museum sowie im Stadtschloss Weimar und im dortigen Neuen Museum werden die Ernestiner als das protestantische Fürstenhaus präsentiert, das Thüringen zwischen Reformation und Revolution über Jahrhunderte prägte. Garantieren schon die Ausstellungsstätten an sich faszinierende Entdeckungen, erwarten den Besucher im Inneren dieser Bauwerke attraktive Exponate aus über vier Jahrhunderten thüringischer und europäischer Geschichte und Kultur. Die Gothaer Ausstellung konzentriert sich auf die Themen „Die Ernestiner und das Land“, „Die Ernestiner und die Familie“ sowie „Die Ernestiner und die Künste“. Nach dem Verlust der Kurwürde 1547 waren die Ernestiner territorial auf den mitteldeutschen Raum beschränkt und zeitweise in bis zu zehn Nebenlinien aufgeteilt. Diese Kleinstaatlichkeit hatte auch ihr Gutes: Neue Residenzen und Verwaltungsstrukturen brachten jene bauliche Vielfalt hervor, die bis heute bewundert wird. Ein Ausstellungskapitel wirft anhand einzelner Herzogtümer Blicke auf diese territorialen Veränderungen. Ein anderes widmet sich beispielsweise der Heiratspolitik der Dynastie, dank der diese im 19. Jahrhundert Verbindungen zu Fürstenhäusern in ganz Europa knüpfte. Der dritte Teil thematisiert die künstlerische und kulturelle Vernetzung der einzelnen Höfe miteinander. Künstlerischer Austausch, Theaterkultur, neu entstehende bedeutende museale Sammlungen und die Kontakte der Ernestiner zu Malern, Komponisten und Bildhauern liefern die Stichworte für gleichermaßen bildungsreiche wie unterhaltsame Entdeckungen. Burgplatz 4, 99423 Weimar, Telefon 03643 545400, www.klassik-stiftung.de bene Wiederaufbau der Wartburg als Nationaldenkmal war ein Bekenntnis der Ernestiner zu ihrer Rolle als Beschützer des Protestantismus. Im Abschnitt „Reich und Nation“ wird offenbar, wie der anhaltende Gegensatz zum katholischhabsburgischen Reichsoberhaupt bis auf den Konflikt zwischen Kurfürst Johann Friedrich und Karl V. im 16. Jahr hundert zurückgeht. Die Ernestiner sahen sich als Verteidiger der Freiheit der Reichsfürsten gegenüber der kaiserlichen Zentralgewalt. Im Spannungsfeld zwischen den Mächten Preußen und Österreich bestimmten sie die politische Konstellation des Reichs und Europas mit. Sichtbar wird in Weimar auch, dass die Förderung der Wissenschaften das Selbstverständnis der Ernestiner wesentlich prägte. 24.04. – 28.08.2016 Lucas Cranach d. Ä., Sibylle von Cleve, 1526, Klassik Stiftung Weimar 38 Die Ausstellung in Weimar vermittelt lebendige Eindrücke zu Themen wie „Glaube“, „Reich und Nation“ sowie „Wissen schaft“. Das Stadtschloss mit Schlosskapelle ist mit den politischen Predigten Martin Luthers und der Etablierung der neuen Konfession im Kurfürstentum Sachsen 1525 eng verbunden. Auch der von hier aus im 19. Jahrhundert betrie- gotha schloss friedenstein und herzogliches museum weimar stadtschloss und neues museum weimar THÜRINGER LANDESAUSSTELLUNG 2016 Die Ernestiner. Eine Dynastie prägt Europa www.lutherland-thueringen.de 39 VERANSTALTUNGEN 2016 Authentischer Luther ort und zuweilen auch Spielstätte für große reformatorische Klänge ist die Georgkirche in Eisenach Sehenswert! Zum Programm des Heinrich-SchützHauses Bad Köstritz gehören Sonderausstellungen, Konzerte und Hausmusiken THÜRINGER FREILICHTMUSEUM HOHENFELDEN In über 35 Gebäuden wird erlebbar, wie in Dörfern Mittelthüringens einst gebaut, gelebt und gearbeitet wurde. Unter dem aus dem 17. bis 20. Jahrhundert stammenden – oft von anderen Orten auf spektakuläre Weise hierher versetzten Bauwerken – befinden sich Bauernhöfe, Werkstätten, Bienenhäuser, eine Schule, eine Windmühle, eine Schmiede und ein Limonandenpavillon. Über die gesamte Saison wird zu interessanten Veranstaltungen und Ausstellungen geladen. WEITERE VERANSTALTUNGEN 2016 30.01. – 24.04.2016 bad köstritz heinrichschütz-haus Nimm in dein Herz das Lutherwort Martin Luther und Julius Sturm (1816 – 1896) Sonderausstellung März – September 2016 hohenfelden thüringer freilichtmuseum Dörfliche Pfarrer – streitbare Neuerer Durch die Reformation wurde auch auf dem Land der alleinlebende katholische Priester durch den im Familienverbund lebenden evangelischen Pfarrer ersetzt. Dieser musste natürlich zuallererst die neue Form des Gottesdienstes zelebrieren und für die Verbreitung und Einhaltung der evangelischen Glaubensgrundsätze sorgen. Neben ihren geistlichen Aufgaben wurden die Pfarrer aber auch in anderen Bereichen des dörflichen Lebens aktiv. Sie waren lange Zeit die wichtigste moralische Instanz im Ort und hatten die Oberaufsicht über die Schule. Sie kämpften um Neuerungen im Bereich der Landwirtschaft und betätigten sich oft auch im Bereich der Heimatgeschichte, in dem sie z. B. Chroniken schrieben oder heimatgeschichtliche Sammlungen anlegten. In der Ausstellung wird der Beruf des evangelischen Pfarrers von der Reformation bis heute mit all seinen Veränderungen beleuchtet. Das Thüringer Freilichtmuseum Hohenfelden zeigt die Ausstellung am authentischen Ort, im ehemaligen Pfarrhaus von Hohenfelden. Einbezogen wird auch die benachbarte evangelische Dorfkirche „Sankt Burkhardt“ von 1719/1812. 40 24.04. – 28.08.2016 30.04. – September 2016 Nicht ohne den Altenburger! Bernhard August von Lindenau im Dienst von Ernestiner und Albertiner Wettinern Sonderausstellung Dein Lied, o Luther, tönt wie Meeresrauschen Julius Sturm (1816 – 1896) und die Musik Sonderausstellung Berlin zur Rolle des evangelischen Pfarrhauses in der deutschen Kulturgeschichte, ergänzt um Originalexponate aus dem weltweit einzigartigen Evangelischen Pfarrhausarchiv, das seit 2014 im Besitz der Stiftung Lutherhaus Eisenach ist. 24.04. – 28.08.2016 06.05. – 08.05.2015 31.10. 2016 – 31.10.2017 1871 – Ernst I. baut ein Theater Sonderausstellung 13. Bauernkriegsspektakel Historienschauspiel mit Mittelaltermarkt altenburg lindenau-museum altenburg landestheater bad köstritz heinrich-schütz-haus mühlhausen 30.04. – 31.07.2016 eisenach lutherhaus Die Bibel in Bildern von Julius Schnorr von Carolsfeld Es sind die wohl bekanntesten Bibelillustrationen der Welt: Das Lutherhaus präsentiert die Entstehung von Schnorr v. Carolsfelds „Bibel in Bildern“, zeigt die kongeniale „Übersetzungsarbeit“ des Künstlers in das Medium Bild und dokumentiert die internationale Wirkungsgeschichte dieses einmaligen Bilderzyklus'. mühlhausen müntzergedenkstätte st. marien Luthers ungeliebte Brüder Alternative Reformationskonzepte in Thüringen Sonderausstellung 04.05. – 31.10.2016 eisenach wartburg 10.11.2016 Luther und die deutsche Sprache Sonderausstellung Ökumenisches Martinsfest erfurt domplatz November 2016 – Februar 2017 01.09. – 27.10.2016 bad frankenhausen panorama museum Leben nach Luther. Eine Kulturgeschichte des evangelischen Pfarrhauses Eine Wanderausstellung des Deutschen Historischen Museums Ecce homo – Christusbilder der Gegenwart Sonderausstellung eisenach lutherhaus Im Dorfe 63, 99448 Hohenfelden, Telefon 036450 30285, www.freilichtmuseum-hohenfelden.de PANORAMA MUSEUM BAD FRANKENHAUSEN Das Museum präsentiert eines der spektakulärsten Projekte neuerer Kunstgeschichte, das von Werner Tübke von 1983 – 1987 geschaffene Monumentalgemälde. Das in seinen Dimensionen nahezu einmalige Bildwerk beleben mehr als 3000 Einzelfiguren. In altmeisterlicher Formensprache werden Humanismus, Reformation und Bauernkrieg, das Wirken Martin Luthers und Thomas Müntzers im gegenseitigen Bezug aufeinander als Teile eines umfassenden Erneuerungsprozesses, einer grundlegenden Umwälzung in Kirche und Gesellschaft sinnlich erlebbar. Am Schlachtberg 9, 06567 Bad Frankenhausen, Telefon 034671 6190, www.panorama-museum.de HEINRICH-SCHÜTZ-HAUS BAD KÖSTRITZ Das Haus beherbergt eine Ausstellung zu Leben und Werk von Heinrich Schütz (1585 –1672), dem neben Johann Walter und Johann Sebastian Bach sicherlich „protestantischsten“ Komponisten überhaupt. Der in Motetten, Historien oder Psalmvertonungen umgesetzte Bibeltext ist klingende Textausdeutung. Dies ganz im Sinne des Luther zugeschriebenen Spruches: „Wer musiziert, betet doppelt“. Heinrich-Schütz-Str. 1, 07586 Bad Köstritz, Telefon 036605 2405, www.heinrich-schuetz-haus.de www.lutherland-thueringen.de 41 Vom historischen Marktplatz Jena mit dem Denkmal für Johann Friedrich I. in der Mitte, schweift der Blick hinüber zum Turm der Stadtkirche St. Michael 500 JAHRE REFORMATION Widersprüche, Dunkelmännerbriefe, Thesen – die Zeit war reif Dank Gutenbergs Erfindung verteilten sich Luthers 95 Thesen „wie von Engelsflügeln getragen“ in ganz Deutschland. Das kirchliche Establishment in Rom reagierte darauf „als sei der Himmel eingestürzt“. Heute verbinden über 400 Millionen Protestanten weltweit ihre geistig-religiöse Existenz mit dem reformatorischen Geschehen. 42 www.lutherland-thueringen.de 43 Erstklassige Malereien: Die sogenannte „Himmelswiese“ begeistert beim Blick an die Decke der Stadtkirche Saalfeld W ann und wo hat die friedliche Revolution in der DDR begonnen? Waren Auslöser die ersten Friedensgebete in den Kirchen? War es die in der Öffentlichkeit immer stärker wahrnehmbare Aktion „Schwerter zu Pflugscharen“? Gaben die Leipziger Montagsdemonstrationen das entscheidende Signal für den nicht mehr aufhaltbaren gesellschaftlichen Umbruch? Ein jeder, der diesen In vielen Orten Thüringens erinnern von Künstlern geschaffene Denkmale an den Reformator Martin Luther 44 Umbruch miterlebte, wird seine Antworten auf Fragen wie diese haben. Weithin unumstritten jedoch dürfte sein, dass die Zeit dafür reif war. Ohne Zweifel war auch für den nicht minder folgenreichen Umbruch, der vor 500 Jahren deutsche Lande und Europa veränderte, die Zeit reif. Fragen lässt sich aber auch hier: Wann hat die Reformation begonnen? Löste sie der vermeintliche Thesenanschlag Martin Luthers an die Tür der Wittenberger Schlosskirche aus? Wann war vollzogen, was zu der LUTHER HAT bis heute wirksamen Spaltung in ALS DER ERSTE UNSRER die evangelisch-lutherische und die römisch-katholische Kirche ZEIT DAS UNKRAUT AUF führte? Waren die Aktivisten CHRISTI ACKER NICHT jener Zeit allein mutige und kluge Männer wie Martin Luther, Philipp BLOSS GESEHEN, Melanchthon, Georg Spalatin SONDERN ZUGLEICH oder Johann Bugenhagen? Wo waren Dreh- und Angelpunkte AUCH GEWAGT, MIT des Geschehens? TÜCHTIGER HAND ALLES Seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts stand die Kirche SCHÄDLICHE ZU JÄTEN.“ unter starker Kritik. TheologiEobanus Hessus, 1521 sche Aspekte, vor allem aber die Anmaßung weltlicher Herrschaft und das äußere Erscheinungsbild der Kirche, stießen auf wachsenden Widerspruch. Von Humanisten wie Mutianus Rufus oder Eoban Hessus in der Universitätsstadt Erfurt verfasste „Dunkelmännerbriefe“ beispielsweise waren Schriften dieser wachsenden Opposition. Dass diese und andere Protestpapiere in bis dahin nicht gekannter Weise Sehenswert! THÜRINGER LANDESMUSEUM HEIDECKSBURG RUDOLSTADT Das von dem weithin sichtbaren barocken Turm geprägte Bauensemble Residenzschloss Heidecksburg begeistert vor allem mit dem Heiterkeit verbreitenden, zwölf Meter hohen Rokoko-Festsaal, in dem auch Friedrich Schiller zu Gast war. Neben Fest- und Wohnräumen können u. a. die Gemälde- und Porzellangalerie und die Waffensammlung „Schwarzburger Zeughaus“ besichtigt werden. In der grafischen Sammlung werden Holzschnitte der Reformationszeit, darunter Blätter Albrecht Dürers, bewahrt. Eine besondere Attraktion sind die fantastischen Miniaturarchitekturen „Rococo en miniature“. Schloßbezirk 1, 07407 Rudolstadt, Telefon 03672 42900, www.heidecksburg.de publik werden konnten, war der Erfindung des Druckes mit beweglichen Lettern durch Johannes Gutenberg um 1450 zu danken. Erst so konnten Flugschriften – meist versehen mit erläuternden, nicht selten auch deftigen Zeichnungen – zu den Kurznachrichten des Mittelalters werden. Erfurt, wo Luther studierte und Mönch wurde, nahm dabei von Anbeginn eine bedeutende Rolle ein. Die Werkstätten hatten sich in Nähe der Universität etabliert. Man darf sicher sein: Ohne die einer Medienrevolution gleichkommenden Erfindung Gutenbergs hätten die in Wort und Bild gefassten Gedanken Luthers und seiner Verbündeten nicht die schnelle, zuweilen tagesaktuelle Verbreitung, gefunden. Ganz oben auf der Agenda der Unzufriedenheit stand der Ablasshandel. Ausgehend vom Christus-Wort, dass Petrus auf Erden und im Himmel „binden und lösen“ dürfe, lehrte die Kirche, dass der Papst den Gläubigen einen Teil der Strafen erlassen könne, die sie im Fegefeuer für ihre Sünden abzubüßen haben. Voraussetzung dafür sei eine „tätige Reue“ wie z. B. finanzieller Freikauf von Sünden. Dieser war im Spätmittelalter hemmungslos kommerzialisiert worden. Der wohl bekannteste Ablassprediger hieß Johann Tezel. Auf ihn, der mit eisenbeschlagenen und mehreren Schlössern gesicherten Geldkästen durch die Lande zog, geht dieser Spruch zurück: „Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Feuer springt“. Für den Augustinereremiten und Theologieprofessor Martin Luther war dieses Geschäft theologisch nicht länger hinnehmbar. An der Universität suchte er das Gespräch www.lutherland-thueringen.de 45 Sehenswert! Das Schütz-Haus in Bad Köstritz erinnert mit einer Ausstellung und Konzerten an Leben und Werk des Komponisten Heinrich Schütz (1585 – 1672) KULTURHISTORISCHES MUSEUM MÜHLHAUSEN Das Museum befindet sich in einem erst jüngst sanierten Neorenaissancebau. Präsentiert werden die archäologischen Besonderheiten des Unstrut-HainichGebietes sowie die bewegte Kunstgeschichte Thüringens im 20. Jahrhundert. In der Planung befindet sich außerdem eine große Ausstellung zur Geschichte und Bedeutung der freien Reichsstadt Mühlhausen. über seine Auffassung, wonach der Mensch allein über den Glauben an Gott und die Liebe zu ihm, sein Seelenheil finden werde. 95 von ihm in diesem Geist formulierte Thesen hatte er als Positionspapier für eine Diskussion an seiner Universität verfasst. Ob nun per „medienträchtigen“ Anschlag an die Kirchentür am 31. Oktober 1517 oder auf anderem Wege: Die in lateinischer und deutscher Sprache verfassten Thesen wurden öffentlich noch bevor sie Gegenstand einer gelehrten inhaltlichen Auseinandersetzung gewesen sind. „Wie von Engelsflügeln getragen“ verbreiteten sie sich innerhalb von nur zwei Wochen in ganz Deutschland. Ein Exemplar gelangte natürlich nach Rom. Das dortige kirchliche Establishment hatte die Sprengkraft darin sofort erkannt und nach Luthers Worten darauf reagiert „als sei der Himmel eingestürzt, der Erdkreis gebrandschatzt. Man schickt mir eine Vorladung nach Rom und mächtig erhebt sich das Papsttum gegen mich allein!“ Doch der 33-jährige Mann blieb standhaft, widerrief trotz aller Androhungen nicht. Und er blieb nicht allein. Vor allem in ernestinischen Landen war die Reformation in Bewegung gekommen. Kristanplatz 7, 99974 Mühlhausen SANKT MARIEN – MÜNTZERGEDENKSTÄTTE MÜHLHAUSEN In der Kultur- und Stadtgeschichte hat „St. Marien“ stets eine wesentliche Rolle gespielt: Hier wurden kaiserliche Rechtsentscheidungen verkündet, erklang erstmals die Ratswahlkantate des jungen J. S. Bach, hier predigte Thomas Müntzer. Die Kirche ist seit 1975 Müntzergedenkstätte, Ort musikalischer Veranstaltungen, aber auch Stätte religiösen Lebens. Bei der Marienkirche, 99974 Mühlhausen Wie in jedem Umbruch, der große Teile der Gesellschaft betrifft, lag auch in diesem von Anfang an ein Keim von Schwärmerei und Radikalismus. Manche sahen die Chance gekommen, alte Rechnungen zu begleichen. Anderen gingen die Veränderungen nicht schnell und tief genug. Thomas Müntzer und Andreas Karlstadt stehen namentlich dafür. Glaubend, im Namen Gottes Recht zu tun, verließen schließlich Abertausende den von Luther gewiesenen Weg konsequenter, in jedem Fall aber friedlicher Umgestaltung. BAUERNKRIEGSMUSEUM KORNMARKTKIRCHE MÜHLHAUSEN Der Innenraum der bereits 1802 profanierten Kirche beherbergt eine Ausstellung, die über Verlauf, Höhepunkte und Nachwirkungen des Deutschen Bauernkrieges im Kontext der Zeit und als Bestandteil der deutschen Nationalgeschichte informiert. NUR DEN EINEN FEHLER TADELN ALLE AN IHM, DASS ER IM SCHELTEN ETWAS ZU HEFTIG UND BEISSEND SEI.“ Petrus Mosellanus zu Melanchthon über Luther Am süddeutschen Horizont zogen Wolken militärischer Auseinandersetzung auf, die als Deutscher Bauernkrieg Geschichte wurden. Martin Luther sah solches u.a. nach Pfaffenstürmen in Erfurt, Bilderstürmen in Wittenberg und anderswo, kommen. Predigend suchte er dämpfenden Einfluss zu nehmen. Auch mit Schriften wie „Treue Vermahnung zu allen Christen, sich zu hüten vor Aufruhr und Empörung“ mischte er sich ein. Gehör fand er kaum noch. Brennpunkte der Erhebungen in Thüringen befanden sich in den Gebieten von Eisenach, Arnstadt, Erfurt, Langensalza, Nordhausen und Jena. Aber auch im Eichsfeld und dem Vogtland gingen Klöster und Schlösser in Flammen auf. In Arnstadt – hier die aus dem 13. Jahrhundert stammende Oberkirche – war Luther als Visitator eingesetzt Kornmarkt, 99974 Mühlhausen Mühlhäuser Museen, Telefon 03601 85660, www.mhl-museen.de Müntzer wurde zum geistigen Führer des radikalen reformatorischen Flügels. Das Mühlhäuser Denkmal erinnert an ihn 46 47 WIE ICH DIE KIRCHE ZURÜCKLASSE, SIEHT SIE NICHT TRÜB UND TRAURIG AUS, SONDERN SIE BLÜHT EMPOR, WÄCHST VON TAG ZU TAG UNTER DER HAND TREFFLICHER, LAUTERER HIRTEN.“ Martin Luther drei Jahre vor seinem Tod Auf einer Reise durch Thüringen im Frühjahr 1525 wurde Luther selbst Zeuge eines solchen Aufruhrs. In geradezu ohnmächtiger Wut darüber rief er die weltliche Obrigkeit dazu auf, gegen „die räuberischen und mörderischen Rotten der Bauern“ vorzugehen: „Liebe Herren, steche, schlage, würge hier, wer da kann“. Ihr blutvolles Ende fand die Auseinandersetzung beim thüringischen Frankenhausen. Auf dem Schlachtberg, wo seit Jahrzehnten ein begeisterndes Monumentalgemälde an die damaligen Vorgänge erinnert, standen etwa 6.000 unter der Bundschuhfahne kämpfende Bauern einer Überzahl besser ausgerüsteter Soldaten der Fürsten und Herzöge chancenlos gegenüber. Nach der Niederlage der Bauern und der Hinrichtung ihres Anführers Thomas Müntzer in Mühlhausen, sah sich Luther bei Freund und Feind heftiger Kritik ausgesetzt. Angenommen hat er diese nicht. Das Werk der Reformation hatte vielerorts schon unumkehrbaren Einzug gehalten: Evangelisch gesinnte Prediger Reformation und Bauernkrieg prägen das Monumentalgemälde (Ausschnitt) im Panorama Museum Bad Frankenhausen. Porträts jener Epoche zeigt auch das Kunsthaus Meyenburg Nordhausen Sehenswert! MUSEUM LEUCHTENBURG 400 Meter über dem Saaletal erhebt sich die Burganlage aus dem 12. Jahrhundert. In den Folgejahren der Reformation wurden hier zahlreiche Prozesse gegen religiös Andersdenkende geführt. Im Visier der Obrigkeit stand die Gruppe der Täufer (auch Wiedertäufer genannt), deren Name sich von ihrer Ablehnung der Kindertaufen und der dafür eingeführten Glaubenstaufe im Erwachsenenalter ableitet. Für die Verhöre auf der Leuchtenburg wurde auch Phillipp Melanchton persönlich hinzugezogen. Heute zeigt die Burg neben ihrer Geschichte Porzellanwelten, die den traditionellen Thüringer Werkstoff multimedial inszenieren und zum Erlebnis machen. Dorfstraße 100, 07768 Seitenroda, Telefon 036424 71 33 00, www.leuchtenburg.de 48 hielten den Gottesdienst in deutscher Sprache. Messen nach altkirchlicher Ordnung wurden eingestellt, das Abendmahl in beiderlei Gestalt gereicht. Zeitgleich häuften sich Klosteraustritte, wurden Priesterehen geschlossen und praktische Dinge wie kirchliche Grundstücksfragen lokal neu geregelt. Mit dem unter Luthers Mitwirkung geschlossenen Schmalkaldischen Bund hatten sich die Protestanten 1531 ein Organ geschaffen, das sich als friedliche Gegenwehr zu dem von Kaiser Karl V. und den katholischen Reichsständen ausgehenden politischen Druck auf die Protestanten verstand. Es blieb nicht friedlich. Mit der Schlacht bei Mühlberg an der Elbe 1547 endete die glanzvolle Rolle der Ernestiner in der Reformationszeit. Durch die Niederlage war die Reformation erneut gefährdet. Erst der auf dem Reichstag in Augsburg 1555 verkündete „Religionsfrieden“ stellte als Reichsgesetz die Protestanten gleichberechtigt und auf Dauer neben die katholischen Stände. Martin Luther hat dies nicht erlebt, er ist fast ein Jahrzehnt davor schon verstorben. Heute verbindet über 400 Millionen Protestanten ihre geistig-religiöse Existenz mit dem reformatorischen Geschehen. Mit handschriftlichen Anmerkungen von Martin Luther – diese Bibel von 1541 ist auf der Wartburg in Eisenach zu sehen Das Jubiläum 500 Jahre Reformation im Jahr 2017 zeigt schon jetzt, wie groß das touristische Interesse weltweit ist, in Thüringen auf eine ebenso spannende wie attraktive reformatorische Spurensuche zu gehen. Mehr Infos unter www.lutherland-thueringen.de www.lutherland-thueringen.de 49 VERANSTALTUNGEN 2017 NATIONALE SONDERAUSSTELLUNG Luther und die Deutschen Vier nationale Sonderschauen in Torgau, Wittenberg, Berlin und Eisenach markieren Höhepunkte auf dem Weg zum Jubiläum 500 Jahre Reformation. Die Wartburg-Besucher erwartet von Mai bis November 2017 im Burghof, in der Torhalle, im Palas, in den Museumsräumen sowie in der Burgvogtei eine ganz besondere, spannend inszenierte Ausstellung. www.lutherland-thueringen.de D ie Wartburg ist mit jährlich 350.000 Gästen die weltweit meistbesuchte Lutherstätte. Mit der Burg bei Eisenach sind Luthers beginnende Bibelübersetzung, die Ent wicklung der einheitlichen deutschen Sprache und die erste bürgerlich-demokratische Kundgebung, das Wartburgfest der deutschen Studenten, eng verknüpft. Installationen und inszenierte Nachbauten sollen die Besucher bereits im Burghof auf die Ausstellung einstimmen. Beim Durchschreiten der mittleren Torhalle werden sie mit den Gegensätzen Rom und Wittenberg Luther verbrennt die Bannandrohungsbulle Paul Thumann, 1872 Öl auf Leinwand Wartburg-Stiftung, Foto: Ulrich Kneise Die Wartburg, seit 1999 Welterbe der UNESCO, ist die wichtigste Burg Deutschlands – und ein Ort mit besonderer Ausstrahlung und Würde konfrontiert. Im Zentrum steht eine für beide Seiten unentbehrliche Druckerpresse, die die Vervielfältigung sowohl von Ablasszetteln als auch von Thesen, Flugschriften und Bibeln überhaupt erst ermöglicht hat. Auf dem Burghof wird der Nachbau eines Reisewagens nach einer grafischen Darstellung der Entführung Luthers auf die Wartburg zu sehen sein. In ihn können die Besucher einsteigen. Ein Wegweiser mit Entfernungsangaben zu den wichtigsten Luther-Orten ergänzt die Szenerie. Vier große Nationale Sonderausstellungen Die eigentliche Ausstellung beginnt im Sockelgeschoss des Palas. Zu Beginn werden Filmsequenzen gezeigt, die Interviews mit Menschen auf der Straße und deren Reflexionen auf die Bedeutung Luthers bzw. der Reformation für sie und für die heutige Zeit beinhalten. In einem Einführungsteil werden der Begriff „Deutsche“ definiert, die gesellschaftliche Situation im Reich Anfang des 16. Jahrhunderts geschildert und die Bedeutung der Wartburg für die Deutschen und für Luther dargelegt. Auf diese Einführung folgen diese sieben Ausstellungskapitel: Freiheit und Gehorsam, Bibelübersetzung und deutsche Sprache, Ehe und Familie, Pfarrhaus, Erziehung und Bildung, Glaube und Standhaftigkeit, Feindbilder sowie Reich und Nation. Die einzelnen Abteilungen eröffnen Gemälde aus den ehemaligen Reformationszimmern der Wartburg, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in der Weimarer Kunstschule entstanden. Ausgehend vom historischen Gesichtspunkt und von Luthers Sicht und Haltung wird jeweils ein wirkungsgeschichtlicher Bogen bis in die Gegenwart geschlagen. Die prägnantesten Erschei- 15.05. – 31.10.2015 an prominenten Standorten sind Höhepunkt und Finale der Reformationsdekade zugleich: torgau schloss hartenfels Luther und die Fürsten 12.04. – 05.11.2017 berlin martin-gropius-bau Der Luthereffekt. 500 Jahre Reformation 13.04. – 16.07.2017 03.08. – 05.112017 wittenberg augusteum / lutherhaus nungsformen zum Thema werden veranschaulicht und in Bezug gesetzt zu den Herausforderungen des modernen Menschen in einer globalen Welt. Dadurch sind Entwicklungslinien und Effekte aufzuzeigen, die in der lutherischen Reformation wurzeln und zu spezifisch „deutschen Merkmalen“ stilisiert wurden. Dabei geht es nicht zuletzt darum, den „Heroen“ Luther, den das 19. Jahrhundert erfunden und das 20. Jahrhundert gepflegt hat, vom Sockel zu holen und auf die Füße zu stellen. Der letzte Ausstellungsabschnitt wird in der Burgvogtei mit ihrem Zentralort Lutherstube zu sehen sein. Sein authentisches Domizil samt damit verbundener Assoziationen wie Luthers Bibelübersetzung und Tintenfasswurf, bildeten im großherzoglichen Denkmalkonzept Mitte des 19. Jahrhunderts den Kern einer neuen Memorialstätte aus drei Reformationszimmern, Luthergang, Lutherbibliothek, dem so genannten Pirckheimer Stübchen und dem Nürnberger Erker. Die Vogtei beherbergte im großherzoglichen Restaurierungskonzept des 19. Jahrhunderts ein „Denkmal der Reformation“, das anschaulich belegt werden soll. In einem weiteren, neu eingerichteten Schauraum präsentiert sich die seit Mitte der 1880er Jahre zusammengetragene Lutherbibliothek, die unter anderem 871 Flugschriften der Reformationszeit enthält. 95 Schätze – 95 Menschen 04.05. – 05.11.2017 04.05. – 05.11.2017 eisenach wartburg eisenach wartburg täglich geöffnet Luther und die Deutschen 50 www.luther2017.de www.lutherland-thueringen.de 51 VERANSTALTUNGEN 2017 26.07. – 31.07.2017 WEITERE VERANSTALTUNGEN 2017 eisenach 117. Deutscher Wandertag ab 21.03.2017 eisenach bachhaus 29.09. – 15.10.2017 thüringen Mystik, Pietismus, Orthodoxie: Bachs theologische Bibliothek. Eröffnung des neuen Dauerausstellungsbereiches Seit 2008 sammelt das Bachhaus Parallelausgaben der in Bachs Nachlassverzeichnis aufgeführten 52 Titel und 81 Bände theologischer Literatur. Zu Bachs privater Lektüre gehörten Bibelkommentare, zwei Luther-Gesamtausgaben sowie Luthers Psalmen-Kommentar, Schriften der älteren lutherischen Orthodoxie etwa von Martin Chemnitz und Nikolaus Hunnius – und, eher unerwartet, die spätmittelalterlichen Predigten des Kölner Mystikers Johannes Tauler sowie vieles mehr. Im Jubiläumsjahr 2017 erhält Bachs so originalgetreu wie möglich rekonstruierte „theologische Bibliothek“ einen eigenen Raum in der Dauerausstellung des Bachhauses: Hier können Ausschnitte aus diesen Büchern angehört und Querverbindungen vor allem zu Bachs Kantatenschaffen erforscht werden. 30.07. – 30.09.2017 eisenach thüringer museum Wanderlust Eine Ausstellung zur Kultur geschichte des Wanderns und Pilgerns anlässlich des 117. Deutschen Wandertages Luthers Erben in Buchenwald Sonderausstellung 01.05. – 05.11.2017 eisenach bachhaus Das Bachhaus Eisenach verfügt über eine bedeutende Sammlung an Musikinstrumenten. Einige der historischen Exponate erklingen bis heute in den täglichen kleinen Konzerten Musikalische Predigt – Bach und [Luthers] Theologie In seinen Kantaten, Oratorien und Motetten tritt uns Bach nicht nur als Komponist entgegen. So überzeugend ist die musikalische Wortausdeutung, so prägnant und phantasievoll die Verbindung von Wort und Musik, mit so viel Kenntnisreichtum bringt Bach auch noch die verborgensten theologischen Schichten seiner Texte zum Klingen, dass der schwedische Bischof Nathan Söderblom Bach sogar als „fünften Evangelisten“ bezeichnet hat. Die Quellen, aus denen Bach und seine Librettisten schöpften, reichen dabei bis zurück zur spätmittelalterlichen Mystik – etwa in Bachs Choralkantate „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ (BWV 140). In der Ausstellung des Bachhauses zum Reformationsjubiläum wird diese geistliche Tonsprache Bachs, seine „musikalische Predigt“, anhand ausgewählter Kantaten und Chorwerke anschaulich gemacht. Die Freie Reichsstadt Nordhausen und die Reformation Sonderausstellung Thüringen – Lutherland und Erinnerungsraum der Reformation Die Ausstellung präsentiert Thüringen als Kernland und zentralen Erinnerungsraum der Reformation in der Frühen Neuzeit. Ein besonderer Fokus liegt hierbei auf dem 1640 gegründeten Herzogtum Sachsen – Gotha – Altenburg, das als Sachwalter des orthodoxen Luthertums einen bedeutenden Beitrag zur Kulturgeschichte des Protestantismus leistete. nordhausen flohburg i das nordhausen museum 52 erfurt domplatz Ökumenisches Martinsfest jena stadtmuseum weimar gedenkstätte buchenwald Frühjahr 2017 10.11.2017 31.10.2017 – 28.01.2018 11.04. – Oktober 2017 11.05. – 05.11.2017 Güldener Herbst Festival Alter Musik Motto „Reformation und Musik“, Gedenken an den 250. Todestag Georg Philipp Telemanns Johann Friedrich. Ein Glaubenskämpfer in der Gefangenschaft Kurfürst Johann Friedrich I. war Förderer und Gönner Luthers. In der Erinnerungskultur ist der auch als „Gründer“ der Jenaer Universität geltende Herrscher bis heute von der zeitgenössischen Selbstinszenierung, von der idealisierenden Perspektive der ernestinischen Geschichtsschreibung und der Instrumentalisierung in den Reformationsfeiern im 19. Jahrhundert stammen. Die am Reformationstag 2017 öffnende, vierdimensional konzipierte Ausstellung „Johann Friedrich. Ein Glaubens kämpfer in der Gefangenschaft“, bürstet diese Projektionen gegen den Strich. Eine Neulektüre von Archivbeständen, seines Briefwechsels, der Geschichte des Schlosses Wolfersdorf und der „älteren“ Geschichtsschreibung zum Thema. bildet dafür die Grundlage. Nacherlebbar wird u.a. dargestellt, dass Johann Friedrich selbst als Gefangener die reformatorischen Veränderungen in entscheidendem Maße prägte. Sehenswert! BACHHAUS EISENACH gotha forschungsbibliothek Mai – Oktober 2017 eisenach lutherhaus Ketzer, Spalter, Kirchenlehrer – Luther aus katholischer Sicht 1517–2017 Das Reformationsjubiläum wird 2017 nicht als protestantisches Jubelfest begangen, sondern in ökumenischer Gemeinsamkeit. Die Ausstellung zeigt, wie sich der katholische Blick auf Luther in den 500 Jahren seit 1517 verändert hat, welche Faktoren dafür verantwortlich waren und wie die Reformation heute gemeinsam begangen werden kann. Ohne Luther kein Bach. Luthers Kirchenlieder und Psalmvertonungen transportieren nicht nur seine theologischen Einsichten, sie machten zugleich die Reformation als „Singebewegung“ beim Volk populär. 200 Jahre später hatte sich aus diesen Anfängen eine reiche Musiktradition entwickelt, die mit ihren Schulchören, Organisten, städtischen und höfischen Orchestern, mit ihren Motetten, Kirchenstücken und ersten „Kantaten“ die Voraussetzung für Bachs Schaffen und seinen Erfolg bildete. An kirchenmusikalischen Stationen Bachs in Arnstadt, Mühlhausen, Weimar und Leipzig entstanden Werke wie Bachs Orgelpräludien, Toccaten und Fugen, seine Kantaten, Passionen und Oratorien, die heute geradezu zum Inbegriff protestantischer Kirchenmusik geworden sind. Die Entstehung und Wirkungsgeschichte vieler dieser Bach-Werke wird im Bach-Museum in Bachs Geburtsstadt in einer modernen Ausstellung und stündlichen Live-Konzerten lebendig. Frauenplan 21, 99817 Eisenach, Telefon 03691 79340, www.bachhaus.de STADTMUSEUM JENA Über alle Etagen führend, zeigt im Treppenhaus ein Zeitstrahl die inhaltliche und zeitliche Spannbreite des Hauses an: Sie reicht von der Ur- und Frühzeit über die Ersterwähnung um 1145 bis in die Mitte des 19. Jahrhundert. Aus den umfangreichen Sammlungen zur Stadt- und Universitätsgeschichte ragen etwa die „Jenaer Lutherbibel“, die sogar erfolgreicher war als diejenige aus Witten berg, und die Jenaer „Wartburgfahne“ von 1816 heraus. Auf dieser Fahne sind die deutschen Nationalfarben Schwarz-Rot-Gold erstmals vereint. Markt 7, 07743 Jena, Telefon 03641 498250, www.stadtmuseum-jena.de www.lutherland-thueringen.de 53 THÜRINGER LUTHERWEG Über 1.000 Kilometer in den Fußstapfen Martin Luthers Der Lutherweg verspricht berührende und erlebnisreiche Begegnungen mit dem Reformator und den faszinierenden Stätten der Reformation in Thüringen. 54 www.lutherland-thueringen.de 55 I n Martin Luthers Fußstapfen auf über 1.000 Kilo metern durch Thüringen wandern oder pilgern: Der mit einem grünen „L“ auf weißem Grund markierte Lutherweg macht es möglich. Eingebettet in abwechslungsreiche Landschaften führt er zu bedeutenden Stätten der Reformation und weiteren faszinierenden Sehenswürdigkeiten. Die Aufteilung in geografisch hergeleitete Routen kommt der Planung für die Fußreise durch das Lutherland Thüringen entgegen. Erfurt ist nicht nur Landeshauptstadt und geografische Mitte Thüringens, sondern auch ein in jede Himmelsrichtung wunderbar geeigneter Ausgangspunkt für den Lutherweg. In der Stadt liegen die Wurzeln von Luthers Theologie und der Reformation. Die innerstädtische „Ökumenische Luther-Meile“ verbindet die authentischen Luther- und Reformationsorte. Das auch als Filmkulisse bekannte Augustinerkloster mit seiner Kirche und der nahe gelegenen Georgenburse, das einzigartige Bauensemble von Mariendom und St. Severi oder das Collegium maius der Alten Universität mit der gegenüber liegenden Michaeliskirche sind ein Muss für alle, die Erfurt auf Luthers Spuren erkunden. Weimar, Jena und Altenburg sind besondere Anlaufpunkte, wenn man den Lutherweg von Erfurt aus Richtung Osten folgt. Ein für weite Blicke ins Land offenes, sanftes Auf und Ab führt nach Weimar, wo sich Luther mit den Großen seiner Zeit beriet und predigte. In der Stadt- oder Herderkirche sieht man auf dem von Cranach und seinem Sohn gemalten Altarbild auch Luther. Wichtigster Lutherort ist auch in Jena die Stadtkirche. Hier wird die für Luthers Die St. Bartholomäikirche Altenburg, ausgezeichnet mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel, ist Teil des innerstädtischen Lutherwegs „Auf Spalatins Arbeitswegen“ letzte Ruhestätte in Wittenberg geschaffenen Grabplatte präsentiert. Weiter Richtung Osten folgt mit Altenburg ein weiterer Höhepunkt: In der Stadt war Georg Spalatin, der wohl einflussreichste Fürsprecher der Lutherischen Sache am kurfürstlichen Hofe, seit 1525 Superintendent. Fündig wird der Spurensucher in mehreren Kirchen der Stadt. Arnstadt, Heldburg und Coburg empfehlen sich als Stopps für jene, die Erfurt südlich verlassen. Schon als Visitator lernte Luther Arnstadt kennen. Im Schloss Neideck und der als Oberkirche benannten einstigen Klosterkirche machte er auch später Station. Vorbei an der eindrucksvollen Ruine des Klosters Paulinzella, an Burgen und Schlössern, passiert der Wanderer das romantische Biosphärenreservat Vessertal-Thüringer Wald. Die Heldburg sowie die Veste Coburg, auf der Luther wochenlang inkognito Quartier machen musste, markieren die Höhepunkte an diesem Abschnitt des Lutherweges. Gotha, Tambach-Dietharz, Schmalkalden, Möhra und die Wartburg bei Eisenach sind Der Lutherstein bei Stotternheim markiert den Ort, an dem Luthers Weg zum Reformator begann Highlights auf dem Lutherweg gen Westthüringen. Im heute für jedermann offenen Augustinerkloster Gotha war Luther mehrfach zu Gast. In direkter Nachbarschaft wohnte der Reformator Friedrich Myconius. Das Schloss verwahrt herausragende Handschriften und Drucke aus der Lutherzeit. In dem am Rennsteig liegenden Ort Tambach erfuhr der kranke Luther das „Wunder der Heilung“. Über die Höhen des Thüringer Waldes erreicht der Lutherweg den Reformationsort schlechthin: Schmalkalden. Von hier geht es nach Steinbach, in dessen waldreicher Flur Luther „gefangengenommen“ wurde und nach Möhra, den Stammort seiner Familie. Keine Stadt kennt mich so gut wie diese, sagte Martin Luther von Eisenach, wo er zur Schule ging, predigte und auf der nahen Wartburg als „Junker Jörg“ das Neue Testament übersetzte. Stotternheim, Bad Frankenhausen und Nordhausen passiert man auf dem Lutherweg in Rich- Natur trifft Kultur: der Lutherweg verbindet die Höhen des Thüringer Waldes mit historisch bedeutsamen Städten wie Schmalkalden 56 tung Nordthüringen. Im Erfurter Ortsteil Stotternheim erinnert ein mächtiger Stein an jenes legendäre Gewitter, das Luther zum Mönchtum brachte. Über Bad Frankenhausen – das berühmte Kyffhäuser-Denkmal in Sichtweite – erhebt sich das Panorama Museum. Der Rundbau steht auf jenem Areal, auf welchem im Mai 1525 die von Thomas Müntzer geführten Bauern einer Übermacht fürstlicher Heere unterlagen. Auch vom Bauernkrieg erzählt das Monumentalgemälde im Inneren des Panorama Museums. Das riesige Bildwerk beleben mehr als 3.000 Einzelfiguren - darunter auch Martin Luther. In Nordhausen – die wanderbaren Berge des Südharzes grüßen – sind die Kirche St. Blasii und das nach dem Luther-Freund Meyenburg benannte Kunsthaus besuchenswerte Luther-Orte. Veste Heldburg Rast am Lutherbrunnen bei TambachDietharz Der mitteldeutsche Lutherweg verknüpft auf insgesamt 1.970 Kilometern Lutherorte und Reformationsstätten in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Magdeburg S E N C H T S A H A L N A T H Ü R I N G E N Dresden Erfurt C H S A S E N Alle Informationen zum Lutherweg in Thüringen unter www.lutherweg.thueringen-entdecken.de www.lutherland-thueringen.de 57 Tourist Information Thüringen Jetzt buchen. Jetzt informieren. Ob telefonisch, online oder vor Ort – wir sind jederzeit für Sie da. Unsere freundlichen Mitarbeiterinnen bieten Ihnen einen umfassenden Service für Ihren Urlaub in Thüringen: > Ausführliche Informationen und Beratung über das Reiseland Thüringen > Kostenloses Informationsmaterial > Direkte Buchung von 1.700 Unterkünften > ThüringenCard zum Sparen > Tickets für Kultur-, Musik- und Sportveranstaltungen > Reiseliteratur, Landkarten, Souvenirs und vieles mehr Die Vorbereitung und Vermarktung des Reformationsjubiläums in Thüringen ist ein Kooperationsprojekt von Thüringer Tourismus GmbH, Thüringer Museumsverband e. V. und dem Lutherbeauftragten des Freistaates: +49 (0) 3 61 - 3 74 20 Mo–Fr 9–19 Uhr, Sa und So 10–16 Uhr Thüringer Tourismus GmbH Willy-Brandt-Platz 1 99084 Erfurt Fax: +49 (0) 3 61 - 3 74 23 88 [email protected] www.thueringen-entdecken.de www.lutherland-thueringen.de www.lutherweg.thueringen-entdecken.de www.cranach2015.de www.luther2017.de Mehr erleben mit der ThüringenCard Ob ein Besuch auf der Wartburg in Eisenach, Abtauchen in der Toskana Therme oder Entdeckungen auf der Leuchtenburg – mit der ThüringenCard sehen Sie mehr. Prima Idee: Auch bei einigen Bus- und Bahntickets zahlen Sie nichts extra, zum Beispiel beim Hopperticket der Bahn (50-km-Strecke) oder beim Tagesticket für das Stadtgebiet Erfurt. Ihre Eintrittskarte für über 200 Sehenswürdigkeiten erhalten Sie im Internet, in Touristinformationen und bei vielen der Freizeiteinrichtungen. Sie gilt für 24 Stunden (17 Euro), 3 Tage (37 Euro) oder 6 Tage (57 Euro). Dazu bekommt man gratis einen MERIAN live!-Reiseführer mit Infos zu allen Partnern der ThüringenCard. Mehr Informationen gibt’s unter www.thueringencard.info Thüringer Tourismus GmbH Thüringer Tourismus GmbH Willy-Brandt-Platz 1, 99084 Erfurt Telefon 03 61 – 3 74 20 [email protected] www.thueringen-entdecken.de Museumsverband Thüringen e. V. Brühler Straße 37, 99084 Erfurt Telefon 03 61 – 5 51 38 65 [email protected] www.museumsverband-thueringen.de Der Lutherbeauftragte der Thüringer Landesregierung, Dr. Thomas A. Seidel Telefon 03 61 – 3 79 48 74 [email protected] http://www.thueringen.de/th1/ reformationsjubilaeum/index.aspx IMPRESSUM Herausgeber: Thüringer Tourismus GmbH Erfurt, Museumsverband Thüringen e. V. Gestaltung: Maja Schollmeyer – Visuelle Kommunikation Text: Heinz Stade Fotos: Archive der Thüringer Tourismus GmbH, Thüringer Städte und Museen, Stiftung Schloss Friedenstein Gotha, Wartburg Stiftung Eisenach, Klassik Stiftung Weimar; Cross Media Redaktion GmbH: Andreas Weise, Jessica Mintelowsky, Sven Henig, Christiane Würtenberger; Jens Hauspurg, Toma Babovic, Roland Wehking, Danilo Schollmeyer, Constantin Beyer, Ronald Bellstedt, Maik Schuck, Hans- P. Szyszka, Torsten Rempt Druck: Neue Druckhaus Dresden GmbH Die Erstellung der Broschüre wurde gefördert von Thüringer Ministerien für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Medien sowie der Thüringer Staatskanzlei. Alle Angaben wurden mit größter Sorgfalt recherchiert und beruhen auf Mitteilungen der Kooperationspartner. Die Herausgeber übernehmen keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben. 58 www.lutherland-thueringen.de 59 Freie Zeit. Freier Eintritt. Die ThüringenCard. Einmal bezahlen, über 200 Ausflugsziele entdecken. Freuen Sie sich auf freien Eintritt – vom Museum bis zum Erlebnisbad. www.thueringencard.info oder 03 61 – 3 74 20 „GRATIS“ MERIAN live! Reiseführer ThüringenCard Preis Erwachsene Preis Kinder *** 24 Stunden* € 17,00 € 12,00 3 in 365** € 37,00 € 24,00 6 in 365** € 57,00 € 35,00 * gültig an den der ersten Nutzung folgenden 24 Stunden; ** gültig an 3 bzw. 6 frei wählbaren Tagen im Zeitraum 01.01. bis 31.12. Achtung: Der Tag gilt jeweils von der ersten Nutzung bis 24.00 Uhr (nicht 3 bzw. 6 x 24 h!); *** 5–14 Jahre in Verbindung mit einer Erwachsenen-Karte, Kinder unter 5 Jahren kostenfrei.
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