DIE FESTIVALS K U LT U R R E G I O N R H E I N - N E C K A R M Ä R Z – AU G U ST 2 015 LT DOPPE ! SPITZE IM E H MANN LBERG EIDE UND H NESCO SIND U IVE CREAT CITIES! Alles bleibt anders Nico Hofmann über seine erste Saison als Intendant der Nibelungen-Festspiele J02 VORHANG AUF – DIE FESTIVALSAISON 2015 Auerbach Bensheim Heppenheim WORMS Weinheim Frankenthal LUDWIGSHAFEN MANNHEIM Zwingenberg HEIDELBERG SCHWETZINGEN Neustadt Hambach Mosbach Speyer Landau Herxheim Spielorte der Top-Festivals Kreisfreie Städte sowie Orte, an denen weitere Festivals (s. S. 39 f.) stattfinden DIE TOP-FESTIVALS IN DER METROPOLREGION RHEIN-NECKAR 2015 Theater, Musik, Kino, Kunst – die Top-Festivals März bis August stehen im M ittelpunkt dieser Ausgabe. Das Magazin „Die Festivals“ bietet Ihnen Hintergründe, Geschichten und die wichtigsten Informationen auf einen Blick. MÄRZ BIS AUGUST 2015 Heidelberger Frühling 21. März bis 25. April 2015 Heidelberger Stückemarkt 24. April bis 03. Mai 2015 Schwetzinger SWR Festspiele 25. April bis 30. Mai 2015 18. Internationale Schillertage 12. bis 20. Juni 2015 11. Festival des deutschen Films 17. Juni bis 05. Juli 2015, Ludwigshafen 21. Heidelberger Literaturtage 24. bis 28. Juni 2015 Heidelberger Schlossfestspiele 24. Juni bis 02. August 2015 Internationales Straßentheaterfestival Ludwigshafen 23. bis 25. Juli 2015 Nibelungen-Festspiele 31. Juli bis 16. August 2015, Worms SEPTEMBER BIS DEZEMBER 2015 Wunder der Prärie 16. bis 26. September 2015 6. Fotofestival Mannheim_Ludwigshafen_Heidelberg 18. September bis 15. November 2015 XI. Festspiele Ludwigshafen Ende September bis Dezember 2015 Enjoy Jazz 02. Oktober bis 14. November 2015, Mannheim, Heidelberg, Ludwigshafen 64. Internationales Filmfestival Mannheim-Heidelberg 09. bis 24. Oktober 2015 Mannheimer Mozartsommer Sommer 2016* * Der Mannheimer Mozartsommer findet alle zwei Jahre und damit wieder im Jahr 2016 statt. Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 1/2015 03 INHALT 1/15 AUFTAKT 04Hier ist kreativ! Toller Erfolg! Mannheim und Heidelberg sind in das Netzwerk „UNESCO Creative Cities“ aufgenommen worden. 08Von New York nach Mörlenbach Beim Projekt „Matchbox“ erforschen renommierte Künstler das Leben in der Metropolregion. Den Auftakt macht das New Yorker „Nature Theater of Oklahoma“. 10 Hier spielt die Musik … Die Festivalszene der Region blüht – auch in Sachen Musik. Drei Festival-Highlights im Porträt. DIE FESTIVALS 13 10 12HEIDELBERGER FRÜHLING Freiheit wagen, Horizonte öffnen. Der „Frühling“ setzt auf innovative Konzertformate und den Austausch zwischen Kunst und Publikum. 15SCHWETZINGER SWR FESTSPIELE Im Westen viel Neues. Die Schwetzinger SWR Festspiele erforschen den Klangraum Westeuropa – mit Vokal-, Kammer- und Folkmusik. 16 18HEIDELBERGER STÜCKEMARKT Wir sind alle Ayotzinapa. Das Gastland Mexiko steht im Länderfokus A M A Z IN G ! des Stückemarkts – und präsentiert eine blühende Theaterlandschaft. 21INTERNATIONALE SCHILLERTAGE 19 Geschlossene Gesellschaft. Offen vs. geschlossen – mit Gastspielen, Ko- und Eigenproduktionen nähern sich die Schillertage dem Thema. 24FESTIVAL DES DEUTSCHEN FILMS „Mitten drin im deutschen Film“. Jeden Sommer tummelt sich die deutsche Filmszene auf der Ludwigshafener Parkinsel. 27HEIDELBERGER LITERATURTAGE 25 Die Unabhängigen. Mit anspruchsvollen Programmen haben kleine Verlage eine Nische erobert. Die Literaturtage bieten ein Forum. 30HEIDELBERGER SCHLOSSFESTSPIELE Tanz im Turm. „Tanz meets Akrobatik“ lautet die Devise der Produk tion „Penumbra“, die bei den Schlossfestspielen zu erleben sein wird. 22 28 33STRASSENTHEATERFESTIVAL LUDWIGSHAFEN Ein Kamel auf Reisen. Mit einem gigantischen Höckertier reist die französische Gruppe „Paris Bénarès“ nach Ludwigshafen. 36NIBELUNGEN-FESTSPIELE „Der Dom hat eine ganz eigene Magie“. Der neue Intendant Nico Hofmann erklärt, was die Besucher in Worms erwarten dürfen. ZUGABE 39 Da war noch was … Weitere Festival-Highlights im Überblick 42 Mehr erfahren! Fordern Sie weitere Informationen zu den Top-Festivals der Metropolregion Rhein-Neckar an. 42Impressum 31 34 04 Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 1/2015 Auftakt Fotos: Dominik Rossbach/Stadtmarketing Mannheim GmbH MANNHEIM UNESCO CREATIVE CITIES Hier ist kreativ! Was für ein Erfolg! Mit Mannheim und Heidelberg sind im Dezember gleich zwei Städte der Metropolregion Rhein-Neckar ins Netzwerk der UNESCO Creative Cities aufgenommen worden. Mannheim ist damit jetzt auch offiziell als Musikstadt geadelt, Heidelberg als Stadt der Literatur. UNESCO Creative Cities – diese Städte gehören dazu Literatur Musik Dublin Bogota Dunedin Bologna Edinburgh Brazzaville Granada Glasgow Iowa City Gent Heidelberg Hamamatsu Krakau Hannover Melbourne Mannheim Norwich Sevilla Prag Reykjavik Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 1/2015 KULTURREGION Die Spannung im Dezember war riesengroß. Sämtliche Kulturaktivisten – Künstler, Veranstalter, Organisatoren, Förderer, Politiker, Besucher und Fans – nicht nur in Mannheim und Heidelberg, sondern in der gesamten Rhein-Neckar-Region schauten nach Paris, wo die einschlägige UNESCO-Jury tagte. Wer würde es schaffen, in den Kreis der UNESCO Creative Cities aufgenommen zu werden? Mannheim als City of Music oder doch eher Heidelberg als City of Literature? Oder am Ende, man wagte es kaum sich vorzustellen, beide Städte?! Umso entfesselter dann der Jubel, als die Entscheidung feststand: Die Metropolregion Rhein-Neckar wird künftig nicht nur eine, sondern gleich zwei offiziell von der UNESCO geadelte Kreativstädte beherbergen. Unglaublich, so der Tenor der versammelten Szene, unglaublich und unglaublich gut! Doch zurück zum Anfang: Es war im Jahr 2004, als die UNESCO entschied, dass künftig ganze Städte kreativ sein dürfen, und das auf verschiedenen Gebieten. Damals hob die UNESCO ihr „Creative Cities“-Programm aus der Taufe. Weltweit können sich Städte, die in einem der Bereiche Literatur, Film, Musik, Design, Gastronomie, Medienkunst oder Handwerk Besonderes bieten, um die Aufnahme in einem der globalen „Creative Cities“-Netzwerke bewerben. Die Bewerbung ist aufwendig, das Auswahlverfahren streng. Nur wer eine reiche Tradition und zukunftsweisende Perspektiven vorweisen kann, hat Chancen auf den Titelgewinn. Die Auszeichnung ist ideeller Natur – finanzielle Zuwendungen von Seiten der UNESCO gibt es nicht. Doch der Titel schafft Aufmerksamkeit und Renommee. Mäzene und Sponsoren werden angelockt, Künstler und Kulturaktivisten bekommen noch mehr Unterstützung und Freiräume und bilden kreat ive Netzwerke. Denn die in den erlesenen Kreis aufgenommenen Städte sind dazu angehalten, sich untereinander auszutauschen und miteinander Projekte auf den Weg zu bringen. Nun sind es also gleich zwei Städte der Metropolregion – und dass es gleich zwei sind, sollte einen in der Metropolregion gar nicht wundern –, die von der UNESCO zur „Creative City“ erhoben wurden. Kreativ waren sie schon vorher, aber mit Titel fühlt es sich jetzt alles noch ein wenig offizieller an. Drei Jahre lang hatte Heidelberg an seiner Bewerbung zur „Creative City of Literature“ gearbeitet, mit gehörigem finanziellem und personellem Aufwand. Kulturamt, literarische Institutionen, Verlage und Veranstalter – alle zogen an einem Strang. In einem schmucken Buch wurden die literaturhistori- 05 5 schen, verlagslandschaftlichen und kreativwirtschaftlichen Vorzüge Heidelbergs zusammengetragen. Das war ein Pfund. Das Komitee, das über die Bewerbung zu urteilen hatte, konnte sich dem Heidelberger Esprit nicht entziehen und schenkte der Autorin Jagoda Marini´c Glauben, die in einem dem Band beigegebenen Essay schrieb: „Wer hier lebt und arbeitet, läuft Gefahr, von der Hingabe an den lebendigen Geist so beflügelt zu werden, dass alles denkbar wird und alles Denkbare machbar.“ Auch in Mannheim scheint alles denkbar und alles Denkbare machbar – nicht nur, aber vor allem im Reich der Musik. So hatte man seinerzeit in der noch jungen Residenzstadt die Mannheimer Schule, heute hat man in der postindustriellen Kreativmetropole Popakademie und Musikpark. Außerdem gibt es Enjoy Jazz und andere Festivals, die Orientalische Musikakademie und etliche Musikschaffende, die sich für die Bewerbung als „Creative City of Music“ ins Zeug gelegt haben. Geschadet hat es sicher auch nicht, dass die Stadt mit Xavier Naidoo, den Söhnen Mannheims oder Laith Al-Deen einige Größen des deutschen Popgeschäfts beherbergt. Der Plan von Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz, Mannheim in die erste Liga der deutschen Kulturstädte zu führen, hat hier jedenfalls auch wieder für Schubkraft gesorgt: Das Team um Rainer Kern und Julia Strysio hat die Bewerbung, die aus einem ausführlichen Paper besteht, in gerade mal zwei Monaten gestemmt. Und das mit so viel Verve, dass auch hier die UNESCO nicht anders konnte, als den Mannheimern den Titel zu verleihen. Für Kern ist diese Auszeichnung ein Geschenk an die Stadt Mannheim, ein Glücksfall, den man sich allerdings über viele Jahre hinweg hart erarbeitet hat. „Ich glaube“, sagte er kurz nach der Bekanntgabe der Auszeichnung, „dass wir jetzt in der internationalen Wahrnehmung einen sehr großen Sprung nach vorn machen und die Wertschätzung bekommen, die wir uns wünschen, die uns aber auch zusteht.“ Das gilt natürlich für beide Städte, für Heidelberg und für Mannheim, die in Zukunft nicht nur kulturell noch weiter zusammenrücken werden. Gemeinsame Aktivitäten unterstützen wird das Kulturbüro der Metropolregion Rhein-Neckar, das bereits die Bewerbungen intensiv begleitet hat. Dass Literatur und Musik sich sehr gut ergänzen, hat Heidelbergs Kulturbürgermeister Dr. Joachim Gerner kürzlich in einem Interview mit dem Börsenblatt angedeutet. Das Zusammenspiel der beiden Sparten, so Gerner, könne ein reizvoller Schwerpunkt bei kommenden Projekten sein. Auf gemein same Impulse darf man sich also freuen. ■ 06 Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 1/2015 Auftakt Herr Dr. Würzner, was macht für Sie persönlich die Literaturstadt Heidelberg aus? Heidelberg hat eine große literaturhistorische Tradition und eine sehr lebendige literarische Szene. Seit über 700 Jahren wird in unserer Stadt mit Sprache gearbeitet, bedeutende Literatur geschrieben und gesammelt. Aktuell leben etwa 200 Schriftstellerinnen und Schriftsteller in Heidelberg, es gibt überdurchschnittlich viele Verlage, Buchhandlungen und Antiquariate. Zudem arbeiten namhafte Übersetzerinnen und Übersetzer hier. Darüber hinaus gibt es die Literaturpreise, den Clemens Brentano Preis und den Hilde-Domin-Preis für Literatur im Exil, das Festival Heidelberger Literaturtage und international renommierte Institutionen sowie ein vielfach ausgezeichnetes Theater. Wie kam man auf die Idee, sich um den Titel zu bewerben? Heidelberg hat in den vergangenen Jahren konsequent den Bereich der Kreativwirtschaft gefördert. Dabei haben wir Buchmarkt und Verlagslandschaft als wichtige wirtschaftliche Faktoren in unserer Stadt identifiziert. Initiiert hat die Bewerbung Dr. Joachim Gerner, Bürgermeister für Familie, Soziales und Kultur, gemeinsam mit dem damaligen Beauftragten für Kultur- und Kreativwirtschaft Frank Zumbruch und der Koordinatorin im Kulturamt Alexandra Eberhard. Im Jahr 2011 fand sich ein 15-köpfiges Expertenkomitee zusammen, das über drei Jahre hinweg mit dem Kulturamt eine Bewerbungsschrift erarbeitet hat. Kann sich die neue Auszeichnung auf das literarische Leben in der Stadt positiv auswirken? Ein erster Schritt ist die Vernetzung der Schriftstellerinnen und Schriftsteller, der Verlegerinnen und Verleger, Buchhändlerinnen und Buchhändler, Antiquarinnen und Antiquare sowie Übersetzerinnen und Übersetzer. Das Ziel muss sein, möglichst alle in Heidelberg vorhandenen Literaturprogramme zu bündeln, stärker in der Region und in ganz Deutschland zur Geltung und in das internationale Netzwerk der UNESCO einzubringen. Können Sie sich vorstellen, dass die Stadt in diesem Zusammenhang neue Projekte anstößt? Geplant ist eine Erweiterung der Literaturprogramme um interdisziplinäre Forschungsprojekte zu gesellschaftlich relevanten Fragen zum Themenfeld „Text – Sprache – Philosophie“. Ich stelle mir etwa ein Forschungslabor vor, in dem Kunstproduzierende aller Sparten gemeinsam mit Geistes- und Naturwissenschaftlern an gesellschaftlich relevanten Fragen arbeiten: Wie kann mit den Mitteln der Sprache Fortschritt im Sinne einer Verbesserung der Lebensbedingungen und der Bewältigung globaler Probleme unterstützt werden? Wie kann Sprache eingesetzt werden, um die Bereitschaft der Menschen zu erhöhen, sich zu verstehen? Und im Hinblick auf die Metropolregion Rhein-Neckar? Heidelberg setzt natürlich auch auf die kulturelle Zusammenarbeit in der Metropolregion Rhein-Neckar. Da die Nachbarstadt Mannheim als UNESCO City of Music ausgezeichnet wurde, liegt es nahe, gemeinsam Kooperationsprojekte zur Verbindung von Musik und Literatur zu initiieren und zu fördern. Welche Kooperationen sind darüber hinaus denkbar? Heidelberg wird sich mit eigenen Kooperationsideen gezielt in das UNESCO-Netzwerk einbringen, beispielsweise mit der „Weltkarte der Poesie“, einer Lyrik-Anthologie mit Dichterinnen und Dichtern der UNESCO-Literaturstädte oder mit dem Aufbau eines internationalen studentischen Netzwerks für kreatives Schreiben in Kooperation mit der Universität Heidelberg. Welche Außenwirkung erhoffen Sie sich von diesem neuen Titel? Menschen aus aller Welt werden Heidelberg noch stärker als Stadt des Wissens und der Wissenschaft wahrnehmen. Wir werden ein spezifisches Heidelberger Profil als UNESCO-Literaturstadt erarbeiten, das sich durch Internationalität, Weltoffenheit und Toleranz für Menschen aus anderen Herkunftsländern und anders religiös geprägten Ländern auszeichnet. ■ „Ein Forschungslabor für gesellschaftliche Fragen“ Als erste deutsche Stadt überhaupt hat Heidelberg Ende 2014 den Sprung in den Kreis der UNESCO Cities of Literature geschafft. Heidelbergs Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner über die Chancen für die Stadt und die Metropolregion Rhein-Neckar. Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 1/2015 KULTURREGION 07 „Der Titel ist eine sehr große Auszeichnung“ Als Musikstadt sieht sich Mannheim schon lange, seit Ende 2014 darf sich die Stadt auch offiziell als „UNESCO City of Music“ bezeichnen. Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz über Netzwerke, Strategien und Impulse für Stadt und Region. Herr Dr. Kurz, Mannheimer Schule, Popakademie, Clustermanage ment, dazu Namen wie Joy Fleming, Xavier Naidoo oder Laith AlDeen – war der Erfolg bei der UNESCO-Bewerbung zwangsläufig? Für uns war der Schritt der Bewerbung selbst zwangsläufig. Die von Ihnen erwähnten Institutionen der Musikstadt Mannheim sind das Ergebnis strategischer Planungen. Für uns war der Schritt hin zur Internationalisierung unseres Modells sinnvoll und naheliegend. Daraus ergibt sich natürlich kein zwangsläufiger Erfolg. Aber wir waren uns sehr sicher, dass wir uns zum richtigen Zeitpunkt bewerben und es viele gute Gründe gab, uns in das UNESCO-Netzwerk aufzunehmen. Die erwähnte Zusammenarbeit zwischen Mannheim und Bogotá beispielsweise wurde von uns während des letztjährigen SymWie kam man auf die Idee, sich als UNESCO City zu bewerben? posiums „At the Boundaries of Sound“ initiiert. Auch die BNa, die Idee ergab sich zwangsläufig (lacht) – aus den eben be- Seite/roBOt-Kooperation ist das Resultat einer von uns schriebenen Gründen. Bei der Vorgeschichte hätte es ja eher ei- organisierten Begegnung in Mannheim im Rahmen eines Trefner Erklärung bedurft, sich nicht zu bewerben. fens junger Kulturmanager und -managerinnen. Wie können die Protagonisten und Institutionen der Mannheimer Musikszene konkret von dem Titel profitieren? Wir haben die Arbeit im Netzwerk erst aufgenommen und lernen gerade die Arbeits- und Funktionsweise kennen. Aber bereits jetzt haben Aktivitäten und Kooperationen mit Partnerstädten aus dem Netzwerk begonnen. Das Mannheimer B-Seite-Festival arbeitet bereits mit dem roBOt-Festival aus Bologna – ebenfalls UNESCO City of Music – zusammen. Das Ergebnis ist am 21. März in der Alten Feuerwache zu sehen und zu hören. Eine starke Verbindung hat sich bereits zwischen der Mannheimer Initiative „Who. Am. I. – Rap Workshop“ und der Bhustak Foundation aus Bogotá – ebenfalls UNESCO City of Music – ergeben. An diesen Beispielen ist gut zu sehen, wo der Mehrwert für die Mannheimer Musikszene liegt. Es werden sich nicht alle Erwartungen erfüllen, aber ich bin sicher, dass wir das Mannheimer Musikmodell konsequent weiterentwickeln können und sich die Stadt durch die Internationalisierung weiter der Welt öffnet. Impulse erwarte ich auch für die Kultur- und Kreativwirtschaft. Denn darum geht es auch: die Förderung der Kreativwirtschaft, nicht zuletzt auch das Schaffen von Arbeitsplätzen. Inwieweit kann auch die Metropolregion vom Status von Mannheim und Heidelberg als UNESCO Creative Cities profitieren? Wir haben in Einheit mit den anderen UNESCO-Titeln in der Region die große Chance, die Metropolregion als eine Kulturregion mit globaler Strahlkraft zu positionieren. Die UNESCO hat eine große Reputation, steht für Seriosität und Qualität und verbindet Bildung, Wissenschaft und Kultur. Diesen Ansatz verfolgen wir in Mannheim seit Jahren und können damit einen wichtigen Impuls auch in die Region setzen.Wir sind eine Kulturregion, die auf Bildung und Wissen setzt – als wichtigstes Kapital für eine interkulturelle und diverse moderne Gesellschaft. Welche Außenwirkung erhoffen Sie sich von diesem neuen Titel? Der Titel ist eine sehr große Auszeichnung, die sicher hilft, das Image der Stadt weiter zu verbessern. Und das UNESCO-Label macht für alle sichtbar, wofür die Stadt steht. Nur, dass wir das jetzt nicht mehr selbst sagen müssen. Es gibt sicher keine stärkere Marke im Kulturbereich als die UNESCO. Bill Clinton hat bei seiner Amtseinführung Saxofon gespielt. Dürfen wir von Ihnen Ähnliches erwarten, falls Sie in diesem Jahr erstWird die Stadt neue Projekte anstoßen und fördern? mals als OB einer UNESCO City of Music gewählt werden? Wir werden im Zusammenspiel mit der Mannheimer Musikszene Sie dürfen alles erwarten, aber wie erwähnt, es werden ja nie alle natürlich auch als Impulsgeber und Initiator von Projekten a gieren. Erwartungen erfüllt (lacht). Lassen Sie sich also überraschen. ■ 08 Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 1/2015 Auftakt MATCHBOX: NATURE THEATER OF OKLAHOMA VON NEW YORK NACH Ob es sich nun um den hintersten Winkel im Odenwald handelt, eine Insel auf dem Neckar, oder ein Straßendorf – Matchbox kommt überall hin. Das mobile Projekt des Kulturbüros der Metropolregion Rhein-Neckar lädt internationale Künstler ein, in Dörfern und Städten der Region Kunstaktionen mit den Bewohnern zu realisieren. Zum Auftakt Anfang September ist das renommierte Nature Theater of Oklahoma aus New York mit von der Partie. Illustrationen: Rhea Häni Auf Waldwegen und Radstrecken entlang der Siegfriedstraße zu radeln, ist für Kelly Copper und Pavel Liska vermutlich genauso abenteuerlich wie für uns ein Motorradtrip auf der Route 66. Die beiden einflussreichen Neuerer des experimentellen Theaters begeben sich vier Wochen lang auf eine Radtour durch den Odenwald. Über Berg und Tal geht es in Orte wie Einhausen, Lorsch und Mörlenbach. Ein wahres Kontrastprogramm für die Künstler des New Yorker Nature Theater of Oklahoma, die normalerweise auf den Bühnen dieser Welt zu Hause sind, in Berlin, Wien oder Avignon. Die beiden sind Teil des großen spartenübergreifenden Kunstprojektes „Matchbox“. Vier Wochen lang bespielen international renommierte Künstler Dörfer und Städte der Metropolregion Rhein-Neckar. „Kunst wird direkt vor der eigenen Haustür im Odenwald oder an der Bergstraße erlebbar“, erläutert Thomas Kraus, Leiter des Kulturbüros der Metropolregion Rhein-Neckar und Initiator von „Matchbox“, das als Reihe langfristig konzipiert ist. Bleibt nur die Frage der Finanzierung eines solch großangelegten Projekts. „Wir können dabei zum einen auf das Engagement der beteiligten Kommunen zurückgreifen“, erklärt Kraus. „Zum anderen haben wir Partner wie die Baden-Württemberg Stiftung, BASF SE oder Roche Diagnostics GmbH gewinnen können.“ Das Matchbox-Team recherchiert vor Ort und diskutiert mit den Bürgermeistern der Kommunen, die bei der ersten Auflage teilnehmen. Welche Themen bewegen die Bewohner und die Verantwortlichen in den Rathäusern? Das Kulturprogramm soll ganz individuell auf jede Stadt und jedes Dorf abgestimmt werden. „Wir ‚matchen‘ die Kommunen mit Künstlern, die perfekt zu ihnen passen und mit den Bewohnern etwas entwickeln können“, verspricht Projektleiterin Julia Strysio. „Vielleicht gelingt es sogar, mit Kunst Probleme aufzubrechen, zum Beispiel wenn eine trostlose Durchgangsstraße bespielt wird.“ Kelly Copper und Pavel Liska haben die teilnehmenden Kommunen auf ihrer Landkarte dick angestrichen, denn auch die Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 1/2015 MATCHBOX 09 MÖRLENBACH Prüfungen werden die Künstler, die in Nibelungenkostümen bekleidet und mit einer Filmausrüstung unterwegs sind, wohl ausreichend zu bestehen haben. Allein die Tour ist eine besondere Herausforderung: Sie führt rund 300 Kilometer quer durch den Odenwald. Start ist in Worms, danach geht es über das UNESCO-Weltkulturerbe Lorsch, Einhausen, Weinheim, Lindenfels und Hirschhorn bis nach Neckargemünd. Unterwegs übernachten die Theatermacher bei Privatpersonen. So wollen sie Traditionen und Bräuche der Odenwälder hautnah kennenlernen. Aber natürlich begeben sie sich im Stammland der Nibelungen auch auf die Spuren der Heldensage. Diese fasziniert Kelly Copper und Pavel Liska besonders: „Sie stellt hollywoodhafte und doch sehr ernste Fragen nach Mut, Risiko, Verantwortung, Treue und Performance.“ Für den großen Trip trainieren die beiden jetzt schon und pauken Deutsch. Um ihre Sprachkenntnisse zu verbessern, suchen sie Brieffreundschaften in der Metropolregion Rhein-Neckar. Das „Provinz“-Abenteuer der New Yorker wird auch filmisch dokumentiert. Ein episches Werk, wie Pavel Liska selbstbewusst ausführt: „Es soll Fritz Langs Stummfilmklassiker ‚Die Nibelungen‘ in nichts nachstehen.“ Mit dem fertigen Opus touren die Theatermacher im Sommer 2016 noch einmal durch die Metropolregion Rhein-Neckar, um gemeinsam mit jenen Premiere zu feiern, die diesen Film ermöglicht haben. Danach soll der Streifen auf internationalen Festivals laufen. Dublin und Vancouver heißen dann die Orte, an denen zu sehen ist, wie die Menschen in Einhausen, Lorsch oder Lindenfels leben. ■ BRIEFFREUNDE GESUCHT! Möchten Sie Brieffreunde von Kelly Copper und Pavel Liska werden? Die beiden New Yorker Regisseure, Autoren und Performer suchen Kontakte in der Metropolregion Rhein-Neckar, um ihre Deutschkenntnisse zu verbessern. Kontakt: [email protected] Fotos: Kelly Copper & Pavel Liska beiden New Yorker werden diese bei ihrer Tour durch den Odenwald ansteuern und mit eigenen Aktionen bereichern. Schließlich planen die Masterminds des Nature Theater of Oklahoma nicht nur einen banalen Radausflug, sondern eine ganz persönliche H eldenreise, die mit vielen Abenteuern und Bewährungsproben bis hin zur glücklichen Rückkehr mit einem besonderen Elixier garniert werden soll. 10 Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 1/2015 Auftakt INNOVATIVE MUSIKFESTIVALS IN DER METROPOLREGION HIER SPIELT DIE MUSIK Mannheim ist jetzt ganz offiziell Musikstadt, nicht zuletzt weil Stadt und Region auch jenseits des Heidelberger Frühlings, der Schwetzinger SWR Festspiele und Enjoy Jazz eine ganze Reihe von kleineren, aber nicht minder feinen Musikfestivals zu bieten haben. Drei Festivals im Porträt. MUSIK DER WIKINGER präsentiert Miriam Andersén gemeinsam mit Poul Hoxbro am 31. Mai im Chateau Schembs. Foto: Catherine Cabrol Dimension eröffnen, deren Klang auch die großen Zeiten von Mittelalter und früher Neuzeit am Rhein wieder hörbar macht“, erklärt Initiator und Festivalleiter Volker Gallé. Gemeinsam mit dem künstlerischen Berater Marc Lewon hat er wieder ein Programm mit Künstlern aus ganz Europa zusammengestellt. Eines der Highlights ist „Rheingold“ von Rüdiger Oppermann. Die Uraufführung ist eine musikalisch-literarische Hommage an den Rhein. Frühchristliche Manuskripte aus St. Gallen, der Goldhut von Schifferstadt, die Nibelungen, Lore Lay, die Römer und moderne Industrieanlagen haben den Komponisten inspiriert. Ein weiterer Höhepunkt ist das von Marc Lewon konzipierte Stationenkonzert, das mit den Klangwelten des romanischen Doms spielt. In der gotischen Liebfrauenkirche schließlich ist der Frauenchor „Ars Choralis Coeln“ mit rheinischen Marienliedern zu hören. Und auch literarisch öffnet wunderhoeren das Tor zu Mittelalter und früher Neuzeit: die Orientalistin Claudia Ott, der Suhrkamp-Autor Christian Lehnert oder der Heidelberger Lyriker Ralph Dutli, sie alle haben sich mit historischen Themen auseinandergesetzt. InsgeAugsburg, Trier, Kempten oder Worms? Gleich vier Städte sind samt sechzehn Veranstaltungen umfasst das Programm. Dazu es, die sich um den Ehrentitel „älteste Stadt Deutschlands“ kommen Bildungsangebote für Schulen im Nibelungenmusestreiten, und alle haben gute Argumente auf ihrer Seite. Un- um, Vorträge zu Franz von Sickingen und seinem Umfeld sozweifelhaft ist aber das reiche historische Erbe von Worms, das wie Schnupperkurse mit Drehleier und Dudelsack im Rahmen bis heute zahlreiche Spuren hinterlassen hat: Ob Dom, Lieb- des Spectaculum. frauenkirche, Synagoge, jüdischer Friedhof oder Martinskirche, Worms hat eine beeindruckende Dichte an historischen Bauten wunderhoeren, 28. Februar bis 12. Juli 2015 zu bieten. Angesichts dieses Reichtums war es eine so originel- www.wunderhoeren.de le wie naheliegende Idee, als man in Worms das Festival „wunderhoeren“ aus der Taufe hob. Tipps Rheingold, 27. Juni 2015, 20 Uhr, DAS WORMSER Zum dritten Mal präsentieren die „Tage alter Musik und Lite- Klangwelten im Dom – Ensembles Leones und Peregrina, ratur“ an historischen Orten ein Programm, das von der Anti- 19. April 2015, 18 & 18.45 Uhr, Dom zu Worms ke bis zur Renaissance reicht. „Wir als Stadt Worms wollen Les Maries du Rhin – Konzert mit Ars Choralis Coeln, nicht zuletzt der Festivalregion mit wunderhoeren eine weitere 13. Juni 2015, 20 Uhr, Liebfrauenkirche Worms WUNDERHOEREN Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 1/2015 Auftakt JETZTMUSIK FESTIVAL Techno und Feuilleton – das ist schon lange kein Gegensatz mehr. Das Mannheimer Jetztmusik Festival gehört deutschlandweit zu den innovativsten und mutigsten Veranstaltungen, wenn es darum geht, elektronischer Musik eine ernsthafte Betrachtung zukommen zu lassen. Dabei dreht sich alles um Schnittstellen, Verbindungspunkte und fließende Übergänge. Ein DJ-Set als Vertonung eines Stummfilms, eine Ballettimprovisation zu den Klängen eines Drum-Computers? Nichts Außergewöhnliches im Spielplan dieses Festivals, das Grenzüberschreitung zur Norm gemacht hat. Und das Beste daran: das Experiment funktioniert immer wieder aufs Neue. Wer etwa den Synthesizer-Virtuosen Nils Frahm bei der vergangenen Ausgabe in der Mannheimer Christuskirche erleben durfte, wurde Zeuge eines genreübergreifenden Konzerthöhepunkts. Seit der ersten Ausgabe 2007 hat sich das Festival von seiner „großen Schwester“, der Time Warp, emanzipiert. Nach dem Rückzug der Agentur Cosmopop, die das Konzept entworfen und bis 2013 weitergeführt hatte, wurde mit den erfahrenen Veranstaltern Patrick Forgacs, Alexander Henninger und Dennis Borlein ein frisches Team aus der Region gefunden, das vom Mannheimer Musik-Clustermanager Matthias Rauch unterstützt wird. Die Zielsetzung ist klar: „Wir wollen das Festival verstärkt auch als überregionale Marke etablieren“, erklärt Alexander Henninger. Wie das konkret aussehen soll, erläutert Matthias Rauch: „Für 2016 planen wir eine eigene Produktion mit dem Nationaltheater, die dann auch außerhalb Mannheims gezeigt werden könnte.“ Große Momente lässt aber bereits wieder das diesjährige Programm vermuten. So kommen die Kölner Elektroniklegenden Mouse on Mars in die Alte Feuerwache, mit Prosumer wird sich ein Held des Berliner Techno-Undergrounds an die Vertonung des Stummfilms „Die Stadt ohne Juden“ wagen. Kein Künstler des diesjährigen Line-ups bringt jedoch die Grundidee des Festivals so treffend auf den Punkt wie Gregor Schwellenbach: Der klassische Komponist hat Stücke des Kölner Techno-Labels Kompakt neu arrangiert und in klassischer Besetzung einspielen lassen. Mensch vs. Maschine, der Gründungsmythos von Techno, hier blitzt er kurz wieder auf, um dann in einem völlig neuartigen Hörerlebnis aufzugehen. Jetztmusik Festival, 20. bis 29. März 2015 www.jetztmusikfestival.de BRÜCKENAWARD Im Schatten der Wohntürme der Mannheimer Neckarbebauung, zwischen Betonpfeilern, Fußgängerbrücken und Tiefgaragenzufahrten, residiert das „Forum“: Und auch wenn die Location an diesem nasskalten Januarabend nicht unbedingt einladend wirkt, innen brodelt‘s. Denn heute geht dort der 4. Mannheimer Winteraward über die Bühne. Der Winter award ist die Schwester des Mannheimer Brückenawards, der nur ein paar hundert Meter den Neckar runter unter einer Eisenbahnbrücke allsommerlich stattfindet. Auf der Bühne lassen gerade die Alternative-Rock-Jungs von „Go Get It“ die Pferde springen. An diesem Abend werden aber auch Elektropop, Stoner Rock, Doom und anderes zu erleben sein. „Bei der Auswahl haben wir keine festen Kriterien“, erklärt Christian Bethge, einer der Brückenaward-Macher. „Die Qualität muss stimmen und die Band die Ideologie des Festivals teilen.“ Gemeinsam mit Joachim von Hunnius und Martin Junkers hat Bethge den Brückenaward vor fünf Jahren aus der Taufe gehoben. „Wir wollten Bands eine Möglichkeit bieten, ihre Musik zu präsentieren, und so die Szene in Mannheim bündeln.“ Das Konzept ist aufgegangen: Der Brückenaward ging 2014 bereits in die fünfte Auflage, der Winteraward in die vierte, gut 50 Bands haben sich schon präsentiert. Das Ganze ist dabei konsequent als Non-Profit-Event angelegt. Nicht nur der Eintritt ist frei, obendrein gibt’s ein kostenloses Salatbüffet, Getränke dürfen gerne vor Ort gekauft, aber ebenso gerne mitgebracht werden. Dass die Bands im Gegenzug keine Gage erwarten können, versteht sich da von selbst. Spenden nehmen die Veranstalter gerne entgegen. Was übrig bleibt, wird für soziale Zwecke gespendet. „Engagement“ lautet das Zauberwort. „Die Unterstützung aus der Szene ist beeindruckend“, sagt Bethge. „Helfer, Musiker, Fans – jeder gibt sein Bestes.“ Die Brückenaward-Macher haben ihren Aktionsradius in den letzten Jahren kontinuierlich ausgebaut. Neben den Konzerten haben sie inzwischen eine feste Bühne auf dem Maifeld-Derby und mit dem RA.MA-Tonstudio eine Anlaufstelle für Bands, die dem Independent-Ethos verpflichtet sind und professionell aufnehmen möchten. Ach ja, warum „Award“, gibt’s da einen Preis zu gewinnen? „Nein“, lacht Christian Bethge. „Es gab aber eine Zeit in Mannheim, da sprach jeder von „Awards“. Wir haben diesen Begriff ironisch aufgefasst und auf unser Konzept übertragen. Die Leute dürfen sich gerne wundern.“ Werden sie auch in Zukunft tun – und dann begeistert sein … www.brueckenaward.de Foto: CC-BY 3.0: Florian Köhler, cheatha.de SYNTHESIZER VS. FLÜGEL: Nils Frahm (hier 2014) spielt auch in diesem Jahr beim Jetztmusik Festival. 11 12 Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 1/2015 HEIDELBERGER FRÜHLING DER MANN MIT DER MÜTZE: Der US-Komponist Frederic Rzewski ist einer der zentralen Prota gonisten des diesjährigen Heidelberger Frühling. HEIDELBERGER FRÜHLING Freiheit wagen, Horizonte öffnen Foto: Michael Wilson Der Heidelberger Frühling hat sich nicht nur wegen seiner hochkarätigen Konzerte und der spannenden Mischung aus etablierten Größen und Newcomern zu einem der bedeutendsten Klassikfestivals entwickelt. Ebenso wichtig ist seine konzeptionelle Ausrichtung, die auf innovative Konzertformate setzt, den Austausch zwischen Künstlern und Publikum fördert und auch den gesellschaftlichen Kontext der Musik im Blick hat. Natürlich gibt es sie beim „Heidelberger Frühling“, die großen Orchesterkonzerte mit namhaften Solisten. Doch der Grund, warum immer mehr Menschen aus ganz Deutschland und darüber hinaus im Frühjahr nach Heidelberg reisen, ist ein anderer: „Unser Ziel ist es, in der fünfwöchigen Festivalzeit eine Gemeinschaft aus Künstlern und Besuchern zu kreieren“, betont Festivalleiter Thorsten Schmidt. „Eine Gemeinschaft, die sich einlässt auf Entschleunigung, auf anregende Gespräche über das Gehörte, auf Begegnungen mit neuen Menschen und auf neue Erfahrungen.“ Und tatsächlich zeichnet sich das internationale Musikfestival vor allem durch die „kleine Form“ aus: die hochkarätigen kammermusikalischen Abende, die Belebung der immer wieder totgesagten Gattung Kunstlied, eine für das Publikum öffentliche Akademie und innovative Konzertformate, die das Gehörte in Ohren und Geist öffnende Kontexte stellt. Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 1/2015 HEIDELBERGER FRÜHLING 13 GALERIE DER VIRTUOSEN: Rafał Blechacz, Fazıl Say und Igor Levit (von oben) sind nur drei der hochkarätigen Pianisten, die sich beim Heidelberger Frühling in diesem Jahr die Ehre geben. Tastenmeister Beachtlich ist in diesem Jahr die Reihe bedeutender Pianisten, die man in Heidelberg hören kann: Altmeister Grigory Sokolov und Grenzgänger Fazıl Say, Chopin-Experte Rafał Blechacz und sein Landsmann Piotr Ander szewski. Auch das Duo Alice Sara Ott und Francesco Tristano und Newcomer wie Frank Dupree kommen an den Neckar. Besonderer Höhepunkt ist eine kleine „Residency“ von András Schiff vom 27. bis zum 30. März, der neben einem Solorezital auch einen Duoabend mit dem Klarinettisten Jörg Widmann und erstmals mit Igor Levit ein Konzert mit Werken für zwei Klaviere gibt. Apropos Levit: Der von der Presse als Jahrhundertpianist gehandelte ECHO-Klassik-Preisträger gibt am 12. April ebenfalls einen Soloabend, bei dem er erstmals Bachs „Goldberg-Varia tionen“ öffentlich aufführt. Hinzu kommt die Uraufführung eines Werks, das der Heidelberger Frühling bei dem US-Amerikaner Frederic Rzewski in Auftrag gegeben hat. „Wir haben Künstler wie András Schiff, Fazıl Say – er spielt unter anderem sein Werk „Gezi Park“ – und Frederic R zewski mit Bedacht für den aktuellen Festivaljahrgang gewählt, da sie in ihrer Kunst auch immer das Politische und Gesellschaftliche mitdenken“, erläutert Thorsten Schmidt. Hinzu kommen zwei Abende mit dem Literaturkritiker Denis Scheck unter dem Titel „Freiheit des Erzählens“ sowie das Symposium „Dialektik der Freiheit“. Darüber hinaus nimmt sich die Koproduk tion des „Heidelberger Frühling“ mit John Neumeiers Bundesjugendballett ganz unmittelbar der Thematik an. Und auch die vom Festival bereits zum dritten Mal ausgerichtete Heidelberg Music Conference fragt „Die Kunst ist frei – aber wie lange noch?“. Ein weiteres Beispiel für das besondere Konzept ist die Kammermusik Akademie des „Heidelberger Frühling“, die in diesem Jahr bereits zum dritten Mal von dem Starpianisten Igor Levit geleitet wird. Im Zentrum der diesjährigen Akademie steht der US-amerikanische Komponist und Pianist Frederic Rzewski. „Man kann sich die Akademie vorstellen wie ein kleines Festival im Festival“, erklärt Schmidt. „Die Besucher hören nicht nur jeden Abend hochkarätige Konzerte mit Levit und anderen Mentoren, sondern tauchen den ganzen Tag über gemeinsam mit den Künstlern und hochbegabten Stipendiaten in die Musik ein.“ So gibt es Open Classes, bei denen man hautnah die Proben arbeit verfolgen kann, Lunch- und Werkstattkonzerte sowie das Festival Forum, bei dem es in interdisziplinären Gesprächsrunden mit dem Spiegel-Journalisten Georg Diez um das Festivalthema „Freiheit wagen“ geht. In den Pausen zwischen den Veranstaltungen trifft man sich dann im Festivalzentrum zum gemeinsamen Mittagessen oder auf einen Kaffee. Eine zwanglose Gelegenheit, mit den Akteuren ins Gespräch zu kommen, zum Beispiel mit Frederic Rzewski, der selbst als Mentor für junge Komponisten und als Interpret bei mehreren Konzerten in Heidelberg zu Gast ist. Die Festival Akademie widmet sich übrigens nicht nur der Kammermusik, sondern auch der Neuen Musik (Leitung Matthias Pintscher), dem Kulturjournalismus (Leitung Eleonore Büning) und natürlich der Gattung Kunstlied (Leitung Thomas Hampson). Schließlich gilt Heidelberg als Stadt des Liedes – nicht zuletzt durch Clemens Brentanos und Achim Fotos: Marco Borggreve (Blechacz, Say), Felix Broede (Levit) Der Heidelberger Frühling trägt auch der Tatsache Rechnung, dass Kunst allgemein und Musik im Besonderen sich auch immer im gesellschaftlichen Kontext entwickeln und auf gesellschaftliche Veränderungen reagieren. So greift das Festival in diesem Jahr unter der Überschrift „Freiheit wagen“ die Debatte um die Chancen und Gefahren des digitalen Wandels auf und fragt in diesem Zusammenhang insbesondere nach der Verantwortung der Künste und Künstler in Zeiten gesellschaftlicher Umbrüche. 14 Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 1/2015 HEIDELBERGER FRÜHLING von Arnims Liedsammlung „Des Knaben Wunderhorn“. Und welcher Ort wäre daher geeigneter, die von vielen als hermetisch empfundene Gattung des Kunstliedes wieder einem breiteren Publikum zugänglich zu machen? Auf dem Programm stehen deshalb zahlreiche Liederabende, unter anderem mit Ian Bostridge und Hanna-Elisabeth Müller, sowie – als besonderes Highlight – der gemeinsame Abend der Weltstars Thomas Hampson und Thomas Quasthoff. Mit dem Vokalensemble Amarcord und der Germanistin Veronika Haas können die Besucher zudem einen musikalischen Spaziergang durch die Liedstadt Heidelberg unternehmen. Ein besonderes Anliegen ist es dem Festival, Ansätze herauszuarbeiten, was die Tradition des Liedes in seiner mannigfaltigen Gestalt uns heute und in Zukunft noch zu sagen hat. Dies schlägt sich nieder im neuen Format „Lied.Lab“, bei dem junge Sängerinnen und Sänger konzeptionellen Freiraum erhalten, ihre persönliche Vision davon zu entwickeln, wie für sie der Liederabend der Zukunft aussehen sollte – ein Experiment mit neuen Formen, ungewöhnlichen Orten, überraschenden Kombinationen, Grenzauf hebungen. Der Zuspruch von zuletzt rund 37.000 Besuchern belegt, dass das Programm des „Heidelberger Frühling“ bei Musikfreunden einen Nerv trifft. Und so steht zu erwarten, dass auch die mehr als 100 Veranstaltungen des aktuellen Jahrgangs die Festivalstadt Heidelberg wieder in einen internationalen Treffpunkt der Musik verwandeln. ■ HEIDELBERGER FRÜHLING Herausragende Künstler, eine in ihrer Form einzigartige Festival Akademie, mehrere Ko- und Eigenproduktionen und neue Konzertformate machen den Heidelberger Frühling mit rund 37.000 Besuchern pro Jahr zu einem der führenden Musikfestivals in Deutschland. Internationale Beachtung finden Projekte wie das Streichquartettfest oder die Festival Akademie – nicht zuletzt durch langfris tige Kooperationen mit Persönlichkeiten wie dem Bariton Thomas Hampson, dem Pianisten Igor Levit oder dem Choreografen John Neumeier. TERMIN 21. März bis 25. April 2015 SPIELORTE 10 Spielorte in Heidelberg LEITUNG Thorsten Schmidt KONTAKT Internationales Musikfestival Heidelberger Frühling, Friedrich-Ebert-Anlage 27, 69117 Heidelberg, Tel.: 06221 58400-00 (Information), 06221 58400-44 (Karten), E-Mail: [email protected], Internet: www.heidelberger-fruehling.de PREISE 8 bis 99 Euro DAS SOLLTEN SIE NICHT VERPASSEN Levit spielt Bachs „Goldberg-Variationen“ Eigentlich wollte Igor Levit die berühmten „Goldberg-Varia tionen“ niemals auf einem modernen Flügel aufführen. Doch der Heidelberger Frühling konnte ihn überzeugen, und so ist das berühmte Werk nun beim Festival erstmals von einem der eigenwilligsten Pianisten unserer Zeit zu hören. Übrigens: Im Dezember spielt Levit das Werk in New York – bei einem gemeinsamen Projekt mit der Performance-Künstlerin Marina Abramović. 12. April 2015, Stadthalle Heidelberg, 19.30 Uhr Fotos: Sven Hoppe Sabine Meyer spielt Mozart und Nikodijević TALENTE IM FOKUS: Die Festival Akademie ist inzwischen ein fester Bestandteil des Heidelberger Frühling, der nicht unerheblich zu seinem Renommee beiträgt. Etablierte Größen wie Thomas Hampson (oben) unterrichten die jungen Nachwuchsmusiker in einer offenen und konstruktiven Atmosphäre. „Arbeiten mit Mozart – Mozart, der Mitarbeiter“, so könnte man das Programm begreifen, das die Weltklasse-Klarinettistin Sabine Meyer und das Kammerorchester Basel präsentieren. Dabei erklingen als Rahmen der sinfonische Erstling des achtjährigen Wunderkindes, in dem Leopold Mozarts korrigierende Vaterfinger ihre Spuren hinterlassen haben, sowie seine berühmte g-Moll-Sinfonie. Aus den zahlreichen Arien, die Mozart aus Gefälligkeit oder gegen Bezahlung für Opern anderer Komponisten schrieb, hat Andreas Tarkmann einige ausgewählt und „stimmig“ für Klarinette bearbeitet. Hinzu kommt ein vom Heidelberger Frühling in Auftrag gegebenes Werk von Marko Nikodijević, in dem der Komponist elektronische Samples aus Werken Mozarts verwendet, die er kunstvoll mit Feldaufnahmen serbischer BegräbnisGesänge kombiniert. 22. März 2015, Stadthalle Heidelberg, 19.30 Uhr Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 1/2015 SCHWETZINGER SWR FESTSPIELE 15 MIT SHORTS INS MITTELALTER: das Vokalensemble Huelgas. SCHUMANN IN SCHWETZINGEN: Ein ganzes Wochenende widmen die Festspiele dem romantischen Komponisten, unter anderem mit der Geigerin Antje Weithaas. SCHWETZINGER SWR FESTSPIELE Im Westen viel Neues Fotos: Luk Van Eeckhout (Huelgas), Marco Borggreve (Weithaas) „Westwärts schweift der Blick …“ – unter diesem Motto machen sich die Schwetzinger SWR Festspiele auf die dritte Etappe ihrer konzertanten Reise durch den „Klangraum Europa“. Vokalwerke und Kammer musik stehen dabei ebenso auf dem Programm wie Irish Folk. Der Klavier-Kammermusik von Robert Schumann widmen die Festspiele ein ganzes Wochenende. „Es gibt kein großes Genie ohne einen Schuss Verrücktheit.“ Die Personifikation dieses aristotelischen Ausspruchs ist zweifelsohne der Komponist Robert Schumann. Lebenslang wurde er geplagt von Versagensängsten – und wer könnte es ihm verdenken? War er doch verheiratet mit einer begnadeten Pianistin, die internationale Erfolge feiern konnte, während man ihm hinter der Bühne mitleidig Geld zusteckte. Die eigene Klavierspieler-Karriere war zerstört, durch übermäßigen Ehrgeiz und eine schiefgelaufene Eigentherapie mit einer Streckvorrichtung, die eine hartnäckige Sehnenscheiden entzündung kurieren sollte und dabei mehrere Finger seiner rechten Hand nachhaltig ruinierte. Das Klavier war für Robert Schumann quasi der Inbegriff aller guten und schlechten Dinge, die ihm in seinem Leben widerfahren waren – und doch komponierte er die mit Abstand schönste Klavier-Kammermusik seiner Zeit. Die Schwetzinger SWR Festspiele widmen in diesem Jahr ein ganzes Wochen ende eben jenem Werk. Und da Schumanns kammermusikalisches Schaffen sich bisher unverständlicherweise noch keinen gleichberechtigten Platz in den Konzertsälen erstreiten konnte, ist die Einmaligkeit dieses Projektes umso bedeutsamer. Im Mittelpunkt steht die Geigerin Antje Weithaas, um die sich zahlreiche Solisten – allesamt Meister ihres Fachs – in den unterschiedlichsten Konstellationen scharen. Nicht nur Schumann-Begeisterte und -Kenner werden hier auf ihre Kosten kommen. In der Konzertreihe „Klangraum Europa“ heißt es 2015: „Westwärts schweift der Blick“ – zunächst einmal ins westlich von Schwetzingen gelegene Speyer. Dort werden zwei der weltweit besten Vokalgruppen ein abwechslungsreiches und 16 Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 1/2015 SCHWETZINGER SWR FESTSPIELE RICHTEN DEN BLICK NACH WESTEN: Der englische Chor Tenebrae und die Irish-Folk-Band Altan (unten). Iberischer Grenzgänger Hèctor Parra im Porträt spannungsvolles Repertoire zur Aufführung bringen. Das spanische Huelgas Ensemble befasst sich mit den Frühformen der Mehrstimmigkeit, genauer gesagt mit der französischen Chormusik des 10. bis 14. Jahrhunderts – einer von Pest und Krieg geprägten, wahrlich apokalyptischen Zeit. Tenebrae aus England wiederum stellen zwei Landsleute und deren Schaffen eina nder gegenüber: auf der einen Seite William Byrd, den bedeutenden Zeitgenossen William Shakespeares, und auf der anderen Seite Hubert Parry, den hierzulande immer noch viel zu wenig beachteten Meister des romantischen Vokalgesangs. Ein weiteres Highlight verspricht der Auftritt der Irish-FolkBand Altan zu werden – wenn der Wettergott sich gnädig zeigt, sogar in Form eines Open-Air-Konzerts. Jedenfalls dürfen sich die Besucher auf ein spannendes und in Schwetzingen nicht alltägliches Konzerterlebnis freuen, ist die Gruppe doch ein ebenso lebendiges wie wandlungsf ähiges Denkmal. Mit etwas Glück spielen sie sogar einen ihrer größten Erfolge, „Tommy Bhetty’s Waltz“, durch dessen Verwendung im oscarprämierten Film „Good Will Hunting“ Altan in den 1990erJahren der internationale Durchbruch gelang. Gleich mehrere Konzerte entführen das Publikum zu unseren unmittelbaren Nachbarn und damit in den Klangraum Frankreich. Capriccio Stravagante unter der Leitung von Skip Sempé geben Musik der Zeit Ludwigs des XIV. zum Besten. Sempé liefert sich zudem ein „Cembaloduell“ mit Olivier Fortin, bei dem nicht nur Werke von Jean-Baptiste Lully und Jean-Philippe Rameau, sondern auch von weniger bekannten Kompo- Fotos: Eric Richmond (Tenebrae), Manu Theobald (Parra) Der spanische Komponist Hèctor Parra steht dieses Jahr im Fokus des zeitgenössischen Programms. Sein Opernauftragswerk „Wilde“ wird dabei von dem spanischen Starregisseur und „enfant terrible“ der Opernwelt Calixto Bieito, der für seine provokanten Inszenierungen bekannt und berüchtigt ist, auf die Bühne gebracht. Der österreichische Dramatiker Händl Klaus verfasst bereits zum dritten Mal ein Libretto für Schwetzingen. Im Rahmen eines Komponistenporträts erhalten die Festivalbesucher darüber hinaus einen umfassenden Einblick in Parras musikalisches Schaffen. Wie bereits in den vergangenen Jahren ist der Komponist an diesem Tag anwesend und führt das Publikum in seine Werke ein. Am Vormittag präsentiert das ensemble recherche die Werke „Stress Tensor, Early Life“ sowie zwei Klaviertrios. Der mexikanische Pianist José Minor folgt am frühen Nachmittag mit Solostücken des Komponisten. Ein Konzert mit ganz besonderem visuellem Anreiz versprechen Séverine Ballon (Violoncello), Sisco Aparici (Percussion) und der Klangregisseur Thomas Goepfer vom IRCAM-Centre Pompidou in Paris. In der intimen Atmosphäre des Kammermusiksaals beschließt dieses Konzert mit Werken wie „Exploration of Light“ das Komponistenporträt am Abend. Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 1/2015 SCHWETZINGER SWR FESTSPIELE 17 SCHWETZINGER SWR FESTSPIELE Mit spannenden thematischen Schwerpunkten, Weltstars der klassischen Musikszene und vielversprechenden Nachwuchskünstlern gehen die Schwetzinger SWR Festspiele 2015 in ihre 64. Spielzeit. Die bewährte Festspieldramaturgie „Altes wiederentdecken, Neues wagen, dem Nachwuchs eine Chance“ zieht sich wie ein roter Faden durch das abwechslungsreiche Programm. TERMIN 25. April bis 30. Mai 2015 SPIELORTE Schwetzinger Schloss, Dom zu Speyer und Kirche St. Joseph, Speyer KAMMERMUSIKALISCHE LECKERBISSEN: Das französi- sche Ensemble Trio Wanderer (oben) und das Belcea Quartet. LEITUNG Gerold Hug, Dr. Marlene Weber-Schäfer, Georges Delnon, Eberhard Stett KONTAKT Schwetzinger SWR Festspiele gGmbH Hans-Bredow-Straße , 76530 Baden-Baden Ticketservice: 07221 300200 E-Mail: [email protected] Internet: www.schwetzinger-swr-festspiele.de PREISE 14 bis 175 Euro DAS SOLLTEN SIE NICHT VERPASSEN Schwetzinger Hofmusik-Akademie Die Königsdisziplin des kammermusikalischen Œuvres ist das Streichquartett, und auch hier wird bei den Schwetzinger Festspielen gen Westen geblickt: Das Belcea Quartet bringt neben Benjamin Britten auch Joseph Haydn und Johannes Brahms zu Gehör. Die Vertreter der deutschsprachigen Kunstmusik kann man ohne Weiteres auch dem Klangraum Westeuropa zurechnen, denn gerade Wien war bekanntlich zu fast allen Zeiten eine Art Schmelztiegel der europäischen Musiksphären. Die Schwetzinger SWR Festspiele enden alljährlich, und so auch in diesem Jahr, mit einem rauschenden Fest, in dessen Mittelpunkt eine musikalische Darbietung der besonderen Art steht: Seltsames geschieht dem Barockensemble Le Poème Harmonique in seinem Programm „Baroque Limelight“, als mitten im schönsten Musizieren ein Störenfried in Gestalt eines Pantomimen auftaucht, der nach und nach zum Mit- und Hauptakteur mutiert und die Musiker gehörig aus dem Konzept bringt. Zum Abschlussabend der Saison gehören außerdem ein festliches Menü, ein Feuerwerk mit Musik und etliche Überraschungen. Sie dürfen gespannt sein! ■ Eines der berühmtesten Orchester Europas im 18. Jahrhundert war die Mannheimer Hofkapelle des Kurfürsten Carl Theodor: Die exzellenten Musiker waren fast alle auch begabte Komponisten. Eine Auswahl der Werke dieser Künstler wird von jungen Musikstudenten bei einem einwöchi gen Workshop einstudiert und schließlich in einem abendfüllenden Konzert der Öffentlichkeit präsentiert. Angeleitet werden sie von hochkarätigen Experten, wie der Geigerin Midori Seiler oder dem Cellisten Jaap ter Linden. 23. Mai 2015, 19.30 Uhr, Rokokotheater Schwetzinger Schloss Tag der ARD-Preisträger Alljährlich treffen sich hunderte hochtalentierte Nach wuchsmusiker, um beim Internationalen Musikwett bewerb der ARD gegeneinander anzutreten. Die Preis träger des Jahres 2014 bekommen bei den Schwetzinger SWR Festspielen die Möglichkeit, ihr Können den kritischen Ohren des hiesigen Publikums zu präsentieren. 25. Mai 2015, 11 und 15 Uhr, Jagdsaal Schwetzinger Schloss Krassimira Stoyanova Die bulgarische Sopranistin Krassimira Stoyanova zählt zu den herausragenden Talenten ihrer Zunft. Man findet sie auf den ganz großen Opernbühnen dieser Welt, doch auch intime Liederabende gehören zu ihrer Kunst. Nachdem sie in der vergangenen Saison ihr Konzert wegen Krankheit absagen musste, gastiert sie in diesem Jahr mit einem Liedprogramm mit Werken von Tschaikowsky, Puccini, Berg und Rachmaninow in Schwetzingen. 26. April 2015, 19 Uhr, Rokokotheater Schwetzinger Schloss Fotos: Marco Borggreve (Trio Wanderer), Ronald Knapp (Belcea Quartet) nisten dargeboten werden. Den romantischen und impressionistischen Traditionen französischer Musik wird ebenfalls Rechnung getragen: In verschiedenen Konzerten intonieren das Trio Wanderer, der Geiger Renaud Capuçon sowie der Cellist Jean-Guihen Queyras Werke von Claude Debussy, Maurice Ravel, César Franck und Gabriel Fauré – und stellen diese in einen faszinierenden Kontrast zum Schaffen Ludwig van Beethovens und Franz Schuberts. Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 1/2015 HEIDELBERGER STÜCKEMARKT Fotos: Ricardo Ramirez Arreola 18 HEIDELBERGER STÜCKEMARKT WIR SIND ALLE AYOTZINAPA Der Stückemarkt richtet diesmal den Blick über den Ozean: Im Rahmen des Länderfokus präsentieren mexikanische Theatermacher die blühende Theaterlandschaft eines Landes, das vor großen Herausforderungen steht. Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 1/2015 HEIDELBERGER STÜCKEMARKT GRENZGÄNGER: Die Gruppe Teatro Línea de Sombra mit ihrer Produktion „Amarillo“ „A mi, este gobierno ya no me representa. ¿Y a tí?“ „Mich repräsentiert diese Regierung nicht mehr. Und dich?“ Fast 10.000 Kilometer, der Atlantische Ozean und ganz verschiedene Kulturgeschichten trennen Mexiko und Deutschland. Umso erstaunlicher, dass das deutsche Theater in Mexiko mit großem Interesse verfolgt wird. Aber was wissen wir umgekehrt in Deutschland über mexikanisches Theater? Außer einigen wenigen Gruppen, die bereits in Deutschland zu Gast waren, ist das mexikanische Theater im deutschsprachigen Raum weithin unbekannt. Dabei hat Mexiko eine sehr vielf ältige Theaterlandschaft, deren Spektrum von Sprechtheater-Inszenierungen europäischer Klassiker und zeitgenössischer mexikanischer Dramatik bis hin zu performativen, ortsspezifischen Projekten mit Immigranten reicht. Mexi kanische Theatermacher orientieren sich zum Teil an europäischen Theaterpraktiken, verfolgen aber auch ganz eigene ästhetische Ansätze. Gerade in einer Zeit des gesellschaftlichen Aufruhrs in Mexiko, ausgelöst durch den Mord an 43 Studenten in Ayotzinapa im letzten Herbst, sind künstlerische Auseinandersetzungen mit politischen Themen im mexikanischen Thea ter hochinteressant. So möchte der 32. Heidelberger Stückemarkt auch eine Plattform bieten für den Austausch über die Beziehung von Kunst und Politik auf der Folie der europäischen und mexikanischen Verhältnisse. In Mexiko stellt sich die Frage, in welcher Form Widerstand gegen den korrupten Staatsapparat, der eng mit dem organisierten Verbrechen verwoben ist, möglich ist. Das Theater kann dabei zum Ort des gemeinsamen politischen Auf begehrens werden – wenn etwa die Schauspieler nach einer Vorstellung zurück auf die Bühne kommen und zu rufen beginnen: „A mi, este gobierno ya no me representa. ¿Y a tí?“ – „Mich repräsentiert diese Regierung nicht mehr. Und dich?“, wie es bei den Vorstellungen beim nationalen mexikanischen Theaterfestival Muestra Nacional de Teatro geschah. Nach und nach standen alle Zuschauer im Saal auf, fielen laut in den Slogan ein und schafften damit ungewöhnliche Momente des kollektiven Protests. 19 Wie mexikanische Theatermacher aktuelle Themen auf der Bühne umsetzen, zeigt dieses Jahr der Heidelberger Stückemarkt. Seit 2001 präsentiert das Festival neben dem deutschsprachigen Programm auch Inszenierungen und Stücke aus einem Gastland. Mit Mexiko ist erstmals die Theaterszene eines Landes des amerikanischen Kontinents zu Gast bei Heidelbergs renommiertem Festival für Neue Dramatik. Bei der Suche nach interessanten Inszenierungen, Experten, Autorinnen und Autoren unterstützte die Kulturmittlerin Ilona Goyeneche aus Mexiko Stadt das Festivalteam. Ein Highlight des mexikanischen Programms: Die Inszenierung „Amarillo“ der Gruppe Teatro Línea de Sombra erzählt die Geschichte eines Mannes, der beim Versuch, aus Mex iko in die USA zu gelangen, spurlos verschwindet. Jedes Jahr nehmen Tausende desillusionierter Migranten in der Hoffnung auf ein besseres Leben in den USA die gef ährliche Reise durch Lateinamerika auf sich und versuchen auf abenteuerlichen Wegen den illegalen Grenzübertritt. Die Inszenierung rekonstruiert diese Reisen durch geografische und kulturelle Landschaften mithilfe von Videoprojektionen, zweisprachigen Monologen und originellem Requisiteneinsatz. „Amarillo“ beschäftigt sich mit Fragen individueller und nationaler Identität – eine lateinamerikanische Geschichte mit globaler Relevanz in einer Zeit, in der die Zahl der Flüchtlinge weltweit den höchsten Stand seit Ende des Zweiten Weltkrieges erreicht hat. Weitere Gastspiele aus Mexiko beschäftigen sich ebenfalls mit brisanten politischen Themen, aber auch mit ganz privaten Geschichten. Außerdem stellt der Stückemarkt neben den sieben deutschsprachigen Autoren, die im Autorenwettbewerb nominiert sind, drei mexikanische Autoren mit neuen Stücken vor. Neben Vorstellungen, Lesungen und Dis kussionen sollen natürlich auch die Festivalpartys nicht zu kurz kommen. Dieses Jahr wird beim Heidelberger Stückemarkt ganz sicher mit Tequila und Tacos zu mexikanischen Klängen gefeiert! ■ 20 Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 1/2015 HEIDELBERGER STÜCKEMARKT FRISCHE PERSPEKTIVEN: Der Stückemarkt ist ein Uraufführungsfestival. Insgesamt sind 15 neue Inszenierungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zu sehen – mit dabei: „Die lächerliche Finsternis“ vom Burgtheater Wien. HEIDELBERGER STÜCKEMARKT Der Heidelberger Stückemarkt bietet auch in seiner 32. Ausgabe wieder ein dichtes Programm zeitgenössischen Theaters. Mit aktuellen Inszenierungen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum präsentiert der Stückemarkt eine große Bandbreite an künstlerischen Handschriften, die das Gegenwartstheater prägen: neue, noch nicht aufgeführte Theaterstücke, gelesen von Schauspielern des Theaters Heidelberg. Theaterautoren von morgen stehen im Wettbewerb um den hochdotierten Autorenpreis sowie um weitere Preise zur Förderung des Dramatikernachwuchses. Außerdem im Programmm sind Künstlergespräche, Publikumsdiskussionen und Festivalpartys. Der Heidelberger Stückemarkt ist über den Austausch von Gastspielen mit anderen wichtigen Schauspiel-Festivals vernetzt: mit den Mülheimer Theatertagen NRW und den Autorentheatertagen des Deutschen Theaters Berlin. TERMIN 24. April bis 3. Mai 2015 SPIELORTE Marguerre-Saal, Alter Saal, Zwinger 1, Zwinger 3 und weitere Spielstätten LEITUNG Holger Schultze, Jürgen Popig (Künstlerische Leitung) Katja Herlemann (Produktionsleitung, künstlerische Mitarbeit) KONTAKT Theater und Orchester Heidelberg Theaterstraße 10, 69117 Heidelberg Kartentelefon: 06221 5820000, [email protected] www.heidelbergerstueckemarkt.de PREISE 13 bis 33 Euro, Festivalpass 130 oder 65 Euro DAS SOLLTEN SIE NICHT VERPASSEN These little town blues are melting away Die deutschsprachige Erstaufführung des Stücks, das 2014 den Internationalen Autorenpreis gewonnen hat, eröffnet den Heidelberger Stückemarkt 2015. Das Stück von Pipsa Lonka zeigt eine Dorfbevölkerung an der Ostsee, die ihr Zuhause verlassen muss, weil der Meeresspiegel bedrohlich steigt. Ein ungewöhnlich poetischer und humorvoller Kommentar zur Klimakatastrophe. Regie führt die aus Finnland stammende Cilla Back. 24. April 2015, 18.30 Uhr Kindertheater: Die Prinzessin und der Pjär Lisasophie und Pierre gehen in dieselbe Klasse, können sich aber nicht leiden. Und dann werden sie auch noch versehentlich eingeschlossen – im Mädchenklo! Doch in der Begegnung entdecken sie, dass beide unter dem Druck von Eltern und Schule leiden. Für „Die Prinzessin und der Pjär“ wurde die Au torin Milena Baisch mit dem KinderStückePreis der Mülheimer Theatertage 2014 ausgezeichnet. Ein Gastspiel des GRIPS-Thea ters Berlin in der Regie von Grete Pagan. Für alle ab 6! 30. April 2015, 11 Uhr Die lächerliche Finsternis Hauptfeldwebel Pellner und Gefreiter Dorsch fahren mit einem Patrouillenboot in die Regenwälder Afghanistans. Ihr Auftrag: Liquidierung eines durchgedrehten Oberstleutnants. Die Reise führt immer tiefer in eine wirr wuchernde Welt. Mit der Uraufführung „Die lächerliche Finsternis“ von Wolfram Lotz in der Regie von Dušan David Parísek kommt das Wiener Burgtheater nach Heidelberg! 25. April 2015, 20.30 Uhr Das vollständige Programm können Sie ab März unter www.heidelberger-stueckemarkt.de abrufen. Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 1/2015 SCHILLERTAGE OPEN! INTERNATIONALE SCHILLERTAGE Geschlossene Gesellschaft FÜR ALLE ! Offene und geschlossene Gesellschaften – mal sind es Orte, die Sehnsüchte wecken, dann wieder Räume, die Gefahren bergen. Mit diesem Thema befassen sich die 18. Internationalen Schillertage. Gastspiele, Koproduktionen und Eigenproduktionen des Mannheimer Nationaltheaters erkunden die Vieldeutigkeiten. Premiere. Ganz unterschiedliche Menschen warten vor den Türen in den Saal. Jung und Alt, manche haben sich fein gemacht, andere demonstrieren Lässigkeit in ihrer Kleidung – dazwischen ein paar Mitarbeiter des Theaters. Die einen wollen ihren Arbeitstag hinter sich lassen, schalten ihr Smartphone aus, andere diskutieren bereits, wie es wohl werden wird und was sie über die Inszenierung gehört haben. Bekannte werden begrüßt, man kennt sich. Kurz vor Beginn der Vorstellung kommen diejenigen, die gerade noch eine zurückgegebene Karte ergattert haben, in den Saal, leicht gehetzt, aber strahlend. Diejenigen, die schon sitzen, müssen aufstehen, um sie an ihre Plätze zu lassen. Die Türen gehen zu, ein paar Mitarbeiter schlüpfen noch herein, um die Premiere stehend mitzuerleben. Jetzt sind die Zuschauer unter 21 22 Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 1/2015 Die Festivals YEAH! sich, eine bunte Gemeinschaft unterschiedlicher Menschen, ein Publikum, das mit offenen Gesichtern das Stück von Schiller erwartet, und die neue Inszenierung – vielleicht ärgerlich, vielleicht herausfordernd, vielleicht erwartungsvoll. Der Theaterraum als geschlossene Gesellschaft, in der doch alles offen ist. Alles ist möglich. Geschlossene Gesellschaften können Sehnsuchtsorte sein, genau so, wie unsere offene Gesellschaft offenbar ein Sehnsuchtsort ist. Ein Ort, zu dem sich Menschen aufmachen, um rael oder in der kurdischen Befreiungsbewegung. Nur in der dann an den Grenzen Europas abgewiesen zu werden. Die Werbung der deutschen Bundeswehr hat sich dieses Bild 18. Internationalen Schillertage spüren in Klassiker-Inszenie- demokratiet auglich verdünnt: „Frauen können mental stärker rungen und Projekten solchen offenen und geschlossenen Ge- sein“, heißt es dort. Bezugspunkt dieser Aussage sind jedoch sellschaften nach: im Wald bei der Räuberbande, am Hofe die traditionellen Krieger, die Männer. beim Infanten und seinen Freunden. Die Bürgerbühne ist seit drei Spielzeiten fester Bestandteil des In einer großen Bürgerbühnenproduktion, die vor dem Hin- Nationaltheaters Mannheim – gegründet nach dem Bürgertergrund der „Jungfrau von Orleans“ spielt, entlockt die Re- bühnenmodell aus Dresden, das Miriam Tscholl leitet. Die gisseurin Miriam Tscholl weiblichen Expertinnen des Krieges Bürgerbühne öffnet das Theater für Akteure, die sonst meist ihre Geschichten aus einer „geschlossenen Gemeinschaft“. nicht dort zu finden sind: nicht professionelle Darsteller, die Gemeint ist die Armee. Das Projekt „besucht“ die russischen Erfahrungen und ihr Wissen aus ihrem Alltag und Leben in Partisaninnen des Zweiten Weltkriegs, die israelischen Zionis- die Inszenierungen hineinbringen, um sich Stoffe, Themen, tinnen, die für die Realisierung ihrer Idee gekämpft haben. Es und Ästhetiken anzueignen. Das Theater öffnet sich damit sucht nach Motivation und Sendung bei kurdischen, deut- wiederum der Gesellschaft auf eine andere Art und Weise als schen und amerikanischen Soldatinnen, fragt nach ihren Er- in seinen Inszenierungen von Stücken und Projekten. fahrungen von Gewalt, ihrem Dienst an der Waffe, der das Töten einschließt. „Nicht ausgeblendet werden Angst und Um gesellschaftliche Relevanz und um Schutzräume und geAlbträume, die der Krieg auslöst und hinterlässt. Und nicht schlossene Gesellschaften ging es übrigens auch in der Früh zuletzt ist die Rolle und Definition der Frau in einer so geschichte des Nationaltheaters, zu der die Schillertage mit genannten Männerwelt von Interesse, in der es, wie man weiß, dem Bezug auf den Dichter einen Bogen spannen. So ließ der nicht gerade zimperlich zugeht”, betont Dramaturg Hajo Kur- damalige Intendant, Wolfgang Heribert von Dalberg, als zenberger. Schillers „Räuber“ in Mannheim uraufgeführt wurden, die Handlung des Stückes ein paar Jahrhunderte in die Vergan„Die Jungfrau von Orleans“ stellt Fragen an die Gegenwart und genheit verlegen. Das klassische Mittelalter, diese „dunkle“ Vergangenheit, statt diese zu beantworten. Frauen an der Waffe Vergangenheit, so der Wille Dalbergs, sollte als Schutzzaun für gehören zum revolutionären oder nationalen Propaganda- die wilde, provozierende Story dienen. Arsenal, ob in der sowjetischen Ideologie des Zweiten Weltkriegs, in den Gründungsmythen des entstehenden Staates Is- Der Schauspieler Wilhelm Iffland setzte sich jedoch über die historisierende Inszenierung „frisch hinweg“ und rettete Schillers Intention, indem er als Franz Moor in zeitgenössischer Mode vor das Publikum trat: „Es ist jetzt Mode, Schnallen an den Beinkleidern zu tragen … Wir wollen uns ein Gewissen nach der neuesten Façon anmessen lassen.“ Iffland öffnete so die Inszenierung der damaligen Gegenwart und gab W OW ! !!! Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 1/2015 SCHILLERTAGE 23 dem Publikum unmittelbaren Einblick in die Zeit – mit Konsequenzen: Das Publikum geriet ob der skandalösen Handlung im geschlossenen Theatersaal derart ins Toben, dass Schiller noch in der Nacht über die Landesgrenzen flüchtete, weil er Konsequenzen vom fürstlichen Hof befürchtete. Die 18. Internationalen Schillertage sind dieser Art von Öffnung, dieser Art Gegenwart, aber auch dieser Art von künst lerischer Haltung zugewandt. Unter diesem Leitmotiv laden sie sowohl Gastspiele aus dem gesamten deutschsprachigen Raum als auch internationale Produktionen ein. „Die Räuber“ inszeniert der katalanische Regisseur Calixto Bieito am Nationaltheater Mannheim zur Eröffung. Der Klassiker Schiller, als offener und widersprüchlicher Geist. „Schließt den heilgen Zirkel dichter“ – und macht die Türen auf. ■ K ! R E L NÜL INTERNATIONALE SCHILLERTAGE Bereits zum 18. Mal widmet das Nationaltheater Mannheim seinem ersten Hausautoren Friedrich Schiller ein eigenes Festival. 2015 steht es unter dem Motto „Geschlossene Gesellschaft“. Vor dem Hintergrund von Schillers Freiheitsbegriff beschäftigt es sich mit räumlichen, sozialen und kulturellen Grenzen. Präsentiert werden Gastspiele herausragender Schiller-Inszenierungen aus In- und Ausland sowie Auftragsproduktionen internationaler Künstler. Neben Seminaren, Vorträgen und Diskussionen klingen die neun Festivaltage wieder mit den legendären Partys und Konzerten der Schill-Outs aus. WANN 12. bis 20. Juni 2015 SPIELORTE Nationaltheater Mannheim und um das Nationaltheater herum KONTAKT Nationaltheater Mannheim, Goetheplatz, 68161 Mannheim Tel.: 0621 1680-200 Fax: 0621 1680-457 E-Mail: [email protected] www.nationaltheater-mannheim.de, www.schillertage.de KÜNSTLERISCHE LEITUNG Burkhard C. Kosminski PROJEKTLEITUNG Holger Schulz PREISE 5 bis 40 Euro (Die genauen Preise entnehmen Sie bitte ab April den aktuellen Programmankündigungen zum Festival.) DAS SOLLTEN SIE NICHT VERPASSEN Die Räuber Karl Moor gründet eine Räuberbande im Wald, während sein jüngerer Bruder ihn um Erbe und Verlobte bringt. Der katala nische Ausnahmeregisseur Calixto Bieito, dessen „Don Karlos“Operninszenierung in Basel für Furore sorgte und dessen „Don Carlos“-Schauspielinszenierung 2011 Premiere bei den Schiller tagen hatte, inszeniert Schillers ungezähmtes Stück als Spiegel unserer Eigentumsverhältnisse. Wer sind hier die Räuber? Premiere: 12. Juni 2015, Schauspielhaus Die Jungfrau von Orleans – nach Friedrich Schiller und Texten von Soldatinnen aus aller Welt Bürgerbühne-Projekte leben von ihren authentischen Darstellern, den viel gepriesenen „Experten des Alltags“. Die weiblichen Experten des Krieges sind allerdings nicht alltäglich, man muss sie finden, zum Sprechen bringen, ihnen ihre besondere Geschichte entlocken. Das kann in Moskau, in Tel Aviv oder in Ludwigshafen sein. Daraus resultiert die besondere Dramaturgie und Ästhetik dieser Produktion. Frauen verschiedener Generationen befragen einander, machen sich ihr jeweiliges ( Video-)Bild von den Heldinnen von damals, den Opfern von heute oder den Siegerinnen von morgen. So verschieden wie die jeweilige Situation ist die jeweilige Motivation, für was oder gegen wen man in den Krieg zieht, nicht nur laut Johanna von Orleans, “der geist, der mich ergreift, der aus mir redet“. Premiere: 12. Juni 2015, Studio Schill-Outs Nicht zu verpassen: die legendären Konzert- und Partynächte im Festivalzentrum der Schillertage. Wer nach den Gastspielen aus dem In- und Ausland, den Eigen- und Koproduktionen, Stadtbespielungen, Diskussionen und Publikumsgesprächen noch in Feierlaune ist, kann hier bis tief in die Nacht hinein bei freiem Eintritt mit anderen Theaterfreunden und -machern feiern: Ob Rock, Soul, Funk oder elektronische Klänge – die Schill-Outs bieten für jeden Geschmack den passenden Sound! 12. bis 20. Juni 2015, ab 22.30 Uhr, Festivalzentrum 24 Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 1/2015 FESTIVAL DES DEUTSCHEN FILMS IDYLLE AM FLUSS: Nach den Vorstellungen können die Besucher den Blick auf Rhein und Mannheimer Waldpark genießen. FESTIVAL DES DEUTSCHEN FILMS >> Mitten drin im Die Ludwigshafener Parkinsel ist eigentlich ein ruhiger, etwas abgeschiedener Ort. Doch jedes Jahr im Sommer schlägt hier fast drei Wochen lang das Herz des deutschen Films. Dann tummelt sich alles, was im deutschen Film Rang und Namen hat, zwischen Kinozelten, Platanen und Kiesstrand. Und das Publikum ist begeistert: Mit 78.000 Besuchern hat sich das Festival zum zweitgrößten Besucherfestival nach der Berlinale entwickelt. Abgelegen von Stadt und Trubel liegt die Festivalinsel. Über einen langen Bogen durch Ludwigshafen fährt man mit dem Auto, zu Fuß führt der Weg erst ein Stück am Rhein entlang und dann über ein gewundenes Brückchen, das die Ludwigs hafener liebevoll „Schneckenudelbrück“ nennen. Nur so gelangt man auf die Parkinsel von Ludwigshafen am Rhein und stellt dort fest, dass sie gar nicht so abgelegen ist. Auf der einen Seite Ludwigshafen, auf der anderen Mannheim, im Rhein ziehen die Frachtschiffe vorbei und man selbst steht mitten drin. Im Juni, wenn das Festival des deutschen Films seine K inozelte auf baut, wird die Insel noch fantastischer. 19 Tage lang regiert das Kino – genauer gesagt der deutsche Film – auf der Insel. Inmitten der Idylle aus Zelten, Platanen, Kiesstrand, Liegestühlen, Sonne und Rhein wirken die deutschen Filmstars – wie Ulrich Tukur, Mario Adorf, Katja Riemann, Hannelore Elsner, Ulrich Matthes, Jan-Josef Liefers, Anna Loos oder Moritz Bleibtreu – fast wie unwirkliche Erscheinungen. Doch genau hier gelangen rund 78.000 Besucher mitten hinein in den deutschen Film und alles, was dazugehört. Jährlich rund 40 neue deutsche Filme sehen die Besucher in den zwei bestens ausgestatteten 1.200-Platz-Kinozelten. Das Festival ist dabei auch so etwas wie eine „Sneak Preview“. Denn nicht wenige der Filme, die auf der Insel im Juni zu sehen sind, laufen erst Monate später im Kino oder im Fernsehen. Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 1/2015 FESTIVAL DES DEUTSCHEN FILMS 25 KINO AUF DER INSEL: Das Festival des deutschen Films hat im Terminkalender der deutschen Film szene längst einen festen Platz erobert. Rund 78.000 Besucher tummeln sich jeden Sommer auf dem Festival, um die neuesten deutschen Filme zu sehen. Die deutsche Filmproduktion ist ergiebig und so steht das Fes- Inzwischen hat sich in der Branche herumgesprochen, dass da tivalteam um Direktor Dr. Michael Kötz jedes Jahr vor einer in Ludwigshafen jedes Jahr ein Filmfestival mit ganz besondeHerkulesaufgabe. „Wir schauen uns Jahr für Jahr die gesamte rem Flair und Charakter über die Bühne geht, und so zieht es deutsche Produktion an und formen ein von Jahr zu Jahr immer mehr deutsche Programm, das es möglichst in sich hat – Kinokünstler auf die Festivalinsel – immit leidenschaftlichen Geschichten und mer auch in der Hoffnung auf den bemit packender, häufig auch grandioser gehrten Filmkunstpreis. Bildsprache“, betont Kötz. Anders als im herkömmlichen Kino oder im F ernsehen Vor elf Jahren wurde dieser mit 50.000 können die Besucher direkt ihr FeedEuro dotierte Preis zum ersten Mal verback auf das Gesehene abgeben und mit geben und jährlich wieder sorgt eine unden Filmemachern ins Gespräch komabhängige Jury damit für einen neuen men: Im Anschluss an die Vorstellungen Akzent in der deutschen Filmlandschaft. finden Filmgespräche statt, eine EinrichDenn oft gehen großartige deutsche tung, die man sonst so nicht findet in Filme im Kino unglücklicherweise unter, Anna Loos & Deutschland. Und auch die Filme weil sie sich gegen die mit viel Geld aufJan-Josef Liefers macher, Schauspieler und Produzenten geplusterten Kinostarts anderer Filme sind von der Möglichkeit begeistert, sich nicht durchsetzen können. Darüber hindirekt mit ihrem Publikum auszutauschen. Und so schwärmen aus gibt es auch im Fernsehen Filme von außergewöhnlicher die Regisseure, Schauspieler und Produzenten von der „Magie Qualität, die die meisten Kinogänger verpassen, weil sie dem des Kinos“, dem „wunderbaren Publikum“ und der „Insel der Fernsehen eine solche cineastische Qualität gar nicht zutrauen. Inspiration“. „Dieses Festival steht für den deutschen Film, und davon und dafür leben wir!“ Fotos: Festival des deutschen Films/Ben Pakalski deutschen Film! << 26 Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 1/2015 FESTIVAL DES DEUTSCHEN FILMS Neben dem Filmkunstpreis für Regisseure würdigt das Festival des deutschen Films auch alljährlich die Schauspielkunst. Mit der Vergabe des Preises für Schauspielkunst wird in diesem Jahr zum elften Mal ein großartiger Künstler für seine herausragende Arbeit ausgezeichnet. „Der Preis für Schauspielkunst hat in den vergangenen Jahren viele g roßartige Darsteller auf das Filmfestival gelockt“, erklärt Michael Kötz. Die Liste der Gewinner liest sich wie ein „Who’s who“ des anspruchsvollen deutschen Films: Andrea Sawatzki, Bruno Ganz, Moritz Bleibtreu waren unter anderem dabei, beim zehnjährigen Jubiläum des Festivals im vergangenen Jahr wurden mit Anna Loos und Jan-Josef Liefers erstmals gleich zwei Mimen ausgezeichnet. „Dieses Festival steht für den deutschen Film, und davon und dafür leben wir!“, proklamierten die beiden in ihrer Dankesrede bei der Verleihung. Zusätzlich zu Filmkunst- und Schauspielkunstpreis wird der im letzten Jahr neu eingerichtete Medienkulturpreis von Ludwigshafen weitergeführt. Mit diesem Preis wird eine Redaktion ausgezeichnet, die einen außergewöhnlichen Fernsehfilm ermöglicht hat. Schlüsselkriterium für den Preis ist die cineastische Qualität, die sich eben nicht an Einschaltquoten festmachen lässt. Ebenfalls an die Akteure hinter den Kulissen richtet sich der Drehbuchpreis für Filmautoren, deren Kunst gerade in Deutschland chronisch unterschätzt wird. Und dann gibt es auf der Parkinsel alljährlich den mit 10.000 Euro dotieren Publikumspreis zu gewinnen. Apropos Publikum, letztlich sind es die Besucher, denen dieses Festival des deutschen Films wirklich gehört und die es so groß gemacht haben. Viele sind schon seit der ersten Ausgabe dabei, andere entdecken es neu. So hat sich das Festival des deutschen Films nach der Berlinale mittlerweile zum publikumsstärksten Festival deutschlandweit entwickelt. Größer ist es geworden, als es sich die Veranstalter je vorgestellt hatten. Und so werden sie auch wieder zum 11. Festival des deutschen Films kommen, die Schauspieler, Regisseure, Produzenten und natürlich die leidenschaft lichen Kinobesucher. Sie werden sich tummeln, zwischen Zelten, am Rheinstrand, unter den mächtigen Bäumen der Parkinsel und auf der Diskussionsbühne. Mittendrin im deutschen Film wird man wieder sein auf der Festivalinsel in Ludwigshafen – und zwischen den Vorstellungen im Liegestuhl am Kiesstrand liegen, einen Cocktail genießen und den vorbeiziehenden Schiffen nachschauen. ■ FESTIVAL DES DEUTSCHEN FILMS Das Festival des deutschen Films hat sich als Sommertreff der deutschen Filmszene etabliert, die die Kunst über den Kommerz stellt. Es sei „das schönste Filmfestival im Lande“, stellte die FAZ 2012 fest. Und zahlreiche Regisseure, Schauspieler, Produzenten und Filmjournalisten würden dies ebenso bestätigen wie die nunmehr rund 78.000 Besucher des Festivals. Nur neue deutsche Filme, die sich auch etwas trauen, die selbstbewusst auf ein intelligentes Publikum setzen – nur diese Filme sind auf der Festivalinsel im Rhein zu sehen. Neben den eigentlichen Preisen des Festivals, wie dem Filmkunstpreis, dem Publikumspreis und einer hoch dotierten Verleihförderung fürs reguläre Kino, gibt es den Drehbuchpreis sowie den Medienkulturpreis zu gewinnen, der all jene belohnen will, die auch im deutschen Fernsehen Qualität vor Einschaltquote stellen. WANN 17. Juni bis 05. Juli 2015 SPIELORTE Parkinsel in Ludwigshafen am Rhein LEITUNG Dr. Michael Kötz PROGRAMM Daniela Kötz KONTAKT Festival des deutschen Films, Collini-Center, Galerie Tel.: 0621 102943, E-Mail: [email protected], Internet: www.fflu.de PREISE ab 9,50 € DAS SOLLTEN SIE NICHT VERPASSEN Festliche Eröffnung Traditionell startet das Festival mit einem cineastischen Highlight – der Premiere eines besonders gelungenen Eröffnungsfilms. Mit dabei an diesem Abend sind natürlich Regie, Produktion und die Schauspieler des Films. 17. Juni 2015, Ludwigshafen Parkinsel Preis für Schauspielkunst Das Festival des deutschen Films würdigt alljährlich auch darstellerische Bestleistungen mit seinem mittlerweile namhaften „Preis für Schau spielkunst“. Zu den Preisträgern der vergangenen Jahre gehörten Hanna Schygulla, Klaus Maria Brandauer, Katja Riemann, Nina Hoss, Devid Striesow, Hannelore Elsner, Moritz Bleibtreu, Andrea Sawatzki, Sandra Hüller, Otto Sander, Bruno Ganz, Jan-Josef Liefers und Anna Loos. Datum und Uhrzeit entnehmen Sie bitte dem Programm. Abschlussabend mit Preisverleihung Alle Preise, dotiert mit insgesamt 60.000 €, werden an die besten Filme im Wettbewerb verliehen, entschieden durch eine unabhängige Fachjury. Nach der feierlichen Verleihung folgt die Abschlussparty, die erfahrungsgemäß erst dann vorbei ist, wenn auf der gegenüberliegenden Rheinseite in Mannheim schon wieder die ersten Lichter angehen. 05. Juli 2015, Ludwigshafen Parkinsel Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 1/2015 HEIDELBERGER LITERATURTAGE 27 H EIDELBERGER LITERATURTAGE Die Unabhängigen BIBLIOPHILE KUNST: Studenten bei der künstlerischen Buchgestaltung auf der Leipziger Buchmesse Der berühmte Verleger Kurt Wolff schrieb einmal in einer kleinen Bemerkung zum Büchermachen, dass Autoren sich gern Menschen anvertrauten, von denen sie sich verstanden fühlten – von individuellen Verlegern, die keine Massenware produzieren oder dem Publikumsgeschmack dienerisch hinterherlaufen. „Der Verleger“, so Kurt Wolff, „ist nicht anonym, sondern synonym mit seiner Tätigkeit.“ Man mag das für einen hehren, zugleich ein wenig anachronistischen Anspruch halten. Große Konzerne – zumal in den USA – prägen das Geschäft, werfen lauthals Bestseller auf den Markt, die auf den Präsentiertischen der Buchkaufhäuser die leisen, weniger auflagenstarken Bände zu erdrücken drohen.Wer könnte in diesen Gemischtwarenverlagen ernsthaft davon sprechen, dass ein Verleger synonym sei mit seiner Tätigkeit? Foto: Leipziger Messe GmbH/Tom Schulze Stiftung In den Nischen des Buchmarkts lassen kleine unabhängige Verlage mit anspruchs vollem Programm aufhorchen. Gefördert werden sie von der Kurt Wolff Stiftung. Die Heidelberger Literaturtage bieten den Independents eine Plattform. 28 Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 1/2015 HEIDELBERGER LITERATURTAGE Inzwischen geraten allerdings auch die mächtigen Verlagshäuser unter Druck. Der elektronische Vertrieb – allen voran die Riesenkrake Amazon – lenkt nicht nur die Aufmerksamkeit des Publikums, sondern diktiert auch Preise. Und Amazon möchte selbst zum Megaverlag werden. Wir befinden uns mitten in einem Wandel, dessen Folgen noch unabsehbar sind. Umso überraschender, inspirierender und ermutigender ist deshalb ein Blick in die Nischen und Randgebiete des Buchmarkts. Auch dank Buchpreisbindung und einer noch immer einigermaßen stabilen Buchhandels-Infrastruktur existieren hierzulande kleine, unabhängige Verlage nicht nur, sie gedeihen sogar. Manche Neugründung hat in den letzten Jahren aufhorchen lassen, in den Feuilletons geraten – trotz Buchpreisgetöse und begrenzterer Spielräume – immer wieder die Bücher aus kleinen Verlagen ins Rampenlicht: ob sie exquisiten Lyrikverlagen wie kookbooks oder luxbooks zu verdanken sind, ob sie von enthusiastischen Jungverlegern wie Matthias Rötzer von Matthes & Seitz Berlin oder Viola Eckelt und Axel von Ernst vom Lilienfeld Verlag gedruckt werden oder von etablierten, durchaus schwergewichtigen Verlagen wie Wagenbach oder Wunderhorn, die sich über Jahrzehnte ihren exzellenten Ruf erworben haben und den Jungen als Vorbilder dienen. Die Kurt Wolff Stiftung, im Jahr 2000 nicht zuletzt auf Initiative des Wunderhorn-Verlegers Manfred Metzner und weiterer unabhängiger Verleger mit dem damaligen, verlagsaffinen Kulturstaatsminister Michael Naumann gegründet und befördert, ist eine Fürsprecherin der Unabhängigen: Die Stiftung trommelt lautstark für die Interessen der Independents, gibt jährlich den Verlagskatalog „Es geht um das Buch“ heraus, stellt sich regelmäßig an der Basis vor – bei Auszubildenden im Buchhandel -, organisiert internationale Messeauftritte und vergibt einen Hauptpreis mit 26.000 Euro und einen Förderpreis mit 5.000 Euro für unabhängige Verlage, deren Arbeit unterstützt und ins beste Licht gerückt werden soll. In diesem Jahr erhält den Hauptpreis der Berliner Berenberg Verlag, der ein wunderbares Programm mit bibliophil gestalteten essayistischen und kulturwissenschaftlichen Werken sowie zeitgenössischer Lyrik präsentiert. Verliehen wird der Preis jedes Jahr auf der Leipziger Buchmesse, die seit Gründung der Kurt Wolff Stiftung ein enger Verbündeter der Stiftung ist. „Es war von Anfang an klar“, sagt der Heidelberger Verleger Manfred Metzner, „dass die Stiftung in Leipzig angesiedelt werden sollte.“ Und das nicht nur, weil Kurt Wolff einst seinen ersten Verlag in der Messestadt gegründet hat.Vielmehr rannten die Initiatoren bei Oliver Zille, dem Direktor der Leipziger Buchmesse, offene Türen ein. Und auch auf der Frankfurter Buchmesse wird das kreative Potenzial der Independent Publishers inzwischen genutzt und großzügig unterstützt. „Leipzig war für uns aber die Initialzündung“, betont Metzner. „Dort ATTRAKTION: Am Stand der Stiftung Buchkunst auf der Leipziger Buchmesse 2014 herrscht großer Andrang. spürten wir von Anfang an einen richtigen Enthusias mus.“ Inzwischen haben die Unabhängigen in Halle 5 eine eigene Plattform, ein Forum, das Veranstaltungen, Podiumsdiskussionen und natürlich die Verleihung des Kurt Wolff Preises präsentiert. Die Stiftung ist eine Erfolgsgeschichte. Und ihr Vorsitzender Stefan Weidle und seine Mitstreiter haben erst kürzlich einen weiteren Durchbruch geschafft:Ab 2015 gibt es den Deutschen Buchhandlungspreis, der mit insgesamt einer Million Euro jährlich ausgestattet ist und von der Kulturstaatsministerin ausgelobt wird. Die Preise gehen in Form von Prämien in unterschiedlicher Höhe an kleinere, i nhabergeführte Buchhandlungen, die sich durch innovative Geschäftsmodelle, besondere Lese- und Literaturförderung oder kulturelle Veranstaltungen auszeichnen. An weiteren Projekten wird mitgearbeitet. So soll es bald eine Indiebook-Plattform für Verlage und Buchhandlungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz geben. Nicht alles aber ist Gold, was in den letzten Jahren ein wenig heller glänzt als vielleicht in den Jahren zuvor: Natürlich geraten auch die kleinen Verlage in den Strudel der Veränderungen auf dem Buchmarkt. Unabhängige Buchhandlungen werden geschlossen, in den Filialen der großen Buchhandelsketten sind die Independents kaum vertreten, die Onlinebuchhändler scheren sich wenig um deren Belange. Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 1/2015 HEIDELBERGER LITERATURTAGE 29 Foto: Leipziger Messe GmbH/Tom Schulze Stiftung HEIDELBERGER LITERATURTAGE Seit 1994 präsentieren die Heidelberger Literaturtage in jedem Früh sommer ein spannendes und hochkarätiges Programm aus Lesungen, Gesprächen und Diskussionen. Außerdem stellen sich im Spiegelzelt Buchhandlungen, Verlage und Kultureinrichtungen vor. Rund 380 Autoren, Wissenschaftler und Musiker aus mehr als 25 Ländern waren bereits zu Besuch im Zelt. Seit 2006 gibt es eine Schreibwerkstatt für Kinder und seit 2007 alle zwei Jahre einen „Tag der maghrebinischen Literatur“, der 2015 zum fünften Mal stattfindet. TERMIN 24. bis 28. Juni 2015 SPIELORT Spiegelzelt auf dem Universitätsplatz, Heidelberg LEITUNG Manfred Metzner, Franziska Schaub KONTAKT Arbeitsgemeinschaft Heidelberger Literaturtage Katharina Schönebeck c/o Kulturamt der Stadt Heidelberg Haspelgasse 12, 69117 Heidelberg Tel.: 06221 58-33020, Fax: 06221 58-33490 E-Mail: [email protected] Internet: www.heidelberger-literaturtage.de PREISE 7 bis 12 Euro DAS SOLLTEN SIE NICHT VERPASSEN Festivaleröffnung mit Poetikdozent Lutz Seiler Für sein Romandebüt „Kruso“ wurde Lutz Seiler im vergangenen Jahr mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet. Am Eröffnungsabend der Literaturtage liest er nun im Spiegelzelt auf dem Heidel berger Uniplatz. Die Lesung ist gleichzeitig der Abschluss der Heidelberger Poetikdozentur, die Lutz Seiler in diesem Jahr antritt. 24. Juni 2015, 20 Uhr, Spiegelzelt auf dem Universitätsplatz Heidelberg Bereits zum fünften Mal steht der Maghreb im Fokus der Literaturtage. Bei drei Veranstaltungen können sich die Literaturtage-Besucher davon überzeugen, dass die Länder des Maghreb zu den produktivsten Regionen der französischen Literatur gehören. 26. Juni 2015, Spiegelzelt auf dem Universitätsplatz Heidelberg Lesung mit Meena Kandasamy (Indien) „Gedichte wie ein Wirbelsturm“, titelte die Neue Zürcher Zeitung. Mit ihrem Lyrik-Debüt „Fräulein Militanz“ hat Meena Kandasamy Furore gemacht. Zudem ist die junge indische Dichterin eine pro minente Kämpferin für die Rechte der Frauen in Indien. Moderiert wird die Veranstaltung von der Berliner Literaturkritikerin Claudia Kramatschek. 27. Juni 2015, 18 Uhr, Spiegelzelt auf dem Universitätsplatz Heidelberg Foto: Jürgen Bauer (Lutz Seiler), Manfred Metzner (Meena Kandasamy) Tag der maghrebinischen Literatur Und doch gibt es genug waghalsige Verleger, die trotz der Krisenszenarien weitermachen oder neu anfangen, sich ihre Nischen suchen, Freude am Büchermachen ausstrahlen, die eigensinnige und innige Arbeit mit den Autoren im Sinne Kurt Wolffs als Gewinn betrachten – und nicht wie die Konzerne vorzugsweise Profit oder Gewinnmargen im Blick haben. Es muss einem – so die Buchpreisbindung bestehen bleibt und die Öffentlichkeit den Wert dieser in der Welt einmaligen Verlagslandschaft zu schätzen weiß – deshalb nicht allzu bange sein um die Zukunft. Schon gar nicht, wenn es begeisterte Verleger wie Manfred Metzner gibt, der als Mitorganisator der Heidelberger Literaturtage ein Auge darauf hat, dass auch im Lesezelt auf dem Uniplatz unabhängigen Verlagen immer wieder Raum gegeben wird. ■ 30 Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 1/2015 HEIDELBERGER SCHLOSSFESTSPIELE HEIDELBERGER SCHLOSSFESTSPIELE TANZ IM TURM Eine aufregende Mischung aus zeitgenössischem Tanz und Akrobatik zeigt die Dance Company von Nanine Linning bei den Heidelberger Schlossfestspielen. Zum ersten Mal tritt das Tanzensemble vor der Kulisse der romantischen Ruine auf. Im Dicken Turm wird das Stück „Penumbra“ der beiden Gastchoreografen Florian Patschovsky und Tim Behren aufgeführt. Über die Dächer von Heidelbergs Altstadt folgt der Blick dem Neckar bis zum Horizont. Allein schon wegen dieser Kulisse bieten Vorstellungen im Dicken Turm des Schlosses ein ganz besonderes Open-Air-Erlebnis. So sieht es auch die Heidel berger Tanzchefin Nanine Linning: „Der Dicke Turm ist ein beeindruckender, ein wunderschöner Ort“, sagt die niederländische Choreografin. „Doch gleichzeitig stellt er sowohl durch seine kraftvolle Präsenz als auch durch seine räumlichen Gegebenheiten eine Herausforderung dar – vor allem für die Tanzkunst.“ Tim Behren und Florian Patschovsky Foto: Jasper Diekamp „Auch das Fragile zu erfassen, das zwischen den einzelnen akrobatischen Bewegungen liegt, macht für uns einen großen Reiz aus.“ Tim Behren und Florian Patschovsky, Letzterer in Heidelberg aufgewachsen, haben diese Herausforderung gern angenommen und damit dafür gesorgt, dass erstmals unter der Intendanz von Holger Schultze die Tanzsparte im Festivalprogramm vertreten ist. Entwickelt haben die beiden ein Crossover-Projekt, das zeitgenössischen Tanz mit Akrobatik verbindet. Zirkus trifft Theater sozusagen. Das Choreografenduo beruft sich dabei auf die Schule des Neuen Zirkus. Er ersetzt die Manege durch die Bühne: Statt Nummernrevuen, Sensationen und Amüsement gibt es ein dramaturgisches Konzept. Akrobatik, Artistik und Clownerie verschmelzen mit Schauspiel, Tanz, Bildender Kunst oder den neuen Medien. Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 1/2015 HEIDELBERGER SCHLOSSFESTSPIELE 31 „Der Dicke Turm ist gleichzeitig ein beeindruckender Ort und eine Herausforderung.“ Foto: Katharina Simmert Nanine Linning „Penumbra“ – der „Halbschatten“ – meint weniger die romantisch anmutenden Verhältnisse der Freilichtaufführung im Sonnenuntergang als das Zwielichtige, das Uneindeutige und Doppelbödige, wie es die Geschichte der als Spielort genutzten Ruine mit sich bringt. Ein thematisches Spannungsfeld, das die Tanzproduktion umreißt. Nicht die Heidelberger Romantik im Sinne eines Achim von Arnim oder Clemens Brentano dient als Inspirationsquelle für die choreografische Arbeit, sondern die düstere, jenseitigere und fantastischere Seite der Kunst jener Zeit. Es ist diese dunkle Seite der Romantik, die sogenannte „Schwarze Romantik“, die durch die Thematisierung alter, verwunschener oder der Zeit enthobener Gemäuer, einer Auflösung der Realität zwischen Traum und Albtraum und sich fantastisch wandelnder Körper charakterisiert ist. Sie bildet den Ausgangspunkt für „Penumbra“. Auch Patschovsky und Behren kommen ursprünglich aus der funkelnden Welt der Manege. Sie lernten ihr Metier an der renommierten Ecole Supérieure des Arts du Cirque in Brüssel. Nach ihrer Ausbildung gründeten sie das Label „Overhead Projekt“, das mittlerweile in Köln beheimatet ist. Bald hagelte es Preise, auf die wiederum Einladungen im In- und Ausland Das Motiv des Doppelgängers etwa, das unter anderen in folgten. In Heidelberg gastierten die beiden bereits während E. T. A. Hoffmanns Roman „Die Elixiere des Teufels“ seine der Tanzbiennale 2014 als Mitglieder der Kompanie „Head- gespenstisch-geheimnisvolle Ausprägung findet, dient BehFeedHands“ mit der Produktion „Alle 4 Minuten“. ren und Patschovsky als Quelle der Inspiration, um eine außerg ewöhnliche Bewegungssprache gemeinsam mit den Die Akrobatik fasziniert die ehemaligen Zirkuskünstler noch Tänzerinnen und Tänzern der Kompanie zu entwickeln. Die immer, auch wenn ihr Verständnis von Körperlichkeit und Äs- schaurig-faszinierenden Motive und Stoffe der Romantik thetik mittlerweile stark von den Erfahrungen mit dem zeitge- werden für ein atmosphärisch dichtes Spiel genutzt. Die genössischen Tanz geprägt ist. „Im Probenprozess betrachten wir gensätzlichen Facetten des Spielorts changieren zwischen die akrobatische Arbeit als ein spezielles Denken mit dem Kör- Ferne und Nähe, Enge und Weite, Tiefe und Höhe, Verganper“, erklären die beiden Choreografen. „Auch das Fragile zu genheit und Gegenwart. Bedeutungen überlagern und vererfassen, das zwischen den einzelnen akrobatischen Bewegun- schieben sich. › gen liegt, macht für uns einen großen Reiz aus. Hier liegen für uns versteckte Momente der intimen Kommunikation der Körper verborgen.“ Wenn dann Tanz und Akrobatik, zwei Genres der Körperkunst, aufeinanderstoßen, wie jetzt bei der Choreografie „Penumbra“ für die Heidelberger Schlossfestspiele, sei das eine spannende Herausforderung und ästhetisch wirkungsvoll. 32 Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 1/2015 HEIDELBERGER SCHLOSSFESTSPIELE Foto: Annemone Taake Nanine Linning freut sich auf die Kooperation: „Meinen Tänzern biete ich durch die Arbeit mit Gastchoreografen gern die Gelegenheit, andere Arbeitsweisen und choreografische Handschriften kennenzulernen.“ Durch ihr akrobatisches Know-how und ihr Interesse am zeitgenössischen Tanz seien Tim Behren und Florian Patschovsky prädestiniert, eine doppelte Aufgabe zu meistern – den Tänzern ein bisher ungewohntes Bewegungsvokabular zu vermitteln und deren körperliche Ausdrucksmöglichkeiten zu erweitern. „Und d iese akrobatischen Fähigkeiten helfen natürlich auch hinsichtlich der recht begrenzten Tanzfläche im Dicken Turm“, betont Nanine Linning und deutet auch gleich an, in welche Richtung sich das Stück räumlich entwickeln könnte. „Nach oben hin beispielsweise ist der Raum ja offen.“ ■ AKROBATIK MEETS TANZ: Proben zur Produktion „Penumbra“, die bei den Schlossfestspielen zu sehen sein wird. HEIDELBERGER SCHLOSSFESTSPIELE Die schönsten Bühnen der Stadt öffnen sich wieder im Sommer auf dem Heidelberger Schloss. Diesmal wird der Schlosshof zur Kulisse für William Shakespeares unsterbliche Tragödie „Romeo und Julia“. Sie entführt uns in ein Verona, das es so wahrscheinlich nie gegeben hat. Im Englischen Bau hingegen wird die schöne Rapunzel gefangen gehalten und im Dicken Turm tanzt die Dance Company Nanine Linning/ Theater Heidelberg. Eine Wiederaufnahme feiert das Musical „My Fair Lady“ für alle, die es noch nicht gesehen haben oder die es noch einmal sehen möchten. Und der Schlosshof wird wieder zum Konzertsaal unter freiem Himmel für eine ganze Reihe stimmungsvoller Konzerte. TERMIN 24. Juni bis 2. August 2015 SPIELORT Schloss Heidelberg LEITUNG Holger Schultze (Intendant) KONTAKT Theater & Orchester der Stadt Heidelberg, Theaterstraße 10, 69117 Heidelberg, Tel.: 06221 58-20000 (Kasse) E-Mail: [email protected], www.heidelberger-schlossfestspiele.de PREISE 8 bis 56 Euro Die genauen Preise entnehmen Sie bitte den aktuellen Programmankündigungen zu den Festspielen. DAS SOLLTEN SIE NICHT VERPASSEN Romeo und Julia Ein Mann, eine Frau, die größte Liebesgeschichte der Welt. An einem Sonntag lernen sie einander kennen, fünf Tage später bringen sie sich um – aber dazwischen erleben Romeo und Julia die aufregendste, schmerzhafteste, wunderschönste Zeit ihres Lebens. Von der berühmten Balkonszene über Duelle, Gift und Täuschung bis zum bitteren Ende und darüber hinaus: „Es war die Nachtigall und nicht die Lerche!“ ab 27. Juni 2015, Schlosshof, Heidelberger Schloss Rapunzel geht los! Die Zauberin Marulla kann alles herbeizaubern, was sie möchte, nur kein Kind. Da kommt ihr der Dieb Kuno in ihrem Garten gerade recht. Kuno möchte Salat für seine schwangere Frau haben. Er schließt mit Marulla einen Pakt – so kommt er zu seinem Salat und sie zu seinem Kind. Sie nennt es Rapunzel und sperrt es in einen Turm, um sicher zu gehen, dass es für immer bei ihr bleibt. Aber eines Tages entdeckt ein Prinz den Turm. Ob der Spruch „Rapunzel, lass mir dein Haar herunter“ ihn zu dem Mädchen im Turm bringen kann? ab 24. Juni 2015, Englischer Bau, Heidelberger Schloss My Fair Lady „Die Sprache macht den Menschen“, sagt Prof. Higgins, nicht Reichtum, Kleidung und Beruf. Und er wettet, mittels Sprechunterricht aus dem Blumenmädchen Eliza eine Prinzessin zu machen. Ein Experiment beginnt, in dem Higgins unversehens selbst zum Probanden wird, sieht der eingefleischte Jung geselle sich doch statt eines Versuchsobjekts einer lebendigen Frau gegenüber – mit vehementem Eigenwillen und durchaus imstande, ihm sein Herz zu rauben … Eine herzerfrischende Mischung aus Gesellschaftskritik, Geschlechterkampf, Sprachglosse, Liebesgeschichte und einer hinreißenden Musik. ab 09. Juli 2015, Schlosshof, Heidelberger Schloss Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 1/2015 INTERNATIONALES STRASSENTHEATERFESTIVAL LUDWIGSHAFEN INTERNATIONALES STRASSENTHEATERFESTIVAL LUDWIGSHAFEN Mit einem gigantischen Kamel im Gepäck gastiert die französische Compagnie „Paris Bénarès“ beim Internationalen Straßenthea terfestival Ludwigshafen. Ihre Produktion „Chamôh“ hält die Zeit für einen kurzen Moment an und nimmt das Publikum mit auf eine fantastische Reise. 33 EIN KAMEL AUF REISEN Bei Chamôh handelt es sich allerdings nicht um einen Menschen. Chamôh ist vielmehr ein riesiges Kamel: vier Meter hoch, sechs Meter lang und zwei Tonnen schwer – überdimensional, aber dennoch anmutig und täuschend echt. Wie in Zeitlupe setzt es einen Huf vor den anderen und zermalmt ein paar Heuhalme zwischen seinen Kiefern. Mit Augsburger Puppenkiste hat diese XXL-Marionette zwar nur wenig gemein, doch wie die Kollegen aus der Fuggerstadt erwacht auch Chamôh erst durch Menschenhand zum Leben. Allerdings genügen beim Riesenkamel keine Stöcke und Fäden, vielmehr ist es eine beeindruckende, vor den Zuschauern gut verborgene Maschinerie aus Rädern, Kränen und Seilen, denen das Tier seine gemächlichen Bewegungen verdankt. Fotos: J. Retru/Paris Bénarès Mit jedem Wimpernschlag von Chamôh steht die Zeit für einen Moment still: Ein kurzer Augenblick, der die Hektik und die Banalität des Alltags in Vergessenheit geraten lässt. Chamôh hat große, gütige Augen und blondes, verstrubbeltes Haar und ist der Held des gleichnamigen Stückes, mit dem die französische Compagnie „Paris Bénarès“ aktuell durch die Straßen zieht. „Unsere Aufführungen dauern nur wenige Minuten und sind trotzdem wie eine ganze Reise, mit der wir das Publikum aus dem Alltag entführen wollen“, erklärt der künstlerische Leiter Patrice Verquère das Konzept. 34 Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 1/2015 INTERNATIONALES STRASSENTHEATERFESTIVAL LUDWIGSHAFEN Fotos: J. Retru/Paris Bénarès KEINE ANGST! Trotz seiner riesigen Maße ist das Kamel Châmot völlig harmlos und zu traulich und sorgt in der Interaktion mit dem Publikum für poetische Momente. „Vor allem, wenn Kinder Chamôh streicheln wollen, sind sie oft verwirrt, weil er so lebendig wirkt“, erzählt Verquère und lacht. „Doch auch Erwachsene lassen sich auf das Stück gerne ein und wollen bereitwillig glauben, was sie sehen.“ Sogar für den Schöpfer des Kamels selbst ist Chamôh längst mehr als nur eine Konstruktion aus Holz, Eisen, Leder und Fell: „Mittlerweile ist er ein richtiges Mitglied der Compagnie.“ Kein Wunder – bereits seit 2011 erzählt „Paris Bénarès“ die Geschichte des Kamels, das gemeinsam mit dem verschlafenen Clown Pif aus dem Wanderzirkus „Bombay Circus of the So leil“ Reißaus genommen hat. Während die beiden umherstreifen und versuchen, miteinander klarzukommen, entwickelt sich eine ganz besondere Beziehung zwischen ihnen und die Frage: Wer dressiert hier eigentlich wen? Team aus Technikern und Komödianten daran gearbeitet – und „Chamôh!“ wird weiterhin stetig verbessert: „Ein gutes Stück besteht aus einer kreativen Idee, präziser Umsetzung und Spaß am Aufführen“, fasst Verquère zusammen und fügt hinzu: „Beim Straßentheater muss man sich ständig neu erfinden.“ Verquère spricht aus Erfahrung: Bevor er „Paris Bénarès“ ins Leben gerufen hat, war er bereits zehn Jahre lang mit einer anderen Truppe unterwegs. Die Herausforderungen des Straßenfigurentheaters – Unsicherheit, Wetterkapriolen, monatelange Reisen – kennt er nur zu gut, doch er nimmt sie gerne in Kauf: „Die Freiheit, sich ausdrücken und seine Vorstellungen verwirklichen zu können, ist für mich das Schönste am Straßentheater!“, schwärmt der kreative Kopf von „Paris Bénarès“. „Außerdem erreichen wir mit unseren Stücken die unterschiedlichsten Menschen – auch Im echten Leben hält jedenfalls Patrice Verquère die Fäden in jene, die normalerweise nicht mit Theater in Berührung komder Hand. Er hat die Compagnie vor sechs Jahren gegründet. men.“ Die Gruppe sei bewusst nicht in den großen MetropoBenannt hat er sie nach seiner Heimat Paris und nach Benares, len unterwegs, sondern lasse Monsieur Pif und Chamôh mit einer Stadt im Norden Indiens: „Dieser Ort hat mich sehr ge- dem Publikum gerade nicht ganz so riesiger Städte auf Reisen prägt, ich habe mich dort gefühlt wie im Film“, erinnert sich gehen. So nah kommen die beiden Figuren den Zuschauern Verquère. „Das Gefühl wollte ich mit anderen teilen.“ Auch dabei, dass zwischen dem Clown und einer Zuschauerin sogar deswegen klingt „Chamôh!“ nach Orient, nach rhythmischen die Funken sprühen … Trommeln, meditativem Gesang und traditionellen indischen Instrumenten: „Diese Musik ist meist sanft und poetisch, sie Wem Chamôh in Ludwigshafen sein Herz schenken wird? Und passt perfekt zu unserem Stück.“ ob den französischen Figurenkünstlern der Kurztrip mit dem Metropolregion-Publikum gelingt? Verquère ist guter Dinge: Bis aus der ersten Idee eine 45-minütige Reise durch die Stra- „Die Deutschen sind immer sehr emotional dabei, sie klatschen ßen Europas geworden ist, wurden unzählige Skizzen ge- und lachen viel.“ Viel wichtiger als der Applaus sei es aber für zeichnet, Mechanismen entworfen und Konstruktionen getes- „Paris Bénarès“, die Zuschauer zu berühren und sie für ein paar tet. Eineinhalb Jahre hat Verquère mit seinem zehnköpfigen Augenblicke auf Reisen zu schicken: Bon voyage! ■ Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 1/2015 INTERNATIONALES STRASSENTHEATERFESTIVAL LUDWIGSHAFEN 35 INTERNATIONALES STRASSENTHEATERFESTIVAL LUDWIGSHAFEN Das Straßentheaterfestival präsentiert jeden Sommer spektakuläres Open-AirTheater aus ganz Europa und teilweise aus Übersee. An zwei Tagen und drei Abenden können die Zuschauer an verschiedenen Orten in der Ludwigshafener City hautnah die Vielfalt des Theaters unter freiem Himmel erleben. Das Spek trum reicht vom fantasievollen Walk-Act über Musik-, Tanz- und Figurentheater bis hin zur aufwendigen Platzinszenierung. TERMIN 23. bis 25. Juli 2015 SPIELORTE Ludwigshafen, Innenstadt KONTAKT Veranstalter: Stadt Ludwigshafen – Kulturbüro, Bismarckstraße 44 – 48, 67059 Ludwigshafen Tel.: 0621 504-2263, E-Mail: [email protected], Internet: www.ludwigshafen.de PREISE Eintritt frei – Spenden sind willkommen! DAS SOLLTEN SIE NICHT VERPASSEN Blaas of Glory – „Heavy Metal Marching Band“ Diese mobile Brassband hat der Heavy-MetalSzene gerade noch gefehlt! Unplugged und mobil sind die Jungs unterwegs „on a highway to hell“! Höchstes Lob kommt auch von amtlicher Seite: Niemand Geringeres als die Jungs von Metallica sagen über die Niederländer: „Blass of Glory zaubert ein Lächeln in jedes Gesicht“– und wir freuen uns auf diese ungewöhnliche Mischung aus „harter“ Blaskapelle und Marching Band. www.blaasofglory.nl Mit „Agora Phobia“ erwartet die Besucher zum Festivalausklang eine der gegenwärtig spannendsten und spektakulärsten Platzinszenierungen der europäischen Szene – ein Theatererlebnis der besonderen Art. Mit ungewöhnlichen Bildern und überraschenden Einfällen entwirft Theater Gajes ein Szenario zum Thema städtischer Bauwahn. Das 13-köpfige niederländische Ensemble entführt uns mitten hinein in eine Baugrube. Mit optischen Tricks, fahrenden Großobjekten, agilen Darstellern und wunderbarer LiveMusik lässt die Gruppe um die Zuschauer herum die perfekte Illusion einer Großbaustelle entstehen. Eine der skurrilsten Baumaßnahmen, die die Stadt je gesehen hat, nimmt ihren Lauf: Nervöse Bagger, geplatzte Wasserleitungen, visionäre Architekten, sich selbst überschätzende Politiker und akrobatische Handwerker werden Hauptdarsteller in einer grotesken Soap-Opera, die – gespickt mit Andeutungen auf reale Baudesaster – manchen Baunagel auf den Kopf trifft. Eine Sternstunde des europäischen Straßentheaters! www.theatergajes.nl Die genauen Spielorte und -zeiten finden Sie ab Ende Juni unter www.ludwigshafen.de. Fotos: Blaas of Glory, Theater Gajes Theater Gajes – „Agora Phobia“ 36 Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 1/2015 NIBELUNGEN-FESTSPIELE NIBELUNGEN-FESTSPIELE Foto: UFA Fiction/Bearbeitung: Raum Mannheim „ Der Dom hat eine ganz eigene Magie“ Die Nibelungen-Festspiele starten neu durch. Mit Nico Hofmann, einem der erfolgreichsten und renommiertesten deutschen Filmproduzenten, haben die Festspiele einen hochkarätigen Nachfolger von Dieter Wedel als neuen Intendanten gewonnen. Vor der Kulisse des Wormser Doms präsentiert er ein Stück von Albert Ostermaier. „Gemetzel“ ist der erste Teil einer Trilogie, die das mittelalterliche Heldenepos einmal ganz anders erzählt. Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 1/2015 „Die Sehnsucht nach Geborgenheit und Familie trifft auf Zerstörung, Betrug und Egomanie. Das hat leider viel mit der gegenwärtigen Lage auf der Welt zu tun.“ Herr Hofmann, in Ihren Produktionen haben Sie sich immer w ieder mit der deutschen Geschichte befasst. Was begeistert Sie an der germanischen Heldensage? Der Nibelungenstoff ist die Ursuppe der großen dramatur gischen Ideen dieses Landes Deutschland.Vieles, was wir inhaltlich bewegen, dramaturgisch oder auch im Fernsehbereich, hat seine Ursprünge in der Nibelungensaga. Der Stoff ist archaisch und von einer Vielschichtigkeit, aus der man viele Ebenen herausziehen kann. Mich faszinieren die Frauenbilder unendlich. Bei längerer Beschäftigung finde ich diese mindestens so interessant wie die Männerwelt. Im Grunde ein Stoff, den man zigfach interpretieren kann. Das Spannende für Ostermaier und uns ist, jedes Jahr aufs Neue einen anderen Fokus zu entdecken. 37 Foto: Rudolf Uhrig NIBELUNGEN-FESTSPIELE FRISCHER WIND: Nico Hofmann und der neue künstlerische Leiter Thomas Schadt (links). und Egomanie. Das hat leider viel mit der gegenwärtigen Lage auf der Welt zu tun. Ostermaier inszeniert das als Warnung abgefasste Nibelungenlied auch als Antikriegsstück, als Antwort auch auf die Rezeptionen des Stoffes bei Fritz Lang bis hin zur USamerikanischen Fantasy-Serie „Game of Thrones“. Was gefällt Ihnen an Ostermaiers Nibelungen-Fassung? Die Idee von Albert Ostermaier, die Nibelungengeschichte aus ganz unterschiedlichen Perspektiven zu erzählen, hat mich begeistert. Das Thema in seiner ganzen Komplexität wird durch die triologische Gliederung neu beleuchtet. Inwiefern ist die Dom-Kulisse etwas Besonderes? Der Dom und der Heylshof bilden einen magischen Ort, der nach der Auseinandersetzung mit dem Nibelungenmythos ge radezu schreit. Wird es im neuen Stück von Albert Ostermaier Aktualisierungen oder Bezüge zur Gegenwart geben? Die Sehnsucht des jungen Ortlieb, Kriemhilds und Etzels Sohn, nach Geborgenheit und Familie trifft auf Zerstörung, Betrug Dass ein erfolgreicher Filmproduzent in die Theaterwelt eintaucht, ist eher ungewöhnlich … Meine Anfänge als Filmemacher sind eng mit dem Theater verbunden. Meine ersten Filme entstanden gemeinsam mit SchauNico Hofmann spielern des Mannheimer Nationaltheaters. Enge Beziehungen Seine Produktionen wie „Die Flucht“ oder hatte ich auch zum Heidelberger Theater in der Ära Peter Stolt„Unsere Mütter, unsere Väter“ erreichen immer zenberg, der ein enger Freund der Familie ist. Und in München wieder ein Millionenpublikum. Jetzt löst Nico hospitierte ich während meiner Filmhochschulzeit – durch VerHofmann Dieter Wedel als Intendant der Nibemittlung Stoltzenbergs – bei Dieter Dorn an den Kammerspielungen- Festspiele ab und kehrt damit in seine len. Die Liebe zum Theater ist geblieben. Und schließlich entdeHeimat zurück. Der heute 55-Jährige ist in cke ich ja auch für den Film die Schauspieler am Theater. Heidelberg geboren und volontierte nach dem Abitur beim „Mannheimer Morgen“. Im Anschluss studierte er an der Hochschule für Fernsehen und Film in München. Als Regisseur wurde er in den 90er-Jahren bekannt. Er drehte unter anderem „Der Sandmann“ und „Solo für Klarinette“ mit Götz George sowie die Serie „Balko“. Nico Hofmann ist seit 2013 Vorsitzender der Geschäftsführung der UFA FICTION, die seit August 2013 alle bisherigen fiktionalen Tätigkeiten der UFA Fernsehproduktion, Phoenix Film und teamWorx vereint. Was werden Sie anders machen als Ihr Vorgänger Dieter Wedel? Dieter Wedel hat Worms groß gemacht und mit Dieters Engagement sind die Nibelungenfestspiele zu einer deutschlandweiten Attraktion geworden. Der große Unterschied ist, dass ich die Intendanz wirklich als Intendanz begreife. Dieter Wedel, den ich sehr schätze, hat in Personalunion Regie, Buch und Intendanz kreativ gemanagt. Ich habe das auf mehrere Schultern verteilt. Das beginnt mit der Berufung von Thomas Schadt als künstlerischem Leiter und der Wahl von Albert Ostermaier als Autor. Ich setze sehr stark auf die Qualität meines Teams und auch auf den Nachwuchs, den wir gerade durch einen Autorenwettbewerb ansprechen wollen. › 38 Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 1/2015 NIBELUNGEN-FESTSPIELE „Ich bin gerne in der Region und möchte ihr etwas zurückgeben.“ Steht schon fest, welche Schauspieler engagiert werden? Es wird eine Mischung aus bekannten Namen und vielversprechenden jungen Talenten geben. Sie sind ja in Mannheim aufgewachsen und kennen von daher Worms und seinen Dom. Hat das Ihre Entscheidung beeinflusst, die Intendanz zu übernehmen? Ich habe eine Beziehung zu Worms. Ich selbst komme aus Mannheim. Viele Menschen entdecken ihre Liebe zu Mannheim auch erst auf den dritten oder vierten Blick, das ist wahrscheinlich bei Worms ähnlich. Ich kann nur sagen, die Spielstätte vor dem Dom, der Heylshof und die anderen historischen Stätten haben ihre ganz eigene Magie. Ich bin gerne in der Region und möchte ihr etwas zurückgeben. Man ist doch Kind der Region. Ich bin aufgewachsen zwischen Heidelberg, Mannheim, Ludwigshafen, Speyer, Worms, Neustadt und der Pfalz. Mein Freundeskreis ist seit 30, 40 Jahren überall hier verstreut. Jetzt für die Region eine Verantwortung zu übernehmen, nachdem ich mich teilweise gleichzeitig auch stark für die „Kulturhauptstadt Mannheim 2020“ und Oberbürgermeister Peter Kurz engagiert habe, war etwas Konkretes, das ich gestalten kann und das wir jetzt mit Freude angehen. ■ NIBELUNGENFESTSPIELE Neues Team und neues Stück: Intendant Nico Hofmann präsentiert eine Neubearbeitung von Albert Ostermaier. Darin wird die große Heldensage von hinten aufgerollt. Ortlieb, Sohn von Kriemhild und Etzel, erwartet die berüchtigte Verwandtschaft aus dem Burgenland. Ein Fest wird gefeiert nach all den Jahren der Trennung. Und alte Geschichten werden wieder erzählt – von starken Männern und schönen Frauen. Ein hochkarätiges Team um Regisseur und künstlerischen Leiter Thomas Schadt setzt die Geschichte auf der Bühne vor dem Wormser Dom um. TERMIN 31. Juli bis 16. August 2015 SPIELORT Worms, Kaiserdom INTENDANZ Nico Hofmann KÜNSTLERISCHE LEITUNG Thomas Schadt AUTOR Albert Ostermaier KONTAKT Nibelungen-Festspiele Worms, Von-Steuben-Straße 5, 67549 Worms, Ticket-Hotline: 01805 337171 (0,14 €/Min.. dt. Festnetz, aus anderen Netzen abweichende Tarife möglich), TicketService Worms: Rathenaustr. 11, E-Mail: info@ nibelungenfestspiele.de, www.nibelungenfestspiele.de PREISE 29 bis 129 Euro DAS SOLLTEN SIE NICHT VERPASSEN Kindertag bei den Nibelungen-Festspielen Auch unter der neuen Intendanz von Nico Hofmann gibt es einen Kindertag. Er bietet jede Menge Spaß für kleine und große Theaterfans. Der romantische Heylshofpark verwandelt sich in eine große Mitmachbühne und Abenteuer wiese. Kleine Theater stücke und viele Möglichkeiten, sich zu verkleiden, zu schminken, zu toben – für alle, die Theater lieben! 09. August 2015, 11 bis 16 Uhr, Heylshofpark in Worms Fotos: Bernward Bertram (Dom), Rudolf Uhrig (Kindertag) Mit dem Regisseur Thomas Schadt, dem Autor Albert Ostermaier, dem Bühnenbildner Aleksandar Denic und dem Choreografen Ted Stoffer haben Sie anerkannte Theatermacher gewonnen. Welche Qualitäten bringen sie ein? Thomas Schadt ist ein herausragender Regisseur, mit dem ich bereits bei mehreren Filmprojekten zusammengearbeitet habe. Ich vertraue seiner künstlerischen Arbeit sehr. Er wird für das Stück „Gemetzel“ von Albert Ostermaier eine eindrucksvolle Bildersprache finden. Großartig ist, dass wir Aleksandar Denic von uns überzeugen konnten, der gerade den Deutschen Theaterpreis „Faust“ in der Kategorie „Bühne/Kostüm“ gewonnen hat. Er hat sich den Wormser Dom angesehen und war so begeistert, dass er uns trotz seiner zahlreichen Verpflichtungen zusagte. Mit Ted Stoffer konnten wir einen international anerkannten Choreografen verpflichten, der uns bei unseren neuen szenischen Tanzideen hervorragend unterstützen wird. Denn erstmals wird bei den Nibelungen-Festspielen auch zeitgenössischer Tanz zu sehen sein. Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 1/2015 WEITERE FESTIVALS 39 WEITERE FESTIVALS IN DER METROPOLREGION DA WAR NOCH WAS … Queer-Kultur, Videokunst, Kurzfilmexperimente und vieles mehr – in der Metropolregion Rhein-Neckar bewegt sich auch jenseits der Top-Festivals einiges in Sachen Festivalkultur. Ein Überblick über die weiteren Highlights in diesem Frühjahr und Sommer. FLIMMERN UND ZUCKEN SOUND AND VISION: Der RobotikSound-Tüftler Martin Simon Geist (oben) und ein Still der Videokünstlerin Kasumi. 14–22 MÄRZ B-SEITE Die Fans wissen es schon lange: Der McCartney-Träller „Hello Goodbye“ ist nicht gerade ein Höhepunkt des Beatles-Opus, während der Lennon-Knaller „I Am the Walrus“ zu den echten Juwelen gehört. Perfiderweise hatten die Fab Four Letzteren auf der B-Seite der „Hello Goodbye“-Single platziert. Ein Beleg dafür, dass die B-Seite nicht nur der Platz für Experimente und Obskures, sondern auch für wahre Preziosen ist. Das Festival B-Seite nimmt diese Idee auf und überträgt sie auf die visuelle Kunst. Ob Video-Art, Computerkunst, Projektionen, Licht design oder andere experimentelle Formen, bei B-Seite flimmert und zuckt das ganze Spektrum an audiovisueller Kunst durch die Räume. Komplettiert wird das Ganze durch Gespräche, Vorträge und Workshops. In diesem Jahr wagen sich die Festivalmacher auch örtlich auf neues Terrain: Unter dem Titel „ZugaB – B-Seite meets Roche“ präsentiert das Festival in Kooperation mit Roche Diagnostics, dem Kulturbüro der Metropolregion Rhein-Neckar GmbH und der Alten Feuerwache am 26. März einen Parcours auf dem Roche-Werksgelände. „Kunst an Orte zu bringen, wo diese traditionell nicht so präsent ist, das ist ein Ziel der Kulturvision der MRN“, betont Henning Franke, Leiter Standortentwicklung bei Roche. „Warum also unser Werk nicht einmal in einem ‚ganz neuen Licht‘ erscheinen lassen? So haben wir Kunst und Forschung mit einem Festivalabend auf unserem Campus zusammengebracht und sind gespannt, zu welchen interessanten ‚Erleuchtungen‘ das führt!“ Und auch sonst wird Netzwerken großgeschrieben: So kooperiert B-Seite mit dem roBOt-Festival in Bologna – die erste Zusammenarbeit innerhalb des UNESCO Creative Cities Network, in dem Mannheim seit 2014 als City of Music mitmischt. 14. bis 22.03.15, Mannheim, www.jetztkultur.de/bseite 7. QUEER FESTIVAL LGBT – nicht nur für alle, denen dieses Kürzel absolut geläufig ist, öffnet das 7. Queer Festival im Heidelberger Karlstorbahnhof seine Pforten. Denn mit Namen wie Anne Clark, Karin Park, Current 93, Scott Matthew, Darkness Falls, Ja Panik oder Bonaparte haben die Macherinnen und Macher erneut ein (musikalisches) Programm auf die Beine gestellt, das weit über die lesbisch-schwule-bisexuelle-transgender-Szene hinausstrahlt. Und auch in Sachen Literatur, Kunst und Performance gibt es mit Thomas Meinecke, Manuel Möglich, Daniel Odermatt oder Charlotte von Mahlsdorf einiges zu entdecken und erleben. Dazu noch eine Filmreihe und eine Podiumsdiskussion über sexuelle Vielfalt und Schulunterricht – es ist angerichtet! Und natürlich darf auch eine rauschende Abschlussparty nicht fehlen: Die New Yorker DJane Kim Ann Foxman setzt ein fulminantes Ausrufezeichen ans Ende des Festivals! 18.04. bis 01.05.15, Heidelberg, www.queer-festival.de PARK IM BAHNHOF: „Apocalypse Pop“ heißt das neue Album, das die schwedische Elektro-GothIndustrial-Heldin Karin Park im Gepäck hat. 18–01 APRIL MAI Fotos: David Campesino (Geist), Idle Christoph Voy (Park) WAS HEISST HIER „NORMAL“? 40 Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 1/2015 Zugabe HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH! 25 JAHRE JAZZ AND JOY 19–21 JUNI Halleluja! Bereits seit einem Vierteljahrhundert wird jeden Sommer rund um den Wormser Kaiserdom gejazzt, gejammt, gerockt – „Jazz and Joy“ ist einer der Höhepunkte im rheinland-pfälzischen Kultursommer. Jazz, Soul, Swing, Pop und Rock stehen auf dem Programm – Bob Dylan, Joe Cocker und Al Di Meola waren schon hier und auch sonst tummeln sich internationale und nationale Stars sowie Newcomer und Talente auf den fünf Open-Air-Bühnen. Neben den musika lischen Highlights wartet auf die rund 20.000 Besucher auch im Jubiläumsjahr wieder ein spannendes Rahmenprogramm mit kulinarischen Leckerbissen, Jazz-Gottesdiensten, Old timer-Ausstellung und Kinderfest. 19. bis 21.06.15, Worms, www.jazzandjoy.de BESTE STIMMUNG: Auf dem Wormser Marktplatz heizte 2005 Joe Cocker den Fans ordentlich ein. WEITERE FESTIVALS 20. WOCHE JUNGER SCHAUSPIELER 5. MAIFELD DERBY Was ist Heimat, wenn sie sich gegen die eigenen Bürger stellt? Wie viel Realität verträgt die Liebe? Wem kann man vertrauen, wenn jeder Schritt überwacht wird? Individuum und Gesellschaft stehen im Mittelpunkt des Festivals, bei dem sich die junge deutschsprachige Theaterszene bereits zum 20. Mal präsentiert, mit Figuren wie Edward Snowden, Woyzeck oder dem jungen Werther. Laut, vielseitig und grün! Das Maifeld Derby punktet nicht nur mit Top-Acts wie Sizarr oder Gisbert zu Knyphausen und Lesungen oder Kurzfilmen auf der Parcours-d’AmourBühne. Auch Nachhaltigkeit wird mit dem Projekt „Greener M aifeld Derby“ in die Tat umgesetzt. Ein Festival mit guter Musik und fürs gute Gewissen! 10. NEUER DEUTSCHER JAZZPREIS Grenzen sind da, um sie zu überwinden – daran lassen die Finalisten des Neuen Deutschen Jazzpreises keinen Zweifel. Das Filippa Gojo Quartett entwirft mit Percussion oder Megafon einen Soundtrack für das scheinbar alltägliche Leben. Saxofon, Klavier und Celli treffen bei Lutz Häfner und Rainer Böhm aufeinander und Andreas und Matthias Pichler loten die Unterschiede zwischen Jazz, Folk, Rock, Pop, Alpen und Rocky Mountains aus. 13. und 14.03.15, Mannheim, www.ig-jazz.de 2. BÜRGERBÜHNENFESTIVAL 22. bis 24.05.15, Mannheim, www.maifeld-derby.de 19. HAMBACHER MUSIKFEST Schumann oder Mozart lauschen, dabei ein Glas Wein genießen und zusehen, wie sich der Abend über die Rheinebene legt? Das Hambacher Musikfest lässt diesen Sommernachtstraum wahr werden und hat weit mehr als reine Kammermusik zu bieten: Auch eine spanische Fiesta oder das Musikkabarett „Kunst der Unfuge“ stehen auf dem Programm. 03. bis 07.06.15, Neustadt/Weinstraße, www.hambachermusikfest.de 22. BADEN-WÜRTTEMBERGISCHE THEATERTAGE Die geballte Kraft von 32 Theatern aus ganz Baden-Württemberg präsentiert sich dieses Jahr in Heidelberg: Egal ob National-, Kinderoder Kleintheater – alle Bühnen sind Mitglied des Landesverbandes des Deutschen Bühnenvereins. Alle 24 Stunden zeigt ein anderes Ensemble sein Können. Publikumsgespräche mit den Regieteams, Vorträge und Late-Nights komplettieren das Theaterfest. 12. bis 21.06.15, Heidelberg, www.theaterheidelberg.de PALATIA JAZZ So nah am echten Leben ist kaum ein anderes Theaterfestival: Hier geht’s um echte Männer, dicke Frauen und das Kind im Erwachsenen. Um persönliche Kriege, um NSU-Attentate, Querschnittslähmung und Fußball als Weg aus der Armut. Insgesamt treten zwölf handverlesene Bürgerbühnen aus Deutschland und Europa auf. Latein meets English, Historie meets Avantgarde – diese Mischung führt das Festival schon im Namen. Passend also, dass die Konzerte mit Jazz-Größen und Newcomern an historischen Spielorten stattfinden. Dazu gibt’s Wein und mediterrane Speisen. 20. bis 27.03.15, Mannheim, www.nationaltheater-mannheim.de 20.06. bis 08.08.15, Pfalz, www.deidesheim.eu/palatiajazz Fotos: Rudolf Uhrig (Wormser Dom), Dennis Williamson ( Knyphausen) 06. bis 27.03.15, Bensheim, www.stadtkultur-bensheim.de Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 1/2015 WEITERE FESTIVALS 41 GIRLS GO MOVIE derschöne Kulisse für das A-capella-Ensemble „Singer pur“, das mit Girls Go Movie ist ein Festival für Film- seinem Programm „Field of Gold“ durch die Vokalmusik der Jahrfrauen und solche, die es werden wol- hunderte reist. Tags drauf lassen Sänger und Sängerinnen der len: Jungen Regisseurinnen zwischen Musikhochschulen Melodien aus Oper und Operette erklingen. 12 und 27 Jahren Chancen zu geben 11. und 12.07.15, Herxheim, www.herxheim.de und Ängste zu nehmen – das ist das Ziel. Die Zuschauer erhalten einen LEINEN LOS authentischen Einblick in die Welt der Leinen los – rund 400 Kinder und Jugendliche stechen in See, um Filmemacherinnen und erfahren bei die Welt zu erobern – oder zumindest die Bühne. Wie das geht, lerVorträgen und Diskussionen mehr nen sie in Workshops mit professionellen Theaterpädagogen. Ihre über Hintergründe und Wege zum Film. Entdeckungsreise führt sie dabei nicht nur hinter die Theaterkulis27. und 28.06.15, Mannheim, sen, sondern vielleicht auch zu ganz neuen Seiten ihrer selbst … Die erarbeiteten Inszenierungen werden am Ende präsentiert. www.girlsgomovie.de Den Meister der Wiener Klassik und Wegbereiter der Romantik kann man in Speyer in all seinen Facetten erleben: Die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz lässt seine Werke frisch und neu erklingen – teilweise im Zusammenspiel mit regionalen Musikschulen, dem Domchor sowie dem Kinder- und Jugendtheater Speyer. Dazu stehen eine Kammermusik-Matinée und eine literarisch-musikalische Liebesgeschichte auf dem Programm. 28.06. bis 05.07.15, Speyer, www.staatsphilharmonie.de oder www.speyer.de GASSENSENSATIONEN Kultur für alle und in all ihren Facetten: Literaturinszenierungen und Akrobatik, Comedy, moderner Tanz oder Pantomime – all das gibt es bei den Gassensensationen in Heppenheim zu bestaunen. Rund 30.000 Besucher strömen jährlich nach Heppenheim, um die lockere Atmosphäre des Straßentheaterfestivals zu genießen. 08. bis 11.07.15, Heppenheim, www.gassensensationen.de DER GROSSE ENDHIRSCH 15. bis 19.07.15, Mannheim, www.schnawwl.de THEATER AM TEICH Wenn bei diesem Festival Tränen fließen, ist das kein Wunder – schließlich hat es mit seiner Bühne im Teich im wahrsten Sinne des Wortes nah am Wasser gebaut. Lachtränen aber, wohlgemerkt! Denn unter anderem geht’s mit Ausbilder Schmidt und seinem Programm „Schlechten Menschen geht es immer gut“ ins humoreske Bootcamp. Für die Kleinen spielt die Musikbühne Mannheim das Märchenmusical „Rotkäppchen“. 16. bis 19.07.15, Weinheim, www.weinheim.de AUERBACHER SCHLOSSFESTSPIELE Tennessee Williams’ Drama „Endstation Sehnsucht“ wurde seinerzeit mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet, unvergesslich auch der junge Marlon Brando im Feinripp – jetzt gibt es das weltberühmte Theaterstück über die amerikanischen Südstaaten in der mittel alterlichen Kulisse der Auerbacher Schlossfestspiele zu erleben. Dazu kann man sich ein Vier-Gänge-Menü schmecken lassen. Die Jagd ist zu Ende: die Jagd auf den goldenen Hirschen und da- 19.07. bis 16.08.15, Auerbach, www.schloss-auerbach.de mit den besten Kurzfilm, den die Film- und Videoszene der Metropolregion Rhein-Neckar derzeit zu bieten hat. In den vergangenen 38. FESTSPIELE HEPPENHEIM zwei Jahren haben sich die Sieger der regelmäßigen Kurzfilm Kabarett, Klassiker, Komödie und Big-Band – die Festspiele Heppen abende in Mannheim und Heidelberg für den „Endhirsch“ qualifi- heim haben alles, was das Kulturfestival-Besucher-Herz begehrt. ziert – mit originellen Kurzfilmen, Dokus oder Musikvideos. Wer Die „Heinz Erhardt Revue“ lässt den 50er-Jahre-Komiker aufleben und in Heinrich von Kleists „Amphitryon“ stiften die Götter des wird Jagdkönig? Es bleibt spannend bis zum Schluss. 10. bis 12.07.15, Mannheim, www.endhirsch.de Olymp auf der Erde Verwirrung. Zwischen drei Gaunern entspinnt sich in „Auf und davon“ eine turbulente Dreiecksbeziehung und The World Famous Glenn Miller Orchestra spielt Leckerbissen der Swing- und Big-Band-Musik. 23.07. bis 05.09.15, Heppenheim, www.festspiele-heppenheim.de SCHLOSSFESTSPIELE ZWINGENBERG KLASSIK IM PARK Wer Oper, Musical oder Kindermärchen liebt, kommt bei den Schlossfestspielen Zwingenberg auf seine Kosten: Verdis „La Tra viata“ steht ebenso auf dem Programm wie „Jesus Christ Superstar“ und das artistische Märchen von der Hexe Knallpurga. Feierlich eröffnet wird das Festival im romantischen Schlosshof mit Werken von Richard Wagner und Carl Maria von Weber. Sieht aus wie ein französisches Landschlösschen, steht aber mitten im pfälzischen Herxheim – die Villa Wieser. Ihr Park bietet die wun- 25.07. bis 09.08.15, Zwingenberg, www.schlossfestspiele-zwingenberg.de Fotos: Frank Hoffmann (Girls Go Movie), Falko Wenzel (Ausbilder Schmidt) BEETHOVENFEST 42 Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 1/2015 Zugabe JETZT ANFORDERN – ALLE INFOS ZU DEN TOPFESTIVALS DER METROPOLREGION RHEIN-NECKAR Sie sind neugierig geworden und hätten gern weitere Informationen zu den Top-Festivals der Metropolregion? Füllen Sie einfach diesen Coupon aus, stecken Sie ihn in einen Umschlag und ab die Post an unten stehende Adresse! Senden Sie mir Informationen zu folgenden Top-Festivals – bitte ankreuzen: Heidelberger Frühling 21.03.–25.04. 2015 Heidelberger Stückemarkt 24.04.–03.05. 2015 Schwetzinger SWR Festspiele 25.04.–30.05 2015 18. Internationale Schillertage 12.–20.06. 2015, Mannheim 11. Festival des deutschen Films 17.06.–05.07. 2015, Ludwigshafen 21. Heidelberger Literaturtage 24.–28.06.2015 Heidelberger Schlossfestspiele 24.06.–02.08.2015 Internationales Straßentheaterfestival Ludwigshafen 23.–25.07. 2015 Nibelungen-Festspiele 31.07.–16.08.2015, Worms Wunder der Prärie 16.–26.09.2015, Mannheim 6. Fotofestival Mannheim_Ludwigshafen_Heidelberg 18.09.–15.11. 2015 XI. Festspiele Ludwigshafen Ende September bis Dezember 2015 Enjoy Jazz 02.10.–14.11.2015, Mannheim, Heidelberg, Ludwigshafen 64. Internationales Filmfestival Mannheim-Heidelberg 09.–24.10.2015 Mannheimer Mozartsommer Sommer 2016, Mannheim, Schwetzingen Ich möchte das Magazin „Die Festivals“ künftig kostenlos von der Metropolregion Rhein-Neckar erhalten. Herstellung: RAUM MANNHEIM – Büro für visuelle Kommunikation, Friesenheimer Str. 18, 68169 Mannheim, Tel.: 0621 150418-7, E-Mail: [email protected], Internet: www.raum-mannheim.com Projektleitung: Anna Hahn (MRN), Daniel Grieshaber Redaktion: Daniel Grieshaber, Astrid Möslinger Mitarbeiter dieser Ausgabe: Alexander Graf, Johanna Haag, Katja Herrlemann, Ulrich Rüdenauer Art-Direktion: Susann El Salamoni Schlusslektorat: Dr. Anja Steinhauer Druck: pva, Druck- und Medien-Dienstleistungen GmbH, Landau Straße, Hausnr. Titelbild: Nibelungen-Festspiele: Nico Hofmann/ Foto: UFA Fiction PLZ , Stadt E-Mail Auflage und Erscheinungsweise: 175.000 Exemplare; zwei Ausgaben pro Jahr Schicken Sie bitte den Coupon an folgende Adresse: Metropolregion Rhein-Neckar Kulturbüro Postfach 10 21 51 68021 Mannheim Ihre personenbezogenen Daten werden im Fall des erbetenen Erhalts von Informationsmaterial ausschließlich zu diesem Zweck und unter Beachtung der Datenschutzbestimmungen verarbeitet und genutzt. Ich möchte das Magazin der Museen & Schlösser kostenlos von der Metropolregion RheinNeckar erhalten. Herausgeber: Metropolregion Rhein-Neckar GmbH, Kulturbüro der Metropolregion, N 7, 5–6, 68161 Mannheim; Postfach 10 21 51, 68021 Mannheim; Tel.: 0621 12987-55, Fax: 0621 12987-52, E-Mail: [email protected], Internet: www.festivalregion.de Bildbearbeitung: Susann El Salamoni Vorname, Name JETZT BESTELLEN! Zusätzlich zu den Festivals präsentieren auch die Museen und Schlösser der Metropolregion ein eigenes Magazin. Dort finden Sie Hintergründe, Geschichten und Informationen zu geschichtsträchtigen Orten und spannenden Ausstellungen. Die nächste Ausgabe erscheint im April 2015. Bestellen Sie schon jetzt und lassen Sie sich das Magazin kostenlos zuschicken! Impressum DIE MUSEEN & SCHLÖSSER K U LT U R R E G I O N R H E I N - N E C K A R O K T O B E R 2 0 1 4 – M Ä R Z 2 0 1 5 Blick ins Atelier Die Museen und Schlösser locken mit spannenden Ausstellungen und Veranstaltungen. Alle Rechte vorbehalten. Reproduktion nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Herausgebers und der Redaktion. Für unverlangt eingesandtes Material übernimmt die Redaktion keine Gewähr. Die nächste Ausgabe erscheint im September 2015, Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 22. Mai 2015. Sie möchten das Festivalmagazin bestellen? Füllen Sie nebenstehenden Coupon aus oder bestellen Sie direkt im Internet unter www.festivalregion.de. Unter der Web-Adresse können Sie auch die vorangegangenen Ausgaben des Festivalmagazins nachbestellen – solange der Vorrat reicht. Thomas Nikolaus, Gesundheitspionier Er erkennt, was bei wem am besten wirkt. Jeder Mensch ist anders – auch genetisch. Deshalb setzen wir auf Personalisierte Medizin: Unsere Bereiche Pharma und Diagnostics arbeiten gemeinsam an Tests und Wirkstoffen, um Therapien besser auf die Bedürfnisse von Patienten abzustimmen. Unsere Innovationen helfen Millionen Menschen, indem sie Leid lindern und Lebensqualität verbessern. Wir geben Hoffnung. www.roche.de Chemie, die verbindet. Damit Kleine Großes lieben. Was sagen Kinder am häufigsten nach einem chemischen Experiment? „Wow!“ Ein kleines Wort, das ihre Begeisterung und ihren Entdeckergeist begleitet. Wir haben es unzählige Male gehört und das in mehr als 30 Ländern – in den „Kids’ Labs“ von BASF. Hier werden Kinder für einen Tag zu Forschern. Sie experimentieren und blicken spielerisch auf die Wunder dieser Welt. Wir glauben daran, dass diese Kinder eines Tages auch uns ein „Wow!“ entlocken werden. Wenn Wissenschaft Kinder begeistert, dann ist das Chemie, die verbindet. Von BASF. www.wecreatechemistry.com
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